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Stahl und Eisen, Jg. 47, Nr. 51

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Z E I T S C H R I F T

FÜR D A S D E U T S C H E El S E N H ÜTTEN W ESEN.

N r 5 1. 22. D e z e m b e r 1927. 4 7. Jahrgang.

Werkstoffschau und Werkstofftagung Berlin 1927 .

D ie Werkstofftagung ist vorüber. Pünktlich, wie sie am 22. Oktober 1927 im Beisein von Mit­

gliedern der Reichs- und Staatsregierung und von Vertretern der Reichs-, Staats- und Kommunal­

behörden sowie der technischen Wissenschaften und der Industrie eröffnet worden war. wurde sie, wie vorgesehen, am Sonntag, dem 13. November ge­

schlossen. obwohl die Zahl der Besucher weiter von

Tag zu Tag stieg und beim Abschluß der Tagung die unerwartete Höhe von etwa 235 000 erreicht hatte.

Ueber die Gruppe S ta h l und E isen auf der Werkstoffschau ist an dieser Stelle schon früher ein­

gehend berichtet worden1).

Die in diesem Heft wiedergegebenen Abbildungen geben nochmals einen getreuen Einblick in die ein­

zelnen Abteilungen dieser einzigartigen Schau die inzwischen wieder abgebaut worden ist. Aber sie wird zum Teil, und gerade in ihren bemerkens­

wertesten Teilen, doch erhalten bleiben. Um dem Fachmann Gelegenheit zu geben, sich in Muße mit dem in der Werkstoff Übersicht mit den belehrenden

5 7 St. u. E . 47 (1027) S. 1743 78.

Abteilungen in mühevoller Arbeit zur Darstellung Gebrachten zu befassen und an den Gegenüberstel­

lungen von ..Falsch“ und „Richtig“, den zahlreichen Beispielen für die verschiedensten Fehlerursachen usw. zu lernen, werden diese Stücke im Kaiser- Willi elm-Institut für Eisenforschung in Düsseldorf Aufstellung finden und dort für Besucher zugänglich sein. Ferner sollen die große Anzahl der wertvollen

bildlichen Darstellungen und Tafeln, die im Prüffeld Aufschluß über die Entwicklung einzelner Prüf­

verfahren gaben und in der Werkstoff Übersicht ein Bild von den Eigenschaften der Werkstoffe, ihr Ver­

halten im Betrieb usw. vermittelten, ebenfalls er­

halten und vervielfältigt und auf diese Weise einem größeren Kreise zugänglich gemacht Werden. Ebenso werden auch die Vorträge, die durch ihren Inhalt zahlreiche Fachleute des In- und Auslandes ange­

zogen haben, zusammen mit den sich daran an­

schließenden Erörterungen in einer besonderen Broschüre, unterteilt nach den einzelnen Vortrags­

gruppen. vom Verein deutscher Eisenhüttenleute herausgegeben werden.

G esam tübersicht über das Prüffeld m it einem Blick in die einzelnen Abteilungen.

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2150 S tah l un d Eisen. W erkstoffschau u n d W erkstofftagung

Im nachfolgenden sei noch kurz auf die übrigen Abteilungen, nämlich für elektrische Isolierstoffe und Nichteisenmetalle, eingegangen, und das auch nur insoweit, wie sie für den Eisenhüttenmann von Be­

deutung sind.

Um nun die Gesamtanordnung der Schau noch­

mals kurz zu kennzeichnen, sei in wenigen Worten mitgeteilt, welches Bild sich dem Besucher bot, wenn er vom Haupteingang kommend in die Ausstellungs­

halle eintrat.

Das große Mittelfeld der Halle, rechts und links des Hauptganges, war durch die P rüfschau mit ihren mechanischen, technologischen, chemischen, metallographischen und physikalischen Abteilungen ausgefüllt, wobei wiederum die Unterteilung, rechts

Stahl und Eisen, links ^Metalle, gewahrt wurde. Zu beiden Seiten der Halle, ebenso wie auf der Galerie, hatte die Werkstoff Übersicht mit den belehrenden Abteilungen Platz gefunden. Der über dem Eingang liegende Teil der Galerie wurde außerdem von einer Bücherei mit einer ausgedehnten Sammlung des ein­

schlägigen Fachschrifttums, von den Abteilungen für Kristallographie, des Deutschen Ausschusses für technisches Schulwesen, des Deutschen Verbandes für die Materialprüfungen der Technik und des Deutschen Normenausschusses ausgefüllt. In allen diesen Ab­

teilungen wurde der Besucher meist durch bildliche Darstellung und Tafeln mit Wesen, Zweck und Ziel dieser Einrichtungen vertraut gemacht. Der am Ausgang der Halle gelegene Teil des Mittelfeldes und der Galerie war den Isolierstoffen Vorbehalten, und zwar war im Erdgeschoß, die ganze Hallenbreite ausfüllend, das Hochspannungsprüffeld der elektri­

schen Isolierstoffe errichtet, dem zur Ergänzung eine

Uebersicht der verschiedensten keramischen Isolier­

stoffe angegliedert war.

Wie in allen anderen Abteilungen des Prüffeldes praktische Vorführungen das Wesen einer bestimmten Prüfung veranschaulichten, so wurde auch hier dem Besucher vorgeführt, in welcher Weise Isolierstoffe, abgesehen von mechanischen Beanspruchungen, auf elektrische Belastung untersucht werden. Zu dieser Prüfung selbst, die besonders auf den Nichtfachmann eine erhebliche Anziehungskraft ausübte, sei erwähnt, daß sie sich auf Gleichstromstoß- und Wechsel­

strombeanspruchung bei Spannungen bis zu 1 Mill. V erstreckte.

Die Werkstoff Übersicht der A b teilu n g N ic h t­

eisen m eta lle hatte, wie schon zuvor erwähnt,

auf der linken Hallenseite sowohl im Erdgeschoß als auch auf der Galerie Platz gefunden. Der Aufbau der einzelnen Abteilungen war ebenso wie die Anordnung der ganzen Gruppe Stahl und Eisen in der Weise durchgeführt, daß dem Besucher vom Rohstoff

— bei der Gruppe Stahl und Eisen beim Rohblock

— angefangen die einzelnen Verarbeitungs- bzw.

Zwischenstufen bis zum Fertigerzeugnis vorgeführt wurden. Wirkte eine derartige Aufstellung schon an und für sich belehrend, so wurde der Besucher noch darüber hinaus durch Tafeln, Schaubilder und Schau­

proben mit Wesen und Eigenschaften der verschie­

denen Metalle und ihrer Legierungen vertraut ge­

macht. Besonders ausführlich waren in allen diesen Abteilungen die verschiedenen Anwendungsgebiete dargestellt. Genannt seien hier nur aus der Abteilung K upfer die verschiedensten Drahtsorten, Dynamo­

litzen, Fahrleitungsdrähte, aus der Abteilung Bronze verschiedene Armaturen, die als Formgußstücke im

Teilbild der A b t e i l u n g M e c h a n is c h e P r ü f u n g : Im H intergründe Zerreißm aschinen m it’ D ruck­

m eßvorrichtung und Selbstschreibern ausgerüstet, links D ruckprüfm aschine, in der M itte liegende 30-t- K etten- und Drahtseilprüfm aschine.

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■woiuuoi lo a i. tv encsioffscnau u n d W erkstofftagung B e rlin 1927. S tah l u n d Eisen. 2151

B lick in die T e c h n o l o g i s c h e A b t e i l u n g : R echts und im Vordergründe die P rüfung der B earb eitb ark eit durch spanabhebende W erkzeuge, links die A bnutzungsprüfung, im H intergründe die m echanische W erk sta tt, in d e r M itte T afeln u n d Proben zur E rk läru n g des Schneidversuches.

T eilansicht der C h e m i s c h e n A b t e i l u n g . R ech ts der G lasbläsertisch, in der M itte der Abzug, links analytische Chemie.

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2152 S tahl und Eisen.

Maschinen-, Walzwerksbau und Hochofenbetrieb \ er- wendung finden, ferner Teile aus Schmiede- und Stahlbronze, wie Schneckenräder, Zahnritzel. Rollen­

käfige u. dgl.

Auch die Abteilungen N ick el, N ic k e lle g ie ­ rungen, B lei, Zinn. Zink und K adm ium gaben an einer großen Reihe von Beispielen eine ausge­

zeichnete Uebersicht über die Anwendungsmöglich­

keiten. von denen an dieser Stelle nur auf die Ver­

wendung dieser Metalle als Ueberzüge zum Schutze gegen Korrosion und bei der Abteilung für Nickel­

legierungen auf die Nickel-Chrom-Legierungen als Werkstoff für im Feuer beanspruchte Werkstücke, z. B. Glühtöpfe, Roste u. a. m., hingewiesen sei.

Größere Beachtung als diese von alters her be­

kannten Metalle und auch die E del- und für die Stahl-

4/. j a n r g . i \ r . 0 1.

zurückgelegt hatte. Der Bahnwiderstand betrug etwa 5 kg/t, die durchschnittliche Geschwindigkeit 12 km/st. An weiteren Beispielen wurde die An­

wendungsmöglichkeit des Elektrons im Luftschiff- und Flugzeugbau für Dreiecksträger, Kurbelgehäuse, Kolben für Verbrennungskraftmaschinen u. a. er­

läutert. Wie in den meisten übrigen Abteilungen, so gaben auch hier zahlreiche Tafeln Aufschluß über die physikalischen und mechanischen Eigenschaften, von denen die Zugfestigkeit besonders genannt sei.

Je nach Sorte und Art der Behandlung fand man dort Zugfestigkeiten angegeben, die zwischen 12 und etwa 43 kg/mm2 bei 3 bis 5 % Dehnung schwankten.

Die zweite Gruppe der Leichtmetalle bilden die zusammen mit Reinaluminium im Anschluß an die vorgenannten Legierungen zur Schau gestellten

W erkstoff schau un d W erkstofftagung B e rlin l '.r 'i .

Teilansicht der C h e m is c h e n A b t e il u n g : Links A pparaturen fü r die Gasanalyse, im H interg rü n d e E inrichtungen für analytische Chemie, rechts A pparaturen fü r die Sauerstoffbestim m ung im S tahl, davor H ochfrequenzofen m it Transform ator.

erzeugung so wichtigen Z u sa tzm eta lle wie Wolf­

ram, Molybdän, Chrom, Mangan u. a. verdienen im Rahmen dieser Betrachtungen die L e ich tm eta lle, die besonders in neuerer Zeit infolge ihrer geringen spezifischen Gewichte bei gleichzeitig verhältnis­

mäßig hohen Festigkeitseigenschaften Eingang in die Technik gefunden haben, und zwar für Gebiete, für die bisher nur Stahl Verwendung gefunden hat.

Als erste seien hier die Legierungen erwähnt, deren Verwendungsarten in Form von Grob- und Fein­

blechen, Rohren, Profilen u. a. m. in der Abteilung- M agnesium und M agnesium legierungen vor­

geführt wurden. Von diesen ist für den Eisenhütten­

mann in erster Linie das E lek tro n mit einem spezifischen Gewicht von etwa 1,82 von Bedeutung, und zwar wegen seiner Verwendung als Baustoff für Automobil-Radfelgen, Hinterräder für Lastwagen u. ä. sowie besonders für die Herstellung von Rad­

scheiben für Lokomotiven und Güterwagen. So wurde in dieser Abteilung beispielsweise der Radsatz eines Güterwagens von 45 t Dienstgewicht gezeigt, der in 13% Monaten 19 500 km auf Abraumgleisen

A lu m in iu m leg ieru n g en , die teils im vergüteten, teils im unvergüteten Zustande verwendet werden.

Zu den zu vergütenden Legierungen gehört das L a u ta l, als dessen normale Festigkeit im ver­

güteten Zustande etwa anzusprechen ist eine Bruch­

grenze von 38 bis 42 kg/mm2 und eine Streckgrenze von 21 bis 24 kg/mm2 bei 18 bis 25 % Dehnung. In nachverdichtetem Zustande steigen diese Werte auf rd. 45 bis 60 bzw. 40 bis 49 kg/mm2 bei 15 bis 3 % Dehnung. In der gleichen Abteilung wie das Lautal wurde dann noch eine Reihe weiterer Legierungen wie C o n stru cta l, S cleron , S ilu m in , M ontegal.

A eron, A ludur usw. vorgeführt, alles Legierungen, die ähnliche Festigkeitseigenschaften wie Lautal auf­

weisen. Als Beispiele für die Art der Verwendung

dieser Legierungen fand der Besucher eine Reihe

zum Automobilbau wie auch zum Flugzeugbau

benötigter Teile, unter denen besonders ein aus Lautal

hergestelltes Chassis auffiel, ferner ein Drehgestell

für die Berliner Hochbahn aus Scleron-Aeron, das

ein Gewicht von 650 kg gegenüber 1800 kg bei der

Ausführung in Eisen aufweist.

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22. Dezem ber 1927. W erksto ff schau und W erkstofftagung B e rlin 1927. S ta h l un d Eisen. 2153

Ein Nachteil aller dieser Legierungen liegt darin,

dal.i die Erzeugnisse als Fertigstücke „getempert“, d. h. vergütet werden, wozu dementsprechend oft Oefen — wie an einigen bildlichen Darstellungen ge­

zeigt - - von ungewöhnlich großen Abmessungen er­

forderlich werden.

Die ausgedehnteste Anwendung findet neben den bisher schon genannten Leichtmetallen wohl das D u ralum inium , über das in der nächsten Ab­

teilung auf der Galerie Aufschluß gegeben wurde.

Es kommt unvergütet zur Verwendung, und zwar ebenso wie auch die anderen Leichtmetalle vorzugs-

Dehnung und eine Härte von 110 bis 113 Brinell- einheiten aufwiesen. Ueber das Verhalten einer der­

artigen Anlage im Betrieb liegen noch keine Er­

fahrungen vor, insbesondere darüber nicht, wie sich die Förderwagen in bezug auf Verschleiß, gegen die sämtliche Leichtmetalle sehr empfindlich sind, ver­

hält.

Ueber die Verwendungsmöglichkeit von A lu ­ m inium guß und seinen verschiedenen Abarten gab eine weitere Abteilung Aufschluß. Neben Gußblöcken, Gußplatten und Blöcken aus verschmolzenem Altguß fand man eine Reihe bemerkenswerter Stücke ausge-

Blick in die A b t e i l u n g M e t a l l o g r a p h i e : Auf den Seitentischen Mikroskope aller A rt. im H intergründe die D unkelkam m er, im M ittelfelde die großen M etallmikroskope fü r die G efügeuntersuchung, a n den W änden

G efügebilder aller Stahl- un d E isensorten in den verschiedensten B ehandlungszuständen.

weise im Automobil- und Flugzeugbau, darüber hinaus im Schiffbau, zur Herstellung von Spanten, Gerippen.

Bootskörpern für Hochseekreuzer, Pleuelstangen für Schiffsmotoren, Bandsorten, Profilen u. a. m. Ueber Festigkeitseigenschaften sowie das physikalische Verhalten des Duraluminiums gab eine Anzahl graphischer Darstellungen lehrreichen Aufschluß.

Besonders erwähnt zu werden verdient hier eine Tafel, die die Aenderung der Festigkeitseigenschaften von selbsthärtendem Duraluminium - - Aluminium mit 4,5 % Cu, 0,6 % Mn und 0,57 % Mg als Legierungs­

zusätze — wiedergab. Durch Alterung wächst da­

nach bei dieser Legierung die Festigkeit von etwa 26 auf 41 kg/mm2 an.

Große Aufmerksamkeit zog in dieser Abteilung auch ein Förderkorb mit Förderwagen auf sich, deren Ausführung in Leichtmetall im Gewicht nur etwa ein Siebtel derjenigen in Eisen ausmacht. Die Festig­

keit der hierzu verwendeten Profile betrug 48 bis 50 kg/mm2 bei 16 bis 18 % Dehnung und einer Brinellhärte von 118 bis 120, .während die Bleche eine Festigkeit von 42 bis 44 kg/mm2 bei 18 bis 20 %

stellt, so z. B. ein Kurbelgehäuse und einen Flugzeug­

motor im Schnitt aus S ilu m in hergestellt, weiter Sand-, Kokillengußstücke und Schleudergußrohre aus deutscher und amerikanischer Legierung, einer Legierung mit 92 % Al und 8 % Cu mit einer Festig­

keit von 18,5 kg/mm2 und 7 % Dehnung, Motorteile aus Kupfersilumin, Zylinder u. dgl. aus Neonalumin, das sich durch eine besonders hohe Elastizitätsgrenze auszeichnet.

Wenn, wie aus den vorstehenden kurzen Be­

trachtungen zu ersehen ist, die Verwendung dieser Leichtmetalle auch heute noch vorzugsweise auf einige Anwendungsgebiete, wie z. B. Flugzeug- und Automobilbau, beschränkt ist, so wird der Grund hierfür wohl in erster Linie in dem vielfach so hohen Preis wie für Eisen oder Stahl zu suchen sein (die Preise sind für manche Stücke bis etwa zwölfmal so hoch), dann aber auch wohl darin, daß die Leicht­

metalle bei gleichwertiger Festigkeit u. a. nur einen

sehr geringen Widerstand gegen reibende und gleitende

Beanspruchung, sehr geringe Kerbzähigkeit und

geringe Schwingungsfestigkeit besitzen.

(6)

2154 S tahl und Eisen. W erkstoff schau u n d W erkstofftagung B e rlin 1927. 47. Jah rg . N r. 51.

Blick in die P h y s i k a l i s c h e A b t e i l u n g : E inrichtungen fü r therm oelektrische u n d optische T em peratur­

messung sowie A pparaturen fü r die H altepunktsbestim m ungen un d W ärm eausdehnungsm essungen.

Alles in allem kann zusammenfassend nochmals festgestellt werden, daß die in ihrem Aufbau und ihrer Durchführung einzigartige Schau der Werk­

stoffe Stahl und Eisen, Nichteisenmetalle und elek­

trische Isolierstoffe, gemessen an der unerwartet hohen Besucherzahl, ihren Zweck voll und ganz er­

füllt hat. Wirkte sie schon durch ihre Gesamt­

anordnung — Aufbau auf wissenschaftlicher Grund­

lage, Vorführung der verschiedensten praktischen Untersuchungen, Erläuterung von Fehlerursachen durch Gegenüberstellung von „Falsch“ und „Richtig“

— belehrend und vermittelte sie auf diese Weise auch ein Bild von dem Wesen und den Eigenschaften der Werkstoffe, so diente der Lösung dieser letzten Aufgabe doch in erster Linie die W erk stofftagu n g

mit ihren ausgedehnten Vortragsreihen, die den Stand der Forschung widerspiegeln, Aufschluß geben über das Verhalten der Werkstoffe bei der Weiterverar­

beitung und im Betriebe und schließlich dartun, welche Anforderungen man billigerweise an einen Werkstoff stellen kann. Darüber hinaus war in den sich an die Vorträge anschließenden Erörterungen die Möglichkeit gegeben, sich offen über Fehler­

ursachen und Beanstandungen usw. auszusprechen, Wünsche aus den Verbraucherkreisen darzulegen, wodurch nur dem Fortschritt gedient und das gegen­

seitige Vertrauen zwischen Erzeuger und Verbraucher gestärkt werden kann.

Ueber die Durchführung dieser Tagung sei noch kurz folgendes gesagt. Zu den mehr als 200 Vor­

Teilansicht der A b t e i l u n g f ü r W ä r m e b e h a n d l u n g Elektrisch- u nd gasbeheizte Oefen, säm tlich versehen m it l em peraturm eßgeräten, teilweise m it selbsttätiger T em peraturregelung. Im Vordergründe H ärtetrog.

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22. Dezem ber 1927. W erksto ff schau u n d W erkstofftagung B e rlin 1927. S tah l u n d Eisen. 2155

trägen, die in der Zeit vom 24. Oktober bis zum

4.

November 1927 gehalten wurden und sich eines außerordentlich starken Besuches erfreuten, waren von der Technischen Hochschule in freundlicher Weise die notwendigen Räumlichkeiten zur Ver­

fügung gestellt worden. Bei der ungeheuren Fülle des darzubietenden Stoffes war es notwendig geworden, die Vorträge aus gleichartigen oder verwandten Gebieten zu Vortragsreihen zu­

sammenzufassen. So umfaßte allein die Gruppe Stahl und Eisen 15 Vortragsreihen mit 72 Vor­

trägen.

Die erste Sitzung am Montag, dem 24. Oktober 1927, eröffnete in Vertretung von Generaldirektor Dr. A. Vogler der zweite Vorsitzende des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, Generaldirektor 3>r.=3ng.

F. Springorum , Dortmund, mit einer Begrüßungs­

ansprache, in der er Zweck und Ziel der Tagung näher darlegte. Ausgehend von der durch die Zeit bedingten Pflicht zur größten Sparsamkeit in Staat, Wirtschaft und Technik, hob er die Bedeutung der Rationali­

sierung der Betriebe mit dem Ziele der Vereinfachung

* Montag, den 24. Oktober 1927. R e ih e 1:

E in fü h re n d e r B e r ic h t ü b e r F o r s c h u n g u n d G e m e in sc h a ftsa rb e it d e r E is e n e rz e u g e n d e n

u n d E is e n v e rb ra u c h e n d e n In d u strie . a) Professor P. G o e r e n s , Essen:

Gemeinsame Arbeit der erzeugenden und verbrauchenden Industrie in W erkstoff-Fragen.

Bei der Beschaffung der W erkstoffe bestehen zah l­

reiche B erührungspunkte zwischen E rzeuger- u n d V er­

braucherkreisen, die sich sowohl auf die Auswahl als auch auf die E rprobung des Stahles beziehen u n d eine G em einschafts­

arbeit auf diesem Gebiete erw ünscht erscheinen lassen.

Bei der A u s w a h l d e s S t a h l e s sind sowohl der K onstruktion a n d H erstellung des W erkstückes als auch den G ebrauchsbeanspruchungen die nö tig e A ufm erk­

samkeit zu schenken. Z u r E rfüllung der sich daraus ergebenden m annigfaltigen Forderungen h a t sich eine derartige Menge von S tah lso rten herausgebildet, daß erhebliche K lagen ü b er die U nübersichtlichkeit auf diesem Gebiete bestehen. E s ist A ufgabe des W e r k s t o f f - H a n d - b u c h e s , hier dem K o n stru k te u r bzw. V erbraucher einen Wegweiser fü r die A usw ahl des Stahles zu geben. In diesem Zusam m enhänge w ird kurz die S tahlnorm ung und ihr tatsächlicher N u tzen gestreift.

E in w eiteres T ätigkeitsfeld fü r die G em einschaftsarbeit zwischen E rzeugern u n d V erbrauchern ist das G ebiet der E r p r o b u n g d e r W e r k s t o f f e . A nzustreben ist dabei, daß durch eingehende W erkstofforschung Prüfverfahren herausgebildet werden, die eine m öglichst genaue K en n ­ zeichnung des W erkstoffes erlauben.

Bei der A bnahm e sind eindeutige V ereinbarungen über die anzuw endenden P rüfungsverfahren zu treffen.

W eiter ist F orm u n d Lage der zu entnehm enden P ro b e ­ stäbe genau anzugeben. Bei der A usw ertung der Versuchs­

ergebnisse soll n ich t n u r entscheidend sein, ob die P robe den einzelnen V orschriften genau en tsp rich t, sondern ob der W erkstoff auf G rund der G e s a m t p r ü f u n g den an ihn gestellten F orderungen en tsp rich t. I n der E rm ittlu n g der B ew ährung eines W erkstoffes, d. h. U ntersuchungen von Fällen, in denen der W erkstoff versagte oder m it Erfolg verw endet w urde, w eiterhin im Studium an Modell­

ap p araten w ird ein w ichtiges H ilfsm ittel geboten, die Q ualität bzw. B rau ch b ark eit eines W erkstoffes fü r Sonder­

fälle zu erkennen u n d in Beziehung zu den übrigen W erk­

stoffeigenschaften zu bringen. Diese A ufgabe lä ß t sich jedoch n u r erfüllen, w enn sich E rzeuger u n d V erbraucher zu tä tig e r Z usam m enarbeit die H an d reichen.

und Vereinheitlichung der Erzeugungsvorgänge für Erzeuger und Verbraucher hervor. Für die richtige Auswahl und sachgemäße Weiterbehandlung des Werkstoffes ist eine genaue Kenntnis der Herstel­

lungsverfahren, der Weiterverarbeitung und der späteren Beanspruchungen unerläßliche Vorbedin­

gung, die nur auf dem Wege des engsten Zusammen­

wirkens und Erfahrungsaustausches aller Beteiligten möglich sei. zu deren Förderung die Werkstofftagung und Werkstoffschau in erster Linie beitragen sollen.

Da die Erzeuger ihre Erfahrungen und Einrichtungen für eine derartige Zusammenarbeit in weitestem Maße zur Verfügung stellen, wäre es der schönste Erfolg der Werkstofftagung, wenn auch die Ver­

braucher sich diesem Gedanken anschließen und damit die hier angedeutete Gemeinschaftsarbeit zu Nutz und Frommen für die deutsche Wirtschaft und das Gemeinwohl ihrer Verwirklichung entgegengeführt werde.

Nachstehend sei über die Vorträge der ein­

zelnen Reihen und die wesentlichen Punkte der Er­

örterung auszugsweise berichtet.

*

b) 2)r.*3ng. W . S c h n e i d e r , Düsseldorf:

D ie Gemeinschaftsarbeit in der Eisenindustrie.

Eine Gem einschaftsarbeit zwischen W erkstofferzen­

gem u n d -Verbrauchern h a t zur Voraussetzung, daß auch der V erbraucher eingehende U ntersuchungen über die Beanspruchungen seiner K onstruktionen im praktischen B etrieb an stellt u nd E rfahrungen ü ber die Bew ährung der W erkstoffe sam m elt u n d dem E rzeuger zugänglich m acht. I n gewissem U m fange w ird es zweckmäßig sein, daß auch die S tahlverbraucher gemeinsam vorgehen, genau so wie die Stahlerzeuger schon seit langen Ja h ren G em einschaftsarbeit u n te r sich pflegen. F ü r die Form der G em einschaftsarbeit zwischen E rzeugern u n d V er­

brauchern w ird der V erlauf der jetzigen Tagung A nhalts­

p u n k te liefern. I n etw a kan n auch die Organisation in den Fachausschüssen des Vereins deutscher E isenhüttenleute als M uster dienen.

Von den A rbeiten dieser Fachausschüsse interessieren im Z usam m enhang m it der W erkstofftagung besonders die des W erkstoffausschusses. Diese erstrecken sich einm al auf die W e r k s t o f f o r s c h u n g u n d haben die G ü te­

steigerung der Stähle zum Ziel. D arum bilden U n te r­

suchung der physikalisch-chem ischen Gleichgewichte, die E rforschung der U m stände, die den Gefügebau des G uß­

blockes beeinflussen, Feststellung über R ekristallisation u n d Form änderungsfähigkeit einen Teil des A rbeitsplanes.

E in anderes A rbeitsfeld des W erkstoffausschusses ist die U ntersuchung bestehender u n d neu auftauchender P r ü f v e r f a h r e n , die letzten E ndes auch der Q ualitä ts­

verbesserung des Stahles dient. H ierhin gehören Versuche über B edeutung der Kerbschlagprobe, Streckgrenze und E lastizitätsgrenze u n d U ntersuchungen ü ber den Einfluß der E inspannung, der Stabform , Belastungsgeschw indig­

k eit u. a. m.

D a bei den außerordentlich raschen F o rtsc h ritte n der M etallforschung auch eine ständige Verfolgung des S c h r i f t t u m s eine unbedingte N otw endigkeit ist, diese ab er fü r den einzelnen zu viele Schwierigkeiten m it sich bringt,, h a t auch hier eine G em einschaftsarbeit eingesetzt.

I n F orm vo n E inzelberichten w erden die in den Zeitschrif­

te n v erstreu ten A rbeiten zusam m engefaßt u n d kritisch bearbeitet. D em gleichen Ziel d ien t die in „ S ta h l und E isen “ m onatlich veröffentlichte Zeitschriftenschau.

c) $r.»Qug. K . D a e v e s , Düsseldorf:

Verfahren der Industrieforschung.

W äh ren d die w issenschaftliche Forschung bei ihren U ntersuchungen darau f b edacht ist, in erster Linie m it m öglichst einfachen V erhältnissen u n d reinen Rohstoffen

(8)

2156 S tah l und Eisen. W erkstoff schau und. W erkstofftagung B e rlin 1927. 47. Ja h rg . N r. 51.

zu arbeiten, wirken im praktischen Betriebe so viel ver­

schiedene Nebenum stände auf das Enderzeugnis ein.

sind die Stoffe selbst so verwickelt zusamm engesetzt, daß die Anwendung rein wissenschaftlicher V erfahren in dei Industrieforschung nur sehr beschränkt möglich ist. Ganz instinktiv h a t deshalb auch die Praxis von jeher den größten W ert auf die E r f a h r u n g gelegt. In den letzten Ja h ren h a t sich in der Industrieforschung deshalb die G r o ß z a h l f o r s c h u n g rasch Bahn gebrochen, weil sie eine zahlenmäßige W ertung der bisher gefühlsmäßigen E rfahrung g estattet.

Die Industrieforschung bedient sieh zur U ntersuchung verschiedener M ittel:

1. Die genaue Untersuchung einzelner Stücke, die sich besonders g ut oder besonders schlecht bew ährt haben.

2. Die D urchführung von Einzelversuchen, bei denen zwei oder m ehrere W erkstoffstücke den ganzen B etriebs­

gang gemeinsam m it Ausnahm e des zu untersuchenden Arbeitsganges durchlaufen (Differenzversuche).

3. D urchführung von Messungen m it B etriebsm itteln in dem V erarbeitungsgang vom flüssigen S tahl bis zum fertigen Gebrauchsstück. Gleichzeitig läß t m an die einzelnen Einflüsse (T em peraturen, Drücke, Geschwindigkeiten, Stoffarten) will­

kürlich mög­

lichst stark wechseln und w ertet hinterher nach Großzahlen aus.

4. Ständig Messungen e n t­

weder an jedem Stück oder m it

regelmäßigen Stichproben in den wichtigsten Betrieben und Zusamm enstel­

lung der E rgeb­

nisse zu H äufig­

keitskurven.

D a alle Mes­

sungen und Aus­

w ertungen aber nur innerhalb des erzeugenden Betriebes e n t­

standen sind, fehlt zunächst

die fü r den Erzeuger mindestens ebenso wichtige E r­

fahrung des Verbrauchers. Auch er m üßte dazu a n ­ gehalten werden, in ganz einfacher Weise ständig A uf­

zeichnungen über Bewährung, H a ltb ark eit un d Leistungen der Stahlsorten in Form von H äufigkeitskurven dem Erzeuger zu überm itteln.

Eine weitere Aufgabe der Industrieforschung besteht darin, die Anregungen un d Ideen, die sie in eigenen B e­

trieben gew innt oder die von außen an sie herantreten, zunächst im Laboratorium auszuarbeiten und dann als neuen W erkstoff oder neues V erfahren in den praktischen B etrieb zu übertragen. Auf diese Weise kom m t die Industrie den Forderungen der V erbraucher imm er wieder durch Schaffung neuer W erkstoffe u nd neuer V erfahren nach.

In der E r ö r t e r u n g fand der Aufruf zur Gemein­

schaftsarbeit in den Verbraucherkreisen wirkungsvollen W iderhall. E s w urde dabei die dankensw erte Vorarbeit und straffe O rganisation der E isenindustrie voll anerkannt und ein stark er Wille zur Zusam m enarbeit zu erkennen gegeben, die auch in V erbraucherkreisen schon längst als dringendes Bedürfnis em pfunden sei. Dabei sei n a tü r­

lich eine vollständige Gleichberechtigung in drei H a u p t­

gruppen — Erzeuger, W eiterverarbeiter und Verbraucher

— eine selbstverständliche u n d unabw eisbare Voraus­

setzung. Es handele sich zunächst darum , in den einzelnen

F achgruppen der V erbraucher eine verhandlungsfähige G em einschaft zu schaffen, wozu die verschiedenen vor­

handenen F achverbände schon einen w ertvollen R ückhalt geben. A ufgabe dieser Stellen sei es dann, rechtzeitig die Aufm erksam keit auf neue Bedürfnisse un d Anforderungen der einzelnen Zweige der Technik zu lenken, um geeignete W erkstoffe ausfindig zu m achen. D abei sei natü rlich den an erkannten V orteilen der N orm ung in w eitestem Maße R echnung zu tragen. Zum Schluß w ird noch ein kurzer Ueberblick gegeben über die A rt der in der Schweiz üblichen Z usam m enarbeit zwischen Erzeuger u nd Ver­

braucher.

Dienstag, den 25. Oktober 1927. R e ih e 5:

Me ch a n i s c he und metal l ographi sche Prüfung d es Ei sens.

a) Professor Dr. phil. F. K ö r b e r , Düsseldorf:

G rund'sgen der m echanischen Prüfung.

N ach einer kurzen K ennzeichnung der technischen und w irtschaftlichen B edeutung der mechanischen W erk­

stoffprüfung w ird deren Z w e c k dahin Umrissen, daß die Prüf, ngsergeb- nisse einen G üte­

m aßstab für die vergleichende Beurteilung der

metallischen W erkstoffe dar­

stellen, die dem H ersteller w ert­

volle Kontroll- unterlagen für die Ueberwa- chung seiner E r­

zeugung, dem Verbraucher für die richtige .Stoffauswahl für einen bestim m ­ ten technischen Verwendungs­

zweck geben.

D arüber hinaus geht das Ziel, die G renzbeanspru­

chungen festzu- stellen, denen der W erkstoff in technischen B auw erken ohne Gefahr eines Bruches oder einer störenden F orm änderung ausgesetzt w erden darf.

Einige der w ichtigsten W erkstoffprüfverfahren werden auf ihren W e r t in dem angedeuteten Sinne kritisch behandelt, und zw ar die Ergebnisse des Zugversuches, Zugfestigkeit, Streck- un d E lastizitätsgrenze, Bruch­

dehnung un d E inschnürung, die H ärteprüfung, die Kerb- schlagprobe un d die D auerprüfungen.

Die so bestim m ten E igenschaftsw erte dürfen sämtlich nicht als w ahre W erkstoffkonstanten angesprochen werden, die allein den eingangs gekennzeichneten Aufgaben der W erkstoffprüfung voll gerecht w erden könnten, indem sie unabhängig von den jeweiligen Prüfbedingungen das V erhalten des W erkstoffes bei m echanischer Beanspruchung kennzeichnen w ürden. Dagegen bieten die Prüfergebnisse U nterlagen fü r eine vergleichende B ew ertung der u n ter­

suchten W erkstoffe, die sich besonders w ertvoll im Ver­

gleich m it entsprechenden Prüfergebnissen für im Betrieb erprobte Stoffe erweisen u nd so die zweckmäßige Stoff­

ausw ahl ermöglichen.

Die G ründe dafür, daß die mechanische W erkstoff­

prüfung dem K o n stru k teu r nur in sehr beschränktem Maße exakte U nterlagen fü r die B erechnung der technischen Bauwerke zu geben verm ag, liegen einm al in den Be­

stim m ungsverfahren un d in der N a tu r der metallischen W erkstoffe, anderseits sch rän k t die Unzulänglichkeit der derzeitigen K enntnisse über die in den technischen Gesam tansicht des außerhalb der H alle aufgestellten S tahlhauses

m it 3 Zimmern und Vorraum.

(9)

22. Dezem ber 1927. W erkstoff schau u n d W erkstoff tag ung B e rlin 1927. S tah l und Eisen. 2157 Bauwerken auftretenden B eanspruchungen die A us­

nutzung der d urch die W erkstoffprüfung gewonnenen Erkenntnisse ein.

b) ^ r . ^jltg. M. M o s e r , Essen:

Aus der Praxis der m echanischen Abnahmeprüfung.

Die m echanische A bnahm e zieht aus den Eigenschaften herausgeschnittener W erkstoffproben auf die spätere Bewährung des Stückes vorausschauende Schlüsse. Der W erkstoff m uß zum Z eitpunkt der P rü fu n g in völlig abgeschlossener Schmiede- u n d W ärm ebehandlung v o r­

liegen. D as V erfahren h a t gegenüber dem E rproben des fertigen Stückes den Vorzug, daß bei ungünstigem Ausfall der m echanischen A bnahm eprüfung A rbeitskosten un d Zeit gespart bleiben. E s h a t a b er auch seine erheblichen Schwächen. Z unächst ist es außerordentlich schwer, die späteren B etriebsbeanspruchungen nach A rt un d Größe richtig zu schätzen u n d deren W esen m it der zu w ählenden P rüfart einw andfrei zu treffen. Zum eist m uß die voraus­

schauende B eurteilung auf G rund von K ennw erten e r­

folgen. F erner w ird der W ert des P rüfverfahrens beein­

träch tig t durch die Schwierigkeiten, die m it der N atu r des Stahles un d der E ig en art seiner E rkaltungserschei­

nungen als einer Legierung Zusammenhängen. Man kan n die Ausw irkung aller dieser E rscheinungen kurz zusam m en­

fassen als die praktische U nm öglichkeit, Stahlstücke von etwas größeren A usm aßen als K örper gleichmäßiger B e­

schaffenheit herzustellen, so daß eine an beliebiger Stelle entnom m ene P robe durchaus n ich t als gültiger V ertreter des W erkstoffes d urch das ganze S tück hindurch gelten kann. H ierher g ehört auch der U nterschied zwischen Quer- u n d L ängsproben. W eiterhin nim m t auch die W irkung der V ergütung von außen nach innen ab, und man w ird bei größeren S tücken d ah er kennzeichnende Unterschiede in den Probenergebnissen innen und außen finden.

Die Festlegung der fü r die A bnahm eprüfung zu e n t­

nehmenden m echanischen Proben m uß die vorstehenden Gesichtspunkte berücksichtigen un d unterliegt zweck­

mäßig jeweils einer Besprechung zwischen E rzeuger un d Verbraucher. D er Verfolg der bei einer gewissen Gruppe von A bnahm en sich ergebenden W erte nach dem G rö ß t- zahlverfahren g e stattet die R ichtigstellung nicht w erk­

stoffgemäßer A bnahm evorschriften.

c) '35r.=3n9- E . H . S c h u l z , D ortm und:

Grundlagen der m etallographischen Prüfung.

M etallographie b ed eu tet bei w örtlicher U ebertragung die Lehre von den M etallen, also die gesam te M etallkunde:

im gebräuchlichen engeren Sinne fa ß t m an die M etallo­

graphie als die G efügeuntersuchung der Metalle un d Legie­

rungen auf. Die erfolgreiche B enutzung der G efügeunter­

suchung zur W erkstofforschung u n d W erkstoffprüfung bedingt aber, wie grundsätzlich hervorgehoben werden muß, um fassende K enntnisse in der gesam ten M etallkunde, der physikalischen Chemie der M etalle. U nd w eiterhin können aus der G efügeuntersuchung m etallischer W erk­

stoffe technisch brauchbare Schlüsse n u r d an n gezogen werden, wenn der U ntersuchende auch v e rtra u t ist mit den praktischen V erfahren der M etallgewinnung und M etall­

verarbeitung m it ihren unverm eidlichen besonderen Z u­

fälligkeiten u n d Zw angläufigkeiten. E r m uß w eiterhin auch ü ber E rfahrungen gerade in der D eutung der Gefüge verfügen.

Die grundlegende M öglichkeit fü r die A usführung von Gefügeuntersuchungen ü b e rh au p t g ib t die T atsache, daß unsere Metalle u n d Legierungen aufgebaut sind aus K ristallen, die m eist m ikroskopisch klein sind, un d die in Schliffen d urch besondere A etzverfahren sichtbar gem acht w erden können. D adurch lassen sich W ärm e­

behandlungen, die den A ufbau des Gefüges beeinflussen, wie H ärte- u n d V ergütebehandlung nachweisen. Ebenso sind d u rch sie Seigerungen u n d Schlackeneinschlüsse leicht zu erkennen, u n d sie m üssen in vielen Fällen bei stark er A usbildung als schädlich angesprochen werden.

A nderseits v e rfü h rt die leichte N achw eisbarkeit der Seigerungen u n d die T atsache, daß sie a 's naturgegeben

stets — wenn auch in verschiedenem G rade — vorhanden sind, nicht selten dazu, ihnen die Schuld am Z ubruch- gehen von B auteilen und W erkzeugen zuzuschieben, wo ganz andere U m stände den B ruch verursacht haben.

E s sind insbesondere Fälle von U eberbeanspruehungen und von B rüchen infolge unkontrollierbarer D auerbean­

spruchung, wo die wirkliche Bruchursache leicht ü b e r­

sehen wird. Sehr wesentlich ist daher, daß neue A etz­

verfahren es auch ermöglichen, U eberbeanspruehungen durch G efügeuntersuchungen nachträglich festzustellen.

W enn so die M etallographie uns heute in der S to ff­

kunde und P rüfung des Stahles ein unentbehrliches H ilfs­

m ittel geworden ist, so m uß schließlich doch auch betont werden, daß den m it ihr zu erreichenden E rkenntnissen durchaus Grenzen gesetzt sind. E s gibt im m er noch innere Vorgänge bei der V erarbeitung un d B eanspruchung des Stahles, die in ihren Auswirkungen uns zw ar bekannt sind, denen wir auch, soweit sie schädlich sind, bereits durch praktische M aßnahm en entgegenw irken können, deren K lärung durch G efügeuntersuchungen aber noch keineswegs zum Ziele g eführt h a t, vielleicht auch nicht wird führen können — es sei nur hingewiesen auf die Erscheinung des A lterns des kaltgereckten weichen F lu ß ­ stahles. H ier t r it t in m anchen Fällen vielleicht an die Stelle der norm alen Gefügeuntersuchung die noch w eiter in den Feinbau eindringende R öntgenuntersuchung, v o r deren Uebersehätzung fü r praktische Zwecke m an sich aber auch h ü ten m uß.

d) 3)r.*Qtig. H. M e y e r, H am born:

Die Anwendung der M etallographie zur Gütesteigerung der Erzeugung.

Die m eisten guten und auch schlechten Eigenschaften des Stahles hängen in irgendeiner Weise m it der K rista ll­

n a tu r des Eisens zusammen. Eine der fü r den Erzeugei unangenehm sten Folgeerscheinungen der K ristallisations- vorgänge bei der E rstarru n g des geschmolzenen Stahles ist die B l o c k s e i g e r u n g . Die genaue K enntnis ihrer Größen - Ordnung fü r die innerhalb eines W erkes gebräuchlichen Blockgrößen und -formen ist V orbedingung für die rich ­ tige Auswahl und Verwendung des Stahles, fü r dieHCrzie- lung der erforderlichen Gleichartigkeit der Erzeugnisse u n d fü r die Vermeidung unnötigen Ausfalls. Verschiedene Beispiele zeigen die möglichen größten U nterschiede un d die p raktisch in Frage kom menden Unterschiede, un d es w ird dabei auf die richtige A rt der P rüfung der G e­

brauchseigenschaften des Stahles hingewiesen.

T r a n s k r i s t a l l i s a t i o n un d R a n d b l a s e n b i l d u n g sind weitere Eigentüm lichkeiten des Stahles, die zu fehler­

haften Erzeugnissen führen können. Als Beispiel fü r das A uftreten solcher Fehler sind insbesondere Schienen getvählt worden, und es w ird dargelegt, wie beim Erzeugen des Schienenstahles und beim Schienenwalzen auf die B eseiti­

gung oder Abschw ächung der gekennzeichneten Mängel hingearbeitet werden kann. E s ergibt sich dabei die A b ­ hängigkeit der Eigenschaften von der B ehandlung des Stahles. Sie kennzeichnet sich auch in der Beziehung zwischen Gefügeausbildung und den Festigkeitseigen­

schaften der Schienen, wobei auch der A bnutzungsw ider­

stan d berücksichtigt wird.

E in Beispiel ähnlicher A rt ergibt sich aus den B e­

ziehungen zwischen der richtigen W alztem peratur, feinen Gefügeausbildung, hohen Streckgrenze u n d K erbzähigkeit des B austahles S t 37, wobei auf die irrtüm liche Auffassung in V erbraucherkreisen hinsichtlich der W irkung niedriger W alztem peraturen hingewiesen wird. Als letztes Beispiel der A bhängigkeit der Eigenschaften des Stahles von seiner V orbehandlung w ird die richtige un d falsche B e h an d ­ lung von Blechen un d Bandeisen zu Tiefziehzwecken gezeigt. Der in den K reisen der W eiterverarbeiter immer­

noch häufige Fehler der kritischen G lühung nach kritischer Verformung oder der kritischen V erformung im kritischen Tem peraturbereich erzeugt G robkorn im Gefüge, das die tiefgezogenen Stücke infolge ra u h er Oberfläche oder auch durch R ißbildung unbrauchbar m acht.

I n der sich anschließenden E r ö r t e r u n g w urde von verschiedenen Seiten d arauf hingewiesen, daß es bei den

272

(10)

2158 S tah l un d Eisen. W erkstoffschau u n d W erkstofftagung n erivn m z t . ł / . uanrg. int. 0 1. üblichen W erkstoff prüf verfahren nicht möglich sei, a b ­

solute W erte zu erhalten; die erm ittelten Zahlen seien nicht als etw as unbedingt Feststehendes an zu ­ sprechen, was in vielen Fällen zu einem Gegensatz zwischen Erzeuger u nd Verbraucher führe. Solange eine sichere Grundlage zur Aufstellung eng um rissener A bnahm e­

bedingungen fehle, müsse m an sich m it ,,Vorläufigen Bedingungen“ begnügen und solle dem Lieferer w eitest­

gehend entgegenkommen, wenn er sich bemühe, alle die Schwierigkeiten, die ihm aus den U nzulänglichkeiten erwüchsen, aufzudecken.

Von anderer Seite w ird der Vorschlag gem acht, s ta tt der bisherigen M indestwerte in den Abnahm ebedingungen M ittelwerte vorzuschreiben oder aber den in allen Vor­

schriften gem achten Zahlenangaben m ittlere Fehlergrenzen beizufügen, wodurch ein wirtschaftlicheres A rbeiten ermöglicht würde, ohne daß die Anforderungen im all­

gemeinen herabgesetzt zu w erden brauchten. Diesem Vorschlag stehen von seiten des K o n strukteurs insofern Bedenken entgegen, als die hierdurch bedingte U ngenauig­

k eit dazu führen könne, daß der K onstru k teu r m it weiteren Sicherheitszuschlägen, also schwerer und unw irtsch aft­

licher, baue. Ferner werden noch kurze B etrachtungen angestellt über den Einfluß der M indest werte auf den Herstellungsgang.

Mittwoch, den 26. Oktober 1927. R e ih e 6:

Phys i kal is c he , c he m i s c h e und technol ogi s c he Prüfung d e s Ei sens.

a) Dr. phil. F . S t ä b l e i n , Essen:

Die physikalische Prüfung von Eisen und Stahl.

Zur Begründung dafür, daß das physikalische P rü f­

feld der Schau nich t in parallele Abteilungen fü r Eisen und N ichteisenm etalle zerlegt wurde, w ird auf die U nab­

hängigkeit der m eisten physikalischen P rüfverfahren von der A rt der untersuchten Probe hingewiesen. P raktisch auf Eisen beschränkt bleibt das Gebiet des F e r r o m a g n e ­ t i s m u s , von dessen gebräuchlichsten technischen P rü ­ fungsverfahren eine U ebersicht gegeben wird. Zur Auf- n a h n # der M agnetisierungskurven von S ta h l aller A rt dient der bekannte K öpsel-A pparat, zur P rüfung von D auerm agnetstahl in W alzquerschnitten ein Jo ch ­ ap p ara t nach Bosch bzw. H artm an n & B raun. An H and einer schem atischen M agnetisierungskurve w er­

den die w ichtigsten m agnetischen Begriffe e rlä u te rt und auf die Messungsschwierigkeiten der Anfangsperme­

a b ilitä t hingewiesen. N ach Behandlung der Sonderfälle:

„unm agnetischer S ta h l“ und „ s ta rk tem peraturabhängige M agnetisierung“ w ird die sogenannte „magnetischeA nalyse“

erw ähnt un d betont, daß ih r N utzen in erster Linie auf dem Gebiete der gleichartigen Massenerzeugnisse liegt.

Als Beispiel fü r die L ä n g e n m e s s u n g e n d ien t die Anlaß-Ausdehnungs-Kurve eines geh ärteten K ohlenstoff­

stahls ; das Schema eines einfachen A usdehnungsapparates und die d am it gewonnene Ausdehnungskurve eines 36prozentigen N ickelstahls m it sehr kleinem Ausdehnungs­

koeffizienten (Invar) w ird gezeigt. In Form eines Schau­

bildes sind die A usdehnungskoeffizienten der Eisen- Nickel-Reihe in Abhängigkeit von der Zusammensetzung gegeben. Bei der T e m p e r a t u r m e s s u n g w ird auf die Vorteile der optischen G eräte hingewiesen. Die Aenderung des s p e z i f i s c h e n e l e k t r i s c h e n W i d e r s t a n d e s von Eisen durch wachsende Prozentgehalte a n Zusätzen sind aus einer K urventafel ersichtlich, ebenso die Aenderung des spezifischen W iderstandes m it der T em peratur bei einer R eihe typischer Legierungen. F ü r die W ärm eleit­

fähigkeit fehlen vor allem sichere Bestim m ungen bei höherer Tem peratur.

Von der W erkstoffprüfung m ittels R öntgenstrahlen kommen die F einstrukturforschung u nd die chemische Spektralanalyse in erster Linie fü r wissenschaftliche und Laboratorium szw ecke in B etrach t. Die W erkstoffdurch­

leuchtung dien t m ehr prak tisch er U eberw achung auf Fehlstellen, doch sind bei Eisen der Schichtdicke enge Grenzen, 8 bis höchstens 10 cm, gezogen. W ie jede M aterial­

prüfung soll auch die physikalische P rüfung die Ver­

wendung des richtigen W erkstoffes an der richtigen Stelle fördern.

b) D r. phil. E . S c h i f f e r , Essen:

Die chem ische Prüfung des Eisens und seiner Legierungen.

Bei den analytischen B estim m ungen der E isen h ü tten ­ chemie ist ste ts auf die A nw esenheit großer Mengen Eisen R ücksicht zu nehm en. Sie w erden fa st durchweg aus besonderer E inw age fü r jede B estim m ung ausgeführt, was die reihenweise Erledigung von M assenanalysen erleichtert. D urch Verm eidung der T rennung vom Eisen u n d d urch die Verw endung der M aßanalyse haben sich fü r eine R eihe von B estandteilen S c h n e l l v e r f a h r e n entw ickelt, m it denen sich auf em pirischer Grundlage ebenfalls genaue Ergebnisse erzielen lassen. Derartige V erfahren sind zur U eberw achung der Schmelzungen in den E rzeugerbetrieben n ich t m ehr zu entbehren. F ür die Bew ertung der R ohstoffe wie zur E rzielung von W erk­

stoffen b estim m ter chem ischer Z usam m ensetzung und bestim m ter E igenschaften ist deshalb die chemische Prüfung von höchster B edeutung.

Bei der B eurteilung vo n A nalysenzahlen sind die F e h l e r g r e n z e n zu berücksichtigen, die durch die A rbeits­

verfahren bedingt sind. A nalysenunterschiede zwischen W orkstoffbeziehern u n d -erzeugern finden am häufigsten ihre E rk läru n g durch die V erschiedenartigkeit der P r o b e ­ n a h m e . Die richtige E n tn ah m e von Proben, die der durchschnittlichen Zusam m ensetzung des W erkstoffes entsprechen, ist deswegen schwierig, weil die Einzel­

bestandteile im W erkstoff ungleichm äßig v erteilt sind.

Eine H auptursache hierfür b ild et die Seigerung. Genauen Aufschluß ü ber die V erteilung k a n n m an n u r durch E n t­

nahm e u n d A nalysierung von P robespänen aus planm äßig über die Schnittfläche eines durchsägten Blockes angeord­

neten Bohrlöchern erhalten. Die P robenahm e von allen W alzerzeugnissen da rf n ich t durch A nbohrung von außen, sondern m uß durch H obeln ü b er den ganzen Querschnitt erfolgen, w enn die A nalysenergebnisse der D urchschnitts­

zusam m ensetzung entsprechen sollen. W eitere Ursachen fü r U ngleichartigkeiten in der chem ischen Zusamm en­

setzung sind in falscher B ehandlung des Stahles vor der B earbeitung zu suchen; besonders U e b e r h i t z e n u n d V e r b r e n n e n f ü h r e n E n tk ohlungen herbei. Auch die Aufnahm e von K ohlenstoff, z. B. bei der E insatzhärtung, sowie die Z em entation m it gasförm igen K ohlungsm itteln können U ngleichm äßigkeiten herbeiführen. Aehnlich ist der Stickstoff u n d das A lum inium bei n itrie rten un d alu­

m inierten G egenständen ungleich v e rte ilt. Auch durch die Probenahm e selbst können U ngleichartigkeiten hervor­

gerufen werden, die die A nalysenergebnisse beeinflussen.

So ist beim Einw iegen von grauem R oheisen oder Gußeisen­

spänen ste ts die E ntm ischung zu berücksichtigen, die sie infolge ihres G raphitgehaltes e rlitte n haben können. Die Verm eidung von Oel, S tau b u n d anderen kohlenstoff­

h altigen V erunreinigungen is t ebenfalls bei der Probe­

nahm e zu beachten.

N ich t alle m echanischen E igenschaften stehen in gleicher A bhängigkeit von der chem ischen Zusam m en­

setzung. Bei der F estig k eit z. B. spielt die Vorbearbeitung un d W arm behandlung die größere Rolle. E s gibt genug W erkstoffe von gleicher A nalyse u n d verschiedenen Eigen­

schaften. Die chemische A nalyse d arf deshalb n u r in V erbindung m it den übrigen in F rage kom m enden E in ­ flüssen zur B eurteilung des W asserstoffes herangezogen werden.

c) jDr.'^jtig. E . S i e b e i , Düsseldorf:

Prüfung der W arm - und K altverform barkeit.

A ußer der Beschaffung von G rundlagen fü r den K on­

stru k te u r soll die W erkstoffprüfung auch U nterlagen für die V erarbeitung der M aterialien schaffen. F ü r die F orm ­ b a rk eit der W erkstoffe ist ih r F o r m ä n d e r u n g s v e r ­ m ö g e n u n d ih r F o r m ä n d e r u n g s w i d e r s t a n d m aß­

gebend. D as Form änderungsverm ögen kennzeichnet die F ähigkeit der W erkstoffe, u n te r E inw irkung bestim m ter K räfte m ehr oder weniger große bleibende Form änderungen zu erleiden, ohne durch die au ftreten d en Beanspruchungen zu B ruch zu gehen. Vom F orm änderungsw iderstand ist

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22. D ezem ber 1927. W erkstoff schau u n d W erkstofftagung B e rlin 1927. S ta h l un d Eisen. 2159 hingegen die Größe des fü r eine bestim m te F orm änderung

notwendigen K raft- u n d A rbeitsbedarfs abhängig.

D as Form änderungsverm ögen eines W erkstoffs ist je nach der Beanspruchungsw eise verschieden, lä ß t sich also nich t etw a als eine einfache M aterialkonstante d a r­

stellen. D a a uch der F orm änderungsw iderstand in gewisser Abhängigkeit von der Beanspruchungsw eise ste h t, m uß man die P rü fu n g der W arm - u n d K altv erfo rm b ark eit nach M öglichkeit u n te r B edingungen ausführen, die der Beanspruchungsweise bei der praktischen D urchführung des betreffenden Form gebungsverfahrens entsprechen;

infolgedessen kom m en m eist t e c h n o l o g i s c h e P r ü f ­ v e r f a h r e n , wie Schm iedeproben, Stauchproben, Loeh- und A ufdornproben, Bördelproben, K alt- un d W arm biege- proben usw., in Frage. E rstreb en sw ert ist es natürlich, in erster Linie auch die G rundversuche der W erkstoff­

prüfung, also den Z e r r e i ß - u n d S t a u c h v e r s u c h zur Prüfung des Form änderungsverm ögens heranzuziehen.

Beim Zerreißversuch b ildet D ehnung u n d K o n tra k tio n der Proben einen M aßstab fü r das F orm än d eru n g sv er­

mögen. M ittels des Stauchversuches lassen sich z. B.

Gebiete erh ö h ter S prödigkeit bei der W arm form gebung eines W erkstoffs nachweisen, indem m an Stauchproben hei verschiedener T em p eratu r in einem A rbeitsgang so weit staucht, bis der A nbruch sich bem erkbar m ach t. Die Ergebnisse aller geschilderten U ntersuchungsverfahren gestatten n u r eine vergleichsweise, ausschließlich fü r die Beanspruchungsweise der besonderen P rüfm ethode gel­

tende B eurteilung des Form änderungsverm ögens.

D er F orm änderungsw iderstand der M etalle ist bei der W arm form gebung in starkem Maße von der T em p eratu r und von der Form änderungsgeschw indigkeit abhängig.

Bei der K altform gebung ist der letzte E influß m eist zu vernachlässigen, dagegen zeigt sich die Form änderungs­

festigkeit hier als von der G röße der Form änderung selbst abhängig (Verfestigung). F ü r die E rm ittlu n g der statischen W arm festigkeit kom m en W arm zerreiß versuche u n d Stauch- versuche u n te r der Presse in B etrach t. D ynam ische U n te r­

suchungen der Form änderungsfestigkeit in der W ärm e lassen sich am besten u n te r dem F allham m er vornehm en, wohei sich der Form änderungsw iderstand als Q uotient aus aufgewendeter F o rm änderungsarbeit u n d verdrängtem Volumen berechnet. Bei K altform gebungsvorgängen ist der vollständige Verlauf der Fließkurve der W erkstoffe von B e­

deutung, d a die Form änderungsfestigkeit hier ja bei jeder Form änderungsstufe anders ist. N u r in beschränktem Maße sind zu deren B estim m ung Zerreiß-, Biege- und V erdrehungsversuch b rau ch b ar. U m so größere B edeutung verspricht der Stauchversuch zu gewinnen, d a der u r ­ sprünglich vorhandene N achteil dieses P rüfverfahrens, nämlich die B eeinflussung der e rm itte lte n W id erstan d s­

werte durch die Preßflächenreibung, du rch ein vom K aiser-W ilhelm -Institut fü r E isenforschung ausgebildetes Stauchv erfahren vollständig b eseitigt zu sein scheint.

Die S tau ch k raft w ird dabei auf die zylindrischen Proben durch kegelförmig g estaltete P reßflächen üb ertrag en , deren Neigungswinkel dem Reibungsw inkel des W erk ­ stoffes en tsp rich t. N eben der B eseitigung des R eibungs­

einflusses b iete t die kegelförmige A usbildung der P re ß ­ flächen un d der G rundflächen der P roben noch den V or­

zug, daß die P robe bei der S tau ch u n g eine sichere F ü h ru n g erhält un d ein Schiefstauchen bei B enutzung einer geeig­

neten S tauchvorrichtung m it Sicherheit verm ieden wird.

E s w ird allerdings noch längerer Z eit bedürfen, um über die W arm - u n d K altv erfo rm b ark eit der W erkstoffe in befriedigender Weise K la rh eit zu schaffen, d a zur Zeit noch keine erp ro b te Theorie b esteh t, welche eine einwandfreie D arstellung dieser E igenschaften in einem Gesamtbild g e sta tte t. M an k a n n den V ersuch z u r A us­

gestaltung der M ohrschen Schubspannungstheorie in diesem Sinne un tern eh m en , indem m an die M ohrsche Darstellungsweise d urch H inzunehm en der F o rm änderung als d ritte K o o rd in ate erw eitert, so d aß a n Stelle der um hüllenden eine U m hüllungsfläche der Spannungskreise tritt. Die G röße des Form änderungsw iderstandes ist dann fü r jeden B eanspruchungs- u n d V erform ungszustand durch die diese F läche tangierenden Spannungskreise bestim m t. D as Form änderungsverm ögen a b er is t e r­

schöpft, sobald die obere G renzspannung die B ru ch sp an ­ nung erreicht, bzw. die Schubspannung bestim m te G renz­

w erte erreicht, die d e n A bschluß der U m hüllungsfläche nach der F o rm änderungsrichtung h in bilden. Dieser V orschlag zeigt aber bereits die Schw ierigkeiten einer solchen D arstellungsw eise u n d die außerordentlich v e r ­ w ickelte G estaltung der Zusam m enhänge.

Die sich anschließende E r ö r t e r u n g ergab folgendes:

B ezüglich des F o r m ä n d e r u n g s w i d e r s t a n d e s wird vo n einer Seite b etont, daß nicht- die größte Schub­

spannung, sondern die g rößte H auptspannungsdifferenz es erm öglichte, diesen u n te r eine gewisse F u n k tio n der H au p tsp an n u n g zu bringen. Von anderer Seite w ird die A rt der D arstellung der M ohrschen Theorie zur K en n ­ zeichnung plastischer Form gebungsarbeiten fü r etw as u m ständlich gehalten. Besser sei hier vielleicht die Theorie der plastischen Verform ung von H enky, durch die die T heorie des E in tritts des Fließens sowie die des Einflusses der Geschw indigkeit von vornherein zusam m engefaßt w erde; sie g e statte einen tieferen E inblick in das W esen d er plastischen V erform ung, w enn der von H enky gewählte A nsatz als rich tig erwiesen sei, wozu jedoch w iederum ausgedehnte U ntersuchungen notw endig wären.

d) 2)r.=Qng. F . R a p a t z , Düsseldorf:

Bearbeitbarkeit m it schneidenden W erkzeugen und die Prüfung der W erkzeuge.

Bei der B eurteilung der B earb eitb ark eit is t deshalb keine E inheitlichkeit vorhanden, weil m an die Begriffe n ich t k lar voneinander abgegrenzt h a t. Die B eurteilung ist verschieden, je nachdem von welcher Fragestellung m an ausgeht.

M ißt m an die B e a r b e i t b a r k e i t a ls K r a f t v e r ­ b r a u c h u n d bezeichnet den S tah l als am leichtesten bearb eitb ar, der den geringsten K ra ftv erb rau ch e rfo rd ert, so ergibt sich kein Z usam m enhang zwischen H ä rte un d B earbeitbarkeit. H ärtere Stoffe sind in diesem Sinne o ft leichter bearb eitb ar als weichere. Die Zusam m en­

hänge werden, soweit es heute möglich ist, zu erklären

versucht. ,

Als M aßstab fü r die B e a r b e i t b a r k e i t , gemessen an der H a l t b a r k e i t d e s W e r k z e u g e s , gilt, daß dasjenige W erk stü ck — wobei u n te r W erkstück der zu verspanende Teil v erstan d en w ird — am schw ersten v erarb eitb a r ist, welches das W erkzeug am raschesten verschleißt. H ier lä ß t sich im allgemeinen sagen, daß das W erkzeug um so rascher verschleißt, je h ä rte r das W erkstück ist. E s ist aber n ich t n u r die B rinellhärte allein zu beachten, sondern auch andere Eigenschaften, wie D ehnung, E inschnürung, Gefüge u n d K a lth ä rtb a rk e it.

I n bezug auf die B e a r b e i t b a r k e i t a ls O b e r ­ f l ä c h e n a u s s e h e n , d. h. welches W erkstück beim Z er­

spanen m it R ücksicht auf die E rzielung einer g latten Oberfläche die geringsten Schw ierigkeiten bietet, w ird der S tan d unserer in diesem P u n k t noch m angelhaften K e n n t­

nisse e rö rte rt u n d dabei auch das in der P rax is o ft genannte

„S chm ieren“ kurz behandelt.

Z ur P r ü f u n g u n d B e h a n d l u n g d e r W e r k ­ z e u g e w ird die P rüfungsm öglichkeit der W erkzeuge ü b e rh a u p t k urz gestreift u n d auch auf die W erkzeuge aus Schnelldrehstahl, der fü r die B earb eitb ark eit die w eit­

aus g rö ß te B edeutung h a t, n äh er eingegangen.

Z um Schluß w ird in übersichtlichen Z ahlentafeln die zw eckm äßigste W ärm ebehandlung fü r Messer, B ohrer u n d F rä se r gezeigt u n d ferner ausgeführt, wie m an Ge­

schw indigkeit u n d W erkstoff bei der P rüfung der W erk ­ zeuge berücksichtigen m uß.

A n den V o rtrag schloß sich eingehende A ussprache. E in Teil der hier angeschnittenen F ragen b etrifft die B earbeit­

b a rk eit legierter A utom obilstähle, ü b er die in V ortrags­

reihe 12 noch ausführlicher b erich tet w ird; ein anderer Teil erstreck te sich auf die A rt der D urchführung der P rü fu n g auf B earb eitb ark eit u n d die Bew ertung d erartiger P rüfungen. So sei es bei V erspanungsversuchen unbedingt erforderlich, w ährend der D urchführung zu erm itteln, ob die K rä fte im W erkzeug unterein an d er vergleichbar

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2160 S tahl und Eisen. W erkstoff schau und W erkstofftagung B erlin 192?. 47. Ja h rg . N r. 51.

stücke in B etrach t, die F lu ß ­ s tah l ähnliche Eigenschaften auf weisen sollen. Die G üte des Stahlgusses w ird nicht, wie man bisher häufig annahm , durch eine Begrenzung des Phosphor - u n d Schwefelgehaltes m it Sicher­

h eit gegeben. Z ur E rkennung der physikalischen Eigenschaf­

te n un d des wichtigen Glühzu- standes des W erkstückes ist das A ngießen eines Probestabes a n ­ zu raten

Blick in die A b t e il u n g R o h r e : In der M itte Ausdehnungsrohr fü r D am pf­

leitungen, links Gasflaschen m it W erdegang, im H intergründe Anwendungsbeispiele verschiedener Stahlsorten für die R ohrherstellung, rechts Beispiele von R o h rv er­

bindungen.

k onstant bleiben. E in weiterer E inw and w ird dagegen gemacht, daß die Drehprobe genüge; ein d ritte r Einw and schließlich rich tet sich gegen Modellversuche, über die in der E rörterung eingangs berichtet wurde. Die weiteren Ausführungen behandeln m ehr allgemeine Fragen der B earbeitungsprüfung, die Leistungsfähigkeit am erikani­

scher W erkzeugmaschinen u. a. m ., w ährend im Schluß­

w ort nochmals beto n t wird, daß die S chnittdrücke kein Maß für die anzuwendende Schnittgeschw indigkeit lieferten.

Montag, den 24. Oktober 1927. R e ih e 2:

a

a) D irektor ®ipI>Qng. E . F . L a n g e , G um m ersbach:

Anforderungen an W erkstoffe für den Dampfkessel- und Apparatebau.

Ob m it R echt oder U nrecht unterliegt der Dampfkesselbau und -betrieb schon seit 100 Ja h re n staatlichen Bestimmungen. F ü r die W erkstoff- und B auvorschriften in D eutschland ist der Deutsche Dampf lcesselausschu ß m aßgebend, der im Ja n u a r 1928 endgültig in K ra ft tretende W erkstoff- und B au­

vorschriften aufgestellt h a t, hei denen das Bestreben vorherrschend gewesen ist, die schnell fortschrei­

tende E ntw icklung n ich t durch starre Bestim m ungen zu erschweren.

Gußeisen und Stahlguß sollen n u r gestreift werden.

Der Entw icklung des D am pf­

kesselbaues kam zugute, daß die G ießereitechnik d aran gearbeitet h atte, das G u ß e is e n zu höheren G ütew erten zu bringen. K an n m an doch je tz t m it Festigkeitszahlen von 24 k g /m m 2 bis T em peraturen von etw a 400° rechnen. Außerdem ist es fü r den Feuerungsbau von W ichtigkeit, daß der E delguß nur geringes W achsen zwischen 600 und 1000° zeigt un d sehr wenig Neigung zur B ildung von L unkern un d S p an ­ nung besitzt. S t a h l g u ß kom m t fü r schwierig zu gestaltende W erk­

D er w ichtigste W erkstoff für den Dam pfkesselbau ist der F l u ß s t a h l . Seit E nde des K rie­

ges h ab en die deutschen W alz­

werke große F o rtsch ritte in der E rzeugung von gleichmäßigen seigerungsfreien Blechen erzielt, aber dennoch h a t m an noch im m er n ich t das A ltern und R ekristallisieren des weichen F lußstahles vollkom m en verhin­

dern können. E s g ibt zw ar schon alterungsgeringen S tahl, aber den K esselbesitzern m uß doch klarge­

m ach t werden, daß bei den heuti­

gen K o n struktionen weder K a lt­

reckung vollkom m en vermieden noch jeder k a lt verform te W erk- stoff ausgeglüht w erden kann, d aß eine so vollständige xAlterungsfreiheit des weichen F lußstahles n ich t zu gewähr­

leisten ist. N ach bisherig en U ntersuchungen ist ein härterei kohlenstoffreicherer F lu ß stah l in den m eisten Fällen be­

ständiger gegen A ltern un d R ekristallisieren u n d ebenst’

gegen A nfressungen un d R ißbildung als der weichere Fluß­

stahl. I n ihren Eigenschaften noch sicherer un d unempfind­

licher sind die legierten S tahlsorten. Zunehmende Beachtung findet auch das V erhalten der W erkstoffe bei den B etriebs­

tem peraturen. Die bei Z im m ertem peraturen erm ittelten Eigenschaften finden bei steigenden T em peraturen teils erhebliche A enderungen, die sich besonders im Sinken der Streckgrenze schädlich bem erkbar machen.

U m Störungen, insbesondere W ärm espannungen det Kessel, zu verm eiden, m uß auch auf einen regelmäßigen

T eilansicht der A b t e i l u n g S o n d e r s t a h l : R ostbeständiger u nd säure­

beständiger S tahl in Form von Schalen, K ühlschlangen, Milch- und Bierfässern, Säurepum penteilen, R ohren, V entilen. Die W andtafel gibt

einige weitere Verwendungsgebiete dieser S tah lso rten an.

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