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Thorner Presse 1902, Jg. XX, Nr. 176 + Beilage

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Academic year: 2021

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kür T h o r » Slodt lind Vorsliidic: frei i»s Haus vierlcljährlich 3,25 Mk-, luoictNlich 75 Pf..

in der Gkschnsls- »nd de» A»Sr>abcsieIle» »nerteljährlich 1,80 MI., nioiiattich 60 Ps;

kür a u s w ä r t s : bei «Neu Kaiserl. Postaiislalle» vierteljährlich 3.00 Mk. ohne Bestellgeld.

SchrPlritung «nd Geschäftsstelle:

Kath,nil»el»strasze l.

A nsg a ve :

täglich a b e n d s m it Ausnahme der Sonn« und Festtage. Jernsprcch-A,»schlich N r. 57.

Anzeigenpreis:

dle Petitspaltzeile oder deren Raum 15 P f., silr lolale Geschäfts- und Privat-A nzeiger, 10 P f. — Anzeiget» werden angenommen in der Geschäftsstelle T h o rn , Katharinen- stratze 1, den Bermittelnngsstellen „Jnvalidendank", B e rlin , Haasenstein,». V ogler, B e rlin nnd Königsberg, sowie von allen anderen Anzeigen-VermittelungSstellen des I n - und Auslandes.

Annahme der Anzeigen f iir die nächste An-gabe der Zeitung bis 3 U hr nachmittags.

» L 1 ? 6 . Mittwoch de» 3». Znli 1002. XX. Zchrg.

Polnische rageSscha».

D ie viele» sich widersprechenden Gerüchte iiber die Gründe des R ücktritts deS F r e i ­ h e r r n v o n W a n g e n h e i i n von senien Aemtern beim Bnnd der Landw irlhe und die Niederlegn»« seines M andats znm Reichstag

„n d AbaeordnetenhauS haben die konservative»

Haniiov. Tagesnachr." veranlaßt, ihn per­

sönlich während der Tagnng der Vorstände der preußische« Landwirthschaftskannnern in Hannover deswegen zu interpelliren. F re i­

herr von Wangenhcim versicherte aus das bestimmteste, daß lediglich die Rücksicht anf seine Privatverhältnisse nnd die vielen öffent­

lichen Funktionen, die er sonst in der P ro - vinz Pommern übernommen habe. ihn zu diesem Entschluß veranlaßt haben. Sein Weggang bedeute f iir den Bnnd der Land- w irth e keinerlei Systemwechsel, auch in dem V e rh ä ltn iß des Blindes z»r konservativen P a rte i, das gerade gegenwärtig das denkbar beste sei, ändert sich nichts. Die Anstellung des M a jo rs Strosser als Parteisekretär der Konservativen habe er selbst noch m it ver­

anlaßt. Beim Bunde müßte nach der Stärke der M itg lie d e r eigentlich jetzt der Westen den Vorsitzenden stellen. Geschehe dies, so würde zweifellos eine w eit schärfere agrarische A u f­

fassung Platz greifen, da die M itg lie d e r des Westens die weitestgehenden Forderungen stellten. Z u rze it sei über seinen Nachfolger noch nichts bestimmt. Ob der Westprenße H e rr von Oldenburg zur Annahme dieses schweren AmteS bereit sei, darüber läge noch keinerlei Gewißheit vor.

Die lieneste S ch rift des sozialdemokratischeu Schriftstellers Kantsky lie fe rt einen B eitrag zu dem A rtike l S o z i a l d e m o k r a t i e

„ nd A r m e e . Es heißt darin u. a .r »Ein M itte l, die politische Entwickelung zu be­

schleunigen nnd dem P ro le ta ria t den Besitz der politischen M acht in die Hände zu spielen, kann auch ein Krieg werden. E in Krieg kann nicht geführt werden ohne die Anspannung aller Volkskräste. Besteht ei»

tiefer Zwiespalt in der N ation, dann zw ingt der Krieg die herrschende Klasse, der auf- strebenden Konzessionen zu machen, sie an dem Gemeinwesen zu interessiren «nd ih r so

«ine M acht zu verleihen, die sie ohne den Krieg nicht erlangt hätte. I s t die herrschende Klasse zu enem solchen Opfer nicht fähig

oder ist es dazu schon zu spat, dann fü h rt der K rieg n u r zu leicht zu einer Niederlage

»ach außen, die dann den Znsammenbruch im In n e rn nach sich zieht. E r stürzt ein Regime, das in der Armee seine vornehme Stütze sieht, indem er diese zerbricht. S o hat sich der Krieg nicht selten als ein zwar brutales und verheerendes, aber doch w irk ­ sames M itte l des Fortschrittes unter Um­

ständen erwiesen, wo die anderen M itte l versagten. W ir müssen m it der M öglichkeit eines KriegeS in absehbarer Z e it rechnen, dam it aber auch m it der Möglichkeit p o li­

tischer Erschütterungen, die entweder direkt in proletarische Erhebungen endigen oder doch mindestens den Weg zu solchen eröffnen.

D er M ilita ris m u s kann nur noch dadurch ge­

brochen werden, daß das M ilit ä r selbst unzuverlässig erscheint, nicht dadurch, daß es vom empörten Volke besiegt w ird .* — D as ist -w a r nichts neues. Aber w ir empfehlen die Lektüre dieser neuesten sozialdemokratischeu Kundgebungen doch alle»

denjenigen, welche an eine Mauserung der Sozialdemokratie glauben.

Nach an kompetentester Stelle eingezogener Auskunft können die »Hamburger Nachrichten"

die nmlanfenden ungünstigen Nachrichten über den M o r g a » s c h e u S c h i f f f a h r t s - t r n st sämmtlich fü r unwahr erklären. Das K ap ita l des Trusts wurde, ohne an den M a rk t zu kommen, sofort vielfach über­

zeichnet. A ls T erm in fü r die Uebernahme der englischen Gesellschaften w a r immer der 31. Dezember 1902 in Aussicht genommen.

Ueber j ü d i s c h e H o f f n u n g e n w ird der »Kreuzztg. anS Wien geschrieben: »Ge­

wisse jüdische P o litik e r scheinen bei Ih n e n allen Ernstes der M einung zu sein, daß ihre Z e it gekommen ist «nd daß ihre Berufung in leitende Stellen der Reichsregiernng demnächst erfolgen w ird . Erheiternde Andeutungen dieser A r t hat kürzlich ein journalistischer Vertrauensm ann dieser jüdischen P o litik e r in dem jüdisch-demokratischen Wiener Wochen­

b la tt „D ie Z e it" gemacht. D a konnte man lesen, daß der E in t r it t deS H errn Bndde in den R ath der Krone eine neue Stärkung der Industrie- und Finanzkreise bedeute, da H err Bndde als früherer Generaldirektor der deutschen Waffen- und M u n itio n s fa b rik von den Leitern des sogenannten Loewe-Concern,

Ausgestoken.

Noman von A. M a r b h .

--- (Nachdruck verdaten.)

28. Fortsetzung.

» I h r Dank, M u tte r Ursel", fiel nn»

M a ria der Alten ins W o rt, »gebührt nicht m ir, sondern F ra u von Ellingen. Ic h kam zn Ih n e n nicht allein aus eigenem Antriebe, sondern anf Wunsch meiner H e rrin . Hätte sie früher von I h r e r Krankheit und Noch gehört — "

»Sie h ä tt' n it'n Finger g 'r iih rt — w ä r' n it' zu m ir gekommen — die Hochmüthige, die S to lz e !" zürnte M u tte r Ursel.

»Frau B a ro n in ist selbst leidend, seit J a h r nnd T ag der freien Bewegung ihrer Füße beraubt."

»Unser H e rrg o tt läßt ebe die B äum ' n it in n Him m el wachse", murmelte dle Alte.

befriedigt vor sich hi„nicke»d. »Nnd d' Schmerzen — dasch ischt h a lt doch w ahr, fühle die vornehme «nd reiche Lcnt', die Z e it habe, krank z'sein nnd Geld g'ung, sich Pflege zu lasse, n it wie unsereins. A n f weiche Polster liege, im Fahrstuhl sich herum- kntschire lasse und 'n ganze Tag die arme Lent' befehle und knjonire könne, dasch ischt was reschts! N u r einmal f iir '» paar Stunde sollte »die da obe" tausche M it d'alte Urschel, da w ü rd ' sie scho merke, was Kranksein heischt. I kann n it andersch sage: '» Hund hat's besser als niisereins, wen» man sich n it rühre kann und hier elend «nd verlassen liege und friere muß — „n d D urst und Hunger und Schmerzen einen quäle."

»Arme M u tte r Ursel", sagte M a ria , als jene erschöpft inne hielt, „von nun an werden S ie nicht mehr Hunger» und frkere». Tust

von denen er mehr als 100000 M a rk Jahres­

einkommen bezog, m it keinen bitteren Ge­

fühlen geschieden sei. Außerdem «nterhalte H e rr v. Podbielski zn den Kreisen, in denen H err Bndde als Generaldirektor «nd A u f­

sichtsrathsmitglied sich bewegt habe, schon seit geraumer Z e it enge Beziehungen. H err v. Podbielski sei früher an verschiedenen geschäftlichen Unternehmungen betheiligt ge­

wesen und dadurch m it dem Geheimen Kommerzienrath Goldbergcr bekannt gewor­

den. H e rr Goldbergcr besteche durch sei»

liebenswürdiges A uftreten, bekunde große organisatorische Begabung, sei ein gewiegter Geschäftsmann und schreibe über die w irth - schaftliche Lage der Nordamerikanischen Union Berichte, die durch die V erm ittelung des H err» v. Podbielski dem Kaiser zugingen

»nd bei diesem die regste Beachtung fänden.

Schon werde H e rr Goldberger, so versichert ausdrücklich der journalistische Vertrauens mann den jüdischen Znknnftspolitiker», als A nw ärter anf den Posten des preußische»

Handelsminister genannt. Unzweifelhaft sei, daß er zn den kommenden M ännern gehöre.

E in weiterer wirthschaftspolitischer Berather des Kaisers sei Generaldirektor B a llin . A u f de» Vortragsabenden, die er als S ta a ts ­ sekretär des Reichspostamtes veranstaltet, habe H e rr v. Podbielski dem Kaiser auch andere V ertreter der In d u strie nnd Finanz vorgestellt, nnd zwar die Herren Loewe, Arnhold und Nathenan, die alsbald vom Kaiser zu einer L u ftfa h rt anf seiner Yacht

»Hohenzollern" eingeladen worden seien. — An jüdischen Kandidaten fü r die hohen Reichs- und S taatsäm ter fehlt eS also nicht.

S ollte ihre Z a h l noch nicht genügen, so w ird die jüdische Presse im Handln»drehe»

weitere Zelebritäte» schaffe». » M it Furcht nnd G ranen", so versichert schließlich das genannte W iener Wochenblatt, „sieht der Landadel, wie die neuen Schichten regiernngS- uud hoffähig werden."

D er n i e d e r ö s t e r r e i c h i s c h e Land­

tag nahm einstimmig ohne Debatte einen A n tra g an betreffend die gesetzliche Festsetzung der deutschen Sprache als ausschließliche Unter­

richtssprache in sämmtlichen Schulen Nieder- österreichs.

Nach dem Bericht des statistischen AmteS über den Zwischenverkehr zwischen O e s t e r -

Wird eine warme Decke, frische Wäsche und was sonst nöthig, bringen, auch des Nachts bei Ih n e n schlafen. M orgen schickt Ih n e n F rau B aro n in ihren A r z t ; auch m it dem F reiherrn w ill ich Ihretw egen sprechen."

„D a fü r " , siel die Kranke höhnisch ein.

„dank ich schön - - den lassen's n u r auS'm S p ie l."

»Wie, M ü lle r Ursel", forschte M a ria betreten, im Tone sanften B o rw n rfs , ,erstreckt I h r V o rn rth e il gegen die E ltern sich auch auf den S o h n ? DaS ist unverdient, M u tte r Ursel! Ich weiß, der F re ih e rr besitzt ein m itleidiges Herz."

„D e r? " lachte höhnisch die Kranke auf,

„ja w o h l, fü r'n jnng'S, schön's D irn d le ! Und S ie spreche, S ie wisse davon? K in d !" — die Alte erhob warnend ihren Zeigefinger —

„nehme S ie sich in acht, gehe S ie ihm anS'm Weg, dem W o lf im Schafskleid«."

„ M u tte r U r s e l--- "

„S ie meine, 'S ischt n it w a h r? Fragens nur mal die Snsi, die weiß noch mehr von seine Schliche zn erzähle; hat's junge frische B lu t auch verderbe g 'w o llt, aber da haben'- ihm ordcntli heimg'lenchtet, die Snsi und der Andres, was ih r Schatz ischt. AnS Rache hat der vornehme H e rr de» Andres ins Ge­

fängniß bracht, w e il sein Stutzen unversehens losgange ischt und 'ne Rehbock getroffe hat - ja , w as schadt's? H at der Andres seine S tr a f' verbüßt, ischt Hochzeit, und nachher gehen's beid' nach Amerika, da haben'S keine Schererei z'besorge um a verschossenes Stück W ild - und so ischt'S auch recht, der liebe H e rrg o tt hat'n W ald nnd alle» Gethier doch n it blos f iir d'reiche Lcnt g'schaffe/

M a r ia schwieg anf die

Die vorhergegangenen W orte hatten in ihrer Seele einen schmerzlichen Zwiespalt herauf­

beschworen, sie wollte nnd mußte bald damit ins Reine kommen; auf dem Nachhausewege hoffte sie Z e it zum Nachdenken zn finden.

Bereits hatte sie ihren H u t aufs H aar ge­

drückt und g riff eben nach dem Henkelkorb, der das leere Geschirr enthielt, als M u tte r Ursel, dle keinen Blick vo» dem seit wenigen Sekunden auffallend erblaßten Mädchengesicht verwandte, in bittendem Tone sagte:

„MögenS m ir no a mal d' Hand gebe?

Schann's doch n it gar so betrübt drein, liebes Fränle, »nd gehen's net erzürnt von der alte» Ursel. I w o llt' Jhna ganz g'wiß n it wehe thun, aber wenn's scho gegen mein W ille g'schehe is, so icht's am End' n it znm Schade und je früher, desto besser — w är's scho z'spät, i köimts kam» verwinde."

F ra u Ursels Blick jagte eine purpurne Blntw elle in M a ria s S tir n nnd Wangen, aber ihre Angen hielten ruhig den Blick der Alten aus, nnd die weiche S tim m e hatte den gewohnten Klang, als sie entgegnete:

„Beruhigen S ie sich, M u tte r Ursel, ich wüßte nicht, was zu spät sein könnte, noch weshalb ich Ih n e n zürnen sollte."

»Sie wisse eS n it? W irk li n it? Kind, vor der alten Urschel brauchen S ' sich n it zu verstelle! Sie meine g'w iß, was bekümmert das alte Weible sich nm fremde Sachen?

Ischt scho w ahr — aber schann's, I h r lieb'S Gesicht hat m ir's nn mal angethan, nnd da muß i rede, w eil ich S ie bewahre möcht vor Herzeleid. Verstehe S ie jetzt — hm ?"

»Ja, M u tte r U rsel", klang die leise A n t­

w o rt. »Ich glaube, S ie meinen es gut, aber da» viele letzt« Bemerkung, ich darf jetzt nicht länge« bleiben,

r e ic h und U n g a r n w a r die Handelsbilanz Oesterreichs gegenüber Ungar» im Jahre 1901 m it 27*/io M illio n e n Kronen passiv gegen 36*/,o im Jahre 1900.

D ie »Neue Freie Presse" meldet aus L e m b e r g : A us einzelnen Bezirken kommen Meldungen über kleinere G ewaltthätigkeiten der anssländigen Feldarbeiter. Auch Brände von Wirthschaftsgebänden im Bezirke Zboraz werden ihnen znr Last gelegt. I n die be­

treffenden Bezirke werden Truppen, meist Kavallerie, entsandt. — Eine weitere M e l­

dung besagt: D er Ausstand der Fcldarbeiter in Ostgalizien gewinnt im m erfort an A us- dehnnng «nd erstreckt sich schon anf 17 Be­

zirke. E r hat einen ausgeprägt politischen, antipolnischen Charakter. D ie Jnugruthenen entsenden rnthenische Studenten in die Land­

gemeinden, um die rnthenische» Bauern znm Ausstand zn ermuntern.

Aus R am bouillet w ird gemeldet, daß P r ä s i d e n t L o u b e t M o n ta g M orgen den Residenten in T u n is Pichon empfing.

D er Zustand des K ö n i g S E d u a r d ist nach dein am M o n ta g ausgegebenen Aerztebericht fortdauernd ausgezeichnet. D ie Wunde heilt rasch. D er König konnte von dem Liegestuhl aus einen Rolllehnstnhl ge­

bracht werden.

I m e n g l i s c h e n Unterhaus- erklärte am M o n ta g V a lfo n r in Beantw ortung einer Anfrage, es bestehe keine M öglichkeit, daß die Regierung in der Lage sein werde, eine Erklärung über den atlantischen S c h i f f ­ f a h r t s t r u s t vor der Verlagung des Hauses am 8. August abzugeben. Wenn ein Abkommen m it dem Trust abgeschlossen würde, daS irgend eine finanzielle Vereinbarung enthalte, so würde ein solches Abkommen nothwendig der Zustimmung des Hauses unterliegen. — D er P a r i s e r »F igaro"

veröffentlicht einen A rtike l des ehemaligen M inisters der öffentlichen Arbeiten B andin über den Ozean-Trust. B andin legt dar, daß durch den T rn st die englische F lo tte ge­

schwächt und die deutsche gestärkt werde.

Ferner ermögliche der Trnst den Deutschen nnd Amerikanern, die französische F lo tte zu iguoriren. Baudi» betont dann namentlich die Gefahr, welche die Verstärkung der deutschen F lo tte zurzeit eines KriegeS dank dem T rust fü r Frankreich m it sich bringen

Sprechen schadet Ih n e n , auch möchte bereits F rau B aronin nach m ir verlangen."

»Die kann w a rte ", entschied M u tte r Ursel, M a ria s Hand festhaltend, »aber 'ne Achtzigjährige hat dazn net Zeit, vergönnen'- m ir no 'n M in n tle nnd vergeffens nimmer, wasch d' alle Urschel gesprochen hat. Lieb'S Kind, hüte Dich vorin junge B aron — tra u n it seine schöne W o rt' nnd seine Blick' — falsch sind'S wie Gasgehalt — er ischt grad wie sein V ater nnd Großvater selig — t

kenn's ganze G'schlecht."

» M u tte r Ursel — " ^

»'S ischt doch so, M adle", fuhr die A lte, jeden Einspruch abwehrend, eifriger fo rt. »in mein lang Lebe hab' i viel g'sehe und erfahre

— kann z'riickdeuke bis anf Urahne vom jetzige junge Baron.

J a , der Urahne w a r'n anderer, 'n guter

— der hatte 'n Herz fü r seine Bauern.

Dazumalen — lang ischt's fre ili her, i w a r noch',, b lntjung 's Dirnke — hättscht unser Dürste sehe solle, F ränle, alle Lent' wäre z'sriede und Mensch nnd Vieh w ohlg'nährt.

Aber nach dem Ablebe des gute B aron kam'S schlimmer nnd immer schlimmer — der neue H err glich ha lt n it dem selige» H errn B a tte r.

S ta tt m it seine Bauer z'lebe, drückte er sie m it Abgabe nnd Frondienste b is aus's B lu t nnd verpraßte unsern sanre Schweiß in die Residenz. D a zöge Unlust «nd Unfriede in»

Dürste ein. D ie Felder w ü rd ' net bebaut, die M änner sing' an z'wildern und tagsüber inS W irthshaus z'gehe, wo sie d' letzte Kreuzer verspiele nnd betrnnke heimkehre.

Und so ischt's bliebe bisch hent — oder nein, schlimmer ischt's worde, denn die da obe im Schloß habe scho gar kei Herz fü r

(2)

würde, und fra g t sich, welches wohl die H altung der Syndlkatsgesellschafteu im KriegS- falle sei» würde. D er T rustvertrag scheine ihm eine höhere Bedeutung zu haben als die gewöhnliche» Fragen, welche zwischen Völkern verhandelt werden. Es frage sich, wie die D iplom atie einen solchen Trust ver­

hindern könne.

Eine Herabsetzung der e n g l i s c h e n KriegSstenern kündigte Hicks Beach am F re i­

tag in einer Rede im „M attsion Hanse" an.

Das Budget des nächsten F rü h ja h rs solle eine sehr wesentliche Herabsetzung der Be­

steuerung bringen. Die Steuer, welche hier­

bei zunächst inbelracht gezogen werden müsse, müsse fra g lo s die Einkommensteuer sein.

E r glanbe aber auch, daß das Budget einen neuen Staatsschnldentilgnngsfonds znr Deckung der Kriegskosten enthalten müsse, w eil, wenn er auch nicht bezweifle, daß ein beträchtlicher T h e il der Kriegskosten von T ra n sva a l selbst gedeckt werden könne, doch immerhin noch eine bedeutende Summe von den Steuer­

zahlern zu tragen sein werde. — Die eng­

lische Kolonialkonferenz berieth am Freitag unter dem Vorsitz Chamberlains über die Neichsvertheidignng. Es wurde jedoch kein Beschluß gefaßt oder beantragt. — Lord R oberts besichtigte am F reitag die M ilit ä r ­ akademie in Sandhurst. E r erklärte die von der Akademie verwiesenen 29 Kadetten wegen der Brandstiftung vollständig entlastet und gestattete ihnen die Rückkehr m it A u s­

nahme von zweien. I n seiner Ansprache an die Kadetten sagte Lord Roberts, er beklage ih r «»soldatisches Benehmen. S ie hätten ihre S trafe in männlicher Weise tragen sollen;

er hoffe aber, bei der nächsten Besichtigung eine Besserung zu sehen.

Nach M eldung aus M a d r i d erklärte Ministerpräsident Sagasta einem Berichter­

statter, die Kammern würden in der zweiten H älfte des Oktober einberufen werden. Die Verhandlungen m it dem Vatikan nähmen außerordentlich langsamen F ortgang; wenn sie bis Oktober nicht beendet seien, werde die Regierung andere Entschlüsse fassen.

Sagasta bemerkte schließlich, ein Bündniß würde gegenwärtig eine Last fü r Spanien sein.

Zu S p a n i e n hat die letzte Volkszählung fü r 1900 fü r das Gesammtgebiet einschließlich der Balearen ngd der kanarischen Inseln eine ortsanwesende Bevölkerung von 18 618086 Personen, wovon 9530265 weiblichen und 9087821 männlichen Geschlechts, ergeben.

Das Ueberwiegen des weiblichen Geschlechts UM 442 444 Seelen ist znm Theile dadurch zn erklären, daß der letzte Krieg über 100000 M änner hingerafft hat und daß sich vornehmlich das männliche Geschlecht der Auswanderung zuwendet. B ei der Volks­

zählung von 1897 wurde eine Einwohnerzahl von 18132475 erm ittelt.

Ans P o r t n g a I werden über M a d rid Unruhen gemeldet, welche von Ausständigen hervorgerufen wurden. I n Aveiro wurden die Fensterscheiben mehrerer Fabriken zer­

trüm m ert und Steine gegen dieselben ge­

schlendert. Es wurde infolgedessen daselbst der Belagernngsznstand erklärt. — Amtlich w ird anS Lissabon gemeldet: Eine ans 70 Portugiesen bestehende Abtheilung, welche im Z n n i von Libollo, A n g o l a , abgegangen w a r, nm die Besatzung der Festung Bailnndo zn verstärken, tra f dort am 10. J u li ein, nachdem sie seit dem Uebergang über den Cutatoflnß fortwährend unter feindlichem

d'N oth im D örfle. D er arme Bauer muß seine schwere Abgabe zahle und kann er's n it, kommt der G 'richtsherr «nd nim m t ohne G nad' dem arme K erl sei letztes, so hat's der H err B aron besohle. Ja , F rä n l'n . D n Weischt net, wie h a rt und grausam er ischt

— wie viel Schuld er trä g t an fremdem Jam m er und Elend und tansend Zähre, die ihm vielleicht erscht in d'Sterbestnnd ans der Seele brenne werde.

So, mei D irn d le — langsam löste M u tte r Ursel ihre Finger von M a ria s Hand — nn weischt, was D u wisse mußt vom schöne B aron — glanb's nur, ja , er ischt's, und tra g 's mi net nach, daß i Dich g 'w a rn t hab und den H e rrg o tt bitte w ill, Dich in sein' Schutz -'nehme. Bischt d'rum d'alte Urschel net bös — gelt, mein lieb's D irn d le ? "

Von der m it kräftiger Stim m e hervor­

gestoßenen Rede fühlte sich M a r ia ganz ver­

w ir r t n»d erschüttert. W a r der alten F ra u ein besonderer Seherblick eigen» der bis in die verborgenste Tiefe einer fremden M e n ­ schenseele dringen konnte? Woher wußte die Greisin, daß Empfindungen in M a ria sich regten, deren Ursprung dieser selbst bis zur Stunde ein Räthsel geblieben? Und diese Empfindungen sollten ihren Seelensrieden be­

drohen? W o rin lag denn die Gefahr? Beides ließ sich augenblicklich nicht ergründen; nur daß die an der Schwelle der Ewigkeit stehende W arnerin es gut m it ih r meinte, w a r den»

jungen Mädchen klar.

(Fortsetzung folgt.)

Feuer zn leiden hatten. Die Festung wurde am 13. und 14. J u li von 6000 Negern an­

gegriffen, welche zurückgeschlagen wurden.

I m p e r s i s c h e n Meerbusen hat, wie die „T im e s of J n d ia " berichtet, der russische Konsul in Abuschehr ausgedehnte Landankänfe auf der Bahreininsel gemacht.

A u f den P h i l i p p i n e n sind nach am t­

lichen M ittheilungen von den seit der E in ­ nahme von M a n ila von den Vereinigten Staaten dorthin geschickten 4135 Offizieren

«nd 123807 M a n n 282 Offiziere und 4470 M ann nms Lebe» gekommen.

Z u den k o l n m b i s c h e n W irre n w ird aus Newyork gemeldet: D er Kommandant des amerikanischen Kriegsschiffes „C in c in n a ti"

meldet aus Lagnaira, Präsident Castro habe sich gestern Nachmittag noch Lagnaira einge­

schifft und nur 300 M a n n in Barcelona be­

lassen. Gerüchtweise verlautet, Valencia sei genommen worden. D er Gouverneur S alazar in Panama erklärt, er habe von dem auf­

ständische» General H errcra die Nachricht er­

halten, daß dieser gew illt sei, Friedensvor­

schläge anzunehmen. Salazar w ird Herrera durch Kommissare die in dem letzten Dekret des Präsidenten M a rro q n in enthaltenen Be­

dingungen anbieten lassen.

A us A d e n w ird gemeldet: D ie englische Expedition gegen den M a d -M a lla h konnte infolge Wassermangels nicht weiter durch den Hauddistrikt vorrücken; sie marschirte daher in das N ogalthal und verfolgte den Feind auf 80 M eilen. Es wurden ans feindlicher Seite 150 M a n n getödtet. Die Expedition erbeutete ferner 4000 Kamele und 17000 Schafe. D ie Engländer verloren 8 M a n n an Todten und Verwundeten. D ie Haupt- kolonne marschirt jetzt nordw ärts, um die auf­

ständischen Stamme vom M u lla h abzu­

schneiden, der sich noch in Hand aushalten soll.

Am S onntag wurden in K a i r o 38 Todesfälle an C h o l e r a und 35 «ene Choleraerkranknugen festgestellt, in Mncha 28 Todesfälle und 10 neue Erkrankungen.

— Der Konstantinopeler S a n itä ts ra th ordnete eine zwölftägige Q uarantäne fü r Herkünfte aus Eghvten an.

Die Unruhen in H a i t i haben nach der Hamb. Börsenhalle" letzthin einen recht be­

drohlichen Charakter angenommen, und es ist zu besürchten, daß eS zu ernsten Kämpfen zwischen den verschiedenen Prätendenten kommen w ird . Wenn das e in tritt, w ird auch das Hab und G u t der fremden Firm en in Gefahr kommen, unter denen die Deutschen bekanntlich eine hervorragende S tellung ein­

nehmen. D ie in Washington erhobenen V o r­

stellungen um Entsendung eines K riegs­

schiffes haben bereits E rfo lg gehabt. Nach einem P rivattelegram m hat das amerikanische Kriegsschiff „M a ch ia s" O rdre bekommen, von Colon nach Kap H a iti zu gehen, nnd hat am 25. d. M tS . Colon bereits verlassen, sodaß eS am 27. d. M ts . in Kap H aitien eintreffen kann. Auch das Eintreffen eines deutschen Kriegsschiffes w ird dringend gewünscht. — Vom M o n ta g w ird aus Kap H aitien ge­

meldet: Eine im Bezirk A rtib o n ite und anderen dem General F irm in anhängenden Bezirken gebildete Armee ist in Lamboc ein­

gerückt und marschirt auf Kap H aitien.

S a m t Naphael ist von den Truppen einge­

schlossen; die Truppen ans P o rt an Prince sind geschlagen. — Die A rtibonitetrnppen Firm inS befinden sich drei M e ile n von der S ta d t. — D ie Bevölkerung ist sehr erregt.

— D ie Truppen des Generals C olin habe»

den Parteigänger F irm in s Jnmeau ge­

schlagen. Das Kanonenboot „E rs te k P ie rro t"

verhinderte die siegreichen Truppen an der Verfolgung JnmeauS, nnd Colin kehrte nach P o rt an P rince zurück.

Ueber die verderblichen Folgen der langen D ürre in A u s t r a l i e n b rin g t die „F in a n ­ cial T im es" interessante Einzelheiten. I n Qncensland haben die Postunternehmer den V e rtra g aufgeben müssen, da die Kosten von 6000 auf 30000 Pfund S te rlin g jährlich in ­ folge der D ü rre gewachsen sind. D ie Wasser­

wege sind eingetrocknet. I n einer Besitzung ist seit 1895 die Z a h l der Schafe von 140 712 auf 56209 gesunken. Nen-Südwales hat in derselben Z e it gegen 30 M illio n e n Schase verloren.

Deutsches Reich.

B e r lin . 28. J u li 1902.

— Seine M ajestät der Kaiser gedenkt heute noch vor Saßnitz zn bleiben «nd. wenn das W etter sich aufklärt, ans der „ Id n n a "

zn segeln. D ie Abreise nach Emden erfolgt heute Abend etwa um 9 Uhr. An B o rd alles wohl.

— Die Kaiserin ließ an die W ittw e des soeben verstorbenen Geheimraths Gerhardt durch den Kam m erherrn vom Dienst nach­

folgendes Telegramm richten: „ I h r e M a ­ jestät die Kaiserin und K önigin lassen Euer Hochwohlgeboren den Ansdrnck wärmster Theilnahme übersende» an dem fü r die S e in i- gen wie fü r seinen wissenschaftlichen Berns nnd die viele», denen er H ilfe brachte, gleich

großen Verlust Ih re s Heimgegangenen Ge­

mahls, dessen Andenken in weiten Kreisen treu «nd dankbar bewahrt werden w ird ."

— K ronprinz Friedrich August von Sachsen hat sich nach erfolgter Ueberreichnng des die Thronbesteigung König Georgs notifizirenden königlichen Handschreibens au den Prinzregenten L u itp o ld von München zunächst nach Lindau a. Bodensee begeben»

wo zurzeit seine Gemahlin znm Besuche des Großherzogs nnd der Großherzogin von Tos- kana w e ilt. Von Lindan reist der sächsische K ronprinz nach Ostpreußen weiter, «m einer unter Führung des kommandirenden Generals des 1. Armeekorps Frechern v. d. Goltz statt­

findenden großen Trnppeuübnng beizu­

wohnen. Die aus etwa fünf Tage berechnete Uebung w ird sich dem Vernehmen nach, auf der Lin ie P r.-E y la n — Landsberg— Zinten be­

wegen; es nehmen an ih r vornehmlich die Truppentheile der Garnison Königsberg i. P r.

P r. theil und zwar unter M itw irk u n g schwerer A rtille rie . K ronprinz Friedrich Anglist w ird bei dieser Gelegenheit m it seinen Begleitern auf W ildenhof Q u a rtie r beziehe».

— Eine Ehrengabe au den Kaiser w ird die Kolonie der deutschen Reichsangchörigen in Neval nnd Estland dem Monarchen ge­

legentlich seiner bevorstehenden Anwesenheit auf der Nhede von Reval durch die deutsche Botschaft in Petersburg überreichen lassen.

Das Geschenk besteht in einem reich m it S ilb e r verzierten Album m it künstlerisch her­

gestelltem T ite lb la tt und sechszehn Photo­

graphischen Aufnahmen, welche die bemerkens- werthen Sehenswürdigkeiten der S ta d t Reval darstellen. Begleitet ist das A lbum von einer Adresse, die vom Präses des Nevaler Vereins deutscher Staatsangehöriger unter­

zeichnet ist.

— Z u der Versammlnng der F ührer und Aerzte deutscher fre iw illig e r Sanitätskolonnen vom rothen Kreuz sind in Ham burg etwa 1200 Theiluehmer aus allen Gegenden Deutschlands eingetroffen, darunter als V e r­

treter des kaiserlichen Kommissars General­

leutnant v. PertheS und General v. Viebah», sowie viele andere höhere Offiziere, auch aus Sachsen und Bayern. Sonntag früh um 9 Uhr w urde zwischen Blanke,lese und Schnlan eine große Uebung ausgeführt, zn Welcher der Seeschlepper „Hansa" und der Dampfer „W illkom m en" von der Hamburg- Am erikalinie, der H arbnrger Dampfer

„P h ö n ix " nnd verschiedene andere Fahrzeuge zur Verfügung gestellt waren und der zahl­

reiche militärische Gäste und andere Ham­

burger S e n a to re n beiwohnten. D ie Uebnng gab ein B ild der ersten Hilfeleistung auf dem Schlachtfeld. Unter F ü h ru n g eines Hanptmanns pellten 9 Unteroffiziere und 120 Soldaten die Verwundeten dar. Nach einem von Hauptmann Sauer entworfenen Plane wurden die Verwundeten über sehr steile Höhen znm Ufer nnd alsdann unter Schwierigkeiten auf die Schiffe gebracht nnd alsdann nach Ham burg überführt, wo sie in 13 Eisenbahnwagen, die wie die Schiffe als Lazarethe eingerichtet waren, untergebracht Wurden. B ei der K ritik sprach Oberstabs­

arzt D r. Herbold seine höchste Anerkennung sür das Geleistete ans, hob aber hervor, daß die fre iw illige» Kolonnen ih r H aupt­

augenmerk auf den T ra n s p o rt und die V e r­

hinderung der V erblutung richten sollten.

Der vorgeführte Wassertransport sei über alles Lob vortrefflich gewesen. General von Vicbahn dankte im Namen des Z e n tra l­

komitees allen Festtheilnemern. General von Perthes sprach seine Anerkennung fü r den E ife r und die Pflichttreue der Kolonne aus. Alsdann erfolgte der Abmarsch nach dem Kriegerdenkmal anf der Esplanade, wo Kränze niedergelegt wurde». Hieran schloß sich ein FestkommerS. — I n der geschäftlichen Sitzung am M ontag wurde als O r t fü r die im Jahre 1904 stattfindende nächste V e r­

sammlung Metz gewählt.

— D er Kongreß des Verbandes der Zahilkünstlervereine Deutschlands wurde am Donnerstag in Kassel eröffnet. D er Geschäfts­

bericht konstatirt eine günstige Entwickelung des V e re in s ; über 450 M itg lie d e r sind zu­

gekommen, sodaß insgesammt der Verband 1450 M itg lie d e r zähl«. Besonders erfreulich entwickelt sich die Fachschule B e rlin . Der Kongreß beschloß, Fronen, welche eine ord­

nungsmäßige Lehrzeit nachweisen, anszn- nehmen nnd ihnen gleiche Rechte wie den Verbandsmitgliedern einzuräumen. Znm nächstjährigen Kongceßort wurde Halle gewählt.

— Betreffs der Zulassung von russischen Damen znm Hospitiern an Universitäten t r i t t die „N ordd. Allgem. Z tg ." der Auffassung entgegen, als ob durch den M inisterialerlaß von, 23. J u n i die Znlaffnngsbedingungen sür die Russinnen anders, und zwar schwerer gestaltet seien, als sür sonstige ausländische nnd fü r inländische Hospitantinnen. Es sei nicht im entferntesten darauf abgesehen, die Russinnen ungünstiger zu behandeln als

andere Ausländerinnen.

alle Ausländerinnen ohne Unterschied der Grundsatz, daß sie unter denselben Bedingun­

gen zuzulassen sind wie die In lä n d e rin n e n . Bezüglich der Russinnen habe m ir die beson­

dere Frage vorgelegen, wie die Reifezeugnisse der russischen Mädchengymnasien im Vergleich z» unseren Lehrerinnenzeugniffen zu be- werthen sind. Bekanntlich erachtet das K u ltu s - ministerinm seine Reifezeugnisse nicht fü r gleichwerthig m it den preußischen Lehrerinncn- zeugnissen.

— M ittheilunge n des Kriegsm inisterinm s über die F a h rt der Trnppentransportschiffe:

Truppeutransportdam pfer „P is a " hat auf der Ausreise nach Ostasien am 28. J u li Singapore angelaufen. Weiterreise 29. J u li.

Hamburg, 28. J u li. D ie „Hambnrgische Börsenhalle" erfährt, daß nnter der F irm a

„Petrolenmprodukte, Aktiengesellschaft" m it dem Sitze in Hamburg, sich ein Unternehmen m it 3 M illio n e n M a rk K a p ita l gebildet hat, das die Installationen der F irm a Gehlig, Wochenheim ». Ko. übernommen hat nnd ein Geschäft in Petroleum, M in e ra lö l n. s. w.

betreiben w ird . Die F irm a ist unabhängig von den sogenannten Monvpolgesellschaften.

Die Lagereinricht,ingen in Ham burg und Holland werden in geeigneter Weise durch Anlagen im In la n d s vergrößert werden.

(Auch in Thorn-Mocker hat die F irm a eine Niederlage.)

Der Kulturkampf in Frankreich.

D ie vielfach befürchtete „Revolution" in P a r is ans Anlaß der gewaltsamen Schließung der Ordensschulen hat sich auf einige lärmende Straßcndemoiistratioueu beschränkt. D as sozia­

listische Vnfgebot der Gaffe hatte wohl gegen die aiitiininisterirlle» Kundgebungen eine Hetze veran­

staltet und w ar bemüht, einen ernsteren Putsch heraufzubeschwören r doch die Polizei w a r der Situation gewachsen »nd wußte — m it dem Rück­

halt der koustgnirte» Garnison von P a ris — die sozialistischen Versuche, „Barrikadenftimmuiig"

hervorzurufen, rechtzeitig einzudämmen. S o ist der vorgestrige „Schreckenstag" i» B a ris ziemlich harmlos verlaufen, bis anf geringfügige Prügeleien

»nd vereinzelte Verhaftnngcu.

W ie ans P a ris weiter gemeldet wird. herrschte den ganzen Sonntag Abend über in den S traßen lebhafte Bewegung. Ans der Place de la Concorde, in der Rue Rohale und auf dem Boulevard de la Madeleine wurden wiederholt Menschenansamm­

lungen von der Polizei anseinandergetriebe». doch ist es z» ernstere» Zwischenfällen nicht gekommen.

Um M itternacht w ar die Rnhe überall wieder­

hergestellt. Ungefähr lOü Personen wurde» im Laufe des Tages verhaftet, vier von ihnen wurden i» H a ft behalte». Z w ö lf Personen sind im Laufe des Tages schwer verwundet worden.

Beim Ministerium des In n e r » eingegangene Berichte stelle» fest. daß in mehr als 50 De­

partements alle koiigregaiiistischen Niederlassungen steh freiwillig aufgelöst haben und die V er­

waltungsbehörden daher keinen Anlaß znm E in ­ schreiten haben. . . . .

P a ris ist zurzeit m it kleine» Klebezetteln fol­

gende» In h a lt s übersät: „Die Polizei lauft.

Wen flicht sie? Die Hnm brrtS? Nein, die guten Schwestern!"

Daß die französische Regierung entschlossen an) dem eingeschlagene» Wege weiter marschirt, be­

tonte am Sonntag der Kriegsminister Andre au) einem Bankett, welches sich a» die Einweihung eines neue» Schießstandes in Roche-snr-Non schloß.

AndrS feierte in einer Rede die Thätigkeit Waldeck- Rousseau's und erklärte, daß Ministerpräsident Combes entschlossen sei, diese Thätigkeit aller Hindernisse nngeachtet fortzusetzen. bis das Z ie l erreicht sei. Um de» Ministerpräsidenten stehe eine Schaar von M änner», ein M inisterium , das wie er davon überzeugt sei, daß anf politischem Ge­

biete keine Freiheit möglich sei nnter der Thraim ei der Klerikalen.

Wenn der demokratische Kriegsminister nur nicht gar bald die Erfahrung macht, daß die politische Freiheit vor allem unter der Herrschaft der Sozialiste», der dte französische Regierung — bewußt oder »i,bewußt — mehr «nd mehr unter­

liegt. unmöglich ist. _____________

Provinzialnachrichlen. !

Ciilmsee.28.Jnli. (H err Bürgermeister Hartwich) hat seinen Urlaub beendet und die Amtsgeschafte

wieder ausgenommen. . ... ^

Culmsee. 28. J u li. lD a s Gautiirnfesi) der

„Sokol"-Vereine fand Sonnabend nnd Sonntag in Cnlmsee statt. Am Sonnabend wurde im Saale des Lern, Klei» Theater aufgeführt. Am Sonn­

tag Nachmittag fand ans der Wiese des Herrn Maczhiiski-Grzhwna das Turne» statt. Von aus­

wärtige» Vereinen waren derThoriier. Schwetzer/

Bromberger nnd Poseiier-Verein vertrete». Zwei schwarz-weiß-rothe Fahne», kennzeichneten den Festplatz, wo auch drei Bereinssahne» Ausstellung fanden. Turnübungen wechselte» m it Konzert bis geae» Abend ab. Abends gingen die Festthttl- nehmer nochmals nach Hotel Klei», wo ein Tanz de» Schluß des Gautnrntages bildete. - Brtescn. 28. J u li. (Verstaatlichung der P riv a t- realschule.) Die heutige gemeinschaftliche Sitzung des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung und der Schiildkpntatio». zu der als einziger Gegenstand der Berathung die Verstaatlichn,,g der Privatrealschnle auf die Tagesordnung gesetzt war. erklärte sich m it dem jetzigen Vorschlage der Herrn Ministers, die hiesige Privatrealschnle zn einem RealvrogyniiiasiiiM unter Abstandnahme von jedem Nebennnterricht umzuwandeln nnd daß die Anstalt vom S taate übernommen wird. ein­

verstanden. Hierzu giebt die S ta d t ei» Grund­

stück. eine» Baubeitrag von 30000 M k. und einen jährlichen Znschnß von 9500 M k . ^

Jablvnowv. 28. J u li. (D er LandwirthschaktS- minister v. PodbielsM fuhr ank seiner Weiterreise, von Jabloiwwo in den Kreis Loban znr Besichti­

gung der Obersörstereien Lonkorsch. Wilhelmsber«

„nd Friedrichsberg. Nach Besichtigung des znm

V ielm ehr gelte fü r Obersörstereien fort nnd trafen nachmittags in der

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trägers. mit dem ehrwürdige», von langem weißem B art umwallten Gesicht, das Haupt mit einer weiße» Lanimselimütze bedeckt, in der Oeffeiitlich- reit sich zeigte,

sondert wird. solche Reisende, welche durch ihr Gepäck, oder durch ihre sonstigen Eigenschaften belästigend werden.!» einem besonderen Wagen unter gebracht werden,

einer etwa 40 Zentimeter hohen Nachbildung des Regimentsdenkmals anf dem Schlachtfelds von S t. Arauereibesitzer Jacobsen aus K iel verlaß die Glückwnnschadresse. Z u

Die Angaben des Herrn Stadthagen bringen aber auch die Gefahr m it sich, daß der Arbeiter allmählich seinen Dienst nicht mehr m it der nöthigen V or­. sicht

hob besonders den P unkt 6 der Tagesordnung über Sonorarnahm e hei technischen Sache» hervor, und b/nierkt daß die Sache zurzeit noch so liegt, daß

(Diekoingl.westprenßische ProvinziaUandfchaft) h ie lt gestern hier eine Sitzung ab.. Lademeister in T ils it u a O-, beantragen Versetzung der Lademeister miter

(Kein Nothstandstaris fü r Roggen.) Eine Anzahl Besitzer ließ sich vor einigen Wochen znm Verbrauch in den eigenen Wirthschaften aus Ostpreußen m it der Bahn

Zur Erinnerung, 23. Begründer des berühmten Schichanwerks. 1871 Jules Favrc kommt nach Versailles wegen Abschluß eines Waffenstillstandes. 1871 Gefecht mit