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Theologisches Literaturblatt, 26. September 1930, Nr 20.

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h lr e ic h e r V e r tr e te r d e r th e o lo g is c h e n W is s e n s c h a ft u n d P ra x is

heratisgegeben von

Dr. theol. L u d w i g I h m e l s ™ « Dr. theol. E r n s t S o m m e r l a t h

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 20. Leipzig, 26. September 1930. LI. Jahrgang.

E rscheint v ierzehntägig F re ita g s. — Zu beziehen dnrch alle Buchhandlungen und PoBtämter sowie vom Verlag. — In lan d -B ezu g sp reis: Rm. 1.50 m onatlich B ezugspreis für das A u sla n d v ie rte ljä h rlic h : Rm. 4.50 und P o rto ; bei Z ahlungen in frem der W ährung is t zum T ageskurse um zurechnen. — A nzeigenpreis: die zw ei gespaltene P etitzeile 40 Goldpfennige. — Beilagen nach U ebereinkunft. — V erlag und A uslieferung: Leipzig, K ö n ig str. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 52873

Zimmer, H einrich, A nbetung Mir. (Zehme.) Feine, P aul, Prof. D. D., Jesus. (Leipoldt.) Freundorfer, Joseph, D r. t h e o l , Die Apokalypse

des Apostels Johannes und die h ellen isti­

sche Kosmologie und A strologie. (Foerster.) Grabmann, M artin, Dr., Die G rundgedanken des

heiligen A ugustinus über Seele und Gott.

(Zänker.)

Brandt, Theodor, Lic., T ertu llian s E th ik . (Grütz- m acher.)

Bauer, K arl, Prof., L u th ers Aussehen und Bild­

nis. (Preuß.)

F e stsc h rift von H ans von Schubert zu seinem t o. G eburtstag. (Schattenm ann.)

K yrkohistorisk ä rs s k rif t utgifven av Emanuel L inderholm , (Dalman.)

Schweitzer, Carl, Dr., Das religiöse D eutschland der G egenw art. (Theobald.)

Böhme, K urt, Dr. phil., Die K risis der englischen S taatsk irch e. (Schneider.)

Oelsner, W illi, P fa rre r, Die E ntw ick lu n g der Eschatologie von Schleierm acher bis zur G egenw art. (Koepp.)

Hoffmann, Georg, Lic., Das Problem der letzten Dinge in der neueren evangelischen Theo­

logie. (Koepp.)

Heidegger, M artin, Dr., Sein und Z eit. (Jelke.) Neueste theologische L iteratu r.

Zimmer, H e in r ic h , Anbetung Mir. In d isc h e O ffe n b a r u n g s­

w o r te . A u s d em S a n s k r it in s D e u t s c h e g e b r a c h t.

M ü n c h e n u nd B e r lin 1929, O ld en b o u rg . (56 S. 8.) K art.

3.20 Rm,

Die indische Alleinslehre, die der U panischadlehrer Uddali Aruni in den W orten: Tat-tw am asi (= Das bist du) seinem Sohne überliefert haben soll, kennt keinen U n ter­

schied zwischen dem Denkenden, dem D enken und dem G edachten, Die W eisheit des aus maya-gebundenem Traum leben zu dieser Erkenntnis Erw achten wird in obiger etw a 700 Jah re alten Schrift dem noch auf Zweiheit fußen­

den Yoga als höhere Stufe gegenübergestellt und zw ar in strahlenden, feinsinnigen, leichtgeschürzten Aphorismen.

Den Verfasser A schtavarka nennen die Inder um der Weihe des A ltertum s willen einen Neffen des viel früheren Aruni, Die Lehren, deren kurze Fassung an Laotse und in gewissem Sinn an Nietzsche erinnert, w erden laut Vorspruch dem eigentlich auch älteren König Jan a k a erteilt, der nur einmal (XII, 4) versehentlich Brahmane benannt wird. Ein die schwungvolle Dichtung nachempfindendes, w issenschaft­

liches Beiwort dient zur Einfühlung.

D. S, Z e h m e - Rodau b, Reuth, V.

Feine, Paul, Prof, D, Dr., Jesus, G ütersloh 1930, B ertels­

mann, (X, 300 S, gr, 8,) Geb, 12 Rm.

Feines neues Buch ist kein Leben Jesu im hergebrach­

ten Sinne des W ortes, Der Verfasser wird getrieben vom Gefühle der V erantw ortlichkeit: er will der Kirche einen Dienst leisten, den sie von der neutestam entlichen W issen­

schaft erw arten darf. Darum wird vor allem auf zwei Fragen eingegangen, die besondere Bedeutung beanspru­

chen dürfen. Ein erstes, starkes D rittel des Buches befaßt sich mit den Quellen und ihrem W erte, In einem zw eiten Teile wird Jesu berufliche Aufgabe und Lebensführung dargestellt, allerdings nicht im engsten Sinne des W ortes:

so erhält der Leser doch ein Bild von einem guten Stücke der Predigt Jesu,

W ie wir das bei Feine nicht anders erw arten können, schenkt er uns w ieder eine Leistung umfassender G elehr­

samkeit. Eine Unmenge von L iteratur ist benutzt, bespro­

chen, gew ertet. Das eigene U rteil des Verfassers wird aber nicht zurückgehalten, sondern deutlich genug in den Vor­

dergrund gestellt. Und obwohl das äußere Beiwerk d er G elehrsam keit vom Verfasser in der Regel weggelassen ist, zeigt sich auf Schritt und Tritt, daß er gewichtige Gründe für seine Entscheidungen beizubringen weiß.

Mir p e r s ö n l i c h ist e s b e s o n d e r s erfreulich, daß Feine den W ert scharf heraushebt, den das Studium der Reli­

gionsgeschichte für den Erforscher des Neuen Testam entes hat. Auch die Rabbinen kommen zu ihrem Rechte. Ich führe als Beleg einen Satz der V orrede an: „W enn man die Evangelien wie andere L iteratur unter formgeschichtlichem G esichtspunkt betrachtet, so trete n als das Entscheidende nicht die Analogien zu der griechisch-römischen Bildungs­

w elt heraus, sondern unsere Evangelien w erden formge­

schichtlich verständlich nur, wenn man sie in den Zu­

sammenhang mit der Form geschichte der dam aligen jü- disch-rabbinischen Bildung stellt" (S, VI).

Es liegt im W esen einer solchen Schrift, die sich ja an w eitere Kreise wendet, daß sie nicht eigentlich Neues herausarbeiten kann. Ich halte es deshalb nicht für ange­

bracht, in eine Einzelerörterung der verhandelten Fragen einzutreten. Hier w ird jeder Fachgenosse seine eigenen Anschauungen haben. Nur so viel sei bem erkt. Ich w ürde mich lieber nicht so apodiktisch ausdrücken, wie das Feine oft tut. Und ich w ürde glauben, daß m ancherlei anschau­

licher herauskäm e, wenn die Umwelt des Neuen T esta­

m ents noch s tä rk e r berücksichtigt würde.

Feine hat sich durch sein neues Buch viele zu Dank verpflichtet. L e i p o l d t (Oberholz bei Leipzig).

Freundorfer, Joseph (Dr. theol., Privatdozent München), Die Apokalypse des Apostels Johannes und die hel­

lenistische Kosmologie und Astrologie. (Eine Aus­

einandersetzung mit den Hauptergebnissen der U n ter­

suchung Franz Bolls: „Aus der Offenbarung Johannis“.) Biblische Studien XXIII, 1. Freiburg 1929, H erder.

(148 S. 8.) 6 Rm.

305 306

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Hauptanliegen dieses Buches ist, in Auseinandersetzung mit Bolls These, daß die Visionen d er Apk. literarische Mache unter Verwendung hellenistischer Astrologie sind, nachzuweisen, daß die G esichte der Offenbarung „als echte Visionen durchaus begreiflich“ sind. F.s U n ter­

suchung erstreckt sich auf die großen Komplexe, die Boll untersucht hat, die Schalen- und Posaunenvision, die Heu­

schreckenplage, die apokalyptischen R eiter und Apk. 12.

Seine M ethode heißt divide et impera: was bei Boll sicher zu gesucht ist, wird gestrichen, was „allenfalls“ als Gleich­

heit zwischen dem Stoff der Apk. und astrologischen D aten erscheinen könnte, wird untersucht, und — das ist das Ergebnis — als nicht bew eiskräftig genug dargelegt und die verbleibenden wirklich auffälligen Anklänge sind nicht mehr genug, um Bolls These zu stützen. Dann wird noch, in verschiedener Ausführlichkeit, eine gewisse posi­

tive Erklärung des Bildm aterials und der besprochenen Vision geboten. Diese w esentlich apologetische A rbeit trägt mit dieser Zielsetzung ihre guten und schwachen S eiten in sich. Die Schwierigkeiten, die die astrale These in Bolls Form bedrücken, sind wohl dargelegt, und man wird nicht umhin können, ihnen weithin zuzustimmen (be­

sonders im A bschnitt über die apokalyptischen Reiter), aber um wirklich durchschlagend zu sein, müßte das ganze Bildmaterial im Rahmen seiner, der jüdischen und helle­

nistischen Zeit, untersucht w erden (es ist schade, daß F.

nicht auch die drei ersten Kapitel Bolls m itbehandelt hat) und dann die konkrete Bildform der Apk. im Zusammen­

hang mit ihrem innersten Anliegen positiv dargestellt w er­

den. Mit dem rein negativen Schluß, daß die Gesichte der Apk. als echte Visionen durchaus begreiflich sind, ist positiv wenig genug gesagt. Im Rahmen aber des selbst­

gesteckten Ziels tu t F.s Schrift den Dienst, Schwächen, G e­

w altsam keiten und Lücken in der Bollschen Beweisführung dargelegt zu haben. W, F o e r s t e r - M ünster i. W.

Grabmann, M artin, Dr. (Prof a. d. U niversität München), Die Grundgedanken des heiligen Augustinus über Seele und Gott. In ihrer G egenw artsbedeutung d ar­

gestellt. 2. neubearbeitete Auflage. Köln 1929, J. P.

Bachem. (111 S, gr, 8.) 5.50 Rm.

D er Verfasser beabsichtigt nicht, eine förmliche und völlige Seelen- und G otteslehre Augustins zu geben, son­

dern bringt Bilder, die er sich aus augustinischen Texten und Gedankengängen entworfen habe und die er in den Rahmen des modernen G eistesleben hineinstellen möchte.

Im ersten großen Abschnitt: „Die S eele“, schildert er Augustin als Psychologen, die S ubstantialität der Seele, die G eistigkeit der Seele und die U nsterblichkeit der Seele, indem er drei eng zusammengehörige G esichtspunkte als Augustins Seelenleben leitend und beherrschend hinstellt:

W ahrheit — Seele und G ott — Innerlichkeit, Augustin begnügt sich nicht mit dem Suchen nach W ahrheit, son­

dern er erstreb t den Besitz der W ahrheit, In der Philo­

sophie der G egenw art ist eine gewisse Stimmung und Sym­

pathie für Augustin zu beobachten. Die phänomenologische Theorie der „Bedeutungen an sich“ gemahnt auf den ersten Blick an Augustins Lehre von den ewigen, unveränder­

lichen und notwendigen W ahrheiten, So hat man eine w eit­

gehende Übereinstimmung zwischen dem G ottesbew eis Augustins und der w ert- und kulturphilosophischen Reli­

gionsbegründung W indelbands gesehen. Der Verfasser hält es geschichtlich für ganz unbegründet, Augustin zu Thomas von Aquino und zur Scholastik in Gegensatz zu stellen.

Man wird aber den Scholastikern und vor allem auch Tho­

mas große V ertrautheit mit den Schriften, Texten und Lehren Augustins zuschreiben müssen, so z. B. der Vik- toriner Schule des 12. Jahrhunderts. Die geschichtlichen Verbindungslinien, die Augustin mit der Gegenwart ver­

binden, führen auch durch die Gefilde der m ittelalterlichen Spekulation und Kontemplation,

Nach ausführlicher Darlegung dieser G edanken in der Einleitung geht der Verf. auf die Psychologie über, die er in Augustins Schriften in reicher Fülle vorfindet. Vor allem sind es drei Lehrsätze, drei Überzeugungen, in denen Augustins Theorie vom W esen der Seele gipfelt: der U r­

grund unseres seelischen Geschehens ist eine Substanz, eine geistige Substanz, eine unsterbliche Substanz, A u­

gustins Lehre vom Ich-Bewußtsein hat eine große psycho­

logische Tragweite, und zwar gerade dadurch, daß sie zur Erkenntnis der S ubstantialität der Seele führt. Eine Gleichsetzung des Ich mit der Summe der seelischen F unk­

tionen im Sinne der A ktualitätstheorie ist bei Augustin schlechterdings ausgeschlossen. Der Urgrund und Urquell alles seelischen Geschehens ist eine geistige Substanz, S. 43: „Ich wage zu behaupten, daß ich über die U nkörper­

lichkeit der Seele nicht bloß einen Glauben, sondern ein klares Wissen habe.“ (De Genesi ad. litt. XII. 33 u. 62.) G e­

wisse Argum ente des Thomas in der Lehre von der Un­

sterblichkeit der Seele gemahnen an die Augustinifcche Gedankenführung.

Das zw eite H auptkapitel handelt von G ott und bringt:

den G ottesgedanken in der Philosophie der G egenw art und bei Augustinus, das Dasein Gottes, das W esen Gottes, G ott und die W elt. Der Verf, konstatiert, daß in der m odernen Philosophie die Auffassung von G ottes Dasein, W esen und W irken auf das innigste von der Bewertung und Verwertung des Kausalprinzips abhänge. Nach A u­

gustin soll die Innerlichkeit, die Einkehr in uns selbst und die durch diese Einkehr bew irkte tiefere Erkenntnis unserer Seele zur G otteserkenntnis führen. Diese zu G ott führende Innerlichkeit hat für Augustin eine prak tisch­

ethische Seite, insofern sie, loslösend von Erdengut und Sinnenlust, Reinheit des Herzens bedeutet. Der Verf. be­

leuchtet Augustins G otteslehre unter drei G esichtspunk­

ten: Dasein Gottes, W esen G ottes und Verhältnis G ottes zur W elt. Die G ottesbew eise Augustins stützen sich mit Vorliebe auf B ew ußtseinstatsachen und haben eine psycho­

logischen Ausgangspunkt. W ichtig ist ihm vor allem das Argument, das von der U nveränderlichkeit, Ewigkeit und Notwendigkeit der W ahrheit aus den Weg zu G ott führt und findet. In der G ottesbetrachtung Augustins steht obenan der große Gesichtspunkt des absolut Seienden.

G ott ist Urgrund der physischen, intellektuellen und m ora­

lischen Ordnung.

Das Buch, das etw as überreich mit Zitaten geschmückt ist, enthält eine große Zahl feiner Beobachtungen und liest

sich gut. Z ä n k e r - Breslau.

Brandt, Theodor, Lic., Tertullians Ethik, zur Erfassung der system atischen Grundanschauung. Gütersloh 1929, Bertelsmann, (222 S. gr, 8.) 7 Rm.

Eine vorzügliche Ergänzung zu dem Buch des katho ­ lischen K irchenhistorikers Lortz, Tertullian als Apologet, 1927/28, bildet die instruktive Untersuchung von B, über Tertullians Ethik, Der Stoff ist so disponiert, daß die G rundfaktoren der Ethik T.s, die Ethik secundum naturam und secundum scripturam und dann die Ausführung seiner

(3)

Ethik, die Ethik secundam disciplinam, die Auswirkung in den einzelnen Entscheidungen des Lebens zur Darstellung kommen. Mit R echt hat B. nicht die zwei Perioden, die katholische und montanistische, T.s unterschieden, da seine Grundanschauungen wesentlich dieselben geblieben sind.

Das die Probleme, die uns die Ethik T.s stellt, in der Tiefe erfassende Buch stellt zunächst die starke Einwirkung der Stoa mit der tiefgrabenden Psychologie, aber auch mit dem unzerbrechbaren Voluntarismus auf den afrikanischen K irchenvater fest. Gesetz, Evangelium und Geist v er­

mochten gegen diesen W illen nicht grundsätzlich durchzu­

dringen, ihre m achtvolle W irkung wurde jedoch im Buß­

prozeß deutlich. Allein hier tra t entsprechend der gesetz­

lichen Auffassung aller göttlichen Offenbarung der V er­

dienstgedanke dem natürlichen Willen zur Seite und hemmte die Entfaltung derjenigen Ansätze, die das evan­

gelische Zeugnis der Gnade betonten. Eine Erschütterung dieser Stellung erfolgte vom P arakleten aus, dem T. seit seinem Anschluß an den Montanismus Glauben schenkte, nicht, im Gegenteil nahm mit der w achsenden Norm und mit der steigenden Spannung zur Schrift und zur Sitte der Kirche der Rigorismus in der Ethik T.s dauernd zu, der im W erk der Askese besonders gegenüber der Ehe das Heil gew ährleistet sah. Diese Fröm migkeit der Negation konnte am S taat und überhaupt an der W elt kein eigent­

liches Interesse gewinnen, weil ja alles vom Teufel b e­

herrscht und u nrettb ar dem nahen Ende verfallen zu sein schien. So blieb neben der angstvollen Bewahrung des eigenen Glaubensstandes den Zugeständnissen für den irdi­

schen Beruf und der Liebesübung innerhalb der Gemeinde das Leiden und Sterben als letzte him melerringende Tat.

Es ist im Rahmen dieser Anzeige nicht möglich, auf Einzel­

heiten einzugehen, aber es sei auf die feinen Ausführungen über die Paradoxie im G ottesgedanken T.s, über s e i n e n

Rationalismus, über das Verhältnis von Evangelium und Gesetz, über Ehe und Virginität hingewiesen. W ir hoffen dem Verfasser, dessen Erstlingsarbeit ein w ertvoller Bei­

trag zur alten Kirchen- und Dogmengeschichte ist, noch häufiger auf diesem G ebiet zu begegnen.

G. G r ü t z m a c h e r - M ünster i. W.

Bauer, Karl, Prof., München, Luthers Aussehen und Bild­

nis. Eine physiognomische Plauderei. Gütersloh 1930, C. Bertelsmann. (52 S. gr. 8 u. 24 Tafeln.) Kart. 3 Rm.

Der Text ist, wie der U ntertitel richtig sagt, eine Plau­

derei über das überlieferte Lutherbildnis, die zw ar manche Fragezeichen setzen läßt, aber dafür durch manche hübsche physiognomische Beobachtung des Künstlers entschädigt.

Voran geht eine Auswahl zeitgenössischer Lutherbildnisse, besonders von Cranach, doch ist auch dankensw erterw eise die neu entdeckte Zeichnung des Lutherschülers Reifen­

stein wiedergegeben. Beachtlich ist, daß B. auch die Hal- lische Totenm aske (in ihrer so charakteristischen Profil­

ansicht) abbildet, der K ünstler muß sie also für echt halten. Hintennach folgen zwölf L utherstudien Bauers selbst, die sein bekanntes unermüdliches Bemühen zeigen, dem R eform ator von allen möglichen Seiten beizukom ­ men. Interessant sind sie alle, wenn ich auch nicht v er­

hehlen kann, daß sie (bis etw a auf die Studie aus der M ünchener ,,Jugend“ 1903) etw as Fremdes, W eltliches an sich haben, es fehlt das Letzte der r e l i g i ö s e n Eigen­

art Luthers. H. P r e u ß - Erlangen.

Festschrift für Hans von Schubert zu seinem 70. G eburts­

tag. In Verbindung mit W alter Friedensburg, heraus­

gegeben von Otto Scheel. (Archiv für Reform ations­

geschichte, T exte und Untersuchungen. Ergänzungs­

band V.). Leipzig 1929, Eger u. Sievers. (187 S. gr. 8.) 10 Rm.

Eine Reihe von Forschern und Schülern des Jubilars haben sich in dieser Festschrift zusammengeschlossen, um

„den gelehrten, weit- und tiefblickenden Reform ationshisto­

rik e r“ durch Einzeluntersuchungen auf dem Gebiet der R e­

formationsgeschichte an seinem 70. G eburtstag zu erfreuen.

In Auseinandersetzung mit A. V. Müllers Buch: „Luthers W erdegang bis zum Turm erlebnis“ b eantw ortet der H er­

ausgeber die Frage: „W ann wurde Luther rezipiert und zur Profeß zugelassen?“ (S. 1— 16), nochmals mit der F est­

stellung, daß Luther erst nach einem vollen Probejahr, etwa im Septem ber 1506, in die Zahl der Professen aufgenom­

men wurde. — O tto Clemen führt in seiner Untersuchung:

„M elanchthon und A lexander Alesius“ (S. 17—34) den Nachweis, daß der den Fürsten von Dessau 1534 zuge­

sandte libellus Alesii M elanchthons eigene Schrift: „Re- sponsio ad Cochlaei calum nias" gewesen ist, deren erster Teil die Leidensgeschichte jenes schottischen Flüchtlings bildete, — Besonders beachtensw ert ist die Veröffent­

lichung Gustav Anrichs: „Ein Bedacht Bucers über die Ein­

richtung von (Christlichen G em einschaften' “ (S, 46—70), die uns in die Kämpfe um die Einführung einer strengen Kirchenzucht in Straßburg Einblick gewährt. Ein w eiterer Beitrag zur Reformationsgeschichte Straßburgs ist ferner die Studie von W alter Friedensburg: „Der Kampf der Stadt Straßburg gegen das Augsburger Interim “ (S. 113— 136), Karl Schottenloher publiziert aus zwei Tegernseer Sammel­

bänden der Staatsbibliothek München B erichte über E r­

eignisse der R e f o r m a t i o n s z e i t in E r fu r t und W i t t e n b e r g aus den Jah ren 1521 und 1522 (S. 71—91). — „Die Entstehung der evangelisch-theologischen F aku ltät in B asel“, die vor allem mit der Ernennung Oekolampads und Pellikans zu ordentlichen Professoren 1523 verknüpft ist, schildert Ernst Staehelin (S. 137— 154). In seiner aufschlußreichen und sorgsamen Studie „John Colet und Erasmus von R o tte r­

dam “ (S. 155— 187) bestimmt Karl Bauer den Einfluß des ersteren auf Erasmus dahin, ihn angeregt zu haben, sich der Theologie zu widmen. „Man darf bezweifeln, ob er die Ausgaben der K irchenväter und des Neuen Testam ents ohne die entscheidende Anregung Colets jemals in Angriff genommen h ä tte .“ Die Frage der theologischen Beein­

flussung des Erasmus durch Colet soll damit noch nicht entschieden sein (S. 187), — Nach Dänem ark und Schles­

wig-Holstein führt uns Ernst Feddersen in seinem Aufsatz über „Philippismus und Luthertum “ in diesen G ebieten (S, 92— 114): stärk er und länger als anderswo h atte der Philippismus hier noch die H errschaft inne in einer Zeit, in der er sonst im nördlichen Deutschland schon erlosch.

Daß vom Philippismus eine Linie zum „Synkretism us“ Ca- lixts und von da aus zur religiösen Aufklärung führt (S, 113), darf der Verfasser wohl mit R echt behaupten,

P. S c h a t t e n m a n n - München.

Kyrkohistorisk ärsskrift, utgifven av Emanuel Linderholm.

Tjuguättonde ärgängen 1928. Uppsala und Stockholm 1929, Almqvist & W iksells boktryckeri. (VIII, 320 S.

gr, 8,) Erschienen 1929,

Zeitgemäß ist die auf russischen offiziellen und privaten Quellen beruhende A rbeit von A l e x a n d e r d e R o u -

(4)

b e t z über die rechtliche Stellung der Kirche in Rußland vor und nach der M ärzrevolution von 1917 und vor allem seit der Novemberrevolution 1917 (S. 1— 172), Religions­

freiheit bedeutet danach, daß ein jeder Bürger zw ar glau­

ben kann, was er will, daß auch religiöse G esellschaften oder G ruppen gebildet w erden dürfen, daß diese aber an sich kein Besitzrecht haben und die von ihnen besoldeten Geistlichen vom W ahlrecht ausgeschlossen sind, weil sie keine produktive A rbeit leisten. W eder in öffentlichen noch privaten Schulen, welche allgem einer Bildung dienen, darf in Religion unterrichtet werden. W elche sonderbaren Konsequenzen diese Stellungnahme des S taats zur Kirche hat, zeigt ein U rteil des obersten Gerichtshofs, wonach das S treben nach einem kirchlichen Amt durch betrügerische M ittel nicht strafbar ist, weil die erstrebten kirchlichen R echte den S taat nichts angehen. Das R echt des G ottes­

dienstes, der religiösen Gesellschaften, der Priester, des Kircheneigentums, die R eorganisation der Sekten nach der Revolution und die antireligiöse Propaganda w erden unter M itteilung von authentischem M aterial eingehend bespro­

chen. — Über die eigentümliche kirchliche Stellung Stock­

holms, dessen Gemeinden von den benachbarten bischöf­

lichen Diözesen unabhängig sind, gibt J. S i m o n s s o n S. 173— 194 einen historischen Überblick. E. F ä r n s t r ö m untersucht das V erhältnis der schwedischen K irchenord­

nung von 1571 zur w ürttem bergischen Kirchenordnung von 1553 und findet einen w eitreichenden Zusammenhang, aber zugleich die Tatsache, daß Laurentius P etri b estrebt war, auf Grund echt lutherischer Grundanschauung eine O rd­

nung zu schaffen, welche den schwedischen Verhältnissen entsprach (S. 195—280). Über den Zusammenhang ostgoti­

scher Kunst mit den Holzbauten ihrer Heim at gibt A.

B o d e A ndeutungen (S. 281—288), über die liturgischen B eiträge von Tingstadius zur Kirchenordnung von 1811 verhandelt H. N i l s s o n (S. 289—302), Den Schluß bildet eine von F. J. L i n d e r s zusamm engestellte S tatistik der Geistlichen Schwedens nach Zahl, A lter und H erkunft in den Jah ren 1751— 1920 (S. 303—306) und ein Verzeichnis der A kten des P astorats Lillhärdal von 1771— 1776, v er­

faßt von C, J. E. H a s s e 1 b e r g (S. 307—318).

G, D a 1 m a n.

Schweitzer, C arl, D r., Das religiöse Deutschland der Ge­

genwart. U n te r M ita r b e it v o n M ä n n e r n u nd F r a u e n d er W is s e n s c h a f t und P r a x is . 2. B an d : D e r c h r is tlic h e K r e is. B e r lin 1929, H o c h w e g -V e r la g . (552 S. gr. 8.) 13.50 R m .

D e r k u rz n a c h d em e r s t e n B a n d e r s c h ie n e n e z w e it e d e s S c h w e it z e r is c h e n W e r k e s b e s t e h t a u s d r e i T e ile n : K a th o ­ liz is m u s (S. 11— 68), a u ß e r k ir c h lic h e „ c h r is tlic h e “ S tr ö m u n ­ g e n (S e k te n , n ä m lic h d ie In te r n a tio n a le V e r e in ig u n g E rn ­ s t e r B ib e lfo r s c h e r , d ie C h r istlic h e W is s e n s c h a f t, d ie M o r ­ m o n e n , u n d m o d e r n e „ P r o p h e te n “, n ä m lic h W e iß e n b e r g , N e u g e is t -B e w e g u n g , G e is tc h r is tlic h e R e lig io n s g e m e in s c h a ft, S . 69— 103) und P r o te s ta n tis m u s (S. 104—542). D e n le t z t e n T e il b ild e n e in v e r h ä ltn ism ä ß ig k u r z e s K a p ite l a u s d e r F e d e r d e s H e r a u s g e b e r s „ N e u e n td e c k u n g d e r K ir c h e “, e s fo lg e n 1. T h e o lo g ie , v o n P a u l A lth a u s , F r ö m m ig k e it d er G e m e in d e , In n e r e M issio n , litu r g is c h e B e w e g u n g , K ir c h e n ­ v e r fa s su n g ; 2. f r e ie k ir c h lic h e G e m e in s c h a f te n (F r e ik ir c h e n u n d d ie E v a n g e lis c h -lu th e r is c h e K ir c h e in P r e u ß e n ), e v a n ­ g e lis c h e D ia s p o r a p fle g e , ö k u m e n is c h e B e w e g u n g , W e lt ­ m issio n ; 3, K u n st; 4. E h e , F rau , J u g e n d ; 5, P ä d a g o g ik , S in g b e w e g u n g , V o lk sb ild u n g , s o z ia le N e u g e s ta ltu n g : G e w iß

e in r e ic h e r In h alt, A n d e m T e il „ P r o te s t a n tis m u s “ h a b e n 22 A u to r e n , d a r u n te r z w e i F r a u e n , m itg e a r b e ite t. E s w ird w o h l a lls e it s z u g e s t a n d e n w e r d e n , daß d ie A u s w a h l d ie s e r w ie d e r a n d e r e n M ita r b e ite r e in e g e lu n g e n e ist. W o h ä tte sic h e in fa c h k u n d ig e r e r R e fe r e n t g e fu n d e n a ls O h le m ü lle r , d er d en B e itr a g ü b e r d e n K a th o liz ism u s g e lie f e r t h at, und w e r w ä r e , w a s d ie E r k e n n tn is d er s y s te m a tis c h e n P r o b le m e u nd ih re Z u sa m m e n h ä n g e b e tr ifft, g e e ig n e t e r g e w e s e n a ls d er E r la n g e r S y s t e m a t ik e r ? Ü b er d ie F r e ik ir c h e h a t e in B a p tis te n p r e d ig e r g e s c h r ie b e n . D e r A u fs a tz ü b e r d ie E h e v o n H e lm u th S c h r e in e r is t e in e v e r k ü r z e n d e N e u b e a r b e itu n g s e in e r in d e r „ Z e itw e n d e " u n d s e p a r a t e r s c h ie n e n e n A u sfü h r u n g e n . D ie A r t ik e l b e g n ü g e n s ic h • n ic h t d a m it, h is to r is c h zu se in , s ie sin d a u c h n ic h t a lle in p r in z ip ie ll, s o n d e r n v e r b in d e n d a s G e s c h ic h tlic h e und d a s G r u n d s ä tz lic h e u n d la u fe n n ic h t s e lt e n in d a s P r a k ­ t is c h e a u s. N u r v e r e in z e lt k o m m e n tr o tz d er g r o ß e n Z ahl v o n M ita r b e ite r n W ie d e r h o lu n g e n o d e r W id e r s p r ü c h e v o r . S o lle n d ie A b h a n d lu n g e n h e r v o r g e h o b e n w e r d e n , d ie im B lic k au f d ie Z eit a ls d ie b e d e u ts a m s te n und b e d e u t e n d ­ s t e n e r s c h e in e n , so m ö c h te n e s d ie ü b e r d ie E h e , d ie F rau , d ie J u g e n d und d ie P ä d a g o g ik se in . D ie an z w e it e r S t e lle h e r v o r g e h o b e n e z e ic h n e t sic h b e s o n d e r s a u s d u rch v i e l ­ s e i t ig e B e z u g n a h m e au f d ie L ite r a tu r e r sc h e in u n g e n . A u c h dem , w a s ü b er K u n st g e s c h r ie b e n ist, w e r d e n v ie l e z u ­ stim m e n . S e lb s tv e r s t ä n d lic h h ä tte m a n n o c h m a n c h e r le i w ü n s c h e n k ö n n e n . A u ffä llig ist, d a ß d ie „ C h r is te n g e m e in ­ sc h a ft nur m it e in e r k u r z e n W e n d u n g g e s t r e if t ist. Z u­

sa m m e n fa ss e n d is t zu sa g en : D a s W e r k e r s c h e in t a ls ein F ü h rer, d e r v o m e v a n g e lis c h e n S ta n d p u n k t a u s ü b e r d ie Ä u ß e r u n g e n d e s k ir c h lic h e n L e b e n s in u n se r e m V o lk w o h l o r ie n tie r t, d er d ie P r o b le m e a u fs u c h t u nd in s ie ein fü h rt und d er, w a s d a s w ic h tig s te ist, d ie L ie b e zur K ir c h e e r ­ w e c k e n u nd s tä r k e n w ill, T h e o b a l d - N ü rn b erg ,

Böhme, K urt, D r. p h il„ Die Krisis der englischen Staats­

kirche, D e r S tr e it um d a s P r a y e r B o o k . G o th a 1929, L e o p o ld K lo tz . (82 S. gr. 8.) 3 R m .

D e r V e r fa s s e r g ib t e in e n h is to r is c h e n R ü c k b lic k a u f d ie E n tw ic k lu n g d er K ä m p fe um d a s P r a y e r b o o k . Er b e ­ sc h r ä n k t s ic h d a b e i n ic h t au f E n g la n d , so n d e r n b e h a n d e lt z u g le ic h d ie a m e r ik a n is c h e n u nd s c h o t tis c h e n R e v is io n e n , d ie für d ie e n g lis c h e S it u a tio n n ic h t g a n z g le ic h g ü ltig sin d . K n ap p , d o c h z u v e r lä s s ig w ir d n a c h e in e r D a r ste llu n g d e r ä u ß e r e n E r e ig n is s e b is 1927 d a s W ic h t ig s t e a u s d e m P r a y e r - b o o k e n tw u r f v o n 1927 u n d d e n A b ä n d e r u n g e n v o n 1928 m itg e te ilt . D e r H a u p t te il d e s B ü c h le in s b e fa ß t s ic h m it k u r z e n S c h ild e r u n g e n d er s t r e ite n d e n P a r te ie n ; a u c h h ier is t d a s W e s e n t lic h s t e g e s e h e n u n d s a c h lic h d a r g e s t e llt . D a ra n s c h lie ß e n s ic h d ie E r e ig n is s e d er b e id e n le t z t e n J a h r e an, nur s c h e in t m ir, d aß h ier B. d e n E in flu ß d e s A n g lo k a th o liz is m u s u n te r s c h ä tz t. D ie g r o ß e P o p u la r itä t, d ie e in K lo s te r w ie K e lh a m b e s itz t, d ie g r o ß e A n h ä n g e r ­ sc h a ft u n te r d e n A k a d e m ik e r n v o n C a m b rid g e u n d O x fo r d sin d w o h l n ic h t g a n z z u ü b e r g e h e n ; d o c h is t e s ja a u f je d e n F a ll für e in e n N ic h te n g lä n d e r se h r sc h w e r , h ie r g a n z k la r zu s e h e n . In e in e m N a c h w o r t b e le u c h t e t L a u n -G ie ß e n d ie A u s fü h r u n g e n B ö h m e s, in d e m er v o r a lle m au f d ie k o m ­ p liz ie r t e k ir c h lic h e L a g e h in w e is t,

C a r l S c h n e i d e r - Riga.

(5)

Ölsner, Willi, Pfarrer, Die Entwicklung der Eschatologie von Schleiermacher bis zur Gegenwart. Gütersloh

1929, Bertelsmann, (116 S. gr, 8.) 3.80 Rm,

Hoff mann, Georg, Lic., Das Problem der letzten Dinge in der neueren evangelischen Theologie. (Studien zur systemat. Theol,, herausgegeben von A, Titius und G, W obbermin, Heft 2.) Göttingen 1929, Vandenhoeck

& Ruprecht. (120 S, gr, 8,) 7,20 Rm,

Die Eschatologie ist seit einem Jahrzehnt ein theologi­

scher K onzentrationspunkt ersten Ranges. Die V orkriegs­

arbeit am Neuen Testam ent, die End- und Untergangsstim - mung vor, in und nach den großen Kriegserschütterungen, von dort her erregt zumal die dialektische Theologie, auf system atischem Boden dann auch die erste Auflage von Althaus „Die letzten Dinge“ haben dahin geführt. Man e r­

streb t heute die Auswirkung der neuen Einsichten. Eben erschien von W eber „Eschatologie und M ystik im Neuen T estam ent“, von Carl Stange „Das Ende aller Dinge“. Die hier zur Besprechung stehenden Schriften behaupten neben jenen ihren eigenen Platz.

Nur mehr zur Vorbereitung der gegenwärtigen Aufgabe blickt rückw ärts, schon nach seinem Titel, das Buch von Ö l s n e r . Es gibt fast nur R eferate, gediegen und gut, w enn auch nicht von besonderer Schärfe der Erfassung.

Ihre Zusammenstellung ist verdienstlich und lesensw ert.

Die Theologiegeschichte seit Schleierm acher wird dabei nur leise und zögernd gegliedert. Des öfteren wird von den herkömmlichen Einteilungen aus M otiven der Spezial­

geschichte des Eschatologie abgewichen, zuweilen nicht unbeachtlich. Allerdings sieht die B etrachtung dabei m ehr­

fach doch zu sehr nur auf die äußere Gleichheit der escha- tologischen Ergebnisse; in besonderer S tärke w ird das Charisma d er Unterscheidung der G eister nicht geübt. — Es w erden behandelt Schleiermacher, die kritisch-speku­

lative Theologie mit Strauß, Ritschl und Rothe bis Tröltsch, die Vermittlungstheologie, die Erlanger Schule und Neu­

lutheraner, die M odern-Positiven samt Heim, Pietismus und Biblizismus von Beck und Hengstenberg bis S chiatter und Blumhardt, w eiter die dialektische Theologie m itsamt A. Schweitzer, endlich die neueste Entwicklung: Heinzel- mann, Koepp und Althaus. Das Heft schließt mit der D ar­

stellung der K ritik an der dialektischen Theologie, bes.

H. W. Schmidt, sowie einigen eigenen guten W orten zur Lage. Der V erfasser sym pathisiert stark, ohne größere K larheit, mit einem wiewohl etw as freieren, so doch unge­

brochen gläubigen Biblizismus, und besonders mit H. W.

Schmidt: „Dies dürfte für absehbare Zeit voraussichtlich das letzte W ort in d er Eschatologie bleiben“. W eder mein junger F reund Schmidt noch ich w erden so einfach dies allzu summarische Urteil teilen. . . .

Von ganz anderer system atischer K raft ist das Buch von H o f f m a n n. Einer wirklich „K ritischen D arstel­

lung der verschiedenen Eschatologien“ folgt eine „Syste­

matische Grundlegung einer .bestim m enden’ Eschatologie:

Eschatologie als zielweise Blickrichtung“. H eute gibt es einmal die ,,e n d zeitliche Eschatologie“, teils als (ent­

w eder mehr biblizistisch, oder mehr spekulativ, oder mehr

— vom Glauben aus — unterbauend) beschreibende, teils als verkürzend beschränkende, und die „ ü b e r zeitliche Eschatologie“, teils in der konsequenten Ausprägung der dialektischen Theologie, teils in d er verm ittelnden von Althaus, Verhältnis und Verbindung dieser beiden G rund­

typen wird dann das Them a der system atischen U nter­

suchung, Das G ott-W elt-V erhältnis überhaupt (Ewigkeit,

Allgegenwart) legt den Grund; nur mit den berühm ten antinomischen Form eln des Chalzedonense kann zuletzt um schrieben w erden auch, wie Ewiges u n d Zeitliches, b e i d e s , n e b e n einander, in der Gegenwart G ottes be­

hauptet w erden können. Von diesem Fundam ent aus er­

scheint im G esam tbestande des Glaubens die Ewigkeits­

hoffnung entscheidend veran kert; gerade der Glaube als Gegenwartsglaube hat durch sein Verheißungsmoment eine unablösliche eschatologische Bestimmtheit, Zuletzt ist Ewigkeitsgewißheit und Gottesgew ißheit identisch, wenn anders zuletzt eben nur Gott selbst die W elt der Ewigkeit ist. Gegen im Gegensatz hierzu „m ittelbare“ moderne

„U nterbauungen“ der Eschatologie wird dann diese un­

m ittelbar eschatologische Position kritisch abgegrenzt. Im letzten K apitel wird von da aus schließlich „Eschatologie als bestim mende Blickrichtung" näher, zummal im Hin­

blick auf die Fragen von Abbruch und Erfüllung und des Endes, entfaltet. — Am wenigstens reicht wohl die A na­

lyse Barths aus. Es gelingt keine widerspruchslose Deu­

tung (S. 32, Anm, 33), Auch beim Versuch des W obbermin- schülers, B arth zunächst als Transzendentalisten zu sehen, bew ährt sich wieder, was nicht genug betont w erden kann, daß jedes prim är philosophische Verständnis Barths v er­

sagen muß. Gleichwohl ist die kritische Kraft überall groß, am glücklichsten vielleicht gegenüber Althaus, Die syste­

m atischen Erörterungen sind z, T, ausgezeichnet (bes.

S. 53 ff,, 79). Auch abgesehen davon, daß der Verfasser die Grundposition mit dem Rezensenten gemeinsam hat, möchte ich durchaus so urteilen. Seine Polemik gegen meine Fassung der Ewigkeit als Vollzeitlichkeit (S. 57, 115) bei H. W. Schmidt hat mich allerdings nicht recht über­

zeugen können; die Formel ist gerade als W eiterführung der Zeitentnom m enheit, und nicht der Zeitm ächtigkeit der Ewigkeit im Sinn des Glaubensdenkens geprägt worden.

A ber das ist ja sehr nebensächlich. Das Buch ist eine Durchdenkung der Eschatologie ersten Ranges. Schade, daß der reichlich hohe Preis zumindest manchen studen­

tischen Käufer abschrecken wird.

K o e p p - Greifswald.

Heidejgger, M artin, Dr. Professor, (jetzt) freib u rg i. Br., Sein und Zeit. Erste Hälfte. 2. Auflage. Halle a. d. S.

1929, Max Niemeyer. (XI, 438 S. gr. 8.) Geb, 22,50 Rm.

Als Sonderdruck aus dem Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische Forschung erschien unser großes philo­

sophisches W erk erstmalig im Jah re 1927. Daß bereits nach zwei Jah ren eine zw eite Auflage nötig geworden ist, beweist, welch großes Interesse dieses durchaus nicht etw a leichte Buch gefunden hat. Der Zeitschrift für phänomeno­

logische Forschung gehört das Buch — und damit komme ich sofort zur Sache selbst — nicht nur äußerlich an.

Nach Heidegger besteht d er eigentliche Mangel unserer heutigen Philosophie darin, daß uns eine klare A ntw ort fehlt auf die Frage nach dem, was wir mit dem W ort

„seiend“ eigentlich meinen. Dabei ist ihm das Eigenartige das, daß wir diese unsere Verlegenheit, den Ausdruck

„Sein“ nicht zu verstehen, gar nicht fühlen. So bem üht sich Heidegger zuerst das Verständnis für den Sinn dieser Frage zu wecken. Positiv ist ihm das zu Ergründende nicht dieses oder jenes Seiende, sondern das Sein des Seienden. Zugangsart und Bestimmungsart für das, was so das Thema einer solchen Ontologie w erden soll, ist ihm die Phänomenologie. „Ontologie ist nur als Phänom eno­

logie möglich,“ Nun ist freilich die Frage nach dem Sinne

(6)

des Seins die universalste und leerste. A ber der U niver­

salität des Begriffes von Sein w iderstreitet nicht die ,,Spe­

zialität“ der Untersuchung, d. h. das Vordringen zu ihm auf dem W ege einer speziellen Interpretatio n eines b e­

stimmten Seienden, des Daseins. In dieser In terpretation soll das Verständnis und die mögliche Auslegung von Sein gewonnen werden. Da nun aber dieses Seiende in sich

„geschichtlich“ ist, so muß die eigenste ontologische Durchleuchtung dieses Seienden sich notwendig zu einer

„historischen“ Interpretation ausweiten. So gabelt sich die Ausarbeitung der Seinsfrage unserm A utor in zwei Auf­

gaben. Die Ausführung der ersten gibt er unter der Über­

schrift: Die Interpretation des Daseins auf die Zeitlichkeit und die Explikation der Zeit als des transzendentalen Hori­

zontes der Frage nach dem Sein. Nur mit dieser Aufgabe beschäftigt sich der vorliegende erste Band. Auch sie führt er nicht zu Ende. Von den drei A bschnitten, in die unsere erste Aufgabe zerfällt, behandelt er nur die beiden ersten: „Die vorbereitende Fundam entalanalyse des Da­

seins“ und „Dasein und Zeitlichkeit".

Die erste dieser Teilaufgaben, die vorbereitende F un­

dam entalanalyse sucht die „Grundverfassung des Daseins“

zu kennzeichnen als das „In-der-W elt-sein“. Dieses „In- der-W elt-sein“ wird durch eine „dreifache Hinblicknahm e“

zu erfassen versucht. Das eigentlich W eiterführende Mo­

m ent liegt hier in der dritten „H inblicknahm e“, in der Be­

handlung, die das „In-Sein“ erfährt. Dieses „In-Sein“ wird zuerst als „Befindlichkeit“ gekennzeichnet und wird w ei­

te r expliziert durch den Modus „der F u rch t“. Zu diesem Existential „V erstehen“ tritt hinzu das Existential „V er­

stehen“. Beide gehören zusammen und charakterisieren als E xistentialität die „ursprüngliche Erschlossenheit des In-der-W elt-seins“ (S. 148). Ist mit dieser bisherigen Kennzeichnung des „In-Seins“ nur sein „ontologischer O rt“ angegeben, ist nur die existentiale K onstitution des Da geschildert, so gilt es w eiter „das alltägliche Seins des Da und das Verfallen des Daseins“ zu kennzeichnen. W as Heidegger hier erarbeitet, dient ihm dazu, auch „die Sorge“ als „Sein des Daseins“ auszuweisen. „Die Sorge liegt als ursprüngliche Strukturganzheit existenzial-aprio- risch ,vor‘ jeder, d. h. immer schon in jeder faktischen ,V erfaltung‘ und ,Lage' des Daseins“ und ist in ihrer wesen- haft unzerreißbaren Ganzheit unmöglich auf besondere A kte oder Triebe zurückzuführen.

Die Behandlung der zw eiten unserer beiden Teilauf­

gaben, die unser Buch erledigt, setzt ein mit der Erwägung, daß im Dasein, solange es ist, ja noch etwas aussteht, was es sein kann und sein wird. Zu diesem A usstand aber ge­

hört das „E nde“ selbst. Das „E nde“ des In-der-W elt-seins ist der Tod. Dieses Ende zum Seinkönnen, d.h. zur Exi­

stenz gehörig, begrenzt und bestimmt die je mögliche Ganzheit des Daseins. Die Existenzialität des Todes aber kann sich nur in dem Aufweis eines „eigentlichen Sein­

könnens“ bezeugen. Zu diesem muß sich der Mensch, der sich den Tod so gern verhüllt, in freier Entscheidung auf­

schwingen. Aus der Verlorenheit, die Heidegger so treff­

lich als „M an“-verlorenheit schildert, ruft uns „die Stimme des Gewissens“, die als „Anruf des Daseins auf sein eigen­

stes Selbstseinkönnen“ vernommen w erden kann, „Die vorlaufende Entschlossenheit, ist kein Ausweg, erfunden, um den Tod zu ,überwinden', sondern ist das dem Gewis­

sensruf folgende Verstehen, das dem Tod die Möglichkeit gibt, der Existenz des Daseins mächtig zu w erden und jede flüchtige Selbstverdeckung im Grunde zu zerstreu en “

(S, 310), A ber wenn mit zum Sein des Daseins das eigent­

liche bezw, uneigentliche Sein zum Tode gehört, dann ist dieses nur möglich als zukünftiges. Dabei ist unter Zukunft nicht ein Je tz t zu verstehen, das, noch nicht „w irklich“

geworden, einmal erst sein wird, sondern die Kunst, in der das Dasein in seinem eigensten Seinkönnen auf sich zu­

kommt. Sofern das Dasein als Zeitlichkeit bestim mt ist, ermöglicht es ihm selbst das eigentliche Ganzseinkönnen der vorläufigen Entschlossenheit. „Zeitlichkeit enthüllt sich als der Sinn der eigentlichen Sorge“ (S. 326).

Mit diesen Einsichten schließt unser Buch noch nicht.

Vielmehr wird jetzt diese Zeitlichkeit des Daseins noch w eiter expliziert und w erden die aus ihr entspringenden Aufgaben einer ursprünglicheren W iederholung der exi- stenzialen Analyse näher um schrieben und dann sorgsam durchgeführt. Auch ohne daß wir diesen letzten Kapiteln noch w eiter nachgehen, dürfte wenigstens ein Eindruck verm ittelt sein, was Heidegger will und in welcher Rich­

tung seine von Philosophen wie Theologen in gleicher W eise b eachtete Philosophie verläuft. W as dem Buch solche Durchschlagskraft gegeben hat, ist gewiß das ge­

waltige philosophische Können, das sich in ihm offenbart;

es ist aber auch das ernste Pathos, das es beherrscht und das uns vor allem dann scharf entgegentritt, wenn der Verfasser den Leser vor die letzte Entscheidung stellt, zu der unsere ganze Existenz uns innerlich zwingt. Nun ist diese Entscheidung gewiß nicht die christliche; aber sie stellt doch eine formale Parallele zur christlichen E nt­

scheidung dar und hat von hier aus neuere Theologen ge­

waltig anfassen können. W er auf dem Boden der alten christlichen Verkündigung und der ihr entsprechenden W eltanschauung steht, wird freilich m anches — ich denke nur an den Begriff Tod, wie er bei Heidegger sich vor­

findet — anders fassen müssen. Und doch sind und sollen es nicht theologische Bedenken sein, die ich hier zum Schlüsse wenigstens andeuten möchte. Heidegger ist unbe­

dingt zuzustimmen, wenn er es ablehnt, daß eine M eta­

physik des Erkennens die Basis der Erkenntnis des Seins abgebe. Auch darin wird man ihm nicht w idersprechen können, daß auch das „Erkennen als ein Seinsmodus des Daseins als In-der-W elt-seins“ zu gelten hat. Die Frage ist nur, ob denn das E rkennen — genauer die E rkenntnis­

intention — damit w esenhaft bestimmt oder erfaßt ist, daß es als ein bestim m ter Modus des Daseins hingestellt ist.

Das ist ja eben das Eigenartige des Erkennens, daß es mit Hilfe des in ihm steckenden Kernes, d. h. des Denkens, etw as von dem denkenden Subjekt Unabhängiges setzt, und dann für dieses Transzendieren der W irklichkeit einen eigentümlichen, unbedingten R echtsanspruch erhebt. Eben dieser Rechtsanspruch ist so unm ittelbar und für unsere wahrhaftig nicht bloß durchschnittliche, sondern durchaus unaufgebliche „A lltäglichkeit“ so unerläßlich, daß er sich gegen alle R eduktion ganz energisch w ehrt. Eine phäno­

menologische Lösung des Erkenntnisproblem s ist allemal eine Zurückschiebung dieses Problems. Daß die Phäno­

menologie das Erkenntnisproblem in den Bereich ihrer A r­

beit hineinzieht, wird ihr niemand verw ehren. Und daß eine solche A rbeit auch hier manches aufhellen kann, das wird niemand leugnen, und das hat unser in seiner Philo­

sophie sicher epochem achendes Buch ohne Zweifel b e­

wiesen, A ber ebenso ist sicher, daß das E rkenntnispro­

blem einen K ern hat, an den die Phänomenologie bisher nicht herangekom m en ist und an den sie auch nie heran­

kommen wird, J e.l k e - Heidelberg,

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sprechen, er w ill offenbar die Sündlosigkeit Christi nicht antasten. Deshalb erklärt er denn auch, dies Kindern vorzutragen, halte er nicht für notwendig und

liche Reformation hinarbeitende Elemente gewirkt haben. Hashagen zeigt, daß die Landesherren, die teils aus Opportunismus, teils aus Herzensbedürfnis treu zum päpstlichen

nur für geschwächt, nicht für verloren hält, die eine Regierung der Völker durch den Stellvertreter Gottes kennt, in der die Menschen zu ihrem Heil und nach

W enn sich eine B e ­ sonderheit anch sonst in der zeitgenössischen Literatur belegen lässt, so ist es darum noch keinesw egs erw iesen, dass für das N eu e

holte (vgl. 31 ff.*, 135 ff.) Benützung eines angeblich von einem Zeitgenossen Jesu verfassten Schriftstückes, das den Täufer und Jesus aus dem Essenerorden

sagen kann, zumal auch sonst in der diplomatischen Praxis dergleichen Wechselbeziehungen nachweisbar sind. Ausser diesen Mss. XII, heran- gezogen; andere werden noch

Darauf antwortet die Verf.: „Wir treten dem Rufe eines Assyrerkönigs, dem das Recht auf der Spitze des Schwertes steht, wohl nicht zu nahe, wenn wir eine so

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