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WISSENSCHAFT.

Ich fuhr kürzlich in d er B erliner S tad tb ah n m it einigen V ätern zusam m en, die froh b e w e g t sich von dem glücklichen A b itu rien ten ex am en ihrer S öhne er­

zählten. B esonders freu d ig erin n erten sie sich an ihre eigene Ju g en d zeit, als d er eine von seinem S o h n e b erich tete, d as erste, w as er nach be­

stan d en em E xam en g e ta n habe, sei g ew esen , d aß er d as G esch ich tsb u ch in die Ecke g ew o rfen und m it F ü ß en g e tre te n habe. W enn auch d as G rausen vor dem öd en Z ahlen-Schem atism us n ich t im m er in so te m p e ra m e n tv o lle r W eise g e ä u ß e rt w ird, nu r zu o ft kann m an auch h e u te no ch hören, wie freudig m an alle die K aiserreihen, P ap streih en usw . w ied er v e rg iß t, die man.

sich zur P rü fu n g e in g e p a u k t h atte. In sp äteren Z eiten w ird m an sich er einm al diese G ed äch tn isü b u n g en m it dem A u sw en d ig lern en lan g er Bibel­

seiten auf die gleiche S tufe stellen.

W o h e r kom m t nun diese so vielfach noch h eu te zu findende g e ­ ringe Schätzung d er G e sch ich te? Sie rü h rt jedenfalls zum g ro ß e n T eile daher, daß vielfach das, w as G eschichte g e n a n n t w ird, zu w enig im Z u sam m en h än g e ste h t m it dem , w as uns u m gibt, w as uns in teressiert, w as uns b eru fm äß ig von f r üh bis ab en d s zu b esch äftig en hat. Die G eschichte, w ie w ir sie aus u n serer Schulzeit noch k ennen, w ar ein se itig e Kriegs- und D ip lo m aten g esch ich te und w as w ir hab en w ollten, w ar K ultur­

g eschichte in w e ite ste r B ed eu tu n g des W o rtes. W ir w ollten seh en , wie etw as g e w o r d e n w ar, w ie es sich im Laufe d e r Ja h rh u n d e rte entw ickelt hatte, und w ir k onnten nackten, n u r durch Jah reszah len b e le g te n T atsac h en keinen G eschm ack abg ew in n en . D azu kam noch die äu ß erlich e T re n n u n g in die v erschiedensten G ebiete. In d er eigentlichen G esc h ic h tstu n d e h ö rte m an n u r von K am pf und T o tsc h la g und etw a noch von ew igen V

er-träg en , die ein Ja h r sp ä te r schon g eb ro ch en w urden. D aß m an frü h er m it d e r g a n zen G eschichte höchstens bis zur Z eit u n serer U rg ro ß eltern kam, ist b ekannt. Es soll ja h e u t anders g ew o rd e n sein. E inige G eschichts­

zahlen d u rfte m an dann noch in d e r L iteratu rstu n d e hören, und w enn man sich s p ä te r aus eigenem In teresse noch etw as um K unstgeschichte küm m erte, so h a tte m an schließlich drei G ru p p en von Jah reszah len im K opfe, die u n te r sich in keinerlei innerem Z u sam m en h än g e standen. D aß m an von d e r unsere ganzen B eziehungen u m g estalten d en T echnik und Industrie in dieser G e­

schichte nichts w u ß te, w a r selbstverständlich. D as lag den ausschließlich aus den P hilologenschulen h erv o rg eh en d en G eschichtslehrern jedenfalls un- iß endlich viel fern er als chinesische L iteraturgeschichte, ü b e r die m an viel

eh er noch etw as zu hören bekam .

N ur w enn m an diese V erhältnisse sich klar m acht, kann m an die B edeutung erm essen, die dem nu n a b g esch lo ssen en g ro ß e n W erk e „ D e u t s c h e G e ­ s c h i c h t e “ d e s h erv o rrag en d en G eschichtsforschers K a r l L a m p r e c h t inne w ohnt. Ein V ierteljah rh u n d ert h a t d e r V erfasser m it au ß ero rd en tlich er T atk ra ft an dem u n g eh eu ren S toffe g earb eitet, d e r n u n m eh r u n ter e i n e m G esichtspunkt in 19 T eilen d ie g esam te G eschichte vom A ltertum e bis zur allerneuesten Z eit entw icklungsgeschichtlich behandelt. W ie außero rd en tlich w eitg eh en d u n tersch eid et sich doch diese G eschichte von den m eisten d er b isher v o r­

h an d en en D arstellungen! Z u n äch st ist g erad e u m gekehrt, w ie es so n st g e ­ w öhnlich zu geschehen pflegt, d ie älteste Zeit, die uns am entferntesten liegt, und von d e r w ir am w enigsten w issen können, auch am kürzesten b eh an d elt w orden. D ag eg en ist d e r jü n g sten deutschen V erg an g en h eit ein b eso n d eres E rg än zu n g sw erk in 3 B änden gew idm et, und d er zw eite dieser Bände, d er uns hier etw as ein g eh e n d er beschäftigen soll, b eh an d elt in einem U m fange, w ie es b ish er noch in (keiner allgem einen w issenschaftlichen A rbeit g e ­ sch eh en ist, au f 520 Seiten die „W irtsch aftlich e un d soziale E ntw icklung d e r n eu esten Z e it“ . In au ß erg ew ö h n lich packender F orm finden w ir hier D arstellungen ü b e r die N atu rw issen sch aft un d die T echnik in ihrem inneren Z u sam m enhänge. D er m oderne V erkehr und seine Folgen, die E isenbahnen, d ie D am pfschiffe, T eleg rap h u nd T elep h o n , fern er die E ntw icklung d er V er­

k eh rsorganisation, die E ntw icklung d es G ü terau stau sch es w erd en b esprochen und in ih rer allgem einen kulturgeschichtlichen W irk u n g auseinandergesetzt.

S ehr w eit in die G eschichte d er T echnik vertieft sich d e r A bschnitt „d ie F o rt­

b ildung d e r G ü te re rz e u g u n g “ . L am precht spricht hier ü b e r die E ntw ick­

lung d er A rbeitsm aschine, ü b e r die E ntw icklung d er D am pfm aschine, er w eist auf die g ro ß e n E ntw ick lu n g sg än g e d er elektrischen und chem ischen Industrie hin, er sp rich t von d e r m o d ern en K rafterzeu g u n g und findet g era d e hier auch eine d e r G elegenheiten, w o er seine g ru n d le g e n d e A nschauung über (u!ti den W e rt des M enschen an sich im V erhältnis zu d e r übertrieb en en H e ld e n ­ v ereh ru n g auszudrücken verm ag. S ehr bem erk en sw ert ist fern er das Kapitel (¡¿ei: ü b er die w irtschaftliche E ntw icklung d e r freien U nternehm ung. H ie r w ird

¿es au f d ie Ind u strieg esch ich te n ä h e r eingegangen.

.01

In d em zw eiten T eile des Buches, d e r d e r sozialen E ntw icklung ge-jjjjf w id m et ist, finden w ir noch einen einleitenden A bschnitt ü b er die

yer. P sy ch o lo g ie d e r freien U nternehm ung, ü b e r die freie U nternehm ung

in ih re r W irk u n g au f d a s G eistesleb e n u n d au f die älteren sozialen F o rm en d e r In d u strie und d e s H an d els so w ie ü b e r die B eziehungen d e r In d u strie z u r L an d w irtsch aft. Z w ei Schlußkapitel, die sich m it d en so ­ zialen N eu - u nd U m b ild u n g en so w ie m it den A n fän g en eines Z eitalters d e r g eb u n d e n e n U n te rn e h m u n g b esch äftig en , schließen d en fü r alle In g en ieu re h o c h b e d e u tsa m e n Band. A uch w enn m an, w ie dies bei so k o n z e n trie rte r D ar­

stellu n g b e d e u ts a m ste r E n tw ick lu n g sg än g e n ic h t an d ers zu e rw a rte n ist, nicht in jedem P u n k te d erselb en M ein u n g w ie d e r V erfasser sein w ird , so w ird m an d o ch leich t zu d e r Ü b erzeu g u n g kom m en, d aß es w en ig B ü ch er g ib t, die in g leich er W eise zum eigenen N ach d en k en an reg en w ie d iese vom h ö h e re n k u ltu r­

g eschichtlichen S ta n d p u n k t aus b e h a n d e lte E n tw ick lu n g sg esch ich te d e r T echnik un d Industrie. G e ra d e w enn m an w eiß, w ie a u ß e ro rd e n tlic h sch w ierig h eu t au f diesem G eb iete no ch das M aterial zu erh alten ist, w ird m an b e w u n d ern m üssen, w ie L am p re ch t es h ie r u n te r B en u tzu n g d e s w en ig en tatsäch lich en S toffes, d e r v o rlieg t, v erstan d en h at, die g ro ß e n E ntw ick lu n g slin ien zu zeichnen. A b g eseh en v on dem reichen tatsäch lich en In h alte d es W erk es ist es d ie G r u n d a u f f a s s u n g L am prechts, seine h o h e W e rtsc h ä tz u n g d e r A nschauung, d e r eigenen L eb en serfah ru n g g e g e n ü b e r dem b lo ß e n B ücher­

stu d iu m am g rü n e n T ische, die d as L esen se in e r S chriften so g e n u ß reich und an re g e n d fü r den In g en ieu r m acht. B eso n d ers k en n zeich n en d k om m en d iese A n sch au u n g en zum A u sd ru ck an ein er Stelle, w o L am p re ch t d a ra u f hinw eist, w ie u n b e d in g t n ö tig es sei, sich a n s c h a u l i c h e V o r s t e l l u n g e n von d e r E n tw ick lu n g d es h eu tig e n W irtsch a ftsleb en s zu m achen. E s sei g e sta tte t, diese Stelle zugleich als P ro b e fü r die D a rste llu n g sk u n st L am prechts h ier v o llstän d ig an zu fü h re n :

„ D e r Z eitg e n o sse m uß h ie r se lb e r d e r M ann sein, u n d sich um schauen.

U nd b e s te h t in d ieser H in sich t n ich t fü r ihn eine P flic h t? W ie viele H o c h ­ g eb ild ete g ib t es, die niem als — intensiv, e in g e h e n d von R aum zu R aum , u n te r E in fo rd e m von E rk läru n g en w irtsch aftlich er u n d so z ia le r A rt — eine F abrik g e seh en h aben, niem als verw eilend eine g ro ß e V e rk e h rso rg a n isa tio n , einen R a n g ierb a h n h o f etw a o d e r eine S p ed itio n san stalt, e rb lic k e n : — un d die d en n o ch g lau b en , ü b e r die G e g e n w a rt allseitig urteilen zu k ö n n e n ! D enen n iem als anschaulich k lar g e w o rd e n ist, w a s es h eiß t, in R eih u n d G lied zu steh en im W irtsch a ftsleb en , sei es als O ffizier, sei es als G em ein e r, die nie eigentlich soziale L uft g e a tm e t h ab en , In d iv id u alisten ein er in S p o rt u nd L ieb h ab erei a u sarten d en E in sa m tä tig k e it — u n d w ie viele G e le h rte n g e h ö re n in d iese K ateg o rie! — : u n d die d en n o ch g lau b en , w en ig sten s ü b e r d ie g e istig en B ew eg u n g en d e r G e g e n w a rt u n d d e r V e rg a n g e n h e it ein U rteil n ich t blo ß zu besitzen, auch zum G eb ra u c h e a n d e re r m u s te rg ü ltig b ild en zu k ö n n en ! A ls w en n d as L eben in g e tre n n te n S trö m en , sch ö n ab k a n a lisie rt in sozial u nd g e istig g e sch ied en e S träh n en , d ah in flö sse, als w en n n ic h t eins u n d alles in ein er K ultur au fs innigste z u sam m en h in g e! N ein — h in au s g e h e m an in die atm en d e W irklichkeit d e r N atio n , erfülle sich, w as die W im p er hält, m it B ildern ih rer T ä tig k e it v on jed erlei A rt u n d em p fin d e u n te r dem D ruck ih rer G rö ß e. U n d w e r d a b e i auch n och B ilder vo n g e ­ m ein v erstän d lich -ästh etisch em W e rte liebt, u n d w em es n ic h t g e n ü g t, d u rch die ru ß ig e n In d u strielan d sc h aften O b ersch lesien s o d e r W estfalen s zu fah ren m it

ihren Schlackenbergen, m it dem blinkenden D urcheinander ihres Schienen­

g ew irrs und d e r m a jestätisch -g rau sig en N ach tb eleu ch tu n g g an zer G eg en d en im w olkigen W iderschein d er F eu er von tausend H ochöfen und Schloten, d e r verschaffe sich w enigstens den G enuß einer B eobachtung g ro ß e n V er­

kehrsleben, w ie er sich in je d e r G ro ß sta d t so leicht bietet. D enn dieses V erkehrsleben ist öffentlich: es erfüllt unsere B ahnhöfe und unsere Börsen, es flu te t und eb b t in unseren S traßen und auf unseren P lätzen ; und w ie selten w ird es doch angeschaut, u n terlieg t es auch n u r einer ästhetischen, g esch w eig e denn einer das sittliche und soziale Fluidum au frü tteln d en Be­

trach tu n g ! U nd w er es verm ag, d er g eh e noch w e ite r: in einen d er vielen S eehäfen, w ie sie im Laufe d er letzten Jah rzeh n te an N ord- wie O stsee fa st überall so von G rund aus e rn e u e rt und v erän d ert w o rd en sind.

„Schon die niederländischen M aler des 17. Jah rh u n d erts haben die an­

schauliche P oesie des T reib e n s am W asser zu schätzen g e w u ß t; sie sind die E n td eck er des H afen b ild es gew esen. U nd in d er T a t: leb t nicht schon d e r einfache Schiffer in seinem Kahne, d e r zugleich sein H eim birgt, auf dem seine F ra u w altet und seine K inder aufw achsen, m it ihm fahrend von O rt zu O rt, leb t er nicht im b eso n d eren Sinn ein L eben d er Ö ffentlichkeit?

Um w ie viel m ehr sind noch die g ro ß e n T ätig k eiten und O rg an isatio n en u n serer m odernen R iesenhäfen öffentlicher A rt und fa st d urchw eg u n m ittelb ar sich tb ar! D a können fü r den, d e r um sich zu blicken w eiß, soziale und sittliche E indrücke w ohl gerad ezu in politische und p atriotische ü b e rg e h e n : w enn etw a im F ah rw asser d er Schelde bei A ntw erpen an dem alten K astell d e r flandrischen G rafen Schiff an Schiff v o rü b erg leitet u n ter schw arz-w eiß­

ro te r F la g g e : eine M enge, w eit überlegen den Schiffen an d erer F la g g e n ; o d er w enn im H afen von G enua die A m erika- und O rien td am p fer des N o rd ­ deutschen Lloyd ausfahren, hinter sich d as herrliche P an o ram a des frem den H afens, v o r sich das freie M eer und an Bord ein stolzes Lied, ,H eil D ir im S iegerkranz1 oder ,D eutschland, D eutschland üb er alles1.“

Eine G esch ich tsau ffassu n g w ie die L am prechts, d er in gleich au s­

führlicher W eise an anderen Stellen L iteraturgeschichte, K unstgeschichte, M usikgeschichte im Z usam m en h an g m it d er G esam tgeschichte bringt, w eicht grundsätzlich von dem b ish er Üblichen ab und m u ß te n atu rg em äß vo r allem zunächst in den Fachkreisen auf W id ersta n d stoßen. D urch viele Jah re hin­

durch ziehen sich diese K äm pfe, die L am precht zu b estehen hatte. Die L aienw elt erfu h r d avon hier und da durch A ufsätze in unseren T a g e s­

zeitungen und W ochenschriften. M an kon n te daraus schon entnehm en, daß es sich hier w irklich einm al um eine grundsätzliche Ä nderung in d er A uf­

fassu n g und nicht bloß um einen P ro fe sso re n stre it handelte. L am precht ist S ieger geblieben, und je m eh r g era d e die G ebildeten au ß erh alb d er Z u n ft­

w issenschaft sich m it sein er D eutschen G eschichte v ertrau t m achen w erden, um som ehr w ird L am precht als B ahnbrecher dieser neuen A nschauung an ­ g eseh en w erden. Die In g en ieu rw elt d arf hoffen, daß, w enn diese A n­

schauungen allgem ein w erden, dann endlich auch auf unseren Schulen die kulturgeschichtliche B edeutung d er Technik m iterw äh n t w erden w ird. D as A nsehen L am prechts als gefeierten U niversitätslehrers, d er den Ruhm d eu tsch ­ geschichtlicher W issen sch aft vor allem auch im A uslande v erb reitet hat, w ird

d iese B estreb u n g en u n b e d in g t fö rd e rn . D enn so g ro ß auch die A rb eits­

leistu n g ein g e sc h ä tz t w erd en m uß, die in d e r v o rlieg en d en d eu tsch en G e­

schichte en th alten ist, w ird m an d o ch von dem in b e ste r S ch affen sk raft w irk en ­ d en G eleh rten n o ch w e ite re b e d e u tsa m e A rb eiten erw arten können. D en W e g zum fru ch tb rin g en d en A rbeiten im g ro ß e n Stil h a t sich L am p re ch t gesch affen d u rc h B eg rü n d u n g d es Kgl. S ächsischen In stitu ts fü r K ultur- u n d U niversal­

g esch ich te b e i d e r U n iv e rsitä t L eipzig, d a s in räu m lich er V e rb in d u n g m it dem U niversitäts-S em inar fü r L an d esg esch ich te u n d S ied elu n g sk u n d e eine S tätte n eu zeitlich er g esch ich tlich er A rb eitsw eise ist, w ie sie w o h l einzig d a ste h t.

D as In s titu t ist im H a u se zum G o ld en en B ären in d e r U n iv ersitätsstraß e u n te r­

g eb ra c h t, einem alten aus d e r ersten H älfte d e s 18. Ja h rh u n d e rts stam m en d en Bau, d e r viele J a h re lan g von G o t t s c h e d b e w o h n t w u rd e, a u ch G o e t h e s Be­

su c h o ft g e seh en h at. D as g an ze H a u s ist u n te r m ö g lich ster B erü ck sich tig u n g d e r intim en W o h n u n g sreize, die w ir in den alten H ä u se rn no ch so vielfach finden k ö nnen, fü r d as In s titu t e in g erich tet w o rd en . Im e rsten S to ck b efinden sich d ie B ibliothek u n d d ie A rb eitsräu m e fü r d eu tsch e G eschichte, im zw eiten S tock d iejen ig en fü r die U n iv ersalg esch ich te. M an h a t die lan g en S äle durch Z w isch en w än d e in A bteile zerlegt, so daß n e b e n e in a n d e r in fo rtla u fe n d e r R eihe eine A nzahl u ngem ein b e h a g lic h e r k lein er A rb e itsrä u m e g esch affen ist. D ie g an ze E in rich tu n g z e u g t v on einem tie fg e h e n d e n k ü n stlerisch en G eschm ack, d e r d en B esucher so w o h ltu e n d u m fän g t, d aß ihn die S tim m u n g zu ru h ig e r A rb eit u n d F o rs c h u n g von s e lb st ü b e rk o m m t K ein W u n d e r, d a ß h ie r d e r Z u d ra n g d e r S tu d ieren d en s te tig w äch st. D ie g esam ten G eb iete , von d e r K rieg sg esch ich te bis zu r G esch ich te d e r W issen sch aften , d ie W irtsch aftsg esch ich te, d ie S itten- u n d K u n stg esch ich te, die L ite ra tu r­

g esch ich te w erd en h ie r von d en S tu d ieren d en u n te r L eitu n g L am p rech ts und se in e r M ita rb e ite r erforscht. K einer, d e r an diesem O rte h a t arb eiten d ürfen, w ird o h n e tiefen E indruck v o n d e r ihm h ie r e n tg e g e n tre te n d e n k u ltu r­

g esch ich tlich en A u ffassu n g d e r G esam tg esch ich te Leipzig v erlassen können.

W en n er s p ä te r von d e r h ier e rw o rb en en A u ffassu n g a u s g e h t u n d w eiter a rb eitet, so w erd en die K reise, die e r w ie d e r h eran zu b ild en h a t, schließlich d ah in kom m en, daß sie w irklich fü r ih r eig en es L eben au s d e r G esch ich te lernen, u n d d e ra rtig g e sch rieb en e G esch ich tsb ü ch er w ird au ch kein te m ­ p e ram en tv o ller A b itu rien t m it F ü ß e n treten.

C. M a t s c h o ß , Berlin.

D E R G E L D M A R K T auf eine rasche Besserung der weltwirtschaft­

lichen Lage gesetzt hatte, haben sich nicht er­

füllt. Besonders in Amerika haben Industrie und Börse nicht den Aufschwung genommen, den man erwartete. Die Börse war in New York im Januar wilden Schwankungen ausgesetzt, haupt­

sächlich infolge des Kampfes der amerikanischen Bundesregierung gegen die Trusts. Die großen Trustherren haben sich gegen die von dem Prä­

sidenten Taft beabsichtigten Maßnahmen des Antitrustgesetzes auf das heftigste gewehrt und absichtlich eine rückläufige Bewegung eingeleitet.

Teüweise mag der Rückgang der Kurse in New York aber auch einer allzu starken Spekulation in den vergangenen Monaten, der die tatsäch­

lichen Verhältnisse in der Industrie noch nicht entsprachen, zuzuschreiben sein. Zu der uner­

freulichen Haltung des New Yorker Marktes kamen weiter die Verstimmungen an der Londoner Börse, die durch die politischen Kämpfe in England, namentlich in der Budgetfrage, stark beeinflußt wurde. In Deutschland selbst haben die schwe­

ren innerpolitischen Kämpfe das ihrige dazu bei­

getragen, daß während des ganzen ersten Viertel­

jahres die Kursbewegung an der Börse nicht nur keinen Fortschritt nach oben machte, sondern bei starker Untätigkeit der Spekulation schwach und abwärts gerichtet blieb. Obgleich im März gewirkt. Die Nachrichten aus der heimischen Industrie lauteten nicht gerade ungünstig. Auf dem Kohlen- und Eisenmarkt ist freilich die er­

hoffte Geschäftsbelebung ziemlich ausgeblieben.

Es fehlte nach der anfänglichen Besserung der Märkte vielfach an Bestellungen und Neuaufträgen seitens der weiterverarbeitenden Industrie, ob­

gleich einzelne Zweige des Eisengewerbes nicht über ungenügende Beschäftigung klagen können.

Von den Einzelmärkten hat noch am meisten der R e n t e n ma r k t von der zunächst leichteren Gestaltung der Geldverhältnisse Nutzen gehabt.

Die heimischen Anleihen haben langsam, aber stetig angezogen, indessen seit Mitte Februar wieder allmählich nachgegeben. Hierfür war in erster Linie die wiederum einsetzende Geldver­

steifung maßgebend, die nicht zuletzt auch durch die hohen Anforderungen, welche die neuen An­

leihen hervorriefen, bedingt war. Von fremden Renten waren russische Werte leichten Schwan­

kungen ausgesetzt, während Balkanwerte wegen der sich zuspitzenden Verhältnisse in Griechen­

land meist schwächer waren. Der B a n k e n ­ Kursgewinne nicht festgehalten werden, da sich der Bankenmarkt den auf das gesamte Börsen­ sind auf die Abtrennung der Dividendenscheine zurückzuführen. Einer alten Gewohnheit zufolge hat man sich bemüht, diese Abschläge wieder aus­

zugleichen und hat dies auch teilweise vermocht.

Die Haltung des Mo n t a n m a r k t e s war wenig

erfreulich. Die Kurse sind hier stärker zurück­

gegangen als auf den anderen Gebieten. Hierfür kommen einmal die allgemeinen Börsenverhält­

nisse in Betracht, sodann der in der Industrie eingetretene Stillstand und schließlich das Be­

kanntwerden von weniger günstigen Jahres- bezw.

kanntwerden von weniger günstigen Jahres- bezw.

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