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Stahl und Eisen, Jg. 36, Nr. 51

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Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. W. Be um e r, Gesdia tsfflhrer der Nordwestlichen Gruppe

des Vereins deutsdter Eisen- und Stahl-

industrieller.

STAHL Ü1 EIS

Z E IT S C H R IF T

Leiter des technischen Teiles D r . - J t i g . 0. P e t e r s e n ,

stellvertr. Geschäftsführer des Vereins deutscher

Eisenhüttenleute.

FUR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN.

Nr. 51. 21. D ezem b er 1916. 36. Jahrgang.

D ie F ried en sziele der deutschen Industrie und des deutschen A usfu hrhandels.1)

Von D r. W . B e u m e r , M itglied des P reu ß isch en A b geordnetenhauses.

„ I ch b in zu dem Schluß gekom m en, daß in diesem A ugenblick die einzige C hance D eu tsch lan d s, die H e rz o g tü m e r zu befreien, d a rin b e ste h t, d aß w ir einen K rieg gegen R u ß la n d zu g u n ste n P o len s a n ­ fangen. D a n n ist L ouis N apoleon u n se r gehorsam er D iener, S chw eden fä llt u n s sofort in die A rm e u n d E n g la n d ist lah m g elcg t; d a n n n eh m en w ir vo n D ä n e ­ m ai k u n g e stra ft, w as w ir w o llen .“ So schrieb am 3. D ezem ber 18G3 der S o ziald em o k rat F rie d ric h E n g els an seinen F re u n d K a rl M arx, u n d das m ag z u ­

n äch st zum Beweis d a fü r dienen, d aß dam als au ch die äu ß e rste L in k e b etreffs notw endiger G eb iets­

erw eiterungen w esentlich a n d erer M einung w a r als ihre h eu tig en V ertreter, d aß som it die F ra g e eines g rößeren D eu tsch lan d s keine p arteip o litisch e ist, sondern v on F a ll zu F a ll b e u rte ilt w erd en m uß.

E rin n e r t aber w ird a n diesen B rief fü r die n ach ­ folgenden A usfü h ru n g en h au p tsäch lich deshalb, w eil je n e F ra g e , ob n ach siegreichem K am p fe D e u tsc h ­ la n d in n erh alb der bisherigen G renzen besteh en bleiben k a n n oder n ic h t, im w esentlichen v o n den E rfa h ru n g e n ab h än g ig ist, die w ir je t z t im K riege bei u n s u n d a n u n sern F e in d en g em ac h t haben.

D aß w ir, wie in einer F e stu n g eingeschlossen, u n te r d en schw ierigsten V erhältnissen, n ic h t allein bezüglich u n serer E rn ä h ru n g , sondern auch betreffs u n serer G ütererzeu g u n g u n d ihres V ertriebs, ins­

besondere d u rch den A u sfu h rh an d el, leben, b ra u c h t n ic h t besonders h ervorgehoben zu w erd en . U m so b ew u n d ern sw erter ist die U m s t e l l u n g u n serer ge­

sa m te n E rw e rb sstä n d e , u n d u n te r ih n en die In d u s trie , in die d u rch den K rieg völlig v e rä n d e rte n V erhält­

nisse. A b er auch d avon ist a lle ro rte n so viel g ered et u n d geschrieben w orden, daß sich hier ein tieferes E in g eh en d a ra u f v e rb ie te t. N u r ein p a a r Beispiele!

N eben die angesichts der v e rm in d e rte n K n a p p e n ­ zah l g eradezu bew u n d ern sw erten L eistu n g en des S tein- u n d B ra u n k o h len b e rg b au s tr e te n die b e k a n n ­ te n Ziffern u n se re r R o h eisen d arste llu n g , u n d die F lu ß sta h le rz e u g u n g , die in d en M onaten J a n u a r bis 30. S ep tem b er 1914, also in einem Z eitrau m , in den

*) A us d er ..K ölnischen Z eitung“ , N r. 1255, vom 10. D ezem ber 1916.

sieben volle F rie d e n sm o n a te fielen, 12 223 486 t be­

tru g , beziffert sich in dem gleichen Z e ita b sc h n itt 1916 au f 11 9 3 1 1 3 1 1, ist som it d er e rs te m fa s t gleich

— eine stau n en erreg en d e T atsac h e, die n u r d er m it den b esteh en d en Schw ierigkeiten b e k a n n te F a c h ­ m a n n in vollem U m fang zu w ü rd ig en w eiß. D an eb en s te h t die b e k a n n te U m stellung k lein er u n d k lein ster B etrieb e in die M unitionserzeugung. D ie chem ische In d u s trie b ra u c h t m a n n u r zu n en n en , u m a n ihre beispiellosen L eistu n g en a u f dem G ebiet der M unition, der A uffindung zah lreich er n eu er L egierungen, der G ew innung des S tickstoffs au s der L u ft, der E rs a tz ­ p ro d u k te in den v erschiedensten Zweigen, auch der E rn äh ru rig g w irtsch aft, u n d n ic h t z u le tz t des s y n th e ­ tisch en K a u tsc h u k s e rin n e rt zu w erden. H a n d in H a n d ging m it ih r auch die T e x tilin d u strie , die sich der E rsatzsto ffe in ebenso einsichtiger w ie ta tk rä f tig e r W eise b e m äc h tig te u n d d am it Schw ierigkeiten ü b e r­

w an d , d u rch die w ir so n st in die ü b elste L age ge­

kom m en w ären. K u rz u m , a u f allen G ebieten eine rastlo se u n d zugleich v on dem fru c h tb a re n Z usam m en­

gehen d er P ra x is m it d er W issenschaft zeugende T ä tig k e it, die in diesem U m fange k ein anderes L an d , w eder v o r noch u n te r dem K riege, aufzuw eisen h at.

W as W u n d er, daß w ir d aro b v o n den L ä n d e rn des V ierverbandes aufs k rä ftig s te b en eid e t w u rd en , deren M ißbehagen in der P a r i s e r W i r t s c h a f t s ­ k o n f e r e n z einen ebenso sic h tb a re n w ie geradezu kom isch w irkenden A u sd ru ck fand. D enn im E rn s te glau b en doch w irklich die H e rre n v on d er E n te n te cordiale n ic h t d a ra n , n a c h dem K rieg D eu tsch lan d vo m W ettb ew erb in ih ren L ä n d e rn u n d K olonien völlig auszuschlicßen. E s ist, w enn ich n ich t irre, ein ehem aliger rassisch er H an d elsm in ister gew esen, der k u rz v o r der P a rise r K onferenz dem S in n e n ach die W o rte sp rach : „V or dem K riege k a u fte R u ß la n d da, wo cs am b esten u n d billigsten w ar. U n d das w ar au f dem d eu tsch en M ark te. K ö n n en u n s die Ver­

b ü n d e te n n ach dem K riege ebenso g u t bedienen, so w erd en w ir bei ih n en kaufen. L n ä n d ern F alle m ü ssen w ir zu m d eu tsch en M a rk t zu rü c k k e h re n .“

So w ird sich im g roßen u n d ganzen p ra k tisc h die Sache au ch in den ä n d ern , u n s feindlichen L än d e rn

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1222 S ta h l und E isen. D ie F ric d e iu s z ie le d e r deu tsch en I n d u s t r ie u. des d eutschen A u s fu h r h a n d e ls . 36. Ja h rg . N r. 51.

gestalten, in denen blinder Haß bald durch kühle Vernunft abgelöst werden wird — nicht zuletzt in England! Natürlich werden wir nach dem Kriege zunächst Schwierigkeiten auf dem Weltmarkt haben, in erster Linie im Wettbewerb mit J a p a n u nd d en V e r e in ig te n S t a a t e n v o n A m e r ik a , die in heller Freude darüber leben, daß wir in Europa uns die Köpfe zerschlagen und ungeheure Werte zer­

stören. Nordamerika wird schon dadurch ein ge­

fährlicherer Gegner werden, daß sich sein Reichtum in hohem Maße vermehrt hat. Ist doch für das mit dem 30. Juni 1916 abschließende Steuerjahr die per­

sönliche Einkommensteuer der dortigen Zensiten auf 13 588 718

£

gegen 8 207 232

£

im Vorjahr und die Einkommensteuer für Gesellschaften auf 11 398 731

£

gegen 7 831 119

£

im Vorjahr gestiegen. Aber unter diesem vermehrten Wettbewerb werden unsere jetzigen Feinde nach dem Kriege genau so zu leiden haben wie wir. Es kann sich also bei der Frage, wie sich die Verhältnisse der deutschen Industrie und des Ausfuhrhandels in kommenden Jahren gestalten werden, nur um einen Vergleich mit den europäischen Ländern handeln, mit denen wir vor dem Kriege auf dem Weltmarkt im Wettbewerb standen. Und das sind in erster Linie Belgien, Frankreich und England.

Was B e lg ie n anbelangt, so hat die Kölnische Zeitung bereits am 2. Dezember d. J. (Nr. 1223) hervor­

gehoben, „es dürfte Einigkeit der Auffassung unter uns darin herrschen, daß Belgien militärisch, wirt­

schaftlich und zollpolitisch unter deutscher Hand bleiben muß als unumgängliche Bürgschaft unserer militärischen Sicherung“. Ich persönlich gehe weiter, ohne auf das Wort „Annexion“ irgendwelchen Wert zu legen. Die deutschen Ausdrücke „Angliederung“,

„Eingemeindung“ , oder sonstweiche, klingen besser.

Wenn ich aber an das Wort Napoleons des Großen denke: „Alles hätten mir die Engländer verziehen;

aber daß ich Antwerpen besaß, diese auf die Brust Englands gerichtete Pistole, das haben sie mir nie vergessen“ — so, glaube ich, spricht dieses Wort Bände über das, was wir nach siegreichem Kampfe mit Belgien zu tun haben. Und insonderheit bezüg­

lich Antwerpens kommt noch etwas anderes hinzu.

Jeder, der Antwerpen in den letzten Jahrzehnten vor dem Kriege gekannt hat, weiß, daß mehr als die Hälfte des dortigen Geschäfts (Ausfuhr, Einfuhr, Zwischenhandel, Spedition usw.) in deutschen Händen war. Die Namen A. de Bary, W. v. Mallinckrodt, Rieh. Böcking, Baron v. Ohlendorf! bezeugen dies genug. Wie sich aber die Stimmung der Belgier unter dem Kriege gegen die Deutschen gestaltet hat, ist nicht darauf zu hoffen,- daß unter belgischer Herr­

schaft jener Zustand irgendwie hergestellt werden kann, so daß die Frucht 30- bis 40jähriger zäher Arbeit vernichtet sein würde. Die Folgerung ergibt sich von selbst, — von der Freiheit der Meere ganz abgesehen, an die doch ohne „reale Garantien“ be­

züglich jenes Einfalltors für England gar nicht zu denken ist. Aber selbst wenn Belgien in irgendeiner Form — woran ich nicht glauben kann — wieder­

hergestellt würde, ist für die ersten Jahre an einen gleichen Wettbewerb gegen Deutschland auf dem Weltmarkt aus selbstverständlichen Gründen nicht zu denken.

Und F r a n k r e ic h ? Das Erzgebiet von Briey und das Revier der bituminösen Kohle sind für Deutschland Lebensbedürfnis. Bismarck würde jenes Erzgebiet schon 1871 genommen haben, wenn da­

mals der Thomas-Güchrist-Prozeß bestanden hätte.

Für die Erzversorgung Deutschlands kamen 1913 an Eisengehalt 44 % aus dem Auslande, und zwar aus Frankreich 1 410 0 0 0 1, d. h. 20 % der Gesamteinfuhr.

Wie sich aber auch die Eingemeindung jener Gebiete gestalten möge, Frankreich wird Jahrzehnte ge­

brauchen, um wieder lebens- und wettbewerbsfähig auf dem Weltmärkte zu werden. Das weiß jeder, der die von uns besetzten Gebiete durchfalircn und gesehen hat, was dort durch Frankreichs eigene Schuld zerstört worden ist.

Bliebe E n g la n d . Sein Ruf als Gold- und Geld­

land ist doch arg geschmälert; London ist schon jetzt nicht mehr das Clearinghousc der Welt, und wenn man an den befreundeten Yankee fast 6% % Zinsen für ein Darlehen zahlen muß, so ist das auch nicht gerade ermunternd. Zudem wird England nach dem Kriege schwierigere Arbeiterverhältnisse haben als irgendein anderes Land der Erde — Australien vielleicht ausgenommen. — Daß es uns also einen schärferen und erfolgreicheren Wettbewerb nach dem Kriege machen könnte als vor diesem, erscheint völlig ausgeschlossen. Um den Kampf auf dem Weltmarkt darf uns also nicht allzu bange sein.

Freilich wäre es töricht, die Schwierigkeiten zu unterschätzen; aber Hindernisse auf einem Wege sind nicht dazu da, um von seinem Beschreiten ab­

zuhalten, sondern um überwunden zu werden.

Nachdrücklich ist vor der infolge des Naumann- schen Buches vielfach verbreiteten Ansicht zu war­

nen, als könne uns „Mitteleuropa“ den bisherigen Weltmarkt auch nur annähernd ersetzen. Naumann selbst hat ja in einem späteren Vortrag es ausge­

sprochen, daß er so nicht habe verstanden werden wollen. Aber es ist doch notwendig, besonders darauf hinzuweisen, daß zumal bezüglich unseres späteren Verhältnisses zu Oesterreich-Ungarn gar zu rosige Hoffnungen nicht erweckt werden dürfen. 1913 be­

trug unsere Ausfuhr nach Oesterreich-Ungarn 10,9%

unserer Gesamtausfuhr, machte aber rd. 40 % der gesamten österreichisch-ungarischen Einfuhr aus.

Auch wenn die restlichen 60 % ganz aus Deutschland geliefert werden könnten, würden wir nur 17,5 % unserer Gesamtausfuhr nach Oesterreich-Ungarn ab­

setzen. Und was gar eine Zollunion mit unserni Bundesbruderstaate anbelangt, so hat in bezug auf sie Geh. Baurat 2)t.»3uß. e- k Beukenberg den schönen und zutreffenden Vergleich geprägt: „Wenn zwei Familien, die jahrelang in enger Freundschaft zusam­

mengestanden haben, den Entschluß fassen, fortan

einen gemeinsamen Haushalt zu führen, so werden sie

wohl für einige Wochen oder Monate bei gegenseitiger

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21. D ezem ber 1916. D ie F r ie d e n s z ie le d er deu tsch en I n d u s t r ie n , des d eutschen A u s fu h r h a n d e ls . S ta h l und E isen. 1223

R ü ck sich tn ah m e g u t m ite in a n d e r auskom m en. Sollen

sie ab er fo rtg e se tz t an derselben T afel sitzen, so w er­

den sie b ald schm erzlich m an ch e der frü h e re n Ge­

w o h n h eiten en tb e h re n , erst re c h t, w en n einige der K in d er v on J u g e n d au f selb stän d ig u n d eigenw illig erzogen sind. D as g ilt auch fü r zwei große Völker- fam ilien .“

W i r b ed ü rfen des W e ltm a r k te s , u n d dies er­

fo rd e rt zugleich einen sta rk e n K o l o n i a l b e s i t z u n d v e rm e h rte S e e g e l t u n g ; d en n K o lo n ialm ach t u n d S eem ac h t sind v o n ein an d e r u n tre n n b a r. H a t doch a u ch der K o lo n ia lsta a tss e k re tä r D r. Solf sein a n ­ geblich m iß v erstan d en es „ E n tw e d e r — o d er“ in ein

„S ow ohl als a u c h “ v erw an d elt, als er am 2. S ep tem b er d. J . a n den H erzog J o h a n n A lb rech t zu M ecklenburg schrieb, „ d a ß D e u tsc h la n d s o w o h l eine F lo tte b rau ch te, die u n serm H a n d e l ü b e r See die u n b e h in ­ d e rte B e tä tig u n g sichert, a l s a u c h gleichzeitig einen K olonialbesitz, der u n s m öglichst u n a b h än g ig von dem T rib u t a n frem de S ta a te n m a c h t fü r d en Bezug derjenigen R o h p ro d u k te , d eren unsere B evölkerung in der L a n d w irts c h a ft u n d In d u s trie b e n ö tig t.“ W ir b ed ü rfen endlich n eu er S i e d l u n g s g e b i e t e fü r d eutsche L a n d k o lo n isten , d a u n s 1913 z u r D eckung d er n otw endigen Lebens- u n d F u tte r m itte l n ich t w eniger als 5 M illionen h a feh lten , also eine B oden­

m enge, die der lan d w irtsch a ftlich g e n u tz te n F läch e B ay ern s u n d B adens zusam m engenom m en gleich­

k o m m t. D iese S iedlungsgebiete w erd en w ir nach siegreichem K riege im O sten finden, wo zugleich eine V erm ehrung der fü r O berschlesiens E isen in d u strie d ringend notw endigen E rzq u ellen erm öglicht w erden k an n .

D ies alles a b er w ird sich n u r d a n n n ü tz lic h fü r u nser V aterland gestalten , w enn w ir auch im I n n e r n die E in ric h tu n g e n treffen, die fü r ein G edeihen aller E rw e rb sstä n d e erforderlich sind, z u n äch st also sach­

gem äße U e b e r l e i t u n g i n d ie F r i e d e n s w i r t ­ s c h a f t . W ir h ab e n u n te r dem K rieg, der N o t ge­

horchend, n ic h t dem eignen T rieb , eine M enge von O rg an isatio n en geschaffen, die n a tu rg e m ä ß l a n g s a m a b g e b a u t w erden m üssen. Von d au ern d em B estan d kön n en u n d d ü rfe n sie nicht sein. D a u e rn d an ihnen fe s th a lte n w ollen m anche, die ü b e rh a u p t eine U m ­ b ild u n g u n serer P riv a tw irts c h a ft in die G em ein Wirt­

sch aft b efü rw o rten . Ic h h ab e in einer T ischrede jene K riegsorganisationen, sow eit sie einen zu sta rk e n Be­

h arrungsw illen ü b er den K rieg h in au s b ek u n d en , m it den in billigen G asthöfen ü blichen K om m odenschub­

laden verglichen, die b e k a n n tlic h beim G ebrauch schnell h erau sg leiten , die sich aber, sei es im G efühl ihrer F re ih e it oder in U eb ersch ätzu n g ih rer B edeu­

tu n g , n u r sehr schw er in den s ta tu s quo a n te zu rü ck ­ bringen lassen. D as is t n u r scheinbar ein S ch erz;

denn es ste c k t ein tie fe r E r n s t d a h in te r. W enn je K ollektivism us u n d S ozialism us schw eren Schiff­

b ru ch g elitten h ab en g egenüber dem In d iv id u alism u s, so is t es in diesem K riege geschehen, in dem sich der W e rt fü h re n d e r P ersö n lich k eiten an der F r o n t u nd h in te r der F r o n t in so au ß ero rd en tlich hellem L ic h t

gezeigt h a t. W ir w erden auch n ach dem K riege m ehr als je a n das W o rt den k en m üssen, daß w ir M enschen n u r v o r G o tt u n d im T ode g l e i c h sind, daß w ir aber im L eben aus der V erschiedenheit d er B eg ab u n g u n d der F äh ig k eiten die g rö ß ten W e rte ziehen. U nd diese V erschiedenheit d er B egabung u n d dpr F ä h ig ­ k eiten soll m an n ach einem so schw eren K riege n ich t u n te rd rü c k e n w ollen, sondern m a n m u ß sie erh alten , pflegen, stä rk e n , erw eitern u n d vertiefen . D r. G raf v. S chw erin-Lüw itz h a t in seiner vortrefflichen A rb eit üb er „d ie V orratsfrage in u n serer E rn ä h ru n g s p o litik “ einw andfrei nachgew iesen, daß die G em einw irtschaft d a, wo sie in der L a n d w irts c h a ft je v e rsu c h t w orden sei, zu r U n te rd rü c k u n g eines je d e n gesunden F o r t­

s c h ritts u n d jed es ta tk rä f tig e n U n tern eh m u n g sm u tes g e fü h rt habe. E in e solche U n te rd rü c k u n g aber k ö n n en w ir w eder in der L a n d w irts c h a ft ertrag en , noch in d er In d u s trie , im H a n d e l u n d in der Schiff­

fa h rt. D ie In d u s trie , die v o r u n d u n te r dem K riege so h erv o rrag en d e L eistu n g en aufzuw eisen h a t, b ra u c h t n ic h t am G ängelbande d er M u ttersch ü rze des S ta a ts au f dem W e ltm a rk t w ieder lau fen zu lernen. D as k a n n m a n ru h ig ih r selbst ü berlassen. D abei soll d er S ta a t n ic h t etw a au sg esch altet w erden. V ielm ehr w ird das P arallelo g ram m der K rä fte , das sich zu­

sam m en setzt au s dem freien Spiel der E nergien unseres W irtsch a ftsleb en s a u f der einen u n d aus der M acht eines w eise g elen k ten u n d g eleiteten S ta a ts au f d er ä n d ern S eite, der dem W irtsch a ftsleb en m it vollem V erständnis g eg en ü b ersteh t, a n die S telle der u to p istisch en P lä n e u n d Illu sio n en des K o llek tiv is­

m us, des S ozialism us u n d der G em einw irtschaft tr e te n m üssen, w enn w ir in Z u k u n ft u n sere A ufgaben im

W irtsch a ftsleb en restlo s sollen lösen können.

E in Zweites, das u n s n o ttu t, ist ein um fassender N a c h r i c h t e n d i e n s t . D er u n sau b ere H a ß , v o n dem D e u tsc h la n d in der g anzen W e lt v erfo lg t w ird, ist zum g rö ß te n T eil a u f den M angel eines solchen N ach ­ rich ten d ien stes zu rü ck zu fü h ren , a u f d en nam en tlich ein gro ß er T eil u n serer D ip lo m aten m it v eräch tlich em L äch eln h erab seh en zu d ü rfe n m ein te u n d bei dem m a n v o r allem die L e u te n ic h t en tb e h re n k a n n , die w irklich die S ache v ersteh en , die Jo u rn a liste n .

U nd ein D ritte s z u le tz t, ab er n ic h t a n le tz te r S telle, D eu tsch lan d s w irtsch aftlich e Z u k u n ft beruht a u f dem F e s th a lte n a n der B i s m a r c k s c h e n W i r t ­ s c h a f t s p o l i t i k , die u n s h in te r der F r o n t den gegenw ärtigen K rieg bis h e u te siegreich gew innen ließ. M an g reift sich j a a n den K opf, w enn m an h e u te schon v on der N o tw en d ig k eit eines A bbaues dieser P o litik red en h ö rt. D er Abg. L egien h a t in öffent­

licher R ed e zu K önigsberg v ersich ert, er h ab e dem R eich sk an zler in einem P riv a tissim u m ü b er die Ge­

w erk sch aften kein en Zweifel d a rü b e r gelassen, daß ein etw aiges K a rte ll aller G ew erkschaften d a n n sofort w ieder in die B rü ch e gehen w erde, w en n die c h rist­

lichen u n te r dem D ru c k des Z e n tru m s fü r Zölle u nd

in d ire k te S te u e rn e in z u tre te n b e re it seien. N u n w ird

der H e rr R eich sk an z ler j a w issen, w ohin die R eise

m it diesen H e rre n geht. E in A bbau derJB ism arck -

(4)

1224 S tah l a n d Eisen. D i t F o r m e r e i vo n B a n d k e s s e ln . 86. J a h rg . N r. 51.

sehen" Wirtschaftspolitik bedeutet nichts Geringeres, als daß England in Zukunft einen Aushungerungs­

krieg gegen uns mit Sicherheit gewinnen würde. Auf Notwendigkeiten unserer zukünftigen Handelspolitik kann hier aus begreiflichen Gründen nicht tiefer ein­

gegangen werden. Sollen die Hoffnungen und Wünsche der deutschen Industrie und des deutschen Ausfuhrhandels in Erfüllung gehen, so müssen wir an den Grundlagen des Schutzes der vaterländischen Arbeit festhalten. Dann, aber auch nur dann wird es gelingen, Deutschland die Stellung auf dem W elt­

märkte zu sichern und zu erweitern, die es 1913 mit seinem Welthandel (Ausfuhr und Einfuhr zusammen­

genommen) von 20 Milliarden

J l

einnahm.

Es ist möglich, daß einzelne Kreise der Industrie und des Ausfuhrhandels die in vorstehendem dar­

gelegte Zuversicht nicht in ganzem Umfange teilen.

Demgegenüber mag die Bemerkung gestattet sein,

daß sie hier jemand ausspricht, der schon in ziemlich hohen Semestern steht, der aber von Jugend auf O p tim is t war und dies immer mehr wurde, je tiefer er in das unvergleichliche Werk Bismarcks einzu­

dringen sich bemühte im Studium seiner Reden, Briefe und Schriften, in jahrzehntelanger Verteidi­

gung seiner Wirtschaftspolitik und in unvergeß­

licher persönlicher Fühlung mit dem Heros im Sachsenwalde. Bismarck war durch und durch Optimist — einem Pessimisten wäre niemals Bau und Ausbau des Deutschen Reiches gelungen — und Landwirtschaft, Industrie, Ausfuhrhandel und Schiff­

fahrt, die ihm so unendlich viel verdanken, werden in dem einen Punkt völlig einig sein, daß wir einen Frieden nur schließen dürfen nach seinem Grund­

satz: „Die einzig gesunde Grundlage eines großen Staates ist der staatliche Egoismus, nicht die R o ­ m a n t ik .“

D ie Formerei von Randkesseln.

Von C arl Ir re sb e rg e r in Salzburg.

I j ie behördliche Einziehung der kupfernen Kessel

^ hat eine lebhafte Nachfrage nach Ersatzkesseln wachgerufen, als welche hauptsächlich dünnwandige, gußeiserne, sogenannte Randkessel in Frage kommen.

In der Folge haben sich viele Gießereien dieser Guß­

art zugewandt, leider wurden aber wiederholt die eifrigsten Bemühungen nicht von gutem Erfolge ge­

krönt, weshalb es heute angezeigt sein mag, die bei der Herstellung von Randkesseln zu berücksichtigen­

den Umstände zu erörtern. Die Formerei leichter Kessel von Hand erfordert, gleichwie die allen Ge­

schirr- (Poterie-) Gusses, gründlichst eingearbeitete, womöglich schon von Jugend an damit beschäftigte Former. Die Verkaufspreise der Kessel sind, da es sich um eine ausgesprochene Stapelware handelt, schon seit Jahrzehnten so gedrückt, daß nur verhält­

nismäßig sehr knappe Formerlöhne bezahlt w'erden konnten. Nur ein regelmäßig damit beschäftigter Former vermag dabei sein Auskommen zu finden, und nur ein solcher bringt es fertig, die unbedingt einzuhaltenden geringen Stückgewichte zu erzielen.

Selbst die tüchtigsten Former haben, falls sie längere Zeit mit anderer Arbeit beschäftigt waren, sich lange abzumühen, ehe es ihnen gelingt, wieder Kessel innerhalb der vorgeschriebenen Höchstgewichtsgrenze zu liefern. Es kommt eben alles auf empfindlichst ge­

schärftes Gefühl schon beim Sandanmachen, ins­

besondere aber beim Stampfen, Losklopfen, Aus­

heben und Polieren an. Maschinengußfoimer sind ganz allgemein nicht befähigt, solche Formen zu liefern, auch die besten und gutwilligsten Leute müssen hier versagen; diese Formerei muß eben an­

erzogen sein.

Meist werden die Kessel in dreiteiligen Form­

kasten m it dem Boden nach oben geformt. Der Kesselrumpf — das ungeteilte Modell — wird mit der Oeffnung nach unten auf einen Stampfboden

gesetzt, ein Formkastenmittelstück, dessen Höhe mit der des Kesseliumpfcs übereinstimmt, aufgesetzt und bis zum Bodenansatz des Rumpfmodelles voll­

gestampft, worauf der Kasten mit einer Deckplatte verklammert und gewendet wird. Nun stampft man das Unterteil m it dem inneren Kesselballcn auf, wendet wieder, bringt das richtige Oberteil auf und stampft es hoch, wobei gleich das Eirrgußmodcll ein­

gelegt wir d. Die ganze

Arbeit erfordert infolge ____

des wiederholten Wen-

~ ^ s s s s % a

dens beträchtliche kör-

j

perliche Anstrengung,

i 1

ein weiterer Grund, wa- 1

rum die Kesselformerei

\ d, b e i

den Leuten wenig

J j a

beliebt ist. 1“

\ t d

Wesentliche Erleich-

terungen bietet folgen-

A bbildung l.

des noch wenig be-

Aufzeichnen d e r richtigen

kanntes Verfahren, bei

M odellw andstärken,

dem das wiederholte

Die Zeichnung wird nach der Llale

Wenden fortfällt und >“«*

ausgeschnitten und der »us-

weniger Formsand fest- 60schnlttene

Teil in der Richtung:

, e • . de3 Pfeiles um das Maß g vor-

zustampfen ist, wo-

schobon, wodurch sich dloM odeii.

d u rc h d ie Leistllllgs-

W a n d stärk e n

Di Di Da

ergeben.

fähigkeit einer For­

merabteilung durchschnittlich um etwa 25 % ge­

steigert wird. Das hierbei verwendete Modell muß in zwei Teile, Kesselnunpf und Kesselboden, geteilt sein, die sich mittels kleiner Stifte ineinander führen. Das Rumpfmodell wird meist aus Eisenblech, das Boden­

modell aus Gußeisen hergestelJt, doch haben sich auch Modelle aus Aluminiunrguß trefflich bewährt.

Weiter sind ein gußeiserner Formboden, ein Satz zweiteilige Formkasten, eine Formplatte aus Walz­

eisen, Gußeisen oder Aluminiumguß, ein gelochter

(5)

21. D ezem ber 1916. D ie F o r m e r e i v o n R a n d k e s se ln . S tahl und E isen. 1226

A ussparkegcl u n d eine B lechlehre zum A bziehen der

K u p p e des K esselkernsti'ickes erforderlich. Zur A n­

fertig u n g des M odelles w ird eine Zeichnung des K essels in n a tü rlic h e r G röße (m it en tsp rech en d er S chw indm aßzugabe) a n g efertig t u n d nach der in n eren B egrenzungslinie des K essels au sg esch n itten . D an n z ie h t m an d en u n te re n T eil d er Z eichnung u m die S tä rk e der F o rm p la tte n ach u n te n (s. A bb. 1) un d g ew in n t so d ie ric h tig e W a n d stä rk e des auszuführen-

(Links, nach dem Aufstampfen vor Ausnnhmo des Modells.

Hechts, nach dem Modellausheben gießfertig zusammengesetzt.

den M odcllcs. A bb. 2 zeigt die g esam te F o rm a n o rd ­ nung. D er gußeiserne F o rm b o d en A, die F o rm p la tte B u n d der ru n d e M an telfo rm k asten M sin d a n den gegen­

seitigen B erührungsflächen b e a rb e ite t, n ach L ehren g eb o h rt, genau a u fein an d er passend. D er F orm b o d en tr ä g t m it S ch litzen versehene F ü h ru n g sb o lzen , um m itte ls S p lin te n sowohl m it dem F o rm k a ste n allein (A bb. 2 rech ts) w ie m it der F o rm p la tte u n d dem F o rm k a ste n fest v erb u n d en w erden zu können. In der M itte der B o d e n p la tte

is t ein ru n d e r F a lz v o r­

gesehen, d er dem A u s­

sparkegel D zu r beiläufi­

gen F ü h ru n g d ie n t. D ie F ü h ru n g sb o lz e n ‘m üssen re c h t k rä f tig sein, d a m an sie in H in sic h t au f b eque­

m es, keine allzu ängstliche V orsicht erforderndes A b­

h eben des M ittelstü ck es, insbesondere ab er des siche­

re n Z usam m ensetzens der F o rm n ach dem M odell- ausheben h alb er ziem lich lan g bem essen m uß.

D er F o rm v o rg an g is t re c h t einfach. M an se tz t au f den F o rm b o d en A den A ussp ark o n u s D u n d die M o d ellp latte B m it dem R u m p fm o d e J C, u n te rsto p ft den R a u m e zw ischen F o rm b o d en u n d F o rm p la tte m it M odellsand u n d s ta m p ft d an n den R au m I zw i­

schen dem R um p fm o d ell u n d dem A ussparkonus der­

g e s ta lt voll, d aß sich ü b e r dem R a n d e des R u m p f­

m odelles eine S an d k u p p e erg ib t, d ie m it ein er B lech­

leh re genau ab g estrich en w ird. D an n k lo p ft m an das K esselbodenm odell F d a rü b e r, w o m it der K esselkern

sow eit fe rtig ist. E s folgt d as V ollstam pfen des R au m es I I zw ischen dem R u m p fm o d cll C u n d dem F o rm k a ste n M, die H erstellu n g des S ta n d e s m, n, das A ufsetzen u n d A u fstam p fen des O berteiles 0 , w o rau f der R eih e nach das O b erteil 0 , das U n te r­

t e i l M, der K esselboden F u n d die M odellplatte B m it dem R um p fm o d ell C abgehoben w erden. D ie F orm w ird e in g estäu b t, v o rsich tig p o lie rt, zusam m engesetzt u n d naß zum A bguß g eb rach t. Z ur V erm eidung von S p an n u n g en n im m t m an sic einige M in u ten n ach dem G ießen au sein an d er, insbesondere um den A usspar­

kegel D zu lockern. F ü r die M antelform w ird etw as fe tte re r F o rm sa n d als

fü r das K ern stü ck v e r­

w endet. M an is t ab er b e stre b t, m it m öglichst m agerem F o rm san d auszukom m en, wa3 ge­

g en ü b er dem a lte n F o rm v e rfa h re n d u rch

den W egfall des w ieder-

A bbildung 3. Randknasel-

h o lten F o rm k asten w en -

m odell, 125 l In h a lt,

dens w esentlich erleich­

te r t w ird. M eist k o m m t m an m it zwei D ritte l A ltsand aus, den m a n m it neuem , m it fe tte m K o h lstau b angem achtem M odcllsand auf einer do p p eltw irk en d en S chleudcrm aschinc a u fb c itite t.

B ei der H a n d a rb e it nach a llem V erfahren d ü rfte n zw ei F o rm er m it zwei H ilfsa rb e ite rn in der S chicht k a u m m eh r als sechs K essel vo n 1251 In h a lt (A bb. 3) fertig b rin g en . D ie H erstellu n g sk o sten ein er F orm b e tra g e n d a n n u n te r Z ugrundelegung v on COO J l fü r d ie M odelle, ein B e tra g , der in einem J a h re ab zu ­ schreiben is t, v on jä h rlic h 60

. f t

M odellerhaltungs­

k o sten u n d v o n je 6

. f t

bzw . 4

. f t

T agelohn fü r die F o rm er u n d H ilf s a ib e ite r J r e i 300 A rb eitstag e n im

T , /6 0 0 + 60 + 6000N „ J a h r0 ( --- I8ÜÖ ) = 3>7° J L

B ei der A rb e it nach dem verbesserten V erfahren ohne W enden des F o rm k a ste n s b rin g en d ie gleichen L e u te tä g lic h leich t sieben K essel fertig. F ü r die M odelle is t ein etw as höherer B e tra g , etw a 000

. f t

(einschl. In s ta n d h a ltu n g ), in R ech n u n g zu setzen, so daß d an n u n te r sonst gleichen V oraussetzungen eine F o rm n u r ) = 3,28

. f t

k o ste t. D ie M eh rleistu n g w ird a b er im allgem einen b e trä c h tlic h g rößer w erden als in der R ech n u n g angenom m en

A bbildung 4. S c h n itt d u rch eino R ü ttelfo rm m ssch in cn an lag e fü r R andkrasel

m it seitlich a n g eo rd n eter D ruckw asser-W ende- u n d A bstreifvorrichtung.

(6)

1226 S tah l a n d Eisen. Die. erste A n w e n d u n g d er W a s s e rk ra ft im H ü tte n w ese n . 36. Ja h rg . N r. 61.

wurde, und außerdem wäre zugunsten des neuen Ver­

fahrens noch eine ganz nennenswerte Formsand­

ersparnis in Rechnung zu stellen.

Bei beiden Verfahren bleibt man aber in hohem Grade von der Tüchtigkeit und dem guten Willen der heute ohnedies so seltenen Former abhängig.

Ueber diese letzte und größte Schwierigkeit vermag nur die Aufstellung einer geeigneten Formmaschine, als welche allein eine R ü t t e lf or m m a sc h in e in Frage kommen kann, hinwegzuhelfen. Die Rüttelform­

maschine verdichtet den Formsand stetig gleich­

mäßig, sie läßt sich für stets gleichmäßiges Los­

klopfen einrichten und macht die Güte der Arbeit vom sorglichen Modellausheben fast unabhängig.

Der Former hat fast nur noch beim Stauben und Aus­

polieren besondere Geschicklichkeit zu bewähren.

Infolgedessen kann man regelmäßig m it leichtesten Abgüssen von vorgesclniebenem Gewichte rechnen, ein Umstand, der für den Absatz und die Gewinn­

möglichkeit gerade beim Kesselgeschäft ganz be­

sonders ins Gewicht fällt.# Man w iid auch — ebenfalls ein heute sehr wichtiger Punkt — ohne weiteres in bezug auf die Liefermenge sehr leistungsfähig. Am besten ist es, m it einer Doppelformmaschine nach Abb. 4') zu arbeiten, deren einer Teil mit einer Durchziehvorrichtung für das Kernstück ausgestattet ist, wälnend der andere m it einer Wendeplatte für das Mantelstück arbeitet. Für Kessel bis zu 125 1 Inhalt (Abb. 3) genügt eine Maschine mit Form­

platten von 1000 mm im Geviert. Es ergibt sich dann folgende Rechnung:

’) A usgeführt von der B adischen M aschinenfabrik in D urlach.

A nschaffungskosten der R ü tte lfo rm ­

m aschine einschl. A ufstellung etw a . . 5 000 M

U n terb au e t w a ... 1 200 „ K om pressoranlage (2,5 cb m /m in , 7 a t) m it

M otor, W indkessel u n d R o h rleitu n g . 5 000 ., 1 P a a r M o d e llp la tte n ... 1 200 „ G csam tanschaffungskostcn 12 400 .ft

Bei 25 % Abschreibung auf Maschine und Unter­

bau, 100 % auf Modelle und 10 % auf die Preßluft­

anlage werden jährlich insgesamt 3250

M

für Ab­

schreibungen eiforderlich, wonach die jährlichen Be­

triebskosten betragen:

A b s c h r e i b u n g e n ... 3 250 -ft K raftv e rb ra u ch (M otor von 25 PS, 300 X 8

A rb eitsstu n d en , 1 P S zu 10 Pf. gerech­

net) ... 6 000 ,, K ühlw asser, Oel u n d W a r t u n g ... 1 250 ,, 10 500 M

Danach betragen die t ä g lic h e n Betriebskosten für den gesamten Formmaschinenbetrieb 35

J L

Ist eine Preßluftanlage vorhanden, und sind nur die Kosten für den Mehraufwand an Preßluft aufzubrin­

gen, so wird die Rechnung natürlich um so günstiger.

An der Maschine arbeiten zwei Former und ein Hilfsarbeiter, die zusammen täglich 16

A i

( 6 + 6 + 4 ) erfordern, so daß die gesamten Formkosten für den Tag 3 5 + 1 6 = 51

M

betragen. Da bei flotter Sand­

zufuhr und guter Gelegenheit zum Absetzen der For­

men leicht täglich 24Kessel hergestellt weiden können, betragen die Herstellungskosten einer Form nur 2,12

J L

D ie gesamten Anlagekosten können daher allein aus diesem Formkostenunterschied schon in eineinhalb Jahren eingebracht werden.

Die erste A n w en d u n g der W asserkraft im H üttenw esen.

Von O tto J o h a n n s e n in Brebach (Saar).

j

u den schwer ausrottbaren Irrtümern in der Ge- schichte der Technik gehört die Ansicht, daß die Wasserkraft erst seit dem 14. Jahrhundert in den Hütten benutzt ist. Ein zweifacher Irrtum liegt vor, wenn L. B e c k 1) diesen Fortschritt im Htitten- wTesen damit in Verbindung bringt, daß man im 14. Jahrhundert auch zuerst Holzsägemiihlen ge­

baut hat; denn einerseits hat uns L. Beck, wie unten gezeigt wird, weit ältere Nachrichten über Hütten am Bache vermittelt und anderseits ist die Holz- sägemühle bekanntlich viel älter; denn eine solche, und zwar mit selbsttätigem Vorschub des Werk­

stückes, hat der pikardische Architekt V illa r d de H o n n e c o u r t2) um 1250 in seinem Skizzenbuch ge­

zeichnet. C. E n la r t 3) hat nachgewiesen, daß Villard

2) L. B e c k : D ie Geschichte des Eisens. I. A b t.

2. Aufl. B raunschw eig 1891, S. 959.

2) J . B. A. L a s s u s : A lbum de V illard de H onnecourt.

P aris 1858, Taf. 43. — P. M. F e l d b a u s : D ie T echnik der V orzeit, der geschichtlichen Z eit u n d d er N aturvölker.

Leipzig und B erlin 1914, Sp. S93.

3) C. E n l a r d : V illard de H onnecourt e t les C ister­

ciens (B ibliothèque de l’écolo des ch artes, t. 56, année 1895. P aris 1895. S. 1/20).

unter dem Einfluß der Zisterziensei stand. Die Mönche dieses Ordens siedelten sich bekanntlich mit Vorliebe in Tälern an und bauten eifrig Mühlen.

Ueberzeugt, daß ein gottgefälliges Leben nur bei harter Arbeit möglich sei, sahen sie es besonders als ihre Aufgabe an, ungesunde Sumpfgegenden urbar zu machen, die Wässer abzufangen und die Wildnis in Stätten der Arbeit zu verwandeln1).

Gegenüber der Sägemühle des Villard ist ein Balg­

gerüst mit Wasserrad eine einfache Vorrichtung, die unzweifelhaft älter sein muß.

Schon im ältesten Kopialbuche des Domstifts Goslar wird unter den zwischen 1174 und 1195 er­

folgten Eintragungen der Zins der oberen Goslarer Mühle erwähnt mit dem Zusatz, daß dort früher eine H ütte stand, die zwecks Bau der Mühle zerstört

>) E in e anziehende D arstellung der W irk sam k eit des Zistcrzienscrordens in N orddeutsohland, in der die Ge­

schichte der H ü tte n jedoch leider n ic h t genügend be­

h a n d elt ist, g ib t der evangelische P red ig er F r a n z W in te r in seinem d reibändigen W erko „D ie C isterzienser des nordöstlichen D eutschlands bis zum A u ftrete n d er B e tte l­

o rd en ". G otha 1868/71.

(7)

21. D ezem ber 1916. D ie erste A n w e n d u n g d e r W a s s e rk ra ft im H ü tte n w e se n . Stahl und E isen. 1227

war1). Nur kurz kann auf die spätere Geschichte der

Hütten des Harzes eingcgangen werden. In König Friedrichs II. Freiheitsbrief vom Jahre 1219 wird den Hüttenbesitzern (silvani), welche Hütten in den Tälern (in loeis campestribus), also am Wasser haben, ein Balgpfennig für die Kohlen auferlegt, welche sie von jeder beliebigen Stelle herbeischaffen dürfen2), 1237 gestattet Graf Dietrich von Hohnstein dem Zisterzienserkloster Walkenried eine Hütte im Brun­

nenbachtale zu errichten3), 1243 lesen wir von einem zur H ütte bei Osterode gehörenden Teiche1), und 1311 werden auf einmal an die vierzig Hütten er­

wähnt, welche alle den kaiserlichen Schlackschatz nicht bezahlt hatten6).

Neben dem Kupferbergbau des Harzes gehört der Silberbergbau bei Trient zu den ältesten deutschen Bergbauten. L. Beck6) hat bereits darauf hingewiesen, daß in der Bergordnung des Trienter Bischofs Fried­

rich von Wangen vom Jahre 12087) die „Räder“

der Gewerken erwähnt werden, er hält diese Räder aber für Treträder. Tatsächlich sind hier die zum Antrieb der Bälge in den Hütten dienenden Wasser­

räder gemeint, denn ein bischöflicher Erlaß vom Jahre 1214 verbietet, den Radpfennig dadurch zu schmälern, daß mit einem Rade auf zwei Oefen ge­

blasen wird8).

Natürlich sind Wasserräder auf den Hütten des Freibeiger Bezirkes von Anfang an benutzt worden.

1278 gestattete Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen dem Zisterzienserkloster Altzelle seine H ütte an der Striegis bei Böhringen, die als casa duos follcs habens in qua metallum comburi solebat be­

zeichnet wird und die wie mehrere solcher Hütten

3) P ro casa d e stru cta, quo solv eb at talc n tu m , d a b a- tu r idem census de m olendino superiori proxim o, quia fu it d e stru cta ex consilio pro edificationo ejusdem molen- dini. — G. B ode: U rk u ndenbuch der S ta d t Goslar.

I. T eil (Gesohiohtsquellon der P rovinz Sachsen, 29. Bd.).

H allo a. S. 1893, N r. 301, S. 322.

2) U rkundonbuch der S ta d t Goslar. I. Teil, N r. 401, S. 411.

3) C. L . G r o t o f e n d : D ie U rk u n d en des S tiftes W alkenried. A bt. I. (U rk u n d en b u ch des H istorischen Vereins fü r N iedersachsen, H e ft 2.) H an n o v er 1852, N r. 211, S. 153. — U rk u n d en b u eh der S ta d t Goslar.

I. Teil, N r. 553, S. 528.

*) J . G r a f v o n B o c h o l t z - A s s e b u r g : Asseburger U rkundenbuch. I. Teil. H an n o v er 1870. S. 162. — U r­

kundonbuch der S ta d t Goslar. I. Teil, N r. 603, S. 560.

8) U rkundenbueh der S ta d t Goslar. I I I . Teil. (Ge- schichtsquoU en d er P rovinz Sachsen. 31. Bd.) H alle 1900. N r. 265, S. 181.

‘) A. a. 0 . S. 763, Anm. 2.

?) R u d o l f K i n k : C o d e x W angianus. U rk u n d e n ­ buch des H ochstiftes T rie n t (F ontes rer. austriac. II. A bt., V. Bd.). W ien 1852. N r. 237, S. 444.

8) Ite m talem postam pren o m in atu s dom inus epis- eopus fecit super furnos de ro tis d e a rze n taria episcopatus trid e n tin i cum consilio dom inorum (1) w ercorum : quod werki, q u i lab o ra n t argontum a d ro tas . . . non deb ean t lab o rarc ad u nam ro tam n isi ta n tu m cum uno furno, e t non cum duobus furnis . . . B egründung: non esse in usu, ro tam habere, nisi ta n tu m u num furnum pro una- qu aq u e ro ta ad laborandum argentum , n isi a parvo te m ­ pore in za. — Cod. W ang. N r. 242, S. 454.

auf Befehl des Markgrafen zerstört war, wieder auf­

zubauen1).

Auch Eisenhütten am Bache sind schon um 1200 nachweisbar. Die mir bisher bekannte früheste Nachricht kommt aus Skandinavien, also aus einem verhältnismäßig spät kultivierten Lande, ein B e­

weis dafür, daß die „Eisenmühlen“ tatsächlich weit älter sind. 1197 schenkte Absalon, der berühmte Bischof von Röskilde und Erzbischof von Lund, dem Zisterzienserkloster Sorö auf Seeland das Dorf Toaker in Hailand, um dort Salz zu kochen und Eisen aus Erz zu gewinnen. Unter seinem ebenso berühmten Nachfolger Anders Suncsön, der im Januar 1224 abdankte, wird nun dieses Werk molendinum ubi fabiieatur ferrum genannt2).

Das moulin ä fer vom Jahre 1249 des Grafen Thibault IV. von der Champagne ist schon früher herangezogen worden3), und L. Beck hat auf die Eisenhütten des Prämonstratenserklosters Hradisch in Mähren hingewiesen1). 1215 wurde dem Kloster der Wald bei Domasowr zugesprochen mit der Er­

laubnis, dort Gold, Eisen, Mühlsteine und überhaupt Metalle aller Art zu gewinnen, sowie Mühlen an den begrenzenden Flüssen zu errichten. 12G9 wurde dem Kloster der Wald m it den Erzgruben im Streit mit den Herren von Sternberg bestätigt, sowie das Recht, Mühlen an den Grenzflüssen zu bauen. Außerdem traten die Herren von Sternberg duo molendina quae vulgo hutte dicuntur ad ferrifodinas pertinentia . . . in remotieri fluuio Bistricie ubi ipsorum molendina siue hutte alie sunt locate, que duas massas ferri qualibet septimana persoluant dem Kloster ab6).

Eine noch ältere Quelle ist eine Urkunde vom Jahre 1205, worin Herzog Liupold VI. von Oester­

reich dem steirischen Zisterzienserkloster Reun aus seiner Eisengrube so viel Erz schenkte, wie für vier Bälge nötig ist8). Diese Zählung nach Bälgen be­

1 ) H. E r m i s c h : U rk u ndenbuch der S ta d t F reiberg in Sachsen. II. Bd. (Codex dipl. Saxoniae Regiao.

II. H a u p tte il. Bd. 13.) Leipzig 1886. N r. 868, S. 3.

2) L ib er donationum m onasterii Sorensis (Jaco b u s L angobek: scriptores reru m danicarum herausgeg. v o n P. F. Suhm , t IV H afn iae 1776; C X X I, S. 471/2.) — .1. L a n g e b e k : A nledning til en H isto rie o m d e N o rs k e B ergverkera O prindelso og F rem v ex t, försto S ty k k e (S k rifter som u d i d e t K iöbenhavnskc Selskab af L a e r­

dom s og V idenskabers E lskere ere frcm lagto. 7. Deel.

K iö b en h av n 1758). S. 401/2. — P. F. S u h m : H istorie af D anm ark. 8. Tomo. K iöbenhavn 1806, S. 400, und 9. Tom e. K iöbenhavn 1808, S. 570.

3) St. u. E. 1911, 30. N ov., S. 1960/3.

4) L. B e c k : D ie Geschichte des E isens. I I . A bt.

Braunschw eig 1893/5. S. 663. — H ra d isch ist wie alle böhm ischen u n d polnischen P rä m o n strate n serk lö ste r von S teinfeld (Eifel) aus besiedelt worden, das im S chlei- dener T al u ra lte n H ü tte n b e sitz h a tte . U eber diese H ü tte n w ären g enauere A ngaben erw ünscht, als sie H e in rich K elleter in seiner G eschichte der F am ilie Poensgen, Teil I , D üsseldorf 1903, S. 21, bringt.

8) A. B o c z e k : Codex dipl. e t epist. Moraviae.

tom. I I . O lm ütz 1839. N r. 67, S. 78/9. — Desgl. tom . IV.

O lm ütz 1845. N r. 30, S. 37.

*) J . Z a h n : U rkundenbuch de3 H erzogtum s S teier­

m ark. I I . Bd. G raz 1879. N r. 73, S. 117. — L. B eck a. a. 0 ., I, S. 753.

(8)

1228 S tah l u n d Eisen. U m s c h a u . 86. J a h rg . N r. 61.

gegnet u n s bei der U rk u n d e de3 K lo sters A ltzelle;

sie ist bei H ü tte n m it W asseran trieb häufig u n d lä ß t auch hier d a ra u f schließen, d aß m an in den E isen ­ h ü tte n S te ie rm a ik s schon d am als die W asserk raft zum A n tiieb der B älge b en u tzte.

M indestens ebenso a lt wie die W asserradgcbläse sind die Poch- u n d H am m erw erke. U m 11H5 sch en k te das stcii isehe B cn ed ik tin erk lo ster A d m o n t dem be­

n a c h b a rte n N o n n en k lo ster m olendinum u n u m e t s ta u f unum u nd u m 1175 ließ es sich i m an su m e t m olen d in u m e t u n u m sta m p f an d er Liesing bei Leoben sch en k en '). W äh ren d hier H am m erm asch in en m it v c ilik a lc r B ew egung des H a tn m e rb ä rs vorliegen, b esch reib t T h cophilus p re s b y te r um dieselbe Z eit in seiner schcdula d iv ersaru m a rtiu m ein kleines m it einer H a n d k u rb e l d re h b a re s H a m n ic n v c rk m it schw ingendem H a m m e rh a ie n , u n d zw ar einen F eder- liam m er4). U nzw eifelhaft gab cs d am als auch schon g ro ß e S tielhüm m cr m it W asseian tricb . Von dem 1249 e rw äh n ten H ü tte n w e rk in der C ham pagne, das 12(57 w ieder in eine K o rn m iih le v erw an d elt w ar, h eiß t es

„ au q u e l m oulin on a v a it c o n tu m e de m o rte ferre- m en s“ . E s w ar also ein „ H a m m e r“ , w ie diese W erke vom 14. Ja ln h u n d e rt a u g e n a n n t w urden.

N ach L. B eck w ä re der U ebergang zu r W asser­

k ra f t ein g roßer F o r ts c h r itt im H ü tte n w e se n des M ittclalters gew esen. D ie obige Z usam m enstellung zeigt ab er, daß die H ü tte n am B ache schon in den älte ste n B erg w erk sak ten V orkom m en u n d d aß die A nw endung der W a sse rk ra ft so a lt is t wie d as m itte l­

’) U rkundenbueh des H erzogtum s S teierm ark. I. Graz 1875. Nr. 171, S. 170; N r. 575, S. 544. — L. B e c k a . a. 0 ., I, S. 956. Anm. 3.

*) L. B e c k a. a. 0 ., I, S. 976. — L eider zieh t L. Beck aus dieser Steile des T heophilus n ich t die erforderlichen Schlüsse. E s ist dies um so m ehr zu bedauern, als derselbe wenige S eiten sp ä te r den E ederham m er Leonardos d a Vinoi ab b ild et und dabei Dr. G rothes W orte a n fü h rt, daß die Z eichnung dieses H am m ers unserer Z eit E h re m achen würde. D abei ist der H am m er L eonardos u n rich tig ge­

b a u t. denn bei ihm is t d er D reh p u n k t federnd gelagert, so daß der H am m er ungenau trifft. A uch h eu te noch b lü h t diese Z urücksetzung älte re r d eutscher technischer W erke gegenüber den d ilc tta n ten h a fto n Skizzen des K ü n stlers Leonardo. — „L eonardo u n d kein E n d e l"

m öchte m an verzw eifelt bei der H o chflut d er Leonardo- L ite ra tu r ausrufen.

a lterlich e H ü tte n w e se n ü b e rh a u p t. E s k a n n also k eine E rfin d u n g des M itte la lte rs vorliegen. A b­

gesehen von der D arstellu n g des E isens im L uppen- fener u n d vo n seiner V erarb eitu n g im Schm iedeherd fußen alle h ü tte n te c h n isc h e n K en n tn isse des M ittel­

alters und besonders die v erw ickelteren V erfahren der M e ta llh ü tte n sowie des Schm elzens u n d G ießens der M etalle au f röm ischen U eberlieferungen. D eshalb is t anzu n eh m en , d aß die R ö m er das W asserrad n ic h t n u r zum K o rn m ah len u n d S tein säg en so n d ern auch z u m A n trieb der B älge, S tam p f- u n d H am m erw erk e b e n u tz t haben.

W ie diese K en n tn isse ü b erliefert sind, lä ß t sich noch n ic h t angeben. C. N e u b u r g n im m t b e k a n n t­

lich eine K o n tin u itä t des B erg b au es in D eu tsch lan d v on der R ö m erzeit a n 1). Als die T rie n te r H ü tte n in die G eschichte e in tra te n , b efan d en sie sich im B esitz eines m ä ch tig en S ta n d e s, der G ew erken, denen in den bischöflichen U rk u n d e n sogar d er d am als n u r dem hohen A del zu steh en d e T ite l „ H e rr“ gegeben w ird. I n äh n lich er W eise h e rrsc h te n am R am m els- berg die gem einfreien F am ilien angeh ö ren d en m it S o n d errech ten a u s g e s ta tte te n silvani. E s b estan d en also d am als schon festg efü g te V erhältnisse.

A uch die M önche k o m m en als U eberlieferer der röm ischen H ü tte n k u n d e in B e tra c h t. W ie frü h sich die B e n e d ik tin e r m it der H ü tte n k u n d e b e fa ß t hab en , zeigt die T abelle z u r B erech n u n g der G ew ichte von M etallabgüssen aus dem G ew icht des W achsm odells, w elche der B e n e d ik tin e r F r o u m u n d v o r dem J a h re 1000 in T egernsee v e rfa ß te 2). V or allem ab e r h ab en die H ü tte n le u te G ru n d z u r D a n k b a rk e it gegenüber den oben o ft g e n a n n te n Z isterzienserm önchen des frü h e n M ittelalters, die in ih rem F leiß , in ih re r G e­

n ü g sa m k e it u n d in ih rem k ü h n e n U n te rn e h m u n g s­

m u t so g roß, so — d eu tsch w aren.

*) C l a m o r N e u b u r g : D er Z usam m enhang zwischen röm ischem u n d deutschem B ergbau (F estgabe für W ilhelm Lexis, VI.). J e n a 1907. — N euburg ir r t sich aber, wenn er dio im 10. J a h rh u n d e rt erw ähnte K a sa sourioia des K losters Mondsee für eine Sohlackenhütte h ä lt. K asa souricia b e d eu tet im M önchslatein eine — Scheuer.

*) S e b a s t i a n G ü n t h n o r : Geschichte der L ite ra ­ rischen A n stalten in Baiorn. I. Bd. M ünchen 1810.

T eil II. A nhang I.

Umschau.

Gedenkfeier für W erner v. Siem ens.

Zu einer Gedenkfeier fü r W erner v. Siomens h a tte n das D eutsche M ussum , die Physikalisch -Technische R eichs­

a n stalt, die T echnische H ochschule B erlin, d er E le k tro ­ technische Verein, d er V erband d eu tsch er E le k tro te ch ­ niker, d er V erein deutschor Ingenieure u n d d e r Verein zur B eförderung dos Gowerbfleißes eine große A nzahl von G ästen eiugeladen, die sich im L ichthof d e r T echni­

schen H ochschule am 13. Dezen bor. d er H u n d e rtja h r­

feier von W erner v. Siemens’ G eburtstag, versam m -lten.

D as N iederländische D ankgebet, gesungen vom B erliner L ehrergesangverein u n te r B egleitung des Bliiserchors d er Kgl. Hochschule fü r Musik, leitete die erhebende Feier ein. D an n begrüßte d e r P rä sid e n t der Physikalisch-T ech­

nischen R eich san stalt Dr. W a r b ü r g die V ersam m lung

und gab k u rz einen U eberbliek ü b er Siemens’ w issenschaft­

liche T ätig k eit u n d ü b er die G ründung d er P hysikalisch- Technischen R e ich san stalt d u rc h ihn.

Siemens h a tte k lar e rk an n t, d aß n u r d u rch E in fü h ­ ru n g w issenschaftlicher A rbeitsw eise in die T echnik eine höhere E n tw icklung derselben m öglich sei. U m die G ru n d ­ lage für diese A rbeit zu schaffen, m achte er den Vorschlag, eine R c ich san stalt zu begründen, in d e r w issenschaft­

lich-technische U n tersuchungen u n d Forschungen ange­

ste llt w erden können. E r ste llte auch einen großen Teil der fü r diesen Zweck erforderlichen M ittel zur Verfügung.

A n Stelle des am tlich v erh in d e rten R eichskanzlers rich tete der S ta atss ek re tä r des R eichsam ts des In n ern , E x z e l l e n z H e l f f e r i o h . m arkige W orte an die V ersam m ­ lung. E r b eto n te insbesondere, daß der von W erner Sie­

m ens ausstrahlonde w issenschaftliche G eist h e u te noch

(9)

21. D ezem ber 1916. U m s c h a u . S ta h l u n d E isen. 1229 in d e r d eu tsch en T echnik lebendig ist u n d uns im K am pfe

m it unseren F ein d en hilfreich zu r Seite s te h t u n d auch fü r die kom m ende F riedenszeit a n dem vorzunehm enden A uf­

b au in erfolgreicher W eise teiln eh m en w ird.

D en F e stv o rtra g h ielt der R e ich srat O sc. v. M i l le r , M ünchen. E r en tw arf ein fesselndes L ebensbild von W erner v. Siemens u n d k ennzcichncte neben dem G e­

le h rten u n d E rfin d e r au ch d en M enschen, d er v o n frü h auf fü r seine zahlreichen Geschw ister eifrig beso rg t w ar und au ch fü r die M itarb eiter in seinem U n tern eh m en ein w arm es H erz h a tte . D ie b ed eu ten d sten d e r vielen E rfin ­ dungen W erner Siemens w urden in an sch au lich ster W eise den H ö rern vorg efü h rt, seine erfolgreichen B em ühungen um die E in fü h ru n g u n d V erb reitu n g d e r T elegraphie u n d v o r allem die w eittrag en d e E rfin d u n g d er D y n a m o ­ m aschine. D er R ed n er ste llte W erner v. Siemens als V or­

bild fü r jeden in der T echnik Schaffenden hin, das n a m e n t­

lich in d er J e tz tz e it, wo alle K rä fte im D ienste des V a te r­

landes in A nspruch genom m en w erden, ern eu te B each­

tu n g verdient. D er w issenschaftliche Geist, d er m it W erner Siemens in die T ech n ik eingezogen ist, ist auch ein M it­

helfer im W eltkriege. W enn u n s auch die F einde von d e r Z ufuhr a n G um m i, S a lp eter u n d K u p fe r abschneiden können, so können sie u ns doch n ic h t die M änner nehm en, die im Geiste Siemens’ täg lich neue E rsatzsto ffe zu finden wissen. D er R ed n er v erk ü n d ete schließlich, d a ß eine ho ch ­ herzige S tiftu n g v e ra n la ß t sei, a n w elcher sich d e r K aiser, d e r K önig von B ayern, viele hervorragende S taatsm än n er, G elehrte u n d In d u strielle, auch A ngestellten u n d U nter- n ehm erverbände beteiligen u n d welche alle drei J a h re ein E rinnerungszeichen in G e stalt eines R inges a u einen b e ­ d e u ten d en M ann d er w issenschaftlichen T echnik v e r­

leihen soll. Die S tiftu n g h a t außerdem die E rin n e ru n g an große M änner d e r T echnik d u rc h E rric h tu n g von D en k ­ m älern, A nbringung von G edenktafeln, V erbreitung volks­

tü m lich geschriebener L ebensbilder großer T echniker usw.

w achzuhalten. D ie V erw altung d e r S tiftu n g h a t einstim m ig beschlossen, in diesem J a h r dem großen F o rs c h e ru n d erfolg­

reichen In g en ieu r auf dem G ebiete d er K ä ltetec h n ik , C a r l v. L i n d e , d en Siem ens-R ing zu verleihen. A ußerdem w ird ein L ebensbild des um die w issenschaftliche O ptik hochver­

dien ten A bl>6, des G ründers des Zeiß-W erkes in Je n a , herausgegebon worden, das m it Hilfe d er S tiftu n g w eiteste V e rbreitung in allen S chichten des Volkes finden soll.

B a u ra t K r a u s e v erlas alsd an n folgendes Telegram m S einer M ajestät des K aisers:

„S ein e M ajestät d er K aise r u n d K önig lassen f ü r die M eldung von d e r g ep lan ten G edenkfeier am 100. Ge­

b u rtstag e W erner v. Siemens’ b estens danken. Se. M aje­

s tä t freuen sich ü b e r diese K u n d g eb u n g d e r V erehrung u n d D a n k b a rk e it u n d nehm en m it den V ertretern der W issenschaft, T ech n ik u n d In d u strie leb h afte n A nteil a n dem eh ren d en G edächtnis des h o chverdienten B e­

grü n d ers d er E lek tro tech n ik , dessen Lebensw erk eine so große und segensreiche B ed eu tu n g fü r das V a te r­

land in K riegs- u n d F'riedenszeiten gew onnen h a t.“

gez. G eheim er K a b in e tts ra t von V alentini.

E r k n ü p fte d a ra n noch einige W o rte ü b e r den g e­

w altigen E in d ru c k d e r F riedenskundgebung des K aisers, u n te r dem dio Siem ensfeier sta ttfin d e n k o n n te, u n d gab d e r H offnung A usdruck, d aß , falls unsere F einde die d a r ­ gebotene F ried en sh an d abw eisen sollten, das ganze d eutsche Volk wie ein M ann w eiter käm pfen u n d w eiter a rb eite n w erde, bis d e r Sieg erzw ungen sei. D ie 'V e r­

sam m lung stim m te b eg eistert in ein auf den K a ise r au s­

gebrachtes H och ein. D ie H y m n e : „ H ö r uns, o G ott. H e rr d er W elt“ von Alfred D rcgcrt, sowie d e r feierliche M arsch v o n R ich ard S tra u ß beschlossen die F e ier u n d d a m it eine V eran staltu n g , wie sie wohl k a u m jem als fü r einen G e­

leh rten abgehalten w urde.

Am gleichen Morgen fand auch eine F e ie r im engeren K reise im V erw altungsgebäude der Siem ensw erke s ta tt, die sehr erhebend verlief u n d allen T eilnehm ern u n v erg eß ­ lich bleiben wird.

Die Lewissche Rüttelformmaschine.

Die R üttelform m aschine nach den P a te n te n K r. 289595 u n d 289 734 von W. L e w is in P h ilad elp h ia u m faß t eine R ü tte lv o rric h tu n g m it Stoßausgleich, eine K ipp-, eine M odellaushebe- u n d eine F o rm kastenabsetzm aschine u n d b ie te t eine R eihe rech t belangreicher V ervollkom m nun­

gen1). E in gem einsam es gußeisernes Gehäuse A (Abb. 1) v erein ig t alle Teile d er M aschine, dio R ü tte l- u n d K ip p ­ v o rrich tu n g (Abb. 2) und dio A b setzvorrichtung (Abb. 3 und 4). D as M odellauslreben w ird d u rch in ein an d er­

greifende B etätig u n g der R ü tte lein rich tu n g u n d der Ab-

der Lewisschen Formmaschine.

se tzv o rrich tu n g bew irkt. Als K raftq u ellen wirken P re ß ­ lu ft u n d eine nach B edarf dem D rucke d e r P re ß lu ft im B eh älter S zu unterw erfende Flüssigkeit.

W ie Abb. 2 erkennen läß t, b e ste h t dio R üttolvorrich- tu n g au s einem Z ylinder B, in dom sich ein auf F edern ru h e n d er K olben 0 auf und ab bewegt. D er K olben C e n th ä lt w ieder einen K olben D, der m it dem R ü tte ltisch e in e in e m S tiic k gegossen ist. A ut dem R ü tte ltisc h e ru h te in e um die Achse F

k ip p b are M odell­

p la tte E , deren D rehachse F in einem A nsätze G des R ü tteltisch es lagert. D ie P re ß ­ lu ft w ird durch eine achsial a n ­ geordnete Ventil- v orriclitung zuge­

fü h rt, fü r die kein A nspruch auf N eu­

h e it erhoben wird.

D er R ü tte lv o r­

gang v e rlä u ft ge­

ra d e so wie bei den stoßfreien R ü tte l­

m aschinen d er T a ­ b or Mfg. Co.2), dio F ed ern u n te r dem großen K olben schützen das F u n ­ d a m e n t vor den

Stoßw irkungen des A rbeitsvorgan­

ges. N ach ausrei­

chender Verdich- der Lewlss<|® n Formmaschlne.

tu n g des F o rm san ­

des w ird d e r große K olben d urch Z uführung v on P reßluft gehoben. D as G estänge J (Abb. 1 und 2) m ac h t dio A uf­

w ärtsbew egung m it, bis es m it seiner Q uerverbindung L am Anschläge Bj des Z yünders B hängen b leibt. B eim w eiteien S teigen des K olbens d re h t sich die Schw inge H (Abb. 1),

1) Z eitschrift fü r die gesam te G ießereipraxis 1916, 17. J u n i, S. 351/3; 1. J u li, S. 378/9.

2) Vgl. St. u. E . 1910, 12. O kt., S. 1754.

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