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Deutschland nach Osten! 1 Land und Leute de Balkanhalbinsel

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Academic year: 2021

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I.

man b un b lente ber

25

alftau

0

aílnufel

pon

Paul Defyn.

3 u 1? a 1 1 :

£anb unb £eute. — D as ITationatitätenmofaift. — Die Bulgaren. — DieSerben. — Die ©riechen. — Die Jitbanefen. — Die iürften. — Die Curopaifirung. —

3 u r £age im Herbft 1885. — künftige ©eftathmgen.

ł

-ÉWwéeu mb

1886

.

Cf). 5 r a n 3 ' i cí; e U e r l a g s f j a u b l u n g.

(4)
(5)

8

a Horben Hufjlanbs um (SrofpFTomgorob, non (Dften unb Süben hart bebrängt, in beut TDaräger Hurik non ben beutfd?en Ufern ber TTorbfeb einen eblen unb kühnen Süfyrer f)erbeiriefen urtb unter feinem (Dberbefel?! bie anbräugenben Seinbe 3urückfd?lugeu. Unb fo feft faßte ber fremblänbifd)e Stierer fein neues t)olk ^ufammen, baß ber (Srunb gelegt mürbe 311 einem mächtigen unb bauernbert Staatsmefen, ,311m ruffifcben Heid), mo ein falbes 3af?rtaufenb f?in= burd? bie llacbkommen Hurik's, jenes germanifdxm Surften, kräftig unb erfolgreid? f?errfd)ten.

TDas ber •l'üaräger ben ITorbftanen gemorben, r>erfprid)t ber Battenberger jeijt ben Sübflaoen, ben Bulgaren, 311 merben, nacfybem bereits ein anberer Sürft beutfcfyen Geblütes, ein JI>of?en3otier, bie Humanen kraftbemufjt nad) aujjen unb ftetig 3ufammeni;altenb nad? innen entporgel)oben f>at. Ulöge and? bem tüd)tigeu Serben» oolke ein mürbiger Honig erftel)en!

B is 311 ben Siegestagen non Stirnen nom ITonember 18S5

muffte bie europäifdje lüelt menig ober uid?ts non ber micfytigften unb einf?eitticF)ften llation ber Balkanfyalbinfel. Saft unbekannt maren bie Hriegstfyaten ber alten Bulgaren gegen Hüffen unb Bpjantiner, nergeffen iFire l?errfd?enbe HIadHftellung auf ber Balkan» fmtbinfel unter Honig Hrum, bem tatkräftigen 3eitgenoffen Harls bes (Sroffen. 3nt <ßebäd)>tni% ber (Segenmart mar kein Haurn bafür geblieben, es lebte nur bie unterbrückte, verkommene türkifdje Hajaf? bulgarifdier Hbftammiutg.

tüie bie Humanen unter bem Honig Harl, fo fyaben bie Bul» garen unter bem Surften Hleranber fid? miebergefunben mit ifyrer Dotkskraft, fid? mi-eber füllen gelernt unb finb nun im Begriff, fid? 311 fammeln, 311 ftärken, 311 konftituiren. 3m (Dccibent bebeutet

(6)

fcbeiut ben Bulgaren bei rechte nimm erftanben 311 fein, ber ftarfie Cräger non (Defei3 unb Hccfyt inmitten ber inneren Partei« kämpfe, bewährt felbft in ben ftürmifcben (Tagen nach ber (Einigungstbat non Pbilippopel, ber tapfere unb glücklidje ti>eer= füfjrer im imege, ber kluge unb maffpolle 5taat5inaun in ben biplomatifcben t)erf)anbtungen unb Reibungen, mit biefen <£igen= fcfjaften für (Europa ¿ugleicb bie (Bewähr frieblid)er unb erfpriefp lieber (Entwickelung ber Balkangegcnbcn. Unter biefent Surften wirb ficberlieb aus Bulgarien werben, was aus Rumänien fo überrafd)enb fcfmeil geworben ift: ein in (Befetjgebung unb Der« wattung arbeitenber Staat mit einer probuktionskräftigen unb konfumtionsfäfugcn Bepölkerung, norausgefetjt, baff ruffifdfpöfter« reid?ifd?=englifci?e Jntereffenpolitik ben Bulgaren nicht neue l?>inber= niffe bereitet.

ITIit (Opfern an Blut war Kufflattb, mit (Opfern au (Selb (Englanb bebaut, bie Bulgaren für fid? 3U gewinnen. Jnbeff einem Sürften beutfdjer Ülbftammung unb einem Sclbbernj beuticber 2trt i’Iieb es uorbebalten, biefe (Eroberung 311 machen. UIs Jitämpfer für bie nationale (Einigung, als IDieberaufricbtcr bes bulgarifdjen Staates wirb Surft 2tlepanber non feinem Dolke in Mit« unb ITacbwelt gefeiert werben.

2lber aud? um fein altes Daterlanb bat er fid? uerbient ge« macht, inbent er bie weite üluft ber Unkenntnis, bes Unnerftänb« niffes unb ber (öleidjgültigkeit, weld)e bisher 3wifd)en Deutfd^en unb Bulgaren beftanb, mit (Einem Schlage überbrückte unb 3wifd)en biefen beiben Dölkern fefte Banbe gegenfeitiger Sympathien unb Hochachtung knüpfte, lliöge bie beutfcpe ITation bem Sürften 2llepanber für biefe (El;at ihren Dank baburcb betpätigen, baff fie bem bulgarifd)en Dolke fortan freunbfd?aftlid?es Jntereffe unb auf« richtiges Wohlwollen entgegenbringt!

(7)

Z u r # r i c n t t r u n

0

für bie

geehrten Xeöaftionen.

Saiib mtb Stute bet SBulfanljalbmfet.

®tn Saljrtaujenb ift toerfioffett, feit bie flabifthen Söller im fftorben Ofufjtartbs um ©rof^htomgorob, Don Offen unb ©üben hart bebrängt, in bem Sßaräger 9turi! non ben beutfdjen Ufern ber fJtorbjee einen ebten unb tiifjnen güfjrer herbeiriefen unb unter feinem Oberbefehl bie anbrängenbeit geittbc jurüctfchlugen. Unb fo feft fnfjtc ber fremb» tönbifd^e gührer fein neues S o ll jujommen, baff ber @runb gelegt mürbe ju einem m äßigen unb bauernben ©iaatewefen, jum ruffifehen Steict), mo ein halbes Sahrfaufenb hittburch bie Dia^fommen SRuril’8, jenes germanifchen güvften, fräftig unb erfolgreich herrjdjten.

2ßaS ber Sßarägev ben fJtorbflaöen geworben, bespricht ber Sattenberger jetjt ben ©ttbflaöen, ben ^Bulgaren, ju werben, nachbem bereits ein anberer gilrft beutfehen ©e* blüteS, ein öohenjolter, bie Stumänen frnftbewufjt nach «ufeen unb ftetig jufamnten« haltenb nach innen emporgehoben hat- Stöge auch bem tüchtigen ©erbenbolle ein mürbiger König erftef>en!

S iS ju ben ©iegeStagcn «on <Slioniga bom btobemßer 1885 muffte bie europäijehe äöelt wenig ober nichts bon ber miebtigften unb einheitlichfien Station ber Salfanfjalb» infet. gaft unbefannt waren bie KriegStfjaten ber alten Bulgaren gegen bluffen unb StySantiner, »ergeffen ihre herrfchenbe fDtachtftellung auf ber Salfanhalbinfel unter König Ktunt, bem thatfräftigen geitgenoffen Karls bcS ©Stoffen. 3 m ©ebifchtnig ber ©egen= wart war lein Staunt bafitr geblieben, es lebte nur bie unterbrüdte, berfommene türlijehe Siajah butgarifcher Slbftainmung.

äBie bie Dtumänen unter bem König K a rl, fo haben bie Sulgaren unter bem gürften Sllejanber ftch wiebergefunben mit ihrer SolfStraft, fidj wieber fühlen gelernt unb finb nun im Segriff, ftch ju fantmeln, ju ftärlen, gu lonftüuiren. 3 m Occibent bebeutet ein Staun Siel, int Orient Stiles. S n bem Sattenberger aber fcheint ben Bulgaren ber rechte Staun erftanben ju fein, ber ftarte Kläger bon ®efeh unb Dtecht inmitten ber inneren tßarteitämpfe, bewährt felbft in ben ftürntifdjen Kagen nach ber ©inigungSthat bon SßhilitW el, ber tapfere unb glüdliche Heerführer itn Kriege, ber lluge unb ntaffboHe Staatsmann in ben biplontatifchen Serhanbluttgen unb ^Reibungen, mit biefen Eigenfchaften für ©uropa jugleict) bie ©ernähr frieblidjer unb erfpriefflicher ©ntwiclelung ber Salfangegenben. Unter biefem gürften wirb fidjerlid) aus Sutgarien werben, waS auS Ütumänien fo überrajehenb fchnett geworben ift: ein in ©efetjgebung unb Serwaltitng orbeitenber ©taat, mit einet probultionSträftigen unb lonfumtionS= fähigen Seböllerung, borauSgefetjt, baß ruffifch-öfterreichifcl)=englifä)e Snterefjenpolitif beit Bulgaren nicht n- ,t §inbernijfe bereitet.

33tU Opfern au Slu t mar ütufflanb, mit Opfern an Selb ©nglanb bebadft, bie Sulgaren für fich p gewinnen. Snbeff einem gürften beutjeher Ülbftamntung unb einem gelbherrn beutfeher I r t blieb es Borbel;alten, biefe Eroberung ju maihen. SXlS Kämpfer für bie nationale ©iniguttg, als SBieoeraufrichter beS bulgarifchen ©taateS wirb giirft lleranber »ott feinem Solle in Stit* unb btachwett gefeiert werben.

UXbev auch um fein altes Saterlanb hat er fiel) oerbient gemacht, inbent er bie weite Kluft ber Uutenntnijf, beS UttoetftänbniffeS unb ber ©leichgültigfeit, welche bisher jwifäjett ®eutjchett unb Sulgaren beftanb, mit ©ittettt Schlage i'iberbrücfte unb jwifdjen

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SÖISge bie beutfcpe Utatiun bem dürften Hlepanber für btefe $hot ihren ® aul babutd) betätigen, baß fic bem bulgarifchett Volle fortan frcunbfchaftlidjeS Sntercffc unb auf“ richtiges 2Poljlwoltett entgegenbvingt!

©o leitet ip a u t ® e l; n feine neuefte Orientfcfivift ,>c£ottb itttb efettte auf bei' ^afftan^afßinfef“ (DMndjen 1886, ®. gräuliche VerlagShanbtung [3. SRoth], '-Preis

1 J C ) ein unb ¡chilbett atSbann in großen 3ügen bie ittprifche igalbinfel mit ihrem

Sftntionatitätenmofait, ferner in ihrer ©ntwidelung unb Gigenart befonberS bie V u l * g a r e n , bie © e r b e n , bie H l b a n e f e n , bie ® r i e c h e n unb bie S E t t r l e n . Slachbent er angebeutet, wie ftrf) biefe Völler aflmäblig enropäifiren, betriebt er bie gegenwärtigen Valfaitwirren unb jeiebnet enblich mit greimuth bie iiinftigen @eftaliungen auf bei Valfanljalbinfel. spaul Schn fdjtießt feine Schrift mit folgenbem Hppeö, welcher offenbar an beit „ehrlichen Vtatter" in Verlitt gerichtet ift:

„Dlacbbent bie Vallaubülter, jum ®hc>l unter güßrung non Surften beutfehen ©tantmeS, 3um Vewußtfein ihrer ßraft gelangt finb, bertangeu fie aljo fegt 91aunt unb 9tuf)e ju freier unb frieblicber ©ntwidelung in ®cftalt einer ftaatüchen Sonftituirung auf nationaler ®runblage, fo wie e§ ihre eigenen Sntereffen etfjeifcben unb nicht etwa, wie ba§ mit §intanfeßung berfel6en non ©eiten ber europäifcljen Vlacpte bisher gegeben ift, nach Viaßgabe einer fretnben, einer ruffifch=öfterreiihifcb*englifchen gntereffenpolitit, welche wahrlich leine wahrhaft europaifetje tpolitit gewefen' ift. HuS eigener ©rfahrung Weiß Seutfdjlanb, als es noch uneinS war, was eS büßt, ein Summelplatj auSlänbifcper 3n* trignen unb internationaler Sntereffenpolitil ju fein, ©o wollen jetjt auch bie Valfan* nölfer frei werben non ber äubringlicben unb eigemtiißigen Vormunbfchaft cinjeltier Vtächte; fie wollen Weber bluffen äWeiter Slaffe werben, noch {ich bnn blußlanb als äBibberlopf gegen ben d ü rfe n , noch non ©nglattb als eine ©chanje gegen bie bluffen, Weber als JlompenfationSobjett noch als ©pielbafl non ©uropa gebrauchen laßen; fon* bem fie nerlangen bie Neuregelung ber Verhältniffe nach Vlaßgabe ihrer eigenen, natio» nalen unb örtlichen Vebürfniffe unb Snterefjcn. Unb eS Wäre gewiß eine große unb bnnlbare Aufgabe beutfebonitteteuropäifeber Crientpolitif, nad) biejer SRidjtung hin für« beruh äu tnirfen, bainit ben Vallattlänbern enblich baueruber griebe gegeben, ber euro* päifcben SBelt jebe neue SBeunruljigung bon ©üboften her genommen, bie orientalijebe grage auf europaifeijem ®ebiete enblich befriebigenb gelöst werbe. Ohnehin ftrebt bie ©ntwidelung ber iPalfantänber biejent Siele ju, Dluntänien ift ihm rajeh näher gefommen, ©riecbcnlanb fchreitet auf bemfelben äPege nor, ^Bulgarien ßot einen erften großen @d)ritt bottpiu getfjan, Serbien wirb nicht juriicibleiben. ©ntwidelintgen, welche ¡ich fo natür« lieb unb elementar OoHjicIjen, foUeu nicht aufgehalten, fonbern geförbert werben. 2Per ¡ich, wie ©uropa gegenüber ber Vatfanbalbinfel, Ülechte anmaßt, übernimmt auch ^Pflichten. Üluf beut berliner fiongreß non 1878 hoben ülußtanb, Oefierreicb unb ©nglaitb lebiglich ihre 9ied)te unb ihre gnterejfen gewahrt, ißre Spftidften aber unb bie Sntereffen ber Valfanlänber aurücfgefetjt. guweilen hot baS Stüdwerf folchet fünftlichen Kompromiß* politif, wie baSjenige teS großen SEiener Kongreßes, längere Saue r; hoch fchließlich muß eS immer an ben beftimmten, unbertennbaren Vebürfniffen unb Snterefjen ber be* theiligten Söller fäheitern, wenn biefelben unbeachtet geblieben. Hn feinem wunbeften Vunfte ift mit bem Greigniß non fppilippopel im September 1885 ber berliner Ser* trag getroffen worben, fo baß baS ganje ntühfam aufgerichtete Sßetl in’S ©chwanleit geriell). ©ine Seit lang herrfchteu Verwirrung, Verlegenheit, fflathlofigleit, boch nicht in tphilippopet ober Sofia, fonbern im übrigen ©uropa. Sinnlich einhellig erfannte bann bie öffentliche Vleinuttg bie tpolitif ber ®roßmächte gegenüber ben Vulgaren als eine fehlerhafte, unjulängliche, unhaltbare. Snbeffen erft Vlut mußte fließen, bis auch bie ntaßgebettben ffreife ju biefer ©rlenntniß fiep beguemten. $ ie öffentliche Vteinung in ©uropa erwartet, baß 3unäd)ft fetter gehler einer englifch'ruffifchwiterreiihifdjen Kotu« promißpolitit bon einer wahrhaft europäifepen tp°l<lif gutgemacht werbe. Som it wäre ©tiuaS gewonnen, tnbeffett nicht Viel, gefepweige HUeS; benn auch fonft beginnt ber Verliner Vertrag Vrilcße unb Püffe 31t seigett... "

(9)

dies auch *n Hückficf;t auf den europäifd;en frieden ge= v^ c<2; kommen fein mag, hat, wie jedes Ding, feine gute Seite; es jmingt die mitteleuropäifd;e, insbefondere die deutfebe IDelt, endlich nad?= äuholen, was fie bisher uerfäumt hnt: Caitd und Ceut'e im (Orient felbftftändig und gründlich fiennen 31t lernen.

Jn

weiten greifen Peutfcblands berrfdüe bisher eine bedauerliche, wenngleich erklär» licf?c Unkunde.über den europdifd)cn Südoften. Pie geschäftlichen Beziehungen wiefen rtad; Horden und TDeften bis nach Amerika hinüber, die Heifeluft fuebte uorjugsweife im Süden oder TDeften ihre Befriedigung, (ßrofj tft die 5af;l der deutfd?en Heichsangehörigen, welche hinaus in die IDelt kommen, und allerwärts find fie 311 finden. ITur im europäifeben (Orient uerfebwanden fie bis nor Jrtur3em faft unter f raizofen, Italienern und (Engländern, obfebon gerade nad; (Often hin die deutfebe Jruclturmad;t fo fefte TDuizeln gefafgt hat, dafg man über Ungarn und Rumänien hinaus bis (Ddeffa mit der deutfd;en Spraye weiter kommt als mit derfran3öfifchen, und baff in Serbien, Bulgarien, in ©riechenland und in der Cürkei die Jüenntnifj der deutfeheu Sprache die rafebeften Sortfdpritte macht.

HTöglich, da| die Jüenntitijjj anderer Dölker non den 5uftänden auf der Balkanhalbinfel nöd? un3ulänglid;er ift. UTachte doch auf der /ionftantinopeler Conferen3 non 1876 der damalige DTarquis Salisburp allen Crnftes den Dorfcblag, den TTiontenegrinern, welche an's UTeer wollten, die Bucht non Cattaro abjutreten, in der TITeinung, dicfelbe fei türkifd)es cöebiet. (England liegt aber weit ab vom (Drient. Beffer unterrichtet waren die näheren TTad)bant, die Hüffen, theils durch diplomatifches (ßefd;ick, theils durd; nationale Beziehungen. Hm beften kennen und am ridptigften beurtheilen follte man aber non Peutfdjland hev öü’ Cage in Südofteuropa, denn das Deutfebe Heid;, der feort des friebens, der (Träger des politifd;en und wirthfcf?aftlicf;en (ßleid?gewid)ts in (Europa, erfd;eint in diefer 3weifad;en (£igenfcf;aft als der natürliche und uneigennü^ige freund und Hnwalt der Batkanftaaten, indem

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es im Jittercffe des europäifd?ctt Sriebens unb (Bleichgemidjits auf bic politifdtc Koufolibirung unb n>irt(;fd?aftlicfpe Kräftigung bicfer Länder, welche im hittblidt auf beit (Mteraustaufd) ifnn näbertreten muffen, jet^t unb in Sufumft Bedadjt 311 nehmen bat. Hußland blicfit begehrlich auf bie Dardanellen, tbeft er reich auf Saloniki, (England auf Aegppteit; Deutfchland bagegen bann ohne hinter- gedankeu nichts anderes als eben nur beu IDunfcb bcSi°n, mit einem bonfolibirten ebrieutreieb in ein enges Sündniß 311 treten.

1. £au

6

unb Ceute.

3n 25e3ug auf geographifdie tlage, bpbrograpbiicbe 25efcbaffeit beit unb topograpbifchc (ßcftaltung ift bannt ein anberes ißebiet (Europas fo günftig geftetlt als bie 25alkanhalbiufel. Im (bfteit, -üben unb TPefteii uont Illeere umgeben, mit einer reicbgeglieberteit Küftetientmidteluug unb einer Aetbc natürlicher hafenbildungcn ausgeftattet, non Horben ber ba3tt im (Benuß alter PortI;eile der Ponau-Sdüfffahrt, entbehrt fie bod? nicht einer weiten abgcrunbctcit tanbmaffe. Ju (Bcbirgen unb tTbalfchaften ift ihr Aetief nicht minber glücklich geftaltct. 10äbrenb in anbereit Ländern große (Bebirgsmaffen augebäuft finb ober unermeßliches verfuinpftes ober verfandetes Slacbland fiel) ausbefmt, reiben fid? auf ber Balhan- balbiufel quelleureiche 25erg- unb ¡Tbalbilduugen in einem für bas Auge ebenfo lieblichen als für bie Produktion günftigen 1 Oednet an einander. Je nach ber geograpbifcbeu 25reite, 11 ad; ber abfoluten Höhenlage, nach ber Aicbtung ber ©ebirgsfalten, endlich nach der (Entfernung von beut bie (Temperatur ftets ausgleicbenbeu Illeere ift bas Klima ber türkifebeu Länder basjettige ber gemäßigten männeren Sone, m it Ausnahme ber bödtften ©egenden in beit bosnifdten pianina’s, im eigentlichen Salkait, int Abodopc unb in ein^blnen ©ebirgsftödten von (Ehefialien unb (Tpirus in (Europa, im (Taurus mit feinen vielfach geäfteten Ausläufern in beit arntenifd?en unb liurbifcben (Bebirgeit Anatoliens, welche (Degenben wegen ihres groß­ artigen Alpencharakters bercinft and; viele Courifteit anjieh^n werben, können in hinfiebt auf mittlere (Temperatur, Klima unb Kulturfähigkeit insbefonbere bie Länder bes ottomauifebert Aeicbes mit ben naturbcvorjugteftcu ©ebteteit lllttteleuropas auf eine Stufe geftetlt werben. lOemt troßbem einige begrenzte Siebergegenden vor- hanbeit, fo finb fie durch bie jammervolle Oernacblaffiguitg ber 23e- vflan3ting ber (Oberfläche, bttrd; bie (Entwalbung ber (Sebirge uub bientit durch Oerfumpfungen ber (Tbäler entftanbeiß können inbeffert

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burd? 3meckmäßige, einfache Ameliorationsarbeiten mit gan3 ge> fingen (Dpfern befcitigt merben. TPer biefc Eingaben be^mcifdt, möge ber großen gcfci?ici?tlid?cn d)at|ad)en gebeulten, baß bie Cättber bes heutigen türkifdfen Heikes neben ber apperünifcheu ü>albinfel bereinft unb lange Seit btnburcfy bas Siel ber TPünfd)e nitb €r= oberungsgelüfte aller Po (her ber lPeltgefcbicbte gemefen finb, beren urfprünglicbc 1 Uobnfipe im Horben, Tlorbmeften unb llorbofteu minber günftige Bebingungcn auf3umcifen batten. Um ben Befiß Honftantinopels, biefer uralten Hulturftätte, mo jmei TtTeere fid? verbinben unb jiuci <frbtf^eile fiel? fcf?eibcu, mirb bis jur (Segenmart gerungen. Jn mirthfdfaftlicher ßinficht mirb fie bie erfte Stabt Süboft=£uropas bleiben. Pas [eböne Helief unb bie liatbrograpbie ber Balkanbalbinfel meifen außerbem beftimmte natürlid?e ITIittel- punkte auf, meldjc, febott non ben Kötnern erkannt unb gemürbigt, mm auf's Heue 3111- (Seltung gelangen muffen. (£5 finb bies bie großen Baffins non Jamboli, Abrianopel, Sofia, llifcb, Uesküb unb Priftina mit beut Amfelfelb.

Jn bie befonbere itbnograpßie bes intereffanten Pölkermofaiks im ottomanifeben Keicbe unb insbefonbere in ber europäifeben Cürkei merben, nacböent Sallmcraper, Hahn unb anbere babnbredx'nb be= gönnen haben, berufene 5ad)forfcf>er nod? eitt3ubringen haben. Pielleicßt bemüften ficf? biefelben gelegentlich and?, bie Ablagerungen jener Strömungen germanifdjer Stämme 3U unterfudxm, melche fick eiuft nach (Dften richteten. Sinb bod? fchon itt ben lebten Jaßr= hunberten nor cCh^ifti (Seburt Baftarner unb (Seten in großer

5abl über bie Ponau unb meit ins innere gebrungen, um fid? bei ben Chrakern unb jllprieru an3ufiebeln, finb bock beträchtliche Bnu'hthcile ber germauifdjen Cegionen, mit melcbett bie römifd)en Jitaifer ihre (Drientkriege führten, in Anatolien unb in ben Balkanlänberu geblieben, finb bod? cnblicb ebenfalls unter ben römifchen .Haifern im britten unb oierten Jabrbunbcrt große Ho* loniett uott Franken, Baftarnern, Panbalen, Harpen unb (Bottten in THöfiett, Chrakien unb Bpthiuieu angelegt morbett. Jn benblonben Bemofmern einiger (Segenben HlittebAnatoliens, namentlich in ben non (Europäern noch Hiebt gekannten (Sebirgen bes feaimanel), glaubten ]Hauche noch bie Spuren jener alten germanifeben (Ein* manberungen entbeckt 311 fm^en. Jmar fmbeu fie fid) mit ben fpäteren 3nftrömungen ber Cürken unb HTongolen, alfo mit turamfcbcit Stämmen oermifebt, allein in Berpig auf äußere Kaffem erfd?einung bie HTerk3eid?en ihrer einftigen Abftammung boeb nicht gati3 aufgegeben.

(12)

3n ber Beurtbeilung bcr Bevölkerung bes ottomanifd;en Heidts haben bie (Europäer ii;re lanbläufigett Anfid;ten enbtief; 311 berichten. TDeber ift bie Jntelligcn3 bcr Bevölkerung eine befonbers befdmänkte, noch >hr Sinn für Arbeit ein befonbers geringer, nocí; ihre Sucht und; Cebensgettuß eine befonbers große. And; ift cs nici;t rid;tig, all' ben Dorf;anbenen TTationatitäten beit Pormurf 31t machen, baß ihre Angehörigen burd;ctus mit ben Caftern ber Cüge unb Heuchelei, bes Betrugs unb ber ßinterlift behaftet feien, mas atterbings für einjelne (Sefetlfd;afts= unb Berufshtaffen, namentlich für /iaufleute unb Beamte, gilt, mit benen ber reifenbe (Europäer eben votßugsmeife 3ufammenkommt. Tt)er jene (öegenbeit mit ernfter Aufmerkfantkeit bereift f;at mirb überrafd;t gemefen fein non ben einfachen Sitten unb beut eblen Anftanb bes Polkes, non beffen Chenügfamfteit, Slciß, Sinbigkeit, (Ehrlichkeit, Samilienftmt unb Srömmigkeit, non bcr großen Bitbfamhcit unb intellektuellen Be« fahignng bes (Einzelnen, melche fid? freilid; unter anberen Perhält« niffen als im Abenblanb unb nad; anberen Dichtungen hin ent« mTdtelt Imhen. Solchen Porjügcrt gegenüber mürben bie Sd;atten= feiten, mié fie fich in rohen ©raufamheiten, in ber Blutrache, im Däubcrmefcn &c. 3eigen, nicht fo merklid; hernortreten, menn fie nicht in 5olgc ber langen Plißregierung bebenklich genährt morben märeit.

(Einft untren bie tauber bes türkifchen Deiches ihrer außer« orbentlid; günftigen Bobenbefd;affeni;eit entfprechetib hoch kultivirt unb bicht bevölkert. 3etjt erinnern allcrmärts nur noch Auittett au bie Seiten ehemaligen Deid;thums; jeßt meifen mir 3af;lreid;e £eid;enfelbcr in oben IPiiften auf bie frühere bid;tc Beuölfteruug. (Eiuft untren biefe tättber bie /torulnimmer (Europas. Jeßt leiben fie nur 311 häufig ßmngersnotl;, gau3e (Drtfchaftcu verfebminben, bereits liegen me!;r als neun Sehuthcile bes anbaufähigen Bobcns brad; unb lange fd)oit muß bie (Türkei (betreibe unb Pichl mm ausmärts beziehen.

5u bem Hüdtgange ber Bevölkerung i;al,en hie häufigen (Epibemicit, fomie bie fortmährcnöcn Aufftänbe unb Unruhen bei« getragen unb einen Plangel an Arbeitskräften hin ,orgerufen, meld;er uachtheilig auf beit Betrieb ber tanbmirthfdntft eiumirften mußte. Aber bie bviuptfadn ift bie innere /irankf;eit, mcld;e au bem Deidte 3t'hrt, beffen tebensnerv tobtet unb jeben Auffdpmung lähmt: bie türkifefn' Permaltung mit ihren PTißbräudnm unb Hebel« ftänben, mit if;rer Peritachläffigung aller auf bie Beförberuttg bes nationalen IPohlftaubes gerichteten Chätigkeit.

(13)

II. Das nattonaütatemnofaik.

3n ben Anfängen gefdpic^ttid^er Seit wof?nten auf ber Balkan« fjatbinfel im TPeften Jllprier, im (Dften Cfn'aker. Hlit il?nen per« m ieten ficb im lEaufe ber Pölkerwanberungen: ©riechen, perfer, ©ermanen (Baftarner unb ©eten), ©allier, Hörner, Sranken, Part« balen, ©otf?en, f)aupt(äcf)licf) aber unb am 3af?lreid?ften Slapen, weld?e ficf? berart über bas ganje Balkangebiet perbreiteten, baff im fed?ftcn Jafyrfmnbert mit Ausnahme einzelner Hüftenftrid?e unb ber größeren Stabte, mit Ausnahme einiger Bezirke Cl?effaliens, Attika's unb bes Peloponnes, tpo f)eüenifdje Elemente, mit Ausnahme ferner

bes ©pirus, rpo altilli?rifd?e (albanefifd?e) (Elemente fid? felbftftdnbig erhielten, bie ganje Balkanf?albinfel eine flapifd?e Bepölkerung be« fap. Ju politifd?er feinfid?t ftanben bie Slapen anfangs unter ber (Dberf?errfd?aft bes bi?3antinifd?en feofes, potx wo fie if?re Hcligion übernahmen. Pielfad? leifteten fie in Bi?3an3 aud? Hriegsbienfte unb ernteten, wie Belifar, ein Slape aus ITTakebonien, Huf?m unb £i;>re. Hur bie Serben unb Bosnier erkämpften fid? bie Unab« hängigkeit. ©in neues ©lernent brängte mit bem fiebenten Jahr« l?uubert in ©eftalt ber kriegerifd?en Bulgaren (aud? TDolgaren, pon ber TPolga kommenb) p o u ural=finnifd?er Abftammung auf ben

Schauplatz; fie festen fid? im CDften unb Silben bes Balkans feft unb bilbeten unter fteten Kämpfen mit ben 1Tad?barn ein neues Heid?, mad?ten babei inbeffen biefelbe ©ntmickclung burd?, wie bie llormannen itt ©nglanb, bie Cottgobarben in lIorb=Stalien, bie Bur« gunber in ©allien, inbem fie, bie HTinberjabl, p o u ben unterworfenen

Slapen nationale ©igentf?ümlid?keiteu, por Allem bie Sprad?e, an« nahmen, bem neuen Mifd?Polk aber Hamen unb poÜtifd?e Stellung gaben. Pie Bepölkerung bes Balkangebietes, b. i. bes inneren ber jöalbinfel, ift in ihrem Hern unb ©runbftoff eine flapifd?e, im TPeften bis jur Abria aus reinen Sübflanen ober Serben, im (Dften aus Slapen mit bulgarifd?er Cegirung ober Bulgaren beftef?enb. Beibe Pölker können fid? fprad?lid? ohne große Schwierigkeiten nerftänbigen. Unnerbrängt non ben Slapen inmitten ihrer Berge, gegen bas Abriatifd?e Tileer 311, erhielten fid? als Abkömmlinge ber alten Jllnrier, permifd?t mit keltifd?cm unb germanifd?em Blut, bod? mit ausgeprägter unb abgefd?loffener ITationalart, bie Albanefen. An ber Hüfte hatten fid? namentlich f?anbeltreibenbe ©ried?en nieber« gelaffen. Jllit ber ©inwanberung unb feerrfebaft ber Cürken er« folgte bie ITeugeftaltung ber politifd?en, hoch nicht gleichzeitig auch ber nationalen Perhältniffe, weil bie Cürken bei ber Permaltung

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bes jCanbes bie cf?riftiicf?e Bevölkerung, bie Ttajal?, ju nationalifiren ober and) nur ju mof?amebanifiren nid?t verfucf?ten uitb nicf?t vermochten.

Begreift man unter ben Cdnbern ber Balkanl?albinfel alle Staatengebilbe füblid? unb aufjerfyaib ber (ßrenjen Rumäniens unb (Öefterrei<J?4Ingarns, jebod? mit &in3ured?nung non Bosnien unb ber tecrjegonnna, fo erfüllt man bei 3ugrunbelegung ber amt= liefen (Ermittelungen unter Berüdifid?tigung fad?männifd?er Sd?dt3- ungen folgenbe Statiftik:

Die Bevölkerung ber Balkanlditber

nad? Staatsangehörigkeit nad? TTationalität

Bulgarien u. (DfWiumelien 2,s JTTill. Bulgaren . . . 4,5 JTiill. S e r b i e n ... 1,5 „ Serben . . . . 2,4 <Sried?enlanb . . . . 1,« „ (Bried?en

. . .

2

, i

Unmittelbare (Türkei . . 5,o „ (Türken , 1,6

Bosnien u. ÜHUßegotvina 1,4 „ Ulbanefen . . . 1,« „

UTontenegro . . . . 0,2

2ln 5af?l geringer, of?ne 3ufammcnl)alt, 3erftreut unb unter* georbnet, of?ne politifd?e Begebungen unb halber of?ne politifd?es Sntereffe, finben fid? baneben nod? U)allad?en ober 3in3aren,

5igcuner, fpaitifd?e Silben unb vereitelte (Europäer.

Sd?on aus biefer Ucberficht ift 311 erfefjen, baß auf ber Balkanf?atbinfel bie nationalen mit ben ftaatlicf?eu (Bremen nidpt 3ufammenfallen. JTTefpr als ein DritttFpeil ber Bulgaren ivobut and? nod? außerhalb bes vereinigten Bulgariens. Das felbftftänbige Serbien 3äf)lt nur 1 */« ITiillionen (Einwohner, obrvol?l es2Va UTillionen, ja mit <£infd?luß ber ungarifd?en Serben unb öfterreidpifcfpen Jüroaten mef?r als 5

lla

UTillionen Serben gibt. Uud? bie (Briefen fiitb nod? nid?t vereinigt, bie Ulbanefen enblid? nod? gang unter frember H>crrfd?aft.

TDäf?renb in Böhmen nur Deutfd?e unb Cßedpen neben eiitanber ivotmen, nimmt bie 5al?l ber llationalitäten in ber Uid?tung nad? Süboften rafd? 311.

Jn

Ungarn finben fid? nid?t nur UTagi?aren unb Deutfd?e, foitbern in betrdd?tlid?er 3af?l and? U)allad?en unb Sloivaken, in gefd?loffenen (Sruppen ferner Butf?enert unb Serbo* kroaten, in enteilten (Begenben enblid? Polen, Bulgaren unb Italiener. TTod? mannigfaltiger mirb bie Sprachen* unb ITationalitdtenmofaik in ben Donauftdbten unb ßafenpldßen bes Sd?rvar3en unb 2iegdifd?en UTeeres, um in düonftantinopel if?ren Höhepunkt 3U erreid?en. Ulte llationalitdten ber Balkanf?albinfel, alle Dölker ber afiatifd?en (Türkei, enblid? Ungehörige aller europäifd?en Staaten leben bort faft unvermifd?t neben einanber, am 3al?lreid?ften (Türken (400,000),

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(ßriecfjcn (250,000), Armenier (250,000) unb fpanifcße Juben (20,000), bapc in crT^cbiidpcr 3al;l ©artaren, Kraber, /turben, Pcrfer, Klbanefen, 3igeuner, ferner Bulgaren, 5erbo=_Hroaten (T>at= matiner), TDattad)en, polen, polnifcfye luben, enblid? non (Europäern Ikutfcbe, an 5af;l voranfteßenb, Italiener, Srattjofen, inglänber, Jllattefer, Kliffen, Scßmeijer, Plagiaren u. f. m. Hieju tritt nod; in hohem ©rabe verfcfyärfettb bie Perfd;iebení;eit bes religiöfen Bekenntniffes. 5mifd;en ihriften, lllohamebanerit unb Juben be= fteßen ©egenfäße, meldie unüberminblid; finb. Kußerbem liegen bie cinjelnen cbriftlicben Kcligionsgcmeinfcßaften gegen einanber erbitterte Seinbfcbaft. Pon Seiten ber (Türken f;abeti bie römifcl;4iatf;olifd;en ©emeinben bei ihren projeffionen keinerlei Knfed;tung 311 erleiben, mofil aber finb fie gezwungen, fid; bei folehert ©elegenßeiten nor ben Befcßimpfungen ber ©riecf?ifcl?=CDrH70boven burch Bemerfen mit faulen (Eiern &c. mit Hilfe einer non ben türkifeßen Beworben er« betonen unb in ber Kegel gutmittig gewährten mititärifd)en Be« gleitung ju feßüßen. TPie und;riftlid; im (Orient Cpriften gegen ©hriften batibeln können, banon liefen fid; gar niele unb erfdireckertbe Beifpicle beibringen. Perhältnißmäßig am menigften angefodjten leben bie proteftanten, bem lllotiamebaner ein ©egenftanb be= fonberer Kuftnerkfamkeit, mcil er bei ihnen bie iinfacßßeit ber ©laubensleßre unb bes ©ottesbienftes mieberfinbet, meld)e fein ftrenger fflonotßeismus bei bem ©ottesbienft ber /iatßotiken unb (Drtßobopen mit feiner Heiligenanbetung nergebens fueßt.

llid?t annäßornb fo maunidifaltig als in ben Hafenpläßen ift, mie feßon angebeutet, bas ITationalitdtenmofaik im 3mtern ber Balkanßalbinfel. Kttein es ift aueß bort nocí; immer fo jerhlüftet, nertnorren unb burd;cinanbergcmürfelt, fo jerfplittert, bureß ge« fd;id;tlid;e intmickelung unb politifeße Cßatfacßen, fomie burd; mirtßfd;aftlicßc Jntereffcngegenfdtje unb religiöfe Perfcßiebenßeiten, baß felbft ben größeren nationalen ©nippen noch gar nießt ober nießt völlig eingerdumt merben konnte, mas fie mit Ked;t ober Unrecht, bemüht ober unbemußt für fiel; beanfprueßett: bie ftaat« ließe Selbftftdnbigkeit auf ©ruublagc ber nationalen ©ufammem geßörigkeit.

(Es liegt in ber llatur ber Sache, baß bas TXationalitdts« Bemußtfein um fo ftärker ift, je jerfplitterter bie llationalitdteu neben cittanber moßnen. Sinb fie baju an 5ahl, llladit unb /tultiir noeß ungefähr gleich, fo mirb ber J'tantpf um bas nationale Dafein nur noeß heftiger gekämpft, unb in allen ben (Eigenarten, melcße bie ITationalitdt ausmaeßen, in Bckenntniß, Sprache, Sitte, Brand;,

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ja feibft- in ber (Eracht 311m Husbrudt gebraut. (Eine jebe ber Hationalitäten lebt bann für fiel?, fcbließt fiel? 3ufammeit, oerpönt ftreng irgenbmeldfe Permifd?ung, insbefonbere burcf? ^neinanber» heiratf?en. lmPerkef?r bekunbet man gegeneinanber nur 2lrgmol?n unb Abneigung, ja feibft Haff unb Peracbtung. Pas überträgt fiel? oont perfönlid?en Perkel?r auf alle Perf)ältniffe unb nimmt bem iiitjelnen mie ber nationalen (Sefammtfyeit bie 5äl?igkeit, ba, mo es fiel? um große gemeinfame 3utereffen fjanbelt, einen f?bf?eren inter* nationalen Stanbpunkt cinjunefjmen, mcld?er llmftanb beim and? bie Bilbung eines Balkanftaatenbunbes auf bem TPege frieblicber (Entmickelung in meitefte ferne rückt, f it fold?en Per^ältniffen lebt unb mebt bie Beoölkerung bes europäifd?eu Süboftens, nid?t erft im

5übett ber Ponau, fonbern fd)on oon ba an, mo bie fcfmnu^gelben ©ren3pfäf)le ben beginn bes bunteften Pölker» unb £änbergemifd?es ankünben.

Pod? genug mit btefeu 2lnbeutungen non bem eigentlichen lPefeti ber (Drientfrage, non ber tiefen Permickelung iF?rer Urfacheu, non ben großen Schmierigkeiten ihrer Cöfung.

in. Die Bulgaren.

B is in bie lleu3eit hinein mußte man in (Europa unb ins* befonbere in Peutfcblanb non ben ¿ulgaren noch hcr3lid? wenig, ja, im (ßruube genommen bat biefe mid?tigfte ber Balkannationen, meld?e mit 41/* bis 5 niillionen köpfen ben Serben nahekommt, ohne, mie biefe, confeffionell auseiitanberpigehen, erft nad? ihrer burd? einen llladüfpruch (Europas bemirkten Befreiung, erft nad? il?rer jüngft aus eigener /traft erfolgten (Einigung bie nolle unb oerbiente Hufmerkfamkeit ber europäifd?en IPelt erregt. Pie Bub garen mürben unterfcf?äßt an 5af?l mie an Bebcutung, meil fie ein fd?lid?tes Bauernnolk finb, nur gan3 nereitt3elt außer taubes unb mit Sremben in Berührung kommen unb im Canbe feibft non ben Couriften unb Beifenbeti häufig überfehen merben, meil bie Sremben in ber Siegel nur bie größeren Stabte kennen lernen, mo meniger Bulgaren mof?neit, meil fie übermiegenb nur bie löeerftraßen nerfolgen, meld?e in ber Hegel minber benölkerte (öegenben burd?3iehen. (Einer ber beften /tenner bes Jnnent ber Balkanhalbinfel, meld?es cv kreu3 unb quer burd?manbcrt l?ut, iPilf?eIm preffel, febäßt nid?t nur bie

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3

af)l

bei' Bulgaren, fonbern and? ber übrigen Bevölkerung ^>öl)er als es bie allgemeine 2lnnafnne ift. ieijtere ftüßt fiel? auf bas, mas man im (Orient bisher Statiftih genannt l)at, b. i. auf bie 3af>l ber Mufer, vervielfacht mit 6 ober 7 ober 10, je nadjbem bie bxirci?fd?niitlicf?e 3af)lberiinmofmer eines Kaufes angenommen mürbe.

3

n

Sotge ber anbauernben Hriegs* unb ßseeresjüge vergangener Seiten bat fid? bie bulgarifcbe Bauernbevölkerung pi größerer Sicherheit von ber großen Heerftraße HonftantinopeHTifd? in bie (ßebirge, insbefonbere in bie (Tbeitf^fiften bes Balkans, bes Khobope unb ber tbrakifcb=makebonifd?=illprifd)en (Ebene jurückgegogen.

Bor taufenb Jahren bHten bie Bulgaren narb ihrer €im manberung vom Horben beinahe bie ganje illnrifcbe Halbinfel mit

2tusnabme von Serbien unb Bosnien befeßt, bis fie vom 2tbriati= feben TITeer, mobin fie bis (Öcbriba gekommen maren, in ben Hätnpfen gegen Bpptttj, gegen Serben unb Bosnier, -gegen 2tlbanefeu, Hagufaiter unb Penetianer, von (Dften bcr ‘'her bureb bie (Türkei in bas Innere pirücfcgebrängt mürben. Jeßt bitben bie Bulgaren nicht nur in Bulgarien unb (DfhHumelien fclbft, fonbern auch im unmittelbaren (ßebiet ber europäifchen (Türkei, mit ülusnabme von Albanien, bie feauptmaffe bcr Bevölkerung. 21bgefel)en von ein* jelnen (Bemeinben im ipirus, mefttid) bes TDarbar unb an ber oberen lllorama, mobnett gegenmärtig bie Bulgaren auf jenem mciten ©ebiete, meldjes begrenzt mirb burch bas rechte Donauufer von ber ferbifeben (ßrenje bis 311m Scbmarpm ITTeere, von ba bis 3ur HTünbung bes TDarbar, bureb kie Hüften bes Schmarren, bes ITTarmara« unb bes 2lcgäifcben Illeeres, meiter längs bes TDarbar bis jum 21mfclfelb, enblicb von ba über (Dilan, Pranja, Ceskotvaß, llifcb, pirot unb IPibbin an ber Donau, lllit 2lusnabme ber Stabte Honftantinopct unb Saloniki, tvo verhältnismäßig menig Bulgaren mobilen, finben ficb fonft Bulgaren auch an ber Hüfte ber brei Jllccre unb insbefonbere in Debeagabod?, (Tnos, Silivri, Tiobofto

&c.

fogar in ber lllehrbeit.

Befähigt, intelligent, betriebfant unb arbeitsluftig, mie bie Serben, unterfd)eiben ficb bie Bulgaren von ihren nädpten lladp barn, Stammes* unb Spracbvermanbten bureb mancherlei gcfcbid?t= lieh cntmickelte (Eigenart, in letzter £inie berubenb auf ber (Tim manberung jenes ural*finnifd)en Hriegervolkes, metches im fedpften Jabrbunbert von ber TPolga kam, baber lPolgaren ober Bulgaren genannt mürbe, troß feiner lllinberjabl bie fübflavifcbe Bevölkerung namentlich bes öfttidfen (Ebe'Ics ber itlprifdjen flatbinfel unterjochte, megen feiner lllinbeipabl aber im £aufe ber Seiten - mie bie

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Congobarben in ITorbdtalien — von bcm unterjochten Polk Sitten, Religion unb vor Kllem bie Sprache annahm, mennfchon unter Beimifchuitg [eines urfprünglichen Pialektes ber altaifdjen ober Uralfprache, bock info geringem Klaffe, baff aud? gegenwärtig Bulgaren nnb Serben ftd? of^ne grofje Sdjmierigkeiten verftänbigen können.

Cief gebeugt unb fd)wer bebrückt, mürben bie Bulgaren beit* noch in ihrem Charakter nicht gattj gebrochen burch bie mehr als tuerhunbertjährige Ünedüfd^aft, in welche fie nach her Pernichtmtg bes bi?3antini[(hen J?iaiferreid>es geriethen. Diefe J^ned?tfd>aft. war eine zweifache, eine weltliche non Seiten bes Sultans, eine geiftlicf^e non Seiten bes Patriarchats in Jftonftantinopel, Beibe einzig unb allein bebaefpt auf bie moglid;fte Olusfauguttg unb Cntiebrigung ber Bub garen. Pott ben (Türken als nerachtete unb rccbtlofe Kajal; be. hanbelt, würben bie Bulgaren nom Patriarchat bemoralifirt unb ent* nationalifirt. 1Pas ber bulgarifdje Bauer in Ueberfcfmfj brachte, würbe ihm burd? (Bemalt ober ¿ift genommen.

Pon ber Krt, wie bie Cürken ben armen bulgarifchen Kajal) knechteten, hat ein berühmter CifenbahnOngeitieur, welcher bie euro= päifche Cürkei kreu3 unb quer burd;manbcrt hat, in nertrantem dtreife anfchauliche, crfdpreckenbe Schilberungen entworfen. lPohin biefer PTann 311111 erften llTale kam, faitb er bie Bulgaren voll

2lngft unb Scheu, ba fie ihn, ber in Begleitung von TPachtmännern reifte, anfangs für einen Agenten ber Regierung hielten, beffen Be* fuch ihnen nur Schlimmes bringen konnte. Crft fpdter geigten fie [ich etwas jutraulidjer unb klagten il)m if;r £cib über bie Kliff* hanblungcn unb Bebrüdumgen, welche fie 311 erbulben hatten. Jntmer unb überall waren fie rechtlos unb lebiglich ber ©nabe ber verkommenen türkifchen Beamten anheimgegeben, welche fie menfehew unmürbig behanbelten. 5ür ihre Jftleibungen waren ihnen ein3elne Sarbeit (grün unb roth) verboten, unb bie Haare mufften fie fid? - ein Seichen ber /ined?tfd?aft — mit einem fdjmalen Kaub von langen Haaren gait3 kur3 fcheeren. Per niebrigfte Saptje hielt [ich berechtigt, in einem chriftlichen Porfe wie ein pafd;a auf3utretert, unb bie Bewohner mußten if;m bie Unterwürfigkeit eines Heloten 3eigen.

ITicht minber brückenb unb bemoralifirenb als bie weltliche Herrf<haft ber Cürkei war für bie Bulgaren bie geiftlidje (Oberhoheit bes griecbifchen Patriarchats in Jlonftantinopel. Pie morgeitlänbifche Chriftenheit hatte fick von Kom losgelöft unb in bent Patriarchen von Br>3att3 ihren ©berhirten anerkannt. 2lls bie Cürken hereinbrachen unb aus bem d)riftli<heu Bt?3au3 ein mufelntännifdjes Stambul fchufen,

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beließen fie beit Patriarchen unb bie ihm unterftei)enbe griechifdn ortlfobore (öeiftlichkeit mit ihren kirchlichen Befugttiffen. (Es tag nidjt im TDefeit bes jjslant, Ungläubige burd) 5maug ju bekehren, auch mar bie Benölkerung ber Balkanhalbittfel 311 ¿ablreich, mit ber uorgefchrittenen d?riftiich=europäifcheit Jüultur int Uückhalt, 311 mächtig ba^u. So beließen bie Sultane, welche mit ihrer einfeitig gei[tlicf?en Chefehgebung bie Chriften nicht nermalten konnten, bertt Patriarchen 311 Donftantinopel nicht nur alle feine kirchlichen DTacbt= befugniffe über bie <hriftli<hc Benölkerung, fonbern ertheilten ihm anherbem auch bas prinilegium ber Uechtfprechung in allen auf bas

tye-,

Samilien» unb (Erbrecht ber grieebifdpen (Chriften bestig» liehen Streitigkeiten, ferner Befugniffe in ber (Semeinbenermalturtg 11. f. m. hingegen erwarteten bie Sultane 00nt Patriarchat, baff es bie <hriftti<hen Uajaf? in (Ergebenheit unb Unterwürfigkeit 3ttr türkifchen (Öbei'herrfcfmft erhalte. Unb fie fmtten fich hierin nid)t getäufcht. Pas Patriarchat erfüllte alle türkifchen Unforberuitgen, arbeitete aber aufferbem noch für fich- (Es entwickelte ftd? 3unä<hft 3U einer förmlichen (Ermerbsgefellfchaft, welcher jeber Bifd)of auf (ßrunb be> ftimmter Verpflichtung bei bem Eintritt feines 2lmtes sinfte. Pen Bifdföfen mußten bie Popen bei ihrer TVeil)e eine Dauffumme ge= beit, kut'3 alle Stellen waren käuflich, allerbings aud? bie oberfte, bie bes Patriarchen, für fie waren beit türkifchen Machthabern bei jeber ITeubefefsung 150,000 Dukaten 3U 3al?leit. Diefe Jitoften würben bann auf bebenktiche 21 rt bttreh Sörberuttg bes 2lberglaubens, burd) Jfiirchenftrafen unb Segenfprechuitgcn bei jeber (Selegenheit aus beit armen Bajal? f?eraxisgcfd?lagen. TTicht genug bamit, ner= folgte bas Patriarchat in Jftonftantinopel neben biefer 2lusbeutung noch nnbere, unb 3war nationale, 5wecke, inbem bie he>he unb höhere <Seiftlid)keit, ausfd?lie^Iich noit griedpifchcr Nationalität, gleichseitig ihren ga^en (Einfluß aufwenbete, um bie Bulgaren 31t gräkifiren. Diefe ftille gielbeimi^te, mit allen Dritteln betriebene Propaganba konnte nicht ohne (Erfolg bleiben. Um 311 2tnfel)en unb Beichtfnun 311 gelangen, liefen ftd? oiele Bulgaren gräkifiren, ober uermifchten fich mit beit Griechen. (Es mag wohl eine DTiltion biefer fogenannten (Sräko=Bulgaren gegeben hüben. 2ltlcin faft alle (Erfolge jahrhunbertelanger 2lrbeit ftnb int Schwittbeit begriffen, feit es beit Bulgaren — wie fchoit lange uother ben Buffen — ge= lungett ift, fid) non ber kirchlichen Oberhoheit unb Verwaltung bes ökumenifd)en Patriarchats non dtouftantinopel unabhängig 31t machen, bie gric<hifd?e Ü>evrfd?aft unb Benormunbung ab3ufchütteln unb fid? nach langwierigem Dirdxmftreit mit ben (Sried?eit unter

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kräftiger Unterftüßung Bußtanbs im 3al?re 1S75 eine eigene felbft= ftänbige nationale jKirchenucrmaltung mit einem lmlgarifd?en (Eparchat an ber Spitze nebft einer bulgarifchen Snnobe für alle bulgarifchen Bezirke ber Balkanhalbinfel 31t fchaffen. üielleidft nod) mistiger als bie Befreiung non ber türbifd?en Unterjod?ung mar für bie .Kräftigung urtb (Einigung ber bulgarifchen Tiation biefe Coslöfung non ber H>errfd)aft bes gried?ifcf?cn Patriarchats in -Konftantinopel. X>iefe Chatfache ift in ihrer ganjen Cragmeite noch nicht gcnügenb gemürbigt morben; fie erklärt 3unäd)ft bie IPieberbulgarifirung ber (ßräko=Bulgaren, bas ficfptlicpe Scfpnittben ber ©rieten aus bem Innern ber Balkanhalbinfel, bas 5urückgel;cn bes (Einfluffes gried?ifd?er -Kultur unb Bationalität, bas rafd?e (Erftarken bub garifdfen Selbftbemußtfeins unb nidä juleijt ben K>aß, melden bie (Sried)en im Sanar mie alle übrigen (Briechen gegen bie Bulgaren hegen unb betätigen, einen ß>aß, melcßer felbftnerftänblid? auf ©egeufeitigkeit beruht, mie beim überhaupt unter ben (Chriften felber auf ber Balkanhalbinfel größerer gegenfeitiger fi>aß befteiü, als fie ben JTiufelmännern jumenben.

Jit bem Beftrcben, bie Bulgaren 311 gräkifiren, fmtte bie gried?ifd?e ©eiftlid?keit fid? and? bemüht, bie Schulen 311 enb nationalifiren; insbefonbere mürbe babei bie flanifd)e Sprache fo nernachtäffigt, baß bie bulgarifdfe Schrift faft nerloren ging, ilber auch ita<h biefcr Dichtung f w mürben alle (Erfolge ber ©riechen mit ber kirchlichen Selbftftänbigkeit ber Bulgaren nernid;tet. lllit ben größten (Opfern maren unb firtb bie Bulgaren, fomof)l in bem felbftftänbigen Bulgarien, mie in UTakebonien, befliffen, burch (Srünbung non Sd)ulen in jebem, auch bem kleinften (Orte bie Jm gettb htrar^ubilbert, für melcße fie eine beffere Sukunft erhoffen.

2lllermärts finbet man in ben bulgarifchen (Drtfd?aften ein Schub haus, oft bas ftattlicbfte (Sebäube ber (Ortfcpaft, 100 in bulgarifcher

5prad?e bie Bnfaitgsgrünbe bes TDiffens gelehrt merbcn. (Dbfchon fcf?lecht unb meift mit ITaturalien entfdfäbigt, genießt ber Ceßrer benttoch großes Jlnfeßen in ber ©emeinbe, beren Stop bie Sdpule ift. 3a in ben jüngften poiitifd?en Beftrebumjen ber Bulgaren fpielen bie Polksfchullehrer eine ähnliche h^vnorragenbe Bolle mie bie Bbuokaten bei ben Srau^ofen.

Bus langer llnterbrückung unb aus tieffter (Ernicbriguug imt (ich bas bulgarifche Polk enblich jur Selbftftänbigkeit unb Freiheit, nicht ohne frembe Hülfe in Bnfprud? nehmen 311 müffen, empor* gerungen. UTit Bück ficht auf feine unglückliche (Entmickelung bebarf es bes TPohlmollens unb ber TCachfid)t ber europäifdpen ]lTäd)te unb

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Pölber, insbefottbere bes Deutfcben Heid?es unb Dotftes, aber es oer= bient alle 5r?mpatf?ten unb roirb (Delegenf?eit f?aben, fiel) berfelben mürbig 311 geigen; benn eine beffere, eine glüdtnerl)ei|enbe unb rühmliche 3ubunft ftef?t il?m beuor.

IV. Die Serben.

Int fed?ften labvlnmbert nad? <£brifti (ßeburt mar nach bert oorausgegangenen irobenmgsjügert ber (nötigen unb Hunnen, weld?e nad? allen Seiten bis ju ben TTIeeresbüften brangen, bas jicmlicb entnölberte innere ber Balbanfyalbinfel faft ausjdilieplid) non ben aus Horben maffenf?aft eingemanberten Sinnen befet^t. Hut ben ebenfalls non Horben bommenben fmegerifeben Bulgaren 001130g fid? bann im (Dften unb Silben ber foalbinfel bie mid?iige etbno= grapl?ifd?c Ueberfcbicbtuitg unb Pertnifd?ung. Pom fiebenten labr= fmnbert an fd?eiben fid? bie Sübflaoen in jrnei tkiuptgruppen: Bulgaren unb Serben, unb Seigere il?rerfeits verfallen f?eute in Serben im engeren Sinne, Slauonier, ciroaten, Bosniahen, Jöerjego= mirter, Dalmatiner unb Hlontenegriner. Dod? bedielten fie il?re ge= meinfame Sprad?e, meld?e im gegenfeitigen Perbef?r lebiglid? — mie jebe anbere — oerfd?iebene HTunbarten aufrneift. Sn il?rer (befammtbeit ftellen bie Serben bie rein fübflanifd?e Polhsart bar. JHit <£infd?luf3 ber ferbifd?=croatifd?en Beoölberung ©efterreid?s be= rechnet fid? bie 5af?l biefer reinen Sübflanert auf 3 — 6 Hlillionen Seelen. Häumlid? betrad?tet mol?neu fie gefcbloffen unb bid?t bei cinanbcr, allein in politifd?er unb religiöfer li>infid?t erfd?einert fie mef?r getrennt. Port ben ferbifd?en bejrn. ferbifcf?=croatifd?en £änbern gefrört Dalmatien 3U (Cisleitfmnien, (¡Kroatien, Slawonien unb bas Banat 31t Cransleiti?anien, Bosnien unb bie Jkn^egomina ftnb 001t (Defter» rcicl?dIngarn befetjt, of?ne ber Souoeränetät bes Sultans ent3ogen roorben 311 fein, nur bas eigentliche Serbien ift als ferbifcf?er Staat frei unb felbftftänbig, unb neben if?nt IHontenegro. Had? ii?ren re» ligiöfeit llnterfd?ieben gruppirt, firtb bie .iCroaten unb Dalmatiner oonotegenb fratl?olifd?, bie ungarifd?en Serben fomie bie ferbifd?en unb rnontenegrinifd?en Serben griecf?ifd?=ortf?obop, unb r>on ben Serben in Bosnien unb ber ß>er3egomina ein Sänfte! röntifd?» hatl?olifd?en, 3mei fünftel mof?amebauifd?en unb 3mei fünftel gried?ifd?>orientalifd?en Bebenntniffes.

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t)ölli<j rein erfüllten f?at fiel; im £aufe ber Seiten unb im .Kampfe nm'5 Dateitt nur ber Stamm ber i.^ernogorjen b. i. ber Schwaben Serge, jenes Häuflein montenegrinifeber Serben, welches im Schüße [einer Seifen unb fern non Stambut 311 keiner Seit, auch bamats nicht, als (Europa vor bem ßalbntonb gitterte, bie türkifebe (Dberberrfcfjaft anerkannt bat, an lDebrlmftigkeit unb Unabhängig» keitsfinn ben UTannen ber Urfd)wei3 gleich ober ben romanifirtcit lDcftgothen ber norbweftlicben ©ebirge Spaniens. Uber auch bie übrigen Serben mürben uiemats in ihren .Kämpfen gegen bie (Türken fo gang unb gar niebergebeugt nüe bie Bulgaren, bereu Polks» Charakter einen fftlavifchen Sug angenommen hatte. .Kein Geringerer als Uarthe i;at bie rühm» unb blutreiche ©efdüditc bes ferbifcbeti

1 Inabhängigkeitskampfes gcfdiricben. Unb als bas tapfere Serben» volk, welches- 3ugteich bie europäifche .Kultur vor bem Unbriugen ber türkifdnfelbfdmkifdien Unkultur fchütgen half, [ich 311 Beginn biefes Jalnhunberts enblid) eine befdfränkte Selbftftänbiglieit er» kämpft (mite, ba erftanb il;m in bem ehemaligen Sdnveinehänbler Ulilofch (DbrenoTvitfd) ein Staatsoberhaupt, welches neben ben erfteu Pertretern bes aufgeklärten Despotismus ebenbürtig genannt 311 werben verbient. Der alte Ulilofch (1817 —1839) eigog bas ver» wilberte Polk mit väterlicher ©ewalt, unb 3tvar berart, baf3 ba, mo bis bahin Uaub unb Ulorb 311 ben UEtäglichkeiten gehörten, leben unb iigentbum fo ficher würben, wie in bem heften .Kultur» ftaat. So ftreuge war bes Sürftcn Sucht, bafg felbft verlorene ©egenftäube ba, wo fic in Perluft gcratben waren, liegen blieben unb nicht angetaftet würben. Ulilofch wußte nichts von ©efetjgebung unb Perwaltung, wie fie bie moberne IPiffenfdjaft lehrt; er regierte autokratifch unb patriardialifch, wie bas im (Orient ftets Brauch war, unter forgfanter Uüdificbt auf bie Sitten unb Gewohnheiten bes Polkcs, welches er genau kannte. D113U befafg er Perftanb, TPillens« kraft, Scharfblick unb praktifeben Sinn. Bei ben Ausgaben richtete er fid) nach ben .Kräften bes Caubes unb hütete [ich eben» fo fehr vor Ueberftür3ungen, wie vor leichtfinnigem Schulbemmuhen bei bebenküchen iinar^krifen, wie es fpäter beliebt würbe. Dagegen forgte er für Polksfcbulen, fo baß feit brei Sabrjebnteu bie Sa bl ber Unalphabeten in erfreulicher Ubnahme begriffen ift. Befonbers befähigte Jünglinge [duckte er 3111- Uusbilbuug in's Uuslattb unb mahnte fie muh ihrer Rückkehr 31a- Bewahrung ber fcblicbtcn Lanbesfitten. Sein Sohn Ulichael, ebenfalls ein trefflicher Sürft, regierte in biefem Sinne weiter, unb erft unter bem erften .König bes Canbcs, welcher, wie man fagt, es von Bontour's ©naben ge»

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worben, ift in biefer erfreulichen (Entwickelung eine unglückliche IVanblung eingetreten. Herr Bontour würbe gerufen unb hälfte bem £anbe eine übermäßige Scbulbenlaft auf, bie öfterreidüfete £änberbank unb bas (Comptoir b'iEscontpte festen bie Ausbeutung bes £anbes fort. (Ein Jsird?enftreit brachte ben nieberen Jftlerus in (Erbitterung, bie oppofitionelle Volksvertretung würbe aufgelöft unb theilweife mit Hilfe bes Stanbrecbts neu unb fo febr nach bem IVunfcbe ber Regierung gewählt, baß felbft Vorlagen, welche um« faffenbe (Erörterungen erforbern, wie 3. 25. bas 25ubget, mit Accla« mation angenommen werben. Serbien ftetü vor einer inneren J'irifis . . . .

Serbien mit feiner materiell, intellectuell unb moralifcb vor« 3Üglid?en Bevölkerung war unter Vlilofch unb JTiicbael (f 1867) auf bem beften TVege, bas piemont Jllmüens, ber Stüßpuukt für bie fübflavifchen (Einheitsbeftrebungeu 311 werben. Allein feiger hat bas jüngfte ber europäifd?en Königreiche an Sympathien unb Am fehen bei allen feinen 1Tad?barn verloren, 3unäcbft burd? bie llicber« lagen bes Jahres 1877, nachbem man mit Prahlereien itt's Selb gezogen war, ferner insbefonbere bet ben Bulgaren burd? Annahme unb Befeßung ber rein bulgarifchen Bezirke von pirot, ITifch, £es= kowaß unb Vranja, unb neuerbings burch thörichte Anfprüche an Bulgarien bis auf bie (ßegcitb von Sofia, nur weit bort einmal ein ferbtfeher Sürft gefd?lagen würbe; bei ben (Griechen burch feine ITeigmtg nach Saloniki, bei ben Albaitefcit unb (Türken burd? feine Befißergreifung albanefifcher Bejirkc füblich von llifd? unb neuer« bings burd? feine IDüufche nach bem Befiß bes Amfelfelbes mit bem Sanbfchak TIovi«Ba3ar, lebiglicf? weit bort bis vor 3wci lahrf?unberten Serben wohnten, welche nach ben ITieberlagen ber Kaiferlid?en im Sübert bes Amfelfelbcs (_ßa3ancik) 200,000 an ber 5al?l, mit Bifd?of

2lrfeuius von Jpek an ber Spiße nach Ungarn auswanberten, wo ihre lIad?liommen nod? jeßt 311 fiuben fiitb. (Enblid? bürfte aud? (Defterreich«Hugarn anbere Saiten auf3ieheu, fobalb in Betgrab ber volkstümliche Auf nach Befreiung ber fcrbifd?cuBrüber in Bosnien unb ber Herzegowina nicht mef?r wirb unterbrückt werben können, fobalb Serbien ben IVeg „jusqu’au delä de Mitrowitza“ tvirklid? verlegt.

Jn ber Sißung bes croatifd?eu iaubtages 311 Agram am

30. September 1885 würbe ein 2lntrag eingebracht, wonad? bie croatifd?e Volksvertretung mit aufrid?tigfter Begeiferung in ber bulgarifd?eu Union eine <Errungenfd?aft bes ftammverwanbten bul« garifchen Volkes begrüßte, weil, wie es in ber Begrünbung hic’ß,

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Unabhängigkeit unb Bereinigung ber 25alkanlänber non bertllari^a bis jur übria um einen Schritt normärts gerückt ift". Pas ift nicht mehr ber Craum eines cfirofpCroatiens ober (SrofpSerbiens.

5rei non ber Ulari^a bis 3ur 2tbria! Pas ift ber ilinrifci;e Craum, rnie er juerft in ben breiiger lahm t unter ber 23egiutftigung IITctternid/s geträumt mürbe, mit ber tosreifjung Serbiens, 25os« uiens unb ber ßerjegomina non ber Cürkei unb ber Bereinigung biefer tünber mit Croatien, Sianonien unb Palmatien 311 einem fübftanifchen, 311 einem .Königreich litpricn. TBeit entfernt non feiner Pcrmirhlicbiutg fcheint norerft biefer Craum, melier feit ber Befihergreifung 23osniens burd? ©efierreidnUngarn in ben jüb« jlarifdxn tünbern biefer UTonarchie mieber geträumt mirb. politifche (Sren3en, confeffionclte Unterfctnebe, geschichtliche lieber« lieferungen fcheineit bie ferbifcixm Stämme 311 einer (Einigung nicht kommen 311 taffen. Uber tner ba behaupten inotlte, baf^ bie Cnt« midictung ber Pinge fiel) non ber Bermirkliehung biefes Craumes entferne, ber mürbe beit Chatfachen unb ihrer iiogik entgegen« treten.

V. Die ©rieten.

TBenn bie Peutfdxm im neuen (Sriechentanb fo gut 23efchcib müßten, mie im alten, bann mären fie unb nicht bie Srattjofeit bie Conattgebeitben unb Cinftu|reichften unter ben (Europäern, unb auf bem Chroite fäf$e ficher unb geachtet ein ITachfolger bes .Königs (Dtto, melchcr mit feinen baperifchen 25erathern mefenttich an ber Unkenntnis non tanb unb teilten gefebeitert i f t ...

25ei ber reichen tülteberung ihrer cBeftabe mareit bie Griechen non jeher auf Jäaubel unb Schifffahrt angemiefen. Parin beruht ihre Stärke, aber auch ihre Schmücke, tcicht unb rafch befe^tert fie bic dlüftengegeuben ber öftlichcn Hälfte bes )Tiittetlänbifd?en Illeeres, hoch uermochteit fie es nicht, abgefehen non ihrer engeren Heimatf), int ^intern jener tänber feften 25oben 311 gemimten unb fiel) bauernb 31t behaupten. Hanbel unb Schifffahrt beherrfchten fie in ber tenartte and? unter römifcher Herrfcbaft, ja bas cf?ried>ifd?e mürbe 3111- Staatsfprache in bem neu aufgerichteten bp3aittinifd?en .Kaiferreich, (Briechifd) mürbe 3ttr .Kirchen« unb Schulfprache, «riechen

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ftanben an bei Spitze faft aller Angelegenheiten bicfcs Beid?es. 2lud? beizeiten fte if)r geiftiges Ucbergemid?t im (Orient nad? ben (Einfällen ber (Sotten, Panbatcn, Bulgaren, llormannen unb insbefonbere ber Stauen, mit melden fie fid? ftarii nermifd?ten. 2iuf$erl?alb bes heutigen (Tn'iechenlanbs finben fiel? anf bem europäifd?en Sefttanbe ©riechen faft nur in beit Jküftenftäbten, bie lllehrjaf?! in

Mon--

ftantinopcl, bagegen nur ctma 10,000 kleine Hanbtnerker in Saloniki, mo bie (Sried?en fid? non ben fpanifd?en gilben erbrüdten ließen, ferner gried?ifd?e ©emeinben in ben I>onauftdbten bis Buft= fd?uk, forme in mertigen größeren Orten, namentlich in Pfiilippopei, ber gried?ifd?en Hauptburg bes Bittnenlanbes. Auf bem Canbe im June nt ber Halbinfel fittb fonft gar keine ©ried?cn anjutreffen, aud? finb fie non /ionftantinopel aus niefit über Cartai^Bajarbfcfuk, in (Theffalien unb UTakebonien rtörblid? itid?t über PetcfadlTonaftir nor= gebrungen, alfo and; in Sofia unb ilesküb niept gcmefeit.

lf;rer 5af;l nad? mürben bie ©riechen bisher überfebäi^t, ti?eils meil man eine Seit lang alle Bekenner ber griecfnfdportfiobopert Üircbe ihnen jured?nete, tpeils meil fie befonbers in ben Häfen unb Stabten i?cruortraten, tpcils meil bie <Sräko=Bulgaren itod? nid?t mieber rebulgarifirt maren. Pie Saf?l ber ©riechen in (Europa mirb auf 2,1 Millionen angegeben, monott 1,8 PTillionen in ©ried?enlanb,

0,3 Millionen in ber europäifd?en (Türkei. Becbnet man bagu bie ©riechen in /¡leirtafiett unb auf ben Jnfeln mit je 0,5 JTIiltionen, ferner bie fonft in ben Hafenftdbten bes Schmarren Meeres, in Sprien unb Aegppten anfdffigen ©riechen, fo mürbe bie ©efamntb 3ab>[ bcrfelben auf 3 — 4 JlTillionen aujuneipnen fein.

m it mei?r Begeifterung als ©f^eiinaipne ift man in Peutfd?= lattb ben gried?ifd?en llnabf?ängigkeitskämpfen gefolgt. TPäf?rcnb bie Peutfd?en ©elber bortpin fanbten, mußten Sranjofett unb (£ng= länber babei Mitten 311 ßielpen. Beutfd?e .(kraft fd?uf fobattn bem neuen ©riedjenlanb bie fefte ©runblage einer europäifd?en ©efefp gebung unb Permaltung, ofpte meld?e bas junge Staatsmefen unter ber meit gef?enben parteijerfplitterung, biefent (Erbübel ber ©rieten, mof?t nod? gait3 anbere, bebenklicpere (Etjcbütterungen 311 erleiben gehabt fiabett mürbe. Pielfad? l;aben fiep bie ©ricd?cn bie Si?mpatf?ien ber europäifd?en IPelt uerfdjerpt burd? il?re £uft am politifircn, Prahlen unb Jntriguiren im öffentlichen £ebett, burd? ihre 2lb= tteigung tior ernfter Arbeit, burd? if?re Perfd?lagenl?eit unb ©ruitb* fatjlofigkeit im mirtl?fd?aftlid?en £cbett. ©in parlamentarifd?es Ae> gintent mit allen feinen Ausfd?reitungen uerf?inbert bie notf?menbige Arbeit ber Staatsncrmaltung. Tlur in Bcjug auf Sd?ule unb

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Unterricht im nationalen Sinne b efielen lebenbig bie beften ber alten Ueberlieferungen, an Stiftungen unb Pcrmäd?tniffen fel?tt cs nid?t, in jebem, and? bem Rleinften ©rt, mo (Briefen wol?nen, fclbft in itleinafien, finben fid? Schuten mit gutbezahlten Cehrern, unb mit M fe beut]eher (Belehrter ift man bemüht, bie neugried?ifd?e Sprad?e non ihren ftanifd?en unb türRifchen Beimifd?ungen 31t reinigen.

TPenn <Sried?enlanb bie neuen ihm 3ule%t 3ugefprod?enen <Se> biete in frieblidjer 2trbeit ermorben unb fid? politifd? Ronfolibirt haben mirb, wenn es fid? aus ber wirtf?fd?aftlid?en Jürifis, in ber es fid? befinbet, emporjuringen nermag, wenn es feinen Staatsl?aus-- halt unb fein Sd?ulbenwefen einigermaßen in's (BIeid?gewid?t ge» brad?t

fyaben

wirb, bann Rönnte (Bried?enlanb nielleid?t neue be= red?tigte Pergrößerungshoffnungen ht'gen. Porher aber gewiß nicht.

(Dait3 eigenthümlid? finb Stellung unb intwicRelurtg bes bT?3antinifd?en (Sried?enthums in Jftonftantinopcl unter unb neben ber türRifd?en i>errfd?aft gewefen. Bei ber Crobcrung non Jiton» ftantinopet (1453) war lllohameb II. bemüht, in ber zerftörten Stabt bie <Sried?en 3U ha^en unb ncu anjuftebeln; er gewährte ihnen (Blaubcnsfrcif?eit unb beließ if?nen eine eigene Rird?lid?e Pen waltung. hieraus entftanb mit bem gried?ifd?en Patriarchat im Sanar (Senar=i?er=£eud?ttl?urm) 3U Stambul eine gricd?ifd?e ©lig» ard?ie non außerorbenttid?em (Einfluß. Port würbe im laufe non Jahren mit reichen (Erfolgen an (Selb unb (£f?ren non ben rührigen, fd?lauen, gewanbten, fRrupellofen (Epigonen ber Bi?3antiner bie Uw erfahrenheit, UnRenntniß unb (Trägheit ber neuen i>errfd?er nad? niögtid?Reit ausgebeutet. 3

m

(Selb» unb iöanbelsoerRef?r, in bi» pIomatifd?en Senbungen nad? bem Jluslanbe, bei ber Perwaltung ber eroberten Cänber, als 5teuerpäd?ter, Staatslieferanten, 2terjte wußten fid? bie (Sricd?en bes Sanars bei ben (EürRen fold?en (Ein» fluß auf bie öffentlichen 2tngelegenf?eiten 311 nerfd?affen, baß man namentlich in Bc'3ug auf bie bulgarifd?e Kajal? non einer form» Iid?en ITebenregieruttg bes Sanars 3unäd?ft im 2lnfd?luß an bie Rird?licf?e SelbftftänbigReit beffeiben fpred?en Ronnte. 2tus ben

5anarioten=5amilien würben fpäter aud? bicPragontane ber Pforte unb ber Botfd?after, 3uteßt fogar bie d?riftlid?en Pafaltenfürften ber (EürRei, bie übofpobare für bie Illotbau unb TPallad?ei, bie Sürften für K!?obos, bie £ogotf?eten &c. genommen. 2iud? 2lleRo pafd?a, fonft 5ürft Pogoribes genannt, ber erfte (Souoerneur non ©ft» Kumelien, entftammte bem Sanar. Seine £aufbaf?n ift tppifd?,

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eines reichen Sanarioten, erwarb ft cf; beffert (Sunft unb (Tochter unb liefe bann feinen bulgarifdxm Hamen Bogor in Pogoribes gräkifiren. (Einer feiner Söfene mar norübergefx'nb Snrft ber !PalIacf?ei, fein (Enkel ber (Erftattfealtcr non (DftPümtelien, früher and; Snrft non Samos nnb türkifefjer Botfcbafter in IPieit. IPie Pogoribes, i;aben fei;r ine 1 e (i)riechen in ber (Türkei bulgarifcbe Hfenen, naefebent früher jeber Bulgare, welcher normärts kommen inollte, fief; gräkifiren laffett mnfete. Jefet ift bas anbers gemorben; bie <Sräko=Bulgaren erinnern fid; mieber ihrer bnlgarifcfeert 2tbftammung unb erklären, wie Pogoribes, als Bulgaren leben nnb fterben 511 mollen, naefebent bie Wacht bes 5anariotentf;ums ftark befefenitten morbeit, nnb ¿mar einesteils bnrcf; bie Coslöfung ber ferbifcf;en, rnntänifd;en nnb bnb garifdxit Hirche nom gried;ifd;en patriard;at, anbererfeits in folge ber fogenannten Reformen in ber (Türkei nad; europäifebem Wufter, wobei bas moberne türkifefee Beamtentfmm bie einträglichen Stell= ungen ber Sanarioten für fid; feeranjog. 21ngefid;ts biefer allfeitigen unb nachhaltigen 5urückbrängnng bes gried;ifchen (Einflnffes nad; jahrhunbertlangem Uebermiegen ift gegenwärtig bas f anariotcntfmm in /{onftantinopel mit bem gefammten bi;3antinifd;en lTeugried;en= tf;um in ber (Türkei erbittert unb entmutigt, unb non ben einftigen Hoffnungen auf bie IPieberherftellung eines grofeen (Dricchenreiches mit Bi;3att3 als Hauptftabt wirb kaum noch gefprod;en.

Un3tneifelf;aft wäre es bem löriechenthum gelungen, auf (ßrunb ber fanariotifd;en Oligarchie int Jnnern ber .Balkanhalbinfel tiefere TPur3eln 31t faffen, wenn if;m nicht jene Seite ber Polksarbeit ab= gegangen wäre, weld;e bie breite (Brunblage ber nationalen unb ftaatlidjen (Entwickelung ift, wenn ihm nicht and; heute noch bie Heigung 3ur Canbarbeit bebenklid; mangelte. So hod; ber (Sried)e als Hanbelsmann ftef;en mag, fo gering ift er als Canbmirth 311 fd;äfecn, nnb bas war, ift unb bleibt neben ber politifcben Parten lcibcnfd;aft bie ncrl;ängnifenolic Sd;wäd;e ber gried;ifd;eu ITation.

VI. Die

2

Ubanefen.

Bis vor wenigen Jaf; Reimten mufete man in (Europa noch fo viel wie Hid;ts non jenem urmüd;figen, kräftigen Polksftamm ber Blbanefen, welchen ber öfterreid;ifd;e Jüonful Hahn, ein (Thüringer von (Beburt, 3uerft grünblich burd;forfd;t f;at (2llbanefifd;e Stubien,

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Jena

1854). 21ud? fyeute nod; wirb mancher gcbilbete X>cuticf;e, welcher alle bie tobten Horbpolftationcu kennt, in Perlegern freit gerätsen, folite er Auskunft geben über bas tebenbige Polk mit [einen 3af?lreid?en TPof?nfit;en im nahen (Often ber Balkanl?alb= infei.

Pie 2llbanefen finb 21bköirtmlinge ber alten flilr;rer nnb (Epiroten, aufgemifd?t in ben lebten Jafrrfmnbcrteit nor (Ef?rifti (5e= burt burd? keltifd?es nnb namentlich germanifd?es Blut, insbefonbere burd? bie Baftaruer nnb (beten im vierten nnb britten laf?r= frunbert. Sum

iLtyál

uoit Öen flar?ifd?en unb bulgarifd?en (Eroberern aufgefogen, haben fie [id? rein erhalten nur in einzelnen £anbfd?aften bes heutigen Königreichs <Sried?enlanb, vor 2ltlem aber in: eigertt-- tid?en (Epirus, aud? nörblid?er, im oberen HTöfien bis in bie (ßegenb von llifd? unb meit in bas 5anb[d?ak Uoni-Bajar l?iuein in einer (ßefammtjahl non 1,6 Jllillionen Köpfen. Peru Bekenntnis rtad? pnar in brei (Sruppen getrennt, in mohamebartifche ( 7/io), katholifd?e (Vio) unb gried?i[ch=orthobope (2/io) 21lbanefen, ift bod? bei biefern Polke bas nationale BenniStfein, in Be¿ug auf 2lbftammung, Sprache unb Sitte pifammen 3U gehören, alle Seit mächtiger getnefen als bas konfeffiortelle unb i?ut, non Blutrad?e unb (Elanfehben abgefel?en, ein ftarkes (Einheitsgefühl erzeugt unb aufred?terf?alten.

Pon „(Europa's Höflichkeit" nod? ganj unb gar nicht übcr= tünd?t, gehören bie 2llbanefen ohne Sweifel 311 ben inte reff anteften ITaturnölkern ber (Erbe. TPahrf?aften Sinnes ñor 2tlíem, finb fie aud? betriebfam in Haube! unb (Bewerbe. 21lbanefifd?er 2lbftammuug waren bie Probus, Palerian, (Elaubius, 2lurclian, piocletian unb (Eonftantiu, Helb Skanberbeg war ein 2llbanefe. 2ln beti gried?ifd?cu Sreiheitskämpfen betheiligten fid? 2ltbancfeu (Bc^aris). PTel?meb

2tli non 2legi?pten enblid? rühmte fid? albanefifd?er Herkunft. Píele Caufenb unberühmte Helben finb auferbem aus 2Ubanien in bie TPett ge3ogeit, benn bie 2ilbanefen waren bei ben Br?3antinent unb fpäter bei ben Penetianern als bie beften Solbtruppen bekannt. Pabei finb bie 2llbanefeii aber aud? tüd?tigc 2lckerbauer, gcfd?idite Hanbwerker (namentlich <Solbfd?miebe) unb el?rlid?e Kaufleute. IPie [ehr probuktions-- unb konfumtionsfäl?ig 2llbanien ift, läßt fid? namentlich in Saloniki erkunben, wohin fid? ber Haube! mit

2llbanien feit ber (Eröffnung ber <£ifenbaf?n nad? PTitrowifa mehr unb mehr f?iugc3ogen l?ut, inäl?renb früher (Eorfu, prenefa, 2lnlona,’ Pura33o unb Skobra norwiegenb ben Perkehr mit 2tlbanien ner= mitteltcn. 2tlbanien führt h«uptfäd?lici? Schlad?tnieh, Palonea, Selle, (Tabak, lPolle

&c.

aus unb als blofjes 2tgriculturlanb alle 21rten

(29)

europäifcher Sabrikate ein, jumeift englifd)er, tf;eil weife auch öfter« reid;ifd;er unb fraujofifd^ev Herkunft. Jn Saloniki [eilten fid? beutfd;e /iauflente nieberlaffen unb beutfcfye IPaareitlager einrichten, wie es bie Cnglänber erfolgreich geti;an haben, unb bas 3unef;menbe (Befdoäft mit Albanien felbft betreiben, anftatt es ben unjiwevläifigen fpanifchcn Silben non Saloniki 31t überlaffen. Don teueren hörte ich mehrfad; bie Solibität ber albanefifd)en Jüauflcute rühmen. Jn bev Siegel jaulen fie gleich baar, bod; erhalten fie auf Perlangen auch bebeutenben Jftrebit ofme irgenb welche 25efd)einigung, of;ne jebe anbere Unterlage als if;re ifirlidjkeit, welche inbeffen fo grojf ift, baff im feltenen Salle ber Jafylungsunfäfngkeit bie Perwanbt« fdiaft cinjutreten pflegt unb nad; kürzerer ober längerer Seit bie eingegangene Scfmlb berichtigt,

25ebauerlid;erweife hat man fid? in Deutfchlanb um biefes ur« wüd; fige, thatkräftige, hochbefäfngte Polk bisher nod; niel 3U wenig ober nielmehr nod; gar nid?t gekümmert, eine Perfäumnifj, welche beutfdjerfeits 3Uitäd;ft burd; Steuerung ber Cf^cilnalpnte in geeigneter IPeife gutgemacht werben könnte.

Jn ihren Jfämpfen unt Sreiheit unb Unabhängigkeit gegen bie niacbthaber non 231730113 unb Stambut fmt ber kleine Polksftamm trot3 aller Uebermacht fid; niemals gaig barnieberbeugen laffett unb fid; feine nationale Perwaltung mit ber eigentf;ümlid;en ClawTPirtf)« fcl;aft 311 bewahren gemufft, aud; itad;bem er enblid; nad; langem helbenmüthigen TPiberftanbe bie türkifd;e (Dberf;errfd;aft an3uerkeniten genöttngt war. Jm £aufe ber Seit trat ber größere (Tfpeil ber SUbanefen 311m Jslam über. (Degen 100,000 TTTann aber flüd;teten, namentlich im fünf3ef;nten, fieb3ehnten unb acht3ef;nten Jahrhunbert, unb fanben meift im Jüönigreid; lleapel unb Sicilien neue !Pof;m filje, wo fie fiel; noch vielfad? in ihren Tiad;kommen mit ihrer gait3en nationalen 2lrt erhalten i;aben, Slucl; ein Sünftel ber 25e= nölkerung bes heutigen (Briechettlanbs ift albanefifcher Ubftammuitg. Cs gibt albanefifche Dörfer in ber nächften 1Täl?e Slthens. Jitfoweit bie Sllbanefen überhaupt über il;re ilanbesgre^en f;inausfd;aucn, neigen fie mit ihren Sympathien nach Jtalien, theils aus alter Stammcsnerwanbtfchaft mit ben bort angefiebelten Ollbanefen, theils aus gefd?id;tlid;er Ueberlieferung, theils aus älteren gcfd;äfttid;en Ziehungen. Sollte Albanien jemals nad; Slrt non 25osnieit unter bie Pormunbfchaft einer europäifdfen Macht geftellt werben, fo würbe nur Jtalien ba3ii berufen werben können. Pielleid;t gefd?iel?t es baraufi;in, bajf man in Jtalien ein fo lebhaftes Jntereffe für bie Ulbanefen bekunbet unb in jüngfter Seit fogar ben plan ber Cr«

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