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Theologisches Literaturblatt, 28. Juli 1899, Nr 30.

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Academic year: 2022

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

herausgegeben

▼on

Prof. D. Chr. E. Luthardt.

E rsch ein t jeden F re ita g . A bonnem entspreis v ierteljährlich 2 Ji. 50

Expedition: K önigsstrasse 13.

Insertionsgebühr pr. gesp. P etitzeile 30 .

Smith, H en ry Preserved, A critical and exegeti- cal Commentary on the books of Samuel.

Beiträge zur Förderung christlichcr Theologie.

2. Jahrg., 5. l i e f t : D. A . Schlattcr, Die Paral­

lelen in den W orten Jesu bei Johannes und Matthäus.

Stnbbs, W illiam , Rishop o f Oxford, Registrum Sacrum Anglicanuin.

Lesetre, Henri, Saint Henri.

Gairand, Jean, Saint Dominique.

Neueste theologische Literatur.

Personalien.

Eingesandte Literatur.

S m ith , H enry P reserved (Professor of B iblical H istory and In te rp re ta tio n in A m herst College), A c r i t i c a l a n d e x e ­ g e t ic a l C o m m e n ta r y o n t h e b o o k s o f S a m u e l. The in te rn atio n a l critical Commentary. E dinburgh 1899, T. &

T . Clark (X X X IX , 421 S. 8). Geb. 12 sh.

W ährend das J a h r 1895 gleich zwei Bände von der a lt­

testam entlichen A btheilung des „In te rn a tio n a l C ritical Commen­

t a r y “ gebracht h atte, ist e rst je tz t der d ritte B and erschienen.

G länzend w urde die Reihe durch S. R. D river’s (in Oxford) K om m entar über das Deuteronomium eröffnet, und George Moore (zu Andover in N ordam erika) schloss sich m it seiner B earbeitung des Richterbuchs in ebenso b rilla n ter W eise an.

A ls d ritte r Theilnehm er am Gesam m twerk ist nun wieder ein am erikanischer Theologe, Professor am A m herst-College im S ta a te M assachusetts, aufgetreten. E r sa g t selbst in der Vor­

re d e , dass er dankbar sein w erde, wenn der von ihm ge-

lie te rte Band für w ürdig befunden w erde, neben den ersten beiden Bänden der Reihe gestellt zu w erden. Zu m einer F reude kann ich nun als das G esam m turtheil, das ich bei der P rü fu n g seiner A rbeit gewonnen habe, dies aussprechen: der Verf. h a t uns einen m it allen M itteln der gelehrten Exegese, m it Scharfsinn und besonnenem U rtheil hergestellten Kom m entar zu den Samuelisbüchern geliefert. Nachdem ich aber so dem V erf. meine volle A nerkennung ausgesprochen habe, will ich n icht sowol über sein W erk referiren , als vielmehr durch einige selbständige Bem erkungen in die w issenschaftliche D ebatte einzugreifen versuchen.

Z unächst auf dem Gebiete der T ex tk ritik , die ich für die grundlegende F unktion des E xegeten h alte und deshalb im ersten H aupttheile m einer „E inleitung ins A lte T estam e n t“

(S. 1 4 — 133) behandelt habe, gew innt der vorliegende Kom­

m en tar ein besonderes Interesse dadurch, dass er in einem

„A ppendix“ die Stellung p rüft, welche L öhr im „K urzgefassten exegetischen H an d b u ch “ zu den Samuelisbüchern (1898, S. L X IX — XCIV) zur K ritik des alttestam entlichen T extes eingenommen h at. L öhr h a t näm lich einen Vorstoss gegen die neuerdings w eithin herrschende Schätzung der alten V er­

sionen unternommen. Denn er w ar in seinen U ntersuchungen zu dem E rgebniss g e la n g t, dass „das unbedingte V ertrauen, welches Thenius und auch spätere F orscher speziell der L X X entgegenbringen, bei einer system atischen B erücksichtigung der E ig e n a rt der betreffenden Uebersetzung, wenn auch nicht g än z­

lich h in fällig , so doch in seiner Sicherheit sta rk ersc h ü tte rt w erden d ü rfte “.

E ine system atische P rü fu n g der E ig e n a rt der L X X is t nun von L öhr auf S. L X IX bis XC vorgenommen worden. E r h a t von neuem nachgew iesen, dass die L X X -G estalt der B ücher Samuelis erstens solche E ig e n tü m lic h k e ite n besitzt, die von g eistigen Ström ungen des späteren Judenthum s bedingt w urden und daher sicher als secundäre Züge der T extüberlieferung erk a n n t w erden können. Solche liegen darin vor, dass das über G ott ausgesagte „ e r w ird n ich t lü g e n “ durch oux airooxp^ei erse tzt und der Satz „denn n icht ein Mensch ist e r “ gem ildert is t zu ou^ «><; av^ptuitos daxiv (1 Sam. 15, 29).

F e rn e r ist aus ästhetischem Motiv z. B. s ta tt „als der W ein den N abal v erliess“ g esag t „als N abal sich vom W ein er­

n ü c h te rte “ (25, 37). Sodann is t die sekundäre N atu r der griechischen Sam uelisbücher z. B. auch da unzw eifelhaft, wo in ihnen ein „ se h r“ (acpoSpa) als P lus a u ftr itt: fteYaXyjv acpoöpa (1 Sam. 6, 1 9 b ); xaXy) tü) eiBei o<po'8pa etc. (2 Sam.

13, l a ; 17, 8 ; 24, 14b), und an der le tzterw ä h n te n Stelle (24, 14 a) ist das auch im H ebräischen vorhandene „ se h r“

(‘ixa) durch „von überall h e r “ g e s te ig e rt, indem iravxodev acpo'Bpa g esetzt wurde. D er sta rk accentuirende A usdruck lä sst sich nun in m ehrfacher Beziehung als ein Symptom des späteren hebräisch-jüdischen S prachgebrauchs erw eisen (vgl.

meine Syntax § 318 a b).

So kann die griechische G estalt der Sam uelisbücher noch in anderen Beziehungen auf objektiv g iltige W eise als die sekundäre Textform erk a n n t werden. D er griechische W o rt­

la u t zeig t ein stä rk e res Mass des Einflusses sp ä terer Ideen (trotz des i n 1 Sam. 25, 22 neben dem richtigen x«) Aausio) und N eigungen des Sprachgebrauchs. Um noch an eins zu erinnern, w orauf auch L öhr (S. L X X IV , Anm. 1 und S. XCI, Anm.) hingedeutet hat, so g ib t der H ellenist vielfach grössere Z ahlen, als der hebräische Jude. L ö h r g ib t g era d e kein Beispiel von dieser E rscheinung, aber das erste findet man in 1 Sam. 11, 8 , wo den 3 0 0 ,0 0 0 und 3 0 ,0 0 0 des MT sfcaxoaiai ^iXia5es und eßöo|i7]xovxa ^iXiaSs; gegenüberstehen.

Ebenso entsprechen in 15, 4 den 2 0 0 ,0 0 0 des MT xexpaxoaica /iX iaöes und den 10,000 gehen xpiaxovxa ^iXiaßes parallel.

F ü r 85 ste h t in 22, 18 vielm ehr xpiaxootot xai tu Ivxe. Im 1. Samuelisbuche habe ich nur einen um gedrehten F a ll beob­

achtet. Nämlich den 200 des MT von 1 Sam. 18, 27 en t­

sprechen nur exaxov. A ber diese Zahl kann aus V. 25, wo MT und L X X die gleiche Summe 100 haben, w iederholt sein, w ährend David die F o rderung des Saul überboten haben kann.

Und is t es denn etw a auch nicht erk lä rlich , dass die griechische Form der Sam uelisbücher sich w eiter vom Original en tfern t h at, als die hebräische? B ildet denn die Uebersetzung eines alten T extes n icht eine H auptgelegenheit, theils neue Ström ungen der Ideenbew egung und des Sprachgebrauchs, theils individuelle A nschauungen und Gewohnheiten des ü b er­

setzenden S chriftstellers zum Ausdruck zu bringen?

Sm ith h a t bei der V orbereitung seines Kommentars keine neue E inzeluntersuchung über die textkritische F ra g e ange­

ste llt, sondern h a t sich auf den Standpunkt g estellt, den zu­

le tz t vorher Budde in seiner Ausgabe der Sam uelisbücher fü r P au l H au p t’s Sacred books of the Old T estam ent (1894) be­

folgt h atte. Auch in seinem ersten Appendix beleuchtet er nicht die von L öhr vorgelegte D etailprüfung des zwischen MT und L X X bestehenden V erhältnisses, zieh t auch nicht die von m ir (Einleitung, S. 8 7 — 89) vorgelegte A nsicht von der E n t­

stehung des MT in B e tra c h t, sondern w iederholt im w esent­

lichen de L ag ard e’s These von dem einzigen M usterkodex (S. 396) und nimmt m it ihm und anderen Neueren die „v e r­

schiedenen griechischen A bschriften als Zeugnisse hebräischer M anuskripte von verschiedenem D atum “, wobei auch die i n n e r ­

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griechische E ntw ickelung des A lten T estam ents nicht hin­

reichend zu ihrem Rechte kommen dürfte. Neu is t in Smith’s erstem Appendix die P rü fu n g der L eitsätze, die L ö h r auf seine Eiuzeiuntersuchung aufgebaut h at.

Dabei kann ich Smith mehrm als zustimmen. Denn L öhr h a tte gleich in seiner ersten D irektive g esa g t, dass d a , wo MT und L X X einen „gleich guten, d. h. gram m atisch unan­

fechtbaren T e x t bieten, wie z. B. in 1 Sam. 12, 3, kein G rund zu einer A enderung von MT v o rlie g t“. H iergegen m acht Sm ith m it R echt geltend, dass die gram m atische R ichtigkeit eines Theiles von MT nicht die O rig in alität dieses Tlieiles be­

w eist. Nun ste llt aber Smith dem ersten G rundsatz von L öhr folgende D irektive gegenüber: „W o G(rieche) und H(ebräer) abweichende L esarten zeigen, die beide gram m atisch gleich verständlich sind, so besitzen sie auf den ersten Blick gleiche A nsprüche auf B eachtung, und die Entscheidung zwischen ihnen muss au f Grund der inneren W ahrscheinlichkeit gefällt w erden“ . A ber h ä tte n icht wegen dieser „inneren W a h r­

scheinlichkeit“ auch schon die Setzung des Ausdrucks „auf den ersten B lick“ verhindern müssen? B ildet n icht die innere W ahrscheinlichkeit auch von vornherein einen F a k to r bei der B eurtheilung des V erhältnisses der hebräischen und der griechi­

schen G estalt des A lten T estam entes? W ird diese innere W ahrscheinlichkeit nicht z. B. durch die m ehrm alige Setzung g rö sserer Zahlen bedingt, die w ir in den griechischen Samuelis- büchern treffen? Doch fahre ich in der B ehandlung dieser textk ritisch en F ra g e n icht noch w eiter fo rt, da auch noch andere Seiten an der neueren Exegese der B ücher Samuelis ein W o rt der B erücksichtigung bedürfen. Nur dies muss noch bem erkt w erden. Sm ith beurth eilt in einem zw eiten Appendix (S. 4 0 2 — 407) die Sätze von Adam Mez (Die Bibel des Josephus, un tersu ch t für B ach V— V II der Archäologie 1895), dass „aus dem U r-Lucian ein Ur-Theodotion gew orden“ (S. 84), und dass „Josephus in den Samuelisbüchern m it dem sogen, lucianischen Texte g e h t“ (S. 80). Dieser D arlegung von Smith meine ich in grösserem Umfang beistimmen zu können. H aupt­

sächlich scheint er m ir das nachgew iesen zu haben, dass „the Theodotion of O rigen is not identical w ith our L u cian “ (S. 406 f.).

In der L ite ra rk ritik der Bücher Samulis (S. XV — X X IX und 4 0 7 — 410) h a t Smith auch zu der F ra g e S tellung nehmen müssen, ob und in welchem Umfange die P entateuchschichten auch in den Geschichten von Samuelis, Saul und D avid be­

obachtet w erden können. Z. B. in 1 Sam. 1 — 15 unterscheidet er die Stücke K ap. 1; 3 f . ; 7, 3 — 17; 8 ; 10, 1 7 — 2 5 ; 1 2; 15 als eine D arste llu n g , die er m it „Sm .“ bezeichnet, w ährend die anderen Theile von K ap. 1 — 15 m it m ehr oder w eniger Sicherheit zu einer Quelle „S l.“ v ere in ig t werden. Betreffs der Beziehung dieser beiden E rzählungsreihen zu den P e n ta ­ teuchquellen bem erkt er nun (S. X X II): „Die Urkunde, die ich Sm. g enannt habe, identifizn’en Budde und Cornill m it der P entateuchschicht E , und die andere E rzäh lu n g ( = Sl.) legen sie dem J(ahw isten) bei. A ber eine w iederholte P rü fu n g der Aehnlichkeitsmom ente h a t mich nich t zu der üeberzeugung von der Id e n titä t führen können, die behauptet worden i s t “ . E r erw äh n t dabei, dass Budde’s und Cornill’s A rgum ente von K itte l in den Theologischen Studien und K ritiken 1891, S, 4 4 ff.

einer kritischen B etrac h tu n g unterw orfen worden seien. E r h ä tte hinzufügen sollen, dass eine selbständige B eurtheilung der A nsicht, dass die P entateuchquellen auch in den Sam uelis­

büchern fortström en, auch von m ir in der „ E in leitu n g “ S. 260 f.

(vgl. auch S. 252 f.) gegeben worden ist.

In der E in zelerk läru n g des T extes w ird der Leser selten etw as vermissen. A ber folgende Lücken sind m ir aufgefallen.

In seiner ausführlichen B esprechung des Gottesnam ens Jahw eh S e b a o th , der bekanntlich zu erst in 1 Sam. 1, 3 gebraucht w ird, is t B orchert’s A bhandlung über „der Gottesnam e Jahw e Seba’ö th “ (Theol. Stud. u. K rit. 1896, S. 619 ff.) nicht erw ähnt.

S ie is t übrigens ebenso wenig von L ö h r genannt. B orchert p lä d iit fü r die Beziehung deB A usdrucks „Seba’ö th “ auf „die him m lischen S ch aaren , aber ohne jede V erquickung m it dem S tern en h eer“ (S. 632). Ebenso bezeichnet Jah w eh Seba öth nach Sm ith „God of the hosts of heaven“ , aber er ste llt es frei, dass man u n te r diesen „H eerschaaren des Him m els“ entw eder die

Sterne oder die E ngel verstehe, n u r seien letztere dem älteren Denken Israels unbekannt gewesen. — Bei der E rk lä ru n g von 'ai abs m i n 2 Sam. 3, 8 is t n icht bem erkt, dass W in ck ler in seiner „Geschichte Is ra e ls “, Bd. 1 (1895), S. 25 die Deu­

tu n g „B in ich etw a der F ü rs t von K aleb “ empfohlen h at.

Auch L öhr schw eigt darüber gänzlich. Uebrigens h alte ich diese D eutung für unbegründet und meine, dass ein Hunds­

kopf wie der Eselskopf (2 Kön. 6, 25) als der eventuell w e rth ­ loseste Theil des T hieres verstanden ist, also eine S teigerung des m ehrfach vorkommenden Schimpfwortes „H und“ (1 Sam.

24, 15 etc.) vorliegt. W ie zum E rs a tz fü r diese W eglassung g ib t Smith eine eigene neue E rk lä ru n g des schw ierigen m ir r b -im in 2 Sam. 3, 8. E r meint, dass das rm m b sp ä te r eingeschaltet, und ursprünglich gem eint gewesen sei „ich d er ich dem H ause Saul’s Liebe erw eise“ . Aber die S chw ierigkeit, dass der R elativsatz von dem W orte (Hundskopf), zu dem er gehört, w eggerückt is t , b esitzt P arallele n , vgl. Gen. 30, 26, wo -im sich ebenfalls auf den betonten S atztheil (die W eiber) zurückbezieht. F ern er wenn ein B earb eiter des T extes in 3^3 „K aleb“ gesucht h ä tte , w äre noch nicht w ahrscheinlich, dass er einen H inweis auf J u d a fü r nöthig gehalten h ätte. In L X X fehlt überdies nicht blos rm m b , sondern auch “im be­

s itz t in siroiTjoa keine positive A usprägung, und der ganze R elativsatz kann wegen seiner S tellung, oder wegen seiner D unkelheit übergangen worden sein. F ü r seine O rig in alität scheint m ir aber dies ins Gewicht zu fallen, dass die Bem er­

kung „der zu Ju d a g eh ö rt oder m it Ju d a es h ä lt“ einen überaus charakteristischen Zug zu dem in 2 Sam. 3, 8 be­

schriebenen Geschichtsbilde hinzufügt.

D och, wie oben g esa g t, ich wollte das Interesse an d er überaus dankensw erthen G abe, die Smith m it seinem Buche zur alttestam entlichen F orschung beigesteuert h a t, hauptsäch­

lich dadurch bethätigen, dass ich selbst den Versuch m achte, einige wenige B austeine zu r A ufhellang der Sam uelisbücher zu

liefern ________ Ed. König.

Beiträge zur Förderung christlicher Theologie. Heraus­

gegeben von D. A. S c h i a t t e r und D. H. C r e m e r . 2. J a h rg ., 5. Heft. D. A. S c h i a t t e r (Prof. in Tübingen), Die P arallelen in den W orten Jesu bei Johannes und M atthäus. G ütersloh 1898, C. B ertelsm ann (72 S. gr. 8).

1 Mk.

D er Verf. geh t von der T rag w eite au s, welche die B e­

hauptung der U nechtheit der johanneischen Reden fü r die praktische A nw endung derselben h a t sowol fü r die P re d ig t wie für den G laubensstand des Einzelnen. Die N öthigung, welche in der kirchlichen S itte liegt, über johanneische T exte zu p redigen, w ird als eine m ehr oder m inder schwere L a s t empfunden, wenn man diese T exte in grösserem oder geringerem Masse für unecht oder unzuverlässig h ält. J a nicht nur das, sondern der G laubensstand des Einzelnen w ird durch Zweifel au der E ch th eit der johanneischen Reden geschw ächt und e r­

s c h ü tte rt, da das spezifisch Johanneische gerade in der Be­

zeugung Je su als des aus G ott Gewordenen und in G ott Lebenden b esteh t, also in das Zentrum des Glaubens hinein­

reicht. D a nun der V erf. den Sitz des A rgw ohns, w elcher auf Johannes la s te t, zu erst und vorwiegend in dem U n ter­

schied des johanneischen B erichts über Jesus von den älteren E vangelien findet, so unternim m t er es, die vielfachen B e­

rü h ru n g e n zwischen Johannes und M atthäus, der wegen der R e ichhaltigkeit seiner Angaben über Jesu W o rt an e rste r Stelle steht, aufzuzeigen und dam it den Beweis zu erbringen, dass der U nterschied zwischen den B erichten dieser beiden M änner keineswegs der A rt is t, dass er uns vor ein „e n t­

weder — o der“ stellt. Dabei kommt es dem Verf. n atü rlich n ich t in den Sinn zu leugnen, dass die Form , in der Johannes das W o rt Je su fasst, neu und selbständig ist, oder das spezi­

fisch Johanneische beseitigen zu wollen, welches er in d er

„H ervorhebung des religiösen W e rth s am Leben und W irk e n J e s u “ findet und in der „fundam entalen Ü eberzeugung, dass in Jesus G ott unserem E rkennen und Lieben zugänglich ge­

worden i s t “ . Es sind daher auch w eniger W ortparallelen, die der Verf. aufsucht, sondern vielm ehr „S achparallelen, die in die tiefsten , innerlichsten Gedanken- und W illensform ationen

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der beiden M änner hineinreichen“ . E in Beispiel möge das kurz veranschaulichen. Als die Juden nach der Tempel- reinigung ein Zeichen von Jesus fo rd e rten , m it dem er seine Befugniss zu solcher T h a t legitim iren sollte, sprach Jesu s:

B rechet diesen Tem pel ab, so will ich ihn in drei T agen auf­

richten. Diese W orte Jesu bei Johannes (2, 19) werden nicht etw a in P arallele gestellt zu den W orten der V erkläger Jesu und der S pötter u n te r dem K reuz bei M atthäus (26, 61 und 27, 40), sondern m it den W orten Jesu bei M atthäus (12, 39), in denen Jesus zu den zeichenfordernden P h arisäe rn von dem Zeichen des Propheten Jonas redet.

Bei der Zusam menstellung der P arallele n v e rfä h rt der Verf.

so, dass er das Evangelium Johannis kapitelw eise durchgeht und die einzelnen Verse, in denen sich P arallelen m it M atthäus finden, m it diesen zusam m enstellt und kurz e rlä u te rt. W ir erh alten so ein m osaikartiges Bild, das sich ganz unschem atisch darbietet. Dem L eser würde es leichter gem acht sein sich hindurchzuarbeiten und die ganze A rbeit h ä tte an Uebersicht- Jichkeit gewonnen, wenn der Verf. die einzelnen Stellen nach d er V erw andtschaft der Gedanken g ru p p irt und es n icht bei der losen A neinanderreihung h ä tte bewenden lassen.

Sehen w ir die einzelnen Stellen an , so finden w ir hier manche schöne, tiefe Gedanken in den kurzen E rk läru n g en der einzelnen Stellen und werden au f viele innere Beziehungen zwischen der D arstellung des Johannes und der des M atthäus aufmerksam, die man bei flüchtigem Lesen nicht beachtet. Die Z ahl der Stellen, in welchen der Verf. diese B erührungen findet, geht über die Zahl der Stellen, die man wol in E in ­ leitungen u n te r demselben G esichtspunkt aufgezählt findet, e r­

heblich hinaus und bleibt auch nicht bei denen stehen, die in den griechischen A usgaben des Neuen T estam ents am E and als P arallelte x te ang efü h rt zu werden pflegen. Es sind im G anzen 101 Stellen, in denen der Verf. eine B erührung m it M atthäus finden will. L eider geht es nun aber dabei nicht ohne K ünsteleien ab, durch welche eine Beziehung in Stellen hineingebracht w ird, in denen m an dieselbe sonst nicht finden kann. Es b edarf doch schon einer gesuchten E rk läru n g , um Joh. 3, 3 und M atth. 7, 14 in P a ra lle le zu setzen unter der B egründung, dass beide A usspräche das messianische W erk in den „L ebensgedanken“ fassen, oder um Joh. 3, 5 m it M atth.

21, 31. 32 in Beziehung zu setzen. Desgleichen w ird es schwerlich Zustim m ung finden, wenn die Aussprüche Joh. 6, 35:

ich bin das Brot, und M atth. 16, 8 : du bist der Fels, als v e r­

w andte Aussagen b etra ch te t w erden, „weil beide die zum Bilde verw endete Sache der Person völlig gleichstellen“ . Ebenso wenig w ird man in Joh. 8, 34 eine P arallele m it M atth. 5, 25 und 18, 35 finden können. H ier soll das Ge­

meinsame darin liegen, dass man durch Sündigen ein Sklave der Sünde w ird bezw. in das Gefängniss kommt. Die „Diffe­

renz in der F assu n g des B ildes“ soll d arin liegen, dass M atthäus den B egriff SouXo<; auf das norm ale positive V er­

hältniss des Jü n g e rs ü b ertrag e n habe. Deshalb habe bei ihm die K nechtschaft nicht als D arstellung der durch die Sünde verursachten F reiheitsberaubung verw andt werden können, es sei daher das Gefängniss dafür gebraucht. Man muss es be­

dauern, dass der Verf. nicht lieber diese Stellen ausgeschieden h at, zu denen die P arallelen w either geholt und künstlich be­

g rü n d et w erden mussten.

A uf der anderen Seite verm isst man S tellen, bei denen sich eine P arallele zu M atthäus viel ungesuchter d arb ie tet als in jenen Stellen, abgesehen n atü rlich von solchen P a ra lle l­

stellen, in denen es sich n icht gerade um W o rte Jesu handelt und die darum unberücksichtigt bleiben mussten. F reilich h a t der Verf. diesen G esichtspunkt nicht s tr ik t festg e h alten , da z. B. gleich die erste angeführte P arallele ein W o rt des T äufers aufnim m t: Joh. 1, 26 und M atth. 3, 11. U nter den Stellen, die wol h ätte n berücksichtigt w erden müssen, w ären etw a folgende zu nennen: Joh. 2, 4 : W eib, w as habe ich m it d ir zu schaffen, und M atth. 12, 4 8 : W e r ist meine M utter und w er sind meine B rüder, und Joh. 3, 3 5 : D er V ater liebt den Sohn und h a t alles in seine H and gegeben, vgl. M atth.

11, 2 7 : alles ist m ir übergeben von meinem V ater. Mit dieser le tzten M atthäusstelle w äre auch zu vergleichen gewesen Joh.

17, 2 : was alles du m ir gegeben h a s t, und m it der zw eiten i

H älfte dieser M atthäusstelle: niemand kennet den Sohn als nuif der V ater etc. die Stelle Joh. 10, 1 5 : wie mich der V ater kennt etc. Zu dieser Stelle M atth. 11, 27 h a t S c h ia tte r zw ar auch zwei P arallelen bei Johannes an g efü h rt, näm lich S. 21 Joh. 5, 26 und S. 33 Joh. 7, 28. 29; 8, 19; 17, 3. 25, aber die vorher angegebenen, näher liegenden fehlen. Als P arallele za Joh. 5, 44 fü h rt S ch iatter M atth. 6, 1— 6 an , hier h ä tte auch auf M atth. 23, 5— 7 verw iesen werden können. E s feh lt ferner die P arallele Joh. 6, 3 8 : ich thue den W illen dess, der mich gesandt h a t m it M atth. 25, 3 9 : nicht wie ich will etc., die P arallele Joh. 8, 2 9 : er h a t mich nicht allein gelassen m it M atth. 27, 4 6 : w arum h a s t du mich verlassen, die P arallele Joh. 12, 2 7 : je tz t ist meine Seele e rsc h ü tte rt m it M atth. 26, 3 8:

meine Seele is t tie f b etrü b t bis zum T od, die P arallele Joh.

15. 2 1 : dies alles w erden sie an euch thun um meines Namens willen m it M atth. 5, 11: selig seid ihr, wenn euch die Men­

schen um meinetwillen schmähen etc., bezw. M atth. 10, 2 9 : und ih r w erdet gehasst sein von allen um meines Namens w illen, endlich die P arallele Joh. 18, 2 0 : ich habe öffentlich zu der W elt geredet . . . und nichts im Verborgenen geredet m it M atth. 10, 27, wo Jesus seinen Jü n g e rn g ebietet: was ich euch sage in F in stern iss, sprechet es aus im L ic h t; und was ih r ins Ohr h ö ret, verkündet es auf den D ächern. — Mau sieht nicht ein, w arum der Verf. alle diese Stellen ausge­

schieden h at, die doch wol beachtet w erden mussten.

Abgesehen aber von diesen A usstellungen ist es m ir ü ber­

hau p t fraglich, ob eine Aufführung der B erührungen zwischen Johannes und M atthäus die w issenschaftliche B edeutung h at, die der Verf. derselben vindicirt. Ob seine A usführungen dazu dienen können, diejenigen vorsichtiger zu machen oder g a r zurückzuhalten, die geneigt sind, den V erfasser des Johannes­

evangeliums aus der Reibe der „Z eugen“ Jesu zu streichen,

„die von A nfang bei ihm gewesen sin d “ , is t m ir sehr zw eifel­

haft. E s kommen hier doch noch viele andere F ak to ren in B e tra c h t, die B eachtung verdienen, und es spielen hier viele F ra g en hinein, die viel bedeutungsvoller sind als diese eine Seite der Sache, welche der Verf. in seiner S chrift im Auge hat.

N e u e n k irc h e n i. Hadeln. Lic. Bild. Steinmetz.

Stubbs, W illiam , Bishop of Oxford, Registrum Sacrum Anglieanum. An Attempt to exhibit the course of Epis- copal Succession in E ngland from the Records and Chro- nicles of the Church. Second edition. W ith an appendix of indian, colonial and missionary consecrations collected and arran g e d by E. E. Holmes, H onorary Canon of C hrist­

chur ch. Oxford 1897, Clarendon P ress (XVI, 248 p. gr. 4).

Goethe k la g t in W a h rh eit und D ichtung, wie langw eilige W interabende ihm und seiner Schw ester als K indern das vom V ater befohlene Vorlesen der Geschichte der P äp ste von Archi- bald Bower bereitet habe. Das Buch v e r tr a t und befestigte die elisabethanischen T raditionen über das ganze M ittelalter als eine Zeit b arb arisch er, an tichristlicher Finsterniss. Ih re E inseitigkeit und U nrichtigkeit is t in E ngland von den w ah r­

h a ft Gebildeten erkannt. In der neunbändigen „H istory of L a tin C h ristian ity “ des D echanten von St. P au ls H.

H. Milman finden sie sich nicht mehr. Man b illigt L u th a rd t’s U rth eil: „das M ittelalter is t die Zeit der aus­

schliesslichen, glänzenden H errschaft des Christenthums über die W e lt und seiner Denkweise über den W eltgeist. E s ist die Zeit der H errsch aft einer einheitlichen W eltanschauung.

D as ist seine Grösse und sein Reiz. So ist es nie w ieder ge­

w esen“. Man bedauert, dass G rillparzer, nicht als der grosse, hellsehende D ich ter, sondern als beschränkter Josephiner sich zu einem A usspruch verirren konnte, den das junge und jü n g ste erdfrohe und erdstolze D eutschland ac ceptirte: „für eine so rohe, kenntnisslose, alberne Zeit wie das M ittelalte r w a r, ist eine so brutale, unsinnige, aber nachhaltige Z w angsgew alt wie die päpstliche noch ein Glück ’zu nennen. Menschen m ag man le h re n ; für Thiere gehört ein M aulkorb“ .

W oher der Umschwung des U rtheils in E ngland? D er H auptfaktor ist W a lte r Scott. D er B ürgerm eister Bremens, der als Uebersetzer B yron’s, A riost’s, Shakespeare’s und D an te’s eine „M agnifizenz“ geworden ist, Gildem eister spricht in einem seiner E ssays von der grossartigen O bjektivität solcher D ichter,

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*die nicht in bedeutsam en Zusam menhang m it vorübergehenden, subjektiven Stimmungen und G edankenkreisen der M enschheit stehen, an denen das sterbliche T heil w enig und leicht sei.

„W enn man den zwei Grössten, Homer und Shakespeare, einen D ritte n hinzugesellen darf, w elcher beispiellose Trium phe durch die G estaltu n g sk raft erran g , so ist es der D ichter der W averley- N ovellen“. Ebenso haben Goethe, Tieck, Zedlitz, Byron, Moore, Southey, W ordsw orth, die Edgew orth, die Baillie, die Bosboom- T oussaint gedacht. Bei dem grössten E rz äh ler des Jah rh u n d erts, wie Goethe ihn n e n n t, der die historische E rzäh lerk u n st vom Tode erw eckte, sind Leo, Raumer, Ranke, Reumont, Lappenberg, P a u li, R iehl, L orenz, Irv in g , M acaulay, M ilm an, Creighton, T h ie rry , Ozanam, Toqueville, Menendez P elayo als L ernende zu G aste gewesen. N ach einem Besuche in Abbotsford berichtete Turgenieff von dem A u to r, der die Tiefen des Seelen­

lebens aufgeschlossen, seinen Landsleuten und der ge­

bildeten W e lt fü r die N aturschönheiten seines Landes die A ugen geöffnet, „der auf die sittlichen A nschauungen ganz E uropas reinigend und veredelnd gew irk t h a t “ (Leo): „Alles, w as m it dem M ittelalter in Beziehung steht, nimm t sein I n te r­

esse in Anspruch. Seine Bibliothek is t in dieser Beziehung geradezu unerschöpflich. E r bleibt keineswegs bei Schottland stehen. E r u n te rric h te t sich über das m ittelalterlich e Leben a lle r europäischen V ölker“ . Landes-, K irchen-, Lokalgeschichte, T raditionen, Sitten, Poesie, A rchitektur, H agiographie, A rchäo­

logie, H erald ik , Genealogie lockten ihn in ihre entlegensten Regionen. Die von Epheu umwebten Ruinen der K löster Melrose, Jed b u rg h , D ry burgh hörten fü r ihn den A nglikaner auf, Zeugnisse

„verm aledeiter A b g ö tte re i“ zu sein. Sie erreg te n ihm eine ähnliche Empfindung wie R anke die m ittelalterlichen Geschichts­

schreiber: „ich bin entzückt über die W a h rh eit und innere Konsequenz der E ntw ickelung und der W ege G ottes“ . So gross auch der historische Enthusiasm us S cott’s w a r, schützten ihn doch evangelischer W ahrheitssinn und schottische N üchtern­

h eit vor täuschendem Idealisiren. E r k annte und nannte die Gebrechen seiner Lieblingszeit. A ber P ie tä t, schonende E h r­

furcht, sym pathisches V erständniss klingen ste ts d urch, auch wo er tadelnd der W a h rh e it die E h re gibt. So erscheint er noch im letzten W e rk , das er u n te r der H and des Todes schrieb, der ihm keine einzige Seite in den sechzig Bänden seiner Schriften erschw erte, im R obert of P aris. Freude am M ittelalter, unbefangene Auffassung desselben h a t er nicht nur durch Romane, wie Ivanhoe gefördert, und durch die grossen lyrischen D ichtungen. Die B earbeitung der schottischen Volks­

lieder, die D arstellung der Geschichte seines Landes, der Grenz- und P rovinzialalterthüm er, die A usgabe des S ir T ristrem , die E ssays über R itterw esen, R itterrom ane verfolgen dasselbe Ziel und bekämpfen das revolutionäre G runddogm a vom W ahnsinn i der V orfahren.

In dieser G esinnung folgten die T ra k ta ria n e r ihrem P fa d ­ finder. N icht in der nüchternen U nterscheidung von W a h r­

h eit und D ichtung. D igby schrieb 21 J a h re a lt The Broad Stone of Honour or the tru e Sense and P ra c tic e of Chivalry (1 8 2 8 . 29. 3 Vis.). Nie is t das Id eal des R itte rth u m s, wie es in W olfram von Eschenbach, Joinville, Villehardouin, B ern­

h a rd von Clairvaux, in G ottfried von Bouillon und der J u n g ­ fra u von O rleans le b te , in so bezaubernder G estalt m it so za rtem K olorit geschildert, wie in diesem Buch, das für seinen G egenstand eine B edeutung h a t, wie R uskin’s Schriften für die G eschichte der K unst. In den Mores Catholici or Ages of F a ith (1 8 3 1 — 43. 10 Vis.) bekleidet der Stab des Zauberers S kelette m it blühendem Leben, verw andelt Einöden in reizende G ärten. A ber der A utor beg n ü g t sich nicht dam it, die P ro ­ d u k tiv ität der m ittelalterlichen K irche auf vielen Gebieten gegen die V erkennung durch Renaissance und Reform ation ins L ic h t zu setzen. E r ta u c h t alles so in die F arb en des Alpen­

glühens, dass, wie selbst M ontalem bert einräum t, alle S chatten schw inden.

A ber die gesunde Reaktion zu G unsten der Z eit, die in E n g la n d , wie sonst nirgend, in staatlichen, kirchlichen, wissen­

schaftlichen In stitutionen lebendig fo rtw irk t, hielten solche U ebertreibungen E inzelner nicht auf. Die A risto k ratie der G eburt, des Amtes, der W issenschaft, Adel, G eistlichkeit, Uni­

versitäten tr a te n fü r sie ein. E s g a lt die einschlagenden

Studien m ateriell und g eistig zu erm öglichen, zu erm uthigen, zu ehren. Vereine m it hohen Ja h re sb eiträ g en tra te n ins Leben und lieferten prächtige, von buchhändlerischer G unst und Un­

g unst unabhängige P ublikationen. So die Surtees - Society (1 8 3 4 — 98. 99 Vis.), die Camden-Society (1 8 3 8 — 98. 163 Vis.), die Archäological-Association (Journal 18 4 5 — 96 54 Vis.). Sie erh alten und ediren w erthvolles, aber wenig bekanntes M ate­

ria l zu r S taats-, K irchen-, L iteraturgeschichte, Annalen, C hro­

niken, Testam ente, R echnungsbücher, Diplome, K apitelsproto­

kolle, M onographien. Das M ittelalter is t reich bedacht. Auch die Notes and Queries (1 8 4 9 — 96. 100 Vis. 4) liefern d afü r Ausbeute.

Die Schlösser des Adels enthalten m eist Bibliotheken in eichen getäfelten Sälen, m it grossem runden Tisch und hoch- lehnigen, zum Studium einladenden Sesseln. L ange h atten die F olianten auf den geschnitzten Repositorien geschlum m ert.

Nun schlug man die Rerum A nglicarum Scriptores, die H istoriae A nglicanae S criptores, die Scriptores Rerum B rittan n icaru m V eteres von Savile, Seiden, Gale, Sparke (1 5 9 6 — 1723), Sm ith’s P ra ch ta u sg ab e des B eda im grössten Folio (1722) auf. A ber das neu erw eckte Interesse erlöste die in diese kostbaren, un­

zugänglichen Sammlungen gebannten A utoren. Stevenson edirte Beda, Gildas, Nennius (1838. 2 Vis.). H ard y W ilhelm us Mal- m esburiensis (1844. 3 Vis.). Giles Galfriedus Monumetensis (1 8 4 4 ), die Scriptores rerum gestarnm W ilhelm i Conquestoris (1 8 4 5 ), Hog die Chronik des Adamus M orimuth (1846).

D odsw orth’s und D ugdale’s Monasticon Anglicanum (1655, 2.

1680, 3 Vis. fol.) erw eiterten Caley, Ellis, Bandinel zu einem typographischen und inhaltlichen M eisterw erk (1849 f. 8 Vis.

folio). B isher ungedruckte Schriften sollten die Monumenta historica B rittan n ic a enthalten (Th. I. 1848. fol.). Seit zehn Ja h re n w aren d e ra rtig e alte N ovitäten veröffentlicht. H alli- w all h a tte die Chronik W a rk w o rth ’s (1839), Coxe den Rogerus de W endover (1841 - 44. 5 Vis.), Giles Sti Aldhelmi Episcopi Shiraburnensis Opera (1844), die Scriptores M onastici (1845), Sewell Stephani R egis Anglorum G esta (1 8 4 6 ), Giles Swin- brokes Chronicon A ngliae (1847), In c e rti S criptoris Chronicon de Regnis trium Regum L ancastrensium (1848), H am ilton den Chronisten W a lte r de H em ingburgli ed irt (1848 — 49. 2 Vis.).

Hampson’s Medii Aevi K alendarium (1841. 3 V is.), M askell’s A ncient L itu rg y of the Church of E ngland und Monumenta R itu alia Ecclesiae A nglicanae (1846 f. 7 Vis.) zeigten den E ifer, womit m an die finsteren Ja h rh u n d e rte durchforschte, denen auch M aitland’s The d ark A ges, E ssays on, th e S ta te of Religion and L ite ra tu re in the 9*h and X llth Century 1844 gewidm et w aren.

In diesem Milieu entstand das R egistrum Sacrum A ngli-

! canum , dessen Geschichte eigenthüm lich in die seines Verf.s verschlungen ist. Als der A rch iv ar L appenberg, „ein h alber E n g lä n d er, ein g anzer D eutscher und ein eingefleischter H am b u rg er“ (J. Grimm), seine „Reliquien des F räuleins von K lettenberg, E rläu te ru n g e n zu den Bekenntnissen einer schönen Seele“ 1849 sam m elte, erb a t er sich B eiträg e aus der F ra n k fu rte r T radition vom R egesten-B öhm er. Der a n t­

w ortete 1 8 4 4 : „hier sind g a r keine T raditionen mehr, weder von F ra n k fu rts poetischer B lüthezeit um 1 7 7 0 , noch von der zw eiten um 1800. W ichtige E rinnerungen sind u n te r­

gegangen. Man kann sagen, dass, ausser etw a im niederen B ürgerstande, niemand m ehr da ist, der noch von den reichs­

städtischen Zuständen etw as weiss. E in Geschlecht von g estern tre ib t sich au f und a b ; die P a a r Leute, die noch etw as w ussten, sind todt. Keine Memnonssäule r a g t m ehr aus der uniformen F lä c h e “. Solches kultur-barbarisches V erachten und V ergessen der H eim atsgeschichte dürfte sich n icht nur in F ra n k fu rt finden, dank unserer Judenzeitungsbildung, der das H aus R o th ­ schild viel m ehr g ilt als alle K arolinger, Salier, Hohenstaufen, H absburger, Hohenzollern und W ettiner.

W ie die echt deutsche fordert auch die echte, altenglische B ildung einen sta rk e n , historischen Sinn. Die in E hren g e­

haltenen Fam ilientraditionen regen ihn früh an. Das erfuhr der je tzig e Lordbischof von Oxford im E lternhause. E rziehung und Lokaleinflüsse n ährten seinen D rang, dem Connex und den Coincidenzen in den Dingen nachzuspüren, der ihn zu genealo­

gischen und chronologischen Studien führte. Sammlungen von

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D aten zu r Genealogie von D ynastien entstanden. U ntersuch­

ungen über die Bischofsreihen folgten. H a t doch diese durch Ja h rh u n d e rte reichende Succession etw as der G eschlechtsfolge fürstlich er H äuser Analoges. Dazu kommt das bedeutende k irch ­ liche Interesse. R ichard Hooker h a t 1594 die anglikanische L ehre vom Episkopat so vorzüglich entw ickelt und gegen alle Fiktionen von der A postolizität presbyterialer D em okratie so glänzend v e rth e id ig t, dass noch je tz t, nach 300 J a h re n , die Ecclesiastical P o lity das S tan d a rd -W o rk des anglikanischen K irchenrechts ist. Diese D octrin v erleiht der Geschichte der Bischöfe ein m ehr als n u r historisches Interesse.

Dazu einen anspruchslosen B eitrag, der die A rbeiten Stilling- fleets (Origines B rittan n icae 1685), U ssher’s (B rittannicarum Ecclesiarum A ntiquitates 1687 fo l.) nicht antiquiren sollte, planend, begann Stubbs 1848 zu sammeln. F ü r die angel­

sächsische Z eit verglich er die alten Bischofslisten m it den spärlichen Chroniknotizen bei W ilhelm von D urham (ed Bed- ford Surtees Soc. T. LI.), Florentius von W orcester (ed Thorpe 1 8 4 8 , 2 Vis. E ngl. H istor. Soc.) und bei den G lossatoren B a x te r (Glossarium A ntiquitatum B rittan n icaru m 1783 fol.) und Spelmann (Glossarium archaeologium 1 6 8 7 , 2 Vis. fol.).

Die R esultate kontrollirte er durch die S ignaturen in Kemble’s Codex Diplom aticus (1 8 3 8 — 48. 6 Vis.) und durch die Obedienz- erklärungen in C anterbury, die jeder Bischof dem Metropoliten bei der Consecration zu geben h atte. F ü r den m ittelalter­

lichen T heil der A rbeit versuchte er zum ersten Male die D aten m it m öglichster G enauigkeit aus allen ihm zugänglichen Quellen zusamm enznstellen. Die V orgänger P a rk e r (De A nti- q u ita te B rittan ic ae Ecclesiae 1 5 7 2 , fol.), Godwin (De P ra e- sulibus A ngliae Commentarius 1616, 4), Le Neve (Monumenta A nglicana 1 7 1 7 — 19, 5 Vis.) h atten Lücken gelassen.

Das g ilt auch von W . W harton, der 1695 als Conservator der M anuskriptsam m lung im L am bethpalast, dreissig J a h re alt, sta rb , nachdem er, wie Stubbs sa g t, fü r A ufhellung der eng­

lischen Geschichte m ehr g eleistet h a tte als irgend jem and vor oder nach ihm. U nter Schmerz th a t er es. E r klag t, die H ab g ier der K irchenräuber habe K löster und S tiftskirchen z e rs tö rt, ihre Bibliotheken g ep lü n d ert, zu schmählichem Ge­

brauch oder zum F eu er verdam m t. W ä ren w enigstens die K athedralen den R äubern entgangen! D as verw orfene Ge­

sindel habe aber auch d a, um die kirchlichen B e sitztitel zu vertilgen, die A rchive bestohlen, ze rtre u t, besudelt, m ehr aus Ruchlosigkeit und H abgier als aus F anatism us. U nter dem Vorwand, den alten A berglauben m it der W urzel ausrotten zu wollen, habe man Urkunden, R egister, Denkm äler z e rtö rt. Be­

g e iste rt fü r das Studium , von Am tswegen die E h re der en g ­ lischen K irche nach K räften zu fördern verp flich tet, w ollte W h a rto n dafür keine Mühe scheuen, die irgend E rfolg ver- hiess. E r h a tte Müsse, B ücher, Z ugang zu den erhaltenen Archiven. Um die A lterthüm er der englischen K irche zu e r­

läu tern , zog er alte Quellenschriften und U rkunden ans L icht.

In der A nglia S acra (1691. 2 Vis. fol.) edirte er 17 Skrip- toren über D urham , Ely, W inchester, Canterbury, W orcester.

Noch v erdienter m achte er sich durch die in Lam beth befind­

lichen, handschriftlichen K ollektaneen, zu denen sich Supple­

mente in der H arley-B ibliothek und in der Landsdowne-Collection befinden.

Stubbs’ V ersuch, verlässliche chronologische Tabellen aus diesem handschriftlichen M aterial und den gedruckten Chro­

niken herzustellen, erw ies sich bald als vergeblich. S ta tt der Zeugnisse zw eiter H and w aren O riginaldokum ente erforderlich.

Dies sind die Chroniken im B ritischen Museum, in der Bod- leiana, in Oxford und Cambridge. Noch w ichtiger sind die R egister und Records der Bischofssitze. R egistrum heisst das offizielle Verzeichniss aller A m tshandlungen, das der Bischof zu führen h a tte und noch je tz t führen muss. E s begann m it dem B ericht über die K onsekration oder Ernennung. Dem folgten Bullen, päpstliche P rivilegien, E in trä g e über verliehene Benefizien, A kten der K onsistorialgerichtshöfe, L isten der Or­

dinationen, w ichtige Testam ente. Die R egister von C anter­

bury und Y ork geben auch B erichte über V erhandlungen mit den S uffraganen, Protokolle von Konvokation- und anderen Sitzungen, politische und kirchenpolitische Briefe. Das m uster­

h a ft g eführte R egister W illiam s of W ykeham , Bischof von W in ­

chester 1 3 6 7 , des hervorragenden S taatsm annes, is t reich an N achrichten über Berufungen ins P arlam en t, über am tliches und persönliches T hun. Andere enthalten A bschriften v er­

lorener Dokumente. Trefflich geordnet sind die von York und W inchester, nicht so g u t die von Canterbury. Bis je tz t v er­

loren sind die des K ardinals B eaufort von W inchester 1405, wol weil sie der König nach des P rä la te n Tode an sich g e ­ nommen h atte. Die ältesten beginnen 1 2 1 7 , andere 1279, 1 2 8 2 , 1336. D as R egister von York geht ununterbrochen von 1 2 2 5 — 1899. E s befindet sich wie das von C anterbury in Lam beth, im Office des G eneralvikars und in York. Rym er (Foedera, Conventiones, L ite ra e et A cta 1 7 3 0 — 4 5 , 10 Vis.

fol.), W ilkins (Concilia B rittan ica) haben diese R egister benutzt.

Man p la n t die Ausgabe a lle r, nachdem Thorpe m it Rochester angefangen hat. Stubbs untersuchte sie in Canterbury, London, W inchester, E ly, Lincoln, Lichfield, W ells, Salisbury, E xeter, N orw ich, W o rcester, H ereford, Chichester, R ochester, York, Carlisle, D urham , St. Davids und im Londoner Record-Office.

1857 suchte er das T estam ent eines Bischofs. D a fand er im Buche „B lam y r“ einen w ichtigen, von keinem F orscher ge­

sehenen T heil des R egisters des Erzbischofs D ean von C anter­

bury 1496— 1501. In den meisten F ällen boten diese Quellen m it den D aten die urkundlichen Belege. Bisweilen müssen jene aus indirekten Indizien erschlossen werden. So fü r die Z eit R ichard’s H . und der Rosenkriege aus den D aten der K onsekrationslicenzen für in Rom vollzogene K onsekrationen, aus Notizen über Pfründenverleihungen, aus urkundlich sicheren A m tsjahren anderer Bischöfe.

N ach zehnjähriger A rbeit erschien 1858 Stubbs’ Bach.

1862 ernannte ihn der Erzbischof von C anterbury zum Custos der Lam beth-M anuskripte. 1863 wurde er vom R eichsarchivar berufen, an der A usgabe der Chronicles and Records theilzu- nehmen. 1866 Regius Professor der neueren Geschichte in Ox­

ford gew orden, D elegirter der U niversitätsdruckerei, C urator der Bodleyana, begann nun seine g rossartige, wissenschaftliche T h ätig k eit. 1 8 6 4 /6 5 w aren die Chronicles and Memorials of th e R eign of R ichard I. erschienen (2 Vis.). Es folgten Chro­

nicles of th e R eigns of H enry II. and R ichard I. A. D. 1 1 6 9 — 1192 (1867. 2 Via.), Chronicon M agistri Rogeri de Hoveden (1 8 7 0 — 71. 4 Vis.) m it vorzüglicher E inleitung über die Zu­

stände E nglands w ährend des K reuzzuges und der Gefangen­

schaft R ichard’s Coeur de Lion. Stubbs p erh o rre szirt wie Lorenz den w illkürlichen K anon: in den alten Quellen sei alles erlogen, was nicht o rd in är, p la tt, hausbacken, sondern sinnig, anm uthig, schön und poetisch sei. E r verth eid ig t z. B.

die durch die Reim ser Chronik so populär gew ordene Geschichte der E rre ttu n g des gefangenen F ü rste n durch den treuen Min- stre l Blondel. D er gelehrte Archäolog Spelm ann, der in T he H istory and F a te of Sacrilege (1632. 89) den K irchen­

räu b e rn eine ernste S tra fp re d ig t gehalten h a t , edirte 1639 Leges Anglo-saxonicae E cclesiasticae e t Civiles, Concilia, De- c re ta , L eges, Constitutionesque in re Ecclesiarum orbis B rit- tannici. 1737 h a tte der Bischof von Chester W ilkins die Concilia M agnae B rittan n ia e e t H iberniae 9 4 6 — 1717 (4 Vis.

fol.) folgen lassen. Zur V ervollständigung fügten Stubbs und A. W . H addan, Canonicus von W orcester (vgl. Remains of the late A. W est-H addan, edited by A. G. Forbes, Bishop of Brechin 1876) Urkunden aus dem IV .— X IL Ja h rh u n d e rt in lateinischer, angelsächsischer und w alisischer Sprache hinzu: Concils and E cclesiastical Documents re la tin g to G reat B ritain and Ire lan d (1 8 6 9 — 78. 4 Vis.). Alle diese Bücher gehen neben dem H auptw erk her, dem der A utor die E hre verdankt, allgem ein als der grösste K enner englischer V erfassungsgeschichte, den es je gegeben, anerkannt zu sein. Es is t die Constitutional H istory of E ngland, its origin and development (T. I. 1871.

6 th edit. 1897. T. II. III. 1874. 5 th edit. 1896). Das W erk könnte den D oktrinärs die Augen öffnen, die in der Ver­

pflanzung einiger englischer Verfassungsform en die Universal­

medizin fü r alle kranken V ölker und S ta a te n , ohne Ansehen der Person, erblicken, für K re ta wie fü r R ussland, für H aiti wie für Oesterreich. E in U rkundenbuch zur V erfassungsge­

schichte bildet: Select C harters and other illustrations of E n g - lish Constitutional H istory (1876. 8 th edit. 1895). D en Me­

morials of St. D unstan, Archbishop of C anterbury, from Varioua

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