Drciiindzwaiizigstcr Jahresbericht
über die
W irksam keit
des
i
I
Preussischen Provinzial-Vereins
für
Blinden - Unterriclit zu Königsberg i. Pr.
im Jahre 1869.
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K ö n ig s b e r g , 1870.
Druck von E m il R a u t e n b erg .
I n d e m wir den in §. 9 unseres V ereins-S tatuts vorgeschriebenen
J a h r e s- B e r ic h t über die Verwaltung der A nstalt in dem Jahre 1869 ersta tte n , können wir auf die in demselben erreichten Resultate wie auf die der Vorjahre mit Befriedigung zurück
blicken.
Seit der im Jahre 1846 stattgefundenen B egründung der A nstalt bis zum Schlüsse des Ja h re s 1869 sind bereits 250 Z öglinge in dieselbe aufgenommen und 205 daraus entlassen w orden, so dass 45 Z ö g lin g e, und zwar 31 männliche und 14 weibliche, darin verblieben.
Im Laufe des Jah res wurden 18 neue Z öglinge aufgenom
men und 11 e n t l a s s e n ; einschliesslich der letzteren befanden sich die in der B eilage A. bezeichneten 56 Z öglinge in der A n s ta lt, darunter 49 evangelische, 6 katholische und 1 mosai
scher. Für 10 derselben wurden theils von K reisen oder S ta d t- Communen, theils von ihren A ngehörigen jährliche P e n s io n s -Z u - schiisse im B etrage von 12 bis 60 Thaler gezahlt, wodurch aber die Kosten ihrer U nterhaltung nur zum g e r in g s te n Theil gedeckt worden sind.
Der grö ssere Theil der 57 Kreise der Provinz und auch mehrere Städte hatten uns schon früher in A n e rk en n u n g der auf die ganze Provinz sich erstreckenden wohlthätigen Wirksamkeit der Anstalt laufende Jahreszuschüsse in Höhe von 5 bis 50 Thalcrn bewil
ligt. In der letzten Zeit haben wir uns auch an diejenigen K reise, welche sich bis dahin von dieser Unterstützung unserer A n s ta lt ausgeschlossen h a tte n , mit einer Bitte darum gew endet, und die Freude g e h a b t, dass sich die K reisstände der Kreise B rau n sb e rg , Johannisburg, K önigsberg, Memel, Neidenburg, Neu
s t a d t , G erdauen und Rössel zu ein - oder mehrjährigen Z uschüssen von 10 bis 50 Thalern verpflichtet haben.
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*Wir erlauben uns bei dieser Gelegenheit die von uns ge
machte Bemerkung auszusprechen, dass im Allgemeinen der Werth der Blindenbildung noch viel zu w e n ig ane rk an n t wird.
Den Beweis dafür liefert vorzugsweise die Ungeneigtheit vieler Heimathsgemeinden, zu den Verpflegungskosten armer, bildungs
fähiger Blinden einen kleinen B eitrag zu l e i s t e n , ungeachtet diese in der B linden-U nterrichts-A nstalt so weit ausgebildet wer
den sollen, um w enigstens einen Theil ihres U n terhaltes, den s o n s t die dazu verpflichteten Gemeinden g a n z bestreiten m ü s s ten, durch die erlernten Fertigkeiten selbst zu verdienen. J e d e n falls m üsste nach der E n tla ss u n g der ausgebildeten Zöglinge von ihren Heimaths - Behörden mehr dafür g e s c h e h e n , um die
selben in den Stand zu setzen, die mit g rossem Kostenauf- wande erlernten Fertigkeiten zum weiteren s elbstständigen F o rt
kommen zu verwerthen.
In Betreff der Aufnahmezeit bringen wir hierdurch in E rin - nerung, dass dieselbe mit Rücksicht auf das U nterrich ts-S em ester auf den 1. April und 1. Oktober je d e s Ja h re s fe stg e setzt worden ist, und dass Meldungen, die nicht rechtzeitig erfo lg en , e rst im näc hste n Halbjahre Berücksichtigung finden können.
Der Zweck unserer A nstalt erfasst ebensowohl die innere wie die äussere Seite des Menschen. Denn es soll den Blinden, denen das leibliche Auge fehlt, das Auge des Geistes durch Bil
d u n g , vor Allem durch religiös-sittliche, geöffnet werden. E s soll insbesondere in ihnen der Trieb a n g e re g t w e rd e n , sich u n ab h ä n g ig von der Unterstützung A nderer durch S e lbstthä tig- keit als nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft zu unterhalten. Und die Mittel dazu sollen ihnen durch den Unter
richt in technischen F ertigkeiten g e w ä h rt werden.
Der S c h u l - U n t e r r i c h t der Blinden kann über die Grenzen
des E le m e n ta r-U n te rric h ts nicht hinausgehen. E r umfasst daher,
abgesehen von der Musik, auf welche wir sp äter zurückkommen
werden, folgende L eh rg eg en stän d e : C hristenthum slehre, deutsche
Sprache, Rechnen, Lesen, Schreiben, Physik, biblische Geschichte,
Geographie, Naturgeschichte, G eschichte, Gedächtnissübungen,
Auswendiglernen geistlicher Lieder und Formenlehre.
“ oDerselbe
wurde von dem ersten Lehrer, Herrn Inspe ctor B o r n , u n d dem
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se it dem 1. April 1869 angestellten erblindeten Herrn P re d ig e r K r ü g e r in 28 S tunden an 11 K naben und 5 Mädchen ertheilt.
Zum L e s e n wurden die S tu ttg a r te r und die Moon’sche Blin
denschrift, sowie die Braillesche Punktschrift benutzt. Die S tu t t
g arter Blindenschrift ist eine erhaben ged ru ck te, welche die meisten jü n g e rn Zöglinge vermöge des noch unverminderten feinen Gefühls in den F in g e rsp itzen sehr fertig lesen lernen.
Namentlich bei den blinden Mädchen kommen Fälle vor, dass einzelne diese Schrift eben so fliessend lesen, wie ein Sehender g ed ru ck te Schrift.
Für die Anfänger im Lesen sind Holztäfelchen, auf welchen die Buchstaben erhaben au sge schnitte n sind, und die von Lehmann 6c Mohr in Berlin in Hochdruck herausgegebene Fibel angeschafft worden. Bei älteren Blinden, deren Gefühl in den Fingerspitzen bereits schw ächer gew orden i s t , so dass cs zum Lesen der S tu ttg a rte r Schrift nicht mehr ausreicht, wurden die Moonsclie und Braille’sche Blindenschrift mit Erfolg in Anwendung g e bracht. Die Braille’sche P u n k tsc h rift, deren Vorzug vor den ändern Belief - Typen darin b e s te h t, dass bei derselben die Noten- und B uchstabenschrift auf gleicher Grundlage beruhen, und da ss der Blinde durch sie in den Stand gesetzt wird, das S elb st
geschriebene mit der g rössten Leichtigkeit wieder zu lesen, wurde vorzugsw eise mit 6 Zöglingen bei dem M usik-U nterricht benutzt.
In der S tu ttg a r te r Schrift besitzt die Anstalt das E v a n g e lium Matthäi, das Evangelium J o h an n is, die Apostelgeschichte, den Brief an die Börner, die Psalmen, den Katechismus, ev a n g e lische Kirchenlieder und ein Lehrbuch; in der Moonschen Schrift sind der Galaterbrief, der E p h csc rb rief und die drei Briefe J o hannis angeschafft worden. Bei dem Unterricht im Schreiben w erden der Heboldsche und der Braillesche Schreibapparat be
n u t z t Vermittelst des ersteren wird eine Schrift hergestellt, welche mit dem g ro s s e n Alphabeth der lateinischen Druckschrift übcreinstimmt. Der Braillesche Schreibapparat eignet sich vorz u g s
weise zum eigenen Gebrauch für die Blinden, welche sich damit Notizen zum Wiedcrlesen machen können und zur Correspondenz mit ihren S c h ic k s a ls -G e n o s s e n , weil das mittelst desselben Ge
schriebene vermöge der erhaben dargestellten Schriftzeichen für
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den T a s tsin n wahrnehm barer ist. Des Hebold’schen Schrei b- apparats dage gen bedient sich der Blinde, wenn er an Sehende schreibt. Bei der E n tla ssu n g erhalten daher die des Schreibens k u ndigen Blinden beide Apparate zum Geschenke aus unserem U nterstützungsfonds.
In der G e o g r a p h i e werden die Zöglinge auf einem Relief- Globus unterrichtet, ausserdem auf flachen K arten, welche da
durch in tastbare um gewandelt worden sin d , dass darauf die S tä d t e , j e nach der G rösse, durch verschieden grosse Knöpfe und P e rle n , die F lü ss e , Seen und Meere durch Silber- und Goldschnur, dagegen die Grenzen und Gebirge durch Schnur von Wolle fühlbar gemacht sind. Die A nstalt besitzt in dieser A rt die Karten von Europa, von Deutschland und von der Provinz P reu ssen .
In der N a t u r g e s c h i c h t e und F o r m e n l e h r e w erden er- habene Nachbildungen von T h iere n , verschiedene aus P a p ie r
mache gefertigte Thiere und eine Anzahl mathematischer Kör
per, sowie drei Polster benutzt.
An L e h r m i t t e l n wurden die P reussische Geschichte von H einel, die Naturlehre von K rü g e r, die Naturgeschichte von Martin, die Geschichte des Kirchenliedes von W an g em an n , und die russische R echen-M aschine benutzt.
Den m u s i k a l i s c h e n U n t e r r i c h t ertheilten Herr Lehrer D r o c h n e r in 30 Stunden und Herr Musikus G e h r m a n n in 6 S t u n - den w ö c h e n tlic h , letzterer ausschliesslich auf Blasinstrumenten.
L ehrer D r o c h n e r unterrichtete 20 Zöglinge au f S treichinstru
m enten und 11 Zöglinge auf dem Klavier und im Orgelspiele.
An dem Unterricht im Gesänge nahmen sänuntliche Zöglinge und an dem in der Harmonielehre diejenigen Theil, welche auf einem In s tru mente unterrichtet wurden. Zwei vorzugsw eise begabte Zöglinge A u g u s t S k i r d e und H u g o R o c h e l m e y e r erhielten zu ihrer vollkommenen Ausbildung P riv at-U n terrich t, und zwar ersterer von dem Herrn Concertmeister S c h u s t e r im Yiolinspielen und letzterer von Herrn Kapellmeister H ü n e r f ü r s t im Cello-Spiele.
Wir theilen zwar nicht die öfters a u sg e sp ro c h e n e Ansicht, dass die Blinden vorzugsw eise zum Musiziren bestimmt sind, und be
dauern es je d e s Mal, w enn B linde, a n sta tt von ihrer Hände
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A rbeit sich zu e rn ä h re n , vagirend durch das Land ziehen und durch schlechtes Musiziren dem mildthätigen Publikum lä stig fallen. D essenungeachtet legen wir dem Musikunterrichte g e r a d e für Blinde eine ganz besondere und sogar eine höhere Be
deutung, als für S e h e n d e , bei. Denn der in die lichtlose E in samkeit verwiesene Blinde findet im Reiche der Töne einen Ersatz für die M annigfaltigkeit der E in d rü c k e , welche dem Sehenden durch das Auge zugeführt werden. Die Musik wird ihm mehr wie dem Sehenden Z e rstre u u n g , milde T rö s tu n g und E rh e ite ru n g bei den E n tbehrungen und B ed rä n g n isse n des ä u s s e re n L ebe ns, sowie die zu Gott erhebende Sprache des Gefühls. Je mehr wir in derselben eine reiche Quelle reinsten Vergnügens und ein w esentliches Bildüngsmittel für Geist und Gewüih finden, um so eifriger sind wir darauf bedacht, dass der den Blinden im Allgemeinen eigene musikalische Sinn in un seren Zöglingen gew eckt werde. Wir können es daher nicht dankbar g e n u g a n e rk e n n e n , dass einer nicht gerin g e n Zahl derselben durch die g ü tig e Vermittelung des Herrn P rofessor Dr. Z a n d e r h ierse lbst wiederholt Gelegenheit geboten wurde, grössere musikalische Aufführungen in öffentlichen Concerten unentgeltlich zu hören. Als Erwerbsmittel ist die Musik von uns nur bei entschiedenem Talente in ’s Auge gefasst worden, weil der Brodcrwerb mittelst derselben zu leicht S ittenverderbniss zur F o lg e h a t , wenn er sich nicht in die höhere K unstsphäre erhebt. F ü r solche Fälle besonderer B egabung fehlt uns aber leider noch eine eigene Orgel, und unsere lebhaften W ünsche sind auf Mittel zur Anschaffung dieses für die A usbildung von
Organisten so w ichtigen Instrum ents gerichtet.
Der T u r n u n t e r r i c h t wurde von dem Lehrer D r o c h n e r im Sommer 11 Zöglingen ertheilt. Das T urne n ist g erade für die Blinden ein besonderes B edürfniss, weil bei dem Mangel ausreichender B ew egung die meisten von ihnen an Schwäche der Muskeln leiden, und in ihrer Bewegung und H altung u n - behil/Iich und ängstlich sind.
In den w e i b l i c h e n H a n d a r b e i t e n wurden die Mädchen
bis zum 28. Februar 1869, wie bereits in dem vorjährigen J a h r e s -
Bericht erw ä h n t ist, von Madaine S c h i l f e r t unterrichtet^ von
da ab übernahm die neu eng a g irte Lehrerin Fräulein L o u i s e
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F i s c h o e d e r diesen U nterricht und ertheilte denselben in 32 S tunden wöchentlich. Dieselbe hat ausserdem die der Anstalt gehörige L eib- und Bettwäsche unter sich und hat g e g e n eine E n ts c h ä d ig u n g von 3 Sgr. für den K opf und den Monat die daran nöthigen Reparaturen zu besorgen.
In der S e i l e r e i unterrichtete der S eilerm eister Mu e l l e r und in der K o rb in a c h e r ei bis zum 30. Septem ber 1869 dev Korbmachermeister W e i s s und von da ab der Korbmachermeister F r e n z e l , und zwar ein jeder im Sommer in 60 Stunden und im W inter in 54 Stunden wöchentlich. Die Seilerlehrlinge F r i e d r i c h S o b o l l aus Przykopen und C h r i s t i a n U e c k e r aus R agnit winden so weit ausgebildet, dass sie die Gesellen
p r ü f u n g bestehen konnten. Dem e r s te m wurde deshalb bei seiner E n tla s s u n g ein, vollständiges Seilergeräth mitgegeben.
Die von den Zöglingen im Laufe des Jahres 18ß9 gefertigten Arbeiten sowie die Einnahm en dafür sind in der Beilage B.
spezifizirt. Da das neue A n staltsgebäude w egen seiner E n t
fernung vom Hauptverkehr der S ta d t für den A bsatz der Fabri
kate keine gü n stig e Geschäftslage h a t, so haben wir zur B e
quemlichkeit für das Publikum in den frequentesten G egenden der S tadt noch fünf andere Verkaufsstellen der von den Blinden angefertigten G egenstände eingerichtet, nämlich bei Herrn 0. H.
R o s e n c r a n z , Kneiphöfische L a n g g a s s e No. 3 8 , Herrn H e r m a n n K r e m l i n , Neuen Markt No. 15, Herrn F, P r z e t t a c k ’s W ittw e , Vorder R ossgarten No. 47, Herrn A. P r e n g e l , S te in damm rechte S trasse No. 45, und Herr W. F o r s t r e u t e r , S ack- heim rechte S trasse No. 8 , welche wir hierdurch angelegentlichst zur B erücksichtigung empfehlen.
D e r R e l i g i o n s u n t e r r i c h t u n d d i e h ä u s l i c h e u n d
k i r c h l i c h e A n d a c h t d e r Z ö g l i n g e fanden regelm ässig wie
bisher statt. Der vieljährige S ee lso rg e r der A n stalt, Herr
S u perintendent Dr. W a l d , hatte nach wie vor die Güte, in je d e r
Woche an einem Vormittage mit den evangelischen Zöglingen
eine Bibelstunde abzuhalten und von ihnen am 27. Juni 18f>9
die E r n e s t i n e K a m b r a d t , die C a r o l i n e Me i s s l e r , den
A u g u s t S a l i s c h und den E u g e n L i p p einzusegnen. An den
S o n n - und F e s t t a g e n wurden die evangelischen Zöglinge in die
benachbarte H a berberg’sche K irche, die katholischen Z öglinge in
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die katholische Kirche und an den hohen jüdischen F e stta g e n der mosaische Z ögling nach der S yn ag o g e geführt. L etzterer ist als Freischüler in die von dem
HerrnRabbiner Dr. B a m b e r g e r geleitete jüdische R e lig io n s - S c h u le aufgenommen worden. An solchen S o n n - und F e ie rta g e n , an welchen wegen kalter oder ungünstiger W itterung'der B esuch der Kirche seitens der e v a n g e
lischen Zöglinge
a u s g e s e t z twerden musste, hielt der Herr P re d i
g e r K r u e g e r eine Hausandacht ab. Derselbe bereitete auch mit Genehm igung des Herrn Parochial - Geistlichen die evangelischen Z öglinge zur E i n s e g n u n g vor.
Die Aufsicht über die Zöglinge und die innere Verwaltung der Anstalt führten nach Anweisung des Vorstandes und nach der durch die Hausordnung ertheilten Instruction der Inspector B o r n und in Behinderungsfällen der P re d ig e r K r ü g e r oder der dritte Lehrer D r o c h n e r .
Die Oekonomin, Fräulein S e n g e i s e n , besorgte die B e - s p e i s u n g d e r Z ö g l i n g e , d i e W ä s c h e u n d a l l e s o n s t i g e n L e i s t u n g e n d e r O e k o n o m i e g eg e n eine Vergütigiing von 4 Sgr. 8 Pf. für jeden Z ögling und Tag.
Das R einigen der Zimmer und der ändern Anstaltsräum e bewirken der H ausw art und dessen Ehefrau, sowie eine zur Aushilfe g e g e n einen Tagelohn von 10 Sgr. angenommene Frau.
Als Controllern" der Verwaltung und des inneren Geschäftsbe
triebes fungirte bis zum 30. September 1869 der Herr R egie
ru n g s - Secretair C z a p l e w s k i , vom 1. October ab der Herr S ccretair K l e i n .
D e n G e s u n d h e i t s z u s t a n d , welcher auch im v e r g a n g enen Jahre ein befriedigender w a r, überwachte unentgeltlich der Arzt der A nstalt Herr Dr. S a m u e l s o n , welchem wir für diese schon viele Jahre geleisteten Liebesdienste hiermit unseren besonderen Dank aussprechen. Nur W i l h e l m R ü d i g e r , welcher an d er L ungen e n tzü n d u n g , und E r d m a n n B r u i s s , welcher an den Windpocken erkrankt war, m usste n nach dem städtischen K ra n k en - h a u se gebracht werden. L etzterer m usste, weil er an einem un
heilbaren Uebel litt, in seine Heimath entlassen werden. Herr
Dr. L a s e r hatte die F reundlichkeit, den Z ögling G u s t a v
D ö r i n g w e g e n eines kranken Armes längere Zeit unentgeltlich
zu galvanisiren.
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Herr P rofessor Dr. J u l i a s J a c o b s o n unterzog sich wie früher unentgeltlich der augenärztlichen Behandlung der Blinden.
D e r V o r s t a n d hat im Laufe des Jahres 1869 17 Sitzungen abgehalten. In der General - Versammlung am ‘26. Mai 1869 wurde wie gew öhnlich der Verwaltung« - B ericht erstattet, die Ja h r e s -R e c h n u n g dechargirt und die Neuwahl der statutenm ässig ausscheidenden Vorstandsmitglieder sowie der S te llv e rtreter und die R echnungsrevision vorgenoinmen. Die ausgeschiedenen Vor
standsm itglieder: Commerz- und A d m ira litä ts -R a th B u r d a c h , Stadtrath A p p e l b a u m und Hoflieferant H a e b l e r wurden wieder gewählt. Die Wahl als S tellvertreter fiel auf den Herrn P a rti
kulier K a d a c h , Herrn Kaufmann C a r l R i t t r i e h und Herrn R e c h t s - A n w a l t S t a m b r a u . Die bisherigen Superrevisoren der J a h r e s - R e c h n u n g , Herr R echnungsrath K a h l b e c k , Herr Haupt
mann und Rechnungsrath K r ü g e r und Herr R echnungsrath P e l z , sowie der Stellvertreter d e rse lb e n , Herr Stadtrath II.
W e l l e r , wurden wiedergewählt.
Mit den e n t l a s s e n e n B l i n d e n , welche in Fällen der Noth sich immer wieder an die Anstalt als ihre zweite Heimath zu wenden pflegen, standen wir in lebhaftem Verkehr, und su ch ten ihnen durch Gewährung von V orschüssen und Materialien aus dem U nterstützungsfonds, durch Abnahme gefertigter Ar
beiten sowie durch Empfehlung an Ortsbehörden und an ein
flussreiche und mildherzige Persönlichkeiten nach Kräften ihre schwierige L ebe nsste llung zu erleichtern. B esuchsw eise hielten sich in der A nstalt W i l h e l m i n e P o h l aus R a s te n b u rg , J o h a n n a P l a s t w i c h aus B ra u n s b e rg , J o h a n n a H a i n aus Rauschen, C l e m e n t i n e H a h n aus Eydtkuhuen, L o u i s e B l u - d a u aus Germau und A m a l i e G a s s n e r aus Pillau auf.
Von dem ehemaligen Zögling F r a n z S c h r e i b e r in Briesen,
welcher uns 11 von ihm gefertigte E g g e n d e c k e n zum Verkauf
e in s a n d te , erhielten wir die Nachricht, dass er im Jahre 1868
einen Verdienst von 70 Thlr. geh a b t habe. Die ehemaligen
Zöglinge A u g u s t S k i r d e und J o h a n n a P l a s t w i c h theilten
uns mi t , dass sie gemeinschaftlich 2 Concerte veranstaltet und
dadurch eine Einnahme von 42 Thlr. e r la n g t, und durch das
Stimmen von Clavieren und durch Ausflechten von Rohrstühlen
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einigen Erwerb gehabt hätten. Auch S a m u e l C z a j k o w s k i in Löbau hat mit U n te rstü tz u n g der dortigen Liedertafel und durch
die Bemühungen des Herrn B ürgerm eisters L i s c h e w s k i dort ein Concert v e r a n s ta lte t, w elches nach seiner Mittheilung zu seiner und des Publikums Zufriedenheit ausgefallen ist und ihm 24 Thlr. eingebracht hat. Ausserdcin hatte er Verdienst durch A nfertigung von R ohrsitzen.
O CTJ a h r e s b e i t r ä g e u n d G e s c h e n k e sind uns aus der CT durch den N othstand des Jahres 1868 noch immer geschw ächten
P r o v i n zzwar nicht in solchem Umfange wie s o n s t , indess doch n o c h immer so reichlich z u g e g a n g e n , dass sich das allgemeine In teresse an unsere A nstalt daran erkennen lässt.
Die am Schlüsse des vorigen Jahres an die Schiedsm änner der Provinz gerichtete Aufforderung, bei Vermittelung von S treitig keiten die Wohlthätigkeit der Parteien auf unsere Anstalt hin -
CJzulenken, hat vielfache B erücksichtigung gefunden, ebenso ein von dem V o rsta n d s-M itg lied e H. W. W i e n e r privatim an die S y n a g o g e n - V o r s t ä n d e der Provinz gerichtetes U n terstützungs- Gesuch.
Sodann h ab e n sich F rau C h ef-P räsid en t B e c k e r in I n s te r
b u r g , Herr Rektor Ohl er t, Herr L. F. L o j e w s k i in Danzig, Herr K reis-Sec retair S c h w i d o p p in R astenburg und Herr P r e diger K r u e g e r der Sammlung von Beiträgen unterzogen. Wir nehmen hier G elegenheit, ih n e n , sowie allen s o n stig e n un
g e n a n n te n Sammlern und den edeln Gebern unsern innigsten Dank auszusprechen.
Als besonders erheblich und erwünscht sind folgende Bei
träge und Geschenke zu n e n n e n : die von den hohen Provinzial
stä n d e n aus dem Zins - G e w in n -A n th eile der P ro v in z ia l-H ilfs k a s s e gew ährte Beihilfe von . ♦ . . 2000 Thlr.
die von dem Vorstande der B i i l o w v o n D e n n e w i t z ’schen B lin d e n - U n t e r s t ü z - z u n g s - A n s ta lt an uns abgeführteri Ueber-
schiisse des Jahres 1868 mit . . . . 1223 Thlr. 18 Sgr.
von dem Comite der bei Anwesenheit seiner Majestät des Königs veranstalteten
F estlichkeiten ein Ueberschuss von . . 42 Thlr. 7 Sgr. 10 Pf.
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vom hiesigen Magistrat als Abfindung für s o n st gew ährte
zwei Achtel Brennholz ...36 Thlr.
von Herrn M usik-D irektor L o u i s K o e h l e r werthvolle Noten für Klavier, Orgel, gemischten Chor und S olo-G esang, von Herrn Über-Consistorialrath Dr. W e i s s , Herrn Polizeirath S c h m i d t , Herrn Kaufmann A l e x y , aus dem Nachlasse des verstorbenen Herrn Ober-Consistorial-Rath O e s t r e i c h durch dessen Tochter und von einem Unbekannten werthvolle Violinen, von F rau F o rs t
meister H e r z b e r g , Fräulein M u c h a , Herrn Kaufmann C. B o r n , Herrn Dr. M u e n s t e r , Herrn O b e r - P o s t - S e c r e t a i r T o l l k u e h n , Herrn Agenten S y d o w , Herrn E l i a s M ü l l e r , Herrn Dr. S a - i n u e l s o n sehr gute Flöten, von einem U n g e n an n ten mit der Be
zeichnung „E rbe von Jo h a n n e s“ eine D-Flöte n e b s t einem Thaler zur R eparatur derselben, von Herrn Amtmann K r ü g e r aus Land
keim 4 Scheffel T afelobst, von Herrn J. L. B e r n s t e i n 2 Thlr.
B eitrag zu den Anschaffungskosten eines P is to n s für den ab
g e g a n g e n e n Z ögling K e l t s c h .
Die Haushiichsc ergab einen B etrag von 19 Thlr. 15 Sgr.
3 Pf. An sonstigen Liebesgaben wurden in der A nstalt geschenkt 5 Thlr. 10 Sgr.
F e s t l i c h k e i t e n u n d ö f f e n t l i c h e A u f f ü h r u n g e n fan
den folgende s ta t t : Am 22. März wur de den Zöglingen zur Feier des G eburtstages Sr. Majestät des Königs unter A ussetzung des Unterrichts Nachmittags Kaffee und AVeissbrod verabfolgt.
Am S o n n ta g e , den 18. April 1869, veranstalteten die Zöglinge unter Leitung des Musiklehrers D r o c h n e r in der Aula des neuen A nstalts - Gebäudes eine Matinee, nach deren Schluss den zahlreichen Anwesenden Gelegenheit geboten w u rd e , die innere Einrichtung der Anstalt und die in dem V e rkaufs-L okal a usgelegten Fabrikate der Blinden zu besichtigen. Das Concert ergab einen R einertrag von 116 Thlr. Am 25. April, dem Ge
burtstage des verstorbenen Mitbegründers der Anstalt, Geheimen
R e gierungsraths und Oberbürgermeisters S p e r l i n g , wurden die
Zöglinge aus einem von seiner Gemahlin dazu angewiesenen
F o n d s , nachdem Herr P rediger K r ü g e r eine F e stre d e gehalten,
den ganzen T a g über festlich bewirthct.
~ OAm 30. Juni feierten
die Zöglinge in Gemeinschaft mit den am Orte anw esenden e n t
lassenen und einigen von au sw ä rts dazu hergekom m enen Z o g -
13 ,
lingen in dem Lustorte A w e i d e n den gan z en T a g über durch Spiel, Musik und Tanz und bei reichlicher B eköstigung das ü b liche Sommerfest. Ein zahlreich versammeltes Publikum legte dabei das lebhafteste In teresse für sie an den Tag.
Am 15. Septem ber wurde der Anstalt das hohe Glück zu Theil, durch einen B esuch seiner Majestät des Königs in Be
gleitung Ihrer K öniglichen Hoheiten des Kronprinzen und der F rau K ronprinzessin beehrt zu werden. Die Allerhöchsten Herr
schaften g e r u h te n , den Vortrag zweier Gesangstücke und eines von der blinden Ma t h i l d e S t o l l gesprochenen, von dem Herrn P r e d i g e r K r ü g e r zu diesem Zwecke verfassten F estgedichtes, huldreichst anzuhören und die A n stalt, sowie die im Gebrauch befindlichen Lehrmittel und die von den Zöglingen gefertigten Fabrikate in der freundlichsten und eingehendsten Weise zu be
sichtigen. Die von S einer Majestät an die blindeu Zöglinge und ihren erblindeten Lehrer, Herrn P r e d i g e r K r ü g e r , gerichtete herzliche Ansprache h a t nicht verfehlt, bei allen einen u n v er
gesslichen Eindruck zu hinterlassen.
Am 23. Dezember wurde in der Aula des A n s t a l ts - G e - bäudes die F eier des W eihnachtsfestes unter zahlreicher B e- theiligung der "Vorstände der hiesigen Königlichen und städ ti
schen Behörden und der Gönner und Freunde der A nstalt nach folgendem Programm b e g a n g e n :
1) „E hre sei Gott in der Höhe“ für gem ischten Chor von B o r t n i a n s k i ,
2) a. Consolation für Pianoforte von L i s s t , b. Albumblatt von II. D r o c h n e r ,
c. „das ferne L a n d “ , Romanze mit P ia n o fo rte -B e g le itu n g von H. H e n s e i t , für Streichinstrum ente a. und c. über
tragen von H. D r o c h n e r ,
,‘i) Weihnachts-M otette für gemischten Chor von H o m i l i u s , 4) W e ih n a ch tsfes tg e d ic h t, g esprochen von M a t h i l d e S t o l l , 5) Psalm 27 „Der Herr ist mein Licht“ für gemischten Chor
von L o u i s K ö h l e r ,
0) F e s tre d e , gehalten von Herrn Superintendenten Dr. W a l d , 7) Choral „D as ist der Tag, den Gott gemacht“ für gem ischten
Chor von J. S. B a c h .
14
Hieran schloss sich die W eihnachtsbescheerung, zu welcher Frau O b e r - R e g i e r u n g s - R a t h K r o s s a 2 wollene T ücher und einen K ragen, Herr Kaufmann M a n d e l verschiedene Winterhandschuhe und Shlipse und F rau L. 6 P aar braunwollene Strümpfe und einen Shawl g esc henkt hatten. Den P salm „de r Herr ist mein Licht“ , an welchen die E in g an g sth ü r des A n s ta lts -G e b ä u d e s erin n e rt, halte Herr M u sik-D ire ktor L o u i s K o e h l e r die Güte gehabt, für die A nstalt zu dieser F eier in Musik zu setzen. Von verschiedenen ausw ärtigen B linden-U nterrichts-A nstalten gingen der A n stalt Jahresberichte z u , insbesondere von der Schlesi- shen B l in d e n - U n t e r r i c h t s - A n s t a l t zu B reslau, dem Mährisch- S chlesischen B lin d e n -In stitu t zu B rünn und den Blinden-Unter
r i c h t s - A n s t a lt e n zu B arby, D ühren, H annover, F rie d b e rg , Kiel, Boston und Philadelphia.
Wir haben den B a u u n s e r e s n e u e n A n s t a l t s - G e b ä u d e s , welches a u sse r den Schlaf- und W'ohnräumen für 100 Zöglinge sehr geräumige A rbeits- und Unterrichts - Lokale und freie Wrohnungen für sechs B eam te enthält, von vorne herein in einem grossen Massstabe a u sg e fü h rt, weil wir uns die Erfahrung zur Norm genommen h a b e n , dass dergleichen A nstalten g ew öhn
lich aus falsch angew endeter Sparsamkeit zu klein an g e le g t werden, so dass sie bei w achsendem Bedürfnisse sich sehr bald als unzureichend ausweisen und kostsp ie lig e oder schwierige Um- und Anbaue erfordern. Die Möglichkeit, dass unsere Anstalt in ihrer jetzigen Dimension dein allerdings erheblichen Bedürfnisse der
g a n z e nProvinz einigermassen g e nügt, ist zwar dadurch g e g e ben, von der E rreichung dieses Ziels sind wir jed o c h noch sehr weit entfernt. Die Existenz der Anstalt ist kein esw eg s in ihr selbst g e s ic h e rt, vielmehr ist sie nach wie vor von der öffentlichen Mildthätigkeit abhängig. An diese m üssen w ir uns, je mehr die A nstalt an A usdehnung zunimmt, desto dringender wenden.
U nsere angesam m elten Capitalien sind durch den Neubau er
schöpft; durch den Verlust der Portofreiheit haben wir, abgesehen
von der E rschw erung des Verkehrs mit dem Publikum, eine jährliche
E inbusse von mehreren hundert Thalern erlitten, und die Beiträge
Oaus der Provinz tliessen uns in F o lg e der Nachwirkungen des Noth-
standsjahres spärlicher als s onst zu. Wir können daher s ta tt der
projectirten Anzahl von 100 Zöglingen geg e n w ärtig kaum die Hälfte
15
davon unterhalten. Wir hoffen aber, dass das allgemeine Interesse für die Anstalt nicht erkalten, und dass namentlich der Provinzial- L andta g durch E rhöhung des bis dahin gewährten jährlichen Z u
schusses unsere Anstalt a u f gleiche Linie mit den P rovinzial-Taub
stum men-Anstalten erheben wird, da die Blinden nicht nur ebenso, sondern mit Rücksicht auf ihr viel schwereres Fortkommen im p ra k tischen Leben bei weitem mehr, als die Taubstummen, der liebenden F ü rso rg e ihrer glücklicheren Mitmenschen bedürfen.
O “Wir treten daher mit um so g rö s s e r e r Ueberzeugung von der Gerechtigkeit un serer Bitte an die öffentliche W ohlthätigkeit, als wir allen L e h r e rn unserer Anstalt das rühmliche Z eugniss geben können, d ass sie ernstlich und aus innerem Berufe bemüht sind, für ihre ebenso grosse als lohnende Aufgabe im Dienste der Humanität e r - spriesslich zu wirken, und dass insbesondere auch der Herr P red ig er K r ü g e r unseren E rw artu n g en in vollem Maasse entsprochen hat.
K ö n i g s b e r g , im Mai 1870.
Her Vorstand des Preussischen Proviu/ial -Vereins für B linden-M eniclit.
Schmidt, Böhm,
R e g i e r u n g s - u n d O b e r - P r ä s i d i a l - R a t h . O b e r - A m t m a n n .
Ober-Vorsteher. K assen-K urator.
Burdach, 0. Ehlcrt,
C o m m e r z i e n - un d A d m i r a l i t ä t s - R a t h . K a u f m a n n .
Sekretair. Vorsteher des Hauswesens.
11. W. w iener, iVp\>clbaum, R. Ehmer,
K a u f m a n n . S t a d t r a t l i . P a r t ik u l i e r .
Schatzmeister.
Häbler, Stürtz,
K ö n i g l i c h e r H o f - L ie f e r a n t . S t a d t r a t h .
Beilage A.
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Fürdie mit* bezeichnetenZöglingewirdeinjährlicher Pensions - Zuschuss von 12bis 60Thlr. gezahlt.
20
Beilage B.
Im Laufe des J a h r e s 1869 sind in der B linden-Unterrichtsanstalt g e f e r t i g t :
1. An Seilerwaaren :
161 Pfunde Bindfaden, 169 Pfunde M arlein, 1924 Sielenstränge, 2895 K uhstricke, 615 Zaumstricke, 24 Jagleinen, 3 Paar Heuleinen, 127 P aar Kreuz
leinen, 114 W äscheleinen, 12 Zäuderleinen, 1 andere Leine, 1 Schnur, 60 E llen G urten, 50 Pfunde Schuhmacher - Hanf, 1 Tau reparirt, 1600 Pfunde Schw eine
haare gezupft.
2. An Rohrflechtarbeiten:
473 R ohrsitze, 1 Sophaklopfer reparirt, 1 Fussbänkchen.
3. An Korbwaaren:
71 D eck elk örb e, 33 runde und 15 viereckige H olzkörbe, 1 Wäschekorb, 3 B lum enkörbe, 3 Paar U ntersetzteller, 9 S ch lü sselk örb e, 17 Körbe reparirt.
4. An Strohflechtarbeiten:
94’/2 []F uss Strohdecken, 1 Fussbänkchen mit S troh ein lage, 4G0 Klafter Strohzöpfe und 521 Klafter Binsenzöpfe geflochten.
ö. An Eggenarbeiten:
144V4 []E llen E ggendecken, 11 Paar Eggenschuhe.
6. An ändern weiblichen Handarbeiten:
63 Paar neue baum wollene Strümpfe, 35 Paar neue baum wollene Socken, 49 Paar Socken und Strümpfe angestrickt, 15 Paar neue w ollene Strümpfe, 69 Paar neue w ollen e S o ck en , 2 gestrickte A rbeitskörbchen, 3 W äschebeutel, 4 baumwollene K opfnetze, 8 baumwollene K opftücher, 3 w ollene Kopftücher, 4 Taillentücher, 4 Paar gestrickte Strumpfbänder, 1 gestricktes baumwollenes Tischdeckchen, 6 Shawls, 11 Tall Heede Garn und 9 Tall flachsen Garn g e sponnen, 11 Gebinde Zwirn, 4 w ollen e U n terröcke, 12 Handtücher besäumt, 26 Hemden genäht, 1 Tuch besäumt.
21
D ie gesammte Einnahme für gefertigte Arbeiten
beträgt pro 1869 . . . . . 1207 thlr. — sgr. 11 pf.
Der Werth der Ende 1868 vorhanden gew esenen Materialien u. Fabrikate betrug 1186 thlr. 28 sgr. 8 pf.
Ende 1869 verblieb ein Bestand a) an Material im
Werthe von 451 thlr. 5 sgr. 1 pf.
b) an F a brikaten im
W erthe von 748 n 14 „ 4 „______
Summa 1199 thlr. 19 sgr. 5 pf.
also pro 1869 mehr 12 n 20 r 9 , mithin Summa pro 1869 1279 thlr. 21 sgr. 8 pf.
Für Arbeitsmaterial sind ausgegeben 1143 V 14 n 1 * E s ist also ein U eberschuss verblieben von 136 thlr. 7 sgr. 7 pf.
Hiervon sind den Zöglingen an Prämien gezahlt 92 r> 3 » 9 * D er Reinertrag für die Arbeiten im Jahre 1869
ft daher . . . . . . 44 thlr. 3 sgr. 10 pf.
und zwar:
a) von den Seilerarb eiten 4 thlr. 11 sgr. 3 pf.
b) von den Rohrflecht-
arbeiten . . . . 21 „ 18 » ^ n
<0 von den Korbwaaren 6 „ 28 » 3 „ d) von den Eggenarbeiten 4 „ 9 * H » e) von den w eiblichen
Arbeiten . . . . 15 „ 15 » 5 „
Summa 52 thlr. 23 sgr. 5 pf.
D agegen die Mindereinnahmen
gegen den notirten W erth . . . 8 » 19 „ 7 „
Mithin ein Reinertrag wie o b e n ...44 thlr. 3 sgr. 10 pt.
In den Sparkassenbüchern sämmtlieher Zöglinge waren am Reohnungs- schlu sse des Jahres 1869 an Prämien 132 Thlr. 19 Sgr. 8 P f
B e ila g e C.
Rechnnngs - Gxtract.
22
Die V e re in s -R e c h n u n g pro 1869 weist nach:
A. H aupt'Fonds.
An Einnahmen.
Tit. Thlr. Sgr. Pf.
I. Vom Grund - Eigenthum . . . . . 481 7 6
II. A n Zinsen von Kapitalien . . . . . 40 21 3
III. An Zuschüssen . . . . . . 8223 18 —
IV. A n Jahresbeiträgen und Geschenken 2901 3 6
V. A n K ollekten - Geldern . . . . . 1233 19 —
VI. An Verm ächtnissen . . . . . 112 ____ .—
VII. A n K ost- und Lehrgeld . . . . . 194 24 —
VIII. Für verkaufte Fabrikate . . . . . 1267 — 11
IX. An eingegangenen Kapitalien . . . . 2500 — —
X . A n realisirten Sparkassen - Einlagen 65 29 10
XI. Insgemein . . . . . . . 15918 11 10
Summa currente Verwaltung 32938 15 10 Dazu R est - Verwaltung 29 — 8
Summa 32967 16 6
An Ausgaben.
Tit. Thlr. Sgr. Pf.
I. A n V erw altungskosten . . . . . 212 28 7
II. A n Besoldungen und Remunerationen 2183 15 —
III. An V erpflegungskosten . . . . . 2443 4 8
IV. A n Bekleidungskosten . . . . . 579 23 ____
V. Zu Lehrmitteln, Maschinen und deren Unterhaltung 430 ____ —
VI. Zur Unterhaltung des Inventariums 2014 25 3
VII. Ausgabe für die Arbeits-K asse . . . . 1461 5 2
VIII. Zur Heitzung und Beleuchtung . 688 25 8
IX. Zu Bauten etc. (incl. 4708 Thlr. 18 Sgr. 9 Pf. für den
Neubau) . . . . . . . 8505 21 4
X . A u f neubelegte Kapitalien . . . . . — — —
XI. Insgemein . . . . . . . 13372 3 9
Summa currente Verw altung 31892 2 5 D azu R estverw altung — — _
Summa 31892 2 5
D ie Einnahme beträgt 32967 16 6 Mithin Bestand 1075 14 1
n
B. Ilnterstützungs- Fouds für entlassene Zöglinge»
An Einnahmen.
Tit. Thlr. Sgr. Pf.
I. Bestand . . . . 207 8 6
II. Reste . . . . — — —
III. D efecte . . . . — — —
IV. Zinsen von Käpitaliicn 406 7 6
V. An «ingezogenen K apitalien 1500 — —
VI. A n Beiträgen und G eschenken 152 — —
VII. Insgemein . 45 28 8
Summa 2311 14 8
An
Tit.
Ausgaben.
Thlr. Sgr. Pf.
I, R echnungs- Vergütungen • . • • 11 15 6
II. Unterstützungen • • 187 20 9
III. A u f neubelegte K apitalien • • • • 2100 — —
IV. Insgemein . — — —
Summa 2299 6 3
D ie Einnahme beträgt 2311 14 8
Mithin Bestand 12 8 5
24
Hellage D*
Der preussische Provinzial-V erein für Bliuden-Unterricht hat seit seiner Gründung folgende Legate und Schenkungen
erhalten:
1. V on dem verstorbenen Kaufmann H e 1 I b a r d t in Brauus-
berg im Jahre 1853 . . . • . 2 5 Thlr. — Sgr.
2. Von der verw ittw eten Frau Stadtrath S o k o n o w s k i
geb. M ü l l e r im Jahre 1853 . . . . 100 „ — „ 3. V on der verw ittw eten Frau Gymnasial - Direktor H a
m a n n im Jahre 1857 gezahlt . . . 33 „ — „ 4. Von dem im Sommer 1853 verstorbenen C hef eines
hiesigen Handlungshauses . . . . . 1000 „ — *
5. Von einem ungenannt sein W ollenden im Juni 1854
einen Staats-Schuldschein No. 123,503 Littr. F. über . 100 „ — „ 6. Von den A ltsitzer M a s s a l s k i ’schen E heleu ten aus
Kahlberg, Kr. Heydekrug, laut Testam ent vom Jahre 1853 5 , 2 , 7. Von der W ittwe E n n u s z e J o d e x n u s , geb. K o s -
s e i t , zu Akminge im Juli 1857 . . . 5 „ — , 8. Von dem hierselbst im Jahre 1857 verstorbenen Ober-
Amtmann B r ü c k . . . • . . 500 „ — ,
9. Von der verw ittw eten Frau E l e o n o r e D o r o t h e a
L e m k e , geb. M ü n z e r , vom Jahre 1858 ab jährlich . 2 „ — „ 10. Von dem Kaufmann und R ittergutsbesitzer J u l i u s
S c h ö n l a n k hier laut Testam ent vom 8. N ovem ber
1855 . . . . . . . 500 „ — „
11. Von dem Geheimen Regierungsrath und P rofessor Dr.
L o b e c k eine K önigsberger Stad t-O bligation über . 1000 „ — „ von w elch er die Zinsen erst nach dem T od e der
L o b e c k ’schen Eheleute der A nstalt zufallen so l
le n , dem Vereins - Vorstande am 21. Januar 1860 übergeben.
12. Von dem hierselbst im Jahre 1860 verstorbenen Fräu
lein A n n a H u n d r i e s e r . . . . . 100 * — * 13. Von der verw ittw eten Frau R ittm eister K ö h n v. J a s k i
zu Gnadenfrei in Schlesien einen K urhessischen P rä
m ienschein von . . . . . 25 Gulden,
imMai 1861, w ovon eine Hälfte der B linden-U nterrichts- A n stalt, die andere Hälfte der Köhn von Jas,ki’schen Fam ilien-Stiftung gehören soll.
14. Von der im November 1861 hierselbst verstorbenen Bäckermeisterfrau S c h w a r z , geb. E b e r h a r d t , mit dem W u n sche, dass etwaige blinde V erw andte von ihr vorzu gsw eise bei der Aufnahme berücksichtigt w erden
m öchten . . . . . . . 100 Thlr.
15. Von dem im März 1852 hierselbst verstorbenen Kauf
mann D a v i d M i c h e l l y . . . . . 100 „
25
16. V on dem im Juli 1862 hierselbst verstorbenen Partiku
lier C a r l F r i e d r i c h H e i n . . • . 5 0 I h lr . 17. Von dem im D ezem ber 1862 hierselbst verstorbenen
Kaufmann L e v i n B ö r n s t e i n . . • • 100 „ 18. Von dem am 6. Juli 1864 hierselbst verstorbenen Parti
kulier H e i n r i c h E d u a r d C a l i x . • • 1500 „ 19. Von dem verstorbenen Mälzenbräuer L a c k n e r . 50 „ 20. Von dem verstorbenen R entier L e v i n A b r a h a m
B e c k e r . . . • • • • °00 „
21. Von dem verstorbenen Kaufmann C. F. A p p e l b a u m 50 „ 22. Von dem verstorbenen Partikulier R o b e r t D i e t r i c h 500 „ 23. Von dem Partikulier K e y l e r zu Königsberg einen
O stpreussisch en Pfandbrief über . . . . 100 „ 24. V on den Erben des verstorbenen Partikulier L. H e y
m a n n . . . . • • 25 „
25. V on dem Stadtrath S a m u e l S i m o n . . . 500 „ 26. Von Frau C a r o l i n e S c h n i g g e n b u r g , geb. T h o m a s ,
von hier unter dem Vorbehalte des Z insengenusses . 500 „ 27. Von Frau Geheime Regierungsrath v o n E r u e s t , geb.
v o n R e i c h e n b a c h . . . • • 25 „ 28. Von dem Färbermeister F e r d i n a n d Z a n s i n g e r in
Tilsit . . • • • • 10
29. Von Frau H e i n r i e t t e T o b i a s . . • . 100 „
26
Kirchen - Kollekten.
Der Provinzialverein für B lindenunterricht erhielt im Jahre 1869 durch Kirchen - K o lle k te n :
I. Aus dem Bisthum Ermeland.
Dekanat Allenstein 9 Thlr. 17 Sgr. —
Braunsberg . 33 J5 14
7) Danzig . 6 JJ 24 l 5
Dirschau 1 n 15
Elbing . 7 yf 26
„_
Guttstadt . 23 23 1
7 H eilsberg 15 7) 17 4
Ti Königsberg 2 7) 12 5
„ Marienburg 6 6
T) Mehlsack . 53 7) 23
7i Memel 1 7> 7 ” 6
„ N euteich 6 5 » 5
R össel 9 — » 8
7) Seeburg . 18 » 10 » 7
Stuhm 7 7) — 7)
II. Aus dem Bisthum Culm.
Dekanat L essen . . . . — Thlr, 21 Sgr. 11 Pf.
Sehw etz . . . . 6 „ 27 3 „
III. Aus dem Bisthum Gnesen.
D ek a n a t Dt. Crone . . . . 8 Thlr.
IV. Aus der evangelischen Landeskirche.
Superintendentur Angerburg . 11 Thlr. 15 Sgr. 4 Pf.
Conitz . 13 7) 11 4 7)
Culm - Graudenz • 18 Tf 28 10 »
Dt. Crone . 18 n — » — n
» D an zig, Stadt . 28 11 2 7i
D an zig, Nehrung 2 7) 25 7) 6 n
D a n zig , W erder . 10 7) 25 7) 11 Ti
!*J Darkehmen . 17 » 3 7> 7 Ti
Elbing . . 27 7! 20 Ti 1 Tf
ff
Pr. Eylau . 34 7) 3 n 7 7>F latow 7 7) 2 99 1 7i
Fischhausen . 29 7) 15 7)
—
7)7» Friedland . 38 7) 25 7) 4 7)
27
Superintendentur Goldapp . . . . 12 Thlr. 10 Sgr. 6
„ Gumbinnen . . . . 23 ,, —
„ Gerdauen . . . . 18 „ 25 » 1
n H eyd ek ru g-R u ss . : 35 » 1 „ —
,, H eilsberg . . . . 36 »
2
,i 8„ H eiligenbeil . . . . 31 » 21 „ 9
„ Pr. H olland . . . . 30 „ 19 2
„ Insterburg . . . . 20 „ — ii
,, Johannisburg . . . . 16 „ 6 „ 1
„ K önigsb erg, Dom 46 „ 16 i i 1
,, ,, Kgl. Schloss - lnspektion 46 v
13
ii 2,, L ötzen . . . . 11 „ 28 n 6
,, Labiau . . . . 30 >» 14 }> ^
,, Lyck . . . . . 1* >i 13 „ —
,, Marienburg . . . . 29 » 14 n 6
„ Marggrabowa 13 „ 19 „ 10
„ Memel . . . . 29 2 •> 5
» Mohrungen . . . . 39 » 22 ,i 11
,, Neidenburg . . . . 17 1 n 9
,, N eustadt-C arthaus 16 n 4 51 4
,, Niederung . . . . 20 » 5 „ 10
„ Orteisburg . . . . 21 » 2 ii 4
,, Osterode . . . . 25 „ 20 ii 5
,, P illk a llen . . . . 20 „ 11
,, Pranst . . . . 15 1
,, Rastenburg . . . . 22 „ 27 ii 1
„ Ragnit . . . . 24 „ — ii 9
„ Rosenberg . . . . 25 „ 16 n 4
,, Sensburg . . . . 10 „ 24 ii 4
„ Schaaken . . . . 13 ,, 16 n 6
,, S ch w etz . . . . 10 n 21 ., 9
„ Strassburg . . . . 16 n 7 i i 9
,, Stallupönen . . . . 8 i, 4 n i o
„ W ehlau . . . . 21 ii 23 1, 11
Französisch - reformirte Kirche zu Königsberg . — „ 15
Reformirte K irche zu Insterburg 1 i i 6
,, Inspektion T ilsit . . . . 10 ,, 6 i i 11
Durch die Regierungs-H aupt-K asse Marienwerder ohne
Angabe der einzelnen Superintendenturen . 49 „ 19 » 1
Hierbei erlauben wir uns die Herren Geistlichen ganz ergebenst zu ersuchen, zur V erm eidung von Rückfragen bei Einsendung von K ollektengeldern, d ie D e k a n a t s - r e s p . S u p er i 111 e n de nt ur - B e z i r k e gefälligst g e n a u bezeichnen zu wollen.
28
Verzeichniss
derjenigen
P e r s o n e n und B e h ö r d e n ,
von welchen für das Kalenderjahr l8f)9 bis zum Schlüsse desselben Beiträge gezahlt sind.
B ei der U nleserlichkeit einzelner Handschriften wird gebeten, etwaige unrichtige Angaben der Namen zu entschuldigen.
I. Regierungsbezirk Königsberg.
1. Kreis Allenstein.
Durch die K äm m erci-Kasse A llenstein 5 thlr.
Von Herrn M ühlenbesitzer C iecierski in W artenburg 1 thlr.
„ „ Bürgermeister Gajewski dito 1 thlr.
„ , Wölki in Schilla i thlr.
„ „ Schiedsm ann Dromtra 4 thlr. 5 sgr.
„ Frau Rittergutsbesitzer v. Kaminsky-Ganglau 1 thlr.
2. Kreis Braunsberg.
Durch den Magistrat in Braunsberg und zw ar von den Herren:
Kommerzienrath Ferd. Kuckein 5 thlr.
Gutsbesitzer Th. Kuckein 1 thlr.
Buchdruckereibesitzer Heyne 15 sgr.
Professor Thiel 1 thlr.
Gymnasial-Direktor Braun 15 sgr.
Professor M enzel 1 thlr.
Kaufmann Angrick 15 sgr.
Konditor-W ittwe Frank 1 thlr.
A potheker Sinogow itz 10 sgr.
„ Hillenberg 15 sgr.
W ittw e Hellbarth 15 sgr.
Kaufmann Pfaul 15 sgr.
Hauptmanns-W ittwe B elian 1 thlr.
Kämmerei-Kasse 10 thlr.
Von Herrn Apotheker Fahrenholz in M ehlsack 1 thlr.
„ „ Mühlenbesitzer Zarnikow, Kl. A m tsm ühle 1 thlr.