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Bank-Archiv. Zeitschrift für Bank- und Börsenwesen, 1929.05.01 nr 15

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B A N K - A R C H I V

________ Zeitschrift für Bank- und Börsenwesen

X X V m . Jahrgang. B erlin , 1. M ai 1929. Nm m ner 15

I n h a l t s - V e r z e i c h n i s . Machtkämpfe um die Aktiengesellschaft und das Steuerrecht.

Von Professor Dr. F 1 e c h t h e i m , Berlin.

Aufgeld bei Kapitalerhöhungen?

Von Dr. A r n o l d F r e s e , Köln.

Der Streit um die gesetzliche Priorität des Meliorations­

kredites.

____ V °n Dr- jur., phil. et. rer. pol. B a r o c k a , Berlin.

Tresorgeschäfte.

Von Rechtsanwalt Dr. G e o r g O p i t z , Berlin.

Steuerliche Behandlung von Effektengewinnen, Bewertung der Nostrobestände in der Steuerbilanz.

Von Bankprokurist F. M a i n z , Berlin.

Gerichtliche Entscheidungen.

Bücherbesprechungen.

Zu Wilhelm Kahls 80. Geburtstag.

Machtkäm pfe um die Aktiengesellschaft und das Steuerrecht.

V o n P rofessor D r, Flechtheim, B e rlin .

t t P er Keichsfinanzhof, V I. Senat, hat durch eit U rte il vom 16. Januar 1929 (abgedr. in „S teuer unc W irts c h a ft“ 29 N r. 350 Sp. 644 ff.) einen interessantei Beitrag^ zu obigem Thema geliefert. Der Entschei düng lie g t folgender Tatbestand zugrunde: De:

D ire k to r einer A ktiengesellschaft m it einem A k tie n nVon M illio n e n R M w a r selbst mi 000 R M A k tie n an dieser b e te ilig t. Es hatte nui ein einem K onkurrenzunternehm en nahestehende:

7^0*0/ ^ ebl A k tie n p a k e t im N ennw ert voi

t,0 , M ,,zur Erlangung von E influß auf dies«

Gesellschaft erw orben". D er D ire k to r befürchtete aus diesem Einfluß N achteile fü r seine Gesellschaft

\Y/ * 1M °]ß edessen diese A k tie n , deren w irklich e : er nach A nsicht des Reichsfinanzhofs auf 90 pCt. zu gemessen w ar, zum Kurse von 150 pCt. erworben. V or diesem Betrage w urden 750 000 R M , also der Nenn V'ie r* M • Kaufpreis, der M ehrbetrag von 375 000 RM a s ,.M ajoritätsgebühr" bezeichnet. D er gesamte Be- r ag w ar in 10 Jahresraten zu zahlen. D er Aufsichts-

t v i ?r Gesellschaft beschloß nun, die Bezüge des D ire k to rs um jährlich 35 000 R M zu erhöhen, und .Zahlung solange erfolgen, bis die N u a K M M ajoritätsgebühr abgetragen sein würden, i e ^ es D ire k to rs hat von vornherein die , astenden, diesen U eberpreis auf die A k tie n - n „ T,e ^ C ia ft..,zu, . übernehm en- Das Finanzam t w ollte c Iese jäh rlich e Zahlung von 35 000 R M als ein- n euerpflich tige n Gehaltsbezug behandeln.

diese 35 0 o f R M b e f d i m SD - V k t SUCH abgelehnV w f d x , , dem D ire k to r nur einen durch- d^e ^ t e n -bild ete n ’ D er Reichsfinanzhof hat

p l S u fä Ung Insowe,it bestätigt. A b e r er hat die ng „aus anderen G ründen“ aufgehoben und zur w eiteren Prüfung an die V orinstanz zurück- - notw e n dis' * * * • w ö rt- f u " D} e L mge V^ r deiii A n k auf der A k tie n w ar folgende: Das G ru n d ka p ita l der Gesellschaft w ar 2,1 M illio n e n . Das an einem K o n k u r ­ r e n z w e r k e beteiligte K onsortium übte auf G rund eines A ktienbesitzes von 750 000 RM

N ennw ert einen n a c h t e i l i g e n E i n f l u ß a u f d i e G e s c h ä f t s f ü h r u n g aus. Der m it 378 000 R M beteiligte D ire k to r h ie lt es für nützlich, diesen Einfluß zu beseitigen, und z w a r i m I n t e r e s s e a l l e r a n d e r e n A k t i o n ä r e . Es kann dahingestellt bleiben, in w ie w e it er bei dem A n k a u f der A k tie n als B eauftragter oder als G eschäftsführer ohne A u ftra g handelte. Jedenfalls konnte er als Ge­

schäftsführer der Gesellschaft nur insow eit an­

gesehen werden, als er der Gesellschaft eine Befreiung von bereits bestehenden V e rp flic h ­ tungen verschaffte. N u r insow eit erlangte die Gesellschaft auf seine Kosten einen Vermögens­

v o rte il und hatte ihm diesen zu vergüten. So­

w e it er jedoch einen Betrag dafür zahlte, daß das K onsortium ihm nicht einige A k tie n , sondern ein ganzes P aket überließ, das dem K onsortium einen Einfluß auf die Geschäftsführung und auf die Besetzung der A ufsichtsratsstellen gesichert hatte, hat er tatsächlich n ur das A k tie n p a k e t bezahlt, und wenn ihm dies den gezahlten K a u f­

preis n ich t w e rt w ar, w e il er es n ich t so aus­

nützen konnte oder w ollte , w ie das Konsortium , w a r e s n i c h t S a c h e d e r A k t i e n ­ g e s e l l s c h a f t , ihm den M in d e rw e rt zu v e r­

güten, s o n d e r n h ö c h s t e n s S a c h e d e r A k t i o n ä r e . Die A ktiengesellschaft ist nicht Schuldner ih re r A k tio n ä re , so daß man etw a sagen könnte, die A ktiengesellschaft sei im vorliegenden F alle insofern bereichert, als eine fü r sie lästige Forderung durch eine w eniger lästige ersetzt sei. Die A k tio n ä re sind vielm ehr Beherrscher der Aktiengesellschaft, diese selbst ist, anders als z. B. die Stiftung, n i c h t n u r R e c h t s s u b j e k t , sondern auch R echtsobjekt; als R echtssubjekt hat sie aktives und passives Vermögen, a l s R e c h t s ­ o b j e k t g e h ö r t s i e a l s e i n e i n h e i t ­ l i c h e r G e g e n s t a n d d e r G e s a m t h e i t i h r e r A k t i o n ä r e , die ih r Vermögen v e r­

mindern, sie sogar ganz beseitigen dürfen und nur die gesetzlich vorgeschriebenen Rücksichten auf etwaige G läubiger der Gesellschaft zu nehmen haben. Das Bestehen dieser H e rr­

schaftsrechte der A k tio n ä re b erührt das V e r­

mögen der Gesellschaft als eines Rechtssub-

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266 F l e c h t h e i m , Machtkämpfe um die Aktiengesellschaft und das Steuerrecht.

jekts n ich t; w o llte man es berücksichtigen, so hätte keine G esellschaft ein positives R ein ver­

mögen. Deshalb w ird auch das Vermögen der Gesellschaft durch Aenderungen in den B e te ili­

gungen der einzelnen A k tio n ä re nicht berührt.

W enn sie an einen A k t i o n ä r Vergütungen m i t R ü c k s i c h t a u f d i e V o r n a h m e s..° ^ C} 1 e r R e c h t s ä n d e r u n g e n zahlt, so läßt sich das v o m S t a n d p u n k t d e r V e r ­ w a l t u n g d e s i h r g e h ö r i g e n V e r ­ m ö g e n s n i c h t r e c h t f e r t i g e n , da dieses lediglich ve rm in d ert w ird, ohne daß ihm ein Gegenwert zufließt. W enn die A k tio n ä re eine derartige Vergütung beschließen, so handeln sie n ich t als oberstes Organ der ju ri­

stischen Person, sondern als Beherrscher der Gesellschaft in der Erwägung, daß die V erände­

rung in der Beteiligung ihre H errschaftsrechte insofern w e rtv o lle r gemacht hat, als sie ihnen eine bessere Ausnutzung der Gesellschaft e r­

m öglicht, W ird jedoch das Vermögen einer A ktiengesellschaft zugunsten eines A k tio n ä rs verm indert, so lie g t jedenfalls dann eine D i v i ­ d e n d e n a u s s c h ü t t u n g vor, wenn die dem A k tio n ä r gehörigen A k tie n re c h te in ihrem Wesen unberührt bleiben, d, h. wenn dieser nach w ie v o r in gleicher W eise an der G esell­

schaft b ete ilig t ist. Es le u chte t auch ein, daß es n i c h t f ü r z u l ä s s i g angesehen werden kann, daß eine A k t i e n g e s e l l s c h a f t d i e K o s t e n v o n K ä m p f e n d e r A k t i o - n ä r e u m d i e B e h e r r s c h u n g d e r G e ­ s e l l s c h a f t t r ä g t und infolgedessen V e r­

mögensminderungen e rfäh rt, ohne d a ß f ü r i h r e A k t i o n ä r e K a p i t a l e i n - k o m m e n e n t s t e h t . Da die Vorinstanz die S teu e rpflicht u nte r diesem G esichtspunkt n ich t geprüft hat, w a r die angefochtene E n t­

scheidung aufzuheben und die nicht spruchreife Sache an die V orinstanz zurückzuverw eisen.“

Ich muß gestehen, daß ich bei der ersten L e k ­ türe dieses U rte ils zunächst das G efühl einer außer­

ordentlichen V erblüffung hatte. Das zw eite Gefühl w a r ein h eftig er W iderspruch gegen diese E ntschei­

dung, die m einer A n s ic h t nach sachlich u n b illig und m der Begründung höchst angreifbar ist. D ie E n t­

scheidung w ird vom Senatspräs. Dr. B e c k e r in

„S te u e r und W irts c h a ft“ 29 Sp. 415 ff. zustimmend besprochen.

Es is t n ich t ganz leicht, den zum T e il n ich t sonderlich kla re n Gedankengängen des R eichsfinanz­

hofs zu folgen. E r h ä lt ein steuerpflichtiges E i n ­ k o m m e n a u s K a p i t a l v e r m ö g e n im Sinne des § 37 EinkStGes. fü r gegeben oder doch fü r mög- 1C i , ^ e.c k e .r mein t, die Entscheidung zeige,

„w elche eigentüm lichen G estaltungen die E in kün fte aus K apitalverm ögen annehmen können“ . Da eine offene D ividendenverteilung n ich t in Frage kom m t, kann es sich nur um einen A nw endungsfall des § 37 Abs. 2 N r. 1 handeln, wonach als E in kün fte aus K apitalverm ögen auch besondere E ntgelte und V o r­

te ile gelten, die neben K a p ita le rträ g e n der in § 37 Abs. 1 genannten A r t oder an deren Stelle gew ährt werden. Diese Bestim mung soll Umgehungs­

geschäfte verhindern. Sie w ill kla rste lle n, „daß auch in eine verschleierte Form eingekleidete E rträge steu e rp flich tig sind" (RFH. Bd. 4 S. 228). Es muß

sich aber um „E n tg e lte oder V o rte ile handeln, die sich als Gegenleistung fü r die Ueberlassung der N u t z u n g eines K ap ita ls darstellen“ (S t r u t z , EinkStGes. § 37 A nm . 40). Es sollen also die 35 000 M , die der D ire k to r jä h rlich erhält, ein E rtrag sein, der ihm aus seinem A ktie n b e s itz als Gegen- eifpUn^ c^ e Nutzung seines eingelegten K apitals zufließt, ohne daß die Substanz seiner Beteiligung dadurch b erüh rt w ird. D er Reichsfinanzhof erkennt an, daß der w irk lic h e W e rt der A k tie n n ur 90 pCt.

betrug, daß also der D ire k to r mindestens den Betrag von 375 000 R M über den W e rt der A k tie n hinaus bezahlt hat, um diese den Händen des der K on ku rre n z nahestehenden Konsortium s zu ent­

winden. D ie Uebernahm e dieses Betrages durch die Gesellschaft bedeute, daß dieser V erlu st von dem D ire k to r auf die G esellschaft übernommen w ird . Die

^ ransaFtion sei aber fü r die A ktie n g e se ll­

schaft selbst ohne Interesse. Den Nutzen davon hätten nur die A k tio n ä re , insbesondere der D ire k to r.

,° k o n s tru ie rt der Reichsfinanzhof eine steuerpflich­

tige Dividendenausschüttung.

D er Reichsfinanzhof läßt m it R echt die Frage dahingestellt, ob der D ire k to r bei dem A n k a u f der A k tie n als B eauftragter der G esellschaft gehandelt hat oder nur als auftragsloser Geschäftsführer. Dann w a r es aber auch müßig, zu prüfen, ob e r im letzteren F a ll das Geschäft abschließen durfte, und ob die G esellschaft dadurch auf seine K osten einen Verm ögensvorteil erlangt hat. Entscheidend ist, daß tatsächlich der A ufsich tsra t beschlossen hat, ihm die 375 000 R M zu ersetzen. D er Reichsfinanzhof zieht ja n ich t in Z w eifel, daß hierdurch der D ire k to r eine fa ltig e R °r derung auf Zahlung von jä h rlich 35 000 RM erlangt hat. Denn sonst w ürde ja die ö te u e rp flic h t ohnehin entfallen. Nach bürger­

lichem Recht, w ie nach S teuerrecht lie g t der F a ll ebenso, als wenn der A ufs ic h ts ra t v o r Abschluß des Geschäfts beschlossen hätte, dem D ire k to r das dem K onsortium zu bew illigende A gio zu ersetzen.

D ie A ktiengesellschaft hat also zw eifellos die Kosten des Geschäfts, wenigstens zum größten T e il, ge­

tragen. Eine andere Frage aber is t es, ob dieses eine Vermögensminderung bedeutet, fü r die es an einer Gegenleistung fehlt, und die andererseits dem D ire k to r zugute kom m t. H ie r setzen die ent­

scheidenden G esichtspunkte des U rte ils ein. Es unterscheidet sehr scharf zwischen den Interessen der Gesellschaft und denen der A k tio n ä re . Die Form ulierung is t n ic h t sehr glücklich. D e r Reichs­

finanzhof m eint, die A ktiengesellschaft sei n ich t nur Rechtssubjekt, sondern auch R echtsobjekt. „A ls R echtsobjekt gehört sie als ein e in h e itlich e r Gegen­

stand der G esam theit ih re r A k tio n ä re , die ihre V e r­

mögen verm indern, sie sogar ganz beseitigen dürfen und nui die vorgeschriebenen R ücksichten auf etwaige G läubiger der G esellschaft zu nehmen haben. ‘ Diese „H e rrsch a ftsre ch te " der A k tio n ä re sieht also der Reichsfinanzhof als „R echte an der A ktiengesellschaft an. Eine im m erhin auffallende und schwer zu begründende V orstellung! Das V e r­

mögen der A ktiengesellschaft werde durch Aende- rung in den Beteiligungen der einzelnen A k tio n ä re n ich t b erührt. Das ist insofern rich tig , als der Uebergang von A k tie n aus der einen Hand in die andere n i c h t u n m i t t e l b a r Aenderungen in dem Vermögen und der Bilanz der A .G . zu r Folge

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F l e c h t h e i m , Machtkämpfe um die Aktiengesellschaft und das Steuerrecht.

hat. Daraus schließt der Reichsfinanzhof w eiter, daß, wenn die Gesellschaft an einen A k tio n ä r V er- gutungen m it R ücksicht auf die Vornahme solcher Rechtsanderungen zahlt, hierdurch das Vermögen der Gesellschaft lediglich ve rm in d ert w ird, ohne daß r A T GegenWert 5U ilie ß t U nd w e ite rh in : „W en n

hn i T are eme ,d e ra rtige Vergütung beschließen, t i np sie m cht als oberstes Organ der ju- s eil sei n f t ■ Cj Son' s o f e r n als Beherrscher der Ge-

A P r R, f m1? der Erwägung, daß die Veränderung in w e rtv o ll 61lgUng ^ r e H errschaftsrechte insofern m it' keaiacht hat, als sie eine bessere A us- nutzung der Gesellschaft erm öglicht.“ Dieser Satz vur ,e w o id loh angeführt werden, w e il fast jedes or zum W iderspruch herausfordert. D er Reichs- i anz of m acht also den U nterschied, daß die tonare bei der Beschlußfassung in der G eneral­

versammlung bald „als oberstes O rgan“ , bald aber ,,a s oherrscher der G esellschaft" handeln. Eine eben- 0 neuei w ie unm ögliche A ntith e se! Die G eneral­

versammlung ist ja w ohl gerade deshalb das „oberste rgan der Gesellschaft, w e il die A k tio n ä re durch asübung ihres Stim m rechts, also durch Be- c, oßfassung, die H errschaft über die A ktien g ese ll- t? a il (ausäben. Es ist übrigens auffallend, daß der eic shnanzhof in den Entscheidungsgründen nur v - ei aer Beschlußfassung der A k tio n ä re spricht, wa rend nach dem Tatbestand die Vergütung n ich t V'°b t Generalversammlung, sondern vom A u f- S1C, beschlossen wurde. A b e r nehmen w ir ein- P a den F all, daß w irk lic h die Generalversam m lung eschlossen hätte, dem D ire k to r das den W e rt der len übersteigende A gio zu ersetzen. Ich sehe 0 eu?', warum die A k tio n ä re bei diesem Be-

l C a u a^s >.oberstes O rgan“ der Gesellschaft Handelten, sondern als deren „B eherrscher“ . E nt- i c eidend fü r den Reichsfinanzhof is t aber über­

haupt nicht die äußere Tatsache der Beschluß- A i ^ 11^ sondern die innere M o tivie ru ng . Die fmk 10naf e sollen näm lich die Vergütung beschlossen f f £n u'11?, der Erwägung, das die Beteiligung ihre nerrschaftsrechte insofern w e rtv o lle r gemacht hat, s sie ihnen eine bessere Ausnutzung der G esell- c a erm öglicht . Soll w irk lic h die Besteuerung abbängig gemacht werden, aus w elchen E r- ,Y^ Un^ n d*e A k tio n ä re einen Beschluß fassen?

i le 'T1 man das überhaupt feststellen? V o r allem l j Cr Ar,ai!cßan d*ese Erwägungen ja gar n ich t bei

a u” .. Fonären die gleichen zu sein. Es g ib t auch .• lonare’ . dle / ü r einen A n tra g der V erw a ltun g t/- f 1611’ °bae sich überhaupt über den Zw eck den w ii r r lv 11 ?irr orechen. A b e r es ist auch eine m erk-

rwagung, die der Reichsfinanzhof den von dpnl e n ^ Un*Drat<TßF D ie i.H errschaftsrechte“ , genanntem1 Feichsfinanzhof spricht, sind die so- das S t i m m 'w orw adungsrechte, also in erster Reihe von RechtrCC sind ein T e il des Kom plexes

A k t i? f 2, ‘ ,” U" d F 'lic h tc " ' ¡1 «km B egriff diejenigen ai * *st- N orm alerw eise machen s c h Ä . ! y i ” 81:' die das Vermögen der G esell­

t e r , l i f l SbeeS r t üT C„n 'n:aUCh T " V f r Schaft b e n a c h te ilig e n a u c l f ^ 6' A W die Gese ‘

A bpr pq ict . ¡ „ u o j o dUca die A k tie entw erten, besitz fü r don A k r ^ Unter Umständen ein A k tie n - a k vprh •1^k tl0 "m größeren W e rt haben kann, i L t p n i t i Smn ßlge A n te il am Gesellschafts- vermogen betragt. Das ist dann der F all, wenn der A k tio n ä r, der die M e h rh e it der A k tie n oder doch

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ein beträchtliches A k tie n p a k e t besitzt, den ihm hierdurch gew ährleisteten E influß dazu benutzt, fü r sich oder ein ihm nahestehendes Unternehm en S o n d e r v o r t e i l e auf K osten der Gesellschaft zu erzielen. D arin lag ja auch der M e h rw e rt, den die A k tie n in Händen des Konsortium s hatten. Die Konsorten suchten, w ie B e c k e r sich ausdrückt,

„ d i e G e s e l l s c h a f t i h r e m S o n d e r i n t e r ­ e s s e d i e n s t b a r z u m a c h e n “ . A b e r eine solche Ausnutzung der Gesellschaft ist doch nicht I n h a l t des A k tie n re c h ts oder des H errschafts­

rechts, sondern dessen M i ß b r a u c h , D ie re c h t­

lich befriedigende Lösung des K o n flik te s zwischen den Gesellsohaftsinteressen und den S onderinter­

essen des A ktio n ä rs ist zurzeit w o h l das schwierigste und w ichtigste Problem des A k tie n re c h ts sowohl de lege lata, w ie de lege ferenda. A b e r es ist w ohl noch niemand auf den Gedanken gekommen, daß die in dem A ktie n b e sitz liegende M ö g lich ke it, „d ie Gesellschaft auszunutzen“ , oder die in der V e r ­ stärkung des A ktienbesitzes liegende M ö g lich ke it, die Gesellschaft noch „besser auszunutzen“ , als eine W erterhöhung der H errschaftsrechte anzusehen, und diesen „ V o r te il“ , wenn er durch O pfer der G esell­

schaft herbeigeführt w ird, als steuerpflichtiges K apitaleinkom m en zu behandeln! W enn man das U rte il des Reichsfinanzhofs liest, sollte man glauben, daß die Ausübung der H errschaftsrechte zu einer

„besseren Ausnutzung der G esellschaft“ eine ebenso legale, w ie übliche M ethode sei. D urch den U eber- gang des A ktie n p a k e ts von einer in die andere Hand w erden n u r die „H errscha ftsre chte “ des E rw erbers w e rtv o lle r, n ich t die der anderen A k tio n ä re . Im Gegenteil, die freien A k tio n ä re w erden durch diese Vereinigung zw eier A k tie n p a k e te in der Regel sogar an E influß verlieren. Diese w erden also auch dann, wenn sie fü r die Vergütung stimmen, dabei n ich t die A b s ic h t haben, ihre H errschaftsrechte zu verstärken, um die Gesellschaft besser ausnutzen zu können.

D er Reichsfinanzhof äußert sich n ich t darüber, ob der D ire k to r gegebenenfalls fü r die ganzen 35 000 M einkom m ensteuerpflichtig is t oder nur im V erhältnis zu seinem A ktie n b e sitz. Folgerichtig is t w ohl die erstere Annahm e, da ja nur s e i n e H errschafts­

rechte durch den E rw erb der vo lle n A k tie n m a jo ritä t w e rtv o lle r geworden sind. D e r D ire k to r hat e r­

k lä rt, daß das gekaufte A k tie n p a k e t fü r ihn „den gezahlten K aufpreis n ich t w e rt war, w e i l e r e s n i c h t s o a u s n u t z e n k o n n t e o d e r w o l l t e , w i e d a s K o n s o r t i u m “ . D er Reichsfinanzhof hat die E rklärungen des Steuer­

p flich tige n als glaubhaft angesehen und seiner E n t­

scheidung zugrunde gelegt. A lso der D ire k to r hat das A k tie n p a k e t sehr w id e r seinen W ille n gekauft, nur um die G esellschaft v o r Schaden zu behüten!

Es lag ihm nichts ferne r als der Gedanke seinen A ktie n b e s itz zu S ondervorteilen auf K osten der Ge­

sellschaft auszunutzen. D urch solche Handlungs-

u n t f r r,als V orstandsm itglied sich nach

§ d , - l i si r afbar machen. Dennoch soll die M ö g l i c h k e i t , durch seine v e rstärkte n H e rr- schattsrechte „d ie G esellschaft besser ausnutzen zu können ein steuerbarer V o rte il sein! W ie würde der r all zu entscheiden sein, wenn der D ire k to r bis d a . überhaupt keine A k tie n , oder nur einen ganz geringfügigen Besitz gehabt hätte? W äre auch dann die Vergütung K apitaleinkom m en?

Nach alledem kann unmöglich die Besteuerung

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268 M e c h t h e i m , Machtkämpfe um die Aktiengesellschaft und das Steuerrecht.

dayon abhängig gemacht werden, in w elcher A b sich t die Vergütung beschlossen w orden ist. Das g ilt erst recht, wenn die Vergütung überhaupt n ich t von den A k tion ä re n, sondern, w ie es ja in W irk lic h k e it auch in dem streitigen F a ll w ar, durch den A ufsich tsra t b e w illig t wurde.

Die Entscheidung k u lm in ie rt in dem lapidaren, ganz allgem ein gehaltenen Satz: „E s leuchtet ein, daß es n ich t fü r zulässig angesehen w erden kann, daß eine A ktiengesellschaft die Kosten von Käm pfen der A k tio n ä re um die Beherrschung der Gesellschaft trä g t und infolgedessen Vermögensminderungen e r­

fährt, ohne daß fü r ih re A k tio n ä re K apitaleinkom m en entsteht. Es ist eine häufige Erscheinung, daß, wenn mehrere A ktion ä rg ru pp e n um die H errschaft über die Gesellschaft kämpfen, diese selbst die Leid- tragende ist. Daraus entsteht fü r ihre A k tio n ä re alles andere eher, als K apitaleinkom m en, Es leuchtet deshalb auch gar n ich t ein, weshalb, wenn die Gesellschaft bei solchen M ehrheitskäm pfen O pfer b rin gt, hierdurch fü r die A k tio n ä re steuerpflichtiges Einkom m en entstehen soll. A u f der anderen Seite w ird ja der G ew inn des g lücklichen P aketverkäufers, wenn er Kaufm ann ist, oder wenn ein Spekulations­

gewinn vorliegt, von der Einkom m ensteuer erfaßt.

Ich sehe n ich t ein, weshalb diejenigen besteuert w erden sollen, die doch in W irk lic h k e it bei der ganzen Sache die Geschädigten sind. M an nehme doch einm al den Fall, w ie er sich typisch zuträgt:

Ein gewerbsmäßiger A k tie n p a k e tk ä u fe r hat eine S perrm inderheit einer Gesellschaft zusammengekauft.

E r b ie te t je tzt das P aket der V erw a ltun g zu einem maßlos übersetzten Preise an m it der Drohung, es sonst an die K on ku rre n z zu verkaufen. D ie G esell­

schaft beißt in den sauren A p fe l und e rw irb t die A k tie n . D e r § 226 HGB. steht n ich t im Wege, w e il es sich n ich t um einen E rw e rb im regelmäßigen Ge­

schäftsbetrieb handelt. D ie Gesellschaft kann ja auch einen D ritte n oder ein K onsortium m it dem E rw erb fü r ihre Rechnung beauftragen. O der aber sie erm öglicht einem anderen den E rw erb des Paketes durch Vergütung des sachlich unbegründeten Agios. In jedem F a ll hat die Gesellschaft einen V erlu st in Höhe des Ueberpreises e rlitte n . A b e r ist das w irk lic h stets eine Vermögensminderung, der ke in G egenw ert gegenübersteht? D e r R eichsfinanz­

hof m eint, der Uebergang der A k tie n von einer Hand in die andere berühre n ich t das Vermögen der Ge­

sellschaft. Deshalb sei die Vergütung h ie rfü r nicht Sache der Gesellschaft, sondern höchstens der A k tio n ä re . D er Reichsfinanzhof sagt sogar, daß sich eine solche Vergütung vom S tandpunkt der V e rw a l­

tung n ich t re ch tfe rtig en lasse. D ieser V o rw u rf ist n ich t begründet. Es gibt gewiß Fälle, in denen der S tre it zwischen zw ei A ktio n ä rg ru p p e n um die H e rr­

schaft über die Gesellschaft fü r diese selbst ohne Interesse ist. Das is t dann der F a ll, wenn die H errschaft der einen Gruppe fü r die G esellschaft ebenso nützlich ist, w ie die der anderen oder, was le ic h t der F a ll ist, n ich t schädlicher als die der anderen. W enn in einem solchen F a ll die der­

zeitigen Beherrscher der G esellschaft deren M itte l in A nspruch nehmen, um ih re eigene Stellung zu be­

festigen, so is t das gewiß n ich t ein Handeln im In te r­

esse der Gesellschaft. Es kann den guten S itten w idersprechen und zum Schadensersatz verpflichten.

Doch selbst in einem solchen F a ll kann man nicht sagen, daß die ve rstä rkte M ö g lich ke it, die Gesell­

schaft zu mißbrauchen, einen V o rte il im Sinne des

§ 37 Abs. 2 N r. 1 darstellt, d. h, eine Gegenleistung fü r die Ueberlassung des K apitals. A b e r vie l häu­

fig er sind doch die Fälle, in denen die Gesellschaft selbst von den M achtkäm pfen auf das lebhafteste b erührt w ird. Das is t dann der F all, wenn ein E in- dringling seinen Einfluß auf die Geschäftsführung zum N achteil der G esellschaft ausübt oder ausüben w ill. D er schlimmste F a ll ist der, wenn der Groß­

a ktio n ä r seinen A ktie n b e s itz zum V o rte il eines K onkurrenzunternehm ens ausnutzt. E r zw ingt z. B.

die Geschäftsführung, ihre Rohstoffe von ihm oder einem ihm nahestehenden W e rk zu ungerechtfertigt hohen Preisen zu kaufen. Eine Gesellschaft lehnt es ab, einem K a rte ll beizutreten. Das K a rte ll oder ein K a rte llm itg lie d e rw irb t ein A k tie n p a k e t, um die Ge- Seilschaft zu zwingen, dem S yndikat m it einer Quote beizutreten, die die Geschäftsführung der Gesell­

schaft als zu niedrig ansieht. Das alles sind doch Gefahren, die n ich t n u r die A k tio n ä re , sondern in erster Reihe die A ktiengesellschaft selbst berühren.

D er Reichsfinanzhof sp rich t n ur von der V erm inde­

rung des Vermögens und denkt n ich t an die V e r­

m inderung der R e n ta b ilitä t. M . E. is t in einem derartigen F a ll die V erw altung der Gesellschaft n ich t n ur berechtigt, sondern v e rp flic h te t, die G efahr einer solchen fü r die G esellschaft schädlichen E in ­ flußnahme, auch u n te r Tragung von Opfern, ab­

zuwenden. D e r Reichsfinanzhof m eint, das O pfer des Ueberpreises zu bringen sei n ich t Sache der Gesellschaft, sondern der A k tio n ä re . A b e r w ie w ill man die einzelnen A k tio n ä re hierzu veranlassen?

E in er V erw altung, die nach dem Rezept des Reichs- 11?.^nz^10i s1 Hände in den Schoß legen würde, mußte vielm ehr m it R echt der V o rw u rf unve ra n t­

w o rtlic h e r Nachlässigkeit gemacht werden. So komme ich zu dem Ergebnis, daß in dem streitigen I'a ll sowohl der D ire k to r, w ie auch der A ufsich tsra t der G esellschaft kaufmännisch verständig und re ch t­

lich k o rre k t verfahren haben. D urch ih r Eingreifen haben sie die Gesellschaft v o r der G efahr schwerer Schädigung b ew ah rt und h ie rfü r konnte und mußte die G esellschaft die unverm eidlichen O pfer über­

nehmen. D urch dieses O pfer sind die A k tie n a lle r A k tio n ä re n ich t w e rtv o lle r geworden, sondern im G egenteil um den Betrag von insgesamt 375 000 M entw e rte t. A b e r sie sind, wenigstens nach A nsicht der v e ra n tw o rtlich e n Organe, v o r einer noch größeren E ntw ertung bew ahrt geblieben. D er D ire k to r selbst hat auf seinem A k tie n b e s itz den größten T e il des Opfers getragen. E r w ird schwer- h£h begreifen, daß das in W irk lic h k e it eine

„D ividendenausschüttung" w ar. Selbstverständlich wurde der F a ll w irts c h a ftlic h , m oralisch und steuer- re ch tlich w esentlich anders liegen, wenn der innere W e rt des A ktien p ake ts, w ie das Finanzam t be- hauptete, tatsächlich dem Kaufpreis von 750 000 R M T 375 000 R M = 150 pCt. des Nennwertes ent- sprochen hätte, und der D ire k to r und nunmehrige M ehrheitsbesitzer sich u n te r dem V orw and einer Vergütung fü r die von ihm übernommene M a jo ritä ts ­ gebühr eine jährliche Zulage von 35 000 M durch den A ufsich tsra t hätte bew illig e n lassen. A b e r der Reichsfinanzhof le h n t diese Annahm e ausdrücklich

(5)

F r e s e , Aufgeld bei Kapitalerhöhungen? 269 ab und s te llt fest, daß die A k tie n nur 90 pCt.

w e rt waren.

, , D * r Rad als E in zelfa ll hätte gewiß n ich t die ein­

gehende Behandlung verdient. A b e r ich finde, daß die Entscheidungsgrunde des Reichsfinanzhofs so- i- i m - c . ^ e r' Wie auch v o r allem in w irtsch a ft- WGgen ih re r grundsätzlichen Be- durrb l f ^ d i!hreS sy m Ptom atischen C harakters nicht durch S tillschw eigen g e b illig t werden dürfen.

sammoe u k f r .b n ?gt diese Entscheidung in Zu- r£f+“ enT * ng m it dem unter N r. 351 des gleichen

j es. teuer und W irts c h a ft" abgedruckten U rte il es gleichen Senats vom 11. Januar 1929. D re i TdrvPu11?? ''f aren die einzigen A k tio n ä re einer . ??~aR' Öie Gesellschaft überließ ihnen

e,* sni a^ 1$ E ffekten zum B uchw ert, deren K urs- vo r höher war. D ie D ifferenz w urde als

• 1 aierte Dividende angesehen. D arüber wäre j c p . souderes zu sagen. A b e r auch hie r operiert

j eJ. , nanzb° f m it den „H errschaftsrechten", r es “ udet sich d ort folgender Satz, den B e c k e r j a . unseren F a ll anw endet: „E tw a s ganz eres is t es, daß die A k tio n ä re infolge ih re r errschaftsstellung zur Gesellschaft beschließen

° nn?nj. deren Vermögen zu eigenen Gunsten zu / nin<r eri 1' W enn das geschieht, so lie g t nicht . f* em * e ftrag zwischen Gesellschaft und G esell- 3 e,r ” y o r> sondern l e d i g l i c h e i n R e c h t s - g e s c h ü f t d e r G e s e l l s c h a f t e r , das nach dp S<\ r SCfiaftsrecht die W irk u n g der Verm inderung i s ermögens der G esellschaft h at." B e c k e r ,

rU R cs wissen muß, in te rp re tie rt diesen Satz dahin, auf v e ra r^ g e einzelne oder auch alle A k tio n ä re

! • i . °js eJl der G esellschaft begünstigende Verträge 8 V e rtr,age zwischen G esellschaft und Gesell- 1 7 b . sond,ern u l s V e r t r ä g e d e r G e s e l l - v l Ü - . e r uber V erringerung des Gesellschafts- , ° k ~ n s Gunsten der G esellschafter oder ein- zelner G esellschafter aufzufassen sind". A lso wenn

l r ,ors^and der G esellschaft m it einem G esell­

schafter einen V e rtra g schließt, der diesen auf Kosten Ur-V. eSu! srcbaR begünstigt, so soll das steuerrecht- i f+1C j j . 6m V ertrag zwischen der A ktien g ese ll-

„ n + f j d iesem A k tio n ä r, sondern als ein V ertrag -r i en A k tio n ä re n angesehen werden. Das ist eine, ßanz w illk ü rlic h e F ik tio n , zumal dann, erb"?! ^ anderen A k tio n ä re von dem ganzen Ge- v p r« + L i1Ci tS c 1! 5611 und erfahren. A b e r v o r allem sä A aL i?atz £e£en die elem entarsten G rund- die b pi'rfS p Eenrechts, und insofern ergänzen sich D er V T e QE n t x C h e id u n g e n aI1erdings sehr bedeutsam, einer \Y/ . enaf springt m it unserem A k tie n re c h t in des A k tip 1Se li!? ’ d , ,w fr ahm ählich zw ei Systeme delsrechllipfieC a i ?rbaRen haben, näm lich das han- M an kann nicht ti lenrech t und das steuerrechtliche, e ne EMschei'H S,B! SSeTres tu n - a l-s den V I. Senat auf v e r w ä l n hl d“ g/ eS \ Senats vom 5. F ebruar 1929 W irts c h a ft" gej cben H e ft von „S teu e r und

« Die A k tie n, ab! ed ru c k t ist. D o rt heißt Vermögen De gCr^ sc1baf t i st ein verselbständigtes es neben H ., , ° ' u.ndus“ 12 des Handelsrechts, daß Inshesnnders l'n 's isd icn Person der Gesellschaft msbesonders auch keine G esam theit der Gesell-

Vehrm iöena d ’ ' f t Rechtssubjekt gibt, daß das Vermögen der G esellschaft e inheitlich is t und in allen seinen Bestandteilen der juristischen P e r s o n

gehört (vgl. RG. 63, 203— 207), g i l t a u c h f ü r d a s K ö r p e r s c h a f t s s t e u e r r e c h t , d a s d i e A k t i e n g e s e l l s c h a f t u n t e r Z u ­ g r u n d e l e g u n g d e s h a n d e l s r e c h t l i c h e n B e g r i f f s d e r B e s t e u e r u n g u n t e r w i r f t . “

Aufgeld bei Kapitalerhöhungen?

Von Dr. A rn o ld Frese, Köln.

Für eine mit Gewinn arbeitende Aktien-Gesellschaft gibt es drei Wege der Schaffung und Speisung offener Reserven:

1. Die Ueberweisung der 5proz. Zwangsquote des Reingewinns (§ 2621 HGB.),

2. Die freiwillige Zuführung weiterer Gewinnbeträge, 3. Die Ausgabe von Aktien mit Aufgeld (§ 2623 HGB.).

Der grundsätzliche Unterschied zwischen No. 1/2 einer­

seits und No. 3 andererseits besteht darin, daß die Reservenbildung dort aus den Mitteln und unausge- schütteten Gewinnen der Gesellschaft, hier aus der persön­

lichen lasche der Aktionäre erfolgt. In diesem letzteren Fall liegen die Dinge wieder verschieden, je nachdem ob es sich um neue oder alte Aktionäre handelt: Werden junge Aktien an Personen begeben, die nicht schon in ent­

sprechendem Umfang alte Aktien besitzen, so rechtfertigt sich das Verlangen nach einem Aufgeld dadurch, daß die neuen Aktionäre an den ohne ihr Zutun gebildeten, bereits vorhandenen Reserven pp. einen prozentualen Anteil er­

halten, und daß man den alten Aktionären, denen diese Reserven bisher gehören, nicht zumuten kann, daran Dritten gratis einen Anteil einzuräumen, — V le kommen aber in dem Regelfall die a l t e n Aktionäre, denen man junge Aktien anbietet bzw. von denen man eine weitere Kapitaleinzahlung verlangt, dazu, ihrer eigenen Gesell­

schaft über deren Kosten hinaus ein Aufgeld zu zahlen?

Der Gesetzgeber hat ein solches Verlangen offensichtlich als Ausnahme für einzelne Fälle betrachtet, bedarf es doch einer besonderen Satzungsbestimmung, um die Ueberpari- ausgabe überhaupt zulässig zu machen (§ 184 II HGB.) und eines Generalversammlungsbeschlusses über die Höhe des Aufgeldes (§ 278 I I I HGB.). Gewiß wird es solche Aus­

nahmefälle geben, in denen sich a u s g a n z b e ­ s o n d e r e n G r ü n d e n im übereinstimmenden Inter­

esse der Gesellschaft und ihrer Aktionäre für die von diesen zu übernehmenden neuen Aktien die Erhebung eines Aufgeldes rechtfertigt. Als solche besonderen Gründe sollten aber weder gelten können der Wunsch der Leitung des Unternehmens, in der nächsten Bilanz eine erhöhte Reserve ausweisen, noch ihr Stolz darauf, ein (möglichst hohes) Aufgeld erzielen zu können. Beides mag — auch menschlich — verständlich sein. Aber andererseits sind doch die Aktionäre nicht da­

zu da, der Leitung ihres Unternehmens deren oberste Aufgabe, es möglichst rentabel zu gestalten und zu führen, aus ihrer Tasche dahin zu erleichtern, daß auf das neue Kapital nicht mehr der Dividendensatz, sondern nur entsprechend weniger erwirtschaftet zu werden braucht:

Wenn, wie das letzthin vorgekommen ist, die Leitung eines Unternehmens auf die Aktien, die sie zu 150pCt. an ihre alten Aktionäre ausgab, 9 pCt. Dividende verteilt, — oder wenn sie, anders herum gesehen, von ihren Aktionären bei einem Dividendensatz von 9 pCt. ein Aufgeld von 50 pCt. ver­

langt, — braucht sie mit dem neuen Geld genau so nur (verteilbare) 6 pCt. zu erwirtschaften, wie ein Unter­

nehmen, welches bei 6 pCt. Dividende sein Kapital zu pari erhöht, — nur daß letzteres heutzutage meist ein vergeb­

licher Versuch sein würde.

Dieser Gedankengang mag nicht ganz im Einklang zu stehen scheinen mit Grundsätzen oder Gebräuchen, die

(6)

270 B a r o c k a , Der Streit um die gesetzliche Priorität des Meliorationskredites.

sich in Vorkriegszeiten mit starker privater Kapital­

bildung, niedrigem Zinsfuß und freudig verkündeter W irt­

schaftsblüte eingeführt hatten. Und das W ort „Ver­

wässerung ist so billig, so odiös und so irreführend!

Tatsächlich kann doch nur dann mit Recht vom „Wasser“

gesprochen werden, wenn einem Teil des Aktienkapitals in der Bilanz ein gegenwärtiges Aktivum gleichen Wertes nicht gegenübersteht, wie z. B, bei manchen common- shares amerikanischer Gründungen, bei Aktien, die gegen überwertetes Einbringen gewährt werden, bei den deutschen A ktien der letzten Inflationszeit usw. Und man sollte sich grundsätzlich hüten, von „Wasser" zu sprechen, wenn der volle Betrag des Nennwertes neuer Aktien in barem, vollwertigem Gelde in die Kasse der Gesellschaft fließt! Ein Unternehmen, welches bei 5 Millionen Mark Kapital mit 10 Millionen Mark (Aktienkurs 200 pCt.l be­

wertet wird, enthält künftig ebensowenig „Wasser“ , wenn es eine Kapitalerhöhung um 2 'A Millionen Mark zu 200 pCt., als wenn es eine solche um 5 Millionen M ark zu 100 pCt. (in Bar) durchführt; in beiden Fällen beläuft sich alsdann das Gesellschaftsvermögen auf 15 Millionen Mark, und es bleibt in beiden Fällen noch größer als der Nenn­

betrag des Kapitals; auch der einzelne Aktionär hat genau das gleiche neue Geld eingezahlt und besitzt den gleichen Anteil an dem Unternehmen, mag dieser durch nominal Mark 2000 Aktien im Kurswert von 150 pCt, oder durch nominal Mark 1500 Aktien im, Kurswert von 200 pCt. dar­

gestellt werden. Steuerlich macht es keinen Unterschied, ob die Gesellschaft 1 M illio n Mark als Dividende von 10 pCt. auf 10 Millionen Mark Kapital oder von 13^ pCt.

auf 7 Yz Millionen Mark Kapital verteilt.

Auch in Vorkriegszeiten mag die Forderung oder jedenfalls die Bemessung eines Aufgeldes bei Kapital- Erhöhungen häufig ihren Grund in dem — unausge- sprochenen — Wunsch der Leitung des Unternehmens ge­

habt haben, sich selbst die Verzinsung des neuen Kapitals zu erleichtern und gleichzeitig der Gesellschaft den An­

schein höherer Rentabilität zu geben. A b e r w o l i e g t h e u t z u t a g e d a s I n t e r e s s e — w i r t s c h a f t s ­ p o l i t i s c h w i e a u ß e n p o l i t i s c h — d a r a n , d a ß e i n e h ö h e r e a l s d i e t a t s ä c h l i c h e R e n t a ­ b i l i t ä t b e i i r g e n d e i n e r d e u t s c h e n A k t i e n ­ g e s e l l s c h a f t v o r g e t ä u s c h t w i r d ? U n d w i e k a n n m a n i n e i n e r Z e i t d e r g e s c h w u n ­ d e n e n m o b il'e n P r i v a t v e r m ö g e n v e r ­ l a n g e n , d a ß a u s d e r e n R e s t e n d i e R e ­ s e r v e n d e r A k t i e n g e s e l l s c h a f t e n a u f ­ g e f ü l l t w e r d e n ?

D er Streit um die gesetzliche Prio rität des Meliorationskredites1).

V o n D r. ju r., p h il. et rer. pol. B aro cka, B e rlin ,

Wenn auch das Problem der Meliorationskreditsiche­

rung durch das Problem der Meliorationskreditbeschaffung in der Nachkriegszeit stark in den Hintergrund getreten ist, so hat es neuerdings durch die Frage der finanz- und banktechnischen Auswertung der gesetzlichen Priorität des Meliorationskredites erneut große praktische Be­

deutung gewonnen.

Der Meliorationskredit nimmt, sofern es sich um ge­

nossenschaftlichen Meliorationskredit handelt2), in den

) W ie auch in diesem A r t ik e l e rw ä h n t w ird , le hn en die p riv a te n B an ken einsch lie ß lich d e r H y p o th e k e n b a n k e n im G egensatz zu dem V erfasser den V o rra n g des M e lio ra tio n s ­ k re d ite s v o r dein H y p o th e k a rk re d it als u n b e re c h tig t und den le tz te re n schw er be n a c h te ilig e n d ab. Es ersch eint g le ic h w o h l eine D iskussion über dieses Them a, in der V e rtre te r de r beiden M einu nge n zu W o rte kom m en sollen, im Interesse d e r Sache erw ün scht. (A nm . de r S c h riftle itu n g .)

2) In diesem A u fs a tz soll n u r die gesetzliche P r io r itä t des genossenschaftlichen M e lio ra tio n s k re d ite s b e ha nd elt w erden.

meisten deutschen Ländern gegenüber der rechtlichen Re­

gelung des Hypothekarkredites insofern eine juristische Sonderstellung ein, als m it der Gewährung des Meliora­

tionskredites an eine öffentlich-rechtliche Meliorations­

genossenschaft (in Preußen Wassergenossenschaft, Boden­

verbesserungsgenossenschaft, Deichverbände, in Bayern Wassergenossenschaft, Oedlandgenossenschaft, Flur­

bereinigungsgenossenschaft usw.) an den zu verbessern­

den dem öffentlich-rechtlichen Meliorationsverband an­

gehörenden Grundstücken ohne Eintragung ins Grund­

buch kraft Gesetzes eine öffentliche Reallast entsteht, der im Zwangsversteigerungsfalle eine den öffentlichen A b­

gaben gleiche Stellung vor den im Grundbuch ein­

getragenen privaten Verpflichtungen des Grundbesitzers, insbesondere den Hypotheken eingeräumt ist.

Die Berechtigung dieser Sonderstellung des ge­

nossenschaftlichen Meliorationskredites ist bekanntlich umstritten. Während sie auf der einen Seite für un­

bedingt notwendig gehalten wird, wird sie auf der anderen Seite entschieden abgelehnt. Besonders bei Erörterung der Frage der finanz- und banktechnischen Auswertung der gesetzlichen Priorität des Meliorationskredites hat es

£eze*gL daß die schon vor dem Kriege bestandenen Meinungsverschiedenheiten über diese Frage keineswegs beigelegt sind. I m Gegenteil erweckt es den Anschein, als ob sich die gegen die gesetzliche Priorität des M eli­

orationskredites geltend gemachten Widerstände noch vermehrt hätten.

Die Vertreter der den eigentlichen, d. h. den be­

vorrechtigten Meliorationskredit nicht pflegenden Privat­

banken halten den Vorrang des Meliorationskredites, sei es des Kapitals, sei es einer Rente oder einer genossen­

schaftlichen Mithaftung, vor dem Hypothekarkredit für unberechtigt, weil durch eine solche Sonderstellung der normale Hypothekarkredit infolge der Rangver­

schlechterung der ersten Hypotheken beeinträchtigt werde. Durch die Sonderstellung des Meliorationskredites werde die Regelung des Realkredites erschwert und das c r1ch A ufwertungsgesetzgebung genährte Unsicher- heitsgefühl noch verstärkt, zumal die Gewährung von Meliorationskredit durch die Nichteintragungsbedürftig­

keit der öffentlichen Lasten im Grundbuch in einer Form erfolge, die die Feststellung des normalen Ertragswertes des Grundstückes als Grundlage der hypothekarischen Beleihung erschwere. Diese Gefährdung des Hypothekar­

kredites durch den Meliorationskredit sei sowohl objek­

tiver als subjektiver Natur. Die objektive Gefährdung bestehe darin, daß der Hypothekengläubiger infolge miß­

lungener Meliorationen, zu hoher Meliorationskosten, mißbräuchlicher Darlehnsverwendung oder sonstiger Um­

stände durch den Vorrang der Meliorationslasten bei Zwangsversteigerungen Ausfälle erleiden könne. Die subjektive Gefährdung bestehe in der Beeinträchtigung des Pfandbriefabsatzes und der Pfandbriefkurse. Der Meliorationskredit soll deshalb nach Auffassung der I rivatbanken nur in den Darlehnsbedingungen bevorzugt werden. Soweit aber doch eine Vorzugsstellung des Meborationskredites anerkannt wird, dürfe diese nur in der Form einer Rente bestehen, die im Falle der Zwangs­

versteigerung des beliehenen Grundstückes nicht kapitalisiert zur Ablösung kommt, sondern auf dem Grundstück verhaftet bleibt.

Auf der anderen Seite, insbesondere von seiten der den Meliorationskredit pflegenden öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Kreditanstalten sowie von seiten der Landwirtschaft w ird die Sonderstellung des genossen­

schaftlichen Meliorationskredites innerhalb des landw irt­

schaftlichen Realkredites nicht nur für gerechtfertigt, sondern zur wirksamen Förderung der Landeskultur für unbedingt erforderlich gehalten. Genossenschaftliche Meliorationen1) würden gar nicht durchgeführt werden

1 Nach f h m r S ta tis tik des P reußischen La nd kreistag es sind in der Z e it von 1 8 43 -192 5 etw a 90 v. H. a lle r ausgeführten M e lio ra tio n e n im G enossenschaf tswcge d u rc h g e fü h rt w orden.

W enn diese Z ahl auch zu hoch ge griffen sein d ü rfte , w e il sich

(7)

B a r o c k a , Der Streit um die gesetzliche Priorität des Meliorationskredites. 271

Zur Beschaffung des erforderlichen Meii- cnnctido ai f in ^ eicb?r Weise wie bei Aufnahme von G ru n d s tü c k ° ,Hred*t >edes einzelne beteiligte

t th S 'ifW ähT“n ”2 Ä ‘° wil ° Ä

denen aber n 1 • Gln?r ersten Hypothek belastet sind, ihrer 1 nnrlc ^ noc^ durcb eine rationelle Melioration eine M elinrnf'1611 2,1 ^ e^ en ist, eine Hypothek für Nur durch ri'10Iw mrßends mehr bekommen würden, kredit fü ^ ° !’r .an^s^e^ unS< die dem Meliorations- äeäenühc r u° *enHlcb " rechtliche Meliorationsverbände deutschen Tdei^ HyP<>thekarkredit in den meisten hvDothel” Bändern eingeräumt ist, sei es auch dem dpr p t r >sch belasteten Landwirt möglich, im Wege durch, f"i?SSenschaftsbildunSS rationelle Meliorationen

b e s s e r U r?n Unci dadurch seinen Betrieb zu ver-

•D.i m n' Bavon abgesehen wäre die Beschaffung der Hvnnthn,gSUntterla^ n - zum Zwecke der Bestellung von Re fei enj b,r Meliorationsdarlehen nicht nur für die für j- CxTder .Meliorationsgenossenschaft, sondern auch n ..L f , Hotanate und Grundbuchämter derart zeit- nr ' dun das gesamte genossenschaftliche Meli- W1" j nsv^ SjO dadurch in unerträglicher Weise gehemmt p • v - i Endlich würde ein Verzicht auf die gesetzliche

„• n at, des genossenschaftlichen Meliorationskredites

u l er ebliche Verteuerung des Kredites zur Folge vprK^1 j denn wenn jedes M itglied eines Meliorations- soäTan GSu °H s*nd es mehrere hundert, manchmal Mp,.r ™ehrere Anwesenbesitzer — zum Zwecke einer wü Ii°ra ,Pn e'ne erste Hypothek bestellen müßte, so e: ? t 1Cl unter normalen Verschuldungsverhältnissen u i.. u ifaoe bedeuten, die von den Notariaten und Grund- könn^m 6rv v.?.raussi cbtlich gar nicht bewältigt werden p_n e'. Btie öffentliche Last biete andererseits in jedem unt j r ausreichende Sicherheit, wenn das Meliorations- mernehmen zweckentsprechend und wirtschaftlich ist Arh -+le vermeide auch jede formale grundbuchliche Krerlit l ° n besonderer Bedeutung sei auch, daß das stelb,na°iUmi« ,der Bandwirtschaft bei einer Sonder- B e u i r M.e !,0rati!!nskre(iites größer sei, weil zu dem der fl,, V t / dos Pfandgrundstückes die Beleihbarkeit

& < Ä h i t t f " 2U G™ i W t - der Blmlegungsbeiträge der Ge- 1 ich er M v SIP1.^ beder von Schulden öffentlich-recht-

M p U * Meliorationsgenossenschaften aus aufgenommenen S w f u°4?k n dl,ten als öffentliche L a s te t) hat w irt- M elinrnt’ dl? Bedeutung, daß zur Zeit der Aufnahme des Krerlitnn'f011! 1”edltes, durch die Genossenschaft eine reale Kredite e..r a ^e n° cb nicht vorhanden ist. Durch die 2uf,u r £er kz.w ' durch die mit dem Kredit aus- sch-iffp 1 6 Melioration soll die Kreditunterlage erst ge- die MpI; we*.c cn, indem das betreffende Grundstück durch nunmpbr°rJi 10n-derar^ im Werte gesteigert wird, daß es orationck .a r i j 1'116 ßee‘gnete Sicherung für den Meli- M e lio ra f/6 } di?nen Bann. Daraus ergibt sich, daß der Personal k r ^ k f 6^ 1/ wedcr ein Realkredit noch ein zwischen , i C1 sondern eine Kreditform darstellt, die

ischen dem Personalkredit und dem Realkredit liegt.

ra tio n e n s U t is t k r h 0” • B 'nzeB a n d w irte n d u rc h g e fü h rte n M d o e rm e n g e n m ä ß i, erfassen läßB so kennzeichne!

s c h a ftlic li^ n "g e g e n ü b e r U> r w ie S - d e B edeutung de r gcnoi g e w ic h t der , ®r,.P,n v a ten M e lio ra tio n . Das U i p riv a te n M e lio ra tin e n d ü r f t e ^ T M e lio ra tio n e n gegenüber da die N o tw e n d ig k e it 1 Slch aUch in Z u k u n ft n ic h t ani lä u fig auf den W eg d f r ieWsamer W asserregelung zw:

h in w e is t. Besonders^ de^ K f e.nossensc h a ftlichen M e lio ra ti

Roi e , n u r i e „ ” r , g X“ » “

Um letfuntfsheitrKrf ^ B n ild e n der G enossenschaft, sondern B B ^ der Genossenschaft genießen den Vor:

Diese Sonderstellung des Meliorationskredites inner­

halb des Agrarkredites hat, wie schon aus den vor­

stehenden Ausführungen hervorgeht, ihre Berechtigung in der durch die Melioration herbeigeführten kultur- technischen und landwirtschaftlichen Verbesserung des ländlichen Grund und Bodens, und in der damit in Ver­

bindung stehenden dauernden Sicherung und nachhaltigen Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge sowie ferner in der damit in Verbindung stehenden dauernden und unmittelbaren Erhöhung des Bodenwertes, auf die der Hypothekengläubiger an sich keinen Anspruch hat und auch keine berechtigte Erwartung haben kann. Ohne den Vorrang der öffentlichen Meliorationsbeiträge wäre eine öffentlich-rechtliche Meliorationsgenossenschaft, die in der Regel über kein eigenes Vermögen verfügt, gar nicht kreditfähig, Wenn nach den Untersuchungen des Dr. K o k o t k i e w i c z 5) auch der allgemeine land­

wirtschaftliche Hypothekarkredit in geringem Umfange eine dauernde Wertsteigerung des Grund und Bodens zur Folge haben kann, so ist diese Wertsteigerung doch nicht der bestimmungsgemäße Zweck des Hypothekar­

kredites. Der Meliorationskredit dient dagegen aus­

schließlich der dauernden Verbesserung und damit der Wertsteigerung des Grund und Bodens.

Wie hoch sich die durch die Melioration eintretende Grundwertsteigerung stellt und ob und inwieweit die durch rationelle Meliorationen herbeigeführte Grund­

wertsteigerung die Höhe der Meliorationskosten über­

steigt, läßt sich freilich nicht schematisch beantworten, sondern richtet sich nach den jeweiligen örtlichen Ver­

hältnissen. Die Schwierigkeit, die sich der Schätzung dieser Grundwertsteigerung entgegenstellt, liegt einmal darin, daß die Bewertung der einzelnen Meliorationen in jeder Genossenschaft je nach der A rt und dem Umfange der Bodenverbesserung, nach Bodenbeschaffenheit, Klima, Geländegestaltung, Betriebsgröße, Benutzungsart, K ultur­

artenverhältnis, Intensitätsgrad, Zustand des Landgutes (Gebäude- und Inventarverhältnisse), Entfernung des zu meliorierenden Grundstückes vom Wirtschaftshof, Be­

völkerungsdichte, Grundstückspreise, Nachfrage nach Kulturland, Wegeverhältnisse, Verkehrs- und Fracht­

lage, Absatzverhältnisse und Persönlichkeit des Betriebs­

leiters eine andere sein wird. Verkehrs- und Absatz­

verhältnisse werden im allgemeinen nicht so ins Gewicht fallen, wenn die durch die Melioration gewonnenen W irt­

schaftserzeugnisse in der eigenen Wirtschaft Verwendung finden. Eine weitere Schwierigkeit bei der Abschätzung der durch die Melioration herbeigeführten Grundwert­

steigerung besteht darin, daß es zweifelhaft sein kann, ob bei der Schätzung des Grundstückwertes vor und nach der Melioration der Ertragswert oder der Verkehrswert zugrunde gelegt werden soll. Die Schätzung des Wertes von Grundstücken begegnet schon vor der Melioration Schwierigkeiten, weil es eine einwandfreie Kaufpreis­

statistik als sichere allgemeine Schätzungsunterlage nicht gibt und auch eine einheitliche Reichsbonitierung fehlt.

Noch schwieriger ist es, den zukünftigen Grundstücks­

wert vor Durchführung der Melioration zu schätzen. Wenn sich auch die Grundwertsteigerung auf Grund des zu er­

wartenden Mehrertrages berechnen läßt, so hat doch eine solche Ertragswertberechnung (Ertragstaxe) immer nur die Bedeutung einer Wahrscheinlichkeitsberechnung, weil die Entwicklung der Preise für Landgüter und land’- wirtschaftliche Grundstücke nicht allein von dem kultur- technischen und landwirtschaftlichen Zustand der Grund­

stücke abhängt und die Unterlagen, auf denen sich die Berechnung der durch die Melioration herbeigeführten Grundwertsteigerung stützt, vor allem die Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Kosten für die Bewirtschaftung der meliorierten Flächen und M eli­

5) D r, K o k o t k i e w i c z : „K re d itp o litis c h e V orsch lä ge", herausgegeben v, D eutschen O eko nom ist S. 22,

(8)

272 B a r o c k a , Der Streit um die gesetzliche P riorität des Meliorationskredites.

orationsanlagen (z. B. Schöpfwerke), nicht feststehen. Bei der gegenwärtigen Rentabilitätslage der Landwirtschaft w ird eine Schätzung der Grundstücke nach dem Ertrags­

wert oft gar nicht möglich sein. Die durch eine M eli­

oration herbeigeführte Steigerung des Grundwerts wird deshalb im voraus immer nur ungenau festgestellt werden können. Trotz dieser Unsicherheit wird der Sachverständige im Einzelfalle angeben können, ob damit gerechnet werden kann, daß die durch die Melioration zu erwartende Grundwertsteigerung die Höhe der M eli­

orationskosten übersteigen wird. Im allgemeinen wird man sagen können, daß durch die Melioration eine Steigerung des Grundwertes eintritt, die die Höhe der Meliorationskosten in der Regel übersteigen wird. Im Einzelfalle werden sich freilich erhebliche Unterschiede ergeben. Bei bevorzugter Lage und intensiv bew irt­

schafteten Betrieben wird die durch die Melioration her­

beigeführte Grundverbesserung größer sein als bei un­

günstiger Lage zum Absatzmarkt, bei schlechten Verkehrs­

verhältnissen und extensiv bewirtschafteten Betrieben, Neben der A rt und dem Umfange der vorzunehmenden Bodenverbesserungsarbeiten, auf die noch hingewiesen werden soll, sind es vor allem die ortsüblichen Grund­

stückspreise, welche letzten Endes für die Höhe des trag­

baren Meliorationsaufwandes ausschlaggebend sind. So können beispielsweise in Gebieten mit hohen Preisen für Kulturländereien bestimmte Aufwendungen für Boden­

verbesserungsmaßnahmen noch gerechtfertigt und w irt­

schaftlich sein, während in Gegenden mit niedrigeren Grundstückspreisen die gleichen Aufwendungen unter Umständen eine völlige Unrentabilität des Meliorations­

unternehmens ergeben müssen. Hier können nur E r­

fahrungen sowie fachmännische und örtliche Kenntnisse von vornherein den Rahmen festlegen, innerhalb dessen unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse Boden­

meliorationen mit Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg durchgeführt und aus öffentlichen M itteln gefördert werden können. Eine Ausnahme bildet nur der besonders in Süddeutschland nicht allzu selten anzutreffende Fall, daß in einer Gegend ein ausgesprochener Mangel an guten Wiesen und Weiden besteht und daß neue Grün­

landflächen weder auf dem Wege des Kaufes noch auf dem Wege der Pacht, sondern nur durch Meliorationen beschafft werden können. In solchen Fällen können Bodenverbesserungsmaßnahmen auch dann noch w irt- schaftlich gerechtfertigt sein, wenn ihre Kosten die zu erwartende Grundwertsteigerung überschreiten, weil die Melioration die einzige Möglichkeit zur Erweiterung der Ernähiungsgrundlage des Landwirtschaftsbetriebes dar- stellt und die Schaffung neuer Kulturflächen eine erheb- liehe wirtschaftliche Stärkung des Landwirtschafts­

betriebes und damit Erhöhung der Kreditfähigkeit des Besitzers bedeutet. Solche Fälle bedürfen selbstver­

ständlich einer eingehenden Prüfung der Rentabilität des Meliorationsvorhabens, wenn nicht die Interessen anderer Realberechtigter beeinträchtigt werden sollen. Von dieser Ausnahme abgesehen, sollten Meliorationen, bei denen die Aufwendungen durch die Grundwertsteigerung nicht mindestens gedeckt werden, entweder gar nicht oder nur dann durchgeführt werden, wenn ihre W irtschaftlichkeit durch Gewährung ausreichender Beihilfen gesichert ist.

Von den erwähnten Faktoren, welche die Höhe der ländlichen Grundstückspreise bestimmen, abgesehen, ist die grundwertsteigernde Wirkung der einzelnen M eli­

orationsformen verschieden. Die bloße V orflut­

regelung ohne nachfolgende Drainung w ird im allgemeinen keine unmittelbare Grundwertsteigerung herbeiführen, wie auch die genannten Meliorationen zusammen ohne Folgeeinrichtungen") im allgemeinen nicht ausreichen

®) U n te r F o lg e e in ric h tu n g e n v e rs te h t man die B in n e n e n t- und -bewässerung, den U m b ruch, die Düngung e tw a ig e r Z w is c h e n fru c h tb a u - und A n s a a t v on G rünlan dfläch en .

werden, um eine erhebliche Ertragssteigerung und damit eine Erhöhung des Grundwertes zu bewirken, wenn Folgeeinrichtungen erforderlich sind. In der Regel werden also erst Vorflutregelung und Drainung mit an­

schließenden Folgeeinrichtungen usw., den vollen Er­

trag einer Melioration gewährleisten und eine ent­

sprechende Wertsteigerung des Bodens herbeiführen.

Wenn keine Folgeeinrichtungen erforderlich sind, ist allerdings durch die Drainung und sonstige Entwässerung unter der Voraussetzung, daß die Meliorationen sach­

gemäß durchgeführt sind, eine Steigerung des Boden­

wertes zu erwarten. Die Wertsteigerung w ird bei diesen Bodenverbesserungen in der Regel die Kosten er­

heblich übersteigen. Bei Oedlandkulturen, namentlich auf Hochmoor, wo bekanntlich die Entwässerung und der Wegebau oft hohe Aufwendungen erfordert, wird sich der Aufwand für Meliorationen mit dem Grund­

stückswert nach der Melioration unter den gegenwärtigen Verhältnissen vielfach nur die Wage halten. In ungünstigen Fällen werden die Meliorationskosten die Grundstücks­

preise nach durchgeführter Melioration nicht erreichen.

Bei Niederungsmooren und mineralischem Oedland wird dagegen die durch rationelle Meliorationen herbei- geführte Grundwertsteigerung die angefallenen Meli- orations- und Kulturkosten im allgemeinen aufwiegen, in günstigen Fällen sogar erheblich übersteigen. Im Durch­

schnitt wird angenommen werden können, daß sich bei Niederungsmooren und mineralischem Oedland die Kultivierungskosten je Hektar um etwa 30—40 pCt.

billiger stellen, als der Kaufpreis eines Hektars K ultur­

land. Bei Gütern mit wenig Grünland oder bei reger Nachfrage nach Land zur Vergrößerung des Betriebes kann die durch die Kultivierung von Oedland herbei­

geführte Grundwertsteigerung sogar ein Vielfaches des Meliorationsaufwandes betragen. Daraus ergibt sich, daß die ländliche Betriebsverfassung für das Verhältnis von Kultivierungskosten und Bodenpreis von wesentlicher Bedeutung ist. In Gegenden mit bäuerlicher Be­

triebsverfassung, wo eine Vergrößerung des Betriebes, mindestens des Pachtlandes, auch dann erstrebt wird, wenn sich die Kultivierungskosten verhältnismäßig hoch stellen, übersteigt der geschaffene Neuwert bei weitem die Kultivierungskosten, während sich bei großen Gütern die Kultivierungskosten oft höher stellen als der W erl des alten Kulturlandes. Ebenso kann sich eine mehr­

fache Steigerung des Grundwertes durch Bodenver­

besserung ergeben, wenn bei ungünstigem Kulturarten­

verhältnis versumpftes Grünland entwässert wird. Auch durch die Drainierung nassen, untätigen aber frucht­

baren Ackers kann eine mehrfache Grundwertsteigerung herbeigeführt werden. Es sei hier nur auf Gutsankäufe, Zwangsversteigerungen und Pachten hingewiesen, bei denen die Frage der Vorflut und Drainage eine große Rolle spielt. Die Höhe des Kaufpreises und des Pacht­

zinses sowie die bei Zwangsversteigerungen abgegebenen Gebote sind wesentlich davon abhängig, ob die Grund­

stücke Vorflut haben, mit Drainagen versehen sind, ge­

regelte Trinkwasserverhältnisse aufweisen u. a. m.

Neben der Meliorationsform ist endlich der Umfang der Melioration für das Maß der Grundwertsteigerung von Bedeutung. Je größer der A nteil der Meliorations­

fläche an der gesamten Wirtschaftsfläche des Betriebes ist, um so größer w ird der Einfluß auf den Boden­

wert sein.

Trotzdem nach den vorstehenden Ausführungen zahlenmäßige, allgemeingültige Angaben über den Einfluß von Meliorationen auf den Bodenwert nur schwer zu machen sind, so seien doch im folgenden einige Zahlen genannt, die die ertrags- und wertsteigernde Wirkung rationeller Meliorationen veranschaulichen. Im all­

gemeinen w ird man annehmen können, daß die durch eine Melioration zu erzielenden Mehrerträge bei gleicher Ersatzdüngung, Pflege und Erntekosten im Durchschnitt wie folgt berechnet werden können:

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zuteilen. nicht dargetan habe, daß er durch rechtzeitigen Eingang der M itteilun g in den Stand gesetzt worden wäre, dem Fälscher das Geld wieder abzunehmen.

fügenden Teile, aber, wie die Entscheidungsgrü nde, die zur Erläuterung herangezogen werden können, ergeben, dem Sinne nach abgewiesen worden.. siechem Bank gemäß §

geliefert, und über das durch die Einlieferung geschaffene Giroguthaben w ird sofort wieder verfügt. Die abgehobenen Beträge werden möglichst schnell nutzbar

klagte wendet Ueberschreitung des Auftrags ein, weil der Kläger einen zu hohen Kurs bew illigt und gesperrte sta tt freier A ktien gekauft habe. Allein in

bare Konsols in geringen Beträgen und beschränkter M arktfähigkeit. Da also fast die ganze marktfähige Schuld in einem einzigen Fonds vereinigt ist und Angeboc

hindern. Umgekehrt aber kann man sich nicht verhehlen, dass diese Erfolge angesichts des gewaltigen Wachstums unserer Volkswirtschaft nicht genügen. „B e i Beurteilung

gericht dem Lokalbankier, der in dem hinsichtlich der Papiere abgeschlossenen Verwahrungsvertrage als Deponent der alleinige Gläubiger des Zentralbankiers ist, nicht

trage an, und hat im ersten Rechtszuge, dessen Vorbringen er im zweiten Rechtszuge wiederholt, erklärt, er w olle die frühere Berechnung nicht bemängeln.. In der