EIN
W
O JßL жЖѴЖОЗИЕЖ
AN DIEHEBER
DEN
PLOETZLICH ERFOLGTER
TOD SR. MAJESTAET KAISER
LEOPOLD
DESZWEYTEN
VOM
DOCTOR JOSEPH LENHARDT.
Quedlinburg
auf Kosten des
V er
fassets.//%
SEINER
Wyższa
SzkołaPedagogiczna
. .w BydgoszczyBiblioteka Główna
GOT
íTYHv
/
x г а с к ii/
.таяліг/.; .KOENIGLICHEN MAJESTÆT
FRANZ
DEM ERSTEN,
Königen in Ungarn und Böhmen, Erzherzogen zu Oestreich,
&c. &c. Sei.
eignet
DIESE
BLAETTERallerunterthänigst
DER
VERFASSER.Vorerinnerung'.
(jcgenwärtige wenige
Blätter zu
schrei-ben, hätte ich mir nie
einfallenlassen,
wenn mich nichtdas Gerücht,
so sichgleich
nach demAbsterben des
Mo
narchendurch
alleLänder
wieein Lauf
feuer
verbreitete: dass Erkeines natür
lichen Todes,
sondern durchIhm
her gebrachtes Gift gestorben
sey, dazu
A
3 auf-
aufgefodert
hätte. Da ich
aussichern
Quellen einesandern
überzeugt bin,so
ergrifich
also sogleichdie Feder,
um diejenigen, die noch dieser Ver
leumdung
einerVergiftung
Glaubenbeymessen , davon zurück
zu bringenund sie zu überzeugen,
dass ihreMuth- massungen grundfalsch
sind,
dass der erhabeneLEOPOLD
alsovielmehr eines natürlichen,
durcheine gewöhnliche
Krankheit veranlasseten Todesgeitor»
ben sey.
Quedlinburg
den18.
März1792.
DER
VERFASSER«
Für
jpur
dieBewohnet:
Europénswar
nichts unerwarteter,
als dieschreckenvolle
Nachricht, des TodesSr. Majeftät
,Kaisers
LEOPOLDdesZWEYTEN.
KeinErdbebenkann das Land heftiger erschüttern,
als dieseseelendurchdringende Nachricht
dieGemü-
ther allerNationen
erschütterteund in Er
staunen setzte ;
dagleichsam mitder Schnell
kraft
eines Blitzes, dąsGeschrey durch
alleLänder erscholl: Leopold, der Liebling der
Welt ;Leopold , der Vater seines
Volks, jfttodt!
Ein
jeder gefühlvolle
Mensch,vom
Re genten an bis
auf dengeringsten
Bettler,A 4 nahm
nahm Theil
an
dieser Nachricht, undwurde
durch sieso gebeugt und bestürzt,
dass ersie
inder ersten
Bestürzungund
Betäubungganz
fürunmöglich, oder
füreinen Irrthum
hielt, weil alleMenschen
,auch diejenigen
die nichtseine Unterthanen,
voll desfeu
rigsten Wunsches für
sein möglichstlanges
Leben waren. Diese Todesnachrichten lie- lendaher
um so mehrjedermann auf,
davorher
keinSterblicher von einer
Schwäch lichkeit oderUnpässlichkeit
desMonarchendas
allergeringstegehört oder
gelesenhatte. Viel
mehr
stimmten
alleöffentlicheundPrivatnach
richten darin überein, dass der erhabne Leopold alle seinegrossen
Berüfsgeschäfte»•so
wièer sie beym Antritt
seiner Regierungenan
gefangen,auch
nicht einen Augenblick zeit- bëroausgesetzt
, solche vielmehrmit
der grösstenHeiterkeit, felsenfesten
Gesund heit
und Ruheder
Seelen, verrichtet habe.V
111 '՛■■
--
cd i՝.. ...
An
An
dieseguten Nachrichten gewöhnt,
konnteso
wenig in denStaaten
des Haus
ses Oestreich,
alsim
Auslande, sich je
mand
denTod
des allerbestenKaisers,
alsmöglich , oder wahrscheinlich
denken.Die
Sensation,
dieeine
Folge dieserTodes
nachricht war, war also
so gross als allge mein.
Mankam
bestürztund schüchtern
zu einander. EinNachbar,
einFreund, theilte
demandern seine
Empfindungen,seine Zweifel
mit. Istsmöglich ,
sagte man, dassLeopold der Gerechte,
derWeise, der Gütige,der
Menschenfreundliche,der
Thätige,der
seinenUnterthanen so
gern als willig zu helfen allezeitBereite ,
derWohlthätige
,der
von allen NationenVer
ehrte, Geliebte, Angebetete, der die Mensch
heit ohne
Unterschieddes Standes und der
Religionso innig
liebendeKaiser, todt
seynkann ?
So sehr auchdas Publicum
dafürwar,
dass dieseTodesnachrichten picht
gegründetwären, oder
seyn mügten;
A
5
soSokam
doch
,chngeachtet alles
Zweifelns, die Bestätigung von Wien,dass
dieserdurch
ganzEuropa
, ja man kannmitallem Recht sagen,
durch dieganze
Welt beliebteKaiser , der erst
Sonntagszuvor,
densechs und zwanzigsten Februar , in Seinem
kai
serlichenGlanze, von
Seinem Hofstaat feier
lich umgeben, öffentliche Audienzen
er«theilt
hatte ,wirklich Donnerstags darauf, den ersten
März,Nachmittags
ein Viertel auf Vier Uhr,
erblasstund Seine
grosseSeele mit ihrem
Ursprung wiederverei
nigt sey?
Dieser
schnelle Wechsel von
Kaiser- und Königskronen,von der
Macht, Grösse undGlück
, und des höchstenGlanzes
dieser Welt,mit der Todtenbahre , war
schreck
lich undbeugend ,
undverbreitete eine
all
gemeine Bestürzung und Betrübniss, nicht
nurin
denLändern»
dieunter
des verewig ten
Monarchen sanften Scepter standen,sondern
auch bey
fremdenVölkern,
diedenVerlust
einesRegenten beweinen , der
Seine ganze Glückseligkeit darin suchte und fand, nichtnur seine eigene
Untertha-nen
glücklich ; sondern auch die ganzemenschliche
Gesellschaft mit sich zufrieden ZU machen.Schon die
grossen Privattugenden
, die inIhm
vereinigetwaren,
würdenIhn
auchohne Kaiser- und Königskronen in
demKreise
SeinerFreunde und
Seiner Angehö
rigen, alseinen Mann
von den erhabensten Eigenschaften, unvergesslich gemacht ha
ben
;
undum so
mehrmuss
dieMenschheit
nunweinen ,
da dieserseltene Mann
zu
gleichden ersten Thron der Erde
zierte.Daher wünschte jeder Cosmopolit, der auch
nicht sein Unterthanwar
, diesemgrossen,
in
dembesten
Andenkenstets
verbleiben
den
Kaiser, daslängst möglichste
Zieldes
menschlichen Lebens
zuerreichen.
Diese son-12
gerechten
, diesefeurigen
Wünsche, hat
nun so plötzlich der Tod vereitelt ; denn Leopold,
,der wegen
Seines gutenHerzens, Seines
christlichenund
religiösenCharak
ters,
SeinerWeisheit,Duldung, Friedens
liebe,
Seinerhäuslichen
Tugenden als Gatteund Vater
, Seiner Protectionder Wissen, schäften
und Künste,
SeinerZuverlässig
keit,
FestigkeitundTreue
inVerbindungen, Seiner
Gerechtigkeit, Gnade
undSanft,
muth,und der übrigen glänzenden Eigen
schaften Seines
Herzens
undVerstandes
hal
ber , verdient hätte Methusalems Alter za erreichen, lebte nur vier undvierzig Jahre, neun Monate
und fünfund zwanzig
Tage.Unersetzlicher
, früher ,
ja nochim
höchstenAlter
zufrüher Verlöst
!Er
starb zufrüh
fürSein
KaiserlichesKönigliches
Haus; zu früh
für Seinebis in
denTod schmerzlich gebeugte
Gemahlin,der nun- mehro verwitweten Kaiserin Majestät ;
zufrüh
früh für Seine
in
Thränenschwimmenden liebenswürdigen Kinder
; zu frühfür Seine KöniglicheGeschwister,
die Ihmmit ganz beklommenem
undtrauervollem
Herzenin
dieGruft
nachsehen,
denender Tod
soSfr uh,
sounerwartet
den bestenVater,
den redlichstenGemahl,
den geliebtestenBru
der
in Seiner
Allerhöchsten Person vonder Seite
riss!Er starb
in jeder Hinsicht zu früh, zu
frühnicht
nurfür Seine
Unter- thanen,sondern auch
fürdie ganze Welt.' r՛
Հ
■՛■ iz՛ •;
՛ťt Ich bin
vollkommenüberzeugt,
dass jeder Rechtschaffne, jederder den
verewig ten
Monarchengekannt und in
Seinener
habnen Handlungen
beobachtet hat, indiese
Klageneinstimmen, und
mit mirausrufen
werde :Er
starb für dieWelt
, für das Menschengeschlecht zufrüh
! Erstarb
zufrüh
fürall
’ die Massevon
Menschengíück, dieer noch
überVölker
und Länderver
breitet
haben würde, fürall’
das Guteso er
beschlos
14
beschlossen hatte
zu thun,
zum Theil schonangefangen,
schonhalb vollendet war: Er war eine
kurze, aberdesto herr
lichere
Erscheinung
aufdem
Throne,und that in
dieserkurzen Zeit
schon soviel,
als mancheReihe
von Monarchennicht that.
In dieser Hinsicht
kann manalso sich
trö sten, und sagen: Er
lebtelang,
weiler gut
lebte, weiler viel
that! Seneca sagt:qtiomodo fabula sic vita ; non quamdiu sed,
quam
benesitactareferí ! Der erhabne
Ver fasser
desAntimachiavells drückt
sich über die Bestimmung des Menschenfast ebenso
aus, indem er sagt: Importe-i-il tant, qu'au homme traîne jusqu' Á ľ age de Methusalem, le fil indolent et mutile de ses lours? Plus Цaura
réfléchi,plus
Uaurafait ď actions bel- les et. utiles, et plus il aura vécu.us
Juva 1Ջ
1rfli
;, ՝
• 1Wenn man
alsoLeopolds des Weisen
undMenschen
auf demThron, durchlebte
Jahre, mit SeinenWahren
Verdienstenund Hand-
í>
Handlungen in Verhältniss
und Berechnungwerfen
darf,so
hatEr lange lange gelebt,
längergelebt als un
that igeMenschen
aufoder unter
demThrone,
wenn sieauch weiland
Methusalemsvorgebliches Alter erreicht
hätten.Mancher
Regent, mancherFürst, er
reicht
NestorsJahre ,
und wenn man am Zielseines Lebens
einenUeberblick
aufdieMasse seiner
Thaten wirft,so
istderen Summe, deren
Resultat,so klein, dass er kaum
Monatefür dasAllgemeine,
undwohl garnur, wie
Gellertvoneinem Greise sagt,
fürsich selbst gelebt hat
:Er
ward gebo
ren, lebte,nahm
einWeib
: und starb;
So
giebt
esauch unter
den höhernStänden
Leute,es giebt Minister, Generale, Staats
männer, Präsidenten, Geheime
-und an
dere Räthe ,
dieachtzig
undmehrere
Jahre alt werden, dieaber,
wennman ihre Ver
dienste
überrechnet, kaum
dasAlter
eines zar-——
іб —•Zarten
Jünglings
erlebt haben.So giebt
nriâ die GeschichteBeyspiele
, dassJünglinge,
diemit
ihrenVätern zugleichlebten, Jahr-, hunderte älter
waren, alsihre
Väter. DerWeise , der Mensch
,berechnet
das Alterbloss nach
Verdienst, nach-Thateh. Der
obscure,bios im
thierischen unwillkührli- chénMechanism’
neunzig Jahralt
gewor
dene Greis,
deralso
weder viel gethanhoch
gedacht hat, kann alsoin keine andre Klasse
von Menschengesetzt
werden,
als die derKinder ¿höchstens
derJünglinge.
A
՛ Die Geschichte
und unser 'Zeitalter macht
uns mit genugLeuten bekannt,
diein
den höchster! Posten als stumme Bildsäu-f len da standen. Soregiert
mancherge
scheute Sekretär
unterdem Namen eines Ministers
einVolk,
indes dieser seineZeit mit faden Tändeleyen hinbringt, und
kaum՛fähig eine
Zeilë zu schreiben,nur
seinen Namen undUnterschrift
zu dem hergiebt;was
‘
Was sein ärmlich belohnterkluger Diener
für ihndachte,
schrieb undthat. Wer
hat nun wohlunter bey
deneigentlich gelebt,
Wenigstens amlängsten
gelebt?
Mögt,auch
einesolche
mit Sternund Band geschmückte
Bildsäule, in dessen Kopf kein Gehirnist,
eineZeit von drey hundert
Jahren durchlebthaben
,so
ister doch in
den Augen des un,befangenen
Philosophen fürnichts
weiter zuhalten, als
einJüngling, der
kaumzehn Jahre
in der Weltgelebt
hat. Wenn einsolcher Staatsmann, oder es
seysonst
wer•es
wolle,der seine Pflichten unerfüllt lässt, in
denJahren
des ältesten Greisesstirbt,
■so stirbt
er doch nur
inden nichts bedeu
tenden Kinderjahren; denn
er lebt nur
fürseinen Magen ,
nicht für Unsterblichkeit und Nachwelt. Werleben
soll undleben
will,der lebe so, dass er der
Weltdiene, sonst
ist er lebendig todt.Wer
ohne Ver dienste
nur wie einThier oder Pflanze
so hin vegetirt, stirbteigentlich
nicht, dennB
ier
—
íg
19ér hat nie gelebt, kaum so
ohne
Bewust«seyn
gelebt,
wie eineunzeitige
Frucht im Mutterleibe, vonder kein Mensch gehört, und
diekeines Menschen
Auge geschauthatte.
Glückliches
Zeitalter, in welchem ein Joseph der Thätige, ein Leopold der IVeise,ein Friedrich der Einzige, eine Catharine lebten 1 Diese
thaten
,dachten
mehr, alsganze
Reihen
wollüstigerMonarchen
meh
rerer Jahrhunderte.Auf
siekann
die Menschheitund
unserZeitalter mit Recht
stolz seyn.Sie werden
auf ewige ZeitenMuster der
Regentenbleiben. Ihr Nach
ruhm, ihre Grösse,
ihre Thaten sind
ihrMonument. Sie
schätzten den Werth desMenschen selbst
imBettler
hoch,
undlies
sen sich
zu
ihm herab.Sie lehrten
und übten Herrscherkunst.Sie fingen an
ihr Volkselbst
zu regieren,
wie einHirt
seine Heerdeführt. Sie
ehrtenundschützten
die Rech-i
I
Rechte
desEigenthums ,
die.Rechte der
Denk-und Pressfreyheit. Von
ihren glän
zenden, lichtvollen Thronen, verbreitetensich
diemilden
gesegneten Strahlender
Wahren,
gliicklichmachenden Aufklärung, wieeinThaudesHimmels,
überdas
mitNacht
bekleidet geweseneLand. Sie setzten
denWerth der
Religionnicht im
Aeussern undMeinungen ,
nein inGüte des Herzens,
undwaren Väter aller.
b .
„A
... íDoch aber
auchalles
dieshatte das ge
wöhnliche Schicksal
,
dass manoftdas Beste verkennt.
Die Aufruhrsgeschichteder Nie
derländer,
dieewig
zuihrer Schande ge
reichen
wird ,
ist eineschreckliche Anti
these gegen die Herzensgute eines Josephs
und Leopolds,
undwird
ein unauslöschlicherFlecken in der
Geschichtedieses
Völkchensbleiben. Man sollte
beynahe an der
Wahr
heitzweifeln ,
dass unserJahrhundert in Aufklärung
undTugenden
Fortschrittege
ll
2 macht,
ճճ ԶՕ
macht,
wenn
mans i ehէ, dass
einige Millionen Menschen. so boshaftund
kurzsichtigsind, sich Mos von
einigen verworfenen Böse
wichtern,
einemVan
■der
Nootund
Con sorten,
irreführen
zu lassen. Wiesehr leuchtet
hiebëynicht das Grosse der
Seeleneines ^os'ëphs
und Leopoldshervor
? DieBemächtigung
undBestrafung dieser, das
arme Volk plünderndenAufrührer,
würdelängst alles
in die vorige Ruheversetzt ha
ben.
Aber auch
diesemehr zu bessern
und zubeschämen-;'als zu strafen,
sindnur
Ei
genschaften vonso
grossenSeelen ,
als^osèph
undLeopold
batten.Ich
wiederholenoch einmal meinen Satz,
dass obgleichSr.
Kaiserliche Majestätnach
demEingeständni'ss aller
denkendenKöpfe, durch
Seine inder
Geschichte im mer bewundernswürdig bleibende Thaten, das höchste
Zielmenschlichen Alters
er reicht
haben, Sie doch immer
noch zu frühder
w 0-1 •»-
der
menschlichen
Gesellschaftentrissen seyen.
Welchermenschliche Geist vermag
aberindie
unenthüllbarenGeheimnisse Des
senzu dringen, der
ihm nur eine sq kurze Laufbahn zumas? WelcherWeiser vermag
dieUrsachenzu
entdecken, diedenAllweisen bewogen,
diese glnänzendeLaní
bahn sofrüh zu verkürzen
?Klagen
können wir, armenkurzsichtigen Erdenbürger nur dar
über,
dass
uns in Ihm einso unersetzliches
Geschenkder
Vorsichtentrissen
worden, einRegent der der Erde
den Frieden brachte,der Rechtschaffenheit
undBürgertugenden
allenEroberungen,
allerScheingrösse vor-
£Og
, der
einem inGefahr
undUnruhen
schwankendenStaat
wieder neue feste Grundsäulensetzte,
undder solche weise Einrichtungen zu machen
anfing,dass
erSein
Volkgewis
inkurzer
Zeitzu
dem glücklichstenvon der
Welt gemachthaben würde.
В
5
Es
istwahr,
sage ich,dass
keinMenách mit allen seinen
Einsichten hiebey in dieGeheimnisse
Gotteseinzudringen vermag, und errathen
kann , warum Gott so und nichtanders gehandelt habe. Wir Menschen sind aber
immer zu voreilig. Seltenden
ken
wiran
Gott. Kaumgeschiehet es als- denn, wenn
wir dieWohlthaten verliehren, und unsre
Un Würdigkeit durchihren
Ver lust
sich selbst bestraft. Alsdenn, und
überallwenn
Noth undUnglück, oder
ein ausserordentlicher unangenehmerFall sich
ereignet, denn
haben wirgleich
Gottim
Munde, undmessen
Ihmalsdenn
gleich un
mittelbardas Geschehene
bey. Eben so musténun
gleichdas
höchste Wesenalle
Schuld tragen, alsder ¡gute
Kaiserstarb
;und
man zog dabey nicht dieallgemeinen
Gesetzeder Natur, denen
ein Monarchgleich
demTagelöhner
unterworfenist,
und denen erso wenig
alsdieser
ausweichenkann,
mit in Rechnung
—ein.
Falldarüber
ich alsArzt
Arzt so oft zu
reflectiren
Gelegenheit ge
habt habe.:
:...
-.
5 Gottlasst es
zwar geschehen, dassdie Menschenkrank werden
; alleiner hat es
nichtgeradezu
bestimmt,dass
sie krankwerden
müssen. Krankheiten undderen Ursachen sind in der Natur
undim
mensch
lichen Urstof gegründeteMängel.
Die Menschen , die gemeiniglich aufihre Ge
sundheit die wenigste
Acht
haben,
verhel fen sich,
auch ohneGottes Willen, ohne
es selbst zu
wollen und
zuwissen,
eben falls nach
Anordnungen die in unsermWe
senliegen, selbst
dazu,
dass siekrank
wer den
und sterben.Dieser
Falltrift
nunauch bey Majestäten
ebenso
wohl alsbey
dem gemeinsten Mann zu.Auch der schnelle
unvermutheteTod Sr. Majestät
des Kaisers, lag in seinem Kör
per vorbereitet; undentstand wie bey
jedemВ 4
andern
H
25 andern
Menschenaus Krankheitsstof
undvon
ganz natürlichen
Ursachen,
wie ichdieses
ausSeiner
Krankheitsgeschichte baldmit mehrerem
beweisenwerde. Inzwischen hat
sichdoch
eingrosser
Theiides Publi
kums so
übereilt,
zuglauben
und sich ein
zubilden ,dass
einemeuchelmörderische
Hand denGesalbten des Herrn, durch
bey- gebrachtesGift getödtet habe.
Jaselbst öffentliche Blätter haben
diePublicität
auf Kostender Wahrheit
dazugemissbraucht, dass
sie dieses Gerüchtbestätigt und
noch mehrverbreitet
haben. Nochmehr!
selbstFürsten
undandere vielbedeutendePersonen, haben diese wirklichalberne Sage
zuver
breiten und glaubwürdig
zumachen ge
sucht.
So gar hat
man die Nazion dreuste undöffentlich
genannt, dieso
tiefherab
gesunken seyn
sollte, dass
einoder mehrere darunter, schändliche Zwecke durch noch schändlichere
Mittel, durch Meuchelmord
an denbesten Monarchen,
zuerreichen ge
sucht
sucht
haben sollten. Diese Lästerung wür
digt die Menschheit überhaupt, so wie die Nazion
herab
,deren
beyweitem grösserer
Tlieil, unsre Bewunderung undAchtung ver
dienet.
Sie wirft
einenfinstern Schatten
aufdieDenkart
unsersZeitalters,
undver
dient Rüge,
Widerlegung
undwo möglich, gänzliche Verwischung
ausden Jahrbüchern der Zeit. Sie
beleidigetdas Andenken
desbesten,
grössestenFürsten, dessen
Hand lungen
und Maasregeln zugut,
zuüber
dacht
und sanftmüthig waren, der jeder
bessern Vorstellung zugnädig Gehör
gab;als dass
es nöthiggewesen
wäre, gegen
Ihm solche Mittel zugebrauchen,
dienur
barbarische oderorientalische
Völker, gegenganz
verstockte, gefürchteteTyrannen, sich erlauben
konnten.Es last sich gar
nicht gedenken, und ist der Natur der
Sache zuwider,dass dieser
sanfte Kaiser,
der dieGerechtigkeit
undВ Ș
die26
37 die Liebeselbst
war ;der
allesthat
waszum
Wohl und zur
Erhaltung der
Ruheder Na- zionen
abzweckte;der Seine
zur Erhaltungder Gesundheit
so nöthigen Erholungsstun den der Arbeit
fürSeine Staatennachsetzte ; der
nurstets für das Beste
unddas Glück Seiner
Unterthanenbesorgt
war;der
die Menschen ohne Unterschiedwie
SeineFreunde liebte; der
selbst die rebellischenBrabänder mit der grössten
Nachsicht undSanftmuth behandelte
;der
ausSchonung
des Menschenbluts , mit Aufopferungder eroberten
Provinzen, dem grausamen, Men
schenund Länder verheerenden Kriege mit
derOttomannischen Pforte
,grossmüthigst ein Ende
machte;dass
dieser menschen
freundliche Monarch,der
dieNachgebigkeit selber war,
mitGift
vergebenseyn sollte*
Nein,
das
istnicht möglich
! Einesolche
gräu
licheThat, in
dem seineRegenten
vereh
rendenTeutschland , an
demersten der teutschen
Nation begangen,
würde diejestzi-
jetzige Welt auf ewige Zeiten beschimpfen,
und unsere Nachkommenwürden
uns in Absichtunserer Sitten
undGrundsätze, in
dieZeiten eines Nero
zurücksetzen müssen.Nein! dem Himmel sey
gedankt,diese
Zeiten sindvorüber.
Diefinstern
Zeitensind nicht mehr,
wenigstens inGallien und
Germanien nicht mehr,
in welchen die Re genten
noch Barbaren gegenihre Untertha-
nen waren;wo
dieMönche
und Priesternoch
mitden weltlichen
Regenten um die Herrschergewaltbuhlten
;wo
siewenig
stens die Könige selbst regierten
,
und durchBannstrahl
und einedrohende Reli
gion ,
ihnen
denScepter
ausden Händen
wanden!
In diesen finstern Zeitenwar
frey- lichnichts
gewöhnlicher,als dass
die Be, herrschetder Nazionen,
aufeine meuchelmör derische Art,
durch GifteundDolche aus der Welt
geschäft wurden.Philosophie ,
dieRückkehr der
Wis
senschaften,Aufklärung,
undReformazion
der
է
2829
der
Religion und Sitten, habendiese
Nacht derl'insterniss
nun nach undnach ver
drängt. Welches
Land wäre
jetztnoch
wohlfähig, einen
solchen Bubenhervor
zubringen,
der
ganz gegen den menschen
freundlichenGenius der
Zeit, wieder
sotief
zurücksinkenkönnen, seine
Hand aneinen Regenten
zulegen, vondessen Vor- treflichkeit
ihmjede seiner
Handlungen,und
dieallgemeinste Verehrung,
überzeu
genkonnten?
Mögen immer die
französischen
ver
schiedenen,von Partheysucht erhitzten
Ari
stokraten, Demokraten, Jacobiner undwie
•sie sich
alle nennen,
unter einander wiewilde Thiere wliehen,
sich selbstdurchLa
ternenpfähle, Schuss
undDolch aufreiben!
Dies
sind bloss plötzlicheErscheinungen
desFanatismus,
öffentlicheAusbrüche der Pöbelwuth. Nur zum
geheimen, mit
kalt blütigen
Nachdenken, ohne rascheThat zu
verrichtenden Meuchelmord
, Giftmischerey und sogar
fremden Königsmord, halte ichnoch
immerjeden
Franzosen, selbst
die Rotteder Jacobiner unfähig.
Lass sierasch
gegen ihre wahren undnahen
GegnerWilthen
; nie aberwird
es einemeinfallen, gegen das
geheiligte Leben desteutschen Kaisers, der mit unverdienter Schonung
aufsie
herabblickte,der
nur ihr Glück,ihre
Ruhewollte,
mitGiftmischereyen zu Felde zu ziehen.
Solange
nicht einFranzos
an sei
neneignen
König und Königin Hand legt,ist
wohlauch jeder fremde Monarch , der ihren
heftigenAusbrüchen des Fanatismus
nichtplötzlich
in denWeg kommt,
undkommen kann,
für ihnsicher; wie überall langsam auszuführendeGreuel,
nicht leichtins
Herz einesFranzosen kommen
;wenig
stens geschwind und
vor der Ausführung
sich verflüchtigen.*)
Mag
•) Mögte doch
eineschauderhafte
Nachrichtdie
sich eben
ausNorden her verbreitet, als ich dieses
ver- imЗі
Mag auch immer
eingallsüçhtiger
Narr,i euer und
Flammen speyen
;der
bessereTheil der
Nazionnimmt
daran keinen Th eil,und es
bleiben hoffentlichleere
Worte, wenn sich die Strasburger Zeitung,durch nachstehende Worte
an den Pranger stellt:“
DerBund der Königsmörder
ist kein“
Traum!
Bald werdensich
Proben davonzeigen!
Beschlossenist
indiesem Bunde:
“
DerjenigeMonarch, dessen Truppen ge-
“
gen Frankreichs
Grenzenwirklich mar-
“
achiren, muss
sterben!“ u. s. w.
*)Wer
' imZutrauen auf unserZeitalter
mitWärme und
Stolz des Herzensniederschreibe, ganz,
ganzer
dichtet
seyn!
Mögtedoch das
letzteDecennium dieses Jahrhunderts nicht durch
solch eine Thatbefleckt
werden, dass die
ganzeMenschheit die Trauer anlegen
müsste,
und meingutes
Zutrauen zuselbiger
michbetrogen hätte !
v
)Ach, dass ich
nicht gezwungenseyn mögte
meinUrtheil über
dieseschauderhaft barbarische Stelle
zurück zu nehmen ;dass doch nie
etwas davonwahr
werde,oder
schonwahr geworden
seyn
Wer
sieht diesen windigen Ausdrückennicht
andass derVerfasser
inGefahrist, seinen
ohnehinwenigen
Verstand, bald ganz zuver
lieren?
Sein
Gehirnmuss ganz verschleimt seyn. Aus Mitleiden gedrungen, will
ich lieber demVerfasser
obigerNachricht
ra-then
,dass
erseinem verschleimten Gehirne
baldigstzu Hülfe
eile, und desEndes we
nigstens
ein paar hundert Prisenvon Ail-
liaudsPulver, schnell hinter
einanderver
schlucke.
Keinesweges ist also
der unvergessliche Kaiser Leopold, wie
ich fernerausführlich zeigen werde,
aneiner,
nochweniger einer
französischenVergiftung
;er ist
vielmehran
einerganz natürlichen
Krankheitverstor
ben, seyn mögte;
wenigstens, dass an
dem mörderi
schenAnfallauf
einender
bestenKönige in
derMitte
dieses Monats,nur
Fanatism’ eineseinzel
nen Bösewichts
— nicht aber
ruhig festgesetzter GrundundVorsatz
einesgrossenTheils einer
zahl
reichen undsonst guten Nation schuld
sey!
33 ben,
und hiebey dasOpfer
Seinersíeli
inBeurtheilung
des Uebelsirrenden
undzu
nachlässigenAerzte
geworden.Ich
bin weit
davon entfernt,
alsdass
ich hier dieeigentliche
theoretische, gründ
licheGelehrsamkeit und dieEinsichten
des Kaiserlichen Leibarztes Herrn von Lan-gusius
undder übrigen Hofärzte, im Gan-
"zen
und
ohneAusnahme
bezweifeln oder bestreiten wollte.Ich bin
weit davon entfernt,
die biedermännischeGesinnung
odernocheigentlicher mich auszudrücken,
den guten Willen! mit welchem die HerrnLeib- und Hofärzte Sr. Majestät
in Seinen letzten Krankentagen,
ja mankann
mit Rechtsagen, in
Seinen letzten Krankenstunden behandelthaben mögen,
verdächtigzu
ma
chen.Ich bin weit davon entfernt,
alsdass
ich in die Heilart,Auswahl zweckmässiger
Mittel undselbst in
dierichtige Erkenntniss der Krankheiten*
dieser weisen Aerzte, über
überhaupt und auf
alle Fälle einen Zweifel setzen
sollte; weil ichaus der
Erfahrung Weiss, dass
man auch beyder
richtigstenBehandlung
des Kranken,doch
oft zu sa
gen sich genöthiget sieht : Non est in medico semper relev etur ut ceger ; int er dum docta, plus valet arte malum.
-j Inzwischen bleibt
mir
beydiesem be-
sondern Fall, diebekannt
gemachteganze Krankheitsgeschichte, so
wie die Behand lung derselben,
auffallend ; und ist es nichtblos
mir, sondernauch
jedemandern,
seinFach
verstehendenArzte.
Ich muss um meineZweifel
undBedenken
näherins Licht
zusetzen ,
hiebey ein wenigweit aus
holen.
Sr. Majestät
habenwie
bekannt,
amSonntag
den 26tenFebruar,
demtürkischen
Gesandten öffentliche,
sowie andern Vor-
C
neh-34
nehmen,
Privataudienzen
ertheilt, undSie
befändensich wohl.
П
, 'îdoh1 >
* ‘: a:
V Montags darauf, alsden
2“ten Februar, rittenSr. Majestät in Gesellschaft
des Für sten
Carlvon Lichtenstein
, nachSchön
brunn.
Nach
AllerhöchstderoZurückkunft klagten Sie
überFrost. Währendder
Nachtverschlimmerte
sich Dero Zustand,und der
Leibarzt, Herrvon
Langusius, bemerkte eininflammatorisch
-rheumatisches
Fieber, widerwelches
die erforderlichenMittel und
selbst eineAderlas,gleich angeordnet
wurden.Aber
diese, wie auch diegebrauchten
Arz-neymittel,
verschaffen demAllerdurchlauch
tigenKranken
nicht
die mindesteLinderung;vielmehr befanden
sich
diesenganzen
Tag,(nemlich
denDienstag
oder28
ten Februar,der der
erste volleTag der Krankheit
war )Sr.
Majestätschlecht.
Die
Die Nacht
vom
2gten auf den2çten
Februar,wurde von dem Hohen
Pazienten sehr unruhig zugebracht. Den 2<)ten(das war der Mittwochen
undder zweyteTag der
Krankheit}
befandsich der
Monarchnoch
schlechter als denTag
zuvor. Dies veran
lasste,dass
die übrigenLeib-
undHofärzte
zumBerathschlagen zusammenberufen
wur
den.Das Resultat
ihrer Beratschlagungwar
:dass Sr. Majestät
den Mittwochen,Nachmittags und
Abends , dreymal hintereinander
zurAder
gelassenwurden, wie man
dennauch
Bäder verordnete.՛
Jd n.
-v.0
շDiese
vielen undschnell
aufeinander folgenden
Aderlässe, musstennun
wohllei
der,
den schonohnehin durch
die Krankheitso sehr
geschwächtenMonarchen
, nochmehr
schwächen; sowie
sie Ihm nicht die mindesteHülfe verschaffen konnten.
Die
36
entstand, natürlich,
Wären die Clystiereund
andere
auf Eva kuation
würkende Mittel, gleichmit An
fänge der
Krankheit,
stattder
Bäderund
vielen Aderlässen, dem Monarchenverord
net
worden;
sohätte
die Krankheitnicht
so argwerden,
undSr.
Majestäthätten
am Leben erhalten werden können.Aber
diesein
denletzten Stunden erfolgende Besse
rung
, konnte nicht
vonDauer
undNutzen seyn, weil
dieHülfe zu späterfolgte,
und derBrand
dieEingeweide
schon ergriffen hatte. DieserUmstand
dientenur
dazu, dieГ ï Aerzte
Schon vom Montag
bis
dieNacht
aufden
Donnerstag, hatteder
Kaiserkeine Lei-
besöfhung,
auf welche dieHerrn
Aerzteauch nicht
dachten, und IhmSeine
Angst, diebloss von der Verstopfung
durch
andere Mittel,
wie ganz nichtverringern
konnten.Nach
allen
diesengefahrvollen
Zufällen, derenUrsachen der Arzt
leichteinsehen
konnte,verordneten —
pudlich — dieHerrn Aerzte, noch Clystiere,
und —erst
— diese letzte Nacht, hatteder Kaiser
dieerste
Eva
kuation. Hieraufschien der
ZustandSr.
Majestät
sichzu bessern,
undSie versicher
ten
selbst, dass Sie
sichnach der
Evakua tion erleichterter befänden.
Die Nacht
vom
2QtenFebruar
auf denIten
März ,war
die letzte Lebenszeit,des
unterSeiner
misverstandnen Krankheit,er
liegenden
Monarchen. Dieser erste März
warder
Donnerstag, undder
dritte volle TagSeiner
Krankheit.Nun zeigten
sich dieZufälle heftiger, und der
Monarchklagte
über heftiges Seitenstechen , Beklemmung inder Brust, kurzen
undängstlichemOthem,
Schmerzen im
Unterleibe,und
eine kaum zubeschreibende Angst und
Unruheim gan
zen Körper.38
39 AerzteZu
täuschen, dieauch
alle dieseBesse
rung für
wahr hielten undden
Monarchenschon
völligaus der Gefahr zu
seyn glaubten.Sie verschoben
alsoalle
übrigenMittel
undMaasregeln bis
auf den Augenblick,wo es
nichtmehr
Zeitwar.
Den Mittwochenwar
einjeder
fürdas Leben Sr.
Majestätbesorgt.
Des
Donnerstags
Mittags verbreiteten dieAerzte allgemein
inder Residenz
dieange
nehme
underfreuliche
Nachricht, dassder Monarch
nichtnur viel
besser,sondern
ganzäusser aller Gefahr sich
befände.Diese
Ver sicherung der
Leibärzte, dievon jedermann
wieOrakelsprüche
verschluckt undgeglaubt wurde,
machte den ganzenHof und
dieganze Residenz
vergnügt.Und eben
diese zuübereilte Aussage der
Herren Leibärzte wärSchuld, dass
sichjeder vom
Kaiser und vom Hofeweg
begab.Auch Sr. jetzige
Königliche Majestät, Franzder Erste, Die
IhrenHerrnVater
dieganze Krankheit durch, auchnicht einen Augenblick
verlassen hat-ten
,entfernten
, durch dieVersicherung
derAerzre beruhiget,sich von dem
Hohen Pazienten, und begaben sich zuIhrer eignen
Erholungin Ihre
Zimmer.Dieser Irthum, den
dieredlichsten Männer
, die geschicktestenAerzte begin
gen, ist
wirklich für
dieMenschheit
über
haupt,
sowie besonders
für denArzt und seine Kunst, demüthigend. Diese
Aerzte, derenRuhm
übrigens entschiedenist, zei
gen wie leicht
der Mensch
überall, .beson
dersder
Arzt, Irthümern unterworfenist.
Genau
inder
Periode,wo man
denMonar
chen
äusser
allerGefahr
zuseyn glaubte, wo
Wien und dessenvortrefliche
brave Aerzte, sichder stillen Freude
über die Wiedergenesung des Kaisersüberliessen stieg Seine
Krankheit unvermerkt so, dass
sie nicht mehr zu heilenwar. Statt der
Lobsprüche, die dieHerrn Aerzte von
dem Publikumüber
diebaldige gänzliche Wieder-
C
4gene-
ten,
4o
4i genesungeinzuerndten
sich]schmeicheln
durften, überraschte unddrückte sie nunbald die
Nachricht
destraurigen
Gegentheils nie der. Sie
hattensich von Sr. Majestät ent
fernt, weil sie glaubten
dass der Monarch
sich erhole. Selbst der Leibarzt, Herr vonLangusius, sass
ruhigan der
Mittagstafel eines Cavaliers,
von demer eingela
den
war.
Es
ist unverzeihlich,
dassunter
so vie
len Aerzten diea
consiliis waren,auch
nichteiner
war,der
die Gefahrin der
der Monarchschwebte, eingesehen
hätte; und dass vondieser
Menge Aerzteauch
nichteiner bey
Ihmblieb, der den ferneren
Gang derKrankheit an
dem Kaiserbeobachtet
hätte. Ausdieser
Behandlung lässtsich
leicht schliessen,aus welchen
unrechtenGesichtspunkten,!!nd
wie
fehlerhaftund nach
lässig, dieser anbetungswürdige Monarch
von seinenAerzten behandelt
wordenist.
So
wurde also der
imSterben begriffene Monarch
,der
nur noch zweyStunden Zeit zu
leben übrig hatte,von
Geistlichen,von
Aerzten und von dem ganzen Hofstaatver
lassen; Niemand
als IhroMajestät
die ewig֊verehrungswürdige Kaiserin, befand sieh
in demKrankenzimmer
desMonarchen,Ihres
Gemahls. Um ein UhrMittags schien
es, alswenn der
Kaiser zumSchlaf
Neigung bekäme; es war aberkein
Schlaf,sondern
eine Schwäche,
dievon
demviermaligen Aderlässen entstanden
war, und Ihmalle
Kraftsich
zubewegen
,benahm.
Daherlag der
Kaiser, aus Mangelder
Kräfte, diemit
jedem Augenblicknoch
mehr abnahmen,gelassen
undruhig
;welche Ruhe
füreinen Schlaf
angesehnund gehalten wurde.
Nach dreyUhr,
weil Ihmschon
dieTodesangst
zusetzte, und
Er Neigung
zumErbrechen
fühlte,ermunterte
sichder
Monarchin
et
was,
undgab
demKammerdiener durch
ängstlicheGeberden
zu verstehn,dass Er
C 5
sichSo
42 43 sich
erbrechen würde. Der Kammerdiener
ergrifalso ein
Beeken,
eilte nachdem
Kai
ser, hobIhn in
dieHöhe,
undunterstützteIhn. Allein
beydem
erstenStoss des Er
brechens , sank
Er schonhuidos
und todtder
Kaiserinin
dieArme
— undin
denAr
men
Seiner
geliebten Gemahlin, gab
also Leopold,der
vonganz
Europa alsMensch,
als Gemahl, als Vaterund
alsRegent
geliebt undvergöttert
ward , SeinenGeist, das Kleinod unsres Zeitalters,
auf IDa Sr. Majestät nun
alsoselig
verschie
denwaren
, sowurde
dieseNachricht
den Leib - undHofärzten, alssie
noch tafelten,kund
und zu wissengetban. Was
aber diese ihremUrtheil
so ganzwidersprechende Nachricht,
denAerzten,
die vor TischeLe
ben und
Besserungzusicherten,
für eine Bestürzung verursacht habenmüsse, ist
leicht zuerachten.
Kaum
Kaum
war der
letzteOthem aus
demKörper des
Monarchen,
als manihn der Se
ction
unterwarf,
undseineverschiedneTheile
zurBehörde, nach demHerkommen
, ablie
ferte. Beyläufigführe ichhiebeynur noch
an, dassmehreren,
denen diezu
früheBeerdi
gung (selbst
nacheinigen Tagen kann
siebey Scheintodten
nochzu früh seyn)
grau
send und grausamdeuchtet
, dasgar
zu bal dige Seci reu der verstorbenen Grossen,
schauderhaftbleibt.
Doch!dies
isteine Materie
dieganz
äusserder Sphäre
meiner jetzigenAbhandlung
liegt.Die
eigentliche wahreUrsachder Krank
heit
,an welcher Sr.
Majestätder Kaiser
Leopold
Ihren Geistaufgegeben haben, und
deren wahreSymptome
die Kaiserlichen Aerzte (deren ausgemachte grosse Verdien
ste ichübrigens und in andernFallen
nicht bezweifelnwill
) nicht erkannten,folglich
auch
natürlich demMonarchen nicht helfen
kenn-
Die es kann auch
seyn , dass Sie
ebendesselbenTages solche
Speisen genossen, welche diese
einmalim
Körper befindliche fehler hafte Materie,
in eineGährung versetzten,
auswelcher eigentlich das
heftige undtöd- tende Entzündungsfieber
nachher entstehen musste. Wenn dieEingeweide erst
(wie hierder
Fallnach
dem Sectionsberichtbey Sr.
Majestät gewesen)mit solcher verdor
benen und
faulartigen
Materieangehäuft
sind; und wenn besonders, wiedas
beysol
chen
Zufällen
gewöhnlichist,
Schärfeund verdorbene
Gallein
den erstenWegen, so wohl im Magen
als in denEingeweiden,sich mit
befindet;so wird alsdann der
Zustand desKranken
nichtnur
beschwerlicher,son
dern auch
gefährlicher.
Undbey
sobe- wandtenUmständen,
pflegt die Entzündung so schnellüberhand zu nehmen,
dassitt
zwey auch
dreymal vier und zwanzigStun
den, solche
ineinen Brand
übergeht, und dem Krankendas Lebenraubt.
konnten, entstand
einzig und allein,von ei
ner
schon
einegeraume Zeit gedauerten
In
digestion. Die allzugrosse Geschäftigkeit undder
unermüdeteEifer,
denSr. Majestät zu
denüberhäuften
Arbeiten täglichverwen
deten,
raubten
demMonarchen Seine Lebens
kräfte;
wodurch
auchSeine Verdauungs
werkzeuge litten und geschwächt wurden.
Der
Magen konnte also diegenossenen
Spei sen
mitdem Feuer und mitder
Schnelligkeit nichtverdauen
, alser
sieden
Gesezzen der Natur nachverdauen
undverarbeiten
sollteund musste. Aus
diesem kleinenUebel,ent
stand nach und nach eine, die
ganze Ge
sundheit
verderbendeVerschleimung
in den erstenWegen,
nemi ichin
demMagen
undin den
Eingeweiden desUnterleibes.
Die ser
zündbareStof, nahm
beydemMonarchen
vonTage zu Tage ohnbemerkt
zu.Es kann
seyn, dassSr. Majestät
andem nemlichen Tage,
als SienachSchönbrunn spa- ziren
ritten, sich verhaltet haben.Oder
—ճ
46 47
Die Erfahrung isthier
auf meinerSeite.
Eben diese
Erfahrung, die ich beymeinen
vielenund häufigen
Krankenanzustellen so
oft Gelegenheithatte,
hatmich von
dersicht-
barlichen Gefahr, inwelcher sich solche Pa-zienten befinden,
zur Gnügeüberwiesen.
Die
gewöhnlichsten Zeichen
vondergleichen entzündungsartigen Fiebern
sind nemlich :dass
die Kranken anfänglich Schauder undFrost bekommen.
Hinter her folgen eine brennendeHitze,
grosseUnruhe
undÄngst
lichkeit,
empfindliche Schmerzen
im Unter
leibe, heftigesSeitenstechen,
Uebiichkeiten, manchesmalauch
Erbrechen,übermässiger
Durst,ängstliches
Ath men,
Schlaflosigkeit, schnellerharterPuls, Verstopfung des Leibes,
bey manchen
auchcinDrängenzum Durchfall.
Zulezt,
undwenn
dieKrankenverabsäumet oder unrichtig
behandeltworden,
stellensich,
kalteк LebrichteSchweisse,
Ohnmächten,auch
ZuckLängen ein, und
endlichmacht
denferne
renLeiden, der
lod, einbaldigesEnde.
Kranke
Kranke
dieserArt,
diein
denletztenAu genblicken Hülfe suchen,
könnennicht ge
rettet werden.
Aber
sodahin reissend, Kräfte
und Lebenraubend, diese Krankheit*
aucli
ist, so können
diejenigen, sozeitig Hülfe
suchen,doch
auch geschwinde Hülfe erlangen.;wenn
sienemlich einem
Arzt ihrVertrauen schenken , der
mitder Krankheit, mit
denSymptomen derselben,
undmit
de
renHülfsmicteln , aufs genaueste
bekanntist, oder der wenigstens nicht
durch Neben
zufällegetäuscht,
die Hauptursacheder
Krankheit übersieht;denn
Versucheerst
zumachen, dazu
istkeine
Zeitübrig
,weil
diedurch
dieEntzündung verursachte Fäulniss.schnell in Brand übergeht
undtödtend wird.
Wer
nicht selbsteigene
Erfahrung hat, undüber diese Krankheit und
derenHülfs-mittel,
dieMeinungen dér Schriftsteller
die darübergeschrieben haben, erst erforschen,
zu48 49 շս
Ratheziehn
und solchebey
seinenKran
ken
anwenden will — dessenKranker
läuftGefahr,
denVerordnungen seines
Arzteszuunterliegen.
Viele Weitläuftigkeiten
und
Künsteleien in Anwendungder
Heilmittel, sind hier weder passlich noch schicklich. DerArzt, wenn
erseine Kranke
rettenwill, muss
schnell,
entschlossen undrasch
zuWerke gehn. Alle
Heilartdieins Weitläuftige
führt, mussweislich
vermieden werden,weil es ausgemacht
wahr ist,dass
je einfacher die Behandlungbey solchen
Krankheiten, alsSr.Höchstselige
Kaiserliche Majestät
hatten,ein
gerichtetwird,desto geschwinder
undsiche
rer die
Hülfe
erfolge.Der
Arzt muss insonderheit bey der Kur sein Augenmerk mit dahin
gerichtet seyn lassen,
dasser
durch zu oft wiederholtes Aderlässen, dieKräfte
desKranken
nicht, er-■erschöpfe.
Ich
weiss es rechtgut,
dassdie .meistenSchriftsteller
dazu rathen, dassman heyEntzündungskrankheiten das
Aderlässen oftwiederholen
solle.Das
ist aber nur aufden
Fall zu verstehn, wenn diebesondere
Plethorasichmit
derallgemeinen
Vollheit .Verbindet,
odereine Folge
davon ist.Als
dann ist
das
Aderlässen vonguter Wirkung.Nur muss der
Gebrauchin keinen Missbrauch ausarten.
Insonderheit
sind evakuirende Mittel in
dieserKrankheit
die Vorzüglichsten,deren trian
sichbedienenkann.
Brechmittel thunhier Wunder, und
würkenmehr als
alleübrigen
Arzeneyen.Je
sorgfältigeralsdann
die Leibesöffnung unterhalten wird, (wel
ches durch Bittersalz mit
Eisenvitriolver-i mischt, geschehen kann,) desto sicherer und schneller eilt der
Kranke seiner Genesung entgegen.An statt
desgewöhnlichen Ge
tränks,
muss
man demKranken,
Molkentrin-
D
kenS»
5։ken
lassen;und
sollte er diese nichtgenies-«
sen können,
sokann
man ein anderesGe
tränk aus zehn
Gran Sauerkleesalz ,
zwey LothZucker
undeinMaas Wasserzubereiten»
und
solchesdem Krankenkalt
trinkenlassen.
-t .л / ..
1 1
Durch dieseeinfache
undkunstlose Be
handlung, habe ich
viele hundert Kranke;
die
an
den heftigsten Entzündungskrank heiten
darniederlagen,
und derenUrsache in den ersten Wegen
lag,dem Tode entrissen.
>
baiWenn
doch der
nnnmehro in Gottru
hende, derWelt
aber
zu frühentrissene Kai
ser
Leopold, ebenso
einfach undkunstlos von Seinen Leib-
und Hofärztenbehandelt
wäre; so hätte Seine hoheFamilie,
das ganze tents ehe Reich und die übrigen Erd länder
undKönigreiche,
IhrKleinod,in der
Person Sr. Majestät des Kaiser Leopolds, nicht verloren! Lediglich alsoder falschen
Beurtheilungder Aerzte—
die den todSchon
•schon
aus
allen Winkelnder
kaiserlichenBurg vertrieben zu haben,
denstolzen Wahn
hatten, die alsoin
allerSicherheit
fürdiesen inseinem unerkannten Hinterhalt tückisch auflaurendem
Feinde,
sich sorglos den Zer
streuungen überliessen— ist
eszuzuschrei ben, dass
dieser gute Regentso geschwind, so
früh,
sounvermuthet dahin schwand
! a"
íl՜՞լ՚:Տ "..
. -3.• -dio
\ yc”Denn
nichtan der Vergiftung, wie Hohe und
Niedere muthmassen, auch nichtan der
Verderbnisder edlen Theile,
dieder Herr
ProfessorLeber
beyEröfnung
des Leichnamsvorgefunden ; sondern an
denFolgen des Brandes
der Eingeweide(wel
cher erst während der Krankheit
entstanden, und dem dieAerzte,
wenn sie die Krank
heitaus
demwahrenGesichtspunkte betrach
tethätten
, vorbeugen undihn gänzlich
ab wenden
können)hat der
nochim Tode ro geliebte und
verehrte Monarch, Sein
kost bares
• Leben beschliessenmüssen,
D
2Ich
■֊—
֊ Հճ
—Ich
sage:beschliessen müssen
! — höre aberbey
diesem Ans druck eine halbe Weltțnir entgegen rufen
:dass
kein Arzt undiein Mensch
überhauptdasLeben
desandern
•verlängern
könne
!Freylich , verlängern
kann keinArzt
eines MenschenLeb eh?
aber
wohl
es verkürzen; verkürzen
durchfalsche,
demLiebel entgegen gesetzte Bet handlung, oder falsche Beurtheilung
des Fallesselbst.Hiezu
hat erleider täglich
die Gelegenheitin
Händen,■
Zum wirklich
geschickten und nützli
chen
Arzt, werden
warlich vieleEigen
schaften
erfordert, jaso
viele-, dass
man sie schwerlichalle
zu bestimmenim Stande
Ist-Vorzüglich muss
erdurch
Wissenschaften, Gelehrsamkeit,Philosophie, Naturkunde und
einereife Beurtheiltirigskraft, sich vorberei
ten, die fakultätfschen tind theoretischen
Kenntnisse dér
Arzneykunde gehörig zu verstehn; und
ein glücklichesGenie
mussihn
— SS-
ihn
in
der praktischenLaufbahn,
damiter .kein
Empyriker werde,den Weg beleuchten.
Ein Arzt kann übrigens
rechtgründlich
.gelehrtseya.
Hater
aber bey aller seinerGelehrsamkeit
nicht die Eigenschaften des Kopfes, seinetheoretischen Einsichten
am■Krankenbette gehörig anzuwenden,
sogleicht ereinem starken
Baume, der zwar Blätter
aberkeine
Früchte trägt, undseineErkennt-jiis
istbloss eine todte.
Ein
praktischerArzt
also,der
wederKenntnisse noch wahre Naturgaben hat,
ist die Pest seiner Kranken. Die Welt wim melt
von solchenLeuten.
Ihre Anzahlist Legion.
Der verdienstvollen Aerztegiebt
esaber desto
weniger, und noch täglich wirddurch unwissende ,
leichtsinnigeund
nachlässigeMenschen,
die sich ohne alles Țalent,ohne
alles Geschick,der
Arzney- kunstwidmen, dieseKunstherabgewürdiget.D
; KeineSS
Keine Wissenschaft
erforderteinen
soviel umfassenden, freyen Geist,
als dieArz-
lieykunst.Alle
übrige gelehrteBeschäfti
gungen, als Disciplinen betrachtet, haben immer eine
gewisse Richtschnur, oder vor
geschriebene
Gesetze undStatuten
vor sich, auf welchejede Fragebezogen
, undnach Welchen
allesentschieden
undbestimmt
werden muss. DieKenntnis solcher einmal
festgesetzter Grundregeln, kann man
sich durchanhaltenden Fleis
und eingutes
Ge dächtnis
erwerben.Hier
bedarfes weniger
Scharfsinns,
Bcobachtungsgeisres,
Erfind
samkeit,Beurtheilung und
Applikäzion,und
dasGenie hat
Ruhe undlange Weile. Man unterwirft sich
blos deneinmal
eingeführ ten
Gesetzen, siemögen
nungerecht oder unbillig
seyn.Die
einzige Hebung des Scharfsinnsbleibt blos für
die Fälleübri^
wo der
Sinnder
Gesetze nichtdeutlich in
die Augen fällt,wo
das Positive, Symboli
sche,
dasKonstitutionelle schwankend,
dun
kelkel
oderzweydeutig ist.
Aber auch dannmüssen
dieselben alsstreitige Punkte der
Entscheidung
der Richter, oderderer
dieNormen
machen, überlassenwerden
; derenMeinungen
dannwieder, weil
sie aus vie-lerley zufälligen
Verbindungen von Begrif fen
gezogensind,
häufig von einanderabge
hen, ohne eine Richtschnur
zuhaben, nach welcherman
denscharfsinnigem
Denkerbeurtheilen
könnte ,so
dass esimmer im Zweifel
bleibenmuss,
ob man bey diesen Entscheidungen wohl oder übel geschlos sen
habe.Ganz
andersist
derFallbeyder Arzney-
Wissenschaft.Hier haben
wir keineeinge
führte
Gesetze ,keine Richter,
Souverains,Constitutionen,
aufwelche wir uns inzwei
felhaftenFällen
beziehen könnten. JederArzt
musssich
auf seineignes
Urtheilver
lassen, über dessen Richtigkeit blos
Natur
und Erfahrungentscheiden. Derjenige, derD 4 sich
56
57
sichder Erlernung
dieser Kunst widmet}•sollte
ein hervorstechendesGenie und
einevorzüglich gute Beurtheiliingskraft
besitzen.Der Lehrer
dieser Wissenschaft
hatnichts
weiters zuthun,
alsdass er beym systema
tischen Vortrage
der ausübenden Arzney- kunst ,
jede Krankheit besondersund
fürsich allein, betrachtet.
Bey derAusübung aber
findetder
ausübendeArzt
inder Ver
wickelung
der
Krankheiten,
eine unend liche Mannigfaltigkeit
;welche
bishernoch
keinSystem zu
umfassen fähig gewesen ist.Der halbgelehrte Arzt
,
dessenGeistes
kräfte
sehrbeschränkt
sind, weissich dann nicht zu
helfen, under
fällt voneiner
Ver
legenheitin
dieandre,
ausWelcher
sichnur
ein denkenderKopf, der
Beurtheilungs- Anwendungs- und Unterscheidungskräftehat, helfen
kann. Diesen sichertseine
Fähigkeit, die Aehnlichkeitder
Dingeschnell zu
bemerken, undwas selten damit
verbun den
ist,
seine Festigkeitim
Urtheilen, für allenallen Betrug
der
Einbildung, die dieMutter der
Trugschlüsseist. Ein
Halbgelehrter,"dessen Kopfmit
Bildern der Phantasie ange-
fülltist, hatvon
dieserSchwierigkeit nicht
einmal Begriffe.Er
träumet mitstolzem
Muthe,'jede Krankheit müsse vor
ihmfiié, hen;
erglaubt nicht allein
die nächstenUr-
■Sachen und Ind kationén
aller
Krankheiten;sondern auçh
eine MengeHeilungsmitei
zu kennen, die genau die Absichtenbey
derHeilung erfüllen. Er wird
.so langedas
Unglückseiner Kranken
seyn, bis nicht
•
endlich
mehrere
Erfahrung diesen Stolzde-
müthigetund
ihnüberzeuget, dass er
invielen
Fällenweder
dienächsten
Ursachenլ
noch die
Indica tionen
kenne,oder auch
diese letztem, wenn ersie ja
kennet, nichtzu bestreitenwisse ;
oderbis
ihm,welches eben so
demüthigendist,
die Erfahrungzei
get, dass
die Indicationed oftverschieden
undeinander widersprechend sind.
In die»ser Lage muss er sich
mitaller seiner ge-
D 5
prie-58 59
priesenenWissenschaft herablassen,
vielleichteine
zeitlang einmüssiger Zuschauer
zubleiben; einstweilen
nur dieHeftigkeit
ein
zelner Symptomen zu mildern, odermit der
äussersten Furchtsamkeit undvielem Mistrauen
gegensich selbst,
blos nach solchen Anleitungen zu verfahren, dieer
etwa aus ungewissenAnalogien
schöpfen kann. Diessind
die Schwierigkeiten, die ein Arztin der
Praxis antrift.Wenn ich alle die
Gegenstände
diezur
Bildungeines wahrhaft
gründlichenundvoll
kommenen Arzteserforderlich
sind, ausfüh
ren sollte, so müsste ich einganzes
Buch schreiben, welches dochmeinem
gegenwär
tigenZwecke
nicht angemessenist. Ich
willdaher in Absicht des Karakters des Arz
tes, hier
nur noch etwas
wenigesanführen: Wennder Arzt der
zueinem
Kranken gerufen wird,auch
Kenntnisse besitzt, und seinFach aufs beste versteht ;
seinHerz
aber
aberohne
Wärme und Empfindung
fürMen- schenwohlund
Menschenlebenist; er
seinenBeruf
nurmit mechanischer Schwerkraft,
als Mittelsein
täglichesBrod zu
erwerben,nicht
selbst den Hungertodzu sterben
,betreibt ;
Wehe alsdenn dem KrankenI — Eben soge
fährlich
und zugleich unausstehlich istauf
derandern Seite
ein Arzt, wenner zu
em pfindsam,
ängstlich, pinslicht undsogar ro- jnanenhaft
und weinerlichist. Ersterer schätzt
ausLeichtsinn
und Unempfindlich
keit, das Leben eines)Menschen nicht höher,
alsdas Leben
einerFliege. Selbst
die gefähr lichsten Krankheiten
pflegt er miteinemge
wissen
Kalt-und Leichtsinn
zu behandeln,der
offenbarzeigt,dass
ihmder
gute oderböse Ausfall der Krankheit, immer gleichgül-
dig
bleibe. Ein
solcher Arzt ist demKran
ken oft ärgerlicherundgefährlicher alsselbst
dasUebel, gegendas er
um seineHülfe fleht.
Ich kenne
einen Arzt,
der,wenn
ernun
endlich nachvielem
Beschickenseinen Kran
ken
Ein
ken
besucht,ehe er
sichan
denKranken
selbstwendet, zuvor
dasZimmer
mitallen ihren
Sachen und Bildern genaudurchmu
stert,
mit den Gesundenerst Rückfrage we
gen
Stadtneuigkeiten hält,
und mit faden, oftunverständigen Scherzen
sich und dieAn
wesenden unterhält, zuletzt
denn nach
den Kranken sich umsieht und wohl fragt:nun wo
istdenn der
armeSünder der Trost
und Hülfebey
mir sucht? Derzweyte, mit
sei
ner zugrossen
Empfindsamkeit,ist
seinemKranken eben
so gefährlich, alsder
erste»Denn
durch seine Aengstlichkeit undaffek- tirtes
Mitleiddas er bey
seinemKranken fühlt oder auslässet, wird
erzu der
Ausübung sei
nerPflichten unfähig,
weilihm
die Krank heit
seinesPazienten, der
erängstlich
nach
denkt, muthloszu Boden wirft,
und ihnver
hindert,
mit derjenigen
Standhaftigkeit und Stärkedes Gemiiths zu handeln,
von wel
cherdoch
dieErhaltung
des Kranken gröss- tentheilsabhängt.
Ein
erfahrner,
gesetzter,gutgesitteter
Arztaber, der
mit Kenntnissen ausgerüstet, entschlossen,
bedächtlich und mnthig dieKrankheit
seinersich ihm
anvertrauendenKranken, nicht
pinslicht, aber auchnicht
leichtsinnig behandelt; der
zugleichdieAuff
merksamkeit, diezur richtigenBeobachtung nöthig,
und dieTheilnehmung
die er sei nem Kranken
schuldigist
, nie aus denAu
gen
setzt ; sondernmit
demwahren
Gefühleines
Rechtschaffenen,mit
demwahrenGeftlhl derso nüthigen
Menschenliebe und mitder
lebhaften Innern Würde eines Weisen, sei
nem
Kranken rechtschaffen
dient; nur eia
solcher Arztist der
Menscheitnützlich;
erist
Königen und Armen unentbehrlich, undmit
beklommenemHerzen, mit
patriotischem Eifer,hat bey
mir die Krankheitsgeschichte unsersguten
verewigten. Kaisers, diesen
Wunschfür alle
würdige Grosse, auchsei
nemallgeliebten