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Die Bedeutung der Kleinbessemerei für die Eisenhüttenindustrie und den Maschinenbau.*

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 25, No.24 (Stron 54-60)

Von Direktor H a n s v a n G e n d t , M agdeburg-Buckau.

| \ /1 eine H e r r e n ! B ereits seit langer Z eit, als

^ so manche V eröffentlichungen ü ber K lein ­ bessem erei in den F ach zeitsch riften erschienen, besonders nach den F ederkäm pfen der S p ezia ­ listen au f diosem G ebiete, w ar in mir der W u n sch erw a ch t, auch mal öffen tlich meine G edanken über die B rau chbarkeit dieser Stah lbereitun g zum A u sdru ck zu brin gen . Offen gestanden, w ar es mir daher angenehm , daß Ih r V orstan d die A n ­ regu n g g ab, solches v o r diesem berufenen Forum zu tun. Ich bin mir sehr w oh l bew ußt, daß es seine Haken hat, in der Stellung, in w elch er ich mich befinde, über dieses Them a m ich zu ver­

breiten. W e n n auch angenom men w erden kann, daß ich G elegen h eit g ehabt habe, der K lein - bessem erei in die Seele zu s e h e n , so w ird doch g e ge b en e n fa lls sow oh l em pfehlende w ie entratende B eleuchtun g als P a rteilich k eit auf­

g e fa ß t w erden können. Ich habe das Gefühl

— ich m öchte sagen der U ngem ütlichkeit — bei Inangriffnahm e der A rbeit g än zlich ab g e leg t und muß es nun jed em überlassen, ob er das­

selbe beim Zuhören und B eurteilen zu tun verm ag.

Jedenfalls spreche ich s o , w ie es mir um das K lein bessem erh erz ist. M. H . ! In E ngland, besonders aber in F ran k reich und B e lgien stand die K leinbessem erei bereits in nich t zu

ver-* Vortrag, gehalten auf der Versammlung deutscher Gießereifachleute am 2. Dezember 1905 zu Düsseldorf.

Die Besprechung folgt später.

kennender B lü te, als bei uns in D eutschland man sich noch abw eisend verh ielt. W en ig sten s w ar es meines W issen s bis v or w enigen Jahren nur das Stahlw erk Krautheim in Chem nitz, bei j w elchem man von einer v o ll im B etrieb befind­

lichen K leinbessem erei reden konnte. E s fehlte nich t an A n regu ng auch in jen er Z e it, einen solchen B etrieb ein zm ich ten . E r wurde sogar für Stah lgießereien schon damals als unentbehrlich h ingestellt; aber sei es, daß die R esultate nicht befriedigten oder son stige G ründe abrieton, je d e n ­ falls biß keiner rech t an. M ir w ill es scheinen, daß damals g a r kein B edürfnis danach v orla g.

Die m eisten S tah lgießereien w aren entstanden durch A n g liederu n g an bestehende B etriebe mit g rö ß erer Stahlproduktion, und w aren som it in der L a g e , ihren S tah lb edarf dem g ro ß en Stah l­

betrieb v iel b illig e r zu entnehmen, als ihn jem als die K leinbessem erei liefern konnte. D er Stahlguß w ar v iel teurer und w e rtv olle r als heute, der B e d a rf mithin v iel g erin g er und w urde, sofern er überhaupt das Gußeisen ersetzen sollte, nur für g röß ere und m ittlere Stücke in A nw endung g e ­ b ra ch t, während fü r alle kleineren und kleinen Stücke der T em perguß durchaus genügend b e ­ funden w urde, sogar nich t mal das B edürfnis vorla g, an eine H erstellun g von T em perstahlguß zu denken. F ü r die H erstellu n g von Q ualitäts­

stählen und Spezialqualitäten, w elch e nur in g e ­ ringen Quanten h erg estellt zu werden brauchten,

15. Dezember 1905, Die Bedeutung der Kleinbessemerei usw. Stahl und Eisen. 1447

z o g man berech tigterw eise die H erstellun g im T ieg elv erfa h ren vor. A lso, w o sollte die K lein ­ bessem erei damals eine L ü ck e a a sfü lle n ? E s haben sich inzw isch en die V erh ältnisse gan z er­

heblich verschoben. D ie V erw endung von Stahlguß ist m ehr und mehr gestiegen und befindet sich dadurch einer eingehenden D arstellu ng enthoben.

W en n g leich das Blasen im kleinen K onverter durchaus keine H exerei ist und eine gan ze R eihe von A n alogien zw ischen der „ g r o ß e n “ und „k le in e n “ eine solch e M itw irkung Überraschungen erleben.

Die niedlichen kleinen K on v erter haben eben im zuführung, hinsichtlich der K on verterform und des E insatzes zu vielen eingehenden Versuchen V eranlassung gegeb en . Ich bin der A nsicht,

1448 Stahl und Eilen. Aus Praxis und Wissenschaft des Giißtrciwcsens. 26. Jahrg. Nr. 24. beeinflußt durch diese w echselnden Verhältnisse, und die an der einen Seite gem achten E rspa r­ des Silizium geh alts des R oheisenbades, durch w elch e beiden M omente hinsichtlich O xydations­

verlu ste und B la sez eit die gün stigsten B edin ­ Stücke geringeren G ew ichts handelt, wodurch sich der D urchschnittsw ert f. d. 1 0 0 k g hebt.

| Zahlenverhältnis w esentliche V erschiebungen zeigen kann. Aus der T atsach e, daß man unter allen Umständen mit einem teureren M aterial zu rechnen hat, fo lg t log isch , daß die A u f s t e l ­ l u n g d e r R e n t a b i l i t ä t s b e r e c h n u n g sehr so rg fä ltig unter A b w ä gu n g aller Verhältnisse aufzustellen ist, und manches bislang darüber V eröffentlichte besser u n berü ck sichtigt b leib t^ >

W a n n soll man sich nun fü r den B a u e i n e r K l e i n b e s s e m e r e i en tsch eiden ? H andelt es sich um ein neues Stahlgießerei-U nternehm en, so berühre ich damit einen F all, w elch er w ohl

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steheu zu können. W enn nicht eine gan z spe­

zielle A n g liederu n g an bestehende Unternehmen nnd dadurch ein gan z genau festgelegtes Program m einem solchen neuen Unternehmen die G rund­

la ge g ib t, so muß ich sagen, daß ich der A nsicht K leinbessem erei iu eine bestehende E isengießerei außer Betracht, ich komme darauf später noch zurück.

2. D er K leinbessem er gesta ttet w eiter in k ü rzester Z eit, nachdem das B edürfnis nach flüssigem Stahl vorhanden, diesen zu erzeugen, und zw a r in solchen M engen, natürlich unter B erü cksich tigu n g der je w e ilig en K apazität des K onverters und für eine solch e D auer, w ie obiges Bedürfnis erfordert. Bei Stillstand der A n la ge ist sie kalt, erfordert außer R eparatur und Instandhaltung keinerlei Kosten an Löhnen oder Brennstoff. Beim M ißlingen einer Charge — denn herzustellen, und beseitigt die bei größeren Chargen besonderer Qualität öfter bestehendo Herren K onstrukteuren mehr entgegenkom m en zu können, als es beim Siem ens-M artinstahlguß eine bestehende E isen gießerei handeln. Ohne zunächst den K ostenpunkt zu berühren, muß vornherein berü cksich tigt werden könnte, m öchte ich sehr stark davon abraten. G anz abgesehen : davon, daß in den beiden ersteren Fällen in : g a n z erheblichem Maße, in diesem F a lle auch noch sehr fühlbar, eine V erteuerung der Stahl­

fabrikate gegen über dem rationellen E inzelbetrieb eintreten w ürde, ist w eiter sehr sch w er eine rich tige, kom binierte Führung beider B etriebe einzurichten und sind die B edingungen, unter w elchen beide E ndprodukte hinsichtlich des M ate­

rials, der M asse, der L öh ne, der Behandlung bisherigen Ausführungen nach dieser R ich tu ng meistens so au fgefaßt, daß dieselben zunächst als V ersuche zu gelten hatten, w elche nicht allzu k ostsp ielig werden d u rfte n , w ollte aber doch meine A nsicht der V ollstän d ig k eit h alber sagen, w eil ich verschiedentlich gelesen habe, daß von spezialerfahrener Seite das H ineinbauen von einem K on v erter mit Z ubehör in eine E isen ­ g ie ß ere i zur „g lü ck s e lig s te n “ und „b illig s t e n “

1450 Stahl and EiBen. Aus Praxis und Wissenschaft des Gießereiwesens. ‘25. Jahrg. Nr. 24.

H erstellu n g von eigenem Stah lgu ß führe. Von der A n sich t der B illig k eit w ird man sich, eine saubere du rch sichtige B etriebskalk ulation v ora u s­

g e s e tz t, schon bald heilen lassen m ü s s e n ,

rationellen oder k ostspieligen B etriebsleitu n g usw. haben. W a s nun die S e l b s t k o s t e n d e s hauptsächlich w ird herzustellen haben. Sind diese P rodukte h o c h w e r t i g , und fra g lo s kann dieK lein bes8em erei m anches nach dieser R ich tu ng hin leisten, so kann es unter Umständen g le ic h ­ g ü ltig sein, ob durch eine g erin g ere P rod u k ­ tionseinheit die Selbstkosten des Stahlm aterials erheblich höher sind. Sind die P rod u k te aber K leinbessem erei schaffen könnte, ist äußerst g erin g . Da, w o er g ro ß genu g ist, w ird in dagegen angeführt, daß der Selbstkostenpreis der F ab rik ate nich t in erster L in ie zu kommen

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durch bestehende V erkaufspreise in die K ateg orie der hochw ertigen Produkte hineingehörten.

E i n ^ I n t e r e s s e kann die K leinbessem erei aber doch gan z entschieden für sich bei den Herren des M aschinenbaues und des Schiffbaues beanspruchen. E rm ög lich t sie es doch, bei der K onstruktion in der D im ensionierung der ein­

zelnen M aschinenteile mehr die effektiven F estig - ; keits- und Z äh igkeitsziffern des Stahlgusses zu berü ck sich tigen , als solches bisla n g aus gieß technischen Gründen der F a ll w ar. E s bed a rf allerdings dieser A n regu n g ernstlich nicht, da die modernen K onstruktionen des öfteren in Sp errigkeit, D ün n w andigkeit und Aussparungen alles W ü n sch en sw erte leisten.

Und nun, m. H ., sch ließlich die V e r v o l l ­ s t ä n d i g u n g e i n e r m i t S i e m e n s - M a r t i n - Ö f e n a u s g e r ü s t e t e n S t a h l g i e ß e r e i d u r c h e i n e K l e i n b e s s e m e r e i . Zunächst eröffnet sie die M ög lich k eit, die Fabrikation einer R eihe von A rtikeln aufnehmen zu können, w elch e aus den größeren Öfen nur unrationell herzustellen w aren.

Sie erw eitert die M öglich k eit des Eingehens au f Bestrebungen nach D ünnw andigkeit und S p errig ­ k e it, und sie g ib t die H andhabe, ohne die sonstigen B etriebssch w ierigkeiten, in geringen Quantitäten Spezialqualitäten h erzu stellen .* D er H a u p t r e i z der K om bination beider Stahl­

bereitungsarten lie g t aber noch au f zw ei anderen G ebieten.

Z u n ä c h s t kommt die K leinbessem erei in B e ­ tracht, wenn in einer bestehenden S tah lgießerei der oder die M artinöfen in ih rer P rodu k tion s1 fäh ig k eit ausgenutzt s i n d , das Bedürfnis nach E rhöhung der Produktion noch v o r lie g t , aber nicht in dem M aße, daß ein w eiterer Ofen aus­

g en u tzt w erden könnte. Besonders dann dürfte es außerordentlich unrationell sein, sich trotzdem für einen w eiteren M artinofen zu ontscheiden, falls zunächst die E rhöhung der P roduktion eine nicht tä glich e, g leichm äßige, sondern allm ähliche sein w ird. D er K leinbessem er g ib t die M öglich ­

* Besonders reizvoll ist für den Stahlgußtechniker auch die geschaffene M öglichkeit, alle 20 Minuten neuen Stahl zum Nachgießen zur Verfügung zu haben, welche M öglichkeit noch eine Reihe von anderen Betriebs- bequemliehkeiten fördert, w elche nicht hierher gehören.

keit, gan z au f B efeh l, ohne D auerbetrieb, und zw ar in k ü rzester Z eit nach anftretendem B e ­ dürfnis die Produktion zu erhöhen und zw a r in sehr annehm baren G r e n z e n , da innerhalb der einfachen S ch icht bis zu 2 0 und 25 Chargen gem acht werden können. D er K leinbessem er g ib t also die H andhabe einer t e m p o r ä r e n , e l a s t i s c h e n V e r g r ö ß e r u n g der P rodu k tion .

Z w e i t e n s lie g t ein H auptreiz d a rin , daß der erhöhte Selbstkostenpreis des K lein bessem er­

stahls zu einem sehr annehmbaren T e il durch die W ech selw irku n g ausgeglichen w ir d , w elche zw isch en M artinbetrieb und K lein bessem er ein ­ geleitet werden kann. D urch die M öglich k eit, den gesam ten E n tfa ll an verlorenen K öpfen und A bfällen im M artinofen zu verw erten, w ird ein relativ sehr b illig e r M artinstahl erzielt und da­

durch w eiter e r m ö g lich t, im K leinbessem er mit vollem R olieiseneinsatz alle V orteile des g le ich ­ m äßigen und rationellen B etriebes ausnutzen zu können. Jedenfalls s t e i g e n m it zunehm ender Produktion des K leinbessem ers und konstanter v oller P roduktion der M artinanlage die sich t­

baren V orteile der W ech selw irk u n g, bis sie bei einer gew issen P roduktionshöhe des K leinbessem ers au f hören, und die teuren G estehungskosten des K leinbessem ers sich w ieder anfangen fühlbar zu machen. E s fällt dieser Pu nkt zusammen mit derjenigen Produktionshöhe, für w elche, fa lls sic von A n fan g an bestehend oder leich t erreich ­ bar gew esen w ä r e , bei der B etriebserw eiterun g vielleich t besser die W a h l au f den Bau eines w eiteren M artinofens gefallen w äre, es sei denn, daß zu gleich au f die a n d e ren , besonderen V o r ­ teile des B esitzes einer K leinbessem erei nicht V e rzich t geleistet werden sollte. —

M. H .! Ich habe Ihnen h eu te, indem ich gegen meine son stige G epflogenheit das W ort in einer solchen F ra g e e r g r iff, über das Für und W id e r der K leinbessem erei, besonders vom Standpunkt der R en tabilität, • aus meinen g e ­ sammelten E rfahrungen E iniges m itteilen w ollen.

Zahlen wurden zw eck m äßigerw eise nich t gegeben, da solche sich b e i je d e r V ersch iebu ng der P r o ­ duktionsverhältnisse ändern. H abe ich etw’as zur klareren A u ffassu n g der M aterie beigetra gen , so würde ich mich freuen. (L ebh after B e ifa ll.)

1452 Stahl und Eisen. Bericht über in- und ausländische Patente. 25. Jahrg. Nr. 24.

W dokumencie Stahl und Eisen, Jg. 25, No.24 (Stron 54-60)