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Leitfaden der vaterländischen Geschichte der Ostseeprovinzen.

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Academic year: 2021

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M t e v l m i M f d j c n

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Borpat.

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(7)

$ o r tu o r t . i - * .

bie ©egenwart richtig gu ocrfteben, bebitrfen w ir ber Äennt* nifj ber ©ergangenheit, bertn in gewiffent @tmte ift bod) „bie Söelt* gejc^ic^te baS SSeltgeridjt." SBollen w ir batjer bie gegenwärtigen ©erijältniffe nnircö &ntbeS richtig beurteilen, jo gilt eS in bie ©ergangent;eit bejfelben gu flauen. £>ie ®efchidjte

beä

©ater* lanbeS barf auch beSljalb feinem ©ürger eines cioilifirten <Staa* teS jremb jein, weil jie bas ft eher ft e 9Rittel ijt, bas ©ute, baS im eigenen Sanbe nadf nnb itad) gu @tanbe gefommen, banfbar gu fetten, bie ©ebredjen, an welken bie ©egenwart leibet, ridj* tig angufeljen, bie geeigneten Söege gur Slbijülje ber Uebelfiänbe gu finben nnb bie rechte SaterlanbSliebe gu wecfen. 25ieS wirb wo^l jeber gngebett, ber unjrc ©olfSoerhältniffe fennt unb ber eS weijj, waS anbere ©ßlfer in biejer ©egiet;ung gethan unb n o t tl)un.

2)afi in üorliegenber Sufammenftellung einige Partien (wie g. 33. bie {Rieb erlaffung ber 5}eutfd)en in Siölanb, bie allmählige ©roberung beS öanbeS, bie ©inftihrung beS ©hr ^Pen^ um§» ^ie ©erbreitung ber {Reformation, ber norbifdje Ärieg u. j. w.) et* was ausführlicher behanbelt jinb, ijt beSl;alb gefdjeljen, weil bieje Slbfdmitte auS leicht erfindlichen ©rünben eine bejonbere ©erücf* jicfjtigung oerbienen.

(8)

Ü

0n kr (fkuttktitg ks ruffifdjen ücidjrs bis 3um He-

gierunflsantritt J l t o k s (ßroffit,

862

1689

.

1. ® ie ©ttittfcitttg fceö ritff, 9tctcf>eö, 8 6 2 .

Die ben alten ©ermatten ftammuerwanbten St ermannen, welche in ben rttff. ©hrontfen SSaräger genannt werben, bewohnten oon Ellterg her Schweben, Siorwegen unb gum Speit auch Säuemari. SSetl ba§ oon ihnen bewohnte Sanb beg rauhen ¿t'limag wegen arm an ©aben ber Statur war, fo wibmeten fie fich befonberS bem Seeleben, wogu ihnen ba§ SJteer, welches faft ringsum ihr Sanb umfcpliefft, vielfache ©elegen» heit bot. S ie gewöhnten fid) fdjliefjlid) an Berwegenpeit unb Staub* fuept, unb waren burep ilgre Staubgüge gur See unter ber Einführung ihrer iühnen gelben ein Schreien für ba§ weftli<he (Europa. Eluf leid)* ten, flachen ¿bahnen ftreiften bie Stormannen an ben Äüften weit unb breit umher, oerwüfteten namentlich bie ¿büftengebiete oon ^ranfreich, (Englanb, Spanien unb Stalien, brangen auch burd) bie glitffe big in bag Snnere biefer Sänber hinein, gerftorten Sö rfe r unb »oltreiche Stäbte, belegten bie Bewohner mit fernerem Sribut unb lehrten bann entweber mit reicher Beute belaben — SJtcnfchen unb Bieh mit fich fort» fchleppenb — in il;re ^eimatf; gurücf, ober liefen fiel; in ben Säubern nieber, welche fie burd) ihre Sßaffen erobert hatten. — Elud) ba§ öftlicpe (Europa würbe »on ben Stormannen nid)t »erfd)ont.

3

m 3alwe 859 war eine Scpaar berfelbett in baS Slauenlanb, baS heutige Stufflanb, eingebrungen unb hatte fid) ber Ufer beg Slmenfeeg bemächtigt; ben Stow= gorobern gelang eg aber biegmal bie oerwegenen gremblinge gu »ertrei* ben. Stuf SSafferWegen gogen bie Stormannen nad) bem reihen Bpgang (©onftantinopel), wo einige »

01

t ibnen fjanbel trieben; ber größte Speit berfelben trat aber in ben Sienft ber

8

eibwad;e ber gried)ifd)en ¿taifer.

(9)

SSeil nun im 2ln fange beb 9. SaBrtjunbertb unter ben ©laöen |ef= tige innere Unruhen aubgebrodjen waren, fo befdftoffen biefelben, nament=

lid)

bie SRowgorober, bie Ä rim itfd m t unb einige anbere mit ihnen oerbünbete fla»ifcE>e SMfbftämme, um £)rbnung unb Sicherheit in ihrem Sanbe Berguftelien, einen oberften ¿Regenten — einen dürften — gu mäblen. ©ie luben beblgalb im 3- 862 ben fRormamtifchen gelben 9 iu r if , aub bem ihnen befreunbeten SBarägerftamme ber bRnffen, gu fid) ein. ©ie mit biefer (Sirilabung gu Dturif gefd)icften flaüifci;en ©efaubten fgara» d)en: „Unfer Sanb ift groj) unb reich, aber eb fierrfci)t feine Ürbmtng in bemfelbett, barum fommt bemt, feib nufere dürften unb f;errfd)et über unb." 3n §olge beffen fam SRurtf, nun feinem gangen @efd)ied)te be= gleitet, 862 inb Sanb ber ©lauen. Unter ¿Rurifb ©efolge befanben fid) and) feine tßrüber ©ineub unb Sruroor. ©er ältefte non ihnen, ¿Rurif, nahm feinen ©iü in £aboga (am gleichnamigen ©ee), — ©ineub in tSeloferff (am weiten ©ee, füblid) nont ¿Dnega ©ee), — ©ruwor in 3§= borff (füblict) non ffMebfau). ¿Rad) bem balb erfolgten ©obe ber jünge= ren Srüber bemächtigte fich iRurif allein beb gangen ¿Romgorob’fchen @e= bieteb ') unb mitrbe fomit ber Slfmljerr beb bib gum Satire 1598 in 9iujj* lanb herrfdjenben ©efdfledftb *).

©ab

8

anb, wo bie ©täbte fRomgorob, töeloferff unb Sbborff lagen, erhielt bem SBarägerftamme ¿Ruf) gu @hren ben Stauten ¿Rufjlanb.

gaft gleichgeitig mit ber Slnfunft ¿Rurifb im ©laoenlanbe mürbe (etwa um’b Salgr 864) and) im ©üben unter ben ©laocn am ©niepr, ein anbereb maragifcheb gürftenfl)um gcgrünbet; Stbfotb unb © ir , ¿Ru= rifb Sanbbleitte, bie ficb non feinem fjeergefolge getrennt hatten, befej}= ten bie am ©niepr liegenbe ©tabtÄiem unb fingen an über biefe @e= genb gu fjerrfdjen.,

2 .

3iti#(ait& u«db &cm

Stnrifö; (SUnftitR

tuitfl fccs if fevtficwt^tuitö.

Sltb IRurif im S . 879 ftarb, folgte ihm in ber -¿Regierung, megen ber SO’iinberfährigfeit feineb ©ofmeb Sgor, ber mürbige ¿Rormannenfürft

1) D tu rif eroberte 864 Jtotogorob unb öerlegte feinen bortbin. *) S in t n e r !.: , Sßitb em Xobe be§ garen Seobor Soannoioitfd) ertifcift 1598 ber Stannsiftam m S iu rifg .

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fluger unb unterncljmenber gürft; er beherrftte Stufstanb mit bem 5£i* tel eine

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©rofffürften. Oleg bcmättigte fici; ber ©täbte ©motenff, £fd)er= nigow unb Ätew, wo fid> Slöfoib unb © ir feftgufehen »erfuhrt Ratten, unb ernannte Äiew gu feiner Sefibeng.

©ämmtlid)e ©tauen waren bamalS nod) Jpeiben. 3gorS ©emah= tin, ©tga, Welte wegen ber 'JJiinberjäbrigfcit ibteS ©offnes ©wäto* fldw oon 945—57 ben ©taat leitete, machte eine fReife nat ©cnftan* tinopel unb nahm bafetbft 957 ben d)rifttid)en ©tauben an. Se i ber ©auftfanblung, weiche ber fPatriärd) gu ©onftantinopel oollgog, war ber gried)ifdje Äaifer ©onftantin VH. (fPorpfjtyrogenetog) it)r Saitfgeuge. 3Durci> DIgaS Uebertritt gut triftlite n Äitdie bewegen, nahmen aut mehrere ihrer Untertanen bie djrtftlic^e Sehre an unb bas (Sbriftentbum hätte, nad)bcm es fid) in Äiew befeftigt, fcE>on bamatS in gang iRufjtanb (gingang gefunben, wenn nid)t burd) ©wätoftaw, ben ©otm unb Satfotger Qtga’S, biefeS Sßerf oergogertworben wäre. SUIeSBureben unb (ärmafmen ber SJtutter, bie d)riftitd)e JRetigicn anguneimten, wieS ©wätoftaw I)artnäc£ig gurücf; bas ©bri[tentt)um entfprat nid)t feinem rauben, friegeriften ©inn.

(grft SSta b im ir ber ^ e ilig e , aut ber ©reffe genannt (980 bis 1014), führte in gang iliufftaitb bas

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t;riftentt)um ein. 3n ben erften Sabten feiner Regierung jeid;nete f it SÖIabimir burd) ©raufamfeit, frie= geriften ©inn unb burd) befonberen ©ifer für bie fjeibnifte ^Religion auS. S e i bem gu biefer Beit auSgebrotenen Äriege mit ben ©rieten unternahm er (atS friegerifter äpelb), einen Bug nat ber 2aurifd)en $albinfel (Ärim), belagerte bie gried)ifd)e ©tabt ©herfoit über Äor= fum (unweit ©ewa§topot), bemäd)tigte fid) berfelben nat einem

fyavU

näcfigen SÖiberftanbe nttb brohte ben gried)iften Äaifern S a f iliu S unb (Sonftantin, fogar (Sonftantinopel gu erobern, wenn fie ihm bie grie tifte fPringeffin Slnna (eine ©d)Wefter ber genannten beiben Äat» fer) n itt gur ©emahlin geben wollten. Sa filiuS unb (Sonftantin erflär» ten, bah fie il)re ©twefter einem heibniften gürften n itt geben wott* ten. ©arauf entgegnete SBlabimir, bah er fd)mt lange ben SBunft he

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er f it taufen gu taffen; er erwarte nur bie gried)iften ©eifttiten unb bie fPringeffin Stnna in ©herfon. hierauf beeilten f it bie faiferlidien Srü= ber, ihre ©twefter unb aut bie gewünftten ©eifttiten bent ©rohfür= ften gu ftiefen. Sad)bem Stnna unb bie grietifteu ©eifttiten in ©her'

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fon eingetroffen waren, líefj fiel) Sßfabimir mit feinen ©öffnen unb fei« nem ganzen ©efolge taufen, im Sabre 988. Vad) Äiew gnrücfgefehri, befahl Sßlabimir, bie fyeibnifcfjen Semmel unb ©open überall gu Demien­ ten; ber ¿pauptgöpe, fj)erun, würbe auf Vefebl bes ©rofjfürfteu in ben ©niepr geworfen. SÖeii baS Volt gur 9lnnahnte ber neuen Selfre fief) niebt rafcf) genug ent)ebiteñen wollte, fo befahl SSlabimir ben Vewohnern ÄiewS, fid) am ©niepr gu Derfammeln. ©ie (Srwadpfenen mußten

bis

an Vruft unb .frals in ben glufi fteigen, wobei bie Väter unb SOiütter ihre Jtinber auf ben Sinnen hielten; unterbeffen lafen bie fPriefter am Ufer Saufgebete unb Dollgogen bie Saufbanblung. ©o fdfieb bas Voll guerft in Äiew, fobann in fftowgorob unb an anbern Crten Don feinen ©ölten, unb fing an in ben Don Slab im ir er rid) teten dfrifttichen Sem« peln ben wahren ©ott gu Derehrett.

3 ,

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3erftücFduit{j

in

ilK Ü fm fieittb tiiiicr.

Stach ^em -^DCe SBlabimirS würbe fftufjlaitb, weibrenb ber gwölf Sabre Don 1014—26, Dom blutigen Vürgerfriege feiner ©ohne fwim« gefud)t. Sn golge ber Damaligen Veftitnmungen war jeber ©ohn gleich« berechtigt, 9lnfprüd)e auf einen Sheil bes oäterlichen SanbbefipeS gu er« heben. SBlabimir hflUe i m langen gwölf ©ohne, benen er felbft ein« geine ©tabte uebft bagu gehörenben ©ebieten gur Verwaltung übergab. Vier üoit ihnen ftarben noch gur

8

ebgeit beS VaterS, bie übrigen aber fingen gleich nach bem Sobe beé VaterS an, fich gegenfeitig gu befrie« gen. ©et ©aupturlieber beS ©treiteS war ©wätopolt, ein Don SSlabi« mir aboptirter ©ohn SaropoIfS '). ©wätopölf hatte bie ilbfidit, alle feine Vrüber auä bem SBege gu fdtaffen, um allein im ruff. Üaitbc gu herrfchen. Slber ber gürft Don Stowgorob, Saroflaw SÖlabimirowitfd), Dereitelte burd; feine fiegreichen Äämpfe gegen ©wätopolf bie fpläne beS íepteren. Sarofláw I., ein Sofm SölabimirS beS ^eiligen, regierte uon 1019— 54 unb hinterlieff fünf ©ebne. ©er Vater beftimmte für jeben feiner Söhne ein befonbereS Sheilfürftenthum unb ermahnte fíe, frieblid) unter einanber gu leben. Sillein be§ Vaters SSunfd) ging nicht in ©rfüllung. ©urd) fortgefepte ©treitigieiten würbe Vufjlanb idtlief«

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lid; in etwa 50 S^etffürftentMmer gerrtffen. SDie bebeutenbften ber= felben waren: ©reff^cwgorob, fPffow, fPolobf, Smolenff, ©uäbal u. f. w. — 2)em S:i)et(füi'ftent{iunifßftemc machte Scann I I I . (1462 — 1505) unb beffen Siadbfoiger SBaffilt 3oannmmt|d> (1505— 33) ein

6

nbe.

4 . 9tu$l<tit& unter fcent Sftoitgolcttiod)?,

Don 1 2 3 8 — 1 4 8 0 «

SDie wetten Hochebenen be§ mittleren SIfienS würben fett ben alte* ften Setten Bon jal)lreicf)en mongolifchen nnb tatarifdjen Horben, weld)e unter gürften unb Spanen ftanben unb fid) Beftänbig befrtegten, burd)= gogen. Hier war auch ber urfprüngliche © i£ ber Hunnen, weidje im 3. 375 (n. SI;r.) bie groffe 33olferwanberung Beranlafjten. 3n ber erften Hälfte be§ Salwh- trat ein 50?ann auf Sfchemutfchin, ober SDfct)in = giädjatt genannt, weld;er bie gasreichen ^orben im mittleren Slfien Bereinigte nnb mit biefen bann gegen bie benadfbarten 23ßlfer geg. SDie benachbarten SReicBe würben furchtbar Berwüftet nnb mufjten bie £)ber= fwfteit ber wilben (Eroberer anerfennen. 3m 3- 1224 Ratten bie mon= golifchen ^elb^errn be§ ®fd)ingigd)an bereits fPerfien nebft bem Äau= FafuS erobert itttb überfielen mit iftren ©dfaaren bie fPolowger (weldfe bie ©egenb ber heutigen ©oueernementg ©amara, ©aratow nnb bas

8

anb ber SDertfdiett Äofafen bewohnten). SD er

6

b an ber fPolowger bat feinen ©«hwiegerfohn, ben dürften oon ©alitfch ')/ SD?f t iSIan> ben Äufmen um ^ülfe. Sejjterer berief fogleid; eine gürfteneerfammlitng itt .Kiew nnb bewog bie benachbarten .perrfcber, bie eingebrungenen dJiongolen mit oereinten ,Kräften angugreifen.

@9

!am auch ein gro§e§ .fgeer un­ ter ber perfßnlid;en

2

lnfül;tung ber .fmupt für ften beS füblid;eit Üiufflanbe unb ber ihnen untergeorbneten .ibeilfürffeu gufammen. SDie .fpauptfürften waren brei DJifti

8

law§, nätnlid;: oon ©alitfd;, Bon .Kiew nnb Bon SDfdjer» nigow. Sie Stoffen, weld;e ohne bie fPoIowger ein Heer Bon 100,000 föcann hatten, gingen über ben SDniepr, gerftreuten gwar ben SSortrab ber SDiongolen, fließen aber bann an ber i? a lfa 2) auf bie ,fpait(itmad;t ber Sötongolen.

3

um Unglücf herrfd;te unter ben ruffifchen Anführern feine (Sinigfeit unb SRfttófaw ber Äüf)ne begann bie ©płacht am 16.

1) ©alitfd) lag im Dueltengebiete beä SDniefter unb 33ug.

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Sunt 1224, ofme borfjer feine ffierhünbeten baren in Äenntnifj gu fetten. Ungeachtet ber bewiefenen Sapferfeit erlitten bie 91 uff en eine furchtbare Utieberlage, ber grofjte S^eit ber ruff. gürftcn nebft ihrem (befolge blieb auf bem ©cblacbtfelbe. ©od; biegmal begnügten fict> bie •Kongolen nur mit bem Siege; fie gingen nach Slfieit gurücf, meil ihre Slnfüfjrer feinen 23efef)I batten,

9

tuf;lanb weiter mit Ärieg beimgufucben,

@6

vergingen nun 13 Sabre, ebne baff bie ©longolen in ©urepa weiter rorbrangen. 3)ie ruffifcben gürften glaubten fcfjort nor ben wilben 9Dtongolenfchaaren ficber gu fein unb waren wieber gu ibren inneren @trei= tigfeiten gurüdgefebrt. ©a ftarb im 3- 1227 ©fd)ingi§d;an unb fein ältefter ©ofm £)gtai ober llgebei würbe £)berc|an über alle mengo= lif^en gerben, ©gotai felgte bem S ille n feineg SSaterg, welcher ilim beferen batt^ nur befiegten Sölfern ben grieben gu fcbenfen. SDeg^alb fcbicfte ©gotai 1237 feinen 97effen S a tp mit einer bai&en 9Jiillion ©teppennolf au§, um alte Sauber weftlid; rom Ural gu erobern. Sn golge beffen würben Diutglanb, |)olett unb Ungarn Bon ben Mongolen ferner beimgefud)t. Sn gwei gefbgügen eroberte Söatt) gang 91uf;lanb.

Sah; ging mit feinen ©paaren 1237 über ben Ural, Bewerte gunacbft baS Sanb ber Äamfdjen Bulgaren, ') wanbte fic£> bann ge= gen bie norböftlicbett ritffiid)en gürftentbümer, gerftörte Oijäfatt, DJtoefau, Sßlabimir unb Biele anbere ©täbte. ©er ©rofjfürft Bon Sßlabimir, ©eorg Sßfewotobowitf cf), wollte ben geinben SSiberftanb leiften, fam jebocb mit feinem gangen fgeere in ber mörberifcben ©d)lad)t an ber © ita 2) 1238 um, womit bie tDioitgoien ibre .iperrfdiaft in IRußlanb begrünbeten. 9tad)bem Sah; aud; noch ©wer erobert batte, wanbte er fid), „bie Stuffen wie ba§ ©ras) Bor fid) l;er mabenb," gegen bas) mad;= tige sJlowgorob. 3lber bid;te SBälber unb unburcl)bringlid;e ©ümpfe Beranlafften bie SRongoten 100 SBerft Bor 9iowgorob inugitfebren unb in bie SBolgafteppen, namentlich in ba§ Sanb ber fpolowger gu gie= ben, um Bon bort attö in bas) fiibweftlicbe 9iufjlanb eingubringen. ©er gweite ©infall im 3. 1240 war nidd weniger Berbeerenb. ©ie gürften» tbiimer Bon ©fdjernigow, Äiew, SBolpnien unb ©alitfd; würben graufam

1) S ie Äantfdien SBolgaren bewohnten bie ©egenb füblid; bon ber Jfama (9lebenflujs ber SBotga).

(14)

Berwüftet unb bte baju gefwteitben ©täbte jerftort. Sufflanb war Bon ben SRongoIen fdjwer beimqeiucbt. ©paaren Bon (iinwobttern jogen itm= her, o^ne

31

t wiffen, wohin.

Sad)bem Satt) Sufjlanb Bcrbeert batte, Berwüftete er auch SPolen unb Ungarn, fo bat) bas ganje weftlidje (Europa in großen ©djrecfen ge= rietb-

2

lber in ©d)lefien unb 9)iäbren erfuhren bie weiter oorbringen» ben SRongolen bureb ein ©ecr, weldieS au

8

Äreujfabrern, fPoleit unb beutfeben freiwilligen beftanb, ernften SBibcrftanb. Satt) ftegte b'ei' gwar burd) feine Bielfad) überlegene .ftriegerjabl, erlitt aber babei fo fd)Were Serlufte, baff er nid)t weiter Borbrang, fonbern, auf bie Sad)= riebt Bon Cgotais Stöbe, an bie Ufer ber SBolga jurücffebrte, wo feine ■porbe in ben weiten ©teppen bequeme ©egenben

3

um Somabifiren fanb unb be§balb bort blieb. Sin ben Ufern ber 21 cb t u b a, einem abgegweig= tem -Slrme ber untern SBolga, f cf) lug Satt) fein mit @otb Berjierteä Seit auf, erbaute bier bie ©tabt © a ra i, Bon wo aus er unb feine Sacbfolger, bie ©b««e Bütt @ a ra i, über 9iu§lanb berrfd)ten. Satt)S Seich, weld;eS ficb Bom Ural bis ju r Siünbung bes ©niepr erftreefte, erhielt ben Samen ber „golbenen ober Äiptfcbaffcben «porbe.* Satt) oerlangte Bon aflen ruff. fürften, bafj fie, um ibre Unterwürfigfeit

311

be

3

eigen, in bie diefiben.) ber golbeneit ,porbe fämen; ben Ungeberfamen brobte er mit Serluft ihrer Bänber. S u r wenige fürften weigerten ficb, biefem Sßitten nacbjufommen. ©eit ©tyfel ihres OMa^eS unb ibrer Siacbt erreichte bie golbette .porbe in ben Sabren 1313 bis 1340. Scann I I I . machte 1480 ber Siongolenberrfcbaft ein (inbe.

5 . ^ oon it Hl., 1 4 6 2 —1 5 0 3 .

3n ber lebten ©alftc bes 15. Sabrb. fanben in Oftrufjlanb wid)= tige Seränberungen ftatt: bie ©beitfürftentbümer beiden auf unb 91u§= lanb würbe Bon bem Siongolenjodje befreit, ©er Urbeber biefer wich» tigen Seränberungen war ber ©rcfjfürft Soann III. , ber ältefte ©obn

unb Sachfolger SJaffiliS be§ ©eblenbeten; er regierte Bon 1462—1505. ©as erfte benfwürbige Söerf, bie Slufbebung ber ©beilfürftentbümer, Bollbrad)te Soann nicht mit einem @d)lage, fonbern bie oielen fleinen fürftentbümer nerfebwanben allmälig mäl)renb feiner gan

3

en Segierung§= geit unb bilbeten gule^t ein gemeinfd)aftlid)e§, S io S f aufcbe§ *)

(15)

täfleingerrftgaft war ba§ imuptjiel Soannä.

3

ttr ©rreidjung biefeg

3

te= leg griff er nur im äufferften §afte ju ben SBaffen; er fcglofj SSerträge mit ben Stgeilfürften unb forberte fte auf, mit ihm gemeinfcgaftlicg ju ganbeln, ign ale ben älteften im Stamme anguerfennen unb mit ben geinben SRogfaug feine Unterbanblungen anjufnüpfen. So fam e§ benn fdjtiefjlic^ baju, bat; bie SBeilfürfteit ebne Scanne Einwilligung nicbt§ unternehmen, Weber lüünbniffe icigttefjen, nocg igr 9iecgt burcg Söaffengcwalt fucgen burften. 9lud) (©rcf;=) 'Jiowgorab, bie mäcgtigfte jpanbelSftabt ItufjianbS ju bamaliger Seit, würbe bttrd) Scann bem Sioöfaufcgen 'Reid)e eincerleibt. ilowgorob war feit 1137 faft unabgätt= gig, wäbüe unb certrieb feine gürften nad) Söitlfür, befafj grofje Sanb= gebiete, ftanb im ^anfabunbe unb blühte burd) auggebegnten ^anbcl. Schon 1471. nötgigte Scann bie 31cwgcrobet, einen tuffifcgen Statthalter anjunebmen. SBeil aber bie fftowgorofcer mit bem ©rofprften ccn Sit= tbaueit unb Äcnig ccn fPolen, Äafimir II, wcldicr fie gegen ben @rofj= fürften coit 9Jiogfau aufwiegelte, in 3Serbinbung traten, belagerte Scann 1478 Dicwgorob unb jwang biefe Stabt, feine ©bergogeit anjuerfemten. Diowgorob cerlor feine freie ©erfaffung, fam mit feinem weiten ©ebiete unter bie unmittelbare «perrfdiaft beS ©rofprften ccn SDIoSfau; bem SBoglftanbe fllowgorobä war ber legte Stof; gegeben. — Had) ber ©r= oberung fRowgorobg fam and) Sw er an baS SDioSfaufcge fTierd) (1485); ber legte giirft c. ©wer (Siicgael 33ori§fowitf<g) entflog nad) Sittgauen. sJtur bie giirften ccn fpgfow unb Siiüfan, Sewerin unb Starcbub be= wagrten bnrcg mtbebingten ©egorfam gegen ;ben ©rofprften auf furje Seit nocg ben ©d)atten igrer Selbftftäubigfeit. Unter bem Segne unb fftadplger Scanne III. , SSafftli I I I . Scannowitfcb, cerfd)wanben aueg bie legten Spuren ber ©geilfürftentgümer. Sc waren benn unter Scann I I I bie ©rengen beg SftoSfauftgen ¡ReügeS bebeutenb naeg liorben unb Dften erweitert.

©ag jweite grofje ccn Scann I I I . coüfügrte iöerf ift bie ^Befreiung

erftert ffiiai 1147 cor, i n Welkem Qagr ber g ü rft Bon © uSb at, . (<su§bal lag norb= ]ttg Bon SUiogfau) p r p SJotgorufi, m it feinen Serbünbeten bafet&ft äufannnentrifft. ©inige fagen, bafs SKogfau and) ju Slnfang beffetben Sagreä, 1147, Bon bem ge= nannten g ü rfte n 3 u rb tDotgoruti, gegrünbet fei. 3 u r 9tefibenj ber © rofsfürften tnurbe Ütlotsiau burd) 3oa nn fta tiita 1328 ergeben.

(16)

Stufflanbb com SJtongolenjocBe. ©a bte fDiacft ber golbnen ,porbe burct) innere Swietracüt fcüon cteifad) gefcE)iuäcE;t war, fo Beftanb bte ÜiBBam gigieit diufdanbb oon ber SOtongolenBerrfcBaft nur nod) bem dianten nad) unb geigte fid) barin, baf? ber ©rofjfürft bem ©Bau non Seit gu Seit einen unbebeutenben ©riBut jaulte unb beffen ©efanbte eftrenuoK Bei fid) aufnaBm. 916er Scann BcfcBlcff aud) felBft ben Schatten beb fcfc)impf= lidjen Sodfeb gu Befeitigen. @r erreichte fein Siel unb gwar ebne Be= beutenben Äraftaufwanb, inbem er bie Bittere geintidjaft bes bamaligen (S^art ber golbnen .fperbe, 91dtmat, unb beb ©Ban ber Ä'rimm, SJiengti © i r e i , gu feinem 33crti;eil Benutgte unb fomit ben ©etitb burd) einen anbern geinb Befiegte. 'J!ad)bem Scann ein Sünbnifj mit dJiengli ©irei gegen 9ld;mat gcfcBloffen Ijatte, certrieB er im 3. 1480 bie ©efanbten ber golbnen fporbe oon feinem grofsfürftlicBen £ofe au§ Slicsfau unb £;

6

rte auf • bem ©Ban ©ribxtt gu galten. 9id)inat cerBiinbete fict) nun mit diafimit con SttfBaiten gegen Scann in ber Slbfidt, gu gleicher Seit oon cerfd)iebenen ©eiten ben ©rofffiirften ccn SOlosfau gu überfallen. SBälfrenb aber 9ld)mat gegen Scann corrücfte, brang SJiengli ©irei in SittBauen ein unb cerBinberte bie geinbe Soannb, ben oerabrebeten fpian aubgufüBren. llnterbeffeit waren ntififdtc Sruppen bie SSclga B«ia

6

ge= fairen, Batten ba§ cctt jegltdter 33ertBeibigung entblcffte ©arai ') gerftört unb feBrten nun mit reidger 23eute Belaben in iBre .peimatB gurücf. ©ie SRcgaifdien füht rfen, meldfe unter ber 9lnfüBrung iBreb dürften S w af am Ural nomabifirten, Benutzten bie gebrängte Sage 9(d;ntat§, oertrieben leütern aub ben Süclgafteppen an bie Ufer beb 9lfcwfdfen füieereb, wo fie iBn erfcBlugen. Swa! BwfcBte nun atl ^er SSolga, allein weit entfernt baoen, an eine .perrfcBaft über ütufflanb gu benfen. ©ie ©cBne 9(dimatß gegen nod) mit ben dielten iBrer gporbe eine Seit lang in ben ©teppeit gwifdfen bem ©on nnb ©niepr umBer unb füBr= ten einen Bitteren Ärieg gegen Sülengli ©irei, bocB cBne ©rfclg. ©er letjte ©Ban ber gclbenen .porbe, © ci; i g = 31 dt tn e t , com ftr humid) en ©Ban cerfolgt, fudfjte in SittBauen einen Suflucütbort unb fanb bafelBft feinen Äerter; er ftarB alb ©efangetter in Jfowno unb Ütufflanb war für immer oon bem oerBafften -Dlcngolenjodje Befreit.

1) SJtur ©reife, äöeiber unb Ä m ter Waren in © a ra i jurüctgebiieben, ber felbft nebft allen friegSfätyigen iüiinner w ar gegen S c a n n in s gelb gejogen.

(17)

äßäbrenb Scann burd) bte Siufbebung ber S^eitförftentpmer faft alle ruffifcfyen Sanbgebiete in einen monanbifcben Staat Bereinigte, war er jugleid) bemüht Sftublanb in eine nähere Sejiebung jum weftlicben ©uropa ju bringen. Sie (£rreid)ung biefee

3

iele§ würbe geförbert burd) feine Sennablung mit ber griednfdien fprinjeffixt S op £) i e, einer 9tid)te be§ lebten gried)ifcben Äaiferg (Sonftantinus fIX.) PaläologuS. Sadjbem Gonftanttnopel 1453 Bon beit Surfen erobert war, f)atte bie erwähnte ^rinjeffttt Sophie mit ihrem Sater mtb mit ihren Sörübern in SRom eine Buflucbtsftätte gefunbeit. Se r sPapft ließ bem Berwittweten Scann bie .panb Sophiens anbieten, inbem erfterer burd) ii>re Sermit» telung in ein freunbfd)aftiid;e§ SSeri)ältni| mit 3Ro§fau

3

U treten unb ficb bie ru)fifd)e Äirdje ju unterwerfen tjofftc. Scann ging auf beit .^eiratbb. Borfd)tag ein mtb Bermätjlte ficb 1472 mit Sophie; aber ber ^J>apft fjatte ftcb in feinen

2

lueftd)ten getäufdjt. CSine ¿Bereinigung ber grieditfdjen Äird)e mit ber tatbclifdjen fam nicht ju Staube. — Sie ftolje 23t)jan= tinifd)e Prütjeffüt Sophie fanb bie Sebeneweife be§ 93 t obf auf eben @rofj= fiirften

31

t einfad) unb bewog burd) ibreit (Sinfluft Scann III. , feinen fpof mit mebr Prad)t unb ©lang

311

umgeben, Salb ttad) bem ©iipuge Sophiens in 9Ro§fau erfdjienen and; bafelbft mehrere ©efanbte aitberer fpöfe, um mit bem ©rofifürften freunbfd)aftlid)e Schiebungen anjufnii» pfen. Soann

30

g wefentlidfe Sortbeile aus feinen Verträgen mit ben europäifeben Staaten; berief au

8

Stalicn gefdjtcfte Saumeifter, Serg= leute, (Si

'3

= ©iefjer, SRünjer*, @olb= unb (Silberarbeiter; Berfcf)D= nerte mit ibrer .piilfe 9Ro8fau, lieb Äanonen gieren, ©elb prägen unb Stabte befeftigen. 3m Sabre 1492 certaufd)te Soattn feinen grobfiirft» id;en Sitel mit bem eine§ Buren Bon ®rofj = 0iubianb Unb nabm 1497, alö ©entabl ber gried)ifd)en prittgefftn, bu§ 33

1

)

,3

a tt t i tt i f d) e fReicbSwappeit— ben hWeiföpftgen Slbler — in ba§ Sßappen beb ruffifd;en

0

ieidje

8

auf.

9lu8 ben Äämpfen Scanne mit bem littbauifd)en ©rcfjfitrficn Äa= ftrnir II. unb beffen 9?ad)fc(ger Silerattfccr beben wir nur fcciel berncr, baf lebterer ein SunbeSgeitoffe ccn bem Itoianbifcben fpeermeifter Sfßal= ter Bon Plettenberg war, welker bie fRuffen rubmooll befiegte, in Sclge beffett 1503 ein 50 fäbriger Triebe hwifebett fRufjlanb unb bem liolänbi- feben Srbett

3

U Stanbe fam, beffen näheren Bufammenbang wir fpäter (bei ber ©efdncbte iioianbö) fennen lernen werben.

(18)

6 . 3®afftlt III* 3>oaiutott>ttfcb, 1 5 0 5 —33*

©bgleicb SBaffili bie großen Sálente [eines SSaterö nid;t befafj, fo war er bod; bemüht, bte ©djepfungen feines würbigen Vorgängers auf» recht ju galten. SJiit bentfelben (äifer wie Scann I I I . ftrebte aud) er nach ber Meinljerrfcfaft uttb weil unter Söaffili bie lebten Sbeilfürftentljümer cerfcbwinben, fo merfen wir unS and) feine VegierungSjeit. 3m 3al;re 1509 würbe jpieSfau, 1517 Stiäfan uttb 1523 ©ewerien (bas lej}te S^eil» fürftentlium) mit bent SJioSfaufdiett Steife cereinigt.

7. ^oottit IV.

© to én t) (fce*

Giebteef:

liebe, bet

(Urmifaitie), 1 5 3 3 —84*

Scann War bei bem Sobe feines Vateré SBaffili I I I . erft brei Sabre alt, ftanb baljer anfänglid) unter ber Vcrmunbicbaft feiner SDtut» ter Helena unb al§ biefe 1538 ftarb, trat eine ¿etmjätirige 2Billfürl)err= fd)aft ber Vejaren ein. Siefe cernad)läffigten febr bie (grgtebung bes jungen .perr[d;erS. Scann batte einen ungewöhnlich lebhaften O'barafter unb Steigung gitr ©raufamfeit, wa§ er burd) Sftierquälerei unb brgl. ju erfennen gab. ©tatt aber feine Beibenfchaften ju jügeht, unterftüfcten ilm bie Vejaren itt feinen befen Steigungen, ittbem fíe ftd)

3

. V. er» gölten, wenn er feine «pofleute mit .puttben i>epte ober bet ílieitpartten manchen 93tenfd)en befdtäbigte. Surcb bie Vefricbigung ber fcbäblid)en Steigungen SoamtS wellten bie Vejaren ben jungen

[3

et r jeher een jeg» lieber fvütmifdmng in bie SiegierungSangelegenbeiten f enthalten, bereite» ten aber auf biefe Sßeife baS Ungewitter cor, weldjeS fpater über fie felbft, wie and) über bie übrigen Untertbanen ftürmifd) I;ereinbrad). — Sm Sabre 1547 würbe Scann feierlich jutn Baren gefront unb fefort trat eine grojje Veränbernng ein. Sie unwürbigett Siatfigeber beS SJio» nard)en, ju benett bie gürften ©ebuiöfi nnb © l i n S f i (letzterer ein ©beim Seantts) gehörten, würben com äpefe bes Baren entfernt; an %e ©teile traten ¿wei weife unb tugenbbafte SJiänner, ©ücefter unb Slbafdjew.

Silbern wir bie übrigen Vegebenbeiten auS ber StegierungSjeit Scanns IV . ganj übergeben, beben wir für unfern Bwecf nur noeb ben ju feiner Beit geführten Ärieg gwifetjen bem iielänbifcben ©rbenSftaat unb 3tu[lanb (con 1558—61) bereor. Sie Veranlaffung ju biefem ¿Kriege

(19)

gab gunädjft ber Sifcbof oon Sorpat, weiter beit (angeblid) fd)«t unter Scann I I I . an {Rufjlanb gejagten) Sribut oerweigerte. Sa$u fam, baß ber IM . Orben ben auf beb Baren äöunfcfy ltad) Oiufjlanb berufenen aubl. •panöwerfern, Äimftlern unb friegefunbigen Leuten ben Surdjjug burd)

8

io= lanb weigerte. Sie Sioläitbet gingen foweit, baff fie in Sübect, wo bie nad) Otufilanb ^Berufenen fid; einfd)iffen wollten, bitrd) ben bortigen -Dia= giftrat bie (Sinfcbiffung berfelben oerifinberten. S d jlit t e , welcher ruffi= f^erfeite mit ber Anwerbung obiger Seute beauftragt war, würbe einge= ferfert unb feine ©efdbrteu jerftreuten fid> (1547). Se r liolanbifdje Or= ben t^at foicfeö, weil er ooraubfal), bafj 'Tiufjlanb bei feiner wadifettben 5Jiaci)t bem bamalß nod) felbftänbigen lii'ldnbifdfen Staate @cfa£>r brin= gen fönnte, jumal wenn fid) bab Barenreid) mit ber wefteuropäifdjen S il- bung nod) nab er oertraut mad)te. ferner wollte Soann IV . ohnehin burd) bie beabficjjtigte Eroberung S-iolanbb oermittelft ber Oftfee einen geeigneten Sßeg jum Serfeljr mit S3eft=(?uropa eröffnen. Somit brad) benn im Sal;re 1558 ein rufftfd)e§ peer unter Sd)ig = 2lleie unb Sd)uib!tyb Slnfübntng, unb 1560 ein anbereb unter bem dürften Äurbblt) in Siolanb ein. Sab gefammte Sftfeelanb würbe graufam oerwliftet unb oiele Stäbte (barunter Sorpat unb gellin) erobert, wor= auf im Sabre 1562 bie oöllige Sluflöfung beb liolänbifcfjen ©rbenbftaa* teb erfolgte. Ülber Soannb fpian, an ber Oftfee fcften gufj ju faffen, würbe nicht aubgefül;rt; (gftlanb iam unter fd)webifd)e, SM unb Äür= lanb unter foolnifc^e £)berf;o£)eit, (Sab Sidbere barüber bei ber @efdjid;te Cioianbs.)

Sn beit lebten Oiegierungbja’fren Soannb IV . würbe oon SRufjlanb aub ber Slnfang ju r @roberung Sib irie n b gemadft. 3m weftli- d,en Sibirien war gegen (Snbe beb 15. unb ju Slnfang beb 16. Safrl). awb ulidjen tatarifcfen porben an ben Ufern beb Sobol, Srttfcf unb Ob r;r. unaofiängtgeb Steich entftanben. Sn ber Mitte fces 16.

3

aI;rl;nnbertb

öeberrfMte baffelbe ber !irgififd)e (Man Äutfdium, welcher mit feinen pcrben etlid>e Streifjüge über ben Ural inb fj)ermfd)e ©ebiet unternahm, wo bie reidjen panbelb|erren ©troganow einige Saljfiebereien befaffen. ^ie^tere bewogen begfialb ben petman ber Sonfd;eit Äofafen, Serma! Simofejew, mit einer Sdjaar oon 840 SRatm (bie tbeilß aub Äofa* ten, i^eilb aub ben Seuten Stroganowb beftanben) im 3al)re 1581 über ben Ural gegen Äutfdjum äu äiefjen. 91ad> einigen ileinen ©efedjten

(20)

mit beit Stu fe n Äutjcintmä errang Serntaf burci) eine blutige Schladd an ben Ufern ber Srttfd) ben Sieg unb eroberte bie £auptftabt Äut= fd)um

6

, 3

01

er (auch S ib ir gen., unweit Swbolft). Äüt|d)um entfiel; in bie Steppe unb Serntaf übergab bie in Sibirien gemalten Eroberungen bem Baren Scann IV . Äutfcfjum erI;otte fid; aber wieber oon feiner Stieberlage, überfiel bie Äofafett plöglid;, unb lieferte einige Scf>lad)ten, Wobei

3

ermal ba§ Sebeit oerlor; barauf eilten bie übrigen Eefährten Sermafs nach diufjlanb ¿urücf. E rft unter geobor Soannowitfd) würbe bmd) 0 o r i8 Eobunow bie ruffifcbe ^errfdjaft in Sibirien bauernb befeftigt.

I.

1 5 8 4 —9 8 .

geobor I. ber Sofm unb Stadffolger SoamtS IV ., war oon fd)wäd)= lieber Eefunb£)eit, beiafj einen fanften Eharafter unb jeigte mehr Stei­ gung ¿um P(end;steben als jit Staat§gefd;äften. P tit geoborä Sd)wäd;e befamtt, fegte fein SQater tl;m einen oberften diatl; aus fünf ber oor= nel;mften SBürbenträger an bie Seite, unter benen fid) and) 23 o r t s E o = bunow (ein 23ruber oon geoborS Eemabltn) befaub. Siefer oerwaltete int Staaten geofcotS baS ?)ieid>. 23oriS erfteS Unternehmen war bie 23e= feftigung ber ruffifd)en .f)etrfd;aft in Sibirien. E r fdjicfte einige luui= bert Gruppen bortbüt, lieg bafelbft mehrere Heftungen, barunter

£0

= bolff, erbauen (1585) ').

9. £>te S eit fcoit 1 5 9 8 - 1 6 8 9 .

P tit bem Sobe geoborS I. Soannowttfd) ftarb 159

8

ber mann» id)e Stamm OturifS au§. Stad; geobor folgte auf ben ruff. &hron (ber erwähnte 23ori§ Eobunow, oon 1598—1605; barauf fant bie Beit ber falfdwn Sim ütiS, oon 1604— 13. 3n biefer Bett ber Verwirrung nahmen bie Schweben ben -3tuffen Äerhcltn (int fübl. ginnlanb), Stowgorob unb Sngermamtlanb (ba§ Eouo. Petersburg). Eleichgeitig Waren bie Polen in Stufjlanb eingebrungen ttub hatten fid) PtoSfauä be= mächtigt. 2)a trat ber helbenmüthige gürft P o f l)ar§ft als Vetter beS Vaterlanbes auf, oertrieb bie Polen aus SOtoSfau unb berief gur SSahl

1) Qm 17. 3a£)rh- entftanben in S ib irie n bie ©täbte Se n ife if!, X o m ff, 3r= j u t j f u. a. — ftam tfc(atfa Würbe 1706, bie K u rile n unb Siteuten 1740 oon ben Wulfen befefet.

(21)

eineg 9Jionarct)en -Stbgeorbnete ber ner[d)iebenen ©tünbe nad? bet $auf

5

t= ftabt. ©ie Söal)t fiel auf 9Jitcf)ael geoborowtifd) 9tomanow, ben ©otm beg JRoftow’fchen ') €Dietro^oiiten gilaret (Borger geobor Stifititfd) gen.), eineg ©ohneg non Sttfita iRoivtanemitfd), beffett ©dfwefter 3tna= ftafta bie ©emabltn Soanng IV. gemefen war. ©urd) SJiid'aei geobo= rowiifdj, welcher non 1613— 45 regierte, fam 1613 bag $au§ 9fioraa = now auf ben ruffid)en S|ron. 9)iid)aei trat 1617 im grieben ju ©tolbowa ben ©dfwebcit ÄerBolm unb Sngermannlanb ab; unter ihm begannen 1638 bie Ä'ofafertfriege. — ©ein ©oitn unb Stadjfolger Stieret 5Ditc^ailoioitfd) (1645—76) unterwarf ber ruffifd)en Ärone fammtlidje Äofafen ber Ittraine (1654). ©arüber entftanb ein Jtrieg mit fPoten, 1656 aud) mit ©dfweben. (Die Äofafen unterwarfen fid) 1648 wieber bem t'otniicben Stetdje unb 1661 fam mit ©djweben ein griebe ju Äarbxg 2) auf bie tBebingungen bes erwähnten griebeng non ©tolbowa ju ©tanbe. Stierei Slitct)ailowitfd) hinterliefj eine jaf'treidie gamilie; non feiner erften ©emabltn Sltaria SJiitogtawgfaja — batte er jwei ©ohne, geobor unb Scann unb einige ©ect)ter, barunter ©opfna; non ber gweiten ©ema^tin — Statafia Ä iritlo w na (Uarif d?fin — ben Barewitfd) fpetev, welcher- 1 6 7 2 geboren war. -Stad? bem ©obe beg

Stierei 5ftid)ailewitfd) folgte legerem auf ben ©hr°n fein ältefter ©ofm geobor II. Sllerejewitfd), weld)er non 1676—82 regierte, geobor ftarb ( 1 6 8 2 ) int Blüiteitben Sllter, ohne Äinber gu hinterlaüen

unb o^ne feinen Stacbfoiget ernannt git fiaben. ©ein leiblicher 33ruber Soann ^atte ¿War bie Stolljährigfeit erreicht, allein forperlidje Selben er= laubten ihm ttid)i, fid? mit ben :)iegierunggangelegeni?eiten gu befd;äfti= gen; geoborg ©tiefbruber geidinete fid) burch geiftige ©abert aug, war aber erft gehn Satire alt. ©al)er regierten Soann unb |)eter gemein* fctiaftlict) unter ber 5ßormunbfd)aft ihrer ©d;wefter ©ofiI)ia n. 1682—89 (bag 'Jtäi?ere barüber bei ber ©efchreibuttg ber Sugenbgeit fßeterg beg ©rof)en).

1 0

. S iit t fiit t t e n .

©ic am Stiemen unb beffeit Stebenfluffe ber SBilia lebeitben Sit* tliauer würben am ©diluffe beg gcfmten Sabrhunberts ben Diuffen, na* mentlid) bem gürften non fPologf gingpflidfitg, befreiten fid) aber fd)on

1) Dioftoio tag nbrbltch bon 9Jto3fau.

2) $ a § © u t jta rb i? befinbet firf; auf ber ©reuje j u n g e n St»; unb ©ftlanb.

(22)

1030 von biefer Oberhoheit, wagten im 13. Sabrimrtbert fogar einen Angriff gegen Siufelanb unb erweiterten babei auf .Stoffen ber Otuffen ihr ©ebiet. gürft Siingolb vereinigte 1235 bie verriebenen ©ebiete Sit= ttjauens ju einem dieiche unb behauptete bei bem ©inbritcbe ber SRongo* ien feine ©elbftftcinbigfeit. 3m Sabre 1238 übergab fRingclb, als erfter ©roffürft gitthaueng, biefeS

8

anb feinem ©ebne SJtinbow, welcher 1252 ben d)riftlid)en ©tauben annimmt, benfPapft befenbet unb fogar ben ©itel eineg htönigs v. Bittbauen erhält. Slber fcf)ott 1255 ftelSRinbcW wiebet vom ©briftentbum ab. Diaci) SRinbowS ©obe 1264 folgte ein fdjneller Söecbfel ber ©rofjfürften,biSenblicb 12822Biten fid)bcs WeicheS bemäct)tigte. Stuf Sötten folgte fein ©obn ©ebimin (v. 1320— 45), weldjer einfluger uttb gefd)icf= ter gelbberr war. ©ebimin eroberte fPolop, SRinff, SÖitebff, Söolpnien, Äicw unb Sfcbernigow, erbaute 1321 bie fpauptftabt SBitna, wot)in er feine IRefibenj verlegte, ©r wirb feiner vielfachen S'erbievtfte wegen von ©inigen ber eigentliche ©rünber be§ littbauifd)en dieicbeg genannt, ©er ©rofjfürft Sagello würbe 1386 unter bem Stauten 3Blabi§lau§ II. Äönig von fPolen, inbem er beit d^riftlidten ©laubeit annabm unb bie ©rbin be§ poitüfd)cn Sbrottcß, bie s©vingeifitt .pebwig (eine ©oebter bes fPolenfönigS Subwig),

fyeivafyete.

©urd) Sagello fattb ba§ ©biftentbum ©ingang in Sittbauen; im weftlid)en Sittbauen verbreitete ficb bie tö= ntifcb=iatbolifcbe, im öftlicbeit bie griedfifebe Äird)e. 3m 3abre 1569 würbe öittbauen mit fPolen völlig vereinigt.

1 1

. (SDaö S to le n .

©er ©taat fPolen entftanb faft gleichzeitig mit iltuflanb. ©aS Slolf, welches ben ©runb jum polnifcben »ieiche legte, bewohnte unter bem SRamen ber ge eben ©rof^^oten mtb führte big ¿um 9. 3al)rbunbert ein patriard)alifd)c

8

geben. 3m 3. 840 witrbe fpiaft (urfprüngtid) ein Sauer) fgerjog ber fPolen unb ©tammvater ber polnifd)en Herzoge unb Könige. SOIetfcbiöiawob SRieäfo I nahm 965 ben ci)riftlid)en @!au= ben an unb unterwarf ficb ber .pobeit bes beutfd)en dteidjeS (unter Ä'ai= fer Otto I). Soleölaw I, ber eigentliche ©rünber be

8

polnifcben ©taateg, unterwarf bie f>ommcrn unb würbe im 3- 1000 vom Jtaifer Otto I I I Zum Äottige gefrönt. SB labiälauö IV. vereinigte wieber baS vor ihm bureb vielfad;e ©treitigfeiten jerftücfelte polnifdte dieid) in ein ganjeg, lieb ficb

1^20

in Ärafau jum Äöittgc frönen unb vererbte bie föniglid)e

(23)

SBiirbe auf feine Stadffolger, weiche fämmt£xcf> tn Ärafau gefrönt wur= ben. Sagello, ©rofffürft non

8

ittf;auen, würbe 1386 (wie bereits er= wafmt) unter bem Stamen SBlabtsiaus II. Äönig non fPolen, inbem er bie fwintfdje Äönigstodüer «pebwig heiratete. S)a§ .pan» Sagello be= tjerrfdüe ben polntfdjen Stürmt bi§

311

m S. 1572. Bur Beit ber 3agel= tonen erreichte fPoleit ben ©ipfel feiner 9)?ad)t. ©er letzte Äöntg au

8

bent fpaufe Sagellob war ©igtshttunb II. Siuguft (1548—1572). äöälfrenb ber Siegierungäjeit ©igiSmuttb II. Sluguft fanteit

8

in= uitb Äurlanb, nad; ber nöKtgen Sluftofung be§ lioianbiicben DrbenoftaateS, 1562, unter pcinifd;e £>berl;ül;eü; fPreufjen war fdfon feit 1525 in ein atmlidjeä tBer^ättnifj ju fPolcit getreten. (,©a§ Stöbere barüber bet ber @efcf)id)te

8

iulanbs). — 3m 3- 1569 erfolgte bie rollige ^Bereinigung fPolenb unb

8

itt|aüen

8

. — « Otad; bem 21u§fterben be§ Kaufes Sagello 1572 würbe fpoleit ein 2Bal;lteid; unb blieb bei biefer SSerfaffung bis

31

t feiner nölitgen Üluflofung int 3. 1795. ©er ad;te Sßaljiföntg War Sluguft I I (Ä urfiirft non @ad;fen,) welcher non 1697—1733 regierte; beffen ©egenfönig wälirenb be§ ttcrbifdwu Äriegeä war @tant§lau§ S-eSejinbib (1704- 1709). Unter ©taniblaug II. fPoniatowSfi würbe burd) innere Btntetracfü, befcttberS ¿wifdjen ben ölattjolifen unb ©ifftbenten (5Uid)tfatl;olifen), bie Gnnmifdfung Diufjlanbb, fPreufjenS unb £)efterreicb

8

[;erbeigefüf;rt. s))olen würbe unter bie genannten brei 9)iäd;te oertljeilt. 5öei ber erften Steilung, 1772, erhielt iJ(uf;(anb bie ©ouner= nementö: SöitebSf itnb SOio^ilew; bei ber ¿weiten 1793: 5Rin§f, Ätew, ■palb SBoltjnien unb Lobelien; bei ber brüten, 1795: Äowno, SBilna, ©robno unb l>alb SBolrntten. DJitt ber brüten Steilung (Polen§ l^orte bie ©elbftänbigfeit biefeS 9teid;eg auf. ©urd) ben Sßiener ©ongref) im 3- 1815 würbe ba§ .perjogtbum SÖarfdjau ') al§ ein befonbereS „Ä'önigretd; fpoleit" mit bem .ffaifertbum Dtufjlanb bereinigt.

I) S)a§ .^eräogt^um Sßarfdiau entftanb 1807 nad; bem SEitfiter g-rieben au« ben früheren polnifcben ißrooinjcn, tneid)e m it bem breutüfcfien S te ife 0er= einigt worben Waren.

(24)

(Hufd)id}tf kr ©ftfeeproDinjcu.

1

. ^ tü f)c rc i© f*fe d < n t& c $ ; lie b e r:

#d)t bet

otteren

3

$enn?Imcr fceffelben.

Iu '= , @ft= utifc Kurlanb würben tu ber älteren Bett geiublntitd) alle brei jufammen mit bent gemetttfc^aftiic^en tarnen „Stelanb" bejeid;net. Sab gegenwärtige ©ounernement Kurlaub bewohnten in ältefter Beit 4 »et= fchiebene IBoltßftämme:

1

.) bie Sitten (an ber SBeftfiifte be» tftigafchen 9Jteerbufen§ faft bib gut- SOiünbttttg ber SSinbau); 2) bie Krtren (int weft= lidieri $l^eit Kurlattbe); 3) bie ©entgalten (int mittleren Äurlanb, in ben gegenwärtigen Kreifen SDiitau unb töaubfe); 4) bie ©eien (itt bent füb= oftlicben fcbmalett £(ieil Kurlanbb, in ben Kreifen tton griebrid;ftabt unb Sacobftabt). Sin ber ©itbgrenge Kurlattbs (itt ba§ jetzige ©ounernement Kowno ^ineinragettb) lebte ber littbauiidje ©tarnm ber ©cbemaiten.

Sab je^ige ©orttt. Stelanb bewohnten ttier SSolfeftämme: 1) bie Sitten (an ber Sftfitfte beb tRigafcfteit DJieerbnfenb, etwa non ber Süna= bi§ gut fPernaumünbnng);

2

) bie Settgallen ober ©rengletten (in bent fiiböftlic^en $tieit Stelanbb); 3) bie Setten (itt ber Sötitte gwifeben bett Sii'ett unb Settgallen, ba^er bie Setten and) i£>r Sanb SBibfentme b. I;. bab in ber SJiitte liegenbe Sanb nannten); 4) ber nörblidje S ije il Sitt= lanbb unb gang ©ftlanb war non ben ©ftett bewohnt.

Sie Kuren, ©entgalten, ©eien, ©diemaiteit, Setten unb Settgallen gehören gum iittbauifdteit IBolfbftatttme, bie Steen nttb (iftett gum finnifebett.

S ie Kuren finb faft f^urloö nerfdjwunben; tton ben Steen finb nod; fpärlid;e tteberrefte ttorbanbett; bie Setten unb (Sften haben fid) gasreicher erhalten. Slm weiteften bebnteit bie Setten, mit welchen alU mählich bie meiften ber genannten Kolfeftämme (mit Slusnabme ber ©ftetn

(25)

oerfcbntolgen, it)r Webtet aug. ©egenmcirttg bemobneit bie Setten gang Äurlanb unb beit größten, itamentlid) ben ftiblicben Sbeit Stolanbg, — bte (Sften baben ibre Sobnfibe in gang ©ftlattb, im nörblicbett Sin» (anb nnb auf beit größeren gunt Dftfeelanbe gcfibrettben Bnfeltt (Defel, ©agben, ÜJioon, Senne n: a.). ©te Wrcnge gmifcben ben non ben Set» ten nnb ©ften bemolmteit Weideten int nörblid)en Siolanb Bitbet eine frumtne Sinie, bie am ©itbenbe be§ flehten ¿Peipug beginnt, bann füb» ticB non Se m ' über Sa tt, nörbtid) non ,'Rujen big gunt iRigafdjett 9Reer= bufen (etwa in ber 9Ritte bet Ä'üfte gmifcben bet @ali

8

= nnb ber fPer= naumönbung) gebt, ©ie gefatnmte ©iitmobnergabi ber (1754 □ SRei« len umfaffenben) Öftfeeproohtgen fcbäpt man auf 1,850,000. 3u biefett geboten etwa 870,000 Setten, 650,000 ©fielt, gegen 200,000 ©eutfcpe, bie übrigen ftnb Dinffeit, Snben itnb ©cbmebett (letdere auf iRitnö nnb auf einigen Sitfeln an beit .stuften ©ftlanbb).

23on ben im Oftfeetanbe norfommenben 'Heineren Saubf^aften ber trüberen Beit liierten mir uit§ folgenbe: in ©ftlanb: Sierlanb, Sennen, •Partien, ¿Rotalien, S ie f nnb ©ontagana; in Siolanb: Unganniett (um ©orpat per um), ©accala (bie Umgegenb §eltin

8

), -Dcetfepoie, Sbumaea, Jboneiba, Wntine, ©ricatien unb ©oloma; in Äitrlanb luurbeit bie Sanb» fcbaften nach ben non ihnen bemolmteit 33otf§ftcimmen begeidjnet.

2 . Crhu^cs «¡ber bie SJerfaffmta, S it t e n mtb 5te=

litte n ber früheren SSeluo^iter bes Ö fifeetanbeö.

23on einer georbneten ¿Regierung ftnbeit mir in bem alten £)ftfee= lanbc fauin eine ©pur. ©ie früheren 23emobiter biefe» Sanbeg Batten fein gemeinfameg ©berhaupt; ben Sanbldjaften nnb ©Dörfern ftanben

2

leltefte alb Slnfübrer int Äricge nor (oerfcbieben an Slnfeben, oft non bebeutenbem Sanbbefiü). - - ©ic Sitten ber ©ingebornett beg ©ftfeelan» beg icbeiiten febr rot; gemefen git fein, ©o mürben non Ipnen g. 23. bie im Alriege Wefangenen oft gerftücfelt (geüierttseilt), ober bie ©lieber auä= einanber geriffelt u. bergl. — ©ie ©obteu mürben bei allen 23ölferfd;af= ten beg ©ftfeelanbeg (fo mie auch im nreitfjifdien Sittbauen unb bei ben ©canbhtaoiern) unter nielern Sebfiagen unb ©rinfeit mit ibrcn SBaffeit nerbrannt unb ibttcn gu Oibvcit int ©pcitberbft ein ©obtcnfeft gefeiert, ©iefe Slerbremtimg ber ©obten büngt mabtfdfeiitlid) mit ber .peiligbal»

(26)

lung beg geuerg jufammen. Sie Wclie bei- $obten würbe in, Urnen aus Sehnt aufbewaijrt, tute fie noch in neuerer Seit (namentlich bei

2

lfd)cra= ben) häufig ausgegraben worben [inb; foid;e Urnen würben in einen

6

rb- fmgel gefegt itnb mit einem großen Steine oer[cf)loffett. 9M bem ge= ftorbenen DJiamte, befonbers wenn er in ber Sd;Iad)t geblieben war, liefjen fiel oft nach altinbifcber Sitte and) bie grauen oerbrennen. Sie Sieblinggpferbe, ^uube uitb Söaffen würben bem Oobten in ben <f)üget mitgegeben, oft and) Srob, eine glafdie 9)1 et b, eine DJitinje, ein ftei» nerner ober metallener Jammer (um jid) bamit gegen bie ©rbgeifter oertbeibigen

31

t fönnen), ben grauen 9tabel itnb Swirn u. bergl. — SSon ben religiöfeit SSorftellungen ber alten Oftfeebewobnet ift nur SBettigeg auf un» gefomnten. Sie Oieligion ber alten Setten unb @ften beftanb in reiner Uiaturoeretjrung; fie tl;eilten ben Singen eine innewofmenbe ©ottbeit §it. Se r wahrnehmbare iöligftra'bl übet^eugte fie, baff f)inter bem Sichtbaren ein unfid)tbares SBefen walte. (Sine Hauptrolle fpielte bei ihnen ber Sonnergott, bei ben (Sften Sara, bei ben Setten fPebriunb (fPerun) genannt. Semfelbcit waren meift alte, mächtige

6

id)ett geweibt. 5ßor allen ift ber Sotnberg bei Sorpat

31

t nennen, wo Sara brtrd) ©e= bete unb Opfer oerebrt würbe. 3u ben ebleren Opfertlneren fd;eint bag fPferb gehört

31

t haben. 25ei ©ottegurtbeilen bebicnt man fid) gewöhn» lieb uwifjen fPferbeg, inbem bag Seiten beg tpferbefufjeg über eine oorgebaltene Sanse entfdjieb unb

3

war: trat bag Sbter mit bem linfen gujfe, ber bas Opfer ben ©öttern als unangenehm begeidjnete, guerft hinüber, fo war bag

31

t opfernbe Sßefen gerettet; baher würbe ber linfe gub »ber guff beS Sebeng" genannt.

3 » Z e iträ u m e ^ c rtp & c n .

S ie etwa 700jährige ©efd;id)te beS Oftfeelanbeg (oon 1159 bis

3

m ©egenwart) gerfäflt in brei Seiträume. ' S e r erfte Seitraum reicht oon 1159 big 1562; b.

I).

oonber Slniunft ber Seutfd)eit big

3

UU

1

Sluf= hören ber DrbettSberrfdjaft in biefem Sanbe (ober big gunt 9lufhören ber Sclbftänbigfeit ber balti^en fProoinsen). Sn biefer Seit bilbeten bie brei ^Orooitigen Sio=, @ft= unb Äurlanb jufammen einen )elbftänbigen 23unbegftaat, welcher ben römifd)=beutfcben Äaifer unb ben fPapft

als

(27)

tyerrfctyaft tu IHolattb bort aucf) bie Selbftänbigieit btefeS Staate« auf ("1562).

©er ¿weite Beitraum reicht Bon 1562— 1710 (unb 1795). 3tt btefer Beit Beftubeu [ich bie genannten brei proßingen unter Berfttyiebetter «perrfctyaft, unb ¿war:

a) Stnlanb

1. unter polnifctyer Sperrfctyaft, non 1562 — 1625; 2. unter jctywebifttyer .perrfdwft, non 1625—1710; b) (gftianb

unter |d;webif<tyer .perrfctyaft, ooit 1561—1710; c) durtanb

unter po!ntfd;er Setynbobertyctyeit Bott 1562—1795.

©er britte Bettraum, neu 1710 £>iö ¿ur jetyigen Beit ©te bret ©ctywefterproBi^en (

8

tu=, @ft= unb Äurtanb), wehtye 1562 aubeitt= anbergertffen uutrbett, finben wir gegen (Snbe beb 18. Satyr!;, unter bem ruffifctyen Scepter wieber Bereinigt; Sin* unb ©ftlanb gelaugten 1710 (watyrenb beb norbtfctyen Äriegeb) unter bie ruffifctye perrfctyaft, Äurlanb ergab ftd; freiwillig 1795 ber Äaiferin Äattyarina II.

£)er er ft e Beitraum (B. 1159- 1562) ¿erfüllt in Bier p erio * ben

6

rite periobe, Bon ber Slnhmft ber ©eutfctyen in iHolaitb bis ¿ur Bereinigung beb Sctywertbrüberorbettb mit bem beutfctyen Drben, 1159 1237. Bweite periobe, Bott ber Bereinigung beb ©ctywertbrü= berorbettb mit bem beutfd;en ©rbett bib ¿ur (Erwerbung Gftlanbb, 1237 bis 1347 ¡Dritte Periobe, Bon ber (Erwerbung ©ftlanbö bib ¿unt Be= ginn ber {Regierung Plettenbergs 1347— 1494. B ie rte Periobe, Born Beginn ber ¡Regierung plettenbergS bib ¿um Üluftyoren ber £)rbenStyerr= fctyaft itt ben Öftfeelanben, 1494—1562.

(28)

( S t ü t v

3 < i t v a u m .

SManb alg fetfeftänbigcr @taat, 1159 — 1562.

(Erjle $)mobe,

1159

1237

.

©cutfdfe ©oloittftrung u«b Unterwerfung beß Sanbcß biß ju r 2kr= einiguttg beß ©cftrocribrübcrorbcnß m it bem bcutfdjen ¿>rben.

1. 2 i% cm d u c ttd>irficl>t fcer 1. ^Jeripfce.

©ie etfte f)ettcbe umfaßt bte Bett bei elften fftieberlaffungen uttb Äämife bei ©eutfd)en mit bat (ähtgeborneit. ©atait fdjliefd fid) bte Gerobetung uttb (Monifitung bee Sanbes burd) bett ®<$wertbrüberorben.

3

n Gftlanb mad)t ftd) bei @influ§ bei

5

)einen geltenb. 9Jiit bei @

1

= oberung beb Sanbeg f)cingt bte ©lünbuttg bei tüidftigften ©teibte unb bie Stiftung bei 23tStbümer gufamnten. Sdftefjitd) tieten bte Stttftauer bem meiteien ©erbringen bei ©eutfefen btnbevnb entgegen unb biedren bie sUiad)t Des ©dnoeitbriibeiorbenb. — ©adjbem mit fo bie wieftigften 23e- gebetti)eiten biefei Bett fu rj angebeutet baben, geben wir ¿ur näheren 33etiad;tung betfelbeit über.

2.

«t3ont>d$berfd)r mit 2Öt* bt);

cvfte

5ln fm tft bet

Xvittfchcn tit Stblanb.

9Jtit iRedf fat man bie Oftfee Mutig bu§ mittetiänbtfcbe Sfteei beb Reibens genannt, ©emt tute btefeä f iii bie (Sntwicfelung bei

6

üb= tu eit @uropa3 non ben ei (teilen Beiten bie ju t ©egenwart non &o£)et ©ebeutratg gewefen ift, fo fiat bie Oftfee uen jebci auf bie 23 tl-- btmg be§ europäifdfen 9torben§ ben entfdfiebenften (Sin flu ft auegeübt. ©ie gaf)(tetd)en 23ud)teit, 3nfeln unb bie fcfiffbaictt gilt] je bei genann= ten ©leere bilbeten baS oennittelnbe @lteb für bie ©etbieitung non ’ -x i>tmbel unb Sitten. 23ei weitem fpater alb ba§ inittellcinbtfd)e ©teer

ift fieiiid) bte Oftfee jn biefei kfiett 23ebeutung gelangt.

3n bei Oftfee netbient befonberb bie lueftlid) nom 3iigafd)en ©ieer= bufen gelegene

3

nfel ©otblanb, tned)e fd;on fiiib butd) iliie gtud)t= barfeit befannt tnat, genannt ju in eiben. — lu f biefei

3

ttfel befanb fid)

(29)

ber wichtige ©tapelplab SBtSbö, ber SJtittelpunft be© ganzen Dftfee*. banbete, ©otblanb mar e§, non wo auS beutfc(>e Schiffer im Sitben nnb Offen bnrd) bie

2

)üna unb 91ewa in baS Smtere ber unermejjtichen Sclaoengebiete einbrangen, um bafetbft wefteuropäifd)e ©ultitr

31

t »er= breiten. ®on ©otbianb au

8

führte eine .föanbetSftraite über bte 9iewa, ben Sabogafee unb äßolcfom gutn Simenfee. Unweit be

8

StmenfeeS liegt am äöotdwm bie in früherer Beit berühmte fbanbelSftabt (@rof) tttowgorob, bie non Saroslaw I. 1019 eine freie ©tabtoerfaffnng erhielt/^, unb bnrd) ausgebreiteten Raubet blühte.

3

m

12

. Sahrh- würbe 9iow= gorob fefr mäditig; eS wählte unb'nertrieb feine dürften itad; SSittfür. 33a§ ©ebiet biefe§ greiftaateg erftredte ftdj im fUorben bis gutn nörb= liehen ©iSmeer, im Dftett bi» gum ,

0

b. 3118 eine ber michtigften ^an= betsnieberlagen ber gpanfa batte Slowgorob bamatS gegen 400,000 ©in* wobner unb war ber 58erfammlunggpunft ber SSölfer itnb Sßaaren aller |>immel

8

gegenben. Son fJtowgorob au

8

oergweigten fid) tfieilS guäßaf* fer, tf»etl§ gu Sattbe bte fpanbelSftraften nach brei ¿Richtungen: bie oft* tiefte Strafte führte gur ©wina, bie weftlidie gur ©üna, bie füblicbe ben ©nieder abwärts gum fdtwargen SDieere nnb nad) ©riechentanb. — ,£jef= tig bagegen würbe 91omgorcb non ben Scfweben bebrängt, welche wie= berbott bie .panbelSflotten, bie nach ©otblanb fegelten, Angriffen. @

0

% lanb behauptete in Serbinbttng mit Dlowgorob bnrd) auSbanernbe Äämpfe feine Unabhängigfeit gegen ©chwebett, ergwang fich unter anbern ben gellfreien töefucf) febwebifefer 9)iarftpläüe. 53a§ ©briftenifntm hatte in ©otfianb ©ingang gefunben.

Üluffer mit tftomgorob war ©otblattb amt mit ben Stabten be§ nörbli^en ©eutfcblanb» in enge Serbtnbimg getreten unb bitrch feine günftige Sage bte ¿Bermittlerin gmifchen bem Sßeften unb Often gewor= ben. Sie gwifchen SBiSbt) unb Sübed' gefddoffene ©ittigung erhielt fid) lange in Äraft. 3Jtit Sübed betbeiligte fid) and; Srenten an ben ©ee= Unternehmungen nnb fo fam e

8

bemt bagtt, bafs etliche ¿Bremer Äaufleute an ©othlanb oorüberfduffenb

00

m ©türme in bie ©ünamünbttng getrie= ben würben, woburch fie im

3

- 1159 ba

8

noch hetbnifdte Sittlattb für

/ / .

£}eittfd)ianb entbeeften. 931 it ben ©ingebornen SiolanbS fingen fie al

8

= balb einen Saufchhanbel an. 9(ber fchon bei ber erften Sanbung waren Sdjwierigfeiten gu überwinben, weit bie ©ingebornen, welche bie 23re= mifdien Schiffer für Seeräuber hielten, benfetben mifttrauifch begegneten.

(30)

©ott einer Schaar StPett angegriffen, flüchteten btc ©entfchen auf ii>re (Schiffe, bodt) fam e§ nach einigen Eingriffen ju frieblichen Unterhanb» hingen nttb ben ©eutfdjen tmirbe ber .ganbei geftattet. Sn eilig aufge= fchiagenen Jütten legten bie ©reiner ihre SBaaren, bie ineift aus Älei= nigfeiten (Sdieffern, Spiegeln, fabeln u. brgl.) beftanben, ¿um ©aufchc auê, malfrenb bie ßioen ihnen S£

6

ierh»äute, .pottig unb oerfdjiebene fPro* bucte ihreê CattbeS entgegen trugen. So fegelten etliche Sabre ©remet unb and) Sübecfer in bie ©ütta ¿nr gortfelmng beS .panbelë' mit ben ©ingeborneit, bis cnblich bie ©rjcihlung oon bem neuen Sanbe unb oon bem noch ^eibenthum fdjmachtenbett ©olfe bie Slufmerffamieit ber ©reiner .Üttd)e auf Siolanb lenfte. ©er ©rgbifchof oon ©remen fdjicfte ^y-1186 einen bejahrten, glaubenSfeften süiönd; (beS JllofterS Segeberg aus ■Öolftein), ©amené -9)1 eilt harb, auf einem ©remer ©chiffe nach &it'lanb, um bie heibnifcfien ©emohner biefeS SanbeS ¿u belehren.

2.

Sffleinfyarb, crficr SSifcfyvf

£>ct* Stwcit, tum

118 6 —9 6 .

9Jlit einer anfehnlichen Sd)aar bentfcher Äaitfleute faut ÎOieinbarb im Frühling beê SaljreS 1186 narb ßiofanb, fuhr bie ©ütta Ijiuauf unb fanbete bei bem ©orfe ?)fe§cola, bem heutigen

1

t e r f ü ll (itfë füla heifjt im (Sftnifchen „ein ©orf"), meldje ©egeitb bie beutfdjeit Äaufleute bereits früher ¿u ihrer ©ieberlaffmtg gemäblt hatten. SDiit ber Spradje ber ßioen hutte fid) ©Wnharb mafrfcbeiitlid) bei ben heimgefehrten &auf= leuten einigermafjen oertraut gemacht ; jej

3

t manbte er fief) ait SBlabimir, ben öitrffeit oon fPolopf, melcbem ein ©heil beS ©imagebieteS ¿inspflid)= tig mar, um bie (ärfaubnifj ¿um ©efehrungemerfe ¿u erlangen. SBla= bitnir gab feine ©enehmigung unb entlief; tWeinljarb reid; befchenft.

Sn ber Umgegenb oon Uepfüll fnüpfte ©ieinfarb feine erften Utt= terhanblungen mit beit Sioen an, unb eê gelang ihm, einige mohlhabenbe nttb aitgefehene ©tämter beë ©orfeS für fid; ¿u gemimten, ©ie erften Sioen, melche oon ïdîeinharb bie ©aufe empfingen, h^Ben S Io n. ©ie^o, ihrem ©eifpiele folgten anbere. 9Jcit ifjülfe ber ©eubefehrten unb etrti= ger Seute, bie ©leinharb mitgebracht hfltte, begann le^terer ¿u UepfüH '/ ben ©an ber erften chriftiidiert ,firrbe in Çiolanb. ©inigeê ©îaterial unb etlid;e Söerfmeifter ¿um ©au, fomie ©litarbeiter atn ©cfehrungê= merfe fanbte ber ©r^bifchof .partmich II. oon ©remen. 3m barauf

(31)

fol-genben SSinter (1186) nermüfteten raubenbe ßittlmuer ba

8

Panb îmb führten eine SÜÎenge gefangener Sioen mit fief) fort. ©ietttbatb bemaff* nete rafefj feine %tl)änger in llerfüll, ftellte fid) in einem SBalbe auf, bitré weichen bie Sittbauer temmen mußten, überfiel biefe unnerbofft, nabm ibneit fftaub unb (befangene ab. ©iefe ffi^ne $l)at wirfte luef r als l'rebigt. ©iele liefen fid) in lle rfüll taufen, beSgleicben and) in 2)al=$olm, einer Sima infei (smiféen llerfüll unb ber Sünamünbung). lOieinbavb rerfprad) barauf ben Sioen, falls fie bem Spriftentbume treu blieben, auf feine Äcften ein fcfteê ©élof) 8u m ©d)uh gegen bie lieber» fälle ber räitberifd)en ©ad)barn bauen gu laffen. — Sie Siuen gingen biefen ©ertrag gern ein unb 'Hieinbatb lief; im grübling beS 3. 1187 // Maurer unb ©teinbauer au§ ©otblanb fommen, bie eine ©tu g in lle.r» füll auffübrten. Sie ©emgallen aber, benen bie binbenbe Äraft beS ÎDiërtelS nid)t beïannt mar unb benen gugleid) bie neue ©urg für bie Buiunft gefabrbrobenb erféien, tarnen mit ©éiptaueu herbei, um baS fefte @ebüube in bie Süna gu sieben, non mebfjer ©Ijorlmit fie ni^t eber liefen, bis erft etliche ber

3

f)rigeu getöbtet mürben. —

3

m Sabre 1188 baute ÏOieinbarb aité eine ätird)e in ,p c

1

m unb neben ber ,fird;e,

/ /

mie in llerfüll, eine ©urg.

6

be nod) ber ©au ber gmeiten Ätrdje (gu •peint) ocllenbct mar, rerlief; ber ©remer ©rgbiféof Spartmid) bem im ©e= fcbrungSmerf eifrigen 9)îeinbarb bett © ite l eines ©ifd)ofS (1188).

/ /

Surd) eine ©ttfle beS bamaligen fjlapfteS (Siemens III. , meld)er and) beit ©iféof 9)teinl)arb in feiner neuen SBürbe beftatigte, ijattc .partmicb auS= gemirft, baf) baS ©iStbnnt lle rfüll für bie ßufunft mit bem @rjbiStf)um ©remen nerbunben mürbe, bafter bettu aué bie nâéftfolgeuben ©ifcijöfe ßinlanbS als fo!d)e auftreten, bie bem ©rgbiféef su ©remen untergeorb» net finb.

Sfteinbarb patte einen (Siftercicnfermcné ©beebotidi ober S i e t » r i d (Speoborié mürbe fpäter ©ifcpcf non (Sftlanb) auS ©remen rnitge» bradt unb bemfelben bie ©reiben’fdie ©egenb gur ©efebrung angemiefen. ©beoborié betrieb fein ©efebruitgSmerf mit gutem ©rfolg in ©reiben, lieft fié in biefer ©egenb gang ttieber, ermarb unb befäte aué ein ©tuet Sanb. SUS nun im Sabre 1189 ein lange anl)altenber ©egen biegel»//^ ber ber Siuen überfémentmte unb rerbarb, baS gelb ©ijeoboridë

a^ev

oerféout blieb, ba ertlärte betrügerifdper ©Seife ein s})riefter ober SSgpr» fager biefer ©egenb ben StpecSorié für einen Baubercr. 3n golge bei»

(32)

feit entftanb alSbalb eine ©mpörung gegen ©beobcnd) uttb btefer füllte ben erzürnten ©ottern geopfert werben, ©ie Stoen befragten noch ibre ©otter, inbetn fie eine Sange unter bie ^eilige ©idie legten unb baS weifje fPferb, welches ben SöiUen ber ©ötter oerfiinben feilte, berbeifübr= ten. ©aS fPferb trat gu ©unftett ©hecboricbS mit bent linfen ober betn SebenSfufge über bie Sange. ©a behauptete ber SBabrfager, ber ©bri= ftengott fiige oiel'lcidü uttfidjtbar auf betn fPferbe unb lenfe baffelbe; er lieh ben iliücfett beS fPferbeS abtoifd)en uttb führte baffelbe abermals gu ber oerhcingnifioollcn Sange. ©aS fPferb trat aber toieber mit bent Se= benSfufse über bie Sange unb ©beobcnd) war gerettet, ©iefe tpanbluttg fc^affte bei -ben Sitten nettee SSertrauen gu ©beobcridi unb eS empftn= gen fetä gum erften 9)ial auch etliche grauen, bie befonberS feft an ihrem alten ©tauben hielte«, bie dfriftlidw ©anfe.

3

« ben angeieljem \ ften ber oon ©heoborich Dieitbefebrten gehörte ber Sioettbäuptling ©aupo fttad) einigen Berichten beifit e

8

, baff ©aupo erft oon bifdgof ütlbert bie , d)riftlid)e ©aufe erhalten h«öe) g« ©reiben, welcher oon fdjweren 3Bun= ben burd) ©heoboricf)S wunberwirf'enbe Äräuter geheilt, fid) taufen lief? unb ein gläubiger ©brift bis an fein SebenSenbe blieb.

Unterbeffen aber hatten bie Sioen an ber ©üna, ibr ©elübbe oer= geffenb, bent SReinbarb gegenüber fid) untren bewiefen, namentlich als ber bifebof oon ber Dberherrfdfaft beS ©rgbifdjofS oon bremen fpradf uttb bie ©ntridüimg beS Selmten oerlangte. ©ie ©ingebornen wufdten bie ©aufe, welche fie wohl für eine Slrt Sauberei hielten, in ber ©üna ab (1192). 3n ihrer ©rbitterung gingen bie Sioen oon Uerfüll nnb ©olrn foweit, ba§ fie bem bifdfof feine bürftige .nabe raubten nnb feine Seute miftbattbelten. ©eSl)a(b befchlofi fOieinbarb ttad) ©etttfdjlanb gu reifen, um Oon borther neue .pülfe mitgubringen. ©ie Sioen merften feine 3lbfid)t, unb aus gurd)t, -baff er mit oielen bewaffneten gurüdfebre, baten fie ihn feijeinbar bemüf£)ig, bei ihnen gu bleiben („ba fein .pirte feine ©djafe bem (Rachen ber SBölfe überlaffe") ttnb oerfprathen, ferner treu am ©briftenthum <SU halten. SJieittbarb gab ttad), begleitete bie abreifenben .ftaufleute bis gut: ©ünamünbung unb lehrte gunüdfft nach ,potm gttrüd. «Spier aber wttrbe er mit «poFtn unb ©pott empfangen. SllS nun ber 23ifd)of baoon übergeugt war, bafi baS gefammte Sioenoolf gegen ihn aufgebracht fei, gog er fid) in feine bürg Uerfitll guritef unb beabfid)tigte ttad) ©ftlanb gu entfliehen, oott wo aitS er mit ben bafelbft

(33)

überwinternben Äaufleutcn nact) Gotblanb ¿u entfommen i;offtc. ©ie Sioen, feine Ülbficbt tnerfenb, befdfloffen unter fid), beit Sifdwf auf ber dteife nacf) Gftlanb ¿u überfallen unb ¿u ermorben. Gin 93£amt aber aug Treiben, ütameng Slttno, batte 93citleib mit bent eiwwürbigen ©reife unb tbeilte ibm ben oerbred)erifd)en fjflan ber Sitten mit. einbare blieb ¿ufolge beffeit auf ber 23urg Uerfüll unb fdfidte feinen treuen 93iit= arbeitet ÜLbeobyricf) nach 9totu, um bent fPapfte ütacbricbt oon feiner gefährlichen Sage

31

t geben unb äjülfe nett ibm ¿u erbitten. ©heoberid) entging bxtrd) eine Sift ben SacbfteUtmgen ber Sitten, bie ibn ebenfo wie ben Sifdjof s33ieinliarb nicht aug bent Sanbe laffen wollten. ©heoborid) fetjte fid) (im fprieftergemanfce mit einem ©ebetbudte unb bem SSeih- waffer in ber gpanb) aufg fPferb, gab oor, baß er einen Äranfenbefud) ¿u nta= eben habe ttttb gelangte auf biefeSBeife über bie(Sdreuge. Gr begab fid) barauf (1193) ¿um fPaftfte G ole ftinllL, welcher „bie Grftlinggfird)e in Siolanb" ¿u

'

fduittcnt'crft'racb unb befahl baff bie Getauften itt Siolanb nicht aufgegeben, fottbern falls eg nötltig fei, mit Gewalt bem dtriftlicben Glauben erbaU texx werben füllten, ©er sJ)af>ft griff baher ¿u einem bamalg felfr gewöhnlichen unb wirifanten93tittel: er ftrebigte einen Ä reujjug itad; Siolanb unb oerfftrad) benett, bie ¿ur SBieberherftellung ber dirifilicben blirdtc itad) Siolanb hinübergingen, Übergebung aller Sünben. ©ie angefünbigte .pitlfe blieb aber bettnod) für Siolanb au

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. '31 le ber greife Sifdfof 33ieinbarb fid) bem ©obe itabe füi'lte, ließ er bie

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3lelteften ber Sioen oor fein Sterbebett fomrnen, ermahnte fie oäterlid), ber cf>riftltd;exx Äitdfe treu ¿u bleiben, wogu fid) biefe aud) bereit erflärten, unb ftarb im 3ahre 1196.

4 .

iiuetter

t o t £tbctt, t>oit

1 19 6 —99.

'3lls bie Diachricht oon bem ©obe 33ieinbarbs ttad) Sremen tarn, ernannte ber Grjbifdjof ©artwidi 1196 ben s3lbt (beb Giftercienferflofterb Soccutn bei gpannooer, Üiatnensj äöertitolb ¿um äöifdjof oon Siolanb. ©iefer 93iann übernahm ungern unb nur auf oieleg Sitten beb @rgbi= fchofg bie gefahrli^e ÜBürbe. Gr ging allein, wohl mit Golb aubge= ftattet, aber ohne bewaffnete (Begleitung nad) Siolanb, um ¿uerfl bie Stimmung ber Sioen fennen ¿u lernen. Sn llegtüll angelangt, oerfani* melte Sertholb bie 3lngefef)enften biefer Gegettb (theilg Gbrbften,'’ thetlf

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