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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie

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Alfred Tarantowicz

Einige Aspekte der deutschen

Flexionsmorphonologie

Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 2, 15-31

2000

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A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S F O L IA G E R M A N IC A 2, 2000

A lfred Tarantowicz

E IN IG E A SPEK T E D E R D E U T SC H E N F L E X IO N S M O R P H O N O L O G E E

D er vokalische A blaut, der durch die W irkung spezieller Lautgesetze entstanden, vom synchronischen Standpunkt aber ganz frei ist, erhielt sich in dem m orphonologischen System des D eutschen bis in die neueste Zeit als ein lebendiges M ittel der inneren Flexion. D ie beiden w ichtigsten Elem ente d er inneren Flexion der verbale A blaut, der das ganze System der starken V erben organisiert, und der gram m atische U m laut, d er als jüngere m orphonologische Erscheinung die führende Rolle übernim m t - haben eine parallele, aber struktural doch unterschiedliche A ufgabe zu erfüllen. W ährend der deutsche A blaut in der Zeit von L uther die O pposition Singular / P lural im Präteritum der starken V erben zum A usdruck brachte, z.B. ich w a rf j wir würfen, ich band / wir bunden, wird er gegenwärtig zur W iedergabe der O pposition in der K ategorie der Zeit benutzt. E ine ähnliche F unktionalisierung und Stratifizierung der m orphonologischen A ltern atio n fand auch im Slawischen (Polnischen) sta tt. Es gibt keine slawischen Sprachen, in denen die m orphonologischen A lternationen zur A ufbew ahrung der K asusoppositionen a u f K osten der O ppositionen des N um erus ausgenutzt w erden, wobei die gegensätzlichen O ppositionen in allen slawischen Sprachen Vorkommen.1

D as D eutsche besitzt:

1) den A blaut in der W ortbildung, z.B. bei der Bildung deverbaler Substantive wie trinken - Trunk, werfen - W u rf usw.,

2) den A blaut in der V erbkonjugation, der zur M arkierung von Zeitstufen genutzt bzw. m itgenutzt wird.

1 E. Stankiewicz, Opposition and H ierarchy in M orphophonem ic Alternations. In: To Rom an

Jakobson 3, T h e H ague, Paris 1967, S. 1905.

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D er in der K onjugation verwendete A blaut, kom m t in den zahlreichen V erbform en regelm äßig vor, in denen sich d er Vokal des Präsens von denjenigen des Präteritum s und des Partizips unterscheidet. D ie A b lau ter­ scheinungen sind som it a n die K lasse der V erben gebunden, die zur K ennzeichnung der Z eitstufen alternierende F o rm e n des W urzelvokals benutzen.

Begünstigt durch die Struktur der Verbalwurzel, ergibt sich im D eutschen die M öglichkeit, durch A blautalternation die Bedeutung des W urzelm orphems zu beeinflussen.

D er deutsche A b lau t erfüllt die gram m atische F u n k tio n d er T em pus­ bezeichnung und fungiert d an n bereits als Allomorph des P räteritalm orphem s /-te/ bzw. des Partizipm orphem s /ga- ... t/, das diskontinuierlich erschien.2 Die m orphologische K ategorie des Tem pus wird im D eutschen durch A b lau t in V erbindung m it anderen M orphem en auagedrückt, so d aß dabei mehrere Kom ponenten zusamenwirken können. D er alternierende Stammvokal, der für die Bezeichnung der Zeitstufe herangezogen wird, ist einerseits Teil des Stam m orphem s, andererseits A llom orph des Tem pus- bzw. M o d u sm o r­ phem s, das diskontinuierlich auftritt, und dessen andere K o m p o n en te die Personalendung oder das /go-/-Präfix ist. Dieses wiederholte diskontinuierliche A uftreten von M orphem en gleichen Inhalts fü h rt zu einer M orphem über­ lagerung, die z.B. für das Partizip /ga-fU ndan/ durch folgendes Schema veranschaulicht w erden k a n n .3

Vr --- nd-/Stamm (Vr = Vokalrealisation U --- nd-an/Partizip Perfekt-Moipheme /ga-f --- U nd-an

i i--- 1 i

D er vollständige Stamm eines Verbums wie finden ist /f - Vr — nd-/, wobei /V r/ für die in diesem Fall allein m öglichen Ersatzvokale Д, a, U , ε/ steht, deren reines V orhandensein phonologischen Status hat. D a ein Vokal in dem Stam m / f - V r - nd-/ nicht fehlen kann, m üssen die Form en /fin d -/, /fand-/, /fU nd-/, /fend-/ als A llom orphe des Stammorphems /f - Vr - nd-/ interpretiert werden, wobei die alternierenden Vokalphoneme jeweils A llomorphe tem poraler oder m odaler Flexionsm orphem e sind.

2 Vgl. D . Kastovsky, Wortbildung und Nullmorphem, „Linguistische Berichte“ (2) 1969, S. 10. -3 Vgl. E. S tan d o p , Strukturelle Überlagerungen im Englischen, „A n g lia“ (81) 1963, H . 1/2, S. 4 -2 2 , bes. S. 6.

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 17

Fassen w ir /V r/ als M orphem auf, so sind die in Betracht kom m enden vier phonem ischen V okalrealisationen A ltem anten, die ein abstraktes G ru n d ­ m orphem F + V r + N D als T räger der lexikalischen Bedeutung durch einen geregalten Vokalw echsel m odifizieren. D ie Ü berlagerung lä ß t sich hier folgenderm aßen veranschaulichen: /P / = P rät. - M orphem .

/I/ /Vr/ I z l Ш /U / /-t/ /-P/

F ü r eine richtige Auffassung der A blautalternation erweist sich eine andere M öglichkeit der m orphologischen Beschreibung als nützlich. S tatt m it einem abstrakten V erbstam m , der /V r/ = V okalrealisation enthält, zu operieren, betrachtet m an den Infmitivstamm als Basis und verwendet m an dabei statt des einfachen Vokals /U /, der /V r/ ausfüllt, ein Replacive-M orphem. D as Partizip P erfekt-M orphem w äre dann ebenfalls diskontinuierlich, näm lich /go ... U <— (I) ... a n /. E rw ähnt m öge hier noch w erden, d aß auch J. Czochralski eine ähnliche A uffassung v ertritt, wenn er diesen T erm inus „R eplacive-M or­ phem “ł in seiner morphonologischen Beschreibung der A spektbüdung benutzt. Es besteht noch eine D arstellungsm öglichkeit, die etw a folgenderm aßen beschrieben w erden k a n n .5

D er Vokal der hier besprochenen V erbklasse werde m it /V / sym bolisiert; /K / bedeute K o n so n an t. Es gilt /V / —» /a / in V erbalw urzeln der G estalt /K V K K /, w enn das Präteritum -M orphem folgt, z.B. /fand-/, /V / —» Д/, wenn Infinitiv- bzw. Präsens-M orphem e, also /findon/, /fin d -/ folgen und /V/ —>· /U /, wenn die M orphem e /Perfekt, P lusquam perfekt/, deren Al- lom orphe /go ... U ... on/ sind, folgen, z.B. /go-fUnd-on/.

T em pus- und M odusm orphem e sind A ktualisatoren, die regelm äßig gram m atische Bedeutungen ausdrücken und d u rch welche w ir, d a der Stam m vokal fu n k tio n iert, verschiedene S tam m allom orphe erh alten , die jeweils einer Tem pus- oder M odusstufe entsprechen.

4 D . K aslovsky, Wortbildung..., S. 13.

5 Vgl. G . B udruss, Neuiranische W ortsiudien, „ M ü n ch n e r Studien zur Sprachw issenschaft“ (32) 1974, S. 18 ff.

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A blaut- und U m lautalternationen sind keineswegs scharf voneinander gesondert und durchkreuzen sich zuweilen. Im verbalen System, wo sich d er A b lau t ausw irkt, tritt auch die U m lautalternation in m annigfaltigen F u n k tio n en auf. Die W urzeln der starken Verben enthalten neben der „lexikalischen Bedeutung“ + das Tem pus eine dritte Funktion - den Gegensatz Indikativ / K ojunktiv, K onjunktiv Präsens: K onjunktiv Präteritum -O pposition (Präsens / N ull - P räteritum / U m laut).6

D em m ach m üßten wir den F un k tio n en gemäß das P aradigm a sprechen wie folgt aufstellen: ich spreche - spräche — sprach - hätte gesprochen (er

spricht - spreche - spräche - sprach - habe gesprochen - hätte gesprochen).

D as som it nochm als reduzierte M orphem inventar sieht folgenderm aßen aus: ' /jprax-, jp rlx -/ - /JprEx-, Jprax-/, also (lexikalische B edeutung + Tem pus + M odus). /N ull, -э, -(э) st, -(э) t, -(a) n / sind redundante M orphe, außer in den Bildungen, wo sich als P ersonalpronom en sie (Sg. Fern.) und sie (gesam ter Plural) gegenüberstehen. F ü r das um lautlose V erbum schränkt sich das M orphem inventar nochm als ein, z.B. ich reite, würde reiten, ritt,

sei geritten, wäre geritten, also /ra lt-/ - /rlt-/ (lexikalische B ed eu tu n g +

T em pus). E rst m ehrere M rophem e m üssen zusam m entreten, um eine ganz­ heitliche F u n k tio n zu realisieren.

W ir haben hier m anche D arstellungsm öglichkeiten m it A nw endung der strukturalistischen M ethode bei der Beschreibung der A blautalternationen gezeigt, wo als Ausgangsbasis ein A llom orph eines bestim m ten M orphem s (Infinitivallom orph) funktioniert.

L. Bloomfield7 stieß auch bei der Beschreibung von A llom orphen a u f die T atsache, d aß sich die A lternanten eines M orphem s am einfachsten aus einer G rundform (von ihm „basic form “ genannt) m it Hilfe von Regeln ableiten lassen, die in einer deskriptiven O rdnung stehen. Bloomfield sah seinen m orphophonem ischen A nsatz als ein M ittel der D eskription an, das es erlaubte, die M orphem alternenten m it einem m inim alen A ufw and an allgem einen Regeln zu erzeugen. Bei F .G . L ounsbury“ finden sich w iederum zwei A rten d er m orphem ischen Beschreibung, die er die M ethode der ■ M orphem altem anten ( = H ocketts LA) und den m orphophonem ischen A nsatz ( = H ocketts IP) n annte, wobei er deutlich zwischen m orphophonem ischen Form en und Regeln unterscheidet. Im R ahm en der D eskription des Systems

6 Vgl. O. W erner, Vom Formalismus zum Strukturalism us in der historischen M orphologie, In: Vorschläge f ü r eine strukturelle G ram m atik des Deutschen, hrsg. von H . Steger, D a rm s ta d t 1970, S. 368 ff.

7 Vgl. B loom field, Language, N ew Y ork 1933, chap. 11.

8 Vgl. F . G . L o u n sb u ry , The M ethod o f Descriptive M orphology. In: M . Joos' Readings

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Einige Aspekle der deutschen Flexionsmorphonologie 19

der starken V erben im D eutschen versucht M . H alle9, als A usgangsbasis nicht den Infinitiv, sondern die F o rm des P räteritum s anzusetzen und alle Stam m alternanten stark er V erben allein durch Spezialregeln von dieser G rundform her vorauszubestim m en. E r operiert m it vier G rundklassen, die d urch die S tam m alternanten des P räteritum s bestim m t sind:

1) der Stam m vokal des Präteritum s ist /u / oder /u:/; 2) der Vokal des P räteritum s ist /о / oder /о:/; 3) der Vokal des P räteritum s ist /i/ oder /i:/; 4) der Vokal des P räteritum s ist /a / oder /а:/.

U m zu wissen, welchem M uster ein gegebenes V erb folgt, m uß m an den Stam m vokal kennen und in einigen Fällen wissen, welche Phonem e ihm vorangehen und oder ihm folgen.

K ritisch Stellung dazu nahm B. U lvestad, indem sie zeigte, d aß m an m it der A nnahm e anderer A usgangsform en als P räteritum einfacher auskom - m en kann. V on den vier V okalalternanten der starken V erben, die n o r­ malerweise verzeichnet w erden, zeigen die V okale des Infinitivstam m es die 'g rö ß te V erschiedenheit, die V okale des Präteritum stam m es die geringste. D a die alternierenden Vokale im Präsens und Präteritum niem als gleich sind, folgt d araus, d aß n u r sechs M öglichkeiten in Betracht kom m en. W enn m an dagegen das Präteritum zur A usgangsform erw ählt, d an n m uß m a n m it zw ölf A usw ahlm öglichkeiten rechnen. D ie Feststellung, daß m a n die V er­ bindung des Stam m vokals m it dem ihm folgenden Phonem en zur V oraus­ bestim m ung heranziehen kann, gilt für das Präsens ebenso wie fü r das P räteritum und verändert die verschiedenen G rade d er V orhersagbarkeit nicht. Ulvestad gibt sechs Modelle für die K om bination der Stam m alternanten, die jed o ch die Beschreibung der starken V erben im D eutschen speziell nicht vereinfachen.

D er A blaut bildet im D eutschen ein System m it gegenseitigen Bezie­ hungen, also ein System d er A blautalternationen, und ist durch die V okal­ alternationen ausreichend charakterisiert, so daß zur Identifizierung jeder betreffenden A blautklasse die A lternationen selbst als relevant zu bezeich­ nen sind. Es ist deshalb fraglich, ob die traditionelle Beschreibung und K lassifikation der A blauterscheinungen als Reihenfolge (7 A blautreihen) die richtige W iedergabe dieses Systems ist, ob sie diesem System gerecht wird. H ier sind die Beziehungen und Strukturverhältnisse a u f morphonolo- gischen Niveau zu berücksichtigen und die A blautphänom ene als A b lau tal­ ternationen zu betrachten und nach der Zahl der A ltem an ten zu klas­ sifizieren.

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Als K riterium für eine G ruppierung der A blautalternationen m öge die A nzahl ihrer A blautalternanten dienen. W ir erhalten som it drei K lassen oder G ruppen von A blautalternationen, die sich auch vom M aterial her begründen lassen. M a n kann diese A lternationen zusam m enfassend als (1) /V r - V 2 - V J , (2) /V x - V2 - V 2/, (3) /V , - V 2 - V3/ darstellen, wobei „B “ jeden beliebigen V okal repräsentieren soll.

A u f die hier gezeigte P roblem atik gehen n u r wenige A rb eiten ein. W ährend J. R . R o ss10 sogar zehn Typen des Vokalwechsels bei der deutschen V erbkonjugation unterscheidet, beschreibt W. U . W urzel11 den A b lau t im D eutschen m it Hilfe von n u r drei H ustern von ablautenden V erben, je nachdem , wieviel unterschiedliche V okale die drei V erbform en (lexikalischer Stam m /S t/, Präteritum /P rä t/ und Partizip Perfekt /P P /) aufweisen.

Bei der V eränderung des Stam m vokals unterscheidet m a n also folgende A lternationsm uster:

1 ) /S t Φ P rä t Φ P P / binden - band - gebunden, 2) /S t Φ P rä t = P P / schreiben - schrieb - geschrieben, 3) /S t = PP Φ P rä t/ schlagen - schlug - geschlagen.

In diesen F orm en können drei oder auch n u r zwei verschiedene V okalal­ tern an ten stehen, wobei, wenn es n u r zwei sind, d er V okal des Partizips entw eder m it dem des Stam m es (Infm itivstam m es) oder aber m it dem des Präteritum s übereinstim m t.

Starke und unregelm äßige V erben bilden also das P räteritum und das P artizip Perfekt durch den Wechsel des W urzelvokals, d.h. durch den A blaut, der die funktionsgerechte F o rm der T em pusunterscheidung enthält. D iese V erben zeigen noch zwei Typen von Vokalwechsel, U m laut und e/i-W echsel, die zur zusätzlichen C harakterisierung gewisser V erbform en dienen.

Wie bereits angedeutet w urde, führte die U ntersuchung d er A b lau talter­ nationen zu r V ereinfachung des A blautm odells und zur F eststellung der folgenden G ruppen, wenn m an von dem Infinitivstam m als Basis ausgeht u n d d an n das Präteritum bzw. Partizip Perfekt als weitere alternierende F o rm e n betrachtet. H ierbei ist zu berücksichtigen, d a ß der V okal je nach dem Stam m , den er bezeichnen soll, alterniert.

D as deutsche A blautm odell um faßt die A blautalternationen, die sich in ■die obenskizzierten G ruppen einorden lassen, und viele Altcrnantcnreihcn,

die innerhalb der G ruppen verzeichnet w erden können.

10 Vgl. J. R . R oss, D er Ablaut bei den deutschen starken Verben, „ S tu d ia G ra m m a tic a “ (6) 1967, Berlin, S. 47-118.

11 Vgl. W. U . W urzel, Studien zur deutschen Lau tstru ktu r, „S tu d ia G ra m m a tic a “ (8) 1970, Berlin, S. 69 ff.

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 21 D ie Differenzierung bei den deutschen V erbalm orphem en, deren a u f den A blaut zurückgehende Realisierungsalternanten a u f unterschiedlichen In fra­ ebenen fixiert sind, lassen folgende Beispiele erkennen:

<helf> /h d f / [hell] (d e n k ) /degk/ [der) к] ( b ie t) /b it/ [bit] (H EL F) <half> /half/ [half] (D E N K ) (BIET) <holf> /half/ [hall] ( d a c h ) /dax/ [dax] <bot> /b o t/ [bot] (sc h la f) /Jlaf/ [Jlaf] <grab> /g rap / [grap] <sing> /z lg / № ] (SC H LA F) (GRA B) (SIN G ) <sang> /zag / [zag] (schlief)

/Jlif/

№4

( g ru b ) /grup/ [grup] (su n g ) /zU g / [zUg]

In den gegebenen Beispielen w erden ferner spezifische A b la u taltern atio n ­ srelationen zwischen V okalen gezeigt, wobei als A b la u ta lte rn a n te n n u r bestim m te V okalphonem e zugelassen sind. D ie W urzelm orphem e der sta r­ ken V erben haben verschiedene alternierende S trukturen, die jeweils durch an d ersa rtig e g enaue R e g u la ritä te n und A b w an d lu n g sm u ster geschaffen w erden und som it die Erzeugung der richtigen A blautalternationen deter­ m inieren.

W ir fassen die Ergebnisse der U ntersuchung und der d a ra n geknüpften Folgerungen in eine schematische D arstellung zusam m en. Dies geschieht am besten in T abellenform . D eshalb geben w ir zunächst eine tabellarische Ü bersicht ü ber die A blautalternationen im D eutschen, indem wir hier nu r repräsentative Beispiele anführen.

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2 2

1. G ru p p e /S t/ = /P P /

T a b e l l e I

A b lau taltem alio n en

Л У - Л У - /V ,/ Zwei A ltem an tcn

a) /T a ta n / - / ’r it/ - gaT atan / Ia / - fi/ - /а /

b) / ’h a lts n / - / ’h ili/ - /ga’h altan / la l - fil - M

с) /Т ад эп / - / ’f lq / - /ga’faq an / la l - f i l - M

d ) / ’fa ra n / - /’fu r/ - /ga’fara n / la l - /u / - Ia/

e) / ’Ь акэп / - / 'b u k i - /ga’bak an / /а / - M - /а /

0 /’geban/ - / ’g a p / - /ga’geban/ /e/ - /а / - /а/

g) / ’essn/ - / ’a s / - /ga’gesan/ M - Ы - lal

h) /’кош эп / - / ’kam / - /ga’kom an/ /о/ - /а / - /э/

i) / ’Jto san / - / ’jlis/ - /ga’jto sa n / /о / - / i/ - /о /

j ) /T u fan / - / T if/ - /garufan/ /u / - /i/ - /u /

So wie die Tabelle ihn darbietet, scheint der Befund zunächst recht problem los zu sein. D ie erste G ruppe der A blautalternationen ist dadurch charakterisiert, daß der Infinitivstam m und das Partizip Perfekt gleiche V okale haben, das P räteritum dagegen einen abweichenden. Diese G ruppe ist a n A lternationen sehr reich, was nicht nu r m it der großen Verschiedenheit der V okale des Infinitivstam m es zusam m enhängt, sondern auch durch die unterschiedliche G espanntheit der sonst qualitativ gleichen Stam m vokale bedingt ist. In diesen F ällen k o n n te die kom m unikative Relevanz der M erkm alklasse „S pannung“ anhand der Beispiele nachgewiesen w erden.

T a b e l l e 2 II. G ru p p e /P / = /P P /

A b lau taltem atio n en

/ V , / - Л У - Л У Zwei A llem an ten

a) / ’jmeJ son/ - / ’[m ois/ - /ga’[molson/ /e/ - /о/ - /о/

b) / ’h e b an / - /’h o p / - /ga’hobon/ /e/ - /о / - /о /

c) /'flig sn / - /flo k / - /g a’ilogan/ /i/ - /о / - /о /

d ) / ’flisan/ - /T b s / - /ga’flasan/ /i/ - /о/ - /о/

e) / ’k llm a n / - / ’klam / - /ga’k b m a n / / I / - /о / - /о/

f ) /’[In d a n / - / ’[U n i/ - /ge’[U n d a n / / I / - / и / - / и /

g) /b a ’vegan/ - /b av o k / - /b a ’vogan/ / е / - /о / - /о /

h) / ’[v o ra n / - /’[v o r/ - /ga’[vo ran / /0 / - /о / - /о /

i ) /ar’lo e[an / - /е г’Ь [ / - / е г’Ь [э п/ /о е/ - /о/ - /о/

j ) / ’lygon/ - / ’lo k / - /go’logan/ /У/ - /о / - /о /

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 2 3

Wie die Ü bersicht zeigt, wird die zweite G ruppe der A blautalternationen durch das M erkm al - P rät. = Partizip Perfekt gekennzeichnet. Entscheidend sind hier sow ohl V okalqualität, Spannung als auch V okalm uster der A b ­ lautvokale, die aus dem Verbum selbst nicht unbedingt hervorgehen m üssen. H ier hilft d er R ückgriff a u f die Basisformen, denen um gelautete, einfache V okale und D iphthonge zugrundeliegen, aus denen die P räteritalform en abgeleitet werden.

D ie d ritte G ruppe wird a u f die Weise charakterisiert und abgegrenzt, d aß die S tam m alternanten m it den A lternanten des Präteritum s und des P artizips nicht identisch sind. K ennzeichnend für die ganze M orp h o p h - .onem ik des A blauts, ist, daß innerhalb der drei besprochenen G ruppen A lternierungen n u r bestim m tem Typs erlau b t sind, so d aß sich sogar einige generelle R egularitäten erkennen lassen. Alle V erben der G ru p p e III haben einen vorderen Stam m vokal und im Präteritum ein gespanntes bzw. ungespanntes a. F ü r das Partizip Perfekt ergeben sich folgende Vokale: /о /, /о/, einmal /e/ und vor d er V erbindung N asal + K o n so n an t ein unge­ spanntes /U /.

T a b e l l e 3 H I. G ru p p e / S l / * / P / # / P /

A b lau taltern atio n en

/V ,/ - / V J - /V ,/ D rei A ltem a n te n

a) /g a’b eran / - /ga’b a r / - /ga’boran / Μ - / а / - /о /

b) /Ь эТ еЬ п / - /b a’f a l/ - /Ьэ’Го1эп/ /e/ - / а / - /о /

с) / ’п е т э п / - / ’п а т / - /ga’nom an/ /e/ - / а / - /о/

d) / ’Ьгехэп/ - / ’b ra x / - /ga’broxan/ /ε / - / а / - /о/

e) / ’verfan/ - /’v a rf/ - /ga’vorfan/ /ε / - /a / - /э/

f) / ’b lta n / - / ’b a l/ - /ga’betan/ ß 1 - N - /e/

g) /’z ln a n / - / ’z a n / - /g a’zonan/ I / - Μ - h l

h) /T In d an / - /’fa n t/ - /ga’fU n d a n / ß l - / a / - /U /

D ie zwiete G ruppe der A blautalternationen besteht aus zwei verschiedenen T ypen von starken V erben. In (a) bis (j) wird ein vorderer Stam m vokal im Präteritum und Partizip Perfekt offenbar in gespanntes /о / bzw. ungespanntes /о/ verw andelt. Die einzige A usnahm e bildet hier das V erb u n ter (f), das im Präteritum und im Partizip II vor N asal plus K onsonanz ein /U / aufweist. In d er ersten G ruppe hingegen lassen sich nach Ausweis des M aterials folgende R egularitäten feststellen: Wie aus d er Tabelle 1 ersichtlich wird, findet m an hier die V erben, die sich in den Prinzipien ihrer P räteritalbildung unterscheiden. Des G rundsätzliche der Präteritalbindung k a n n in K ürze a u f diese Weise dargestellt werden. Es besteht in der Regel aus zwei A blauttypen:

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1) „hinterer Vokal - i“, 2) „hinterer Vokal - u“.

D ie hier erm ittelten D aten geben jedoch in anderer H insicht einen möglicherweise interessanten A ufschluß. D ie auffälligste und gleichzeitig charakteristischste Eigenheit des A blautsystem s ist die ungewöhnliche V a­ riationsbreite in der Q ualität und vor allem in der Spannung der alternierenden Vokale.

Im H inblick a u f die phonem ische Relevanz der S pannung d er Vokale, die im engen Z usam m enhang m it den folgenden K onsonanten steht, läßt sich die entsprechende Regel wie folgt angeben: „W enn d er folgende K o n so n a n t stimmlos ist, ist der Vokal ungespannt, und wenn der folgende K o n so n a n t stim m haft ist, ist der Vokal gespannt“ .12 N ach dem O bigen ist auch leicht zu verstehen, w arum sich die Spannung bei den drei G ruppen d er V erben so verschieden gestaltet.

Einen etwas anders gearteten, aber nicht weniger instruktiven F all von A b lau t zeigen die M odal - und R ückum lautsverben, die deshalb eine •spezielle Behandlung erfordern. Es ist in diesem R ahm en nicht nötig, das W ortm aterial einer erschöpfenden A nalyse zu unterziehen. W ir m öchten daher lediglich einige wenige P unkte herausgreifen, die von allgemeinerem Interesse sind. D ie M odalverben, die einen vorderen Basisvokal haben, bilden ihr P räteritum m it Hilfe von folgenden Vokalen: /U / (dürfen, müssen) und /о/ (können, mögen). Diese Feststellung bezieht sich nicht a u f die Verben sollen und wollen, da diese V erben keinen vorderen V okal im Infm itivstam m aufweisen. D aß hierbei der S pannung der K o n so n an ten auch eine Rolle zukom m t, wird im Präsens der M odalverben deutlich. Vor stimmlosen K onsonanten tritt im Präsens ein /U / au f (muß), vor ungespannten ein /a/ (darf, dann) so daß wir es hier m it einer refundanten A lternation als zusätzlichem M ittel der Differenzierung zwischen Singular und Plural zu tu n haben.

D ie V erben brennen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden liefern ebenfalls einen brauchbaren Schlüssel zu r In terpretation der A b lau talter­ nationen. Diese Beobachtung läß t sich am M aterial m achen. D as Vergleichs­ m aterial zeigt ein einheitliches Bild bei diesen Verben. D ie A lternationen lassen sich ziemlich einfach formulieren, d a hier aus dem vorderen Basisvokal die Präterital - und PP - Form en m it dem V okalphonem /a / hervorkam en und alternieren, also / ’nenan - ’nanta - ga’nant/.

Bei der A nalyse der A blautalternationen stoßen wir a u f das Problem ■der morphemischen In terpretation des A b lau ts.13 D ie synchronische Be­

12 Vgl. W . U. W urzel, Studien..., S. 75-76.

13 Vgl. F . Kiefer, Die morphologische Komponente. In: Morphologie und generative Grammatik, hrsg. von F . Kiefer, F ra n k fu rt a.M . 1975, S. X II; vgl. auch D . K aslovsky, W ortbildung..., S. 10 ff.; ders., Generative M orphologie 1, „L eh rg ang Sprache“ 1974, Tübingen, S. 578.

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 2 5

trachtung fü h rt im D eutschen zur D arstellung d er A blautalternationen als „internal vowel change“ bzw. Vokalwechsel, der sich innerhalb des W urzel­ m orphem s („sem antisch bedingte A llom orphie“) abspielt. D ie E rörterung der A blautverhältnisse m uß also die F rage berücksichtigen, ob es sich bei den internen, d.h. durch V okalalternation charakterisierten Bildungen um einem phonologischen Prozeß oder einem rein m orphologisch-syntaktischen Prozeß handelt. W ir haben an dem Beispiel der ablautfähigen starken Verben, die sich in drei G ruppen zusam m enfassen ließen, gezeigt, wie die V okalalternationen im A blautsystem der deutschen Sprache funktionieren. Schließlich sei der Vollständigkeit halber noch angeführt, daß d er A b lau t von verschiedenen G esichtspunkten zu beobachten ist:

1) als lebendige paradigm atische A lternation innerhalb d er deutschen Sprache;

2) als intersprachliche A lternation (A blaut in den slawischen Sprachen); 3) als eine m orphologische T atsache, d.h. ein vom m orphologischen F a k to r regierter Wechsel.

W ir wollen unsere A ufm erksam keit a u f den letzten G esichtspunkt lenken. D er A b lau t genannte Vokalwechsel beim starken V erbum , der zu r K la s­ seneinteilung verwendet wurde, entzieht sich heute auch einer klaren Bindung a n prosodische Züge.

D ie synchronische Beschreibung dieses Phänom ens zeigt aber beachtens­ werte Fortschritte. Im V orgriff au f die A nalyse des Vokalwechsels lassen sich A blautalternationen als morphcmisch m otivierte Altemationserscheinungen im verbalen K o n tex t erkennen. In der generativen G ram m atik w erden die M orphem Varianten der A blautklassen synchronisch durch m orphonologische Regeln ausgedrückt und beschrieben.

Bei m orphologisch bedingten A blautalternationen ist m an d a ra u f angewie­ sen, bestim m te M orphem e oder K lassen von M orphem en zu nennen. Es ist sehr häufig d er Fall, d aß in phonologischen Systemen nicht n ur rein phonolo- gische Erscheinungen w irken, sondern daß auch m orphologische F ak to ren in der L a u tstru k tu r einer Sprache und besonders in den phonologischen Regeln eine wichtige Rolle spielen. Diese Tatsache wird im Strukturalism us weitgehend berücksichtigt, allerdings meist nur dort, wo sich bestimmte Lautveränderungen ohne Einbeziehung m orphologischer C harakteristika einer system atischer Be­ handlung ü berhaupt entziehen w ürden. Dieses Vorgehen ist vo r allem bei der E rk läru n g des A blauts sowie des U m lauts im D eutschen gerechtfertigt.

W. U. W urzel14 unterscheidet im Sprachsystem zwei A rten von A lter­ nationsregeln:

14 Vgl. W. U . W urzel, Z u r Stellung der M orphologie im Sprachsystem , „L inguistische S tudien“ (35) 1977, S. 151.

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1. A lternationsregeln, die im Sprachsystem eindeutig m orphologischen C h a rak ter haben und som it m orphologische K ategorien kennzeichnen.

2. A lternationsregeln, für deren A nw endung der phonologische K ontext allein entscheidend ist.

D ie A blautregel im D eutschen betrachten wir als m orphologische R e­ gel. M orphologische A lternationsregeln können phonologische V eränderun­ gen beinhalten. D ie als A blaut bezeichnete phonologische V eränderung ist heute rein rein m orphologisch bedingt. D as gleiche gilt weitgehend auch für den U m laut, der im N euhochdeutschen an m orphologische K ategorien gebunden ist und keinerlei phonologische M otivation m ehr hat. D ie m eis­ ten Fälle von A lternation werden durch rein m orphologische oder morph- onologische Regeln generiert und funktionieren nicht m eh r rein phonolo- gisch, sie erfassen ganze m orphologische K lassen und sind in das System der K ategorienkennzeichnung integriert und in m orphologischer H insicht system atisiert.

Bei Ch. H o c k e tt15 und M . Bierwisch16 findet sich eine Ü bersicht ü ber die schon lange w ährende D iskussion um die m orphem ische In terp retatio n der A blautalternationen m it unterschiedlichen A uffassungen. Diese kurze Ü bersicht erlaubt uns zu begreifen, a u f welche Weise das Problem erö rtert wurde.

B. Bloch17 z.B. behauptet, d aß ein M orphem eine Sequenz von 0 bis

n Phonem en sei und fü h rt deshalb eine größere A nzahl von M orphem al­ tern an ten ein, die bestim m ten M o rphem en zugeordnet w erden m üssen. N ach ihm h ätte denn das M orphem /n e :m / aus / n e : m e/ eine A lternante /n a :m /, das M orphem /te / aus /z a :g te / eine A lternante 0. Diese M o r­ phem alternante u n d /n a :m / können dann zu der Sequenz / n a :m / gruppiert werden.

Z.S. H a rris10 nim m t einen T yp von M orphem alternanten an, der im Phonem wechsel besteht. D as M orphem /te / weist eine A lternante /e:/ — /а:/ auf, die zusam m en m it /n e :m / die K ette / n a :m / ergibt.

Ch. H o c k e tt19 b etrachtet eine F orm wie / n a :m / als eine kom plexe Einheit, die aus einem M orphem und einem besonderen P ortm anteau- M o rp h besteht, deren V erhältnis a u f d er Phonem ebene n ich t definiert w erden kann.

15 Vgl. Ch. F . H o ck ett, Two M odels o f G ram matical Description. In: M . Joos' Readings in Linguistics, S. 386-399.

,û Vgl. M . Bierwisch, Über den theoretischen S ta tu s des M orphem s, „S tu d ia G ra m m a tic a “ (1) 1961, Berlin, S. 51-89, bes. S. 51 und 80.

11 Vgl. B. Bloch, English Verb Inflection. In: M . Joos' Readings in Linguistics, S. 243-254. 18 Vgl. H arris, M ethods in Structural Linguistics, C hicago 1951, S. 167 ff.

19 Vgl. C h .F . H o c k e tt, Problem s o f M orphem ic Analysis, ln : M . J o o s' Readings in

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 2 7

F ü r die G lossem atiker ergibt sich aus der E inteilung der M orphem ebene in Inhalts- und A usdrucksplan, die asym metrisch sind, die M öglichkeit, /za : gte/ und /n a : m / völlig einheitlich zu analysieren. D ie entsprechenden lnventare, die dafür erforderlich werden, verzeichnen, welche Zeichenausdrücke zu welchen Inhalten in R elation stehen.

Dieses kom plizierte Problem w ürde nach M . Bierwisch20 zu einer ganz anderen Lösung führen: /na : m / k an n in einem solchen Beschreibungsmodell nu r als ein A nfangselem ent eufgefaßt w erden, w ährend für /za : gte/ zwei Elem ente vorgesehen w erden müssen: /za : g/ und /te/.

A us Obligem geht nun eines deutlich hervor. Diese m it dem Status des M orphem s verbundenen Erw ägungen gehören auch zu der In terpretation der M orphem Varianten der A blautklassen. Wie die A nalyse gezeigt hat, liefern die A blautalternationen einen klaren Hinweis a u f den m orphologischen C h a rak ter des Wechsels. A blautalternationen sind E rscheinungen, die u n ter D om inanz von m orphologischen, nicht von phonologischen F a k to re n stehen und ausschließlich morphologisch geregelt sind. D aher sind A blautalternationen und vor allem A blautaltem anten als R esultat d er K onditionierung anzusehen und w aren m orphologisch an den gram m atischen K o n tex t gebunden. So lassen sich hier m orphologisch bedingte Regeln m it dem F a k tu m d er m orphonologischen A lternation im heutigen D eutsch verbinden.

D as gleiche gilt auch fü r die V o k alaltern atio n im Polnischen, die m orphologisch relevant und durch m orphologische F a k to re n gebunden und bedingt sind.

O ffenbar sind die deutschen A blautalternationen nicht au f eine Stufe zu stellen m it den V okalalternationen im Polnischen, denen wegen be­ stim m ter K orrespondenzen zu dem A blautsystem „A b lau tch arak ter“ zu- e rk a n n t w erden k ö nnte. D ie deutschen ablautfähigen V okale w echseln in einer regelm äßigen W eise und w erden in die A b lau tfo rm gebracht, wobei die angenom m ene Basis dieser A lternationen A blautbasis genannt wird. Die bisher angeführten A blautalternationen beweisen, daß es sich hier um V eränderungen des P honem bestandes der M o rp h em e h an d elt, die proportional sind, z.B. singen - sangen wie klingen - klangen. D ie V okalalternationen dient hier dem A usdruck dessen, was gewöhnlich durch die A n fü g u n g eines gram m atischen M orp h em s /-te/ an das v eränderte

{bringen — brachte) oder unveränderte {setzen — setzte) G rundm orphem

signalisiert wird. In singen - sangen k ö n n te m a n die Phonem folge /z ... V r ... η - on j der gemeinsamen Bedeutung zuorden; in dieser und ähnlicher U m gebung w äre d an n /I/ das M orphem für G egenw art und /a / für V ergangenheit, also Infixm orphem e innerhalb unterbrochener dis­ kontinuierlicher M orphem e, die eine m orphologische F u n k tio n erfüllen.

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Es ergeben sich som it m ehrere Serien von A blautalternanten, die norm aler­ weise im A blautverhältnis zueinander stehen und den Gegensatz gram m ati­ scher F un k tio n en oder K ategorien ausdrücken. So ist der deutsche A b lau t durch partikulare Serien von V okalalternationen gekennzeichnet und basiert a u f bestim m ten R eihen, also K lassen von Phonem en, die innerhalb eines M orphem s oder einer K lasse von M orphem en einander substituieren. Es ist schwierig, ü ber die A ltem ationen ohne Bezug a u f das M orphem zu spre­ chen. F ü r den A b lau t gilt ähnlich wie für den U m laut der M orphem status in F o rm des sogenannten „einsetzbaren“ (replacive) M orphem s.21

K o n fro n tieren w ir je tz t die deutschen A b lau taltern atio n en m it den .V okalalternationen /e/ - /о/, /а/ - /e/ und /о/ - /а/ im Polnischen, die zum A b lau t gerechnet w erden beziehungsweise gerechnet werden können, so gelangen w ir zu d er F eststellung, d aß diese A ltern atio n en u n ter dem G esichtspunkt der polnischen m orphologischen S tru k tu r verstanden und gew ertet w erden m üssen. Es ist klar, daß die genannten A lternationen im Polnischen m anche V oraussetzungen m it den deutschen A blautalternationen teilen, aber gegenüber diesen auch viele U nterschiede aufweisen und som it einen anderen Sachverhalt bezeichnen können. Als U rsache für die weit­ gehenden U nterschiede lassen sich folgende G ründe erkennen. D as polnische Phonem system , wie es oben dargestellt ist, enthält an sich keine A ntw ort, w ann u n d wo w ir es m it A blaut u n d wann und wo m it norm alen V okalal­ ternationen zu tu n haben.

M a n k an n nicht alles A blaut nennen und k an n nicht sagen, d aß alle polnischen V okale A blautbeziehungen eingehen können. U n te r A b la u t versteht m a n im Slawischen einen Vokalwechsel, der von einer gezielten Bedeutungsdifferenzierung oder, im R ahm en der M orphologie, einer kategori­ schen D ifferen zieru n g gesteuert w ird. V erschiedene V o k a la lte rn a tio n e n treten in d er D eklination als unproduktive V eränderungen auf, w ährend sie innerhalb der V erbalflexion von großer B edeutung sind, z.B. /e/ - /a /, /e/ - /о/ - A lternation im Polnischen. Die A lternation /е/ - /э / h a t in den südslaw ischen S prachen den A b lau tw ert behalten, im Russischen und .Polnischen dagegen wird sie zu den positioneil bedingten A lternationen gazählt. D asselbe gilt für die A ltern atio n /e/ - /a /, die ebenfalls im Verbsystem des Polnischen ganz gut verankert zu sein scheint.

H insichtlich der Funktionen, die diesen A lternationen zugewiesen sind, ergibt sich fü r das D eutsche und Polnische ein unterschiedliches Bild. D azu sei angem erkt, d aß die polnischen A ltem ationen besonders häufig kombiniert, d.h. in V erbindung m it dem K onsonantenw echsel auftreten.

A ls A blautalternation, deren F u n k tio n au f der K opplung der A lternation an die m orphologische A spektkategorie beruht, wird im Polnischen die

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 2 9

A lternation /а / - /э/ bezeichnet, ln der von J. C zochralski, ausführlich behandelten M orphologie der A spektbildung w erden die Listen zusam m en­ gestellt, in denen der V erfasser verschiedene Typen von A ltern atio n en zwischen perfektiven und im perfektiven Verben, die im Polnischen produktiv sind, auffiihrt.

D er deutsche A blaut ist heute nicht m ehr produktiv als T räger gram ­ matischer Unterschiede, sowohl in der Derivation als auch in der Form bildung, wo er m it d er Tem pusunterscheidung belastet wird.

D ie erw ähnten Unterschiede zwischen den deutschen und polnischen A blautalternationen sollen eine Vorstellung von der V ariationsbreite dieser Erscheinungen in den konfrontierten Sprachen vermitteln.

D er G ebrauch der V okalalternationen im D eutschen und Polnischen k an n als Spiegelbild sprachlicher K om plexität b etrach tet w erden. D as System der vokalischen A lternationen ist in beiden Sprachen n ach den Bedürfnissen eines Sprachsystems ausgebaut und spezialisiert worden.

D ie U m lautalternation findet im D eutschen Verwendung als ein Zeichen •für den U nterschied zwischen Indikativ P rä te riti / Konjunktiv II. D ie A lternationserscheinungen im Indikativ und K onjunktiv Präteriti haben bestimmte Funktionen. D er U m laut dient hier zur Wiedergabe des Gegensatzes Indikativ : K onjunktiv, d.h. zur M odusdifferenzierung. Bei der Bildung des K onjunktivs II lauten die m eisten starken V erben und M odalverben bzw. unregelm äßigen V erben den P räteritalvokal um und nehm en das K o n ju n k ­ tivelement /-e/ an; vgl.

(F IN D ) (LIEG ) ( fa n d ) t ( fa n d ) 1 I /fan t/ 1 /fend / I 1 [fant] 1 [fend] (B R IN G ) (b ra c h ) I (b ra c h ) 1 /brax/ I /brex/ t I [brax] I [brec] <lag> <läg> /la k / j 1 /leg/ [lak] j [leg] (WISS) ( w u ß ) I (w ü ß ) ! 1 /vU s/ [ I /vY s/ I [vUs] 1 [vYs]

E ine A lternationsliste wird wegen der sehr großen A nzahl von Belegen (106 Fälle) nicht au f gestellt.

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In der T abelle 5 geben w ir eine Ü bersicht ü ber die b eobachteten A lternationen, die die O pposition zwischen Indikativ und K o n ju n k tiv II signalisieren. T a b e l l e 4 IV . G ru p p e A ltem an ten /V ,/ - /V 2/ A ltem alio n en In d ik ativ /K o n ju n ktiv 11 1) M - Ist /’b u k / - / ’Ьукэ/ 2) /a / - /a/ / b a r s t / - / ’bersto/ 3) lo i - /в / /’b o l/ - /’b o ta/ 4) / a / - l i i /Ъ а1 / - /Ъг§1э/ 5) /a / - /ε/ / ’d ra g / - / ’d rag a/ 6) /о / - /0 / /’П ок/ - / ’flega/ 7) / а / - Ш / ’g a p / - /'g ęb a/ 8) /a / - /a/ / ’g a lt/ - /’gallo/ 9) /u / - /у/ / ’g ru p / - / 'gryba/ 10) /о / - /в / /Ъ о р / - /Ъ оЬ э/ П ) М - l i i / ’к а т / - / ’kçm a/ 12) /и / - /у / / l u i / - /Чу*>/ 13) / а / - / i / / ’п а т / - / ’nçm a/ 14) /о/ - /ое/ / ’гэх/ - / ’гоехэ/ 15) /з/ - /о е/ /’zof/ - / ’zoefa/ 16) /и / - /у/ /Ч гик/ - / ’tryga/ 17) / а / - /?/ / ’t r a t / - / ’trçlo/ 18) /и / - /у/ / ’vuks/ - /’vyksa/ 19) /О/ - /0 / / ’so k / - / ’S0ga/

D ie Tabelle kann nicht n u r als eine repräsentative Auswahl von U m lau t­ alternationen, sondern sogar als eine erschöpfende D arstellung d er möglichen A lternationen dieser A rt betrachtet werden. D ie Verhältnisse in der K o n ­ jugation d er starken V erben sind aus den angeführten Belegen eindeutig zu erschließen. D ie deutschen M orphem e m it hinteren gerundeten V okalen in der K ernsilbe der präteritalen Indikativform en w erden durch entsprechende M orphem e ersetzt, die d an k der Um lautoperation im K onjunktiv des P rä ­ teritum s vordere gerundete Vokale aufweisen.

D er U m laut alterniert hier mit Formen ohne Umlaut, und die V okalal­ ternationen fungieren als linguistisch relevante Erscheinungen.

Im Präteritum Indikativ und K onjunktiv wechseln die Vokale wie folgt untereinander: /а / - /e/, / а / - /s/, /о/ - /oe/, /о / - /0/, /U / - /Y /, /u / - /y/, doch die folgenden zw ölf Stäm m e haben im K onjunktiv II /0/, / oe/ oder /Y / und gelten als A usnahm en:

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Einige Aspekte der deutschen Flexionsmorphonologie 31

ojö: и

barst — börste oder bärste befahl - beföhle

galt — gölte oder gälte schalt - schölte oder schälte stahl - stöhle starb — stürbe warb — würbe barg — bürge verdarb — verdürbe h a lf - hülfe

wurde (ward) — würde w a r f - würfe.

D ie hier vorliegenden A lternationen sind als synchrone Reflexe des historischen G eschehens zu betrachten, wobei der um gelautete V okal hier als Phonem und nicht als w ortgebundene fakultative V eriante au ftritt und historisch begründet ist.

Zusam m enfassend läßt sich feststellen, daß die deutschen A lternationen als E xponenten der Tem pus-M odusm arkierung fungieren.

N IE K T Ó R E A S PEK T Y M O R F O L O G II F L E K S Y JN E J JĘ Z Y K A N IE M IE C K IE G O A rty k u ł niniejszy je s t pośw ięcony znaczeniu altem acji form otw órczej i jej niektórym asp ek to m we współczesnej m orfologii fleksyjnej języ k a niem ieckiego. A llem acje form otw órcze, czyli stosunki w ym iany zachodzące w obrębie m orfologii fleksyjnej w języku niem ieckim , zwłaszcza ty p u a b la u lu (apofonia) o raz altem acje ty p u u m la u tu (altem acje przegłosow e), od g ryw ają b a rd z o w a ż n ą rolę. W wielu w yp ad k ach są on e sam odzielnym i w sk aźn ik am i opozycji m orfologicznych lu b - n aw et pozbaw ione sam odzielnej funkcji m orfologicznej - to ­ warzyszą w niek tó ry h k o n tek stach m o rfem om fleksyjnym.

N astęp n e w ażne aspekty tych altem acji w m orfologii niemieckiej doty czą zakresu i sto p n ia ich p ro d u ktyw ności. Są one integ raln ą częścią m orfologii, zatem służą w m niejszym lub większym stopniu sygnalizow aniu kategorii i opozycji gram atycznych w kooperacji z innym i środkam i i sygnałam i językow ym i, tw orząc w ażny d o d atk o w y elem ent ułatw iający kom u n ik ację językow ą.

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