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Knospen; Leyer und Schwert; Für Freunde; Poetischer Nachlass; Nachlese - Digital Library of the Jan Kochanowski University

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Academic year: 2021

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D e u t f c f y e

(6)

Deutfdje

B a t i t m a l - X i t t m t u r

f j i f t o r i f d ? f r i t i f c f y e 2 1u s g a b e U n t e r Z T T i t n m f u n g

Don

Dr. 9Jrnoib, Dr. <$. Hälfte, Prof* Dr. Tß. SSartfcfj, p ro f, Dr. ß. SSecfjftein P ro f, Dr. <©. OSefjag&el, Prof« Dr. SSirlingetr, p ro f. Dr. ]£. SSIümnec, Dr. ff. ‘iSoöectag, Dr. ß . Sßojr&erget, Dr. n$. <£tei3enacfj, Dr. gfofj. Crügec, prof* Dr. Df 3£unt3eD p ro f. Dr. %. tfeep, %. tfulba, p ro f. Dr. %. fe ig e r, Dr. ß . $am el, Dr. &. Rennet Dr. M.. Tßodj/ Prof* Dr. Xam&el, Dr. fi. $rtjr. b. Xiliencton, Dr. <$. JMcfjfadft/ p ro f, Dr. 9f. jtteinor, Dr. ff. jläundfter, Dr. p . jQerrlidj, Dr.Uf.#eftetIep, p ro f. Dr. $ . jj^alir^ Prof* Dr. $ . $ iper, Dr. $ . prb&IC/ Dr. SCbolf ßofcnöcrg, Dr. %. Jjauet, p ro f. D r.

W. 9 - & tf jr ö e r , ß . S t e i n e r , p r o f * D r . %. £ t e r n , P r o f . D r . ff. © e t t e r D r . <£. fl^ e n b e le r, D r . E o I I in g u . a. fy era u sg eg eb ett o o n 3 ' o f e p f j £ ü r f c f ? n e r J 5 2 . 'S a n b

Cfyeööor Korners IDerfe I

S t u t t g a r t

(7)

t Z f t j t t r t r o r B ö r n e r s U D r r f a

€ r ft e r Ce t i

£)erausgeget>en

Prof.

D r .

Et». S t e r n

H ttttjpm XcgEf uttir Srl|iui'ft. J itr Jm u tiu '.

^ o ti

iftfjEr Batfjlaft. Bail|IßJ'e

oort

S t u t t g a r t

(8)

lit t e Hechte oorbefyalten

(9)

( S it t lß if u n g .

T V r -ftame ^ l^ e o b o r K ö rn e r gehört gu benjenigen ber beutfdjen Sitte- ^ r a t u r , welche unter bem Einbruch einer bid)terifcf)en Sßerfönlidjfeit, eineö poetifc^en Sebenö, namentlich auf bie ^ugenb, oolfötümlid) geworben finb unb beren $lang Erinnerungen unb Gefühle erwecft, bie weit über ba3 Gebiet ber Dichtung unb aller $unft l)inau3reid)en. 2)ie ®eftalt be3 früfjgefchiebenen jugenblicfjen 2)itf)ter£> erfd^eint fo unmittelbar mit allen beften unb ^ergerl^ebenben Erinnerungen t)om Enbe be3 achtzehnten, oorn beginn be3 neunzehnten 3af)rf)unbert3 üerfnüpft, in $örner3 f urgent £)afeüt fpiegeln fid) bie h a fte n gbeale e™er unvergeßlich großen Qeit fo rein unb frifch, baß e3 oon oornherein fd^roierig warb, an bie poetifchen Qeugniffe biefe3 £eben3 ftrengere äfthetifcfje •’Öfaßftäbe angulegen. 2)a3 $oethifcf)e Sßort, baß „bie £)eutfchen immer gegen früh abgefdjiebene @ute3 oerfprechenbe Talente eine befonbere grömmigfeit bewiefen fy a U n ", fanb oolle Bewährung gegenüber bem SDicfjter ber $riege>lieber oon „Setter unb ©djwert" unb ber Sragöbie ,,$ x \n r)“ . Sa, man barf fagen, baß ^heobor ßornerS Erfdjeinung $orbilb unb $ern eineä beftimmten £)ichteribeal3 für weite beutf^e £eben3?reife geworben unb burch einige SWenfchenalter geblieben ift.

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$ a rl £f)eobor Körner, am 23. ©eptember 1791 als> ber eingige ©of)tt be3 furfürftlidj) fäd^fifcf;ert 2lppellation3gericl)t3rate3 Dr. ßfyriftian ®ottfrieb Körner unb feiner (Gattin 9Jttnna (Sparte ^acobine) geborene ©tocf gu £)re3ben geboren, entftammte ber @f)e eineä ©Iternpaares» oon feltener $orgüglid)feit, eineä ^3aare3, beffen Anbenfen, aucfj ofyne bie Erinnerung an ben ©ol)n, um ber greunbfdjaft mitten f)eilig gehalten merben müfste, bie ©l)r. ©ottfrieb Körner unb feine 9J2inna für ©Ritter gmei Sjß^geljnte lang, bis gum £obe be3 großen 2)icf)ter3, gefügt unb bemäfyrt l)aben. £fyr. ©ottfrieb Körner l)atte 1785 au3 freier Neigung bie anmutig fdfjöne unb finge £ocf)ter be3 Nürnberger $upferfted)er3 ©tocf, ber in Seipgig in fefjr befdfjeibenen $erl)ältniffen gelebt l)atte unb bereite 1773 oerftorben war, fyeimgefü^rt. Körner mar in ber glücflicfjen Sage, feiner jungen g rau ein natf) bamaligen $erfyältniffen reid^eg Seben unb behagliches» §eim 31t bereiten. 3ieicf) oor allem an geiftigen ©enüffen unb Anregungen aller A rt, reid) an jenem @lücf, ba3 au3 bem SBemufjtfein unb ber äßirfung einer tiefen unb bleibenben Siebe ftrömt. £)ie beiben erften Saljre ber neuen §äuölic^!eit mürben bem $örnerfct)en ^ aare burcf) ba3 innige 3u= fammenleben mit bem £)id£)ter be3 „2)on ßarloä" oerfd^önt, and) nad) ©cfjillerio Sßeggang blieb burdj) einen fortgefe^ten 23riefmetf)fel unb längere Söefudfje baö greunbfdjaftäoerhältntö lebenbig unb mirffam, ein Üuell fort« gefegter geiftiger ©rquicfung für Körner unb fein £>aus>. 3n ^en Briefen an © filier taucht bie $inbererfcf)einung ^^eobor $örner3 oom £age feiner (Geburt bi3 gum t)iergel)nten Sebengjafyre oon Seit gu 3e^ ß^por. £)er „milbe, aber gutartige Sunge, nidjt ofyne gäfyigfeiten, aber gu leid)tfinnig unb unftät, um fie gu gebrauten", beffen Körper fidf) gut auöbilbet, unb ber giemlid)e ©emanbt^eit unb $raft geigt (Körner an ©exilier, 14. Auguft 1799), oon bem einige Safyre fpäter ber $ater rühmen burfte, baf* er „je^t gute gortfdritte mad^e, fidf) gur 3Jiatf)ematif unb gum £)red)feln giemlidf) gefdfjicft anftelle, ©emanbt^eit, ©cfjnelligfeit für körperliche unb geiftige Xfjätigfeit geige, babei gutartig unb fröhlich fei" (Körner an © filier, 18. ©eptember 1804), erfreute fidf) be3 $orgug§, in ber märmften Sebenöluft, in ben gefünbeften, Ijarmonifcfjften gamilienoer^ältniffen auf« gun>adf)fen.

^^eobor $örner3 $ a te r, gur Qeit feiner §eirat ber jüngfte Dber* fonfiftorialrat unb Affeffor ber $ommergbeputation ber bamaligen für* fädfjfif d)en §auptftabt SDreäben, ber nur buref) ererbtet Vermögen in ber Sage gemefen m ar, fein §au§ gu grünben, efye i^m eine mirflicfy au£= !ömmlidfje ©teile gu £eil marb, mar ein Sa^r oor ber (Geburt feinet ©otyneä $ a rl Xfyeobor (©eptember 1790) gum 2lppellation§rat ernannt morben unb hatte bamit eine in ber bamaligen fäd^fifd^en 23eamtenhierard£)ie immerhin bebeutenbe ©tellung erreicht, ©in guter unb burd) ungemö^nlid^e @eifte3f$ärfe, burc^ flaren auögegeic^neter Qurift, ein tüchtiger unb in oielen ©ätteln geredeter Arbeiter, blieb Körner gleid^mo^l burc^ Natur= anlage, (Sljarafter, 2öeltanfd^auung, burd^ ^iefe unb $ielfeitigfeit feiner

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a llg e m e in e n G ilb u n g o o n b e r u n g e h e u r e n 2D^e^rsaf)t b e r b a m a lig e n fäd^fifd^en B e a m te n roeit g e tre n n t. S e i n e Sßegeifterung u n b fein $ e r f tä n b n i3 f ü r bie toafyre u n b edjte H u n ft in a lle n © e f ta lte n , f ü r ^ßfjilofopfyie u n b S i t t e r a t u r ,

t e l £fjeobor Körner.

feine lebenbige £eitnal£)me für bie großen frag en bev geit, feine warme ©ntpfinbung unb fein fidjereö Urteil für -^enfcfjengröfje unb 9Jtenfd)en= wert machten if)n in ben fleinlidj engen Greifen ber fnrfäd^fifc^en §aupt= ftabt au einem 2lu3nafjmemenftf)en im ftrengften Söortfinn. 3Bie Körner felbft feine Stellung unb fein £eben in 2)re3ben anfaf), belegt, neben Ijunbert anberen ©teilen feinet $riefn)ed()fel3 mit © filier, ber 33rief üorn 16. ©ep=

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temBer 1798, in bem es Ijeifjt,: „gdj Bin nic£;t retd^ genug, unt als §ait§= »ater Bei ben immer toacfjfenben Söebürfniffen meiner gamilie unabhängig fein ju Jönnen. Sllfo mäljle ic£> unter ben Strten ber 3I6f)ängigfeit biejenige, bie nad) meiner Überlegung baS Ileinfte Übel ift unb roobei fic£) burcl) baS, niaS ber 3J!enfd) au§ feinen 3krl)ältniffen madf)t, ein Ijöljerer ®rab Don tünftlicljer greifyeit tyeroorbringen läßt. Slud) roeifs idj, baß Unabljängigteit Bei mir weniger frucfjtbar fein mürbe a ß Bei anbern. Hieine ©jiftenj in ber litterarifd^en unb äftljetifdjen SBelt ift me^r genießenb als probufti». llnb jum Slnfdfjauen, pänetnadjen, SlnfteUen Bleibt mir nodj immer 3Jiuße genug. — SSor bem Slnfdfjließen an unBebeutenbe SKenfdjen laß S i r bei mir ntd)t bange fein, gef) lebe nur bem Äreife meiner gantilie. ©eßler (ber preußifdje ©efanbte in SreSben) ift ber einjige, ber mir außer* bem fiter näfjer angefyört. ©onft Ijabe id) gern junge 2)ienfcl)en um nttif), um txicf)t felbft unmerllid) ju »eraltern unb je felbftanbiger, harter unb übermütiger fie finb, befto lieber mag id) fie jitm ©efprädj. ÜBrigenS fudje id) nttdf) fremb gegen alles 31t »erhalten, roaS nicf»t 511 ben 3J!einigen gehört. Sei einem 3U auSgeBreiteten gntereffe für Sßerfonen »erliert baS Sntereffe für Sachen unb bie {(Bfjeren SBebürfniffe ber SHenfdjljeit überhaupt, gufammentünfte mit S i r unb ©oetfye finb gefte, auf bie icfi mid) roü^renb meineä SlIltagSleBenS »ertröfte. §ier fudje id) Bloß mid) unoerborBen gu ermatten, bamit 3^ mid) einen Sßfyißfter niieberfinben möget." — Äorner fdjrieb bieS in bemfelBen S 'a ^ e , in bem er, oBroo^t er fort» bauernb Mang unb Xitel eines Iurfädf)fifcf)en SlppellationSrateS Befielt, eine neue, politifcf) nicE)t unmidfjtige unb äu Seiten felBft einflußreiche S tellung: als geheimer 3ieferenbar beim Äonferensminifterium übernommen £)atte, bie er biä jitm Sa^re 1811 Beißehielt, t»o er fic§ in baS 2IppellationSgerid)t jurüctuerfe^en ließ. ®ie geiftuolte ©eruattbtfjeit unb eiitficjjttge 3iebltd)tett SörnerS, beä SJaterS, Bewährte ftd^ auch E)ier, unb fo mettig SBert er auf baS legte, roa§ Schiller einmal feine politische 3Bid)tigfeit nannte, fo ift nid^t 511 äioeifeln, baf} er taufenbfältig 311m ©uten unb Siedeten gemirft, ohne gerabe »iel StufheBenS »on biefer feiner Xljätigleit 3U machen. ®ie ©eltuttg, beren fic§ meit üBer biefe ßeit t)inau§ unb Bis ju r fiataftrophe »ott 1813 unb 1814 Xljeobor ÄörnerS Sater bei ben Ijöcfjften unb maß= gebenbften 5|3erfünlidjJeitett SadfjfenS erfreute, ift eine Söürgfc^aft bafür, baß bie SeßenSauffaffung fiörnerS niemals eine 5pflicht»erle|ung unb Sauigfeit im Seruf einfd)Io§. 316er feine eigentliche innerfte SSefriebigung fanb ©Ijr. ©ottfrieb fiörner allerbingS ju feiner fte it in feiner äußeren Stellung, fonbern in ber SBelt feines §aufeS, in bem geiftigen SeBett, bem roeitett greunbeS= unb UmgangSfeeiS, ben er ficfj felBft außerljalB SreSbenS gefd^affett, unb bem außer 6d)iIIer auc| ©oetfye, SBilEielm non §umBolbt, ßelter, bie Beiben Spiegel, Submig SEiedE, bie §erjogin ®orot^ea »on ffiur^ lattb, fiaroline »on SBoläogen u. a. angel)örten.

©ine oöllig jureic^enbe @c|ilberung »on XBeobor SörnerS SSater^auS Ijat »on ben »ielen geiftoollen Tienfc^en ber 3 e^/ BemfelBen »erfe^rten,

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eigentlich feiner hinterlaffen. ©efdjeiben, tote ber geiftooEe männliche ©ater be§ ®ic£)ter§ bei allem berechtigten ©elbftgefüljl roar, fpradE) er in feinen ©riefen nur beiläufig oott feinem häuslichen unb gefelligen fireife. Sebiglitf; in ben„©iographifcf)en Kotigen", mit benen er im Safyre 1815 ben ,,©oetifcf)en 9Iad)[a^'' be§ ©ohne§ oeröffentKchte, hob er heroor, bafj fic^ in $ h eobor§ @lternf)aufe „manche günftige Umftänbe oereinigten, bie auf bie ©Übung feineS 6f)ar«fter3 oorteilljaft toirften. fyitr ^ßoefie unb ®cufi{ mar hier alleä empfänglich unb bei bem weiblichen Seile ber gamilie fehlte e3 nicht an Talenten für geichenfunft urt^ Sialeret. @3 bilbeten fidE) baburch Heine ätbenbgefellfchaften, n» ein au§gefuchter fid) »erfantmelte unb mancher intereffante grembe fich einfanb". g n äßahrljeit ttmrb ba§ fiornerfche §au§ in ®re§ben ber ©ammelpunlt aller ber 3Äenfd)en, bie non ber freien unb eblen beutfdjen ©ilbttng fetter Sahrjehnte erfüllt ober auch nur angehaucht toaren; eine prunflofe, aber §erjtic§e unb ben Q m ä erfüllenbe ©aftfreunbfchaft, bie in ben ©tabtquartieren ber gamilie (p e rft am Äohlmarö in Keuftabt^SreSben, fpäter in bem ©hr - ©ottfrieb Äörner gehörigen §aufe in ber Slfori^ftrafje) unb in bem berühmten ©ommer* f)au§ auf bent SEBeinberg ju SofdjtDits geübt rourbe, vereinigte üöiettfchen ber »erfchiebenen ©tänbe unb SebenSlagen, bie auf ben ©runbton geiftiger ßmpfänglichteit unb funftftnniger (Senufifreube geftimmt toaren. SBilhelm unb 2llejanber ooit §umbolbt, Dehlenfdjläger, griebrich Saun unb anbere bejeugen auSbrüctlich, baf; ber geiftoollfte unb jtoanglofefte ffierfehr in ber anmutigften unb gebilbetften gorm im ßörnerfchen §aufe fjerrfchte, unb bafj namentlich ™ beiben Sahrjehntett ätoifchen 1793 unb 1813 ba§ Sau§ eine toohlthätige ©rfdfjeinung im bamaligen SreSben toar.

' Äarl £ h e°fr°r/ ber ©oljn biefeä ®aufeS, ber al§ ßinb ben jRufnanten Äart führte unb erft fpäter auf SBunfdj unb ©erantaffung feiner $ate, ber ^erjogin Sorothea oon Äurlanb, ben erften Kamen mit bem juieiten oertaufchte, nmdjä unter ben Slugen ber ooräügtidjen ©Itern unb ber im §aufe lebenben ©chtoefter feiner SJfutter, ber fcf)arf oerftänbigett, toi^igen unb talentvollen ®ora ©totf, neben feiner einigen ©chioefter ©tnrna Sophie (geb. 1788) im wollen ©onitenfcheitte uttgetoöhnlicher ©e= günftigungen empor. ®ie trielfeiiige ©ilbung, bie ihn felhft beglüctt hntte, fuchte ber ©ater auf ben ©ohn ju übertragen, burch guten ^rioatunterricht mannigfach »orbereitet, uerbantte ber Snabe einen Seil feiner Sluäbilbung bem ®re3bener ftäbtifchen ©tjtnnafium jutn heiligen fireuj, einen größeren einem fetten tüchtigen §au§lehrer, bem fiiftoriter ®ippolb, bett größten unb beften ber forgfältigen Teilnahme unb Nachhilfe beg ©aterä. ®a ber Snabe eine getoiffe ©egabung für bie SKathematif, eine geroiffe Teilnahme an ben Katurroiffenfdjaften jeigte, fo glaubte ©hr. (SSottfrieb fiörner feinen ©ohn auf biefetn Sßege toeiter leiten ju follen. Senn bie Suft beS oäterKchen §aufe§ haWe ben fieim poetifdfjen SaientS, ber in fiarl ^heobor fchlummerte, allsufrüh erroecft, neben ben ©chulübungen liefen feit bem ©eginit be§ neuen 3ahrljunbert§ ©ebichtoerfudhe beä Ättabett her, ait§

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benen, roenn nidjt ber S ater, fo bodf) bie übrige gatnilie bie Hoffnung unb balb bie guoerficfjt fcfjbpften, bafj in ifyrem SEIjeobor ein Sichter er= roadjfe. ©fyr. ©ottfrieb Äörner glaubte nidfjt mit Unrecht in ben realiftifdfjen ©tubien, gu benen er ben ©oljn anleitete unb ermutigte, ein tjeüfames ©egengeroicfjt gegen büettantifdje fiunftübung ju finben unb fagt felbft: „ g iir bie innere »ollftänbige Stusbilbung beS SüttglingS roar bieS fef)r erroünfdjt. Sei einem überttriegenben §ange 5U bem, roaS bie XMedjen ■Kufif nannten, Beburfte er gum ©egengenridjt einer geiftigen ©qmnaftif unb bei bem ©tubiurn ber 5ßf)pfif, Katurtunbe, SÄedjanif unb ©Ijemie gab eS ©tfjroierigJeiten genug ju überroinben, bie aber meljr reijten als ab= fdfirecften." 2>afs eS einige 9MIje gefoftet Ijaben muf?, ben uou poetifd)er 9Jad)al)mungSluft unb Sroubabourträumen bereits erfüllten Snaben bei feiner tünftigen Srotroiffenfdiaft feftjuljalten, belegt bie 9Kenge unreifer bidjterifdjer Serfudje, bie aus ÄörnerS finaben* unb erften günglingSjafyren in ben (Sammlungen beS SreSbener fiornermufeumS erhalten finb. Safs biefe SSerfudje, fobalb fie eine beftimmte Kicljtung erhielten, in bie Salinen ber ©cljülerfdjen Stjrif einlentten, mar bei ber Serounberung \m b Eingabe beS ganjen Äörnerfdjen JgaufeS für ben grofsen greunb nur natürlich. 33er frülje Xob ©djillerS im Sa^re 1805, ber fiörner, ben Sßater, mit ber ©eroalt eines ©ctyitffalfcljtageS traf, mar ber erfte tiefere unb fd^merjlic^e SebenSeinbrucf aud) für ben ©ol)n. 3 « auf ©tf)ülerS £ob folgenben Sauren befc^äftigte fid) 61)r. ©ottfrieb ßörner oorpgSroeife mitiber Drbnung beS @cfyü[erfd)en poetifdjen SJadfjlaffeS unb ber SRebaltion ber erften @efamt= auSgabe oon ©dfjillerS Sßerfen, aud^ biefe XfyatigJeit, an roeldjer fein ganzer puSIicfjer Kreis lebenbigen Slnteil naljnt, blieb nidjt oljne @inroir!ung auf bie 5pf)antafie unb bie ©mpfinbung fiarl SCfyeoborS. 3)aS erhabene SßatljoS unb bie Ijelbifdje Siatur ©cfjillerS rourbe ber Sern unb S)!ittelpunft feiner Sugenbibeale, fo feljr ficfi ber fröf)Iid^e, lebensburftige, non ^eiteren Silbern umgebene finabe non bem Änaben Schiller unterfdfjeiben mochte.

SBarb ©dfjülerS Sßerfon unb ©cf)illerS ®id)tung für £l)eobor Äßrner jum Sorbilb, fo gewannen bodj SörnerS ßnabenerlebniffe nad) einer ©eite Ijin Slfynlidjfeit mit ben früljeften ©rlebniffen ©oetljeS. 3m innigen gufammenleben mit feiner anmutigen unb begabten ©cfjroefter (Smma, mit ber fdjönen Sulie Sunse, ber S o fte r beS »ermbgenben Seipjiger Saufljerrn, bie feit bem Sobe iljreS SaterS (1803) im ßßrnerfdiett Jgaufe ju 3)reSben erjogen rourbe, mit ben ©efpielinnen ber ©djroefter unb 5ßflegefd)it>efter, empfanb £ljeobor früt)5eitig jeben Qauber ber SBeibIicf)teit. ®a^ bie jungen 3Bäbc^en „itjn gern unter ftc^ fa^en, roar ilim rtic^t gleich» gütig" (® |r. ©ottfrieb Sbrner), er erroarb fdjon al§ ßnabe ben unbefangenen S o n im Serfe^r mit grauen, bie ©eroanbtfyeü beä-feineren Umgangs, fein SSSefen befam einen äln^auc^ oon JtitterlidjJeit, er empfing frifc^e 2tn-- regungen feiner ^Eiantafie. ©aneben förberten freilid) bie @c^meic|eleien eines SreifeS anmutiger SRäbdjen bie jugenblic^e ©iteUeit £f)eoborS, bie Keigung ju frühem SiebeSfpiel unb manche rounberlicfie ÖCu^erlic^feit. U m

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ftd) b em X r o u b a b o u r t r a u m m e h r a n ä u n ä h e r n , o ertaufcfjte e r b ie S i o ß n e , a u f b e r e r g u te n m u fifa lifd je n U n te rric h t gen o ffen h a tte , m it b em , a n gefticften 2 3 ä n b e n t t r a g b a r e n S Jio b e in ftru m en t b e r g e i t , b e r © u i t a r r e , b a § e r ab= wechfetnb fein e ß i t ^ e r u n b fein e S e ie r ta u f te , © r e rfa n b ficfj j u e in ig e n © rfttin g S tie b e rn felb ft b ie SBeifen, b e n n auch o o m m u fifa lifd je n l a t e n t beS SSaterS w a r e tw a s a u f iljn ü b e rg e g a n g e n . Q u rn © tü if m achte e r a lte fein e M e n t e n u r im p u S Iid fje n S r e if e g e tte n b u n b b a u te o o r b e r Jjjanb fein e S e b e n S Ijo ffn u n g e n a u f f i e , lie ß fich o ie tm e h r o h n e SB ib erftreb en a u f b e n ä ß eg le ite n , b e n b e r Sßater a l s b e n b eften e rfa n n te . SDaS © tu b tu m b e r ä terg w iffen fcljaften fcfjien ein e glücfftdfje u n b gebeiljßche Q u f u n f t u n b bie b a m a lS ü b e r a lte s ^oc^gefd^ä^te © ta a tS a n f te llu n g j u »erfprecljen u n b X ^ e o b o r b e ftim m te ficf) f ü r biefeS © tu b iu m .

3 n b e n 3 a f ) re K , b ie b em £ o b e © chilterS fo lg t e n , b e m S e j u g b e r ffierg afab em ie g r e ib e r g o o r a n g i n g e n , ü b te S ö r n e r S S k te r t ja u S m e h r a tS p t> o r b ie ftä rf fte 2 ln } iefju n g S fraft a u f ein e Dieifje b eb eu ten b e r u n b f)odj= ftreb e n b e c ^erfcm licfyteiten a u s . © in ig e Q e it ^ in b u rc ^ g e w a n n eS ben 2 ln fd jein , a l s ob ® re S b e n b e r § e r b b e r n e u e n ro m a n tif d je n ©cfjule w e rb e n m ü rb e , roie ä B e im a r je n e r beS ftaffifc^en 3 lu ffd ;ro u n g 3 b e r beutfcfien S ü t e r a t u r g e w o rb e n w a r . 3 ul: n a tü rlic h e n S ln ä te tju n g S fra ft b e r © ta b t , b en a n m u tig e n U m g e b u n g e n , b e n a u ß e ro rb e n tß c fje n S u n ftfcfjätjen , b em (b a m a lS ) w o h lfe ile n u n b an fp ru cljS lo fen S e b e n gefeixte fid£> b e r © in flu ß b e r politifd^en S e r p l t n i f f e , bie n a c | b e r ©c^Iad^t bei g e n a e in g e tre te n w a r e n . ® a S ju m K önigreich erh o b en e S u rfa c h fe n w a r © lie b beS K h ei n!&u n b e§/ S ö n ig g rie b ric h S ta g u ft I. b e r entfchiebene u n b n u r a H ju tre u e SS erbünbete S ia p o le o n S I . , u n b b ie fächfifche ig a u p tf ta b t g a l t feitb em a l s eine b e r w e n ig e n © tä tte n © eu tfch lan b S , a n b e n en fidf) b a S g e w o h n te S eb en m i t leiblicher S ic h e rh e it w e ite rfü h re n ließ. ©S herrfcfjte nach S B ilb ran b tS S B o rte n : „ e in fo m a n n ig f a ltig e s u n b a n g e re g te s S eb en b e r © e ifte r, w ie e s b ie ftille © Ib fta b t öielleidfjt noch n ie m a ls gefehen h o tte , © ie w a r f ü r e in ig e 3 e' t b e r g u ftu c h tS o rt b e r g u te n © efettfchaft g e w o rb e n , b ie i n b e n beutfchen © r o ß f ta a te n » erg eb en d ein frieblicf) äftfjetifd^eä ® a f e in fu ch te." Q n b u n te r 5 o I g e b r ä n g te n fich bie h e rtw rr a g e n b e n SJienfcfjen, b ie fich i n S r e S b e n a u f f u r j e o b e r la n g e Q eit n ie b e rlie ß e n , a n b en S ta g e n beS ju n g e n S ö r n e r o o rü b e r. © r faE) im S re ife fe in e r © Ite rn b e n n a c h m a lig e n p reußifcfjen © e n e ra t, b a m a lig e n § a u p t m a n n © rn ft o o n 5ßfuel, o o n b e m © hr - © o ttfr ie b S ö r n e r auSbrücflicf) b e je u g t, b a ß e r a u f b ie S i l b u n g fe in e s © o h n eS „ B o rjü g tid j g e w i r f t " , . b en g eifto o lle n SRühle u o n S ilie n f te r n , b e r a l s m ilitä r ifc h e r © rjie h e r beS g r i n s e n S e r n h a r b o o n © achfen=2B eim ar, beS jw e ite n © o h n eS S a r i S ta g u ftS , auch feinen 3 ö g lin g im fiB m e rfd je n § a u f e e in f ü h r te , 2 lb a m Sftü ller, b e r eben S o r le f u n g e n ü b e r bie beutfcfje SBiffenfchaft u n b S i t t e r a t u r h ie ß u n b 1 8 0 8 m i t H einrich o o n S te ift bie SUonatSfdEirift „ p j ö b u S " b e g rü n b e te , S lb a m D e h len fcljläg e r, b e r fein ro m an tifch eS 3 u g en b g eb icf)t „ S ß a b b in o b e r bie ä ö u n b e r la m p e " felb ft i n s S e u tfc h e ü b e t t r a g e n h o tte u n b im S ö m e rfcfje n § a u f e o o rla S , o o r a lte m b en hoch g en ialen H einrich o o n S te if t, b e r im S ö rn e rfc h e n § a u f e , i n b e r N e ig u n g

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für unb »on Sulie Sunge einen nur gu rafdj »erroefjenben SieBestrauin erlebte unb für ben man leiber auch in biefent roahrhaft lunftfinnigen §aufe tein »olleS SerftänbniS getoann. S^eobor empfing fortgefe|t bie reichften ©inbrütfe unb feine jugenblicfje SDhmterfeit unb 3ut)erfic^t roar roohl geeignet bie Kungeln gu »erfdjeuchen, bie fic^ in 93etracf)t ber bitter ernften unb fcfiroeren $ e it, ber briicfenber roerbenben grembherrfcfiaft bei Sörner, bem SSater, ju geigen Begannen. Koch roäljrenb beS SriegeS oon 1806 unb 1807 Ijatte ®ora ©tocü einem greunbe unb SSerroanbten Sßeber in g ran lfu rt an ber Dber Berichten tonnen: „2ln uns finb ©ott fei ®an! bie geroaltigen ©rfdjütterungen oorüBergegangen unb roir haben nur burch baS unnennbare Unglüdf gelitten, roeldjeg fo oiele anbere traf. — Slber ben inneren grieben fyahm roir unS gu erhalten geroufst unb alle§ in unferem £aufe ift unoeränbert geblieben. Äörner ift uns ein gutes SorBiib; in feiner Kähe fdfjämt man fiel) Meintnütig gu fein. ®aS Unoermeiblidje trägt er mit Kuhe, blidt »ertrauenb in eine fernere .gutunft unb geniest jebe greube mit bem unnachahmlichen ßinberfinn, roelchen ©ie an ihm Jennen. tXnfere Songerte roaren nur turge .Qeit unterbrochen unb roir haben ein paarmal in unferem §aufe ßomöbien gefpielt, bie uns unb ben .gufefjauern oiel greube gem alt haben." Son ber 3eit beS Xilfiter griebenS an unb namentlich unter bem ©inbruct ber frechen ©eroaltthätigteit, mit ber biefer griebe oon ben grangofen gebrochen unb burchlöchert roarb, tra t an alle, bie gleich ^em älteren Körner gefinnt roaren, bie täglich 9es wichtigere grage heran, ob ber innere grieben beS eingelnen inmitten beS allgemeinen Unheils unb unter bem ®ru<Je ber grembherrfefjaft beroahrt roerben tönne. ©S follte noch eine KeiE)e oon Unheilsjahren roähren, bis fforner felbft allen ®eutfchen gurief: „®ie reine glamme ber Segeifterung entgünbet fich nur in einem glücttictjen Solle, baS frembe ©eroalt nicht fü rste t unb nichts grembeS Begehrt." ©inftroeilen aBer fuchte er feine Bisherigen Stnfcfjauungen bem Unheil ber Qeiten gum Sro^ gu Behaupten unb im beginnenben Seben beS ©ohneS neu aufguleBen.

$heobor Äörner begog 3uni 1808 bie 33ergafabemie ber oier SJJeilen »on ®reSben entfernten alten Sergftabt greiberg. ®iefe 1765 errichtete Sltabemie ftanb bamalS in ihrer höchften Slüte, an ihr roirlte als Be* rühmtefter ^Srofeffor SlBraham ©ottlob Sßerner, ber Segrünber ber ©eo» gnofie, an ihr ber ©hemifer SampabiuS, bie, beibe mit Sheo^or§ Sater Befreunbet unb b e to n t, bie £>auptlehrer beS jungen Sörner rourben. Unter ben fonft in greiberg anfäffigen bebeutenben ^erfönlichteiten nahm fich ber bamalige DberbergamtSaffeffor unb fpätere DberBerghauptmann ©iegmunb Sluguft »on §erber, ber ältefte ©ohn JgerberS, beS ©tubenten an. Sfjeobor roohnte bei bem Skrggefdjroorenen SBolf, ber „eine gute, treu= hergige gamilie" hotte, unb roarf fich Suft in baS neue Seben. ©S roar fclion richtig, roenn ©chroefter ©mma meinte, bafj er baS väterliche §au3 fehr oermiffen rcerbe, unb Hang auch ganj gut, roenn fie hingufe^te: „®ie greiheit, gu thun roaS man roill, roaS fonft jeben jungen JJJenfcljen

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6efticf)t, fann für ihn feinen SRetj haben, roeil ihm unfere »ortrefflichen gltern gern jeben SBunfcf) gemährt haben unb er alles fdjon genoffen hat, roa§ in biefent Sllter greube machen fann." SIber fie fdjtug bie 2ln= jieljungSfraft beS genoffenjc^afttic^en SebenS ju gering an, Xheobor fanb auf ber Sergafabemie eine Seihe junger -Männer, roetc^e bie Sugenbluft unb bie Sitten ber größeren öodjfchulen in baS fülle greiberg übertrugen. D6fd)on er bie belegten Sorlefungen feljr regelmäßig befugte, aud), roie eS brauch m ar, fiel) praftifch für bie Söergroiffenfd^aft oorbereitete unb roie ein gemeiner Bergmann anfuljr unb in ben Silbergruben arbeitete, bie SJJahnung beS SSaterS: „Sich muß als Sergftubent feiner übertreffen. SBaS S u alSbann noch außerbem baneben treibft, geht niemanben etroas an" ju befolgen trachtete, fo mochte er roeber auf baS ftubentifche ©lücf uerjichten, unter gleichaltrigen ©enoffen eine Solle ju fpielen, noch be­ mühte er fich ängftlich fein poetifc^eä Sicht unter ben Scheffel ju ftellen. Salb mußte ber SreiS, in bem er unmittelbar lebte, balb auch e' n weiterer, baß ber junge Sörner ein 5ßoet auS ber Schillerfchen Schule fei. S ie Seilahme an poetifcijen Begabungen, auch an unreifen unb merbenben roar in jenen Sagen meit ftärfer, als in fpäterer $eit unb ba $ h eob°r fein poetifcheS Vermögen auch 5utn beften be§ ftubentifchen SebenS barlieh, fo begann er unter feinen Jjugenbgenoffen mehr unb mehr ju gelten.

Slbroecfjfelungen in baS etma§ eintönige Seben ber ernften SBergftabt brachten bie häufigen SBanberungen Sheoborä nach SreSben. Surd) bie SBälber beim alten gagbfchloffe ©rillenburg, über Stharanbt unb burch ben ^lauifdjen ©runb ging ber rüftige Fußgänger oft in fedjS Stunben bis SreSben unb überrafd)te bie Seinigen. @r fonnte faft allemal an ben fleinen häuslichen geften feiner gamilie teilnehmen. Slutf; gab eS su weiteren Seifen manche fehr angenehme Steranlaffung. gm igerbft 1808 »ermählte fich bie f<f)ötte 5ßflegefchroefter %fyo'boxät 3uKe Sunje, mit bem § e rtn oon ©infiebel auf Schloß ©nanbftein, bie ^ochjeit rourbe in Seipjig mit großer Fracht unb gröhlichfeit begangen; unter ben §ochjeitSgäften fehlte $ h e°bor ^er malerifchen SCrac£)t ber greiberger Sergftubenten nicht unb feine ©lücfmünfche famen ficher oon §erjen, obfchon auch er für baS fchöne, einige 3ah>^ ältere ÜÖJäbchen gefchroarmt unb in feiner leichtherjigen Sßeife jugenblicf» geglüht hatte. 211S SDic^ter fcheint £ h et* or nur im Samen beS ©efangoereinS im Sörnerfdjen §aufe baS SBort genommen ju haben, ber in Jjulie Sunje feine befte Stimm e oerlor. SJorher hatte er ben Sefuch feiner gamilie in greiberg empfangen, fie fonnten fich »on ber noch immer anbauernben Suft be§ SjünglingS an ber miffenfdjaftlichen Seite beS erroählten 33erufS überzeugen, ber fdjarffinnige SSater fpürte oielleicht fchon je |t, baß ber Sohn 3um praftifchen ®eruf beS Bergmanns tro^ ber 2lu3fid)t, in bemfelben am früljeften fein Brot ju finben, bie Suft oerloren habe. Sod) fchroieg er, bis £ h e°b°r fclfeft im folgenben h in te r feine ©mpfinbungen unb äßünfche funbgab. ©r Befannte: „S aS Sergmefen toill mich nicht fo intereffieren, als ich hoffte, id) hatte mir eine gang

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anbere 3bee baoon gemacht; hingegen feffelt mich bie JJaturwiffenfchaft unwiberftehlicf). ®ie wenigen Slicfe, bie idj Bis je |t in ben heiligen Sempel ber 9!atur ifjttn burfte, machen mich um f° Begieriger, je weniger id) Bei meinem je^igen ©tubiurn je erwarten barf etwas barinnen ju Ifyun; benn auf er Drtjftognofte unb ©eognofie erlauBt baS weitläufige ©tubiurn beS SergwefenS feinen Umgang mit ben anberen Zweigen ber Staturwiffenfchaft. ®aS SSergwefen erforbert, wenn man barin etwas leiften will, einen eifernen gleifs im 5j3raftifcf|en unb bie Slufopfermtg aller anberen 9ieBenftubien. ©o angenehm eS Bei bem ©rlenteit ift, fo wibrig ift eS mir aBer aud) geworben, wenn id) baS SeBen ber O p ta n te n fa§.

Schon ber leBlofe Seil ber Jtaturwiffenfdjaft Drpftognofie, ©eo» gnofie u. f. w. sieht mich te&haft an; waS ntufs fie nicht erft wirfen, wenn fie ieBenb burch bie Staunte ber organifdien Sßelt hinfchreitet?" ®er 5ßlan, ber fich an biefe ^Darlegung fnüpfte, lief barauf hinauf, baS jweite afabemifche Sohl- in greiberg auSfchliefsIidj mineralogifchen unb chemifchett ©tubien ju wibmen, barnach unter fiielmetjerS in XüBingen Seitung weitere naturwiffenfchaftRche äluSBilbung ju fuchen, um fchliejjlid) bie Sauf&ahn al§ UninerfitätSbojent Betreten ju fönttett. ®er Sater unterlief; in feiner Slntwort com 11. gebruar nicht barauf aufmerffam ju machen, bafj bie theoretifd;e 9iaturwiffenfd)aft ihren 2)tattn nicht fo leicht »or 9Jahrung3forgen fixere a ß ber Serttf eines SergBeantten, legte aber feine 2lngftUd)feit an ben Xag unb mahnte lebtglicf): „9iur nach bem §öchften geftreBt, nur feine ©rfdjlaffung, fein ©trohfeuer, feine SJiittel» mäfiigleit! ©rnft unb Siebe, bie bem ®eutfdjen fo wohl anfteljen, werben auch ®w£) 8« einem würbigen Siele führen." 3a, er hätte nicht ©hr. ©ott= frieb Körner fein ntüffen, wenn ihm nicht aus bem neuen glatte beS ©ohneS fofort eilte fehr locfenbe SluSftdjt entgegen getreten wäre. „®ein je|iger ©ntfdjlufs gießt mir bie 2luSfidjt, ®idj nach ®einen afabemifchen ©tubien eilt paar Saljre Bei unS ju fehen. geh gefte^e, baf; eS mir er= wünfdjt wäre, wenigftenS etliche gahre mit meinem auSgeBtlbeten ©ohne als greunb ju »erleben." 3m »ollen ©inoerftänbnis mit bem Sater gab Sheobor feit Dflern 1809 bie praftifc^en Sorbereitungen auf ben fünftigen Sergrat auf unb fdf)lofs fich noch enger als im erften Sahre an SatnpabiuS unb Slbam äßerner an.

gunächft freilich fam eine unruhige geit über ®re§ben, greiberg unb ganj ©achfen. 3 w giüljjahr 1809 erfolgte bie KriegSerflärung unb ©r» hebüttg Öfterreich§ gegen ben franjofifcheit gtnperator, bie im gefamteit ®eutfchlanb fo »iele patriotifche Hoffnungen erweefte unb fo bittere ©nts täufcfmngen im ©efolge hatte. ®a König griebrid) 2luguft »on ©achfen feine Siefibenj Beim Slnfang beS Krieges nach Seipjig »erlegte, fpäter bem Unwetter naef) granffurt am SJiaitt auSwich, ba baS fleine fächfifdje §eer unter bem DBerBefehl SernabotteS sur frartgöfifchen großen Slrntee. Bei Sßiett gejogeit warb unb in ©achfen nur fleine Sruppenrefte unb ®epotS unter bem Kommanbo beS (bem Körnerfchen Jpaufe »on alter Qeit her

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ßefreunbeten) Dberften unb nachmaligen ©eneratS SCh^emann jurüctblieben, fo ftanb baS Königreich beut ©inmarfcf) ber Öfterreidjer fo jierrtlid^ offen, roarb fcfjon @nbe Slpril burch ben $ug ©c^tllg unb bas Borrüdfen beS £erjogS oon Sraunfchweig mit feinen „Schwarjen" beunruhigt, Sresben unb baS (Erzgebirge im Quni oon einem öfterreidiifchen KorpS ßefe|t; noch nacf)bem bie Schlacht ßei SBagram unb ber ihr folgenbe SBaffenftitlftanb alles ju ©unften granfreicf)§ unb feiner rheinßünbifchen Bafallen entfchieben hatte, fe^te fich ber Heine Krieg in Sachfett fort unb als legier 3Bellen= fchlag ber brangoollen 3 ^ trat ber ^erjog oon Braunfcfiweig oon gwiefau auä feinen füljnen ©ewaltmarfch ju r Sorbfee burch Sadjfen unb SBeftfalen an. 5ioc£j waren bei alten geheimen Sßünfchen für ben Sieg ber Öfter» re ife r patrtotifcher Q ovn unb leibenfchaftlicheS Verlangen nach ßefferen 3uftänben auch im Kreife ber gamilie Körner nicht ju ber §öhe geftiegen, bafj fie fich f ^ on „fompromittiert" hätte. Schon 1808 hatte SfjeoborS Scijwefter @mma ihrem Setter g r. Benebift SBeßer in granffurt an ber Dber, ber fie mit ihrem Sntereffe für Sßolitif neefte, gefdjrießen: „SBenn S ie baS fßotitif nennen, baß ich ben wärmften Stnteit an altem nehme, roaS mein beutfcheS Stoterlanb angeht, fo bin ich fehr politifcfj. S ie Siebe jum Baterlanb ift Ieiber fetten geworben, unb wenn man fich biefeö ©efühlS auch nicht fdjämt, fo wirb e§ boch häufig aus Stücffichten unterbrüeft, was ich fe^ unrecht finbe, ba eS gewiß ju ben fchönften ©efü£)ten gehört, welche bie menfchlidje Bruft bewegen fönnen, unb man eS ^ütert fottte, baß eS nicht bei bertt S ran g ber Umftänbe untergeht." Unb eS geht aus einjetnen Stetten'ber gamitienbriefe heroor, -in benen bie innerfte ©efinnung, gleidjfam ben Schreibern unbewußt, in einer gtamme aufjueft, baß man im häuS= Ikhen Kreife fich freier auSfprach unb fcharf empfanb, baß bie Berhältniffe ieS 2lugenßlicfS feine Qufunft haßen bürften, wenn eS nicht um baS ieutfdje Bolf fetßft gefchehen fein follte. Q u münblichem SluStaufdj war rooht ßei ben Befucljen SE^eoborS irt SreSben ©elegenheit. SBährenb beS Krieges hatte greiberg wenig gelitten unb bie Bergafabemie war ungefahrbet geblieben. „@§ mag fommen wie eS will, ich bleibe hier unb rühre mich nicht oon ber S telle," hatte SEheobor beim Beginn ber SBirren feinem SSater gefchrieben. 211S aber mit bem Sßaffenftillftanb auch bie großen gerien tarnen, »erlangte e§ ihn boch fehr hinaus, eine halb wiffenfehafttietje, halb fünftterifdfje g ah rt warb geplant unb als Qiel berfetben, nachbem ber § a rj als noch 3U unficher erachtet worben, Scfjlefien uni) baS Siefengebirge ins Sluge gefaßt. Über Sresben unb B auten ging Körner in Begleitung eines Sergftubenten §enod) nach ©örli^, oon ba über Sauban nach Söwen= berg unb ©reiffenberg bem Sferfamm unb ber SEafelfichte ju. Unterwegs erfreuten fich ber wanbernbe Sänger unb fein ©efährte fürftticher ©aft» freunbfehaft auf bem Schlöffe £ohlftein, wo bie Töchter feiner fJJate Sorothea »on Kurtanb, bie ^rinjeffinnen oon ^ohenjoltern unb 2lccerenja ihn „ungemein artig" auf nahmen, ihn 3um Sejeuner behielten unb eine mufifafifche Unterhaltung oeranftalteten. 3 m ©egenfa^ ju biefem Stiicf

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Seben ftanb baS nächfte, bie SBanberer erftiegen bie Safetfidjte, jogett jutn 3adenfal(, jurn ©IBBrunnen unb ©IBfall unb üBer bie ©djneegruBen unb ben ©pi^Berg nach ©djreißerhau jurürf, ü Bernachteten auf ben §eutagern bet »ergebenen Sauben unb nannten mit einfacher Seroirtung unb ge* legentlidj mit „miferabler Soft" »orReß. ®en SBanbertagen folgten ein paar Safttage in SBarntBrunn, »on roo au§ S^eobor am 19. ätuguft feiner gatniRe über bie feit bem SlufBrucf) »on ©örK£ erteßten SieifeaBenteuer Berichtete, 2tm 2 1. ätuguft Beftieg er bie ©djneetoppe „burch Giebel unb ©turnt unb unfere ä3eE)arrlidjfeit mürbe burch ben fdjönften 2lßenb unb ben fjerrftcfjften Sonnenuntergang belohnt. 2Bir BlieBen bie Sladjt in ber meinen äßiefenBaube, eine ©tunbe »on ber Soppe unb ruhten auf buftenbem §eu. S ie Shüre be§ §euBoben§ Btieb offen unb man fah bie ftotje @c|nee= loppe in ber Rdjten SRonbnad)t »om ©traute beS SJJonbeS »erfitBert. ©§ mar Ijerrlidj. Se§ SftorgettS unt 3 Ut)r Beftiegen mir bie Äoppe junt jroeitenmale unb roenn auch ber öorijont nicfjt flar roar unb groft unb ©turm unS fefjr plagten, fo roar bodfi ber SRtBRd beS SantpfeS ber Sonne mit bem Siebet, ber roie ein Djean über ©djiefiett tag, tounbetfdjön. SRittagS Beftiegen roir bie fioppe }um brittenmale unb nmrben enbßcf) burch einen heiteren §orijont erfreut." (S^eobor Sörner an feinen Sater, SßarmBrunn 23. Sluguft 1809.) — Son SEßarmBrunn au§ fudjte ber junge SDidE)ter ben langjährigen unb feit ©Ritters Sobe nädjftfteJjenben greunb feines SBaterS, ben ©rafen ©efjter auf feinen fchlefifchen ©ütern auf, rourbe burch i£)tx beim SJiinifter ©rafen Sieben eingefüljrt, trat bann bie eigentliche mitterafogifdie SBanberung nad) SupferBerg, roo fid) ©raf ©infiebel, nach äßalbenburg an, roo fich ber Sergrat ©harpentier feiner gaftßcf) unb hilfreich annahmen, ging üBer SanbSIjut, Stftroaffer, burch bie ©raffchaft ©Ia£, ©ta^hofgepla, »on ba p ©efjter nach Sieuborf unb 5peterSroatbau

5urüd. S ie reichen unb roechfetnben ©inbrüde biefer Steife »erförperten fich *n einer Sieihe »on ©ebichten, beren gröfjter Seil erhalten unb »er* öffentlicht ift. ■ SKitte September »erlief? Sheobor Äörnerf ©chlefien unb roanberte ber fächfifchen ^eim at ju. SereitS älnfang Dttoßer begann er in greiberg fein [e|teS ©emefter. S e r p a n , fich ^erl Siaturroiffenfchaften »öttig ju ergeBen, ftanb noch unerfchüttert, nur bafj unmerilid) bie Suft an poetifdjer §er»orßringung rouchS unb bie bidjterifdjen ^Släne in ben Sorbergrunb beS ©ebantenauStaufdjeS auch mit bem ernften Sßater traten. S e r Säunfch, ben erften ©djritt in bie Öffentlic^Ieit äu thun, roarb Bei bem Süngling lebhafter unb ©hr. ©ottfrieb Sörner erllärte fich foroeit mit bem Verlangen beS ©ohneS einoerftanben, bafj er an ber enbgittigen Siebaftion ber ©ebichtfammlung „Änofpen" lebhaften Slnteil nahm unb feinen alten Seipjiger greunb ©. $. ©ofchen ju r Übernahme beS SBertagS biefer ©e= bichte Beftimmte. gm Sßinter »on 1809 ju 1810 fcheint Sheobor noch häufiger als im »orhergehenben Sahre Bei ben ©einigen in SreSben ge= roefen ju fein, ©r fanb jm ar, ba feine SJiutter etroaS leibenb roar, ben häuslichen SreiS baheim „geroaitig »erengert", auch to®1 ^ei; ®reSbener

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Karneoal Dort 1810 „jo freubenlog tote noch nie" (©mma Kötner an g r. 33. SBeber), a6er immerhin gemährte i^m SreSben für feine oorherrfchenben Stimmungen unb fcfyöngeiftigen gntereffen mehr 9lal)rung at§ bie ernfte Sergftabt. 2>n ben ftubentifc^en Kreifen ber Ie|tern aber ging e§ mäljrenb eben biefeS Söinterä etroaS toEer unb rairrer ju als etjebem, fdfjarfe Srinfgelage unb eine Slnjahl oon SueEen festen bie fteine afabemifcfje SBett in ©etoegung. S ie ÜKaioität, mit m elier S^eobor feine £>etbentfjaten an ber Kneip= unb Kommerstafel nach igaufe berichtete, oeranlafjte int grütjting ben SSater ju ber teifen, aber oerftänbßchen -Diahnung: „Sein Körper ift gefunb unb abgehärtet unb S u fannft ihm oieleS jumuten, mas> mandfjer anbere nicht unternehmen barf. Slber eben beStoegen mär’

fcfjabe, roenn S u ihm bodE) »ieEeicht manchmal suoiel jumuteteft unb in ben SHomenten eine§ jugenbtichen Saufcheä nicht ÜKeifter Seiner felbft bliebeft. »erlange uott S i r (eine altflttge Slngftlichfeit, fein pebantifdjeS SBachen über Seine ©efunbljeit, aber auch für bie greube giebt e§ einen 3itjhthmu§." SBahrfctjeinlich maren e3 SSeforgttiffe über bie auf ber fcf)toäbifdjen Unioerfüät herrfchenben S itte n , über bie bamalS fehr be= irächttiche ©ntfernung Tübingens oon Sachfen, melche ©hr. ©ottfrieb Körner fchließlich gegen bie Uherfiebelung Sheoborä nach ©übbeutfchlanb Sebenfett einflößten, oielleicht aber mirfte auch nu,: ^aä Vertrauen, toelcfjeä fich W* neugegrünbete unb eben eröffnete berliner Unioerfität getoann, auf bie ©ntfcfjlüffe oon S ater unb ©ohn ein. ©§ fotlte jebodj ehe Sljeobor feine ©tubien in Berlin abfchlofs „Seipjig, mo fein SSater geboren m ar, mo noch mehrere feiner SSerroanbten unb greunbe lebten, unb mo eS auch für bie Sebürfniffe be§ Soljneä nicht an oerbienftoollen Sehrern fehlte, nicht ganj oorbeigegangen merben, fonbern ein halbes Sahr mürbe ju einem bortigen Slufenthalt beftintmt".

S a bie greiberger SSorlefungen erft ©nbe 9Kai gefcfjloffen mürben, mahrenb ba§ Seidiger ©ommerfemefter längft begonnen hatte, fo gemann ber jttnge Sichter einen ©ontttter, ber gang feinen SBünfctjett unb feiner beftänbig machfenben SebenSluft entfpracfj. Sheobor begleitete nach furjern Slufenthalt in Sregben feine ©Itern unb Jeine ©chmefter nach Karlsbab, toohitt feine SRutter oon ben Strjten gefcfjicft tourbe; bie ©inbriicfe be§ 33abe= ortesi, feiner lanbfchaftlic^en Umgebungen, be3 bemegten gefelligen SebenS ba= felbft gingen nicht fpurloS an ber 5ßhantafie beS fugenblidjen SjSoeten oorüber. Unter allen roict)tigen öefanntfchaften, bie er tfiev machte, ftanb natürlich biejenige ©oetljeg obenan, ben er jmar fchon al§ Knabe in Sreäben gefehen hatte, bem er aber erft je^t mit bem Semußtfein gegenüber trat, maS er in ihm ju berounbern unb 3U oerehren habe. S en Karl§baber Sagen folgten noch ßeiterere, angeregtere auf bem ©ute ber ^erjogin oon Kurlanb Söbichau in ber Siähe oon Slltenburg. S a§ Schloß mar ein ©ammelpunft fröl)= lichfter, jroanglofefter unb boch feinfter ©efelligfeü. $ h eo^or Körner hatte, nicht nur als 5|5ate ber öattSfrau, fonbern al§ ©ohn feiner ©Item, a ß Jleffe feiner Sante S o ra Stocf, bie mit ber §erjogin Sorothea mahrhaft

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Befreunbet war, eine Begünftigte (Stellung in biefetn fireife. ©r galt hier, im Slugenbüd, roo bie „Snofpen" erfdjienen, als ein frifcfjeS, »ieloerfprechenbeS la te n t, fah feiner jugenblidjen ©itelfeit gefchnteichelt, fühlte fid) jebenfalls 8U neuer leichter 5ßrobuftion ermutigt, ©ine hanbfchriftliche 3eitfd)rift, bie Blätter", bie im gefelligen fireife ber Herzogin entftanb, enthielt jahlreidje Beiträge beS roerbenben Sid)terS. ©ine Sefdjäbigung am gufse »erlängerte ben an fich angenehmen Slufenthalt in SöBidhau noch um einige SBochen unb Äörner »erriet Jeine ttngebulb in feine afabemifchen fireife äurüdjufehren.

S e r @ntfcf)tuj; beS SaterS, ben BegaBten ©ohn ein ©emefter in Seipjig ftubieren 3U taffen, grünbete fich auf manche ©rroägungen, unter benen bie Sluffrifchung ber Sejiehungen 311 einer geBitbeten unb rooljl* habenben Serroanbtfchaft im Sorbergrunbe ftanb. Sadf) bamatiger ©itte roar Äörner Bereits int gahre 1801 in bie Sifte ber Seipjiger Unioerfität eingetragen t»orben> feine eigentliche ©infchreiBung als ©tubent fanb unterm

8. DftoBer 1810 ftatt. ©r fam in einem fjeitpunft nach Seipjig, roo er nach QarndeS P o rte n „baS ©tubententeBen bort in einer fdjroeren SrifiS", bie Seibenfchaft h°cü erregt fanb. ©S han^ette fich um baS Sluffomtnen ber SanbSmannfchaften unb unter ihrer Rührung um bie SluSBilbung eines allgemeinen ftubentifchen Komments. (^arn d e, SCheobor SörnerS 9iele= gation. Allgemeine Qeitung 1882, S r. 249 unb 250.) S ie neugegrünbeten SanbSntamtfchaften fudjten in eBen bem § e r6ft, in roetchem fiörner Beim SorpS „Shuringia" einfprang, bie außerhalb beS eigentlichen Stubenten* lebenS ftehenbett Slbligen, bie bamalS nicht forooht ein SorpS als eine gefettfdhaftliche ©Kque Bitbeten, in ben allgemeinen aJabetntfchen Sraudfj hineinäU}roängen. S ie Stbligen hatten Befchloffen, ben SanbSmannfchaften, falls S tre it mit ihnen gefucfit roürbe, einfach bte SatiSfaftion ju »erroeigern. „SllS Feigheit roerben roir jenen'jungen SRännern ihr Setragen nicht mehr austegen roolten; benn SÄangel an perföntidhem SJiut ift rooht baS te|te, roaS man ben ©öhnen unfereS SlbelS roirb »orroerfen bürfen. ©S roar trielntehr einfach bie fou»eräne SüdficljtSlofigfeit ber SlriftoJraten gegen baS ihrer Slnfid^t nach m unerlaubt Breitmadjenbe 5pieBejertum, roaS fie üBer jebeS ftubentifdhe Sebenlen hwroeghob." (garttde a. a. D.) SieS Sluftreten einer {[einen Slnjaht »on Slbligen, benen fich uicht mehr als brei Sürgerliche angefchtoffen hatten, erroedte bie ©rbitterung ber SanbS* m annhaften Namentlich Saufi^er unb Shüringer (roelche letztere roährenb beS No»emBer noch mannigfach ju »ermitteln gefugt unb ben Slbligen ben Sorfdjlag gethan hatten, eine fchtagenbe SerBinbung ju ftiften) gingen je |t in ihrem Qornmut über bie „© utphuria" ober „©chroefet* Banbe" über jebeS 9JJafi hittauS. SeiBereien, Sefchimpfungen, ^rügelfcenen, Bei benen abroechfetnb bie §e£peitfd)e unb ber „Qiegenhainer", ben jeber bamalige ©tubent führte, ihre unliebfame Solle fpielten, gehäffige §erauS» forb^rungen unb nicht minber gehäffige Senuttciationen an bie einiger* ntafien ratlofen UnioerfitätSBehörben, Bilbeten roährenb beS SSßinterS »on 1810 auf 1811 bie afabentifdje ©hronW »on Seipjig.

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Sheobor Sörner roarb aßBalb in alle biefe SBirren J)ineirtgeriffen. @r ftanb mit bem ganjen geuereifer feines SaturellS unb mit ber er* roachten Senommierluft eines echten S u rf te n ju feiner Shuringia. Sei feiner SlnJunft in Seipjig roar er in ben anfetjnlitfjen §äufern feiner Ser= roanbten unb ber alten greunbe feitteS SaterS roohl aufgenommen roorben. @r glaubte feine ftubentifchen unb feine fcfjöngeiftigen Sntereffen fo gut vereinigen ju tönnen, baß er faft ju gleicher Qeit ber Shuringia unb ber [itterarifdj=gefel(igen Bereinigung „SRafaria" Beitrat unb ficfj im Kreife ber le|teren eine $eit lang um fo mefjr Besagte, al§ itjm hier bie Seil» na^me an ben fSoeten ber romantifchen Schule unb ben, oon ben Stoman» tifern mit SorlieBe »ertretenen ftiblänbifchen Sichtern frifd) entgegentrat. Sünften ihm nun, roie g r. görfter Behauptet, biefe „Schäfer an ber gleiße" in ber Shat ju philifterhaft ober roarb er lebiglich burcfj bie ftubentifchen' §änbel oon anbern Qntereffen aßgejogen (roie er benn ju (einer $eit ben Sriefroedjfel mit feiner gamilie mehr sernachläffigte, al§ in biefen ftür= mifchen Seipjiger Sagen), {ebenfalls erlahmte fein anfänglicher ©ifer für bie SeftreBungen ber „SÄalaria", roenn er auch noch im geßruar 1811 am Stiftungäfeft ber ©efellfdfjaft Slnteil nahm unb baäfelbe burch feine Sichtung oerherrlichte. 3m ganjen aBer barf man äugeBen, baß ber jugenblidje Sichter ber ©efahr, in Burfchifofer Plattheit unb Senommifterei Schiffßruch 5U leiben, nie näher getommen ift, al§ eBen bamalS. ©enriffe Bebenfliche iQänbel hatte er fchon oon greiBerg au§ mitgeBracht, ein Srief Dom 7. SejemBer 1810 an feinen in greiBerg äurücfgeBließenen Stubien* genoffen ©uftao Heinrich uon Siebermann erörtert einen Suellhanbel mit Seopolb Sello au§ SranbenBurg, oon bem Sörner im Bollen ftubentifchen ©ifer Berichtet: „Sello ift roirtlich nach un^ nach ©olbi^ gelontmen unb hat meine Segleiter in groh&urg getroffen, er that ben Sorfcfjlag, nach einem Qielc ju föfjießen unb roer ben Beften Schuß getljan, follte bem anbern bie Kugel burch ken Kopf jagen. S a ß ihn mein Sefunbant üBer biefe Sßropofition lachenb äurecfjtgeroiefen, Berfteljt fich Bon felbft." ( ‘M it--

teilung Bon 358. Bon Siebermann in ber Sierteljahrgfchrift für Sitteraturs gefehlte. Sb. 2, S . 477.) gutn £eroi§mus> in biefem S til ga&en nun bie augenßlitflich obroaltenben Serhältniffe in Seipjig reichlichen Slnlaß: bie als SchroefelBanbe Bon ber Stubentenfdjaft geächteten, allerorts ge= netften unb Belohnten ©belleute halfen fich burch e*ne Senuneiation an ba§ Konsilium, bie ju Unterfuchungen unb Stelegationen führte, ©egen Körner roarb auSgefagt, baß er ju einer §erau3forberung Bei £errn »on Slücher erfdjienen fei unb ben Sorfchlag gethan haBe, es> follten einige auS ber abligen gechtgefellfdjaft auätreten unb bie Sache mit ihnen auSmachen. Stach längerer Unterfucfjung roarb er am 2 1. SKärj burch SreSbener @nt= fcheib „roegen erheblichen SerbachtS ber Slufforberung ju einem Suell" mit acht Sagen Karjerftrafe Belegt. Si§ e§ jeboch su biefer ©ntfeheibung fam, hatte ber übermütige, burch atte biefe §änbel unb f e r n e n erhi^te 5poet fich in neue atabemifche Vergehen B erftricft. Sicht nur, baß er ben

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i^nt aufertegten ©tabtarreft mehrfach burct)Brach, um in SßittenBerg für eine SJerrufgerltärung ber ©utphuriften p roirfen, um bie retegierten Sommititonen SRerBadj unb gtemming mit feierlichem Somitat aug ber ©tabt ju geleiten, er üefj fich SJtttte SJJärj auf ein neueg Suelt ein, bei bem er an ber © tirn »errounbet roarb. S a auch bieg Suelt ben afabe= mifchen 33ehörben benunciert, ber Unioerfttätäphpftfug unb Unioerfitätg= ct)irurg Beauftragt mürben, bie Sßunbe Sörnerg ju unterfuchen, fo ftanb Bei ber ©trenge, mit ber man gerabe bamalg in Suetlfactjen »orging, ©chtimmeä ju Befürchten. Saher befchtof; Sheobor Sörner fich rechtjeitig ju entfernen unb bie Unioerfität Siertin früher ju bejieljen, at§ eg urfprüngtich in 2lugfict)t genommen mar. 2lnt 23. SDiärj »ertiefi er heimlich Seipjig, too er feit bem 2 1. nur »erftecEt gemeilt hatte (oBfchon er am 9lbenb biefeg Sageg noch roagte, bag ©eroanbhaugfonjert ju Befuchen, um eine »on ihm getieBte unb Bemunberte Sam e ju fehen), unb menbete fich na$ Sertin, roo er fich algbatb nach feinem ©intreffen am 27. 3Jiärj alg ©tubent ber neuen Unioerfität immatrifutieren tief.

S ag halbe 3ahr Surfchenherrlictjfeit, bag h 'nter bem Sichter tag, fottte tnbeg noch meitere folgen haBen. gunächft hatte ber im Skrtetjr mit ben ©einigen burch bie überfcfjroättglichfte ©üte unb -Jiachficht »erroöhnte Jüngling ben erften Son eineg Beforgten Saterg ju »ernehmen: „ S u roeifst, bafj eg mir fcfjroer roirb, S ir nicht ju »ergeben, fetßft roenn ich Urfache haBe, mit S i r unjufrieben ju fein. bem gegenroärtigen gatte hätte ich freitid; eine foldje SBenbung ber ©acfje nicht erroartet. — •— ©o ungern ich ü&er »ergangene Singe prebige, bie nicht ju änbern finb, fo mujs ich boch biegmal auf einige fü n fte aufmerffam machen, roeit eg fcheint, baß S u im Saumei ber Seibenfchaft alte Seine SSerhältniffe ju »ergeffen geroohnt Bift unb Befonberg nicht baran benfft, roag Seinen ©ttern Summer unb ©orge »erurfachen ntufj. S u fannft mir nicht ©ctjutb geBen, bafj ich einen ^ebanten ober ^h'Kfter aug S ir machen roitt, aBer »on einem Jüngling »on jroanjig fahren, bem eg nicht an Säerftanb unb ©tärle ber ©eete fehlt, lann man in roid)tigen gälten einige S3e= fonnenheit forbern, man tann erroarten, bafj er nicht rote ein Srunfener fich uon jeber Seibenfchaft fortreifen taffe. S ie 9iuhe rneineg SeBeng Be= ruht auf bem ©lauBen an Seinen perföntidjen Sßert unb an Seine SieBe ju m ir." Unb Sörner rnufjte aufjerbem erfahren, bafj ihn ber Drtgroechfel »or weiteren ©chritten ber Seipjiger alabemtfchen Sehörben leinegtoegg fctjü|te. S a er ben am Seipjiger fchroarjett SBrett erfotgenben Sortabungen nicht gotge teiftete, fo roarb am 19. g u n i 1811 bie Delegation üBer ihn »erhängt unb bie Stetegationgpatente an bie mit Seipjig in Vertrag ftehenbett §ochfdf)ulen (bie Sompattaten=Uni»erfitäten) aBgefertigt, ju benen auch SerKn gehörte. S a bie ©egenfchntte feineg SSaterg erfolgtog geblieben roaren (erft im 2Rärj 1812 erlangte ©hr. ©ottfrieb Sörner burch ein eigneg ©nabengefuch an ben Sönig »on ©achfen bie Aufhebung ber Delegation), fo roäre bamit Sh- Sörner bie gortfe^urig feiner ©tubien in Serlin unb an

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ben meiften anberen Unioerfüäten abgefchnitten gewefen, toenn er fich im ©pätfommer noch in SerKn befunben hätte. ®r hatte allerbingS bie Sorlefungen SfiebufjrS über römifdfje ©efdjichte, bie philofophifcfjen ®or* lefmtgen gidjteS, ©chleiermadjerS u. f. m. beiegt unb ju BefudEjen Begonnen, aber ein SBedjfelfieber, oon bem er, roahrfcheinlicl) auch infolge beS alläu» ftürmifchen unb erregten Seipjiger ©emefterS, roährenb ber erften SBochen ju Serlin befallen tourbe, baju bie Unruhe, tn ber er über ben SluSgang ber Seipjiger SelegationSangelegenheit fchroebte, hinberten ein ruhiges Slrbeiten, bie gortfe|ung ber naturroiffenfchaftlichen ©tubien fcheint ohnehin auf» gegeben geroefen ju fein. S e r beforgte, alle biefe Umftänbe in Setracfjt jiehenbe ä?ater rief juoörberft ben ©ohn heim nach SreSben unb oer= anlafste ihn, ju r §erftellung feiner erfdjütterten ©efunbheit mit ber ganjen gamilie im Suni unb 3 u lt nach SarlSbab ju gehen. Sn *>en SBochen, roelche Sljeobor baheitn oerlebte, unb roährenb beS angenehmen 23abe= aufentljaltS in Söhmen mag eS jtoifchen bem jungen Sichter unb ben ©einigen mehrfach ju r Sprache gefomtnen fein, bafj bie Slatunmffenfdfjaften für ihn einen guten Seit ihrer SlnjiehungSfraft oerloren hatten, baj; er immer ftärfere Steigung ju einer fünftlerifchen Saufbahn in fich fpüre unb offenbar nicht recht roiffe, roelche groecte er auf einer Unioerfität junächft oerfolgen folle. S ie fübbeutfchen Unioerfitäten, bie mit Seipjig teine Verträge hatten, mürben Sheobor offen geftanben haben. Slber teils um ihn über fich fe^ f t unb feine Stufgaben Har roerben ju laffen, teils um ihn oor einem Wüdfall in bie ftubentifchen £änbel unb Sßirren mit all’ ihren fd)limmen SBirtungen ju feh len , hielt &hr. ©ottfrieb Sörner eine roeitere unb längere Unterbrechung ber atabemifdtien Stubien feines Sohnes für erfpriefslicfj. @r roünfchte Sheobor oor allem in anberer als in ftuben= tifcher©efellfchaft ju roiffen. ©eineeigenen Sßortehierüber: „©inhoffnungS* noller güngling follte auf einen höheren ©tanbpuntt geftellt, fein ©eficfjts» freiS erroeitert unb ber Srieb ;u neuen gortfchritten nach i>em giele einer Bollenbeten SluSbilbung in ihm belebt roerben." SieS alles erwartete ber Sater aus mehreren ©rünben non einem Slufenthalte in Sßien. Slufset ben allgemeinen Sorjügen biefer £auptftabt regnete er befonberS auf baS §auS beS töniglich preujjifdfjen SÄinifterS unb ©efanbten Sßilhelm oon §um= bolbt, mit bem er feit mehreren fah ren in genauer Serbinbung ftanb. 3luch hatte er roegen freunbfchaftlicher Sßerhältniffe mit griebrich ©djlegel oon biefem oerbienftoollen ©elehrten eine ermünfchte Slufnahme für feinen ©ol)n ju hoffen.

©3 roirb fich n ' e feftftellen laffen, ob ber ältere Sörner, als er im §ochfommer 1811 biefe ©ntfcheibung für bie nächfte 3ulunft SheoborS traf, oon ben gleichseitigen Vorgängen im preufjifcfjen ©taate, ber SJJöglichleit einer gewaltigen friegerifdfjen ©rhebung gegen Sapoleon, ber eben bamalS Spreufjen' ju r SSerjroeiflung trieb, unterrichtet toar unb ben leicht auf= flammenben ©ohn ber ©intoirlung auch fotchcr SJEöglidjteit entjiehen roollte. ^ebenfalls jeigte fich Sheobor mit ben sßlänen beS SßaterS, bie ihm ein neues

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intereffanteS ©tücf Sßelt ju eröffnen oerfpradjen, fehr eincerftanben. 2)iit guten ©mpfeljlungen unb hmretdjenben Sßitteln auSgerüftet, fcf)ieb er int Auguft 1811 oon feiner gamilie unb trat bie Seife nadf) Sßien an.

Anfang September fonnte er bereits ben erften ausführlichen S8erid£)t über Sßiener ©inbrücfe unb ©rlebniffe nach SreSben erftatten, oor allem melben, bafj ihn SB. oon §umbolbt äufjerft liebreich aufgenommen habe, unb bafj er an beffen gamilie ben erroünfchteften Anhalt 3« finben hoffe. Auch griebricfj Schlegel empfing ben jungen Seifenben roohlroollenb, er* innerte fich W * *)er5>R<§ ber früheren geit in SreSben unb bat ihn fehr, ja recht oft $u fommen. SaS reinfte ©ntjücfen bereitete ihm ber Anblicf beS StephanSbomeS, bie fröhlichfte, feinem Naturell entfprechenbfte 3er= ftreuung fanb er in ben jahlreichen oielbefucfjten S heatern ber Saiferftabt, oon benen ihn namentlich baS £ h ea*er an berSBien burch feine »orjüglidEjen Bpernbarftellungen anjog. S e r Keine SreiS non Sefannten feines SaterS, bie fich inSgefamt bem talentoollen unb lebensfrohen jungen 9)Iann freunblich ermiefen, erweiterte fich unb S he°bor fanb neben ben ein» ftufjreicfjen (Sönnern, ben angefehenen Sam en, bie ihn gern unb oft bei fich empfingen, auch greuttbe, mit benen fidf; jmar nicht baS Surfcfjenlebett aber bocf; bie jroanglofe unb mitunter braufettbe gröhlichfeit früherer Sage erneuern lief. Schon je |t in biefen erften SRonaten feines Sßiener SebenS glaubte er oerfichern ju fönnen, bafj er oor jebem Sücffall in bie Seipjiger unb berliner ©runbftimmung ficher fei; ber SSater bebauerte, bafj bie Sßiener Unioerfität für beS SohneS Sebürfniffe nicht paffenb fei — mahnte ju ernften Stubien, namentlich ju ©efchicijtSftubien aus ben Duellen, fonnte unb wollte fich aber flicht für ben Sefutf; einer neuen Unioerfität etttfdjeiben. Qnjroifchert aber melbete SHjeobor am SBei^nachtSabenb 1 811, bafj er jtoei fleine Stücfe „S ie S rau t" unb „ S e r grüne Sontino" für je ein 5|3aar oon Sarftellern gemacht unb in fieben Stunben eine Dper, „bie fich getoafdjen hat", „S aS gifcherntäbdfien" jufammengefchrieben hatte.

S e r Sauber ber Sühne unb ber lebenbigen Söirfung oon ben Srettern auf baS $ßublifum hatte in bem rafchpulfenben unb mannigfaltigen SBiener Sheaterleben auch ben jugenblichen Sichter alSbalb ergriffen. SBährenb er mit bem glatte ju einer grofjeit Sragöbie „fionrabitt" in 3Bien angelangt toar, ben er auch e' ne 3 e^ an9 fcft^tclt unb auf ben er geneigt roar, feine ganje poetifcfje Sutunft ju fe^en („©erabeju, ich überjeuge mich Sage mehr, bafj eigentlich ^oefie baS fei, rooju mich ' n bie Sßelt geroorfen. Siein ganjeS OefdjichtSftubium habe ich ber Sßoefie roegen geroählt, roeil fie mit ihm in ber höchften Bereinigung fteht unb ohne ihr gründliches ©tubiurn bie anbere nicht jur Slüte gelangen fann. S u roirft mir fagen, bafj ich aber auf ein noch jroeifelhafteS Salent meine jufünftige ©jiftenj nicht begrünben fönne, aber roenn man Schlittfchuhlaufen fann, foll man fich auf ber ©rbe mühfam fortberoegen, roeil man bort ein* brechen fönnte? S e r „Sonrabin" foll entfcheiben, benf’ ich mir — toirb er gut unb nimmt man ihn roillig auf, fo roilt ich bleiben, roo baS igerj

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mief) ^ in g ie ^ t, g e lin g t eS m ir n iefjt, b a n n n rill icfj b ie e rfte befte 33rot= roiffenfctiaft B o rn el)m en u n b m e in e n g e g la u b te n S e r u f j u m ® icljter Sei m ü ß ig e n © tu n b e n i n S o n e t t e n s e r f d i m f e l n " , Ä B rn e r a n fe in e n S a t e r , S B ien, 6. Q a n u a r 1812), uerfuclite e r je ^ t m i t m in b e r auSgebefynten u n b b e m ® lje a te rb e b a rf tn e ljr a n g e n ä fie r te n © tiie te n , m i t b e n fte in e n Suft= fpielen^ b en ® r a m e n „ K o n i " u n b „ ® i e © ü ljn e " b ie S ü l j n e j u gero in n en . ® ie le b e n b ig e äln fd fjau u n g b e r Ä r ä f te b e r oerfcEiiebenen SB iener S w e a te r, b e r SBerteljr m i t e in e r J!eif|e B on © cfja u fp ie le rn w ü r b e n a lle in f a u m t)in> gereicht tia b e n , i | n i n e in e n entfyufiaftifdijen, o o n SBer! j u SDBerl e tle n b en SBixfjnenfc^riftfteirer j u B erw an b e ln . S lber i n b ie Sßenbe b e r S a tir e 1811 u n b 1812 fie l auef) fe in e e rfte S e t a n n t f d j a f t m it b e r ju g e n b lid je n , fo talen t= Bollen a l s f r ö n e n § o fb u rg fd )a u fp ie Ie rin S tn to n ie 3 lb a m b e rg e r. S ö r n e r S © ebid)te a u s b e n e rfte n 3 Jfo n aten beS n e u e n e rro e ife n , bafj eine jugenblicf) ra fd je u n b jugenblicf) f ta rf e S e ib e n fd ja ft i n fe in e m § e r j e n e m p o rg e lo b e rt m a r. SConi, n n e e r fte b a lb n a n n t e , fta n b im 3 iu fe b e r U n n a ljb a r f e it, b ie S S ien er S ä f te r d j r o n it tsu fjte iE>r nicfjtS a l s b aS eljrenbe SBeiroort eineS „ d r a g o n d e l a v e r t u “ a n ju l)ä n g e n . fjriif) n e rro a ift, o o n e in e r X a n te ftr e n g e rja g e n , b ie b aS ü b e rftttffig e § e r a n b r ä n g e n b e r ju n g e n SOfännerroelt a n bie gefeierte © cfja u fp ie le rin trefflief) ab ju ro efjren n e rfta n b , entfpracij £ o n i i n jebern © in n e b en S k a l e n beS ju n g e n S ic fjterS . £ lje o b o r f i ö r n e r ü b e rlie ß fiel) b e r S ieb e f ü r b aS re ije ttb e 3Räbcf)en m it a lte r g u n e rfie fjt, bafj eS ein e S ieb e f ü r b aS S e b e n fei, u n b fü tjlte fief) u m fo f tä r f e r g e fe ffe lt, je l ä n g e r e r i n ttn g e tn ifjlje it b lie b , ob b ie v e rg ö tte rte © elieb te fein e © efü ljle e rio ib re . © rft geg en b aS g rü f ija fy r i) in fc^eint e r beffen o ö llig getoifs g e w o rb e n j u fein u n b im 3Kai nerm ocfjte e r b e n © lücts= ju b e l, i e r it;n in fo lg e b ie fe r ©etBifjljeit e rfü llte , n id jt lä n g e r i n fiefj j u Ber= fcfjlie^ert. © r fd jrieb b e m S a t e r » e r t r a u l i d ) : ,,3cf) J a n n m i r ’S niefjt ser= f a g e n , ®idfj, b en icf) nic^t blofs a l s m e in e n g u te n SBater B ereite, fo n b e rn b en icfj a l s m e in e n fjerjlicliften V e r t r a u t e n n o n S u g w k a n äu b etrach ten g ero o ^n t b in , m i t b e m © lü c t, m it b e r © e lig fe it ® ein eS SCIjeoborS b e ta n n t j u m achen. S a t e r , t r e u e r , t r e u e r g r e u n b , icfj ljab e m e in Q iel g e fu n b e n , roo icfj m e in e n S in te r ro erfen fo ll, S a t e r , icf) liebe. — — 9 lu n , ® u ro irft fie feljen u n b w e n n ®icfj iljr Stnbtict nicf)t ebenfo e r g re ift, tBie mief), w e n n ® i r a u S i^ r e n b u n fle n 2 lu g e n nic^t eben b ie frie b lid je © e lig te it en tg e g en roeljt, m ie m i r , fo ift eS e in e S ü g e , toaS m e in tinblicfjeS § e r j B on Ü b ex-- e in ftim m u n g u n b H a rm o n ie u n f e r e r b e fre u n b e te n S e e le n g e tr ä u m t l)at. SSater, b ie © eroifsfjeit, b ie icf) i n m i r t r a g e , bafj fie ®tcf) ebenfo b e g eifte rn n rirb m ie m id j, fei ® i r e in SBürge m e in e r S ieb e, m e in e r 2 B a § l." 3 m S u n i B e rtra u te e r b a n n b em SSater (im m e r nodE) iljm a lle in ) a n , bafj e r fclion fe it 9 Ä o n aten n o n £ o n i S © eg en lieb e b e g lü c tt f e i, bafe a b e r felb ft b ie m ü tte rlid je SSerm anbte fe in e r 8 3 ra u t noefj n ic h ts Bom Söeftanb biefeS 33er= Ijältn iffeS a lin e . © r r ü h m t e b e r S ie b lid je n nac§, b a ^ fie m i t f a n f te r ®c-- ro a lt i n fe in S e b e n e in g e g riffe n lia b e : ,,© ie ^ a t mid) a u S a l l ’ b e n rtn lb en © efellfc^aften fyerauS gejogen, ^ a t m ic | b illig g eg en b ie Sßtyilifter, n a tü rlic h

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gegen bie äßelt gemacht, meine leimenbe Suft an Srinfgelagen gang unter« brüdt, mich sur SlrBett angehatten, mich ausägefcfjolten, roenn ich faul m a t>

itnb mich geliebt! ©ott, baS oerbiene ich nicht fo!" Aber {ebenfalls roar Sheobor entfchloffen, fein ©lüd noch ju oerbienen, unb um fich ben SBiener Vergnügungen energifcher ju entjiehen, ben ©ntrourf ju einer grojjen SEragöbie enblid) einmal auSjuführen, fiebelte er Anfang SJiai nach bem länblichen Söbling über, oon roo er leicht unb häufig genug gur ©tabt fommen, fonft aber in ungeftörter ©tilte feinen poetifdjen Sräum en unb ben ©tubien leben fonnte, bie eben biefe Sräum e benn boch noch nötig machten.

SBenn Xheobor Sörner im erften ©riefe, ben er au§ Söbling an bie ©einen fcfirieb, glücffelig befannte: „äßenn ich ©udj noch um mich hätte, fo möchte ich Sertt ber geit jurufen, fie möchte ftille ftehen, benn man fann nicht glüdlidjer unb fröhlicher leben, als ich je£t. ©3 f)at jebermann feine grühling§blüten im Seben ju brechen unb mein ©traufj ift bei ©ott nicht ber fleinfte unb ©ure Siebe baS im m ergrün unter ben bunten ©djroeftern," fo roar e3 root)l oor allem, aber nicht allein, fein £iebe§glücf, ba§ ihn fo himmelhoch trug. S u rj juoor hatte ihm ber SSater jenen 93rief ©oetheS jugefchidt, in roelchem ber grofje Sichter auf bie Qufenbung ber Sörnerfdien Sram en „ S ie ©ühne" unb „Xoni" warm erroibert hatte: „ S ie beiben ©tücfe 3 h reg lieben @ohne§ jeugen oon einem entfdjiebnen Talente, ba§ au3 einer gliicflichen Sugenbfütte mit Seichtigfeit unb Freiheit fehr gute unb angenehme ©achen heroorbringt. Siefe ©tüde roaren mir befonberä in bem gegenwärtigen AugenBlide höchft erroünfeht, benn nachbem roir ein herrliches ©tüd oon ©alberon „ S a § Seben ein Sraum " glüdlidj aufgeführt, fo roaren roir im Segriff, auf ben ©anbbänfen ber neueften bramatifchen Sitteratur ju ftranben; burch biefe freunbliche Beihilfe finb roir aber auch fürä grüfjjahr flott." (©oethe an ©hr. ©ottfrieb Sortier, Söeimar 23. April 1812.) $ h e°bor roarb mit Siecht oon ber Anerfennung be§ SDieifterS tief ergriffen unb erfreut, bei ihm roar eS feine ^ßljrafe, baf er fich ©oethe gegenüber al§ Sehrling fühle. SörnerS Sater fnüpfte an bag ©ntgegenfommen ©oetheS fofort bie Hoffnung, baf; ber Sohn burch feinen perfönlidjen Serfehr mit bem Sidjterfürften geiftig geförbert, hödjften fielen unb einer Vertiefung jugeführt roerben fönne, bie mit aller $ h eaters prajiS unb allem Sheaterglüd in Sßien nicht ju gewinnen fei. 3 n biefer Anfchauutig roarb ber Sreuforglidje noch burd; bie -Kitteilungen SBilhelm oon ipumboIbtS über $ h e°bor beftärft, beibe SJiänner urteilten ganj richtig, baf; SBeimar für einen jungen fdjaffenben Sichter nidjt nur ein paar §och= fchulen aufwiege, fonbern felbft bie höchfte ©chule fein roerbe. ©oethe ging bereitroilligft auf ben ^ la n ein unb fdjrieb: „SBenn Sflt lieber ©ohn nach feinem Aufenthalte in bem großen SBien eine Seitlang in bem fleinen SBeimar augruhen will, fo foll er uns fehr willfomtnen fein. 3 $ wünfehe, baf; ihn aisbann utifer Xheater anregt, etwas auf ber ©teile ju fdjreiben." (©oethe an ©hr. ©ottfrieb Sörner, SarlSbab 14. 2J!ai 1812.) 2Iheobor roar nicht minber oon ber Auäfidjt beglüdt, eine Seitlang unter ©oetheS Augen

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