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Stahl und Eisen, Jg. 27, No. 48

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(1)

technischen Teiles

fPf Btt S fl TT T TTHm P T H

wirtschaftlichen Teües Di-Ing. E .S c h r S d t e r , % . f l I B § S § I fl 1

111

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Generalsekretär

Geschäftsführer des fl L J I g l | I 8 I I B l Hfl I I I 1 1 1 1 Dr. W, B e u m e r ,

Vereins deutscher Eisen- £ f l « L g ^ l 1 B | U Gesdiäftsführer der

hüttenleute. I J ¿

2

» J 1 Nordwestlichen Gruppe

Kom m issionsverlag

Z E I T S C H R I F T

E isen - und Stahl-

des Vereins deutscher Eisen- und Stahl

von A. Bagel-Düsseldorf. ^ I I I 1 I I I industrieller.

FÜR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN.

N r. 48. 27. N o v em b er 1907. 27. Jahrgang.

Ein Denkmal für Friedrich Alfred Krupp.

ohlgelungen, künstlerisch vollendet, steht

” das Standbild des V erew igten vor uns, ein eherner Beweis von Liebe, von Freundschaft, von Anhänglichkeit, die über das Grab hinaus sich erhalten. W ie lebendig ru ft das Denkmal in uns das Bild von F r i e d r i c h A l f r e d K r u p p

Leben ihm g estellt h at, w ar ein T ro st in schweren Zeiten, die er h at durebkämpfen müssen.

W eitgehende Anerkennung, warme D ankbarkeit und herzerquickende Freundschaft h at er schon in seinem Leben erfahren; aber wie würde er, dessen schlichter und bescheidener Sinn nie auf

Das neue K ru p p -D o n k m al in Essen.

herauf, ein Bild seines äußeren wie seines inneren W esens! W as er getan und gew irkt, entsprang der Ueberzeugung, daß bei der Größe der ihm von seinem V ater U nterlassenen Aufgaben er mehr noch als jed er andere in allem und jedem auf das W ohl der Gesamtheit bedacht sein müsse.

Diese Pflicht nie aus den Augen gelassen zu haben bei den mannigfachen Aufgaben, die das

X L v r n .i7

Dank und A nerkennung rechnete, heute aufs tiefste bewegt sein ob dieses Beweises so weit­

gehender Verehrung, zu dem so viele Tausende beigetragen, ob dieser köstlichen F rucht der Anerkennung seines Strebens, die selbst noch nach seinem Tode gereift ist. Tiefe D ankbar­

keit bew egt die H erzen der Seinen, und im Namen der W itw e, der T öchter und Schwieger-

1

(2)

1718 Stahl und Eisen. E in D enkm al f ü r F . A . K ru p p . 27. J a h rg . N r. 48.

söhne b itte ich diesem Danke Ausdruck v er­

leihen zu dürfen, so schwer es mir auch füllt, W o rte hierfür zu linden. W ir danken fü r diese so g ro ß artig e E hrung, die dem V erstorbenen zu­

teil wird, und danken für dieses erneute Zeichen der festen Gemeinschaft, die zwischen dem D a­

hingeschiedenen und seinen W erken, zwischen ihm und der S tadt, zwischen ihm und seinen teilweise so w eit z erstreu ten Freunden bestanden hat. W ie es stets im Sinne ihres Mannes lag, w erktätige Nächstenliebe, soziale F ürsorge aus­

zuüben, so möchte auch F ra u K rupp den heutigen T ag nicht vergehen lassen, ohne auch ihrerseits in diesem Sinne Neues zu schaffen und das ge­

meinsame Band, das uns m it den W erken und der S tadt verknüpft, erneut zu bekräftigen. In dieser Absicht h at F rau Krupp ein K apital aus­

gesetzt, welches zur Förderung der Gesund­

heitspflege und besonders zur U nterstützung der häuslichen Krankenpflege im K reise der W e rk ­ angehörigen dienen soll. Sie h a t außerdem be­

stim m t, daß aus ihrem Grundbesitz in R ü tten ­ scheid die W ahl- und T alstreifen, die jenes Ge­

lände durchziehen, der Stadtgemeinde mit der Bestimmung übereignet werden, dieselben dauernd als öffentliche Anlagen und Spazierwege zu v e r­

wenden. W ie diese Verfügungen äußere Zeichen sein sollen für den Fortbestand der guten T ra ­ ditionen, die Friedrich A lfred Krupp von seinem V ater übernommen und so getreulich w eiter­

gepflegt hat, so versprechen w ir erneut, auch künftighin an ihnen fcstzuhalten und unseres Lebens Zweck in dem zu sehen, was über die Grenzen des gegenw ärtigen, des Einzellebens hinaus auch fü r die Zukunft Bedeutung und W irkung haben m uß.“

Mit diesen W orten sta tte te am 17. November H r. K r u p p v o n B o h l e n u n d H a i b a c h den Dank der Fam ilie für das von W erksangehörigen, Freunden und der V a tersta d t Essen dem zu früh verew igten F . A. Krupp errichtete, von der K ünstlerhand des Münchener Bildhauers L e d e r e r geschaffene Denkmal ab, das auf dem Limbecker P la tz inm itten des flutenden V erkehrs täglich Tausende und A bertausende an den Essener Philanthropen erinnern wird.

F in an zrat K l ü p f e l h a tte es in einer ebenso feinsinnigen als w arm herzigen Rede geweiht, die der Persönlichkeit F . A. Krupps aus der K enntnis jahrelangen V erkehrs in m eisterhafter W eise gerecht wurde. Die Fülle der geschäft­

lichen B etätigung des Verew igten, die E igen­

a rt der von ihm unternommenen W eiterbildung der vom V ater überkommenen Schöpfungen und seine persönliche herzgewinnende Liebenswürdig­

keit fanden in den D arlegungen des Redners eine W ürdigung, die allen Teilnehmern tief ins H erz griff. Mit W o rten warmen Dankes über­

nahm dann der E ssener O berbürgerm eister Ge­

heim rat H o l l e das Denkmal in den Schutz der S tadt, deren beispielloser Aufschwung ein ge­

treues Spiegelbild der Entw icklung bilde, das Friedrich A lfred Krupp seinen W erken ge­

geben habe.

Das Denkmal ist ein überlebensgroßes ehernes Standbild K rupps; dieser t r i t t uns entgegen im Gehrock, die Hände auf dem Rücken gefaltet, entblößten H auptes. Das E igenartige dieser D arstellung schwindet, wenn man weiß, daß Krupp immer so a u ftrat, wenn er in der Oeffent- lichkeit bei einer B eratung vo r seinen M it­

arbeitern, W erksangehörigen und Freunden e r­

schien und mit ihnen sprach. Das Standbild erhebt sich in einer H albrotunde aus K alkstein­

quadern. Die linke Seite der Rotunde zieren zwei sehnige A rbeitergestalten, die rechte Seite eine F rau , die ihr Kind an der B ru st n äh rt, und eine d ritte A rb eiterg estalt. So sind die A rbeit und die Charitas, die Grundzüge K rupp­

scher T ätig k eit, sehr w irkungsvoll zu r Seite des dritten Krupp zum A usdruck gekommen.

D er K aiser h a tte zu der F eier als seinen V ertre te r den General v o n S c h o l l gesandt, der zu den Füßen des Denkmals den ersten K ranz niederlegte. Ihm folgten mit herrlichen Blumen­

spenden F rau K r u p p , ihre beiden T öchter und Schwiegersöhne, dann L andrat R ö t g e r als V or­

sitzender des D irektorium s, G eneralkonsul Me n s - h a u s e n a lsV e rtre te r des A ufsichtsrats, zahlreiche Abordnungen des W erkes und anderer K örper­

schaften sowie G eneralsekretär B u e c k , der im Namen des Zentralverbandes D eutscher Indu­

strieller, und Abg. D r. B e u m e r , der im Namen der rheinisch-westfälischen Industrie die Stufen des Standbildes mit grünendem L orbeer schmückte.

Es w ar eine ergreifende F eier, der eine nach vielen Tausenden zählende Menge beiwohnte und die die E rinnerung an die unvergeßliche Persönlichkeit m ächtig wieder aufleben ließ, die w ir in F. A. Krupp verloren haben.

Ein festliches Mahl auf der „V illa H ü g el“

beschloß den T ag. H r. Krupp von Bohlen und Haibach feierte h ier unter nochmaligem Dank für die E rrich tu n g des Denkmals an alle Mit­

beteiligten den K aiser W ilhelm II., der Krupp seinen besten Freund genannt h a t; General von Scholl weihte den Manen F. A. Krupps ein stilles Glas, und F in a n z ra t Klüpfel fand noch einmal in einer m eisterhaften Rede den warm herzigen Ton, um das W ohl der Fam ilie Krupp und ih rer Zukunft auszubringen. W ehm ut um den V er­

ewigten paarten sich hier mit froher Zuversicht, daß die S a a t, die F. A. Krupp gesäet, nicht untergehen w ird, und daß auch von ihm das W o rt des H oraz g ilt:

Exegi monumentum Aere perennius.

D ie Redaktion.

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27. N ovem ber 1907. W ärm everbrauch von Gas- u. T urbodynam os in H üttenzentralen. Stahl und Eisen. 1719

W ärm everb rauch von Gas- und T urbodynam os in H üttenzentralen.

Von Ingenieui E. P i e C k e. (N a c h d ru c k v e rb o te n .)

\ ls in den letzten Ja h re n der Bau von Turbo-

*■ dynamos große F o rtsch ritte gemacht hatte, wurden bei P ro jek tieru n g von elektrischen Zen­

tralen auf H üttenw erken in manchen F ällen V er­

gleiche zu r K lärung der F ra g e angestellt, ob die zu erbauende elektrische Zentrale bei Anwendung von Gasdynamos oder von Turbodynamos (Aus­

nutzung der Hochofengase zum Heizen von Kesseln) billigere elektrische E nergie liefert.

F a st all diesen Vergleichen lag die Annahme zugrunde, daß die für den B etrieb erforderlichen Gas- oder Turbodynamos v o l l b e l a s t e t laufen.

Diese Annahme trifft annähernd zu, weun die elektrische Z entrale bestimmt ist, lediglich alle Hilfsmaschinen eines H üttenw erkes m it elek­

trischer E nergie zu versorgen, nicht aber mehr, wenn auch W a l z e n s t r a ß e n elektrisch be­

trieben w erden, da der durchschnittliche E nergie­

verbrauch von W alzenstraßen mit seltenen Aus­

nahmen nur rund

*/3

bis l/2 des vorübergehend erforderlichen Energiemaximums b eträg t. Die Leistungskurve einer H üttenw erkszentrale, welche außer den Hilfsmaschinen auch den vorhandenen W alzen straß en E nergie zu liefern hat, w ird also größeren Schwankungen unterw orfen sein und infolgedessen muß man den W ärm everbrauch der Gasdynamo in dem einen und der Turbo- dynamo in dem anderen Falle u n ter Berück­

sichtigung des bei Teilbelastungen den zwei Ma­

schinenarten eigentümlichen spezifischen W ärm e­

verbrauches erm itteln.

Die sta rk ausgezogene K urve des Schaltbildes Abbildung 1 ste llt eine derartige Leistungskurve d a r; dieselbe ist aufgenommen in der Zentrale des Eisenw erkes T r z y n i e t z (Hildegardehütte)*

der O e s t e r r . B e r g - u n d H ü t t e n w e r k s - G e - s e l l s c h a f t , w ährend außer den Hilfsmaschinen des W erkes folgende v ier W alzenstraßen in B etrieb w a re n :

1 EaBBoneiscn-Royersiorstrecke m it 4 G erüsten, 750 m m W alzendurchm esser;

1 G robstreeke m it 3 G erüsten, 560 mm W alzen- durchm easer;

1 M ittelstrecke m it 1 Y orstreckgerüBt, 530 mm W alzendurchm esser und 4 F ertiggeriisten, 400 mm W alzendurchm esser;

1 Feinßtrecke m it 1 Y orstreckgeriist, 350 mm W alzendurchm esser, und 7 F ertig g erü sten , 240 mm W alzendurchm esser.

Die K urve zeigt den B etrieb während zwei Stunden und 20 Minuten, die H öchstleistung be­

tru g rund 3000 IC W ., die M indestleistung 700 K W ., der D urchschnitt 1640 K W .

* „Stahl und E isen “ 1907 Nr. 4 S. 121 und N r. 5 S. 162.

A n n a h m e I. G a s d y n a m o s l i e f e r n d i e E n e r g i e : Es müßten drei Gasmaschinen von je 1500 P . Sc in Betrieb sein, für welche folgende W e rte für den spezifischen W ärm everbrauch g e lte n : F ü r die P. Se - Stunde am Gasmotor bei

B e la s tu n g

'/■ 1 3I‘ 1 ' h 1 'h

W ärm eeinheiten . . W irkungsgrad der Dy­

namo ...

2480 0,94

2690 0,935

3550 0,915

5000 0,88 S p e z i f i s c h e r W ä r m e v e r b r a u c h f. d.

K W . - S t u n d e an den Klemmen der Dynam o:

B e la s tu n g

1fi s/4 *¡2 V3

Wärmeeinheiten . . 3600 3920 5280 7750 Die W e rte der letzten Zahlenreihe sind im Schaubild Abbild. 2 in K urvenform dargestellt.

A n n a h m e II. T u r b o d y n a m o s l i e f e r n d i e E n e r g i e : Eine Turbodynamo für 2 5 0 0 KW . normal und 3125 KW. maximal könnte ebenso wie die drei Gasmaschinen von je 1 5 0 0 P .S cden Betrieb nach der angegebenen L eistungskurve bewältigen.

D am pfspannung am E in tritts-

v e n t i l ... 10 Atm. U eberdruck.

D a m p f te m p e r a tu r ... 300° C.

K ühhvassertem peratur . . . 15° C.

Y a k u u m ... 95 o/0.

Totale m anom etrische F ö rd er­

höhe für das K ühlw asser . 10 m.

U nter diesen V erhältnissen verbraucht die T u r­

bine einschl. E rregungs- und K ondensationsarbeit:

boi s/4 >/i 3/i '/ 2 B elastung 6,45 6,7 7,1 7,9 k g Dampf.

Zur E rzeugung von 1 kg D a m p f bei 11 Atm.

U eberdruck, 3 30° C. (am Kessel) s i n d 1025 W ä r m e e i n h e i t e n e r f o r d e r l i c h , wenn die T em peratur des der K esselanlage (welche einen Economiser einschließt) zugeführten Kondensats 3 0 0 G. und die A usnutzung der aufgewandten W ärm e 68 °/o b eträg t. W enn die Kessel m it gereinigten Hochofengasen geheizt w erden und durch Einbau von Economisern gute Ausnutzung der W ärm e begünstigt wird, ist ein Gesamt- w irkungsgrad von 0,68 ohne Schw ierigkeiten erreichbar. U nter Zugrundelegung vorgenannter W e rte wurden die W e rte der K urve für den spezifischen W ärm everbrauch für die K W .-Stunde au den Klemmen der Turbodynamo berechnet und im Schaubild Abbild. 2 eingetragen.

Zwei w eitere K urven in demselben Schau­

bild zeigen den G esam tverbrauch an W ärm e in der Stunde:

1) wenn die drei Gasmaschinen zu je 1 5 0 0 P .S e laufen,

2) wenn die eine 2500 K W .-T u rb in e im B etrieb ist.

(4)

1720 Stahl und Eisen. W ärm everbrauch von Gas- u n d Turbodyriam os in H üttenzentralen. 27. J a h rg . N r. 48.

Ein V ergleich beider K urven zeigt, daß bei n i e d r i g e r e n Belastungen der W ärm everbrauch der Gasmaschinen viel weniger abnimmt, als bei der Turbine. Diese K urven wurden nun dazu b en u tzt, zwei fortlaufende W ärm everbrauchs­

kurven, die u n tere fü r Gasmaschinen, die obere für die Turbine, entsprechend den Schwankungen in der Energieabgabe der Z entrale aufzuzeichnen, deren

Sfdl. Wärmeverbrauch in WE.*10?

K i l o w a t t

V erlauf im Schaubild Abbild. 1 wiedergegeben ist.

Durch Planim etrieren wurden hieraus die D urch­

schnitte festgelegt und folgende W erte gefunden:

a) M ittlere Energieabgabe = 1640 KW . (wie oben bereits angegeben).

b) M ittlerer W ärm everbrauch der Dampf­

turbinenzentrale = 12,43 X 10° W ärm e­

einheiten.

31 3100,

(5)

27. N ovem ber 1907. Q ualitative A rb eit in der Stahlerzeugung u.elektr. Schm elzverfahren. Stahl und Eisen. 1721 c) M ittlerer W ärm everbrauch der Gasma-

schinenzentrale 8,28 X l ° c W ärm eein­

heiten.

Es bedeutet dies also, daß die D a m p f ­ t u r b i n e n z e n t r a l e in H üttenw erken mit gas­

gefeuerten Kesseln r u n d 50 °/o m e h r W ä r m e verbraucht, als eine G a s m a s c h i n e n z e n t r a l e . Aus obigen Zahlen ergibt sich ferner ein m itt­

lerer W ärm everbrauch von

12 430 000 _ -rg o W ärm eeinheiten f. d. lO V .-Stunde 1640 1 bei D a m p f t u r b i n e n und von

8 280 000

= 5050 W ärm eeinheiten f. d. ICW.-Stunde

und verbrauchen infolgedessen, ausgerüstet mit T u r b o d y n a m o s , nur rund 50 °/o mehr W ärm e gegenüber dem B etrieb m it Gasdynamos, während in vergleichenden Betriebskostenberechnungen bisher in der Regel der M ehrverbrauch dem

20

1640 bei G a s m a s c h i n e n . Diese letztere Zahl ist besonders interessant, da sie beweist, daß alle früheren außerordent­

lich niedrigen W e rte für den m ittleren G asver­

brauch, mit denen bei A ufstellung von Ren­

tabilitätsberechnungen gerechnet wurde, viel zu günstig angenommen waren.

In Nr. 33 dieser Z eitschrift, Ja h rg an g 1907 (S. 1191), gibt M. L a n g e r olme zahlenm äßige Begründung als durchschnittlichen Gasverbrauch für die P . Si-Stunde drei Kubikm eter an; bei 900 W ärm eeinheiten f. d. Kubikm eter Hochofengas, 0,8 m ittlerem mechanischen W irkungsgrad der Gasmaschinen und 0,915 m ittlerem W irkungsgrad der m it den Gasmaschinen gekuppelten Dynamos ergibt sich nach L a n g e r f. d. K W .-Stunde ein durchschnittlicher W ärm e verbrauch von rund 5020 W ärm eeinheiten, das ist fast genau das­

selbe R esultat, welches die Rechnung an Hand einer in der P rax is aufgenommenen L eistungs­

kurve einer H üttenw erkszentrale ergab.

Z u s a m m e n f a s s u n g . E lektrische H ütten­

w erkszentralen, welche außer den Hilfsmaschinen auch die W alzenstraßen m it elektrischer Energie versorgen, arbeiten m it schwankender Belastung

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A bbildung 2.

V ergleichende W ärm ebilanz einer G asm aschinen­

anlage m it einer D am pfturbinenanlage.

Zustand bei V ollast entsprechend zu 100 °/o und mehr in Rechnung g estellt wurde.

H errn H üttendirektor J e d r k i e w i c z in Tesclien, der mir die in dieser A rbeit behandelte L eistungskurve bereitw illigst zur V erfügung stellte, spreche ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus.

Qualitative A rbeit in d e r Stahlerzeugung und elektrisches Schmelzverfahren.

Eine technisch-w issenschaftliche Studie von H üttendirektor 0 . T h a l l n e r in B ism arckhütte O .-S.

(Schluß von

W

enn man alle vorgeschilderten V erhältnisse in B etrach t zieht, so d arf man wohl ohne w eiteres bestätigen, daß vor allem ändern die chemische R einheit in direkten Beziehungen zur Q ualität steh t und einen überaus wichtigen F a k to r für sie bildet, so daß, wenn in q ualitativer Richtung gearbeitet wird, dem chemisch durchaus reineren P ro d u k t auch die größere qualitative W e rtig ­ k eit zugesprochen werden muß. Dann d a rf aber die B eurteilung des F ab rik ates keine einseitige sein und sich nicht auf die hauptsächlichsten B estandteile Phosphor, Schwefel, A rsen und K upfer allein erstrecken, sondern auch auf das

Seite 1686.)

tatsächliche Maß ihres Einflusses und jene meist nicht kontrollierten Beimengungen, welche hier vornehmlich in den Oxyden, also kurz im Sauer­

stoffe, von überwiegend schädlichem Einflüsse sind. N ur im Einklänge hierm it verm ag man die F rag e nach den Beziehungen zwischen Be­

triebsw irtschaftlichkeit und q ualitativer A rbeit zu beantw orten.

W enn w ir irgend ein chemisch unreines Eisen in einem beliebigen H üttenprozesse zu einem chemisch reinen F ab rik ate raffinieren, so kommt vor allem der Sicherheitsfaktor in B etracht, mit welchem dies geschehen kann. Denn die quali­

(6)

1722 Stahl und Eisen. Q ualitative A rb eit in der Stahlerzeugung u .eleklr. Schm elzverfahren. 27. J a h r g . Nr. 48.

ta tiv e Richtung der A rbeit fordert vor allem die strenge Klassifikation nach dem tatsächlichen Ergebnisse. I s t ein H üttenprozeß so gestaltet, daß 100 o/o des erzielten P roduktes die denkbar g rö ß te chemische Reinheit besitzen, so entfällt natürlich die Klassifikation von selbst und es ist auch der B etrieb im Hinblick auf die Selbst­

kosten für dieses P ro d u k t von der höchstmög­

lichen W irtschaftlichkeit. I s t die Sicherheit im A rbeitsverfahren keine unbedingte, so ist eine Klassifikation nötig. Da es nun weder A rbeits­

verfahren gibt, welchen diese Sicherheit zukommt, noch Menschen, welche sie fehlerfrei durchführen, so w ird naturgem äß die Klassifikation auch W ertigkeitsstufen schaffen, und der P reis des F abrikates w ird ihnen entsprechend gebildet w er­

den müssen. W enn die Klassifikation z. B. er­

gibt: 30°/o höchstw ertiges, 30°/o m ittelw ertiges und 40 °/o unterw ertiges F ab rik at, so werden naturgem äß die Selbstkosten fü r die höchste Klasse nach den V erw ertungsm öglichkeiten für die minderen Klassen und dem Ausfall daraus berechnet werden müssen. Es ergeben sich dann oft so hohe Selbstkosten fü r das qualitativ w ertige F abrikat, daß man es vorzieht, das A rbeits­

verfahren zu ändern, von vornherein bessere Grundstoffe in Anwendung zu bringen, also te u re r zu arbeiten. Dies sei nur im Hinblick auf die Zusammensetzung gesagt, wie w ir sie bei der chemischen Analyse finden. Aber es gesellt sich noch anderes hinzu, der Einfluß je n er chemischen Verunreinigungen, welche w ir nicht ohne w eiteres unter K ontrolle nehmen können, jen er aus dem physikalischen Aufbau im Gefüge und aus der allgemeinen physikalischen Beschaffenheit. Die K ontrolle h a t auch hier den Zweck der Klassifikation und e rstre c k t sich einer­

seits auf die P rüfung der physikalischen Eigen­

schaften des Erzeugnisses, anderseits auf jene der physikalischen Beschaffenheit. Man d arf sich keinem Zweifel darüber hingeben, daß die Ergebnisse der mechanischen Q ualitätsprüfung nur zu oft im direkten Gegensatz stehend be­

funden w erden zum E rgebnis der chemischen P rüfung, oder daß das in beiden P rüfungsarten g u t befundene F a b rik a t in der mechanischen Ausführung schlecht beschaffen, voll von Fehlern oder Mängeln ist. Dadurch sinkt natürlich das A usbringen an qualitativ höchstw ertigen F a b ri­

katen oft auf einen sehr geringen P ro zen tsatz h erunter, ihre F abrikationskosten schnellen be­

denklich in die Höhe.

Soll in all diesen Richtungen mit dem der Sache zukommenden E rn ste qualitativ gearbeitet werden, so t r i t t die unbedingte N otwendigkeit hervor, den Mängeln durch geeignete V orkehrungen und W ahrnehm ung aller Momente zu begegnen, welche die Gewinnung eines qualitativ w ertigen E rzeu g ­ nisses zu befördern vermögen. Das w ichtigste Moment is t die S orgfalt im A rbeitsverfahren

und in der Ausführung, und es erscheint klar, daß diese S orgfalt um so größere M ittel in An­

spruch nimmt, je geringer die Sicherheit in der E rlangung eines gleichmäßig beschaffenen E r ­ zeugnisses in dem betreffenden Prozesse selbst ist. Es erwachsen umfangreiche K ontrollappa- ra te , es müssen große M ittel in Bewegung ge­

se tzt werden fü r die Behandlung und Reinigung des M aterials, es ergeben sich schlechte Aus­

bringen an W are und dies alles kostet Geld und erhöht u n ter Umständen die Selbstkosten so sehr, daß es unw irtschaftlich wird, aus chemisch unreinen Einsätzen durch Raffination qualitativ w ertige F ab rik ate zu schaffen; ganz abgesehen davon, daß dann immer noch die F ra g e offen bleibt, ob dieses F ab rik at qualitativ ebenfalls ebenbürtig ist dem bei gleichen Selbstkosten in anderen V erfahren gewonnenen Fabrikate.

Zieht man demgegenüber die V erfahren nach Gruppe A in B etracht, so findet sich hier als besonderes Merkmal, daß bei W ahl bester Grund­

stoffe und durchaus g rö ß te r Sorgfalt im A rbeits­

verfahren (sie erstreck t sich auf kleine Mengen) die positive Sicherheit für die Gewinnung eines gleichmäßigen F abrikates durchaus hohen Quali­

tätsw ertes gew ährleistet ist. Es ergeben sich so g u t wie keine unterw ertigen F ab rik ate und dadurch entfällt ih r unberechenbarer Einfluß auf die Selbstkosten fast völlig. Das Enderzeugnis klassifiziert besonders im T iegelverfahren ohne w eiteres nach dem E insätze — da dieser ja sorgsam ausgesucht is t — und es gibt hier ein Mindestmaß an aufzuwendenden M itteln, um gün­

stige Gefügebeschaffenheit und physikalische Rein­

heit lierbeizuführen sowie ein möglichst günstiges Ausbringen.

W enn das V erfahren also auch hundertm al in den Gewinnungskosten der Rohstoffe unw irt­

schaftlich erscheint, so ist es im E rfolge dem­

nach ökonomisch, und im qualitativen W e rt des F abrikates lieg t dessen bis heute unberührte größere praktische V erw ertbarkeit zu guten Preisen. Dies beweisen die Tatsachen.

Aus dem V orerörterten ist zu entnehmen, daß die qualitative Richtung in der A rbeit immer und u nter allen Umständen nur m it einem ent­

sprechenden Aufwand an Kosten und M itteln durchgeführt werden kann, und gerade dieser Aufwand ist es, welcher so außerordentlich reizt, an ihm in den Raffinationsverfahren zugunsten der Selbstkosten und des daraus sich ergebenden Preises zu sparen. Es ist unbestreitbare T a t­

sache, daß dort, wo dies geschah, der E rfolg ausblieb und in alle Zukunft ausbleiben muß, denn ein F ab rik at, welchem das vornehmste qualitative Merkmal, die „Z uverlässigkeit“ , fehlt, kann als Q ualitätsfabrikat nicht angesehen w er­

den, und diesen Mangel verm ag im allgemeinen auch der billigste P reis auf die D auer nicht auszugleichen. Leider fanden sich genug Törichte,

(7)

27. N ovem ber 1907. Q ualitative A r b e itin d e r Stahlerzeugung u.elek tr. Schm elzverfahren. Stahl und Eisen. 1723 welche ohne die positive Grundlage, die Sicher­

heit im A rbeitsverfahren völlig zu beherrschen, durch den P reis ih re r F ab rik ate konkurrieren und ihre W ettbew erber hinwegfegen wollten. Sie verschw anden ruhmlos, das Q ualitätsfabrikat aber blieb. Es en tsteh t nun die F rag e , ob es über­

haupt möglich ist, auf dem Raffinationswege q ualitativ und bei geringeren Selbstkosten den höchstw ertigen T iegelstahlsor­

ten gleichw ertige Erzeugnisse K W .-Si.

zu erhoffen.

Nehmen wir nun a n , daß w ir im M artinofen die schäd­

lichen Beimengungen, Phosphor, Schwefel, K upfer, Arsen, völlig herauszubringen vermöchten, so bleibt noch immer ein F ehl­

b e trag in den Oxyden. Diese Oxyde können nur im Tiegel zum großen Teil entfernt w er­

den, es würde also die Kom­

bination M artinofen — Tiegel einzuschalten sein, und dann entsteht wieder die F rag e , ob das F a b rik a t n u n qualitativ gleichw ertig wäre einem T iegel­

stahl bester Q ualität, erzeugt aus H erdfrischstahl. Man darf sich keinem Zweifel darüber hingeben, daß die B eantw or­

tung dieser F rag e die w ider­

sprechendsten Meinungen aus- lösen dürfte, und es ist ohne w eiteres zuzugeben, daß jede derselben ihre B erechtigung be­

sitzen wird, daß sie aber vor allem an dem Mangel eines Q ualitätsm aßstahes scheitern muß. Dies ist erklärlich, denn es spielt hier ein Q ualitäts­

faktor herein, welchen zu de­

finieren schwierig ist. An fol­

gendem Beispiele soll dies ge­

zeig t w erden: W ä h lt man als

E insatz in den Tiegel ein chemisch reines Eisen und fügt demselben so viel Kohlenstoff, z. B. in Form von Holzkohle, zu, daß ein Tiegelstahl von

1 °/° Kohlenstoffgehalt sich e rg ib t, im zweiten Falle kohlt man m it chemisch reinstem Roheisen, im d ritten Falle frischt man nach dem Uchatius- verfahren chemisch reinstes Roheisen mit eben­

solchem E rz, im vierten Falle schmilzt man chemisch reines Puddeleisen ein, im fünften Falle aber Zem entstahl, im sechsten Falle steirischen H erdfrischstahl, so werden T iegelprodukte er­

folgen, welche sich bei genauer P rüfung tro tz gleicher chemischer R einheit durchaus verschieden in der Q ualität verhalten werden. Diese V er­

schiedenheit w ird ihren Ausdruck wohl nu r in um fangreicher physikalischer P rüfung finden

können, dann aber deutlich genug. Es finden sich U nterschiede in der K örnung bei demselben Maß au B earbeitung oder der thermischen Be­

handlung, im Verein hierm it abweichende physi­

kalische Eigenschaften, besonders in allen Ge­

fügezuständen, welche die H ärtung zum Aus­

gange haben. E s findet sich verschiedene H ä r t­

barkeit, H ärte und Härte-Em pfindlichkeit, v e r­

schiedene Schneidkraft und E la stiz itä t usw., eine T atsache, welche jederzeit bewiesen werden kann.

Dies ist ganz natürlich. Denn wenn auch die Masse hier wie dort aus chemisch gleichartigen Molekülen aufgebaut ist, so ist damit noch nicht bewiesen, daß ih r Zusammenbau auch derselbe sein muß. W ir müssen vielmehr die V eränder­

lichkeit der physikalischen Eigenschaften, der chemisch unveränderten M aterie, auf das Konto der V eränderlichkeit im physikalischen Aufbau setzen. W ir müssen dann jene Umstände zu erforschen suchen, aus welchen die V eränderlich­

keit in Kohäsion, E la stiz itä t und Gleitvermögen auf Basis rein mechanischer V orgänge ableitbar ist, und hierin h at uns bisher die W issenschaft keine G rundlage geboten, den F o rtsc h ritt in posi- A bbildung 1. K raftv erb rau ch in K W .-Stunden f. d. Tonne Stahl.

(8)

1724 Stahl und Eisen. Q ualitative A rb eit in der Stahlerzeugung u.elektr. Schm elzverfahren. 27. J a h rg . Nr. 48.

tiv e r R ichtung anzustreben und Mittel zu finden, den physikalischen Aufbau im H üttenprozesse in unsere G ew alt zu bekommen. W enn also irgend ein P rozeß oder ein m etallurgisches V erfahren ersteht, in welchem es möglich ist, nach der einen Richtung, der chemischen K onstitution, ein w eitestgcstecktes Ziel zu erreichen, so d a rf nicht

übersehen werden, daß damit, so viel immer er­

reicht sein mag, der w eiteren Vervollkommnung in qualitativer Richtung keine Grenze gesetzt ist. Es w ird ih r vielmehr und in besonders hohem Maße gerade in Deutschland erst die Mög­

lichkeit erschlossen, im Elektroschm elzverfahren zu r G eltung zu gelangen. W enn dies w irklich der P a ll ist, so ist hierdurch die wirtschaftliche Stellung der E l e k t r o v e r f a h r e n gegenüber den anderen H üttenprozessen tatsächlich gegeben.

E s erwiesen sich in Deutschland bis je tz t alle Versuche zu wenig w irtschaftlich, das Eisen aus seinen E rzen im elektrischen Ofen direkt zu

gewinnen, daher konnte bisher auch der E lek tro ­ ofen nur als Umschm elzapparat in B etracht kommen. Umschmelzapparate besitzen w ir eigent­

lich nur in den Tiegelöfen, minder rein ausge­

p rä g t in Martinöfen, da in letzteren mangels Luftabschluß m etallurgische Prozesse ununter­

brochen vor sich gehen.

N atürlich wies der erste Ge­

danke d arau f hin, den E lek tro ­ ofen in diesem Sinne auszu­

nutzen bezw. zu verw erten, da man j a diesen Ofen an sich als Tiegel betrachten durfte, in welchem das Umschmelzen bei Ausschluß der Feuergase s ta tt­

findet. Indessen findet sich hier­

in ein Irrtu m , denn tatsächlich ist der Elektro-Ofen heute in­

folge seiner basischen Zustel­

lung nichts als ein basischer Umschmelzofen bei Ausschluß der Feuergase, aber nicht bei Abschluß der L uft. Die che­

mischen V orgänge darin sind andere als im sauren Tiegel, es fehlt der K ieselsäuregehalt, dessen allmähliche Lösung, Re­

duktion und die stetig e A rbeit des Siliziums bei der Desoxy­

dation unter gleichzeitigem Ab­

schluß der L uft. H ierdurch wird im Tiegel tatsächlich auch ih r Einfluß ferngehalten, wel­

cher in der Störung jen er me­

chanischen Vorgänge besteht, die in erste r Beziehung den physikalischen Massenaufbau bew irken bezw. vorbereiten.

W ürde man den Tiegel ohne V erschluß bezw. Deckel in den Ofen setzen, so w äre damit lediglich der saure Martinofen nachgeahm t, und man würde gezwungen sein, in besonderer Aufgabe von Schlacke einen Schutz gegen den direkten Einfluß der F euergase au f das Schmelzgut zu schaffen. Aber dann stellt sich abermals der Nachteil ein, daß das Oxydul der Schlacke oxydiert und so befähigt wird, Sauerstoff an das Metall abzugeben. Es fehlt dann das w ichtigste Merkmal des Tiegelprozesses, d a s l a n g e Z e i t hindurch währende Abstehen bei gleichzeitiger mechanischer Abscheidung der Oxyde, ihre Reduktion im M etall durch das Si­

lizium und die hierbei stattfindende E ntgasung.

D ieser V organg kann im M artinofen nicht stattfinden bei basischer Zustellung desselben, auch nicht bei sau rer Zustellung und schließlich auch nicht im elektrischen Ofen, wie immer er

0,325

% A bbildung

Sicherhoitsschauhild bezüglich des P h o s p h o r gebaltes im m etallurgischen P rozeß, ge­

wonnen aus 307 aufeinander­

folgenden Chargen.

a) bei flüssigem E in s a tz : unter 0,010°/o einschl.

249 C hargen . . . über 0,011 o/0 einschl.

bis 0,015 einschl.

56 C hargen . . . über 0,016 o/o einschl.

bis 0,02 einschließl.

1 Charge . . . . über 0,021 o/0 oinschl.

bis 0,026 einschließl.

1 C harge . . . . 0,325 un ter 0,015 einschl. rd. 99,35 o/o üb er 0,016 „ 0,65 „ b) bei kaltem E insatz:

unter 0,010o/0 einschl.

24 C hargen . . . . über 0,011 o/0 einschl.

un ter 0,015 10 Ch.

über 0,016 °/o einschl.

unter 0,020 5 Ch. . über 0,020 °/o einschl.

2 C hargen . . . . un ter 0,015 o/0 ein­

schließlich 82,9 °/o über 0,016 °/o ein­

schließlich 17,1 °/o

S y 1 0 I I 1 2 13 I I 15 l l i 17 I S 1!) 2 0 21 2 2 2 J 2 4 2 f. 2 « 2 7 2 8

t a u s e n d s t e l P h o s p h o r Si. * .e. 5 2i

(9)

27. Novoinbor 1907. Q ualitative A rb eit in der Stahlerzeugung u .e le k tr. Schm elzverfahren. Stahl und Eisen. 1725 zugestellt sein mag-. E r w ürde in gleicher A rt

auch nicht im basischen Tiegel möglich sein, und man würde darin eine vom F a b rik a t aus dem sauren Tiegel sehr erhebliche Abweichung der Gefügebeschaffenheit erzielen müssen.

W enn w ir also den elektrischen Ofen in das Auge fassen mit seiner basischen Zustellung und dem unvermeidlichen L u ftz u tritt, so finden sich hier andere V erhältnisse als bei dem Tiegelofen, und man kann sie keinesfalls in unm ittelbaren Vergleich mit dem letzteren bringen. D er elek­

trische Ofen ist eben ein A pparat für sich und muß für sich b etrach tet und ausgenutzt

werden. Diese A usnutzung kann nur in den sich aus der E ig e n art des Appa­

ra tes ergebenden m etallurgischen P ro ­ zessen gefunden werden. W elcher A rt sind diese? Man h at wohl schüchterne Hoffnungen gehegt, daß die E inw irkung des elektrischen Stromes an sich von Einfluß sein würde auf eine chemische Reinigung, aber sie verw irklichen sich nicht und konnten es auch g a r nicht, weil der elektrische Strom nichts als unsere W ärm equelle ist und praktisch, auch als nichts anderes, wenngleich ungemein viel reiner als jede andere, aufgefaßt werden darf. Das le tztere is t ihr H au p tv o rteil, und deshalb mag man wohl um so m ehr an ihre un­

bedingte entschwefelnde W irk u n g ge­

dacht haben, als sie g e sta tte t, das Metall beliebig lange auf einer hohen Tempe­

r a tu r zu erhalten.* Daß Schwefel, da er w anderungsfähig und leicht oxydier­

b a r ist, durch Glühen, Rösten und ähn­

liche W ärm eeinw irkungen entfernt w er­

den kann, wenn viel davon vorhanden ist, ist allbekannt, indessen gelingt dies nur bis zu einer bestimmten V erdün­

nung, bis zu einem R estgehalt, bei w el­

chem die Befähigung, Schwefel wieder aufzunehm en, anw ächst. Aus dieser Ursache is t es im M artinprozeß so schw ierig, den Zeitpunkt zu fassen, in wrelchem die Entschw efelung eine voll­

kommene ist, möglich erscheint sie über­

haupt nur durch wiederholtes Schlackenziehen und Aufgabe stets neuer Mengen schwefelfreien Kalkes. Dies is t w ichtig zu wissen, denn es sind hier überhaupt die Grundbedingungen fü r die Entschw efelung gegeben.

W enn w ir in irgend einem Stadium des Schmelzprozesses im M artinofen dem Bade einige Zehntel P ro zen t W olfram oder Molybdän zu­

führen, so w ird bald danach der Schwefelgehalt erheblich sinken, aber auch der Gehalt an diesen

* In dieser B eziehung ist A ehnlichkeit m it dem Tiegelprozeß vorhanden.

M etallen selbst. Sobald e r verschwunden ist, findet sich ein wachsender Schwefelgehalt wieder.

Auch im T iegel entscliwefeln W olfram und Mo­

lybdän k räftig . Sie entscliwefeln deshalb, weil ihre Oxyde befähigt sind, den Schwefel zu binden, weil diese Oxyde und ihr Schwefelgehalt in die Schlacke gehen, hieraus nicht reduzierbar, aber verdam pfbar sind. Die Eisenoxyde der Schlacke sind nicht flüchtig, sie binden ebenso begierig Schwefel wie Phosphor und letztere werden von jedem ßeduktionsvorgang betroffen, w elcher Eisen aus der Schlacke red u ziert. D aher d arf man im

Hinblick auf den Schwefel wohl sagen, daß er durch langes Ausschmelzen bei eisenreicher Schlacke nicht entfernt werden kann, weil diese seine Diffusion in die L u ft behindert. Aus dieser Ursache ist für die Entschwefelung die eisenfreie Schlacke unbedingt n ö tig ; da sie aber im M artin­

prozeß auf die D auer nicht eisenfrei erhalten werden kann, so ist in diesem der Schlackenprozeß um so weniger von sicherer W irkung, als die eisen­

reiche Schlacke auch aus den Feuergasen be­

g ierig Schwefel aufnimmt und dieser durch jeden ßeduktionsvorgang wieder in das Bad über­

geführt wird.

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70.3% A bbildung 3.

Sicherheitsachaubild bezüg­

lich des Schw cfelgehaltes im m etallurgischen Prozeß, gewonnen aus 307 aufein­

anderfolgenden C hargen.

a) b e i f l ü s s i g . E i n s a t z : u n ter 0,010 °/o einschl. %

215 Chargen . . . 7 0 , 3 über 0,011 °/° einschl.

bis 0,015 einschl.

70 C hargen . . . 22,8 über 0,016 % einschl.

bis 0,02 cinschließl.

16 C hargen . . . 5,2 über 0,021 einschl.

bis 0,023 einschl.

6 C hargen . . . . 1,95 un ter 0,015 einschl. - ^ 4 3 °/o üb er 0,015 „ ' v 1 ,

0 , 0 0 3 8 !l 1 0 I I 12 13 1-1 10 Ifi 17 1 8 1 9 2 0 2 J 2 2 tmisemfotcE \S c h w e fe l

(10)

1726 Stahl und EiBen. Q ualitative A rb eit in der Stahlerzeugung u.elektr. Schm elz verfa h r eil. 27. J a h rg . N r. 48.

E s ist k la r, daß u nter diesen Umständen die Entschwefelung die G egenw art eisenfreier Schlacke zur Vorbedingung hat, wenn sie nicht ein zufälliges Ergebnis sein soll. W enn w ir also die Sache nüchtern betrachten, so findet

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tausendstel % A bbildung 4.

Siehorheitssclm ubild bezüglich des S c h w e f c l - gohaltes im m etallurgischen P rozeß, gewonnen

aus 41 C hargen bei kaltem Einsätze.

sich, daß der Elektro-Ofen mangels m etallurgischer Prozesse ein unvollkommenes Ding sein würde, in qualitativer B ew ertung des reinen Umschmelz­

produktes eng anschließend an die nicht bis in die äußersten Konsequenzen verfeinerten F a ­ brikate des M artinofens. W ir müssen hier immer bedenken, daß bei eisenreicher Schlacke u n d der

M öglichkeit des L u ftz u tritte s auch der E rfolg des Abstehens illusorisch wird. H ieraus folgt die E ichtung der anzustrebenden m etallurgischen P ro zesse; sie ist gegeben durch die Möglichkeit, im Elektro-O fen den Schlackenprozeß hinsichtlich der E rzielung g rö ß ter chemischer R einheit voll­

kommen beherrschen zu können.

Es ist dieses vor allem ein Verdienst des T rios H e r o u l t - E i c h h o f f - L i n d e n b e r g , und es soll dieses V erdienst hier nicht nur anerkannt, sondern auch frei und offen als groß, w ichtig und in hingehender A rbeit gezeitigt, gew ürdigt sein. N atürlich ist zu einem P rozeß, in welchem die vorerw ähnte M öglichkeit erreicht werden soll, der Elektrodenofen und aus besonderen U rsachen der Heroult-Ofen im höchsten Grade geeignet. Denn die Möglichkeit, die maximale E nergie der W ärm eerzeugung in der Schlacke konzentrieren und diese so bis in das letzte Titel- chen ausnutzen zu können, ist hier voll gegeben.

D er T em peratur des Lichtbogens w idersteht selbst Kalzium nicht und man verm ag hier dünnflüssige hochbasische Schlacken zu erzeugen, wie in kaum einem anderen Prozesse. N atürlich ist diese Schlackenausnutzung von besonderem W e rt fü r die Entphosphorung, weil diese j a nicht anders e r­

folgen kann, als durch Schlackenwechsel, hierüber darf kein Zweifel bestehen. Es sind fü r diese hier also dieselben V erhältnisse maßgebend, wie im M artinofen, aber ungemein viel günstigere.

Durch die Entphosphorung wird eine Periode des m etallurgischen Prozesses abgeschlossen und es d a rf erw ähnt werden, daß natürlich gleich­

zeitig der Schwefelgehalt erheblich herabgesetzt (aber nicht annähernd in gleichem Maße ent­

fern t ist, wie der Phosphorgehalt), ferner, daß der Kohlenstoffgehalt auf u nter 0,10 °/o ge­

gangen, ebenso Mangan- und Silizium gehalt fast entfernt sind. Diese erste (Oxydations-) Periode fü h rt zu den Erscheinungen der Ueberfrischung und nun se tzt der eigentliche elektrom etallurgische P rozeß ein. E r ist charak terisiert als Desoxy- dations- und R eduktionsprozeß. Ueber den Des­

oxydationsprozeß des M etalles, welcher an sich j a nur eine Beschleunigung der Desoxydation bei Abwesenheit bezw. Nichtverw endung von Mangan und Silizium bezweckt, is t es mir leider verw ehrt, zu schreiben. Es sei nur gesagt, daß er vorbereitend w irk t für den folgenden R e­

duktionsprozeß. Diesem also in die d ritte Periode fallenden Prozesse kommt die Aufgabe zu, die Schlacke durch Kalzium- und Siliziumkarbidbil­

dung zu desoxydieren, das Eisen also daraus zu reduzieren, die Schlacke stets eisenfrei zu halten und sie so durchlässig fü r den Schwefel zu machen. In dieser Periode erfolgt tatsächlich die Entschwefelung mit g rö ß te r Sicherheit und Schnelligkeit zu praktischen Spuren. Es wird aber auch ein zw eiter Effekt erzielt, denn in­

folge der beliebig ausdehnbaren Schinelzzeit hat

(11)

27. N ovem ber 1907. Q ualitative A rb eit In der Stahlerzeugung u .e le k tr. Schm elzverfahren. Stahl und Eisen. 1727

h u n d e r t s t e ]

die em ulgierte Schlacke Gelegenheit auszuscheiden, und neuen Sauerstoff kann sie aus der Luft nicht in das Bad bringen, weil ihr E isengehalt j a stets immer wieder reduziert wird. D er m it­

reduzierte Schwefelgehalt, es handelt sich hier nur um geringste Mengen, verm ag w ieder heraus­

zuwandern und in Verbindung m it Kalzium die F ähigkeit zur Verflüchtigung zu erlangen bezw.

zur V erbrennung mit dem Sauerstoff der L uft.

N atürlich verm ag in diesem Stadium g rö ß ter Oxydreinheit der Zusatz von Kohlenstoff zu er­

folgen, ohne daß hierdurch schädliche B estand­

teile aus der Schlacke red u ziert würden, der Stahl kann o x y d f r e i ausgeschmolzen und fe rtig ­ gemacht werden. Es lassen sieh die V orteile dieses m etallurgischen V erfahrens einfach zu­

sammenfassen in die drei P u n k te : 1. Entphos­

phorung, 2. Entschw efelung, 3. Desoxydation m it einer in anderen Prozessen m it gleich chemisch unreinen E insätzen niemals und unter keinen Umständen erzielbaren gleich großen Sicherheit.* Diese T atsache ist feststehend und sie is t ein F o rtsc h ritt, welcher in seiner Be­

deutung nicht unterschäl.zt werden darf. Denn es wird hier­

durch der qualitativen R ichtung unserer A rbeit neuer A ntrieb gegeben und zw ar ein um so fru ch tb arerer, als sie auf Basis der Verwendung in Deutschland zu gewinnender Rohstoffe er­

folgen kann, also auf nationalem Boden fußt.

Die w irtschaftliche Bedeutung des V erfahrens muß nach zwei Richtungen b etrach tet w erden, und zw ar in der Be­

deutung als Raffinations- bezw. V eredlungsverfahren und in derjenigen als A usgangspunkt für die E ntw icklung in der rein qualitativen R ichtung bis zum höchstw ertigen P ro d u k t als Endziel dieses Bestrebens. Daß die Grundlagen in zw eiter ute und gefestigte sind, d arf nicht in Zweifel gezogen w erden; sie sind durch die erw ähnten V orteile klar

g egeb en , aber man verm ag _ heute nichts anderes zu sagen,

A bbildung 5. , , „ , , .

_ als daß durch sie ein ungemein Schaubild für die A rbeitssicher- Weites F e ld für den w eiteren h eit in bezug au f K o h l e n s t o f f , F o rtsc h ritt gegeben ist. Nur M a n g a n und S i l i z i u m , be- m u ß w arnend hierher g esetzt zogen auf 307 Chargen m it flüs- w erden, daß er auch hier in

seinen letzten Konsequenzen nicht erzielbar ist ohne Opfer an

9 10 1) 12 13 14 15 1« 1" 18 19 20

A bbildung 0.

Schaubild fü r die A rbeitssicher­

h e it m it K o h l e n s t o f f , M a n g a n und S i l i z i u m . Um 9 6 °/o C hargen genau zu treffen, erfo rd ert C eine T oleranz von 0,12 °/o, Mn eine Toloranz von 0,06 °/o, Si eine

Toleranz von 0,06 o/q.

S l u K . 530

* E s w ird sicher auch an diesem Ofen die be­

w ußte Beeinflussung des physikalischen A ufbaues m ög­

lich worden, und es erscheinen auch die P erspektiven fü r die F a b rik atio n höchstw ertiger L egiorungsstähle, welche m an bis heute in gleicher Q ualität nicht a n ­ zufertigen verm ochte, ü beraus günstig.

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hundertstel %

(12)

1728 Stahl und Eisen. Neues in österreichischen Eisenhüttenw erken. 27. J a h rg . Nr. 48.

A rbeit und Selbstkosten, also optimistische G eister sich nicht mit dem Gedanken trag e n dürfen, hin­

fo rt Q ualitätsfabrikate um ein B u tterb ro t er­

werben oder auf den M arkt bringen zu können.

F ü r die erstgenannte Beziehung erscheinen die Selbstkosten im Vergleich zum Q ualitäts- gewinn und den erzielbaren P reisen bestimmend.

Es ist auch hier unmöglich, der N utzbarkeit des V erfahrens ein Prognostikon in Zahlen zu stellen.

Dagegen ist es wohl möglich, in Anlehnung an die T atsachen dessen V orteile hervorzuheben.

D er erste 1,5 t-O fe n der L i n d e n b e r g s c h e n Anlage in Remscheid h atte bei unregelm äßig interm ittierendem kaltem und flüssigem E insatz 2337 Chargen ausgehalteu (zwischen vier und zehn im T age;, ohne nach Angabe des H rn.

Lindenberg seiner äußeren Beschaffenheit wegen rep aratu rb ed ü rftig geworden zu sein. Es ist dies glaubw ürdig, weil die Schlacke infolge ih rer K onstitution und infolge ihres Flüssigkeitsgrades den H erd weder angreift, noch das Ausschmelzen nötig m a c h t; der Ofen ist, ausgegossen, sofort w ieder betrieb sb ereit; kleine R eparaturen er­

fordern, wenn nötig, weder nennensw erte Zeit noch große M ittel. Man d arf den Höroult-Ofen nicht als solchen, sondern als A pparat m it einem uhrw erkm äßigen Gange betrachten. Seine Be­

dienung und selbst die L eitung der m etallurgi­

schen Prozesse erfordern m ehr G ew issenhaftig­

keit als körperliche A n stre n g u n g ; er arb eitet also

im Lohn w irtschaftlich. D er E nergieverbrauch geht aus Abbildung 1 hervor, er ist gewiß nicht groß und kostspielig genug, die W irtschaftlichkeit des V erfahrens in der hier erö rterte n Beziehung in F ra g e zu stellen. Ganz natürlich arb eitet der Ofen bei flüssigem E insatz w irtschaftlicher als bei kaltem , und er w ird praktisch bei E r ­ zeugung des qualitativ w ertigen M assenfabri­

k ates auch nur hierauf angewiesen sein. H ier se tzt aber die F rag e ein, wie die V orfrischung w irtschaftlich genug erfolgen kann, damit in der Zusam m enarbeit des V orfrisch- und E lek tro ­ ofens geringste Ausfälle an Zeit und an E r ­ zeugungsmenge für beide Teile erwachsen. Die A ntw ort h ierau f w ird die Zukunft g eb e n ; daß sie im fortschrittlichen Sinne erfolgen wird, ist so g u t wie sicher.

In den Schaubildern Abbild. 2 bis 6 sind zum Schlüsse einige graphische D arstellungen gegeben, gewonnen auf Grund der Ergebnisse von 307 Char­

gen mit flüssigem und 40 Chargen m it kaltem E in­

sätze. Sie haben den Zweck, das Maß der p ra k ­ tisch erzielbaren Sicherheit im A rbeitsverfahren darzulegen, bei A rbeit m it m ittelgutem H andels­

schrott. Ih r Studium genügt, den praktischen W e rt des V erfahrens darzulegen, und es sei nur erw ähnt, daß die ü b e ra u s' geringen Ab­

weichungen im Mangan- und Silizium gehalt des F ertig fab rik ates von dem geforderten Gehalte nur bei g ro ß er R einheit an Oxyden erzielbar sind.

Neues in österreichischen Eisenhüttenwerken.

Von Dr. Ing. T h e o d o r N a s k e in Olmütz.

(Schluß von Seite 1692.*) 3. Eisenwerk Kindno.

jie se s der P ra g e r Eisen-Industrie-G esellschaft gehörende W erk b a siert auf dem Stein­

kohlenvorkommen am Orte selbst und den E rz ­ lagern von N u t s c h i t z , welche mit dem Eisen­

w erke durch eine etw a 40 km lange B ergw erks­

bahn verbunden sind. Das Eisenw erk besitzt v ie r Hochöfen, welche säm tlich Thomasroheisen erzeugen. Die Produktion b e trä g t annähernd 500 t in 24 Stunden. Zur W inderhitzung dienen sechs W hitw ell- und sechs Cowper-Apparate, der erh itzte W ind wird durch drei Dampfgebläse und ein Gasgebläse von zusammen 3480 P .S . den Hochöfen zugeführt. Die Hochofengicht­

gase werden zur Heizung der W inderhitzer, Dampfkessel und zum B etriebe von Gasmotoren verw endet. Die Reinigung der G ichtgase, welche zu motorischen Zwecken dienen, erfolgt durch drei hintereinander geschaltete, mit W asserein­

spritzung versehene V entilatoren; die Gase, welche hierauf Skrubber passieren, werden in Gasometern gesammelt, von wo sie erst zur Gas­

maschine gelangen. D er größte Teil der Hoch­

ofenschlacke w ird in granuliertem Zustande zu M örtelsand und zu Schlackenziegeln verarbeitet.

Besondere Beachtung verdient die A u f ­ b e r e i t u n g der fü r den Hochofenprozeß not­

wendigen R oherze. Das von den E rzgruben anlangende E rz w ird von der Hochbahn g e stü rzt und gelangt unm ittelbar in Röstöfen, von denen 47 im B etriebe sind. D er R östprozeß, bei wel­

chem der von der Kohlenwäsche herrührende Ab­

fall (Kohlenschmand) als B rennm aterial Verw en­

dung findet, dau ert 24 Stunden und bezweckt vorzugsweise eine A uflockerung und Entschw ef­

lung des E rzes. Nach beendigtem Rösten ge­

lan g t das M aterial in Laugebassins, woselbst das E rz während zweier W ochen immer w ieder m it frischem W asser behandelt w ird, so daß in dieser Zeit annähernd 16 Laugen zum Aufgusse gelangen. Durch das Auslaugen w ird der Schwefel­

gehalt bis auf 0,2 o/o herabgem indert und ent­

spricht der G ehalt der E rze an V erunreini­

gungen am Schlüsse der A ufbereitung beiläufig

> = 2 , 3 % , Mn = 0,2 °/o, S = 0,2»/o.

* V ergleiche hierzu T afel X X V I in U r. 46.

(13)

27. N ovember 1907. lieues in österreichischen E isenhüttenw erken. Stahl und Eisen. 1729 B em erkensw ert bei dein ganzen V erfahren sind

die äu ß erst sinnreich angeordneten mechanischen T ransportvorrichtungen. Eine hochliegende Seil­

bahn dient zum Zuführen des B rennm aterials zu den E rzröstöfen, und eine in der H üttensohle laufende Seilbahn befördert die gerösteten E rze zu den Laugebassins. Ueber den letzteren ist eine auf einer Brücke fahrbare Schwebebahn angebracht, welche das E in träg en der gerösteten E rze besorgt. Das E ntleeren der Bassins be­

so rg t ein nach amerikanischem M uster eingerich­

te te r B aggerkran, w elcher das gelaugte E rz in

Das S t a h l w e r k umschließt das Thomaswerk mit -vier je 15 t fassenden K onvertern und das M artinw erk mit zwei Martinöfen von je 20 t, und zwei Umschmelzöfen von je 15 t Fassungs­

inhalt. Bisher wurde das von den Hochöfen kom­

mende flüssige Roheisen durch die als Sammler dienenden Umschmelzöfen geleitet. Von nun ab w ird aber m ittels eines vor den B irnen v er­

kehrenden G ießkranes von 20 000 kg H ubkraft das flüssige Roheisen direkt in die B irnen ein­

getragen. Ein Lokom otivgießkran nimmt die fertiggeblasene Charge in Empfang und b rin g t

einen F ü lltric h te r befördert. M ittels unterirdischer K etten gezogene H unte bringen das behandelte E rz direkt zum Hochofen. Die soeben beschrie­

bene Anlage ste llt demnach in drei übereinander angeordneten Höhenlagen eingerichtete stationäre T ransportvorrichtungen vor, welche hinsichtlich ih rer Zw eckm äßigkeit und der Raum ausnutzung als vorbildlich bezeichnet zu werden verdienen.

Das Roheisen von den Hochöfen w ird an W e rk tag en in Pfannen abgestochen, um in flüssi­

gem Zustande in das Stahlw erk zu gelangen.

D er hierbei zurückzulegende W eg is t in dem obenstehenden Situationsplane durch eine strich­

punktierte Linie (Abbildung 13) angedeutet.

sie in die Gießhalle, in welcher zu beiden Seiten des Geleises Gießgruben angeordnet sind, die von elektrisch betätigten L aufkranen von je 1 0 0 0 0 kg T ra g k ra ft bestrichen werden. Diese Hebezeuge besorgen das Ausheben und Einsetzen der Ko­

killen bei den Gießgruben und den T ran sp o rt der Blöcke von den G ießgruben zu den Tieföfen.

Im n e u e n M a r t i n s t a h l w e r k (s.T afel X X V I, Abbild. 2) wird in den zwei Martinöfen vorwiegend der in den W erken der Gesellschaft fallende Schrott v erarbeitet. Es dürfte bekannt sein, daß das Eisenw erk Kladno der A usgangspunkt d e s B e r - t r a n d - T h i e l - P r o z e s s e s w ar. G egenw ärtig w ird nach diesem V erfahren nicht mehr gear­

A bbildung 13. L ageplan des E isenw erkes Kladno.

1 = K ü h ltü rm e . 2 = T r ä g e r la g e r . 3 = T r ä g e r a d ju s ta g e . 4 = S c h ie n e n la g e r. 5 = W a lz w e rk . 6 ■= A d ju s ta g e . 7 = F e ln s tre c k e I u . I I . 8 = F e in s tr e c k e I I I . 9 = S c h n e lls tre c k e . 10 = M itte ls tre c k e . I I = S c h ie n e n s tre c k e . 12 = T rä g e rw a lz w e rk . 13 =a G ro ß e u n d k le in e G ro b stre c k e . 14 = S c h w ciß ö fen . 15 = T h o m a s h ü tte . 16 = M artin h ü tte . 17 = B lo c k w a lz w e rk . 18 = T ie fö fe n . 19 = S tah l- w e rk s g e b lä s e . 20 = S c h r o tt - u n d R o h e lsc n la g e r. 21 = G e n e r a to r e n . 22 = V e rw a ltu n g s g e b ä u d e . 23 = W a lz e n la g e r . 24 = W a lz e n - d re h e re l. 25 = B u rea u . 26 = E lc k tr. Z e n tra le . 27 = K e sse lh a u s. 28 = G eb lä seh a u s. 29 = H o c h ö fen . 30 ■= G ie ß e re i. 31 = W e rk s tä tte . 32 = F e u e rfe s te S te in fa b rlk . 33 = E rz b a ss in s. 34 = K o stö fen . 35 = G asg e b lä se . 36 = H ü tte n te ic h . 37 = K o k s la g e r. 38 — S ch m ied e.

(14)

1730 Stahl und Bisen. Neues in österreichischen Eisenhüttenw erken. 27. J a h rg . N r. 48.

beitet. Die B etriebsresultate m it diesem P ro ­ zesse w aren wolil die denkbar günstigsten, in­

folge Roheisenknappheit mußte aber die A rbeit mit flüssigem E insätze in Kladno vorderhand ledig­

lich auf die K onverter beschränkt werden. Die zwei Umsclunelzöfen, welche hinsichtlich ih rer B au art den Martinöfen vollständig gleichkommen und als solche eventuelle Verwendung finden können, haben die Aufgabe, das vom Eisen­

werke Königshof kommende feste Roheisen um- zusclimelzen.

Zwei elektrom agnetische K rane bedienen das Schrott- und R oheisenlager und verladen gleichzeitig das einzuschmelzende M aterial in die Einsatzm ulden (Abbildung 14.) Bei den Gene­

rato ren sind Kohlenbunker angeordnet, über w el­

chen ein Norm alspurgeleise läuft. Zur Bedie­

nung der B unker und G eneratoren ist ein C hargierkran vorgesehen, der mit einer durch das Gewicht des Chargierkübels sich öffnen­

den Rinne die Kohle faß t und in die Gene­

rato ren ein träg t. Je d e r Ofen h at seine eigene

stellt heute in der Gesamtheit eine M usteranlage d a r, die die w eiteste B eachtung verdient (ver­

gleiche Tafel X X V I, Abbildung 3).

Die aus dem Stahlw erke kommenden Blöcke gelangen in Tieföfen, von denen eine Gruppe geheizt, die andere ungeheizt is t; beide w er­

den von einem L aufkran bestrichen (siehe in Tafel X X V I, Abb. 3,1).* An die Tieföfen schließt die B lockstraße (II) von 1100 mm W alzendurch­

m esser und 2800 mm Ballenlänge an, welche von einem Verbunddrilling von 6500 P .S . an­

getrieben wird. H ier w ird sämtliches M aterial vorgeblockt. Das vorgeblockte M aterial wird auf der Schienenstrecke entw eder direkt zu Schienen oder Knüppeln a u sg e w a lz t, oder auf der T räg erstreck e zu T rä g e rn v e rarb eitet; in kürzeren Längen w ird es schließlich der Grob­

strecke zugeführt. Die V erteilung des vor­

geblockten M aterials besorgen zwei K rane, von denen einer die langen Knüppel zu der Schienen­

oder T räg erstreck e, der andere in einer Mulde die kurzen Knüppel z u r G robstrecke befördert (III).

A bbildung 14. K rananordnung für das Roheisen- und S ehrottlager des Stahlw erkes in Kladno.

G eneratorengruppe, deren Gasleitungen nicht m iteinander verbunden sind. Diese Einrichtung soll an dieser Stelle aus dem Grunde besonders hervorgehoben werden, weil sie im Gegensätze steh t zu der in anderen W erken (z. B. T rzy - nietz) angestrebten Z entralisation der Gaserzeu­

gung fü r Heiz- und K raftzw ecke.

Die M artinöfen sind hochstehend angeordnet und werden von einem C hargierlaufkran bedient.

Das V ergießen der Chargen besorgt ein Gieß­

laufkran von 40 000 kg T ra g k ra ft, w ährend den T ran sp o rt der Kokillen und Blöcke ein L auf­

drehkran von 8000 kg zulässiger B elastung über­

nimmt. Die räum liche T rennung der Gießhalle von der Kokillen- und Blockhalle verbunden mit günstigen Abmessungen der H allen muß als eine äußerst zweckmäßige Lösung dieses P rojektes be­

zeichnet werden und stellt daher dieses neue M ar­

tinstahlw erk in Kladno eine neue, in Oesterreich bisher nicht v ertreten e Type von Stahlw erks­

anlagen vor, der man eine vorbildliche Bedeu­

tung nicht absprechen kann.

Das W a l z w e r k im Eisenw erke Kladno ist in neuester Zeit nach den Angaben des In ­ genieurs G r u b e r modernen A nforderungen voll­

kommen entsprechend um gebaut worden, und

Als besonders bem erkensw ert w äre das neue T rägerw alzw erk (IV) hervorzuheben, welches dazu bestimmt i s t , T rä g e r von Profil 20 bis 550, W inkeleisen von Profil 200 bis 300 und die schw ereren Schienenprofile zu walzen. Dieses T räg erw alzw erk besteht aus drei V orstreck­

gerüsten von 900 mm W alzendurchm esser und 2200 mm Ballenlänge und einem F e rtig g e rü st von 900 mm W alzendurchm esser und 1000 mm Ballenlänge. A ngetrieben wird die S traß e von einem V erbunddrilling m it 1500 mm Zylinder­

durchmesser und 1300 mm H ub, entsprechend einer H öchstleistung von 7500 P .S . Zur Be­

wegung des W alzgutes dienen zwei fahrbare elektrisch angetriebene W alztische, welche ober­

halb des Hüttenflurs angeordnet sind und säm t­

liche G erüste bestreichen.

Zwei elektrisch b etätig te W arm sägen mit hydraulischem Vorschub schneiden dasausgew alzte M aterial in die entsprechenden Längen. Das Abheben des W alzgutes vom F ertig ro llg an g er­

folgt m ittels sich drehender Daumen, welche das in liegender Stellung am R ollgang befindliche

* Die im T exte angefü h rten röm ischen Zahlen beziehen sich auf B ezeichnungen im L agoplan, H eft 46, Tafel X X V I, A bbildung 3.

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