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Wert und Würde der Arbeit im "Laborem Exercens"

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Academic year: 2021

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Helmut Juros

Wert und Würde der Arbeit im

"Laborem Exercens"

Studia Philosophiae Christianae 25/2, 7-28

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Studia Philosophiae C hristianae ATK

25(1989)2

HELMUT JUROS

WERT UND WÜRDE DER ARBEIT IN „LABOREM EXERCENS”

Einführung. I. Die W ertfrage der A rbeit als eine W a hrheitsf г age. II. Die ethologische W ahrheit in der m oralischen Bew ertung des em pi­ rischen A rbeitsethos (moralsoziologische und ökonomisch-geschichtliche Analysen d er Enzyklika). III. Die ethische W ahrheit in der m oralischen Bewerbung des 'normativen Arbeitsethos (morälarrthropologiscihe und so- zialetische Analysen der Enzyklika): A. Die W ürde der menschlichen A rbeit und das M oralprinzip der M enschenwürde: 1. Die kognitivi- sbisch-mtótianisŁische Position der personalisiischen Sozialethik: a) Das Adaequatsprinzip und Integritäitsprinzip, b) Das Rangordnungsprdnzip. 2. Die akognivistiisoh-emotivistische Position einer hum anistischen So- zialetische Analysen der Enzyklika): A. Die W ürde der m enschlichen Emzelnormen. IV. Die m etaethische W ahrheit in der methodologischen Bewertung der kontroversen W erttheorien d er A rbeit (Kritische An­ m erkungen der Enzyklika über W mtschaftstheoxien und Ideologien).

EINFÜHRUNG

Das T hem a zeigt auf die E nzyklika Laborem exercens als die grund legen d e T ex tq u elle fü r die folgenden D arlegungen. Eine T ex tan aly se h a t m it drei G egebenheiten zu tun:

1. m it dem T e x t selbst: W as h a t Jo h a n n es P a u l II „gesagt”?

2. m it der A ussage des Textes: W as h a t J P II „gem ein t”?

3. m it der W ah rh eit d er Aussage: S tim m t das, w as J P II

gesagt u n d gem eint hat?

Diese D ifferen zieru n g in drei S tu fe n w ä re fü r das im T hem a fo rm u lie rte U ntersuch u n g sziel h e rm e n eu tisc h d edeutsam . P ro ­ blem atisch w ä re sie dann, w en n diese arb eitstechn ischen S c h ritte in der A nalyse allzu seh r v o n ein an d er isoliert bleiben. U nnötig k ö n n ten sie erscheinen, w en n die erste n S c h ritte b e­ k a n n t sin d u n d fü r die w eiteren vorau sg esetzt w erd en dü rfen . Das ist eben d e r F a ll in der F o rtsetzu n g d er D iskussion üb er die Sozialenzyklika Laborem E xercens u n d ih re z e n trale These d e r (personalen W ürde d e r A rbeit. Es fe h lt doch n ic h t an reich en E n zyk lik ak o m m en taren u n d F a c h lite ra tu r, an Ü

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ber-legungen zum T hem a W ert und W ürde der A rb eit, auch w en n die F rag e n ach ih re r D efinition u n d B e g rü u n d u n g sch w er w iegt. U ber dieses T hem a w ird im m er w ieder, bei so vielen G elegenheiten, a u f so v erschiedene W eise u n d T o n arten gesprochen, daß m an b efü rch ten m uß, zu m indest n ich t se h r originell zu erscheinen, w enn m am dieses T hem a aufgreift. Die F lu t von K o m m en taren u n d A u fsätzen zw ingt eh e r zum N achdenken u n d H in terfra g e n , inw iew eit sie w issenschaft­ lich h a ltb a r ist, — abgesehen von ih re r sozialen R elevanz u n d w irtsch aftlich en P rax is.

D ennoch gibt es m. E. g u te G ründe, die W ertfrag e der A rb e it n eu auzug reifen , ih r n eue A kzente zu geben u n d gerade a u f d e r th eo retisch en Ebene sie als W ah rh eitsfrag e zu be­ tra c h te n .

I. DIE WERTFRAGE DER ARBEIT ALS WAHRHEITSFRAGE

1. D e r In ten tio n d e r E nzyklika en tsp rech en sow ohl th eo re ­ tische als p rak tisc h e L eh rziele d e r K irche. A uf d er Ebene des m eh r T heoretischen u n d A llgem einen s te llt sie die W ertfrage d e r A rb eit als W ah rh eitsfrag e. Die E nzyklika su c h t die „christliche W ah rh eit ü b er die A rb e it” (7), besonders dont zu fin den , wo „die g ru n dleg en den W ah rh eiten üb er den M en­ schen b ereits ausgesprochen sind, (...) die W ah rh eit, die von A nfan g ülber den M enschen entscheiden u n d die großen L inien se in e r E xistenz a u f E rden zieh en ” (4). Die E rw äg un gen des P a p ste s sollen „diese W ah rh eit, die im gew issen Sinne den fu n d am e n ta len u n d bleibenden K e rn der christlichen L ehre ü b e r die m enschliche A rb e it d a rs te llt” (6) h e ra u sste lle n ; „diese W ahrh eit, die zum festen B estan d teil der kirch lich en L e h re g e h ö rt” (12), einerseits als „W ah rh eit der göttlichen O ffen­ b a ru n g ” (25) u n d an d ereseits als „eine o ffensichtliche W ah r­ heit, die sich aus der ganzen geschichtlichen E rfa h ru n g des M enschen e rg ib t” (12).

M it an d e re n W orten, das G rund an lieg en d er E nzyklika ist d ie E rk e n n tn is „der richtig v e rsta n d en e n N a tu r d er A rb e it” (20) u n d die „A n erk en n u n g d e r ric h tig v e rsta n d en e n S tellu n g der A rb e it u n d des arb eiten d en M enschen im P ro d u k tio n s­ p ro ze ß ” (14) indem m an „die rich tig e A uffassun g von d e r A rb e it in ih re r su b je k tiv e n B ed eu tu n g ” (22), d. h., „ u n te r dem G esich tsp u n k t ih res m enschlichen W ertes u n d der m oralischen O rd n u n g ” (24) erg reift. H ier m u ß m an so fo rt eine w e ite re A nm erk u n g des P a p ste s h inzufügen: „R ichtig, das h e iß t dem

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W esen des P roblem s en tsprechend, richtig,, das h e iß t in n erlich w a h r u n d zugleich m oralisch (...) s e in ” (13).

2, Die logische F ig u r der p äp stlich en E rw äg ung en ist also, d a ß aus b estim m ten P räm issen die logisch zw ingende S chlu ß­ folgerung gezogen w ird: „Den w enn es w a h r ist, (...) so ist es ebenso w a h r, daß... {14). Oder: Diese W ah rh eit e n th ä lt w ichtige u n d entscheidende F o lg eru n g en ” (12), bzw. „Im L icht dieser W ah rh eit (w ird) ganz d e u tlic h ,. daß...” (13). A uch die theologische Soziallehre der A rb eit von J P II h ä lt sich an die Logik, u n d aussagenlogisch gilt: f(x) ist w ah r, dan n u n d n u r dann, w enn f(x) T atsache ist. Die in frag e steh ende A ussage von W ert u n d W ürde der A rbeit ist w ah r, w enn es stim m t, daß der M ensch P erso n ist u n d den S u b je k tc h a ra k te r besitzt. N u r u n te r solchen B edingungen k a n n m an sagen: Diese A ussage ü ber den 'W e rt’ u n d die 'W ü rd e ’ der A rb eit (6; 9), ü b e r 'S in n ’ u n d 'B e d e u tu n g ’, 'Z w eck ’ u n d ’Z ielsetzung’ (6), ü b e r das 'G u te ’ der A rbeit u n d ih re n 'spezifisch m oralischen W e rt’ (9) — ist w ahr.

3. Die W ertfrag e d er A rbeit als W ah rh eitsfrag e ist in der E nzyklika au f u n tersch ied lichen Eibenen gestellt, u n d zw ar auf der:

1. W irklichkeitsebene: die e rfa h rb a re m enschliche A rbeit, 2. th eo re th isch e n Ebene: als eine

a. ethologische W ah rh eit des W ertes der m enschlichen A rbeit,

* b. eth isch e W ah rh eit des W ertes d er m enschlichen A rbeit u n d

3. m eta th e o retisc h e n Eibene: als eine m etaetische W ahrheit.

II. DIE ETHOLOGISCHE WAHRHEIT IN DER MORALISCHEN BEWERTUNG DES EMPIRISCHEN ARBEITSETHOS

(MORALSOZIOLOGISCHE UND ÖKONOMISCHGESCHICHTLICHE ANALYSEN DER ENZYKLIKA)

1. Die, ethologische W ah rh eit w ird in U n tersu ch u n g en m it H ilfe psychosoziologischer u n d ökonom isch-geschichtlicher Me­ th o d en d a d u rc h festg estellt, w ie fak tisch die A rb eit in m en ­ schlichen E in stellu n g u n d H altu n g en b e w e rte t w ird . Eine solche b eobachtbare B ew ertu n g der A rb eit fin d e t in einer E rheb u n g .unter e rfa ß b a re n P ersonen s ta tt, indem soziologische U ntersu ch u n g en die A rbeitsm otive feststellen: daß die A rbeit einigen d e r B efrag ten als P flich t, L eb enssicherung fü r sich u n d die Fam ilie, E inkom m en, S elb sten tfältu n g oder G rundlage d er S elbstach tun g gesehen w ird. G leichzeitig n o tie ren sie

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un tersch iedlich e E instellungen, die ab- oder zunehm en, bei J ü n g e re n bzw. besser G ebildeten. U n tersu ch u n g en solcher A rt k önnen T endenzen au fdecken, die fü r eine k ü rz e re A rbeitszeit zug u n sten ein er g rö ß ere n F reizeit p läd ieren , bzw. die eine „postm aterielle A rb e ite o rie n tie ru n g ” oder „ R e n tn e rm e n ta litä t” v e rra te n . D ad u rch w ird erk e n n b a r, ob w ir gegewäirtig vor einer U m w ertu n g d er W erte stehen oder b e re its einem W e rt­ w and el u n terw o rfen sind. Die F rage n ach d e r M öglichkeit eines W ertw andels ist schon desh alb b eg rü n d et, d aß h e u te dem A rbeitseth o s religiöse u n d p flichteth isch e G run dlag en fehlen, die einst die trad itio n elle L eistu n g sstark e dom inant m o tiv iert haben.

2. Die E nzyklika LE ist kein w issenschaftlicher A ufsatz, d er das fak tisch e A rb eiteth os geschichtlich oder soziologisch u n tersu c h t, sondern se tz t solche A nalysen voraus. Sie sp rich t d ire k t ü b e r P roblem e des W ertes d er A rbeit, die doch — „angesichts der gegenw ärtigen W irklichkeit, in deren S tru k tu r so viele vom M anschen v e ru rsa ch te K o n flik te zu tiefst einge­ fü g t sin d ” (12) u n d die „keine bloße T heorie sind, sondern geradezu ein G eflecht von sozio-ökonom ischen, politischen un d in te rn a tio n a le n L ebensvollzügen u n se re r Epoche” (11). Es ist ih r „nicht notw endig, a u f E inzelheiten einzugehen, da diese a u fg ru n d der reich en L ite ra tu r w ie auch der p rak tisch en E rfa h ru n g e n bek an n t sin d ” (11). D ennoch m ein t d er P apst: „M an m u ß v ielm eh r von ih rem geschichtlichen K o n te x t auf das zu gru n d eliegen d e P ro b lem der m enschlichen A rb eit zu­ rü ck geh en, dem die E rw äg u ng en des vorliegenden D okum en­ tes vor allem gelten. U m gek eh rt lä ß t sich n a tü rlic h dieses zen trale Pro b lem (...) n u r dann klären , w enn m an dem ganzen K o n te x t d e r zeitgenössischen W irk lich keit R echnung tr a g t” (11). „ K lä re n ” h e iß t hier, die k au salen Z usam m enhänge a u f­ zuzeigen, z. B. die in d u strie lle n u n d n a c h in d u striellen U m ­ w and lun gen , von denen w ir Z eugen sind, die die A rb eit des M enschen h e u te als W echselw irkung zw ischen O bjekt u n d S u b jek t d er A rb eit anzeigen.

Die E nzyklika h a t zu w issen, d aß solche festg e ste llte n E n t­ w icklungen u n d Ä n deru n g en „eine N euordnung u n d Revision d e r h eu tigen W irtsc h a ftsstru k tu re n u n d d e r V erteilun g der A rb eit n otw endig m ac h e n ” (1). Z w ar h a lt es die K irch e n ich t fü r ih re A ufgabe, „die w issenschaftliche A nalyse d e r even­ tu ellen A usw irku n g en solcher Ä n deru n g en au f das Z usam m en­ leb e n ” (1) d u rch zu fü h ren , w ohl aber m öchte sie ih re L eh re u n d ih re n Einsatz „genau d er o bjektiven B e u rte ilu n g der

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jew eiligen S ach lage” (2) anw enden. A llerdings e rh e b t sieh die F rage, ob, u n d w enn ja, inw iew eit den p äp stlich en E rw ä­ gungen ü b e r den W ert d e r A rbeit eine „um fassende A nalyse

d e r Lage der h eu tig en W elt” (2) z u g ru n d e !e g t. D er P a p st ist d er M einung, d a ß die K irche sich in der L e h re ü b er die A rbeit b estätig t sieh t seitens der „A ntropologie, Paläontologie, G eschichte, Soziologie, Psychologie usw .” (4). Die W issen­ sc h aftle r d e r v erschiedenen G ebiete u n d der en tsp rechend en S pezialisierungen haben das W ort, ob die em pirische Schicht d e r E nzyklika, d. h. die B eschreibung von T atsachen stim m t. Eine solche „ethologische W a h rh e it” k o rre k t festzu stellen , ist n ich t ohne B ed eu tu ng fü r die L eg itim ieru ng der H aup tthese, d aß die A rb eit einen W ert u n d eine W ürde hat.

3. W ohl g e h t es der K irche „nicht n u r im L icht der g eschichtlichen E rfa h ru n g , n ich t n u r m it H ilfe d e r v e rsch ie­ denen M ethoden w issenschaftlicher E rk en n tn is d en k t sie an den M enschen u n d w en d et sich ih m z u ” (4), sondern „um jene g ru n dleg en d en ch ristlich en W ah rh eiten (...), die w ir zeitlos n en n en k ö n n e n ” (3), um „jene ew igen A bsichten u n d jene tra n sz en d e n te B estim m ung zum A u sd ru ck zu bring en, u n te r die ih n d er lebendige Gott, sein S chöpfer u n d Erlöser, g estellt h a t” (4). A ber gerade deshalb m u ß h ier g efrag t w e r­ den, wie k a n n die E nzyklika logisch feh le rfrei von „etholo- gischer W a h rh e it” z u r „ethischen W a h rh e it” kom m en, ohne den „ n atu ralistisch en F e h le r” zu m achen. D er logische Ü bergang von den Ist-S ätzen (den ethologischen, d. h. h istorischen, so­ ziologischen, ökonom ischen usw. A ussagen) zu den Soilens- sätzen (den ethischen A ussagen) in d er E nzyklika bilden genauso d a s P roblem , das auch in dieser H insicht die m etho­ dologische S tru k tu r der K atholischen Soziallehre ü b e rh a u p t in F rag e ste llt. D er P ap st zieht ganz b estim m t eine deutliche S chlußfolgerung, indem er z .B . sagt; 1. „Die allgem eine Si­ tu atio n des M enschen in d e r h eu tig en W eit, w ie sie im L ichte der verschiedenen geographischen, k u ltu re lle n u n d zivilisato­ rischen G esich tsp un k te b e u rte ilt w ird, ( = die ethologische W ah rh eit üb er die em pirische W irklichkeit), 2. e rfo rd e rt je­ doch die E ntd ecku n g der n e u en B edeu tu n g sg eh alte d er m en ­ schlichen A rbeit, w ie auch die F o rm u lieru n g der n eu e n A u f­ gaben, die auf diesem G ebiet jedem M enschen (...) gestellt w ird ” ( = d d e ethische W ah rh eit ü b e r die n o rm ativ e W irklich­ keit).

Es ist eine F rage, w eich er N a tu r dieser Ü bergang u n d Z usam m enhang ist. H aben diese ethologischen A ussagen n u r

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eine heu ristische P un ktio n ? W enn der P ap st sagt: „In m itten all dieser Prozesse — (...) der D iagnose der objektiven sozialen W irklich k eit (...) — sch ein t das P ro b lem d er m enschlichen A rbeit n a tü rlic h o ft auf. Es ist gew isserm aßen ein d u rch ­ gehendes E lem ent des sozialen Lebens (...) im m er w ieder neu u n d tie fe r gesehen w orden, w obei es jedoch stets jene g ru n d ­ legenden ch ristlichen W ah rh eiten beib eh alten h at, die w ir zeitlos n e n n e n k ö n n e n ” (3). U nd w eiter noch: „Die in d u strie lle E ntw ick lu n g (gibt) gerad e d ad u rch A nlaß, das P ro blem der A rb eit in n e u e r W eise zu stellen (...). Die U m w andlungen zeigen deutlich, daß auch im Z e ita lte r d er im m er stä rk e r m e­ ch an isierten 'A rb e it’ d er M ensch das eigentliche S u b jek t der A rbeit b leibt (...). D ieser T riu m p h (der Technik hat) zen trale F rag en aufgew orfen u n d w irft sie im m er noch auf: F rag en üb er die m enschliche A rb eit im V erh ältn is zu ih re m S ubjekt, das eben d er M ensch ist. Diese F rag en sind m it schw erw ie­ genden In h alten u n d S p an n u n gen vom ethischen u n d ethisch sozialen C h a ra k te r b elad en ” (5). W enn der P a p st folgendes sagt, so m u ß er dessen W irfklichkeitsbezug so w e it v ersteh en , daß seine U m schreibung auch „das n o rm ativ e F ak tisch e” u m fa ß t. Zu seiner g ru n d leg en d en F a k tiz itä t g eh ö rt w a h r­ scheinlich n ich t n u r das em pirische b eobachtbare A rbeitsethos, daß als eine etbologische W ah rh eit u m schrieben w ird, sondern zugleich die n o rm a tiv u n d axiologisch e rfa h rb a re A rbeit, die als sittlich e E rfa h ru n g des arb eiten d en M enschen ethische u n d ethifcbdldende F rag en au fsteilt. u n d n ach der ethischen W ah r­ h e it d er A rb eit frag t. N u r u n te r dieser B edingung w äre der Ü bergang z u r E th ik der A rb eit in der E nzyklika m ethodolo­ gisch k o rrek t.

III. DIE ETHISCHE WAHRHEIT IN DER MORALISCHEN BEWERTUNG DES NORMATIVEN ARBEITSETHOS

(MORALANTHROPOLOGISCHE UND SOZIALETHISCHE ANALYSEN DER ENZYKLIKA)

A. DIE WÜRDE DER MENSCHLICHEN ARBEIT , UND DAS PRINZIP DER MENSCHENWÜRDE

D er G ru n d der m oralischen B ew ertu n g der A rbeit, daß ih r eine W ürde zukom m t, ist die M enschenw ürde. Dieses P rin zip d e r Menschenwürde liegt den sozialethischen E rw ägungen in d e r E nzyklika zu g ru n de, die d ad u rch einen bestim m ten kogni- tiv istisch -in tu itio n istisch en P ersonalism us v e rtr itt (1). D em ­ g eg en ü b er ste h t eine akognitivistisch-em otivistische P osi­ tion, die auch fü r die H u m an isieru n g der A rbeit e in tritt, aber fü r die A uslegung der E nzyklika irre fü h re n d · w erd en k ann (2).

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1. D ie k o g n itiv istiseh-m tu itio nistische Position -der perso n alistisch en Sozialethik

1. Das H au p tziel d e r A nalyse a u f den th eo retisch en Ebene in LE ist n ich t die B estim m ung der ethologischen W ahrh eit ü b e r die A rb eit des M enschen, w ie er sich faktisch z u r A rbeit ein steilt, entscheidet u n d v e rh ä lt, so n d ern die B estim m ung d e r ethischen W ah rh eit, wie die A rb eit b e w e rte t sein soll u n abh än g ig von ih re r em pirisch festste llb a re n B ew ertu n g d urch die M enschen. Es h a n d e lt sich v o r allem um die m eta­ physische W ah rh eit ü b e r den W ert d er m enschlichen A rbeit, d. h. ü b e r den arb eitend en M enschen. D enn d e r W ert der A rb e it k a n n w a h r oder falsch sein. Die A rbeit k an n w ürdig oder u n w ü rd ig , sinnvoll oder sinnlos sein. W orin b esteh t also die axiologisch-ethische W ah rh eit ü b e r die A rbeit? W ann kan n m an von ein er „w ah ren W ü rd e” (7) der A rb eit sprechen? Was ist das objektive K rite riu m dieser W ah rh eit oder F alschheit? D er W eg z u r A n tw o rt a u f diese F rag en ist ein in der Enzy­ klik a philosophisch u n d theologisch k la r genug, u m d a rü b e r keine Z w eifel zu haben.

Die von d e r E nzyklika eingenom m ene P osition k ö n n te m an als eine klassisch-m etaphysische Position eines sozialethischen Personaldsm us kognitdv-dntuitionistiscber A rt bezeichnen. Sie lä ß t sich auf folgende ontologische u n d erk en n tn isth eo retisch e T hese bringen, die in d er E nzyklika zu lesen ist. Ich zitiere: „Es s te h t a u ß e r Zw eifel, daß ‘die m enschliche A rb eit ih re n ethischen W ert h at, d er u n m itte lb a r u n d d ire k t m it der T atsache v erb u n d en ist, daß der, w elch er sie a u sfü h rt, P erso n ist, ein m it B ew ußtsein u n d F re ih e it au sg estattetes S u b je k t, das h eiß t, ein Sub jek t, das ü b e r sich entschei­ d e t”. (6)

Die These der E nzyklika vom ethischen W ert der A rb e it u n d ih re r W ürde erg ib t sich also aus d e r E rh eb u n g des M enschen zum S u b jek t d er A rbeit. Sie e n tfa lte t den W ert aus dem P e r ­ sonsein des M enschen.

„D er M ensch (ist) (...) als A bbild G ottes eine P erson, das h e iß t ein su b je k th a ftes W esen, das im stan d e ist, a u f g eo rd n ete u n d ratio n ale W eise zu h an d eln , fähig, ü b e r sich zu entscheiden, u n d au f Selbstverw im klichung aus­ gerich tet. Als P erson ist der M ensch dah er S u b je k t d er A rb e it”. (6)

Die Logik d er E nzyklika fü r das rich tig e V erstehen u n d axiologische Q ualifizieren der A rb eit ist m it folgenden P r ä ­ m issen aufg eb au t:

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14 H E L M U T J U R O S

P]

(a) Es b esteh t ein in n eres B an d zw ischen der A rbeit u n d ih re m S ubjek t. Die A rb eit setzt den M enschen als ih r S u bjekt voraus, aber n ic h t u m g ek eh rt. Das S u b je k t als U rh eb er der A rb eit h a t V orrang vor d e r T at u n d entscheidet deshalb, daß die A rb eit zu stan de kom m t u n d w as fü r eine A rb eit geschieht. Als A k t des S u b jek ts d rü c k t sie das B ild des M enschen aus, u n d sein B ild p rä g t die A rbeit.

(b) W enn also die A rbeit ein A k t des S ub jekts ist, dieses R anges, d. h. des personalen Ranges des S ubjekts, d ann w ird auch d e r R ang des A ktes dem Rang des S u b jek ts en tsprechen m üssen.

(c) W eil aber das H ö h er- u n d A nderssein des arb eiten d en M enschen als S u b je k t der A rb eit in seinem P ersonsein besteht, dank dessen er ü b e r seinem eigenen A k t der A rb eit ste h t u n d um so m eh r ü b e r den E rgebnissen sein er L eistun g, n im m t dieser p ersonale A k t der A rbeit an der W ürde des S u b jek ts teil u n d bekom m t vor allem d ad u rch einen h ö h eren W ert, unabh än g ig von seinen w irtsch aftlich en Z ielsetzungen u n d sein er P ro d u k tio n sk ap azität.

Fazit: „Da die A rb eit in ih re r su b jetiv en D im ension im m er ein person ales Tun ist — actu s personae — ” (24), h a t sie fol­ glich eine p erso n ale W ürde, ist an ih r die perso nale W ürde des S u b je k ts beteiligt u n an h än g ig davon, ob es sich auch um eine p ro d u k tiv e A rb eit han d elt.

2. D er gleiche M aßstab, m it dem der W e rt der A rbeit gem essen w erden m u ß (vgl. 23), ist also die W ürde ih res S ubjekts, des M enschen als P erson, die sie v e rric h te t. D er M ensch selb st ist die e rste G rundlage fü r den W ert d er A rbeit. D aß e r P erson ist, diese T atsache ist die entscheidende G ru n d ­ lag e z u r m oralischen B ew ertu n g m enschlicher A rbeit. Die W ürde d e r A rb eit w u rz e lt z u tie fst in ih re r subjektivnpersonalen D im ension (vgl. 6). In e rste r L inie h a t die A rb eit einen m o ra­ lischen W ert, w eil sie ein G ut fü r den M enschen, fü r sein M enschsein ist, ein G ut, das der W ürde des M enschen e n t­ sp ric h t u n d sie zum A usdruck b ring t, u n d zugleich das, w odu rch der M ensch als M ensch g u t w ird (vgl. 9).

D er P a p st h a t also — epistem ologiach gesehen — eine „entschiedene Ü berzeu gun g ” (13), daß „es a u ß e r Zw eifel s te h t” (6), daß der M ensch — ontologisch ausg ed rü ck t — „S u b jek t d er A rb e it” (12) ist, zugleich aber „unabhängig von d er A rb eit, die e r v e rric h te t”, (12) M ensch u n d P erson. Seine w a h re W ürde ist der G ru n d u n d der M aßstab d e r w a h re n W ürde der A rbeit. Das B eg rü n d etsein des W ertes A rb eit

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b e ru h t im M enschsein eines jeden einzelnen. M an d a rf also n ich t den Logos der A rb eit vom Ethos der A rb eit tre n n e n . Es geschieht so im F alle e in e r S u b stan tialisieru n g , A utonom i- sieru n g u n d V erabso lu tisierun g d er A rb eit, u n d infolgedessen eine E n tfrem d u n g des S u b jek ts u n d ih re r D egradierung.

Die A rb eit also h a t en tw ed er eine w a h re W ürde, indem sie d e r w a h re n W ürde des M enschen en tsp rich t, oder h at eine falsche W ürde, d. h. sie ist u n w ürd ig , dort, „wo d e r M ensch dem G esam t d e r m ateriellen P ro d u k tio n sm itte l gleichgeschaltet u n d so w ie ein In stru m e n t b eh an delt w ird u n d n ic h t e n tsp re ­ ch end d e r w a h re n W ürde se in e r A rb e it” '(7).

3. Diese W ah rh eit ü b e r den W ert d er A rb eit ist n o rm ativ in ethischen F o rd eru n g en ausged rü ck t, zum einen positiv: „B ehandle jeden M enschen nach dem su bjek tiv en -p erso o alen W ert sein er A rb e it” , zum and eren negativ: „D er M ensch d arf n ic h t a ls bloßes W erkzeug b eh an d elt w e rd e n ” (7). Sie fo rm u ­ lieren in sozialethischer S prache kein e andere W ah rheit, als die n ä h e re D eterm in atio n der G ru n d w a h rh e ite n d er p erso n a- listischen E th ik ü b e rh a u p t: „Die m enschliche Persern soll um ih re r selbst w illen b e ja h t w e rd e n ” . (Sie entsp rech en ebenso d e r zw eiten Fassung des K an tsch en K ategorischen Im perativs: „H andle so, daß die M enschheit sowohl in deiner P erson, als in der P erso n eines jeden an d eren jed erzeit zugleich als Zweck, n iem als bloß als M ittel b ra u c h e st”.) Dieses M oral­ prinzip d e r personalistischen E thik, d. h. die p ersonalistische N orm , die au f d er ethischen Ebene der E nzyklika fu n g iert, sp ric h t die W ah rh eit aus, d a ß die P erso n u m ih re r selbst w illen, ih re s axiologischen Ranges w egen — g e n a n n t M en­ schenw ü rde — d u rch eine m enschenw ürdige A rb e it zu a ffir- m ieren ist u n d daß ih r — an ders gesagt — Liebe g ebührt.

4. Die ethische W ah rh eit vom W ert d e r W ürde der A rb eit w ird in d er E nzyklika m it H ilfe von einigen form alen P r in ­ zipien um schrieben. Zwei solcher P rin zipien k ennzeichnen ih re A nalysen: (a) Das A daeq u ats- u n d In te g ritätsp rin z ip , (b) Das R angordnungsprinzip.

a. Das A d aequ ats- u n d In te g n itä tsp rin z ip

Eine w ah re B ew ertu n g d e r A rbeit m u ß v ollständig u n d in ­ te g ra l sein. Sie d arf k einen B estan d teil des P hänom ens der A rbeit auslassen bzw. das G anze des P h äno m ens auf einen A spekt red uzieren, so nd ern m u ß alle w esentlich en E lem ente, die die m enschliche A rb eit k o n stitu ie re n , um fassen. Die B e­ w e r tu n g , der A rb eit des M enschen ist also ethisch w a h r

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(richtig) erst dann, w enn sie seine ganze ontisch-axiologische S tr u k tu r berü ck sich tig t u n d n ic h t selek tiv beziehungsw eise: p ars p ro toto au ffaß t. So m u ß sie n ic h t n u r das G anze m it all ih re n Teilen, so n d ern auch das ganze in allen Teilen sehen, w ie sie sich gegenseitig bedingen, m ite in a n d e r verb in d en u n d ergänzen (vgl. 10).

Im L ich t dieses P rin zips w ird „ganz deutlich, das m an das K a p ita l n ic h t von d er A rb eit tre n n e n u n d m an keinesw egs die A rb eit u n d K a p ita l in einen G egensatz zuein an d er stellen k ann , geschw eige denn (...) die k o n k rete n M enschen, die jew eils h in te r diesen B egriffen s te h e n ” (13). M an d a rf nacht die A rb eit vom K a p ita l tre n n e n u n d so diesem w ie einem »Ding« gegenüiberstellen. „Das Z erbrech en dieses vollständigen B ildes” (13) vom W ert d er A rb eit h a t in d e r E nzyklika ih re Exemplifdzienung im I rrtu m des Ö konom ism us u n d des M a­ terialism u s, d e r die A rb e it d a d u rc h falsch b e w e rte t, w eil er „die m enschliche A rb eit ausschließlich n a c h ih re r w ir t­ schaftlichen Zielsetzung b e tr a c h te t” (13).

G erade dieses P rin zip v e rla n g t bei d er w a h re n B ew ertu n g d e r A rb e it eine vollstän d ig e U m schreibung des P h än o m en s d e r A rb e it als eine Relationialität u n d B ip o larität. Sie m u ß dabei die zw ei Pole dieser B eziehung explizit aufzeigen, sow ohl die in te rp erso n ale Ich-D u-R elation als auch die p ersonal-sachliche Ieh -E s-R elatio n . D enn d er W ert d er A rb eit als R elation w ird sow ohl von ih re m T erm inu s a quo, als auch von ih re m T e r­ m in u s ad qu em b estim m t. In d e r B ew ertu n g d ü rfe n sie n ich t gegenseitig ausgespielt w erd en , (1) einerseits w ed er zu g un sten d e r p erso n alen (Ich, Du) u n d gem einschaftlichen (Wir), noch zu g un sten d er sachlichen (Es) D im ension d e r A rbeit, (2) zu­ gleich an d e re rse its w ed er zug un sten d e r p e rso n a len -su b je k ti- v en (Ich), noch d er o b jek tiv en -p erso n alen (Du) D im ension der A rbeit.

Im e rsten F all (1): eine T re n n u n g beziehungsw eise R eduzie­ ru n g d er k o rre late n T erm ini w ü rd e zu ein er einseitigen B e­ to n u n g en tw ed er des perso n alen W ertes d er A rb eit (als Selibst- verw drklichung eines jed en einzelnen; als S e lb ste n tfa ltu n g des a n d e re n im B ereich d e r F am ilie bzw. d e r G esellschaft) oder d es sachlichen, m ate rie lle n W ertes d e r A rb e it (als U m w andlung, E rw e ite ru n g u n d E rh öhu n g d e r N a tu r bzw. d e r M aterie, als T echnik usw .) fü h ren .

Im zw eiten F a ll (2) w ü rd e diese z e n trifu g a le Bdpodarität in d e r B ew ertu n g d e r A rb e it zu ein er Ü berschätzung en tw e d er d e r P flic h te n oder d er R echte d e r M enschen fü h re n u n d m

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fol-gedessen zum K lassenkam pf u n d S p altu n g a n s ta tt z u r Soli­ d a ritä t zw ischen d en arb eiten d en M enschen.

Also au f beiden D im ensionen der A rbeit b e ru h t d er W ert d e r A rbeit, d. h. auf ih rem personalen u n d sachlichen W ert, a u f ih rem su b je k tiv e n u n d objek tiv en W ert, die kom ple­ m e n tä r a u fg efaß t w erd en m üssen. B onum ex in te g ra causa! W as eine B egriffsbestim m ung in der B e w ertu n g d e r A rbeit notw en d ig u n tersch eid et u n d abgrenzt, das d a rf n ich t gleich g e tre n n t au sg ew ertet w erden. Deshalb: „D am it soll nich t gesagt sein, daß die A rbeit, o b jektiv v erstan d en , n ich t irg e n d ­ w ie b e w e rte t u n d q u alifiziert w erden könne oder dürfe, son­ d ern lediglich, daß die erste G run d lag e f ü r den W ert der A rbeit der M ensch selbst ist, ih r S u b je k t” (6). Dabei aber m uß die ganze ontisch-axiologische S tru k tu r der perso nalen „M en­ s c h e n n a tu r” (22) in B e tra c h t genom m en w erden: das M ate­ rielle, das G eistige u n d P e rso n h a fte in seiner gegenseitigen D u rch d rin g u ng u n d u n au flö sb aren V erbin d un g (vgl. 13). Der W ert der A rb eit rä u m t m aterielle, vitale, m oralische u n d re li­ giöse W erte ein, die Zusam m enw irken in R ichtung einer „ständigen A u fw ertu n g der m enschlichen A rb eit (...), sei es u n te r dem G esichtspunkt ih re r objek tiv en Zielsetzung, sei es im H inblick auf die W ürde des S u b jek ts jed e r A rbeit, das der M ensch is t” (18). D eshalb sp rich t d er P a p st im P lu ra l „von den W erten m enschlicher A rb e it” (26) u n d vor allem von „p ersonalen W e rte n ” (15), die n ich t in einen G egensatz zu ein an d er g estellt w erd en dürfen, sondern a u fein an d er bezo­ gen bleiben. F ü r diesen Zw eck fü h rt er auch die klassische Typologie von bonum delectabile, bonum u tile u n d bonum ho n estu m ein, ohne das un tersch ied lich e v on einan der zu tre n ­ nen, bzw. zu red uzieren . „Die A rb eit als solche (bleibt) doch ein G ut fü r den M enschen, u n d zw ar n ich t n u r ein „nü tzli­ ches” oder ein „angen ehm es” , sondern „w ü rd iges”, das h e iß t der W ürde des M enschen entsprech en d es G ut, ein G ut, das diese W ürde zum A usdru ck b rin g t u n d sie v e rm e h rt” (9). Das b edeu tet, daß der P a p st die B ew ertu n g der A rbeit sow ohl debntologisch als auch teleologisch begrü nd et.

A llerdings w ird diese to tale A uffassung des W ertes der m enschlichen A rb eit u n d Z usam m enarb eit von P erson zu P e r­ son g ru n d sätzlich an der M enschenw ürde gem essen u n d da­ d u rc h scheint sie eh e r eine G esin nu n g seth ik als eine V e r­ a n tw o rtu n g se th ik zu sein. D ann s te h t sie u n te r dem a n ti­ ökonom ischen V erdacht, die M enschen w irtsch aftlich zu dem obilisieren, zu ein er passiven S elb stach tu n g zu m otivieren,

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bis zu ein er R e n tn e rm e n ta tiitä t, die sieh von trad itio n ellen T ugenden ein er A rbeitsm o ral, w ie P flieb tb ew u ß tsein , Fleiß, S p arsam k eit, A rb e itsa m k e it usw. d istanzieren. Die p e rso n a li­ stische These des P apstes: „die A rb eit ist fü r den M enschen, u n d n ic h t d er M ensch fü r die A rb e it” (6), k ö n n te v erschie­ den en R e in te rp re tatio n en u n terlie g e n , je n ach dem , in w elchen V ersteh en sh o rizo n t sie ein g eo rd n et w ird: z. B. in die A rb eits- losigkeitsdiskusion, in die Umweltschiutzpolemifc, in die H u n- gersnotapioelle, in die p ro testan tisch -k ath o lisch en K o ntro versen ü b er die Miax W eber-These.

b. Das Riamg ordnungsprinzip

H insichtlich der B estim m ung u n d B eschreibung der e th i­ schen W ah rh eit vom W ert d er A rb eit v e rd ie n t das R ang­ ordnungsprinzip, das die E nzyklika anw endet, besondere A uf­ m erk sam keit. Die B ew ertu n g der A rb eit ist w ah r, ih re w ahre W ürde ist aufgezeigt, w en n sie den V orrang des personalen W ertes d er m enschlichen A rb e it in allen W ertb ereichen des arb eiten d en M enschen h e rv o rh eb t. Ih re B ew ertu n g ist falsch u n d sie w ird als u n w ü rd ig e A rbeit b e u rte ilt, w enn sie den V orran g des S u b je k tc h a ra k te rs d er A rb eit au f gibt. E ine E xem - p lifizieru n g solchen Irrtu m s ist der M aterialism us, der „den P rim a t u n d V orrang des M ateriellen e n th ä lt” (13). A us dem „ P rim a t des M enschen gegen ü b er d en D ingen” (12) ergibt sich la u t E nzyklika eben der V orrang der personalen-suibjektiven Dim ension der A rbeit, ih r S uibjektcharakter, der V o rran g der R echte u n d P flic h te n des a rb e ite n d e n M enschen, als fu n d a ­ m en tales R echt u n d P flic h t d er P erson (vgl. 16), d e r V orrang d er m enschlichen A rb eit gegenüber dem K apital. D er S u b je k t­ c h a ra k te r des arb eiten d en M enschen u n d sein E ig en w ert vor jed er A rbeit u n d unab h äng ig von ih r (vgl. 6; 12) ist die G ru n d ­ lage, die su b je k tiv e D im ension d e r A rbeit axiologisch zu bevorzugen. D em gegenüber m u ß die A rb eit im objektiven Sinne „der W ürde des M enschen u n te rg e o rd n e t w erd en , dem S u b je k t der A rbeit u n d n ich t dem w irtsc h a ftlic h en V o rt- te il” (22).

D er V orrang des personalen W ertes d e r A rbeit besagt aber noch n icht, daß er den absoluten C h a ra k te r h at. V ielm ehr h a n d e lt es sich h ie r u m eine „O rtsb estim m u n g ” in d er W ert- h iera rc h ie u n d G ra d u a litä t d er W erte d er A rbeit, die eine G ü terab w äg u n g zw ischen diesen p lu ra len W erten m öglich m acht.

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p erso n alen su b jek tiv en W ertes d er A rb eit erm öglicht, K o n flik t­ situ atio n en im w irtsch aftlich en Leben zu lösen, sozialethische Lösungen zu finden. A n d ererseits ab er m acht sie auch che p ersonalistische Persom allehre der E nzyklika suspekt, indem sie zu schnell von einem P ersonalism us des Suibjeotes zu einem Subjektivism us d er P erson überschlagen k an n, der die A rb eit als P ro d u k tio n sfak to r u n d ih re w irtsch aftlich e Z ielsetzung abschätzig b e tra c h te t oder sie sogar von ih re Effizienz lossagt

(vgl. R. A. Calderon, S. 72).

Eine solche m ögliche Intentionsverschieihung in der A us­ legung der E nzyklika s te llt n eu die F rag e der Rezeption u n d A kzep tieru n g der Soziallebre der K irche in der plu ralistisch en Ö ffentlichkeit.

5. W ichtig fü r die w eiteren A n m erku ngen ist festzuh alten, d aß der sozialethische P ersonalism us der Enzyklika:

1 einen axiologischen O bjetivism us (ontologische These) v e rtritt, naendem die W ürde des M enschen ih re n G ru n d in d er axiologisch-ontischen S tru k tu r des P e r- sonseins des M enschen hat, also rea l e x istie rt un d d em h an deln d en, d. h. dem a rb eiten d en M enschen als einem E rk e n n tn issu b je k t ob jek tiv u n d u n m itte lb a r als T atsache vorgegeben u n d als F reih eitssu b jd k t u n ­ b e d in g t aufgegeben ist;

2 ein e k o g n itiv istisch-in tu itio nistisch e Position v e rtritt, in d em e r b eh au p tet, daß die personale W ürde u n d d ie W ürde der A rb eit e rk e n n b a r ist (epistem ologische These);

3 ein e ethische T heorie ist, d eren A ussagen ein w ahres, v erifizierb ares W issen ü b er d e n W ert der A rbeit lie fe rt, indem sie die W ah rh eit über den M enschen u n d seine ontisch-axiologische S tru k tu r aufzeigt u n d som it den objektiven M aßstab einer au th en tisch en A ffirm atio n der M enschenw ürde d u rch eine m en­ schen w ürd ig e A rb eit bestim m t (methodologische These);

4 eine sozialethische A rb eitsth eo rie ist, die sich n o t­ w endig m it ein er w a h re n A nthropologie v erb in d et, n ach d e r jedem M enschen eine eg alitäre (nicht se­ lektive) P erso n w ü rd e ziukommt, die als u n a n ta s tb a r g ilt u n d u n ü b e rb ie tb a r ist; die eine personale (nicht persönliche) W ürde des M enschen u n d zugleich seine K ontingenz u n d B indung m it des Schöpfer an erk en n t.

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2. D ie akogn itiv istisch -em o tivistische P osition einer hum an istisch en Sozialethik

Die d arg estellte Position der E nzyklika ü b e r W ert u n d W ürde d er A rb eit sch ein t die d e ic h e au sein, die b ereits aus an d e re n G ründen von V e rtre te rn ein er h u m an istisch en Sozial­ ethik eingenom m en ist. Sie p läd ie re n doch auch fü r eine H u m an isieru n g d e r A rb e itsw e lt u n d fo rd e rn M aßnahm en einer A n b eitsu m stru k tu rieru n g , m it denen neben w irtsc h a ft­ lichen Ziele auch H um an isiem n g sziele v erfo lgt w erden . Ih r A nliegen ist auch eine R equalifizierung m enschlicher A rbeit, d a ß sie sin n v o ller w ird u n d m eh r Z u fried en h eit gibt. Sie w e rd e n d ah er auch von der W ürde des M enschen u n d sein er A rb eit sp rechen. Das zeigt deu tlich die angelsächsische D iskus­ sion ü b er die H u m an isieru n g der A rbeit, die auf der ethischen Ebene m eh r oder w en ig er von einem A kognitivism us g eken n­ zeichnet ist. Diese S ozialethiker sind m eistens D ezisionisten,

analog zu vielen d eutschen J u riste n , die auch m it d er fü r sie unbequ em en Idee d e r M enschenw ürde- u m gehen m üssen. Sie alle v e rtre te n eine an d ere philosophische W elt, die der p e r- sonalistischen W elt d e r E nzyklika fre m d ist.

a) F ü r die A kognitivisten-D ezisionisten ist die M enschen­ w ü rd e k ein o b jek tiv er vorg eg eb en er W ert. Sie lä ß t sich n ic h t bew eisen oder w iderlegen, sondern n u r glau ben oder leugnen. Sie w ird e rst aus eigener freier, so u v e rä n e r E ntschei­ dung der M enschen k reie rt. Die M enschen sp rech en sich solche M enschenw ürde gegenseitig zu. D urch eine Selibstverpflichtung w ird sie von ih n en geschaffen. Also ist die F o rd eru n g , die M enschenw ürde zu achten, den M enschen n ic h t vorgegeben. Insofern w ird von den V e rtre te rn dieser Position einerseits a u f die V erb reitu n g der personalen K onzeption des M enschen in der h eu tig en Ö ffen tlich k eit hin,gewiesen, selbst die Idee der M enschenw ürde a n e rk a n n t. A n d ererseits aber w erd en von ih n en die gebotenen A rg u m en te als B eg rü nd un g des M oral­ prin zip s der M enschenw ürde in frag e gestellt. F ü r die F ord e­ ru n g d er A chtung d er M enschenw ürde sei kein e logische B eg rü n d u n g zu finden. M an k an n sich n u r auf die T atsache b erufen , daß m an von d er R ichtigkeit eigener Position ü b e r­ zeugt ist. F ü r diesen Im p e rativ m u ß m an sich ohne G ru n d entscheiden, d. h. irra tio n a l entscheiden. Mian m u ß sich dazu entschließen,, jedem M enschen einen E ig en w ert zu zuerken nen. Die so oft a n g e fü h rte n A rg u m en te (z. B. der V e rn u n ft oder des Gew issens) erfü llen n u r eine rein p ersuasive, a u f Ü ber­ zeugung au sg erich tete F unktion. Sie sind e h er A ppelle, die

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an jeden von uns g e ric h te t sind. D er A usdruck „M enschen­ w ü rd e ” e rfü llt also eine ausschließlich pragm atische, „reth o - riseh e” F u nktion. E r sei ein In stru m e n t m it dessen H ilfe eine b estim m te „D ig m tätsm o tiv ierun g ” , gewisse D enkklischees in Gang gesetzt w erden.

W as b e d e u te t diese S tellu ng n ah m e h in sich tlich u n se re r F rag e n ach dem W ert u n d d er W ürde u n se re r A rbeit, die in der E nzyklika zugleich eine W ah rh eitsfrag e ist?

W enn w ir uns an die ontologische u n d eipistemologische These erin n ern , die h in te r der p äp stlich en W ertfrag e d e r A r­ b eit ste h t, w en n w ir ih re n m etaphysisch-anthropologischen K o n te x t im Auge haben, dann m üssen auch alle Folgen einer em otionalen A uffasung der W ürde des M enschen u n d sein er A rb eit d e u tlic h w erden. Die K onsequenzen fü r die A uslegung der päpstlichen These von der W ürde d e r A rb eit liegen auf der H and, w enn nach dieser em otivistisehen A uffassung ange­ nom m en w ird, daß die W ürde des M enschen

— kein e ontisch-axiologische E igenschaft des M enscheseins sei;

— kein en G egenstand der E rk en n tn is bilde;

— ein S cheinbegriff sei, der keine sem antische, sond ern le­ diglich eine p rag m atisch e F u n k tio n habe;

— n u r G efü h re au sdrücke u n d ähnliche em otionale B eja­ hun g evozieren w olle;

— als P rä d ik a t n ich t in dent ethischen A ussagen v erw en d et w e rd e n könne, so daß sie eben k ein e Sätze im logische Sinne seien.

Infolgedessen seien die päp stlichen E rw ägungen über die W ürde d e r m enschlichen A rb eit v ielm eh r eine M oralpredigt als eine . objektive Theorie, die die W ah rh eit des G uten von m enschlicher A rb eit um schreibt, exp liziert u n d e rk lä rt.

b) N icht n u r th eo retisch e K onsequenzen solle m an fü r die O b jek tiv ierb ark eit u n d V erifizierb ark eit der päpstlichen A ussagen ziehen, sond ern auch der Sache w egen m ü ß te n K on­ sequenzen fü r die M oralverfcüodigung u n d B ildung eines A rb eitseth o s gezogen w erden. A us praktischem G rü n d en solle m an auf K ateg o rien „W ü rde”, „P e rso n ”, „ N a tu r” verzichten. A ls k ü n stlich e D en k k o n stru k tio n en in ein er Soziadethik seien sie völlig en tb eh rlich . Eine E th ik d e r A rb eit ohne den B egriff d e r W ürde sei n ich t n u r m öglich, sondern auch erw ü n sch t. D enn diese K ategorie löse gerade solche H and lun g en aus, die m it dem Geist des E vangelium s oft w en ig zu tu n haben. Die

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Ü berzeugung von d e r u n v e rlierb a re n W ürde des M enschen, die von sein em V e rh a lten u n ab h än gig sei, könne oft ziu einer „Ideologie der W ü rd e” fü h ren . Die d u rch diese Ü berzeugung h e rv o rg e ru fe n e „M otovierung d e r W ü rd e” halbe einen ein d eu tig en d o zen trischen u n d egologischen C h arak ter. A ls eine H a u p t­

m otivieru n g u n d G ru n d des m enschlichen H andelns u n d A rb e ite rs gelte dem nach n ich t das G em einw ohl, so n dern le­ diglich die Sorge um seinen E igenw ert u n d seine Selibst- v erw irk lich u n g . D urch solche aus dieser M otivierung e n tsta n ­ denen „w ürdigen H a ltu n g e n ” z u r A rb eit w ü rd e n die R echte a u f K osten der entsprech en d en P flic h te n ü b erbeto nt. So kom m e eine M axim ierung der A nsprüche (V orrecht) zum V orschein. Die eigenen R echtsvo rstellu n gen von dem, w as einen g e b ü h rt, m ü ß te n also u n au sw eich lich w eitere A nsprüche auf ih re E rfü llu n g w ecken.

K urzum : Die Ü berzeugung, daß die W ürde, der G ru n d der A nsprüche, k ein E rgebnis des w ürd ig en V erh alten s ist, fü h re allm ählich dazu, d a ß m an von an d eren m eh r v erlan ge als von sich selbst, w as n a tü rlic h ethisch suspefct sei.

Ein w e ite res B edenken: die K ategorie „W ü rd e” in sp iriere zu einem eisernen, k o n seq uen ten , g ru n d sa tz treu e n V erh alten . W enn der M ensch n ich t k o n seq u en t w ä re — so w ird ge­ m ein t — w ü rd e er die A chtu n g vor sich selbst v e rlren . O bw ohl diese In sp iratio n im G ru nd e genom m en p ositiv zu b e w e rte n sei, drohe sie se h r leich t in einen Eigensinn, in eine D ickköpfigkeit um zuschlagen, so d aß m an n ic h t im stan de sei, eigene F e h lh altu n g e n einzusehen.

E ine w^edtere falsche Rolle d e r K ategorie „W ürde” sei ih re defensive F u n k tio n . Ein M ensch, d er sich d u rch ein zugespitz­ tes W erfbew ußtsein auszeichnet, ließe keine E rn ied rig u n g zu u n d b e h a rre bei seinen Positionen. Jed e M ißachtung kö n n e — se in e r M einung n ach — n ich t ohne A n tw o rt bleiben. D eshalb bleibe seine W ürde n u r dann u n v e rle tz t, w enn e r jedem ä u ß e re n D ruck h a rtn äck ig sta n d h ä lt. Zugleich a b e r stehe d er G rad seiner D ig n itätsem p fin d lich k eit in d ire k te r P ro p o rtio n zum G rad d e r V erach tu n g sein er G egner. Infolgedessen gebe es Zeiten, in denen das W ü rdeb ew u ß tsein besonders triu m ­ p h iere, gleichzeitig ab e r an d e re M enschen v e ra c h te t w ürden. So w ird die S olidaritätezeit in Polen von einigen P ublizisten b e- u n d v e ru rte ilt. Es habe sich dem nach h e r ausg estellt, daß die auf d e r personalistisehen E th ik g rü n d en d e „Ideologie der W ü rd e ”, die eben im Ind iv id u u m bzw. in ein er G ruppe von Indiv id u en ein eigenes M achtbew ußtsein erw eck t habe (vgl.

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die G ew erkschaften bei den T arifv erh an d km gen ), den evan­ gelischen Idealen d er D em ut u n d der Feindesliëbe fern liege. Diese „Ideologie der W ü rd e” fü h re z u r Ü berschätzung sein er selbst, z u r Ü berheblichkeit u n d P ra h lsu e h t.

Die K ritik e r der K ategorie „W ü rd e” , w ie sie in der p erso- nalistischen E thik fu n g iert, schlagen vor, diese K ategorie d u rch die T erm ini „A ch tu n g ” bzw. „ E h rfu rc h t” zu ersetzen, den n im G egensatz zu „W ü rde” erw ecke sie keine endozen- trisch e M otivierung u n d keine A n sp ru ch sh altu n g sondern bezeichnen vo r allem A chtung den an d eren gegenüber. D ank dieser m oralischen E m pfindsam keit bekenne d e r M ensch sein a ltru istisc h es Sollen d e r A chtung dem an d e re n gegenüber, das B ew ußtsein dagegen, das R echt au f S elb stach tu n g zu haben, tre te in d en H in terg ru n d .

c) D am it m u ß m an bei d e r A uslegung u n d R ezeption der E nzyklika rechnen. Solches V o rv erstän d n is kö n n te w irk lich z u r U m w ertu n g d e r W erte d er A rb eit fü h ren .

Ein B eispiel zu dieser V erm u tu n g , daß es bei B eru fu n g en a u f die P erso n w ü rd e des M enschen n ich t ganz m it rech ten D ingen zugeht. „Jem a n d kündige sein er S e k retä rin , w eil sich h e ra u sg e ste llt h at, daß sie schlecht im M aschinenschreiben u n d se h r langsam en G eistes ist. K önnte die S e k retä rin n ich t p ro ­ testieren , in den G rü n den fü r ih re E ntlassun g w erd e n u r R ücksicht genom m en a u f ih re A rb eitsbefäh igu ng (auf die objektive D im ension der A rbeit), hingegen in k ein er W eise auf ih re P erso n w ü rd e (d. h. auf das P rin zip „D er M ensch, da P e rso n u n d Zw eck an sich selbst, d a rf n ich t als Sache oder bloßes M ittel b eh an d elt w erden)? — In der T at, ob sie g u t oder schlecht im M aschinenschreiben ist, ob schnellen oder langsam en Geistes, das h a t nich ts m it ih re r P erso n w ü rd e zu schaffen: Ih re P erso n w ü rd e k an n fü r m ich kein G ru n d sein, sie zu entlassen; allerd in g s auch k ein G rund, sie als S e k retä rin w e ite rh in zu beschäftigen. D enn w as jem and z u r S e k retä rin qu alifiziert, sind rein in stru m e n ta le F äh ig keiten . D em nach sch ein t es u nm öglich zu sein, einen M enschen n ich t als bloße Sache, n ic h t als reines M ittel zu behandeln, ob m an ih n als S e k re tä rin e in stellt, b esch äftig t oder e n tlä ß t”. (B. Schüller).

A ber die betro ffene S e k re tä rin kö n n te gegen die E ntlassung p ro te stie re n , w enn sie sich auf die M enschenw ürde b eru ft, die ih r R echte gibt u n d die n a c h ih re r M einung v e rle tz t w orden sind, ohne dabei B escheid zu wissen, w elche A eb tu n g sv er- pflich tu n g en den än d ern gegenüber zu erfü llen seien.

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24 H E L M U T J U R O S

Cis]

m it ein er U n tersch eid ung zw ischen perso n aler u n d p ersö n ­ lich er W ürde v erteid ig en . Die G egen er der p erson alistisch en E thik m it der K ateg o rie „W ü rd e” v ersteh en die W ürde des M enschen als persönliche W ürde. Sie ist eine E igenschaft des S u b jek ts n u r dann, w enn es sich seihst ach tet u n d ein Eigen- w e rtg e fü h l besitzt. F ak tisch k a n n sie v e rlo ren gehen oder an d ererseits zu ü b e rtrie b e n em Individualism us fü h ren . Soeben lie fe rt sie den A nh än g ern d er em otivistischen E thik (ohne die K ategorie „W ürd e”) scheinbare A rg u m en te gegen die p erso na- listische E th ik (m it der K ategorie „W ü rd e”), die eben sie als perso n ale W ürde v e rste h t. Im G egensatz z u r persönlichen W ürde ist sie u n v e rlie rb a r w ie das P ersonsein. L etzten Endes u n d im G runde liegt das M iß v erstän d n is darin , d a ß h in te r diesen P ositionen ein unterschiedliches M enschenbild steh t. Die G egener der persom alistischen E thik red u zieren die E r­ k e n n tn is der W ah rh eit ü b er den M enschen au f die M einung des M enschen ülber sich selbst. „Auf das ethische P rin z ip des P ersonalism us bezogen, b ed e u te t dies ein V ertau sch en der A ffirm ation der P erso n um ih re r selbst w illen m it einer A ffir­ m ation der P erson um ih re r M einung ü b e r sich selbst w ille n ” . Im Z usam m enhang der A usein and ersetzu ng zw ischen den P erso n ellsten u n d den E m otivisten ist zu w issen, daß dem sozialethischen P ersonalism us d er E nzyklika n ach sein er H och­ k o n ju n k tu r eine K rise d ro h t. M an h a t den E in druck , es w erde allzu schnell u n d allzu reichlich von d er B e ru fu n g au f die M enschenw ürde G ebrauch, fast ein in fla tio n ä re r G ebrauch gem acht.

A nalog zu der Epoche der zw eiten W ied erg eb u rt des N a tu rre c h ts in der d irek ten N achkriegszeit u n d d er h eu tigen K rise in d er N a tu rre c h tsth e o rie k a n n der Personaldsm us in der Soziallehre J P II u n tersch ied lich ausgelegt oder sogar w id erleg t w erden. Im Blick au f diese Lage „w äre es geboten, auf dem F e ld der n o rm a tiv e n E th ik etw as sp arsam er um zu ­ gehen m it H inw eisen auf W ahru n g oder V erletzun g der P e r ­ sonw ürd e des M enschen”.

B. DER WERT DER ARBEIT UND DIE KONKRETEN WERTURTEILE UND EINZELNORMEN

Die W ah rh eit ü b e r den W ert der m enschlichen A rbeit b asiert la u t E nzyklika u n d ih re m sozialethischen P erson alism us auf d er W ah rh eit ü b e r den arb eitend en M enschen u n d seine: perso n ale N atu r. Die P e rso n w ü rd e des M enschen, ih re A chtung seiten s des a rb e ite n d e n M enschen ist ein n o tw en d ig er B estim ­

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m u n g sg ru n d f ü r das m oralisch G ute. A ls M aßstab u n d K ri­ te riu m bestim m t sie, w elche A rb eit m oralisch g u t oder mo­ ralisch böse ist. A b er diese P erso n w ü rd e ist kein zu reich en d er G ru n d fü r das m oralisch R ichtige, um bestim m en zu können, w as in ein er k o n k rete n S itu atio n m oralisch rich tig oder m o­ ralisch falsch ist. Das m üssen b ereits k o n k rete F o rd e ru n g e n u n d s itu a tiv o p e ra tiv e E inzelnorm en bestim m en, n äm lich die W ah rh eit ü b er d as m oralisch Richtige.

Die E nzyklika lie fe rt g ru n d sätzlich G ru n d p rin zip ien , kau m Einzelnorm en. Diese V orsicht des P a p ste s im sozialethischen B ereich ist au ffallen d , im G egensatz zum ind iv id u ellen B ereich d e r Sozialethik ta w . E hem oral, Im Z u sam m enhang d e r vorigen Fachlkonferenz, als es u m K o n k retisieru n g ging, ä u ß e rte sieh d e r P a p st 'darüber. Diese A ussage ist m . E. h ie r a lle r B e­ ach tu n g w ert. D er P a st sagte n äm lich, d aß gerade die K o n ­ k retisie ru n g genau d e n In ten tio n en d e r E nzyklika entsprich t: „Sie le g t G ru n d p rin zip ien vor, dem M enschenbild des 'katho­ lischen G laubens entnom m en. N otw endigerw eise b leib t sie dabei a u f d e r Ebene des m eh r A llgem einen. Das L e h ra m t d e r K irch e m u ß diese Z u rü c k h altu n g üben u n d k a n n zu sozialen u n d w irtsch aftlich en Them en n u r prin zipielle A us­ sagen m achen. Ebenso w a h r u n d zw in g en d ist es ab er, daß dann die K o n k re tisie ru n g folgen m u ß , u n d zw ar in V e ra n t­ w o rtu n g d e r jew eiligen O rtsk irch e n u n d m it H ilfe von z u s tä n ­ digen W issenschaftlern u n d F ach leu ten a u f dem G ebiet der Soziologie, d e r Sozialpolitik u n d d e r W irtsch aft. Die P rinzip ien d e r E n zyklika d rän g en z u r K o n k retisieru n g . Das F eh len a u s ­ g e fü h rte r k o n k re te r M odelle in der E nzyklika d a rf keinesw egs zu einem bequ em en A usw eichen v o r d e r k o n k re te n A nw en­ dung fü h re n , etw as m it dem A rg u m en t, d a ß sie ja selbst k a u m p rak tisc h e W ege aufzeige” (s. 13— 14) (...) U nd w e ite r noch:

„Die iSuche n ach einem m öglichst m en sch enw ü rd igen u n d sinnvollen Z usam m enspiel der v erschiedenen W ertbereiche fü h rt n a tü rlic h im A llgem einen zu ein er M ehrzahl von m ögli­ chen M odellen, a u s d e n en das eine oder an dere in B ereitsch aft zu K om prom iß u n d K o rre k tu r ausgew ähl u n d erp ro b t w e rd e n m uß. Dabei w e rd e n w ir o ft sch m erzh aft e rfa h re n , daß h ier u n d h e u te im m er n u r b eg ren zte M öglichkeiten gegeben sind, das volle . Ideal zu v e rw rk lie h e n ” (14).

Die E nzyklika zeigt a u f einige M öglichkeiten ein er k o n k re ­ te n U m setzung d e r p rin zip iellen A ussagen in sozial ethische F o rd eru n g en f ü r das politische, soziale u n d ökonom ische L

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e-ben. Sie w ill n ic h t n u r ein e rn e u te r A u fru f z u r G estaltu ng ein er „k o n k reten U top ie” bleiben, sond ern eine h e u te noch n ich t e rre ic h te , aber k o n k re t erreich b are h u m an e re G esell- sc h afts- u n d W irtsch aftso rd n u n g w erden.

IV. DIE METAETHISCHE WAHRHEIT IN DER METHODOLOGISCHEN BEWERTUNG DER WIRTSCHAFTSTHEORIEN UND IDEOLOGIEN

1. Die W ertfrag e d e r A rbeit als W ah rh eitsfrag e .wurde in d er E nzyklika n ic h t n u r auf d e r th eo re tisch e n (ethologischen u n d ethischen) Ebene, sondern auch au f d e r m etath eo retisch en Ebene au fg estellt. D er P ap st, su ch t die W ah rh eit ü b er den W ert d e r A rbeit, indem er eine eigene sozialethische T heorie b aut, Sozialethik b e tre ib t u n d ih re Thesen logisch re c h tfe rtig t u n d b eg rü n d et. D adurch b e re its g re n z t e r sie in d ire k t von an d e re n histo risch b ek a n n te n sozialw irtschaftlich en T heorien ab. A llerdings, d as a b e r d isp en siert ih n n ich t von e in e r d i­ re k te n S tellu n gnahm e gegenüber diesen Theorien. D eshalb s itu ie rt er seine E rw ägungen auch auf d e r m etath eo retisch en Ebene u n d fra g t n ach d e r m etaeth isch en W ahrheit, die sein er M einung n ach in a n d e re n T heorien in fra g e g estellt ist. Sie w erd en von ih m k ritisc h b e u rte ilt, id. h. logisch u n d m eth o ­ dologische b ew ertet. Die F alsch h eit dieser T heorien zeigt sich d adurch , daß sie das A d aeq u ats- u n d In te rg ritä tsp rin z ip wie auch d a s R an g o rd n u n g sp rin zip in d e r U m schreibung des P h ä ­ nom ens der A rb eit n ic h t ein h alten u n d in der E rk lä ru n g d e r W ah rh eit ü b e r d e n W ert d e r A rb eit ein falsches M enschenbild a priori voraussetzen. Ih re falschen A u ffassungen d e r A rbeit hab en w ohl den .letzten G ru n d in d e r falschen D eterm inatio n des S u b je k ts d e r A rb eit od er in d e r falschen D eterm inatio n d e r B eziehung zw ischen A rb eit u n d ih re m S u b je k t. D en n der S chlüssel ein er sachgerechten Theorie d e r [m enschlichen) A rb e it liegt, wie es sich h e ra u sg e ste llt h a tte , in d e r T heorie des (arbeiten) M enschen, also in d e r A nthropologie, die die

Sozialethik d e r A rbeit u ltim a tiv b eg rü n d et.

2. In der E nzyklika gibt es eine k ritisc h e S tellun gn ahm e zu d e n W irtsc h a ftsth e o rie n ” [13), die n ä h e r bestim m t sind a ls „sozio-ökonom ische S y stem e” (19), des In d iv idu alism u s u n d K ollek tiv ism us [vgl. 14), des „L iberalism us — als Ideologie des K ap italism us v e rsta n d en — u n d des M arxism us — als Ideologie des th eo retisch en Sozialism us u n d des K o m m u n is­ m u s ” [11), als philosophisches S ystem des M aterialism us bzw. als m aterialistisch e Theorie [vgl. 13) u n d die noch p räz iser als „m arxistisch e Ideologie” [11) bzw. als „Philosophie von M arx

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u n d E ngels” d e m a sk iert w erden. Alle diese iwdrtscbaftlich- -sozialen S y stem e” (7) ken nzeich n et d e r Irrtu m des Ö kono­

m ism us u n d M aterialism us {vgl. 13) ein Irrtu m d e r V er­ k ü rzu n g o d er Simplif-izderung d e r -menschlichen A rbeit u n d

des a rb e ite n d e n M enschen.

Die k ritisc h e A useinandersetzung m it diesem T heorien bil­ det einen K o n te x t u n d d a d u rc h einen w e ite ren R e c h tfe rti­ gun gshorizont fü r die p äp stlich e These von der p erso n alen W ürde der A rbeit. Deswegen m u ß sie u n b ed in g t a u ch fü r die ganze B ew eisfü h ru ng u n te r -dean Zeichen -der W ah rh eit stehen . Ist diese S chicht d e r E nzyklika einw an d frei? Es g e h t doch h ie r n ich t nu-r u m -die sy stem atisch -th eo retisch e W-ahrhe-it, so nd ern au ch u m die historisch-ethologische W ah rh eit, die auch se h r k om plex ist. Diese K ritik -darf n ic h t au f d e m N iveau d e r trad itio n ellen L eh rb ü ch er fü r -die -katholische -Sozia-llehre steh en u n d sich a lte r K lisch eeb ild er -bedienen.

Z um an d eren s te llt sich h ier die F rage, ob die E n zyk likaleh re ü-ber den W ert -der A rb e it auch einen ,,-ism us” bil-det, eine L ehre, deren m ethodologische S tr u k tu r auch n ic h t iganz fe h le r­ fre i ist. F ü r die k ritisie rte n T heorien b e in h a lte t sie ebenso

eigene system b edin gte Kohäre-nzw-ahrheiten. Ein R eferen t d e r vorigen Fachko-nfe-renz, R. Aria-s Cal-deron, h a t i-n d ieser H in­ sicht k ritisc h -gefragt. „Finden w ir in d e r E nzyklika einen Person-alismus des S u b jek ts ode-r einen S ubjek tiv ism us der P e rso n ? ” A ndere w ie d e r m achen sich -Gedanken, ob die p ä p st­ liche These f ü r einen L aborism us plä-diert. F ü r einige n ic h t- christlich e A uto ren ist de-r -biblische (-biblizistische?) A usgangs­ p u n k t der E-n-zylklika ein a u sre ich e n d e r G ran d , u m -bereits den Binw-and -der I-deologisie-run-g gegen -die Soziallehre d e r K irche zu erheben.

A uf -dem Weg ein er k o m p eten ten D iskussion, die bis jetzt sta ttg e fu n d en h a t u n d die -weiter n och fo rtg e se tzt w erden m uß, ist -die W ah-rheitsfrage zu verfolgen. Ein w e ite re r A b­ s c h n itt -dieses W eges ist die g eg enw ärtige Fachkonferenz. Sie e n tsp ric h t d e r G ru n d in te n tio n d e r E nzyklika, A nregungen vorzuibringen (vgl. 14) im P ro zeß d e r W ah rh eitsfind un g u n d W ahrheitsbe-gründumg üb er das G ute -der m enschlichen A rbeit.

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(D er A ufsatz w u rd e als R e fe ra t in der deu tsch-polnischen F achk on feren z d e r K o n ra d -A d e n au e r-S tiftu n g ü b e r „L aborem e x e rc e n s” in St. A ugu stin gehalten . R e fe ra te d e r vo rg eg an ­ genen In te rn atio n a le n F ach k o n feren z (Rom 1983) e n th ä lt das R uch A rbeit, ih r W ert, ih re O rdnung. M it e in e r A nsprache von P a p st Jo h a n n es P a u l II., hrsg. B. Heck, M ainz 1984).

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