TECHNIK UND WIRTSCHAFT
MOIMAISCHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE »REDIGIERT U-HERAUSGEGEBEN VON DR-HERMANN BECK U N D D -M E 7E R
3. JAHRG. MAI 1910 5. HEFT
DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DER STEIN
KOHLENGAS-INDUSTRIE.
Von GeneraldireKtor E. KÖRTING, Berlin.
Die G asv erso rg u n g ist ungleich viel v erb reiteter und volkstüm licher als ihre g län ze n d e jü n g ere S chw ester, die E lek trizität; g ib t es doch augenblick
lich in G roß-B erlin etw a 618000 G asm esser und nur 49000 Strom zähler.
T ro tzd em fü h rt sie ein stilles, kaum beachtetes D asein. D as h än g t w ohl zum g ro ß e n T eile d am it zusam m en, daß die G asanstalten fast säm tlich im Be
sitze von G em einden sind, w äh ren d die g ro ß e n A ktiengesellschaften d er elek
trischen In d u strie m it ihren m ächtigen E ntw icklungs- und S pekulationsm öglich
keiten d e r B örse u n d den T ag eszeitu n g en fo rtw äh ren d G elegenheiten und Stoff fü r G eschäfte und S tim m ungsm ache nicht n u r bieten, sondern auch im eigenen w oh lv erstan d en en In teresse b em ü h t sind zu bieten, ln d er allerletzten Z eit fangen ab e r die Z eitu n g en des rheinisch-w estfälischen In d u strieg eb ietes an, sich lebhaft fü r die G asv erso rg u n g zu interessieren. D as G ro ß k ap ital ist näm lich auf den G ed an k en gekom m en, fü r das K oksofengas d e r H ü tte n w erke A bsatz in den S tädten zu suchen. M an will die städtischen G as
anstalten eingehen lassen und, ähnlich w ie bei einer elektrischen Ü berland
zentrale, das K oksofengas u n te r H ochdruck ü b e r das ganze In d u strieg eb iet verteilen. T atsächlich hab en sich auch schon einige S tädte auf den Bezug von K oksofengas eingelassen. E ssen zahlt dafür, w enn ich recht berichtet bin, 3 P fg /cb m , u n d M ülheim 3 3 / i P fg. Es w ird nun von d e r T a g e s
presse geflissentlich die A nsicht verbreitet, als ob dies u n erh ö rt niedrige Preise w ären, und als ob nun das gold en e Z eitalter d er billigen G asv erso rg u n g seinen A nfang nehm en w erde. D iese A nsicht ist grundfalsch, w ie jed er F achm ann w eiß. D enn die K osten des G ases frei G asb eh älter bilden n u r einen T eil d e r G esam tkosten. Bei den städtischen G asw erken in Berlin kom m en z. B. noch etw a 3,5 P fg verschiedene U nkosten auf das K ubik
m e te r G as, nachdem es in den B ehälter g eliefert ist. — Ein V ergleich m it
d e r S tro m ab g ab e, bei d e r ja ähnliche G esch äfte g a n g un d g äb e sind, w ird uns d a s so fo rt klar v o r A ugen führen. W en n ein B erliner V o ro rt S trom im G ro ß en von einem m äch tig en K raftw erk e d e r B erliner E lek trizitäts-W erk e b e ziehen, die V erteilu n g inn erh alb sein er G renzen ab e r selb st in die H an d nehm en will, so w ird e r fü r die K ilo w attstu n d e h o ch sp a n n u n g sse itig g em essen etw a 5 P fg zahlen, dem E in zelab n eh m er fü r B eleuchtungszw ecke ab e r 40 P fg a b neh m en m üssen, w enn er e in ig erm aß en au f seine K osten k o m m en u n d noch einen kleinen G ew inn erzielen will.
A ngesichts d e r g ro ß e n w irtsch aftlich en In teressen , die h ie r au f dem Spiele steh en , d ü rfte es nicht u n zw eck m äß ig sein, sich einm al k la r d a rü b e r zu w erd en , w ie es den n h e u tz u ta g e m it d e r W irtsch a ftlich k eit ein er g rö ß e re n G a sa n sta lt eigentlich bestellt ist, u n d w o die G ren zen liegen, b ei den en ein B ezug vo n K oksofengas lo h n en d erscheint. Z u diesem Z w eck e m üssen w ir u ns zu n äch st k lar w erd en ü b e r die technisch-w irtschaftlichen F o rtsc h ritte d e r m o d ern en G asin d u strie. D ie fo rtsch rittlich e E n tw ick lu n g setzte v o r etw a 35 J a h re n m it d e r E rfin d u n g des G e n e ra to ro fe n s ein. Bis dahin b e h e rrsc h te d e r R o sto fen das F eld, d as h e iß t: E in B ündel von 6 bis 7 S cham otte- R eto rten , u m sp ü lt und g e h e iz t durch die F lam m e eines offenen K oksfeuers, w u rd e in reg elm äß ig en Z w isch en räu m en m ittels Schaufel o d e r L adem ulde m it K ohle beschickt und nach m e h r o d e r w e n ig e r v o llk o m m en er V e rg a su n g d e r L ad u n g m it einem Z ieh h ak en w ie d e r entleert. D er K oks fiel in eiserne K arren, w u rd e au f d en H o f g e fü h rt, d o rt au sg e sc h ü tte t, g elö sch t, m it H ä m m ern zerschlagen u nd schließlich m it G ab elsch au feln in Säcke g e fü llt o d e r a u f W ag en g elad en .
D iese A rbeitsw eise, die au f den G asan stalte n se it ih re r G rü n d u n g , also in D eu tsch lan d etw a 50 Ja h re lang, g e ü b t w o rd e n ist, h a tte fo lg e n d e g ro ß e N ach teile:
1. D ie R o stfeu eru n g v erb ra u c h te se h r viel Koks. D ie V erteilu n g d er W ärm e im O fen w ar u n g ü n stig u nd u n reg elm äß ig , u nd die erzielten
T e m p e ra tu re n w aren n ich t ho ch g en u g .
2. D ie G a sa u sb e u te au f eine G ew ich tsein h eit K ohle b e re c h n e t ließ viel zu w ü n sch en übrig.
3. D ie Q u alität d es G ases un d d e r N e b e n p ro d u k te litt d u rch die V er
g a su n g in h alb leeren R etorten.
4. D er V erb rau ch an m enschlicher A rb eitsk raft w a r se h r g ro ß , die A rb eitsleistu n g eines M an n es se h r gerin g .
1. Die M ängel u n te r 1) w u rd en nach u nd nach b e se itig t d u rch E in fü h ru n g d e r g asfö rm ig en H eizu n g (G en erato ro fen ) u n d W ie d e rg e w in n u n g eines g ro ß e n T eiles d e r in den S ch o rn stein g asen en th alten en W ärm e (R eg en eratio n ).
D er K o ksverbrauch fü r 100 k g V e rg asu n g sm aterial g in g d a d u rc h all
m ählich von 24 k g au f 12 k g zurück.
2. Die G a sa u sb e u te stie g zu n äch st infolge d e r h ö h e re n O fe n te m p e ra tu r.
D ann fand ab e r eine leb h afte Z ersetzu n g d e r sch w eren K o h len w assersto ffe an den heißen R e to rten w a n d u n g en s ta tt u n te r u n lieb sam er B ildung von P ech, d a s die R ohre v ersto p fte, un d u n te r Z e rstö ru n g vo n A m m oniak. E rst als m an lernte, d ie R eto rten g a n z voll zu m achen, un d d a d u rch d a s G as zw an g , m it einer se h r g ro ß e n G esch w in d ig k eit die Z o n e d e r h o h en T e m p e ra tu re n zu verlassen, g ela n g es, d iesen Ü belstand zu b eseitig en . D ie sen k rech t g e
stellte R etorte ist natürlich am leichtesten und sichersten ganz voll zu machen un d g e w ä h rt den w eiteren g ro ß e n V orteil, daß sie nach b een d ig ter V er
g a su n g einen natürlichen W a sserg asg en erato r darstellt, in den m an unten n u r etw as D am pf einzublasen braucht, um eine erhebliche V erm ehrung d er G asp ro d u k tio n zu erhalten.
3. W ie schon zu 2) an g ed eu tet, w ird durch die V erg asu n g in vollen senkrecht ste h e n d e n R etorten a n statt in halbleeren w agerechten od er schrägen R etorten eine V erm eh ru n g d er A m m oniakausbeute erreicht, und zw ar von 2,4 kg a u f 3,4 kg fü r die T o n n e Kohle bei w estfälischer und englischer Kohle, fe rn e r eine V erm eh ru n g d er T eererzeu g u n g um 10 bis 20 vH , die mit e in e r g ro ß e n V erb esseru n g d er Q u alität H and in H and g e h t (w enig freier K ohlenstoff, m eh r flü ssig er K ohlenw asserstoff). A ußerdem w ird d er Koks dichter, h ä rte r und g ro ß stü ck ig er, ähnlich wie d er H üttenkoks.
4. D ie B estrebungen, den A rbeitslohn zu verm indern, b ew eg ten sich in zw ei v erschiedenen R ichtungen. M an griff einm al zur M aschine und suchte die H an d g riffe des O fen arb eiters durch sie nachzuahm en (Zieh- und L ade
m aschine). D ann kam m an zu durch g eh en d en 6 m langen R etorten und nach dem V orbilde d e r K oksöfen auch zu Kam m ern, schleuderte diese voll K ohle (M aschine von D r. Brouvver) und stieß den K okskuchen in derselben R ichtung aus. A ndererseits suchte m an die M aschine zu verm eiden und m öglichst m it der S chw erkraft zu arbeiten. M an kam auf diesem W ege zu n äch st zu den schrägen R etorten, bei denen aber die selbsttätige E nt
lad u n g noch nich t gelang, und dann zu den senkrechten R etorten, die heute w ohl als die einfachste und zw eckm äßigste L ösung unseres Problem s an
g e sp ro ch en w erden können. Die Kohle fällt durch Öffnen eines Schiebers se lb sttä tig in die R etorten. D er Koks fällt durch Öffnen des unteren D eckels se lb sttä tig heraus. Bei kleinen G asanstalten bis zu 20000 cbm T a g e s
erzeu g u n g g e n ü g t ein einziger M ann zur R etortenbedienung. Die am w eitesten entw ickelte F orm des V ertikalofens ist d er D essauer O fen m it 18 R etorten.
Bei diesen sind je 3 R etorten von verhältnism äßig kleinem Q uerschnitte zu einer B etriebseinheit verbunden. D as ist vergasungstechnisch richtig, denn die 3 R eto rten besitzen ein H öchstm aß von H eizfläche auf ein M indest
m aß von L ad u n g ; d ah er kann die hohe G asau sb eu te auf 100 kg (bis zu 40 cbm) ohne ein A nsteigen d er U n terfeu eru n g (12 vH ) erreicht w erden.
Dies ist vom S tandpunkte d e r A rbeiterersparnis kaum m ehr zu übertreffen, d en n die 3 R eto rten w erden w ie eine einzige m it einem M ale g efü llt und e n tleert (die 3 Deckel sitzen auf einer W elle, die durch einen H andgriff b e tä tig t w ird). Die Kohle w ird natürlich dem R etortenhause m aschinell zu
g efü h rt, und d e r Koks g elan g t in einem dünnen, beinahe ununterbrochenen S trom auf ein F ö rd erb an d , das zugleich das A blöschen b ew irk t (B rouw er- R inne), und dann durch einen S chrägaufzug auf das S chüttelsieb und in die H ochbehälter, von w o er in E isen b ah n w ag en o d er F u hrw erke abgelassen w erd en kann. D arin liegt, w enn m an an den u n gefügen K okskuchen des K oksofens denkt, d er nach dem A usstößen auf einer 10 m breiten Plattform ste h t und m it d er H and g elö sch t und w eiterg esch au feit w erden m uß, ein g ro ß e r V orteil des kleinen V erg asu n g srau m es d e r R etorte, die, wie schon gesagt, eine m ehr stetig e A rbeit m it verhältnism äßig einfachen T ran sp o rtm itteln und g e rin g e r K raftaufnahm e g estattet. In einer m odernen G asanstalt w ird also
die B ew eg u n g d e r M a sse n g ü te r K ohle u n d K oks in einem se h r h o h e n G ra d e durch M asch in en arb eit bezw . durch die S ch w erk raft ersetzt, so d aß d e r A rbeitslohn b ei d e r eigentlichen G a se rz e u g u n g eine im m er g e rin g e re R olle s p i e lt Ein R o sto fen z. B. w ü rd e etw a 1500 cbm G as in 24 S tu n d en e r
zeu g en u nd in je d rei a ch tstü n d ig en Schichten je einen B ed ien u n g sm an n , also in 24 S tu n d en d e re n 3 m it einem G esam tlo h n e v on 16,50 M v er
langen. 6 M ann m it 33 M L ohn in 24 S tu n d en g e n ü g e n fü r 10 V ertikal
öfen m it ein er T a g e se rz e u g u n g von 66000 bis 76000 cbm (je n ach d e r K ohlenart), a ls o :
Ein IS er V ertikalofen m it einem M ann B ed ien u n g liefert 11000 cbm G a s ; d e r A rb eitslo h n b e trä g t 5 P fg /1 0 0 cbm.
Ein R ostofen m it einem M ann B ed ien u n g lie fe rt 500 cbm G a s ; d e r A rbeitslohn b e trä g t 110 P fg /1 0 0 cbm.
Es sei nu n einm al übersichtlich zu sam m en g estellt, w as ein K ubikm eter G as im R eto rten h au se k o stet, u n d zw ar in ein er S ta d t d es K o h len rev iers
(F ig . 1 u n d 2). D ie V o rau ssetzu n g en Für die G a se rz e u g u n g s in d : 1 t K ohle = 12 M, A rbeitslohn p ro A rb eiter u n d S chicht 5,50 M, 1 „ K oks = 1 2 „ , 1 k g A m m oniak 60 P fg , 100 k g T e e r 2 M.
100 k g K ohle g e b e n im R o sto fen 30 cbm G as un d v erla n g e n 24 vH U n terfeu eru n g .
100 k g K ohle g eb en im V ertikalofen 37 cbm G as un d v erlan g en 12 vH U n terfeu eru n g .
M an s ie h t: die durch den m o d ern en B etrieb b ew irk te E rsp arn is b e tr ä g t fast 2 P fg , bezw . 2,5 P fg /cb m bei hoh em K ohlen- un d K okspreise. D ieser B etrag ist a b e r n ich t als rein er V erd ien st anzusprechen, so n d e rn m u ß sich n och einen A bzug von einigen Z eh n teln P fg als A b sch reib u n g s- u n d V er
zinsungssatz fü r die E rh ö h u n g des A n lag ek ap itales gefallen lassen. H in g eg en steig en die U n terh altu n g sk o sten , w ie m an eigentlich von v o rn h erein annehm en sollte, durch den m echanischen B etrieb kein esw eg s. D ie V e rtik a lre to rte n
Röstöfen -tser Rerfifra/ofen
Fig. 1. K osten eines K ubikm eters R ohgas im R etortenhaus in P fg .
scheinen sich w eit b esser zu halten als w ag erech te und sind, w enn nötig, m it g erin g en K osten auszubessern, und die K osten d e r Instandhaltung d e r K okstransport- und V erteilanlagen w erden reichlich aufgew ogen durch
60000 100000
20000
Fig. 3. G aserzeugung für l A rbeiter und l Jahr.
(Anmerkung: Für die Handwerker und den Außenbetrieb ist die zehnfache Gasmenge zu nehmen).
Kohle
Einnahmen
y % 6 3
N e tto ./ ro s te n ; 3,92 / J g
Fig. 2. K osten eines K ubikm eters Rohgas bei einem Kohlen- und K okspreis von je 20 M.
die E rsparnis an Öfen und K oksarbeiterw erkzeug, das beim H an d b etrieb einem auß ero rd en tlich schnellen V erschleiß unterw orfen ist. Z u r V eranschaulichung diene F ig. 3, w elche zeigt, daß bei m einer G esellschaft in Berlin die V er-
cbm
i z o o o o 9,37 <
¡ ■ 6 ,1 0
Ausgaben
Koks
m in d eru n g d er H a n d w e rk e r fü r 1 cbm erzeu g ten G ases im gleichen V er
h ältn isse v o r sich g e g a n g e n ist w ie d ie d er B etrieb sarb eiter. W en n m an nun zu dem g efu n d en en B etrag e von 0,53 P fg p ro cbm G as im R e to rte n hau se noch alle die s o n s t im G a sa n sta ltsb e trie b au flau fen d en K osten zu
zählt, als K ohlen- und K oksbetrieb, K esselhaus, K raftb etrieb und R eini
g u n g slö h n e, A ufsicht, In stan d h altu n g d e r Öfen usw ., w ird m an e rh e b lich u n te r den B eträgen bleiben, die in den o b en g e n a n n te n Fällen für K oksofengas tatsächlich an g e le g t w erd en . W aru m sollte d enn auch d e r K oksofenbetrieb w irtschaftlich g ü n stig e r sein als d e r auf d e r G a s a n sta lt?
V ielleicht d esw eg en , w eil m an die K ohle an O rt u n d Stelle v e ra rb e ite t?
G ew iß nicht! M an sp a rt näm lich, w enn m an sich die Sache re c h t ü b e r
legt, keinen P fen n ig an F ra c h t; denn w enn keine G asan stalt m eh r da ist, m üssen E isen b ah n w ag en von an n äh ern d d em selb en R au m in h alte (verschie
denes spez. G ew ich t von K oks u n d K ohle) den K oks fü r H a u sb ra n d z u r S ta d t schaffen. Im ü b rig en sind a b e r die E in rich tu n g en d e r m o d e rn e n G as
an stalt m it ihren eleg an ten und einfachen L ö su n g en fü r die B e h an d lu n g d e r M a sse n g ü te r dem K o k so fen b etrieb e m it sein er u m stän d lich en K ohlen
a u fb ereitu n g u nd sein er prim itiven K oksverladung h eu te e n tsch ied en ü b e r
legen. M an verg esse vo r allem nicht, d aß die G asan stalt den K oks so rtie rt und a u sg e s ie b t in H o c h b e h ä lte r liefert, fertig zum A blassen in die Säcke u n d F u h rw erk e d e r A bnehm er, die m eist keinen w eiten W e g bis n ach H aus haben. D ah er kann die G asan stalt d e n Koks im allgem einen n o ch b illig er ab g eb en , als es d er U nterschied zw ischen G as- u n d H ü tte n k o k s rech tfertig en w ürde. — A ber, so w ird m an m ir e n tg e g e n h a lte n , die S täd te sp aren doch beim K oksofengas-B ezuge das ganze A nlagekapital d e r eigenen G a s a n sta lt!
D ieser E in w u rf ist n u r in se h r b esch rän k tem M aße richtig. N ach ein er alten G asreg el sind das W erk, die G a sb e h ä lte r u nd d as R o h rn etz je fü r ein D rittel d es A nlagekapitals v eran tw o rtlich . R o h rn etz u nd G a sb e h ä lte r kann m an n atürlich bei Bezug von K oksofengas nich t entb eh ren , m an w ird au s S icher
h eitsg rü n d en s o g a r für einen re c h t reichlichen G asb eh älterrau m so rg en m üssen.
M an sp a rt also 1/ 3 d e s A nlagekapitales o d e r 20 P fg p ro cbm Jah resp ro d u k tio n ,, o d e r bei 4 vH V erzinsung 0,8 P fg /cb m . D iese E rsp arn is ist a b e r d u rc h aus h in fällig ; denn die S täd te w erd en ihre G asan stalt in voller L eistu n g s
fäh ig k eit erhalten m üssen, se lb st w enn sie still g e le g t w ü rd e. D enn n u r d ad u rch b eh ielte die G em ein d e ein M ittel in d e r H an d , um sich dauernd, den Bezug von K oksofengas zu a n g em e ssen en P reisen zu sichern. W eiß das H ü tte n w e rk e rst einm al, d aß es d er G em ein d e S ch w ierig k eiten m acht, ihren eigenen B etrieb w ied er aufzunehm en, so ist es natü rlich in d e r Lage,, die P reise vorzuschreiben. M an sp rich t s o g a r je tz t schon in W estfalen von d er A bsicht d e r K o h lenproduzenten, die G ask o h le den in d e r N äh e lieg en d en G em ein d en zu m öglichst h o h en P reisen zu b erech n en , um sie so zu r A b
nahm e vo n K oksofengas zu zw ingen.
W ie ste h t es fe rn e r m it d e r S ich erh eit g e g e n U n te rb re c h u n g d e r G as- zu fü h r? Ich h abe in d er E inleitung auf die außerordentlich hohe A nzahl der G a sv erb rau ch er in Berlin h in g ew iesen u n d b ra u c h e w o h l kaum zu b e to n e n , daß diese in g anz D eutschland von Ja h r zu Ja h r zunim m t. Ein V ersag en d e r G a s z u fu h r w ü rd e d a h e r einen N o tsta n d ersten R anges b e d e u te n un d a u ß e ro rd e n t
liche S törungen im w irtschaftlichen O rg an ism u s zur F o lg e h aben. W en n nun
D I E S T E I N K O H L E N O A S - I N D U S T R I E
jetzt Berlin an d erth alb D utzend G asanstalten besitzt, die sich ü b er das ganze g ro ß e G eb iet verteilen, und von denen jed e m it einem K ohlenvorrate für viele W ochen a u sg e rü ste t und m it einem Stam m e von M eistern und A rbeitern versehen ist, auf d eren T reu e m an sich im allgem einen w ohl verlassen kann, so ist die S icherheit doch seh r viel g rö ß er, als w enn m an sein G as von einigen K ohlenzechen bezöge, deren E inrichtungen m an nicht u n te r A uf
sicht, und au f deren A rbeiterpolitik m an keinen Einfluß hat. Ich w ü rd e d ah er als G em einde fordern, daß neben d e r K ohlengasanstalt, die erst nach m ehreren T a g e n w ied er in G an g g e b ra c h t w erden kann, auch noch eine A nlage fü r k arb u riertes W assergas b ereit g eh alten w ird, um im N otfälle jeden A u g en blick einspringen zu können. Ich kom m e also zu dem Schlüsse, daß man d urch den V erbrauch von K oksofengas nicht an A nlagekosten spart, und daß die K ubikm eterpreise, die b isher g en a n n t w orden sind, g rö ß e re n G as
anstalten keinen N utzen lassen, im G eg en teil! B estätigt w ird m eine A nsicht d urch eine N achricht aus E ngland (siehe Jo u rn al of G as Lighting N r. 2437 vom 25. Ja n u a r S. 221). D o rt hat eine Z eche es übernom m en, K oksofengas an eine G em einde zu liefern, ab er nicht fü r 3 bis 4 P fg, sondern fü r 2 P fg /c b m ; sie h a t sich auß erd em verpflichtet, eine vollständige R eservegasanstalt zu bauen.
Ich kann m ir nun ab er andererseits nicht denken, daß die Zechen ein Interesse d aran haben, ihr G as so billig abzugeben. Es m üßte denn doch w eit vorteil
h a fte r sein, das G as in G roßgasm aschinen zu verbrennen und als h ochgespannte elektrische E nergie zu verteilen. D abei ist zu berücksichtigen, daß die F ern v erso rg u n g m it G as g era d e nicht w ohlfeil g en an n t w erden kann. M an ü b e r
w in d et freilich h e u te schon eine ganze A nzahl K ilom eter m it G as u n ter H ochdruck. A ber sorgfältige B erechnungen haben ergeben, daß m an nicht etw a zu D rücken von m ehreren A tm osphären und infolgedessen zu sehr kleinen R o h rquerschnitten üb erg eh en kann, sondern daß die G renze d e r W irt
schaftlichkeit bei dem verhältnism äßig g erin g en Ü berdrucke von 1,5 m W asser
säule liegt. M an kom m t d a h e r bei w eiten E n tfern u n g en zu erheblichen R ohrdurchm essern und zu A nlagekosten im B etrage von M illionen. Je d e n falls ist es w irtschaftlich nicht recht verständlich, w arum die S tädte 3 bis 4 P fg fü r das K oksofengas anlegen. Begreiflich ist es schon, daß die O rgane d er städtischen S elbstverw altung den v erfeinerten B etrieb einer m odernen G asan stalt nicht m eh r kritisch beurteilen können und v o r g ro ß e n K apital
anlagen bei d er hohen S chuldenlast d er S tädte zurückschrecken. D azu kom m t, d aß d er städtische A rbeiter als W äh le r und S choßkind d er sozialdem okratischen P artei d e r V erw altu n g im m er u n b eq u em e r w ird. Es sei hierbei bem erkt, daß die G asarb eiter es in dem sozialistisch stark entw ickelten Italien schon durcfi- g e se tz t haben, die E in fü h ru n g von verbesserten K onstruktionen unm öglich zu m achen. In G en u a m üssen z. B. zur B edienung von 60 V ertikalretorten 17 M ann in 24 S tunden g estellt w erden gegen, 6 M ann fü r 120 (12er O fen) bezw . 180 R etorten (18er O fen) in Berlin.
W enn also die S täd te anfangen einzusehen, daß sie als U n tern eh m er schon etw as w eit g e g a n g e n sind — u n d es m ehren sich die A nzeichen dafür, daß m an h ier u nd da d ieser A nsicht ist —, so w ü rd e es sich m einer A nsicht nach w eit e h e r em pfehlen, nach geeig n eten Form en zu suchen, u n ter denen m an dem p rivaten U n tern eh m u n g sg eiste w ieder die G asv erso rg u n g an v er
tra u e n könnte. D ieser w ü rd e sich auch g erad e für die V erteilung des G ases
u n d die h ie rfü r u n b e d in g t n ö tig e g e sch äftsm äß ig e P ro p a g a n d a b esser eig n en , als das n a tu rg e m ä ß etw as m e h r b u reau k ratisch e S tad treg im en t.
W en n w ir also b is h e r n ich t h ab en zu d e r Ü berzeu g u n g kom m en k ö n n en , d aß d u rch den Bezug vo n K oksofengas d e r G asin d u strie irg en d ein g ro ß e r V orteil erw ach sen w ird, lieg t d ie F ra g e nahe, w ie es ü b e rh a u p t m it d e r R en tab ilität d e r G a sin d u strie bestellt, u n d ob die A ussicht au f eine E rm ä ß ig u n g d e r P re ise v o rh a n d e n i s t
W en n w ir uns zu diesem Z w eck e F ig . 1 w ied er ins G e d ä c h t
nis zurückrufen, so fällt uns au f d en ersten Blick die g e w a ltig e Rolle auf, d ie bei den K osten d e s R o h g ases die P reise vo n K ohle u n d K oks spielen. N un sind in den letzten 30 Ja h re n die K ohlenpreise b e stä n d ig g e stieg en , w ie F ig . 4 zeigt. D ie K okspreise h a b en sich a b e r nich t im m er in d erselb en R ichtung b e w e g t so n d e rn h äu fig e n tg e g e n g e se tz t. N a
m entlich die letzten 15 J a h re m it ihrem g ro ß e n A u fsc h w ü n g e d es G a s
v erb rau ch es a u f d en K opf d e r B evölkerung h ab en n a tu rg e m ä ß au ch die K ok serzeu g u n g viel s tä rk e r als die B evölkerung an w ach sen u n d d am it die
25
20
15
10
Lt^ciccfj
westfälische Koh,e __ _—
eng/isch
7398¿ ¡5 07
• z e h n jä h r i g e r D u r c h s c h n i t t
Fig. 4. P reis d e r K ohle in Berlin für l t
--- 1838bisO?
z e h n j ä h r i g e r D u r c h s c h r i f t
Fig. 5. K osten fü r einen K ubikm eter G as in den B erliner städ tisch en G a s
an stalten ausschl. V erzinsung u n d Ab
schreibung d e s A nlagekapitales.
P reise sinken lassen. U n te r solchen U m stän d en sind die E rz e u g u n g sk o ste n des G ases tro tz aller B etrieb sv erb esseru n g en g e stie g e n , w ä h re n d die n eu este A u sb ild u n g d e r Öfen und nam entlich die v e rm e h rte G aserz e u g u n g , b ezo g en au f l G ew ich tsein h eit K ohle, die natürlich auch m it ein e r v e rrin g e rte n K oks
erzeu g u n g g le ic h b e d e u te n d ist, im u m g e k e h rte n Sinne w irk en d ü rfte (F ig . 5).
Ich lasse nun eine A nalyse d e r K osten des G ases d e r B erliner s tä d ti
schen G asw erk e im J a h re 1908/09 folgen, b em erk e a b e r dab ei, d a ß die K ohlenpreise ü b e r 20 M, t — a u ß e rg e w ö h n lic h ho ch w a re n u n d d a s E r
g eb n is u n g ü n stig beein flu ß ten . S elbstverständlich kö n n en b ei ein er so g ro ß e n un d alten A nlage auch noch nicht alle B etrieb sein rich tu n g en a u f d e r H ö h e d e r alle m e u e ste n E rru n g e n sc h a fte n stehen.
D I E S T E I N K O H L E N G A S - I N D U S T R I E Die Berliner städtischen G asw erke k o stet 1 cbm G as:
K ohle w eniger N ebenprodukte u. R einigungsm aterial . B e trie b slö h n e ...
A usbesserungsarbeiten an Oefen und G eräten . . . Instandhaltung d er G ebäude u sw ...
Pfg 2,53 0,88 0,48 0,24»
„ H auptrohre
„ G rundstücke Steuern und V ersicherung . . . . B e a m t e n g e h ä l t e r ...
P e n s i o n e n ...
Instandhaltung d er P rivatrohrleitung
q 22 LUC dULIi
0’7" bei Bezug n’19| von Koks-
„ „ öffentlichen Beleuchtung unsichere S c h u l d n e r ...
V e r s c h i e d e n e s ...
G esam tkosten 7,39 Einnahm en nach A bzug des G ases für die öffentliche Be
leuchtung, des V erlustes und Selbstverbrauches . . . 11,05 G ew inn 3,66
Die Ja h resg aserzeu g u n g b etru g 268000000 cbm und w ürde bei A nnahm e von 60 P fg /cb m A nlagekosten einem A nlage- und B etriebskapitale von 161000000 M und einem B rutto-G ew inne (ohne B erücksichtigung von V er
zinsung und A bschreibungen) von 9800000 M o d er 6 vH entsprechen. D as kann m an nicht als hoch bezeichnen, w enn auch tatsächlich durch A b
schreibungen d as K apital verrin g ert und die V erzinsung v erb essert sow ie das G as fü r die öffentliche B eleuchtung u m sonst geliefert w o rd en ist.
M an kann also sagen, daß Berlin seinen G asab n eh m ern keine zu hohen Preise — 12,35 P fg /cb m — berechnet, und daß infolgedessen das G as eine w eite V erb reitu n g gefu n d en hat. Im K ohlenrevier u nd an der K üste, w o billige englische Kohle das ganze J a h r lang frisch zur V erfü g u n g steht, sollte m an in g rö ß eren G asw erken G as zum G esam tselb stk o sten p reise von 5 bis 6 Pfg, un d in etw as entfernteren G egenden, z. B. jenseits W eser und Rhein, zu 6 bis 7 P fg hersteilen können. S chlägt m an dazu 4 bis 5 Pfg, die man fü r A bschreibung, V erzinsung und einen kleinen G ew inn braucht, so kom m t m an auf G aspreise von 10 bis 12 Pfg. Als Beispiel will ich hier A m sterdam anführen. D iese S tadt, die als Z ankapfel zw ischen den englischen und w estfälischen G ru b en stets g u t un d billig m it Kohle b ed ien t w ird, h a t v o r 10 Jah ren m it einem M ale den G aspreis von 15 P fg auf 11,5 P fg und fü r M ünzgasm esser auf 12,5 P fg h erab g esetzt. Die F o lg e w ar eine Z unahm e des G asv erb rau ch es um 152 vH u nd ein A nw achsen d er Zahl d er G asm esser von 29232 auf 97343.
W enn sich also die G em ein d en entschließen w ürden, den G ru n d satz d er m odernen M assenfabrikation „ G ro ß e r U m satz, kleiner N u tzen “ anzunehm en, so w ü rd en sie einen ersten g ro ß e n S chritt g etan h aben, um ihren G asabsatz und ihren G ew inn aus dem G asgeschäfte zu erh ö h en und die V orteile d er G asanschlüsse, die g e tro st denen d e r W asserv erso rg u n g und K analisation an die S eite g estellt w erden können, auch den Ärmsten zugänglich zu machen.
K nappe P reise ersetzen a u ß erd em bei einem M o n o p o lb etrieb e die P eitsch e des W e ttb e w e rb e s — d ieser ist allerd in g s jetzt in G e sta lt d e r E lek trizität reichlich v o rh an d en — un d zw in g en die B etriebe au f die Bahn d es F o rt
schrittes. N eb en ein er g u te n P reispolitik m ü ssen ab e r alle M ittel d e r k a u f
m ännischen P ro p a g a n d a a n g e w a n d t w erd en , um G a sa b n e h m e r zu w erben, als da sin d : B elehrung in W o rt u nd S chrift (V o rträg e, R eklam e), L a d e n g esch äfte m it A usstellung von B eleu ch tu n g sk ö rp ern , H eizk ö rp ern u nd G a sa p p a raten fü r technische Z w ecke m it tu n lich ster E rleich teru n g d es B ezuges durch V erm ietu n g und V erk au f au f A bzahlung, B esuchen d e r K u n d sch aft d urch g e eig n ete T ech n ik er u nd K aufleute, w eitg e h e n d e s E n tg eg en k o m m en d e r G as
an stalt in d e r In sta n d h a ltu n g d e r B eleuchtung un d d e r K ochgeräte, s o r g sam es S tudium d e r A n w en d u n g sm ö g lich k eiten von H eizgas in G ew erb e un d In d u strie, u n en tg eltlich e V erleg u n g d e r G a sro h re d u rch alle S tockw erke eines M iethauses, un en tg eltlich e A ufstellung von M ü n zg asm essern n e b st Be
leu ch tu n g sk ö rp e rn un d K ochern. D urch d ie letztere M a ß re g e l w ird erreicht, daß säm tliche noch nicht m it G asro h ren b eleg ten W o h n u n g e n G asein rich tu n g erhalten. D ie V erzinsung u n d T ilg u n g des h ierzu n ö tig en g ro ß e n A n lag e
kapitales, in L on d o n 10 M fü r den E in w o h n er, w ird d u rch einen g e rin g e n A uf
schlag au f den G aspreis gedeckt.
In bezu g au f g e su n d e w irtschaftliche G ru n d sä tz e in d e r G asin d u strie steh t G roß-B ritannien als u n erreich tes M u ster da. D ie sch o ttisch en S tädte halten z. B. d arauf, keinen R eingew inn ü b e r die V erzin su n g u nd T ilg u n g des A nlagekapitales h in au s zu g e sta tte n , d a m it alle E in w o h n e r d e s S eg en s eines billig en G asb ezu g es teilhaftig w erden. D em selben G ru n d sätze h u ld ig t London in sein er so g en an n ten sliding scale. Ein b e stim m te r ziem lich n ie d rig e r G as
p reis ist als norm al an g en o m m en ,' u nd die g ro ß e n G asg esellsch aften , die sich d o rt in die G asv erso rg u n g teilen, d ü rfen ihre D ividende n u r d ann um 1 vH erhöhen, w enn sie gleichzeitig den G asp reis um einen B etrag erniedrigen, d e r den G asab n eh m ern
i/5
d es M eh rg ew in n es zufließen läß t. M an w ird zug eb en , daß sich kaum eine b essere M aß reg el erfin d en läß t, um den U n ter
n eh m u n g sg eist und die W irtschaftlichkeit d e r G esellschaften an zu sp o rn en und d ie G asv e rso rg u n g au f eine m ö g lich st b reite G ru n d la g e zu stellen. D ie G as
preise sind denn auch se h r n ie d rig : 8 P fg /cb m u nd w e n ig e r ist keine S elten heit, u n d d e r G asv erb rau ch ist fü r u n sere B egriffe se h r g ro ß (vergl. Jo u rn al fü r G asb eleu ch tu n g 1909 N r. 47 S eite 1017 u nd fo lg en d e). Es g a b voriges Ja h r in G roß-B ritannien 47 O rte m it 200 bis 300 cbm G asv e rb ra u c h au f den K opf d e r B evölkerung, w äh ren d w ir n u r w en ig e S tä d te besitzen, die ü b er 100 cbm h inauskom m en, z. B. B erlin m it 153 im Ja h re 1909. W ir d ü rfen w e gen d e r h ö h eren K ohlenpreise kaum hoffen, u n sere G a sp re ise so tief h e ra b setzen zu können w ie u n se re b ritischen V ettern , w ir können ihnen a b e r g ru n d sätzlich nacheifern, w ie d as Beispiel von Berlin zeigt. Allzu g ro ß e H o ff
nu n g en d a rf m an sich ab e r in d ieser B eziehung nich t m a c h e n ; d en n die m eisten S täd te h ab en d en R eingew inn aus ihren G asan stalte n b itte r nötig, ln d e r W irk u n g g le ic h b e d e u te n d m it ein er H e ra b se tz u n g d e r P reise w ar fü r die G asb eleu ch tu n g die au ß e ro rd e n tlic h e V erb esseru n g d e r G asb ren n er, d eren E in w irk u n g au f die B eleu ch tu n g sk o sten in Fig. 6 d a rg e s te llt ist.
D arnach ist im Laufe von 50 Ja h re n d er P reis von 500 S tu n d en H e fn e r
kerzen au f e tw a 1/ 20 des u rsp rü n g lich en Satzes zu rü ck g eg an g en . Je d e b essere
D I E S T E I N K O H L E N O A S - I N D U S T R I E
Fig. 6. Einfluß der Brenner- und Q aspreise auf die K osten d er G asbeleuchtung.
Arbeiterfam ilie ist daher heute in d er L age, G as zu brennen, und tut dies in Berlin und V ororten tatsächlich, w ie die Rie
senzahl der G asm esser bew eist. D er für unsere V olksw irtschaft günstige G egenbew eis w ird durch den ausgesprochenen Rückgang der Erdölein
fuhr geführt.
Die M ünzgasm esser haben nam entlich in E ng
land eine g roße Verbrei- tu n g gefunden.
In G roß-London w ur
den im vorigen Jahre auf 8000000 Einw ohner 539611 gew öhnliche und 806235 'M iinzgasm esser gezählt. Berlin hat heute annähernd ebenso viele G asm esser auf den Kopf d er Bevölkerung wie London, aber die m eisten deutschen Städte stehen dagegen sehr w eit z u rück.
D as E rgebnis m einer kurzen B em erkungen ü b er die w irtschaftliche E nt
w icklung der G asindustrie sei in folgenden Sätzen n ied erg eleg t:
1. D er G asw erk sb etrieb h a t eine erfreuliche V erb esseru n g erfahren, die es g estattet, E rsparnisse zu m achen, w enn die P reisbildung von Kohle, Koks, T e e r und A m m oniak sich nicht zu u n günstig g estaltet. Die schw ere körperliche A rbeit ist fast ganz durch die M aschine ersetzt, so daß m an sich im m er m ehr dem Ideale nähert, m it w enigen au s
gew ählten und verläßlichen M eistern und A rbeitern sein A uskom m en zu finden.
2. D er G asverbrauch ist noch einer sehr erheblichen E ntw icklung fähig, w enn die T arifpolitik und die P ro p a g a n d a nach kaufm ännisch g esch äfts
m äßigen G rundsätzen eingerichtet und v erbessert w ird. Die G a s
verso rg u n g ist auf dem besten W ege, ebenso zum A llgem eingut d er städtischen und teilw eise auch schon d e r dörflichen B evölkerung zu w erden, wie W asserv erso rg u n g und K analisation.
DIE BEDEUTUNG DER CHEMISCHEN TECHNIK FÜR DAS DEUTSCHE W IRTSCHAFTSLEBEN.
Von Privatdozent Dr. H. GROSSMANN, Berlin.
O bw ohl die E ntw icklung d e r chem ischen T echnik in D eutschland seit d er M itte d es v o rig en Ja h rh u n d e rts g e ra d e z u s ta u n e n sw e rt g e n a n n t w erd en m uß, ist d ie w irtschaftliche B ed eu tu n g d ieser w eitv erzw eig ten In d u strie, die m ittelb ar un d u n m itte lb a r auf die E n tw ick lu n g fa st aller ü brigen G e w e rb e zw eige w ie auch d e r L an d w irtsch aft u m g e sta lte n d un d fö rd e rn d ein g ew irk t h at, in w eiten K reisen auch d e r T e c h n ik e r nicht so b ek an n t, w ie m an, n ich t zum w en ig sten im In teresse d ie s e r In d u strie, w 'ünschen sollte.
W enn in d e r v o rlieg en d en Skizze v ersu ch t w erd en soll, die B ed eu tu n g d er chem ischen T echnik fü r d as d e u tsch e W irtsch a ftsleb en in g ro ß e n Z ügen zu schildern, so e rg ib t sich von selbst, d a ß b ezüglich d e r Auswmhl des S toffes un d sein er B eh andlung in einem kurzen A ufsatze g ew isse G reuzen g ezo g en w erden m ußten.
W as den B egriff d e r chem ischen T ech n ik selb st an b etrifft, w ie sie in diesem A ufsatze vom v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n S t a n d p u n k t au s b e h an d elt w erden soll, s o sei bem erkt, d a ß er bei w eitem n i c h t i d e n t i s c h ist m it d e r S um m e aller technischen B etriebzw eige, in denen chem ische A rb eit die au ssc h la g g e b e n d e R olle in d e r F a b rik a tio n spielt. D enn zur chem ischen T echnik im rein tech n o lo g isch en Sinne, so w ie sie in d en L eh rb ü ch ern d e r chem ischen T echnologie aufgefaßt w ird , g e h ö rt eine Reihe von Ind u strien , deren E ntw icklung sicherlich d u rch die F o rtsc h ritte auf dem G e b ie te d e r w issenschaftlichen und technischen C hem ie se h r tiefg eh en d b e e in flu ß t w ord en ist, die ab e r ih rer g ro ß e n w irtschaftlichen B ed eu tu n g un d d e r g ro ß e n Zahl d er in ihnen b esch äftig ten P erso n en w eg en neb en d e r chem ischen In d u strie im eng eren Sinn eine b eso n d e re B eh an d lu n g vom S tan d p u n k te d es N a tio n a l
ökonom en aus v erdienen. Z u diesen In d u striezw eig en g e h ö re n vo r allem die landw irtschaftlich-chem ischen In d u strien , die Z u ck erin d u strie, die S piritus- g ew fnnung, d as B rauw esen un d die N ah ru n g sm ittelin d u strie, fe rn e r d ie P a p ie r
industrie, die G lasin d u strie, d ie keram ischen Ge%verbe, die Z e m en tin d u strie un d d as H ü tte n w e se n — alles In d u striezw eig e, d ie chem ische P ro z e sse im g rö ß te n M aßstab a u sfü h ren un d zahlreiche w issenschaftlich g e b ild e te C h em ik er in ihren B etrieben b esch äftig en . Alle diese In d u striezw eig e, d ie vom te c h n o logischen S ta n d p u n k t aus b e tra c h te t zu r chem ischen In d u strie g e z ä h lt w erd en , rech n et die G e w erb estatistik n i c h t zu r chem ischen In d u strie im en g e re n Sinn, u nd ähnlich h a t m an auch bei d e r im In teresse d e r A rb eite rv e rsic h e ru n g erfolgten b eru fsg en o ssen sch aftlich en G lie d e ru n g d e r einzelnen In d u striezw eig e die chem ische In d u strie im en g eren Sinne, v o n d e r im fo lg e n d e n allein d ie R ede sein soll, au s praktischen G rü n d en v on den ob en e rw äh n ten G e w erb en g eschieden.
Eine Ü bersicht ü b e r die M an n ig faltig k eit d e r chem ischen In d u strie und ih rer N eb en zw eig e g ib t d ie n ach ste h e n d e E n tste h u n g sta fe l d e r w ich tig sten chem ischen P ro d u k te nach P rof. D r. O s t , H an n o v er.
Rohstofe
Fig. 1. Entstehungstafel d er w ichtigsten chem ischen P rodukte nach Prof. Dr. Ost.
. Das Original befindet sich im Deutschen Museum zu Milnehen.
e P i p ß -
Die deutsche chem ische Industrie bildet, wie O. M ü l l e r in seinem B uche:
„D ie chem ische In d u strie“ 1), m it R echt sag t, in d e r T a t eine G esam tindustrie, in d er alle Z w eig e chem isch-technischer E rw erb stätig k eit vereinigt sind. Kein Land h at eine chem ische Industrie im gleichen U m fang aufzuw eisen, und in keinem Lande sind die einzelnen Z w eige so v ollständig und gleichm äßig vertreten w ie in D eutschland. Die chem ische Industrie D eutschlands setzt iidÄ sich aus einer endlosen K ette ineinandergreifender P ro d u k tio n sg lied er zu- fezweff sam m en, bei denen m an n u r schw er im einzelnen Falle zu erkennen verm ag,
w elches b eso n d ere B edürfnis zur A ufnahm e eines bestim m ten P roduktions-
iteo O í- zw eiges g e fü h rt hat. W as bei einem O liede d er K ette als N ebenerzeugnis abfällt, nim m t ein anderes als H au p tp ro d u k t zur W e iterv erarb eitu n g auf, und ne irf so erk lärt es sich, daß einzelne U nternehm ungen nur die verschiedenen R oh
e i t » Stoffe, deren w ichtigste auf dem oberen H albkreis d e r T afel angegeben sind, zu H ü lfsp ro d u k ten und R ohprodukten verarbeiten, w ährend an d ere U nter-
G. M üller: Die chem ische Industrie, T eu b n er, Leipzig 1909 S. 16 u. f.
n eh m u n g en ihnen diese m annigfachen R o h p ro d u k te abnehm en und sie w e ite r zu F ab rik aten um form en. A n d ererseits a b e r fin d et m an b e so n d e rs n e u e r
dings in den g rö ß te n U n tern eh m u n g en d er chem ischen Industrie, vo r allem in d er F arb en in d u strie, das B estreben v o rh errsch en d , sich v o n d e n R o h s t o f f P r o d u z e n t e n u n a b h ä n g i g zu m achen u nd im e i g e n e n B e t r i e b alle zur H erstellu n g des fertig en F a b rik ates n o tw e n d ig e n A rbeiten d u rc h zuführen, ein V o rg an g , d er g anz ähnlich ist d e r E n tw icklung in d e r E'.sen- und S tahlindustrie, w o die g em ischten W erk e ja auch ihre technische un d w irtschaftliche Ü berlegenheit seit langem erw iesen haben.
Die G rö ß e und U n ab h än g ig k eit d e r d eu tsch en In d u strie b e ru h t sicherlich nicht zum g e rin g sten Teil auf d ie s e r eben g esch ild erten G esch lo ssen h eit, und d arau s erk lärt sich bis zu einem g ew issen G rad auch die Ü b erleg en h eit D e u tsc h lands ü b e r an d ere L änder, w elche, w ie die Schw eiz, G ro ß b rita n n ie n , die V er
einigten S taaten von N o rd am erik a, Ö sterreich-U ngarn, F ran k reich , Italien u nd R ußland, chem ische In d u strien von ziem licher B ed eu tu n g und beträchtlichem U m fange h aben, in den en a b e r die chem ische In d u strie nich t so v o llstän d ig und in sich abg esch lo ssen vertreten ist w ie in D eutschland.
M an h a t sich in D eutschland un d im A uslande se h r o ft die F ra g e vo rg eleg t, w o rau f die Ü berlegenheit d er d eu tsch en chem ischen In d u strie ü b er die Industrien des A uslandes denn eigentlich im letzten G ru n d e b eruhe, un d ist zu seh r v erschiedenen A nsichten d ab ei g elan g t. Sicherlich hat d er R eichtum an m ineralischen R o h sto ffen aller A rt, an S tein- und B raunkohlen, an S oolquellen und an n u tzb aren M ineralien aller A rt se h r g ü n stig die E ntw icklung d e r chem ischen In d u strie in D eu tsch lan d b eein flu ß t, w o ja schon im M ittelalter ein T eil d ieser N atu rsch ätze in den alten H ü tte n w erken, in den Salinen und in den A potheken d e r A lchim isten n u tzb rin g en d v e rw en d et w o rd en ist. A ber eine eigentliche c h e m i s c h e T e c h n i k i m h e u t i g e n S i n n e kon n te sich e rst entw ickeln, n achdem auch die c h e m i s c h e T h e o r i e i n d e m l e t z t e n V i e r t e l d e s a c h t z e h n t e n J a h r h u n d e r t s s o w e i t a u s g e b a u t w a r , d a ß s i e i m s t a n d e w a r , d i e e i n z e l n e n , f r ü h e r r e i n e m p i r i s c h b e h a n d e l t e n c h e m i s c h e n P r o z e s s e w e i t g e h e n d z u b e e i n f l u s s e n . T ro tzd e m nun schon in d ieser Z eit eine R eihe von tü ch tig en C hem ikern in D eutschland w irkte, entw ickelte sich eine chem ische G ro ß industrie bei d e r fü r eine solche B ew eg u n g se h r schädlichen p o litisch en Z e rsp litteru n g des D eutschen R eiches v o re rst noch nicht, w ä h re n d in F ra n k reich und noch m eh r in E ng lan d seit d e r E in fü h ru n g d es L eblanc-P rozesses.
zur G e w in n u n g von S oda die so g en an n te chem ische G ro ß in d u strie , die sich m it d e r H e rste llu n g von S äuren, B asen und Salzen b esch äftig te, seit A n
fang des 19. Ja h rh u n d e rts au ß ero rd en tlich e F o rtsc h ritte m achte.
In d e r ersten H älfte des 19. Ja h rh u n d e rts w aren die m ittlerw eile e r
richteten kleinen d eu tsch en chem ischen F ab rik en fü r die L ieferu n g d e r w ichtigsten o rg an isch en H ülfstoffe, w ie S chw efel- u nd Salzsäure, Soda,.
P ottasche, C hlorkalk usw ., vornehm lich au f E n g lan d an g ew iesen . E rst seit d er B eg rü n d u n g des D eu tsch en Z ollvereines im J a h re 1833 en tw ick elte sich auch die chem ische In d u strie d e r S äuren u nd A lkalien in v ersch ied en en G e bieten D eutschlands. Im Ja h re 1825 g in g z. B. d e r B esitzer d e r M erckschen.
E n g elap o th ek e in D arm stadt, aus d e r die h e u tig e W eltfirm a M e r c k h e rv o r
gegangen ist, zur H erstellu n g chem ischer P rä p a ra te , v o r allem von D ro g e »
und m edizinischen P ro d u k ten , ü b e r; 1831 w u rd e in Berlin die F abrik von K u n h e i m g e g rü n d e t, 1833 folgte die O rü n d u n g d er Firm a H e y l in C h a r
lo tten b u rg , und 1835 w u rd e ebenfalls ein auf dem G ebiete d er pharm azeutischen P ro d u k te in d er G e g e n w a rt se h r b ed eu ten d es U nternehm en b e g rü n d e t: die F irm a G e h e & C o . in D resden, deren jederm ann zugängliche Jah resb erich te m it zu den w irtschaftlich und technisch w ertvollsten V eröffentlichungen über die E ntw icklung d er chem ischen Industrie gezählt w erden m üssen.
W äh ren d sich a b e r D eutschland auf dem G eb iete d er m edizinisch-chem i
schen P ro d u k te und verschiedener chem ischer Sonderartikel bald u n ab h än g ig vom A uslande m achen konnte, blieb die E ntw icklung d e r chem ischen G ro ß industrie g e g e n ü b e r d e r englischen lange Z eit zurück, und erst seit d e r M itte des 19. Ja h rh u n d e rts m acht sich auch hier eine langsam e Z urück- d rän g u n g d e r englischen Ü berm acht bem erkbar. Zw ei E reignisse haben auch auf diesem G eb iete die V erhältnisse gänzlich u m g e sta lte t: einm al die glänzende E ntw icklung d er deutschen K ali-Industrie, die auch auf den Betrieb d er deutschen L andw irtschaft a u ß ero rd en tlich fö rd ern d eingew irkt hat, sodann d e r U m schw ung in d e r Soda-Industrie, d e r an den N am en des B elgiers E r n s t S o l v a y anknüpft. W äh ren d noch im Ja h re 1873 in D eutschland nu r 52000 t Soda h erg estellt w urden, und zw ar nach dem alten aus dem 18. Ja h rh u n d e rt stam m enden L eblanc-V erfahren, w urden 10 Jah re sp ä te r b e
reits 115000 t hergestellt, w ovon die H älfte — nach dem V erfahren von Solvay erzeu g t — A m m oniak-Soda w ar. 1893 b etru g die E rzeu g u n g von A m m oniak-Soda schon 210000 t und die S o d ag ew in n u n g nach Leblanc, die seith er stä n d ig zu rückgegangen ist, n u r noch 40000 t. Seit dem Jah re 1884 konnte D eutschland auch fo rtg esetzt steig en d e M engen Soda an das A us
land abgeben. So b e tru g im Ja h re 1908 die A usfuhr von Soda 62000 t im W erte von M illionen M.
N och g rö ß e re U m w älzungen als auf dem G ebiete d er anorganischen G ro ß in d u strie vollzogen sich in d er Industrie d er künstlichen F arben, deren G eschichte erst w enig ü b er 50 Ja h re zählt. A uf diesem G eb iete h at D eutsch
land b eso n d ers die V orteile kennen gelernt, die ein g u t o rg an isierter w issen
schaftlicher u nd zugleich p rak tisch er U nterricht, w ie er von L i e b i g 1827 in D eutschland, zu e rst in G ießen, ein g efü h rt w orden ist, in w irtschaftlicher H insicht herv o rb rin g en kann. Es u n terlieg t keinem Zw eifel, daß die E n t
w icklung d e r chem ischen W issenschaft b eso n d ers in d e r organischen C hem ie seit der M itte des v origen Ja h rh u n d e rts, die sich an die N am en W ö h l e r L i e b i g , A. W. H o f m a n n , K e k u l e , B a e y e r , L i e b e r m a n n , W a l l a c h und andere knüpft, auf das A ufblühen d er deutschen F arb en in d u strie von außerordentlichem Einfluß gew esen ist. U rsprünglich, beim A uftauchen d er ersten synthetischen F arb sto ffe, schien es näm lich keinesw egs, als w enn die deutsche Industrie g e g e n ü b e r d er englischen und d e r französischen beso n d ere Erfolge haben w ü rd e ; denn E ngland besaß in überreich er M enge das A us
g an g sm aterial zur G ew in n u n g d er künstlichen F a rb s to ffe : den S teinkohlen
teer, da in diesem L ande die E ntw icklung d er G asindustrie, die den T eer, ein frü h er für fast w ertlos g ehaltenes N eb en p ro d u k t, lieferte, viel w eiter v o r
g eschritten w a r als in D eutschland. E rst die E ntw icklung d er D estillations
kokerei zu r G e w in n u n g d e r für die E isen in d u strie so w ichtig g e w o rd e n e n H o ch o fen k o k s in d en 80er Ja h re n d es IQ. Ja h rh u n d e rts, v o r allem in R h ein lan d -W estfalen , lieferte d e r d eu tsch en In d u strie in dem K o k ereiteer neben dem T e e r d e r G asan stalte n ein zur G e w in n u n g d e r sy n th etisch en F arb en vorzügliches u n d billiges A u sg an g sm aterial, d as um so w ertv o ller w urde, je m eh r m an die frü h e r n ich t ben u tzten B estandteile d es T eeres, b eso n d ers das N a p h th a lin 2), fü r die F a rb e n fa b rik a tio n zu v erw en d en lernte.
E inen H a u p te rfo lg e rra n g d ie d e u tsc h e chem ische In d u strie im Jah re 1897, als es nach m eh r als 2 0 jä h rig e m B em ühen g elan g , d ie S y n th ese eines der w ichtigsten n atü rlich en F arb sto ffe, d es In d ig o s, a u sg e h e n d vom N aphthalin, in w irtschaftlich e rtra g b rin g e n d e r W eise d u rch zu fü h ren , eine E n td eck u n g , die in äh n lich er W eise um w älzend gew ürkt hat, w ie in d en 70er Ja h re n die technisch a u sg e sta lte te S y n th ese d es A lizarins, eines A n th razen d eriv ates, die schon im Jah re 1868 den d eu tsch en C hem ikern G r ä e b e un d L i e b e r m a n n g e lu n g en w ar, u nd die zur V ern ich tu n g d es ehem als b lü h en d en französischen K rap p b au es g e fü h rt hat.
H eu te fü h rt D eutschland allein an In d ig o un d an d e re n sy n th etisch en F arb sto ffen fü r m eh r als 200 M illionen M nach allen T eilen d e r W e lt au s und stellt m in d esten s drei V iertel d e r au f d e r gan zen W elt g e w o n n e n e n künstlichen F a rb sto ffe her. D abei hat, w ie h ier n ich t u n e rw ä h n t g elassen w erd en darf, d e r B edarf billiger a n o rg an isch er H ü lfsto ffe in d e r F a rb e n in d u strie vielfach auch die chem ische G ro ß in d u strie e rfo lg reich um g estaltet. E s sei hier nu r an das S ch w efelsäu re-K o n tak tv erfah ren und die E lek tro ly se d e r C hloralkalien, w elche C h lo r und A lkalilauge liefert, erinnert, technisch un d w irtschaftlich w ichtige F o rtsch ritte, die bei d e r L ö su n g d e r In d ig o fra g e se h r m itg ew irk t haben. A uch auf einem and eren G eb iete h a t m an m it E rfolg v e rstan d en , sich von d en H ülfsto ffen d e r N atu r m eh r und m eh r u n a b h ä n g ig zu m achen. So h a t m an b eso n d ers a u f dem G eb iete d e r künstlichen R iech sto ffe u nd in der In d u strie d e r p h arm azeu tisch en P rä p a ra te h e rv o rra g e n d e E rfo lg e erru n g en und, ähnlich w ie au f dem G e b ie te d e r künstlichen F a rb e n , eine g ro ß e Z ahl von n e u e n chem ischen S toffen h erg estellt, d ie zum W o h le d e r leid en d en M ensch
heit, w ie h ie r im einzelnen n ich t n ä h e r a u s g e fü h rt zu w erd en b ra u c h t, oft und vielseitig v e rw e n d e t w erden.
H ier w ie auf an d eren G eb iete n d e r chem ischen Industrie und T echnik finden w ir auch jen e fü r D eu tsch lan d b e so n d e rs ch arak teristisch e W e c h se l
w irkung zw ischen W issen sch aft und T echnik. Die In d u striellen fö rd e rn die W issenschaft m ittelb ar u nd u n m ittelb ar m it allen K räften. Sie liefern den M ännern d e r W issen sch aft o ft d ie A usg an g sm aterialien fü r ih re U n tersu ch u n g en un d ziehen au s diesen dann h äufig se h r b ed e u te n d e w irtsch aftlich e V o rte ile 3).
Auch w ird d e r B etrieb in vielen L ab o rato rien , die von den g ro ß e n U nter-
2) D er G a ste e r u n te rsc h e id e t sich in sein er chem ischen Z u sam m en setzu n g re c h t erheblich vom K okereiteer.
3) B eispiele b ieten au s d e r n eu esten Z e it d ie u n te r d em N am en A spirin, A ntipyrin, V eronal u. a. b ek an n te n E rzeugnisse.
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n e h m u n g e n zur B etriebskontrolle, und um neue brau ch b are Stoffe aufzu
finden, a n g ele g t w erden, stets auf d e r H ö h e d e r W issenschaft gehalten;
einm al dad u rch , d aß m an h äufig ausgezeichnete P ro fesso ren zur Leitung d ieser In d u strie gew in n t, fern er d urch den regen V erkehr, d er zw ischen den g ro ß e n U n tern eh m u n g en und den Q uellen d e r w issenschaftlichen C hem ie b esteh t. M an h a t im A usland in d e r letzten Z eit entschieden m it E rfolg versucht, das deutsche chem ische U nterrichtsw esen, w ie es Liebig eingeführt hat, nachzuahm en, ab e r es erscheint doch seh r zw eifelhaft, ob selb st diese etw as verspäteten V ersuche die Ü berlegenheit d e r deutschen chem ischen In
du strie zu b rechen v erm ögen w erden, da diese Ü berlegenheit natürlich im Laufe d e r Ja h re auch w irtschaftlich g e fe stig t w orden ist. B isher ist es jedenfalls trotz aller Schutzzölle und tro tz M aßnahm en, w ie sie im neuen englischen P aten tg esetze zum Schaden d er deu tsch en Industrie v orgesehen w o rd en sind, nicht m öglich g ew esen , diese Stellung zu ersch ü tte rn ; w enn auch m it g ro ß e n K osten und O pfern, h at m an diese feindlichen M aß
nahm en d ad u rch auf d eu tsch er Seite w irkungslos zu m achen verstanden, daß m an Z w eig u n tern eh m u n g en im A usland errichtete, die dem frem den W e tt
b ew erb im eigenen L ande selb st fühlbaren A bbruch taten. Es d arf aber nicht un terlassen w erden, h ier d a ra u f hinzuw eisen, daß infolge dieser Er
richtung von Z w eigfabriken die H andelsstatistik des D eutschen R eiches uns nicht m eh r ein ganz klares Bild von d e r E ntw icklung des A ußenhandels in chem ischen P ro d u k te n zu g eb en verm ag.
Seit dem Jah re 1880 hat sich d er deutsche A ußenhandel in chem ischen P ro d u k ten außero rd en tlich g ü n stig entw ickelt, w ie die folgenden Z ahlen üb er d ie Ein- und A usfuhr von R ohstoffen und chem ischen F abrikaten z e ig e n 4).
R ohstoffe F abrikate
E infuhr A usfuhr E infuhr A usfuhr Mill. M Mill. M Mill. M Mill. M
1880 . . . . 111,7 36,9 102,3 200,2
1890 . . . . 149,9 32,6 111,9 242,1
1895 . . . . 168,9 37,2 110,9 301,7
1900 . . . . 218,4 45,2 113,0 352,4
1905 . . . . 290,6 66,5 140,4 475,8
Seit dem 1. M ärz 1906 ist bekanntlich eine vollständige N eu o rd n u n g der deutschen Z ollverhältnisse erfolgt, w elche den V ergleich m it den früheren A ngaben seh r erschw ert.
4) H a u p ta b n e h m e r fü r chem ische P ro d u k te aller A rt sind vo r allem G ro ß b ritan n ie n , d ie V ereinigten Staaten, Ö sterreich - U ngarn, R ußland, die Schw eiz, B elgien und F rankreich.
3
Im folgenden sind, um eine Ü bersicht ü b e r die w ichtigsten Z w eig e des A u ß en h an d els in C hem ikalien zu g eb en , M engen und W e rt d er H a u p tg ru p p e n fü r die Ja h re 1908 und 1909 zusam m engestellt.
Einfuhr A usfuhr
1909 1908 1909 1908
M e n g e W e r t M e n g e W e r t M e n g e W e r t M e n g e W e r t
in M il l . in M i l l . in M il l. in M il l .
10 00 t M 10 0 0 t M 10 0 0 t M 1 0 0 0 t M
fossile Brennstoffe . . . 21 268 277 21 030 272 28 486 410 26 321 399 M i n e r a l ö l e ... 1 496 127 1 572 131 85 12 71 10 Steinkohlenteer, -öle, -Stoffe 76,7 6,4 91,0 7,0 199 30,5 155 28,9
chem ische G rundstoffe,
Säuren, Salze usw . . . 998 200 904 179 2 333 231 2 072 199 Farben, F arbw aren . . . 61,3 17,8 62,6 16,8 182 235 171 208
Firnisse, Lacke, Kitte . . 2,4 3,1 2,4 3,2 4,3 5,0 3,7 4,4
Ä ther, A lkohole und flüch
tige Ö le, künstliche Riech
stoffe ... 40,5 32,2 40,4 33,6 10,1 23,6 8,8 19,8 künstliche D üngem ittel . . 446 25,0 353 21,2 556 28,5 502 25,2 Z ü ndw aren, Sprengstoffe . 7,4 4,6 1,1 1,5 16,0 39,2 11,8 25,5 chem ische und pharm azeu
tische E rzeugnisse, nicht
b eso n d ers g en an n t . . 50,3 26,1 49,1 25,2 31,3 62,5 28,4 58,4 W ie m an sieht, h at seit 1880 die E in fu h r chem ischer R o h sto ffe zw ar g e w a ltig zugenom m en, ab er in noch viel h ö h erem G ra d ist die A usfuhr an F ab rik aten gew ach sen . N im m t m an an, daß d e r W e rt d e r von d e r g e sam ten chem ischen Ind u strie erzeu g ten P ro d u k te g e g e n w ä rtig etw a a n d e rt
halb M illiarden M jährlich b e trä g t, so e rg ib t sich au s d e r S tatistik, d a ß u n g e fä h r ein D rittel d er G e sa m te rz e u g u n g auf den A bsatz an d as A usland an g ew iesen ist.
Die Z ahl von l 1/ , M illiarden M für den W e rt d er chem ischen P ro d u k tio n D eutschlands g rü n d e t sich auf die im Ja h re 1897 v e ra n sta lte te P ro d u k tio n s statistik, w elche einen G e sa m tw e rt von 947,9 M illionen M la u t am tlicher E rm ittlu n g ergab. A llerdings ist d iese Statistik nich t auf alle Z w eig e d er chem ischen In d u strie a u sg e d e h n t w o rd en , ab er sie b leib t m an g els a n d erer zu v erlässig er P ro d u k tio n sz a h le n d e r einzige sich ere R ückhalt fü r alle d e r
artigen Schätzungen. Da die chem ische In d u strie D eu tsch lan d s und v o r allem einige ihrer Z w eige, w ie die F arb en in d u strie, die In d u strie d e r p h arm azeu ti
schen und p h o to g ra p h isc h e n P räp arate, d e r E x p lo siv sto ffe so w ie d er k ü n st
lichen D üngem ittel, zu ihrem G ed eih en auf d e n a u s l ä n d i s c h e n A b s a t z in hohem G rad an g ew iesen sind, erk lärt sich, w esh alb die chem ische In d u strie ein n atürliches g ro ß e s In teresse an g ü n stig en u n d sich eren Z o llv erh ältn issen im V erkehre m it dem A uslande haben muß. A n d ererseits g ib t die T a tsa c h e ,
d aß u n g efäh r z w e i D r i t t e l d e r P r o d u k t i o n i m I n l a n d e verbraucht w er
den, doch auch G e w ä h r dafür, daß selb st bei einer zeitw eilig verringerten A ufn ah m efäh ig k eit des A uslandes, w ie sie sich in dem K risenjahre 1908 und bis in die M itte des vergangenen J a h re s gezeigt hat, doch die deutsche chem ische In d u strie einen recht festen R ückhalt an dem heim ischen M arkte hat, d er auch in d e r G eg en w art, die in w irtschaftlicher H insicht w ieder freu n d lic h er zu w erden verspricht, noch eines recht g esteig erten V erbrauches fäh ig zu sein sc h e in t5).
Über die R entabilität d er chem ischen Industrie h ö rt man oft vielfach ü b ertrie b en e M einungen, nach denen a l l e Z w e i g e sich eines vorzüglichen W o h lerg eh en s erfreuen. Daß ab er auch hier g ro ß e U nterschiede Vorkommen, v ersteh t sich von selbst. B etrachten w ir einm al die R entabilität d er chem ischen Industrie als G anzes genom m en, so zeigt sich, daß sie keinesw egs u n ab h än g ig von den S chw ankungen d er allgem einen w irtschaftlichen Lage ist.
Einen V ergleich g estatten allein die D ividenden d er A ktiengesellschaften.
Setzt m an die R entabilität d er deutschen chem ischen Industrie im Jah r 1899 erg ib t sich folgendes Bild:
1899 . . . 100 1904 . . 98,7
1900 . . . 91,2 1905 . . 104,9
1901 . . . 90,9 1906 . . 111,5
1902 . . . 87,8 1907 . . U4,3
1903 . . . 93,3 1908 . 97,0
Im Ja h re 1908 erfolgte, w ie schon erw ähnt, ein starker Rückschlag, und zw ar sank die R entabilität noch u n ter das E rgebnis von 1904. N och d eu tlich er als aus diesen Z ahlen erg ib t sich d er W echsel d er w irtsch aft
lichen Lage, w enn man die D u rchschnittserträgnisse d er w ichtigsten In d u strie
zw eige, w ied er b erech n et auf G rund d er Bilanzen der A ktiengesellschaften, m it einander vergleicht.
1904 1905 1906 1907 1908 chem ische G r o ß i n d u s t r i e ... . . . . 8,66 8,92 9,25 8,75 8,11 pharm azeutische und photographische P räp arate 9,67 9,35 9,98 9,71 8,84 T eerfarb en . . . . . . . 11,68 13,54 16,72 17,07 11,49 E x p l o s i v s t o f f e ... . . . . . 10,40 11,96 12,65 10,75 8,39
Z ündw aren . . . . 5,21 5,82 5,83 5,34 5,20
B raunkohlen . . . . . . 7,38 7,64 10,13 9,87 D ü n g e m i t t e l ... . . . . 8,66 9,00 9,60 11,72 G um m iw aren ... . . . . 8,02 7,05 7,38 7,68 8,0
5) M an vergleiche auch die N achw eisungen ü b er den G ü terv erk eh r auf den deutschen E isenbahnen, w elche einen im m er g rö ß e r w erdenden Anteil d e r chem ischen Industrie erkennen lassen. Statistisches Jahrbuch des D eutschen R eiches 1909 S. 119 u. 120.
D ie R en tab ilität d er chem ischen In d u strie zu berech n en , ist n ic h t ganz le ic h t N ach d en A n g ab en v on O . W e n z e l 6) , d essen Ja h re sb e ric h te ü b e r die w irtschaftliche E n tw ick lu n g d e r chem ischen In d u strie in D eutschland, die au f den H au p tv e rsa m m lu n g e n d es einflußreichen V ereines zur W a h ru n g d e r In teressen d er chem ischen In d u strie D eu tsch lan d s e rs ta tte t w erden, erg ib t sich, d a ß von 168 A ktien g esellsch aften m it einem B etrag e von 559113400 M eingezahlten A ktienkapitales, 193658187 M R eservefonds, 109704071 M O b lig atio n en und H y p o th e k e n im J a h re 1908 73317071 M D ividenden an die A k tio n äre v e rte ilt w o rd e n sind. Im V erh ältn is zu dem A ktienkapital e rg ib t dies eine D u rch sch n ittsd iv id en d e von 13,11 vH geg en 16,32 v H im V o rjah re. D a a b e r n ic h t n u r d ie A ktienkapitalien in den B etrieben w erb e n d arbeiten, so n d e rn auch die R eserv efo n d s u n d die O bli
g a tio n e n un d H y p o th ek en k ap italien , denen als F a b rik a tio n sg e w in n n eb en den D ividenden auch die g ezah lten Z in sen g e g e n ü b e r steh en , so e rg ib t sich ein D u rc h sc h n ittse rtra g vo n 9,25 vH g e g e n 11,16 vH im Ja h re 1907. A ller
d ings g ib t au ch diese Z ahl noch keinen völlig sich eren M a ß sta b fü r die ab so lu te H ö h e d es R ein ertrag es, da n o ch eine g an ze R eihe a n d e re r B eträge, w ie stark e A b sch reib u n g en , versteckte R eserven u. a., d ab ei m it in F ra g e k o m m t W as d ie R en tab ilität eines einzelnen U n tern eh m en s an b etrifft, so ist h ierfü r n atürlich eine ganze R eihe von E inflüssen b e stim m e n d : der W e rt d e r P ro d u k te , die K osten des B etriebes, die Intelligenz u nd E r
fin d u n g sk raft d e r technischen Leiter, die k au fm än n isc h en E rfo lg e d es U n te r
nehm ens, das B estehen eines K artelles o d e r einer K onvention, die A b satzm ö g lichkeit un d ihre B eeinflussung d u rch V erk eh rsv erh ältn isse, d u rch d ie L age des A rb eitsm ark tes im Inlande g e g e n ü b e r dem A usland u n d v o r allem die A bsatzm öglichkeit im A uslande, w o b ei in e rste r Linie Z o llv erh ältn isse eine w ichtige R olle spielen.
Ober die V erteilu n g d e r chem ischen F ab rik en in D eu tsch lan d g ib t die Z u sam m en stellu n g au f Seite 277, d ie auf den n e u e ste n E rg e b n isse n d e r G e
w erb ezäh lu n g b e ru h t, A ufschluß. M an e rk e n n t d a ra u s leicht die ü b e r
w ieg en d e B ed eu tu n g ein ig er B rennpunkte, w ie d es obersch lesisch en , m ittel
deutschen, nieder- un d o b errh ein isch en G eb ietes.
V on den w eiteren E rg eb n issen d er d eu tsch en B erufs- u n d G e w e rb e zäh lu n g vom 12. Ju n i 1907 sei erw äh n t, d a ß von 100 E rw e rb tä tig e n im H a u p tb e ru f 0,65, g e g e n ü b e r 0,54 im J a h r 1895, au f d ie chem ische In d u strie entfielen, u n d a u f die zu r chem ischen In d u strie in n ä c h ste r B ezieh u n g steh en d e In d u strie d e r fo rstw irtsch aftlich en N e b e n p ro d u k te , L euchtstoffe, Seifen, F ette, Öle u nd F irn isse 0,31 P erso n en , g e g e n ü b e r 0,23 im Ja h re 1895.
Die ab so lu te Z ahl d e r E rw e rb tä tig e n im H a u p tb e ru fe w a r in d e r chem i
schen In d u strie vo n 102923 im J a h re 1895 auf 158776 im J a h re 1907 g e stieg en , d ie Z ahl d e r B eru fsan g eh ö rig en v o n 289526 a u f 421122 P erso n en .
6) D ie B erichte finden sich im 2. O k to b e rh e ft d e r Z eitsch rift „ D ie che
m ische In d u s trie “ .