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K l a s s i z i s m u s

1. E inleitung

D as W ort R okoko h a t eine s ta rk e onom atopoetische K raft. D as R okoko bezeich n et etw as G eschw ungenes, L au n isch e s, F lü ssig e s, A nm utiges, L eichtes, ein w enig S p ielerisches. So w ar der S til b eschaffen, der um die M itte des 18. J a h r ­ h u n d e rts n ic h t n u r die K u n st: die B a u k u n st, die M alerei, die B ildnerei u n d das K u n sth a n d w e rk , so n d ern ü b e rh a u p t d a s g a n z e L eben b e h e rrsc h te. Man v ersu c h e einm al, sich in die R okokozeit z u rü c k zu v erse tze n , d a m a n allein a u s dem G egen­

sa tz zum R okoko den K lassizism u s b eg re ife n , w ü rd ig en u n d w e rtsc h ä tz e n lernt.

Also, m an stelle sich vor, daß m an an einem schönen S o n n ta g m o rg e n als R okoko­

m e n sch erw ache. Man erh e b t sich a u s sein em v ersc h n ö rk e lte n B ette, b e g ib t sich an den ebenso v ersch n ö rk elten W a sc h tisc h u n d s te llt sich vor den n ic h t m in d e r v ersch n ö rk elten R okokospiegel. D ieser w irft u ns u n se r B ild zu rü c k , w ie w ir die seidenen S trü m p fe anziehen, die en g anliegende K niehose, die S ch n allen sch u h e, den b u n te n F ra c k m it den b la n k en K nöpfen u n d dem b au sch ig h e ra u sflatte rn d en Ja b o t. W ir ra sie re n u n s — d er R okokom ensch tr ä g t g la tt ra sie rte s G esicht — u n d flechten u n se re H aa re fein sä u b erlic h in einen Zopf. Also h e rg e ric h te t b etre ten w ir d asW o h n z im m e r u n d treffen h ie r u n se re M utter, u n se re G attin, u n se re S chw estern, die a u f hohen S tö ck elsch u h en zierlich ein h ertrip p eln , in R eifröcken und K orsetten ste ck e n — das R okoko is t die h ohe Z eit des K o rsetts — , das H aar g e p u d e rt tra g e n u n d das G esicht m it S ch ö n h eitsp flästerch e n v e rz ie rt h ab en . W ir sitze n a u f g e ­ sc h w u n g e n en R o k o kostühlen vor einem gesch w u n g en en R okokotische, g enießen u n se r F rü h stü c k a u s einem R okokoservice, das einem R o k o k o sch ran k entnom m en w urde. D er S c h ra n k is t in ru n d en , k ra u se n , e in an d e r la u n isc h w id ersp rech en d en F orm en g e h a lte n u n d s te h t vor ein er g eb lü m te n R okoko tap ete, die ih re rse its zu r D ecke h in a u ffü h rt, an der, von g o ld en en B än d ern u m sc h lu n g e n u n d in feinem w eißen S tu ck a u sg e fü h rt, p a u s b ä c k ig e E ngel, ric h tig e r A m oretten g e n a n n t, einen lu stig en R eigen um eine k o k e tte V enus ta n ze n . E s is t S o n n tag , un d w ir g ehen n a c h dem F rü h stü c k in die K irche. D er W e g dahin fü h rt u n s d u rch einen g ro ß en p a rk a rtig e n G arten. A ufgabe des P a rk e s is t es, zw ischen N atu r u n d A rc h ite k tu r zu verm itteln . U nser P a rk p a ß t sich m e h r dieser als je n e r an. Alle W e g e sind sch n u rg e ra d an g e le g t, alle H ecken b esch n itten , die B äu m e ste h en h a a rs c h a rf ein­

g e d e c k t w ie S oldaten da: ü berall ist der N atu r Z w a n g a n g e ta n . E ndlich b etre ten w ir die K irche. E s is t ein hoher, w eiter, lic h te r R aum , in hellen, z a rte n , süßen F a rb e n g eh a lte n und in S tu c k u n d F re sk o m it ein er U nzah l von G estalten g e ­ sch m ü ck t, die sich au fs leb en d ig ste g eb ä rd en . Gold is t reich lich verw endet. Die K irche m u te t u n s m e h r wie ein F e stsa a l denn w ie eine S tä tte der A n d ac h t und

1 4 K lassizism us

Die naturalistische Richtung 15 dessen g esam tem V erla u f es eine bedeutende, vielfach fü h ren d e Rolle spielen sollte. D as Land, d as b ild k ü n stle risch b ish er n u r em pfangen, h a tte g ew isserm a ß en seine K räfte

16 Klassizism us

Die klassizistische K unstrichtung 17

18 K lassizism us

Verschiedene Richtungen innerhalb des K lassizism us 19

2 0 K lassizism us

Johann Joachim W inckelm ann 2 1

2 2 Klassizismus

Johann Joachim W inckelm ann 2 3

2 4 Klassizismus

Asraus Jakob Carstens 2 5

2 6 Klassizism us

A8raus Jakob Carstens 2 7

2 8 Klassizism us

Asians Jakob Carstens und Joseph Anton Koch 2 9

3 0 K lassizism us

Joseph Anton Koch, K arl Rottm ann und Friedrich P reller 31

Abb. ö m aralhon von Karl Kottm ann - München, Neue P inakoth ek Ilottm ann-Saal (Nach Ph otograph ie Bruckmann)

P in ak o th e k zu M ünchen ein g ela sse n w urden. In den italien isch en L an d sc h afte n ü b erw ie g t d as F o rm e n in te re sse , in den s p ä te r e n tsta n d e n e n g riec h isc h en tr itt dieses h in te r den B e le u ch tu n g sw irk u n g en zu rü c k , die sich u n te r d er ra liin ie rte n L ich t­

zu fü h ru n g je n e s P iu a k o th e k sa a le s um so en tsch ied en e r g elten d m achen. Bei beiden B ilderfolgen w ird die G röße u n d g eleg e n tlic h die E in sa m k eit d er L a n d sc h aft d u rch eine S taffa g e von w enigen F ig u ren w irkungsvoll h ervorgehoben. Den H ö h ep u n k t in d ie ser B ezieh u n g b ildet d as ein sam un d re ite rlo s e in h ersp ren g en d e Roß a u f dem S ch la ch tfeld zu M arathon (Abb. 6), an d as sich die E in b ild u n g sk ra ft des G ebildeten den g an z e n g e w a ltig e n K am pf an z u k n ü p fen g ez w u n g en sieh t. Ü ber­

h a u p t is t es R o ttm a n n s L an d sch aften eigen, daß sie die h isto risch e P h a n ta sie des B eschauers an z u re g e n im stan d e sind. A ber sie b ed ü rfe n au c h solcher eigentlich au ß e rb ild k ü n stle risc h e r M om ente, um zu ih re r vollen W irk u n g zu g elan g e n . Bei den g riec h isc h en G em älden bildet d er d a ru n te r gesch rieb en e O rtsnam e, bei den italienischen bilden die viel b esp ö tte lten D istich en L udw igs I. die B rücke, w elche den G eist des B eschauers vom eigen tlich en B ildeindruck z u r g esch ic h tlic h en E r­

in n e ru n g fü h rt. — N eben seinem b erü h m ten B ru d er K arl is t au c h Leopold Rottm ann z u erw ähnen, d er oberbayrische Motive in ein er g ro ß en A nzahl von A qu arellen fe st­

g eh a lte n h a t (M ünchen, G raphische S a m m lu n g in der N euen P in ak o th e k ).

W ie R oltm ann d urch seine ita lie n isc h en u n d g riec h isc h en L an d sch aften , so le b t F riedrich Preller (1 8 0 4 —1878), d e r W e im a re r K ü n s tle r24), d u rc h sein e O dyssee­

la n d sc h a fte n (Abb. 7 u n d 8) fort. P re lle r ä h n e lt seinem k ü n stle risc h e n A hnherrn K och m e h r als seinem Z eitg en o ssen R o ttm an n . E r v e rfü g t n ic h t ü b er die große lan d sch a ftlic h e Linie u n d die m onum entale S ch lich th eit dieses le tzteren , w enn er

3 2 Klassizismus

Abb. 7 O dysseus und Herm es im Garten der K irke von Friedrich P reller — W eim ar, Museum

seine L an d sch aften au c h nich t so v o llp a ck t wie je n e r. E s g e lin g t ih m vielm ehr, einen rich tig en A usgleich zw ischen L an d sc h aft un d S taffa g e zu finden. M ensch u nd E rde geh ö ren bei ihm zu einander, ersch ein en w ie ein zu sam m en g ew a ch se n es G anzes. A uch h a t es P re lle r g u t v ersta n d en , sich in die hom erisch en P ersö n lic h ­ k eiten einzuleben u n d sie a u f sein en B ildern so in die E rsch e in u n g tre te n zu lassen, wie sie dem k la ssisc h G ebildeten v e rtra u t w aren. Von der E in b ild u n g sk ra ft eines C a rsten s w ar d er S p ä te rg e b o re n e ab e r ebensow eit en tfern t, w ie seine S chöp­

fu n g en u n g leich v erstä n d lic h er sin d als die seines V o rgängers. D ie O d y sse ela n d sch a ft p a r excellence, in der L e u k o th e a dem O dysseus ersc h ein t, is t e rfü llt vom Z u ck en des B litzes, vom Z iehen d er W olken u n d vom R au sch en der W ogen (Abb. 8).

In den to se n d e n W o g en d ro h t O dysseus zu v e rs in k e n ; m it ä u ß e rste r A n stren g u n g k la m m e rt er sich a n den B u g seines Schiffes, der g era d e noch au s dem W a sse r h e ra u s ra g t; da en tw in d et sich den W ogen, von w ehendem S ch leier u m w allt, ein w u n d erb ares F ra u e n b ild : L eu k o th ea. S icherlich eine p rach tv o lle, in hohem G rade w irkungsvolle K om position! — A ber doch eine K o m p o s i t i o n , zu sa m m e n ­ g e s e tz t und n ic h t geboren, g a n z erfü llt von T h e a tra lik . E s is t kein w irklicher, sondern n u r ein T h e a te rs tu r m ; O dysseus s c h e i n t doch n u r F u rc h t zu h ab en , in W a h rh e it zw e ifelt er k einen A ugenblick an dem g u te n A u sg a n g des sch ein b ar verzw eifelten A benteuers, u n d ebenso ist sich L e u k o th ea d er vollendeten A nm ut se h r w ohl bew ußt, m it der sie den S ch leier ü b e r ih re m H a u p te ra fft; u n d die große, d er A ntik e n ac h em p fu n d en e G ebärde, m it d er sie h in ü b e rd e u te t, sc h ein t g e ra d ezu vor dem S p ieg el a u s s tu d ie rt zu sein. —

D er K lassizism us w ar im a u sg eh e n d en 18. u n d in d er erste n H älfte des )9. J a h rh u n d e rts n ic h t a u f die L a n d sc h a ftsm a le re i allein b e sc h rä n k t. V ielm ehr tr a t er a u f allen G ebieten u n d bei so n st s e h r v ersc h ie d e n a rtig e n K ü n stle rn be­

d e u tsa m herv o r. C a rste n s’ u reig e n tlic h er N achfolger ab e r ist Genelli gew esen.

Bonaventura G enelliM) la g d e r K lassizism u s im B lut. E r sta m m te a u s ein er ita ­ lienischen, a b e r in B erlin a n s ä ssig e n K ü nstlerfam ilie, wo er im J a h re 1798 das L icht d e r W e lt erb lick t h at. S ein V ater, d e r L a n d sc h afte r, u n d seines V aters B ruder,

Bonavontura Genelli 3 3

3 4 K lassizismus

Abb. 9 Aus dem „Leben einer H exe“ von B onaventura G enelli

gew esen zu sein. In dem B riefw echsel, den er m it seinem W ie n e r F re u n d e, dem M aler R a l ü ä0), u n te rh a lte n h a t, e rsie h t m an a u s der A rt, w ie beide ü b er Genellis F rau , sein e T ö ch ter u n d n am en tlich seinen Sohn Cam illo sp rec h en , der z u r F re u d e des V aters zu einem hoffnungsvollen K ü n stle r h e ra n b lü h te , um d an n in ein frü h es G rab zu sin k en , daß G enelli ein ä u ß e rs t z a rte s F am ilien leb e n g e fü h rt h aben m uß. — G enellis K ra ftm en sch en leiten, wie die G estalten des C a rsten s, ih ren U r­

sp ru n g von M ichelangelo, von dessen P ro p h e te n , S ibyllen, M adonnen u n d b esonders von den d ek o rativ en P feilerfig u ren her. H ier sind die V orbilder für die au fs Ä u ß erste g e trieb en e n K o n tr a p o s te 27), fü r die g e rä k e lte n G lieder u n d die tollen B ew egungen, fü r die sitze n d en , k a u e rn d e n un d n am e n tlic h fü r die schw ebenden F ig u re n zu su ch en . A ber w ie C a rsten s, so blieb au c h G enelli w eit h in te r dem u n e rre ic h b a re n V orbild zu rü ck . F ü r seine G estalten , m ögen sie sitz e n oder liegen, is t das A ufziehen des einen B eines, für sein en F a lte n w u rf die G liederung in große M assen, sow ie die h a rte , ec k ig e B rec h u n g b ezeichnend. S ein e M enschen zeigen alle d enselben T y p u s , sie e n tb e h re n noch m e h r als C a rs te n s’ S c h ö p fu n g en der individuellen V erschiedenheit in G e sta lt u n d G esich tsa u sd ru ck . F e rn e r g ö n n te Ge­

nelli seinen k raftstro tz e n d e n , v o llsäftig e n u n d b ew e g u n g sto llen G eschöpfen keinen vertieften R aum z u r vollen E n tfa ltu n g ih re r K rä fte, so n d ern ste llte sie sich n u r als S c h a tte n riss e vor un d z w a n g sie in ein s tre n g e s S y ste m z a rte r U m rißlinien hinein. E in so n d e rb a re r G eg e n satz zw ischen der e n tfe sse lte n L eid en sc h aft d er d a r­

g e ste llte n G estalten u n d den z a rte n , za h m e n K u n stm itte ln , w om it sie aufs P a p ie r g e b a n n t sin d ! — W ä h re n d C a rsten s seinen G eschöpfen einen p la stisc h en In h a lt gab , sind diejen ig en des G enelli d u rc h a u s lin e ar g ed a ch t. Je m e h r er sich von der reinen L in ie n ze ich n u n g en tfe rn te, sich im A quarell, F re sk o oder g a r im Ölbild v ersu ch te, um so w en ig er verm ochte er te ch n isch zu b efriedigen. S eine L inien­

ze ic h n u n g en a b e r sin d a ls solche von einer A nm ut, die b ein ah e an a n tik e V asen­

b ild e r g em a h n t. S ein e V orw ürfe h a t G enelli der B ibel und n a m e n tlic h dem H om er

B onaventura Genelli 3 5 entnom m en. A ber er b e g n ü g te sich n ic h t dam it, d o rt erz ä h lte V o rg än g e lediglich zu illu strieren , vielm ehr dich tete er k ü h n w eiter. T a tsä c h lic h m uß er ein au ß e r­

gew öhnlich geistreich er M ensch g ew esen sein. E in B eispiel se in e r schönen E rfin d u n g s­

g a b e s ta tt vieler: G ott A m or is t u n te r B äum en en tsch lu m m ert. L a n g a u s g e stre c k t lie g t d er schöne, völlig n a c k te geflügelte J ü n g lin g vor uns. D er re c h te A rm ist u m s H au p t g e sch lu n g e n . K öcher un d P fe ile lie g en z u r S eite. A uf d er an d eren S eite b ren n t eine F ack e l. D iese lockt eine b lu tg ie rig e Löwin heran, ab e r die S chön­

h eit des Jü n g lin g s h ä lt sie davon z u rü c k , sich a u f ihn zu stü rze n . Im W e ite r­

sc h re ite n w endet sich die L öw in noch ein m al zu dem sch lafen d en J ü n g lin g z u rü c k . G edanke u n d L in ie n fü h ru n g sin d von g leich h o h er S chönheit. W a s G enelli in solchen E in z e lb lä tte rn au c h im m er g e le iste t h a t, sein eigentliches k ü n stlerisc h es W ollen und W e se n sp rac h e r am k la rste n u n d b e d e u te n d sten in seinen B lätterfolgen a u s, von d enen „D as L eben ein er H ex e“ (Abb. 9), „D as Leben eines W ü s tlin g s “,

„D as L eben eines K ü n stle rs“ im K up ferstich v erv ie lfältig t w urden. In den beiden e rste re n sc h ild e rt er d asselb e T h em a, n u r nach den G eschlechtern abgew andelt.

E s h a n d e lt sich um fa u stisc h e N aturen, die bei ih re m him m elstü rm en d en B eginnen in w eltlich ster S in n lic h k e it steck en b leib en . „D as L eben des K ü n stle rs“ is t G enellis eigenes L eben, a u f den die S ch illersch e n W o rte : „E rn st ist das L eben, h eiter ist die K u n st“ w ie g e m ü n zt scheinen. D enn d ie ser K ü n stler, dessen g e sa m te s S chaffen wie ein A bg lan z g riec h isc h er H e ite rk e it ersch ein t, h a t d as tra u rig s te E rd en leb en erd u ld en m üssen. N ach m e h rjä h rig e m A u fen th alt in Italien w an d te er sich der aufb lü h en d en K u n s ts ta d t M ünchen z u in der H offnung, daß ihn der königliche M äzen L udw ig I. zu r A u ssc h m ü c k u n g se in er n e u e rste h e n d e n B a u te n heran zieh en w ürde. Allein L u d w ig t a t dies n ic h t, te ils a u s persö n lich er A bneig u n g g eg e n den K ü n stle r, d er au c h vor K önig sth ro n en n ie m a ls sein en M annesstolz v erleu g n ete, teils ob seines k o lo ristisch en U nverm ögens. So v e rtra u e rte G enelli sein L eb en in einer k lein en W o h n u n g an der S en d lin g e rg asse , sein e M appen m it E n tw ü rfe n fül­

lend, von denen d er eine im m er g eistreic h er u n d g ew a ltsa m e r ausfiel als der andere.

A us dieser u n fre iw illig en Muße erlö ste ih n endlich der m eck le n b u rg isch e , a b e r in M ünchen an g e sie d elte, w egen seiner V erdienste um bildende und D ich tk u n st in den G ra fe n sta n d erhobene F re ih e rr F rie d ric h von S chack, der Maler, M äzen und se lb er P o et, der für seine B ild erg alerie bei G enelli eine A nzahl von G em älden nach dessen E ntw ürfen b estellte. S ch ließ lich w ard d er K ünstler als L eh rer an die A k a­

dem ie zu W e im a r b eru fen , wo ihm ein h e ite re r L eb e n sab e n d b eschieden w ar un d

«La.*/ ^ jv n- ,

Abb. 10 K arikatur au f W ilh elm K aulbach von B on aventu ra G enelli, H andzeichnung München, G raiihische Sam m lung in (1er N euen P in a k o th ek (Zu S cito 36)

3 6 K lassizism us

Deutschland, England und Frankreich 37

Abb. 11 Der Schw ur der H oratier von Jacques L ouis D avid — P a ris, L ouvre (Zu S eite 38)

M ichelangelo u n d A nderer, zu m V orbild erkoren, g in g e n die F ra n z o se n a u f die an ­ tik en K u n stw erk e selbst, die S ta tu e n un d die R eliefs, die V asen, die M ünzen u n d die g e sc h n itte n e n S tein e z u rü c k . In d essen sa h en sie der A ntike an d e re S eiten ab als ih re ö stlichen N achbarn. Ih n en k am es w en ig e r a u f den e rn ste n sittlic h en G ehalt als vielm ehr a u f die edle g roße G ebärde an. S ie in te rp re tie rte n ihre V orbilder n ac h der S eite des P a th e tisc h e n , D ek la m a to risch e n , P o sie rte n . Vor allem ab e r — un d darin b e s te h t ein g ro ß e r V orzug ih re rs e its — schöpften sie ih re F o rm e n nich t n u r a u s dem B ru n n en k la ssisc h e r K unst, sondern zugleich a u s dem ew ig frisch sp ru d eln d e n Q uell d er N atur. Die F ra n z o se n g in g e n fern er ebenso w ie die D eu tsch en a u f die Linie, a u f eine schöne, k lare, rh y th m isc h g esch w u n g en e U m rißlinie, sow ie a u f p la stisc h ru n d m o d e llie rte F o rm au s, ab e r d a n k ih re r g lü c k lic h en k ü n stle risc h e n S in n lic h k eit ü b ersa h en sie d ab ei die F a rb e nicht. F reilich ist d a s K olorit auch d er französischen K lassiziste n s tre n g un d h a rt un d u n te rsc h e id e t sich se h r zu seinem N ach teil von der fröhlichen, m a n n ig fa ltig e n , a n m u tig e n F a rb e n g e b u n g des R okoko, a b e r d ie se r U n tersch ied erg a b sich m it lo g isch e r F o lg e ric h tig k e it au s dem G eg en satz der Z eiten. Im J a h re 1794 h eiß t es in einem u n te r w ese n tlich er Mit­

w irk u n g D avids v erfaßten R a p p o rt der französischen R e p u b lik : „Um die E n erg ie eines V olkes zu m alen, w elches die F re ih eit des M e nschengeschlechtes p ro k lam iert h a t, indem es seine K etten zerriß, b e d a rf es sto lzer F a rb e n , eines m a rk ig e n S tils, eines k ü h n e n P in se ls u n d eines v u lk a n isc h en G en ies.“ U nd dieses „vu lk an isch e G enie“ d as w ar D avid n ic h t n u r sich selber, so n d ern au c h seinen Z eitgenossen, d as is t D avid a b e r auch vor dem F o ru m d er s tre n g ric h te n d e n G eschichte geblieben.

D avid w ar der große L e h rm e iste r, d er den G rund zu d er sicheren B e h errsch u n g aller M ittel g e le g t h at, w elche die französischen K ü n stle r das g a n z e Ja h rh u n d e rt

38 K lassizismus

Jacques Louis David 3 9

4 0 Klassizismus

David und Gérard 41

an-42 K lassizismus

P ierre P au l P ru d ’hon 4 3

4 4 Klassizismus

Jean Dominique Ingres 4 5

4 6 Klassizismus

Abb. 21 Apothooso H om ers von Jean D om inique Ingres — P a ris, L ouvro (Zu S e ite 45)

besonders die ü b rig en R om anen z u r G eltung. — D erartig e V ersam m lungen von G eisleshelden v ersch ied en er Z eiten u n d v ersch ied en er V ölker sollten ih re r g a r viele im L aufe des 19. Ja h rh u n d e rts, teils g e m a lt, te ils in S te in gehauen, a u f die A potheose H om ers von In g re s folgen. W a r es n u n e in st se lb st einem so sch affen sg ew altig en K ü n stle r wie R u b en s, bei dem die k ü n stle risc h e S in n lic h ­ k e it die auch v o rh an d e n e g e le h rte R eflexion w eit überw og, n ic h t g e g lü c k t, allegorische un d g esch ich tlich e P ersö n lic h k eiten zu ein er w a h rh a ft lebensvollen k ü n stlerisc h en E in h e it zu v erb in d en , w ie h ä tte es d en von des G ed an k en s B lässe an g e k rä n k e lte n M alern des 19. J a h rh u n d e rts g elin g en sollen! — So ein tö n ig sich In g re s bei je n e r H eld e n v ersa m m lu n g , ebenso in te r e s s a n t erw ies er sich in seinen einzelnen B ildnissen. S ein N achlaß e n th ä lt 1500 B lätter, die ihn als ein en h erv o r­

rag e n d en Z eichner k en n e n l e h r e n 33). Ist a u c h se in S trich n ic h ts w en ig er als flott un d g ro ß zü g ig , so doch sicher, b e s tim m t u n d von w u n d e rb a re r A u sd ru c k s­

fähigkeit. S chlicht, w ie die d a rz u ste lle n d e n M enschen w aren, g a b er sie w ieder un d g a b er sich se lb st in ih re r W ied e rg a b e. A u f dem G ebiete des P o rträ ts , g leich ­ viel ob des g ez eich n eten oder des g em alten , erreic h te er eine u n b e s tre itb a re Höhe (Abb. 22). D as L ouvrebildnis, das M. B ertin , den G rü n d e r des J o u rn a l des D ebats, d a rste llt u n d d as vielfach ab g e b ild e t w urde, w ird als T y p u s des S elfm adem an, wie a u c h ob der aug en b lick lich en E rfa s s u n g individuellen L ebens s te ts seine G eltu n g b eh a u p te n .

3. B ildnerei I t a l i e n

An die S p itze des A b sch n itte s von d e r M alerei un d den zeich n en d en K ü n sten m u ß te ein D eu tsch e r g e s te llt w erd en , w eil sic h a u f diesem G ebiete der B ruch m it d er V erg a n g e n h e it in D eu tsch la n d am e n tsch ied en sten vollzogen u n d d as N eue am

Malerei und Bildnerei 4 7

4 8 K lassizism us

Canovas Stellung in der Geschichte der Bildnerei 4 9

5 0 K lassizism us

Abb. 25 T heseus von A ntonio Canova — W ien, Museum (Zn S e ite 48)

alles v ersc h lin g e n d en U n g eh e u ers; schön im einzelnen die U m rißlinie des zum

alles v ersc h lin g e n d en U n g eh e u ers; schön im einzelnen die U m rißlinie des zum

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