• Nie Znaleziono Wyników

Ich liebe, Du liebst : Roman.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Ich liebe, Du liebst : Roman."

Copied!
328
0
0

Pełen tekst

(1)

V y > i.,

1 i o

■- L -8,

¿ i i i c b

(2)
(3)
(4)
(5)

T R A U G O T T VOGEL

Cíd> lícbe, S u líebft

(6)

V*

(7)

i,Oj M am II ą / m A um , . ĄOflji).

TRAU GO TT VO GEL

3 $ liebe,

IDu liebft

R O M A N

ORELL FÜSSLI VERLAG ZÜRICH, LEIPZIG, BERLIN PRACOWNIA ZŁOTNICZA

Piotr Zimny

(8)

C o p y r i g h t 1 9 2 6 b y O r e l l F üs sl i, Z u r i c h ( S w i t z e r l a n d )

(9)

^ ^ i e l e s trennt uni» unterfcbeibet ben Menfcben von ben Menfcben; bas ¿Leben bedtbiefeWüfte auf. Weniges verbittbet ben Einzelnen mit ben Anbern. Wer baut

©tege unb B rü d e n ? 3 br xviflt e s; bie ¿Liebe ift’ s ! Die ¿Liebe ift (Bottes; benn (Bott felbft ift ja bie ¿Liebe.

Drum, xver au f ¿Liebesxvegeix xvanbelt unb über ¿Liebes»

ftege von jtcb tveg 311m anbern trachtet, ber folgt (Bottes

©puren. ¿Laflt uns (Bottesfäbrtett fucben, bamit tvir ju ben Menfcben Fommen!

Cbriftine Meier, bie VolFsfcbullebrerin ju Binnen im

¿Limmigtal, ftanb vor ben Wnbern ihrer 2Uaffe. E s xvar in ber legten Scbulftunbe bes ©amstagvortnittags.

Der ©amstag ift fchön. Um elf Uhr ift man frei unb bleibt ungebunben bis am M ontag. Am ©amstag lieft bas Fräulein eine (Befcbid)te vor ober erzählt eine. Damit beginnt ber ©onnabenb. Die vierjig Äinber ftgcn folgfam aufred>t in ben gelben BänFen, beiten bie Arme ver«

fchränFt au f ber BanFFlappe unb tun nichts als xvarten.

„ E s ift einmal ein Büblein getvefen," erjäblte (Ebriftine Meier, „bas b^t geheimen Öiuäli. Dies xvar aber nicht fein eigentlicher H arn e; fonbern ber IKnabe hiefl Arnolb.

Aber (üuäli xvar boch fein rechter riam e, xveilerpafjte."

PRACOWN'A f * 5

l* bo.»>"';« i i C Z V

(10)

S ie 2$mt>er hörten willig ?u. 3h re waren bur»

ftige Schwämme, bie fangen w ollen; fte tranFen bie

£aute, fo bafj Fein <Eon irrenb bie Schulwänbe ftreichen mnfjte, um einen ® r t }um Hieberlaf? ju finben. Selbft bas frembe Wort (üuäli würbe verftänbnisvoll auf»

genommen. • *

„ n u n wifjt ihr febon, w as für ein 23ürfch<J>en biefer

<nuäli w a r," fuhr dbriftine M?eier fort. „ E r quälte au«

Übermut bie armen «Tierchen. Unb bas foll man nid>t.

Warum barf man bas nicht?" fragte bie Jiebrerin. S ie erFannte, bafi fte fo mit ber Erzählung nicht in Sluf$ ge*

rate, unb um ber (Fefct>ichte von einer anbern Seite bei*

juFommen unb von neuem beginnen ?u Fönnen, batte fte au« ber Verlegenheit heraus bie Srage geftellt.

Einige 2ttnbcrarmc ftiegen in bie Höhe. „ 3 a , ja ," fagte (thriftine, „ihr wifit es, warum man es nicht tun foll.

A lfo, cs ift einmal eine tlTaufefamilie gewefen, bie hatte fünf 3linberchen. ?lm Abenb fprach bie JTIaufemutter:

Seib nun recht brav, morgen ift Son n tag, ba gehen wir über Selb. San n führ’ ich euch ?um WeijenacEer, unb ba bürft ihr Hörnlein nagen, fo viel ihr nur mögt. Hierauf ging bie JTiaufemutter fort, unb bie $in ber waren allein im neft unb freuten fleh au f ben Sonn tag. V>or lauter Sreubc machten fte £ ä rm , unb bies hörte ber <&uäli, ber au f ber Wiefe oben vorbeiging. E r grub bas neft aus ber Erbe unb jerftampfte ein Cierlein ums anbere ju ^ r e i."

Chriftine tUeier wufjte, bafj fte fchlecht erzählte. E s ftrich etwas Srembes, Seinblict>es um fte: bie ÜRinber lachten. Unwillig griff fte an bie Schläfe, fafite eine lofe, blonbe Strähne unb fcf>ob fte hinter bas ö>hr -

6

(11)

„3 f>r lacht!" rief fte. „Weshalb lacht ihr? Habt ihr t>er«

gnügen, wenn anbere leiben ober gar fterbcn muffen?

3ch w ill wifien, xver gelacht t>at. Schon recht, ja, ja, alle haben gelacht. 3h»- alle weibet euch am Elenb ber anbern. 3 h r feit» böfe 2tfnber unb nicht um Haaresbreite beffer als jeber Cierquäler."

3^ re jornigen Worte füllten bas Zimmer wie ein Schwarm erregter Wefpen. S ie prallten von Ö>l>ren unb Wänben juri'td?, fchoj]en ju ihr unb fanben Feinen Unterfd>lupf. Einige IRinber beteuerten, fte wären un«

fchulbig, anbere riefen, bas ¿lachen anbrer hätte fte ver­

fü h rt; etliche bemühten ftd> umfonft, bie Spuren ber foeben bezeugten ¿LuftigFeit aus ben ittienen ju tvifchen, fte legten ihre Äöpfe a u f bie SänFe unb Fieberten in läppifchem Swang.

¡Das fräulein ftanb mit verfchränFten Armen gleichfam au f einem Hügel ber Entrüflung unb fah über bie Schar hinweg, wie über ein Cal. 3b re Augen hatten ftcb tief unter bie S tirn jurücfge?ogen.

S e r ©efang einer SchulFlaffe regnete aus einem ab«

liegenben 3immer braunen herab unb fprigte einige Wellen in bie von tonlos febwirrenber Em pörung er«

füllte Stube. A u f ber Sranbung ber VTCelobie fchauFelte als plumper IKorF bie begleitenbe Sajiftimme eines lei«

tenben Scbulmeifters.

Sräulein (Thriftinens 2$inber waren ftill geworben unb blicften teils beforgt, teils neugierig an bas abweifenbe

©efiebt ber ¿Lehrerin.

Surcb bie vier Senfter ber Wanb ?ur Xecbten ber ¿Lehre«

rin ftrid>en wei^e buftige S aile n über ben blauen Som«

7

(12)

merbimmel. ittan hörte ben Winb, bcr bie WolFen tab au f trieb.

S ie ¿frau ftanb unbeweglich unb verfolgte beu ftofnveife branbenben Umvillen in ihr. 0 ie h<*fUe biefe 2ttnber, unb fte jammerten fte jugleicb. ©raufam unb unbarrn*

bergig ftnb bie ju n g e n bee iUenfcbentiere, bacf>te fte, unb von ihr, i>cr Äebrerin, ertvartet man, baß fte biefe Fleinen böfen Yflefen bae lUitleib lebre unb ihnen bei- bringe, bafi bie SclbftberrlicbFeit bee UTenfct>en ein frev»

ler Wahn fe i; baf? ee ber EigenbünFel bee MTenfd>en ift, ber ihn wähnen macf>t, über jegliche Kreatur erbeben ju fein.

P fu i, fchrie ein ©ebanFe, unb bas Sräulein f e u e r t e , biefee IHenfcbentier ift bae nieberfte ber E r b e ; ich i>Äffc es, baffe ee.

„n eh m t eure Xecbenbüd>er unb Hefte jur Hanb, rechnet fcbriftlicb tveiter," fpracb fte in ben ftiUen Äaum vor ftch-

3m m er noch ftanb fte unbeweglich fernab au f bem Hügel, hörte bann unter ftd> bae Xaunen ber 2ttnber, bae IRniftern ber B lätter unb jeßit bae ^Rratjen ber

«Sebcrn.

S a tvar ihr, ale fteige jemanb eine grüne Halbe ?u ihr h in an ; ihre Augen Famen jögernb aue ber Höhle unb bemerFten eine Finbliche Hanb, bie an einem braunen, nacFten Arm tvie eine ithre bee Selbee aue ber fchreib«

gebücEten Schar tvuche.

„ S u fi? " fragte bie Äehrerin, ale pflüdfe fte bie $!>»*•

S a e tlTäbchcn erhob ftch, legte ben Seberbalter hin unb ftrich ftch gemächlich eine Haarlocfe aue bem ©eficht.

8

(13)

Die ¿Lehrerin, welche diefe Ö)rdnungsbewegung der braunen Haut» beachtet batte, überlegte: Diefe ©ebärde bat fle mir abgefcbaut; fte freunden flcb meinem ‘Huflern an, nicbt aber meinem In n ern . Vielleicht aber bat 0 u fl doch nicbt mitgelacbt.

„Fräulein," redete die ©cbülerin, „ich b ^ e einmal einen B u b gefeben, der bat ein Witjcben gequält. E s ifl au f einem ttläuercben gebödelt und bÄt gefponnen. Dann bat es der B u b genommen und bat ibm ein brennendes

©cbtrefelbol? unter bas ©ebnaujeben gehalten. Und das 2Ugcben ifl fafl erflieft und bat arg buflen mitffen."

,,© o," beanttvortete (Ihrtfline den Bericht, ©ie fühlte, wie man ihr aus der ©ebar reuige Hände entgegenbielt, und hörte den Befehl der Erjieberpflicbt, diefen wn- fchuldig fchuldigen ©efeböpfen ?u verleihen.

©ufl, das Mädchen, fegte fleh nicht.

Wieder Fant ihr ein Arm entgegen, diesmal aus den Xeihen bei der Fenflerwand. Und ihr w ar, die boebge*

baltene Hand mit dem ausgeflrecEten Finger weife ;ur DecEe und beifle fte emporfebauen.

dht'ifline blidte gehorfam in die Höbe ?ur hölzernen Simmerded? e, die mit blaugrauer (Ölfarbe geflrichen w ar.

3 edoch fah fle nicht die Holjdiele, fondern febaute an einen grauenHimmel,bi«ter dem ©ott verborgen thront und au f der iUenfchen <Eun niederblicEt. ©ie wuflte, dafl

©ott fle fehe, und wuflte, dafl fle ihn tveder mit ¿Laut noch BlicE erreichen Fonnte.

„W as weiflt du, ¿Ludwig?" fragte die Äehrerin, vom grauen Holjdacb fleh wegwendend, ©ie blicFtc durch eines der Fenfler hinaus an den blauen Himmel, vor

9

(14)

bem bie WolFen talan gegen bie ©tabt brängten. Unb fobalb fte ben Hamen iiubw ig ausgefprochen batte, er*

Fannte fte mit einem Fleinen ©chretf, bafj biefer !Knabe fo beifie wie ihr Sräu tigam , ber (Bemüfegärtner £ub*

wig ©d>ermen.

„\>or einem 3 a b r ettva habe ich ben Hunb von Reimers gefeben," begann ber 3^nabe 311 erzählen unb blieb fttjen, „unb er wollte einer 3^aße nacbfetjen, bie burtb ben 5aun in ben (Barten geflohen xvar. Unb ber Hunb von Xeimers nabm einen ©prung unb tvoUte über ben Saun fpringen unb bann blieb er an ben Eifenfpigen ftecEen unb beulte. S a Fam ber Pfarrer unb wollte bcm Hunb helfen, aber er bif* ihn in bie Hanb, bafi er blutete.

Unb jemanb brachte einen ©tul>l unb ftellte ihn bem Hunb unter bie Hinterbeine unb jetjt Fonnte er ftcb los*

machen. S a , als ber P farrer bem Hunb feine Hanb jeigte, lecfte er ihm bas S lu t weg, weil ee ihm leib w ar, bafj er ihn gebifTen batte."

3 a, ja, fann bas fräulein, ihr SucEmaufer! H u n wollt ihr wieber gut machen, w as ihr mir verborben habt.

^Kennt ihr wirFlich bas tUitleib, ober tut ihr nur fo unb weibet euch bocb insgeheim an ber blutrünftigen (Be*

fchichte?

Aber jum britten HTale jeigte eine mabnenbe IKinber«

banb an bie ©tubenbecEe.

H u n tat bas fräulein ben erften Schritt vor ftd>/

locEerte bie verfcbränFten Arme, unb jegt w ar bas

$ einbliche, frembe, bas fte feit bem £acben ber SMnber umfirichen hatte, von ibr weg. ©ie fagte: „ S a s ift ein recht rauriger D orfall. Warum lacht ihr nicht? £ yb ia, 10

(15)

treibt bu noch etwas t>on einem iOerquäler ? - Warum feijt bu bid> nicht, S u ft? "

S u fi nahm p latj, unb Äybia, bie in einer ber »orberften 23änFe faß, erbeb ftd>.

3

bv Fleines, fpitjes ©eftebteben lächelte.

„E in m al b<*t unfer tttitji Dunge gehabt unb ift in ben 23aumgarten gegangen unb bat ba UTäuslein fangen wollen. Am Abenb Fam es beim unb batte nur noch brei 23einlein. Ser "Dater bat gefagt, eine ittäbmafcbinc habe es ihm abgefebnitten." S a s 2ltnb feßite ftcb unb fab be>

friebigt um ftcb.

CJnbeffen bitten ftcb noch etliche Arme erhoben. S a s Sräulein, bas nun ?um p u lt gefebritten w ar unb mit einer leifen Eiferfucbt bae Schwellen ber Ftnbltcben Äebefreube gewahrte, erteilte in geängftigter Unbebol»

fenbeit planlos bae Wort. E s erwies ftcb, baß ftcb jeber ber Sprecher einer Jieibensgefcbicbte eines unfcbulbigen Eieres erinnerte unb bas ©efebebnis unbefangen unb fogar gerührt ju erzählen verftanb.

(Ebriftine iTCeier blieb berweilen au f ihr P u lt geftütjt reglos ftehen, unb als ihr bewußt würbe, baß man ftcb nicht nur t»or bem Cier, fonbern auch vor ihr reebtfer*

tigen wollte, empfanb fte Sreube. A ls bie Stunbe ?u Enbe w ar, entließ fle bie Schar unb fd>enFte jebem }U»

gleich mit bem HanbbrucF einen ruhigen ©ruß aus ihren jetjt offen am j£icf>t liegenben Augen.

S a s leer unb ftill geworbene Scbuljimmer ftanb nun um fte wie ein »erlaffener E ß fa a l nach bem CTTabl. S ie fchritt bureb bie ©änge jwifeben ben SanFreiben, fchob b^r ben Sed el über ein offenftehenbes ü n ten faß , hob bort

I I

(16)

einen papierreft au f und trug ein Schreibheft, das eine nachläfjtge Schülerin verge|Ten hatte, ?u ihrem p u lt.

Dann ließ fte fich davor nieder und fchaute mit müden Augen, deren ¿Lider rot gerändert tvaren, durch den Xaum und ju den 1t>olFen, die in ftetig haftigem Fließen an den Fenftern vorbeijogen.

0 ie nahm fich vor, die Arbeitsfchürje ausjujiehen und das Jimmcr ju verlaffen, blieb jedoch fttjen und lief? jtch in einen ©innentrug weben, der ihr eingab, das Haus fahre langfam rüdhvärts und es feien die WolFen, die ftille flehen, ©bfchon fte w u$te, daf? es nur einen ganj Heinen WiUensait brauchte, um den <Erug ju brechen, lief? fte es doch gefchehen, daf? ihr Wefen in ein feltfames, gefährlich füf?es ©chtvindelgefübl gelullt wurde. E s xvar, als ?erftücFe ftd> ihre mühfam jufammcngehaltene Einheit in lofe gefügte Seftandteile, und als bedürfe es einer nur ganj geringen Erfchütterung, um das wadfe»

lige ©ebäude in Crümmcr ju werfen,

piöglich ftand das unftnnige Fahrzeug, und es waren wieder die 1Y>oll:en, die jogen. Eine jornige Angft be*

fiel die fttjende Frau, ©ie erhob ftch, rif? die ©chürje vom ¿Leib und ivarf fte beifeite.

Der 5orn aber, der fte befallen, galt ihr felbft; und er wirFte wie 3ement, der mit hartem © riff die Baufteine in die ©emeinfehaft jxvingt.

Die Binder haben gelacht, überlegte dbriftine, und es hatte für mich den Anfchein, es fei ihre Her?loftgFeit, die diefen Frevel ?ugela(fen habe. 3ch bin darob erbot, ftatt da$ ich ob meiner felbft ungehalten worben bin. Weif?

ich denn noch nicht, daf? es mir nicht gegeben ift, mein 12

(17)

3 nneree nach aufjen $u Febren? Weebalb erwarte ich immer xtneber t>on meinem Ungenügen, bafi es anbern genüge? 3 <b bin fo Flein unb muf? beftänbig (Prof?ee wollen.

@ie lehnte ftch an bie vorberfte S a n F ber mittleren Xeibe, ftanb fo mit bem XücEen gegen bie leeren ©ig*

plage, btelt bie fiitfie ftreng gleichgerichtet nebenein*

anber geftellt unb ftiigte ftd> au f bie ftraff feitwärte unb hinter ftcb geftredten Arme. 3 d> bin Flein, icb bin Flein, fagte fte vor ftcb bin*

(18)

if

^¿✓hriftine hatte lange in Xuhe geftanben unb tn ©e«

banFen ftch felbft ausgefragt. Einem }ur H atu r ge»

trorbenen S in n gemäß pflegte fte peinlichfte (Drbnung in ihrer Umgebung, $u ber fte auch ihr in n e re s rechnete.

Hach jebem außergewöhnlichen Ereignis - unb wie bicht befät mit ungewöhnlichem X ran t w ar ber Seelen«

garten biefer Srau — hielt fte eine A rt Cruppenfchau über ihre Untertanen Sin n e, lobte unt» tabelte fte; unt»

es ift w a h r: Cabel würbe reichlich gefpenbet. freilich w ar ihr babei, als ginge fte nicht mit ftch felbft ins ©e»

rieht, font>ern mit einem i>er Pflege ant»ertrauten ©e«

fchöpf; fte w ar bann dichter, K läger unb AngeFlagter in einem. Suweilcn gebieh bas Abfonbern fo weit, baß fte ftch in ber anbern, beFlagten Hälfte bitter ju hoffen begann unb ftch erfi wieber ?u einem ©anjen jufammen»

fanb, wenn fte ihre mächtige Äiebe ?u allem, w as fchulb»

belaben ift, befiel.

E s w ar ein eigenartiges, beftänbiges greifen in ih r:

t?on AnElage ju Derföhnung, t>on Haß ?u ¿Liebe, dhriftine tUeier mochte ftch fo etwa jehn JUinuten lang ber ftrengen Selbftmufterung ausgeliefert haben, als an bie <Eür geFlopft würbe. S ie fah hierauf bie XlinFe ftch fchüchtern neigen unb bemerFte bann bas bebächtige

I *

(19)

Entfchtveben ber i w , S ie verharrte in ihrer S t e l­

lung.

CJm Äa^men erfd>ien ¿lubwig Schermen, ihr B r ä u ti­

gam, in fonntäglicf>er 2Ueibung, ben Hut in ber Hanb.

E r lächelte wehmütig unter ber freube, bie breit au f feinem gelben ©eftcf>t lag. <£l>riftine fah fogleich/ bafj feine bunFeln Haare, in welche t>ie IRopfbebecEung einen glänjenben X e if gepreßt hatte, vom Sehweite na#

unb pappig waren. iDiee gab bem gutmütig ftarFen ©e- ftcht bee Wannes etxvas rül>renb E in fä ltig e s; ber X e if lief wie ein IKränjchen um bas Scbäbelrunb unb jeich- nete ftd> ale rote Slumenreihe au f ber @tirn ab. 0 b- fcf>on (Thriftine ben Wann ungern Fommen fah, fpürte fte boch £ u ft, mit orbnenber Hanb ben einfältigen 2lanb«

ftempel im ^Kopfhaar be« anbern ju verwifd>en, rührte ftch aber nicht unb fah nur fragenb a u f ben Einbring­

ung.

¿lubwig Schermen trat ein unb fcf>lo$ bie Cür hinter ftch. Seine Schuhe Fnarrten, als er au f ihriftine juFam.

SDas wehmütige ¿lächeln ertranF nun beinahe ganj in ber Wieberfehenefreube, nur noch wie burch eine fchwach burchläfftge iDecEfchicht fchimmerte eine bleiche 23e«

forgnie.

,,© rü$ bicb," fagte er mit einer Stim m e, ber es unge­

wohnt fchien, in Xührung ju bienen. Seine braunen Augen ftanben im Waffer, bie ¿liber jucEten ein paar­

mal brüber weg. E r ftanb vor ber Unbeweglichen unb fah ?u ihr a u f wie ?u einem S ilb w erF ; er erwartete Fein EntgegenFommen unb w ar weber enttäufcht noch überrafcht von ihrer SchweigfamFeit. Seine breite ftarFe

15

(20)

Hanb legte (ich neben die ihre au f bieBanF,unb es feinen, als betrachte biefe braune, mächtige in ftiller Derjüdung bie blaffe, jierlicbe.

„3ch trollte bich befuchen," fpracb er mit ?u milbem Singen in ber ©timme, „ich b^tte vergeffen, ba£ bu S am stag s fd>on um elf U l« fcbliefieft."

(ihriftine ftanb immer regungslos an bic B an F gelehnt;

ihre Augen Fauerten wieber tief in ben Schatten ber Stirnw anb tvie fcheue (Eierchen. S ie fprach, unb cs tönte h^hl wie aus einem (Trichter:

„Dcb will nicht, baf* bu mich befuebft, trenn bie Waffe fort ift; man ift balb im ©erebe."

Äubwig Schermens grof?e Hanb erhob ftcb von ber Bant' unb lief? ftcb au f ihr Hänbd>en nieber. „W as Füm*

mert cs bie Schw äger," entgcgnetc er, „ob ich als Mit*

glieb ber Aufficbtsbebörbe ober als bein Bräutigam Fomme!"

„Du Fennft meinen Stunbenplan, £ubxvig, unb Fannft bich barnacb richten. CM> finbe, baf? ftcb bie Schulftube fchlecbt junt Stellbicbcin eignet."

„Wo Fann ich dich benn fonft treffen, wenn ich bich ein»

mal unverhofft brauche?" fragte er begütigenb unb faft weinerlich milb. „ E tw a bei bir ?u H aufe?" Die tägige Hanb fchmiegte ftcb bettelnb um bas wei$e warme Fleifcb ihrer aufgeftügten Xed>ten.

3 e g t enblich brehte ftcb ihr ©eftcht bem tllanne ju , unb zugleich löfte ftcb ihre Hanb aus ber ©efangenfehaft ber braunen Finger. „Ä u bw ig," fagte bie ¿Lehrerin vor«

w urfsvoll unb bewegte im Sprechen Faum bie ¿Lippen,

„nicht hier. E s ift eine Entw eihung, wenn w ir hier 16

(21)

folcf>eö befprechen. Übrigens, w ir treffen uns morgen wie abgemacht, ober bift bu etwa verhinbert?"

H u n lehnte ftd> boch etwas au f in feinem wartenben, bangenben W efen; bas tvehmütige Äächeln brang wie»

bergan bie 0 berfläcf>e bes ©eftchtes, Fant aus feinem 3nnern geftiegen, aus einer fchttutfen, angftgefüllten lie fe .

,,©inb w ir einanber nicht »erfprochen ? unb iveifi bas nicht jeber?" fragte er. „A lfo benn? Weshalb noch biefes üerftecEfpiel, (Chriftine? 3 <h h<*lte es Faum mehr a u s !" Surch bie fchwimmenben Augen blicEte er flebenb nach ihrer ©eftalt unb fah fte in unbeftimmten Um*

riffen, gleichfam als fchtrebe fte im Waffer. „©eit jtvei fa h re n , Chriftine, ftnb w ir verlobt, feit ich bamals für beine W ahl eingeftanben bin in ber Schulpflege, unb jeist fängt man an, mich ?u belächeln, nennt mich ben fchmachtenben ©chulpfleger, ber au f E is geftellt fei, unb erwartet, bafj bu mir eines JEages fagft, es fei brat» t»on mir gewefen, bir beijufteben, aber ich fei nun entlaffen."

E r rebete mit eintönigem © tim m fall; aber (Ebriftine glaubte bas^ölut im WortFIangmitbraufenju hören. S a s w ar es ja, w as fte immer wieber fcheu unb ferftocEt werben ließ : biefes hörbare ©trömen bes B lu t e s ! ©uter Wann, hätte fte ihm geftehen mögen, ich mag bich ja fo gut leiben unb wollte bebenFenlos beine ©enofftn fein ; aber auch bu, trotj beiner jahmen ©üte, greifft ?u begehrlich nach meinem Äeib, t>erlangft mich ?um ilTunb ?u führen wie einen Becher unb willft bich Fühlen an meinem

£runF. £>u fuchft ben X au fch ; ich <*ber brauche bie Hüch«

2 D o g c l , 3<fr Hebe, D u lieb ft 17

(22)

ternbeit als (Befellen, ba id> felbft ;u febr trunFen bin am ¿Leben.

iDa ftanben bie jwei Wenfchen in einem bet: 2Uaffen»

jimtner bes ©cbulbaufes ju 33in;en im ¿Limmigtal; unb es ift eine Wacht ba, bie w ill, bafj bie Erbe grüne »mb bafj frobe Wenfcben über bas (Brüne sieben; aber biefe Wacht ift entweber ?u grofj ober ju Flein, um mit ftren*

gern Wachttvort bie Einheit jweier Wenfd>en juftanbe

?u bringen. S ie webt ftiU unb bebäebtig unb verrät nichts von ihrem S ie l; fte will nicht glatt au f glatt ?u<

fammenfchmeljen, fonbern tvill brechen unb proben unb fügen unb verzahnen, ©ie ift bas ©chicFfal unb hört nicht au f 23itten unb ^etfehen ; fte fchafft unb fchafft.

Sie ©ommerwolFen tvanbern talauf ?ur ©tabt. 3 ft bort ein grofjes feft, bafi ibr fo mächtig wanbert?

(tbriftine fab ?u ben fenftern biu unb bemerFte wieber bae Sieben bort braunen.

„ S u ," fprach fte, „ich Fann bich tvobl verfteben, ¿Lub>

wig. 3 ch weif}, w as ich bir ?u verbanFen habe. S u baft ein Xecht au f mich, ich anerFcnne es. W as müfjte ich bir bieten, ivenn ich biefes Xed>t von bir wieber jurücF wollte?"

„A lfo boch," Flagte ber Wann vor ftd> b*«- Se r Hut fiel ihm aus ber Hanb unb 511 23oben. ©chermen büdfte ftch nach entfallenen, babei Fnarrten feine ©chube.

„W arum ?" fragte er, als er ftch erhoben hatte, wagte aber nicht in ihr (Beftcbt ju fchauen, fonbern blicEte au f ben Hut nieber, ben er in ber Hanb brüefte.

Cbriftine jucFte bie Tichfeln. S a s Sufammenfein mit biefem täppifeben Wenfcben hier iut Sitnmer, wo fte ge*

18

(23)

tviffermaten au f öffentlichem Boben ftanben, verhärtete ihr Her?, S ie tvanbte ftch vom Fenfter ab ihrer Schürfe ju, bie fie vorhin beifeite getvorfen, unb begann fte in Falten ju legen.

„W arum b as?" fragte er nochmal«; es Flang nicht hei' fd>enb, unb bie Frage fehlen an ihn felbft gerichtet ju fein.

„W arum ?" fragte fte juri'uf unb fd>ritt jum Wanb«

fd>ranF, ber verborgen hinter einem ber (Eafelgeftelle ftanb. „Weil bu mehr verlan gt, als ich geben Fann."

„3ch verlange ja nicht mehr," fagte ber iftann. ürr legte ben Hut au f eine S a n F unb ivanberte Fnarrenben Schuhe an bas P u lt ber ¿Lehrerin, tvo er bas Schüler»

heft in bie groben Hänbe beFam unb bamit ?u fpielen begann, inbem er bie B lätter in unermüblicher Wieber»

holung fpannte unb am Daumen vorbeigleiten lieft.

Der tTTenfch ftanb unbeholfen unb rührenb jugleich in feinen guten Weibern.

„Doch, bu verlangft mehr, ¿Lubtvig," entgegnete fte vom haften her, „bu haft bas Äecht ba?u, ich beftreite cs bir nicht; jeboch muftt bu berücFftchtigen, bafj ich mehr geben nicht Fann."

„ S o hör’ boch: ich will ja nicht mehr, dbriftine; ich bin ja fo glücklich mit beiner. . . " E r hätte fagen mögen:

¿Liebe, brachte aber biefes grofie geheimnisvolle Ding nicht vom Herjen tveg ?u ben ¿Lippen hinauf. Die ¿Luft jtvifchen ben tttenfehen wartete barauf, bas Wort ju tragen ; aber es blieb aus.

„Du verlan gt alfo nicht mehr?" fragte fte aus bem Der»

borgnen, tvo fte längft fd>on bie Schürfe im Fach unter«

0

19

(24)

gebracht hatte unbftd) jetjt mit allerlei Fleinen, unnötigen AufräumtätigFeiten fern von ihm hielt.

„H ein , ich barf nickte mehr verlangen, nur möchte icf>, baß bu mehr um micf) feieft, unb baß bu mir eine @ewiß«

beit gäbeft," fpracb er jögernb unb bettelnb vor ftd> bin.

„Dd> b^be tveniger von bir als manche, bie bicb nicht näher angehen."

„S tft bu eiferfücbtig?"

„D a? A u f wen benn?"

„ A u f bicb, dhriftine."

S ie lachte mübe. „£>u follft bicb nicht mit folcben Un*

natürlid>Feiten befaffen." Wan hörte bas Schließen ber Xaftentür unb bas Abziehen bes ©cblüffels. dbriftine Weier Fam hinter ber Wanbtafel hervor, trat neben ben Wann ans p u lt unb verforgte hier ben ©cblüffel, ben fte zugleich mit ihrem Hut gebracht hatte.

„W ohin ?" fragte er unb legte bas ©d>ülcrbeft weg.

„Willft bu mich begleiten? Dd> gebe jum Wittagcffen."

©ie fchloß bas P u lt ab unb fetjte ftd> ben Hut auf.

„Dch tvollte bicb etwas fragen, (tbnftine. Wo ftnb tvir ungeftört?" E r wagte immer noch nid>t, fte anjufehen.

£)iefes fachliche ©cblitfielabjieben ängftigte ihn, er fühlte ftch von ihr burch viele Xiegel ausgefcblofTen.

„W ir Fönnen unterwegs reben, xvenn es boch fein muß,"

antwortete fte ungehalten unb fd>ritt gegen bie Simmer- tür. „Dd> muß au f ein Uhr jur S a h n , ober Fannft bu es nicht au f morgen verfdneben?"

©eine Schube Fnarrten breift, als er ihr jögernb jutn Ausgang folgte, ben Hut ?ured>t ftreid>enb. „D a, bod>, 20

(25)

ee farm aud> morgen nod> fein ; aber es gebt noch fo lange bis morgen. ^Könnten w ir »ne nicht fd>on am Dormittag treffen unb bann ein wenig auefliegen, ober heute nachmittag fchon, bu ftebft, ich habe mich beinet­

tregen umgesogen, obfebon jti Haufe Arbeit genug au f mich wartet."

3 e g t ftanben fte im Hauegang, unb Chriftine fcblofj aud> Her bie <Eür ab. ©ebnapp, machte bae ©d>loß.

„nteinetwegen?" fragte fte überrafebt. „Jiu bw ig, bu wuf?teffc, baf? ich heute ?ur ©tabt fahren muß. E e bleibt beim Abgemachten." ©ie febritt empört xreg über bie

©teinfliefen ber Creppe ju.

,,©o hör’ bod>, b u !" bat er, „trenn ich bid> in bie ©tabt begleite unb trenn w ir bann nad> beincr Seforgung ju*

fammen ein wenig in bie S erge führen?" ©eine ©d)ritte trugen il>n jögernb ihr naef), ebenfo ?ag brachte er biefen t>orfd>lag aue ftd> heraue. (Ehriftine hatte ihn jebod>

rerftanben unb blieb bei ber Creppe fteben.

„ 3 n bie S e rg e ? " fragte fte, „ira e fällt bir ein !"

„Ober irgenbwo hin, id> meinte ja nur fo."

„Aber warum benn fort?"

//3d> treifj nicht warum, ee treibt mich, einmal mit bir allein unb treg ?u fein. S a r f ich bid> in ber ©tabt er«

w arten?" E r bettelte um ein Almofen unb fab rührenb aue. S e r X in g, ben ber ftljb u t in feine Haare gepreßt hatte, lief immer noch um feinen armen !Ropf unb fchien ihn einjuengen.

(Thriftine ÜTeier lächelte, unb ale fte ihn fo eine Weile wie einen geftänbigen Fleinen ©ünber betrachtet hatte, fagte fte, ale er ro r ihr fteben blieb:

21

(26)

„iLubtnig, man follte nie fo betteln."

„A lfo, bu erlaubft?" fragte er unb blidte auf, al« bürfe er etwas entgegennehmen.

S ie brei>te ftcf> rafcf> unb immer noch lächelnb ab, fchritt bie Creppe hinunter unb locfte vertröftenb:

„K o m m !" ¿«f.

„W ohin?"

„ 0 o Fomm nur, ober haftbu mir nicht« mehr ?u fagen?"

A u f bem mittlern Creppenboben angelangt, blieb fte flehen unb fah ?u ihm hinauf, ber langfam unb bebäch’

tig, als überfchreite er jum erften M ale eine Creppe, ftcf> ben 0tufen anrertraute.

ihriftine Meier lächelte immer noch, *1® Ju ihm cm=

por blidfte. ©ettnf} überlegte fte, tvoher ihm ber M ut geFommen fei, fo Kühnes t»on ihr ju begehren.

22

(27)

v T ^ /ie gingen unter bemfüß buftenben Sad) berHoflin»

ben burch gegen bie Sorfftraße. SuchfinFen unb Spaßen hüpften über bte bläulichen 2Uefel, unb es fah aus, ale hacFten ihre ftumpfen Schnäbel nach ben Steinen. E e w ar aber nicht fo ; fonbern fte fanben hie»- reichlich Xefte vom Heunuhrbrot ber SchulFinber.

Äubtrig Schermen, ber biee beobachtete, merFte plöglich bie SüßigFeit, bie von ben Jiinben her ftrömte; biefe unermüblid>e SüßigFeit, bie einen betören Fönnte, wäre fte weniger aufbringlid). Unb er überlegte, wie es nur möglich gewefen fei, baß er in ihrem Simmcr broben ben S u ft ber feligen Säu m e nid>t gerochen habe; ober w ar er tatfäd>lich nicht bi« bort hinaufgeftiegen?

E r fegte ben Hut auf, unb fein (Seftcht fah nun plöglid) ganj anbers, männlicher, a u s ; vielleicht weil man ben Haarreif nid>t mehr fah.

E r ha«« ihr gerne ben ?lrm untergefchoben, bod> er wagte es nid>t; fte bulbetc biefe DertraulichFeit nur au f einfamen Wegen, unb fold>c gingen fte feiten, weil Sräulein Clmftitte tatfächlicf) gar nicht« au f Empfinbe*

leien hielt.

„ S o fprid> bod> enblid)," forberte fte ihn auf. E r ging wohl neben ihr her, boch w ar fte beftänbig um eine ober

23

(28)

?wei Hanbbreiten vor ihm. ©eine ©cbube jammerten bei jedem ©d>ritt.

„Hier Faun icb’s nicht, Cbriftine, wollen w ir nicht neben»

hinaus ober warten bis am nachm ittag, wenn ich dich in ber ©tabt trejfen Faun?"

„D as Fannft bu nicht. 3 <h bin bann nicht frei, unb nebenbinaus will ich nicht."

„Aber bu fagteft bocb vorhin . . . "

„W as habe ich gefagt?"

„Du baft bocb a u f bcr ©cbulbaustreppe. . . " E r wollte bemerFen, fte habe jugefagt, Fonnte (ich aber ihrer Worte nicht erinnern unb tvuftte plöglicb, baft er aus ihrem läcbelnben Emporfcbauen unb ©tebenbleiben au f bem Creppenabfag bie voreilige Jufage gefchloffen batte. „ 3 a , es ift tvabr, bu b<*ft nichts jugefagt, es ftimmt fchon, ja, ja, ich glaubte n u r . . . "

©ie fagte: „D u bift feltfam, ¿iubwig," unb wieber lächelte fte. Diesmal aber ein wenig bitter, als fei ihr leib, ba er fo rafcb nachgegeben batte. „ 3 ft es benn fo wichtig, w as bu mir mitjuteilen b<*ft, unb bulbet es Feinen Auffcbub?" begann fte Wieber. ©eine Umflänb»

UchFeit ftimmte fte ärgerlich, tmd bennoch erlaubte ihr bie Heugier nicht, bie Unterrebung Furjweg ab?u*

brechen.

„ E s ift fchon wichtig, freilich, ^oeb wenn bu/ja, wenn w ir Feine ©elegenbeit haben ju r Ausfpracbe," rebete er

?ögernb, „fo muft ich eben bocb bis morgen warten."

Wieber biefe ©efiigigFeit, bie einen aufbringen muft, baebte fte unb i'tbcrlieft ftch ber tttiftfHmmung. 3 b r SlicF fiel a u f bie Uhr bes Wrchturms, ber aus Säum en 2 \

(29)

unb fchwar^en Säd>ern ragte, E e w ar fcbon beinahe brei üiertel au f ?wölf Uhr. ©ie batte ftcb vor bem Effen noch umgeben unb für t>ic ©tabtfabrt vorbereiten wollen unb überlegte, ob nicht bocb fogleicb biefee uner«

fprießliche Sufammenfetn unterbrochen werben müffe.

S a blieb er fteben. ©ie hielt fogleicb auch inne unb er«

wartete, baß er ftcb verabfebiebe. E r aber fab fchräg vor ftcb lieber a u f bie ©traße, wo ber Winb ben ©taub von ben ©teinen fcheuerte unb fpielenb in bie (Luft tvarf, bie ihn tvie tveißen Xauch ?erfec;te. £ubtvig griff an ben Hut, fchob ihn aus ber ©tirn unb behielt bie Hanb an ben ©cblafenbaaren.

„ 3 a , ja ," fagte er vor ftcb hi«/ fab überlegenb au f feine 23raut unb tvieberbolte, gleicbfant als beantworte er feine eigenen W orte: „ 3 a , ja ."

3 h r« üerfHmmung xvar barob ju Sorn geworben; jetjt bemerfte fie, baß man vor feinem Haufe angelangt w ar, unb im felben AugenblicF fielen t>erftfmmung unb 3orn von ihr ab. ©ie verftanb, baß er fte jum Eintreten ein*

lübe, fo er ben illu t baju fänbe.

„Xönnteft bu benn in beinern ©arten fpreeben?" fragte fte in ber Abftcbt, feinen Entfcbluß ?u förbern.

©eine Singer Fribbelten in ben ©cbläfenbaaren.

„IRommft bu ?"

„ 23ift bu bort ungeftört?"

„ 3 a, mein ü ater ift fort, w ir batten geftern einen Flei- neu Swift, eine Aueeinanberfetjung. Seinettvegen, (tbriftine. Xommft bu hinein?"

Ale Antwort ging fte ihm voraus au f bem Einfabrte- weg, ber an ber Hauswanb vorbei in ben ©arten führte.

25

(30)

S ie Slum en am Weg lächelten unter weißen ©taub*

fchid>ten hervor. Sie grünen JLäben ber fenfter waren vor bie ©cheiben gejogen, bas Haue fchlummerte. Auch ber Hofbunb, ber vor feiner Hütte an ber 3$ette lag, rubte. E r fcf>lug aber bie Augen ju feinem Weifter au f unb fcbwenFte bie ©cbwanjfpitje, als bie beiben Wen*

fchen fcbweigenb an ihm vorbei in bie felber fchritten.

S e r (Barten, ben ein j£attcn?aun unb Seerengebüfcb umfchloffen, entfernte ftch ale längliches DierecF vom Haufe unb 30g ftch bi0 einem über mannshohen grünbewacbfenen W all, au f bem beute noch We £im*

migtalbahn fährt. $ur Xecbten unb JiinFen fchauten bie !Kronen ber Säu m e aus fremben (Bärten über bie HecEcn unb griffen mit locEcnben Armen, bie voll grünen (i>bftee h^gen, ine ftille Xeicb bes (Bärtners. Hier im (Beviert jebocb w ar alles eben unb flach. Außer einigen

©tangenbobnen, bie in Seeten nebencinanber ftanben, erhob ftch nichts ?ur Höbe bes Horizontes,

feierliche ©tille w ar h*er eingebegt, alles fchien mit fcblicbtem Wachfen befchäftigt unb beftrebt, ftch h^nb«

boeb ober noeb böber über bie Erbe ?u erbeben.

3 n biefe gefchloffene, lautlos werFenbe Pflanzenwelt fchritten Wann unb fr a u . Auch fte mußten fchweigen.

<£bftfttr»e Weier ging voran. E s überrafebte fte, hier hinter ©traßc unb ftaubiger Hausfront einen «Tempel*

garten ju treffen, unb ber Überrafcf>ung folgte ein un*

beFanntes f riebens* unb (Blücfsgefübl.

S a s felb tvar bureb jwei Äängswege in brei ©treifen

^erlegt, unb jebes biefer langen Sänber w ar wieberum querburch in Seete abgeteilt worben.

26

(31)

A le (thrifline die länglichen ©evierte betrachtete, an denen fte vorbeifd>ritt, erfannte fle mit Staunen, daft es nicht der ¿Liebreij unfchuldsvoll blühender Blum en w ar, der fte fo friedevoll empfing, fondern daft da ge«

wohnliches grünes ©emüfe in felbflverfländlicher 3we<fmäftigfeit wuchs und fleh rein und zufrieden aus der Erde hob. Die Blum en wollen blühen, dachte die Frau im Schreiten, fte begehren Befruchtung und teilen diefen Wunfcb mit Duft und Fähigkeit mit. Das ©e«

müfe aber gedeiht nie über die Kindheit hin*1»®/ es hat feinen 3wed? erreicht und wird geerntet, bevor es er«

wacht und wiffend geworden ift. Wie artig, diefe jarten gelbgrünen 2$opffalate, die in lüdfenlofen Xeiben wie eine artige WeinFinderflafie über das Beet trippeln!

Aud> nicht einen einigen übermütigen, hochgefchoffe*

neu Frühreifen trifft man darunter; und hier das grüne Meer des S p in a te s! B la tt an B la tt fchmiegt es ftch, und gexvifl läppern die taufend grünen Jungen mit Schnaken den £ a u des M orgens und das £icht des M ittags. B e v o r der Crteb jur Vermehrung in die jarten Ständchen fteigt, fchneidet fte das Meffer des

©ärtners.

S ieh hier das ftattliche Wäldchen des Manches! Wohl»

geordnet und in fein geregeltem Abftand ftehen die Pflan«

Jen. 3 ede flredt ihre Blattlanjen wie ¿Leuchterarme legt linfs, dann rechts, und nebenan wartet ihr ©efelle, die fraufe, dunFelgrüne Sellerie. Doch die fchlanfen Äauchftengel mögen noch fo neefifeh ihre blaffen Mäd«

d>enarme in die ¿Luft werfen, Bruder Sellerie fleht arg«

wöhnifd) und wartet ab. E r forgt flill, daft fleh feine 27

(32)

gelbe Xnolle mebre, unb antwortet febnippifeb mit feinem abweifenben S u ft.

©eliges 3«genblanb! baebte bie ¿Lehrerin Cb^ifitnc Weier. Unb trie fíe ftcb fo bie ©elleriepflanJic mit ihrer gelben Xnolle »nb ben verfcblungenen Wurzeln t>or=

ftellte, fiel ibr ber fcbweigfame Begleiter ein. S ie wanbte ftcb juriicF unb blicfte in fein gelbe«, gutes ©eftebt. Ser S u ft bes ©elleriebeetes mifebte ftcb mit bem AnblicF ju einem einzigen ©inneseinbrucF, ber ibr haften blieb.

3 a , folcb ein lieber, ftill werbenber ©onberling ift aueb biefer ¿Lubwig Scbermen, fagte fte ftcb «nb bettete biefe fonberbare ErFenntnis in ben bier empfangenen ¿fríe»

ben ihres ©emütes.

3 b r w ar fo wohl, wie feit langen 3ab ren nicht mehr, unb fie baebte an Fein ©eben unb an Feinen Seitablauf.

ILubwigs ©egenwart freute fte gar.

Se r Wann ftanb ba in feinem lebenbigen ©arten unb lächelte, ©ie betrachtete ihn unb fab in feinem Antlitj bie 33ereitfcbaft, ju fprechen. 3et$t begriff fte wieber, baß fte ftcb einft ihm an bie breite £Sruft hatte legen Fönnen, als man fte in biefer ©emeinbe als ¿Lehrerin beFämpft batte unb nur biefer eine ©tarFe für fte eingeftanben war.

iLubwig ©chermen trug ben Hut in ber Hanb unb ftricb, als er ftcb fo beobachtet fab, mit ber freien Xecbten über bie Haare. S e r eingepreßte X e if löfte ftcb, unb (Ebrtftfne febien, bem Wanne müffe mit bem ©ebttnnben biefes lächerlichen ©cbmudfes eine Wohltat gefcheben fein,

©ie gingen fcbtfeigenb weiter. S a s ©rün bes ©artens wechfelte mit jebem 23eet; es würbe Feine Wieberbolung gebulbet: braungrün bas X rau t ber Xübcn, blaugrün 28

(33)

ber weißgrün bie 3wiebelrol>re, faftgrütt bie Peterftlie, tnolettgrün bie X oblraben; es mochte hier ein großer HTeifter bie« StücE Erbe als Palette benütjt haben, um barauf ein (Brün nach feinem S in n ju mifcben, bas er jebocb nicbt fan b; unb in Crauer unb um ftcb ju troften mag er bann wohl bas ganje felb in wecbfelnben Ion en fcbön rechteckig bcftricben baben.

Am Enbe bes (Bartens au f halber Hobe bes Sah n - bammes unb in ber Mlitte bes Walles ftanb au f einem fd>malen Soben eine XubebanF, umgeben von iVtais*

ftauben unb Sonnenblumen. Über brei Erbftufen ftieg man ?ur S an F hinan, bie aus rohem, ungeftricbnem Hol; gewimmert w ar. P o n hi«f aus fab man über bas langgejogene, fcbarftvinFlig eingefriebete (Bartenfelb unb erblicite an beflfen anberm Enbe bas (Biirtner*

baus als Abfcbluß biefer ttnmberbarlicb georbneten Welt.

A ls fte vor bie Stufen Famen, fab dbriftine fragenb ju=

rücEunb jeigte zugleich au f bie S an F . 4 ubiuig Scher«

men nicEte, unb fte traten beibe au f bie befcheibene Höbe unb ließen ftcb nebeneinanber nieber. Erft als fte faß, bemerPte <£t>rt{tine tvieber einmal bas unrubvolle Sieben am tvolFigen Sommerbimmel, unb cs fehlen ihr un*

möglich ju fein, baß bort broben all bie Seit über, bie fle hier venreilt, bie Unruhe ju Feinem Enbe geFommen fei. Wohl erinnerte fte ftcb ihres Vorhabens, jeitig jum Effen ju gehen, blieb aber willenlos fttjen, unb es w ar ibr jumute, trie einem etwa im Craume ift, xvenn man ein tUabnen jum üorwärtsgeben bört, aber bennocb feligmübe im Suftanb verharrt.

29

(34)

„E in en Fleinen Swift bittet t y t l " fragte fte, da fte fpürte, bafj er bie XucbloftgFeit nicht aufbringe, t»ie Stille mit feinem Wort ju brechen.

Scbermen fcblof? aus ihrem unvermittelten Beginn, fte h«be ftch beftänbig wäbrenb bes Abfchreitens ber Beete mit biefer einen Frage befchäftigt. 1>or freubiger Überrafcbung ftieg ihm bas B lu t ins ©eftcbt, er legte eine Hanb au f bie ihre, bie fte mit ber ¿iebermappe au f ben Schofi gebreitet batte.

„ 3 a ," antwortete er.

„Unb meinettvegen, fagteft bu, habt ihr euch entzweit?

H u n Faun ich mir benFen, wer bas Wort vom Schul- pfleger, ber au f E i s geftellt ift, gebraucht bat. Dein P ater w ar’s, gelt?"

„ 3 a , er auch, er bat’s heimgebracht."

„Unb haft bu bid> gewehrt, ich meine verteibigt?"

„© ew ifj."

„Wen haft bu verteibigt, bich ober mich?"

E r briiefte ihre Hanb. „Auch mich, ih^ifüne, unb brum Fam ich heute ju bir ins Schulhaus."

„W o ift er jegt?"

„ E r w ill ftch etwas Faufen. E s ift ein Fleines Heim- tvefen im Amt brüben feil. <Cante B erta ging mit ihm.

E r will mir biefes ba überlaffen, felbftverftänblich mufi ich ihm jinfen ; aber er ftellt eine Bebingung, Cbrtffctne."

Äitbwig Schermen hatte ftch vorgebeugt unb fab fegt feiner B ra u t forfebenb ins ©eftd>t.

3 b r tvar jumute, als muffe nun plöglich ihr ganjes ftilles ©lücFsgefühl vergeben, unb es Fam ihr vor, er rebe wie ein Frember, ober boeb wenigftens als ein 30

(35)

anbrer. S a e machte biefer felbftftcbere (Barten, beffen Pflänzlinge gleicbfam vt>ie ein Trupp banFbarerXumbce*

genoffen hinter ihm ftanben.

E s tvurbe ihr bang, fte müfTe ettvae verlieren, beffen Wert fte erft jetjt ernannte. 0 ie Fonnte nicht fragen, welches biefe väterliche 23ebingung fei. 0 ie fchtvieg, brehte ftch ibut ?u «nb bildete in feine Augen.

E r fuhr fort: „SDu Fannft erraten, tvas er voraus*

(«St."

„ 3 ch benFe: bu follft betraten," fprach fte fcheinbar teil*

nahmloe.

E r fah von ihr tveg ju Soben unb fagtc:

3

a ."

3

n biefem AugenblicE erhob ftch ein ©rollen, ber 23oben jitterte, bas ©rollen fdnvoll jum Kumpeln, bie ^3anF bebte; bas Kumpeln gebieh ?u metallifchem Äärm, Xütteln unb ©eraffel, bie Erbe, bie ^ianF unb bie UTen*

fchen barauf Famen in fchtvanFenbe unb botternbe Er*

regung, bie einige Augenblidie lang in berfelben Heftig*

Feit beftanb unb bann plötjlicb ?u bumpfmurrenbem Xollen unb Klopfen abbracb unb mit Xreifcben unb fauchen ftch löfie.

A u f bem Sam m hinter ihnen tvar ber IHtttagjug vor*

beigefabren.

r

31

(36)

V r « 4* einer Weile, in t»er fte fd>weigent> t>em Dröhnen des E ifen s gleich einer abjiebent>en (Befahr nad^geborebt batten, fragte Cbriftine Weier, t»ie immer noch ibw ju=

getränt* fa ft:

„W as gedenFft tu ju tun ?"

„Du foUft nicht fo fragen, Ctb^iftinc. 3cb weift xret>er ein noeb au«. Der P ater bat recht: allein Faun id> nicht irirtfcbaften, es gebört eine Frau in t>en Haushalt, unt>

trenn ee fo weitergeben foll trie bis anbin, fo halte ich cs bier niebt mehr au s." E r nabm feine Haut* ron ibr ireg, bann neigte er ftd> vornüber und legte fte an &ie S tirn , indem er den Ellbogen a u f ein Wue ftügte.

dbriftine lächelte. Cirgenfrettras an t>er £age, in t>er fte ftch befanden, mad>te fte lächeln; jedoch w ar fte frob, fcaft er fte jetjt niebt anfab. S ie legte ihren leichten Arm über feinen gebeugten XücFen. „Sprich dich au s,"

mahnte fte leife.

„D as ift alles, Cbriftine, und ift mehr als genug,"

re&ete er unter feiner Hand.

Pom HTitleib mit dem armen Wanne erfaftt und doch befangen ron einem (Befühl, das ju Porftcbt mahnte, fragte fte ihn, ob unt> trie ihm geholfen werben Fönne.

Sugleicb fab fte ftch ro r, t»aft in einem geheimen Hinter­

halt ein Überfall au f ihre Sinne geplant werbe.

32

(37)

E s regte ftd> jebod> nichts weber in ber ferne nod> in ber näd>ften n ä h e . £>er Wann blieb vornübergebeugt.

Von ben felbern, bie jenfeits bes SabnFörpers hinter ihr lagen, vernahm man bas ferne ftofnvcifc oabnräber*

geFlapper einer Wähmafchine, unb au f ber verborgenen Sorfftraße raufd>te ein ^Kraftwagen vorbei, beffen Horn einmal fonberbar büftelte.

„£>u tvillft mir nicht helfen/' Flagte er.

„ 3 ch Fann nicht, tvenigftens nicht fo, ivie bu es tvün=

fcheft, Ä ubw ig," fprach fte aus ihrem Erbarmen heraus, bas fte fowohl für ihn tvie für ftd> felbft empfanb. „3cb Fann bie Xinber nicht la|Ten, ich habe bie Schule ju lieb unb müßte mich feige fchelten, trenn ich fte aufgäbe.

S o rt ift meine Aufgabe, nicht hier, £u bw ig."

„n ich t hier? Wer fagt bir b as?"

„ S a s Her?, Äubtrig."

E r richtete ftch halb a u f; fte behielt aber ihren Arm au f feinem X ü d c n ; es fchien ihr, fte bürfe eher bie Wahrheit beFennen, trenn fte ihn fo mit einem ^Körperteil fchirme unb bem barten f a ll ihrer Worte einen Sd)ttg errichtet lafTe.

„ S a s Her?!" trieberholte er gequält unb laut. E s tönte, als rufe er feine Pflanjen als Seugen an. S ie follten hören, begreifen unb bewahren, tras ba vor ihnen gc=

frevelt werbe. „A ber," fagte er plöglicb beftimmt unb richtete ftch gan? auf, „wenn ich bicb ber Sd>ule lafTe unb nicht w ill, baß bu bort jurüdftreteft, tras bann?"

E r fab fte an, groß unb feft, unb ein AusbrucF ber legten Entfchloffenheit ?og über fein (Seftcht unb hielt es tapfer befegt.

} P o g e l , H ebe, D u Uebft 33

(38)

Clmfttne jitterte innerlich- E s w ar unwiirbig unb fdnvacb, fo ju erfcbrecEen, aber au f biefen Überfall w ar fte boch nic^t vorbereitet gewefen; nein, fcf>onenb batte fte ihm bie Wahrheit gefteben wollen, unb geführt vom Witleib w ar fte ihm begegnet - unb je^t mußte fte fchon büßen, S ie riß ihren Arm an fleh unb geftanb:

„üu b w ig, baran habe ich noch nicht gebacht, es Fann auch nicht bein E rnft fein."

„ E s ift mein Ernft, bu, mein voller Ernft. S u follft ganj beinern Berufe leben Fönnen unb nichts mit bem

©efchäft ju tun haben, nicht pflanjen, nicht jäten, gar nichts, «Tb^ifüne. H u r meine Srau müßteft bu fein.

S a g e ja, bu. 3 <i> verfpreche bir alles. E s wäre, tvie tvenn bu bei mir in ben Serien weilteft."

S ie ritdEte von ihm ab.

„ S a g ja, bu," flehte er, legte ben Hut neben"ftcb unb briicEte feine Säufte gegeneinanber, fo baß bie Xämme ihrer SingerFnöd>el hart aufeinanber ftießen.

(Tbnftine bemerFte plö^lich bie vielen Haare au f feinem HanbrücFcn unb entbccEte, wie fte, ein febtvarjes Heer jäher Säben, aus bem SunFel bes XocEärmels b ^ au s ans Äicht brängten.

S ie fprang au f unb fagte Falt:

„H e in !"

E r Fnid?te wieber ein. Seine Ellbogen fielen au f bieXnie.

Ittan hörte ben Winb burch bie Blätter ber iTTaisftauben ftreichen unb vernahm ein fernes, gleichmäßig welliges Summen von dienen. Sie Sonnenblumen ftanben mit tief gefcnFten ^Köpfen unb ftarrten mit verbogenen ©e=

ftcf>tern fehnfiiehtig unb mübe an ben Erbboben.

3 *

(39)

Der Somm er flüfterte.

3

\>m bangte fcbon vor bem Herbft.

3 m weiften ©iebel eines Hanfes, bas über bie Bäum e weg ju feben w ar, öffnete ftct> ein grüner Äaben, unb eine Heine weifte IKenfcbengeftalt erfd>ien in ber febwar»

jen Öffnung des «Senfters. Cbriftine börte bas Schlagen bes aufgefebobenen Äabens unb fab h™- Der ittenfeb bort fernab von hier im bergenben Haufe blickte um ftch, entbeefte and) gewift bie beiben Entjtveiten im ©arten unb trat bann wiebet* jurü<f ins JimmerbunFel.

(Tbtiftitie Fonnte lange Seit Fein Auge mehr von ber febtvarjen Öffnung in ber tveiften Hausivanb abwen- ben. S ie füblte |tct> beobachtet, ja noeb m ebr: fte hielt es für möglich, baft plötjlicb eine mächtige Stimm e aus ber FenfterluFe ftröme unb fte ber HartberjigFeit jeihe.

W as muft ich tun ? W as muft ich nur um ©otteswillen tun ? fragte fte ftch, umFlammerte Frampfbaft bie £eber=

mappe unb rift bie Augen vom bräuenben Hausgiebel weg.

3etjt fchlug bie 2Mrd>e eilfertig jw ö lf Ubr.

(thnftiue ftaunte, baft es nicht fpäter w ar. Da fiel ihr ein, w as beute bie Wnber erjäblt hatten: bas SUtjchen, bas au f ber tTTauer gefeffen unb von einem ^Knaben mit Schwefelbampf geplagt worben w a r ; ber Hunb, ber ftd>

aufgefpieftt; bie JUieje, bie ein B ein verloren hatte . . . W as wollte fte ben Äinbern prebigen? flTitleib! Unb fte felbft, bie Äebrerin Cbriftine lUeier, ju B in jen im £im - migtal, fte fanb nicht fo viel iUitleib in ihrem harten Herjen, um biefen HTann ju tröften? Wohl/ wohl/ fte erbarmt ftch der «Tiere, fpottet aber bes weichen, armen

35

(40)

Herzens eines iTtannes, ber ni<J>t mehr verlangt, als baß man ihm gebe, tvas man ihm verbeißen. S ie bat fid>

ibm verfprocben, bat ftcb verlobt mit bem Sd>ulpfleger ilubxvig Scbermen, als er fie vor verfammelter ittän»

nergemeinbe verteibigt »nb burcbgcfegt batte, baß fte als Lehrerin amten burfte «nb nicht einem fdx>n*

tuerifd)en Xanbibaten tveicben mußte.

A u s S a n f, nicht aus Hiebe, freilich, bat fte ftcb mit ibm verlobt, unb aue I r o g , tvelcber ber üblen Hacbrebe galt, bie tufcbelnb unb gemein behauptete, er babe nicbt für bie Äebrerin, fonbern für bas Weib gefprocben.

m itleib!

E s xvar nicbt Äiebe, cs ivar Erbarmen, bas nun jebcs Sebent’en in (tbnftine löfcbtc unb fte ?xvang, ja, ?xvang!

ftch gütig über ben Äeibenben ju beugen unb tveicb ib**

©eßebt in feine feuchten Haare ju preffen.

S a s febtvarje Auge ber ©iebelxvanb höhnte herüber unb fab bas blonbe Haar ber armen fr a u ftcb tvinben unb fträuben über bem fdnvarjen ©exvucber bes runben

^Kopfes.

S u Fleiner UTenfcb, xvas iveißt bu viel ju leiben.

S e r Somm er flüfterte eifrig. S ie börten ihn nicht.

Hinter bem Sahnbam m au f einem gefebnittenen Xog- genfelbe tvaren eine Säueritt unb ibr S a u e r noch tätig.

E s xvar ja fd>oix ÜTittag, unb ftchcrlicb hatten bie beiben fleißigen VTtenfcben ben Stunbenfchlag überbört, ober fte trauten ben jagenben Wolfen bes Himmels nicht unb xvaren beforgt, baß beute noch ber Xoggen unter Sach t’omme. S ie beben büfchelxveife bie braunen Halme vom Sober» unb fchüttelten ße fräftig, bamit bas Unfraut

(41)

aus ber ©arbe falle. S ie legten t»ie gereinigten Arveln in Keinen ; bas ©ejät aber trugen fte mit ©abein ju Hau- fen jufammen unb gebachten tvohl, es $u verbrennen.

E s tvar eine mühfame Arbeit. ^Kletten unb iDifteln, bie ber A3öfe 511 nacbtfchlafenbcr Seit in ben bcftellten AcFer gefät, mußten bie ©riffe von ben ftoljen Halmen lafjen.

„Deßt muß ich fort," fprad> (Lbriftine unb erhob ftd>.

„D a, bu mußt gehen, es ift höchfte Seit," entgegnete Äubtvig Scf>ermen. E r verharrte in gebüdfter Stellung unb fah von unten ju ihr auf.

S ie reichten ftch bie Hänbe unb fpracfjen Fein Wort jum Abfcbieb. E r blieb fttjen unb blicfte ihr nach, *vie fte au f einem ber Äängstvege burd> ben ©arten bavonfehritt.

Erft als fte gegen bas Haus Fam, unb au f ben Hofplatj jufchritt, blieb fte ftnnenb ftehen. S ie betrachtete ben liegenben H«nb, ging au f ihn $u, bücFte ftch unb fuhr mit ber tveißen Hanb über feinen Halspelj.

£ubtvig Schem en richtete ftch auf, ließ ben H«t liegen unb Fam über bie brei Stufen herab in ben ©arten.

A ls ftch «Ihriftine vom (Eier abtvanbte unb nach bem tTtannc juriicFfchaute, fah fte ihn Fommen. Seine Schube Fnarrten ganj leife a u f ber tveichen Erbe.

37

(42)

blieb ftcbeti unb entartete ihn.

„3cf> w ill bir ein paar Blum en mitgeben/' fagte er, als er fte erreicht hatte, ging abfeite unter ein Siegelbach und nahm vom Cifd> ein itteffer. „Du gehft wohl auch beine MTutter befuchen in ber Stab t, ober fonft bebältft bu ben Strau ft für bicf> in beinern Simmer."

E r trat ju ben Blum en, bie in fd>malen Streifen ber Hauemauer entlang gepflanjt irorben unb wohl nicht fonberliche pflege genoffen, fonbern ftd> felbft überlaffen blieben. Da wucherten fte, blühten unb fämten, t>er«

brängten einanber unb ftanben ftch bei, ee w ar eine Sippe bübfcher, aber unnütjer unb verwahrlofter Din« ‘ gercben. Äubwig ©chermene bewehrte Hanb tauchte in bae ©ebränge unb holte heraue, wae ftch bot. Flop unb HembenFnöpfchcn; hier einen ftoljen Halm Eifenhut, bort einige füfie Widfcngeftchtchen, bann Spargel«

jweige unb blaue petunienranFen, Pfefferminj, t?er«

benen unb Strohblümchen, eblce unb gemeinee ©e«

wache, ©labiolenFerjen unb tt?ait>entürme; allee fam«

melte ftch in feiner ÄinFen, unb immer wieber fuhr bie Xechte unerfättlich nach neuem ©eftäub.

Chriftiue ftanb babei unb fah, wie ber Strau ft ftch mehrte unb ju einer ©arbe ber bunteften Fülle an«

38

(43)

wuchs. S ie erFannte, wie ben Wann bie Äuft bes grenjen*

lofen t>erfd>enFens befallen hatte, unb wagte nid>t, ihn jurü<f juhalten. Enblich bemeifterte er ftch, ging wortlos hin unter bas 5iegelbad>, breitete bas farbige ©ebränge wie ein ©eftänbnis au f ben <Eifch aus unb begann es S tie l um 0 tiel ?u orbnen. ©ie folgte ibm.

„3 ch fann mir benFen, w as birf> in bie ©tabt jieht,"

rebete er halblaut beim Orbnen, als fpreche er mit ft * felbft.

„£>u brauchft bir nicht« ?u benFen," gab fte abweifenb jurücE unb errötete.

„Aber ich benFe mir boch etwas ganj SefHmmtes."

„SenF lieber nichts, bu fcbeinft mir Fein großer SenFer

?u fein."

„SenFer! S a s bin ich nicht, nein, unb boch weifi ich etw as."

„Seftim m tes?"

„H e in ."

„ A lfo ? " fragte fte berausforbernb.

©chon wieber w ar bie UneinigFeit ba.

„s£s wirb ftch etwas entfcheiben heute," fagte er unb griff in bie Saftfchnüre, bie über einen nach oben abge»

Frümmten H agel am ©ebälF hinge«- itv brehte einen ber gelben faben um ben fauftbicEen ©tielbunb bes

© trautes, Fnüpfte unb legte bie Slum cn beifeite, ©o*

gleich begann er mit bem Orbnen eines jweiten Sii>

fchels; benn es lag noch ein breites ©ebecE ungebunbe*

nen ©ejweiges vor ihm.

S ie Xöte w ar noch nicht aus dhriftinens Wangen unb

©tirn gewichen, als eine jweite heftigere fte abermals 39

(44)

überfloß. „W ae wirb ftch benn entfcbeiben, bu Hell- feber?" fragte fte mit ftraff über bie Sabnreibe ge- fpannter Oberlippe. S ie legte eine Hanl» au f bie <Eifch=

plante unb trommelte erregt unb lautlos mit ben fpitjen Singern.

E r ?u<ftc mit ben Achfeln.

„W as rebeft bu fo geheimnisvoll?" prüfte fte.

„ 3 cb bab’ fo eine A hnung," gab er jabm jurücE.

„Suerft benFt er etwas ganj 23eftimmtes, jetjt b<*t er nur noch fo eine Ahnung, © ag, tvas beißt bas alles?"

Wieber ?og er bie ©cbultern, fcbüttelte bie ©tiele, bie er in ber £inFen b*dt, bamit ftch bie Sweiglein unb Blüten loderten, unb fab ju feiner Arbeit.

„Weißt bu, baß bu gan; tviberlich bifi?" fragte fte er­

regt.

„W as geb’ icb bicb noch an? ö>b tviberlich ober nicht."

„Seigft bu bicf> jeßt fo? 3cb babe bas nicht erwartet von bir. Unb nicht verbiet«. — 3 cb gehe."

Cbriftine tvar febr aufgebracht; fte hätte tveinen mö­

gen, tat einige Schritte von ihm tveg unb erwartete, baß er fte bleiben beiße. E r fagte aber Fein Wort, unb fte blieb troRig unb beleibigt fteben.

S e r *3«nb gähnte, fte hörte ben langgejogenen £au t unb brehte ftch nach ihm um. S a s <Eier erhob ftch, machte einige fteife Schritte b«n unb her unb begann bann ju ivinfeln, inbem es flebenb au f feinen Herrn fah. ©ein

©chweif fchtvenFte, von ber Unluft getrieben, wie ein Stveig vom Winb. A ls ftch niemanb um fein Zetteln ?u Fümmern fchien, ging er au f hohen Sehen aus bem

©chatten an bie ©onne, glotjte in bie Jiu ft, brehte ftch

*0

(45)

langfam um ftd> felbft, wobei ii>m die W tte raffelnd folgte, lieft ftch beleidigt nieder, legte den 2Sopf au f die Pfoten und fab gelangweilt au f die unfchlüfftg flehende Frau. Eine Fliege fegte ftch an fein A u g e ; er lieft fte ge=

tuäl>ren. piöglich aber fchnappte er mit hohlem W iall in die £ u ft und Faute dann, ale hätte er einen Draht ju verfchlingen.

„W ir wollen nicht janFen," fagte Ludwig ju den Blum en. „Du haft nein gefagt, dae genügt mir."

„Dich habe nicht ja und nicht nein gefagt," redete fte trogig.

E r legte die Blum en hin und drehte ftch erftaunt nach ihr um. „Du haft nicht nein gefagt?"

„ E e fei mir gleich, wae du denFeft oder ahneft, dae habe ich gemeint. C?ch gehe in die Stad t, wann ee mir gefällt, und befuche, wer mir gefällt. Aber ich habe iveder ja noch nein gefagt."

H u n w ar ihm piöglich, er verftebe allee, und fein Den- Fen und Ahnen einer bevorstehenden Entfcheidung w ar (Betviftbeit. Diefee Wiffen trug ihm eine groftc Xube ein, er fab ftch and) fogleich ale Sufcbauer ab- feite vom ©treit geftellt. E r ivuftte, daft nichte mehr ju tun fei ale abjuwarten.

E r xvandte ftch wieder feinen Blum en ?u und fügte

©tiel um Ötiel jum ^weiten ©trauft. „Ach fo," fagte er, „du denFft an anderee. 3 ch meinte dae Mein, dae du dort bei den Sonnenblumen gefagt haft."

Chriftine Mieter fühlte, daft fte ftd> durd) irgendetivae ine Unrecht gefegt batte. Xafch machte fte !Kebrt, lief ju ihm an den (Eifch, und heftig und heifer brach dae

(46)

©eftänbnie aue ibr, inbem fte ftd> gan? nabe feinem (Befielt ju b o g :

„ £ u machft mich FranF. Weißt bu, baf? bu mich FranF machft, tvenn tu fo bift, £nt»trig! £ u abnft nickte, es if* nicht w abr. Aber ich will es bir fagen: 3d> habe mich fortgemelbet ron bier. 3cb null eine ©teile in ber ©tabt.

Haft bu bae gewußt? 3 a ? S a e baft bu nicht gewußt, nein! £ u baft ron allem Feine Ahnung, rom anbern auch nicht."

©ie fegte au«, als befänne fte ftch, ob fte noch mehr ge«

fteben trolle.

E r orbnete bie Slum en treiter; feine Haut w ar nicht mehr gelb, fonbern orange unb rot. E r fchlucfte £ u ft, man börtc bae ©eräufcb ber ©chlingmueFeln, unb ihm trar, ale muffe er jebee ber beiden Worte effen, bie fte ba aueftieß.

„ S u follft nicht etwa glauben, baß ich ro r bir fliehen w ill; ob bu nun ein ©ärtner feift ober ein ©elehrter, bas ift mir nicht ron Sebeutung; aber bu bift ein tlTann, unb barum Fann ich bich nicht fo lieb haben wie ich müßte, wenn ich immer mit bir jufammen fein wollte.

S u follteft ein 2ttnb fein, ja ein 3ünb. 3d> habe ee ge*

meint, früher, icb H arrin , bu feieft anbers als alle iUänner, nach etwas anberem begehrlich als fte. Aber bu bift auch fo. E e Fann niebt anbere fein, natürlich niebt, trog biefee ©artene. Derftebft bu? Unb barum will ich fort, unb barum fage ich nein."

E r brebte fein ©eficht langfam, faji ängftlich, bem ihren ?u unb fagte:

„H ein , ich rerfteb’ bich nicht."

*2

(47)

S ie lad>te: „Ha, bu willft titelt."

„Ehelich, >4> verftcb’ bicb nicht. Dcf) wollte auch nie anbere fein als anbere. !Daf) bu eine Äebrerin bift unb ich ein - (Bärtner; baß bu gebilbet bift unb ich eben nicht, ja, biefen Unterfcbieb babc icb eigentlich nie fo recht be*

baebt. Unb vielleicht müßte ich fpäter ?u oft fagen, wenn bu meine £rau w äreft: Chriftine, ich verfteb’ bicf>

nicht."

0 ie hielt im Hören ben tTTunb offen ; ale er febwieg unb fte immer noch betrachtete, fcblofTen ftcb ibf e Äippen, unb fte fab von ihm weg.

„ H u r noch einee, (thriftine, will ich bir gefteben," fprach er weiter unb machte ftcb wieber mit ben Blum en ju fchaffen, „baß ich wußte, wae bu im 0 in n b^tteft. j£e Fam nämlich ÄU0 ^er 0 tabt eine Anfrage an bie Schul*

behörbe, man wünfehte gewiffermaßen ein Seugnie über beine bieftge CätigFeit.

3

<t> weiß ee vom Schreiber unfrer Schulpflege. (Et weihte mich ein, weil er ja wußte, . . . bu verftebft. Unb ich w ar bei ihm eine« Abenbe unb las bie Antwort, unb ich habe bewirft, baß ein Aue*

bruef baraus gefkichen würbe."

„ S o . . . unb ber w a r? " fragte fte fpitj.

„ . . . launifch," fagte er ohne 23eftnnen.

S ie fchwiegen. S a e Wort Flang nach. Se r H«nb erbob ftcb unb begann ?u winfeln, gezogene hohe Settlerlaute.

San n vernahm man bas Schütteln ber 2lette; er Fragte ftcb.

„ S a e Schreiben w ar bennoch febr günftig," fuhr er weiter, „es b<*t bid> empfohlen; aber biefee Wort, baebte ich, gehöre nicht in eine bebörblicbe AueFunft."

*3

(48)

©ie fd>wieg immer. Der Hunb bettelte unaufhörlich, nicht jornig unb au f niemand böfe, weber au f die ^Rette, nocb au f ben ittenfcben, ber ihn baran gefangen btelt.

E r greinte ganj einfach-

Jlubwig Schermen banb wieder mit einem gelben S a ft bae jweite Blumenbünbel unb fcbüttelte ee locFernb.

Dann hielt er ihr beibe ©träufte hin, deren Blum en trie buntgeFleibete Wnber im ©rünen ftanben unb ftch ?um * Xeihentan? bic Blattbänbcben reichten.

(Ebriftine nahm fte entgegen unb legte beibe jufammen in ben Arm. „DanFe," fprad) fte leife.

„S itte , ee freut mich, bafi ich bir etwa» geben Faun, bas bir nicht web tut," fagte er ehrlich.

„Hiebt web tu t?" fpracb fte ihm nach unb neigte beit IKopf über bie Blum en, bic wie ein CragFtffen in ihrem Oberarm lagen, plötjlicb rif? fte ben Jto p f hoch, ©ie 50g babei bie ¿Luft bureb ben JTTunb ein, unb bas ©eraufcb tönte wie ein ©eufjer.

„W ae ff»?" fragte er. ©eine Hänbe öffneten ftcb, ale müßten fte bereit fein, etwae Fallenbee aufjufangen.

„©ie buften fo unnatürlich, f° ftnnlich, gar nicht wie Blum en," febmähte fte mit wehmütigem BlicF au f bie liegenbe ©abe.

E r fchtfieg, feine Hänbe blieben bereit.

„Cfch Faun fte nicht mitnehmen, ba! nim m !"

Xafd) entfchloifen tuiee fte bie Büfchel in feine Hänbe juritcE. „© ib mir etwae, bae niebt blüht, ¿Lubtrig. Et«

wae aue beinern lieben ©arten bort. ©chenFe mir einen

©alat. Willft bu? Einen ©todf, mit Wurjeln unb Erbe, aue beinern ©arten, in einem <Eopf. Ä om m !"

H

(49)

S ie lief ihm bavon ine felb, blieb bei einem Salatbeet fteben, bücFte ftcb unb griff mit garten, fpigen fingern in eines ber weid>en griinen Häuptcben. San n haftete fte ibm entgegen, bat ibn, eine Stecbgabel ?u bringen, folgte bem Willigen bis unter Me <Cür ber (BeräteFam- mer, lief tvieberum voran jum Seet unb bejeicbnete bie fcbönfte, golbiggriine SlätterFugel, beren Wurjeln bie

©abel auefted>en mußte. Äubtvig Scbermen ballte bie fcf)tt>ar}e, brotige Erbe um ben WitrjelftocE unb fegte —

;um Haufe juri'tcEgeFebrt — ben Ä opffalat nad> An- tveifung Cbriftinene in einen Copf. 5Die fr a u fcbob bie UTappe unter ben Arm unb empfing mit bürftenben Hänben bie gebucFt unb erfd>rodfen tief in ber Scherbe ftgenbe «Eopfpflanje. S ie legte ihr (Beficbt an ben lid>t«

trunFnen, Füllen S a li unb fog ben S u ft von Erbe, Sonne unb Pflanjenmilcb aue bem Finblicben (Be>

fct>öpf.

„W ie rein, xvie gut — unb ohne Äuft, ^ubxvig," fagte fte aufblicEenb.

J^ubtvig Schem en ahnte ettvae von bem, ivae biefe feltfame fr a u von ihm febieb unb tvae biefer Finb- lic^e (BrünFopf ihr galt. E s überFam ihn ein (Befübl von Yleib unb UTinbertvertigFeit. E r fagte febonungs-- lo s :

„Wenn bu ibn pflegft, wirft bu feine Äuft noch erleben."

„IW efo?"

„(Blaubft bu, er Fomme obne Sam en a u s? "

1 a "

„(Betviß, ivenn bu ibn ju vor verfpeifeft."

„Scbiveig, bu baffeft ibn." S ie betrachtete ben Pflänj-

*5

Cytaty

Powiązane dokumenty

Krzesło LOLEK wykonane jest z rury stalowej Ø 25 mm, malowanej proszkowo, siedzisko i oparcie ze sklejki liściastej.. BOLEK -

t he colours of the products presented in the catalog may slightly differ from the actual colours.. WIELKOSĆ MISECZKI / THE SIZE OF

Metodologia badań naukowych (ćwiczenia specjalistyczne i metodologia badań oraz przygotowanie pracy dyplomowej i do egzaminu dyplomowego). G 380 380

Istnieje możliwość zamówienia elementów płytowych szklanych, metalowych i tapicerowanych mebli em-biuro w innej, niż wymieniona, kolorystyce, z wzornika.. Lewe skrzydło szaf

Rozpowszechnianie, udostępnianie lub kopiowanie bez zgody nadawcy stanowi naruszenie tajemnicy handlowej w rozumieniu określonym przez Kodeks Cywilny.. SYSTEM MEBLI GABINETOWYCH

 Biurka, stoły, przystawki- blaty oklejone ze wszystkich stron PVC 2mm; nogi płytowe oklejone z dwóch stron obrzeżem 2mm; widoczne krawędzie blend Economic i Economic Plus

Rozpowszechnianie, udostępnianie lub kopiowanie bez zgody nadawcy stanowi naruszenie tajemnicy handlowej w rozumieniu określonym przez Kodeks Cywilny.. SYSTEM MEBLI GABINETOWYCH

 Korpusy zewnętrzne szaf, komód podbiurkowych, szafek wiszących – płyta 18mm..  Blaty, fronty, panele dzielące, blendy–