Beata Grzeszczakowska
Ein Überblick über die deutschen
Tempora
Acta Universitatis Lodziensis. Folia Germanica 2, 33-48
2000
A C T A U N I V E R S I T A T I S L O D Z I E N S I S
F O L IA G E R M A N IC A 2, 2000
Beata Grzeszczakowska
E IN Ü BER B LIC K Ü B E R D IE D E U T S C H E N T E M P O R A
D a über das Tem pussystem bereits eine ganze R eihe von Fachquellen vorhanden ist, k a n n es a u f den ersten Blick wirklich u n nötig scheinen, dieses Problem aufs neue zum D iskussionsthem a zu m achen. Tatsächlich k an n m a n sich ohne Ü berlegungen zum T em pus bzw. T em pussystem kaum irgendeine G ram m atik der deutschen Sprache vorstellen. T ro tz za hlreicher Bem ühungen u m den A ufbau eines einheitlichen Tem pussystem s sind jedoch die Sprachw issenschaftler noch zu keiner Einigung a u f diesem G ebiet gekom m en. G an z im Gegenteil: m an stö ß t a u f eine sehr breite Skala von M einungen ü ber die S tru k tu r des Tem pussystem s im D eu ts chen, wobei jeweils ein anderer A spekt der A nsatzp u n k t ist. Im Z u sam m enhang dam it soll in den folgenden A bschnitten ein V ersuch gem acht w erden, die G rü n d e für jene Tem pussystem -U neinigkeiten zu beleuchten sowie die verschiedenen A nsätze in bezug a u f das Tem pussystem s d a rz u stellen.
1. F O R M U N D IN H A L T D E R T E M P U S F O R M E N 1 - EIN M Iß V E R H Ä L T N IS T E R M IN O L O G IS C H E K L Ä RU N G EN
A uch w enn m an dazwischen im m er wieder versucht, die lateinischen Fachbegriffe — ebenfalls au f dem T em pus-G ebiet — d urch die deutschen Bezeichnungen zu ersetzen (was aber m eistens zum Scheitern verurteilt wird), ist die lateinische Sprache aus der sprachwissenschaftlichen Terminologie schlechthin n ich t w egzudenken. A uch in der vorliegenden A b h an d lu n g
1 A nd ers gesagt d er lateinische T erm inus und sein d eutscher In h alt.
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han d elt sich nicht d aru m , das V orhandensein des Lateinischen in der Sprachwissenschaft zu beklagen noch nach der N otw endigkeit des Bruchs m it der alten T rad itio n zu postulieren. M it den folgenden Ü berlegungen wird eher bezweckt, in erster Reihe einige Probleme, die die lateinischen Termini m it sich bringen, hervorzubringen, um viele unnötige Mißverständnisse zu verm eiden, die ständig lauern, w enn m an die lateinischen Begriffe wortw örtlich nim m t oder sie direkt ins D eutsche übersetzt.
„U nsere Bezeichnungen der T em pora stellen uns hinter bestim m ten F o rm b ild u n g en bestim m te Sachbezüge vor: Präsens, P rä teritu m , F u tu r, durchaus gedacht als zeitliche G egenw art, Vergangenheit und Z ukunft. D as ist nun „in doppeltem Sinne irreführend: weder k o m m t den einzelnen F o rm enbildungen ein einheitlich-fester In h a lt zu, noch sind bestim m te Inhalte der Sachbezüge einer einheitlichen form alen F assung zugeordnet“ .2 W ürde die Z uo rd n u n g der deutschen T em pora zu den drei Z eitstufen tatsächlich dem lateinischen M uster entsprechen, wäre es sicherlich zu keiner Tem pusdiskussion gekommen, und die lateinischen T erm ini w ären bei der In h alt-In terp retatio n der einzelnen Tem pusform en des D eutschen in ihrem ursprünglichen Sinne schlechthin ausschlaggebend. Im L aufe der Zeit u n d infolge einer eingehenden F orschung w urden jedoch ein p a a r w ichtige Aspekte aufgehellt, und zwar; es ist festgestellt w orden, d aß die deutschen Tem pus Verhältnisse sich völlig von den lateinischen unterscheiden, und das Tem pus - als ein gram m atisches M orphem - allein nicht im stande ist, den beabsichtigten Zeitinhalt zu realisieren. U m eine angestrebte T em p o ralität zum A usdruck zu bringen, d a rf m an alle anderen Elemente, die eben über die gegebene T em poralität m it entscheiden, d.h. tem porale A dverbialbestim m ungen, K o n junktionen oder K ontext, nie außer acht lassen; abgesehen schon davon, daß eine Z eitform in vielen Fällen nicht n u r rein tem poral interpretiert wird, sondern auch der m odale G ehalt m it zu berücksichtigen ist. Beim Z uordnen der T em pora zur Zeit sind also, was schon längst anerkannt w orden ist, nicht die lateinischen N am en entscheidend3, sondern viele andere A spekte. So k an n m an im Präsens, wie das allgemein bekannt ist und was in fast keiner G ram m atik übersehen wird, sowohl das gegenwärtig verlaufende Geschehen als auch die übrigen zwei Zeitstufen, einschließlich
2 D iese fehlende Ü bereinstim m ung von F o rm und In h alt trifft nach W . B artsch fü r alle zusam m engesetzten V erbalform en zu, die a u f ein Schem a zurückgehen, d a s n a c h dem M u ster des L ateinischen entw ickelt w orden ist u n d auch im D eutschen ein System von sechs T e m p o ra an n im m l W . B artsch, Tempus, M odus, A sp ekt. D ie systembildenden Ausdruckskategorien beim deutschen Verb, F ra n k fu rt a .M . 1998, S. 8-9 ff.
3 D a s betrifft auch die N am en , die ins D eu tsch e üb ersetzt w erden, was letzten Endes a u f d as gleiche h inausgeht (so heißen die T e m p o ra a u f D eutsch; d a s T em p u s d er Z u k u n ft, G egenw art, V ergangenheit u n d entsprechend d er vollendeten Z u k u n ft, G eg en w art u n d V erg an genheit).
Ein Überblick über die deulschen Tempora 35
der Allgemeingültigkeit, zur G eltung bringen.4 D as gleiche trifft ebenfalls a u f die anderen T em p o ra zu, d.h. jedem Tem pus können je nach dem K o n tex t und anderen Elementen einer gegebenen Aussage verschiedene B edeutungsva rianten zugeschrieben w erden. N och anders gesagt: jedes T em pus wird nicht nur in bezug au f die vom N am en her abgeleitete Zeitstufe verwendet, sondern auch a u f die anderen. Ebenfalls wird jede der drei Zeitstufen nicht n u r durch ein einziges Tem pus zur Sprache gebracht.5 Schon das N ebeneinander von drei T em pora fü r die Vergangenheit (Präteritum , Perfekt und Plusquam perfekt) zeugt - nach H . B rinkm ann - davon, daß die sog. T em pora nicht einfach au f die Zeitstufen bezogen werden können. D as Lateinische habe ein differenziertes Tempussystem ausgebildet, bei dem den verschiedenen Form en (Präsens, Futur) an sich bestimmte zeitliche W erte entsprächen, so daß jeder Prozeß je nach der Sachlage und der Auffassung des Sprechers eingeordnet werden könne. D as sei nicht der Fall im D eutschen. T em pora im D eutschen seien - wie M odi - ein wenig objektives System.6
D ah er kam es in der deutschen Sprachwissenschaft zu zahlreichen Versu chen neuer T erm inologie bei der Beschreibung der Tem pusverhältnisse, die m anchm al sehr revolutionär angesicht der traditionellen T em puslehre w aren. So wird z.B. bei Brinkm ann über die Verlaufsstufe m it Präsens und Präteritum , Erwartungsstufe m it F u tu r und Vollzugsstufe m it Perfekt und Plusquam perfekt gesprochen.7 E rben nennt wiederum im K ontext der deutschen Tem pusform en und ihrer A nw endungsbereiche die 1. Stam m form bzw. die F o rm des sog. Präsens, die 2. Stam m form - die F o rm des sog. Präteritum s und weiter dem entsprechend die F orm des sog. Perfekts, Plusquam perfekts u n d F u tu rs .8 Die stärkste Abweichung von der Aufgliederung der traditionellen G ram m atik kom m t hingegen bei H . W einrich zutage, der die gegebenen T em p o ra nach dem Prinzip der erzählten und besprochenen W elt in zwei G ruppen gliedert.5 Auffallend ist dabei, daß jeder solcher Versuch au f dem Gebiet der Term inolo gie eng m it dem angenommenen A nsatzpunkt bei einer gegebenen Tem pusana lyse zusam m enhängt.
4 Im Präsens k an n auch d a s V ergangene - im F alle des sog. historischen P räsens - u n d d a s Z u k ün ftig e m it H ilfe einer angem essenen T e m p o ra lan g a b e m it Z u k u n ftsb e z u g zum A usd ru ck g e b rach t werden.
5 D a s O bengenannte wird im K o n tex t v o n verschiedenen B edeulungsvarianlen d er einzelnen T e m p o ra fast in jed e r T em pus-A rbeit erw ähnt; vgl. u.a. D uden 4: G ram m atik der deutschen Sprache, D u denverlag, M an n h ein [u.a.] 1984, S. 146 ff.; G. Helbig, J. B uscha, Deutsche G ram m atik, Leipzig 1991, S. 146 ff.; W . Ju n g , G ram m atik den deutschen Sprache, Leipzig 1988, S. 213 ff.; W . F läm ig, Z u r Funktion des Verbs: Tempus und Temporalität - M odus und M odeilität - A ktio n sa rt und A ktionalität. ln : Beihefte zur Zlschr. „W irkendes W o rt“ (21 j 1969, D üsseldorf.
e H. B rin k m an n , D ie deutsche Sprache. Gestalt und Leistung, D ü sse ld o rf 1962. 7 E b d ., S. 319.
a J. E rben, D eutsche Gram m atik. Ein Abriß, M ü n chen 1972, S. 87 IT. 9 H . W einrich, Tempus. Besprochene und erzählte W elt, 1964, S. 11 ff.
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Z u guter Letzt äußert sich dazu die Duden-G ram m atik folgenderm aßen: „Die Tem pora im Deutschen sind nach dem Vorbild der lateinischen G ram m a tik zusam m engestellt worden: Präsens, P räteritum , Perfekt, Plusquam perfekt, F u tu r I und F u tu r II. [...] W ir tu n gut d aran , die lateinischen Bezeichnungen als reine N am en zu verstehen, die nu r wenig ü ber die jeweiligen F u n k tio n en der einzelnen Tempusformen aussagen. Begreift m an sie nämlich als sprechende N am en, kann es nicht nu r geschehen, daß m an die jeweilige F u n k tio n nu r unzureichend erfaßt, sondern es treten auch Ungereimtheiten und W idersprüche au f* .10 D em entsprechend sollte einerseits a u f die lateinischen Bezeichnungen nicht verzichtet werden, um noch ein größeres Chaos infolge einer eventuellen E inführung anderer nu r scheinbar vollkom m ener T erm ini zu vermeiden; andererseits sollten jedoch die T em pus-N am en - als F o rm en - von den zum A usdruck gebrachten Inhalten abgegrenzt werden.
2. E IN Ü B ER B LIC K Ü B E R DAS D E U T S C H E T E M P U S S Y S T E M
N achdem die Sprachwissenschaftler es eingesehen haben, d aß das a u f der lateinischen T rad itio n fußende System d er deutschen T em p o ra bloß ein Irrtu m ist, suchen sie seither im Tem pusbereich nach einer besseren alle Realien des D eutschen berücksichtigenden Lösung. D abei gehen sie von verschiedenen Standpunkten aus, was im Endeffekt zu vielen verschiedenartigen D arstellungen der einzelnen T em pora - zu „verschiedenen T em pussystem en“ - führt. D ie einen behalten in ihren A rbeiten sowohl Latein in der T er minologie als auch traditionelle Aufgliederung der T em pusform en bei. So entstehen aufgrund der T radition, sozusagen, „m odifizierte“ Tem pussystem e, wo einer konkreten Zeitform eine R eihe von B edeutungsvarianten zuge schrieben wird. D ie anderen wagen wiederum einen völligen Bruch m it der T rad itio n , führen vollkom m en neue Begriffe ein und sprechen von der Subjektivität des deutschen Tem pussystem s oder auch stellen ein solches ü berhaupt in Frage, was hier im kurzem besprochen wird.
2.1. Besprochene und erzählte W elt11 - Bruch m it der Tradition D ie radikale K ritik an der klassischen Tem puslehre werde erst n ach der M itte des Jah rh u n d erts angesetzt; zw ar sei auch bisher schon gelegentlich
10 Duden 4: G ram m atik..., S. 144 f.
11 D e r Begriff, „B esprochene und erzählte W elt” en tstam m t dem Titel d er 7emptir-ArbeiL v on H . W einrich.
Ein Überblick über die deutschen Tempora 3 7
betont w orden, Tem pus und „objektive Z eit“ seien nicht identisch, erst jetzt gebe es Fragen, ob wirklich alle sechs F orm en zum Tem pussystem gezählt w erden dürften oder auch wie groß der „tem porale“ A nteil in den einzelnen T em pora gegenüber dem „m odalen“ A nteil sei.12 E rst der
Tempus-A rb eit13 von W einrich, die der nicht m ehr zur R uhe kom m enden
T em pusdiskussion den A nfang gab, k an n die Rolle eines Verläufers a u f dem T em pus-G ebiet zugeschrieben w erden. N ach einer langen Periode der traditionellen T em pusbetrachtung w erden hier die T em p o ra in einem ganz a n d eren L icht b eh an d elt, und zw ar in bezug a u f die typischen Sprechsituationen und literarischen G eneral.14 D ie T em pora, und präziser gesagt, zwei T em pusgruppen, in die sich auch das deutsche Tem pussystem gliedert15, haben nach W einrich viel m it den Sprechsituationen zu tun, die dem nächst ebenfalls in zwei G ruppen - je nach der in ihnen d o m inierenden T em pusgruppe - geteilt werden. Infolge dessen w erden solche literarischen G attungen wie Novelle, R om an, E rzählung (sowohl in m ü n dlicher als auch in schriftlicher From ) der T em pusgruppe II zugeordnet; hingegen literarisch-kritische Essays, wissenschaftliche D arstellu n g und alltägliche E rfahrung m it der Sprache (Beratungen, Selbstgespräche, Be schreibungen, Briefe, Predigte, D iskussionen, R eferate) - d er T em p u s gruppe I. W eiterhin sagt W einrich, es sei num evident, daß die T em p o ra in ihrer jeweiligen Tem pusgruppe die Sprechperspektive bezeichnen w ürden, m it der m an sich in d er besprochenen W elt ebenso wie in der erzählten Welt orientiere. Bei der Z uordnung der T em pora in die jeweilige T e m pusgruppe ist also nach W einrich die S prechhaltung en tsch eid en d .16 Eine solche „T em pus-O bstination der Sprache“ ist nach dem A u to r äußerst ökonom isch, denn - falls noch Zweifel gehegt werden sollten - es sei natürlich für die Ö konom ie der G eisteskräfte nicht unerheblich, ob sie bei jeder sprachlichen K om m unikation ihre volle K o n zen tratio n entfalten m üßten (A larm stufe I) oder ob sie bisweilen die K o n zen tratio n lockern
11 J. Engel, Deutsche G ram m atik, H eidelberg 1991, S. 150 fT.
13 W einrich sp richt üb er die T em p o ra h auptsächlich am Beispiel des F ranzösischen. Seine Überlegungen w erden aber oftm als a u f die V erhältnisse üb ertrag en, die auch für andere Sprachen, wie D eu tsch und Englisch, typisch sind.
14 „N ic h t n u r [...] die T e m p o ra h arm onisieren m it einigen T e m p o ra m ehr, m it anderen w eniger; so n dern au ch m it einigen typischen S prechsituationen u n d literarischen G e n e ra m ehr, m it an d eren w eniger.“ (H. W einrich, Tempus, S. 44 f.)
15 Z u d er T em p usgruppc I werden von W einrich Präsens u n d Perfekt gerechnet, zu d er T em p usgruppe II - P rä te ritu m u n d Plußquam perfekt.
10 D a s Erzählen sei d abei d u rch eine entsp an n te H altu n g (nicht aber „H arm lo sig k eit der Erlebnisw elt“ ) gekennzeichnet, d u rch die „die schrecklichen Ereignisse gefiltert und en tsc h ä rft“ w erden. D a s N icht-E rzählen verlange hingegen nach d er „gespannten H altu n g des K ö rp ers u nd G eistes“ , u n d die W ell werde einem großen E ngagem ent des Sprechers, seinem R eagieren u nd Agieren nach, besprochen.
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dürften (A larm stufe II). D as zu wissen, sei in jedem Satze nützlich. Die unökonom ische V erschw endung der Tem pussetzung sei n ur scheinbar und dient einer höheren Ö konom ie.17
Diese angesichts der Tradition vollkommen revolutionäre Tem pus-D eutung w urde von vielen anderen Sprachwissenschaftlern, die ebenfalls nach neuen Lösungen suchten, eher kritisch angenom m en.18 Eine solche K onstituierung der besprochenen und erzählten Welt, die entsprechend durch die besprochenen oder erzählten T em pora zur G eltung gebracht werden, m ag vielen Linguisten tatsächlich zu überspitzt scheinen, desto m ehr, daß W einrich es im m er wieder betont, für die Sprache gebe es überhaupt nicht die „Z eit“ und m eint, m it Setzung der T em pora der erzählten Welt werde die Sprechsituation in eine andere O rdnung verschoben; das sei nicht die V erschiebung der H an d lu n g in die V ergangenheit, sondern in eine andere Bewußtseinslage jenseits der alltäglichen Zeitlichkeit. Es wird dem nächst nicht über die Z u k u n ft, G egenw art oder V ergangenheit gesprochen, so n d ern ü b er die V erw andlung einer W elt in eine andere. Bei der W ahl der T em pora richtet m an sich also laut W einrichs T em pus-Interpretation nach einer bestim m ten Sprechhaltung bzw. Sprechperspektive, d.h. die jeweilige Entscheidung für ein gegebenes Tem pus hängt dam it zusammen, ob m an es m it „Besprechen“ oder „E rzählen“ zu tu n hat. T ro tz der psychologischen Elem ente findet jedoch W einrichs Tempus-Auslegung einen großen W iderhall in d er gesamten T em pusliteratur. A uch wenn die anderen Sprachwissenschaftler nicht so radikal wie W einrich vorgehen, ist er ja nicht der einzige, d er in der Sprachwissenschaft „psychologisiert“ .
2.2. „Sind Tempora Ansichtssache?“ 19
Es ist schon allgemein erkannt w orden, daß T em pora Zeitform en sind, die jedoch nicht in erster Linie a u f das Tem pus als „Z eit“ angesehen
11 E bd., S. 44 Π“.
18 W einrichs Tem pus-Lehre w urde eine gewisse Psychologisierung vorgew orfen. D azu vgl. z.B. P. B ra u n , Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache, S tu ttg a rt 1979, S. 63 f.) („W einrichs D e u tun g ist weitgehend psychologischer A rt: d er Sprecher d er T em p u sg ru pp e I ,bespricht4, d .h ., er b rin g t zum A usdruck, d a ß er betroffen, gespannt, engagiert ist. W er die T em p u sg ru p p e II w ählt, d rü ck t aus, d a ß er .erzählt4; das schließt H altu n g en wie .S p an n u n g 4, ,B etroffenheit4, .E ngagem ent4 au s44, dazu auch H . G elhaus (S in d Tempora Ansichtssache? In: Der B e g r iff Tempus-Ansichtssache?, Beiheft zur Z tsch r „W irkendes W o rt44 (20) 1969, D üsseldorf, S. 73 ff.).
19 D ie Frage: „Sind T e m p o ra Ansichtssache?44 war einer der wesentlichen Stichw orte in d er lebendigen Tem pusdiskussion bei H . G clhaus (S in d Tempora Ansichtssache?, S. 69 IT.) und W. K luge (Z u r Diskussion um das Tempussystem . In: Beihefte zur Z tsch r „W irkendes W o rt44 1969, D üsseldorf. S. 59 ff.).
Ein Überblick über die deutschen Tempora 39 werden dürfen; d.h. m it den Z eitform en könnten sich ganz verschiedene Zeitvorstellungen verbinden, und die Z ietform en entsprechen nicht im m er den objektiven Zeitverhältnissen, sondern die Sprache folgt eigenen Gesetzen. Im Zusam m enhang m it solchen Feststellungen zwingen sich sofort viele nötige F ragen auf, und zwar u.a.: W om it hängt also die Tem pusw ahl zusammen? Welchen Gesetzen folgt m an denn, wenn aus dem Tem pusinventar zur Bezeichnung der Z ukunft gerade Präsens und anderm al F u tu r gewählt wird? O der w onach richtet m an sich eigentlich bei der Setzung d er einzelnen T em pora in eine gegebene Textsorte, wenn nicht nu r nach der angestrebten Zeitstufe?
Z w ar sagt z.B. E rben kein einziges W o rt über „E rzählen“ oder „B e sprechen“ bzw. über die „besprochene“ oder „erzählte W elt“ aus, er m ach t jedoch ebenfalls die Sprechhaltung für den G ebrauch der T em pora zuständig, indem er die A bhängigkeit der Tem pusw ahl von d er V orstellung des .Sprechers und seiner Einschätzung des Vorgangs betont.20 Im Zusam m enhang dam it spricht er über „die Schilderung eines im Bereiche d er G egenw art oder Vor-Zeit ablaufenden Geschehens (bestehenden Seins)“ , dazu dient die 1. und 2. Stam m form des Aussagew ortes, „wobei literatursprachlich die Präsensform in der direkten R ede vorherrscht, die P räteritalform in der Erzählung“ . W eiter noch spricht er ü ber „die Feststellung eines als vollendet (perfekt) angesehenen Geschehens (Seins)“ , wobei wiederum die V ollendungs form - das P art. P rät. - verbunden m it den Hilfsverben haben oder sein gebraucht wird - sie diene also nicht der erzählenden Schilderung, sondern dem feststellenden, gleichsam „Bilanz ziehenden“ R ückblick vom Boden der G egenw art (Perfekt) oder von der P lattform einer geschilderten V ergangen heitssituation (Plusquam perfekt). Zu guter L etzt spricht E rben ü ber die nachdrückliche „Ankündigung eines erw arteten Geschehens (Seins)“ ; hier stehe dagegen im D ienste des Ausblicks, der V orausschau und Voraussage die G rundform (der Infinitiv) in A ktionsgem einschaft m it werden.
Es ist also nicht die Rede von der Zukunft, Gegenwart oder Vergangenheit. D as, was fü r ein T em pus jeweils verwendet w ird, geht nach E rben dam it einher, ob m an es m it einer Schilderung. Feststellung oder A nkündigung zu tu n hat. D as h än g t w iederum von der Einstellung des Sprechers bzw. des Schreibers zu einem gegebenen T extzusam m enhang ab, und nich in erster Linie davon, welche Zeitstufe m an ausdrücken will.21
Ä hnlich verfährt auch B rinkm ann, indem er feststellt, für die „Z eitstufen“ gebe es im D eutschen keine T em pora, die a u f sie als solche gerichtet w ären.
20 J. E rben, Deutsche G ram m atik, S. 99 ff.
21 A ufg ru n d solch einer T e m p u s-Interp retaü o n sollte m an es aber n a c h E rb en n ich t au ß er ach t lassen, d a ß d a s Verb, und dem entsprechend, eine V erb alform -Z eitform (also Tem pus), als „zu stan d - od er vorgangsschilderndes A ussagew ort“ aufzufassen ist und deswegen im m er etw as m it d er Zeit zu tu n h a t J. Erben, Deutsche Gram m atik, S. 69 f.).
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„ P rä te ritu m , Präsens, F u tu r zielen p rim ä r nicht a u f die verschiedenen Stufen der Zeit, sondern a u f die U nterscheidung verschiedenen H altungen: d e r E rinnerung (Präteritum ), des um fassenden Daseinsbew ußtseins (Präsens) und d er E rw artung (Futur). E rst aus diesen Einstellungen ergeben sich die Beziehungen zur Zeit. D er wirkliche Bezug a u f die Zeit wird im D eutschen nicht eigentlich durch gram m atische, sondern durch lexikalische M ittel gegeben (orientierende A ngaben)“ .22 Z w ar wird bei B rinkm ann, ebenso wie bei E rben, nicht über die „besprochene“ oder „erzählte W elt“ gesprochen, es läß t sich aber dabei nicht verbergen, daß beide in bezug a u f die T em pora ebenfalls (wie W einrich) ein wenig „Psychologie“ betreiben, d.h. die m en schliche Einstellung für die Tempuswahl entscheidend machen, denn: „welches Tem pus jeweils gewählt wird, hängt nicht von verbindlichen Regeln, sondern von d er Sehweise ab. In so fern gibt es im D eutschen kein objektives Tem pussystem . Bestimmend sind die verschiedenen Sehweisen, die sich m it den T em pora verbinden, und ihre wechselseitige A bgrenzung im Z usam m enspiel“ .23
A uch K luge äußert sich dazu gleichermaßen: „M an m öge nicht so sehr nach dem A bschluß u n d der V erfügbarkeit fragen und nicht allein a u f das Subjekt eines Satzes schauen, sondern in d er W ahl d er T em p o ra ein Zeichen für die Einstellung und H altung des Sprechers shen u n d das •Präteritum als die Erzählform und das Perfekt als die Urteilsform betrachten. Die T em pora sind A nsichtssache.“ 24 Ebenso wie Brinkm ann unterstreicht K luge die Rolle des Präsens als grundlegenden Tem pus. E rst durch die A bw eichung vom Präsens werde eine andere, die zeitlichen V erhältnisse stä rk er berücksichtigende Perspektive eröffnet. E rst die H inw endung zum E rw arteten eröffne die Perspektive der V orausschau und der E rw artu n g .25 D abei weist er ebenfalls a u f Brinkm ann hin, d er dazu u.a. noch folgendes sagte: „N icht die Z ukunft als solche kom m t im F u tu ru m zum A usdruck, sondern eine spezifische Einstellung dazu, die m it dem K om m enden wie m it einer W endung (das liegt in werden) rechnet, die jenseits des H eute eintreten w ird.“ 26 A nalog zieht K luge die Schlußfolgerungen in bezug a u f
22 Bei B rin k m an n erscheint d ie Zeit als K o n tin u um , das in d er G egenw art erfah ren w ird, a b er im plizit und explizit d a rü b e r hinausreicht, das d u rch die G egenw art n u r h in durchgeht. Som it aktualisiere Präsens - grundlegendes Tem pus, d as V ergangenheit u n d Z uk un ft einschließen k ö n n e - ein K o n tin u u m jew eils fü r eine G egenw art. Bei P räteritu m und F u tu ru m w erde dieses K on tin u u m unterb ro ch en (das F u tu ru m lege zwischen Jetzt u n d D an n den „E rw arlu n gssch n ill“ , d er das K o n tin u u m vom G egenw ärtigen trenne. D a s P räteritu m lege „d en E rin n eru n g ssch nitt“ zwischen Jetzt und E in st, der erst E m nerun g erm ögliche) (H. B rinkm ann, Die deutsche Sprache, S. 121 f.).
u E bd., S. 163.
24 W . K luge, Z u r D iskussion..., S. 68 f. 2i E bd ., S. 63 f.
Ein Überblick über die deutschen Tempora 41
den Prätcritalbereich, und zwar: das A uftreten von Perfekt o der P rä te ri tum signalisiert laut ihm ebenfalls die H altu n g und die Einstellung des Sprechenden: „D as Erzählte steht im P räteritum , das Berichtete und zu sam m enfassend B eurteilte im P erfekt. D as E in treten von P erfekt oder P räteritum ist abhängig von der Redeform , ob es in einer E rzählung steht - und m ag dieser Erzählteil noch so k n app sein - oder in einer Sprech situation, die m an G espräch oder M itteilung nennen k ö n n te und die H. W einrich Nicht-Erzählen nennt oder engagiertes Sprechen oder besprochene
W e lt“ 27
Ebenso nicht anders bringt dieses Problem B artsch zur Sprache: „Bei der T em pus-K ennzeichnung beht es nicht um eine solche Bestim m ung von Zeit (wann?), sondern um die D arstellung einer zeitlich subjektiven R elation, näm lich der zwischen Geschehen und Erleben. [...] M it der W ahl des Tem puskennzeichens drü ck t der Sprecher, gleichgültig w ann er den Satz formuliert, sein subjektives Verhältnis zum Geschehen aus, eben als ,vergangen1 oder ,nicht-vergangen‘. Erst die E in ordnung in das System der Chronom erie bringt Zeit als M eßw ert ins Spiel.“ 28 D as T em pus werde also wiederum als n u r ein phonom orphem atisches M erkm al entblößt, dessen Q ualität letztlich durch die lexikalischen M ittel29 bestim m t werde. Die B edeutungsvarianten der jeweiligen T em p o ra w ürden dabei stets nach den begleitenden A ngaben definiert und nicht um gekehrt.30
M ögen d an n G elhaus’31 Ü berlegungen zum T em pus-M odell wie auch seine Tem pus-D efinitionen32 auch höchst logisch und einw andfrei scheinen, sie werden jedoch z.B. von K luge aus einigen G ründen m it R echt be zweifelt. G elhaus beto n t u.a. die Tatsache, ihm gehe es vor allem und zuerst d aru m , die L eistung der T em p o ra „ re in “ zu beschreiben, ohne daß dam it irgendwelche K ontextinform ationen verm ischt w ürden.33 Ein solches „kontextlose“ Verfahren bei d er Tem pusanalyse wird aber a u f
21 Ebd., s. 65 f.
28 W. B artsch, Tempus, M odus, A sp ekt, S. 14 f.
29 N ach B artsch bezeichnen die lexikalischen M ittel als die logischeren und p räziseren den „Z eitin h alt“ ( = Tem poralität) (ebd., S. 13 f.)
30 Ebd.
31 V on G elh au s wird die M einung, die T em p o ra seien A nsichtssache, schlechthin in F rag e gestellt H . G elh au s, S in d Tempora Ansichtssache?, S. 76 fT.)
32 D a s T em pusm odell besteht nach G elhaus aus zwei Ebenen: aus d er eines „ T u n s “ ( = Sein oder G eschehen) und d er eines „V erfügen“ ü b e r ein abgeschlossenes T u n bzw. V orh an d en sein eines abgeschlossenen T u n s. F ü r d ie T em p u sd efin ilio n en sind w iederum folgende Begriffe: A bschluß, Beginn und V orhersage relevant; so d rü ck e z.B. das P räsens aus, d aß ein T u n ( = Sein oder G eschehen) im S p rechzeilpunkl n ich t abgeschlossen sei, usw. (ebd., S. 80 f.)
33 In G elhaus Ü berlegungen stö ß t m an jed o c h a u f einen W iderspruch; bei seinen P roben b eto n t G elhaus u .a., es sei vo r allen zu beachten, d a ß m an d en K o n te x t stän d ig erw eitert (ebd., S. 79 f.)
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der Stelle von vielen Sprachwissenschaftlern abgelehnt, und es besteht kein W under darin, d a es im m er wieder unterstrichen wird, d aß das T em pus an sich keinen Zeitbezug zu erzeugen vermag. D azu äußerte sich z.B. Weinrich folgenderm aßen: „[...] wo es ernsthaft um die Zeit geht“ seien die T em pora ein zu „ stum pfes W erkzeug“ als daß sie ohne weitere sprachliche H ilfs m ittel, D aten, Zahlen, A dverbien stehen k önnten.34 Ihm und anderen, die Tem pussignale als „textkonstitutive“ M erkm ale verstehen und den T em pus gebrauch nicht n u r a u f Einzelsätze hin begreifen, sollte - wie bei B raun35 - schlechthin Recht eingeräum t werden. D as einerseits. A ndererseits scheint es auch richtig zu sein, daß K luge u.a. noch d a ra u f abzielt, G elhaus’ Tem pusdefinitionen als solche abzustreiten, die den A usdrucksw illen des Sprechers und die Bedeutung der Sprechperspektive beeinträchtigen. Sie verm öchten auch darum nicht A ufschluß d arü b er zu geben, w arum ein Sprecher, wo (zwei) F o rm en denkbar seien, sich einm al für (die eine), ein anderm al für (die andere) entscheide.36
Zum Schluß wäre es nicht sinnlos noch einmal zu unterstreichen: „Z eit“ an sich (die drei Zeitstufen) ist eigentlich etwas Subjektives, was also ebenfalls subjektiv in der Vorstellung des M enschen realisiert wird. Deswegen k o m m t es vollkom m en gerechtfertigt vor, die m enschliche, individuelle Sehweise bei der T em pusanalyse als ausschlaggebend anzusehen und nach K luge ü ber die A nsichtssache37 als einer „F austregel“ bei der Tem pusw ahl zu sprechen. Solch ein V erfahren erlaubt auch sicherlich viele U nklarheiten im Tem pusbereich besser zu verstehen, wie z.B. den G ebrauch vom Präsens u n d F u tu r für die Zeitstufe der Z ukunft oder vom P räteritum und Perfekt für die Zeitstufe der Vergangenheit.38 E rst andere lexikalische M ittel wie:
gestern, am 22. Dezember, in zwei Stunden u.ä. vermögen unsere Zeitvorstellung
einigerm aßen zu „objektivisieren“ , und zusam m en m it gegebenen T em pora sow ohl unsere Einstellung zu jeweiligen G eschehen als auch die In form ation über die betreffende Zeit zum A usdruck zu bringen.
14 H . W einrich, Tempus, S. 9 f. 3} P. B raun, Tendenzen..., S. 63 f. 36 W . K luge, Z u r Diskussion..., S. 62 f.
37 A uch w enn m an sich nach d er individuellen Sehweise bei der T em pusw ahl ric h tet, ist m an n a tü rlic h n ich t v o n bestim m ten Regeln völlig befreit, die u .a. die K o n g ru en z gegebener Zeiladverbien m it gewissen T em p o ra anbelangen.
зя D azu vgl. als Beispiele folgende Sätze: E s wird schwer werden, ober ich weiß, daß wir durchkom men - durchkommen sei im D aseinsbew ußlsein aufgenom m en, schwer werden, dagegen u n ter E rw a rtu n g gestellt (H . B rin k m an n Die deutsche Sprache, S. 164 О- I™ Septem ber vorigen Jahres begab ich mich in mein Schlafzim mer, öffnete das Fenster weit, verzauberte mich und flo g davon. Ich habe es nich bereut - au s den Lieblosen Legenden von W olfgang H ildersheim er. H ier h a t m an es m it einem Tem pusw echsel zu tun, d er wieder in einem W echsel von d er H a ltu n g des Erzählens zu r H altu n g des B esprechens oder U rteilens beg rü n d et sei (W. K lu g e Z u r Diskussion..., S. 68 f.)
Ein Überblick über die deutschen Tempora 4 3
2.3. Ein Tempussystem?
O bgleich W einrich, E rben, B rinkm ann, K luge, B artsch u.a. fü r die T em pusbetrachtung im D eutschen viele neue Perspektiven eröffnet haben, die oftm als m it d er lateinischen T ra d itio n nichts zu tu n haben oder wenigstens ein Versuch w aren, sich von dem M uster zu befreien, das den deutschen Zeitverhältnissen w iderspricht, und die T em pusform en en dlich von einem anderen S tandpunkt als bisweilen zu betrachten, bleiben ; 'Sie jedoch im R ahm en ihrer F orschung ständig a u f der Suche nach einem neuen Tem pussystem - nach einer N euordnung im Bereich der T em p o ra und der V erbalgefüge - wobei im Endeffekt jeweils verschiedene A spekt über seine A uffassung entscheiden. Angesichts des kom plexen C h arak ters ; der „Z eit“ versucht Bartsch z.B. dieses Problem durch die K onstituierung dreier tem p o raler Systeme zu lösen, und zw ar eines chronologischen, . das dreigliedrig angelegt ist und eine „relative“ A ngabe des „W ann?“ erlaubt; eines chronom etrischen, d.h. eines M eßsystem s, das a u f das k o smische G eschehen bezogen und dadurch im G runde zyklisch angelegt ist und genauere u n d genauste B estim m ung des „W an n ?“ erm öglicht und letztlich eines Tem pussystem s, dessen Bezugsgröße eine ganz andere als bei den „Z eit“ -Systemen sei, näm lich „d as ,Jetzt u n d Hier* -Bewußtsein, « die ko n sta n te Ich-Identität des Sprechers, sein W ahrnehm ungsverm ögen.“ D as Tem pussystem sei — im U nterschied zum chronologischen und chro-
• nom etrischen System - eindeutig dualistisch angelegt.39 Solch eine A uf
stellung dreier tem poraler Systeme scheint eine sehr sinnvolle L ösung des Zeit-und-Tem pus-Problem s zu sein, die a u f eine sehr einfache A rt und Weise die R elationen zwischen den beiden G rößen veranschaulicht. M an k ö n n te also w agen festzustellen, d aß tro tz der K o m p lex ität d er ; „Z eit-Problem e“ in der D arstellung der deutschen T em pora doch nach einer System atisierung gestrebt wird. D as a u f der einen Seite. A u f der ; anderen Seite gibt es aber au ch Stim m en, die das T em pussystem als ; solches in Frage stellen.
E ine dieser Stimmen kom m t z.B. von G elhaus, der sich u.a. gegen die Zusam m enfassung d er T em pora in der D arstellungsform eines T em pus „systems“ wendet. N ach ihm ist die Rede von einem Tem pussystem schle chthin nicht gerechtfertigt, d a wenn m an dieses W ort ernst nehm e und konsequent behandle, rufe cs die Vorstellung eines Feldes hervor, in dem das eine Elem ent in O pposition zum anderen stehe, es dad u rch begrenze und zugleich halte. G elhaus selbst weiß es nicht, „ob die T em pora tatsächlich
39 Als T em pus-M erkm ale lassen sich nach Bartsch n u r das P rä te ritu m -M o rp h e m und P räsens-M orphem feststellen, d a d a s Tem pus - ein m orphem atisches K ennzeichnen a m Verb - im m er nu r m it dem flektierten K o m plem en t eines Verbalkom plexes verb u n d en sie (W. B artsch, Tempus, S. 95 f.)
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ein System bilden“ . N ach welchen Prinzipien die Beziehungen zwischen den einzelnen Elementen ( = T em pora) geregelt sind, w äre es nach ihm erst zu untersuchen, deswegen geht er n u r von d er „A n n ah m e eines Tem pussystem s“ aus.40
N icht m eh r so vorsichtig äußert sich zum Problem des Tem pussystem s in d er deutschen Sprache Engel. In seiner G ram m atik v ertritt er die A uffassung, „nach der für die deutsche Sprache ü berhaupt kein T em pus system anzunehm en ist und die m eisten verbalen A usdrücke auch g ar nicht zeitlich zu definieren sind.“ 41 Deswegen w erden die einzelnen T em p o ra zwar aufgeführt, aber zugleich in ungew ohnte Zusam m enhänge gestellt, wobei ihnen auch ungew ohnte Bedeutungen zugeschrieben w erden. Als Begrün dung für solch ein V orgehen weist Engel vor allem d a ra u f hin, daß bei der nach dem lateinischen M u ster durchgeführten Zusam m enfassung der T em p o ra in das Tem pussystem ein F orm unterschied schlechthin übersehen 'w urde. „Im L ateinischen handelt es sich bei allen sechs T em pora um V erbform en [...]. Im D eutschen aber finden wir unter den T em p o ra nur zwei richtige V erbform en (Präsens und Im perfekt), die übrigen T em p o ra sind verbale K om plexe [...). W er so unterschiedliche S trukturen zu einem P aradigm a zusam m enordnen will, m uß gute G ründe haben. D er Verweis a u f die Verhältnisse im Lateinischen ist kein ausreichend guter G rund. M a n soll die Oberfläche ernst nehm en.“ 42 U nd weiter noch: „W enn m an die .T em pora' im einzelnen betrachtet, erscheint die Bem ühung um eine neue Sehweise noch zwingender. N icht m al vom Inhaltlichen her läßt sich das überlieferte Tem pussystem rechtfertigen.“ 43 D as alles, was Engel in bezug a u f das Tem pus beschreibt, sollte nach ihm als G rund dafü r erk lärt w erden, „die alte Tem puslehre, und käm e sie noch so m odisch gewandet daher, ins M useum zu schicken. D o rt m ag ihr dann ob ihrer Zählebigkeit ein E h ren p latz eingeräum t w erden.“ 44
40 G elh au s K ritik an d er R ede vom T em pussystem , die zu einer neuen D iskussion üb er d as Tem pussystem ü b e rh a u p t beigetragen h a t w urde u .a. von KJuge m it folgender B egrü n d u n g abgelehnt: „D iese K ritik verm ag eigentlich n u r die W ahl des T erm inus .Tem pus system 1, n ich t ab er seinen In h a lt in d er Sp rach e der deu tsch en G ra m m a tik zu treffen. D ie von G elh au s referierte A n o rd n u ng d er T em p o ra von Präsens bis F u tu r II entspricht freilich d er traditionellen, n a c h d er lateinischen P aradigm entafel ausgerichlelen G ram m atik . Sie wird so au ch noch weitgehend in d er Schule prak tiziert. In d e r n euen w issenschaftlichen G ra m m a tik su ch t m an jed o c h - was G elhaus fo rd e rt - schon lange nach einer neuen, d er m u ttersp rach lich en Lage besser entsprechender O rd n u n g [...] D ie K ritik an der R ede von einem T em pus ,system* ist a b e r jetz t schon zurückzuw eisen“ (H . G elhaus, S in d Tempora Ansichtssache, S. 59 ff.)
41 U . Engel, Deutsche G ram m atik, S. 495 f. 42 E bd., S. 494 f.
43 E b d ., S. 495 f. 44 E b d ., S. 496 f.
Ein Überblick über die deutschen Tempora 4 5
3. D IE M A C H T D E R T R A D IT IO N - Z U S A M M E N F A S S U N G 45
Nicht einmal die schon angesprochene Tempus-A rbeit von W einrich, das „die W irkung eines Paukenschlags“ a u f den bisherigen Forschungsstand im Bereich der T em pora hatte, und nicht einmal eine ganze Reihe von dem nach vertretenen Tempusmodellen vermochten zu irgendeiner Einigkeit beizutragen, was sow ohl die Zahl der T em pora angeht (es ist einmal von sechs, anderm al von vier oder von zwei deutschen T em pora die Rede), als auch was den Zeit-Anteil an ihrer Bedeutung anbetrifft. Im m er noch gelang es nicht allen T em pusforschern, der lateinischen Lehre den R ücken zu zeigen, w as aber - nach Engel - „nicht nu r von der K urzsichtigkeit vieler G ram m atiker, sondern auch von der prägnenden M acht fachwissenschaftlicher T rad itio n en “ zeugt.4*5
Wie bereits angedeutet, bleiben viele gegenwärtige Sprachw issenschaftler zumindest teilweise beim alten, indem sie die traditionellen Term ini weiterhin verwenden, bloß m it der Bemerkung: m an solle sie nicht wortwörtlich interpre tieren. D abei beharren sie dennoch nicht m ehr darauf, Präsens drücke nu r die Gegenw art aus usw., sondern jeder T em pusform schreiben sie einige Bedeu tungsvarianten zu, dabei berücksichtigen sie andere N achbarkategorien des Verbs m it. Solch ein V erfahren scheint - auch in den neuesten und allgemein als beispielgebend anerkannten Gram m atiken - der häufigste Weg zur D arstel lung des deutschen Tempussystems zu sein. Dementsprechend trifft m an also in den m eisten gegenwärtigen G ram m atiken eben die traditionelle Sechsergliede rung der deutschen T em p o ra an, und zwar: es wird - abgesehen von der Reihenfolge und der m anchm al auch verschiedenen Benennung der Zeitform en - gewöhnlich über Präsens, Präteritum , Perfekt, Plusquamperfekt, F u tu r I und F u tu r II und ihre G ebrauchsvarianten gesprochen, die sich bei den jeweiligen A utoren meistens nu r in Einzelheiten oder in der F orm ulierung voneinander unterscheiden.47 Die Prinzipienfrage bei der A nalyse der T em p o ra im D
euts-45 Es wird hier freilich der Einfluß d er lateinischen T ra d itio n gem eint, dazu vgl. z.B. Braun: „D ie Sechsergliederung, die erst zu Zeiten d er H u m an isten fest wurde, erin n ert a n das Vorbild des Lateinischen. D a s A ltdeutsche ken n t n o ch keine eigenen F o rm k ateg orien des Perfekts und des Plusquam perfekts, ja n ich t einm al des F u tu rs. D ie F u tu ra des L ateinischen w urden zum eist d u rch P räsensform en wiedergegeben; d aneben gab es U m schreibungen m it .sollen1 und ,w ollen1 (vgl. die englischen Fulu rfo rm en ). N ach ja h rh u n d e rte la n g e r K o n ku rren z h a t .w erden1 + infinitiv sich als feste gram m atische K ateg o rie d urchgesetzt“ , (P. B raun, Tendenzen..., S. 64 f.).
46 U . Engel, Deutsche G ram m atik, S. 494 ff.
47 G en au er dazu vgl. W. Ju n g (Gram m atik..., S. 213 ГГ.); Duden 4: G ram m atik... (S. 145 IT.) - hier ist d ie R ede von Verwendungsweisen; bei G . H elbig u nd. J. B uscha w ird üb er einzelne B edeutungsvarianten gesprochen (Deutsche G ram m atik, S. 146 f f ) J. E rb en (Deutsche Gram matik, S. 87 ff.); W . Flam ig (G ram m atik..., S. 389 fT.); (Z u r Funktion des Verbs..., S. 254 IT.) sp richt dagegen über tem porale V arianten d er einzelnen T e m p o ra u n d b e to n t d ab ei, seine Tem pusdarsteUung unterscheide sich verschiedentlich von den herköm m lichen Vorstellungen.
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chen bleibt aber im m erhin die gleiche, und zwar; wieviele Bedeutungen, B edeutungsvarianten bzw. G ebrauchsvarianten d a rf m an den einzelnen T em pora zuorden? In bezug d arau f sagt Eisenberg folgendes: „Viele G ram m atiken nehm en für jedes Tem pus m ehrere Bedeutungen (als V arianten) an, ohne eine G rundbedeutung auszuzeichnen (B rinkm ann 1971; H elbig/Buscha 1975; G rundzüge). Bei einer Reihe von G ram m atiken verschwimmt die G renze zwischen Bedeutungsvariante und G ebrauchsvariante d erart, d aß sich die Frage erhebt, ob üb erh au p t noch m it einem Tempussystem für das D eutsche gerechnet wird (D uden 1973: 79 ff.; Brinkm ann 1971: 321 ff.; dazu ausfüh rlicher G rew endorf 1982). Demgegenüber favorisieren neuere linguistische A nsätze den G edanken einer klaren U nterscheidbarkeit von Tem pussystem und T em pusgebrauch (speziell zum Präsens Ballweg 1984; G rew endorf 1984)“ .·“
Im folgenden wird aber nicht beabsichtigt, bestim m te V arianten von Tem pussystem en bzw. bestimmte Tem pusform en m it ihren V erw endungs möglichkeiten in Detaills darzustellen. Bei dieser Gelegenheit sollte jedoch noch einmal unterstrichen werden, daß die T em pora der deutschen Sprache häufigst, wie gesagt, in der F orm einer Sechsergliederung dargestellt w erden49, wobei das früher schon A usgesagte im m er wieder b etont wird, und zwar: ein gegebenes Tem pus könne verschiedene Z eitstufen ausdrücken, und um gekehrt: eine der drei Zeistufen könne durch verschiedene T em pora zum A usdruck gebracht w erden.50 Solche Schlüsse kan n m an sicherlich anhand jeder deutschen G ram m atik ziehen, die einerseits im m er noch a u f der lateinischen T rad itio n fußt, andererseits aber die deutschen sprachlichen
F ü r die tem poralen Gebrauchsvarianten einer Tem pusform würden nich verschiedene Bedeutungen angesetzt (etw a Präsens 1 „G eg en w art“ , Präsens 2 „ Z u k u n ft“ ...)· D en T em pusform en werde vielmehr jeweils eine B edeuliingsslruktur zugeschrieben, die einen m ehr oder wienger um fassenden Erfahrungsbereich abzudecken im stande sei. Ihre unterschiedlich gebündelten Bedeutungsm erkm ale w ürden jew eils in A bhängigkeit vom Text - und S ituationszusam m enhang d ie m öglichen G e b ra u c h sv a ria n te m a k tu alisieren , die die T e m p o ra litä t einer Ä u ß e ru n g zum A u sd ru c k b rächten; weiter noch: P. Eisenberg (Grundrisse der deutschen Gram m atik, S tu ttg a rt 1986, S. 110 ΓΓ.) (H. B rinkm ann D ie deuteche Sprache, S. 123 f.); u.a.
48 P. E isenberg, Grundrisse..., S. 121 f.
49 D azu vgl. z.B. D as L exikon der Sprachwissenschaft von H . B u ßm ann (S tu ttg a rt 1990) wie auch viele andere G ram m atiken bzw. A b h andlungen zum Tem pus oder den einzelnen T em pora.
50 Es gab freilich au ch Versuche, d a s relativ kom plex aufgebaute T em pussystem einfacher darzusiellen, inden m an z.B. „n ach einer A rt G ru n d in fo rraatio n (suchte), die jed e Tem pusform schon an sich zu verm itteln verm ag. Zugleich werde jed o ch deutlich b etont, „d a ß m an das im m er n u r vorläufig tun d a rf u n d d a ß m an dam it rechnen m uß, ein und dieselbe T em pusform bringe je nach Situ atio n zwei oder m ehr G ru n d in fo rm alio n en m it sich, und diese ließen sich nich t a u f eine einzige reduzieren oder auseinander ableiten“ (H. G linz, Z u m Tempus- und M odussystem des Deutschen. Einige Bemerkungen. In : Beiheft zur Ztschr „W irkendes W o rt“ 1969, D ü sseld o rf 1969, S. 51 f.).
Ein Überblick über die deutschen Tempora 4 7
Verhältnisse zu berücksichtigen und die einzelnen Zeitform en m ittels anderer wichtiger G rößen zu „beschreiben“ bestrebt.
N ach diesem kurzen Betrachten einiger hier ausgew ählten E rscheinun gen aus dem Tem pusbereich51, die die K om plexität der Problem e m it dem Tempussystem wohl ein wenig zu verstehen halfen, scheinen all die F ragen au f dem Tem pusgebiet der deutschen Sprache tatsächlich unerschöpft und ... ungelöst zu sein. Es gibt ja eine ganze Reihe von T em pussystem - V orschlägen, w obei jeweils andersw o angesetzt w ird, und eine andere Größe von Belang ist. Es m ag tatsächlich Vorkommen, daß die T em pus diskussion nie zur R uhe kom m t, und der Leser jedoch nie zufrieden gestellt wird. In diesem Z usam m enhang bem erkt Engel folgenes: „A u ch neue Lehrwerke lassen erkennen, daß praktisch nichts von der alten T em pusleh re aufgegeben wurde, so sehr m an auch in anderer H insicht m it T ra d itio nen bricht und m utig N euland betritt. Im Tem pusbereich sind alle L ehr werke konservativ.“ 52
Beata Grzeszczakowska
O F O R M A C H C Z A SO W Y C H W JĘ Z Y K U N IE M IE C K IM
O system ach czasowych, w tym rów nież języka niem ieckiego, n a p isa n o ju ż wiele p ublikacji językoznawczych. N ajlepszym przykładem niech będzie chociażby jakiekolw iek w ydaw nictw o gram atyczne, gdzie bez tru d u m o żn a znaleźć wyczerpującą ch arak terystykę dan eg o system u czasowego.
51 U m dem R ahm en d er vorliegenden A b h an d lu n g n ich t allzu sehr zu sprengen, w urde hier m it A bsicht n o ch eine andere wichtige T endenz im Bereich des T em pussystem s übersehen, nämilich die T endenz zur E inteilung d er T em pusform en in bestim m te T em pusgruppen. So wird in erster R eihe üb er absolute und relative T em p o ra bzw. über den ab soluten u n d relativen G ebrauch der T em pusform en gesprochen. D azu vgl. W. F lam ig (Gram m atik...), G . H elbig und J. Buscha (Deutsche G ram matik), H . W einrich (Tempus), W. Ju n g (G ram m atik), H . B rink m an n (Die deutsche Sprache), J. E rben (Deutsche Gram atik), W . B artsch (Tem pus, M odus, A sp ekt), P. Eisenberg (Grundrisse) u .a. W eiler soll n och eine andere U n tersch eid u n g von zwei T em p u s gruppen, und zwar nach d er K om binatio n sb esch rän k u n g d er T e m p o ra erw äh n t w erden. D azu vgl. D u d en , H . W einrich (Tempus), W. F läm ig (G ram m atik), J . E rben (Deutsche Gram m atik) u.a. D ie andere E inteilung d er Zeitform en ergibt sich aus dem Z usam m en h an g des T em p u s m it dem A spekt u n d d er M o d alität, d azu vgl. H . W einrich (Tempus), J . E rben (Deutsche Grammatik), W. F läm ig (Gramm atik), H . B rin k m an n (Die deutsche Sprache) u .a . Bei d er T em pusanalyse spielen n och an d ere belangvolle M erkm ale eine g roße Rolle, n äm lich A ktzeit, Sprechzeit und B etrachtzeit. D azu vlg. P. Eisenberg (Grundrisse), G . H elbig und J. B uscha (Deutsche Gram m atik) u.a. All die g enannten A spekte entscheiden üb er die S tru k tu r eines gegebenen Tem pussystem s mit.
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Pom im o jed n a k licznych sta ra ń językoznaw ców podejm ując5'cb się lego tem atu, nie wydaje się, ab y osiągnęli oni porozum ienie, co do stru k tu ry system u czasowego w języku niem ieckim , funkcji poszczególnych form i wreszcie term inologii.
Jeśli chodzi o tę o s ta tn ią , n ależało b y po d k reślić, iż w językoznaw stw ie niem ieckim zasadniczą rolę odgryw a nazew nictwo łacińskie, w wyniku czego p ró b y w prow adzenia określeń niem ieckich kończyły się często niepow odzeniem . N ie m oże tu być jed n a k pom inięty fak t, iż term inologia łacińska stosow ana w odniesieniu d o systemu czasowego w języku niem ieckim m oże prow adzić d o wielu nieporozum ień, gdyż stosunki czasowe języka niem ieckiego ró żnią się dalece od tych charakterystycznych d la języka łacińskiego, a jedynie p o p rzez tempus - po jm o w an y tam ja k o m orfem gram atyczny - niem ożliwe je s t w niektórych p rzy p ad k ach jed n oznaczne wyrażenie treści.
O d kiedy więc zaakceptow any został wśród językoznaw ców niem ieckich fak t, iż opierający się n a tradycji łacińskiej system czasów niemieckich nie m a bezpośredniego pokrycia z niem iecką rzeczywistością lem p o raln ą, rozpoczęto poszukiw ania lepszego, bardziej w iarygodnego system u czasowego. U zasadnione w ydaje się istnienie ob o k siebie różnych interpretacji poszczególnych fo rm czasow ych i całego system u, d o k tó reg o przynależą. Przy czym w arto zwrócić uw agę n a .ca łą gamę odniesień i aspektów, k tóre stają się punktem wyjścia d o takiej, a nie innej interpretacji.
I tak m o żna znaleźć p ró b ę przyporząd k o w an ia form czasow nikow yh dw óm g ru p o m , aczkolwiek n ie p rzez p ry zm at płaszczyzn czasow ych, lecz w odniesieniu d o typow ych sytuacji dialo g o w y ch czy też g a tu n k ó w literackich. Zw ykle m ówi się tu o „świecie om ów ionym i opow iedzianym ” , przez co zryw a się całkowicie z tradycyjnym rozum ieniem fo rm czasowych. W związku z tym p a d a pytanie, czy nic należałoby doszukiw ać się w poszczególnych form ach czasow ych p ró b y w drażania ja k najbardziej subiektywnego stosunku d o wydarzeń.
P o n a d to n ie wszyscy językoznaw cy skłaniają się k u tem u, by w ogóle um ieszczać form y czasow e w jakim kolw iek systemie. M im o to należy jed n a k podkreślić, iż siła tradycji w dalszym ciągu m a ogrom ny wpływ n a ob raz czasów języka niem ieckiego. N ie chodzi tu jed n a k o tradycyjne p rzy p o rządkow anie form czasowych d o poszczególnych płaszczyzn czasow ych, 0 czym pow inno się pam iętać zarów no ze względów czysto praktycznych (dydaktycznych), jak 1 teoretycznych.