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Lyrische Gedichte

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Academic year: 2021

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€ r f t e r C e t i

gtjrifctjtf ©efcidjte

E j e r a u s g e g e b e t t

p ro f. Dr. I D a x

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Berlin itnö ©fuffpart,

D e r l a g » o n U). S p e m a n n

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2

IIIc H ed jte p o rb e tja lte n

(7)

( E i n l e i t u n g .

| y \ c t unter beit nadjgoetljefctjen Sijrifern SeutfcfylanbS m it Siedet a ß -tA ^ b e r größte, gerühmt werben b a rf, ob Gicfjenborff, S en au , §eine SRücfert ober SRöride, über bie £-rage wirb fid) eine ©inigleit in nädjfter S eit geroifs nid jt, oietteidjt aud) niem als erjielen taffen. 2lber von bent erften (Srfcfieinen einer Senaufc^en ©ebid)tfammlung bis auf ben g ü tig e n S ag Ijaben n u r roenige fidj bem mac^toolten 3 au f>er ^*8 beutfd)=ungarifcfyen S iditerS ju entstehen t>ermotf)t. ® ie SBerfe oon Senau unb © ritlparjer teuren e3 u n S , bafi aud) in nadjHaffifd&er 3 e it bie beutfdje SDic^tung fo roenig mie bie beutfdje SHufit ber erfrifdjenben SJtitarbeit unferer ©tammeS* brüber im Süboften entbehren tann.

S ie Fam ilie unfereS ®id;ter3 föntten mir bis in§ 10. galjrljunbert juriict »erfolgen, ©ie mufste au s ®eutfc§lanb ftam m en, benn Jliemfc ober JJiemb^ nannten bie ftaoifdjen einroofyner ber fdjleftfdjen © tabt © tr e te n baä fic§ oftmals fjeroortfjuenbe Spatrijiergefcfiledjt. N ie m e tz, ne m a z bejeicfjnet „ben Seutfdjen". ©in 2luguftin »on JHembfc, beffen baS $ird)enbuc| ju ©treljlen unterm 19. 2luguft 1717 gebeult, tr a t einige Salire, efje feine § eim at bie öfterveidE)ifdE;e §errfdjaft m it ber preufsifdjen »ertaufdjen follte, in baS taiferlidje § eer ein. 3US penfionierter Dbrift=

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lieutenont ftarB er 1789 ju SCBien. ©ein © o§n Sofepfy t). 9iiemBfcfj, geß. am 15. Sluguft 1 7 4 6 , folgte bem Söerufe beo äßaterä. 2U3 SBarott o. 9iiemBfcf) unb U nterlieutenant im Süraffierregim ente © tam pa b’2lpafaffa »ermäljlte er fidj 1774 m it ber g re iin S atfjarin a v. Setter§Berg, bie in ber golge at§ £enau§ © rojjm utter entfcfjeibenb in be§ S id jterä 2eBen§= gang eingriff. 3« *>en nieberlänbifctjen gelbjügen seidjnete fic^ ber SRitt* meifter ». SliemBfdj in Ijeroorragenber Sßeife auä. Qn ber Sdfjladjt ßei g teu riä rettete bie t)on if)tn geführte Slttafe ein umsingelteS S ataitton. ® en friegerifcfjen S in n tjat ber fd^tteibige fiüraffieroffiäier auf feinen ©n!et oererBt, ber nicfjt mübe rourbe Ärieg unb ©dijtactjt in feinen Siebern ju preifen unb e§ unter feine tiödjften Sßünfcfje regnete, einrnat in einer ©cfjtacfjt mitfampfen ju !önnen. S ie g e n ü g e Ratten bie ©efunbfjeit von QofepE» o. WeniBfcij angegriffen, unb am 1. ätuguft 1795 t r a t er ju r 3Kititar= 2)!onturä=Sommiffion ju 2([tofen in U ngarn üBer. S eine Sfjatfraft 6e= roäljrte er auct) in biefem Sienfte, al§ er roäljrenb be§ $etbäuges> »on 1809 bie in B rü n n aufBeroatjrten tam m ero o rrä te » o rb en g ran jo fen nact) U ngarn rettete. SDiefe gtudfjt führte ifjn jum erftenmate m it feinem ©nlel jufammen.

$ o n ben fünf Ä inbern, bie Ä atjjartna o. SftiemBfdj iljrem ©f)e|errn gefdfjenft ijaite, BlieB n u r gfranj, am 20. g u n i 1777 ^u SEartoS in DBer= Ungarn geBoren, am SeBen. S ie geringe ©orgfatnfeü ber ©ttern unb ber fortroäfyrenbe ©arnifonäroectifet fdjtof; jebe ©rjieljung aus. ^ad^bem g r a n j ju ©perieä in DBerungarn bie lateinifd^e Schule Befudjt, tr a t er am 1. 3iot)em6er 1798 a ß fiabett in ba3 10. leichte Sragonerregim ent g ü rft Sobfomij ein, ba§ eBen in Slttofen garnifonierte. S e r „fcfjöne SttemBfcf)", roie er genannt rourbe, lernte fyier SCfjerefe, bie jugenbtidje Sodjter be§ »erftorBenen Jgl. DBerfi§!aI§ tfrans SKaigraBer, femten. £fyerefen§ SUutter SJlagbatena SKaigraBer, geb. ©cijab, teBtc nocf) unb roar eBenfo entfliehen roie 9!iemBfc|’ eigene ©Hern gegen eine SerBinbung iljrer Soctiter m it bem au§fct)n)eifenben unb üerfdjroenberifcfjen jungen Söianne. S iefer aBer geroann bie SieBe be§ nieblidjen feurigen 2Räbcfjen3. ©r oer* langte oon feinem Stegimente ben SlBfcfyieb, beffen oeräögerteä ©intreffen tragifcfje fo lg en IjerBeisufüfjren broljte, ba 2f)erefe entfcfjtoffen m ar, ifyre ©d)anbe nidjt ju üBerleBen. ©nblicf) fonnte am 6. Stuguft 1799 in Sßeft bie T rau u n g ftattfinben, unb in Mj=5pec§, wo 9!iemBfd) at§ föniglidier Iameral|errfcf)aftlicfjer StmtöfdjreiBer Stnfteltung gefunben f)atte, roarb am 28. 3luguft Bereits baä erfte Äinb ber 9teut)ermä[)lten geBoren, ba§ auf ben ta rn e n 3Kagbatena getauft mürbe. Slnt 5. geB ruar 180 1 fam in S ippa ba§ äroeite Äinb S^erefia 2ln n a , £enau§ geliebte 9iefi, ju r äßelt. SBalb barauf fiebetten bie ©ttern nacfy © f a t a b , einem ® orfe oier SBeiten oon Sentesroar im SBanate, über unb t|ier rourbe am 13. S lu g u ft 1802 ber finaBe g e B o r e n , bem in ber Saufe bie Stamen 3 i i ! o I a u ä f ^ r a n j gegeben rourben. *)

*) ®er Gintrag im Äir($en6u($c lautet: A nnus 1802 Dies 13 A u gusti Nomen P ro lis N icolaus F ra n c is c u g , P aren tes T ranciscus N im bsch R egio Cam eralis

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con-® a bie g am itie fdjon im grüfijaljre 1803 E fatäb »erlief, fo tarnt uon G inbrüden ber ©eburtSftätte *) auf genau felbft nicfit bie SRebe fein. Urtb bod) muffen m ir, um Senauä geben unb ©chi<ffal§lo£> ju i>erftef)en, ein roenig in Gfatab »erioeiten. (£3 roar ein ärmlid)e3 S o r f , erft im Satire 1767 tion beutfdjen Äoloniften gegriinbet. Sßaren »or gahrfjunbcrten be§ ®id)ter§ Vorfahren a ls Soloniften auggejogen, um unter flaoifd^ent SSolfe al§ Seutfdje (n iem etz) 311 roirfett, fo fam aud) ber le^te beä ©e= fc^ted^ieS un ter Seutfdjen Soloniften ju r SSelt. Sßenngleich na!je ber ferbifchen 3Boiroobfc^aft feine SBiege ftanb, fo roaren e§ bod) beutfdje Saute, bie um bie Sßiege be3 beutfcfien ®id)ter§ tönten, unb beutfdie 2Biegen= lieber roaren e3, m it benen bie unglüdlidje junge SRutter ihren Stebling Beruhigte, ©infam unb »erlaffen fyatte fic p e r in ben ärmlichen 3Ser= hältniffen ber pflege ihrer beiben -Hiäbcfjen gelebt, mä^renb i£)r rotier ©atte m it ©piel unb © trnen fich im nahen £eme§roar bie 3eit oertrieb. Jitd)t er gem ährte it)r © dju£, al§ ein gräflicher Stßüftling fie überfiel; allein bie im SBette liegenbe j^ erefe ergriff ein P effer unb fcfinjor ficf» ju erftedjen, roenn fie bie angebrofjte ©etoalt erteiben müfite. gfirer füfinen ©ntfc^toffenl)eit »erbanüe fie bie Rettung ihrer 6|r e . ® a erfranfte if)r ättefteä ß in b ; auf if)r S itte n eilte if)r SJJann nad) SenteSroar, ben 2lrjt ju holen. S n quatoollen © tunben h<w«n 9ftutter unb Äinb auf bie §ilfe. „® a§ Sinb beginnt fd)on ju röd)eln; e3 ftirb t, e3 ift to t. ® a öffnet ficf) bie £ p r e , unb herein tr itt . . . nicht ber S trjt, nic^t ber SSater, nein jroei räubertfche ©ptelgefellen beS [enteren treten herein m it einer ©df)ulb= »erfdjreibung »on biefent über 17 000 ©ulben, bie er an fie oerloren, um in bie -Mutter an ber Seiche ihres laum oerfdiiebenen fiinbeä rcegen 3JJit= U nterfertigung ju bringen, n>ibrigen§ ifjr in $eme§ruar äurücfgefjaltener SJlann unnadjfiditlid) bem ©cfjulbturm unb ber ©dfjanbe überliefert roerben follte. Sernitfjtet, bemufjtlog »erpfiinbet fie ftd^ nnrflid) burcf) iljren Jiam en ju Dpfern, bie fie erft mehrere Qaljre barauf, nad) bem Sobe ihrer W utter, abjutragen »erm ag." gen au nannte bie SJielandjolie feine gebenäbegleiterin; bie finftere ©efelliti w ar a ls uitabroeisbarer © aft fdfion in baä § a u 3 beS leibenfdjafttichen @hepaare3 ju Gfatab eingefe^rt, nocf; e^e ifjr Siebter ba§ S ic|t ber Sßelt erbtidte. „©§ giebt einen © eift," fdjrieb'Senau im 3J(ai 1821 an feine TOutter, „ber unfer gam itienroefen (eitet, ber leiber fein guter ift." grüfje hatte firanffjeit, in ber mir ben lebten © runb t>on 3Jifo(au§ Senau§ tragifd;em Sofe erfennen muffen, ftdi ben Sluäfchroeifungen feines SOaterö an bie gerfett geheftet — ^ b f e n S „ © e f p e n f t e r " haben in SenauS Sebett grauenoolle 933irIIid^leit erlebt — ; al§ Xherefe ihren Knaben unter bem § erjen tru g unb ih r öltefteä Sinb u n ter ber SUtfchulb be§ ©atten oerlor, mu^te fie bie Seraeife oon beä einft fo mafsloö ©eliebten

tra scrib a Theresia. P a trin i N icolaus H eh l R egio C am eralis E en tm eister, B aptisans Josephus G ruher Parochus.

*) 2 tb a m ü M U e r j u © u t t e n b r u n n „ i n b e r ß e i m a t S 'lifo Iau S f i e n a u ä '7. 3 3 e ita a e j u r 9 JU inc§ener S lU gem . 3 e i t . 1 8 8 2 9 ?r. 3 3 2 .

(10)

U ntreue erbutben. ©eelifdje ö u a le n ttnb äußere 9iot, im ärmtict) ein» fatnen §aufe unb »or fidj bie trofttofen SOJoräfte bes> 33anat3, beren

2tnbli(J aud) ben frohgeftimmten © inn oerbüftern müfite — bas> toaren bie G inbrüde, u n ter benen £f)erefe ». 91iembfdj i()ren ©ohn jum Seben nustrug.

U n b feine 3 e ü u " ^ ^e' ne 3Kdd^t je rftü d e lt © e p räg te g o r m , ^ 'e lebenb fich entiuidett. © o m ufjt b u fein , b ir fa n n ft bu nicht entfliegen.

S e r 5ßate be§ Änaben enbete fein Seben burch ©elbftmorb. S e r Sßater »erlief? feinen S ie n ft, um a ls angeblicher SBitrocr in Sßien feinen Seibenfdjaften ju leben. ©rft 1804 teerte er m it »öltig jerriitteter ©efunbheit ;u feiner, inän>ifd)en um ein SOJäbdjen oerme^rten gam ilie ju r ü d , bie in Slltofen bei ber 3Wutter S^erefenä eine 3uftud)t gefunben hatte. 3m 3Koi 1806 erlangte ber »ertorne ©ohn bie Seräeihung feiner © Itern; am 23. 2(pril 1807 ftarb er im 29. Sebensjafjre. S e 3 Sichters einjige © rinnerung an feinen Sßater roar, bafj er einmal dou betn Äranfen ©erläge empfangen. (Sr hat it)n niem als ermähnt.

Um fo in n ig e r m a r b a ä SBerljältniä j u r 3)lu tter, ba§ in ein er SReitje non © ebiditen (3 u flu c h t; © inft unb S e * offene © d jr a n t; S e r© e e le n = tra n fe ), » o r altem aber im „ f ja u f t" (ber 2lbfchteb; ber SEraum) ergreifenben 2 lu § b ru d gefunben Ijat. U nb roohl h a t £tjerefen3 feibcnfd^aftUd^e opfertreue M u tterlieb e bes> © ohneS b a n tb a re 3 u n e ig u n g » erb ien t. S a tire lan g £)at fie m it ih re r § ä n b e 2lrbeit fidj u n b ih re S in b e r e rn ä h rt, b is if)r 2(nfang

1 8 1 1 bie m ütterliche © rbfdjaft ju fiel. S e r Ä inber roegeit fdftojj fie a m 23 . S e p te m b e r 1811 eine neue @fje; b er © tie fo a te r S o t t o r S a r i S ö g et Ejat b is j u feinem frü h erfolgten £ o b e feine fßflic^ten fo g u t a ls möglich erfü llt. S i e fefte ig a n b , rceld)e f ü r SenauS © rsiehung ftötroenbig geroefen m äre befaft er freilich n id jt. S i e ffliutter »erm ähnte ifjren S ieb lin g m a fd o s ; in ben S a ljre n , in benen M u tte r u n b S ö d jter oft genug tro d n eS ©chi»ar}= b ro t j u r e in ig e n 3ia()rung R atten, utujjte 9Ufi i»enigftenS SDßeifjbrot er= halten . © r tourbe geroöhnt feinen SBülen a l s ©efe£ befolgt 5U fehen, u n b bie g o lg e n biefer fdjioachen © rjietjung tr a te n im fp ätcren Seben fcfläbltcf) genug fyeruor. S o u Sßeft, 100 bie g a m ilte feit beut £ o b e uoit g r a n j SJiiembfch gelebt, fiebette fie 1 811 nach S ip p a u n b 1816 nach S o fa i über. S i e jm ei in ber fdjönen t»einreid)en © egenb oerlebten 3 a hre prieS S e n a u fp ä te r a ls bie glüdlichften feines SebenS u n b ö fte rs g e b a u te er aud; in feinen S iebern beS fruchtbaren SEiffaftranbeS. S a g S em en f;atte fetjon in fßeft b eg onnen, u n b ber i n 5ßeft geroonnene S e ^ re r Qofepf) t). ß ö o eäb ^ leitete auch i n £ o f a i , b a ä fein © tim nafium h a tte , feinen U nterricht. ÄöoeSb^ (geft. 1819) «uf S e n a u ä ©eifte§bitbung ent« fdjiebenen © inftufj gehabt, ©ä bleibt f ü r ben fpiiteren älm erifaroanberer S e n a u bem erfenSroert, b a ^ fein o erehrter Sejjrer a ls breiäehnjähriger S u n g e nach 2lm erifa fliehen rooltte, eine Sieife, tnelche freilich burch ©in= fchreiten b er ^ o lije i, fetjon in © a ljb u rg ih r ©nbe gefunben h«tte.

(11)

Gfie ftöuesbt), ber fic^ m it Sencutä älterer Sdjroefter «erlobt hatte, Xotai »erlaffen mujite, legte fein Sögting am ©tjmnafium 3U Ujhely am

0. J u l i 1 8 1 7 m it gutem (Srfolge feine Prüfungen ab. $ u weiteren © tubien mujite er nad) $ eft, unb bie »futter, um fidfj t>on bem Siebling nicht 31t trennen, fiebelte m it ihren fin b e rn ebenfalls nach Dfen über, ben W ann in S ofai jurücflaffenb. äßteber hatte bie gam ilie bittere 3iot

3U erbulben in bem {leinen §äu§chen auf ber ©eneralroiefe, einer ehe= maligen ,ttird)hofsfapelle, baS fie einfam berechnte. 9iifi lernte aber orbentlid) unb entroicfelte törperlid) wie geiftig feine Slnlagen. @r roar e§ aud;, ber bem Mate feinet ü)iutterbrubers>, eineä alten § u faren , folgenb bie SJiutter beftimmte, nicfjt länger bie oon ben ©rofjeltern ju roieberljolten SJialen angebotene § ilfe jurüdäuroeifen. S iefe Öilfe roar freilich an eine fdjmerjliche öebingung gefnüpft. S e m »erlornen S ohne Ijatte Dberft v. SJiembfd; oerjie^en, ber Sdjroiegertochter gegenüber beftanb bie alte älbneiguitg fort. Slllein eä galt bie 2lu§bilbitng i^reä £iebling§ 3U ermöglichen, unb fo entfcljlofs fiel; bie 2Jiutter ju r Trennung. 9Jifolau§ fiebelte im §erbfte 18 18 ju ben ©rojjeltern nad) S to d e rau über unb nal)m, ohne bafj bie SOfutter erft eingeroilligt hätte, auch feine jüngere Sdiroefter Seni mit. SRur ju einem furjen Skfudje ihrer S inber fonnte bie 9J(utter nach S to d e ra u folgen, bann mujite fie p ihrem © atten nad) £ ofai jurüdfe^ren. 2ln Slufregungen, bie auf ba3 ©entütsleben be§ ^erangereiften Änaben einftürm ten, Ijat e3 unter biefen Ser^ältniffen natürlid; uidjt gefehlt.

50Ut bem Söegimte beä Sdm ljahreg 1819 (©pätljerbft) rourbe g ra n j, roie iljn bie ©rojieltern n an n ten , ju r gortjefcung feiner S tu b ien nad) SBiett gefdjicft, roährenb ü r . S5ogel auf älnbrängen feiner g r a u , bie roenigftenS bie räumliche (Sntfernung oon ihren Äinbern oerminbern roollte, nad; ^refjburg überfiebelte. S e r S o h n , ber nicht umfonft baä philofopl)ifd)e X riennium burdjmadjte, fudjte bie -Mutter über bie if)r 1111= erträgliche T rennung philofophifd) ju tröften. „Diidjt ba§ gufammenfein ber Körper bringt bie roonnenbe grucf)t ber Siebe; e3 ift blofi SRittel, um bem 3 u ia mmenftreben ber ©eifter g o rm ju geben, bie ba Umarmung l)eif?t; fonbern ber jum trauten S&Jefen hingelenfte innere © in n , biefer ift’3 , ber Trennung oerachten lehrt. S ie Sebingung biefer Sefignation ift SBechfelüberjeugung, bafs m an bie ©eele beä anbern fein nennen Jönne auf ©rben." Unb ber auf ber Sernbanf fi^enbe philofophifche Tröfter bojiert roeiter: „ÜDJanche ^rüfungsperiobe f)abe ich burd;lebt binnen ber förperlidjen Trennung jroifcfjen uns. SJiutig unb unbelüm m ert fteuerte ich Ql^ unfdjulbig unbefangener Segler in bie SBelt. S ie äßellen be3 roeibüdjen Umganges brachen fid; eine Sßeile m it 9)iad)t, biä fie baä Schiff felbft brachen; es> rourbe led. S e r S egler blieb unfdjulbig, aber nicht unbefangen. S ie golge roar gurüdgejogenheit in ben fichern öafen ber ©eifteSüberlegenljeit, roeldjer nach S goism uä ftinft, ber e3 aber nicht roerben foH." Selbft ben Xob feines greunbeä unb Sehrerä ÄöoeSbr,

(12)

be§ Verlobten feiner ©chroefter 9iefi, empfanb er bam ats nicht fo fchmerj* Itd) als fpäter. „Jiöoesbt) ift fdjon in jenem bunlten Sanbe, »on bem bie ©innenroelt un3 tren n t; nun aber fott S o tt bie übrigen bem ©tüct'e ungeftört entgegenleben taffen, ohne mich irbifcfjen ©titcfeS nietfeic^t auf immer unempfänglich ju m adien!" S i e p^iIofop£)ijc§e 3iuhe, beren er fich ' n ken 33riefen rühm t, tru g jeboch nicht immer ben ©teg über bie angeborne Seibenfctjaftlichfeit baoon. E ä tag ihm »iet b aran fich b k ©unft ber ©rofsettern ganj ju getoinnen; at§ bie ©rofjmutter inbeffen ben befchmu^t »om Vogelfang ^eimfehrenben m it ber ©ekelte empfing: „2lber gerabe roie ein rechter Söauer!" entgegnete er: „Sieber »erhungern, a ls ein ewiger ©!!a»e in golbenen Äetten fein !" unb »erlief fofort bas grofwäterlicfje § a u § . E§ beburfte langen 3m'eben§, um ben »on ber ■Mutter in 5ßre|burg m it offenen Slrmen Empfangenen roieber m it ben ©rofjeltern ausijuföhnen. S e r befte V erm ittler babei roar 2tnton $a»er ©churj (1794— 1859), ber am 15. 2luguft 1821 ftch m it Siefi ». Jiiembfdj »ermäljtt hatte. 3tn bem „©ctjioeftermann" gewann Senau feinen treueften greunb unb pietätoollen Biographen. S ie ©rofseltern mochten eben bamatä um fo nieniger »on bem einjigen Enfet taffen, ba SMhnacfjten 1820 ber ftetä »on ber g am itie geführte aber nicht urlunblich erhärtete Slbet »on Äaifer g-ranj beftätigt roorben r»ar. S e r alte DBerft rourbe alä Sofeph Siicmbfct), Ebler ». © trehlenau in ben erblichen 2tbets>ftanb beS fiaiferftaateä aufgenommen.*) 2lu ä bem hier juerft auftauchenben 33ei= roorte ». © t r e h l e n a u bitbete ber te^te be§ ©efcfjtechteö fich feinen Sichternam en S e n a u . S e r ©rojj»ater fottte fich ber i^ m geroorbenen 2lu3= jeichnung nicht lange mehr erfreuen; er ftarb am 3. Jjuli 1822.

Über Senau§ erfte ©tubentenjahre befi^en r»ir »erfctjiebene 2luf= äeictjnungen feiner ©enoffen, bie jeboch alte n u r »on äufserlichfeiten 3U erjähten roiffen. Sßeber Senauä E igenart noch bie SSerhättniffe an ben bfterreictjifchen llnioerfitäten roaren fo befchaffen, bafs eine titafsgebenbe SJeeinfluffung in biefen erften © tubienjatjren hätte ftatthaben Jönnen. S a ä g-achftubium reihte fich bam alä nicht unm ittelbar an bie ©ymnafial* bilbung a n , fonbern biefe, beren g eitrau m bafür Jürser bemeffen mar, rourbe 3unächft in etroaä freierer g ° rt» an ber U nioerfität ober bem S^ceurn fortgefe^t, unb erft nach breijährigen, fogenannten phtlofophifcfjen © tubien unb mehreren beftanbenen Examen fonnte ein gachftubium er» griffen nterben. Senau§ SSorbilbung erroieS fich kein erften halben Saljre nicht auäreichenb, unb n u r nad) unb nach 9elang eä ihm beffere gortfchritte ju machen. S ie äRetternichfche Regierung hatte 1819 bereits

* ) £ ) a § S tr e f ) le n a u f d ) e S B a p p e n if t , n a d ) 2 ö u r j b a d ) , e i n i n b ie £ ä n g e g o l b e n u n b r o t , i n b ie Ö u e r e b l a u g e t e i l t e r S d ) i l b ; i m g o l b e n e n © r u n b e e i n e r o t e SRofe, i m r o t e n e in e g o lb e n e 2 i l i e . 3 m u n t e r e n b l a u e n ^ e l b e S t a b t m i t t ü r m e n u n b üD tauer u n b R e ife n . 2 t u f b e m <Scf)ilbe g e f r ö n t e r $ u r n i e r § e l m ; a u f b e r S lr o n e jro ifc ^ e n fcf}roarjem o ff e n e n s2 lb ler* f lu g e e i n g e l> a rn ifd ) te r 2 lr m m i t S d j r o e r t , b ie £ e lm b e c fe n r e $ t § r o t m i t © o l b , linES b l a u m i t S i l b e r b e le g t. £ e § 2 ) id ) te r 3 gciuöl)nlicf)e3 ^ e t f d j a f t b a g e g e n g e ig t e i n o o m S t u r m u m ty e rg e ro o rf e n e ä S c h iff m i t b e r ^ u f f c ^ r i f t „ T e l l e e s t m a v i e ‘\

(13)

f f t n a u * f l r o f e f f o r e i t i n W i e n . V I I

ganj erfreuliche @rfolge in ber Unterbrücfung beS ©eifteSlebenS unb »or allem in ber Slbfjaltung beS gefürchteten ©eifteS ber beutfefjen Unioerfi* taten aufjuroeifen. Slltein felbft eine fo forgfame Regierung tonnte einen M ißgriff in ber äßahl ber ^rofefforen Begehen, unb Senau hatte baä ©lücf unter feinen Se^rern einen M an n 3U finben, beffen SErefftidfjfeit bie fpätere M aßregelung bejeugte. S e r Sßrofeffor ber Sßh'fofoph« Subraig Siembolb (1785— 1844) »erbiente bie SBereljrung feiner 3 uP r e r . Qm S iefifce einer ungeroölmlichen S ilb u n g , freim ütig unb roaljrheitsliebenb befchränlte er fich b arau f, baä »on ber Regierung uorgefchriebene fcholaftifche Sehrbuch ju gtoffieren, fonbern tru g roirllich philofophifche

9lnfichten »or. 1835 rourbe er beöhal6 feiner S tellung enthoben. Senau »erbanfte ihm bie Slnregung 5U weiteren philofophifchen S tu b ie n , au s benen fein „ S a u ft" heroorging. Slnton Sofeph S te in , feit 1806 Sßrofeffor ber Jlaffifchen 5Ph^°I°S*e - rcor n u r ein alter ^ofephiner, greunb oon SonnenfelS unb S eniS , fonbern auch felbft Sichter in ben ftaffifchen roie in ber beutfehen Sprache. S eine (SJebic§te roaren 1811 erfchienen. g e u rig unb originell roußte er feine g n h ö rer für jeine Sieblinge S irg il, $ o ra j, £>»ib, §om er unb SophotleS ju begeiftern. SettauS Dbenbichtung la n n Kielleicht beffer auf § o ra j a ls auf Klopftocf jurüifgeführt werben- S atein mar in U ngarn noch bis über baä 3<*hr 1848 hinauä eine ge= fprochene Sprache unb Senau ftanb hinter feinen tranSleithanifchen Sanbä= leuten hierin nicht äurücf, mährenb er baä Ungarifche felbft nicht fo fließenb fprach, baß er eine ungarifche Siebe halten tonnte. 3>n ben antifen Sichtern jeigte fich Senau jeberjeit roohl beroanbert; er fe^te ihr S tu b iu m , an bem er fich immer roieber erfrifchte, unabläffig fort, noch 1844 finben roir ihn m it ber Sefung §otnerS im griechtfcfjen S ejte be» fchäftigt. S e in regelmäßig geführtes Sagebuch, au S bem leiber noch nichtä befannt gegeben roorben ift, fchrieb er lateinifch- 3Bie Siembolb unb S te in gehörte auch ^er SleligionSprofeffor SSincen} äBeintribt ju ben anregenben Sehrern. HSr liebte eä feine S p ü le r ju Sanbpartieen ein* julaben unb babei über Äunft unb 5ßoefie fich m it ihnen ju befprechen. S eine SSorträge roarett etroaä oberflächlich aber fdf)roung»oll unb poefie= reich- „S tenn er über S3ilbung fprach, über bie breieinige Qbee beS SBahren, ©uten unb Schönen, über baä © öttlkhe, roelcheä fich auch im S re itla n g ber fü n fte manifeftiere, fo fühlten fich f«ne Schüler gehörig gehoben unb fogen begierig bie mehr fdjjöngeiftigen a ls religiöfen 3Sor= träge ein" (ffiurjbach). Senau hat ih n , ber il)m »ielleicht baä Sorbilb feines M ariano lieferte, nicht mährenb feiner ganjen S tu b ien jeit a ls Seljrer gehabt, beim fcl;on 1820 rourbe äBeintribt auf ben Sterbacht freierer 2lnficf)ten hin »on feinen Sehramt entfernt. S o machte fich S ru cf beS Sßolijeiftaateä bereits bem S tubenten 3iiembfch rote fpäter bem Sichter Senau unm ittelbar fühlbar unb mußte fchon in frühen 3 « h ren § a ß gegen Unterbrücfung unb Siebe ju r F reiheit in ihm erroeefen. „ S tu b e n t roie roir übrig en ," fchrieb fpäter einer feiner Stubiengenoffen,

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„bie mir einen prattifdjen Sehensw ert »or Singen Rotten unb baljer m it geroiffen^after Slngfttic^fcit innerhalb ber auSgeftecften © renjen u n s Be* roegten, roar Stiembfclj rttc^t, fonbern mefjr Siebhaber ober ©aft, ber n u r b aS , roa§ ihm eben m unbet, m it »ollen g ügen fdjlürft unb alles, w as i^n anetelt, m it unrerf)oh(enem Söiifjbehagen Beifeite fc^iebt. S aljer tarn eS aucl;, bafj er in bie »orgefdfirie&enen g ö n n e n , bie feinem unruhigen ©eifte eine beengenbe geffel roaren, fich nicht ju fügen roufjte, unb balb ba, balb bort anftiefj." S ieS fonnte taum beffer roerben, a B baS philo» fophifch« T riennium m it ber lebten ber halbjährigen Prüfungen 5U Gnbe gegangen roar unb n u n baS S tu b iu m für ben fünftigen 33eruf ergriffen roerben mujjte. Safs nicht innere Steigung ihn baS 9ted)tsftubium er= greifen liefe, lehrt fdjon ber tro ^ beS SßiberfpruchS ber ©rofjeltern burdj* geführte (Sntfchlufs, baS ungarifche Siecht in ^refeburg ju ftubieren, roeil »on ben ungarifchen gu riften fürjere S tu b ien je ü unb roeniger Senntniffe geforbert rourben. ©0 hörte er benn »om JjjerBfte 1821 an juriftifche SBorlefuttgen an ber 3l!abemie in ^Srefjburg%) ; h 'el; lernte er Sofepl) Klemm (geb. 31t Dfen 1803), ber felßft fpäter als lt;rifcher Sichter auf= tra t, tennen; »on Slmerifa auS bachte er fpäter ber Stubentenfreunbfchaft, ber beibe lebenslang treu blieben. Senau roohnte bei feiner SButter, bie auch mehreren anberen Stubenten SBohnung unb Koft »erabreidjte, unb gefiel fich h 'et in luftigem Sneipleben. S a S ergriffene S tu b iu m aber hatte er Balb fatt. „2lu3 ber reifften Überlegung unb P rü fu n g meiner N eigung," melbete er fchon im Stuguft 1822 ber © roßm utter, „habe ich meinen SebenSplan burchauS »eränbert, unb jroar baburch, bafs ich &e= fchloffen, mich auSfchliefslicf) auf ^h^ofophie 511 »erlegen, um einft eine ^Srofeffttr erhalten ju tonnen. 3 ^ fühle, bafj ich n u r au f kie1e SBcife m eines SebenS froh fein / meine Slnlagen entroicfeln Jönne. S ie unfichere 2(u§ficht auf eine einftenS ju erhaltenbe öffentliche ©teile burdfj juribifche © tubien, unb ber gänjlict;e äßiberfprucf), in bem biefe © tubien ju meiner Steigung ftehen, foroie auf ber anbern ©eite bie Vorliebe, bie ich fü r $ßh'(°f°Pf)'e f)a &e> ueraitlafjten biefen ©ntfdfiluf} in m ir."

S ie ©rofsmutter roar m it ihren ©ebenten, roie ihr Gnfel in bem bamaligen Öfterreich eine 2Beltroei3heitS=SehrerfteI[e betommen unb Be= Jleiben lonne, roohl im Stechte. 3n fpäteren 3a ^ en p t t e er einmal in ber £ h a t 2(u3ficht gehabt, eine folche ©teile am Tljerefianum P erlangen, allein fchon 1822 roar eS ihm roohl m it bem Sehrberufe, ju bem auch niemanb roeniger a ls eBen Senau geeignet fein tonnte, fchroerlich ©rnft. G r hatte bie g urifterei bereits fatt unb roollte feinen Steigungen leben, g r a u Cberft u. StiemBfd) roar nach ^em if)reö © atten nach Sßieit iißergefiebeit, unb g r a n j fuchte fie im ©eptember bort auf. S ie ©rofs» m utter roollte »on ben philofophifcfjen, ber Gnfel oon ben juriftifdjen

* ) 2C. S i e b e n l i f t , S e n a u i n ^ r e j j b u r g nadE) b i s h e r u n b e f a u n t e n M i t t e i l u n g e n . DIeue f r e i e ^ r e f f e » o m 1 2 . £ e j e m b e r 18 8 2 .

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p lan en nicf)tä roiffen, unb fo Jam m an überein, „ b e r U n b e f t ä n b i g e " folle bie Slcferbaufdjule in Ungarifd>2llten6urg Befugen.

$unachft machte er einen SluSflug 3U S c h ü rf ©Itern, bie in Sd)ratten= tljal bei g n a im (in ältähren) roohnten. Von bort reifte er über 5ßrefs= Burg nad) Slltenburg. S ie SJiutter folgte auch ie?t mieber m it bem ganjen jöauShalte ihrem Siebtinge, ©inen feiner lieBften SBiener Stubienfreunbe, ben „lieben, Blonben, p l a n t e n , jungen" griebrid) itletjle, fanb er hier Bereits »or. Siegle m ar eS, ber Senau überhaupt jum Vefudje ber Slcferbaufdjule oeranlafjt hatte, Teilnahme für ben SanbBau oermochte er feinem greunbe jeboch nicht einsuflöjjen. 9Jur ber Sichter Bilbete fich in Slltenburg auS. 3 n toilben Mitten über bie weiten ’unabfeljbaren Reiben, bie Slltenburg um lagern, gaB er fich ßanj bem g au b er ber Steppe unb ihrer ©infamfeit Ijiu- S e n hier empfangenen ©inbrücfen oerbanfen mir bie Beften unb farbenreicfjften oon SenauS ©ebidjten (§eibebilber; g a u ft; S o n $ u a n S . 947). VereitS im 30!arj 1823 tauchte ber Stltenburger S tu b en t unoerm utet mieber in SBien a u f, um ju r grofsen © ntrüftung ber alten g r a u o. JiiemBfd) ju erflaren , m it bem Betriebe ber Sanb= roirtfd)aft fei eS nichts fü r ihn. S a baS ©emefter Bereits Begonnen hatte, fonnte er an ber tln io erfitat in SBien nicht mehr jugelaffen werben. 1824 Begann er mieber baS 9ted)tSftubium unb jtoar jetjt beS beutfchen 3ied)te§, roaS ihm bie B e le ih u n g ber ©rofemutter eintrug. 9iachbem er am 4. Jiooember 1825 eine Nachprüfung m it oorjüglidjem ©rfolge jurücf= gelegt hatte, erfranfte er oor Sßeihnachten an einer JöalSentjünbung, oon beren fo lg en , einem Sram pf im ©chlunbe, er fich niem als oöllig erholte (ogl. bte beiben ©ebidite „ 3 n ber Sranfheit"). S ie 93iutter, welche fchon 1823 ihm nach SBien nachgefolgt m ar, freute fich mit ben greunben ber ©enefung. Vielleicht baß bie eigene S ranfheit SenauS -Qntereffe für ntebijinifche g rag en geroecft hatte. Itnerroartet gab er im -Mooember 1826 baS bereits faft oollenbete juriftifdje © tubium a u f, um fich n u n b n oierten g a f u ltä t, ber mebijinifchen, äujuioenben. ©o berechtigt bie Ve= benfen ber gam ilie unb greunbe über biefen neuen Söedrfel auch waren, fo liefs fich Senau Bei biefem Übergange boch oon roirflicher 9ieigung ju bem neuen © tubium leiten. 9JJit ©ifer hat er oon 1827 bis 1830 SJiebijin ftubiert unb bie oorgefdjriebenen P rüfungen n u r ein einjigeSmal, im Qahre 1828 oerfäumt. 2lm SlBlegen ber ©chlufjprüfung oerhinberte ihn n u r © rfranfung, bie er burch übereifriges ©tubieren fich jugejogen hatte, ©he er aber roieberhergefteltt bie P rü fu n g nachmachen fonnte, ftarb am 26. Septem ber 1830 bie ©rofjmutter, unb Senau hat fich feiner Prü fu n g mehr unterjogen.' Qn feinen lebten SeBenSjahren hat er noch einmal b aran gebacht, feine abgeßrochenen mebijinifchen ©tubien mieber aufjunehmen, allein eS blieb Beim Vorfa^e. tln b boch jetgt fchon bie Shatfache, roie er feinen „ g a u ft" gerabe a ls W ebijiner einführte, bafi ihm bie 9Mebijin roirflich nahe ftanb (ogl. g a u ft V. 109). S e in ©tubien; genoffe D r. fieiller e rja g te , m it roeldjem ©ifer 91iembfch, „ein gar ließer

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trefflicher Qunge", befonberä 5ph9fi°I°9^e ftutoierte, bie ebenfo rote »er= gfeidjenbe 3lnotomie feit 1815 burcf) Sßrofeffor 3o;ep() J u liu s Gäerntal an ber Sßiener §ocf)fcf)uIe befonbere pflege fanb. S e n ^rofeffor ber Pathologie P hilipp S a ri § a rtm a n n nannte S enau entljufiaftifch ben größten M ann ÖfterreicfjS.

3Zoch »or ber © roßm utter, beren Sob ben 2ttfd(jtuß »on Senauä erftent großen SebenSa&fcijnitie bejeicfinet, ^atte er ant 24. DftoBer 1829 bie innigft geliebte M utter »ertoren. „3>ch träu m e," fagte er in fpäteren fa h re n , „noch im m er »om Totenbette meiner M utter, biefe G rinnerung ift am tiefften in mein ö e r j gefchnitten. 31(3 idj baä Säger m it ber Seicfje uerlaffen hotte, mußte ich tnühfam bie Xriimmer meiner Religion jufam m enraffen." 92ach bem Xobe feiner M utter roar er m it feinem greuttbe Slifolauä SJotoj ». Slntonieroica *), einem jungen feurigen galijifchen Gbelmanite unb S in te r , jufammeitgeäogen. Gin ©ebicfjt »on Stntonieroicä „ S e r 2lbfct)ieb »on © alijien" (eitet in Senauä Überfettung bie ©ruppe feiner 5ßoIenlieber ein. Slntonieroic} (1 8 0 4 — 1885) hat fich an bem potnifchen Slufftanbe »on 1830 beteiligt unb mußte barnadf) roie Senauä 5ßolenflüdjtling, ju bem er baä SBorbitb gab, längere 3 ^ it in ber grentbe um herirren. 2(uf Senauä bichterifche GntroicJelung ift Slntonieroicä, obgleich er fpäter ungleich Senau fein X alent befonberä bramatifch be« thätigte, »ielleicht »on größerem Ginfluffe alä irgenb einer ber »ielen mitlebenben beutfchen Sichter, bie ju Senau in perfönlichen SSejieljungen ftanben, geroefen.

Unb boch roar Senau, alä er im §erbfte 1830 feinen S tu b ien ein »oi'äeitigeä Gnbe fe^te, bereitä m it einer ertlecflichen ülnjaljl »on ©enoffen in 2lpollo jufammengeraten. SBohl fchon fehr frühe hat er felbft su bichten angefangen. 3 m 3 u n i 1820 »erfpricht er ber M utter nächftenä »on feinem G harafter, feinen ©runbfäfcen, M ajim en , Überjeugungen, 2Infichten, M einungen, ©dfjroärmereien, JJarreteien, ^ h ^0f°P^emen u. f. ro. R apport ju bringen, l l ä M ittel feiner Schroärmereien preift er bie treue © u ita rre, „boch noch immer meine liebfte U nterhaltung". Senau roar ebenfo mufitalifch Begabt alä ber M ufi! leibenfchaftlid) ergeben. SSiolin= fpielen unb © uitarrefpielen Begann er »ielleicht »on feinem fechften SeBenäjahre an ju lernen, Schur} rühm t niem alä ein fo fchöneä, nie #ein runbereä unb flingenbereä, gebonnertereä roie auch gehaucf)tereS © uitarrefpiel alä roie baä Senauä gehört ju ha &en- älm Sßogelherbe bitbete er baä pfeifen ju einer »irtuofen S unftleiftung, bie alle § ö rer in SJerounberung »erfefcte, auä. S a ä Siolinfpielen hatte ihm fein erfter Sehrer »erleibet, um fo eifriger fucljte er in fpäteren Qahren bie »er= fäumte technifcl;e Sluäbilbung nadjjuholen; roenn er auch fein funft*

* ) $ e r j u ü o r f o m m e n b e n © e f ä l l ig f e i t f e i n d 9 t e f f e n , D r . K i t t e r o . 2 ln to n ie iü ic 3 , » e r b a n f e id ) e i n i g e r o e it e r e '.M itte ilu n g e n ü b e r b e n i n £ e u t f d j l a n b ro e n ig b e f a n n t e n , f>od)s b e b e u te n b e n p o l n i f d j e n & icf)te r. U n t e r a n b e r m I ja t 91. 33. o . S tn t o n i e n n c j auef) © u § f o r o ä „ U r i e l 2 U o f ta " i n § $ o l n i f $ e ü b e r f e ^ t .

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S r a m a t i f d j e P ä t t e . __ X I

»ollenbeter ©eigenfpieler rourbe*), fo bradfjte et eS bod) audj auf biefem ^nftrum ente roeit genug, um auf ifjrn feiner inbioibuellen © igenart einen iünftlerifd) wertoollen 2lu3brud ju geben. 3Rit Seibenfdjaft fpielte er in gefunben roie franten T agen fteirifdje T änje. @r Ijat aucf) eine poetifdje Umfdjreibung beS © teirertanjeS gegeben. ® a3 in alten feinen Siebern roirfenbe mufitalifdje M oment fül)lt jeber Sefer. 2lllein sroeifeltoä ift feine Sichtung in i|r e n Anfängen überhaupt burd) bie 3Jiufif t)er»or* gerufen roorben. SBorte foliten baS © uüarrefpiel begleiten; ber @m= pfinbung ber Töne roollte er aucti ben 2lu3brucJ im S o r t e Beigefellen. S n einem ©riefe »om 13. Jtooember 1820 fjeifst eS: „® e3 TageS arbeitet m an an bem ©d^ulroefen; bie © uitarre bleibt audj nid)t bbe liegen." 3lm

8. ®!ai 1821 p r e n mir jum erftenmale »on poetifdjem ©Raffen: „3Keine SieblingSbefdmftigung ift nun, ©ebidjte ju lefen unb au fdjreiben. ©iS idj nadj 5ßrefiburg lomme, roerbe id) gfjnen roaljrfcfjeinlid) fdjon einen ober einige Slufjüge beS T r a u e r f p i e l S »orlefen, baS m ir bie fdjredücfje SJiufe, bie idj »or allen anbern liebe, eingeben foll. 3dj fafite ben Ißlan, einen poetifdfjen Jfadjlaj? ju Ijinterlaffen, ben meine Kinber in bie Söelt bringen folten." ©onberbar, bafj bie erfte Äußerung beS gans unb gar unbramatifdien S enau »on einem Trauerfpiele Berichtet. ©on einem anbern Trauerfpiele unb feinem täglidjen äßeiterreifen in leidfjt gefjordjenben ©erfen l)ören roir in einem ©riefe a u s §eibelberg »om 9. Q uni 1832, freilich m it bem 3roeifet, ob bie älrbeit bem spublilum »orplegen fei. SBeldien ©toff jene 2iu8enktragöbie befjanbeln follte, roiffen roir nidjt; für baS Trauerfpiel, an bem er nocl) in §eibelberg arbeitete, „ © a r b a r a

9t a b j i r o i l l " , biente ifym ©roniforoStiS l)iftorifc()er Stoman „§ippolt;t © oratinSli" (®re3ben 1825) a ls Quelle, roie er audj fü r ben 9tomanäen* epfluS „ K l a r a § e b e r t " einen Jtom an ©roniforoSfiS benu^te. 1832 roollte er auf ©erlangen eines gefdjidten KapetlmeifterS einen D perntejt fdjreiben; „aber bie ©eftalten fielen ju berb unb Ijeftig a u s , fo bafj idj baoon abgegangen bin unb je^t an einem Trauerfpiele arbeite. ®iefen ©omnter roirb eS rooljt fertig." Slllein bie Slrbeit an „© arbara Siabgiroill" Jam bann burd) bie amerüanifdje Steife inS ©tocfen. S « bem T ra n ta foliten einige ßfjaraftere auftreten, ,,»erflucf)te Kerls »om Kopfe bis p r 3el;e. Sin ftarten S itu atio n en roirb’S audfj nidjt fehlen." 9tadj ber 3Jüd= Jeljr au§ Slmerifa ging er nocij einmal an bie Slrbeit: „S inige ©eenen finb fertig, unb idt) glaube — nidjt übel."**) Sßir fyaben fcfyliefjlicf) »on biefer Tragöbie fo roenig etroaS erhalten roie »on bem Sugenbluftfpiele „ S i e 9 Ä a r ia g e in U n g a r n " , ©on bem 1830 geplanten ® ram a

* ) 2t. 2 . g r a n M , S e n a u a ß SD iuftler 1 8 8 7 i n 3 !r . 7 faeä „ D r t ^ e f t e r S " .

* * ) 9tod) 1 8 4 2 Ijö re n t o i r o o n e i n e r fcfmeU fyingefcfyriebenen tjocfytragifcfyen © e e n e , i n to e ld ^ e r b ie © e l i e b t e b e ä S e l b e n o o n f e in e r 3 J l u tt e r o e r g i f t e t i m S a r g e r u t j t , u n b e r o o lt 2B e^ ift. S B ergebenö f u d ) t itjn e i n ^ r e u n b b e r T r a u e r j u e n t r e i ß e n , r o ä ^ r e n b e i n a n b e r e r a u S r u f t : „ D l a ^ t i ^ n b e n 3 Jienfd^enic^m er3 e m p f i n b e n ! " 2 ) e r S d ) m e r ,3 t o a r b a b e i g a n ^ e ig e n tü m lic h a u f g e f a f e t : S t u m m ftef)t b e r S ie b e n b e b a u n b e i n a n b e r e r m ae fjt b e n SDol« m e t f ^ e r f e i n e r © m p fin b u n g e n .

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„ ö e t e n a " ift n u r burd) einen 3 ufatf bie erfte Scene a n s Sid)t ge5

Jommen. 3m „ g a u ft" unb ftärfer im „ S o n 3u a n " w irb bie bramatifche g orrn n u r geftreift. Senau w ar ficf; offenbar balb War geworben, bafs ifjm bie bramatifche Begabung »erfagt fei. S ie Stufforberung S ra m e n 3U fcfjrakn lernte er beSljalb ab; „ an £rauerfptele," fchrieb er 18-10, „fan n ich uorerft nic^t benfen", unb 184-2 erflärte er alle »orliegenben Jrauerfpielftoffe — er hatte einmal in ber ©efdjichte ber ^olenfönigin igebroig einen su finben geglaubt — für unbrauchbar; „bie §auptfache tnüfite erft hinein» erfunben »erben. D)iit ber bramatifchen ‘poefte ift’S auch nichts. Unfere jegige $oefie ift ihrem innerften Sßefen nach eine Ip rif^e." SBenti ber SanbSm ann © rillparjerS ftatt „unfere" gejagt hätte „m eine", fo mürben rotr bie§ ©eftänbniS a ls richtige SelbfterfenntniS entgegen nehmen.

S aneben roaren eS allerbingS bie äufjeren Verhältniffe, roeldje ihm ben ©ebanfen an Sram enbichtung oerleibeten. „ § a t b e n n ," fc^rieb er in bemfelben B riefe, „bie bramatifche ^oefie aud) Drgane in tinferer 3 e it? Schwebt fie nid)t roie ein ©efpenft m it bloßem Scheinleib über unfere B retter? äßen eS freut, ber mag feine la te r n a m a g ic a immerhin an jü n b en ! 3ch habe ben ©ebanten roieber auf lange hinauSgefchoben." ©ine Bühne, bie roie bie b e u tl e , meinte er, „baS §öchfte nicht barftellen unb fagen b a rf, ift eine Äomöbiantenbube, ba fe^e ich »iet lieber bem reblichen SBurftel im SJkater ju , roie er ben arm en Suben totfehlägt, ber hat boch eine grofje gntention, eine roenn auch nieberträdjtige Seibenfdjaft jum Sliorben."

©S ift im ©runbe biefelbe Slage über ben entroürbigten unb ent= roürbigenben 3uftanb beS beutfehen SljeaterS roie fie hier gelegentlich henwrbricht, roie fie bei ^ la te n , 3m m ertnann, SRic^arb Sßagner 9teform= ©ebanten ober =£l)aten heroorbringt.

Bei Senau tarn eS freilich nicht 3um Sam pfe m it ben £heatermäd)ten. „SBer bie ©riechen unb Sljafefpeare genau lieft," fagte er einmal im ©efpräche m it $ r a n f l, „ber muß einfehen, baf; er eigentlich 0a r fein Siecht h a t, ein S r a m a ju fdjreiben. @S Uefse fich geroi^ m it ber 2lu3= bilbung biefer Sunftform noch ®rofjeS leiften, aber eS müßte' eine neue bramatifche Äategorie aufgefunben roerben. 3^ (jabe biefe gelber fehr auftnerffam burchgegangen unb roeiß, roo noch etroaS ju leiften ift, roo nicht, nämlich etroaS eigenfüßig BebeutenbeS. 3 n ber S prit 3. B. ba ift feiner, feiner ber m ir entmutigenb entgegenftänbe, roie im S ra m a . S t j r i f unb Ip rifc h e © p if finb bie beiben © attu n g en , bie fowohl ber Qeit am nächften treten, a ls in ihnen audj noch bie frifdjeften Sorbeeren

3U erringen finb." ©r w ar eben Sprifer, unb roenn feine „ Im a g in a tio n immer hochfchreanger" roar (9. S u n i 1821), fo tarnen boch feine bramati= fchen ©eburten ju r Söelt. „©ebichte mache ich nun gerne," fchrieb er am 1. 3 u n t 1821 an feine 9Kutter, „unb ich bemerfe, baß eS m ir nidjt ganj am Sopfe basu gebricht." B alb barauf hat fich feine ^erfon bereits „über alle S u ft, roelche ©elb, Slmt u. f. ro. geben fönnen, erhoben; ich

(19)

finbe fogar eine SSottuft b a rin , roenn m an feine SBelt in fid) trä g t."

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ußer ber M u tter unb Sdjroefter erfuhr root)l n u r Sc^urä im §erbfte 1821 a ls ber erfte V ertraute »on S enaus ©ebiditen; ihm folgten Slemrn unb Siebte, benen in ^ reß b u rg unb

2

lften

6

urg einjetneS mitgeteilt rourbe. 1823 begann Senau bann im SSerein m it ©churs, ber ihm an Sitteratur= fenntniffen barnalS noch entfliehen überlegen m ar, baS © tubium ber beutfdjen S in te r . M it SlopftodS Dben, beren SterftänbniS ben greunben äiemfid; ferner fiel, rourbe begonnen, bann folgten § ö ltg , SJürger,

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>o|. ©eorg 3 a eo b i, ®°1$- ü®r bie 3 a hre 1823—28 ift biefe 2tuSroal)l auS beutfdjen S ichtern etroaS befrembenb, roenn eS nicht gerabe ©churj’ SieblingSbicljter finb, bie er u n s genannt hat- 3 n SlopftocfS Meffiabe hat Senau aud; fpäter noch 3U feiner SJefänftigung, freilich nicht immer m it bem geroünfditen Grfolge, gelefen. Unb roenn auch Sfomantif ihre SBellen über bie »on ber Regierung gehüteten geiftigen ©djutsbämme hinroegfluten ließ, bie in Seutfdjlanb bereits »eraltete S itte ra tu r erhielt fich in Öfterreich, roo fie eben erft fpäter befannt geroorben roar, aud) länger jugenblidj roirffam. Sonnte boch

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. S - Göttin im S ra m a noch nach e'nem regelrechten SlaffisiSmuS ftreben

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U einer $ e it, ba in Seutfd)= lanb außer bem Überfe^ter »on SßoltaireS „M ahom eb" unb bem Sßerfaffer beS basu gebichteten SßrologeS fein Menfch mehr anberS a ls höhnenb ber brei Ginheiten gebachte. GS finb aber SenauS SBiener ©tubentenjahre, in benen eine ganse ©char öfterreidjifcher S i n t e r fich 3U it)ren Thaten rüfteten ober m it ihren erften SBerfen heruortraten.

2lm 31. J a n u a r 1817 hatte bie erfte 2lufführung ber „2lhnfrau" im Theater an ber SBien ftattgefunben unb fchon 1818 legte „© appho" baS itnroiberlegliche QeugniS fü r baS ©enie beS größten öfterreichifchen, eines ber größten beutfchen Sichter ab. © rillparserS n u r alljufrüh unterbrochene ©iege im 23urgtheater (S a S golbene SBließ; Sönig D ttofar; Gin treuer S ie n er feines £>errn) hat Senau a ls stu d . ju r . unb c an d . m ed. fchauenb miterlebt. S ie beiben lernten fich fpäter fennen, allein ohne baß einer bem anbern ©erechtigfeit roiberfahren ließ.

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luch bem nach © rillparser trefflichften Sichter ber Saiferftabt, gerbinanb Siaimunb, tr a t Senau nicht näher. Qm filbernen Saffeeljaufe SJeunerS (in ber ^lanfengaffe), bem © am m elpla|e ber Sßiener ©chriftfteller, fam Senau m it © rillparser unb 3Jaimunb sufamnten roie m it ben »ielen anbern: Ghriftian 3 e b li |, S. 21. g ra n fl,

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. fy. Gaftelli, Grnft ». §eud;terSleben, Setnharbftein unb 23auernfeinb, £ a lm (Münch=33ellinghaufen) unb 2tna= ftafiuS © rün (2luetSperg),

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. ©. ©eibl unb Seopolb Som pert. S e n ©djriftftellern gefeilten fid) M aler unb M ufifer bei, g r . u. ©d;roinb unb ber »iele Sieber SenauS fotnponierenbe S a ri GuerS. Sffienn Genfur unb ^ o lije i jebe Äußerung freier geiftiger 9?egfamfeit in S ru cf unb öffentlicher Siebe forgfältig

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U unterbrüden »erftanben, fo entroicfelte fiel; boch im gefelligen Serfehre fo »ieler Talente unb eigenartiger Gharaftere ein geiftig auregeubeS Seben, beffen Ginfluß fid; fein jüngeres M itglieb beS

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$reifeS »öKig ju entjiehen »ermocljt hätte. 3lm nädjften »on allen SBiener S in te r n t r a t Senau in ber g olge ber eble Slnton SJIejanber © raf SluerSperg (1 1. Slpril 1806—12. ©eptember 1876), neben Senau ber BegaBtefte Sprifer beS »ormärälichen Öfterreichs * ), in fpäteren Q a^ren »on treuer greunbeSpflidfjt ju n t Siograpfjen unb Herausgeber »on SenauS SSerfen berufen. S ie © igenart »on SenauS Sichtung roar inbeffen fefjon feft ausgeprägt, a ls er in bie litterarifefjen fireife SBienS eintrat. Sieben ©oethe unb ©ichenborff fjat hßchftenS noch S p ro n in ©injetfjeiten auf ihn beftimmenb eingeroirft, auf feine It;rifc^ = epifc^en Sichtungen »ielleicfjt ©ufta» ©cfjroab unb Sßfijer. ©eine 5ßoefie Blieb aber ihrem inneren Sßefen nach grunboerfdjieben »on jener ber fdjroäBifcfjen Sichter, tro£ aller perfönlich freunbfchaftlidfien Berührungen.

Senau felBft f)at a ls feine Sefyrmeifter Bejeid^net: S3eetf|0»en, bie öfterreichifchen Sllpen unb baS SJteer (»gl. baS ©ebicht „Seet^ooenS S üfte"). ©ans im ©egenfa^e ju © rillparjer, ber ebenfalls fomponierenb fiel) gerabe ben geroaltigften SBerfen SeethooenS gegenüber aBIefjnenb »erhielt, fannte Senau a ls S p ieler unb § ö rer in feiner SJegeifterung für Seethooen feine ©renjen. © rittparjer f)atte m it bem großen ÜDleifter noc^ perfönlich »erfehrt, Senau Sonnte n u r mehr Bei SeethooenS Seiten» feier (geft. 26. 9J)ai 1827) ben 33erounberten »ere^renb gefeiten.**) Seine Segeifterung fü r öeetho»en machte ihn fogar ungerecht gegen anbere 9Jiufifer rote Sötojart, SßeBer; SJienbelSfohn mochte er gar nicht leiben. Slufeer Solfsroeifen, BefonberS Qigeunermufil, liefe er n u r noch ©djubert, beffen Siebern er a ls ber erfte aufeerhalß ßfterreict)S greunbe roarB unb befreunbete T o n fe|er roie ©nerS, Seffauer unb anbere gelten. Safe ©cfjuBertS früher Tob feine ©ebic^te eineS folgen Somponiften beraubt habe, beitagte er lebhaft. S a S Hochgebirge lernte Senau juerft im Saljre 1826 fennen. „ S a S finb bie jroei §auptm om ente ber 5iatur, bie mich gebilbet haben," fchrieB er am 16. Dftober 1832 »on S altim ore au s, „bieS atlantifcäje 3)!eer unb bie öfterreichifchen ällpen; boch mochte ich mich »orjugSroeife einen Sögling ber te|teren nennen." 1827 machte er nach einem äSefudje ÄlepteS in Ungarifch=2lltenburg feinen jroeiten äluSflug in bie 2llpen. 3 m £>erbfte 1825 hatte ©chnrj eigens eine Sßanberung nach © itn in g in Dberöfterreich g e m a lt, um ben Sichter SWatthiaS Seopolb «Schleifer (1771— 1842) fennen ju lernen. Surdh ©cfjurä rourbe auch fe*n ©djroager m it ©chleifer Befannt, unb balb »erBanb alle bret eine, t r o | beS SllterSunterfchiebeS innige greunbfcljaft. 1829 rourbe ©chleifer als Pfleger an bie faiferliclje ©alinenherrfchaft D rt Bei ©munben am Traunfee » e rfe |t, unb n u n rourben ©churj’ unb SenauS ©ebirgS* reifen immer m it bem Sefudje ©c^leiferS »erbunben. S a S SoB, roelcfjeS

* ) 2 ( n a f ta f iu § © r ü n § g e s a m m e lt e 3 S e rfe . £ e r a u § g e g e b e n n o n S u b w i g 2 1 u g u ft $ r a n f l . 5 23be. 2 3 e r lin 1 8 7 7 .

* *) S e n a u Ija t t e b a 3 © lü c f g e h a b t b ie e r f t e ^ r o b e b e r 9. © g m p l jo m e m i t a n j u l j ö r e n u n b m a r ftot* b a r a u f if>re © rö f je f o f o r t e r f a f jt j u I>aben. G r n a n n t e b ie fe e r f t e 2 lu ffü f» ru n g b ie g r ö ß t e S t u n b e f e i n e t 2 e b e n § .

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Senau bem S in te r Schleifer roibmet, ift eben baS Sob eines greunbeS; SchleiferS Sichtungen finb IjauSbacfen nnb m ittelgut, bagegen mar SchleiferS poetifcljeS ©mpfinben fein genug, um au s SenauS erften &e- bichten feine äulünftige Söebeutung ju erfennen. „V eioahrt euch biefe 33rtefe," fagte er gleich im 2Infange ber 33efanntfcf)aft ju feinen Sinbern, „Senau roirb einft noch ein berühmter Name roerben." 3tl§ SJienfd) unb Beamter roar Schleifer jebeS SobeS roürbig. ©inigemale !am Senau ge= meinfam m it Schurs an ben Sraunfee unb nach kem nahen S W baS er bann fpäter faft jährlich befugte. g m Quli 1831, ehe er 3um erftenmale Öfterreich oerließ, ging er allein nochmals ju betn treuen älteren greunbe. S o n ©munben au s fchrieb er am 9. S u li an feinen Sdfiroager Schurs: „Vorgeftern Ijab’ ich ben Xraunftein beftiegen. Um 6 U hr morgens fuhr ich BOn ©munben 3U SBaffer ungefähr fünf Siertelftunben nach ber Sanauer= ftiege. SJleine Begleiter roaren iganSgirgl unb feine Schioefter 9?ani, er ein rüftiger ©emfenjäger, fie eine hübfche blauäugige S irn e . Sßir ftiegen au s unb bie fteilen S tu fe n hinan. Schon am guße beS SöergeS hat mich eine 2trt greubenraufch ergriffen, benn ich Sing »orauS unb Kelterte bie Stiege m it folcfjer ©ilfertigJeit hinauf, baß m ir ber Säger oben fagte: 'baS ift recht! fo halt! roeil S ie ba herauf fo gut fomrnen finb, roerben S ie auf ben SEraunftein roie ein § u n b hinauftaufen.’ Unb eS ging trefflich, in brei S tu n b en roaren roir oben. Sßelche 2(uSficf|t! Ungeheure Slbgrünbe in ber SJJähe, eine Stiefentette oon Sergen in ber gerne unb enblofe gläcfjen. S a S roar einer ber fdfjönften Sage meines SebenS; m it jebem Schritte bergan rouchS m ir greube unb SBut. 3^) roar begeiftert. SBenn m ir mein g ü h re r fagte: 'jeg t fommt eine gefährliche S telle,’ fo lachte ich, unb hinüber ging eS m it einer Seicfjtigfeit, bie ich &ei f altem ©lute nimmermehr 3ufammenbrächte, unb bie m ir je|jt am Schreibtifche unbegreiflich oorfommt. -Meine 3uoerfidf|t ftieg m it jebem Schritte; ganj oben tra t id) hinaus auf ben äußerften Manb eineS fenfre<f)ten 2lbgrunbe§, baß bie 9!ani auffchrie, mein S äger aber frohtocfte: 'baS ift fiurafchi, ba ift noch feiner oon ben S ta b th e rrn außitreten.’ S e r gute S ert roollte mich bereben, in ©munben 3u bleiben noch einige 3eit; er roürbe mich bann mitnehmen auf bie ©emfenjagb. Söruber, bie M inute, bie ich auf bem 3Janbe ftanb, roar bie allerfchönfte meines SebenS; eine folcfje mußt S u auch genießen. S a S ift eine greube! Srofcig hinab3ufchauen in bie Sdjrecfen eines bobenlofen 2lbgrunbS unb ben. Sob herauf greifen fehen bis an meine gehen, unb fteljen bleiben unb fo lange ber furchtbar erhabenen N atu r inS Slntlifc fehen, bis eS fich erheitert, gleicfjfatn erfreut über bie Un&ejroingliehleit beS 3J!enfchengeifteS, bis eS m ir fchön roirb, baS Schrectliche: Söruber, baS ift baS §öd)fte, roaS ich &iS jefct genoffen, baS ift ein füßer Vorgefchmacf oon ben greuben beS SdjlachtfelbeS. $ch jauchse, roenn ich barati 3urücfbenfe. SBenn S u nach ©munben lommft, geh jum SagerhieSl hinterm S raunftein: fein Sof;n §an S g irg l foll Sich auf ben S raunftein führen, unb S i r jene S telle 3eigen; ba t r it t hinaus

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unb benfe bann in ber feligften M inute SeineS SebenS an ntitf). S u roirft mich bann nbdj mehr lieben! geh brachte bann ben größten T eil beS TageS auf ber S p i^ e beS SöergeS ju. § a , roie fehmeefte baä Pfeifchen U ngartabatS! SBie fc^mecfte ber treffliche 3Bein unb ber SBIict' auS bem blauen 2luge beS M ägbleinS. S io a t T rau n ftein !"

©S follte längere g e it »ergehen, ehe Senau roieber in feine geliebten Söerge äurücflehren tonnte. S e m S rä n g e n feiner greunbe auf einen Slbfcfjluß feiner mebiäinifchen S tu b ie n nachgebenb hatte er »erfprodjen, ihren Sßunfcfj m it feinen SieblingSplänen 3U »ereinen. ® er öefuch einer beutfehen U nioerfität rourbe bamalS ben Öfterreichern nicht leicht geftattet, allein Senau fühlte fich bereits in Dppofttion gegen ben Ijeimifchen ^ o lijeiftaat. Surch ben Tob ber © roßm utter § e rr eines tleinen, ihm aber mehr a ls genügenb erfcheinenben Vermögens roollte er eine 2luSfahrt in bie SBelt roagen, in §eibelberg ben mebijinifchen S o fto rh u t geroinnen. Unb noch ein befonberer © runb trieb ihn ju r Steife. Siur fcheu unb jögernb hatte er einem ober bem anbern greunbe bisher ©inbüdt in fein Sichten geftattet. S a ß SJieifter SliflaS, ber im filbernen ÄaffeehauS lieber fchroeigenb rauchte ober S itta rb fpielte a ls fich an ben ©efprädjen ju be= teiligen, S i n t e r fei, roußte m an. J o h a n n ©abriel S eib l (1804— 1875), bem SerauSgeber beS SBiener TafchenbuchS „S turora", gelang eS enblich beS fdjeuen Stiembfclj V ertrauen fo roeit ju geroinnen, baß er ihm ©ebichte »orlaS unb „ S i e g u g e n b t r ä u m e " 1828 in ber „2 lu ro ra" abbruifen ließ. S ie „Sßiener Mobe^eitung" brachte bann am 3. Stpril 1830 baS ©ebicht „ S i e S ß e r b u n g " . öeibe ©ebichte finb bie einjigen, roelche unter bem Siamen St. Stiembfdj »eröffentlicht rourben. @r roünfchte nunm ehr m it einer Sam m lu n g feiner ©ebichte heroorjutreten. 3 n Öfterreich fie herauS= jugeben, felbft roenn fich ein Verleger fanb, roar roegen ber ©enfur fo gut roie unmöglich, auch burfte roaS in Öfterreich erfcljien n u r auf geringe Teilnahm e in Seutfdilanb jählen. Selbftberoußt roie ber junge Sichter roar, roollte er fein Schifflein u n ter beS SSerlegerS glagge oom S ta p e l laffen, bie fich bamalS noch beS größten SlnfeljenS erfreute.

S o reifte er non ©ntunb auS über S a ljb u rg unb München junäcfjft nach K arlsruhe, roo er am 21. g u li fich an einer Aufführung beS „gibelio" begeifterte. 2tm 23. roohnte e r, fü r ben Öfterreicher ein ungerooljnter 2Inblicf, einer Sam merfitiung bei. Über S3aben=33aben ging er nach £>eibel* berg, aber nicht lange bulbete, eS ihn bort. Sloch am Slbenb ber gibelio» aufführung hatte er ©ufta» Schroab, bem Stebafteur beS angefehenett „ S tu ttg a rte r M orgenblatteS", ©ebichte jugefanbt. S a eine Slntioort aus* blieb, roollte fiel) Senau bie 2lntroort in S tu ttg a r t felbft holen. 2tm 9. Sluguft fuchte er ben Stebalteur in S tu ttg a r t auf. S iefer hatte ba§ ©ingefanbte noch nicht eröffnet, ©ilig laS er n u n baS ihm jugefanbte ©ebicht „ S e r ©efangene". Sioch benfelben T ag rourbe ein greunbfd)aftS= bunb m it Schroab, ber bann auch ben SJerfeljr feines neuen greunbeS m it ber Gottafcljen Söuchhanblung »erm ittelte, gefchloffen. SJur einige

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S ag e « eilte Senau in 9JJüncf)en, bann fef)t'te er tn SchroabS S auS jurücf, baS if)U 6iä }U ben erften 9toocmbcrtagen beherbergte, ©uftao ^ fije r hatte er fcfjon beim erften ®efucf)e SchroabS fennen gelernt, Schwab führte ihn n u n bei feinen greunben Ufilanb in S übingen, Ä arl Siatjer in SSaibüngen, SuftinuS fierner in SBeinSberg ein. 3)iit Uhlanb bilbete fich ein freunblicheS, m it -Mager unb Äerner ein freunbfchaftliches Ver» hältniS. Vefanntfdjaft unb greunbfchaft m it gam ilien in S tu ttg a r t folgte. ©u^foro hat in feinem „Sfissenbud)" (1839) Senau einen „naturali* fi^rtcu ©chmaben" genannt. Senau fetbft aber hat fich tro£ aller perfön= liehen greunbfdjaft nie a ls ein -Biitglieb ber fchroäbifchen Sidjterfchule gefühlt, fonbern a ls ßfterreichifchen Sichter, roie er ju »erfdjiebenen 3eiten uachbrüctlidtift betonte. S ie befreunbeten roürttembergifchen Sichter*) liebten felber eS ja feineSroegS, roenn m an oon einer fdjroäbifcfien Sichterfchule fprach, unb niem als hatten fie 3eitfd)rift ober 2tlmanach, roelche außerhalb ©chroabenS alS ihr Parteiorgan hätten angefehen roerben fönnen. 2US ©eine feine ebenfo unbegrünbeten roie un»erfd)ämten Singriffe auf bie fchroäbifchen S ichter burd) ben „2ltta S r oll" frö n te, ba fühlte fich aller= bingS auch Senau m it feinen greunben beleibigt. Slllein S a ri StagerS Sftaturbilberdjen hatten fchon früher an Senau einen fehr fritifchen Se= u rteilet gefunben. 3*®ifchen UfjlanbS unb SenauS S id jtu n g fehlen faft alle SkrührungS punfte; bie melancholtfd) büftere © tim m ung, roelche fiernerS Siebern eigenen 3ieij oerleiht, hat Senau nicht erft bem greunbe ablernen brauchen, ©eine tiefoerjroeifelnbe SÖJelancholie roie ber energifdj oorroärtS* bringenbe 3 ug in feiner Sichtung finb oon ber behaglichen, fpießbürgerlidj «ngehauchten @emütlid)feit, bie bem ganjen fcfjroäbifchen Sichterfreife gemeinfam roar, grunbuerfchieben.

Diidjtsbeftoroeniger oerbanft Senau feinem 2lufentf)alte unb feinen greunbfehaften in ber ©eimat ©chroabS unb fiernerS eine gü lle oon 2ln= regungen.**) 2Benn er gerne heroorhob, baß feine meiften Sichtungen in IBSien gefchrieben rourben, fo enthielt boch feine erfte ©ebid)tfammtung eine ganje Sieihe oon Siebern, bie noch nicht oorhanben roaren, a ls er bie ©eintat »erließ, um einen Verleger fü r feine 2(rbeiten ju fuchen. Söährenb ber erften brei SUonate, bie Senau a ls ©d)roabS ©aft in S tu ttg a r t lebte, hatte es ben 2lnfcfjein, a ls follte eine ben Sichter ju ■manchem Sieb begeifternbe Siebesneigung ihm auch ein bauernbeS ©eim in Schwaben bereiten. 2ll(eiu roie fel)r bie greunbe biefe Siebe auch 5U

*) Subroig Uhlanb, feine g reunbe unb 3 e^t3cn°lfen. G rinnerungen oon £ a r l ÜWaper. 2. 93bc. «Stuttgart 1867. — Seben5bilber fdnuäbiidier 2)id)ter. S tu ttg a r t H 81.

**) Gmma 'J i x e n b o r f ( J r a u oon Suforo), Senau in Schwaben. j?luo bem lebten Safjrjefynt feines SebenS. Seipjig 1x53. 2lu3gabe l« 5 .\) Ä a rl Üßaper, 9lMoIau9 Senauä B riefe an einen ftreunb. foerausgegeben m it G rinnerungen an ben 23erftorbenen. ©tutt= ■gart i»53 { i . 2lufl.). — „Senau unb feine greu n b e." B lä tte r fü r litte ra r. U nterhaltung $ u li 1851 9ir. luy. — Styeobor fyafolöt, Senau unb feine greunbe in oc^ioaben. B lä tte r ■f. litte ra r. U nterhaltung 1851. — Ä. Äliipfel, ©uftao S dnoabs Seben unb SSirfen. "Seipiig 1858. — £1). Gbner, 9lifolau§ Senau unb bie f<$roäbifd)e 2)id)terid)ule. Unfere S eit 1885. — Uljlanbö Jbejiefmngen ju Senau. 9iad) Jöriefen gefd;ilbert. j)eutfc^e Öud)* i;änblerafabem ie 1^87.

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erfreulichem ©nbe ju förbern Beftreöt waren, bie © R atten ber ©ergangen» ^eit lagerten fiel) j»t>ifd)en bem grübelnben Siebter unb feinem jungen SiebeSglüde.

© tarfe © innlidjteit roar Senau, toeffen Ie£te Sichtung „ S o n 3 u an " fein feilte, ein ©rbteü oon beiben ©Itern her. g rü h erwachten in ihm , roie g r a n fl a ls eine ber Urfadjen feineS SBahnfinnS hc^oortjebt, jene Xriebe in ber phgftfchen ©Ph^re, betten bie S naben »erberblich ju hulbigen pflegen. SBährenb feines erften ©tubienjaljreS in Sßien hatte ifyn ^aS gntereffe fü r baS artige HauSfräuletn S ü n n a »om ©tubieren abgejogen, fo baf? bte ©rofjeltern einen äßoIjnungSroechfet notroenbig fanben. © ie foitnten aber ein ernftereS Slbenteuer nicht »erhinbern. „SKeinen Stiembfch im ©ebiete ber Siebe a ls §elb auftreten ju fehen," fchrieb im Seäember 1823 fein g reu n b Slet)le, „roar m ir im erften 2lugenblic£' eine feltfame ©rfcheinuitg." ©in glüdlidier §elb auf biefem ©ebiete roar er nicht, ©chon im 9looember 1820 lefen roir in einem ©riefe an bie 3J!utter: „Um mich brel)t fich ein eigener SreiS. geh fteh’ an ber ©tufe ber Äataftrophe meines SebenS. iftun benft m an mehr, unb benlt man »iel. Dian fefjafft fich eine SBelt in ber eigenen © ruft, roenn m an roeifj, bafe m an noch einen SJienfdjen h a t, ber einen liebt." @S roar bie unehelich® Xochter eines äBiener ©emeinberateS, ein m it ihrer 2)!utter äufatnmen» lebenbeS junges hübfcheS SRäbdjen, ©ertfja, roelche bem jungen 3Uembfdj bie erfte ftürmifche Seibenfd;aft einjuflöfsen roufjte. S a S V erh ältn is roährte bis jum Herbfte 1 828, feine golgen erftredten fich »iel tiefer in bie folgenben SebenSjahre beS S ichters hinein, ©ine fdjöne Unbefannte in fSrefjburg hatte n u r »orübergehenb feine s^5hantafie entflammt. 3m SRärj 1823 bejog er eine Söohnung in ©erthaS 9Jähe; m it feinen fnappen SJiitteln haü e er bie ©eliebte unb ihre gemeine, gelbgierige M utter ju unterftüfcen. ©orgeit mancher 2lrt bradjte baS Serljältn iS , in bem fonberbarerroeife bie allju blinb liebenbe SKutter SenauS bie V ertraute ihres ©ohneS roar, m it fich- StIS bie g re u n b in 1825 ein auf ben ta r n e n 3lbelheib getauftes 3)!äbchen gebar, hotte ih r Setragen in Senau fchon begrünbete Qmeifel erroedt, ob er auch wirtlich ^er ©ater beS ÄinbeS fei. Über ©erthaS Vorleben rourben ihm ebenfo unerfreulidje ©erbachtSgrünbe roie über ihre fpätere Streue »erfchafft. Heftige leibenfchaftlidSje Sluftritte, roelche ben betrogenen Siebhaber a u fs tieffte erfchütterten, fanben ftatt. „©änslidje ©ntblöfjtheü alles ©efüljlS, »iel Äälte in einem fo jugenblichen •Öerjen" empörten iljn. 2lm 8. Qult 1827 ertlärte er ©ertha nie roieber baS alte ©erhältniS erneuern ju roollen, aber erft ein S a h r fpäter rife er fich bluteitbett öerjenS »öllig »on ber Uttroürbigett loS. ©in reicher griechifcher K aufm ann rourbe SenauS Nachfolger. 3Beber »on ©ertlja noch ihrem unb — »ielleicht — feinem Äinbe hat er fpäter roieber etroaS er? fahren (»gl. baS ©onett „ ^ a llia tio " ). ©einer Siebe unb roohl attd) feinem © tolje roar hier eine SBunbe gefdjlagen, bie erft nad; fa h re n »ernarbte, aber auch a ig Sfarbe noch 1844 fchmer}te. (Sine ganje SReihe

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oon ©ebidjten läfjt bic S p u re n biefer ßnttäufdfjung ertennen; neben , 3Karie unb 3Bill)elm" oor alten „ S ie SBalbtapelle", in ber Senau oon feinem eignen büfteren Sofe ooraljnenb eine ergretfenbe ©djitberung ent* roarf, ebenfo „©efynfudjt nad) Sergeffen", „9ln bie äßolfe", „2lm S ette eines fttnbeS", „Siobert unb bet ^n oalibe", „ S a S tote ©lücf" u. a. S a lb feiert er bie burdj Untreue Verlorene a ls geftorben, balb ergebt er roefjmütig Älage über iljren Jreubrucf). 2lu§ ber nie oerfdjmeräten ©nt* täufefjung gingen bie ntelanc^olifcfien Stagen feiner 3ugenbgebid)te Ijeroor, bis ein tieferes SiebeSleib ben früheren Kummer juriiefbrängte.

S ie greunbe fyofften burd) neue Siebe baS trübe Slnbenfen an S3ertl)a ju oerfcf)eucf)en. 9ioc^ el)e Senau nadfj Sd)toaben ausjog, rebete ©cfjletfer if)nt ju , ein £ au S in Sraunfirdjen 511 taufen, baS eben feit fei unb „frol> bereit, einen jungen Sidfjter farnt etioaiger © rau t aufäunefjmen, bie fidi» tooljl auef) balb ganj in ber 3Jäf)e finben laffen mürbe". ©idfj am SEraun* fee ^äuälicf) nieberjulaffett Ijatte Senau felbft im -Kooember 1830 im © inne gehabt. ©ommer 1831 tjatte iljn fdfjon bie SBanberluJt er» griffen. S e r S ialcft ber luftnranbelnben ©dfjroäbtnnen roollte bem Öfter* reidjer anfangs ntcfjt redjt gefallen. „Scfj roeifs nic^t, toaS eS ift, aber icf) tonnte mid) fcf)toerltcf) in ein ©djroäbin oerlieben." Sltleiit faurn fjatte er S tu ttg a r t oerlaffen, fo legte er (8. Jiooember 1831) oon föeibelberg au s ©d)uts ein SetenntniS ab; aufser ber greunbfdfjaft Ä arl äÄatjerS fei tljm nod) ein § e r j jugefallen. „ S ru b e r! ein IjerrlidjeS 3Käbcfjen liebt mid)." S a S äJiäbdjett mar Sötte, bie Socfiter beS einige Qaljre oorljer in Ulm geftorbenen D berjuftijratS ©ntelin. Stuf einem ©pasiergange am

2 2. 2luguft tjatte er burd) ©djroab iljre Sefanntfcfjaft g e m a lt. 3£)r 35or= trag ber „Slbelatbe" 33eetl)ooenS oerfejste Senau in foldfje Seroegung, b a | er in Sljränen nuSbrad). Sötte ifyrerfeitS fjatte ftef) an SenauS ©ebicf)ten, beren mehrere bereits int „SÄorgenblatt" erfdiietten roaren, begeiftert. © ie lief! fidfj SenauS 33ilb fjeimlid) jeic^nen; er entw irft in feinem 33riefe ein 33i(b oon iljr. „SSoller, üppiger S ö rp er, ben aber ein eblcr ©eift be-- Ijerrfdjt. S a lje r le is te r ©ang, Slnmut aller Seroegungeit; befonberS fcfyön unb umfafslid) über ben §üften. ©bleS, beutfdieS, frommes ©eftdf)t, tief blaue 3lugen m it unbefcfyreiblicfjent Siebreij ber S ra u e n , befonberS aber ift bie © tirn tinblidj^fromm^gütig, unb boclj fo geiftig. ©te ift ein fef)t liebeS 3)iäbcf)en." S ie ©efdf)id)te ber beutfdjen Sprtf Ijat ©runb baS SJtlb beS feljr lieben 9J!äbd)euS feftjuljalten, benn fü r Sötte ©ntelin Ijat Senau aufjer mehreren ©ebicf)ten rote „ffliein © tern", „Cljne Sßuitfdf)" u. a. in jenem ©ommer in © tu ttg art bie © d j i l f l i e b e r gebidjtet. ©cfjtlflottcljen roarb fie beSljalb oon ben greuttben genannt, bie tooljlmeinenb, oielleidjt aKju jubringlid) fie ju SenauS SebenSgefäljrtin madjeit roolltett. Unb eS gab einen Slugenblicf, tit bem Senau b a ran backte, iljr ©efdjicf m it feinem ju oerbinben. Slm 8. Jiooember aber fügte er bem 2(uSrufe: „ S ie ift ein fe^r liebeS 3J!äbd)en" ben 9iatf)faj; bei: „Slber id^ toerbe biefem SDJäbc^en ent= fagen, benn icfj füljle fo roenig ©lüct in m ir, ba^ it^ anbern feines ab=

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