• Nie Znaleziono Wyników

Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 3, H. 5

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 3, H. 5"

Copied!
64
0
0

Pełen tekst

(1)

TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MOIMAISCHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE »REDIGIERT U-HERAUSGEGEBEN VON DR-HERMANN BECK U N D D -M E 7E R

3. JAHRG. MAI 1910 5. HEFT

DIE WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG DER STEIN­

KOHLENGAS-INDUSTRIE.

Von GeneraldireKtor E. KÖRTING, Berlin.

Die G asv erso rg u n g ist ungleich viel v erb reiteter und volkstüm licher als ihre g län ze n d e jü n g ere S chw ester, die E lek trizität; g ib t es doch augenblick­

lich in G roß-B erlin etw a 618000 G asm esser und nur 49000 Strom zähler.

T ro tzd em fü h rt sie ein stilles, kaum beachtetes D asein. D as h än g t w ohl zum g ro ß e n T eile d am it zusam m en, daß die G asanstalten fast säm tlich im Be­

sitze von G em einden sind, w äh ren d die g ro ß e n A ktiengesellschaften d er elek­

trischen In d u strie m it ihren m ächtigen E ntw icklungs- und S pekulationsm öglich­

keiten d e r B örse u n d den T ag eszeitu n g en fo rtw äh ren d G elegenheiten und Stoff fü r G eschäfte und S tim m ungsm ache nicht n u r bieten, sondern auch im eigenen w oh lv erstan d en en In teresse b em ü h t sind zu bieten, ln d er allerletzten Z eit fangen ab e r die Z eitu n g en des rheinisch-w estfälischen In d u strieg eb ietes an, sich lebhaft fü r die G asv erso rg u n g zu interessieren. D as G ro ß k ap ital ist näm lich auf den G ed an k en gekom m en, fü r das K oksofengas d e r H ü tte n ­ w erke A bsatz in den S tädten zu suchen. M an will die städtischen G as­

anstalten eingehen lassen und, ähnlich w ie bei einer elektrischen Ü berland­

zentrale, das K oksofengas u n te r H ochdruck ü b e r das ganze In d u strieg eb iet verteilen. T atsächlich hab en sich auch schon einige S tädte auf den Bezug von K oksofengas eingelassen. E ssen zahlt dafür, w enn ich recht berichtet bin, 3 P fg /cb m , u n d M ülheim 3 3 / i P fg. Es w ird nun von d e r T a g e s­

presse geflissentlich die A nsicht verbreitet, als ob dies u n erh ö rt niedrige Preise w ären, und als ob nun das gold en e Z eitalter d er billigen G asv erso rg u n g seinen A nfang nehm en w erde. D iese A nsicht ist grundfalsch, w ie jed er F achm ann w eiß. D enn die K osten des G ases frei G asb eh älter bilden n u r einen T eil d e r G esam tkosten. Bei den städtischen G asw erken in Berlin kom m en z. B. noch etw a 3,5 P fg verschiedene U nkosten auf das K ubik­

m e te r G as, nachdem es in den B ehälter g eliefert ist. — Ein V ergleich m it

(2)

d e r S tro m ab g ab e, bei d e r ja ähnliche G esch äfte g a n g un d g äb e sind, w ird uns d a s so fo rt klar v o r A ugen führen. W en n ein B erliner V o ro rt S trom im G ro ß en von einem m äch tig en K raftw erk e d e r B erliner E lek trizitäts-W erk e b e ­ ziehen, die V erteilu n g inn erh alb sein er G renzen ab e r selb st in die H an d nehm en will, so w ird e r fü r die K ilo w attstu n d e h o ch sp a n n u n g sse itig g em essen etw a 5 P fg zahlen, dem E in zelab n eh m er fü r B eleuchtungszw ecke ab e r 40 P fg a b ­ neh m en m üssen, w enn er e in ig erm aß en au f seine K osten k o m m en u n d noch einen kleinen G ew inn erzielen will.

A ngesichts d e r g ro ß e n w irtsch aftlich en In teressen , die h ie r au f dem Spiele steh en , d ü rfte es nicht u n zw eck m äß ig sein, sich einm al k la r d a rü b e r zu w erd en , w ie es den n h e u tz u ta g e m it d e r W irtsch a ftlich k eit ein er g rö ß e re n G a sa n sta lt eigentlich bestellt ist, u n d w o die G ren zen liegen, b ei den en ein B ezug vo n K oksofengas lo h n en d erscheint. Z u diesem Z w eck e m üssen w ir u ns zu n äch st k lar w erd en ü b e r die technisch-w irtschaftlichen F o rtsc h ritte d e r m o d ern en G asin d u strie. D ie fo rtsch rittlich e E n tw ick lu n g setzte v o r etw a 35 J a h re n m it d e r E rfin d u n g des G e n e ra to ro fe n s ein. Bis dahin b e h e rrsc h te d e r R o sto fen das F eld, d as h e iß t: E in B ündel von 6 bis 7 S cham otte- R eto rten , u m sp ü lt und g e h e iz t durch die F lam m e eines offenen K oksfeuers, w u rd e in reg elm äß ig en Z w isch en räu m en m ittels Schaufel o d e r L adem ulde m it K ohle beschickt und nach m e h r o d e r w e n ig e r v o llk o m m en er V e rg a su n g d e r L ad u n g m it einem Z ieh h ak en w ie d e r entleert. D er K oks fiel in eiserne K arren, w u rd e au f d en H o f g e fü h rt, d o rt au sg e sc h ü tte t, g elö sch t, m it H ä m ­ m ern zerschlagen u nd schließlich m it G ab elsch au feln in Säcke g e fü llt o d e r a u f W ag en g elad en .

D iese A rbeitsw eise, die au f den G asan stalte n se it ih re r G rü n d u n g , also in D eu tsch lan d etw a 50 Ja h re lang, g e ü b t w o rd e n ist, h a tte fo lg e n d e g ro ß e N ach teile:

1. D ie R o stfeu eru n g v erb ra u c h te se h r viel Koks. D ie V erteilu n g d er W ärm e im O fen w ar u n g ü n stig u nd u n reg elm äß ig , u nd die erzielten

T e m p e ra tu re n w aren n ich t ho ch g en u g .

2. D ie G a sa u sb e u te au f eine G ew ich tsein h eit K ohle b e re c h n e t ließ viel zu w ü n sch en übrig.

3. D ie Q u alität d es G ases un d d e r N e b e n p ro d u k te litt d u rch die V er­

g a su n g in h alb leeren R etorten.

4. D er V erb rau ch an m enschlicher A rb eitsk raft w a r se h r g ro ß , die A rb eitsleistu n g eines M an n es se h r gerin g .

1. Die M ängel u n te r 1) w u rd en nach u nd nach b e se itig t d u rch E in fü h ru n g d e r g asfö rm ig en H eizu n g (G en erato ro fen ) u n d W ie d e rg e w in n u n g eines g ro ß e n T eiles d e r in den S ch o rn stein g asen en th alten en W ärm e (R eg en eratio n ).

D er K o ksverbrauch fü r 100 k g V e rg asu n g sm aterial g in g d a d u rc h all­

m ählich von 24 k g au f 12 k g zurück.

2. Die G a sa u sb e u te stie g zu n äch st infolge d e r h ö h e re n O fe n te m p e ra tu r.

D ann fand ab e r eine leb h afte Z ersetzu n g d e r sch w eren K o h len w assersto ffe an den heißen R e to rten w a n d u n g en s ta tt u n te r u n lieb sam er B ildung von P ech, d a s die R ohre v ersto p fte, un d u n te r Z e rstö ru n g vo n A m m oniak. E rst als m an lernte, d ie R eto rten g a n z voll zu m achen, un d d a d u rch d a s G as zw an g , m it einer se h r g ro ß e n G esch w in d ig k eit die Z o n e d e r h o h en T e m p e ra tu re n zu verlassen, g ela n g es, d iesen Ü belstand zu b eseitig en . D ie sen k rech t g e ­

(3)

stellte R etorte ist natürlich am leichtesten und sichersten ganz voll zu machen un d g e w ä h rt den w eiteren g ro ß e n V orteil, daß sie nach b een d ig ter V er­

g a su n g einen natürlichen W a sserg asg en erato r darstellt, in den m an unten n u r etw as D am pf einzublasen braucht, um eine erhebliche V erm ehrung d er G asp ro d u k tio n zu erhalten.

3. W ie schon zu 2) an g ed eu tet, w ird durch die V erg asu n g in vollen senkrecht ste h e n d e n R etorten a n statt in halbleeren w agerechten od er schrägen R etorten eine V erm eh ru n g d er A m m oniakausbeute erreicht, und zw ar von 2,4 kg a u f 3,4 kg fü r die T o n n e Kohle bei w estfälischer und englischer Kohle, fe rn e r eine V erm eh ru n g d er T eererzeu g u n g um 10 bis 20 vH , die mit e in e r g ro ß e n V erb esseru n g d er Q u alität H and in H and g e h t (w enig freier K ohlenstoff, m eh r flü ssig er K ohlenw asserstoff). A ußerdem w ird d er Koks dichter, h ä rte r und g ro ß stü ck ig er, ähnlich wie d er H üttenkoks.

4. D ie B estrebungen, den A rbeitslohn zu verm indern, b ew eg ten sich in zw ei v erschiedenen R ichtungen. M an griff einm al zur M aschine und suchte die H an d g riffe des O fen arb eiters durch sie nachzuahm en (Zieh- und L ade­

m aschine). D ann kam m an zu durch g eh en d en 6 m langen R etorten und nach dem V orbilde d e r K oksöfen auch zu Kam m ern, schleuderte diese voll K ohle (M aschine von D r. Brouvver) und stieß den K okskuchen in derselben R ichtung aus. A ndererseits suchte m an die M aschine zu verm eiden und m öglichst m it der S chw erkraft zu arbeiten. M an kam auf diesem W ege zu n äch st zu den schrägen R etorten, bei denen aber die selbsttätige E nt­

lad u n g noch nich t gelang, und dann zu den senkrechten R etorten, die heute w ohl als die einfachste und zw eckm äßigste L ösung unseres Problem s an­

g e sp ro ch en w erden können. Die Kohle fällt durch Öffnen eines Schiebers se lb sttä tig in die R etorten. D er Koks fällt durch Öffnen des unteren D eckels se lb sttä tig heraus. Bei kleinen G asanstalten bis zu 20000 cbm T a g e s­

erzeu g u n g g e n ü g t ein einziger M ann zur R etortenbedienung. Die am w eitesten entw ickelte F orm des V ertikalofens ist d er D essauer O fen m it 18 R etorten.

Bei diesen sind je 3 R etorten von verhältnism äßig kleinem Q uerschnitte zu einer B etriebseinheit verbunden. D as ist vergasungstechnisch richtig, denn die 3 R eto rten besitzen ein H öchstm aß von H eizfläche auf ein M indest­

m aß von L ad u n g ; d ah er kann die hohe G asau sb eu te auf 100 kg (bis zu 40 cbm) ohne ein A nsteigen d er U n terfeu eru n g (12 vH ) erreicht w erden.

Dies ist vom S tandpunkte d e r A rbeiterersparnis kaum m ehr zu übertreffen, d en n die 3 R eto rten w erden w ie eine einzige m it einem M ale g efü llt und e n tleert (die 3 Deckel sitzen auf einer W elle, die durch einen H andgriff b e tä tig t w ird). Die Kohle w ird natürlich dem R etortenhause m aschinell zu­

g efü h rt, und d e r Koks g elan g t in einem dünnen, beinahe ununterbrochenen S trom auf ein F ö rd erb an d , das zugleich das A blöschen b ew irk t (B rouw er- R inne), und dann durch einen S chrägaufzug auf das S chüttelsieb und in die H ochbehälter, von w o er in E isen b ah n w ag en o d er F u hrw erke abgelassen w erd en kann. D arin liegt, w enn m an an den u n gefügen K okskuchen des K oksofens denkt, d er nach dem A usstößen auf einer 10 m breiten Plattform ste h t und m it d er H and g elö sch t und w eiterg esch au feit w erden m uß, ein g ro ß e r V orteil des kleinen V erg asu n g srau m es d e r R etorte, die, wie schon gesagt, eine m ehr stetig e A rbeit m it verhältnism äßig einfachen T ran sp o rtm itteln und g e rin g e r K raftaufnahm e g estattet. In einer m odernen G asanstalt w ird also

(4)

die B ew eg u n g d e r M a sse n g ü te r K ohle u n d K oks in einem se h r h o h e n G ra d e durch M asch in en arb eit bezw . durch die S ch w erk raft ersetzt, so d aß d e r A rbeitslohn b ei d e r eigentlichen G a se rz e u g u n g eine im m er g e rin g e re R olle s p i e lt Ein R o sto fen z. B. w ü rd e etw a 1500 cbm G as in 24 S tu n d en e r­

zeu g en u nd in je d rei a ch tstü n d ig en Schichten je einen B ed ien u n g sm an n , also in 24 S tu n d en d e re n 3 m it einem G esam tlo h n e v on 16,50 M v er­

langen. 6 M ann m it 33 M L ohn in 24 S tu n d en g e n ü g e n fü r 10 V ertikal­

öfen m it ein er T a g e se rz e u g u n g von 66000 bis 76000 cbm (je n ach d e r K ohlenart), a ls o :

Ein IS er V ertikalofen m it einem M ann B ed ien u n g liefert 11000 cbm G a s ; d e r A rb eitslo h n b e trä g t 5 P fg /1 0 0 cbm.

Ein R ostofen m it einem M ann B ed ien u n g lie fe rt 500 cbm G a s ; d e r A rbeitslohn b e trä g t 110 P fg /1 0 0 cbm.

Es sei nu n einm al übersichtlich zu sam m en g estellt, w as ein K ubikm eter G as im R eto rten h au se k o stet, u n d zw ar in ein er S ta d t d es K o h len rev iers

(F ig . 1 u n d 2). D ie V o rau ssetzu n g en Für die G a se rz e u g u n g s in d : 1 t K ohle = 12 M, A rbeitslohn p ro A rb eiter u n d S chicht 5,50 M, 1 „ K oks = 1 2 „ , 1 k g A m m oniak 60 P fg , 100 k g T e e r 2 M.

100 k g K ohle g e b e n im R o sto fen 30 cbm G as un d v erla n g e n 24 vH U n terfeu eru n g .

100 k g K ohle g eb en im V ertikalofen 37 cbm G as un d v erlan g en 12 vH U n terfeu eru n g .

M an s ie h t: die durch den m o d ern en B etrieb b ew irk te E rsp arn is b e tr ä g t fast 2 P fg , bezw . 2,5 P fg /cb m bei hoh em K ohlen- un d K okspreise. D ieser B etrag ist a b e r n ich t als rein er V erd ien st anzusprechen, so n d e rn m u ß sich n och einen A bzug von einigen Z eh n teln P fg als A b sch reib u n g s- u n d V er­

zinsungssatz fü r die E rh ö h u n g des A n lag ek ap itales gefallen lassen. H in g eg en steig en die U n terh altu n g sk o sten , w ie m an eigentlich von v o rn h erein annehm en sollte, durch den m echanischen B etrieb kein esw eg s. D ie V e rtik a lre to rte n

Röstöfen -tser Rerfifra/ofen

Fig. 1. K osten eines K ubikm eters R ohgas im R etortenhaus in P fg .

(5)

scheinen sich w eit b esser zu halten als w ag erech te und sind, w enn nötig, m it g erin g en K osten auszubessern, und die K osten d e r Instandhaltung d e r K okstransport- und V erteilanlagen w erden reichlich aufgew ogen durch

60000 100000

20000

Fig. 3. G aserzeugung für l A rbeiter und l Jahr.

(Anmerkung: Für die Handwerker und den Außenbetrieb ist die zehnfache Gasmenge zu nehmen).

Kohle

Einnahmen

y % 6 3

N e tto ./ ro s te n ; 3,92 / J g

Fig. 2. K osten eines K ubikm eters Rohgas bei einem Kohlen- und K okspreis von je 20 M.

die E rsparnis an Öfen und K oksarbeiterw erkzeug, das beim H an d b etrieb einem auß ero rd en tlich schnellen V erschleiß unterw orfen ist. Z u r V eranschaulichung diene F ig. 3, w elche zeigt, daß bei m einer G esellschaft in Berlin die V er-

cbm

i z o o o o 9,37 <

¡ ■ 6 ,1 0

Ausgaben

Koks

(6)

m in d eru n g d er H a n d w e rk e r fü r 1 cbm erzeu g ten G ases im gleichen V er­

h ältn isse v o r sich g e g a n g e n ist w ie d ie d er B etrieb sarb eiter. W en n m an nun zu dem g efu n d en en B etrag e von 0,53 P fg p ro cbm G as im R e to rte n ­ hau se noch alle die s o n s t im G a sa n sta ltsb e trie b au flau fen d en K osten zu­

zählt, als K ohlen- und K oksbetrieb, K esselhaus, K raftb etrieb und R eini­

g u n g slö h n e, A ufsicht, In stan d h altu n g d e r Öfen usw ., w ird m an e rh e b ­ lich u n te r den B eträgen bleiben, die in den o b en g e n a n n te n Fällen für K oksofengas tatsächlich an g e le g t w erd en . W aru m sollte d enn auch d e r K oksofenbetrieb w irtschaftlich g ü n stig e r sein als d e r auf d e r G a s a n sta lt?

V ielleicht d esw eg en , w eil m an die K ohle an O rt u n d Stelle v e ra rb e ite t?

G ew iß nicht! M an sp a rt näm lich, w enn m an sich die Sache re c h t ü b e r­

legt, keinen P fen n ig an F ra c h t; denn w enn keine G asan stalt m eh r da ist, m üssen E isen b ah n w ag en von an n äh ern d d em selb en R au m in h alte (verschie­

denes spez. G ew ich t von K oks u n d K ohle) den K oks fü r H a u sb ra n d z u r S ta d t schaffen. Im ü b rig en sind a b e r die E in rich tu n g en d e r m o d e rn e n G as­

an stalt m it ihren eleg an ten und einfachen L ö su n g en fü r die B e h an d lu n g d e r M a sse n g ü te r dem K o k so fen b etrieb e m it sein er u m stän d lich en K ohlen­

a u fb ereitu n g u nd sein er prim itiven K oksverladung h eu te e n tsch ied en ü b e r­

legen. M an verg esse vo r allem nicht, d aß die G asan stalt den K oks so rtie rt und a u sg e s ie b t in H o c h b e h ä lte r liefert, fertig zum A blassen in die Säcke u n d F u h rw erk e d e r A bnehm er, die m eist keinen w eiten W e g bis n ach H aus haben. D ah er kann die G asan stalt d e n Koks im allgem einen n o ch b illig er ab g eb en , als es d er U nterschied zw ischen G as- u n d H ü tte n k o k s rech tfertig en w ürde. — A ber, so w ird m an m ir e n tg e g e n h a lte n , die S täd te sp aren doch beim K oksofengas-B ezuge das ganze A nlagekapital d e r eigenen G a s a n sta lt!

D ieser E in w u rf ist n u r in se h r b esch rän k tem M aße richtig. N ach ein er alten G asreg el sind das W erk, die G a sb e h ä lte r u nd d as R o h rn etz je fü r ein D rittel d es A nlagekapitals v eran tw o rtlich . R o h rn etz u nd G a sb e h ä lte r kann m an n atürlich bei Bezug von K oksofengas nich t entb eh ren , m an w ird au s S icher­

h eitsg rü n d en s o g a r für einen re c h t reichlichen G asb eh älterrau m so rg en m üssen.

M an sp a rt also 1/ 3 d e s A nlagekapitales o d e r 20 P fg p ro cbm Jah resp ro d u k tio n ,, o d e r bei 4 vH V erzinsung 0,8 P fg /cb m . D iese E rsp arn is ist a b e r d u rc h ­ aus h in fällig ; denn die S täd te w erd en ihre G asan stalt in voller L eistu n g s­

fäh ig k eit erhalten m üssen, se lb st w enn sie still g e le g t w ü rd e. D enn n u r d ad u rch b eh ielte die G em ein d e ein M ittel in d e r H an d , um sich dauernd, den Bezug von K oksofengas zu a n g em e ssen en P reisen zu sichern. W eiß das H ü tte n w e rk e rst einm al, d aß es d er G em ein d e S ch w ierig k eiten m acht, ihren eigenen B etrieb w ied er aufzunehm en, so ist es natü rlich in d e r Lage,, die P reise vorzuschreiben. M an sp rich t s o g a r je tz t schon in W estfalen von d er A bsicht d e r K o h lenproduzenten, die G ask o h le den in d e r N äh e lieg en d en G em ein d en zu m öglichst h o h en P reisen zu b erech n en , um sie so zu r A b­

nahm e vo n K oksofengas zu zw ingen.

W ie ste h t es fe rn e r m it d e r S ich erh eit g e g e n U n te rb re c h u n g d e r G as- zu fü h r? Ich h abe in d er E inleitung auf die außerordentlich hohe A nzahl der G a sv erb rau ch er in Berlin h in g ew iesen u n d b ra u c h e w o h l kaum zu b e to n e n , daß diese in g anz D eutschland von Ja h r zu Ja h r zunim m t. Ein V ersag en d e r G a s ­ z u fu h r w ü rd e d a h e r einen N o tsta n d ersten R anges b e d e u te n un d a u ß e ro rd e n t­

liche S törungen im w irtschaftlichen O rg an ism u s zur F o lg e h aben. W en n nun

(7)

D I E S T E I N K O H L E N O A S - I N D U S T R I E

jetzt Berlin an d erth alb D utzend G asanstalten besitzt, die sich ü b er das ganze g ro ß e G eb iet verteilen, und von denen jed e m it einem K ohlenvorrate für viele W ochen a u sg e rü ste t und m it einem Stam m e von M eistern und A rbeitern versehen ist, auf d eren T reu e m an sich im allgem einen w ohl verlassen kann, so ist die S icherheit doch seh r viel g rö ß er, als w enn m an sein G as von einigen K ohlenzechen bezöge, deren E inrichtungen m an nicht u n te r A uf­

sicht, und au f deren A rbeiterpolitik m an keinen Einfluß hat. Ich w ü rd e d ah er als G em einde fordern, daß neben d e r K ohlengasanstalt, die erst nach m ehreren T a g e n w ied er in G an g g e b ra c h t w erden kann, auch noch eine A nlage fü r k arb u riertes W assergas b ereit g eh alten w ird, um im N otfälle jeden A u g en ­ blick einspringen zu können. Ich kom m e also zu dem Schlüsse, daß man d urch den V erbrauch von K oksofengas nicht an A nlagekosten spart, und daß die K ubikm eterpreise, die b isher g en a n n t w orden sind, g rö ß e re n G as­

anstalten keinen N utzen lassen, im G eg en teil! B estätigt w ird m eine A nsicht d urch eine N achricht aus E ngland (siehe Jo u rn al of G as Lighting N r. 2437 vom 25. Ja n u a r S. 221). D o rt hat eine Z eche es übernom m en, K oksofengas an eine G em einde zu liefern, ab er nicht fü r 3 bis 4 P fg, sondern fü r 2 P fg /c b m ; sie h a t sich auß erd em verpflichtet, eine vollständige R eservegasanstalt zu bauen.

Ich kann m ir nun ab er andererseits nicht denken, daß die Zechen ein Interesse d aran haben, ihr G as so billig abzugeben. Es m üßte denn doch w eit vorteil­

h a fte r sein, das G as in G roßgasm aschinen zu verbrennen und als h ochgespannte elektrische E nergie zu verteilen. D abei ist zu berücksichtigen, daß die F ern ­ v erso rg u n g m it G as g era d e nicht w ohlfeil g en an n t w erden kann. M an ü b e r­

w in d et freilich h e u te schon eine ganze A nzahl K ilom eter m it G as u n ter H ochdruck. A ber sorgfältige B erechnungen haben ergeben, daß m an nicht etw a zu D rücken von m ehreren A tm osphären und infolgedessen zu sehr kleinen R o h rquerschnitten üb erg eh en kann, sondern daß die G renze d e r W irt­

schaftlichkeit bei dem verhältnism äßig g erin g en Ü berdrucke von 1,5 m W asser­

säule liegt. M an kom m t d a h e r bei w eiten E n tfern u n g en zu erheblichen R ohrdurchm essern und zu A nlagekosten im B etrage von M illionen. Je d e n ­ falls ist es w irtschaftlich nicht recht verständlich, w arum die S tädte 3 bis 4 P fg fü r das K oksofengas anlegen. Begreiflich ist es schon, daß die O rgane d er städtischen S elbstverw altung den v erfeinerten B etrieb einer m odernen G asan stalt nicht m eh r kritisch beurteilen können und v o r g ro ß e n K apital­

anlagen bei d er hohen S chuldenlast d er S tädte zurückschrecken. D azu kom m t, d aß d er städtische A rbeiter als W äh le r und S choßkind d er sozialdem okratischen P artei d e r V erw altu n g im m er u n b eq u em e r w ird. Es sei hierbei bem erkt, daß die G asarb eiter es in dem sozialistisch stark entw ickelten Italien schon durcfi- g e se tz t haben, die E in fü h ru n g von verbesserten K onstruktionen unm öglich zu m achen. In G en u a m üssen z. B. zur B edienung von 60 V ertikalretorten 17 M ann in 24 S tunden g estellt w erden gegen, 6 M ann fü r 120 (12er O fen) bezw . 180 R etorten (18er O fen) in Berlin.

W enn also die S täd te anfangen einzusehen, daß sie als U n tern eh m er schon etw as w eit g e g a n g e n sind — u n d es m ehren sich die A nzeichen dafür, daß m an h ier u nd da d ieser A nsicht ist —, so w ü rd e es sich m einer A nsicht nach w eit e h e r em pfehlen, nach geeig n eten Form en zu suchen, u n ter denen m an dem p rivaten U n tern eh m u n g sg eiste w ieder die G asv erso rg u n g an v er­

tra u e n könnte. D ieser w ü rd e sich auch g erad e für die V erteilung des G ases

(8)

u n d die h ie rfü r u n b e d in g t n ö tig e g e sch äftsm äß ig e P ro p a g a n d a b esser eig n en , als das n a tu rg e m ä ß etw as m e h r b u reau k ratisch e S tad treg im en t.

W en n w ir also b is h e r n ich t h ab en zu d e r Ü berzeu g u n g kom m en k ö n n en , d aß d u rch den Bezug vo n K oksofengas d e r G asin d u strie irg en d ein g ro ß e r V orteil erw ach sen w ird, lieg t d ie F ra g e nahe, w ie es ü b e rh a u p t m it d e r R en tab ilität d e r G a sin d u strie bestellt, u n d ob die A ussicht au f eine E rm ä ß ig u n g d e r P re ise v o rh a n d e n i s t

W en n w ir uns zu diesem Z w eck e F ig . 1 w ied er ins G e d ä c h t­

nis zurückrufen, so fällt uns au f d en ersten Blick die g e w a ltig e Rolle auf, d ie bei den K osten d e s R o h g ases die P reise vo n K ohle u n d K oks spielen. N un sind in den letzten 30 Ja h re n die K ohlenpreise b e stä n d ig g e ­ stieg en , w ie F ig . 4 zeigt. D ie K okspreise h a b en sich a b e r nich t im m er in d erselb en R ichtung b e w e g t so n d e rn h äu fig e n tg e g e n g e se tz t. N a­

m entlich die letzten 15 J a h re m it ihrem g ro ß e n A u fsc h w ü n g e d es G a s­

v erb rau ch es a u f d en K opf d e r B evölkerung h ab en n a tu rg e m ä ß au ch die K ok serzeu g u n g viel s tä rk e r als die B evölkerung an w ach sen u n d d am it die

25

20

15

10

Lt^ciccfj

westfälische Koh,e __ _—

eng/isch

7398¿ ¡5 07

• z e h n jä h r i g e r D u r c h s c h n i t t

Fig. 4. P reis d e r K ohle in Berlin für l t

--- 1838bisO?

z e h n j ä h r i g e r D u r c h s c h r i f t

Fig. 5. K osten fü r einen K ubikm eter G as in den B erliner städ tisch en G a s­

an stalten ausschl. V erzinsung u n d Ab­

schreibung d e s A nlagekapitales.

P reise sinken lassen. U n te r solchen U m stän d en sind die E rz e u g u n g sk o ste n des G ases tro tz aller B etrieb sv erb esseru n g en g e stie g e n , w ä h re n d die n eu este A u sb ild u n g d e r Öfen und nam entlich die v e rm e h rte G aserz e u g u n g , b ezo g en au f l G ew ich tsein h eit K ohle, die natürlich auch m it ein e r v e rrin g e rte n K oks­

erzeu g u n g g le ic h b e d e u te n d ist, im u m g e k e h rte n Sinne w irk en d ü rfte (F ig . 5).

Ich lasse nun eine A nalyse d e r K osten des G ases d e r B erliner s tä d ti­

schen G asw erk e im J a h re 1908/09 folgen, b em erk e a b e r dab ei, d a ß die K ohlenpreise ü b e r 20 M, t — a u ß e rg e w ö h n lic h ho ch w a re n u n d d a s E r­

g eb n is u n g ü n stig beein flu ß ten . S elbstverständlich kö n n en b ei ein er so g ro ß e n un d alten A nlage auch noch nicht alle B etrieb sein rich tu n g en a u f d e r H ö h e d e r alle m e u e ste n E rru n g e n sc h a fte n stehen.

(9)

D I E S T E I N K O H L E N G A S - I N D U S T R I E Die Berliner städtischen G asw erke k o stet 1 cbm G as:

K ohle w eniger N ebenprodukte u. R einigungsm aterial . B e trie b slö h n e ...

A usbesserungsarbeiten an Oefen und G eräten . . . Instandhaltung d er G ebäude u sw ...

Pfg 2,53 0,88 0,48 0,24»

„ H auptrohre

„ G rundstücke Steuern und V ersicherung . . . . B e a m t e n g e h ä l t e r ...

P e n s i o n e n ...

Instandhaltung d er P rivatrohrleitung

q 22 LUC dULIi

0’7" bei Bezug n’19| von Koks-

„ „ öffentlichen Beleuchtung unsichere S c h u l d n e r ...

V e r s c h i e d e n e s ...

G esam tkosten 7,39 Einnahm en nach A bzug des G ases für die öffentliche Be­

leuchtung, des V erlustes und Selbstverbrauches . . . 11,05 G ew inn 3,66

Die Ja h resg aserzeu g u n g b etru g 268000000 cbm und w ürde bei A nnahm e von 60 P fg /cb m A nlagekosten einem A nlage- und B etriebskapitale von 161000000 M und einem B rutto-G ew inne (ohne B erücksichtigung von V er­

zinsung und A bschreibungen) von 9800000 M o d er 6 vH entsprechen. D as kann m an nicht als hoch bezeichnen, w enn auch tatsächlich durch A b­

schreibungen d as K apital verrin g ert und die V erzinsung v erb essert sow ie das G as fü r die öffentliche B eleuchtung u m sonst geliefert w o rd en ist.

M an kann also sagen, daß Berlin seinen G asab n eh m ern keine zu hohen Preise — 12,35 P fg /cb m — berechnet, und daß infolgedessen das G as eine w eite V erb reitu n g gefu n d en hat. Im K ohlenrevier u nd an der K üste, w o billige englische Kohle das ganze J a h r lang frisch zur V erfü g u n g steht, sollte m an in g rö ß eren G asw erken G as zum G esam tselb stk o sten p reise von 5 bis 6 Pfg, un d in etw as entfernteren G egenden, z. B. jenseits W eser und Rhein, zu 6 bis 7 P fg hersteilen können. S chlägt m an dazu 4 bis 5 Pfg, die man fü r A bschreibung, V erzinsung und einen kleinen G ew inn braucht, so kom m t m an auf G aspreise von 10 bis 12 Pfg. Als Beispiel will ich hier A m sterdam anführen. D iese S tadt, die als Z ankapfel zw ischen den englischen und w estfälischen G ru b en stets g u t un d billig m it Kohle b ed ien t w ird, h a t v o r 10 Jah ren m it einem M ale den G aspreis von 15 P fg auf 11,5 P fg und fü r M ünzgasm esser auf 12,5 P fg h erab g esetzt. Die F o lg e w ar eine Z unahm e des G asv erb rau ch es um 152 vH u nd ein A nw achsen d er Zahl d er G asm esser von 29232 auf 97343.

W enn sich also die G em ein d en entschließen w ürden, den G ru n d satz d er m odernen M assenfabrikation „ G ro ß e r U m satz, kleiner N u tzen “ anzunehm en, so w ü rd en sie einen ersten g ro ß e n S chritt g etan h aben, um ihren G asabsatz und ihren G ew inn aus dem G asgeschäfte zu erh ö h en und die V orteile d er G asanschlüsse, die g e tro st denen d e r W asserv erso rg u n g und K analisation an die S eite g estellt w erden können, auch den Ärmsten zugänglich zu machen.

(10)

K nappe P reise ersetzen a u ß erd em bei einem M o n o p o lb etrieb e die P eitsch e des W e ttb e w e rb e s — d ieser ist allerd in g s jetzt in G e sta lt d e r E lek trizität reichlich v o rh an d en — un d zw in g en die B etriebe au f die Bahn d es F o rt­

schrittes. N eb en ein er g u te n P reispolitik m ü ssen ab e r alle M ittel d e r k a u f­

m ännischen P ro p a g a n d a a n g e w a n d t w erd en , um G a sa b n e h m e r zu w erben, als da sin d : B elehrung in W o rt u nd S chrift (V o rträg e, R eklam e), L a d e n ­ g esch äfte m it A usstellung von B eleu ch tu n g sk ö rp ern , H eizk ö rp ern u nd G a sa p p a ­ raten fü r technische Z w ecke m it tu n lich ster E rleich teru n g d es B ezuges durch V erm ietu n g und V erk au f au f A bzahlung, B esuchen d e r K u n d sch aft d urch g e ­ eig n ete T ech n ik er u nd K aufleute, w eitg e h e n d e s E n tg eg en k o m m en d e r G as­

an stalt in d e r In sta n d h a ltu n g d e r B eleuchtung un d d e r K ochgeräte, s o r g ­ sam es S tudium d e r A n w en d u n g sm ö g lich k eiten von H eizgas in G ew erb e un d In d u strie, u n en tg eltlich e V erleg u n g d e r G a sro h re d u rch alle S tockw erke eines M iethauses, un en tg eltlich e A ufstellung von M ü n zg asm essern n e b st Be­

leu ch tu n g sk ö rp e rn un d K ochern. D urch d ie letztere M a ß re g e l w ird erreicht, daß säm tliche noch nicht m it G asro h ren b eleg ten W o h n u n g e n G asein rich tu n g erhalten. D ie V erzinsung u n d T ilg u n g des h ierzu n ö tig en g ro ß e n A n lag e­

kapitales, in L on d o n 10 M fü r den E in w o h n er, w ird d u rch einen g e rin g e n A uf­

schlag au f den G aspreis gedeckt.

In bezu g au f g e su n d e w irtschaftliche G ru n d sä tz e in d e r G asin d u strie steh t G roß-B ritannien als u n erreich tes M u ster da. D ie sch o ttisch en S tädte halten z. B. d arauf, keinen R eingew inn ü b e r die V erzin su n g u nd T ilg u n g des A nlagekapitales h in au s zu g e sta tte n , d a m it alle E in w o h n e r d e s S eg en s eines billig en G asb ezu g es teilhaftig w erden. D em selben G ru n d sätze h u ld ig t London in sein er so g en an n ten sliding scale. Ein b e stim m te r ziem lich n ie d rig e r G as­

p reis ist als norm al an g en o m m en ,' u nd die g ro ß e n G asg esellsch aften , die sich d o rt in die G asv erso rg u n g teilen, d ü rfen ihre D ividende n u r d ann um 1 vH erhöhen, w enn sie gleichzeitig den G asp reis um einen B etrag erniedrigen, d e r den G asab n eh m ern

i/5

d es M eh rg ew in n es zufließen läß t. M an w ird zu­

g eb en , daß sich kaum eine b essere M aß reg el erfin d en läß t, um den U n ter­

n eh m u n g sg eist und die W irtschaftlichkeit d e r G esellschaften an zu sp o rn en und d ie G asv e rso rg u n g au f eine m ö g lich st b reite G ru n d la g e zu stellen. D ie G as­

preise sind denn auch se h r n ie d rig : 8 P fg /cb m u nd w e n ig e r ist keine S elten ­ heit, u n d d e r G asv erb rau ch ist fü r u n sere B egriffe se h r g ro ß (vergl. Jo u rn al fü r G asb eleu ch tu n g 1909 N r. 47 S eite 1017 u nd fo lg en d e). Es g a b voriges Ja h r in G roß-B ritannien 47 O rte m it 200 bis 300 cbm G asv e rb ra u c h au f den K opf d e r B evölkerung, w äh ren d w ir n u r w en ig e S tä d te besitzen, die ü b er 100 cbm h inauskom m en, z. B. B erlin m it 153 im Ja h re 1909. W ir d ü rfen w e ­ gen d e r h ö h eren K ohlenpreise kaum hoffen, u n sere G a sp re ise so tief h e ra b ­ setzen zu können w ie u n se re b ritischen V ettern , w ir können ihnen a b e r g ru n d ­ sätzlich nacheifern, w ie d as Beispiel von Berlin zeigt. Allzu g ro ß e H o ff­

nu n g en d a rf m an sich ab e r in d ieser B eziehung nich t m a c h e n ; d en n die m eisten S täd te h ab en d en R eingew inn aus ihren G asan stalte n b itte r nötig, ln d e r W irk u n g g le ic h b e d e u te n d m it ein er H e ra b se tz u n g d e r P reise w ar fü r die G asb eleu ch tu n g die au ß e ro rd e n tlic h e V erb esseru n g d e r G asb ren n er, d eren E in w irk u n g au f die B eleu ch tu n g sk o sten in Fig. 6 d a rg e s te llt ist.

D arnach ist im Laufe von 50 Ja h re n d er P reis von 500 S tu n d en H e fn e r­

kerzen au f e tw a 1/ 20 des u rsp rü n g lich en Satzes zu rü ck g eg an g en . Je d e b essere

(11)

D I E S T E I N K O H L E N O A S - I N D U S T R I E

Fig. 6. Einfluß der Brenner- und Q aspreise auf die K osten d er G asbeleuchtung.

Arbeiterfam ilie ist daher heute in d er L age, G as zu brennen, und tut dies in Berlin und V ororten tatsächlich, w ie die Rie­

senzahl der G asm esser bew eist. D er für unsere V olksw irtschaft günstige G egenbew eis w ird durch den ausgesprochenen Rückgang der Erdölein­

fuhr geführt.

Die M ünzgasm esser haben nam entlich in E ng­

land eine g roße Verbrei- tu n g gefunden.

In G roß-London w ur­

den im vorigen Jahre auf 8000000 Einw ohner 539611 gew öhnliche und 806235 'M iinzgasm esser gezählt. Berlin hat heute annähernd ebenso viele G asm esser auf den Kopf d er Bevölkerung wie London, aber die m eisten deutschen Städte stehen dagegen sehr w eit z u ­ rück.

D as E rgebnis m einer kurzen B em erkungen ü b er die w irtschaftliche E nt­

w icklung der G asindustrie sei in folgenden Sätzen n ied erg eleg t:

1. D er G asw erk sb etrieb h a t eine erfreuliche V erb esseru n g erfahren, die es g estattet, E rsparnisse zu m achen, w enn die P reisbildung von Kohle, Koks, T e e r und A m m oniak sich nicht zu u n günstig g estaltet. Die schw ere körperliche A rbeit ist fast ganz durch die M aschine ersetzt, so daß m an sich im m er m ehr dem Ideale nähert, m it w enigen au s­

gew ählten und verläßlichen M eistern und A rbeitern sein A uskom m en zu finden.

2. D er G asverbrauch ist noch einer sehr erheblichen E ntw icklung fähig, w enn die T arifpolitik und die P ro p a g a n d a nach kaufm ännisch g esch äfts­

m äßigen G rundsätzen eingerichtet und v erbessert w ird. Die G a s­

verso rg u n g ist auf dem besten W ege, ebenso zum A llgem eingut d er städtischen und teilw eise auch schon d e r dörflichen B evölkerung zu w erden, wie W asserv erso rg u n g und K analisation.

(12)

DIE BEDEUTUNG DER CHEMISCHEN TECHNIK FÜR DAS DEUTSCHE W IRTSCHAFTSLEBEN.

Von Privatdozent Dr. H. GROSSMANN, Berlin.

O bw ohl die E ntw icklung d e r chem ischen T echnik in D eutschland seit d er M itte d es v o rig en Ja h rh u n d e rts g e ra d e z u s ta u n e n sw e rt g e n a n n t w erd en m uß, ist d ie w irtschaftliche B ed eu tu n g d ieser w eitv erzw eig ten In d u strie, die m ittelb ar un d u n m itte lb a r auf die E n tw ick lu n g fa st aller ü brigen G e w e rb e ­ zw eige w ie auch d e r L an d w irtsch aft u m g e sta lte n d un d fö rd e rn d ein g ew irk t h at, in w eiten K reisen auch d e r T e c h n ik e r nicht so b ek an n t, w ie m an, n ich t zum w en ig sten im In teresse d ie s e r In d u strie, w 'ünschen sollte.

W enn in d e r v o rlieg en d en Skizze v ersu ch t w erd en soll, die B ed eu tu n g d er chem ischen T echnik fü r d as d e u tsch e W irtsch a ftsleb en in g ro ß e n Z ügen zu schildern, so e rg ib t sich von selbst, d a ß b ezüglich d e r Auswmhl des S toffes un d sein er B eh andlung in einem kurzen A ufsatze g ew isse G reuzen g ezo g en w erden m ußten.

W as den B egriff d e r chem ischen T ech n ik selb st an b etrifft, w ie sie in diesem A ufsatze vom v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n S t a n d p u n k t au s b e h an d elt w erden soll, s o sei bem erkt, d a ß er bei w eitem n i c h t i d e n t i s c h ist m it d e r S um m e aller technischen B etriebzw eige, in denen chem ische A rb eit die au ssc h la g g e b e n d e R olle in d e r F a b rik a tio n spielt. D enn zur chem ischen T echnik im rein tech n o lo g isch en Sinne, so w ie sie in d en L eh rb ü ch ern d e r chem ischen T echnologie aufgefaßt w ird , g e h ö rt eine Reihe von Ind u strien , deren E ntw icklung sicherlich d u rch die F o rtsc h ritte auf dem G e b ie te d e r w issenschaftlichen und technischen C hem ie se h r tiefg eh en d b e e in flu ß t w ord en ist, die ab e r ih rer g ro ß e n w irtschaftlichen B ed eu tu n g un d d e r g ro ß e n Zahl d er in ihnen b esch äftig ten P erso n en w eg en neb en d e r chem ischen In d u strie im eng eren Sinn eine b eso n d e re B eh an d lu n g vom S tan d p u n k te d es N a tio n a l­

ökonom en aus v erdienen. Z u diesen In d u striezw eig en g e h ö re n vo r allem die landw irtschaftlich-chem ischen In d u strien , die Z u ck erin d u strie, die S piritus- g ew fnnung, d as B rauw esen un d die N ah ru n g sm ittelin d u strie, fe rn e r d ie P a p ie r­

industrie, die G lasin d u strie, d ie keram ischen Ge%verbe, die Z e m en tin d u strie un d d as H ü tte n w e se n — alles In d u striezw eig e, d ie chem ische P ro z e sse im g rö ß te n M aßstab a u sfü h ren un d zahlreiche w issenschaftlich g e b ild e te C h em ik er in ihren B etrieben b esch äftig en . Alle diese In d u striezw eig e, d ie vom te c h n o ­ logischen S ta n d p u n k t aus b e tra c h te t zu r chem ischen In d u strie g e z ä h lt w erd en , rech n et die G e w erb estatistik n i c h t zu r chem ischen In d u strie im en g e re n Sinn, u nd ähnlich h a t m an auch bei d e r im In teresse d e r A rb eite rv e rsic h e ru n g erfolgten b eru fsg en o ssen sch aftlich en G lie d e ru n g d e r einzelnen In d u striezw eig e die chem ische In d u strie im en g eren Sinne, v o n d e r im fo lg e n d e n allein d ie R ede sein soll, au s praktischen G rü n d en v on den ob en e rw äh n ten G e ­ w erb en g eschieden.

Eine Ü bersicht ü b e r die M an n ig faltig k eit d e r chem ischen In d u strie und ih rer N eb en zw eig e g ib t d ie n ach ste h e n d e E n tste h u n g sta fe l d e r w ich tig sten chem ischen P ro d u k te nach P rof. D r. O s t , H an n o v er.

(13)

Rohstofe

Fig. 1. Entstehungstafel d er w ichtigsten chem ischen P rodukte nach Prof. Dr. Ost.

. Das Original befindet sich im Deutschen Museum zu Milnehen.

e P i p ß -

Die deutsche chem ische Industrie bildet, wie O. M ü l l e r in seinem B uche:

„D ie chem ische In d u strie“ 1), m it R echt sag t, in d e r T a t eine G esam tindustrie, in d er alle Z w eig e chem isch-technischer E rw erb stätig k eit vereinigt sind. Kein Land h at eine chem ische Industrie im gleichen U m fang aufzuw eisen, und in keinem Lande sind die einzelnen Z w eige so v ollständig und gleichm äßig vertreten w ie in D eutschland. Die chem ische Industrie D eutschlands setzt iidÄ sich aus einer endlosen K ette ineinandergreifender P ro d u k tio n sg lied er zu- fezweff sam m en, bei denen m an n u r schw er im einzelnen Falle zu erkennen verm ag,

w elches b eso n d ere B edürfnis zur A ufnahm e eines bestim m ten P roduktions-

iteo O í- zw eiges g e fü h rt hat. W as bei einem O liede d er K ette als N ebenerzeugnis abfällt, nim m t ein anderes als H au p tp ro d u k t zur W e iterv erarb eitu n g auf, und ne irf so erk lärt es sich, daß einzelne U nternehm ungen nur die verschiedenen R oh­

e i t » Stoffe, deren w ichtigste auf dem oberen H albkreis d e r T afel angegeben sind, zu H ü lfsp ro d u k ten und R ohprodukten verarbeiten, w ährend an d ere U nter-

G. M üller: Die chem ische Industrie, T eu b n er, Leipzig 1909 S. 16 u. f.

(14)

n eh m u n g en ihnen diese m annigfachen R o h p ro d u k te abnehm en und sie w e ite r zu F ab rik aten um form en. A n d ererseits a b e r fin d et m an b e so n d e rs n e u e r­

dings in den g rö ß te n U n tern eh m u n g en d er chem ischen Industrie, vo r allem in d er F arb en in d u strie, das B estreben v o rh errsch en d , sich v o n d e n R o h ­ s t o f f P r o d u z e n t e n u n a b h ä n g i g zu m achen u nd im e i g e n e n B e t r i e b alle zur H erstellu n g des fertig en F a b rik ates n o tw e n d ig e n A rbeiten d u rc h ­ zuführen, ein V o rg an g , d er g anz ähnlich ist d e r E n tw icklung in d e r E'.sen- und S tahlindustrie, w o die g em ischten W erk e ja auch ihre technische un d w irtschaftliche Ü berlegenheit seit langem erw iesen haben.

Die G rö ß e und U n ab h än g ig k eit d e r d eu tsch en In d u strie b e ru h t sicherlich nicht zum g e rin g sten Teil auf d ie s e r eben g esch ild erten G esch lo ssen h eit, und d arau s erk lärt sich bis zu einem g ew issen G rad auch die Ü b erleg en h eit D e u tsc h ­ lands ü b e r an d ere L änder, w elche, w ie die Schw eiz, G ro ß b rita n n ie n , die V er­

einigten S taaten von N o rd am erik a, Ö sterreich-U ngarn, F ran k reich , Italien u nd R ußland, chem ische In d u strien von ziem licher B ed eu tu n g und beträchtlichem U m fange h aben, in den en a b e r die chem ische In d u strie nich t so v o llstän d ig und in sich abg esch lo ssen vertreten ist w ie in D eutschland.

M an h a t sich in D eutschland un d im A uslande se h r o ft die F ra g e vo rg eleg t, w o rau f die Ü berlegenheit d er d eu tsch en chem ischen In d u strie ü b er die Industrien des A uslandes denn eigentlich im letzten G ru n d e b eruhe, un d ist zu seh r v erschiedenen A nsichten d ab ei g elan g t. Sicherlich hat d er R eichtum an m ineralischen R o h sto ffen aller A rt, an S tein- und B raunkohlen, an S oolquellen und an n u tzb aren M ineralien aller A rt se h r g ü n stig die E ntw icklung d e r chem ischen In d u strie in D eu tsch lan d b eein flu ß t, w o ja schon im M ittelalter ein T eil d ieser N atu rsch ätze in den alten H ü tte n ­ w erken, in den Salinen und in den A potheken d e r A lchim isten n u tzb rin g en d v e rw en d et w o rd en ist. A ber eine eigentliche c h e m i s c h e T e c h n i k i m h e u t i g e n S i n n e kon n te sich e rst entw ickeln, n achdem auch die c h e m i s c h e T h e o r i e i n d e m l e t z t e n V i e r t e l d e s a c h t z e h n t e n J a h r h u n d e r t s s o ­ w e i t a u s g e b a u t w a r , d a ß s i e i m s t a n d e w a r , d i e e i n z e l n e n , f r ü h e r r e i n e m p i r i s c h b e h a n d e l t e n c h e m i s c h e n P r o z e s s e w e i t g e h e n d z u b e e i n f l u s s e n . T ro tzd e m nun schon in d ieser Z eit eine R eihe von tü ch tig en C hem ikern in D eutschland w irkte, entw ickelte sich eine chem ische G ro ß ­ industrie bei d e r fü r eine solche B ew eg u n g se h r schädlichen p o litisch en Z e rsp litteru n g des D eutschen R eiches v o re rst noch nicht, w ä h re n d in F ra n k ­ reich und noch m eh r in E ng lan d seit d e r E in fü h ru n g d es L eblanc-P rozesses.

zur G e w in n u n g von S oda die so g en an n te chem ische G ro ß in d u strie , die sich m it d e r H e rste llu n g von S äuren, B asen und Salzen b esch äftig te, seit A n­

fang des 19. Ja h rh u n d e rts au ß ero rd en tlich e F o rtsc h ritte m achte.

In d e r ersten H älfte des 19. Ja h rh u n d e rts w aren die m ittlerw eile e r­

richteten kleinen d eu tsch en chem ischen F ab rik en fü r die L ieferu n g d e r w ichtigsten o rg an isch en H ülfstoffe, w ie S chw efel- u nd Salzsäure, Soda,.

P ottasche, C hlorkalk usw ., vornehm lich au f E n g lan d an g ew iesen . E rst seit d er B eg rü n d u n g des D eu tsch en Z ollvereines im J a h re 1833 en tw ick elte sich auch die chem ische In d u strie d e r S äuren u nd A lkalien in v ersch ied en en G e ­ bieten D eutschlands. Im Ja h re 1825 g in g z. B. d e r B esitzer d e r M erckschen.

E n g elap o th ek e in D arm stadt, aus d e r die h e u tig e W eltfirm a M e r c k h e rv o r­

gegangen ist, zur H erstellu n g chem ischer P rä p a ra te , v o r allem von D ro g e »

(15)

und m edizinischen P ro d u k ten , ü b e r; 1831 w u rd e in Berlin die F abrik von K u n h e i m g e g rü n d e t, 1833 folgte die O rü n d u n g d er Firm a H e y l in C h a r­

lo tten b u rg , und 1835 w u rd e ebenfalls ein auf dem G ebiete d er pharm azeutischen P ro d u k te in d er G e g e n w a rt se h r b ed eu ten d es U nternehm en b e g rü n d e t: die F irm a G e h e & C o . in D resden, deren jederm ann zugängliche Jah resb erich te m it zu den w irtschaftlich und technisch w ertvollsten V eröffentlichungen über die E ntw icklung d er chem ischen Industrie gezählt w erden m üssen.

W äh ren d sich a b e r D eutschland auf dem G eb iete d er m edizinisch-chem i­

schen P ro d u k te und verschiedener chem ischer Sonderartikel bald u n ab h än g ig vom A uslande m achen konnte, blieb die E ntw icklung d e r chem ischen G ro ß ­ industrie g e g e n ü b e r d e r englischen lange Z eit zurück, und erst seit d e r M itte des 19. Ja h rh u n d e rts m acht sich auch hier eine langsam e Z urück- d rän g u n g d e r englischen Ü berm acht bem erkbar. Zw ei E reignisse haben auch auf diesem G eb iete die V erhältnisse gänzlich u m g e sta lte t: einm al die glänzende E ntw icklung d er deutschen K ali-Industrie, die auch auf den Betrieb d er deutschen L andw irtschaft a u ß ero rd en tlich fö rd ern d eingew irkt hat, sodann d e r U m schw ung in d e r Soda-Industrie, d e r an den N am en des B elgiers E r n s t S o l v a y anknüpft. W äh ren d noch im Ja h re 1873 in D eutschland nu r 52000 t Soda h erg estellt w urden, und zw ar nach dem alten aus dem 18. Ja h rh u n d e rt stam m enden L eblanc-V erfahren, w urden 10 Jah re sp ä te r b e­

reits 115000 t hergestellt, w ovon die H älfte — nach dem V erfahren von Solvay erzeu g t — A m m oniak-Soda w ar. 1893 b etru g die E rzeu g u n g von A m m oniak-Soda schon 210000 t und die S o d ag ew in n u n g nach Leblanc, die seith er stä n d ig zu rückgegangen ist, n u r noch 40000 t. Seit dem Jah re 1884 konnte D eutschland auch fo rtg esetzt steig en d e M engen Soda an das A us­

land abgeben. So b e tru g im Ja h re 1908 die A usfuhr von Soda 62000 t im W erte von M illionen M.

N och g rö ß e re U m w älzungen als auf dem G ebiete d er anorganischen G ro ß in d u strie vollzogen sich in d er Industrie d er künstlichen F arben, deren G eschichte erst w enig ü b er 50 Ja h re zählt. A uf diesem G eb iete h at D eutsch­

land b eso n d ers die V orteile kennen gelernt, die ein g u t o rg an isierter w issen­

schaftlicher u nd zugleich p rak tisch er U nterricht, w ie er von L i e b i g 1827 in D eutschland, zu e rst in G ießen, ein g efü h rt w orden ist, in w irtschaftlicher H insicht herv o rb rin g en kann. Es u n terlieg t keinem Zw eifel, daß die E n t­

w icklung d e r chem ischen W issenschaft b eso n d ers in d e r organischen C hem ie seit der M itte des v origen Ja h rh u n d e rts, die sich an die N am en W ö h l e r L i e b i g , A. W. H o f m a n n , K e k u l e , B a e y e r , L i e b e r m a n n , W a l l a c h und andere knüpft, auf das A ufblühen d er deutschen F arb en in d u strie von außerordentlichem Einfluß gew esen ist. U rsprünglich, beim A uftauchen d er ersten synthetischen F arb sto ffe, schien es näm lich keinesw egs, als w enn die deutsche Industrie g e g e n ü b e r d er englischen und d e r französischen beso n d ere Erfolge haben w ü rd e ; denn E ngland besaß in überreich er M enge das A us­

g an g sm aterial zur G ew in n u n g d er künstlichen F a rb s to ffe : den S teinkohlen­

teer, da in diesem L ande die E ntw icklung d er G asindustrie, die den T eer, ein frü h er für fast w ertlos g ehaltenes N eb en p ro d u k t, lieferte, viel w eiter v o r­

g eschritten w a r als in D eutschland. E rst die E ntw icklung d er D estillations­

(16)

kokerei zu r G e w in n u n g d e r für die E isen in d u strie so w ichtig g e w o rd e n e n H o ch o fen k o k s in d en 80er Ja h re n d es IQ. Ja h rh u n d e rts, v o r allem in R h ein ­ lan d -W estfalen , lieferte d e r d eu tsch en In d u strie in dem K o k ereiteer neben dem T e e r d e r G asan stalte n ein zur G e w in n u n g d e r sy n th etisch en F arb en vorzügliches u n d billiges A u sg an g sm aterial, d as um so w ertv o ller w urde, je m eh r m an die frü h e r n ich t ben u tzten B estandteile d es T eeres, b eso n d ers das N a p h th a lin 2), fü r die F a rb e n fa b rik a tio n zu v erw en d en lernte.

E inen H a u p te rfo lg e rra n g d ie d e u tsc h e chem ische In d u strie im Jah re 1897, als es nach m eh r als 2 0 jä h rig e m B em ühen g elan g , d ie S y n th ese eines der w ichtigsten n atü rlich en F arb sto ffe, d es In d ig o s, a u sg e h e n d vom N aphthalin, in w irtschaftlich e rtra g b rin g e n d e r W eise d u rch zu fü h ren , eine E n td eck u n g , die in äh n lich er W eise um w älzend gew ürkt hat, w ie in d en 70er Ja h re n die technisch a u sg e sta lte te S y n th ese d es A lizarins, eines A n th razen d eriv ates, die schon im Jah re 1868 den d eu tsch en C hem ikern G r ä e b e un d L i e b e r m a n n g e lu n g en w ar, u nd die zur V ern ich tu n g d es ehem als b lü h en d en französischen K rap p b au es g e fü h rt hat.

H eu te fü h rt D eutschland allein an In d ig o un d an d e re n sy n th etisch en F arb sto ffen fü r m eh r als 200 M illionen M nach allen T eilen d e r W e lt au s und stellt m in d esten s drei V iertel d e r au f d e r gan zen W elt g e w o n n e n e n künstlichen F a rb sto ffe her. D abei hat, w ie h ier n ich t u n e rw ä h n t g elassen w erd en darf, d e r B edarf billiger a n o rg an isch er H ü lfsto ffe in d e r F a rb e n in d u strie vielfach auch die chem ische G ro ß in d u strie e rfo lg reich um g estaltet. E s sei hier nu r an das S ch w efelsäu re-K o n tak tv erfah ren und die E lek tro ly se d e r C hloralkalien, w elche C h lo r und A lkalilauge liefert, erinnert, technisch un d w irtschaftlich w ichtige F o rtsch ritte, die bei d e r L ö su n g d e r In d ig o fra g e se h r m itg ew irk t haben. A uch auf einem and eren G eb iete h a t m an m it E rfolg v e rstan d en , sich von d en H ülfsto ffen d e r N atu r m eh r und m eh r u n a b h ä n g ig zu m achen. So h a t m an b eso n d ers a u f dem G eb iete d e r künstlichen R iech sto ffe u nd in der In d u strie d e r p h arm azeu tisch en P rä p a ra te h e rv o rra g e n d e E rfo lg e erru n g en und, ähnlich w ie au f dem G e b ie te d e r künstlichen F a rb e n , eine g ro ß e Z ahl von n e u e n chem ischen S toffen h erg estellt, d ie zum W o h le d e r leid en d en M ensch­

heit, w ie h ie r im einzelnen n ich t n ä h e r a u s g e fü h rt zu w erd en b ra u c h t, oft und vielseitig v e rw e n d e t w erden.

H ier w ie auf an d eren G eb iete n d e r chem ischen Industrie und T echnik finden w ir auch jen e fü r D eu tsch lan d b e so n d e rs ch arak teristisch e W e c h se l­

w irkung zw ischen W issen sch aft und T echnik. Die In d u striellen fö rd e rn die W issenschaft m ittelb ar u nd u n m ittelb ar m it allen K räften. Sie liefern den M ännern d e r W issen sch aft o ft d ie A usg an g sm aterialien fü r ih re U n tersu ch u n g en un d ziehen au s diesen dann h äufig se h r b ed e u te n d e w irtsch aftlich e V o rte ile 3).

Auch w ird d e r B etrieb in vielen L ab o rato rien , die von den g ro ß e n U nter-

2) D er G a ste e r u n te rsc h e id e t sich in sein er chem ischen Z u sam m en setzu n g re c h t erheblich vom K okereiteer.

3) B eispiele b ieten au s d e r n eu esten Z e it d ie u n te r d em N am en A spirin, A ntipyrin, V eronal u. a. b ek an n te n E rzeugnisse.

(17)

Kl

Öl-

t o i tot

mit,

•tos

181 ,

»fa ithilij

«fci«

to &

« , &

m it : Kistki

tteta ns ui is fliie

a dir.

viiHid

hin c

iM t dulde itgewü!

ku.®

t o . Si

i « d e {a lu d

¡ahí va

Masé And

Tedio ffedsi- dem í*

[ e n des

idumje:

o rte 3 e !)

i Unte’

BíW ispiíUr

n e h m u n g e n zur B etriebskontrolle, und um neue brau ch b are Stoffe aufzu­

finden, a n g ele g t w erden, stets auf d e r H ö h e d e r W issenschaft gehalten;

einm al dad u rch , d aß m an h äufig ausgezeichnete P ro fesso ren zur Leitung d ieser In d u strie gew in n t, fern er d urch den regen V erkehr, d er zw ischen den g ro ß e n U n tern eh m u n g en und den Q uellen d e r w issenschaftlichen C hem ie b esteh t. M an h a t im A usland in d e r letzten Z eit entschieden m it E rfolg versucht, das deutsche chem ische U nterrichtsw esen, w ie es Liebig eingeführt hat, nachzuahm en, ab e r es erscheint doch seh r zw eifelhaft, ob selb st diese etw as verspäteten V ersuche die Ü berlegenheit d e r deutschen chem ischen In­

du strie zu b rechen v erm ögen w erden, da diese Ü berlegenheit natürlich im Laufe d e r Ja h re auch w irtschaftlich g e fe stig t w orden ist. B isher ist es jedenfalls trotz aller Schutzzölle und tro tz M aßnahm en, w ie sie im neuen englischen P aten tg esetze zum Schaden d er deu tsch en Industrie v orgesehen w o rd en sind, nicht m öglich g ew esen , diese Stellung zu ersch ü tte rn ; w enn auch m it g ro ß e n K osten und O pfern, h at m an diese feindlichen M aß­

nahm en d ad u rch auf d eu tsch er Seite w irkungslos zu m achen verstanden, daß m an Z w eig u n tern eh m u n g en im A usland errichtete, die dem frem den W e tt­

b ew erb im eigenen L ande selb st fühlbaren A bbruch taten. Es d arf aber nicht un terlassen w erden, h ier d a ra u f hinzuw eisen, daß infolge dieser Er­

richtung von Z w eigfabriken die H andelsstatistik des D eutschen R eiches uns nicht m eh r ein ganz klares Bild von d e r E ntw icklung des A ußenhandels in chem ischen P ro d u k te n zu g eb en verm ag.

Seit dem Jah re 1880 hat sich d er deutsche A ußenhandel in chem ischen P ro d u k ten außero rd en tlich g ü n stig entw ickelt, w ie die folgenden Z ahlen üb er d ie Ein- und A usfuhr von R ohstoffen und chem ischen F abrikaten z e ig e n 4).

R ohstoffe F abrikate

E infuhr A usfuhr E infuhr A usfuhr Mill. M Mill. M Mill. M Mill. M

1880 . . . . 111,7 36,9 102,3 200,2

1890 . . . . 149,9 32,6 111,9 242,1

1895 . . . . 168,9 37,2 110,9 301,7

1900 . . . . 218,4 45,2 113,0 352,4

1905 . . . . 290,6 66,5 140,4 475,8

Seit dem 1. M ärz 1906 ist bekanntlich eine vollständige N eu o rd n u n g der deutschen Z ollverhältnisse erfolgt, w elche den V ergleich m it den früheren A ngaben seh r erschw ert.

4) H a u p ta b n e h m e r fü r chem ische P ro d u k te aller A rt sind vo r allem G ro ß b ritan n ie n , d ie V ereinigten Staaten, Ö sterreich - U ngarn, R ußland, die Schw eiz, B elgien und F rankreich.

3

(18)

Im folgenden sind, um eine Ü bersicht ü b e r die w ichtigsten Z w eig e des A u ß en h an d els in C hem ikalien zu g eb en , M engen und W e rt d er H a u p tg ru p p e n fü r die Ja h re 1908 und 1909 zusam m engestellt.

Einfuhr A usfuhr

1909 1908 1909 1908

M e n g e W e r t M e n g e W e r t M e n g e W e r t M e n g e W e r t

in M il l . in M i l l . in M il l. in M il l .

10 00 t M 10 0 0 t M 10 0 0 t M 1 0 0 0 t M

fossile Brennstoffe . . . 21 268 277 21 030 272 28 486 410 26 321 399 M i n e r a l ö l e ... 1 496 127 1 572 131 85 12 71 10 Steinkohlenteer, -öle, -Stoffe 76,7 6,4 91,0 7,0 199 30,5 155 28,9

chem ische G rundstoffe,

Säuren, Salze usw . . . 998 200 904 179 2 333 231 2 072 199 Farben, F arbw aren . . . 61,3 17,8 62,6 16,8 182 235 171 208

Firnisse, Lacke, Kitte . . 2,4 3,1 2,4 3,2 4,3 5,0 3,7 4,4

Ä ther, A lkohole und flüch­

tige Ö le, künstliche Riech­

stoffe ... 40,5 32,2 40,4 33,6 10,1 23,6 8,8 19,8 künstliche D üngem ittel . . 446 25,0 353 21,2 556 28,5 502 25,2 Z ü ndw aren, Sprengstoffe . 7,4 4,6 1,1 1,5 16,0 39,2 11,8 25,5 chem ische und pharm azeu­

tische E rzeugnisse, nicht

b eso n d ers g en an n t . . 50,3 26,1 49,1 25,2 31,3 62,5 28,4 58,4 W ie m an sieht, h at seit 1880 die E in fu h r chem ischer R o h sto ffe zw ar g e w a ltig zugenom m en, ab er in noch viel h ö h erem G ra d ist die A usfuhr an F ab rik aten gew ach sen . N im m t m an an, daß d e r W e rt d e r von d e r g e ­ sam ten chem ischen Ind u strie erzeu g ten P ro d u k te g e g e n w ä rtig etw a a n d e rt­

halb M illiarden M jährlich b e trä g t, so e rg ib t sich au s d e r S tatistik, d a ß u n ­ g e fä h r ein D rittel d er G e sa m te rz e u g u n g auf den A bsatz an d as A usland an g ew iesen ist.

Die Z ahl von l 1/ , M illiarden M für den W e rt d er chem ischen P ro d u k tio n D eutschlands g rü n d e t sich auf die im Ja h re 1897 v e ra n sta lte te P ro d u k tio n s ­ statistik, w elche einen G e sa m tw e rt von 947,9 M illionen M la u t am tlicher E rm ittlu n g ergab. A llerdings ist d iese Statistik nich t auf alle Z w eig e d er chem ischen In d u strie a u sg e d e h n t w o rd en , ab er sie b leib t m an g els a n d erer zu v erlässig er P ro d u k tio n sz a h le n d e r einzige sich ere R ückhalt fü r alle d e r­

artigen Schätzungen. Da die chem ische In d u strie D eu tsch lan d s und v o r allem einige ihrer Z w eige, w ie die F arb en in d u strie, die In d u strie d e r p h arm azeu ti­

schen und p h o to g ra p h isc h e n P räp arate, d e r E x p lo siv sto ffe so w ie d er k ü n st­

lichen D üngem ittel, zu ihrem G ed eih en auf d e n a u s l ä n d i s c h e n A b s a t z in hohem G rad an g ew iesen sind, erk lärt sich, w esh alb die chem ische In d u strie ein n atürliches g ro ß e s In teresse an g ü n stig en u n d sich eren Z o llv erh ältn issen im V erkehre m it dem A uslande haben muß. A n d ererseits g ib t die T a tsa c h e ,

(19)

d aß u n g efäh r z w e i D r i t t e l d e r P r o d u k t i o n i m I n l a n d e verbraucht w er­

den, doch auch G e w ä h r dafür, daß selb st bei einer zeitw eilig verringerten A ufn ah m efäh ig k eit des A uslandes, w ie sie sich in dem K risenjahre 1908 und bis in die M itte des vergangenen J a h re s gezeigt hat, doch die deutsche chem ische In d u strie einen recht festen R ückhalt an dem heim ischen M arkte hat, d er auch in d e r G eg en w art, die in w irtschaftlicher H insicht w ieder freu n d lic h er zu w erden verspricht, noch eines recht g esteig erten V erbrauches fäh ig zu sein sc h e in t5).

Über die R entabilität d er chem ischen Industrie h ö rt man oft vielfach ü b ertrie b en e M einungen, nach denen a l l e Z w e i g e sich eines vorzüglichen W o h lerg eh en s erfreuen. Daß ab er auch hier g ro ß e U nterschiede Vorkommen, v ersteh t sich von selbst. B etrachten w ir einm al die R entabilität d er chem ischen Industrie als G anzes genom m en, so zeigt sich, daß sie keinesw egs u n ab ­ h än g ig von den S chw ankungen d er allgem einen w irtschaftlichen Lage ist.

Einen V ergleich g estatten allein die D ividenden d er A ktiengesellschaften.

Setzt m an die R entabilität d er deutschen chem ischen Industrie im Jah r 1899 erg ib t sich folgendes Bild:

1899 . . . 100 1904 . . 98,7

1900 . . . 91,2 1905 . . 104,9

1901 . . . 90,9 1906 . . 111,5

1902 . . . 87,8 1907 . . U4,3

1903 . . . 93,3 1908 . 97,0

Im Ja h re 1908 erfolgte, w ie schon erw ähnt, ein starker Rückschlag, und zw ar sank die R entabilität noch u n ter das E rgebnis von 1904. N och d eu tlich er als aus diesen Z ahlen erg ib t sich d er W echsel d er w irtsch aft­

lichen Lage, w enn man die D u rchschnittserträgnisse d er w ichtigsten In d u strie­

zw eige, w ied er b erech n et auf G rund d er Bilanzen der A ktiengesellschaften, m it einander vergleicht.

1904 1905 1906 1907 1908 chem ische G r o ß i n d u s t r i e ... . . . . 8,66 8,92 9,25 8,75 8,11 pharm azeutische und photographische P räp arate 9,67 9,35 9,98 9,71 8,84 T eerfarb en . . . . . . . 11,68 13,54 16,72 17,07 11,49 E x p l o s i v s t o f f e ... . . . . . 10,40 11,96 12,65 10,75 8,39

Z ündw aren . . . . 5,21 5,82 5,83 5,34 5,20

B raunkohlen . . . . . . 7,38 7,64 10,13 9,87 D ü n g e m i t t e l ... . . . . 8,66 9,00 9,60 11,72 G um m iw aren ... . . . . 8,02 7,05 7,38 7,68 8,0

5) M an vergleiche auch die N achw eisungen ü b er den G ü terv erk eh r auf den deutschen E isenbahnen, w elche einen im m er g rö ß e r w erdenden Anteil d e r chem ischen Industrie erkennen lassen. Statistisches Jahrbuch des D eutschen R eiches 1909 S. 119 u. 120.

(20)

D ie R en tab ilität d er chem ischen In d u strie zu berech n en , ist n ic h t ganz le ic h t N ach d en A n g ab en v on O . W e n z e l 6) , d essen Ja h re sb e ric h te ü b e r die w irtschaftliche E n tw ick lu n g d e r chem ischen In d u strie in D eutschland, die au f den H au p tv e rsa m m lu n g e n d es einflußreichen V ereines zur W a h ­ ru n g d e r In teressen d er chem ischen In d u strie D eu tsch lan d s e rs ta tte t w erden, erg ib t sich, d a ß von 168 A ktien g esellsch aften m it einem B etrag e von 559113400 M eingezahlten A ktienkapitales, 193658187 M R eservefonds, 109704071 M O b lig atio n en und H y p o th e k e n im J a h re 1908 73317071 M D ividenden an die A k tio n äre v e rte ilt w o rd e n sind. Im V erh ältn is zu dem A ktienkapital e rg ib t dies eine D u rch sch n ittsd iv id en d e von 13,11 vH geg en 16,32 v H im V o rjah re. D a a b e r n ic h t n u r d ie A ktienkapitalien in den B etrieben w erb e n d arbeiten, so n d e rn auch die R eserv efo n d s u n d die O bli­

g a tio n e n un d H y p o th ek en k ap italien , denen als F a b rik a tio n sg e w in n n eb en den D ividenden auch die g ezah lten Z in sen g e g e n ü b e r steh en , so e rg ib t sich ein D u rc h sc h n ittse rtra g vo n 9,25 vH g e g e n 11,16 vH im Ja h re 1907. A ller­

d ings g ib t au ch diese Z ahl noch keinen völlig sich eren M a ß sta b fü r die ab so lu te H ö h e d es R ein ertrag es, da n o ch eine g an ze R eihe a n d e re r B eträge, w ie stark e A b sch reib u n g en , versteckte R eserven u. a., d ab ei m it in F ra g e k o m m t W as d ie R en tab ilität eines einzelnen U n tern eh m en s an b etrifft, so ist h ierfü r n atürlich eine ganze R eihe von E inflüssen b e stim m e n d : der W e rt d e r P ro d u k te , die K osten des B etriebes, die Intelligenz u nd E r­

fin d u n g sk raft d e r technischen Leiter, die k au fm än n isc h en E rfo lg e d es U n te r­

nehm ens, das B estehen eines K artelles o d e r einer K onvention, die A b satzm ö g ­ lichkeit un d ihre B eeinflussung d u rch V erk eh rsv erh ältn isse, d u rch d ie L age des A rb eitsm ark tes im Inlande g e g e n ü b e r dem A usland u n d v o r allem die A bsatzm öglichkeit im A uslande, w o b ei in e rste r Linie Z o llv erh ältn isse eine w ichtige R olle spielen.

Ober die V erteilu n g d e r chem ischen F ab rik en in D eu tsch lan d g ib t die Z u sam m en stellu n g au f Seite 277, d ie auf den n e u e ste n E rg e b n isse n d e r G e­

w erb ezäh lu n g b e ru h t, A ufschluß. M an e rk e n n t d a ra u s leicht die ü b e r­

w ieg en d e B ed eu tu n g ein ig er B rennpunkte, w ie d es obersch lesisch en , m ittel­

deutschen, nieder- un d o b errh ein isch en G eb ietes.

V on den w eiteren E rg eb n issen d er d eu tsch en B erufs- u n d G e w e rb e ­ zäh lu n g vom 12. Ju n i 1907 sei erw äh n t, d a ß von 100 E rw e rb tä tig e n im H a u p tb e ru f 0,65, g e g e n ü b e r 0,54 im J a h r 1895, au f d ie chem ische In d u strie entfielen, u n d a u f die zu r chem ischen In d u strie in n ä c h ste r B ezieh u n g steh en d e In d u strie d e r fo rstw irtsch aftlich en N e b e n p ro d u k te , L euchtstoffe, Seifen, F ette, Öle u nd F irn isse 0,31 P erso n en , g e g e n ü b e r 0,23 im Ja h re 1895.

Die ab so lu te Z ahl d e r E rw e rb tä tig e n im H a u p tb e ru fe w a r in d e r chem i­

schen In d u strie vo n 102923 im J a h re 1895 auf 158776 im J a h re 1907 g e ­ stieg en , d ie Z ahl d e r B eru fsan g eh ö rig en v o n 289526 a u f 421122 P erso n en .

6) D ie B erichte finden sich im 2. O k to b e rh e ft d e r Z eitsch rift „ D ie che­

m ische In d u s trie “ .

Cytaty

Powiązane dokumenty

gemäß haben sich, was namentlich in den Erzeugnissen der Eisenindustrie am stärksten zutage tritt, die Preise während des ganzen Jahres 1908 und eines großen

An Hand einiger Zahlentafeln, die nach den vom Kaiserlichen Statistischen Amte herausgegebenen „Monatlichen N achw eisen für den ausw ärtigen Handel D eutschlands“2)

Es ist bekannt, daß noch bis vor kurzem der französische Kapitalist und die französischen K reditbanken eine A bneig ung vor einer Kapitalanlage in ihrer

W ir haben un sere Schiffe zu teuer gebaut, so daß sie u n ­ rationell arbeiten und fast unver­.. käuflich

schaftlichen Beam ten in jedem Fremdlande, möglichst der Reihe nach an den.. Beide Teile w erden hie raus größten Nutzen ziehen. Durch Austausch und Vergleichen von

schieden günstiger Gründungsbedingungen -). Eine statistische Feststellung der Umladekosten würde daher, falls sie überhaupt durchführbar wäre, nichts weiter ergeben

Für die W eiterreise nach Bagdad wird aber nicht die V erbindung benutzt, der die kom m ende B agdadbahn d er­.. einst folgen soll u nd die sich von der

gel an Mitteln zu erklären suchte, wohl darüber unterrichtet war, daß diese Unzulänglichkeit soweit geht, wie hier gezeigt werden konnte? Er war damals der