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Die wirtschaftliche Entwicklung der Industrie im Osten und ihre Einwirkung auf das Bevölkerungsproblem

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Academic year: 2022

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(1)

Die

unrtfcfyaftliĄe (EntœùMung

öer

3nbu(trie tm ©¡ten

unb

ií)re (EtntDtrimng auf bas Benölkerungsproblem.

Dortrag,

gehalten im itaatsunffenfd)aftltci)ett K u rfu s an öer pofener flkaöemie am 17. 3uni 1910

non

Profeffor Dr. (Tari Ittolltpo

Dart3ig=CangfuI)r, rEeájtttfáie tjodiîdiule.

£ e ip 3 tg

Derlag to n <L. Z. l } i r f d ) f e l ö 1910.

(2)

Verlag von C. L. Hirschfeld in Leipzig.

Lehrbuch der Finanzwissenschaft. Von Dr. Max von Heckei, Professor an der Universität in Münster i. W.

Erster Band. Preis M. 10.—, gebunden M. 11.50.

Dieses neue Lehrbuch der Finanzwissenschaft ist auf 3 Bände berechnet, von denen der erste vollständig abgeschlossen vorliegt. Der Verfasser, dessen Name durch zahlreiche Veröffentlichungen auf finanziellem Gebiet zu den bekanntesten zählt, beabsichtigt in diesem Werke den gesamten Stoff des Finanzwesens in einem abgerundeten System der Finanzwissenschaft darzubieten und sucht dabei aus den neuesten Vorgängen und Fortschritten der Finanzpolitik in unsern Kulturstaaten die Ent­

wicklungstendenzen der Finanzgeschichte und Finanzgesetzgebung herauszuschälen und sie zu festen Resultaten der Finanztheorie zusammenzufassen.

Die Grundzüge der Finanzwissenschaft. Zur Einführung in das Studium der Finanzwissen­

schaft. Vom Kaiserlichen Oberrechnungsrat a. D. Dr. W il­

helm Vocke. Preis M. 11.—, gebunden M. 13.— .

(1. Band der II. Abteilung des „Hand- und Lehrbuchs der Staatswissenschaften in selbständigen Bänden“ .) Vocke bietet in seinen Grundzügen der Finanzwissenschaft eine zusammenfassende Dar­

stellung der gesamten Materien und damit eine systematische Charakterisierung des öffentlichen Haus­

halts. Der Leser lernt hier das Wesen der Finanzwirtschaft kennen, er findet eine Schilderung der verschiedenen Einkommenszweige und insbesondere der Besteuerung, ein Kapitel, das der Verfasser m it besonderer Sorgfalt und unter einem eigentümlichen Standpunkt beleuchtet. Dann folgen noch zwei Abschnitte, die die Lehre von den öffentlichen Schulden und ein Schlußkapitel, das die öffent­

lichen Ausgaben, den Staatsaufwand behandelt. So w ird vor unsern Augen ein vollständiges und abgerundetes Bild des finanziellen Staatslebens entrollt.

Das Budget. Von Professor Dr. Max von Heckei.

Preis M. 10.—, gebunden M. 12.—.

(4. Band der II. Abteilung des „Hand- und Lehrbuchs der Staatswissenschaften in selbständigen Bänden“ .) Der Verfasser bietet in diesem Werke eine möglichst anschauliche Darbietung des ganzen Entwicklungsganges des Staatshaushaltes in seiner formellen Umrahmung. Dabei war der Verfasser stets bestrebt, die budget- und finanztechnischen Einrichtungen nicht nur theoretisch zu schildern, sondern dieselben stets m it einer vergleichenden Darstellung des positiven Rechtsstandes in den wichtigsten Kulturstaaten zu erläutern. Der ganze Stoff ist auf drei Abschnitte verteilt, von denen der erste die allgemeinen Lehren, die Aufstellung und Votierung des Budgets und die Entwickelung des Etats­

wesens behandelt. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich m it der Finanzverwaltung, ihrer Einrichtung und ihren Funktionen im Lebensprozesse des Budgets, während der letzte die Kontrolle des Staats­

haushalts und damit das letzte Auswirken des Budgets zum Gegenstand hat.

Die Kommunalfinanzen. (Grossbritannien, Frankreich, Preussen.) Von Dr. Richard von Kauf­

mann, weil. Geh. Regierangsrat und Professor in Berlin. Zwei

Bände. Preis M. 27.—, geb. M. 31—,

15. Band der II. Abteilung des „Hand- und Lehrbuchs der Staatswissenschaften In selbständigen Bänden“ .) Geh. Ober-Regierungsrat Dr. Freund sagt in seiner Besprechung im „Verwaltungsarchiv" : Das vorliegende Werk unternim mt die schwierige Aufgabe einer Darstellung der Kommunal­

finanzwissenschaft vom Gesichtspunkte dei Entwickelung, wie sie die drei Kulturstaaten Großbri­

tannien, Frankreich und Preußen genommen haben Es fü llt damit eine Lücke in unserer finanz- wissenschaftlichen Literatur aus und ist des Dankes aller wissenschaftlichen Forscher und praktischen Arbeiter auf diesem Gebiete gewiß.

Kritische Dogmengeschichte der Geldwert­

theorien. Von Dr. Fr. Hoffmann. Preis M. 8.—.

Äußere Ereignisse wie allgemeine Wirtschaftstheorien haben veranlaßt, daß die Darstellung der Bestimmungsgründe des Geldwertes und der Folgen, die eine Veränderung dieser Großen her- vorrufen kann, die Darstellung der Gesetze der Geldstatik und Gelddynamik immer wieder versucht wurde. Es w ird die Geschichte der Hartgeldwerttheorien von der ersten Aufstellung einer Lehre bis zur neuesten Zeit verfolgt. Knapp werden die allgemeinen Theorien, ausführlich die Lehren derjenigen, die einen neuen Weg beschritten, dargestellt und kritisch beleuchtet. Besonders wird darauf hingewiesen, wie die Geldwertlehre im Zusammenhang steht m it anderen Lehren, vor allem m it Wert und Krisentheorien.

(3)

Die

tDirtíá¡aftItá)e (EntaicMung

öer

3nöujtrie im ©ftcn

unb

ifyre CintDirkung auf öas Beoölkerungsproblem.

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B ortrag, ' «

gehalten im ftaatsm iífenf^aftlidjen K urfus an öer poferter Hitaöemie am 17. 3unt 1910

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Profeffor Dr. (Tari tïïo lltp o ---- '

Dan3tg=CangfuI)r, Œeàjnifdie Sjoájfdjule.

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Derlag non Æ. £. ljt r |à ) f e lô 1910.

(4)

1 1 3 3 8

BIBLIOTEKA UNIWERSYTETU GDAŃSKIEGO

*1101160753

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1101160753

(5)

Ille in e Herren, id) bin beauftragt, 3f)nen einen D ortrag 3u galten über bie Sage, bie burd) bie w irtfd)aftlid)e (Entwicbelung ber 3nbuftrie im ®ften unb itjre C inw irb u n g auf bas Beoölberungs»

problem gefdjaffen ift. 3d] felbft bin aus bem IDeften oo r nidft langen 3 abr en in ben ©ften getrommen unb ftet)e ben öftlidjen Derfyältniffen infofern m it äfynlidjen ©ebanben gegenüber, roie ein großer S eil oon 3tjnen, bie aus bem IDeften 3U biefem K urs gebommen finb. Der entfdjeibenbfte (Einbruch, ben alle gehabt t)aben roerben, bie aus bem IDeften in bie fflftm arb gebommen finb, ift w o i)l ber, baff grofje Seile bes ®ftens aucf) fyeute nod}

n id jt germ anifiert finb, roenigftens roenn man unter „germ anifiert fein" Derftetjt, bafj Beoölberung unb ID irtfd ja ft burdjaus beutfdjen G tjarabter tragen, bafj beine grunblegenben Differen3en 3wifd|en ber K u ltu r bes ©ftens unb ber bes IDeftens befielen. Aber ber ffiften gehört in weitem Umfang polnifdjer K u ltu r an. Die polen behaupten itjn , unb o e rtjü llt ober unnert)üllt t r it t auf itjre r Seite bie Anfdjauung Ije ro o r, baff biefe ffiren3gebiete in ber ijauptfadje ben pole n gehören, unb uns allen w irb nad) ein»

get)enber Beobadjtung metjr ober weniger beutlid) bas 3um Bewufjtfein gebommen fe in , bafj Iper in ber © ftm arb ein Streben nad) p o lo n ifie ru n g , nad) S laoifierung beftetjt. I D i r t) a b e n b e n K a m p f u m b ie © f t m a r b u n b n i d j t a lle in u m b e n B o b e n b e r © f t m a r b a u f b i e f e m a l t e n K o l o n i a l g e b i e t nod) e i n m a l w i e b e r a u f 3 u n e t ) m e n .

Don Deutfdjtanb aus gefefyen, ift ber gait3e ©ften Kolonial»

boben, unb w ir müffen, um einer fdjiefen Auffaffung oorjubeugen, oon oornt)erein feftftellen, bafj er tro tj aller Kotonifations»

l *

(6)

oerfud)e, 6te m it mei)r ober minder großem (Erfolg feit bett 3eiten bes heutigen ®rbens i)ier oorgenommen finb, unb tro ^ gegenteiliger Behauptungen nod) niemals o ö llig beutfd) geroefen ift; bie ffierm anifation bes (Dftens ift nod) niemals bis 3um Heft burdjgeführt. Hie hat es fid) bei ber ffierm anifation um etroas anberes gehandelt, als um bie (Einführung einer beutfdjen ®ber=

fd)id)t. Diefe ©atfadie hat in oergangenen 3ahrhunberten 3U 'her A u ffa ffu n g geführt, bafj bie politifdje Eroberung bes ©ftens noIl3ogen fei, roeil biefe beutfdje ffiberfd)id)t tatfäd)lid) herrfdjte.

Diefe periobe ber ije rrfd ja ft einer Meinen reinbeutfdjen ®ber=

fd)id)t ift aber burd; bie grunblegenben p olitifdjen unb roirt=

fdjaftlidjen Umroäl3ungen in ber lebten ija lfte bes oorigen 3afy>

hunberts befeitigt roorben.

EDir hoben es heute, toie allenthalben, fo auch lp er ben $ragen ber ITtaffe 3U tun. U n te r biefem ffiefidjtsroinkel ftellt fid) bas P roblem ber ffierm anifierung bes ®ftens gan3 anbers bar, als bie © erm anifation non (Hfafp£othringen. Der größte ©eil oon ©IfafpSothringen ift non jeher beutfd) geroefen, er ift niemals ro m a n ifie rt im Sinne ber H a tio n a litä te n fra g e ; rooI)l aber ift bort im nergangenen 3 a h rh u n b e rt eine 3eitroeilige (Trennung non Deutfdjlanb im politifdjen toie im kulturellen Sinn erfolgt, bie roeite Kreife nad; biefen beiben R idjtungen 3U guten

$ran3ofen gemadjt h a t, ohne bod) bie Stammes3ugehörigkeit ber ITtaffe 3U Deutfd)Ianb befeitigen 3U können. Desroegen hat es bort nad) ber geroaltfamen R eoinbikation bes Reichslanbes 1871 nu r in gan3 befd)ränktem S inn roeiteren p olitifdjen Kampfes beburft, um biefen ©eil beutfdjen Dolkes bem Deutfd)tum roieber 5urück=

3ugeroinnen, fonbern es hat n u r ber Amalgamierung ber roirt»

fd)aftiid)en Derhältniffe m it benen Deutfd)lanbs beburft, ber £os=

löfung non ben fran3öfifd)en tD irtfdiaftsnerhältniffen, um roieber fo gut toie rein öeutfdjes ©ebiet 3U fdjaffen.

4 Die t»trtjd)aftlid}e (Entroidtlung ber 3nbuftrie im ©jteti.

(7)

Die roirtjd)aftlid)e (Enttoidiiung ber 3ttbuftrte im fflfien. 5

®art3 anbers liegen bie D ertjältniffe im ffiften. Die n a tio n a le tätenfrage, bie 3ugeT>örigkeit jroetet Fjälftert ber Beoölkerung 3U 3wei nerfdjiebenen Kationen, fpielt b o rt neben ben gefangen w irt»

^djaftlicfjen D ertjältniffen in entfd)eibenbem BTa|e m it. (Es bebarf nidqt allein tD irtfdjaftlidtjer Am algam ierung bes ®ftens m it bem übrigen Deutfdjlanb, {onbern 3uerft ber (Entfdjeibung ber po!i=

tifdjen U tadjtfrage, ob ber ffiften auf bie Dauer germ anifiert ober fla o ifie rt roerben foll.

H u r e in ITtittel 3U ber nötigen Üerfd)mel3ung bes ffiftens m it bem gefamten übrigen Deuticblanb ift bie m irtfd ja ftlid je Eroberung, bie bisher n id jt erreicht ift. Sie alle kennen bie D erljältniffe, bie burd) bas Bernijarbfdje Bud) über bas pob nifdje ®emeinwefen im preufsifd)en S taat allen nor Augen gelegt finb, bie feljert w ollen. (Es genügt tjeute bei bem unbe3weifel=

baren Dorbringen unb bem notorifdjen A uffdjw ung bes poIni=

fdjcn ITtittelftanbes nid)t mel)r, eine beutfcfye ü)berfd)icbt in itjre r ije rrfd )a ft über bas roeite ®ebiet bes ffiftens 3U ftü^en, fonbern es ift in weiten Kreifen als notroenbig be3eid)net worben, bie getarnte Beoölberung 3U germanifieren, um bie S idjertjeit 3U gewinnen, bafj biefes oon preufjen erworbene £anb auf bie Dauer beut|d) bleibt. Ittad)tfragen finb es batjer in erfter

£inie, um bie es fid) bei biefem P roblem Ijanbelt.

Heben bem großen (Einbruch ber uorijanbenen politifdjen Differen3en auf bem ®ebiete ber H ationalitätenfrage ftet)t fü r jeben, ber aus bem IDeften hommt, ber (Einbruch, bafj es fid;

ebenfo um grofje inbuftrielle unb la n b w irtfd ja ftlid je Differen3en gegenüber ben Dert)ältniffen bes tDeftens 1) an beit. IDenn nun feit 3at)ren non p rio a te r Seite aus immer wieber wirtfd)aft=

Iidje Derfudje gemacht finb, um ben ®ften 3U inbuftrialifieren, um iljn fo fjöberer unb beutfdjer K u ltu r 3U3ufüIjren1 fo finb biefe ofyne weiteres als erfreulid) 3U begrüben. 31;re (Erfolge unb

(8)

TMifeerfoIgc gehören bem ffiebiete p riu a te r K olo n ifa tio n an, fie gehen auf bas R ifiko ber betreffenben Unternehmer, fie ftnb Derbienft unb Unglück oon einzelnen je nad) ihrem (Erfolg.

®an3 anbers liegen aber bie Dinge, roenn nom Staate aus burd) mirtfchaftspolittfche unb Derwaltungs-RTahnahmen ein mafp gebenber (Einfluß auf bie flbänberung ber oorhanbenen wirt=

fd)afttid)en D erhältniffe oerfudjt w irb .

„S a p ie ntissim e fiu n t om nia, quae p ro re p u b lic a f iu n t “ , fteht in Danäig am fjohen d o r. Das ID o rt ift häufig m ifp braud)t roorben, um jeber K r itik an ben ITTajfnahmen einer Regierung uon oorn herein 3U begegnen, foldjer K r itik unter bem ffiefiibtspunkt bcs befdjränkten Untertanenoerftanbes 3ügel an3ulegen. Solche K r itik ift aber abfolut »onnöten, um 3U einer w irklichen (Erkenntnis ber tatfäd)lid}en Derhältniffe 3U gelangen. R )tr haben eine Reihe non Sobrebitern ber heutigen Rtafenahmen 3ur © erm anifierung bes ©ftens. 3d) oerweife fpe3iell auf ben D o rtra g , ben fje rr p ro fe ffo r ijin ^ e am 19. Sep=

tember 1903 in Dansig im Derbanbe ©ftbeutfdjer 3nbuftrieller

„ü b e r bie 3 n b u ftria lifie ru n g s p o Iitik $riebrid)s bes ©rohen, oer=

nerglidjen m it ben non ©ofjlerfchen p lanen fü r tOeftpreuhen"

gehalten hat. (Er uerweift auf bie P o litik $riebrid)s bes ©rohen unb befürw ortet fü r heute bie Durchführung ih re r ffirunbibeen.

3m ein3elnen fagt er Seite 4: „D e r uerftorbene © berpräfibent uon © offler, bem biefe p rouin3 fo niei uerbankt, hat ben wahr=

h a ft ftaatsmännifchen ©ebanken auf bie Bahn gebracht, bah man aud) 3ugleid) ben ©ften in b u ftria lifie re n milffe. (Er hat bas Problem aufgeftellt, beutfdje Bauern auf bas £anb unb beutfdje 3nbuftrie in bie Stabte. RTit richtigem politifdjem 3n=

ftin k t hat er herausgefunben, bah utan bei biefer Rufgabe wieber an bie d ra b itio n ^ rie b rid js bes ©roßen anknüpfen müffe, fo w e it bie gegenwärtigen D erhältniffe bas geftatten“ . (Er fagt 6 Die tairtfdjaftlid^c (Entwicklung ber 3nbuftrie tm ffiften.

(9)

w eiter Seite 3 1: „D a s kann naturlici) i)eute nid)t mei)r in gan3 benfelben Sormen gemacht werben, es kann heute aud) nicht met)r bie Aufgabe eines K önigs non preufjen fein. Aber, bah biefer (Seift ftaatlicber Sürforge ba, wo er angebracht ift, unb in ben Sormen, bie ben gegenwärtigen D erhältniffen entbrechen, noch immer non Segen fein kann, bas beweift nad) allem, was idj baoon gehört habe, bie tD irkfa m ke it bes oerewigten ®ber=

p rü ft b ent en oon © offler auf bas glan3enbfte unb übe^eugenbfte.

D u rd ) oorübergehenbcHiidiJdjläge u n b K rife n b a rf man fid) babei nid)t entmutigen laffen“ . „S re ilid ), w er in ber D o lksm irtfd )a ft Iebiglid) einen natürlichen ffirganism us fiet)t, beffen £ebens=

pro3e|, mag er nun 3U B lüte ober D e rfa ll neigen, niemals burd) bie plumpe unb rauhe ija n b bes Staates gefäijrbet werben barf, m it bem ift über biefe Dinge nicht 3U biskutieren. IDer ben wirtfcfjaftenben ITtenfchen fid) wie einen überall gleichartig eingerichteten Automaten benkt, ber non ben roirtfd)aftlichen Sclbftintereffen allein fo in Bewegung gefegt werben kann, wie es feiner K o n ftru k tio n entfpridjt, ber w irb in bem gan3en friebericianifd)en Spftem n u r einen großen unb oerberblidjen 3rrtu m erblicken können." - „(Es komm t aud) fü r uns, meine id), n u r barauf an, ob ber Staat ein oitales 3ntereffe baran hat, bafe bie © ftp ro o h ^e n eine 3nbuftrie bekommen unb ein fold)es politifdjes 3ntereffe lie g t meiner Anficht nad) nor, es liegt in ber p o le n fra g e ". (Es hanbelt fid; alfo nad) f)int)e um bas Problem ber 3n b u ftrialifierung bes ©ftens wegen ber Polen*

frage. Die $rage ift alfo 3U biskutieren, ob Ejin^e Hed)t h a t;

ift bas Problem fo 3U löfen?

Hun ift es heute lEatfache, bah alle 3nbuftriaIifierungsoer=

fudje bes ©ftens bisher mihglückt finb. ijinhe felbft gibt in bem erwähnten Dortrag biefe lEatfache oollftänbig 3U fü r bie Regierung $riebrid)s bes ©rohen. Rad)bem biefe periobe ber

Die n>irtjd)aftlt<i)e (Entwicklung ber 3nbuftrie im ®ften. 7

(10)

8 Die nnrtfdjaftlidje (Enttrri&Iung ber 3nbuftrie im fflfien.

3n b u ftria lifie ru n g abgcf(i)Ioffen m ar, i)at im neuen Reid) an ber IDenbe ber Jed)3tger imb fiebäiger 3atjre ein ßroeiter 3n- buftrialifierungsnerfud) ftattgefunben. (Es ift Iei>rreic£), h ie rfü r eine Heine Schrift bes Regierungsrats $. R tarcinom ski „©f t « preufjens B e ru f fü r bie 3n b u ftrie " oom 3ahre 1872 3U ner*

gleichen. (Er e rftlä rt pofitin, baff bie 3nbuftrie ©ftpreufeens in feiner Beobadjtungsperiobe fidj n id jt allein nid)t fortentmickelt ijabe, fonbern fogar ijäufig Rterkm ale bes R ü c k tr itt s ober roenigftens bes Stülftanbes erkennen laffe. A ls ©rünbe h ie rfü r fü tjrt er tjerrfdjenbe D o ru rtcile gegen bie RTöglidjkeit bes (Belingens in b u ftrie lle r Unternehmungen an, bie er im mefent*

Iidjen 3 u rü * fü t)rt auf bie RTijferfoIge, roeldje fa ft fämtlicfje in ben lebten 3atjr3ei}nten ins £eben gerufenen neuen inbuftriellen Unternehmungen auf3utoeifen haben. A ls reellen ffirunb aber fü h rt er a n : „tü o llte man aber bem A nlafj bes $ei}ifd)Iagens ber inbuftriellen Unternehmungen in ben ein3elnen fä lle n auf ben ffirunb gehen, fo mürbe man feftftellen können, bah nicht ber RTangel irgenb eines ber ffirunbelemente ber 3nbuftrie ben Ktih=

erfolg oerfdjulbet, Dielmeljr teils bie perfönlidje U n fä h igke it bes Unternehmers, teils bie unrichtige XDaijI bes $ a b riko rtes, teils eine unrichtige S abrikationsm ettjobe, teils finan3ielle K a la m itä te n , teils enblidj ungefdjickte tedjnifdje £eitung ben S a li ober Rückgang bes Unternehmens 3ur $o!ge gehabt haben. (Es ift allerbings n id jt 3U leugnen, bah i>ie Pronin3 Preujfen fü r mandje 3nbuftrie3toeige abfolut keinen fidjeren Boben gemährt. (Es ift ferner audj n id jt 3U nerkennen, bah öie ffiren3fperre gegen R uhlanb, bie (Eifen3ÖIIe, bie nodj n id jt gan3 überrounbenen K lüngel einer gleidjm ähigm K om m unikation bem U m fange ber inbuftriellen Unternehmungen 3ur3eit nodj ge*

miffe Sdjranken feijert. Deshalb b a rf man aber bie Kläglich*

keit einer biefer Begren3ung entfpredjenben (Entmicklung ber

(11)

3nbuftrie rtict)t in $rage ft eilen.“ 3n fumnta ift ¡ebenfalls nid)t 311 oerkennen, bafj bie Beobachtungen biefes nüchternen Begierungsbeamten einen faft nollftänbigen tatfäcEjticbjext M ißerfolg ber bamals t>erfud)ten 3nbuftrialifierung auf bem H)ege ber ¡Tätigkeit bes freien Unternehmertums konftatieren.

Sie ift fpe3iell djarakterifiert burd) bie €ntftei)ung inbuftri=

eller Anlagen in ben form en ber mobernen (Erwerbsgefellfchaft.

Bie näd)fte Periobe ber 3nbuftrialifierung ift djarakterifiert burd) bie Tätigkeit bes ©berpräfibenten non (Boßler in Bäugig.

(Es kann nid)t bie Aufgabe biefes Dortrages fein, auf bie M ifc erfolge biefes Berfud)s im eingelnen epugehen. (Es genügt nad; biefer Richtung hm 3U uerroeifen auf bie abfoluten TTIiper»

folge ber norbifdjen (Elektrigitäts= unb Stahlwerke, bie nad) immer toieberijolten Derfudjen, biefes tDerk 3U fanieren unb nad) enormen 3ubufjen feitens ber 3ntereffenten unb ber Stabt Bangig fd jlie p d ) bod) in Konkurs geraten finb, ohne bafg irgenbroelcbe begrünbete Ausficht befteljt, wefentlicfjes aus biefem 3ufammen=

bruch 3U retten. Bie übrigen unter ber Agibe bes iferrn non ffiofjler burdjgeführten roirtfd)aftIid)en Unternehmungen finb ja über bas Stabium berKinberkrankt)eiten hinübergeführt worben, ohne jebod) irgenbweldje wefentlidje auf eigener K ra ft be=

ruhenbe (Entroiddungsfähigkeit 311 3eigen, fo weit fie nid)t m it ben ffirunblagen bes oftbeutfdjen rDirtfd)aftslebens in befonbers nahem 3ufamtnenhang flehen. (Es f)<mbelt fid) alfo, unb bas ift als übereinftimmenbe Meinung aller an biefen Berfud)en aktio Beteiligter feftguftellen, um eine red)t prob!ematifd)e Sache bei bem neueften üerfud), ben ©ften 3U inbuftrialifieren unb es bebarf bal)er heute wieber einmal bringenb einer Bar=

Iegung ber tatfädjlidjen ffirunblagen fü r bie Möglichkeit irgenb einer 3nbuftrialifierung, alfo in erfter £inie einer Unterfud)ung ber natürlichen (Begebenheiten im ©ften.

Die «nxtjdiaftlidie (Entoi&Iung ber 3nbuftxie im ®ften. 9

(12)

10 Die n>irtfd}aftli(ä)c (Entroicfelung ber 3nbuftrie ttn ®ften.

3uerft ift ba auf eine enorme Differens 3toifd)en Sd)Iefien auf ber einen Seite unb pofen, Pommern, ®ft= unb XDeii=

preußen auf ber anberen Seite hitButoeifen. 3n Sd)Iefien I)at fidj eine bobenftänbige (Broßinbuftrie entroidtelt auf ber ffirunb»

läge bes Befißes oon KoI)ie, (Eifen unb einer Reiße oon anberen ITtineralien. Biefes Dorftommen oon (Er^en unb Steinkohlen fet)It in [amtlichen anberen Seilen bes fflftens oollftänbig. 3n=

folgebeffen tja t fid) in Scblefiett eine natürliche 3nbuftrialifie=

rung ot)ne S taatshilfe ool^ogen, t roß bem bie Derkel)rslage Sdjlefiens 3um übrigen Beutfd)Ianb burcßaus nicf)t als befonbers günftig 3U be3eid)nen ift. ScEjIefien te ilt w eiter m it ben anberen öftlidjen prooin3en biefelbe (Befahr ber öfterreicEjifcpen unb ruffi=

fii)en ®ren3nat)e unb ber baburcl] gegebenen U nterbinbung bes Abfaßes in fein natürliches Hbfaijgebiet jenfeits ber ®ren3e bei ber t)errfcf)enben abfperrenben tö irtfd ja fts p o litik Beutfd)lanbs.

Sdjlefien bjat bas Siel ber 3nb u ftria lifie ru n g erreicht, troßbem fü r biefe p rooin3 burdjaus nitßt roefentlicEje Unterfcßiebe in ber B esorgung bes A rbeitsm arktes m it A rbeitskräften oorliegen gegenüber ber anberen p ro o ü rje n bes ©ftens.

B ie natürlichen Unterlagen jeher inbuftriellen p ro b u ü tio n finb oon ber H a tu r gebotenes R ohm aterial, K a p ita l unb Arbeits»

Kräfte. B a ift fe ^u fte ile n , baß bem ffiften, abgefeljen oon ©ber»

fdjlefien, eigene Kot)Ie fe ljlt. B ie öftlidjen prooüt3en finb infolge»

beffen auf ben Be3ug oon Steinkohle aus ©berfdjlefien, Rl)einlanb unb IDeftfalen ober (Engtanb angetoiefen. 3nfolgebeffen fp ie lt fü r biefe prooin3en bie 5racl)tfrage ber Kohlen eine entfd)eibenbeRolIe.

U)as bas K a p ita l anlangt, fo ift naih ben (Ergebniffen ber preußifdjen (£rgän3ungsfteuer eoibent, bafj bie oier genannten Prooin3en in ihren Refultaten w e it unter bem B urchfdjnitt bes übrigen Preußen bleiben unb fü r bie Ittö g lid jk e it inbuftrieller P robuküon ift infolgebeffen ebenfo m it einem 3m port oon

(13)

Die roirtjäiaftlidje (Entwicklung ber önbuftrte im ffijien. 11

Kapital, tote non Kohlen 3U rechnen. Die Beobachtung her Beoölkerungsnerhältniffe ber oier öftlidjen prooügen Preußens ijat roeiter, roas bie $rage ber Binnenroanberung angeht, eine fid; immer oerftärkenbe Abroanberung fpe3iell ber in lanbroirt»

fd)aftli<hen Betrieben aufgeroad)fenen Kreife ber Beoölkerung nad) bemtDeften gegeigt. Der Klänget oon^ Arbeitskräften roirö nielleidjt non Keiner anberen ©ruppe non Unternehmern ftärker beklagt als nom ffiroßgrunbbefiß, ber in ben öjtlidjen pronin3en iiberroiegt. 3nfoIgebeffen ¡ft ebenfo roie m it ber Uotroenbigkeit bes 3mports non Kotjten unb Kapital m it bem abfoluten 3roar;g 3um 3mport non Arbeitskräften in biefes ©ebiei fd)on 3m’

Durd)füt)rung bes bistjer überroiegenben Ianbroirtfdjaftiidjen Be=

triebes 3U rechnen, gefdjroeige benn 3ur Durchführung einer jn = buftrialifierung, bie eine ro eitere 3at)I non Arbeitskräften für itjre ©ntftetjung 3ur Dorausfeßung I]at. Unb roas bas ©nt»

fdjeibenbe ift fü r bie $rage bes Beoölkerungsproblems unb ba»

m it fü r bie $rage ber politifcßen Betjanblung biefer gan3en Dinge, b e r U a c h fd ju b b i e f e r A r b e i t s k r ä f t e e r f o l g t n id ) t aus g e r m a n i f d j e n f f i e b i e t e n , f o n b e r n e r f o l g t i m r o e f e n t l i d ) e n b ur d) bie (Einro a n b e r u n g o o n Sl ane n.

©s f e h l e n a l f o i m g r o ß e n f f i an3en b e t r a c h t e t bie b r e i n a t ü r l i c h e n © r u n b l a g e n f ü r eine 3n b u f t r i a l i = f i e r u n g bes f f i f t en s , r o e n i g f t e n s w e n n m a n e i n e 3n = b u f t r i a l i f i e r u n g i m g r o ß e n S t i l e n o r A u g e n hat .

3m ein3elnen ift 3U bem foeben Dorgetragenen 3U be=

merken, baß immerhin in geroiffem Sinne ein (Erfaß f ü r S t e i n k o h l e n fü r inbuftrielle 3roecke b ur d) B r a u n k o h l e 3U ermöglichen ift. Daß fid) Braunkohle in gleichem Sinne roie Steinkohle inbuftriell oerroenben laffe, roirb oon niemanb be=

hauptet, aber als Surrogat roäre bie Braunkohle nid)t 3U oer=

adjtcn. €s gibt 3roeifeilos Braunkohlenlager im ©ften; id)

(14)

oermeife fpeßtell auf bie Unterfudjung oon Kleine urtb Dort Kofenberg=£ipinski, bie am 20. © fitober 1905 in pofen bem Derbanb ©ftbeuifdjer 3nbuftrieIIer oorgetragen finb. ITteine refum iert feine Anfd)auung babin, bah bie (Erfci)Iiefjung abbau»

roiirbiger BraunitoI)IenIager in abfefjbarer Seit ßunefjmen toerbe, er betont aber, bah bie Bohrung eine gan3 unfidjere Sache fei unb bah ¡ebenfalls bisher nichts irgenbtoie rDefentlidjes erreicht fei. (Er fjebt ferner heroor, baff biefe B raunkohle burdjaus ftein S u rro g a t fü r bie Derroenbung non Steinkohlen in ben F abriken fein könne. B e rg ra t oon Rofenberg=£ipinski hebt fpegiell her»

oor, bah bie Hoffnung, in ber p ro o in 3 pofen Steinkohlen 3U finben, nach bem bisherigen Befunb fo gut roie ausfidjtslos fei unb bah ctlfo non nutjbaren brennbaren KTineralien bas midi»

tigfte bie Braunkohle fei. Biefe komme aber in 3U toenig mäd|tigen $lö3en oor unb fei baf)er toenig abbauroiirbig. Auber»

bem komme n u r Siefbau in $rage, nid)t Sagebau unb es fei bafjer non oornherein fü r jebe 3naugurierung oon Braunkohlen»

bergbau bie Derroenbung bebeutenber Kapitalmengen erforber»

iid |. 3n pofen honble es fid) um re la tio fd)toache, aber breite

£ager oon B raunkohlen, beren © u a litä t als gut 3U beseidjnen fei, befonbers toegen ihres ffiasgehalts. B er Abbau biefer Kohle biete aber enorme Schmierigkeiten toegen ber groben Bebenken, bie bie ID afferführung ber 3U burd)bred|enben ©efteine m it fid;

bringe. (Er komm t infolgebeffen 3U bem R efultat, bah bie Aus»

befpumg bes Braunkohlenbergbaues im ©ften ted)nifd) 3toeifeI=

los möglid), aber auf alle $cille teuer fei. Sefouftellen fei, bah bisher nichts erreicht fei. ITtit Ked)t meift er n u r auf eine B lö g lid )ke it hin, ben Braunkohlenbergbau bennod) rentabel fü r 3nbuftriaIifierungs3toed?e 3U geftalten, fie lie g t barin, bah and) bie p ro b u k tio n oon Steinkohlen in Beutfdjlanb immer teurer merbe, megen bes 3roanges, in gröbere Siefen 3U gehen, um 12 Die tDtrtjd)aftIid|e (Enirrndtlung ber 3nbufirte im ©ften.

(15)

abbautnürbige 5103c 31t treffen. 5ü t jebe Braunkohlenförberung fprid)t im (Dften bie RTöglihkeit, burdi fie 5rad)terfparniffe gegen*

über bem an fidj nötigen 3m p o rt non Steinkohlen aus anberenpro*

buktionsgebieten 3U er3ielen. So richtig biefe ©atfad)e ift, fo roirb man it)r bod) 00m o o lk s ro irtfh a fttih e n Stanbpunkt aus gegenüber {¡alten müffen, baß ber {Transport non Steinkohlen fü r bie pre u jjifh e n Staatseifenbai)nen einen lu kra tin e n 3tneig ii)re r {Tätigkeit ausmad|t, fo baff ein roefentIid)er HusfaU auf biefem ffiebiete 3U eine Sd)mälerung ber Rente ber Staatsbahnen, bie bas Rückgrat ber preuffifhen S ta a te n barftellen, führen müffe. U n te r foldjen Umftänben ift ber 5orberung nad) ftaat*

lidjen Derfudjen 3U Hebung bes Braunkohlenbergbaues, bie er*

hoben tourbe, bisher non ftaatlidjer Seite n u r in gan3 be*

fd)ränktem Blaffe 5oige gegeben, allerbings bisher aud) ohne (Erfolg.

Reben Steinkohlen unb B raunkohlen komm t als 5euerungs=

m aterial ber iEorf in B etrad)t. ©s fteht feft, baff biefer fidj bisher in keiner 5orm fü r inbuftrielle 3rneke geeignet h ah fpe3ieU fü r bie © ro jfin b u ftrie . Rad; ben (Ergebniffen ber Unter*

fudjungen non D r. RT. (Taro unb B r . R). Selbt, bie biefe am 16. Ronember 1906 bem üerbanb (Dftbeutfdien 3nbuftrieEer norgetragen hoben, ift 3U3ugeben, baff bebeutenbe IRoorflächen fü r bie ©orfausbeute in biefen ©ebieten in Betracht kommen.

B er (Torf kann in ber 5orm fo rg fä ltig gearbeiteten Rtafhinen*

torfs ein red)t gutes tfeism aterial bieten, bas fü r aEe 3roecke ber fjei3ung nerroenbet tnerben kann, faEs bie ijei3anlagen ber Der*

roenbung non © o rf fpe3ieE angepajft tnerben. © r bietet aber auf aEe 5äEe, roie ©aro feftfteEt, ein minberroertiges ijei3=

m ate ria l bar. B ie Rtethobe ber Derkokung non © o rf auf bem IDege ber trockenen BeftiEation ä h n lih ber ber £}ol3oerkohlung bietet n a h ein3elnen Derfuhen bie R Töglihkeit rationeEer Der*

Die roirtfcijaftltdje (Entroicfelung ber 3nbuftrie im (Dften. 13

(16)

roenbung bes (Eorfs. (Earo ftellt aber feft, bafj ber roirtfd)aftlid)e (Erfolg biefer P e rfa ljre n oon alHuuielen $abtoren abhängig fei, als bafj er ftänbig fern follte. Spejtell fü r ben (Dften ftellt (Earo fü r je ^ t bie ITTögiidjheit rationeller Derroenbung ber Deftillations»

oerbobung birebt in Abrebe. (Etroas beffere Ausfid) ten fielet (Earo in ber R töglidjbeit, ben (Eorf 3U oergafen unb bas erhaltene

©as in ©asmafdjinen 3U nerroenben. A u f biefem IDege fei rechnungsmäßig bie lttö g lid )b e it ber Befdjaffung einer 3ai?res=

pferbebraft in 5orm oon <Elebtri3ität m it ca. 70 bis 80 Itlb . feft3uftellen, alfo nicfjt Jföljer, als an foldjen Stellen Deutfdjlanbs, bie über große tD afferbräfte oerfügen. Am roidjtigften fdjeint (Earo bie Derroenbung bes (Eorfs burd) birebte Dergafung 3ur (Er3eugung non K räften, bie bei ber $ a b rib a tio n non Kalbfticb=

ftoff 3U gebrauchen feien. (Er fa g t: „(Es roirb bas RToor in großem RTaßftabe oerroertet, es roirb bas £anb b u lturfätpg gemacht unb es roirb eine p ro b u b tio n gefdjaffen, roeldje im

£anb fa ft unbefdjränbte Aufnahme als (Erfaß eines Auslanbs»

probubtes finbet unb in benfelben lanbroirtfd)aftlid;en Betrieben oerroenbet roirb, bie a u f ben enttorften $läd)en aufblüljen. Die Anglieberung ber £)ol3fd}leif= be3iel)ungsroeife Kalbfticbftoff=Sabri=

bation ergibt enblid) oerroertbare transportable probubte, bie unter Benußung ber Hilfsquellen bes £anbes entfteijen unb im

£anbe Selb burd) B erbauf nad) anberen £änbern, be3iel)ungs=

roeife burd) (Erfparnis ber A uslanbseinfuljr einbringen. Diefe 3nbuftrien müffen öesßalb als bobenftänbig angefet)en roerben unb iljre Durchführung liegt im Rahmen bes (Erreichbaren unb rtü ß lid )e n ". Schließlich betont (Earo, baß unter Anroenbung bes fogenannten Rtonb=€arofd)en Dergafungsoerfaljrens fü r I)al=

bentrocbenen (Eorf fa ft ber gefamte Sticbftoff non (Eorf in $ o rm oon Ammoniab gewonnen roerben bönne. Der (Erlös aus bem Ammoniab, roeldjes in ber $ o rm non Am m onfulfat als Ieid)t

14 Die u>irtf<i)aftlicf)e (Eniroiätlung ber 3nbuftrie im (Dftcn.

(17)

abfe^bares, |ttd i|to fffa ltig e s Düngem ittel erhalten roirb, bedte nicf)t n u r bie Koften bes Betriebes, fonbern roerfe t)ielfa«i)en

©eroinn ab. Die bei ber N abrikation non A m m onfulfat ent»

ijaltenen ®aje feien nicht n u r fü r Krafaroecke befonbers gut ge»

eignet, roeil fie non konftanter 3u|ammen|eSung unb befonbers rein feien, fonbern fie könnten aud) fü r alle 3roedte ber ije iju n g oerroenbet roerben unb ergeben, entfpredjenbe Neuerungen noraus»

gefegt, bie l]öd)fte (Temperatur. Befonbers gut eignen fid) ber»

artige Anlagen ju m Stablfdjmeljen, ba bas ©as abfolut fdjroefel»

fre i fei.

D orerft befteben nun im ©ften keinerlei Anlagen, um biefe ted)nifd|en Rtöglichkeiten aussunutjen. (Es ift bat)er feft»

3uftellen, baff es, bis berartige Anlagen gefdjaffen roorben finb, bei bem Nefylen Dort Steinkohlen, ber relatioen Ungeeignetheit non Braunkohle unb ber bisher nicht in roefentlidjem Umfang in bie p ra r is überführten Derroenbungsmöglichkeit bes (Torfes fü r größere inbuftrielle 3roecke babei bleibt, baff bas roidjtigfte R ohprobukt fü r eine 3n b uftrialifierung, bas ijei3m aterial in biefem ffiebiete nicht 3U bem pre ife 3ur Derfügung fteht, 3U bem es in beit bisherigen 3nbuftriegegenben Deutfdjlanbs unb runb um bie beutfdje 6ren3e h erum im Auslanbe 3ur Der»

fügung fteht.

Unb ebenfo geht es m it bem Dorkommen dou (Eifen.

Die roenigen Brauneifenftein» unb Rafeneifenfteinlager können fü r eine 3n b u ftria lifie ru n g bisher n id jt ge3ählt roerben. (Es roürbe alfo neben bem 3m port non B rennm aterial fü r eine ©rojj»

inbuftrie bes 3m ports non Roheifen, U)al3eifen, Stabeifen, ffiufj»

eifen unb S ta h l bebürfen, um aud) n u r eine N ertigfabrikatin»

buftrie in biefen ffiegenben unterhalten ober neu ins £eben rufen 3U können, ©ine tjodfofeninbuftrie wäre nad) ben bisherigen

©rmittefungen unb ©rfahrungen n u r an ber Hüfte m it frember Die toirtfdjaftlicfje (Entroidileng ber 3nbuftrie tm ©ften. 15

(18)

K o ijle unb fremben ©rsen benkbar. $ ü r Öen ©ften bleibt alfo auf biefem ©ebiet im beften $ a ll bie TRögücfykeü, eine ben fpeäiellen lokalen Bebürfniffen bes öftlicEjen rDirtfdjaftsIebens angepafjte Kleineifeninbuftrie, fpejiell trtafd)inen= unb ffiufp toareninbuftrie, toie fie fd)on in © ra u b e n in bebeutenben IDerken burd)gefüf)rt ift, ins £eben 3U rufen.

Aud) fonft ift aber an biefer Stelle ber ffiebanke 3U oen*

tilie re n , ob es nid)t benkbar erfcbeint, an bie Steile ber alten Borbebingungen ber © ro fjin b u ftrie toenigftens 3U einem ©eil bie © ^eugung oon K ra ft burd) bie Bereinigt erfolgenbe Der»

toenbung ber oorifanbenen tD afferkrafte 3U befdjaffen. ©s roirb nach bem heutigen Staube ber ©edjnik 3U3ugeben fein, bafj in Pommern unb ©eilen tDeftpreufjens eine berartige Ausnutjung oon tD afferkraftaniagen burdjaus innerhalb bes B e re ite s ber IK öglid)keit liegt. XDir finben batjer tjie r fd)on je tjt allgemein ein ta tkrä ftig e s ©ingreifen non Kommunen unb feitens ber Prooin3en, um burd) © inrid)tung oon Stauroerken, burd) ©al=

fperren unb ät)nlid)es, inbuftrieüe K raftanlagen I)er3u}teIIen.

D orerft toerben biefe Überlanb3entralen aüerbings rooi)I im roefentlidjen BeIeud)tungs3toedten unb ber Befdjaffung oon K ra ft*

antrieb fü r Ianbtoirtfd)aftlid)e tTiafdjinen bienen, bie TfTöglicfjkeit ber Anglieberung bebeutenberer inbuftriellen Betriebe an biefe Überlanb3entralen fdjeint febod) unter ber Dorausfetjung, baff biefe Zentralen oon »orntjerein in genügenben Dimenfionen ausgebaut toerben, burdjaus innerhalb bes B e re ite s ber TTtög*

lid )ke it 3U liegen.

ID ir fatjen, bie toidjtigften ITaturfaktoren fü r eine 3nbu=

ftria lifa tio n bes ©ftens im großen finb nid)t gegeben. Bebeutenb ift fü r ben ©ften n u r bie p ro b u k tio n oon Ijol3, bie aber immer*

i)in nod) n id ft fo groß ift, bafs fie bie Dertoenbung austänbi*

fdjen i)ol3es innerhalb biefes ffiebietes oertfinbert. A n in b u ftri*

16 Die nnrtfd}aftlid)e (Entrotcklung ber 3rtbuftrie ttrt ©ften.

(19)

eilen natürlich begründeten Anlagen ftnö hier 3U nennen die bedeutenden Schneidemühlen, 3elIuIofefabriken und Ittöbelfa=

briften, die, toie die (Erfahrung gegeigt hat, bei cerftändiger le itu n g durchaus 3U profperieren cermögen. Aber alle diefe 3nduftrie3tceige find ebenfo rcie diejenigen, die auf der (5e=

roinnung con K a lk , Rtergel und © ips begründet find, fotnie 3iegeleibetriebe, auf ausgedehnte üertcendung con Arbeits*

krä fte n angetoiefen. $ ü r diefe Betriebe fpielt alfo fpe3ieU die A rbeiterfrage eine bedeutende Rolle.

(Eine befondere ©ruppe fü r die 3ndu)trialifierung des

©ftens fpielen natürlich diejenigen Betriebe, die auf der B afis oder im Anfd)Iufj an Iandtoirtfdjaftlidje Betriebe er»

richtet tcerden können. €s Ijcinöelt fid) fpe3iell um die R Iüt)Ieninduftrie, die auf das engfte cerbunden ift m it dem Be3ug con ffietreide aus den landtcirtfchaftlichen ffirofjbe»

trieben. Diefe ffirofjm ühlen haben die alten, in grofjen Klengen corhandenen £oi)nmühlen im tcefentlichen 3urückgedrängt, ebenfo toie die kleinen Brauereien und Brennereien nicht mehr in dem Sinne überrotegen, toie das c o r kur3er 3eit der J a ll tc a r. Die großen induftriellen Ktühlen, Brauereien und Brenne*

reien {teilen eben den entfchiedenen tecEjnifdjen und tnirtfchaftlid)en 5o rtfd |ritt dar. (Es kann nicht be3tceifelt toerden, dag alle diefe 3nduftrie3tceige durch eine Öffnung der ruffifchen ffirenße einen lebhaften 3mpuls fü r ihre T ä tig k e it finden rcürden. Aber auch unter den je tjt obroaltenden Derhältniffen ift 3U konftatieren, baff diefe Betriebe im allgemeinen eine auf ih re r Bodenftändig*

ke it bafierte R e n ta b ilitä t 3eigen und innerhalb des durch die

©atfachen der allgemeinen U >irtfd)aftspolitik gegebenen Rahmens auf die Dauer ein gefundes tDirtfchaften in Ansficht ftellen. A ls blühend find daher in diefem Be3irk die fogenannten landroirt*

fchaftlidjen Rebengetcerbe, die S p iritu s* und S tärkeinduftrie 2

Die toirtfcijaftlidje (Enttotcklurtg 6er 3nbu(trte im ®jten. ] 7

i

(20)

wegen bes oorljanbenen Kartoffel» unb ffietreibebaues, bie R ol)=

3uckerinbuftrie wegen bes ausgebeljnten Rübenbaues unb bie 3u<feerraffinerien infolge ber Derfügung über beutfdjen RoI)3udier neben auslänbifd)em 3U be3eid)nen. Dasfelbe g ilt oon ber KTolkereiprobuktion, bie fid) burd) bie allm äl}lid) glüdtlidjerroeife etwas anfteigenbe D ietj^altung wefentlid) tjebt, ber fäm tlidje 5ort»

fd)ritte ber 3ntenfioierung ber £anbroirtfchaft, befonbers was bie Derwenbung ber Abfälle ber lanhw irtfctjaftlidjen Rebengewerbe, S ta llfü tte ru n g unb Derwenbung Ia nbw irtfd]aftlid)er ITtafdjinen angeljt, 3ugute kommt.

A ls R efultat werben w ir alfo feftftellen können, baß bie natürlichen ©egebentjeiten bes ©ftens n u r ba ljin aus3ubeuten finb, baß fie bie (Entwicklung oon 3nbuftrien ermöglichen, bie im Anfdjluß an bas ffauptgewerbe bes ©ftens fid) betätigen, an bie ffiroßlanöroirtfd)aft. Aber aud) biefe werben 3U einer B lüte n u r ba gelangen können, w o ihnen K a p ita l unb A rbeitskräfte neben genügenber kaufm ännifdjer £eitung in ausreichenbem K lage 3ur D erfügung fteljen.

Daneben Ijanöelt es fid) aber um ben großen (Einflug, ben bie geographifdje £age bes ©ftens auf bie Kläglich»

keit ber 3n b u ftria lifie ru n g ausübt. ©inm al lp n &ert bie geographifd)e £age eine intenfioe w irtfd )a ftlid j = inbuftrielle (Entwicklung, w e il biefe Prooin3en fid; ein breitem Streifen an ber ruffifd)en ffiren3e, bie fü r uns wirtfchaftspolitifd) gefcßloffen ift, t)W3' ehen unb baburch oon bem Derkehr m it minbeftens ber fjä lfte ihres natürlichen Abfaßgebietes fo gut w ie ausgefcßloffen finb. Don ben ijauptprobuktions» unb Kon»

fumtionsgebieten in Deutfdjlanb finb biefe ©egenben n u r burd) B innentransportwege, fü r bie 3um größten © eil n u r bie (Eifern bahnen in Betracht kommen, erreichbar. Die Konkurren3 ber englifdjen, oberfdt)lefifd)en unb weftfälifdjen Steinkohle ift fpe3iell 18 Die rotrtjd)aftlici)e (Entmidilung öer Snbuftrie im (Dften

(21)

Die n>irtfd)aftlid|e (Enttoicftlung ber 3nbujtrie im ffljten. 19

^urd) biefe Derßältniffe auf bas intenfinfte beeinflußt. (Es ift olfo feft3uftellen, baß bie natürliche £age biefer (Begenben bureß wirtfcßaftspolitifdje, fpegiell aber burd) tarifarifeße tTtaßnaßmen fü r ben Berkeßr auf (Eifenbaßnen unb IDafferftraßen, befonbers burd) ben Ausbau non EDaffer* unb Sd)ienenftraßen, burd) ftaat=

H<h IRaßnaßmen alfo, wirtfcßaftlicß grunblegenb oerfdjoben werben bann, fo w e it bie natürlichen (Begebenheiten, wie m ir norher erörterten, eine Beeinfluffung biefer (Begenb überhaupt ermöglichen. 3d) nerweife fpegiell auf einen Huffaß uon Ellar B a h r, ber in ber 3eitfd)rift fü r Binnenfd)ifffahrt, in ber ,,©ft«

beutfdjen 3nbuftrie‘ ‘ 1909 B r. 1 unb als Brofd)üre neröffentlicßt w orben ift „Ü b e r bie (Erhaltung ber ffiftm a rk fü r bas Deutfcß*

tum burd) bie Schaffung burd)gel)enber lOafferftraßen, 1909 1. 3a n u a r". B ei biefen Darlegungen w irb es auiß bem £aien einleud)ten, baß es gerabe bie (Earife ber Staatsbahnen unb bie geplante © arifierung fü r ben Berkeßr auf ben EDaffer=

ftraßen finb, bie eine allm ähtiihe Beteiligung bes fflftens am mittelbeutfcßen Eöirtfcßaftsleben heute in ben meiften Süllen ausfd)Iießen, ohne baß bas an fid) nötig roäre.

Die Bereinigten Staaten non A m erika liegen fü r Danäig heute näher, als B e rlin , w e il bie ©arifmaßnaßmen ber Staatsbahn gemeffen an ben Seefrachten biefe (Drtsbifferenß größer erfeßeinen laffen. Die einfache lltu ltip lik a tio n bes ©ariffaßes nerßinbert bie Derfracßtung oftbeutfeßer p ro b u kte nad; bem EDeften unb bie ITTöglidjiteit, ju billigen preifen bas bem ®ften fü r eine 3nb u ftria lifie ru n g fehlenbe R ohm aterial bo rtl)in aus bem EDeften 3U überfüßren. EDirklicß überwinben laffen fid; bie großen <Ent=

fernungen 3wifdjen bem EDeften unb ® ften abgefeßen non ta rifa * rifdjen ERaßnaßmen aber ausfdjließlid) bureß bie Erbauung eines feßiffbaren EDafferweges 3wifd)en EDeicßfel, ffiber, (Elbe, IDefer unb Rßein m it T a rife n , bie bem fflften, einen Austaufcß

(22)

m it bem Rieften ermöglichen. (Es bebarf alfo unbebingt bes Ausbaues bes R tittelgliebes IRagbeburg=£janno»er unb ber Der=

tiefurtg bernorijanbenen öftlidfen tDafferroegein Annäherung an bie roeftbeutfchen Kanaltiefenoerhältniffe ber ftaatlidjenlD afferftrafien.

(Es bebarf alfo unbebingt einer (E ifenbahntarifpolitik unb einer EDafferftrafäenpoIitift, bie ben ©ften m it bem IDeften »erbinbet, um ben © ften im IDeften konkurrenzfähig 3U machen unb bem

©ften bie R ohm aterialien ju ju fü h re n , ohne bie eine 3nbuftriali=

fierung bes ©ftens auf bie Dauer immer ausgefchloffen bleiben

¡»irb. (Es giebt alfo nichts (Törichteres, als ben IDiberftanb gegen eine berartige (Entroickelung ber (Eifenbahn» unb Kläffer*

ftra jfe n p o litik, roenn man bie 3nb u ftria lifie ru n g bes ©ftens null.

ffian3 anbers lie g t bie $rage natürlich, t»enn man »on »orn*

herein bem ffiebanken berartiger 3n b u ftria lifie ru n g grunbfätjlici) ablehnenb gegenüberfteht ober bem IDeften grunbfäijltch biefe bur<h ftaatlidje T ä tig k e it erft 3U fd)affenbe Konkurren3 bes

©ftens erfparen tu ill.

Aber felbft, aud) roenn biefe $ragen 3ugunften bes planes einer 3n b u ftria lifie ru n g bes ©ftens gelöft fein toerben, roirb immer nod) bie 5 r a g « b e r K r e b i t » e r h ä l t n i f f e entfd)eibenb fü r bie R töglid)keit ber Durchführung bes Problems in $rage kommen. Reben ben natürlichen Derhältniffen, roie fie fid) aus ber £age bes ©ftens 3um übrigen Deutfdjlanb unb feinen natürlichen Absatzgebieten ergeben, ift »on entfdjeibenber Be=

beutung bie 5ra9ei °b fü r eine 3n b u ftria lifie ru n g K a p ita l 3ur Derfügung fteht ober nicht, unb befonbers, ob »orfjanbenes P ri» a tk a p ita l fü r biefen 3t»edt 3ur Derfügung geftellt toerben kann. R un ift es notorifd), bafj p rin a tk a p ita l felbft in ben fo rm e n ber AktiengefeUfchaft unb ber ffi. m. b. i j. re la ti» fchroer fü r ben ©ften auf3utreiben ift. Die ©rünbe liegen nicht allein in einem mehr ober minber berechtigten m iß tra u e n gegen bie 20 Die r»trt}d}aftlid}e (Enttoidtlung ber 3nbuftrte im ffl|tert.

(23)

Die n>irtfd)aftlidje (Entwicklung ber 3nbuitrie im ©ften 21

dijancen ö o rt neu 3U grünbenber (Erwerbsunternel)mungen, wie es an fid) nad] Öen (Ergebniffen öer früheren 3nöuftrialifierungs*

oerfud|e begreiflid) w a r, fonbern 3U beträchtlichem (Teil in öem relatinen RTangel an freiem p rin a tk a p ita l, öa ohne feöen 3w eifel öer weitaus größte S eil öer öftlidjen prinatnerm ögen entfpred)enb öem Dorwiegen öer Ianöroirtfd)aftlid;en Betriebe in ffirunb unö Boöen nnb 3nnentar inneftiert ift. $ ü r öie Befd)affung non An*

lagekapital kommen öaf)er in erfter £inie Banken unö Bankiers in Betracht. 3n etwas beöeutenberem RTa&ftabe als im übrigen Deutfdjlanö finb nod) beute kleine p rio a tb a n k ie rs im ©ften tä tig . (Es kann aber nid)t ü b e rfe in werben, baff aud) Iper öiefer K reis felbftänöiger K re b ito e rm ittle r immer mefjr öurd) öie lokalen Aktienbanken in feiner (Tätigkeit befdjränkt, ja teilweife aus öiefer mehr mehr unö mehr nerörängt w irb , drotjöem ift feft3uftellen, bafj eine Reihe non m ittleren unö kleinen lokalen Aktienbanken ein öurdjaus foliöes, auf öem Boöen öer fflftm a rk aufgebautes Kreöitgefd)äft regelmä&ig ab*

wiebelt. (Es ift nid)t 3U oerkennen, baff öer ffirab non Kon*

3entration im Bankwefen, öer in IDcft* unö K litteiöeutfdjlanö erreicht ift, im ©ften nod; nicht burd;gefüt)rt ift. (Es tjanbelt fid) im ©ften n id jt fo feijr um eine Kon3entration im B ank*

wefen, als um eine Beeinfluffung öer öortigen K reöitgew äijrung öurd) A ffiliru n g unö A n ka u f non Beteiligungen feitens öer ffirofj*

banken, es Ijanbelt fid) mehr um eine Anfaugung als um eine Auffaugung bes öftlicben ffiefdjäfts öurd) öie 3entren unferes öeutfdjen Banknerkei)rs. D er entfdjeiöenöe ffirunb ö afür fdjeint ö arin 3U liegen, öafj non B e rlin aus öie lokalen D ert)ältniffe öes ©ftens bei ifjre r nölligen Derfd)ieöenl)eit non benen öes IDeftens weniger überfidjtlid) unö k la r oerftänblid) erfd)einen, fo baf; Öen lokalen 3nftan3en ein größerer Spielraum nad) aüen Richtungen I)in gew ährt 3U werben pflegt. 3uöem

(24)

kann nicht »erkannt roerben, bafj bas (Erroerbsintereffe ber (Brofjbanken im öftlidjen <De)cE}äft in keiner IDeife einen befonberen R n re y finbet gegenüber ben norm alen <5e=

fdjäften im IDeften unb im Ruslanbe. 3ebenfalls kann man nid)t behaupten, bafj bas (Befdjäft im (Dften irgenb roeldje größere Chancen böte, als bas übrige <Befd)äft ber (Brofjbanken. (Ent=

fpredjenb ber Ijifto r ip e n (Entwickelung ift in ber ijauptfadje bie preufjifche S taatsbank, bie königliche Seehanblung unb bie

»on it jr fpeßiell fü r bie Bebürfniffe bes fflftens aufgenommene unb ausgeftaltete © ftb a n k fü r ija n b e l unb (Beroerbe fü r bie B ebürfniffe eingetreten, bie m it ber Durchführung öes ffiebankens, eine 3n ö u ftria lifie ru n g bes ©ftens 3U »erfudjen, an bie B ank- roelt herantraten. (Es ift hier n id jt ber fflrt, über bie Betei­

ligung ber Seehanblung, bie teilroeife unb 3t»ar in ent=

fdjeibenben $ällen gerabe ohne bie Dorfdjiebung ber © ftbank erfolgt ift, im ein3elnen 3U tjanbeln, ba bie D erhältniffe ber norbifdjen (EIektri3itäts= unb Stahltoerke heute noch nicht »oll- ftänbig abgetöidtelt finb. U la n kann hier n u r feftfteUen, bafj m it bem ausgefprodjenen 3roeck, im fflften 3nbuftrie aus bem Boben 3U ftampfen, eine Reihe »on RTillionen feitens ber See- hanblung b o rt in»eftiert tnorben finb, beren Derroenbung »oll- kommen refultatlos gemefen ift. (Es kann roeiter nicht »erkannt toerben, bafj gerabe bas (Eingreifen ber Seehanblung als K rebit- geberin in biefen SäUen »erfd)iebentlid) bie lokalen Banken 3U Beteiligungen » eranlafjt hat, gegen bie biefe lokalen 3nfta»3en felbft bie allerfd)t»erften Bebenken hatten unb uerfchiebentlid) offen 3um flu s b ru d i gebracht haben. (Es kann roeiter leiber n id jt »erkannt roerben, bafj auf biefem tDege eine nid)t unbe- benklidfe Scheu ber lokalen Krebitgeber gegenüber roeiteren 3nbuftrialifierungs»erfuchen fidj ge3eigt hat, ber ein unbefangener Beurteiler guten (Brunb nicht abfpreqcn kann.

22 Die ttnrtjd]aftlid'/e (Entoidtlung ber 3nbuftrie im fflften.

(25)

Die tDtrt[d)aftIid)e ©nttoidtlung ber 3nbuitrie im CDften 23

Heben 6en ffiroßbanften unb ben a ffilierten Iofealen Afetien»

banfeen toäre es benfebar, ffienoffenfd)aftsbanfeen3ur eoentuellen 3n=

buftria lifie ru n g bes ©ftens i)eran3U3iel)en, befonbers folcße Schulße»

T>eli^fct)f<i)er ffibferoan3. ©s ift bas bisher int großen unb gan3en n id jt gefci)eben unb bei ben eigentümlichen Derhättniffen bes ©ftens m it bem Übertniegen ber ®enoffenfd)aften RaiffeifenfcEjer ffibfer=

nan3 w irb biefe ©ntmicfeelung im allgemeinen als naturgemäß 3U be3eicbnen fein.

So bietet bie w irtf^ a ftlid fe Sage ber öftlidjen 3nbuftrie unb bie Derfud)e, fie 3U erweitern, wenn man bie natürlichen

©egebenßeiten, bie Sage unb bie Kapitalbef<haffungs=5rage ins Rüge faßt, feein erfreuliches B ilb . A lle in aus biefem ®runbe muß baßer fcßon jeher Derfudj, feünftlid) eine 3nbuftriaKfierung bes ©ftens in bie tDege 3U leiten, 00m roirtfchaftlichen Stanb»

punfet als hödjft bebenfelid) b e tra u te t werben. ©roßöem w irb 3U3ugeben fein, baß aus ben oben angeführten ©rünben tedj»

nifd) ein $ o rtfd )ritt burd) bas ©ingreifen bes Staates auf bem tDege bertDirtfdjaftspolitifeunbDerfeehrsftraßenpoIitife benfebar erfd)eint.

Aber bie gan3e Angelegenheit w irb burd) bie A r b e i t e r » f r a g e in ber bebenfelid)ften IDeife weiter fe o m p ^ie rt, ba 3U feßr großen ©eilen bie enentuell 3ur Derfügung fiebert ben Arbeiter»

maffen Polen finb, unb nad) Ausweis ber neueren 3al)len bas polnifdje ©Iement abfolut im D orbringen begriffen ift. Had;

ber Reid)stagswahlftatiftife würben folgenbe polenftim m en ab»

gegeben: 1881: 19490, 1890: 246800, 1903: 347800 unb 1907: 453900. ©s entfielen infolgebeffen Abgeorbnete: 1881: 18, 1890: 16, 1903: 16, 1907: 20. B ei biefer 3weifelIofen numerifcßen ¡3unal)me ber pole n fpe3iell im ©ften haben m ir aber feit meßr als einer ffieneration b o rt großen, mad)fenben, allgemeinen Sanbarbeitermangel. tD ir feönnen birefet non einer Sanbflud)t ber A rbeiter aus ben öftlidjen Be3trfeen fprecßen.

(26)

tD ir Ijabert w eiter notorifd) eine bebeutenbe Abroanberung non Deutfchen unb pole n in bie roejtlidjen 3nbuftriebe3irke, bei benen heute fcijon teilweife bie ffiefatjr nöllig e t p o lo nifie ru n g ber Rtaffe o orliegt unb w ir haben als $oIge biefer £anbflud]t unb Binnenroanberung ein KacE)brängen ber pole n aus Ruffifd)»

Polen unb ®ali3ien unb bariiber hinaus non ruthenifchen CEle=

menten befonbers in bie öftlidjen p ro n in je n Preußens. Unb bas ift eine (Entwickelung, bie eingefetjt hat, nadjbem um ITtitte bes norigen 3ahrhun^erts ein Rückgang bes polentum s, be=

fonbers ein Derfcfwinben jebes aggrefinen Charakters bes Polentums gegen bie © erm anifierung p o fitin fe^ufteUen w a r. U )ir haben in3wifchen bie (Entftehung bes polnifchen ITCittelftanbes, bie (Entftehung eines polnifchen ffiemeinwefens im preufjifchen Staate erlebt unb bürfen uns keinen Zw eifeln barüber hingeben, bafj biefe ©atfachen in Derbinbung m it ber politifdjen Stellung ber p o le n in ben beiben Uacbbar»

reichen bem preugifcljen Staate m it feinem großen Beftanbteil non polnifchen Staatsangehörigen nicht günftig finb unb leb=

haftefte flufm erkfam keit erforbern. Die entfcheibenbe 5rage ift alfo h ie r: EDie w ir k t febe 3n b u ftria lifie ru n g einmal auf bas Rrbeiterproblem im ©ften im gan3en, b. h- in erfter £inie auf bie £anbarbeiterfrage, ba ja bie £anbwirtf<haft heute bas nor=

miegenbe ©ewerbe im 0 fte n ift, unb 3weitens, w ie w ir k t jeber 3nbuftrialifierungsnerfu(h auf bie polenfrage? Allenthalben, wo 3nbuftrie fid) entwickelt, finben w ir nun eine p o fitin nad)=

weisbare Kon3entration ber Benölkerung an ber Betriebsftelle unb 3war einerlei, ob biefe in ber Stabt ober be3entralifiert über bas £anb n e rte ilt liegen. 3eber Derfuch einer 3nbuftriali=

fierung im ®ften w irb alfo mehr ober minber ftarke Rtaffen»

anfammlungeit non A rbeitern 3ur 5oIge haben, bie auf bem Ab=

3ug non £anbarbeitern, fpe3iell aus ben Be3irken bes ©roff=

24 Die tDirtjdjaftliiije (Entwicklung ber 3nbuftrie im ®|ten.

(27)

Die roirtfd)aftlid)c (Entoicklung ber 3nbuftric im ffljten. 25

grunöbefißes berufen. 3m ®ften g ib t es aber fü r öert Ab3ug t)on £anbarbeitern beftimmte lilom ente, öte unaufhaltfam , fdjon oljne öas B efielen öerartig neuer 3nbuftrie3entren toirken, bur<f) bereu (Entfteljung aber in ih re r ©efamtheit ohne roeiteres geförbert roerben müffen. $ ü r ben öftlidjen A rbeiter kommt gan3 allgemein ber 3ug nad) bem IDeften in B e tra g t, toeil gan3 allgemein bie Anfdjauung oerbreitet ift — es fo ll Iper n id jt unterfud)t roerben, ob biefe Anfd)auung richtig ift - baß ber IDeften eine belfere £ebenst|altung getoährleifte, als bie patriard)alifd)en Derhältniffe bes OJftens ermöglichen; fpesiell in ben Kreifen ber fianötoerker, nod) met)r aber in benen ber fabrikm äßig ausgebilbeten A rbeiter ift biefer (Bebanke allgemein oertreten. (Es ift m ir eine djarakteriftifdje 3iffe r feitens einer großen BTafcßinenfabrik m itgeteilt roorben. Don ben bort t)anb=

roerksmäßig ausgebilbeten A rbeitern toanbern über 90 °/o nad) kur3er 3eit, fa ft fo fo rt nad) oollenbeter Ausbilbung in ben IDeften ab. Aud) roirb bie Anfcßauung, bie m ir gegenüber oon bem Sqn=

bikus bes Dereins ©ftbeutfdjer 3nbuftrieIIer, D r. 3oßn, oertreten rourbe, baß in ber öftlidien Arbeiterfd)aft ein ftärkeres $Iuk=

tuieren beliebt toerbe, als es im IDeften unb IUitteIbeutfd)lanb 3U beobachten fei, richtig fein. $ ü r bie größeren (Büter fp rid jt bann meines (Eradjtens in n id jt feltenen 5ä lle eine unrid)tige Beßanblung ber A rbeiter fü r bie mangelhafte Seßhaftigkeit m it.

patriar<halifd)e ITtethoben ber Arbeiterbet)anblung finb theoretifd) fpe3ieU bei bem Itienfdjenbeftanb bes ®ftens an fid) möglich;

in bemfelben IlToment aber, roo fie nid)t m it bem oollen Be=

roußtfein päbagogifcher Rückfid)ten, fonbern aus althergebrachter Auffaffung unb fd)einbarer ober ro irk lid je r Hid)tad)tung bes ITlenfchenmaterials oertoenbet roerben, finb fie minbeftensgegenüber ber altanfäffigen beutfd)en Beoölkerung l)eut3utage abfolut un=

angebracht unb toirken b ire kt als IR ittet, bie Abtoanberung 311

(28)

befd)Ieunigen. lo k a le s tjcim atgefütjl kann eben n u r entfielen unb erhalten roerben, roo keine entfdjeibenben ffirünbe »orliegen, bie biefes ffie fü ljl in ben Ifin te rg ru n b 3U brängen K ra ft genug befitjen. ijeut3utage befitjen politifdje ©rroägungen, gan3 be=

fonbers aber ber ffiebanke, unrechtmäßig beijanbelt 3U roerben, 3toeifelIos biefe K ra ft. Don gan3 entfdjeibenber Bebeutung ift aber fü r bie Abroanberung großer, fpe3iell Ianbroirtfchaftlidjer flrb e ite rkre ife bie »olle Km roanblung ber lanbroirtfdjaftlid}en Betriebstecfjnik, bie K m r o a n b l u n g b e r © r o ß l a n b r o i r t » f d ) a f t i n e i n S a i f o n g e r o e r b e m it 3eitroeitiger Derroenbung großer Hrbeitermengen unb ber IK öglidfkeit, 3eitt»eilig n u r gan3 geringen B ebarf an A rbeitskräften 3U ijaben. Aus biefem

©runbe ift fpe3iell fü r ben ffiroßbetrieb in ber heutigen lanb=

r» irtfd )a ft bie Befd)äftigung »on unftänbigen A rbeitern häufig burdjaus erroünfdft. ©s ift notorifd), baß pro Ktorgen im

©roßbetriebe heute toeniger A rbeiter befdjäftigt roerben, als bis » or kur3er 3eit, unb biefe ©rfdjeinung geljt nid)t allein auf ben »orl)anbenen IKangel an la n b a rb e ite rn 3urück, fonbern im toefentlidjen auf bie »eränberte B etriebstedjnik, roobei gan3 außer adft gelaffen roerben [oll, ob biefe »eränberte Betriebs;

tedjnik burd) ben IK angel an A rbeitern »eranlaßt ift. IK ag fie l;errüt)ren rooljer fie roiU, fie ift nicht roieber 3U befeitigen.

B ie $oIge ift ¡ebenfalls heute, baß eine bebeutenbe Abroanbe=

rung la n b ro irtfd ja ftli^ e r unb fonftiger A rbeiter aus bem (Dften in ben IDeften ftattfinbet. ©ine Rüäiroanberung finbet rooijl ftatt, fie ift aber als Ijödjft 3roeifelfjaftes Dergnügen fü r ben ®ften 3U be3eid)nen, benn n id jt biejenigen ©lemente, bie im IDeften ein neues leben gefunben haben, kehren 3urück, fonbern bie gefdjeiterten ©yiftensen.

Biefe D ertjältniffe, bie gan3 allgemein 3U einer Abroanbe=

rung »on A rbeitern geführt l)aben, roerben nun burd) ben 26 Die toirtfdjaftltd)c (Enttmcklung ber 3nbujtrie im ffljten.

(29)

Die nrirtjtfyaftlicfje (Entottklung ber 3nbu[trie im ©ften. 27

Derfud] einer künftlidjen 3n b u ftria lifie ru n g roefentlid; geftärkt.

Befonbers roirb bas fü r bie Abroanberung ro m £anbe gelten muffen, benn im ©ften mufj ber 3nbuftriearbeiter in ber ijaupt=

fadje com £anbe kommen unb aus ben {¡leinen Stabten, alfo aus ben Kreifen, bie man immer nod) als bie ianbroirtfd;aft=

lidjer, bäueriidjer (Er3iei)ung bejeidjnen kann. (Eine 3uroanbe=

rung non 3nbuftriearbeitern aus bem Rieften mufj bei einer 3nb u ftria lifie ru n g fidjer erfolgen, roeil es natürlich unbenkbar ift, m it ben ungefdiulten A rbeitern bes ©ftens tedjnifd) feinere inbuftrielle Betriebe auf3umad)en. Sie roirb aber qu a n tita tio irre le u a n t fein, befonbers fdjort besroegen, roeil ja aud) im RDeften eine unausgefetjt roadjfenbe Uadjfrage nad] 3nbuftriearbeitern uorijanben ift. U n te r biefen Umftänben roirb ber (Erfolg einer 3nb u ftria lie firu n g bes ©ftens fü r bie £anbroirtfd)aft einmal ber fein, bafj bie £anbarbeiternot o e rftä rkt roirb, auf ber anberen Seite roirb, falls ber Derfud) einer 3nbuftrialifierung gelingt, möglidjerroeife ein Ausgieid) fü r bie ffiefäljrbung bei ber in ber ijauptfadje auf ben D erkauf iijre r p ro b u kte {¡inar=

beitenben © ro fjla n b ro irtfd ja ft b a rin liegen, bafj ber gefteigerte Konfum ber größeren B laffen bie Rente biefer grofjIanbroirt=

fdjaftlidjen Betriebe {¡eben roirb. Aber bie $o!ge biefer Situa=

tio n mufj bie fein, baff bie aus ber £anbroirtfd)aft in bie 3n=

buftrie abroanbernben, jebod) im ©ften bleibenben Kreife in bem Betrieb ber ffirofjlartbroirtfdjaft erfetjt roerben müffen, entroeber burd) eine nod) roeitere Unabt)ängigmad;ung ber (5rofjlanb=

ro irtfd ja ft »on menfd)Iid)en A rbeitskräften, bie fid} burd) ftärkere (Einteilung oon RTafdjinenkraft ober, unb fo roeit bas tedjnifd) n id jt gei)t, unbebingt burd; ben Had)fd)ub ausroärtiger flaroifd)er S aifonarbeiter in biefe Betriebe. U nb ob es gelingen roirb, biefem (Erfatj innerhalb Beutfdjlanbs roattbernber 3nbuftriear=

beiter burd) auslänbifdje Slaroen in ber £ anbroirtfdjaft auf

(30)

öie Dauer bie Anfieblung 3U oerfagen, fdjeint m ir burdjaus gtoeifelljaft.

(Es muß aber ijie r öie $rage aufgetoorfen toerben: 3ft benn

© rofjgrunbbefit) in ber ija n b eines öeutfqen (Eigentümers, bei bem Deutfd) fo gut roie niemanb toeiter ift als ber nominelle (Eigentümer, berB efitjer, unb oiel!eid)t bas3nfpektionsperfonal, ift fold)er ®rofj=

grunbbefitj roirklid ) nod) beutfd}? Die Srage aufroerfen, Reifet fie nerneinen. 3ft nid)t bei foldjer S itu a tio n aus beoölkerungs»

po!itifd)en H üdifidjten jebe XDai)rfd)einIid)treit, bie ben 3u3ug oon Slaoen in weiterem Umfange in bie U)ege 3U leiten geeignet ift, abfolut 3urüdi3ubrängen, unb 3toar fotoof)! fü r bie Kreife ber 3nbuftrie, roie fü r bie Kreife ber £anbroirtfd)aft? (Es kann ja nid)t oerkannt toerben, baß bie flnfieblungskom m iffion in letjter 3eit bebeutenbe (Erfolge fü r ben beutfcfyen lanbroirtfdjaft»

lidjen unb kleingeroerblidjen UTittelftanb innerhalb bes ©ebietes iijre r T ä tig k e it er3ielt Ijat. (Ebenforoenig kann besmeifelt roerben, baff m it biefen (Erfolgen bas 3iel, ben ®ften 3U ger=

manifieren, in keiner tDeife erreicht ift, baff oielmehr biefe (Er=

folge q u a n tita tio als feijr gering an3ufpred)en finb. Unb es kann nid)t oerkannt toerben, bafj bie Jrage, ob eine D erftärkung ber B etriebsm ittel ber flnfieblungskom m iffion unb bie Dertoem bung ber (Enteignung unb ebenfo bie ItTöglidjkeit, nad) anberen P rin3ipien als bisher © rofjgrunbbefitj in K leingrunbbefitj 3U oertoanbeln, I)öd)ft biskutabel ift unb je nad) ber Stellungnahme bes B eurteilers 3U allgemeinen politifdjen 5ragen feljr oer=

fdjieben beantroortet roerben toirb.

Aber bas (Eine kann man ¡ebenfalls feftftellen, b a f j b e i b i e f e r S i t u a t i o n n i d ) t b i e g e r i n g f t e f l u s f i d j t b e f t e l j t , b u r d ) e i n e 3n b u f t r i a l i f i e r u n g b e n P o l e n b e i 3 u k o m = men, benn polen roie Deutfdje toerben, roenn auf bem U)ege ftaatlid)er $örberung ober auf bem IDege eigener 3n itatioe <Er=

28 öte tDirtfd)aftItd)e (EnttmcMung ber 3nbu(lrie im (Dften.

(31)

folge einer 3n b u ftriatifierung eintreten, gleidiermafjen D orteile non biefer neuen Sadjlage 3teijen, fo lange gletdjes Red)t fü r alle b e fie lt. Das ift aber heute nod} rechtens in Preußen.

Rber man bann ja auci) anöers. Unb madjer, ber einen Kam pf, nicf)t einenKonburren3bampf, fonbern einenKam pf umben

© runb unb Boben, um bas £anb, in bem m ir fiijen, b u rd jfiitjre n roill, roirb audf bielT tittel, bie 3um fiegreidjen flu s tra g bes Kampfes führen, roollen. Das entfdfeibenbe XTIittel ift bann ijie r allein bie flusnat)megefe^gebung m it (Eigentums», ei3Ügtgfieits=,

©eroerbtätigbeitsbefdjränbungen fü r bie polen. Daneben bönnte bann eine ftaatlid|e $örberung beutfdjer 3nbuftrieIIer ftattfinben über bie Betriebe t)inaus, bie, roie m ir oben gezeigt haben, bobenftänbig finb unb non fidf aus, fo meit mie fie gut fun»

biert finb, burdjaus flu s fid jt auf bauernbe R e n ta b ilitä t geroähr»

Ieiften. Rber biefer RusnaE]megefetjgebung fteijen bie grofjen Bebenben po litifd je r, ftaatsredjtlidjer unb ettjifdjer R a tu r gegen»

über, bie m ir im 20. 3at)rf|unbert n id jt non ber ija n b meifen bönnen. Dom ftaatlidjen, rein poIitifd|en S tanbpunbt aus ift bie Srage ber IR öglidjbeit einer roirblidjen flusnatjmegefet;»

gebung gegen bie pole n otjne meiteres 3U oerneinen, menn man fid) nid)t 3um © runbfatj ber Reoolution non oben bebennen m ill, unb aud} ber m irtfdjaftlicije (Erfolg m irb immer»

I)in nod) 3meifeII)aft bleiben müffen. EDir bönnen im heutigen Staate n id jt m eijr fo politifd) roirtfdjaften, roie 3U einer Seit, als es nod; bein üerfaffungsredjt fü r ben Staatsangehörigen gab.

R t a n m i r b a l f o o t j n e m e i t e r e s b e r U n m ö g l i d } b e i t i n s <5e f i d ) t f e l j e n m ü f f e n , b u r d ) e i n e 3n b u f t r i a l i f i e = r u n g e i ne f f i e m a n i f i e r u n g I j c r b e i f ü l j r e n 3U b ö n n e n .

R id )t unmöglid) ift aber bie Beförberung ber 3n=

b u ftria lifie ru n g burdf ben S taat. Diefe bann aber Ijie r im ®ften n u r auf Koften ber Allgemeinheit gefd)ehen; fie

Die tmrtjdjaftltdje (Entern cblung ber 3nöujtrie im (Djten 29

(32)

30 Die toirtjdjaftlidje CEntmicMung ber 3nbuftrie im (Dften.

roirö n u r in befdjränbtem U m fang mögltcf) fein unb eine R e n ta b ilitä t n u r bann oerfprecfyen, fo w e it fie m it ben natür=

IicE)en (Begebenheiten bes ©ftens unter ber Dorausfeßung ber Beibehaltung ber heutigen H H rtfd ja fsp o Iitib übereinftimm t. ©egen einen S eil ber Allgemeinheit innerhalb bes Staates auf Höften ber Allgemeinheit g e rie te t, ift aber eine 3n b u ftria lifie ru n g bes

©ftens nicht 3U b e fü rw o rte n ; fie w ürbe bie © runblagen bes Staates in A uflöfung bringen.

tD ir Itommen 3um Schluß. Die Stellung ber 5ra9e ber Begünftigung einer 3nb u ftria lifie ru n g über bie Unterftüßung ber bobenftänbigen oorhanbenen 3nbuftrien hinaus ift w irtfd ja ft*

lieh tut höchften ©rabe bebenblid). Sie ift tedjnifcE) möglid) burd) bünftlidje Derfchiebung ber Derbehrsmöglid)beitett auf bem U)ege ber tDafferftraßen» unb S ifenbahnpolitib, oerbunben m it einer grunblegenben flnberung unferes Sarifwefens. Biefe Derfd|iebungen finb aber wieber bebenblid) unb {ebenfalls nicht leicht burd)3uführen wegen bes baburch neuentftehenben 3nter=

effenbonflibts 3wifd)en ber großen beftehenben weftlichen unb ber beförberten öftlidjen 3nbuftrie, fowie wegen ber Uebenwir=

ftungen auf bie Staatsfinan3en. © b Refultate öemgemäß auf biefem U)ege 3U er3ielen fein werben, erfdjeint im m erhin nicht gan3 fidjer. AIfo fd)on hier bann man non einem günftigen R efultat nid)t fpredfen. Der Derfud) einer 3n b u ftria lifie ru n g ift ferner beDÖlberungspoIitifd), w as bie Stage bes Kampfes 3wif<hen X)eutfd)en unb polen um bie © ftm a rb angeht, Derbehrt, w e il fie ohne Ausnahmegefeßgebung polen unb Beutfd)e gleichmäßig förbern muß, unb wo fie burd) eine Beoor3ugung bes beutfdjen Elements unb Unterbrücbung bes poInifd)en burd)gefüf)rt werben foll, n u r benbbar ift auf Höften ber Allgemeinheit gegen einen Seil bes ffian3en. Sine berartige 3n b u ftria lifie ru n g ift alfo refultatlos fü r ben U ationalitätenbam pf unb boftfpielig, w e il unrentabel fü r

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