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Die englischen Präraffaeliten 1 6 9

1 7 0 Rom antik

u n sa g b a r rein en u n d g ü tig e n G esichtchen, das von k eu sch m a d o n n en h a ft in der M itte des K opfes g esch e iteltem H aa r u m ra h m t w ird, le u c h te t u ns au c h eine edle Z u v ersic h t entg eg en . A uch in m a lerisc h er H insicht is t d as Bild m it den b reiten F arb en iläch e n , die sich k rä ftig v oneinander abheben, se b r w irkungsvoll. Als B row ns v o lk stü m lic h ste s G em älde g ilt die A rbeit, „kein eigentliches A rbeiterbild

Abb. 125 Der A bschied von E ngland von Ford M adox Brown (Zu S e ite 169)

im m odernen Sinne, kein L eb e n sau ssch n itt, so n d e rn eine ph ilo so p h isch e A llegorie m it ty p isch e n G e sta lte n “.

Brow n soll einen g ro ß e n Einfluß a u f R o ssetti a u s g e ü b t h ab en , der m it Millais u n d H olm an H u n t im J a h re 1848 eines A bends a m T e e tisc h an g e sic h ts ein er N ach ­ b ild u n g vom „ T riu m p h des T o d es“ a u s dem P is a n e r C am p o san to die eig en tlich e p rära ffa e litisc h e B rü d ersch aft, „the P re -R a p h a e lite B ro th erh o o d “ , schloß. A nfangs w aren die ju n g e n S ch w ärm e r fü r ih ren B u n d so b e g e iste rt, daß sie ih re sam

t-Ford Madox Brown — Holman H unt 171

1 7 2 Rom antik

Abb. 127 J esu s im H ause sein er E ltern von John E v o rett M illais (Zu S e ite 171)

b ank. D arü b er b e u g t sich Jo se p h zu dem S öhnchen h era b u n d g re ift nach se in er H and. A uch die G ro ß m u tte r la n g t ü b e r die H obelbank zu J e s u s h e r ­ ü b er, M aria ab e r ist n eb e n ihm a u f den B oden n ie d e rg e k n ie t u n d d rü c k t ihm einen Kuß a u f die W a n g e. A ußerdem sin d zw ei B rü d e r zu g e g en , die sich d urch S ch u rzfell u n d w ildes H aa r b e d e u tsa m von J e s u s u n te rsc h eid en . E ine geöffnete T ü r g e s ta tte t einen lieblichen A u sblick a u f eine E bene, in d er eine S ch afh e rd e w eidet. — 'M illais m a lte a b e r a u c h ern ste und h eitere G eg e n stä n d e au s S h a k e ­ s p e a re w ie a u s dem L eben se in e r Z eit, L a n d sc h a fte n un d B ildnisse, w obei er a b e r den relig iö s alterlü m e ln d e n S til w ohlw eislich b e ise ite ließ. N am e n tlich seine B ildnisse zeichnen sich durch die K ra ft der E rsc h e in u n g u n d die W a h rh e it des A u sd ru ck es aus. W ie d ie ser b ed e u te n d e K önner un d w a h rh a ft g ro ß e M aler den

„Y eom an of th e g u a r d “ (den K gl. L eib g ard iste n ) in seinem sc h a rla c h ro te n , reich v erz ie rte n un d o rd e n b e se tz te n R ock m it den a u sg e z e ic h n e t g e m a lte n w eißen H an d ­ sc h u h en h in se tz te, is t eine te ch n isch e L e istu n g erste n R a n g es. E benso d e r „ F re i­

la ssu n g sb e fe h l“ , wo d as R ot in dem R ock des G e fän g n isw ä rters au c h w ieder s ta r k a n k lin g t, die ü b rig e n L o k alfa rb e n in der N a tio n a ltra c h t des S c h o tte n ­ p a a re s, im Fell des H undes, in d er W ie d e rg a b e des G efän g n isses ab e r g le ich ­ falls k rä ftig zu m K lingen g e b ra c h t s in d : Ein M uster pein lich g e n a u e r D u rc h ­ fü h ru n g b is in alle E inzelh eiten , ohne doch eine S p u r von k le in lic h er oder tü f ­ te lig e r W irk u n g . U n sa g b a r lie b en sw ü rd ig das G esicht d e r S c h o ttin ! U nd d ann w ied e r die „O p h e lia“ , eine S ym phonie in B lau u n d G rün ohne R ot. M illais w u ß te eben m it feinem T a k t für je d en V orw urf den en tsp re ch e n d en m a lerisc h en A usd ru ck zu finden.

M illais wie H u n t w erden an R uhm un d E hren w eit übertroffen von dem D ritte n in ih re m B unde, von D ante Gabriel R ossettiB2) (1828—82). R o s se tti w a r K ath o lik u n d von ita lie n isc h e r H erk u n ft, w enn au c h in London geb o ren , w ohin sic h sein V ater, ein g e le h rte r D a n te a u sle g e r u n d g lü h e n d er V a te rlan d sfreu n d , zu rü c k g e z o g e n h a tte , n ac h d em er sich in se in er H eim at d u rch a g ita to ris c h e T ä tig k e it u nm öglich

Millais — R ossetti 1 7 3 gem ach t. D er z u k ü n ftig e M aler erh ie lt in d er T a u fe den N am en des L ie b lin g s­

d ich ters seines V ate rs: D ante. Und diese N am en sw ah l en th ielt eine W e issa g u n g . Die in d er F am ilie v e re rb te B eziehung zu dem g rö ß ten ita lie n isc h en D ich ter sollte, ebenso wie seine italien isch e H erkunft, für den K ü n stle r von a u ssch la g g eb e n d er B e d e u tu n g w erden. A us D an te h a t R o ssetti g e rn seine S toffe g ew ä h lt, a b e r auch von D an tes G eist s p ü r t m a n einen H auch in se in en W e rk en , ln se in er K u n st v er­

m äh len sich die la te in isch -italie n isc h en E lem en te seiner H e rk u n ft u n d se in e r F a ­ m ilien ü b e rlieferu n g m it den an g e lsä ch sisch e n d er U m gebung, in d e r er h e ra n w u c h s u n d in d er er lebte. E in e a u sg esp ro ch e n englische F ra u en e rsc h e in u n g , sc h lan k , h och­

g ew achsen, fe in g lied rig , m it schm alen, ein w enig ein g efallen e n W a n g en , tieflieg en d en , trä u m e risc h e n blau en A ugen, vollen, w ie zu m K usse g e sc h ü rz te n L ip p en u n d w u n d e r­

baren, tie f in die S tirn wie tie f in den N acken hereingew achsenen, g ew ellten, u n ­ endlich ü p p ig e n goldblonden H a a re n k a m sein en , se in e r Z eit un d seiner U m g eb u n g q u a ttro c e n tistisc h e n V o rstellu n g en von der S ch ö n h eit m e rk w ü rd ig e n tg e g e n , ein W eib, w ie von der N a tu r dem Id ea l des B o tticelli n ach ersch affen (Abb. 128).

D ieses W eib w a r Miß E lisa b e th S id d al, eine ju n g e M odistin, m it der R o s se tti 1850 b e k a n n t w ard, m it der er sieben Ja h re heim lich zu sam m en le b te, m it d e r e r sich 1857 verlobte, 1860 v erm ä h lte , u n d die er zw ei J a h re s p ä te r d urch den T od verlor, n a c h ­ dem sie ihm ein to te s K ind g e b o re n h a tte . W ie R u b e n s in der ste ts w ied erh o lten D a rste llu n g se in er H elene n ie m als erm ü d ete, so ließ R o sse tti n ic h t davon ab, sein w eibliches Id eal w ieder und im m er w ieder zu m alen. G leichviel w ie die N am en se in er B ilder la u te n m ögen, ob B eatrice, S ibylle oder A sta rte , ob Silence oder S a n c ta L ilias, im m er sc h a u e n u n s die u n e rg rü n d lic h e n A ugen d er Miß S id d al d a ra u s e n t­

g eg en . U nd b e n u tz te er ein a n d e re s Modell, so m a c h te sich die in d iv id u elle V er­

sc h ied e n h eit u n g le ic h w en ig e r b em erk b ar, als d er g em e in sa m e e n g lisc h -p räraffa e- litisc h e T yp. F ra u M orris sc h a u t a u f ihrem B ildnis in der T ate -G a le rie w ie R o ssettis

Abb. 128 R osa T rip lex von D ante G abriel R o sse tti

1 7 4 Rom antik

Abb. 129 Der V en u ssp iegel von E dw ard B urne-Jones (N ach P liotographio H ollycr)

eigene F ra u aus. E in m al m a lte er sein Ideal, ein zw e ite r P a lm a V ecchio, a u f einem nie d rig en B reitbild in d reifach er W ied erg ab e: von vorn, von der rech ten un d von der lin k en S eite m it c h a ra k te ris tis c h versch ied en en Kopf- u n d H alsw e n d u n g en als

„R o sa T rip le x “ vor d u n k le m H in te rg ru n d u n d h in te r sc h m aler B rü stu n g , a u f der die ro sen h a lte n d en H än d e u n d zum T eil au c h die A rm e a u flie g e n (Abb. 128).

W e lc h e K ü h n h eit in der an sic h g leichförm igen, a b e r d u rc h die an m u tig e B e h a n d ­ lu n g so reiz v o lle n N e b e n e in a n d e rste llu n g ! — W e lc h feine S tilis ie ru n g in dem d reim al en tzü c k en d g e m a lte n H a u p t! — W elch tie fe S c h w e rm u t in dem m elusinen- h a fte n A n tlitz ! — W elch h u n d e rtfa c h e s L eben in dem L iniengew oge d er Ge­

w än d e r! — Bei R o ssetti pflegen die b u n te n L o k alfa rb e n a u s sch u m m rig em H in te r­

g ru n d h era u szu flam m en . D ie „ V e rk ü n d ig u n g “ aber is t eine S ym phonie w eiß in weiß, a u s d e r die ro te n F arb fläch en , m a n k a n n n ic h t an d ers sa g e n a ls : h e ra u s­

knallen . B lu m en sc h m u c k u n d In sch riften — B eiw erk, allerlei G efühlvolles u n d G edankliches tr ä g t z u r W irk u n g d er R o sse ttisc h e n B ild er w esentlich bei. D ieser übersin n lich -sin n lich e K ü n stle r w ar v ie lle ich t der frü h e ste u n d zu g leic h en tsch ie­

d e n s te V e rtre te r dieser g an z e n K u n stg a ttu n g , die in ih re r m e rk w ü rd ig e n V er­

q u ic k u n g von H im m e lsfre u d ’ u n d E rdenleid, von M ystizism us u n d S en su a lism u s, von a ltm e iste rlic h e r E in fac h h eit u n d echt m odernem H a u tg o u t so unerm eß lich en Einfluß w eit ü b er die G renzen des g rü n e n b ritisc h en In selre ich s h in a u s au c h bei u n s in D eu tsch la n d g ew innen sollte.

R o ssettis g leich g ro ß er u n d gleich hoch g e rü h m te r N achfolger w ar E d w a rd Burne-Jones (1833— 9 8 )93), eb e n falls von w elscher H erk u n ft, der, d u rch den A nblick R o ssettisch e r W e rk e b e g e iste rt, a u s dem th eo lo g isch en H örsaal in die M alerw erk­

s ta tt ü b ersie d elte. A ber ein H au ch th e o lo g isc h en G eistes zog ihm d ah in n a c h u n d w eht u n s a u s allen seinen W e rk e n e n tg eg e n . S ein e G estalten , m ä n n lic h e w ie w eib­

liche, sch ein en n ich t, w ie d ie jen ig en R o ssettis, vom Ü berm aß ird isc h e r L iebesfreu- den, so n d e rn von E n tb e h ru n g e n ersch ö p ft zu sein. M ann u n d W eib lie g en sich w ohl in den A rm en, a b e r sie e n th a lte n sic h e in an d e r („D ie L iebe u n te r den R u in e n “).

Rossetti und Burne-Jones 1 7 5 E in Z u g von E n ts a g u n g ze ic h n et B u rn e-Jo n e s’ B ilder au s. S eine w eiblichen G estal­

te n sind gotisch ü b e rsc h la n k in die Höhe g ez o g en ; ihre K nöchel z a rt zu m B rechen;

ih re H ände u n d F ü ß e schm al, fa st zu schw ach z u m G reifen un d zum S teh en . Die G ew an d falten erh ö h en in ih re r lo tre ch te n G ru n d a n la g e den E in d ru c k des S ch la n k en , S ch m a len u n d S ch m ä ch tig en . B u rn e-Jo n e s’ K olorit ist e ig e n a rtig g e d ä m p ft und fahl, also g le ich falls en tsag u n g sv o ll. An S telle des von R o ssetti bisw eilen b eliebten D o p p elk lan g e s ließ B urne-Jones m it V orliebe eine v ieltö n ig e H arm o n ie erklingen.

D ie einzelnen S c h ö p fu n g stag e v e rk ö rp e rt er d u rch e n tsp re ch e n d gleichviel E ngel, die ru h ig d asteh en , w ie in ih re G ew änder so au c h in ih re F lü g e l g le ich sam ein ­ g e h ü llt sin d un d in den H än d e n H alb k u g e ln h alten , a u f denen die je w e ilig le tzte S c h ö p fu n g sta t d a rg e ste llt ist. E ine A nzahl von n ic h t w en ig er als a c h tz eh n gan z gleich geb ild eten u n d g le ic h m ä ß ig sc h lic h t g ew a n d ele n , hoch g e g ü rte te n ju n g e n M ädchen lä ß t er, allerdings in den m a n n ig fa ltig s te n u n d ste ts a n m u tig e n B ew e­

g u n g en , m it v e rsc h ied e n en M u sik in stru m en ten in den feinen H än d en eine schön g e w u n d e n e S tieg e, „Die g o ld e n e T re p p e “, h e ra b ste ig e n . E ine S c h a r von zehn ju n g e n M ädchen v e rsa m m e lt er an einem W eih er, u n d nu n sp ie g eln sie sich w ie­

d e ru m in den a n m u tig s te n u n d a b w e c h slu n g sre ic h ste n S te llu n g e n in diesem „V enus­

s p ie g e l“ w id er (Abb. 129). Die a n d e ren knien am W a s s e r oder b ü ck e n sic h zum W a s s e r hinab, n u r die eine, die am h ellste n G ekleidete, bleibt, zu ih re r vollen H öhe a u fg e ric h te t, ste h e n . F e in g e s c h w u n g en e H ü g e lk e tte n schließen d as B ild n a c h oben, g eg e n den se h r hoch a n g e s e tz te n H orizont ab. Im G eg e n satz zu d e r se n g en d e n , j a v erz eh ren d en G lut, die u n s a u s R o s se ttis B ild ern e n tg eg e n lo d ert, lie g t ü b e r B urne- J o n e s ’ S chaffen eine sch w erm ü tig e, a b e r re in e u n d stille S ch ö n h eit a u sg e b re ite t.

E in a n d e re r, n ic h t w en ig e r b ed e u te n d e r P rä ra ffa e lit w a r W alter C ranevt) (1845— 1915), ein M eister der Linie, ein vorw ieg en d d e k o ra tiv es G enie, d er d ah e r w en ig e r a u f die M alerei a ls a u f das K u n stg e w e rb e ein g e w irk t h a t. E r w a r der geb o ren e M ä rc h en b u c h illu stra to r, a llerd in g s w en ig e r in S ch w in d isch er, M ärchen n a c h e rz ä h le n d e r, als vielm ehr in ein er n u r ihm eigenen, b u c h sch m ü c k en d e n Auf­

fassu n g . „D ie flüchtigen S tu n d e n “ (Abb. 130), die an Guido R enis A u ro ra w ie an den P a rth e n o n frie s a n k lin g e n , sind, so d ra m a tisc h sie sich g eb e n m ögen, im letzten G runde d ennoch rein d e k o ra tiv em pfunden. R osse, W a g e n u n d W a g e n le n k e r, alles ist in ein w ohl ab g e w o g en e s L in ie n g efü g e h in e in g ez w u n g en .

W ie d e ru m als ein g a n z a n d e re r u n d d ab e i zu m m in d e ste n ebenso a u s g e sp ro ­ ch e n er K u n s tc h a ra k te r u n te r d en P rä ra ffa e lite n s te llt sich George Fredericlc W atts (geb. 1817, g est. 1904 in L o n d o n )85) d ar. D er E in d ru ck , den e in st die P a rth e n o n - S k u lp tu re n a u f ihn a u s g e ü b t h a tte n , blieb z e it sein es L eb en s b estim m e n d fü r se in e

Abb. 130 D ie flüch tigen Stunden von W alter Crane

1 7 6 R om antik

Die B aukunst 1 7 7

Abb. 132 N ousch w an stein (Zu S eite 182)

3. Baukunst

U m in d er m e n sch lich e n S eele die fein sten u n d z a rte s te n S tim m u n g e n zu er­

w ecken, w ar die R o m an tik a u f m ö g lich st k ö rp erlo se K u n stm itte l angew iesen . So trieb sie in d er H a n d z eic h n u n g , die d u rc h S tich u n d H o lzsch n itt v e rv ie lfä ltig t w urde, sow ie im A q u arell ih re d u ftig s te n B lüten, w äh ren d sich a n d e re rse its alles G roße u n d S ta rk e , das in d e r R o m a n tik b eschlossen lag, am b esten im W a n d b ild aus- d rü ck e n ließ, w ogegen die Ö lm alerei als die beru fen e T ec h n ik sc h lic h ter W irk lic h ­ k eitsw ie d erg ab e z u r V erk ö rp e ru n g von P o esie u n d P h a n ta s ie w en ig e r g e e ig n e t schien.

U nd n u n g a r B ildnerei u n d B a u k u n st, die n ic h t n u r einen sch ö n en S chein v o rg au k e ln , so n d e rn m it ih re r E n tw ic k lu n g n ac h allen d rei A u sd eh n u n g e n volle ru n d e K örper im R a u m e sc h affe n ! — U nd dennoch, w as v erm o c h te u n d w as v e rm a g au c h h e u te n och ein ro m a n tisc h e s G em üt le ich ter zu m S ch w ä rm e n un d zu m H in au fse h n en in s U nendliche an z u re g e n als die g o tisch e n K irchen, d eren T ü rm e him m elan stre b e n u n d deren In n e n rä u m e m it d en v ielfach v e rä ste lte n G ew ölberippen W ä ld e rn ver­

g le ic h b a rs in d ? ! — So w a r f sic h die B e g e iste ru n g d e rZ e it a u f die B a u k u n st, u n d zw ar u n g le ich h ä u fig e r a u f die le id en sch aftlich e rre g te G otik als a u f den ru h ig en , e rn ste n R o m an ism u s. Man su c h te zu erh a lten , zu stü tz e n , z u b efe stig e n , w as d a w ar. G ut! —.

Man su c h te a b e r au c h zu en tfe rn e n , zu v erk a u fe n , z u ze rstö ren , w as n a c h A b la u f des M ittelalters se it d em 16. Ja h rh u n d e rt n e u a n g e b a u t, an B ildw erken in die K irchen h in e in g e s tifte t, a n B ildern h in e in g em alt w ar. — D abei g in g m a n m it einer rü c k s ic h ts ­ losen E n tsc h ied e n h eit vor, die g era d e z u an die Z eiten des B ild erstu rm s e rin n e rt. — U nd m a n su c h te d as V e rb ra n n te , V erbannte, V erk au fte d u rc h N eues zu ersetzen ,

H a a c k , D ie K u n st des 19. Jahrhu nderts. I. 6. Aufl. 12

1 7 8 Rom antik

Die B aukunst in England, Frankreich, Deutschland j 7 0

Abb. 133 Das Parlam entshaus zu London von Charles Barry

eine T o c h te r d er R o m an tik ist. So w ard d am als in F ra n k re ic h der B oden fü r d as A u ftre ten V iollet-le-D ucs (1814— 79) v o rb ereitet, der, w as P u g in fü r E n g la n d , für F ra n k re ic h u n d w eit ü b er F ra n k re ic h s G renzen h in a u s fü r g a n z E u ro p a b e d e u te t.

A ußer a n d e re n E rn e u e ru n g sb a u te n in d e r P ro v in z u n d in P a ris h a t V iollet-le-D uc vor allem N otre D am e u n d die S t. C hapelle g rü n d lic h w ie d e rh e rg e ste llt. A uch tr a t er als V e rfa sse r zw eier k u n stw isse n sc h a ftlic h e r W e rk e von ü b e rra g e n d e r B ed eu tu n g h e rv o r: des „D ictio n n aire ra iso n n é de l’A rc h ite c tu re fra n ça ise du X I0 au X V I0 s iè c le “ u n d des „D ictionnaire ra iso n n é du M obilier fran çais de l ’époque carolingienne à la R e n a issa n c e “ . N eben ihm is t L a ssu s zu n en n en . Die französischen G otiker sch rieb en den S til des 13. Ja h rh u n d e rts a u f ih re F a h n e u n d su c h te n die F o rm e n der Z e it L u d w ig s des H eilig en dem L eben der G eg en w art an z u p a sse n . E in W e rk d ie ser R ic h tu n g is t a u c h die n a c h P län e n des d eu tsc h e n B a u m e iste rs Gau e rric h te te K irch e S t e . G l o t i l d e , g e g e n w ä rtig d as G o ttesh au s d er v o rn eh m e n W e lt von P a ris.

D eu tsch la n d h a t k ein en V iollet-le-D uc h e rv o rg e b ra c h t. H ier h a tte d e r ju n g e , d er S tra ß b u rg e r G oethe z u e rst in se in e r S c h rift „V on d eu tsc h e r B a u k u n st. D. M.

E rv in i a S tein b a ch . 1772“ die A u fm e rk sa m k e it a u f die schöne, k raftvolle, o rg an isc h e g o tisch e A rc h ite k tu r h in g e len k t, u n d von d en lite ra risc h e n R o m a n tik e rn w u rd e n diese G edanken w ieder aufgegriffen. Von A. W . S ch leg el g in g die A n re g u n g zu m A us­

b au des K ölner D om es au s, eine A n g eleg en h eit, die d an n m it der B e fre iu n g der D eu tsch en vom fra n zö sisch e n Jo c h v e rq u ic k t w urde, u n d G uido G örres en tflam m te d u rc h seine S c h rifte n die allgem eine B e g e iste ru n g für den G edanken, den K ölner D om als D ankopfer fü r die erru n g e n e F re ih e it n e u a u s z u b a u e n . D ie S c h ö p fu n g des K ölner D om es z ie h t sic h d u rc h m e h r d enn ein volles J a h rta u s e n d d e u tsc h e r Ge­

sc h ich te. U rsp rü n g lich erhob sich d er D om ü b e rh a u p t an d e rw ä rts. A ber schon z u r Z eit K arls des G roßen um 800 w urde a n d er je tz ig e n S telle d er ro m an isch e V o rläu fer des g e g e n w ä rtig e n g o tisch e n D om es begonnen. Z u dem g e g e n w ä rtig e n B au, der a u s w eichem , g rü n lic h g ra u e m S an d ste in vom D ra ch e n fe ls e rric h te t w urde, w ard der G ru n d stein im J a h re 1248 am T a g e M ariae H im m e lfa h rt in feie rlich e r W e ise

1 8 0 R om antik

Abb. 134 D ie V otivk irclie zu W ien von H einrich F e r stel (Zn S e ite 182)

1 8 2 Rom antik

Abb. 135 D as R athaus in W ien von F riedrich Schm idt

R o m a n tisc h e r P u ris m u s u n d g u t g em ein te, ab e r in d e r W irk u n g u n g lü c k lic h e W ie d e rh e rste llu n g ssu c h t w ü te te n g an z besonders in den beiden D om en von S peier u n d B am b erg . In N ü rn b e rg re s ta u rie rte d er G otiker K a r l A le x a n d e r H eideloff (1788— 1865), u n d in M ünchen v e rtra t K lenzes Z eitg en o sse u n d N ebenbuhler Friedrich G ärtner (1792— 1847) die R o m an tik . E r b e v o rz u g te den ro m an isch e n S til, d en er in einer R eihe von W e rk e n , n a m e n tlic h der L u d w ig sk irch e , d er B iblio th ek u n d der alten U n iv e rsitä t sta ttlic h , w enn a u c h im einzelnen ohne beso n d ere F e in ­ h e it d er E m pfindung a u s p rä g te . D ie fünfschiffige, von Georg F ried rich Z iehland (1800— 73) e rb a u te B a silik a tr ä g t g le ich falls rom anischen F o rm c h a ra k te r, w äh ren d Ohlmüllers K irche in d e r V o rs ta d t A u ein er e le g a n t e n tw ick e lte n G otik sich a n ­ sc h lie ß t. In d esse n h a tte in M ünchen d e r rom an isch e S til eine Z e itla n g die O ber­

h a n d b eh alten , w ie n a m e n tlic h der B ah n h o f von B ü rk le in u n d m a n ch e an d e re G ebäude bew eisen. D ag e g en g e la n g te w ä h re n d d er R e g ie ru n g K önig M ax’ II. an den B a u te n d er M axim ilianstraße (A ltes N atio n alm u seu m , R e g ie ru n g sg e b äu d e , A th en äu m ) ein e ig e n a rtig e r M ischstil z u r H errsch a ft, d e r die v e rsc h ie d e n a rtig ste n F orm en z u sam m en fü g te, ohne sie in n e rlich zu einem G anzen verschm elzen zu k ö n n e n 98). D ie ro m an tisch e R ic h tu n g w u rd e so d a n n se it 1846 m it b edeutendem E rfo lg in W i e n au fgenom m en, wo die A ltle rch en fe ld er K irche von .7. G. M üller u n d die im p o san te n G ebäude des A rsenals den ro m an isch en , die V otivkirche von H einrich F erstel (1828— 83) den go tisch en S til befolgen. D iese V otivkirche (Abb. 134) is t in ih re r A rt ein M eisterw erk. Bei ih rem A nblick k a n n m a n einen A ugenblick vergessen, d aß m a n vo r ein er m odernen N a c h a h m u n g ste h t, a b e r m a n b ra u c h t n u r zum a lte n S t. S tep h a n sd o m h in ü b e rz u g eh e n , u m sich sofort w ieder des U n te r­

schiedes zw ischen Im ita tio n s- u n d O rig in alk u n st b ew u ß t zu w erden. N eben F e rste l

K önig Ludw ig II. von Bayern und die K unst 1 8 3 v e r tra t F riedrich Schm idt (1825— 91), der schon am A usb au des K ölner D om es als S tein m etz m itg e a rb e ite t h a tte , die G otik in W ien, z u e rs t am A kadem ischen

K önig Ludw ig II. von Bayern und die K unst 1 8 3 v e r tra t F riedrich Schm idt (1825— 91), der schon am A usb au des K ölner D om es als S tein m etz m itg e a rb e ite t h a tte , die G otik in W ien, z u e rs t am A kadem ischen

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