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Ostpreussen Land und Leute für Mittelstufe ausgewält von Dr. Heinrich Spiero

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Academic year: 2021

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BIBUUTEKA lnsfyfufu Jaffyclciego

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«.»p.».7v »-

dieiterwegsdem - Urhesie7.Reihe,13.Heft Herausgegebenvon Dr.uxrich PetersundDr.PaulWetzel

Ostpreußen

Land und Leute FürdieMittelstufe ausgewählt

Von

dr.HeinrichSpiero

19 25

Verlag von Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main

(2)

Jnhaltsverzeichnis

Seite

Eingang ....................... 1

A.Königsberg ....................,2

I. EsisteinealteStadt ............... 2

2.Heimweh....-................. 2

3.LobderHeimat.................. 3

4.Ausmeiner Vaterstadt...........·... 4

5.DerjungeKant..·............... 5

6.1813............... ........ 8

B.Ostpreußen imWeltkrieg .... ......... 9

OstpreußiseherLandsturm.............. 9

c.Masuren ....................... 10

I.DerReiherbaum.................. 10

2. DerBuchenwald.................. 11

D.Samländische Ostseeküste............. 12

I.NachdemSturm "................. 12

2.JndenDünen .................. 14

Z.Bernstein..................... 15

B. Am Kurischen Hafs ................ 16

l.HochwasserimMoosbruch ............. 16

2.JmMemel-Mündungsland·............ 18

3.Heimkehrende Fischer................ 19

4.Kinderspiel.................... 20

5.Schaktarp..................... 22

6.Dorf ausderNehrung...·........... 24

7.Hochdüne..................... 26

(3)

czwismu ekxsxzim::«m.x-11«.xpstV.I4.3

Eingang

Königsberg isteineStadt von alterundreicher Geschicht-e undOstpveußenein Landvon unaussprechlicher Schbnheit.

Täglich,stündlichdenktderOstprieuße—- woerauch seinmag—- andasrauschend-eMeer und andiestürmischenWälder, andieWüstederNehrungundandas alteundgraue, formlose, urgeroaltige Schloß.Wie esüberden Schloßteich und denGesekusplatz,altstädtischenKirchplatzundMarkt hin, SchloßbergundRollberg aufsteigt! Geflicktaus verschiedenen

Teilen,

schmucklos,doch starkundtreu.Undobenvom Türme schallen mittagsum elf Posaunen ins Welt-all: ,,Bleib mit deiner

Gnade«...

Ost-, west-, süd-und nordwärts. Wie lernt man denRaum hier empfinden

alslebendigeTat undunauslöschlichesWirken!

Jst doch jeder FußBoden mitBlut gedüngtundmitOpfern, heidnischenSlawen entrissenvon christlichen, streitbaren

Deutschen -

innoch leuchtender Zeitundunter desReichesAugen1).

-Wohlhäbig saß-ensie da, auf Burgen,inStädten, freudig im Lebensfchmuck,in Minnesang, Baukunst, Ge-

staltung

alle die Stämme derDeutschemMit ihrem Reichtumlan Farben

und derArmut aninnerer Kraftgeschlossener Einheit.

Daunddort aberfanden sie sich zusammen wsisespäter 1)DerDeutscheRitterorden begannim13.Jhdt. feine Eroberung desPreußenlandes. Vgl.H.v.Treitschke,DasOrdensland Preußen u.K. Lohmeyer,Gesch.v.Ost-u.Westpreußen.1.Gotha1908.

OftpteußemLandundLeute. « 1

(4)

—2—

über das Wieltmeer floh,wem immer Europa zukleinward, engundbedrückt,inSorgen gebannt,die sinnlos geworden.

Fand-en sichMänner und Frauen, diewollten Tatkraft be- weisen,

neues Land erobern undneue Gesinnungerzeugen;

fernvon HöfenundStädten Urleben von vorne beginnen, siedelnund sä’n.Der deutschenArt neuen Boden erringen unddemchristlichenGeist—- und sicheinedämmernde Heimat.

Siegfried von der Trenck, LeuchterumdieSonne. Gotha, Perthes1925. S.3.

A.Königsberg

1.Es isteine alte Stadt Es istseinealte Stadt, fsernabder Städte Heer;

derSturm braustüberdieStadt, unddrauß-endonnert dasMeer.

Esistsein altes Haus, verschlossen ist langedas Tor;

aus grauen Mauern sprießen grüne Halme hervor.

Esistseineinsames Herz Zin derFremdetraurigallein;

dieStadt und dasHausunddasHerz, meine Jugend schlossensieein.

Carl Bulcke,

DieTöchterderSalome. Stuttgart, Cotta 1901. S.24.

2.Heimweh Jch hörte heut-emorgen am KlippsenhangdieStare schon.

Sie·sang-enwiedaheim, unddochwar eseinandrer Ton.

(5)

—3·—

Undblaue Veilchen blühten aufallenHügelnbiszurSee.

Jnmeiner Heimat Feldern liegtindenFurchen nochderSchnee.

Jnmeiner Stadt imNorden stehn sieben Brücken,grau und greis, an ihre morschen Pfähle treibt dumpfundschütterndjetztdasEis.

Undübergrau-en Wolken esfeinund engelslieblich klingt,—- undmeiner HeimatKinder verstehen,was dieerste Lerche singt.

Agn esMiegel, Balladen und Lieder.Jena,Diederich81907.S.67.

s.Lob der Heimat Königsberg,du vielverlästerte Pregelstadt, von der die MenschenimReich noch glauben, daß sichBären und Wölfe auf russischeManier dort Gutenachtsagen zweigesichtige du,die duschmutzigundhäßlich bist,mitdeinen krummen und winkligen Gassen,die dochallen baulichen Neizesent- behren,undschlechteManieren hast,wenn duinNegenstimk mung undrauhen Winden,vertriebenen Kindern derrussischen Steppe,mitunhöflichinsGesicht gedrückterMützedenFrem- denempfängst!Undkannst doch so lieblichund sänftiglich dreinschauen,wenn mitlindem FlügelschlagderJunitag über den Schloßteich gleitet ringsan dengeschmeidigen,land- geschmücktenUfergärten entlang. Oder stehst so herrlich- romantischundtrotziglich da,wenn derfrühe Herbstabendum diegraue Ordensfeste schreitet, aufdemBergeinmitten der Stadt! Undwährendergeschäftigunten um denKirchplatz herdietausendFlammender Großstadt entfachtinStraßen undLäden, schiebtermitbehutsamen Fingernaus denalten Kastanien langsamdieSchattenandengrauen Schloßmauern

Isl-

(6)

—4—

empor, immer höherundhöher—- abersie haben langezu steigen,bis siean denmassigen,rund-en Ecktürmenempor- klimmienzu demsteilen, schiefergedecktsenDache.Undhochüber Schattenund Mauern undDächernundStraßengewühl lacht noch langeder schlankaufragende Hauptturm inroter Glut undgrüßtüber Lande undHaff hinwegzurfernenblauenden See hinüber, hinterder soebeninfeurigemWolkentor die

Sonne versunken ist. -

Wer dicheinmal so gesehen,alte Pregelst»adt,demwird esnichtleicht werden,deinenAnblickzuvergessen.Undwenn sein Geschickihnaus deinen Mauern fürimmer entführt, nach West-enund dem einschmeichelndenSüden doch steigen Stunden zwischenTagundAbend herauf,daihneinheimat- lichErinnern zurückträgtindeine altvertrautesn Gassen,da erwieder denSchloßturmragen siehtinAbendsonneund sich sehnt nachdem Anblickder SchiffeimHafen, nachdemGe- ruchvon Wasserund Getreide und Teer,derum dieDäm- merzeit durchdieStraßen zieht underwürdegern deinen Boden küssen,duHeimaterdel

Ge o rgRei cke,

Dereigene Ton.Roman. Berlin, Dt.Verlagsanstalt,1907.S.304f.

4.Aus meiner Vaterstadt Spitzhacke schlägt,unddasBeilfälltein.

AlteHäuser,wirreißen euchein.

Stand-et zu.lang schonimgrauen Kleid, bargtnun genug von Leben undLeid.

Wirmachen Platz für LuftundLicht.

Stand-et zu seng,hocktetzudicht, habtnur demVolkdenAtem beklemmt, habtnur denWeg verstelltundgehemmt.

Tönt’s aus dsemSchuttwieleise Musik, wievon altem Spinett einKlimpern, dasnoch-einmal zurHöhe stieg, schloßderSpieler auch längstdieWimpern:

(7)

—5—

Nieisztnur nieder! Jhrwißt ja nicht, was wirumhegtenin alten Tagen, welche Herzenbeimmatten Licht.- dämmriger Scheiben hier einst geschlagen.

Sausend umstobderSteppenwind uns, dserStuben wärmende Wände;

drinnen wiiegtedieMutter ihr Kind, undder Vater regtedieHänd-e, lockteaus denTasteneinLied, war's von Dach,mitFreundenzusingen?2) War’s aus desVolkes TiefenseinKlingen, wieesHerderans Licht beschied?3) AndesGrund-es festesGebäu rauscht-endes Stroms grauschillernde Wogen, und vom offnen Speicher flogen durchdieLüfteKörner und Spreu.

Spitzhacke schlägt,unddasBeilfälltein.

AlteHäuser reißen sieein.

Drobsenvom Schloßturm dröhntderChoral.

FaltenzumBeten sichwelkeFinger?

Mahsntder schmetternde Lüftedurchdringer längst Biegrabneeinletzt-esMal?

Heinrich Spiero, Dichtungen.Leipzig, H. Finck1911. S.I.

5.Der junge Kant WerhatdasKindgesehn?Den Sattlerjungen, vom Vater streng,von derMutter fromm,von beiden sittlich gehalten.

Schwächslich,ein wenigschief, aufmerkend, gütig,versonnen, abergesundundgeselligimKreis derGeschwister-Gespielen.

2) Simon Dach (1605—1659),Prof.inKönigsbergbedeutender DichterundGlied deskbgr. Dichterkreises.

s)Joh.Gottfr.Herder,aus Mohrungcn (1744——1803),Heraus-

ZbejkeinergroßenVolksliedersammlung, Dichter,Forscher, Geistlicher, erer.

(8)

—6...

Blaue Augen hattederJung,»einVergnügenzusehen.

Nur einandrer, zwölfJahrewohl älter,hattediegleichen4).

Wie war Königsbergklein. Wie standendieHäuschenund Gärtchen.

dortam Schloß,inderAltstadt darunter,denLöbenichtab- wärts,

undaufderKneiphofinsehundobengegen denBurgberg.

Kennt ihrdie kleinen Stiche—- Vorahnung von Flieget- bildern?

Wiedafeinen StrichsdieGiebel und Wipfelabwechseln, zierlicher Baumschlag,undMenschengargroßmitgewichtigen

Hirten?

DerChodowiecki5)aus Danzig,der hateuchdas alles ge- stichselt,

war er auch«zwei Jahre jüngeralsunser SattlerleutsEStifv then-

dasdadenSchulranzen trägtunddenZuckerbekommt und sich prügelt, weint und läuftund fragt.Was fragt er nichtalles die

Mutter?

Unddietrippeltmitihm hinausinsGlacis, nachdenDörfern,

Lauth, Judittens) undwas danoch liegt,denPregel hin- unter,

oderaufwärtsund seitwärts, ringsum,wo Wald grüntund Felder.

Haus,Garten,Schule, Spaziergang was gibtesmehrin derKindheit?

Was gibtesweiter imLeben? Aus den Elementen wächst alles.

4) FriedrichderGroße, geb.1712.

5)Daniel ChodowieckiausDanzig (1726—1801).

6)KirchdorfbeiKbg., Geburtsort Joh. Chr.Gottscheds(1700 bis 1766),desBegründersderneuern dt.Literatur.

(9)

A- 7 --'-

Hochanragtedas Schloß nahdemHaus. Nochwar les nicht lange, daßdort Königewohnten.Undmächtig großwar dieEhr-

furcht-

erstum desPrunksundderPrachtundnun um derPrügel willen,

dieFriedrich Wilhelm7)miteigener HandinBerlin,wieman sagte-

Sonntagnachmittags austeilte,denBürgernzuhöh’rerBe- lehrung.

Aber eswar einknorrigGeschlechtund rauhwie erselber.

Jeder-träte gleich ihm,wär’erderKöniginPreußen.

Undsie nahmeneshinundfreuten sich-,wieersie purrt-e, daß siedasTrotzenverlernten undZuchtundOrdnung re-

gierte.

Nursein Sohn,einFremdlingvon Blut, einGeistaus der

Höhe- .

littunsäglichdarunter 8). Doch wenig rührtedas Volkdas.

Nurvereinzelte Freundeumflöteten sanft ihninRheinsberg Bis erdieAdleraugenzum Herrschsen auftat.Dochherrschte aufdemGrzfundament,das ihmder Vater gegossen...

Sounser Jung.Erhat KieselgesuchtundKastanien gelesen, hatmitZiegeln gespielt,undMädchen genecktundverachtet, hat gelerntundgeweint, gebetet, gestrampelt, gebockt auch—- sicher,-denn ohnedaswirdman keinMensch.Wieviel wen'ger

einGroßer.

BockendieGeisterderGrößten doch selbst noch,wenn sieer- scheinen

in derTischplatteuns,unddesFragensundKlopfenszu viel wird.

7)König Fr. WilhelmI.herrschte1713—-174"0.

8) FriedrichderGroße herrschtevon 1740——1786.

OstvreußemLandundLeute. 2

(10)

—8—.

Undersahvon derGroßmutter Arm,wiedieSonne sich senkte

überdenPregel hin,wo er westlichzum Haff träg hinab- schleicht.

Sahder Kaufleute Schiffe,die Speicher aufderLastadie, sahdenFischmarktund hörtedasKreischenderFischweiber

gellen.

Kurz, sah erfülltenRaum soengundsoweitdoch-—- und lebte

aus-gefüllteStunden... Und immer war es zukurz ihm.

Dochdasgehtallen Kind-ern so,undistgar nichts Besondres.

Und daßeineignerWille sich regt,und Gesetzdemzuwider ihn bestricken-will,unddaßdasGewissenuns -anschlägt, wenn wiruns aufVerbot-nem ertappen daßuns derHerr-

gott

lieb und fürchterlichist—- und Gespenster auchmaluns er- scheinen—- alles dasistinKönigsberg sowiewoanders auf Erden, undwar inseinemLebengleichdsemvon Millionen Gefährten.

In derKindheit sindalle gesund.Dann bleiben sie stehen.

Wer fortwächstund dochKind bleibt, ist großund ver- nichtetden Irrwahn.

Siegfried von derTrenck,Leuchterumdie Sonne. S.19,20.

S.1813 Wieman denFeindbefehdet, das große Freiheitswerk, beschlossenund beredet ward esinKönigsberg.

Amdeutschen Gichenstamme dufrisch-esgrünesReis, dumeiner JugendAmme, nimm hindesLiedes Preis!

(11)

—9...

JmFreiheitgmorgenrote, inMogkaug heil’gem Schein kameingeweihterBote zudir,der feste Stein9).

ErzoginKraft zusammen derLandegväter Kreis, in dentrugseine Flammen HeldYorck10),derstrengeGreis.

Da brachlmitSturmes Schnelle hervordeinstarkerSinn.

Nunmaßmitandrer Elle derKaufmanndenGewinn.

Nuntrieben dieStudenten erst rechtdie Wissenschaft, und alle Herzenbrennten in einer Glutund Kraft.

Maxvon Schenkendorf, DiedeutschenStädte.

B. Ostpreußenim Weltkrieg Ostpreußischer Landsturm Ostpreußen,einsames Land,

hartindeinarmes Schicksal gebannt,

mußtdustumm halten gegen Sturmes- undMeereSgewalten.

Du kämpfstam schwersten.

Heimat—- undgibstuns deinLeid!

UnserBlut trinkt deinGrund.

DuschaffstinSeelen bezwungen,geschlagen, Großes.Sie träumen inelenden Tagen Gott amhehrsten.

9) Der Neuschöpfer Preußens nachdemZufammenbruchvon 1806Karl Freiherrvom undzumStein (l757—-1831).

m)DavidLudwig Yorck Grafvon Wartenburg(l·759—-1830)rief alsGeneral inKbg.1813zurBildungderLandwehrauf.

2.

(12)

MIOO

Wannimmer esdeineFreiheit gilt, wirblutwund,wirdurchSchmerzgestillt, wirMenschen todgewillt:

Sturm auf,meinLand, wirsinddieErsten!

Walther Heymann (gefallen9.1.1915 beiSoissons), KriegsgedichteundFeldpostbriefe.München, G. Müller1915.S.13.

O.Masuren

I.Der Reiherbaum

Hier stand wohleinmal einalter Hoch-wald.Er ist lange niedergeschlagen. Lange geht hierderPflug. Aber inder Ferne wogt nochlSchilfmitdenbraunoioletten Blütenbüscheln, dahinterbreitet sichderSee,zudem der Wald hernieder- stieg.Einer derunzähligenSeen Ostpreuszens.Keiner von den großen, einfachderSee.

Die alte Eicheblieb stehen.Man liebt hierdieBäume.

Überall dürfen sie wachsen, auf BühelnundanAbhängen,an Grenzenund mitten inden KoppelnoderimFeld-e. Nicht einmal, daßdie alteEichevielSchatten gibt.Sieistwunder- lichundeigensinnig gewachsen.Sie hatteesinderJugend imWaldgedränge schwer, sich durchzukämpfen,undals die Freiheit kam,konnte sie nichtmehr schlankundgeradewerden. »

Wollte esauch nicht. Hier,mitten imFelde, braucht auchnie- mand ihr-en Schatten. Nur zur Erntezeitsammelnsichdie Schnitt-erum ihren knorrigenStamm zurVesper.Das geht sie nichtsan. Was daineinem Jahr schoßtundreift,das ragt nichtherananihre hundertjährige,einsame Herrlichkeit.

Siehatandre Gäste.Wie sieihre riesige Silhouette über dasFeld wirft, so seltsamund eigenbrödeligunddoch so sicher und fest,wartet sie auf ihregrauen Freunde. Undmitdem SchattendesAbends kommen sievom See her.Dort standen dieReiher tagüber,bewegungslose Fischer,dienievergebens den spitzen Schnabelindas Wasser schleudsern,deren Auge nie trügt. Jetzt hebteiner nachdem andern diegrauen

(13)

—11.-

Schwing-enzulautlosem Fluge,derEichezu.Die stehtund recktihre kantigen Äste. Gegendenleuchtenden Westen heben sichdiegroßen Vögelabwievom Goldgrunde einer japani- schenMalerei. Dieser stößt sicherauf seinen gewohnten Sitz.

Dieser umflattert suchenddenBaum. Nocheiner und noch einer. Erstwenn dieDämmerung schon tief liegt,kommtder letzte.

Sie passenzuderEiche,diegrauen Freunde. Siepassen zuder Einsamkeitmitten indemgroßen Felde, aufdemes schoßtund reift,wo gemähtund gepflügt wird, daßeines Sommers kurze HerrlichkeitwiedasBild desLebens vorbei- zieht.Aber dieEiche sah manchen Sommerrauschi, ihre Äste knarrten widerwillig in manchemHerbststurm,und keine Winterkälte brach ihrMark. Und weiseund geheimnisvoll sind die,denen sieeinsicheresNachtquartier bereitet.

DemWanderer aber,derfernab aufdemFeldwegschreitet, an dsemgelber Rainfarn stehtundviolette Disteln, steigen seltsam schwereGedanken auf, siehteran einemtrübenTage dieReiherderEiche zuziehen.WiedieSorgen seines eigenen Lebens dünkensie ihn. Enttäuschung rauscht ihr Flug.Nimm-er vergißter diekantige Eichemitdem spärlichen Baumsch-lag, aufdiesie einfallen.Ein Herbstesfrösteln zieht durch seine Seele.

A gn esHa rder,Dasbrennende Herz. Berlin, L. Schroeter.S. 72f.

2.Der Vuchenwald Eswar derschönsteWald,denichgekannt, miteinemfremden, reich-en Märchenleben, Mohnblütenbrannten rot an seinem Rand, undNehetranken abends aus denGräben.

Nur einpaar kurze Sommerstunden sah ich kinderglücklichjenealten Buch-en—- undsdoch, ich weißes: istmeinSterben nah, werd’ichim Traum noch nachdemWalde suchen.

U.gnes Miege«l,Gedichte. Stuttgart, Coita 1901. S.5.

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·—— 12—

l). Samländifche Ostseeküste

I. Nachdem Sturm

Es liegtieinHauchvon Süßigkeitund von Trauer über einerstillen Herbstlandschaftan schönen,ruhigen Tagen.Voll Melancholie gedenktman dann allesdessen,was einst gewesen.

Heutewar einsolch schöner,ruhiger Tag. Nocheinmal schien esSommer zusein,trieben auch Herbstfädenüber dieStoppel- felder· Sanftundharmlossangendie Wellen überdenToten.

Die schweren Morgennebel waren davongeslogemund der Himmelblaute inunendlicher Größeüberdengoldenenund roten Bäumen,überder stillenWelt. Hügelauf, hügelabzog derWegvor Viktoria her;aber sie folgte mehrdengelben Schm«etterlingen,die vor ihr spielten.Die Schmetterlinge warfensich·aufswelke Gras und schnelltensichempor, flie- gendenBlüten ähnlich.Alle schienen sie jungund heiterzu sein,was dieSchmetterlingeimmer zusein scheinen. Aufden kahlen Hügeln standen hierund dort sonderbarverkrüppelte Weiden,dieder LandschaftimSpätherbstetwas Tragisches verliehen, besonderswenn die grauen Krähen auf. ihren kahlen Ästenhocktenund krächzten.Doch jetzt saßennoch-gelbe Schmet- terlinge auf den Weiden; jetztzognocheineSchafherdeüber dasLand. Wieeinegraue Wolkekamsievon einemfernen Hügel.Viktoria freute sich dessen,was nochwar, und nur ein Zauber mehrwar für siediesanfte Melancholie,dieauchin ihrdizeLandschaft erzeugteund dieErinnerung an das,was

gewesen. "

Drei schwarz gekleidete große Frauen mit starken,roten Händen,die schwerund mutlos aus den zukurzenÄrmeln hing-en, gingen langsamübereinenHügelderDüne zu.Wie über einenBogen schritten sie unsicher dahin,einehinterder andern. Diebeidengrößerenließen stummdieKöpfe hängen, diedritte, schonetwas gebeugte,sprach ohne Unterlaßmit sichselbst.Viktoria erkannte sie aufdenerstenBlick alsFischer-

(15)

—13....

frauenund sagt-e sich sofort, daß sie wohlzujenen Unglück- lichen gehörten,deren Männer oder Söhne nichtvom Fisch- fangindergroßen Sturmnacht zurückgekehrtwaren. Wie die VerkörperungdesLeides selbst erschienenihr diese grobknochi- gen, dunklen Gestalten, deren schwereSchritte den Boden stampften.

Neben deralten,rotbraunen Scheune,diesicham Dünen- randschon Jahrzehnte gegen dieStürme stemmte,stiegendie Frauen hinab. Hierwar dieDünenicht hochund derStrand mitdünnem Schilfgrasbedeckt.AlsViktoria beiderScheune anlangte, sah siedieFrauenaufdemStrand sitzen.Dieroten Händ-eum dieKnie geschlungenund dieGesichter regungslos demWasserzugekehrt, saßen siedunkelimmelancholischgrauen Schilf. Nochimmer harrtensieder RückkehrderBoote-.

Und das Wrackkamgeschwommen zertrümmert,allein ginges Viktoria durchsdenSinn, und ihr Herzwurde schwervon dem Leidzuihren Füßen.Lautlos setzte sie sich aufeinen alten Balken vor derScheunezwischenKletten und Niesselmsiewollte den Frauennahe bleiben,um mitihnen zusprechen.

Zweivon ihnenwaren jung,diedritte war alt. DieAlte sprach unaufhörlichmit sich selbst,dieweitsichtigen Augen spähend aufdasWasser gerichtet.Diebeiden jungen schienen mitgesenkten Köpfenzuschlafen. Nichtstrübte dise Bläue des Meeres,keineWolke,kein Boot. Fleckenlose Weiten, erhabene LeereundEinsamkeit, soweitdasAuge reichte,unddarüber derdünne, blaßblaue Himmeleines stillen Herbstmorgens.Es war so stillwie imTraum. SelbstdieWogen rollten leise.

Wie Mohnduft stieges von dem Wasseraufund machte schläfrig·

DieAltesahetwas. Sich erhebend, streckte siedenknöcher- nen Armmitderzitternden, harten Handaus undwiesüber dasWasser.WieeineSeherin stand sie da,dieweitsichtigen Aug-en starr aufeinen Punkt geheftet.Die Schlafengehzeit

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—14-

standihr schon aufdem Gesicht geschrieben;aber sie dachte

anihre Großsöhneund nichtan denTod. »EinBoot! Ein Boot!« murmelte sie auf Platt. Alleerhoben sich, auchVik- toria. Aber sieentdeckte nichtsals einen dunkeln Punkt auf demWasser. Unwillkürlichstieg siedieDüne einStückhinab.

»EinHerrschastsboot«,erklärte dieAlte, während sielaut zu weinenbegann. Diebeiden andern nicktenvollNesignation.

Sieließendie Alteweinenund sprachenkeinWort;derVer- zweifelte weiß nichtsvon Mitleid. Ihre Schulternkrümmten sich, dochkeinTon wurde laut. Wie das rauheJammern einer armen gequälten Katze klangdas Weinen derAlten aufdem einsamenStrand.

KatarinaBotsky, Sommer- undHerbst. München, Lungen.S.268f.

2.In den Dünen FarbenlichteWeiten!

Über Meer und Sand reichenEwigkeiten sichdieSchwesterhand.

TotenstilldieLande. Nurvon ferne her,

vom verlass'nen Strande, trägtdasalte Meer dunkle, schwereTöne in dieEinsamkeit. AltwieseineSchöne ist seinLiedvom Leid.

Wie dein eigner, scheuer, schwergemuter Sinn, streschtimBlau einReiher

-schreienddrüber hin.

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