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Polnische Judgend und die Religion

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Academic year: 2021

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Janusz Mariański

Polnische Judgend und die Religion

Collectanea Theologica 58/Fasciculus specialis, 153-191

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POLNISCHE JUGEND UND DIE RELIGION

Die K eligonssoziologie b efasst sich n ich t d ire k t m it den in n e ­ ren relig iö sen E rlebnissen, so n d ern m it d en F olgen d er relig iö sen E rfahrungen, die in den g esellsch aftlich en R elatio n en und I n te r­ ak tionen und im bestim m ten so zio k u ltu rellen K o ntex t zum V o rschein kom m en. D erartig e B etrachtu n g relig iö se r E rsch ein un gen um fasst nicht all dies, w as w ir für das R eligiöse h alten , so n dern n u r ein en Teil davo n und zudem n och d en jen ig en , d e r sich auf d en g esell­ schaftlichen K ontex t bezieht. Sie e rfa sst n ich t die in n ere n A spek te des relig iö sen Lebens, die G eg en stan d d e r R eligionspsychologie sind.

Die R eligio sität d er Ju g e n d k a n n — w ie auch die R eligio sität d e r ganzen p o ln isch en G esellschaft — auf zw ei E benen e rö rte rt w erden: auf d er g e sam tn atio n a le n („G laube d er N ation") und d e r des a lltäg lich en Lebens („L ebensreligion"). D iese D ifferenzierung, v o n W . P iw o w arsk i in die p o ln isch e Soziologie e in g e fü h rt und v erb reitet, zeigt e in e tw a s a n d e re s F u n g ieren d e r R eligion in m a­ kro- und m ik ro stru k tu re lle n D im ensionen sow ohl in bezug auf den jetzigen S tand w ie au ch auf die E n tw ick lu n g sp ersp ektiv en.

Der K atholizism us als R eligion der N a tio n v e re in ig t in sich r e ­ ligiöse und n a tio n a le W e rte als g em einsam es Gut. Die R eligiosität d e r N atio n ist ein b e stä n d ig er F a k to r d er In te g ra tio n auf der Ebene des B ew usstseins u n d d e s V erh alten s. Im B ereich des B ew usstseins w ird die R eligion als gem ein sam er und n ich t als in d iv id u eller W e rt b ehandelt. Auf der Ebene des V e rh a lte n s zeigt sich d er „G laube der N ation" in e in e r m assen h aften B eteiligung an relig iö sen Praktik en , die A usdruck des E insatzes für re lig iö s-n atio n a le W e rte und ein e E rscheinung der n a tio n a le n Id en titä t sind, fern e r in d e r m ateriellen U n terstü tzun g d er In itia tiv e n d er K irche im B ereich d er e in zeln en P farrgem ein d en u n d d es g anzen Landes. Die Rolle der R eligion und der K irche im ö ffentlichen Leben d e r N atio n w ird h erv o rg eh o b en .

Vom so ziologischen S tan d p u n k t k a n n d er „G laube d e r N atio n " v erh ältn ism ässig leich t d urch die In d ik a to re n d e r so g e n an n te n g lo­ balen G la u b en sb ek en n tn isse (hoher P ro zen tsatz d e r G läubigen, die sich zum K atholizism us bekenn en ) und d e r A u to d e k la ratio n en der religiösen P ra k tik e n o p e ra tio n a lisie rt w erd en . B esonders g rosse Be­ deu tung kom m t bei d e r U n tersu ch u n g d er p o ln isch en R eligiosität als „G laube d e r N atio n " den relig iö sen P ra k tik e n zu (Piw ow arski 1983, S. 61—68).

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„Die R eligion des L ebens", also die e rle b te un d im täg lic h e n Leben v o rko m m en d e R eligio sität ä u s se rt sich in individuellen, fam i­ liären u n d g esellsch aftlich en D im ensionen. In soziologischer H in sich t lässt sie sich auf d e r Ebene des B ew u sstseins (religiöse K ultur) und des re lig iö se n V e rh a lte n s in te rp re tie re n . F ü r die U n tersu ch u n g d ieser R elig io sität ist das in stitu tio n ell-g esellsch aftlich e M odell g eeignet, d as E lem ente d er R eligiosiät u n d d e r K irchlich keit sow ie die F a k to re n d e r g e sellsc h a ftlic h -k u ltu re lle n E inw irkungen in sich v ereinigt. Es ist b ehilflich bei d e r E rfassung sow ohl der K ohärenz w ie au ch e in e r g ew issen Ink o hären z, ja sogar d e r W id e rsp rü c h e zw ischen d e r tä g lic h e n u n d der in stitu tio n a lisie rte n R eligiosität.

Die a n g e w a n d te D ifferenzierung g e s ta tte t die A u fstellun g d er H ypothese, dass die R elig io sität d e r p o ln isch en Ju g e n d ein e e ig e n ­ artig e K o n tin u ität w ah rt, tro tz d e r Ä n d e ru n g e n im gesellsch aftlich - k u ltu re llen u nd po litisch en K ontext, a b e r n u r auf d e r Ebene des „G laubens d e r N atio n ". W eg en d e r h isto risc h e n u nd g e g e n w ä rtig e n G eg eb en h eiten k a n n sie so g ar ih re S tellu n g in d e r G esellsch aft v e r ­ stärken . Die täg lic h e R elig io sität d e r Ju g e n d ä n d e rt sich d eutlich ; diese V e rä n d e ru n g e n v o llzieh en sich m it u n tersc h ie d lic h e r S tärk e und v e rla u fe n in v e rsc h ie d e n e n R ichtungen, in sb eso n d ere auf die L ockerung d er B indungen zw ischen d e r R elig io sität und d e r M oral hin. Die V e rä n d e ru n g e n äh n e ln d enen, die w ir in den h o c h e n tw ic k e l­ ten G esellsch aften W e ste u ro p a s b e o b a c h te n kö n n en , das h e isst sie g ehen in R ichtung d er S elek tiv ität d e r relig iö se n H a ltu n g e n und ein er teilw e ise n Id en tifik atio n m it d e r K irche. In P olen ist n u r das Tem po d ie se r U m g estaltu n g en auf d ie S e le k tiv itä t h in langsam er.

Auf G rund der fo rm u lierten F o rsch u n g sh y p o th e se w ird im fol­ gen den d e r S tan d d e r R elig io sität d e r p o ln isch en Ju g e n d auf den zw ei g e n a n n te n E benen d arg estellt, fern e r w e rd e n ein ig e g e se ll­ schaftliche B edingungen dieses Z u stan d es sow ohl in n erh a lb w ie auch au sse rh a lb d e r K irche b e sp ro c h e n w erd en . In d ire k t w ird gezeigt, was in d er R elig io sität d e r Ju g e n d k o n tin u ie rlic h ist und w as ric h ­ tu n g sb e z o g e n er V e rä n d eru n g u n terlieg t.

i. Die Religiosität der Jugend als „Glaube der Nation"

U n ter B erücksich tigu n g der D ifferenzierung, d ie zw ei E benen des F u n g ie re n s d e r R eligio sität e in fü h rt, so llen zu e rst d ie sog. g lo ­ balen G lau b e n sb e k e n n tn isse b e sp ro c h e n w erden, so d an n die v e rb a ­ len D e k la ra tio n e n der Ju g e n d ü b er d ie von ih r v e rric h te te n re lig iö ­ sen P rak tik en . Beide A u sd ru ck sfo rm en d es relig iö se n Lebens w e r­ den im Lichte soziologischer U n te rsu c h u n g e n (hauptsächlich au s den siebziger Ja h re n ) d a rg e stellt, die d ie Ju g e n d des g anzen L andes und der ein z e ln e n B ev ö lk eru n g sk reise um fassen.

A us d e n le tz te n J a h re n gibt e s n u r w en ig e em p irisch e U n te rsu ­ chungen, Es ist nich t au sg eschlo ssen, d ass ih re E rgebnisse e in e n

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A ufschw ung d er R eligiosität in d e n ach tzig er J a h re n aufw eisen w erden. Die e n tsc h ied e n e M eh rh eit d e r w e ite r u n te n b esp ro ch en en U n tersu ch u ng en w u rd e v o r d e r e rs te n P o le n re ise des P apstes (1979) und vo r d er E n tsteh u n g d e r G ew erk sch aftsb ew eg u n g „S olidarność" (1980) d u rch g efü h rt, sie re g is trie rt also d e n S tan d vo r der p o liti­ schen, g esellsch aftlich en u nd relig iö se n Belebung.

a. R e l i g i o s i t ä t d e r p o l n i s c h e n J u g e n d a u f d e r E b e n e

d e r g l o b a l e n E i n s t e l l u n g e n z u m G l a u b e n Bei d e r v o rlie g en d e n A n aly se w u rd e d e r P aram eter d e r g lo ­ b alen E in stellu n g en zum G lauben in e n g e re r B edeutung ang ew and t; er b e sc h rä n k t sich n u r auf die F eststellu n g d er relig iö sen Id en titä t d e r u n te rsu c h te n P e rso n e n u n d auf die A u to d e k la ratio n en ü b er die religiösen P raktik en . Er d ien t als W id e rsp ie g e lu n g e in e r „ge­ sam ten" relig iö se n H altu n g und info rm iert ü b e r e in bestim m tes V e r­ h ältn is zu d e n relig iö se n Prak tik en . Das aus d ieser A n aly se h e rv o r­ geh en d e Bild d e r R elig iosität k a n n nich t v o llstän d ig sein.

In d e n J a h re n 1959— 1980 w u rd en in P olen ein ig e U m fragen an lan d esw eiten S tich p ro b en ü b er das V e rh ä ltn is d e r Ju g e n d zur R e­ ligion d u rch g e fü h rt (Zentrum für M einungsforschung, In stitu t für P hilosophie und Soziologie d e r Poln isch en A kadem ie d e r W isse n ­

schaften). Im J a h re 1959 e rk lä rte n sich 78,2% d e r p o ln isch en J u ­ g endlich en im A lter v o n 16—24 J a h re n für gläubig, 11,8% für u n e n t­ schlossen, 5,4% für relg iö s g leich g ü ltig u n d 4,4% für u n g läu big (Skórzyńska 1960, S. 92). Eine h ö h e re K ennziffer d e r G läubigen w u rd e in den U n tersu ch u n g en von 1971 an d e r Stadt- u nd L an d ju ­ gend in ganz P o len im A lter v o n 16—29 J a h re n e rre ic h t: 85% — G läubige, 9 % — relig iö s G leichgültige, 5 % — U ng läub ige und 1% — ohne A n tw o rt (G ołębiow ski 1976, S. 197).

Die gesam tp o ln isch e S ond ierun g v o n 1977 an O b ersch u len e r ­ gab, dass d ie Ju g e n d in den e rs te n K lassen zu 86,1% gläu big w ar, in d e n A b sch lu ssk lassen d ag eg en zu 77,4% (12,8% ■— tiefgläubig, 43,7% — gläu b ig u n d 20,9% — e ig e n tlic h gläubig, ab e r m it Zw ei­ feln). Die ü b rig en K ennziffern b ezieh en sich auf d ie A b itu rie n te n von 1977 und zw ar: U n en tsch lo ssen e — 4,5% , G leich gü ltige — 4,6%, eig en tlich U ngläubige, a b e r an die relig iö se T rad itio n ge- b u n d e — 5,0%, U ngläubige — 7,3% und e n tsc h ied e n e G egner d er R eligion — 1,1%. N ach re tro sp e k tiv e n E in schätzu ng en e in e s Z eit­ a b sch n itts v o n fünf J a h re n sa n k d ie K ennziffer d er G läu big en um 11,6%, w as auf e in e sta rk e laizistisch e T endenz u n te r d e r Ju g e n d hin w eist (Kawecki 1984, S. 556).

Die letzte g esam tp o lnisch e U m frage u n te r den A b itu rie n te n von 1980 w ies folg en d e S tru k tu r d e r E in stellu ng en zur R eligion auf: tie f­ gläubig — 19,8%, g läu b ig — 49,2%, e ig e n tlic h gläubig, ab e r m it

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Zw eifeln — 17,0%, u n e n tsc h lo sse n — 3,5%, in d ifferent — 3,0%, e ig e n tlic h ungläubig, aber an die relig iö se T rad itio n g eb u n d en — 3,0%, u n g läu b ig — 3,9% und e n tsc h ie d e n e G egner d e r R eligion — 0,5%. In d en J a h re n 1977— 1980 stieg d er In d ex der g läub igen A b itu ­ rie n te n um 8,6% an, w as für eine T en d en z zur stä rk e re n R eligiosität sp rech en d ü rfte (K aw ecki 1984, S. 556).

Der V erg leich der E rgebnisse e in ig e r a u fein an d er folgen der S on d ieru n g en von relig iö sen H a ltu n g e n e rg a b e in e ziem lich w e itg e ­ h e n d e S ta b ilisieru n g des relig iö sen G laubens in n erh a lb d e r g lo b alen A u to d ek laratio n en . Der Ind ex d er g läu b ig en P ersonen, d e r im Be­ reich von 80% schw an k t, liegt in d en ach tzig er J a h re n w a h rsc h e in ­ lich noch h ö h e r w eg en e in e r g ew issen B elebung d er R eligio sität u n ter der Ju g en d . D iese w eitg e h e n d e E in h eitlich k eit d e r globalen E instellungen zur R eligion u n te r d e r p o ln isch en Ju g e n d ist, m it a n ­ d e re n so zialistisch en L ändern v erg lich en , u n ty p isch . Sie ist spezi­ fisch polnisch, w as sow ohl auf die g esch ich tlich e w ie auch g e g e n ­ w ärtige S itu atio n sow ie auf e in e s ta rk e E inw irkung d er K irche zu­ rü ck zu fü h ren ist.

Die A n a ly sen der glob alen E in stellu n g en zur R eligion aufgrund m o n o g rap h isch er U n tersu ch u n g en ü b e r O b e rsch ü le r (etw a 80% G läubige), S tu d e n te n (etw a 70% G läubige) und A rb e ite rju g e n d (etw a 90% G läubige) zusam m enfassend, k a n n allgem ein festg e ste llt w erden, d ass sie g ru n d sätzlich die E rgeb n isse d e r g esam tpo lnischen U n tersu ch u n g en b estätig en . S ch ätzu n g sw eise n eh m en w ir also an, d ass in d e r zw eiten H älfte d e r sieb zig er J a h re m ind estens 80% der po ln isch en Ju g e n d lic h e n ih ren relig iö se n G lauben b e k a n n te n (bis­ w eilen m it V o rb e h a lt u n d o hne B eteiligung an relig iö se n P ra k ­ tiken); v o n 10% bis 15% d e r B efragten zeig ten u n e n tsc h lo sse n e oder in d ifferen te H altu n g e n zur Religion,· von 5 % bis 10% v e rtra te n a th e istisc h e H a ltu n g e n (m anchm al m it V o rb e h a lt u n d u n te r g e le g e n t­ lich er B eteiligung an relig iö sen P raktiken).

T rotz allem ist dies ein ü b e rra sch e n d e s P hän om en in einem Lande, w o ein e p ro g ram m ierte L aizisierung, ja sogar A th eisieru n g der ju n g en M en sch en gefü h rt w ird und e in e so zusag en w issen sc h a ft­ liche, also e in e m ate ria listisch e W e lta n sc h a u u n g v e rb re ite t w ird; in einem Land, wo rap id e so zio k u ltu relle und g esellschaftlich -po litische V e rä n d eru n g e n v o r sich gehen, m it d en en auch P rozesse e in e r nicht p ro g ram m ierten S äk u larisieru n g v e rb u n d e n sind (spontane un d u n ­ k o n tro llie rte E ntkirchlichung); in ein em Land, wo das allgem eine B ildungsniveau u n g ew ö h n lich schn ell steig t u n d d er Prozess d e r so ­ zialen U rb a n isie ru n g des Dorfes v o ra n g e trie b e n w ird — sollten diese E rsch ein u ng en m in d esten s m ittelb ar e in e n e g a tiv e A u sw irk u n g auf die relig iö se B indung haben.

Am Beispiel d er p o ln ischen B evölk eru n g ist ersichtlich , d ass die V e rä n d e ru n g e n in den glob alen E in stellu n g en zur R eligion m it den en in d e r g esellsch aftlich en M a k ro stru k tu r n ich t p a ra lle l v e rla u fe n und

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sogar in g ew issem G rade v o n ihr u n a b h ä n g ig sind. Es m uss aber stark b e to n t w erden , dass die D ek laratio n en d e r u n te rsu c h te n P e r­ sonen vom T y p „Ich bin gläu b ig" oder „Ich bin nich t gläubig" u n te r d en B edingungen e in e r sozialistisch en G esellschaft n ich t im m er als A usdruck d er tatsä ch lic h e n W e ltan sc h a u u n g zu b e tra c h te n sind. Der Inhalt d ieser D ek laratio n en ist b isw eilen v a ria b e l und vo n v e rsc h ie ­ d e n en p sych isch en , so zialen und p o litisch en F ak to ren , die d ie Ein­ stellung d e r Ju g e n d zur R eligion m itbestim m en, abhängig.

b. R e l i g i ö s e P r a k t i k e n d e r J u g e n d a l s „ G l a u b e d e r N a t i o n "

Die relig iö se n P ra k tik e n sind d er ä u sse rste und sic h tb a re A us­ druck d er R elig io sität d e r Ju g en d , e rsc h ö p fen jed o ch n ich t alle äu sse re n E rscheinungsform en d er Religion, um so w en ig er ihr W e ­ sen. Die bis jetz t e rm itte lte n E rgeb n isse soziologischer U n te rsu c h u n ­ gen liefern e in u n v o llstän d ig es Bild der relig iö se n P rak tiken . Sie stü tzen sich m eist auf v e rb a le Indizien (Selbstbestim m ung d e r J u ­ gend hin sich tlich d e r relig iö sen P raktiken), also auf A ngab en üb er das B esuchen d e r S o n n tagsm esse und d a s K om m unizieren oder auf noch a llg em ein ere E rk läru n g en ü b e r reg elm ässig es und u n re g e l­ m ässiges P ra k tiz ie re n o d er N ich tp rak tizieren . D iese D ek laratio n en sind n ich t frei vom Einfluss v e rsc h ie d e n e r p sych o so zialer F ak to ren , sie sind ab e r zur Zeit die ein zig zugän g lich e A rt, d en S tand d e r r e ­ ligiösen P ra k tik e n d e r p o ln isch en Ju g e n d zu bestim m en.

In den lan d e sw e ite n U n tersu ch u n g en ü b e r die A b itu rie n te n von 1977 w u rd e festg estellt, dass 6,8% d ie se r Ju g e n d ein ig em al in der W oche die hl. M esse b esu ch t haben, 50,4% — ein m al in d e r W oche, 13,1% — m in d esten s ein- o der zw eim al im M onat, 5,0% — m in­ destens ein- oder zw eim al im V ie rte lja h r, 11,0% — nu r an F e iertag e n und 12,8% — b e su ch te n die K irche ü b e rh a u p t nicht. A uffallend ist, d a ss d e r P ro zen tsatz der P ra k tiz ie re n d e n in diesem Ju g e n d k re is höher lag als d e r P ro zen tsatz d e r sich für g läu b ig D eklarieren den , w as b e d e u te t, dass so g ar e in Teil d e r Ju g e n d m it u n e n tsc h ied e n e r oder in d ifferen ter E instellung zur R eligion v on Zeit zu Zeit ein ig e relig iöse P ra k tik e n u n te r dem Einfluss d e r relig iö se n T ra d itio n s­ geb u n d en h eit u n d u n te r dem D ruck d e r n ä c h ste n gesellsch aftlich en U m gebung v e rric h te t hat. D ieser D ruck fü h rt ü b rig e n s n ich t selten zu A u se in an d e rsetz u n g en zw ischen d e r Ju g e n d un d d en Eltern, die ind irek t die G eleg en h eit b ieten , d ie e ig e n e E instellung zur R eligion um zuw erten (K aw ecki 1981, S. 26—27).

Die letz te g e sam tp o ln isc h e U m frage bei A b itu rien ten v o n 1980 lieferte folgende E rgebnisse: B esuch d er M esse h ä u fig er als ein m al in d e r W o ch e — 11,5%, ein m al in d e r W o ch e — 59,3%, m in destens ein- oder zw eim al im M on at — 11,6%, m in d esten s ein- od er zw eim al im V ie rte lja h r — 3,1%, n u r an g ro ssen F e ste n — 7,2%, ü b e rh a u p t

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keiner — 6,7°/o. Der In d ex d e r reg elm ässig die K irche b esu ch en d en Ju g en d stieg in den J a h re n 1977— 1980 um 13,6% an (Kawecki 1984, S. 556).

Der m arx istisch e Soziologe E. C iupak ste llte bei d e r E insch ät­ zung d es S tan d es d e r relig iö sen P ra k tik e n d e r O b ersch ü ler — v o r­ w iegend in den sech zig er J a h re n — fest, d ass sich diese je nach dem sozialen M ilieu u n tersc h ie d lic h g e sta lte te n — vo n 65,0% bis 98,1%. M ehr als 80% d er O b e rsch ü le r v e rric h te te n relig iö se P ra k tik e n (50% b e su c h te n d en G ottesd ien st reg elm ässig , 36% ·— u n re g e lm ä ­ ssig). N u r e in e v e rh ä ltn ism ä ssig g erin g e G ru p p e d e r S chuljugend nahm an d e n relig iö se n P ra k tik e n n ich t teil (10%). U n ter den P ra k ti­ zieren d en fand sich e in k lein e r T eil d e r Ju g e n d m it ag n o stisch en A n schau u n gen oder m it n e u tra le r E instellung zur R eligion (Ciupak 1984, S. 61—63).

V iele soziologische U n te rsu c h u n g e n aus d en siebziger J a h re n — vor allem d u rch m arx istisch e F o rsch u n g sz e n tre n d u rch g e fü h rt — w iesen auf e in e e tw a s g e rin g e re K ennziffer d e r p ra k tizie re n d e n J u ­ gend hin. Zum B eispiel b em ü h te sich fast die H älfte d e r A b itu rie n te n in d er W o jew o d sch aft K oszalin d ie K irche reg elm ässig an Sonn- u n d F e ie rta g e n zu b e su ch en (45,8%) u nd m ehr als die H älfte b e ic h ­ tete w en ig sten s ein m al im J a h r (58,3%); 24,8% b e su ch te n d ie hl. M esse u n reg elm ässig und 28,2% ü b e rh a u p t n ich t (Olczak 1977, S. 103). In d e r Ju g e n d g ru p p e aus den O b e rsch u le n in K ielce h ielte n sich 1973 28,2% fü r reg elm ässig und 39,0% — für u n reg e lm ä ssig p rak tizieren d (8,6% -— U ngläubige, a b e r an ein ig e relig iö se P ra k ti­ k e n G ebundene). Die ü b rig e Ju g e n d v e rlo r schon d e n d u rc h relig iö se P rak tik en h e rz u ste lle n d e n K o ntak t zur K irche (24,2%). Einen n ie d ri­ geren S tan d d e r P ra k tik e n zeig ten die O b e rsch ü le r aus W a rsc h a u (17,0% — reg elm ässig P rak tizieren d e, 29,0% — u n reg elm ässig P rak tizieren d e, 27,0% — n u r ein ig e d e r relig iö se n P ra k tik e n b e a c h ­ te n d e P e rso n e n u n d 23,0% — ü b e rh a u p t n ich t P rak tizieren d e (Sza- wiel 1976, S. 441).

Eine allg em ein v e rb re ite te B eteiligung d e r Ju g e n d am relig iö sen Leben ste llte S. P a jk a fest in sein en U n te rsu c h u n g e n von 1979— 1980 über d ie Ju g e n d au s d e r III. u n d IV. O b e rsch u lk lasse in e in e r d er W o jew o d sch aften M ittelp o len s v o n a u sg e p rä g t a g ra re m C h arak ter. N u r 2,5% d e r B efragten b e su ch te n die hl. M esse nicht, 5,0% b e ­ su c h te n sie n u r an g ro ssen k irc h lic h e n F e iertag e n , 6,3% ein ig em al im Ja h re , 13,2% m in d esten s ein- o d er zw eim al im M onat, 64,2% e in ­ m al in d er W o ch e u nd 8,8% ein ig em al in der W oche. Die M ädchen b e te ilig te n sich am relig iö se n Leben reg e lm ä ssig e r als die Ju n g en , d ie L and ju g en d h äu fig er als die S tad ju g en d . Der S chultyp sp ielte d ab ei k e in e w e se n tlich e Rolle (1983, S. 124— 128).

H oh e K ennziffern d er T eiln ah m e an d e r S o n n tagsm esse w u rd en 1979 in W ro c law festg e ste llt: 8,5% d e r B efrag ten b e su ch te n die hl. M esse h ä u fig e r als ein m al in d e r W o ch e, 46,1% — je d e n Sonntag,

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24,0°/o — fast je d e n S onntag, 10,7°/o — n u r an g ro ssen K irch en ­ festen und 5,5% — p ra k tiz ie rte n ü b e rh a u p t nicht. Der V e rfasser dieser U n tersu ch u n g en nim m t an — indem e r d ie E rgebnisse e ig e n e r F o rsch u n g en un d a n d e re r m arx istisch er und k o n fessio n eller F o r­

scher zu sam m en stellt — , dass d e r In d ex d e r sy ste m atisc h p ra k ­ tizierend en S ch u lju g en d zw ischen 40% und 60% schw ankt, d er u n sy ste m atisc h p rak tizie re n d e n ·— zw ischen 30% und 40% und d e r überh au p t n ich t p rak tizie re n d e n zw ischen 10% u n d 20% (Baniak 1984, S. 30—44).

G estützt auf die b ish e rig e n U n tersu ch u n g en , die sow ohl von m arx istisch en w ie au ch k irch lich en F o rsch u n g sz e n tre n u n tern o m ­ m en w erden, k a n n v o rau sg e se tz t w erden, d a ss in den siebziger J a h re n der D u rch sch nitt d e r reg elm ässig P ra k tiz ie re n d e n bei 50% lag, der u n reg elm ässig P rak tiz ie re n d e n bei 20%, d e r n u r an g ro ssen F esten P ra k tiz ie re n d e n (Saisonkatholiken) bei 20% und d er ü b e r­ haupt nich t P ra k tiz ie re n d e n bei 10%. V e rb in d e n w ir die b eid en K a­ tegorien d e r P ra k tiz ie re n d e n (system atisch und unsystem atisch), dann e rh a lte n w ir 70% als K ennziffer für d ie p o ln ische Ju g end, die als „S on n tag sk ath o lik en " b ezeich n et w e rd e n kann. Dies ist e in h o h e r Prozentsatz d er S o n n tag sp rak tik en , d e r in a n d e re n k a th o lisc h e n Ländern nich t an zutreffen ist. Die h ier v o rg e ste llte V e rte ilu n g d e r B eteiligung an relig iö se n P ra k tik e n ist jed o c h n u r sch ätzu n gsw eise zu betrach ten .

In ein em a n d e re n B erech n u ng ssystem w ä re das E rgebnis von 60% bis 65% zum D om inican tesin d ik ator. Es sei a b er erw äh n t, dass sich die obigen D aten auf v e rb a le D ek laratio n en d e r Ju g e n d stützen. Auf G rund d er b ish e rig e n E rfahrungen d er p o ln isch en Soziologen w erden d e ra rtig e D ek laratio n en ü b er die B eteiligung an S o n n ta g s­ p rak tik en e tw a um 10% bis 15% au fg ew ertet. Also d ü rfte d e r w irk lich e D o m in ican tesin d ik ato r bei h ö ch sten s 50% liegen.

Den soziologischen B eo bachtungen au s d e n sechzig er J a h re n und der e rs te n H älfte der siebziger J a h re zufolge k o n n te an g en o m ­ m en w erden, d a ss in d er n ä c h ste n Z ukunft e in e langsam e — a b er stän d ig e — V ersch ieb u n g vo n d e r reg elm ässig zur u n reg elm ässig p rak tizieren d en Ju g e n d oder d e r n u r selten an relig iö sen P rak tik en b e te ilig te n e in tre te n w ird. D em entgegen b ra c h te n d ie letz te n sieb ­ ziger u n d d ie e rs te n ach tzig er J a h re e in e n A n stieg des relig iö se n Lebens im B ereich d er S o n n ta g sp ra k tik e n und im g e rin g e re n Aus- m ass d er O ste rp ra k tik e n (Beichte und hl. K om m union) m it sich. Zw ar gibt e s d a rü b e r k e in e g e n a u en em p irisch en D aten, aber d e r Prozess selbst w ar sogar für e in e n au sse n steh e n d e n B eobachter bem erkbar. N ach d en U rsach en d ieses T a tb estan d e s w e rd e n w ir im A b sch n itt über die V o rau ssetzu n g en für die R elig io sität der p o ln isch en Ju g e n d suchen.

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2. Die Religiosität der Jugend im täglichen Leben

U nter a lltä g lic h e r R elig io sität v e rs te h e n w ir d ie sich geg en seitig b e d in g e n d e n u n d e rg ä n z e n d e n A sp ek te d e r R eligiosität, d ie sich im relig iö sen W issen, relig iö se n G lauben, in m o ralisch en Ü b erzeu g u n ­ g en und V e rh a lten , in d er B indung an relig iö se E in rich tu n g en un d G eistliche äu ssern , fern er in solch en L eb en sb ereich en w ie fam iliäres, g esellsch aftlich es, k u ltu re lles, b erufliches, p o litisch es Leben usw .

Die a lltä g lic h e R eligiosiät ist n ich t statisch, so n d ern u n terlie g t — w ie w ir in d e r H y p o th ese v o ra u sse tz e n — w e itg e h e n d e n U m ­ w andlu n gen , in sb e so n d e re a u f e in e teilw e ise Iden tifik atio n, d.h. S e ­ lek tiv ität hin. Die alltä g lic h e R elig io sität zeigt D ivergenzen zw i­ schen d er su b je k tiv e n Z u g eh ö rig k eit zur K irche u n d dem ta ts ä c h ­ lichen relig iö sen B ew usstsein der G läubigen, zw ischen dem in e in e r R eligio n sg em einschaft ü b e rm itte lte n G lau b en u n d d e r su b je k tiv e n

A k zep tatio n d esselben.

a. D a s r e l i g i ö s e W i s s e n

Das relig iö se W isse n ist n ich t d ie D im ension, die die E instel­ lung d e s e in z e ln e n zur R eligion am s tä rk s te n bestim m t. N ach m an ­ chen S oziologen b e ste h t n u r e in sc h w ach er Z usam m enhang zw ischen dem re lig iö se n W isse n u n d d e r E instellu ng zur Religion. Da e s ab er an um fassen d en U n te rsu c h u n g e n zum relig iö se n W issen d e r Ju g e n d m angelt, sind v e ra llg e m ein e rn d e M ein u n g en vom k a te g o risc h e n C h a ra k te r n u r sch w er zu äu ssern . A us d en w en ig en U n tersu ch u n g en über d a s relig iö se W issen g e h t h e rv o r, d a ss das w e lta n sc h au lich e W issen d e r Ju g e n d g erin g ist, w as sich ü b rig en s au ch auf die allg em ein e Lage d e s p o ln isch en K atholizism us bezieht.

In d e r in d e r W o jew o d sch aft K rak ó w und K atow ice 1977 u n te rs u c h te n G rup p e d e r O b e rsch ü le r u n d S tu d en ten w u rd e fe s t­ g estellt, d ass bei ein em T est m it e in e r H ö chstzah l v on 62 P u n k ten 52,0% d er B efrag ten v o n 0 bis 14 Punkte, 41,4% — v o n 15 bis 38 Punkte u n d 6,1% — v o n 39 bis 62 P u n k te e rre ic h t haben. Das N iv e a u d es w e lta n sc h au lich e n W issens, g em essen an d e r K enntnis d e r L itu r­ gie, d e r D oktrin, d e s K ultus u n d d e r w ich tig en E reignisse im Leben der K irche, w ar ü b e rra sc h e n d niedrig. B isw eilen ging das W isse n über u m laufen d e K en n tn isse n ich t h in au s (z.B. N am e d es P ap stes od er G eb u rtso rt Jesu ) und e n ts p ra c h dem T y p d e r E instellu ng zur Religion. Das N iv e a u d es re lig iö se n W isse n s san k m it d em Ü b e r­ g ang vom tie fen G lauben zum U n glau b en (Dom agała, G rzym ała- -M oszczyńska 1979, S. 63— 64).

Zu äh n lic h en S chlü ssen k am F. W . W aw ro , die in d en J a h re n 1979— 1980 d ie A b itu rie n te n in S ü d o stp o len befrag te. N u r 7,4% der B efragten k o n n te n ric h tig feststellen , w elch e v o n n e u n biblischen und re lig iö se n P e rso n e n (David, P au lu s aus T arsos, Isajas, Augustin,

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M atthäus, Petrus, Jo su a, M oses, Sim on aus K yrenaika) im A lten oder im N eu en T estam en t oder ü b e rh a u p t in d e r Hl. Schrift Vor­ kom m en; 6,3% d e r B efragten k o n n te n n ich t e in e d e r g e n a n n te n P e r­ sonen rich tig einstu fen . Die E rgebnisse d ieser U m frage w eisen auf e ine g ering e K en n tn is d er Hl. Schrift u n te r d e r Ju g e n d hin.

V iel b e sse r zeig ten sich die E rgebnisse in bezug auf die hl. S a ­ k ram en te (51,9% der B efragten n a n n te n sie richtig), auf die P e r­ sonen d e r Hl. D reifaltig keit (93,2%), die N am en d e r E vang elisten (48,5%) und b e d e u te n d schlim m er in bezu g auf das Dogma der U nbe­ fleck ten Em pfängnis d er Ju n g fra u M aria (26,0%). Auf G rund ih rer K enntnisse re c h n e te die V e rfa sse rin 8,0% A b itu rie n te n zu den in S achen R eligion seh r g u t in form ierten, 17,3% — zu g ut inform ierten, 43,6% — g en ü g e n d inform ierten, 21,6% — u n g e n ü g e n d info rm ierten und 9,5% — zu relig iö se n A n a lp h a b ete n (1982, S. 116— 123).

Die ju n g en p oln isch en K ath o lik en zeichn en sich im allgem einen d u rch ein e „ v e rsch lo ssen e" E instellung zum re lig iö se n W isse n aus, d.h. sie b esch rä n k e n sich m eistens darauf, w as sie im R elig io n su n ter­ rich t h ö ren o d er aus d em E ltern hau s m it bekom m en. N u r e in e k lein e G ruppe d e r Ju g e n d v e rtie ft ihr relig iö ses W isse n d u rc h K o n takt m it d e r Hl. Schrift, m it relig iö sen Büchern und Z eitschriften. V iele k en n en die e le m e n ta re n Dogm en u nzu reich en d und w issen die v o r­ h a n d e n en und v erh ä ltn ism ä ssig leich t zu g än glich en relig iö se n In fo r­ m ationsm edien n ich t zu nutzen. Die M eh rh eit d er Ju g e n d zeigt kein e Sorge um e in e V e rtie fu n g d e r relig iö sen Bildung, so n d ern b eg n ügt sich m it dem — oft p a ssiv e n — B esuchen des R elig ionsu nterrichts.

Die Ju g e n d d er siebziger J a h re k a n n te sich in d er th e o re tisc h e n P roblem atik d e r e ig e n e n R eligion n u r schw ach aus u nd k o n n te oft die G run d lag en ih re s relig iö se n G laubens n ich t g e n a u bestim m en und ihre W e lta n sc h a u u n g e n tro tz s ta rk e r B indung an die R eligion und religiö se P ra k tik e n n ich t begrün d en. Bei e in e r In te n siv ie ru n g der K atech ese b e ste h t in d e r p o ln isch en K irche ein e S ituation, die auf eine b e d e u te n d e D om inanz d e r b e h a v io ristisch -em o tio n ellen Ele­ m ente ü b er die k o g n itiv en in d er R eligio sität d e r Ju g e n d h in d eu tet. Es fehlt an e m p irisch en Bew eisen, dass die Ju g e n d e in b e sse re s und v o lleres w e lta n sc h au lich e s W issen besitzt als die ä lte re G eneration, auch w en n sie sich h äu fig er als jen e G e n e ratio n bem üht, ihren G lauben auf p ersö n lic h e Ü b erleg u n g en und e in e e ig e n a rtig e R a­ tio n alisieru n g des G laubens zu stützen.

Die relig iö se B elebung, v o n d e r schon die R ede w ar, b e d e u te t keinesfalls w e se n tlich e V e rtie fu n g des relig iö se n W issens. Zw ar g a ra n tie rt ein h oh es N iv eau des w e lta n sc h au lich e n W issen s noch k e in gleichzeitig h o hes N iv e a u d e r relig iö se n Ü berzeugungen, jed o c h k a n n ein g erin g es relig iö ses W issen bei K on fro n tatio n en d e r R e­ ligion m it d e r in d u strie lle n Z ivilisation und m it der m arx istischen Ideologie zu e in e r d e r U rsach en w erd en , d ass sich relig iö se Zw eifel m ehren, das religiö se B ew usstsein b e d ro h t ist, u n d sogar die Be-11 C o lle c ta n e a T h e o lo g ic a 88

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reitsc h a ft aufg eg eb en wird, an alles zu g lauben, w as die K irche leh rt, u n d en d lich d a ss m an in e in e S ackg asse des relig iö sen F id eis­ m us gerät.

Der M an g el an e in e r h a rm o n isch en E ntw icklung re lig iö se r H altu n g en in ih ren gru n d sätzlich en s tru k tu re lle n E lem enten k a n n die ideo lo g isch en A sp ek te d e r R eligio sität g e fä h rd e n gem äss der vo r m ehr als zehn J a h re n fo rm u lierten V e rw a rn u n g F. Blachnickis: „Die Epoche d er g rö sste n G lau b en sleistu n g ist e in e Epoche d e r g rö sste n G lau b en sk rise" (1973, S. 2).

b. E i n s t e l l u n g e n z u d e n k a t h o l i s c h e n D o g m e n In d e r h e u tig e n u rb an isie rte n W elt, in d e r K irche und R eligion v o r einem P lu ralism u s d es „ w eltan sch au lich en A ng ebots" stehen, su ch en d ie M en sch en n ach e in e r L egitim ierung d er au sg ew ä h lten W e ltan sc h a u u n g , w as nich t selten zur In frag estellu n g d er tr a d i­ tio n e lle n A n sch au u n g en u n d M ein u n g en führt. Die A k zeptierung d e r G lau b e n sw a h rh e ite n ist n ich t im m er v ollständ ig, m anchm al n u r e in e teilw eise, m it V o rb e h a lte n und Zw eifeln. M anche d o g m atische F o rm u lieru n g en d e s G laubens w e rd e n in F rag e gestellt, angezw ei- felt o der re la tiv ie rt.

A us so ziologischen U n te rsu c h u n g e n e rg ib t sich, dass k o n k re te In h alte d e r relig iö se n D oktrin auf v e rsc h ie d e n e W e ise g eb illig t w erden. Die K ennziffern b ezü g lich d erjen ig en , d ie die g ru n d sä tz ­ lichen G lau b en ssätze ak z ep tie re n o d e r v e rn e in en , sind u n te rsc h ie d ­ lich, sie h än g en u.a. vom G rad d e r U rb a n isie ru n g des jew eilig en so ­ zialen M ilieus ab. Ein an n ä h ern d e s A usm ass d ieser E rscheinung u n ter d e r Ju g e n d so llten au sg ew ä h lte E rgeb nisse soziologischer U n tersu ch u n g en v era n sc h a u lich e n , die aber n u r die F orm u lierung von sog. v e ra llg e m ein e rn d e n H y p o th esen g e sta tte n .

Die e rs te g esam tp oln isch e U m frage u n te r d e r Ju g e n d im A lter von 16 bis 24 J a h re n erg ab , d a ss 68,5% d er B efragten v o rb eh a ltlo s an d ie S chöpfung d e r W e lt d u rch G ott glaub ten, 16,2% g lau b te n nich t oder w a re n n ich t sicher, ob G ott die W e lt geschaffen h at (Skórzyńska 1960, S. 93). In d er G ru pp e d e r Ju g e n d aus la n d w irt­ sch aftlich en F ach sch u len m ein te fast die H älfte d er Befragten, d ass das W e ltall d u rc h e in h ö h eres W e se n ersch affen w urde, d as nich t nu r die U rsach e d e r W elt, so n d e rn au ch ihr Prinzip u n d Ziel ist (47,8%); 24,5% v e rn e in te n die T hese u nd 27,7% h a tte n d azu k ein e feste M einu n g (O w oc-R em iszew ska 1979, S. 126).

Die A b itu rie n te n v on 1977, d ie im G esam tg eb iet Polens b e fra g t w urden, b illig ten die In h alte d e s relig iö sen G laubens auf ein e sehr u n tersc h ie d lic h e W eise. Einen v e rh ä ltn ism ä ssig ho h en G rad d er B illigung (A n tw o rten vom T yp „ganz bestim m t ja " und „eher ja") e rh ie lte n die B ehauptungen; Die M en schen w e rd e n d ie R eligion im m er b ra u c h e n (82,6%); R eligion u n d W issen sch aft stim m en

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überein, w en n m an sie rich tig v e rs te h t (71,2%); d e r h eu tig e M ensch b rau ch t die R eligion (62,7%); G ott b e h ü te t die M enschen in ihrem Leben (63,1%); die W elt w u rde von G ott ersc h a ffe n (62,3%); v iele bis jetzt u n g e k lä rte E rsch ein un g en w e rd e n dem M en schen für im m er ein G eheim nis b leib en (61,9%). Eine g e rin g e re A n e rk e n n n u n g fanden solche F ra g en wie: V orkom m en v o n Ereignissen, die n u r d u rch W irk u n g ü b e rn a tü rlic h e r K räfte e rk lä rt w e rd e n k ö n n e n (44,7%), n u r die R eligion k a n n dem Leben des M en schen e in e n Sinn geben (43,2%), die E rru n g en sch aften d e r W isse n sch a ft b e stä tig e n die R ichtigkeit d er relig iö sen W e ltan sc h a u u n g (28,0%), die H a u p t­ q u elle d e s Bösen auf d e r W e lt ist die E rbsünde A dam s u n d Evas (27,6%). In d e r relig iö se n W e ltan sc h a u u n g d e r B efragten k o e x istie r­ te n oft e in a n d e r w id e rsp re ch e n d e A nsichten, d ie zur relig iö se n u nd laizistischen W e ltan sc h a u u n g g e h ö rte n (Kaw ecki 1981, S. 10— 16).

Die im J a h re 1980 w ie d e rh o lt bei A b itu rie n te n g e h a lte n e n g e ­ sam tp olnischen U n tersu ch u n g en zeig ten zu v iele n F ra g en a n w a c h ­ sende p ro relig iö se D eklarationen. So ä u sse rte n z.B. 88,4% der Be­ fragten , dass die M en schen die R eligion im m er b rau c h e n w erden, 73,9% — , d ass d e r h e u tig e M ensch ohne R eligion nich t auskom m en kann. Die relig iö se T h ese von d e r Schöpfung der W e lt d u rch G ott b illigten 74,8% d e r R esp o nd en ten (10,2% m einten, die W elt sei ew ig un d w ü rd e d u rch niem and erschaffen); 76,4% n ah m en die W a h rh e it an, dass G ott die M en schen b e h ü te t (Kawecki 1983, S. 1—3). W en n auch die E instellung d e r Ju g e n d zu d e n d o g m atisch en In h alten des K atholizism us u n e in h e itlic h ist und die a n e rk a n n te n A n sch au u n g en kein k o h ä re n te s S ystem bilden, so e rg ib t sich d och aus dem V e r­ gleich d er U n te rsu c h u n g se rg e b n isse aus d e n J a h re n 1977— 1980 e in A n w ach sen d e r p o sitiv en H altu n g en g e g e n ü b er den G lau b en ssätzen (im B ereich v on 10%). Es ist g leichsam ein R ückgang des laizisti­ schen T rend s festzustellen.

Die A b itu rie n te n v o n 1976 aus Rzeszów b illig ten in ein em v iel n ied rig eren G rade die G lau b en ssätze d es K atholizism us als ihre Eltern. An die E xistenz G o ttes g lau b ten 94,7% d er Befragten, an die G ottesm u ttersch aft M ariä — 94,8%, an Je su s C h ristus als G ott und M ensch — 91,2%, an d ie A u fersteh u n g C h risti — 91,2%, an die hl. K irche — 90,4%, an d en hl. G eist — 87,7%, an das h o ch heilig e S a­ kram en t — 87,7%, an die S ü n d en v erg eb u n g — 87,7%, an die A u fer­ steh u n g des Leibes — 71,9%, an d as F o rtle b e n n ach dem Tode — 67,5%, an die U n feh lb arkeit des P ap stes — 13,2% (D urchschnittsin­ d ik ato r — 79,8%). O bschon die u n tersu c h te Ju g e n d in v ielen S achen zu den relig iö sen Dogm en p o sitiv e in g e ste llt w ar, zeich n ete sie sich jedo ch in bezug auf v iele P roblem e d urch S kepsis und sogar offene V ern ein u n g der G lau b en sin h alte aus (Ryczan 1978, S. 90—91).

S ogar bei d er d e n R elig io n su n terrich t b e su ch e n d e n Ju g e n d sind viele Sym ptom e d er in n ere n D esin teg ratio n der relig iö se n W e lta n ­ schauung zu b eo b achten . In d e r G ruppe d er Berufs- u n d O b erschü ler,

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die 1974 in W ęg o rzew o k a te c h isie rt w urde, w u rd en die e in zeln en G la u b e n sw a h rh e ite n v o n 36% bis 71% d e r U n te rsu c h ten gebilligt, von 2% bis 33% v ern e in t, 24% bis 61% h a tte n k ein e feste M einung. J e p ra k tisc h e re r N a tu r die g e g e b en e n W a h rh e ite n w aren, d esto häufiger w u rd en sie v e rn e in t (Sztychm iler 1975, S. 265). In e in e r a n d e re n k a te c h isie rte n G ruppe d e r S ch u lju g en d a k z ep tie rte ein D rittel die Existenz e in e r u n ste rb lic h en Seele nicht und 29% g la u b ­ te n nich t an das Ende d e r W elt. Für die relig iö se E rk lärung des W e ltan fa n g s w a re n 32% der R esp o n d en ten (Paszkiew icz 4971, S. 63—64).

In e in e r G ru p p e B rau tleu te au s W arsch au , die sich k irch lich tra u e n lasse n w ollten, g lau b ten nu r 62,2% d e r B efragten an die A uf­ e rste h u n g C h risti und nur 42,6% an das F o rtle b e n n ach dem Tode. Die ü b rig en h a tte n e n tw e d er Zw eifel an d iesen zw ei G lau b en sw ah r­ heiten, ohne die m an im k irc h lic h e n Sinne k e in g läu b ig er M ensch sein kann, oder ste llte n sie ganz und g ar in F ra g e (Laskowski 1984, S. 102).

Eine v e rh ä ltn ism ä ssig hohe K ennziffer d e r Billigung d e r G lau­ b en ssätze zeigte 1976 die L and ju g en d aus dem R aum v on Płock: die Hl. D reifaltigk eit — 90,4%, G ottes V o rse h u n g ·— 82,2%, F o rtleb en n ach dem Tode — 68,5%, A u fersteh u n g des Leibes — 60,3% und Existenz d er H ölle — 60,3%. Die d u rc h sc h n ittlic h e K ennziffer der A k zep tatio n d e r fünf a n a ly sie rte n G lau b en ssätze v e rrin g e rte sich jed o ch im V e rg le ich zu d er Ju g e n d v o n 1967 um 10,9% (M ariański 1981, S. 297— 298).

Die oben b eisp ielsw eise a n g e fü h rte n U n te rsu c h u n g e n ü b e r die H altu n g en g e g e n ü b er den G lau b en ssätzen ersch ö p fen nicht d ie Liste der em p irisc h en U n tersu ch u n g en zum v o rlie g en d e n Them a. Aus ih n en e rg ib t sich, d ass der In h alt d e r d e k la rie rte n relig iö sen H a ltu n ­ gen in m an ch er H insicht m it den th eo retisch -d o g m atisch en V o ra u s­ se tzu n g en des K atholizism us n ich t überein stim m t. Die Z u gehö rigkeit zur R eligionsgem einschaft im pliziert ipso iacto k e in e p o sitiv en Ein­ ste llu n g e n zu d e n e in zeln en G lau b en ssätzen. Ein b e d e u te n d e r Teil d er gläu b ig en Ju gen d, die sich zum K atholizism us b ek en n t, zeigt gleich zeitig e in e w eitg eh en d e F re ih e it d e r In te rp re ta tio n im B ereich der w ic h tig ste n G lau b en ssätze oder v e rn e in t sie geradezu. B isw eilen kom m t e s zu solchen Ä n d eru n g en , d ass die D ek laration ,,ich bin g läubig" eig e n tlic h n u r ein e g efü h lsm ässig e E instellung zur re lig iö ­ sen T ra d itio n b e d e u te t und e in e u n k la re Ü berzeu g ung von d e r Exi­ stenz G ottes oder „eines h ö h e re n W e se n s" b edeutet.

Der re la tiv g rö sste n D ev alu atio n u n te rlie g e n Dogmen, d ie sich auf das E schatologische beziehen, also d e r G laube an das F o rtleb en nach dem Tode, die A u fersteh u n g des Leibes, d ie E xistenz des H im ­ m els und d er H ölle. Bei ein em T eil der Ju g e n d kom m t es zu w e lta n ­ sc h au lich en K onflikten zw ischen d e r relig iö se n u n d m ate ria listisch e n In te rp re ta tio n d e r E n tsteh u n g d e r W e lt (K osm ogenese) und des

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M enschen (A nthropogenese) oder allg em ein er aufg efasst — d e r Lehrsätze d e r R eligion und d er W issenschaft. Die Erosion d e r r e ­ ligiösen O rth o d o x ie ist n ich t rap id und b e rü h rt m eistens nicht die w ichtig sten L ehrsätze des ch ristlich en G laubens, w ie die Existenz G ottes und d ie erlö sen d e B otschaft C hristi. G en erell w ird an e rk a n n t, dass die R eligion dem M en schen in G eg en w art und Zukunft u n e n t­ behrlich sei.

O bw ohl sich die d a rg e ste llte n U m w andlungsprozesse nich t aus den o b jek tiv e n E ntw icklu n gsprin zipien d e r W irk lich k eit e rg e b e n und nich t die M erk m ale v on etw a s U n abw en d b arem besitzen, so ist jedo ch aufg ru n d d e r b ish e rig e n E ntw ick lu n g sd yn am ik m it w e ite rer p ro g re ssiv e r V e rä n d eru n g der R elig io sität bei einem Teil d er Ju g e n d zu rec h n e n — v on d er auf die festg e se tzte n u n d d u rch die K irche g e ­ leh rten D ogm en o rie n tie rte n R elig io sität zu e in e r allgem einen, auf den G lauben an d e n p e rso n a len G ott u n d die w ic h tig ste n In h alte des K atholizism us a u sg e ric h te te n R eligiosität.

c. M o r a l i s c h e Ü b e r z e u g u n g e n

Bei d er A n aly se d e r R eligio sität d e r Ju g e n d w ollen w ir nicht auf die gesam te M oral ein g eh en , die dem E rforscher des m enschli­ chen Lebens und d e r m enschlichen A k tiv itäte n n ur sch w er zug än g ­ lich ist, so n d e rn uns auf die m o ralisch en Ü b erzeu gu ng en b e s c h rä n ­ ken, die A usdruck e in e r In te rn alisie ru n g bestim m ter eth isch er, in d er ch ristlich en M oral e n th a lte n e r G ru n d sätze sind. Ein W eg zur E rkenntnis d e r m o ralischen Ü berzeug u n g en ist m eistens e in e auf d ie A ussag en d er R espo n den ten üb er die R ichtigkeit oder U n rich tig ­ k e it d e r g ew äh lten, zur ch ristlich en Ethik g eh örend en, m ora’ischen N orm en g e stü tz te Folgerung. D er P a ram e te r der „m oralischen Ü b e r­ zeu g u n g en " ist in so w eit w esentlich, als sich in ihm b eso n d ers d e u t­ lich d a s täg lic h e Leben e in e s C hristen w iderspiegelt, m itsam t allen p rak tisc h e n K on seq u enzen des relig iö sen G laubens.

A llgem eine E instellun g zu d e n m oralischen G run d sätzen U n tersu ch u n g en zu g ru n d sätzlich en (prinzipiellen), ko m pro m iss­ a rtig e n (indirekten) u n d zielbezogenen (instrum ental-pragm atisch en) E instellungen zeig en die w ich tig sten m o ralischen O rien tieru n g en , die en tw e d er die m o ralisch en G ru n d sätze u n g e a c h te t der U m stände ak z ep tie re n od er auf stän d ig e K o n fro n tation d er P rinzipien und Si­ tu atio n e n b e d a ch t sind o der ab er k e in e m o ralischen G rundsätze berü ck sich tig en , indem sie su b je k tiv die V e rlu ste und N u tzen b e ­ rechnen.

Das B evorzugen des „p rinzipiellen" L ebensstils zeigt sich in d e r A nnahm e u n d B eachtung d e r R egeln u nd N o rm en m it sp on taner, bisw eilen reflex io n slo ser A n e rk en n u n g ih re r G ültigkeit. Die sittlich e

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„G ru n d sätzlich k eit" setzt e in e n h o h en G rad der In te rn alisa tio n d e r N orm en, die A n e rk e n n u n g ih res k a te g o risc h e n und o b jek tiv e n C h a­ ra k te rs, die A n p assu n g d es tatsä ch lic h e n V e rh a lten s an die m o rali­ sc h en N orm en, n ich t ab er der N o rm en an das V erh alten , voraus. Die ,,zielb ezo g en e'' L ebensw eise ä u s se rt sich in der K alkulation d er Effekte bei d er V e rw irk lich u n g e in e s Prinzips un d der m it jen em P rinzip im W e ttb e w e rb ste h e n d e n Prinzipien. Sie h ä n g t m it d er p rag m a tisch e n E instellung zu d e n m o ralisch en P rinzipien und m it der B erü ck sich tig u n g v iele r m öglicher A lte rn a tiv e n des V e rh a lten s in bezug auf die zu e rw a rte n d e n Effekte zusam m en.

Die E rgeb n isse e m p irisch er U n te rsu c h u n g e n w eisen auf, d ass die sog. K odex-M oral und S ta rrh e it d e r m o ralischen Ü berzeug un gen zu rü c k tre ten . Die p rin zip iellen E in stellu n g en u m fassten in den sie b ­ ziger J a h re n nich t m ehr als 10% bis 15% d e r u n te rsu c h te n p o ln i­ sch en Ju g en d . Die v o n v iele n ju n g en M en sch en a n g e w a n d te n m o­ ralisc h e n K rite rie n u n d B eu rteilu n g en sind n ich t ein deu tig, oft sch w an k en sie. In k le in e re n sozialen M ilieus d om inieren K om pro­ m isseinstellu n g en , in G ro ssstäd ten kom m en zielbezogen-pragm ati- sche E in stellu n g en zu W ort, die die m o ralisch en G rundsätze den A n fo rd eru n g en e in e s w irk sam en H a n d eln s u n tero rd n en . Die a llg e ­ m einen m o ralisch en N orm en, die zu ein em n o rm a tiv e n S ystem g e ­ h ö ren (m eist zu ein em religiösen) v e rlie re n im B ew usstsein d e r M ehrheit d e r Ju g e n d ih re U n iv e rsa lität u n d d e n W e rt d er a u s­ sch liesslich en R ichtigkeit.

Die E in stellu n g en der Ju g e n d zu d e n e th isc h e n P rinzipien d es K atholizism us sind ziem lich untersch ied lich , v o n d e r A bleh nu ng der relig iö se n M oral bis zu d e re n v o llen Billigung. O bw ohl e in e rad ik a le A blehnung d e r k a th o lisc h e n M o ral n ic h t seh r v e rb re ite t ist (z.B. 13,6% ju n g e r A rb e ite r und 13,9% d e r K ra k a u er S tudenten), so sind jed o c h M odifizierungen m an ch er m o ralisch er G ru nd sätze des K a­ tholizism us sta rk v e rb re ite t. Die v o lle A n e rk e n n u n g d er k a th o li­ schen M oral ist e tw a s häu fig er als ih re ra d ik a le In frag estellu n g (24,6% ju n g e r A rb e ite r und 16,3% S tu d en ten ). B em erken sw ert ist die T atsache, dass so g ar u n te r den G läu big en d e r P ro zen tsatz d e rje ­ nigen, d ie die k a th o lisc h e M o ral o hne V o rb e h a lt annehm en, n ied rig liegt. Die w irk lich a n e rk a n n te M oral, obw ohl sie g e g e n ü b er d e r k a ­ th o lisch en M oral n ich t ganz au to n o m ist, ste h t au ch e in e r v ö llig en Id en tifik atio n m it ihr fern (Jersch in a 1978, S. 76— 77).

V iele ju n g e M en sch en v e rs te h e n nicht, d a ss m o ralische E nt­ sch eid u n g en n ich t in e in e m ax io lo gischen V ak u u m getro ffen w e rd e n können, d ass sie k e in K o n stru ieren e ig e n e r G rundsätze, g estü tzt auf belieb ige in d iv id u elle K riterien, sind. A n die S telle des D enkens n a c h e th isc h e n N o rm ativ en tritt im m er h ä u fig er die K alkulierung, die W ah l der M ittel zum Ziel, d ie d a s H an d eln w irk sam er m achen, sogar zu u n g u n ste n d e r Ethik. Es b e s te h t d e r W unsch, die in stitu ­ tio n a lisie rte n m o ralisch en G ru n d sätze d e n e ig e n e n L ebensauffassun­

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gen anzupassen, n ic h t a b er um g ek eh rt. Die sich in den siebziger J a h re n v e rb re ite n d e in stru m en tal-p rag m atisch e E instellung d e r p o l­ n isch en Ju g e n d w irk t sich bestim m t auf a n d e re sozio-m oralische L ebensbereiche aus u n d b eg ü n stig t die A u sb re itu n g d e r R e la tiv itä t d e r M o ralp rinzip ien u n d -norm en (M ariański 1984, S. 76—85).

E in stellung en zur Ehe- und F am ilienm oral

Ein h o h e r G rad d e r R elativ ität in n erh a lb d e r m oralisch en Be­ w e rtu n g e n und d a s allm äh lich e A b w eich en v on d e n relig iö s-m o ra­ lischen N o rm en b ezieh t sich auf d ie m it d e r Ehe- un d F am ilienm oral zu sam m en h än g en d en F ragen. M it d e r A u flo ck eru ng d er B indung an die R eligion steig t d ie A k zep tatio n d er E hescheidu ng en u nd die A n e rk e n n u n g d er d u rc h die K irche nich t zu lässig en G e b u rte n re g e ­ lungsm eth o d en; die Ü b erzeu g u n g v o n d e r Pflicht der v o reh e lic h e n K eusch h eit u n d d e r e h e lich e n T reu e lä sst nach. Der R igorism us in sexu ellen S achen u n d die R eligio sität sch ein en m itein an d er noch in W ech selb ezieh u n g zu stehen, ab er die S tä rk e d iese r Bindung w ird im m er schw ächer.

Die R eligio sität b eg ü n stig t im allg em ein en e in e stä rk e re V e r­ dam m ung im B ereich d e r Sexualm oral. Der Z u sam m enhang d er R e­ lig io sität m it dem S exualrig o rism u s w ird v erstä n d lich , w eil sich die k ath o lisch e R eligion d iese r S p h äre d e r M oral d u rch eth isc h e G ebote und V e rb o te angen o m m en h atte. Den Prozess d e r V e rselb stä n d ig u n g (Emanzipation) d e r B ew ertu n gen bezü g lich d e r Ehe- u n d F am ilien ­ m oral g e g e n ü b er den G eb oten d e r re lig iö se n M oral w o llen w ir am Beispiel des v o reh e lic h e n Z usam m enlebens ju n g e r M enschen u n d d e r U n au flö sbark eit der Ehe (Scheidungen) zeigen.

Auf G rund e in ig e r soziologischer U n te rsu c h u n g e n h ä lt die e n t­ schied ene M e h rh e it d er Ju g e n d den p h y sisc h e n v o reh e lic h e n V e r­ k e h r für g erech tferig t, w en n b eide P e rso n e n e in a n d e r lie b e n oder bei e rn s te r H eiratsab sich t. Der W u n sch n a c h sex uellem K on takt als ein alleinig es M o tiv zum v o reh e lic h e n V e rk e h r w ird d u rch e in e M inderh eit d e r Ju g e n d gebilligt. Der L iberalism us im B ereich des sexu ellen Z u sam m enlebens ist asy m m etrisch u nd b ezieh t sich m ehr auf die m än n lich e Ju g e n d als auf die w eib liche (doppelte In te rp re ­ tatio n d er Norm ), h ie rin lau fen ab er allm äh lich die B ew ertu ng en und S tellu n g en z u g u n sten e in e s e in h e itlic h e n S ystem s d e r S ex u al­ norm en für F ra u e n u n d M än n er zusam m en.

Die R eich w eite d e r R e la tiv itä t d e r M o raln o rm en u n d die Be­ ziehu ng ih re r G ü ltigkeit auf k o n k re te S itu atio n en im Leben zeigen B eispiele aus em p irisch en U n tersu ch u n gen . In e in e r v o n F. A dam ­ ski u n te rsu c h te n S tu d e n te n g ru p p e in K rak au e rk lä rte n sich 61,8% für d en G esc h le c h tsv e rk eh r d e r in e in a n d er v e rlie b te n Ju n g e n u nd M ädchen (1971, S. 215). Die Ju g en d , die sich auf d ie T rau u n g in d e r K irche im J a h re 1973 v o rb e re ite t h a tte , h ie lt zu 47,6% d en G e­

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sc h le c h tsv e rk e h r d e r B rautleute für zulässig, 38,2% — für unzu lässig und 14,2% — w a re n u n en tsch lo ssen o der gab en k ein e A ntw ort. M it der Z unahm e d es relig iö sen E ngagem ents liess die N eigung, die sog. intim en A n g e le g en h e ite n n a tu ra listisc h zu b eh an deln, n ach (A dam ­ ski 1977, S. 172).

In e in e r G ruppe V e rlo b te r aus W a rsc h a u n ah m en 88,2% d en G e sc h le c h tsv e rk eh r v o r d e r T rau u n g auf u n d h ielte n das v o re h e ­ liche Z usam m enleben im allg em ein en für e tw a s ganz N orm ales. N ur 1,5% m einten, das sex u elle Z usam m en leben v o r d e r T rau u n g v e r ­ d ien e stre n g e M issbilligung; für 26,9% w a r d ies e tw a s ä u sse rst W ichtiges, so g ar e tw a s für die F ü h ru n g e in e r d a u e rh a fte n und g lü cklich en Ehe N otw endiges; zw ei D rittel der b e fra g te n V e rlo b te n h ielt e s für zulässig, jed o c h m it dem V o rb eh alt, dass e s n ich t le ic h t­ sinnig b e tra c h te t w e rd e n dürfe (66,5%); 5,0% h a tte n d azu k e in e M einung. Die v o n d e n V erlo b ten g e n a n n te B ew ertung des g e ­ sch lech tlich en Z u sam m enlebens v o r d e r T rau u n g zeigt, d ass sie die B edeutung d e r v o reh e lic h e n K euschh eit ü b e rh a u p t n ich t w a h rn e h ­ m en, obw ohl zu ein em an d e re n P u n k t d er U m frage fast jed e d ritte P erson g en e ig t w ar, d er v o reh e lic h e n K eu sch heit th e o re tisc h e in e g ew isse B edeutung zu zu erk en n en (Laskow ski 1984, S. 115— 116).

In e in e r G ru pp e p o ln isch er A b itu rie n te n v o n 1977 b e w e rte te n 50,8% d e r B efragten d as sexu elle Z usam m en leben n ach d er sta n d e s ­ am tlichen, ab er v o r d e r k irc h lic h e n T ra u u n g n e g a tiv oder e h e r n e ­ g a tiv (K aw ecki 1981, S. 60). Eine äh n lich e M einun g ä u sse rte n 43,1% ju n g e r A rb e ite r aus K raśnik (Barnaś 1981, S. 109). In d e r 1969 u n te r­ su ch ten G ru p p e d e r ä lte re n Ju g e n d aus Płock a k z ep tie rte n ohne V o rb e h a lt n u r 20,7% die N orm d e r k a th o lisc h e n Ethik, die den G e­ sc h le c h tsv e rk e h r v o r d e r k irc h lic h e n T rauung, ab e r n ach der s ta n ­ desam tlich en , v e rb ie te t. Ein D rittel d e r u n te rsu c h te n Ju g e n d leh n te diese N orm e n tsc h ie d e n ab (34,5%); die ü b rig en w a re n geneigt, d iesbezü g lich e in e v e rstä n d n isv o lle T oleranz zu zeigen (M ariański 1983, S. 204).

Sehr lib e ra le A n sich ten zur v o re h e lic h e n M oral ä u sse rte die Landjugend, die in d en siebziger J a h re n v o n M. T raw iń sk a u n te r­ sucht w o rd en w ar. Etw a drei V ie rte l h ie lte n d e n G esch lech tsv erk eh r zw ischen d en sich lie b e n d er M ensch en für m o ralisch g erech tfertig t, und m ehr als v ier F ünftel bei e in e r g e p la n ten Eheschliessung. N ur e tw a ein D rittel d e r B efragten h ielte n die sex u elle Lust allein für ein die A ufnahm e d e s g esch lech tlich en V e rk e h rs rec h tfe rtig e n d es M o­ tiv (nach M ark o w ska 1976, S. 219). Bei d e n selb e n U n tersu ch u n g en w urde festg estellt, dass 77,2% Ju n g e n aus A rb eiter- und B auern fa­ m ilien sow ie 43,4% M ädchen aus d e n selb e n K reisen u n te rh ie lte n sex uelle B eziehungen (die Z w eifelsfälle d azu g erech net, steig t d e r Index b ei d en Ju n g e n auf 82,4% und bei den M äd chen auf 54,2%. Aus d e n n e u e ste n U n tersu ch u n g en g e h t h e rv o r, d a ss im 18. L eb ens­

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jah r 59% Ju n g e n und 37% M ädchen den g esch lech tlich en V erk eh r b e re its e rfa h re n h ab e n (Kozakiewicz 1983, S. 90).

Die v o reh e lic h e n se x u ellen K o n tak te w e rd e n v e rsc h ied e n b e ­ w ertet. O bw ohl w ir e in e r ab so lu ten A k zep tatio n d e r sex uellen F reiheit u n te r d en ju n g en M en schen n u r bei ein em g erin g en Teil d er B efragten begeg nen , so billigen m ehr als die H älfte d e r ju n g en M enschen in Polen d en G esch lech tsv erk eh r im R ahm en des sog. Sich-K ennenlernens, d e r eh e lich e n A npassung, bei geg en seitig er Liebe der P a rtn e r oder bei e rn s te r H eiratsab sich t. N ur d ie e n tsc h ie ­ dene M in d erheit leh n t e in d e u tig das ,,R echt" der ju n g en M en schen auf d en G e sc h le c h tsv e rk eh r v o r d e r Ehe als m oralisch bö se (sünd­ haft) ab und m öchte sich, u n g e a ch te t d e r U m stände, in d ieser H in­ sicht den k irch lich -relig iö sen N orm en g e re c h t v erh alten .

Die steig en d e T o leran z und Billigung d er se x u ellen R echte der V erlo b ten h ä n g t m it d e r Zeit n ach d e r stan d e sa m tlic h en T rauu ng zusam m en. Die F o rd erun g , bis zur k irc h lic h e n T rau u n g d ie K eusch­ h e it p erfek tio n istisch zu bew ah ren , ist n ach d e r M einung d er M e h r­ h e it d er p o ln isch en Ju g e n d nich t ak zep tierb ar. Es sch w in det d a g e ­ gen die D oppelm oral im B ereich d e r se x u ellen N o rm en g e g en ü b er F rau en und M ä n n ern (Identität d e r e th isc h en Standards). D er Libe­ ralism us in den A n sich ten üb er d as v o reh e lic h e V e rh a lte n findet seine W id e rsp ie g e lu n g in k o n k re te n V erh alten . P ra k tisch beg in n t die M ehrheit d er Ju g e n d m it dem G esch lech tsleb en v o r d er Trauung. Das D u rch sch n ittsalter d e r sex u ellen In itia tio n ist au ch gesunken, den n e s fällt in d a s 17.— 18. L ebensjahr. U n ter 16 J a h re n b eg in n en 10% d er Ju g e n d lic h e n m it dem g esch lech tlich en V erk eh r, üb er 20 J a h re n — 5 % (Kozakiewicz 1983, S. 90).

Die E instellung zu E hescheidungen w ar G eg en stand v iele r so­ ziologischer A n aly sen , d ie stark a u sein a n d erlie fen u nd die S cheid un ­ gen b e fü rw o rten d e oder m issbilligende M ein u n g en aufw iesen. Die E instellung zu den Scheidungen, in sb eso n d ere zur k ath o lisc h e n N orm der U n au flö sb arkeit d er Ehe, k an n e in w e rtv o lles K ennzeichen für d ie E instellung d e r Ju g e n d zur R eligion sein. Die k ath o lisch e K irche — a n d e rs als a n d e re ch ristlich e K irchen — h ä lt näm lich ein e gültig g esch lo ssen e und d u rch g esch lech tlich en V e rk e h r vollzogene Ehe fü r un auflösbar.

Bei den U n tersu ch u n g en des Z entrum s für M einungsforschung von 1962 ä u sse rte n 70,0% d e r R esp o n den ten im A lter von 18 bis 24 J a h re n die M einung, die Scheidung sei b e sse r als e in e schlech te Ehe und e h e lich e U n treue, und n u r 8,0% m einten, die Scheidu n gen seien u n m o ralisch (Podgörecki 1964, S. 53). In d e rse lb en Zeit e r ­ k lärte sich die M eh rh eit d er Ju n g e n (64,2%) und der M ädchen (58,8%), die die K ra k a u er O b ersch u len b esu ch ten, für die Scheidung in A usnahm efällen. E n tsch ieden e G eg n er d e r Scheidung w a re n 7,3% Ju n g e n u n d 11,7% M ädchen. F ü r E rleich teru n g en bei d e r A uf­

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lösun g d er Ehe w a re n e n tsp re c h e n d 28,5°/o Ju n g e n u n d 29,5% M äd ch en (D yoniziak 1965, S. 120).

U nter den V e rlo b te n aus W a rsc h a u liefen die M einungen üb er d ie U n au flö sb ark eit des E hebundes ziem lich au sein an d er. Die e rs te und s tä rk s te G ru p pe b ild e te n P erson en , die ohne je d e n V o rb e h a lt das M odell d er u n au flö sb aren Ehe a k z e p tie rte n (47,8% d e r B efrag­ ten). Zur zw eiten G ruppe g e h ö rte n P erso n en , d ie zum P o stu la t d e r U nauflö sb ark eit d e r Ehe p o sitiv e in g e ste llt w aren, ohne ihm e in e n a b so lu te n C h a ra k te r zu verleih en . Ih re r M einu n g n a c h gibt e s Fälle, d ie e in e n u r noch form ell b e ste h e n d e Ehe au flö sen lasse n (35,4%). Die d ritte G ruppe b ild eten G egner d e r U n au flö sb ark eit d e r Ehe, die die ab so lu ten G rü n d e e in e r so lch en E instellung nich t w a h rn eh m en k o n n te n (16,8%). Die M einu n g en ü b e r die U n au flösb arkeit der Ehe v a riie rte n je n a c h dem Bildungs- u nd R elig io sitätsn iv eau d e rje n ig e n , d ie sich k irc h lic h tra u e n lasse n w o llte n (Laskow ski 1975, S. 85—86).

Die A b itu rie n te n v o n 1979— 1980 aus v e rsc h ied e n e n S tä d te n Süd ostp olen s v e rtra te n zu 50,3% d ie M einung, d a ss die E heleute, w enn sie zu d e r E insicht kom m en, w e ite r n ic h t Z usam m enleben zu können, sich sch eid en lasse n u n d aberm als e in e Ehe e in g e h e n so ll­ ten; 13,6% v e rh ie lte n sich dazu re la tiv istisc h (,,es h ä n g t d a v o n ab ..."), 31,5% — n e g a tiv und 4,6% — w a re n u n e n tsc h lo sse n oder gab en k e in e A n tw o rt (W aw ro 1982, S. 135).

In d e n sechzig er J a h re n sch ätzen 77,7% d e r b e fra g te n L an d ju ­ gend in W arm ia (Ermland) und 62,6% d e r L andju gend im Raum von P uław y die S cheid u n g n e g a tiv ein (Turek 1967, S. 113; P iw ow arski 1970, S. 65). In d e n sta d tn a h e n D örfern im R aum v o n Płock zeigte die Ju g e n d in d e n siebziger J a h re n e ig e n a rtig e D isso n an zein stellu n ­ gen zur B estän d ig k eit d e r Ehe. E inerseits ä u sse rte sich e in e w e it­ g e h en d e A k zep tatio n der S ch eid un g en (76,7% d e r B efragten), a n d e ­ re rs e its gab en 58,9% d e r R esp o n d en ten d e r K irche recht, d ass sie keine S ch eid u n g en e rte ilt (M ariański 1981, S. 301).

In den E in stellu n g en zu E h esch eidu n gen h ab e n w ir e s m it e in e r g ro ssen L ib eralisieru n g d e r A n sich ten u n d M einu ngen d er Ju g e n d zu tun. E ntg eg en d en e x tre m e n A u ffassu ng en ist jed o ch zu b eto n en , d a ss jen e P erm ission sich auf die Z u lässlich k eit d e r E h escheidung u n ter b estim m ten U m stän den bezieht, u nd so w ird sie vom g rö sste n Teil der Ju g e n d v e rsta n d en . D er A n h ä n g e r e in e r v o llen F reih eit, oh n e E in sch rän ku n g en, gibt e s n ich t seh r v ie le (etw as m eh r als 10%), w a h rsch e in lic h w en ig er als d erje n ig e n , die die E hescheidun g als Lösung v o n S pann u ng en , K onflikten u n d Z erfall d e r Ehe v ö llig ab leh n en . Es k a n n angenom m en w erd en , d ass die A n sich ten d e r ju n g en M en sch en ü b e r die S ch eidu n g au sg ew o g e n er sind, als dies au s m an ch en so ziologischen U n te rsu c h u n g e n h e rv o rg e h t. Die T a t­ sache aber, d a ss d ie E hescheidung zu lässlich ist u n d ak z ep tie rt w ird, ist e in d e u tlic h e s A bw eichen v o n d en a lte n M u stern d e r Ehe- u nd Fam ilienm oral, d ie d u rch d ie K irche s a n k tio n ie rt w ird. M ö g lich er­

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w eise h ä n g t m it diesem Prozess e in e V ersch ieb u n g d er R echt­ fertigung sw eisen für m oralisch e N orm en von d e r tra n sz e n d e n te n (religiösen) Ebene auf die w eltlich e (laizistische) Ebene sow ie e in e V e rrin g e ru n g d e r relig iö se n M o tivatio n m o ralisch er N orm en zu g u n ­ sten leb e n sp rak tisc h e r K riterien (individueller o der g e sellsc h a ft­ licher) zusam m en.

Die Ü berzeu g u n g en d e r gläu b ig en u n d u n g läu b ig e n Ju g e n d u n ­ tersc h eid e n sich n ich t w esen tlich v o n e in a n d e r, ob schon bei der er- ste re n G ruppe die m o ralisch en W e rtu n g e n in m an ch en B ereichen oft u n te r deutlich em Einfluss der k irch lich en Lehre stehen. Der die m o ralisch en A n sich ten d er Ju g e n d d ifferen zieren d e F ak to r ist das B ildungsniveau, d.h. die Ju g e n d aus den O b ersch u len w eicht w e ­ niger von d e r k a th o lisc h e n Ehe- und F am ilien m o ral ab als die S tu ­ denten, die Ju g e n d aus F am ilien m it n ied rig erem B ildungsniveau w eniger als die aus F am ilien m it hö h erem B ildungsniveau. Ju n g e M enschen aus D örfern und K lein städ ten billigen die N orm en des K atholizism us im B ereich der Ehe- u n d F am ilien m oral s tä rk e r als d iejen ig en au s G ro ssstäd ten . Die m o ralisch en Ü b erzeu gu ng en d e r M änner und F ra u e n u n te rlie g e n dem Prozess e in e r w eitg e h e n d e n A ngleichung (K onvergenz). Die so zio k u ltu rellen F a k to re n sch ein en noch bei d er S tellun g nah m e d er Ju g e n d zur c h ristlich en Ehe- und Fam ilienm oral e in e differen zieren d e Rolle zu spielen.

N icht in allen B ereichen der Ehe- u n d F am ilien m oral nim m t d ie G ültig keit d er relig iö se n N orm en in ein em solchen G rade ab w ie bei den zw ei b e re its b esp ro ch en en Problem en. Zum Beispiel b e ste h t in bezug auf die N orm d er eh elich en T reu e und d es Schutzes d es u n g e b o ren en Lebens (V erbot des S chw an g ersch aftsab b ruch s) ein h ö h erer G rad der gesellsch aftlich en Billigung. Dies ä n d e rt ab er nichts an der T atsach e, dass die S ex u a lsp h ä re e in G ebiet des m o­ ralischen Lebens ist, in dem D ivergenzen, Ink o n seq u en zen u nd In ­ k o hären zen zw ischen den allgem ein d e k la rie rte n E in stellun gen zur Religion und d e r w irk lich en B efürw ortung d er m o ralisch en N orm en unter d e r Ju g e n d am le ic h te ste n zu finden sind.

G en erell k a n n ein g e sc h ätz t w erden, d ass e tw a e in D rittel d er polnischen Ju g e n d m eh r o der w en ig er k o n se q u e n t auf dem S ta n d ­ punkt d e r K irche b ezüglich der Ehe- u n d F am ilienm o ral steht. Etw a ein D rittel ä u sse rt B edenken w en ig sten s ü b e r ein ig e N orm en d iese s in stitu tio n a lisierte n M u sters und e tw a e in D rittel w eich t d e u tlic h von d e r ch ristlich en M oral ab. Die M oralnorm en, d ie d en B ereich des sex u ellen Lebens des M en schen bestim m en, w e rd e n d u rch die Ju g e n d in einem viel g e rin g e re n M asse a n e rk a n n t als d ie G laub ens­ sätze. Die W an d lu n g d e r m o ralischen Ü b erzeu g ung en zur se le k tiv e n E instellung g e g e n ü b er d e n N orm en d e r S exu alm o ral geht viel sch n eller vor sich und ist tiefg reifen d er als im B ereich d e r Ein­ stellu n g zu k a th o lisc h e n G laubenssätzen. D ie E rgebnisse soziologi­

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