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Stahl und Eisen, Jg. 36, Nr. 48

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N r. 4 8 . 30. N o v e m b e r 1916. 36. Jah rg an g .

FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENW ESEN.

Leiter des w irtschaftlichen Teiles

G eneralsekretär Dr. W. B e u t n e r , Geschäftsführer der hordw estlichen Gruppe

des Vereins deutscher Eisen- und Stahl­

industrieller.

EISE»

ZEITSCHRIFT

Leiter 4#>

technischen Teiles

■ D r .- J n g . 0. P e t e r s e n . s te llt e r tr . GescnanalÜhrcT des Vereins deutscher

E isenhüttenleute.

SdvuffC-0 AM 12 Der oögehobcnc Oberkasten

V - O c h & o n e S S P - A .v o ~

Abb. rv

c n

Kernkasten

A bbildung 1 bia 4 und 12 bis 16. E inzelheiten zum F o rm en einer H olländenvanne.

versehen- mit einem reichlich großen Rohr zur Luft­

abführung des Kernes (s, Abb. 8).

Nachdem auf dem Koksbett eine starke Schicht Sand festgestampft ist, wird die Auflageflächc, dem Modell entsprechend, vorgerichtet. Auf diese wird das aus starken Bohlen hergestellte Holzmodell, das nur zur Herstellung der äußeren^Form bestimmt ist, gesenkt, und nach der Wage ausgerichtet. Nach-

X L v m .„

Kopfenden. Bei kleineren Modellen genügen drei Kernstücke, und zwar eins an einem Kopfende und zwei, die die Längsseiten decken und je das andere Kopfende bis zur Hälfte umfassen.

Um eine gleichmäßige und regelrechte Auflage für die Kernplatten zu erzielen, benutzt der Former die in Abb. 11 dargestellte Schablone, die am Modell entlang geführt wird.

146

Das Formen einer Holländerwanne in Sand.

Von L. E m m e l in Buschhütten bei Siegen.

I

n Abb. 1 b i s 4 sind Längsansicht, Aufsicht sowie Querschnitte einer Holländerwanne dargestellt.

Da die Wanne mit dem Boden nach oben geformt wird, mithin der Kern in die untere Form kommt (s. Abb. 13), besteht die erste Arbeit des Formers darin, ein genügend starkes Koksbett anzulegen,

dem das Modell mit einem schweren Gewicht be­

lastet ist, stampft der Former die Schlußfläche, zur Anlage der äußeren Kernstücke, genügend fest und streicht sie glatt ab. Bei Wannen großer Ab­

messungen arbeitet man vorteilhaft mit vier Kern­

stücken, zwei an den Längsseiten und zwei au den

AbbY Schnitt C-D

Abb 12

3* AH, V

(2)

1150 S tah l und Eigen. D a s F o r m e n e in e r H o llä m d e rw a n n e i n S a n d . 36. Ja h rg . N r. 48.

o

Ist der Schluß für die Kern­

stücke fertigge­

stellt und mit Streusand oder festgestecktem Papier versehen, so werden die Kernplatten ein­

gelegt und ein Kernstück nach dem anderen, je­

des für sich, auf­

gestampft. Die am Modell vor­

springenden Leisten, Konsolen usw. sind während des Aufstampfens der Kernstücke lose beizulegen und werden später, nach Entfernung des Modells, seitlich herausgezogen. Wie aus Abb. 5 bis 8 zu erkennen ist, wird den großen Sandmengen der Kernstücke durch Einlagen von Quer- und Längs­

eisenstäben der nötige H alt gegeben.

Sind alle Kernstücke aufgestampft, so wird die Oberkastenlage glattgestrichen, das Modell losge­

klopft und herausgehoben. Die gesamte Außenseite des Mantels wird nun in einem Abstand von 70 bis 100 mm mit Holzlatten, die der vorgeschriebenen Wandstärke (10 bis 12 nun) entsprechen, belegt (s. Abb. 8 u. 13). Um dem Kern den nötigen Wider­

stand und die erforderliche Haltbarkeit gegen den Druck des Eisens zu geben, werden in den­

selben , nachdem er etwa bis zur Hälfte aufgestampft ist, Stab­

eisen in genügender An­

zahl, Stärke und Länge, hineingetrieben (s. Abb.

13). Nachdem der Kern fertig aufgestampft ist, wird über die Längs­

m itte der Wanne das Führungsbrett (s. Abb.

13) für die Ziehscha­

blone aufgelegt und m it Eisenmasseln be­

schwert. Dieses Füh­

rungsbrett ist zu beiden Seiten mit Leisten ver­

sehen, die die Steigung des Bodens angeben.

Auf diesen Leisten glei­

tet die Boden-Ziehscha­

blone (s. Abb. 12). Auf ähnliche Weise werden die Kopfenden des Bo­

dens mittels des Füh­

rungsbrettes (s. Abb. 9) und der Ziehschablone (s. Abb. 10) hergestellt.

, Die Uebergänge der ver­

schiedenen Bodenkur- ven werden von Hand ausgeglichen, wobei die Geschicklichkeit des Formers besonders be­

ansprucht wird. Ist derart dem Boden die vorgeschriebene Form gegeben, dann wird mit einem starken Luftspieß reichlich Luft in den Kern gestochen und zwar so, daß die Luft­

spießstiche das Koks-

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30. N ovem ber 1016. D a s F o r m e n e in e r H o llä n d e r u ia n n e i n S a n d . S tah l und Eigen. 1151

Dasselbe besitzt eingegossene sclnniedeiserne Oesen und Stäbe. Erstere ragen, zwecks Befestigung des Kropfballens, über den Oberkasten hinaus. Soweit möglich, wird der Kropfballen vor dem Auflegen des Oberkastens fertig aufgestampft.

Der Guß der Wanne findet entweder durch an die Kopfenden angesetzte und mit den Kernstücken gleichzeitig aufgestampfte Ansetzeingiisse oder direkt von oben statt.

Der Guß von oben ist deshalb eher zu empfehlen, weil das in der Form bereits vorhandene Eisen durch das von oben zuströmende stets wieder auf­

gefrischt wird, was bei den schwachen Wandstärken der Wanne von Bedeutung ist. Auch worden durch den Guß von oben die am tiefsten liegenden Punkte der Form zuerst gefüllt, und der Gußdruck wird dadurch gleichzeitig vermindert. Bei vorsichtiger Behandlung der Form, reichlichem Luftstechen, guter Trocknung und geeigneter Sandmischung

A b b .1 0

Schvb/onen-Führung e/ne

wie bei Abb. 13 zuAibS

A bbildung 9 bis 11. Schablonen V V /7//

zum F orm en der H olländerw anne. V 1 ! -1 ' -1 I >1 einzudringen vermag. Nun wird die Lage des „Grund­

werkes“ und „Nagelfanges“ nach der Zo:chnung bestimmt. Die Eisenstärke des Bodens wird durch

Schnrfr O-P

A bbildung 17 bis 19.

L än g ssch n itt, A ufsicht und Q uer­

sc h n itt des zugedeckten Obor- k asten s, des au fgebauten E in ­

gusses und der B elastung.

'L ctvn kvctir.-i

S chnitt M -tt

m n

bett erreichen. Die einzelnen Luflspießstiche Der Kropfballen der Wanne wird, weil er infolge werden auf der Bodenfläche vorsichtig zugedrückt, seiner Höhe einer besonderen, vorsichtigen Befesti- damit das Eisen beim Guß nicht in die Luftkanäle gung bedarf, auf einem Kerneisen aufgestampft.

auf den Kern aufgelegte Tonkuchen ernvttelt.

Der Ton wird zu diesem Zweck plastisch gemacht, der Kernkasten für die Tonkuchcn (s. Abb. 14) mit Holzkohlenpulver bestreut, der Ton hinein­

gedrückt und glatt abgestrichen. Die Modellteile für die Ventilöffnungen werden nun aufgelegt.

liegen keine Befürchtungen bezüglich Sehülpen usw.

vor. Der Verfasser hat Hunderte solcher Wannen von oben gegossen, ohne eine nachteilige Wirkung dieses Gießverfahrens bemerkt zu haben. Eine ge­

nügende Anzahl Eingußtrichter ist selbstverständ­

lich Vorbedingung; 35 bis 40 Eingußtrichter genügen

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1162 S tah l und Eisen. G u ß e ise rn e G ra b m a le a u s dem S ie g e rla n d e . 30. J a h rg . N r. 48.

für eine Wanne größter Abmessung. Auch werden 8 bis 10 Steigetrichter angebracht bzw. angeschnitten.

Durch starke Steigetrichter im Durchmesser von 100 bis 120 mm fließt das überflüssige Eisen der ge­

füllten Form schnell aus und vermindert dadurch den Druck.

Nach dem Aufstampfen des Oberkastens werden durch die Ocsen des Kropfkerneisens Eisenstäbe gesteckt und auf dem Oberkasten verkeilt. Der abgehobene Oberkasten wird, da er wegen des hohen Kropfballens nicht gut gewendet werden kann, auf Unterlagen gestellt und von unten geflickt (s. Abb. 15 und 10).

Nun werden die Kernstücke ausgegraben, an den äußeren Seiten der Kernplatten eiserne Pfähle eingerammt, die Kernstücke einzeln herausgehoben und außerhalb der Form so dicht wie möglich zu­

sammengestellt, so daß nur eine Lücke für den Durch­

gang des Formers bleibt.

Eine solche Zusammenstellung der Kernstücke ermöglicht ohne großen Wärmeverlust eine hin­

reichende Trocknung, falls keine entsprechend große Trockenkammer vorhanden ist.

Sind nunmehr aus dem Unterkasten die Latten für die Wandung sowie die Tonkuchen entfernt, dann wird dieser, ebenso wie auch der Oberkasten und die Kernstücke, ausgeflickt. Die zwischen, den Latten stehcngcbliebcnen Sandschichten werden da-

Gußeiserne Grabmale

Ein Mahnwort zur Wiederbelebung Von Oberlehrer Dr. H i (H ierzu Tafel I | i c Frage der künstlerischen Ausgestaltung der

Kriegerdenkmäler und Kricgergrabmäler ist neben den Aufgaben, die der Wiederaufbau der vom Feinde zerstörten Gebiete Ostpreußens gestellt hat, der wichtigste Gegenstand für alle Heimatschutz­

arbeit im Kriege geworden. Eine unübersehbare Fülle von Schriften, in denen die würdige Ehrung unserer gefallenen Helden in Wort und Bild erörtert wird, ist schon erschienen. Alle Arten des Krieger­

grabes und Kriegerdenkmales, das heidebepflanzte, mit Feldstein ummauerte Grab, der Heldenhain, das schlichte Steinmal unter der Heldeneiche, das voll­

endete Werk des Bildhauers in Stein und Bronze, das einfache Kreuz aus Eichenholz werden darin be­

handelt. Nur eine Art von Denkmälern scheint kaum oder doch nur gelegentliche Beachtung gefunden zu haben, obwohl gerade sie in dieser eisernen Zeit be­

sondere Pflege verdiente, das Gr a b ma l au s E ise n . Da sei es gestattet, auf eine alte, im südlichen Gau Westfalens ehemals bodenständige Grabmalkunst hin­

zuweisen, auf die gußeisernen Grabplatten des Sieger­

landes.

') E rw eiterter A bdruck aus den „ H e im a tb lä tte rn der R o ten E rd e“ . Septem ber 1910.

bei selbstverständlich weggeschnitten. Alsdann werden die entsprechenden Kernein den Unterkasten eingelegt, der Unterkasten geschwärzt und gut getrocknet. Nach Trocknung des Unterkastensund der Kernstücke wer­

den diese wieder auf ihren Platz in die Form ge­

bracht, eingestampft und der Oberkasten zugedeckt.

Im Gegensatz zur unteren Form wird der Ober­

kasten in grünem Sand gegossen. Abb. 17 bis 19 geben die Anordnung des Eingusses und der Be­

lastung zu erkennen. Um den Kernstücken den zur Aufnahme des Flüssigkeitsdruckes nötigen Wider­

stand zu verleihen empfiehlt es sich, diese durch unter die Gewichte gekeilte Holzklötze zu unter­

bauen (s. Abb. 19). Damit wird gleichzeitig er­

reicht, daß die Belastung den Oberkasten nicht in die Form-Teilfläche hineindrückt. Auch ist es vor­

teilhaft, beim Gießen der Wanne eine glühende Eisenstange in das Luftabführungsrohr zu stecken, weil damit die Luft Führung bekommt und dadurch die Gefahr eines Luftschlages, der den Kern zerstören könnte, vermindert wird.

Es mag noch darauf hingewiesen sein, daß die Herstellung einer derartigen Holländerwanne eine außerordentliche Geschicklichkeit und Gewissen­

haftigkeit des Formers erfordert. Gewissenhaftes, gleichmäßiges Stampfen des Kernes und des Mantels ebenso wie sorgfältige Luftabfuhr sind unumgäng­

liche Bedingungen.

aus dem Siegerlande.

der gußeisernen Grabmalkunst1).

,n s K r u s e in Siegen.

11 u n d 12.)

Dort, wo die Wiege der westdeutschen Eisen­

industrie zu suchen ist, wo der Sage nach Wieland der Schmied schon seine Schwerter schmiedete, ist auch wohl die Heimat der Kunst des Eisengusses.

Sic fand, von kleinen Gegenständen, Töpfen und Kannen, abgesehen, zuerst zur Herstellung von Ka­

nonen Verwendung, die man seit Beginn des 14. Jahr­

hunderts in Augsburg, Nürnberg und Straßburg schon aus Bronze gegossen hatte. Im Jahre 1444 wurden in Siegen auf Kosten der Stadt und der Grafen von Nassau dreißig eiserne Geschütze hergestellt, wahrscheinlich die ersten eisernen Kanonen, von denen uns berichtet wird. Von da an häufen sich die Nach­

richten über den Guß eiserner Geschütze, die wohl durchweg, wie der im Heeresmuseum zu Wien auf- bewalnte, im Jahre 1538 von Hans Pender zu Siegen gegossene Böller, eine mehr oder weniger reiche Orna- mentierung gehabt haben.

Günstiger für die künstlerische Behandlung des Gußeisens war die Herstellung von Ofen- und Kamin­

platten. Aus dem Jahre 1474 stammt die älteste Nachricht über das Gießen von Oefen im Siegerlande.

Meist waren es biblische Darstellungen oder Wappen, u’elche die Ofenplatten schmückten. Die Siegerländer

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30. N ovem ber 1916. G u ß e ise rn e G ra b m a le a u s d em S ie g e rla n d e . S tah l und E isen. 1153 Eisengießer ließen die kunstvollen Modelle von be­

rühmten Formschneidern aus Cölu kommen1).

Der Gedanke, den Eisenguß auch zur Herstellung von Epitaphien und Grabplatten zu benutzen, mußte im Siegerlande, wo es an einem zu künstleri­

scher Bearbeitung geeigneten Stein fehlte, besonders nahe liegen. Wann und wo er zuerst verwirklicht wurde, ist unbekannt. Siegerländer Grabplatten wurden bald ein wichtiger Handelsartikel, um dessen Vertrieb sich vor allem die Bewohner des südlichen Saucrlandes kümmerten. Noch 1729 beruft sich die Siegener Regierung gegenüber der kurkölnischen Rc- -gierung in Arnsberg darauf, „daß die dortige Unter- tlianen aus hiesigem Lande allerhand schöne Eisen- waaren, als unter ändern kleine und große Pött, Stubenöfen, Tacken (Kaminplatten), Brandreithern, Henghahlen, Radschienen, Radnägel, wie auch P l a t t e n auf di e G räb er, mit allerhand Wappen und dergleichen Waren mehr, so in diesseitigen Lan­

den verfertigt werden, darinnen bestellen und er­

kauften, auch solche Eisenwaaren, woran dieselben jährlich einen sonderbaren großen profit machen und bishero ihre Nahrung gesucht, von hier auf weiters in das Herzogtumb Westfalen, die Stifter Münster, Baderborn, Hildesheim, Osnabrück und andere Län­

der, gleichwie auch diesseitige Unterthanen verführen mögen“. Es war also hauptsächlich das west­

fälische Land, wohin die Siegener ihre Grabplatten absetzten, und darum ist es wohl angebracht, die uns erhaltenen alten Platten kurz zu betrachten. Freilich müssen wir uns dabei auf die Heimat des Platten­

gusses, das Siegerland selbst beschränken, und hoffen, daß diese Zeilen zur Durchforschung aller west­

fälischen Friedhöfe und Kirchen nach alten Siegener Grabplatten anregen mögen.

Die älteste uns erhaltene Siegener Grabplatte dürfte die in der Kirche des Klosters Keppel aus dem ersten Viertel des IC. Jahrhunderts stammende sein, die auch Ludorff in den Bau- und Kunstdenkmälern des Kreises Siegen erwähnt (S. 43). Aus der gleichen Zeit mögen zwei kleine (15 4 x 5 0 cm) Platten rühren, die vor einigen Jahren im Keller des oberen Schlosses in Siegen gefunden wurden und die Gräber des gräf­

lichen Kellermeisters und seiner Gattin geschmückt haben. Die eine trägt die Aufschrift: „Anno 1523 ist gestorben 96. jars (?) pansmit kcllcr got trost die sele“. Die andere, ohne Jahresangabe, enthält nur die Worte: „Kathrin, des KellersHuszfraw“ (Abb. 1).

Aus den Jahren 1529 und 1538 sind zwei Epi­

taphien an der Kirche zu Irmgarteichen erhalten (je 1,75 m hoch, 0,07 m breit) (Abb. 2), aus demJalue 1559 ein Epitaph in der Kirche zu Fern­

dorf, eine feine Renaissaneearbeit, das mit sechs Wappen umgebene Bildnis des Ritters Velten von der Hees darstellend (2,IG m hoch, 0,82 m breit) (Abb. 3). Außerordentlich reiche Renaissanceplatten

*) B edeutende S am m lungen a lte r O fennlattcn b e­

finden sich im G eschäftshaus des V ereins D eutscher E isen h iitten lcu tc in D üsseldorf, im M useum des Sieger- landcs in Siegen, in M arburg, in K assel u. a. 0 .

waren ehemals auf dem Martinifriedhof zu Siegen.

Zu Dutzenden sind sie Ende des 18. Jahrhunderts zum Besten des bedürftigen Siegenschen Kirchen­

fonds eingeschmolzen worden. Der Superintendent Grimm widmete ihnen 1824 im Siegener Intelligenz­

blatt einen wehmütigen Nachruf, worin er vor allem den Verlust der Grabplatte der Gattin des vertrie­

benen Wittenberger Professors Crellius beklagt, der von 1575 bis 1582 erster Prediger in Siegen war. Die Platte hatte neben einem lateinischen Distichon die gemütvolle deutsche Inschrift:

H ier liegt begraben ein christlich W eib, C h ristina G'rellin m it dem Leib G eboren zu Meißen in der S ta d t, Bei C hristo sie ihre W ohnung hat.

Das Distichon verdeutschte Grimm folgender­

maßen :

F e rn von der V a te rsta d t r u h t an dieser S tä tte Christine.

I n das schwere E x il folgte dem G a tte n sie treu.

M eißen verlieh ihr die Wiege, das G rab h a t ih r Siegen verliehen;

W alte D u Selige n u n droben, wo C hristus der H err, Dessen N am e D u trä g s t, den seinen die S tä tte bereitet, M it ihm d u ld ete st D u, herrsche n u n ewig m it ihm.

Den Unverstand der Siegener geißelte Grimm mit den Worten: „Leider sage ich, und abermals leider, denn immer bin ich der Meinung gewesen, daß die Nachwelt, wenn auch niemand mehr im Orte ist, der von den gefeierten Toten abstammt, solche Monu­

mente, sowohl zum Andenken derer, welchen sie ge­

setzt wurden, als aus Achtung für die fromme Ge­

sinnung derer, die sie einst setzten, als ein Heilig­

tum betrachten, und als ein ihr in diesen Zeitraum überliefertes Depositum treu bewahren soll, und nie erkenne ich ihr ein Recht zu, über diese Denkmäler nach Belieben zu schalten und zu walten, auch nicht sie,, um des sogenannten Gemeinde-Besten willen — eigentlich um des zeitlichen Eigennutzes oder um der Selbstschomiug willen zu Geld zu machen und hier­

mit aus der Welt zu schaffen.“

Daß die Kunst des Grabplattengusses auch das 17. Jahrhundert hindurch gewährt hat, beweist ein fürstliches Grabmal, wohl das bedeutendste, das im Siegerlande überhaupt hergestellt worden ist.

Fürst Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604 bis 1679), der Brasilianer, der treue Freund des Großen Kurfürsten, als dessen erster Statthalter in Cleve, Mark und Ravensberg er sich durch die Verschmelzung der rheinischen und westfälischen Lande mit Branden­

burg großes Verdienst erworben hat, ließ sich bei Leb­

zeiten in seiner Residenz Cleve unter hohen Buchen und Platanen, angesichts der weiten Rheinebene und der Sehwanenburg, ein eisernes Grabmal errichten, das in seiner Siegener Heimat gegossen war, eine An­

lage, die den Beifall Friedrichs des Großen in dem Maße fand, daß er in seinem Testament den freilich unerfüllt gebliebenen Wunsch äußerte, in gleicher Weise wie der nassauische Fürst bestattet zu werden.

Das Clever Grabmal hat folgende Gestalt:

In der Mittelöffnung einer halbkreisförmigen Mauer, in deren Nischen die vom Fürsten eifrig ge­

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1154 S tah l und Eisen. G u ß e ise rn e G ra b m a le a u s d e m S ie g c rla n d c . 36. Ja h rg . N r. 48.

sammelten antiken Vasen und Plastiken aufgestellt waren, stellt ein mächtiger gußeiserner Keuotaph, dessen vier Seiten die Wappen des Fürsten tragen (Abb. 4). Der Guß ist von Hermann Pithan in Marienborn bei Siegen hergestellt. D a der Fürst entgegen einer früheren Anordnung, nach der er in Cleve bestattet sein wollte, bestimmte, daß er in der von ihm im Unteren Schloß zu Siegen er­

bauten Fiirstengiuft beigesetzt wurde, ist dort über seiner Ruhestätte das aus Holz gearbeitete Modell des Clever Denkmals aufgestellt. Die Gruft, ein wohl in Anlehnung an die Katakomben des Alter­

tums errichtetes kreuzförmiges Gewölbe mit zwei Reihen von Sargnischen, ist durch eine gewaltige, 8 cm starke, gußeiserne Flügeltür abgeschlossen, die das nassauische Wappen und die Wahrzeichen des Todes trägt (Abb. 5). Auf der Rückseite, nach dem Martinifriedhof zu, ist eine gleichfalls gußeiserne Ge­

denkplatte für den Fürsten Johann Moritz ange­

bracht (Abb. 6). Auch die Sargnischen waren ehemals durch gußeiserne, mit Inschriften versehene Platten verschlossen, die leider bis auf eine bei einer 1892 vorgenommenen Erneuerung der Gruft entfernt wurden. Dem Fürsten Johann Moritz verdankt auch die Siegener Nikolaikirche den vor wenigen Jahren entfernten Fußbodenbelag aus gußeisernen quadra­

tischen Platten, die sämtlich mit dem Kreuz des Johanniter-Ordens, dessen Ordensmeister der Fürst war, geschmückt waren. Die Entwürfe zu dem Sarko­

phag, der Gedenkplatte und der Eingangstür der Gruft rühren vermutlich von einem holländischen Künstler aus dem Kreise der Quellinus, Honthorst, Eggers, Ryckwaert und Post her, denen der Fürst ein wohlwollender Mäzen war.

Eine andere, durch ihren Stifter bemerkenswerte eiserne Grabplatte aus dieser Zeit birgt die Kirche zu Bergcbersbach, an der Ostgrenze des Siegerlandes, schon auf nassauischem Gebiet gelegen, am Fuße jenes Berges, wo dank des lebhaften historischen Interesses von Kommerzienrat Jung-N euh ü ttc vor einigen Jahren durch die Ausgrabungen der vorge­

schichtlichen Siedlung bei Rittershausen die vielleicht älteste Eisenwerkstätte des Siegerlandes aufgedeckt wurde. Es ist eine schlichte Tafel mit lateinischer Inschrift, die 1644 Justus Henrich Heidfeld, der be­

rühmte nassauische Politiker und Vertreter der Wetterauer Grafen auf den Verhandlungen des west­

fälischen Friedensschlusses in Münster und Osna­

brück, seinem aus Waltrop in Westfalen gebürtigen Vater, dem Pfarrer von Bergebersbach, widmete.

Immer mehr wurden jetzt die eisernen Grabplatten üblich. Der Chor der Keppeler Klosterkirche ist mit acht Platten belegt, welche die Gräber der Aebtissin- nen aus der Zeit von 1562 bis 1736 decken. Ebenso hat der Chor der Dillenburger Schloß- und Stadt­

kirche ehemals manche gußeiserne Grabplatte ge­

borgen, von denen heute aber keine mehr erhalten ist. Nach einer alten Beschreibung lag unter dem Altar eine große, sehr starke eiserne Platte mit zwei Wappen oben und zwei unten. In der Mitte stand ein

Marienbild und darüber die Inschrift „Anno 1558 den 20. Tag Julii ist in Gott christlich abgeschieden der ervcstc Johann von Kreuze, der Sele der Almechtigo genedig sei.“ Immer mehr wurde es Brauch, die Gräber hervorragender Personen, die in der Kirche bestattet wurden, namentlich von Geistlichen, mit gußeisernen Platten zu schmücken (Abb. 7 u. 8);

aber auch im Freien, an den Außenwänden der Kirche und auf den Friedhöfen selbst verwendete man eiserne Grabmale, wie die Gedenktafel für den Fürsten Johann Moritz und die beachtenswerten Platten über den Gräbern des 1749 gestorbenen Grafen Carl Wi l h e l m v o n Wi t t g e n s t e i n und seiner Gemahlin geb. H e n c k e l v o n D o n n e r s m a r c k auf dem Berle- burger Friedhof zeigen1). Sind die aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhaltenen Platten durch die Wappen und ihr heraldisches Beiwerk bemerkenswert, so fällt bei denen aus dem 18. Jahrhundert vor allem die ornamentale Wirkung der Schrift auf, sei es, daß sie, wie bei der Grabplatte der Katharina Flender im Hofe des Oberen Schlosses zu Siegen (Abb. 9), auf die ganze Platte verteilt ist2), oder sich bandartig um die Platte zieht, in deren Mitte dann das Wappen ist. Auch die feine Profilierung der Platten ist beachtenswert.

Je mehr das Siegerland im 18. Jahrhundert die Herstellung von Fertigfabrikaten aufgab und sich auf die Erzeugung von Roheisen beschränkte, um so mehr scheint auch der Kunsteisenguß aufgehört zu haben. E v e r s m a n n meint in seinem 1804 in Dortmund erschienenen Werk über die Eisen- und Stahlerzeugung zwischen Lahn und Lippe, daß das rohe und ungeschlachte Machwerk des Sieger­

landes nur wegen der Güte des Eisens und dem Mangel an Konkurrenz so teuer bezahlt werde.

„In Marienborn“, erwähnt er, „fängt jedoch ein Geist der Veredelung an sich zu regen. H. W. Achen­

bach geht dort damit um, schöne Gußwaren zu liefern, ein Schleifwerk dazu anzulegen und mit Hilfe der Kunst und des Geschmackes eines vortrefflichen Künstlers aus der Düsseldorfer Schule, des Malers H. M'engelnberg, seine Formen zu verbessern.“ Diese Verbesserung scheint sich jedoch hauptsächlich auf den Ofenguß erstreckt zu haben.

Aus dem 19. Jahrhundert sind uns nur wenige gute Platten erhalten. Die künstlerische Behandlung der Schrift läßt, wie das Beispiel der Pfarrgräber unter der Friedhofslinde zu Krombach beweist, immer mehr nach. Seit dem zweiten Drittel des Jahrhunderts wurden noch Kreuze hcrgestellt, die, wie ein Katalog O Sehr schöne alte gußeiserne G ra b p latte n finden sich auch an der alten K irche in B ad Wildungcn sowie in M arburg.

2) Die Schrift la u te t: A nno 1710 D enn X X I. Tag M ertz is t H an s H enrichs F len ters seine liebe E hfrauw K a th rin n F lendcrin vor der Z eit vcrhoffentlich selich in dem H erren entschlafen. G ot gebe ih r eine fröligo A uf­

erstehung. I h r A lter ist gewessen 68 jar. I r Dcichprcdigtc ist gewesen aus dem ersten Buch Mose am X X III. Capidel am 1. Vers: S a ra w ard h u n d e rt und X X V II ja r a lt und sta rb in der H a u p s ta tt, die d a h e iß t H eb ro n in L ande K an an . D a kam A braham . D as e r sie b eklaget und b e­

weinet. D en X X I I I ta g is t sie begraben worden.

(7)

30. N ovem ber 1916. G u ß e ise rn e G ra b m a le a u s dem S ie g e rla n d e . S tah l u n d E isen. 1155 von 1850 zeigt, noch leidliche Formen hatten, wuch­

tige, unvergängliche Kreuze, die, auf einen Stein­

sockel gestellt oder unmittelbar aus dem Grabhügel hervorragend, noch mehrfach auf den Siegener Fried­

höfen zu finden sind (Abb. 10).

Namentlich der von 1843 bis in den Anfang der sechziger Jahre hinein belegte Friedhof an der Hund­

gasse in Siegen scheint fast ausschließlich gußeiserne Grabmale gehabt zu haben. Bei der Anfang dieses Jahrhunderts erfolgten Umwandlung des Friedhofes in einen öffentlichen Garten haben sie leider dasselbe Schicksal erfahren, wie ein Jahrhundert vorher die Grabplatten des Martinifriedhofes, trotz der Mahnung Grimms! Die schlichte, würdige antike Tombe mit einer aufgesetzten Urne, die das Grab des 1846 ver­

storbenen, um die Siegener Eisenindustrie hochver­

dienten Kommerzienrates Adolf Albert Dr e s l e r . schmückt (Abb. 11), zeigt ebenso wie das Kreuz auf dem Grabe des Bergrates Menzler und des Pfarrers Heftrich (Abb. 12), daß der Sinn für schöne Formen in dieser Zeit noch nicht ganz geschwunden war.

Neben antiken Formen waren, wie die Ornamente des Heftrichschen Kreuzes und die freistehende Grabplatte der Eheleute Stauf (Abb. 13) zeigen, damals gotische Formen besonders beliebt. Ein besonders prächtiges Stück aus dieser Zeit, eine schwere, auf einer Basaltsäule stehende Urne, birgt der alte Berleburger Friedhof (Abb. 14).

Vor hundert Jaliren hat uns die N ot der Zeit eine Wiederbelebung des Kunsteisengusses gebracht.

Die gußeisernen Plaketten, wie sie seit Ende des 18. Jahrunderts auf den schlesischen Hütten und im Westen während der ersten Hälfte des vorigen Jahr­

hunderts auf der Sayner Hütte hergestellt wurden, sind bekannt. Wie wir heute schon eisernes Geld haben, so wurde damals Eisen Ersatz für Kupfer, Gold, Bronze und Edelmetall. Mit. erstaunlicher technischer Vollendung wandte sich damals der Feineisenguß der Lösung künstlerischer Aufgaben zu, die selbst die zartesten Filigranarbeiten und den feinsten Medaillenguß umfaßten. Ausgehend vou der Gleiwitzer Königlichen H ütte, der 1798 eine Abtei­

lung für Kunstguß angegliedert wurde, verbreitete sich die Kunst auf die nord-, mittel- und süddeut­

schen Eisenhütten. Berlin übernahm die Führung, so daß 1808 bei der Einziehung der Kunstgegenstände durch die Franzosen nicht weniger als 749 Schmuck- gegenstände aus Eisen nach Paris gebracht wurden.

Als dann im Jahre 1814 dem Berliner Modellmeister Stilarksy die Erfindung der Sandteilform gelang, die es gestattete, Büsten und Figuren in der Sand­

masse hohl einzuformen, so daß das Modell dauernd gebrauchsfähig blieb, und eine dünnwandige Guß­

fläche erzielt wurde, bei der eine nachträgliche Zise­

lierung wegfiel, da hatte man vollen Ersatz für den seit langem in Deutschland nicht mehr geübten Bronze­

guß. Nun wetteiferten die Berliner Künstler aus dem Kreise um Schadow und Rauch in der Herstellung von Originalentwürfen für den neuen Kunstzweig, und das völlig aus Eisen errichtete große Siegesdenk­

mal auf dem Kreuzberg in Berlin mit Rauchs lebens­

großen Statuen in Eisenguß zeigt, bis zu welcher Leistung es die begeisterte Schwärmerei für die eiserne Kunst damals brachte1). Auch das Eiserne Kreuz, das am 18. Oktober 1816 von den Bewohnern der Grafschaft Mark zur Erinnerung an die Leip­

ziger Schlacht auf einem Felsvorsprung in der Grüne bei Iserlohn errichtet wurde, zeigt uns, wie man in jener Zeit dem Eisen bei der Errichtung von Denk­

mälern den Vorzug gab.

Der derbere Eisenguß, wie ihn die alten Sieger- länder Grabplatten zeigen, wie er aber den Zwecken des Grabmals durchaus angepaßt ist, dürfte kaum so große künstlerische und technische Schwierigkeiten bereiten, wie der Feineisenguß. Darum sollten wir auch heute dem Beispiel der Väter folgen und der eisernen Zeit einen eisernen Ausdruck geben. Eisen ist sehr viel billiger als Bronze, und daß die guß­

eisernen Grabplatten w e t t e r b e s t ä n d i g sind, be­

weisen die jahrhundertealten, gut erhaltenen Sieger­

länder Platten. Sollte es darum nicht möglich sein, die gußeiserne Grabmalkunst wieder zu beleben, und ist nicht gerade Westfalen, das Land des Eisens und der roten Erde, dazu berufen, die alte heimatliche Kunst wieder aufleben zu lassen? Kaum ein Material dürfte für Gedenktafeln an Kirchen, Schulen, Ge­

meindehäusern und Heldenhainen oder auch in Fa­

briken und Geschäftshäusern, wo man die gefalle­

nen Mitarbeiter ehren will, geeigneter sein; sei es, daß man die Platten, wie Fürst Johann Moritz es einst mit dem Johanniterkreuz tat, mit dem Eiser­

nen Kreuz schmückt, oder daß man die Schrift und andere Wahrzeichen des Krieges und des Todes darauf zur Geltung kommen läßt. Nur einiger guter Ent­

würfe bedarf es, damit auch der schlichte Former und Gießer in die Lage gesetzt wird, gute Arbeit für die nächstliegenden Bedürfnisse zu liefern. Hier könnten sich unsere westfälischen Künstler und Fabrikanten um eine wirksame Förderung der Friedhofskunst verdient machen, und es bedürfte gewiß nur einer Bitte an die Kirchenbehörden und Friedhofsverwal­

tungen, um die alte Kunst wieder bodenständig werden zu lassen. Ja, es wäre kein Fehler, wenn das eiserne Grabmal das von Marmor und Granit ver­

drängen würde. Wie wuchtig und würdig selbst für die Großen dieser Erde ein Eisengrab wirken kann, zeigt die Grabstätte des Fürsten Johann Moritz. Wie einst an den Wänden der Kirchen die Grabplatten an­

geschlagen wurden, so könnten heute an den Um­

fassungsmauern der Friedhöfe, an die sich jetzt meist

1 ) Ic h entnehm e diese B em erkungen dem A ufsatz „E in e

vergessene K u n s t“ von D r. E g b e rt D e l p y im S a lo n b la tt 1916, N r. 33, S. 633/66, d er a u ch eine R eih e A bbildungen von eisernen K u n stg e g en stän d en jen er Z eit au s der Sam m lung des Leipziger A rc h ite k te n Prof. L am preclit e n th ä lt. — N ach D elpy w urde der K u n steisenguß durch den b ald aufkom m enden Zinkguß v e rd rä n g t. Im J a h re 183S m u ß te die B erliner G ießerei wegen M angel an A bsatz ih re E isengüsse versteigern u n d 1848 w urden bei d er E r ­ stü rm u n g d er K önigl. M an u fak tu r die R ezep tb ü ch e r und Modelle d u rch den P öbel vernichtet.

(8)

1156 S tah l und Eison. U m s c h a u . 36. Ja h rg . N r. 48.

ein nach Stil und Geschmack wildes Durcheinander von Grabmälern der Reichen anlehnt, Grabplatten in der Form der alten Epitaphien vorgeschricben wer­

den, die in efettumsponnene Nischen eingelassen, eine sein- viel bessere einheitliche, künstlerische Wirkung ergeben würden.

Und noch etwas anderes dürfte unsere Zeit vom Studium der alten Grabplatten wieder lernen. Wir wollen ¿die Sentimentalität verlernen, da, wo sie nicht angebracht ist. Das gilt aber nicht von der Art, wie wir der Toten gedenken und sie ehren sollen. Unsere Grabinschriften dürften ruhig wieder etwas persönlicher und sentimentaler wer­

den, als sie es heute sind, wo wir oft nur kurz und geschäftsmäßig Name und Lebensdaten des Ver­

storbenen angeben. AVie fein und köstlich wirkt jene Grabinschrift für das Eheweib des Rektors Crellius, wie sinnig und humorvoll zugleich die auf dem Grab der Katharina Flenderin, und wie ernst und wahrhaftig die der Gräfin Polyxene zu Bentheim- Steinfurt auf dem Siegcncr Martinifriedhof, um deren

Abfassung Jung-Stilling gebeten wurde: „Im Schoß der Erde ruht hier eine Christin, die der Lebenslasten viele trug. Rein war ihr AVandel, standhaft ihr Dul­

den, sanft ihr letztes Entschlummern. Zärtlich liebte sie ihre Geschwister, mütterlich jeden Notleidenden, über alles aber ihren Gott. Es war Polyxene, Gräfin zu Bentheim-Steinfurt, Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben.“

Möchte die eiserne Zeit, wenn wir sie im Denkmale festhalten wollen, unsern westfälischen Landen einst verkörpert werden im Bilde eines Kriegers, von dem wir, wie das mittelalterliche Lied von dem eisernen Karl sang, sagen können:

„V on E isen H elm u n d B rünne, so H a u p t wie B ru s t ihm deckt,

D en E isenspeer die L inke hoch auf zum H im m el re c k t;

E s zü ck t das S chw ert von E isen die R ech te grim m ig wild.

Von E isen schier die Schienen, von E isen schier dor Seliild.

I n schw arzem E isenpanzer sein feurig schnaubend Roß, U nd eisern ihm zur S eite rings h e r der seinen Troß, All E isen n u r und E i s e n ---

Umschau.

Die neue Gießerei der Westinghouse Electric and Mfg. Co.

in Cleveland.

K ürzlich w urde die neue G raugießerei dor IVcsting- houso Co. in Cleveland in B etrieb genomm en, die sowohl d urch ihren U m fang w ie d urch ihre E in ric h tu n g b e­

m erkensw ert is t1). D ie Anlage um schließt auf 12 000 qm u m b au ter G rundfläche zwei zusam m enhängende und dennoch voneinander unabhängige G ießereien: eine A b­

teilung m it drei H allen für G roßguß u n d eine m it vier

w ährend der ganzen Schicht eingerichtet. Abb. 1 läß t dio allgemeine A nordnung dieser A bteilung in einem G rundrisse und einem Aufrisso erkennen. A n den beiden L ängsseiten sind jo 36 u n d 38 Eorm m asohinen verschie­

denster B a u a rt in langer R eih e aufgestellt. Sie erh alten d en F orm sand m echanisch bis in den F o rm k a sten z u ­ geführt, zu welchem Zwecke oberhalb jed e r M aschine ein F orm sand-Z uführungssehaclit IC vorgesehen ist. Sobald ein F o rm er eine genügende Zahl von F orm en fortiggestellt h a t, g ieß t er sie an O rt u n d Stelle ab 'u n d e n tle ert sie un-

H ollen fü r ICleinguß. Jed o A bteilung h a t eine eigene, von der der anderen völlig unabhängige Schm elzanlage, die zusam m en d urchschnittlich täglich 140 t E isen schmelzen. Zur B eförderung der Rohstoffo, d e r halb­

fertigen und fertigen Erzeugnisse dienen elektrische Laufkrane, S chm alspurbahnen m it elektrischen Zugwagen, elektrische H ängebahnen m it m itfahrendem F ü h re rsta n d u n d eine R eihe m annigfaltiger Aufzüge, Becherwerke u n d sonstiger m eehanisoher Fördereinrichtungen.

E ine der vier für K leinguß b e stimm ten H allen ist für u n u n t e r b r o c h e n e n G ie ß - u n d A r b e i t s b e t r i e b

') Iro n Ago 1916, 30. März, S. 767/74.

m ittelb a r nach dem E rsta rre n des E isens auf dem näclist- gelegenen G itterro ste G in d er M ittelachse der Halle.

Die Abgüsse w erden in den K übel ein er ununterbrochen tätig en H än g eb ah n geworfen, dio sie in dio Putzerei am E n d e d e r Gicßeroi b ringt, w ährend d er ausgeleerto S and durch den R o st fällt. D er aus B e to n m it Ziegel­

p flaster bestehende B oden d e r H alle ist u n terk ellert und d urch 19 S chachtöffnungen in d e r H allenacliso u n te r­

brochen, die in d ie u n te rh a lb angeordneten Sandlager- und A ufbereitungsräum e M führen. G itterro ste schließen die S chächte nach oben ab, w ährend sie nach u n te n m it trichterförm igen B lechgehäusen versehen sind, d urch die d e r ausgeleerto F orm sand in die 500 m m b reite R inne

(9)

„STAHL UND EISE N “ 1916, Nr. 48.

Tafel II.

r v

H o n e K n i e n .

Gußeis er ne Grabmale aus dem Siegerlande.

A bbildung 4. K en o tap h von F ü rs t J o b a n n M oritz von Nassau Siegen, f 1679 in Cleve.

D as G rabm al w urde in Siegen gegossen.

A bbildung 1.

K a th rin , des Kellers H uhsfraw . Siegen, oberes Schloß.

A bbildung 2.

G ra b p la tte aus d e r K irche in Irm garteichen.

A bbildung 3. G rab p latte des R itte rs von d e r H ees, 1559.

K irche zu Ferndorf.

(10)

A bbildung 5. T o r der F ü rs te n g ru ft am U n teren Schloß zu Siegen,

A bbildung C. G ra b p latte fü r den F ü rs te n Jo h a n n M oritz von NuBsau-Sicgen an d e r R ückw and d er

F ü rs te n g ru ft des U n teren Schlosses zu Siegen.

(M artini-Friedhof.)

Abbildung 7. G rab p latte n an der K irche in Ferndorf.

(11)

„STAHL UND E ISE N “ Nr. 48. T a f e l ! 2 .

Dr . H a n s K r u s e : G u ß e i s e r n e G r a b m a l e aus d e m Siegerlande.

A bbildung 8. G rab p latte n an der K irche in F erndorf.

Abbildung 9. G ra b p latte der K a th a rin a Flender, j- 1710. Am oberen Schloß zu

Siegen.

A bbildung 10. E iserne G rab p latte und K reuze a n der M artinkirche in Siegen.

(12)

A bbildung 11.

G rabm al des K om m erzienrates A. A.

D rcsler auf dem Friedhof an der H und- gasso in Siegen (f 1840).

A bbildung 12.

G rabm al fü r den P fa rre r H eftrieh.

F riedhof an d er H undgasso in Siegen.

A bbildung 13. Gußeisernes G rabm al der E heleute S tau f auf dem Friedhof an der

H undgasse in Siegen. 1858.

A bbildung 14. U rne aus G uß­

eisen.

F riedhof zu B erleburg.

(13)

30. N ovem ber 1916. ü m tc h a u . S tah l und Eisen. 1167

¡jitte r

T ’ M

550 uchenp/otte

dem Laufstogo L bewegt (siehe Abb. 1), der vor jedem F örd erb an d angeordnet ist. D er M ann h a t d afü r zu sorgen, daß alle Schächte s te ts m öglichst bis oben h in gefüllt sind, d a m it k ein F o rm e r gen ö tig t ist, auch n u r den Bruoh- teil einer M inute auf Sand zu w arten. D ie S chächte haben einen lichten Q uerschnitt von 3 0 0 x 3 5 0 m m und sin d u n ten d urch H ebelklappen verschlossen. D er Form er b ra u ch t n u r den H ebel niederzudrücken, um seinen K a ste n zu füllen; jedes E inschaufeln von Form sand fä llt wog, ebenso fa s t jede H an d h ab u n g des A ltsandes, d a dieser im A ugenblicke des E ntleerens d urch den A ltsandschacht u n te r dem E n tleerungsroste verschw in­

det. D ie S andaufbcreitungs- u n d F örderungsanlago h a t eine stündlioho L eistungsfähigkeit von 60 t N ousand.

Z u rzeit orgibt sich aber schon bei einer L eistung von stündlioh 40 t n ich t n u r die Mögliohkoit, säm tliche Frischsandzuführungsschächte in erforderlichem Maße voll zu haiton, es e rü b rig t sich dab ei sogar ein n ich t u n b e­

trä c h tlich e r Sandüborschuß. D ieser gelangt am E ndo d e r beiden Ilau p tfö rd ero r F auf einen Q uerförderer H, der ih n in einen S ch ach t J sc h ü tte t, aus dem e r durch seitliche Ocffnungen fü r allgem einen B edarf in d er a n ­ stoßenden Gießhalle entnom m en wird.

E ig en artig is t auch die A nordnung u n d A u sstattu n g der diese A btoilung ergänzenden G u ß p u t z e r e i . Sic ist m it zwei S ätzen von je zehn W hitingschen S cheuertrom m eln ausgerüstet, die einon D urchm esser von 700 bis 1200 m m besitzen. J e d e r S atz zerfällt in zwei R eihen von jo fünf T rom m eln m it dazw ischen an den D achbindern ungeord­

n eter A ntriebswello, dio bei einem Satz von einem 50-PS-, beim anderen von einem 35-PS-M otor angetrieben wird Abb. 2 zeigt ein Schem a dieser A nordnung als G rundlage fü r die folgendo Beschreibung, w ährend Abb. 3 einen G ußputztisch m it dem in seinem In n e rn eingebauten F ö rd erer fü r den fertig gep u tzten Guß erkennen läß t.

A ller K loinguß gelangt zu n äch st in dio Scheuertrom m eln A.

H ab en ihn diese vollkom m en von anhaftendem Sande gereinigt, so w ird er auf einen der Tische B gelegt, die u n m ittelb a r vor der R eihe d er Schleifm aschinen C stehen.

D er Schleifer w irft die geschliffene W are auf den Tisch D, von dem sie die F e rtig p u tz er übernehm en, um sio am A rboitstischo E im S chraubstocke m it Meißel u n d F eile vollends fertigzustellen. D er fertige Guß w ird dan n durch Ocffnungen auf dio R inne des zwischen den Tischen ein ­ g ebauten wagorcchton Förderers F geschoben. D er F ö rd erer h a t eine 600 m m b reite R in n e u n d is t 12 m lang. N ahe am Ablieferungsende ste ig t.d ie F ö rd e rk ette 600 m m hoch an u n d w irft d o rt die Abgüsse auf einen E m pfangstisch G

Abbildung 3. Qußputzcr-Arbeitstisch mit mechanischer Fördereinrichtung.

Gießerei lä u ft u n d je einen M otor von 10 P S erfordert.

U n m ittelb ar u n terh a lb des F örderbandes schließen sich Zuführungsschächtc aus Stahlblech an, dio u n ten u n ­ m itte lb a r in den F o rm k asten auf der Form m aschino m ünden. O berhalb eines jeden Schachtes befin d et sich ein bewoglicher A bstreifer, d er so über den R iem en e in ­ g estellt werden k ann, daß er allen Sand des Förderbandes so lange in die d a ru n te r befindliche Schachtm ündung stre ift, bis er w ieder zur S eite geschw enkt wird. D ie A b ­ streifer w erden von einem M anne bed ien t, der sich auf

ab, wo sie gesam m elt u n d geordnet w erden, um d an n zur V erw endungsstelle zu gelangen oder v erp ac k t und v e r­

s a n d t zu werden. — D ie P u tzere i fü r die anderen A b ­ teilungen is t m it einem Sandstrahlgebläse m it D rehtisch sowie m it zwei S an d strah l-P u tzh äu sern von je 2,7 x 3,6 m G rundfläche und 2,1 m H öhe au sg estattet.

In der K e r n m a c h e r e i fü r K leinguß, dio durchw eg von M ädchen b ed ien t w ird, is t d er A rbeitsraum im Gegen­

satz zu r sonst allgem ein üblichen A nordnung n ich t neben sondern ü b er den K erntrockenöfen angeordnet. In der

X L V III.,, 147

eines w agerecht arbeitenden Sandförderers B fällt. D ieser F ö rd erer lä u ft m it einer G eschw indigkeit von 8 m i. d. min, a rb e ite t auf eine Strecke von 80 m , b eansprucht einen M otor von 10 P S u n d sc h ü tte t den Sand in eine S ieb­

trom m el A von 3 m L änge und 900 m m Durchm esser.

Der S iebrückstand w ird m ittels eigenen Hebew erkes beisoito geschafft, w ährend d e r Siebdurchfall in eine kurze R ü tto lrin n o gelangt, in d e r ihm neuer S and nach B edarf zugeschaufelt wird. D er so aufgefrischto Sand g leitet in eino Grubo, aus der ih n ein B echerw erk C in ein 23 m höher angoordnetes zw eites Sieb von 1,2 m D urchm esser u n d 2,4 m Längo bringt. N ach dem Verlassen dieses Siebes

w ird der Sand durch eino S prü h v o rrich ­ tu n g befeuchtet, fä llt d an n in eine

Schlcuderm aschine (D osintogrator) u n d aus dieser in einen 4 0 1 fassenden S ta h l­

b e h älter D. Am B o­

den dieses B ehälters is t oino Sohneide­

v o rrich tu n g ange­

b rach t, d eren ro st­

a rtig gelagerten, h o ch k an t angeord­

n eten Flacheisen sich im entgegenge­

setzten Sinne vor- u n d rü ck w ärts b e ­ wegen u n d so den S a n d nochm als durch arb eiten u n d

Z usam m enballun­

gen vorhüten. D er A n trieb d er Schnoi- devorrichtung er­

folgt d urch E x ze n ­ te r von d er Achse des w agerechten F örderers E aus. der u n te rh a lb des großen B ehälters den beiden L ängsförder­

vorrichtungen F oberhalb der Form m aschinen den fertigen F o rm san d zu fü h rt. J e d e dieser F ö rd erv o rrich tu n g en be­

s te h t aus einem endlosen, 450 m m [breiten B ande, das m it 18 m /m in G eschw indigkeit in 6 m H öhe oberhalb d e r Form m aschinen auf jed er Längssoito durch die ganze

Abbildung 2.

Schema einer der drei Gußputzereien.

(14)

1158 S ta h l und Eisen. ü m t c h a u . 36. J a h rg . N r. 48.

M itte dos A rbeitsraum es befindet sich ein Becherw erk, das die frischen K erne v o r dio T rockenkam m ern bringt.

Die B echer bestehen aus schm alen Pfannen von 700 mm B reite und 325 m m Tiefe. Sie laufen m it 3 bis 6 m Geschwin­

dig k eit i. d. m in und erfordern einen M otor von 2,5 PS.

E in zw eites B echerw erk fö rd ert den Form sand in die K ernm achcroi, wo ihn eine schw enkbare A uslaufrinno in einen der d rei Sam m elbehälter gleiten läß t. .Jeder B eh älter d ien t fiir eino besondero Sandsorte; der V or­

arb eiter g ib t d u rch F ernsprecher der A ufbereitung A uf­

tra g zur Lieferung d e r gerade b enötigten Sandsorte.

Dio A rbeitstischo sin d d e ra rt um dio S an d b eh älter v e r­

te ilt, daß jede K ornm acherin bequem den erforderlichen Sand entnehm en kann. H a t ein M ädchen eine Schale m it K ernen, d ie nlle m echanisch aus den Büchsen gehoben, zum großen Toilo au ch m echanisch gepreßt w erden, fertiggestellt, so schafft sie diese zum Aufzug, woselbst eine besondero A rbeiterin un u n terb ro ch en d a m it beschäf­

tig t ist, dio K erne zu verladen. Dio K em öfen haben jo sieben ausziehbare L ad en von 1200 m m L änge u n d 1000 mm B reito, eine vorzügliche Auszieh- u n d A ufhänge­

vorrich tu n g der L aden u n d können nach B edarf m it Gas oder m it K oks gefeuert werden. — D a die K e rn ­ m acherei nur von M ädchen bed ien t w ird, is t sie vom übrigen B etriebe völlig g e tren n t u n d h a t einen besonderen Zugang von der Straßo.

E ig en artig is t auch dio A nordnung dos Modellagers u n d der M odollw erkstätten. B eide A bteilungen sind in einem siebenstöckigen E isen- u n d B etonbau u n terg eb rach t, der 60 m lang u n d 21 m b re it ist. D ie größten Modelle sowie alle F o rm p latten lagern in dem m it d er Gießerei durch ein Schm alspurgleis verbundenen Erdgeschosse, in den oberen Stockw erken lagern dio leichteren Modelle, w ährend sich im obersten, einem lichten u n d luftigen R aum e, u n terh a lb eines m it den F enstern nach N orden gerichteten Shcddaches dio m it allen neuesten E in ric h ­ tungen ausg estatteto M odelltischlerei befindet. Zwei Aufzügo m it P lattfo rm en von 4,5 X 3,3 m u n d von 2,7 X 2,1 m Grundflächo v e rm itte ln den V erkehr der B e ­ legschaft, dor R ohstoffe u n d der Modelle d u rch den ganzen Bau.

D ie G ießerei für G roßguß sta m m t zum größten Teil aus älte re r Z eit, w ährend die E rw eiterung einschließlich der H allo fü r ununterbrochenen B etrieb u n d des M odell­

baues e rst in jü n g ster Z eit von ein er am erikanischen Sonderfirm a fü r G ioßereieinrichtungen g e p la n t u n d au s­

geführt wurde. C. l r r e . i b e . r g e r .

Zersetzungserscheinungen an Gußeisen.

A n dor H an d von an d erer S eite m itg eteilter U n te r­

suchungen über Zersetzungserscheinungen an Gußeisen, im Kgl. M aterialprüfungsam t b eo b ach teter F älle von Zersetzungen an gußeisernen G egenständen u n d eigener V ersuche, die Zersetzung des G ußeisens kü n stlich zu erzeugon, w erden die U m stände, die z u r Z ersetzung fü h ­ ren, k largestellt1). D as Ergebnis lä ß t sich wie folgt zu- sam m enfassen:

1. F ü r alle beim G ußeisen bisher bekanntgew ordenen u nd beschriebenen Z ersetzungserscheinungen (auch als

„G rap h itieru n g “ , „Spongiose“ oder „E isen k reb s“ b e­

zeichnet) g ilt als G rundbedingung die G e g e n w a r t v o n F e u c h t i g k e i t in t r o p f b a r f l ü s s i g e r F o r m . I s t F euchtigkeit n ich t vorhanden, so k a n n Z ersetzung n i c h t cintrcten.

2. Dio Z ersetzung ist n ich t n u r auf „ g rau e s“ , g ra p h it­

haltiges E isen b e sch rän k t; sie k a n n au ch bei „ h alb iertem “ u n d „w eißem “ , völlig graphitfreiem E isen au ftreten .

3. E lektrische Ström e (z. B. vagabundierende) b e­

schleunigen, sofern das E isen die Stello d er Anode ein ­ nim m t, den Zersetzungsvorgang in hohem Maße.

*) Professor 0 . B a u e r u n d E . W e t z e l , M itteilungen aus dem K gl. M aterialprüfungsam t 1916, H e ft 1, S. 11/40.

4. B erührung des Eisens m it M etallen oder Legie­

rungen, die in d e r Spannungsreiho auf der edleren S eite stehen, ü b t gleichfalls eino die Zersetzung beschleunigende W irkung aus.

5. T herm oelektrische Einflüsse werden verm utlich die Zersetzung ebenfalls beschleunigen, doch liegt hierü b er zurzeit erst ein sehr geringes V eraucksm aterial vor.

6. Die A rt d er m it dem Eisen in B erührung stehenden F lüssigkeit ist, sofern die M öglichkeit d e r E inw irkung von außen stam m ender elektrischer Ström e gegeben ist, von w esentlichem E influß auf dio G eschw indigkeit der Z er­

setzung. S ta rk salzhaltige W ässer (z. B. Seewasser, A b ­ wässer usw.) begünstigen, als guto L eiter fü r E le k triz itä t, die Zersetzung in w eit höherem M aße als schlechte L eiter (z. B. destilliertes W asser, Regcnw asser, sehr reines L ei­

tungsw asser usw.). i f.

7. D ie Z e r s e t z u n g d e s G u ß e i s e n s i s t j e d o c h n i c h t a n v o n a u ß e n s t a m m e n d e e l e k t r i s c h e E i n ­ f l ü s s e g e b u n d e n ; s ic k a n n a u c h e i n t r e t e n , w e n n j o d e M ö g l i c h k e i t d e s Z u t r i t t s ä u ß e r e r e l e k ­ t r i s c h e r o d e r g a l v a n i s c h e r E i n w i r k u n g e n a u s ­ g e s c h lo s s e n i s t , n u r s c h r e i t e t s i e a l s d a n n g a n z e r h e b l i c h l a n g s a m e r v o r .

8. Wie die ausgeführten chem ischen A nalysen zeigen, fin d e t sich in den Z ersetzungserzeugnissen s te ts n u r ein Teil der im ursprünglichen M aterial vo rh an d en gewesenen m etallischen Stoffo wieder. D ie größere Menge ist herausgelöst. D en g rö ß ten V erlust (über 80 % in den u n tersu ch ten Fällen) w eist dos E isen auf, auch M angan u n d Silizium nehm en b eträch tlic h ab. D ie noch v o rh a n d e ­ nen Stoffe liegen in oxydisclier F o rm vor.

9. D er Z ersetzungsvorgang beim G ußeisen stellt sich als ein, dem eigentlichen R o stan g riff des E isens se h r naho v erw an d ter V organg dar. N ach den E rgebnissen d e r Angriffsversuche m it Lösungen sch ein t sogar dio o b e r­

flächliche Z ersetzung in eine weiche zusam m enhängende Masse eino u n m ittelb a re B egleiterscheinung eines jeden R ostangriffs beim G ußeisen zu sein. D ie als Io n e n in Lösung gehenden m etallischen B estandteile w erden (wie bei jedem R ostangriff) je nach M aßgabe des vorhandenen, im E le k tro ly ten gelösten oder m itg efü h rten S auerstoffs teils bereits an O rt u n d Stelle o x y d iert, teils vom E le k tro ­ ly te n e n tfü h rt u n d an an d erer Stello als O xyde abgeschieden.

Die an O rt u n d Stelle o x y d ierten Teile lagern sich zwischen den n ich t angegriffenen G ra p h itb lä ttcrn ab u n d verd ich ten sich d o rt allm ählich, verm u tlich auch u n te r M itw irkung gewisser Salze (z. B. K alksalze) aus dem E lek tro ly ten , zu einer m ehr oder weniger festen oder m ürben Masse. Gelegentliches A ustrocknen b egünstigt die V erfestigung d er Masse.

D as G raphitnetzw erk im grauen G ußeisen u n te rs tü tz t diese A blagerung u n d V e rk ittu n g auch noch d adurch, d a ß es die anfangs schw am m igen, w eichen O x y d ationsprodukte zusam m enhält. Im weißen E isen üb ern im m t d er Z em en tit diese R olle des G raphits.

10. B efindet sich das Gußeisen in bew egtem oder fließendem W asser, so w erden die anfänglich schw am m i­

gen, n u r lose h aften d en Zersotzungsm assen zusam m en m it den n ich t angegriffenen G ra p h itb lättc rn im m er w ieder a b ­ gew aschen u n d fortgeschw em m t, h ab en also keine Zeit, sich zu festeren Massen zu v erk itten .

H ierin lieg t verm utlich die E rk lä ru n g d a fü r, d aß m an an d en Innen w an d u n g en von W asserleitungs-, A bfluß­

oder anderen R öhren, d u rch dio größere Flüssigkeitsm engen fließen, wohl stark e, d urch R o stu n g bedingte V erringerung der W an d stärk e, auch wohl sta rk e A blagerungen von E isenrost finden k ann, d a ß m an ab er k a u m jem als irgend­

wie erhebliche Z ersetzungserscheinungen d er beschriebe­

nen A rt an ihnen b eo b ach tet h a t.

Die Zersetzungfen zeigen sich vielm ehr s te ts an den A ußenw andungen, vorausgesetzt, d aß die A ußenw andun­

gen m it F e u c h tig k e it in tro p fb ar flüssiger F o rm in B erüh­

ru n g gekom m en sind.

G ünstiger fü r das H aftenbleiben d e r G raphitteilchen u n d d a m it gleichzeitig auch fü r die A blagerung d er Zer-

(15)

30. N ovem ber 1916. U m sch a u . S ta h l und Eisen. 1159 setzu n g sp ro d u k tc an O rt und Stelle liegen schon die Ver­

hältnisse, w enn sich das G ußeisen in ru h e n d en Flüssig­

keiten befindet; am günstig sten ab er,w en n es v on feuchtem E rdreich, Sand usw. um geben ist.

H ier ist jede Gelegenheit zu r gew altsam en E n tfe rn u n g des G rap h its genom m en, so d a ß sich die oxydischen Zer- setzungserzeugnissp in R u h e ablagern u n d verfestigen können.

E s d ü rfte deshalb wohl kein Zufall sein, d aß die w eit­

aus größere M ehrzahl d er aus d e r P ra x is bekanntgew orde­

nen Zersetzungen des Gußeisens sich auf R ö h ren usw ., die im E rd b o d en gelegen h a tte n , bezieht.

11. Die G cfiigcuntersuehung zeigt, d aß beim grauen G ußeisen die Zersetzung s te ts den G ra p h itb lättc rn folgt u n d sich von ihn en aus allm ählich w eiter verbreitet-.

12. D er G ra p h it erscheint in auffallendem L ich t vielfach grau bis grauw eiß. Diese E rscheinung b eru h t lediglich auf einer optischen T äuschung, dio d u rc h das stä rk ere L ichtreflexionsverm ögen d er sich g u t polierenden G ra p h itb lä tter, gegenüber dem unvollkom m eneren L icht - reflcxionsverm ögen d er zersetzten, m ü rb en G rundm asse

D rehzapfen die K öpfe zw eier lo trech ter H u bstangen bilden. Diese H ubstangen w erden vom K olben eines schwingenden D ruckluftzylinders durch ein Gclenkhebel- werk auf und ab bewegt, wobei eine gem einsam e D reh ­ achse gleichmäßigen u n d parallelen H u b gew ährleistet.

E in F orm kasten w ird ü b er das Modell gebracht, m it Bolzen auf der M odellplatte befestigt und von H an d m it Sand gefüllt. I s t dies geschehen, so e rh ä lt d e r in der M itte dor Maschine u n terh alb d er W endeplattc lo trech t eingebaute R üttelzy lin d cr D ruckluft bis zur ausreichenden V erdichtung des Sandes, w orauf der übrige Sand abge­

strichen und ein B od en b rett m it kräftigen H artholzquer­

leisten oben am F orm kasten durch eine einfache Verdich­

tu n g festgeklam m ert wird. M it Hilfe eines zweiten Ven- tiles lä ß t m an nun die Wendcplattcf, m it dem F orm kasten hochgehen, w endet, so daß der Form kasten nach u n ten ko m m t, schiebt einen A usfahrw agen d a ru n te r und läß t die vorher goliobeno L ast sinken, bis die L eisten des B odenbrettes auf v ier einstellbare Bolzen des A usfahr­

wagens stoßen. D urch einen Hobclm echanism us werden die durch das Q ew icht der W cndeplatte u n d des Form -

hervorgerufen wird. D er G ra p h it als solcher w ird bei der Z ersetzung n i c h t angegriffen oder v erän d ert.

13. S chu tzan strich e, E m aüleüberzüge usw. gew ähren n u r solange einen Schutz, als sie vollkom m en d ich t sind.

Sind U nd ich tig k eiten e n tsta n d en , so k a n n u n te r sonst günstigen B edingungen die Zersotzung d o rt einsetzen und sich allm ählich auch u n te r d e r noch h a ften d en S ch u tz ­ sch ich t w eiter ausbreiten.

14. D ie w irksam ste M aßregel z u r V erhinderung der Zersetzung is t u n d b leib t der völlige A usschluß v o n F e u c h ­ tig k e it in tro p fb a r flüssiger F orm . q ßa u e r

R ü t te lf o r m m a s c h in e m i t n e u e r E in r ic h t u n g z u m M o d e ll- a u s h e b e n .

D ie Osborn M anufacturing Clo. in C leveland, Ohio, h a t eine neue R üttelform m aschine g eb au t1), die sich ebenso durch einfache B edienung w ie rasches A rb eiten in der P ra x is bestens b ew ährt. D ie M aschine is t fü r F o rm k asten bis zu 1650 m m L änge u n d 1200 m m B re ite eingerichtet, h a t einen H u b von 580 m m u n d b ew ältig t am R ü tte ltisc h e eine L a s t b is zu 2000 kg. Abb. 1 g ib t eine S eitenansicht und Abb. 2 eine V orderansicht d e r M aschine.

Zu B eginn des F orm ens w ird das auf e in er F o rm p latte untergebrachte Modell — im gew ählten Boispiele ein Schutzgehäuse für den K u rb elan trieb eines A utom obils — auf die W endeplatte g ebracht, deren gek rö p ft angeordnete

1 ) T he E ngineer 1916, 7. J a n ., S. 24/5.

2) Vgl. St.. u. E. 1910, 12. O kt., S. 1743/59.

k asten s se lb sttä tig genau eingestellten Bolzen in ihrer Höhenlage gesichert, w orauf die V erbindung zwischen F o rm p latte u n d F orm kasten gelöst wird. D urch B e tä ti­

gung eines V entiles b rau ch t nun nur noch die P la tte ge­

hoben zu w erden, um das Modell aus dem Sande zu ziehen.

D er H u b is t auf das k n appste bemessen; er re ic h t gerade aus, den u n tersten T eil des Modelles k n ap p ü b er den oberen F orm k asten ran d zu bringen. Man h at zum Schlüsse n u r noch den am W agen ruhenden F o rm k asten auszu­

ziehen, die W endeplatte zurückzudrehen u n d auf den R ü tteltisch zu senken, u m ohne w eiteres die A rbeit von neuem beginnen zu können. Z ur A usführung der gesam ­ ten , nur wenige M inuten erfordernden A rbeit h a t der die Maschine bedienende M ann n u r den F orm kasten auf­

zubringen, den Sand einzuschaufcln, zwei V entile zu bedienen u n d die W endeplatte in zwei Z eiten insgesam t um 360 0 zu drehen. D a die M aschine von einfacher, gedrungener, in keinem T eile einer außergew öhnlichen A bnutzung unterw orfenen A usführung ist, n u r v o n einem A rb eitsm ittel b etrieben u n d in allen bew egten T eilen g u t geschützt ist, d ü rfte sic sich auch bei längerem B e­

trieb e g u t bewähren. C . I r r e s b e r g e r .

E i n b r itis c h e s E in g e s tä n d n is .

U n ter d er U eberschrift „ A few problem s confronting b ritish foundrym en“ (Einige die englischen G ießer a n ­ gehende Problem e) v eröffentlicht H . S h e r b u r n einen A ufsatz1), d e r bem erkensw ert ist, weil er d ie U eberlegen-

U F o u n d ry 1916, J a n ., S. 7/9.

Abbildung: 1 und 2. Selten- und Vorderansicht der Rüttelformmaschine.

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