'
'fhdem Regierungs-Rath Hasser.
(Mit einer hydrographischen Karte in Farbendruck.)
Berlin.
- -
4
Die
/
Melioration
’ ' '
•
der Tuchelschen Heide
< < <
der
Von
en Departements-Rath,
dem Regierungs = Rath Hatter.
B
(Mit einer hydrographischen Karte in Farbendruck.)
Berlin.
Bei Franz Duncker.
(W. Besser's Verlagshandlung.)
1857.
K,58/2010
'■V
.
Preußen, nimmt
die Tuchelsche
Heideeine
bekannte, sehrbe
deutende
Stelle
ein.Zwar haben
auch
aufsie die allgemeinen Fortschritte der Kultur-
und Verkehrsentwicklungnicht
ohne wahrnehmbaren Ein
flußbleiben
können;der Bau der Berlin-Königsberger
Chaussee, mitten durchsie
hindurchf
ührend,hat sie
mitden Absatzorten
inleichtere Verbindung gebracht und einen
nichtunerheblichen Verkehr erschlossen;
die Regulirungender
gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse und dieSeparationen
haben auch hier die Fesselnder
Privatintelligenzund Thätigkeit
gelöstund
mächtig die Ent
wickelungder wirthschaftlichen Zustände gefördert;
eine nicht un erhebliche
Einwanderung hat Landwirthe mitKapital
und an andernOrten
gesammeltenErfahrungen in
das Landgebracht;
durch
die
fiskalischen Wiesenanlagenist ein
sehrbedeutendes
Anlagekapitalder Heide zu
Gute gekommen, undnoch jährlich liefern diese
Wiesen nichtunerhebliche
Massengesunden
guten Heues.Aber
dessenungeachtet ist
im Verhältnißzu andern Landes-
theilen,selbst
solchen,in welchen
gleich armer Boden dominirt,die
Kultur-und Verkehrsentwicklun
gder Heide nicht
unbedeutendzurückgeblieben.
Eine
dünneBevölkerung ernährt
sichnur kümmerlich; in der
ganzenHeide
hat keine Stadterblühen
können,und
nur wenige Dörfer habenschwache Anknüpfungspunkte für Entwicklung des
Handelsund gewerblicher
Industrie gegeben.1*
4 5
Den
fast ausschließlichen Nahrungszweig aller Bewohner
bildet die Landwirtschaft,und doch
wirdnur sehr
wenigVieh
geringer Beschaffenheit ausgeführt,und
gar häufig müssenBrot
stoffe eingeführt
werden.•
‘Das zweitbedeutendste
Gewerbe, die
Forstwirthschaft, wirdnur in
denfiskalischen Wäldern
nachrationellen
Grundsätzenund der Absicht der
Conservation betrieben;in den Privatforsten dominirt
das Princip gänzlicherAbholzung, in
derenFolge große
Flächenleichten
Bodenseinige
Ernten geben,und
dannein
Spielder Winde
werden,ohne
daßder meistentheils den Händlern zu
gut kommendeGeldgewinn
eineproductive
Anlegung imLande
findet.Deshalb erscheint die Frage berechtigt:
Wie ist nachhaltig der Zustand der Heide so
zu verbessern, daß siewenigstens
ihren Bedarfan Brotstof
fen zujeder Zeit produzirt,
und daßsie in der Viehproduktion ge
fördert wird. * -
Als
Departements-Rath der
TuchelschenHeide habe
ichdoppelte Veranlassung und
Gelegenheit gehabt,mich
mitdieser
Frage zubeschäftigen; ich glaube die Lösung und
Beantwortungderselben
gefundenzu haben,
undhalte
esfür meine Pflicht,
wieich
seitmeiner
fünfzehnjährigenVerwaltung
esnie
an Einzel
bemühungen fehlenließ, meine Wahrnehmungen
zumVortheil der Eingesessenen
zurGeltung
zu bringen,auch im Allgemeinen
eine Anregung zuder
gewünschtenEntwickelung zu
geben.Um
aber meine
Beobachtungen undAnsichten
allgemeinster,rücksichtslosester
Prüfungzu
unterwerfen, womöglich
jedenBe- wohner der
Heide,jeden Sachverständigen
außer derselbenzu meinem
Richterzu bestellen, betrete ich den
Wegder Oeffentlich- keit, ich schlage ihn in der Hoffnung ein, daß wenn
vielleichtauch
nicht meine ganze Erwartungin
Erfüllung geht, doch immer ein kräftigesKeimkorn zu
künftigerEntwickelung
ausdieser
Er örterung hervorgehen
wird.Zur Einleitung
dieser
Erörterungist zunächst
festzustellen:*
was ist
denneigentlich die Tuchelsche Heide, welches
sindihre Grenzen und worin liegt ihre
Beziehungzu
derkleinen,
außerhalbderselben gelegenen
StadtTuchel.
Die Antwort
ist
nicht ganzleicht;
denn zukeiner Zeit
hat die Bezeichnung: „Tuchelsche Heide"sich
aufeinen bestimmt
ab
gegrenzten Bezirkbezogen, nur der Sprachgebrauch
hatsie ein
geführt und bis
heute erhalten,
obgleichin
den neuerengeo
graphischen und
politischenEintheilungen
dasletzte
Band gelöstist, welches früher
ihrenGebrauch rechtfertigen
mochte.Und
dieserSprachgebrauch,
an sich willkürlich, hat inder
Gleichartigkeit benachbarterGegenden
undBewohner,
bequemsteGelegenheit
gefunden, volle Eigenmächtigkeit walten zulassen,
so daß jetzt oft weitvon
derselben entfernte Gegenden,halb
alsVorwurf,
dieBezeichnung
als Tuchelsche Heidesich gefalle
nlassen müssen.
Es
könnte nun gleichgültig scheinen, die Grenzen eines
Ob
jektes festzustellen,wenn so viel
benachbarte Verhältnisse gleichen Bedingungen unterliegen, undalso auch
von dem profitirenkönnen, was der Heide
zugedachtist; aber
jedesBildmuß
seinen Rahmen, jede Darstellung ihreBegrenzung
haben,und ich fühle um so
mehr dasBedürfuiß
der letztern, als immer nochein
Objekt voncirca 60 Meilen übrig bleibt,
undich mich sehr be
friedigt fühlen
werde,wenn dieses meine
aufsich selbst
beschränkt gewesenen Kräftenicht übersteigt.
Nur
durch das Zurückgehen auf dieZustände
zur Zeitder polnischen Herrschaft
sinddiese
Grenzenso herzustellen, daß die Tuchelsche
Heidenoch heute
alsein
abgerundetesGanze be
trachtet werden kann.
Damals und
biszum Jahre 1772
residirtenin der
StadtTuchel Starosten,
derenBezirk im Norden
fastbis
an dieheutige
pommersche, und die
Grenze des KreisesBehrendt,
imOsten
bis
andas Schwarzwasser, im
Südenbis in den
heutigen Schwetzer, im Westenbis in
den Schlochauer Kreis
hinein sich erstreckten, und welche inden ausgestellten Laudverleihungs-Ur-
künden und sonstigen
Privilegien, namentlichaus der Zeit nach dem
30jährigen Kriegedas Land zwischen Brahe
und Schwarz
wasser,welches
vorzugsweise mit Wäldern bedecktwar:
„die Heideoder auch die Wildniß"
nannten.Dieser Theil ist von sehr
gleichartiger Beschaffenheit,er unterschied
sich sehrzu seinem Nachtheil von dem
fruchtbaren Theilihres Bezirkes zwischen Tuchel
und Conitz,und
deshalbkann auch ich noch
heutenur von der
TuchelschenHeide
sprechen, indemich diese
Bezeichnung aufden
60Meilen großen
Landes- theil
zwischen Brahe undSchwarzwasser, den Grenzen der Kreise Rummelsburg
undBehrendt,
beschränke, dagegenin den Schwetzer Kreis
etwabis
zurHerrschaft
Buckowiecz vordringe.Um
das
Objektder
folgenden
Erörterunganschaulicher
zumachen, habe ich
die diesem Werkchenbeigefügte
Kartefertigen
lassen, unddas
aufihr farblos gelassen,
wasich
nichtzur Heide
rechne.Die
Brahe
unddas Schwarzwasser, bis zum Bau der *■
Berlin
- Königsberger
Chausseedie einzigen
Wege, aufwelcher das
Hauptexport-Produktder
Heide,das Holz, nach Bromberg und Schwetz verflößt wurde,
habenauch
nochvielfach anderweite
Bedeutungfür die
Heide, undgerade
die bisherübersehene Seite dieser Bedeutung ist es,
welche zurEntwickelung
derselbennutzbar
zumachen
seinwird, wenn
anders ichmich nicht voll
ständig irre. Auf diese Seite will ich
deshalb besonders auf merksam
machen, undbitte den
Leser, mir mit freundlicher Ge duld
zufolgen; wir kommen bald aus allgemeinen,
nothwendigen Betrachtungenzu specielleren
Thatsachen.Jeder
gute Baumeister trägt bei
seinen Anlagenfür
ge
hörige Regulirungder Abwässerung Sorge;
und er folgtdarin nur
dem Beispiel undder
Lehre, welche Gottder
Herr unsgegeben, indem
erFlüsse
und Bächeschuf,
welcheaus ihrem
Bereiche überflüssigesWasser
abzuführenhaben.
Sie
sindum
sonöthiger,
als außerden aus dem
Bodensprudelnden
QuellenJahr für Jahr in
Schneeund
Regengroße
Wassermassen
ans
dieErde
fallen,und Jedermann
weiß, daßdas richtige
Maaßder Feuchtigkeit ein
nothwendiges Elementdes
vegetabilischen undanimalischen
Lebensist, eine
Ueberfülledaran ein
vernichtenderFeind aller
Entwicklung, Kraftund
Intelligenz.Indem nun
die Brahe und Schwarzwasserdie Abzugs
kanäle
sind,
durch welchedas
überflüssigeWasser
ausder
Heide abgeführtwird,
kann mansich
nurdie
Artund den Umfang der
Erfüllungdieser
Aufgabe (durchsie)
klarmachen,
wenn mansie bis
überihre
Quellenund Nebenflüsse
hinaus betrachtet.Dabei
kommt man auf dienicht
uninteressante Beobachtung,daß sie
vonder letzten
deutschenMassenerhebung entspringen,
welche sichzwischen Netze und
Ostsee, zwischender
Weichselund
Persantebis zu
1022' überder Ostsee
bei Schöneberg,circa
5Meilen südwestlich von Danzig erhebt,
nachder
Ostsee steiler, nachNetze und
Persante allmäligerabfällt, und einer großen Menge anderer Flüsse und Bäche den
Ursprung giebt.Diese Erhebung
ist im V
erhältniß zuHochgebirgen aller
dings
wenig
bedeutend,für
unserLand aber scheint sie fest
zustellen, daß
seine
Quellenverhältnisse unbeeinflußtvon
benach
bartenLandstrichen
sind, denn zwischenHarz
und Uralist sie
diebedeutendste Erhebung.
Und da
1000'Höhe
ander
oberenWeichsel
und Odernur in
weitesterFerne in den Karpathen
undam
Riesengebirge sichfinden, ist
esnicht
wahrscheinlich, daß von dorthöher
gelegenen Regionenwasserleitende Erdschichten
erstbei uns
zu Tage tretensollten,
jedenfallshaben wir an unserm
eigenenWasservorrath
soüberaus genug,
daßwir diese
Möglichkeitder
unterirdischen Zuführungvon
nochweiter
her, garnicht in An
schlag bringen dürfen.
Wollte
man nunmathematisch
genanfeststellen, wie viel
Wasser ans
diese größereMassenerheb
ung, von
welcher die Per
sante,
Grabow, Wipper,Stolpefluß, Lupow, Leba,
Lobsanke, Küddow,Mottlau, Rabanne,
Ferse, Brahe undSchwarzwasser
herabfließen,
fällt,und abzuführen
ist, somüßte
man mitihren
Quellen
sämmtlicheNebenflüsse der gedachten
Hanptflüsse au
f- suchen, umdadurch die
Gesammtmassenerhebung festzustellen.Das würde uns
aber
nutzloszu weit
führen, und indemwir
uns auf dieBetrachtung der Brahe und des Schwarzwassers
beschränken, wird esanderer
Bemühungnicht schwer
werden,auch
dieVerhältnisse der
andernFlüsse in
gleicher Weisezu
erörtern.Denn da jeder Bach und
Fluß einenScheitelpunkt findet,
überden
hinaussein Gebiet
nichtgeht, von
welchem vielmehr nach anderen Richtungen sichandere
Flüsseund Bäche
ergießen,und welcher
Wasserscheide genannt wird, vonsolchen
Wasserscheiden aber jedes Flußgebiet durch diein den Hauptfluß mündenden Bäche
und Nebenflüsse umgebenund
signalisirt wird,so schien
esauch
nichtunumgänglich
erforderlich,für den vorliegenden beschränkteren
Zweck,jene größeren Gesammtverhältnisse
mitin die Erörterung weiter, als
durch dieAnführung zu ziehen,
welche feststellt,daß
dievon
jenerHöhe herabfließenden Brahe und
Schwarzwasserden
Landstrich zwischen sichals
einenselbst
ständigen
Ausschnitt
desselbendarstellen.
Die
beiden genanntenFlüsse
habenein
ziemlichbedeutendes
Gebiet,aus
welchemihre Haupt-
undNebenquellen
gespeist werden, denndie westlichste
Quelleder Brahe entspringt aus
einemSee bei Rummelsburg,
circa 550 überder
Ostsee, wäh rend die
östlichste Quelle des Schwarzwassers, circa9 bis
10 Meilendavon
entfernt,bei
Behrendt ihren Ursprung auf circa500'
Höhe überder Ostsee
hat.* )
*) Obgleich alle vorhandenen Notizen über die Höhenverhältnisse aus den benachbarten Regierungsbezirken mir mit großer Bereitwilligkeit mit»
getheilt sind, und obgleich ich alle hier vorhandenen gleichen Nachrichten, ge
wonnen durch die verschiedenen Nivellements zum Zweck der Chaussee- und Kanalbauten, fleißigst benutzt habe, so sind doch eben nur sparsame, unzusam
menhängende Notizen vorhanden, alle einzelnen Nivellements haben ihren besonderen Horizont, wiewohl es doch so sehr leicht war, alle auf die uns so nahe Ostsee zurückzuführen, und ich habe deshalb recht vielfach und lebhaft den Wunsch gehabt: möchte doch nur der gediegene Vorschlag des Herrn General Bayer Eingang finden, und durch trigonometrische Triangulation des Landes das Material zu sichern Meliorations-Vorschlägen gewonnen werden.
Innerhalb
dieser Basis
erhebt sichder
Höhenzugbis
auf die angegebeneHöhe
bei Schöneberg, bis aufgegen
800 Fuß jen
seits Rummelsburg,und
die durchschnittliche Breitebis zu
dennächsten
Wasserscheiden wird nichtunter
3Meilen betragen.
Aber auch
ausden östlich
undwestlich gelegenen Landes- theilen empfangen
dieFlüsse aus zahlreichen
Quellenund
Neben flüssen
allesWasser bis
zuden
Wasserscheiden mitder
Küddow und Ferse, in einerdurchschnittlichen
Breite von10
Meilen, und dasie
nunin gerader Linie bis
zur Einmündungin die Weichsel,
dieBrahe
19Meilen, das
Schwarzwasser 14Meilen zu durchlaufen
haben,so
istihr Quellen-
und Regengebiet auf200 []
Meilen mit voller Sicherheitanzunehmen.
Auf diese
200[] Meilen
fällt Jahrfür Jahr
einesehr große
Wassermasse undSchnee herab, und was von
derselbenkeiner Verwendung bedarf, sollen
die Flüsseabführen.
Die auf die
Erde kommenden
Wassermassen werdenin dieser Provinz
seitmehreren Jahren in
Danzig, Schöneberg,Arys
undKönigsberg
beobachtet,und auch
diemeteorologische
Station inConitz hat,
freilich erstin neuerer
Zeit, desfalsigeInstrumente bekommen, aus
welcher mir die Nachrichten vonden
andernStationen fehlen.
Es sind
in
4jährigemDurchschnitt beobachtet:
in Danzig pro Anno...19,56", in
Schöneberg pro Anno... 22,67", in Arys pro
Anno... 21,77",
inKönigsberg pro
Anno... 25,57",
in Summa . 89,57",
alsodurchschnittlich
22,78", d.h. wenig mehr,
alsder uns so sehr stark interessirende
Regenfallvon Schöneberg
beträgt,(Archiv für
Landeskundeder preußischen
Monarchie, BandII., Seite 83.),
undwir
könnendeshalb der
Kürze wegen und mit Sicherheit annehmen,daß
aufdie
200[] Meilen Regengebiet
de
r-Bra
che 22" proJahr
herabfallen.
Eine []
Meile enthält nunaber
576 Millionen[] Fuß
und 200[] Meilen 115,200,000,000 [] O Fuß, und auf
1'10"
Regen-fall giebt
dies einejährliche Wassermasse von
211,200,000,000Kubik-Fuß Wasser,
welche Jahrfür Jahr
aufdas Regengebiet
derBrahe
unddes
Schwarzwassers niederfällt.Nun verdunstet allerdings
ein großer
Theil dieses Nieder schlages
wieder, wieviel?
Darüber sinddie Gelehrten noch nicht
einig; mirscheint aus einem sehr
einfachen Grunde;sie haben
noch nie auf die BodenbeschaffenheitRücksicht
genommen, und unzweifelhaft verdunstetthoniger
Bodenoder
solcher, in welchen dasWasser schwer
eindringtmehrals
solcher, in welchemWasser leicht
versinkt.Obgleich nun der
Boden der
TuchelschenHeide zn dem
letzteren gehört,und wahrscheinlich verhältnißmäßig
wenig ver
dunstet,so
weiter
mit sandigemHöhenlande
angefüllt ist, so wollenwir
doch nach bisherigenAnnahmen
die größte Ver-dunstu
ngsmenge mit1
/2des
Gesammtregenfallesannehmen,
und es bleiben 105,600,000,000, welche nochabzuführen
sind.Zerlegen wir uns
diese,der Betrachtung unbequeme
Summein kleinere Zeiträume, in Sekunden,
deren 31,536,000auf
dasJahr zu
365 Tagen gehen, sobleiben pro
Sekunde 3339 Kubik-Fuß Wasser, welches
aus den 200□ Meilen abgeführt
werdenmüßte,
mnschädliche
Ansammlungzu verhüten.
Da nun aus dem
erwähntenGebiete
nur durchzwei
Mündungendas Wasser der Weichsel
zugeführt wird, so wäre esnicht
schwer gewesen, mit vollerGenauigkeit
festzustellen, in welchemVerhältniß der
Abflußzum Zufluß
steht,wenn
mannur
auf diesen Punkt frühereAufmerksamkeit
gewendet hätte.Aber leider liegen auch hier so
dürftige Notizen
vor,daß wenn
später anzufu
hrendeThatsachen
diesnicht
unterstützten,man kaum zu einer
Schlußfolgerung berechtigt sein
würde.Der
Abflußdes
Schwarzwassersist nur ein
Mal ander
Mühlein Przechowo, 1
/2Meile oberhalb der
Einmündungin
dieWeichsel
durchmeinen werthen Kollegen,
denGeheimen
Re-gierungs-Rath Schmidt und
zwar auf 365 Kubikfuß proSe
kunde festgestellt.
Da
alleübrigen Nachrichten fehlen, so
bleibt nichtsübrig, als
diese eine bekannte Zahl als Durchschnittszahlanzunehmen.
An der Brahe und
zwar beiden Bromberger
Mühlen habennach der freundlichen
Mittheilungdes
HerrnGeh.
Regierungs- RathObuch
mehrfacheMessungen
stattgehabt,und
sind dabei folgendeResultate gefunden:
Am 1. Juli 1852 ... 429
Kubikfuß,am
11.Juli 1856 ... 409
und
durchschnittlich in diesem Monat
.. 712 - am
7. und8.
Septembercirca .... 1019 - bei Frühjahrsfluthen
wirdder
Abfluß auf.
2500- geschätzt.
Da diese
Messungen nicht einen bestimmten
Zeitraumum-
fassen,
so scheint zur Gewinnungeiner
Durchschnittszahl nurübrig zu bleiben, sie alle zusammenzurechnen, was
5069 Kubikfußergiebt,
und mit 5,der Zahl der Messungen zu
dividiren, undman erhält
dann1014
Kubikf.pro
Sekunde.Wird diesen
365Kubikf. als der
Abflußaus
demSchwarz
wasser
hinzugerechnet,so
ergiebt sich eine Summevo
n1379 Kubikf.
und vonden
oben nachgewiesenen 3339 Kubikf.bleiben
alsoin
jederSekunde 1960 Kubikf. unab
geführt,
wenn selbst die Speisung der
Flüsseausden
eigenenQuellen,
welchewenigstens gleichdem jetzigen Abfluß ist, unberücksichtigt
bleibt.Dieses
Verhältniß
bestehtjedenfalls so lange,
als die Abfluß verhältnisse der
Flüsse durch die künstlichen Stauanlagenalterirt
undin
ihrenjetzigen
Zustand gebracht sind,und nehmen
wirauch nur hierfür
100Jahre,
so hat sichin dieser
Zeitein Wasservorrath
im Landeansammeln
müssen, welchenkeine
Phan tasie
sichnach Länge, Breite
undTiefe zu denken
vermag.Nun
aber
habenunzweifelhaft auch früher
schon die Flüssenie
3339Kubikf.
abgeführt; seit Jahrtausendenhaben enorme
Vor-räthe
sich ansammeln müssen, und esist
deshalb klar, daßheute
außerdem jährlichen Regenfall wenigstens
jene3339
Kubikfuß
Regenfallabgeführt
werdenmüßten, wenn
nicht vonJahr zu
Jahrdas Deficit des
Abflusses ein größeres werden soll.Wo bleibt aber
alles dieses
Wasser?das ist die erste;
welche Wirkung
erzeugt es? das ist die zweite
Frage.Die
Antwortenhierauf
sindleichter.
Das unabgeführteWasser
versinktin den Boden
und richtet Unheil an.Was
die
erstere Fageund
Antwort betrifft, soist zunächst
hervorzuheben,daß
dieBodenbeschaffenheit der
Tuchelschen Heidedurchweg aus
Sauddes
verschiedensten Kornes, nur seltenmit zusammenhängenderen
Lehm- oder
Mergellagernim Unter- ï
*grunde besteht.
Der Sand findet sich von dem verschiedensten Korn,
von dem pulverartigen Mehlsand bis
zumgrobkörnigsten
Kies, welchem ortweisesehr große Mengen Feldsteine bis in unergründeter
Tiefe beigemischtsind.
Der
feine-
undgrobkörnige
Sanddurchstreicht und
durch setzt einander
inverschiedenster Richtung, in verschiedenster
Mächtig
keit, nur istin dem obern
Theildes Quellengebiets der grobkörnige
Sandund Kies in der Oberschicht im Brahegebiet,
im Schwarz
wassergebietGeröll und Feldstein überwiegend. Zum Wasser verhält der
Sand nachVerschiedenheit seines
Kornes sich ver schieden.
Je gröberder
Sandist,
destoweniger
setzt erdem
Eindringendes
Wassers Schwierigkeit entgegen, er läßtdasselbe leicht
durch sich hindurchfließen, und
hält wenigoder
nichts zurück. Mit zunehmenderFeinheit des Kornes
steigt die Fähig
keit,das Wasser aufzuhalten;
denn indemder feinste
Sandpulver
artig ist,
ist
ernicht
so leichtvon dem Wasser zu durchdringen;
ist
er mitWasser angefüllt,
so wirder ohne besonderen Druck anderer Erdarten
breiartig undnimmt kein
Wassermehr
auf;mit anderen
Erdarten belegt,
nimmt erüberhaupt nur
soviel Wasser auf,
als er einsaugen kann,und
wird undurchdringlichfür das fernere.
Um mir die Sache
anschaulichzu machen, nahm ich von
einem Haufen groben Sandes, ließ24
Loth pulverisiren, 24 Loth im alten Zustand, that beidein
unten mitWatte geschlossene
gläserne Cylinder undübergoß
beide mitje
24Loth Wasser.
Durch
den
letzterenwar das Wasser in 25 Minuten
fast gänzlich durchgelaufen, das Wasser kam
nurnoch tropfenweis, und der Luft
und Sonne ausgesetzt,hatte dieser
Sand sein ur sprüngliches
Gewicht und seine alteBeschaffenheit nach 6 Tagen wieder
erlangt.Der
feinkörnige Sandnahm
dasWasser zunächst
sehrschwer auf, verwandelte
sichdann
ineinen Brei, und
erst nach15 Mi
nuten floß der
erste Tropfen ab,während
über dem Sandnoch
einenicht
unerhebliche Wassermasse
stand.Unzweifelhaft der Wiederstand des
feinenSandes
allein verschuldete den ungemeinlangsamen
Durchfluß,denn nach 4 Wochen hatte der
Sandsein ursprüngliches
Gewicht noch nicht wieder,und
er hatte sichzu einer festen
Masse zusammengebackenund gesogen, welcher
imFreien
vorkommend,dem weniger geübten
Auge oftals
Lehm erscheint,in
Wirklichkeitaber
nichtsist,
als sogenannter schlufigerSand,
undden
unzweifelhaft die Mehrzahlder Landwirthe als
die sprödeste, schlechteste Bodenartfür
jede landwirthschaftliche Kultur kennt.Aber noch eine
Eigenschaft
hatder
feinkörnige Sand, derengleich hier
Erwähnunggeschehen
muß.Mit der
Feinheitdes
Korns steigt dessenFähigkeit, Wasser
in sichaufzusaugen,
die so genannte
Haarröhrchenkraftoder
Capillarattraction.Vermöge derselben
bemächtigt sich durchAufsaugen der Boden alles Wassers, welches
mit ihmin Berührung
kommt, mag dieseBerührung nun weiter
obenoder
anseinem untersten
Ende stattf inden.
Es kommt nun
zwar im Untergründeder Tuchelschen
Heidehin und wieder
Lehm und Lehmmergel vor,aber meistentheils
nur nester-,selten bänkeweis, und fast nie
ingrößeren
zusammen hängenden
Lagern;ganze
[]Meilen der
Heide sindaber
so ohne allen Lehm,daß sie
ihren Bedarf zuden Schornsteinen
weit her
holenmüssen,
unddie Bauern in der Gegend von Baldenburg
nichtscheuen,
meilenweitMergel anzufahren.
Denken wir uns nun einen
großenBerg, aus
dessen Höheund Scheitel
groberKies
und kleineund
größere Steine lagern,so
ist
es natürlich, daßaller
auf denselbenfallende Regen sofort in denselben
eindringt. DasWasser drückt
vermöge seiner Schwere auf geradesterLinie
nachunten,
findet es feinkörnigenSand,
so wird es an demselbenin der
leichterdurchdringlichen
grobkörnigenArt fortgleiten,
bis es irgendwo eine dergleichen Ader findet, welche entwederden
feinkörnigen Sand durchdringt,oder zu
Tage führt.In dem ersteren Fall
tritt es vielleicht nach meilenlangen unterirdischen Wegen,im
ersteren schonhöher oder tiefer am Berge zu Tage. Inzwischen
wirdder von allen
Seiten mitWasser in
Berührung gebrachte seine Sandvon
demselbenge
sättigt, so daß
er
außerStande ist,
neueWassermassen in
sich auszunehmen.Könnten
wir irgend einen Berg der
TuchelschenHeide
sodurchschneiden,
daßdie erfolgte Oeffnung nicht gleich allem Wasser freien Laus verstattete, so könnten wir
das Spieldes Wassers in den allerverschiede
nstenFormen
sehen. Aberauch
so ist es dem Leservielleicht
schon anschaulich geworden,welch
ein reges Lebendas Wasser
des Himmelsin dem
Innernunserer
Heidefortführt.
Denn wie sichvon selbst
versteht, hatdie
Heide,da sie
zwischen denherabfließenden Flüssen liegt, im
Ganzen eine verhältnißmäßigeAbdachung; eine Abdachung,
dieallerdings
wiederholt unterbrochenist, und in freiem
Abfall erstan dem
untersten Enderapider ist.
Die
Quellen derFlüsse
mit 550',resp.
500' überder Ost
see
haben einHochland
von 3—500'
über sich,während
beimEinfluß in die Weichsel der
Wasserspiegelder
Brahe113'
2",der des
Schwarzwassers 86' überder
Ostsee sichbefindet.
Indem
nun
dieGesammthöhe
vonSchöneberg
nach Rum-melsburg
zusich abdacht, dagegen
die beiletzterem
Ort gelegenenwestlichen Brahequellen
höherliegen, als die in
gleicherLinie sich befindenden
östlichenSchwarzwasserquellen,
so bildet sich hiereine
erste Stufeoder
Terrasse,auf
welcher die ersten Quellenzu Tage trete
n. Weiter
nachunten wirft
dem ungehinderten Abflußder Brahe sich
die Höhe vonSchlochau-Conitz entgegen.
Dieser Höhenzug
ist
sobedeutend, daß
die8 Meilen
unter halb der Quellen gelegene
StadtSchlochau
doch nur 16' tieferliegt als
dieselben, alleaußer der Stadt
gelegenen Höhen dieseQuellen nicht
unbedeutend überragen. AuchConitz, 54' unter den Brahequellen gelegen,
hatrings umher
sobedeutende zu
sammenhängende Höhen, daß auch
diesedie
Quellen überragen.Dieser sich
dem
bisherigen südlichen Abflußder
Braheent-
»
gegenwerfende Höhenzug hatdieselbe
genöthigt, dasie von der
bedeutenderen Tiefedes Küddowgebietes
durchdie Förstenauer
Berge abgehalten wurde,zunächst
ihren Wasserspiegel durchBil
dung großer
Seebecken zu
erhöhen,und dann einen
Durchbruchbei
demnordöstlich
gelegenen Schwornigatz zusuchen, wie
die anliegende Kartedas Nähere
ergiebt.Auch
zwischenBrahe und
Schwarzwassersetzt
dieser Höhenzug sich mitdem Erfolge fort, daß
auchdas letztere zu
einer direktöstlichen
Ausweichung ge
nöthigtwurde.
Das
Gefälle,welches die Brahe
durchden
Umweg über Schwornigatzverloren,
hat sie späternie
wiedereinholen
können, unddeshalb
liegendie großen Seebecken sämmtlich
über der Tuchelschen Heide,und
das Flußbettder Brahe
erhält sichin
gleicher Liniein allen bekannten
Nivellementsresultatenan
derBerlin-Königsberger Chaussee, und
ander
Eisenbahncirca
50'.höher
als
dasdes Schwarzwassers.
Aber auch
nochin der
Nähe der Ostbahnerhebt sich bei
Prust eine Höhevon 321' über der Ostsee. Da
ihr aber außer halb der Flüsse unterstützender
Zusammenhang fehlt, so hatsie
denLauf der Flüsse
nur verzögern können, undso
sehenwir, daß das
Schwarzwasserauf seiner
letztenhalben
Meile 75' Ge
fälle,die Brahe von oberhalb
Bromberg (vom langen Treidel) 100'8"
Gefälle hat.Außer diesen
Haupthöhen, welche denAbfluß unterbrechen,
hat die
Brahe sowohlwie das
Schwarzwasser einegroße
Mengekleinerer
Höhenzu
durchbrechenoder zu
umgehen,so daß beider
Lauf ein
ungemeingeschlengelter
ist,und
aufwenigstens
25Meilen für
dieerstere, von
16 Meilenfür das
Schwarzwassergeschätzt
werdenmuß, wenn selbst
alle kleineren Krümmungen un
berücksichtigtbleiben.
Das
mindeste
Gefällehaben
beideFlüsse in
ihremoberen Theil, das der Brahe bis
zuder Brücke bei Ritteln
beträgt auf circa 16Meilen
192',während der Rest des
Gefällesder bis
oberhalb Brombergauf
215' 5"für
8Meilen
anzunehmen ist, dein
unteren Abflußzu Gute
kommt.Eben
so hatdas
Schwarz wasser auf
einer speciell nivellirten Streckeoberhalb des
WdydzeSees von 2340°
nur2'
Gefälle,während von
dortbis
zurWeichsel
auf11
Meilendirecter
Entfernungdemselben 353' zu Gute kommen.
Aber so
stellen sichnur
die Verhältnisse,wie
die Flüsseaus der
Handdes
gütigen Schöpfershervorgegangen
sind;der Mensch
hatin seinem blinden
Egoismusnoch
so viel künstlicheStau
anlagen
denFlüssen entgegengeworfen,
daßdafür bei der
Brahe100',
bei demSchwarzwasser 60' abgezogen
werden müssen;eben
sogehen für
dieAbwässerung die
letzten24'
7"der Brahe,
75' desSchwarzwassers verloren,
und esstellt sich
nach Allen diesenfolgendes heraus.
Bleiben
... 312'
Gefälle, welchefür 25
Meilen nachdem oben
angegebenen Verhältniß ausreichen müssen.Von dem Gesammtgefälle
der Brahe von.
550'gehen
ab: das Gefälleder
Weichselbis
zur Einmündung... 113'
2", von hierbis zum Oberwasser der
Bromberger Mühlenschleuse . . 25'
7", an sonstigenStauanlagen . .
.100'-
238' 9".
238'
Gefälle.Da
16 Meilennur
ein Gefälle von192'
haben,so
bleibenpro
100 Ruthen 7,2" nutzbar,das nun
nochwieder
durch zahlreicheAalfänge
dezimirtwird,
und für deren Offenhaltungder
Mensch nieetwas
gethan.Das
Schwarzwasser
hatvom Wd
ydge-See Liszur
Weichsel auf 11Meilen... 353'
Gefälle,Davon gehen
abdie unterhalb
Przechowo ge
legenen ... 75',
fürdie Stauanlagen...
68',143'____
und es
bleiben . . . 210'
nutzbares Gefälle,also pro
Meile19' pro 100 Ruthen
11,8", undüberdies Krümmungen,
Versandungenund
Verschlammungenaller Art,
derenBeseitigung
ebenfallsniemals
inErwägung oder
Angriffgenommen
ist.Es kann deshalb nicht
fehlen,daß beide
Flüsse, sofleißig sie sich auch
bemühenmögen, zu
ihremZiele zu gelangen, doch unübersteigliche und unüberwindliche Hindernisse finden ihre
Aufgabe zulösen: die überschießenden
Wassermassenrasch
weiter zu fördern.Und
so müssenJahr
fürJahr den alten
Vorräthen von Wasserim Lande
sich neuehinzugesellen, und
deshalbdarf
es nichtauffallen,
daßin der ganzen Heide
der feinkörnige Sandbis in die Spitzen der
Schlochauer Berge mitGrundwasser an
gefüllt
ist, und in dem grobkörnigen
dasWasser
überall zumTageslicht
enteilt,und in
Quellen,Seen
undSümpfen hervortritt.
Diesen
Zustand aufdas
bestenachzuweisen,
istder
Zweckdieses Aufsatzes und der
Leser mögeNachsicht
haben,wenn ich
nochbei dem
Verhaltendes Wassers
zurErde
etwas stehenbleibe; ich
will lieberzu umständlich
alsunverständlich sein.
An
die Spitzedieses Theils meiner Darstellung setze ich die
Worteeiner
gültigenAutorität.
Hagen
sagtin seiner Wasserbauk
unde Seite 47:
„daß eine
wasserleitendeErdschicht,
welchean ihrem oberenEnde
dasWasser
aufnimmt,einen natürlichen
Quell bildet,wenn sie
an ihrem unterenEnde
auf einer tieferen Stellezu
Tage tritt, daßsie dagegen, wenn sie
miteiner
undurchdringlichen Erdschicht bedecktbleibt,
dieselbestets feucht und
unfruchtbarerhält."
2
BIBLIOTEKA UNIWERSYTECKA w Toruniu
18
19
Oben
haben
wirgesehen,
daß inder Tu
chelschen Heideder
grobkörnige Sand die wasserleitendeErdschicht
ist,und daß der feinkörnige,
mitWasser gesättigt,
undurchdringlich wird.Indem
nun
die grobkörnigen Adernin
den verschiedensten Mächtigkeitenund Richtungen fortstreichen,
bringensie
dasam
oberenEnde im
Quellen-und
Regengebiet empfangeneWasser
inneuen
Quellen zu Tage,welche bei offenem Abfluß Bäche und neue Flüsse,
bei mangelndemoffenen Abfluß Seen bilden; da
gegen
sich durchstagnirende
Feuchtigkeitund dadurch
durchEr
zeugung von
Mooren und Sümpfen
signalisiren, wenn die der Oberstäche
sich nähernden Quellennoch
miteiner
Erdschichtbe
deckt
bleiben,oder
diein einem Kessel
oder Thal zuTage
tretenden Quellenzu
unbedeutendsind,
umden Kessel oder das Thal ganz
mitWasser anfüllen zu können.
Aber das
Vorhandensein der Seen, Flüsse
und Bächebe
weist auch das Vorhandensein
undurchdringlicher Erdschichten, hier feinkörnigen Sandes im Untergrunde,denn ohne diesen
wurdealles Wasser
inden
tiefsten Abgrundversinken,
wiewir in
durch- lassenderem Bodenin
jedem Frühjahrdas Verschwinden erheb
lichster Wassermassen sehen
können.Der
gleichmäßigeWasserstand aller Flüsse und
Seen im Sommer beweistferner klar,
daß oberhalb desselbenwasserleitende Erdschichten
liegen, welcheden Wasserüberschuß abführen, und
imWinter
durch den Frost geschlossen, allein dieAnsammlung
über den gewöhnlichenSommerwasserstand gestatten.
Aber
auch
noch überdiese Bettungen hinaus ist in der
Tuchelschen Heideder
feinkörnige Sandsehr verbreitet,
theils bildet erdas
Betteder Moore
undSümpfe, und
hieraus erklärt sich dasungemein häufige
Vorkommen stärkster Baumstubben,
welchein dem weichen Moorboden
gar nichtwachsen könnten,
theilssetzt
er sichin
Höhenbodenfort, und
daer wie
obennach
gewiesen,
eine sehr starke
Aufsaugungskraftbesitzt,
überall mit wasserleitendenund haltenden
Sandschichten in Berührung steht,so erklärt sich hieraus das
unausgesetzte Vorkommendes
Grund
wassers, welches
wir Landwirtheals die
Ursacheder
Kaltgründig- keitdes
Bodens anzusehen haben.Eben
so häufig ist der grobkörnige
wasserleitende Sandvor
handen,
und
deshalbsehen wir die
zahllosen Quellen, Seen,Sümpfe
undBrüche,
welcheselbst
dem aufder Eisenbahn oder Chaussee reisenden Uneingeweihten
auffallenmüssen,
und deren bedeutendere aufdie beiliegende
Karte aufgetragensind. Nach
derenMaßstab und ohne
einemeine
Mittelübersteigende
Detail
arbeitkonnten alle kleineren derartigen Objekte nicht aufgetragen werden, so daß ganze Feldmarken ohne
Brüchererscheinen,
wäh
rend sie deren in Wirklichkeitin großer Zahl
besitzen,und
dochwie
bunt sieht schondie
Karte aus. 27Nebenflüsse der
Brahe, 11des Schwarzwassers, über 100,000 Morgen
anSeen
undwenigstens eben so
vielan
Mooren undSümpfen
sindchartirt,
undaus allem diesem erweist sich, worauf
schonoben
hin gedeutet, daß
die Rechnungdes
Wasserabflussesannähernd
richtigist,
und andere WassermengenJahr
fürJahr den
alten hinzu treten, das unterirdische
Wassergetriebefortsetzen, und
täglichnur unter
neuenerhöhten
SchwierigkeitenBefreiung finden. Durch
Stauanlagender neueren
Zeitist
die Wasseransammlungim Boden in
der Näheder Stauanlagen, selbst den einfachsten Bewohnern wahrnehmbar geworden, und deshalb
diejährliche Zunahme
an Gruudwasserin der Heide
als unzweifelhaftanzunehmen.
Der Wasserspiegel der
Flüsse undSeen
kann, wieoben
ausgeführt, sichnicht
wesentlich steigern,aber der
Sandsättigt
sich immer mehr, dieMoore und Sümpfe
gedeihenund wachsen.
Und
damit sindwir
beider zweiten Frage: welche Wirkung erzeugt
dasin den Boden
versunkeneWasser, und
beider
Ant wort angekommen:
„esrichtet Unheil
an."Diese
Antwort bedarfnatürlich der
Begründung,und ich bin
um somehr
veranlaßt dazu,als dem oberflächlichen
Urtheil esgar nicht
so schädlich scheinen möchte,wenn der lockere,
arme Bodender
Tuchelschen Heide durchfortwährende
Feuchtigkeit einigeVegetationskraft erhält.
2
*
Aber
dies
Urtheilist nur
einoberflächliches. Diese Feuchtig
keit
ist nach
jedesSachverständigen Auffassung der
tödtlichsteFeind aller Kulturentwicklung der
Heide, und weitund
breit ingleich
situirterNachbarschaft, und deshalb haben wir
hieraufalle Aufmerksamkeit
zurichten.
So
erfrischend
fürdas Auge, so segenbringend bewegtes Wasser ist, und
leichtund
fröhlich dieZwecke des Menschen
fördert, so unschön, so verderblich istdie Wirkung,
welche stag-nirendes Wasser erzeugt.
Und
stagnirend istalles Wasser im
feinkörnigenHöhenboden, in den
zahlreichenSümpfen der
Tuchelschen Heide.Im
Höhenbodenist
esals
Grundwasser bekannt, charakte- risirt
das damitbehaftete Land
als kaltgrundig,
und damitweiß
jeder Sachverständige,wie
geringarmer Boden
mitdieser
ver
schlechternden Eigenschaft anzuschlagenist.
Aberauch dem weniger
Eingeweihtenist die nachtheilige
Wirkungdes
Grundwassers leicht anschaulich zu machen.Zunächst ist es wegen
der
oftsehr langen Filtration
durch kiesigeSandlagen in der
Regelsehr rein,
und kannden Pflanzen
wenigoder
gar keinen Nahrungsstoff
zuführen.Im
Gegentheil löst esrasch
alle damitin Verbindung kommenden
Dungstoffe auf,so
daß ineiner, in
3jährigerDüngung
sich befindenden guten Ackerwirthschaft, welcheich genau kenne, doch
beimGetreide noch kaum über
das6—
7teKorn erzielt ist.
Eine
Eigenschaftaber
wohntdem Grundwasser
bei, welche denkleinen
scheinbarenVortheil, daßsie
den Boden feuchterhält, und
dieHalmbildung befördern mag, vollständig aufwiegt.
Das
Grundwasser
ist ungemein kalt.Ich habe bei 15 Luft
wärme R. 11/2 unter der Oberfläche der
Erdewiederholt
5Wärme beobachtet, aber
bei1'
Tiefenie
über 10°gefunden, selbst wenn
dieTemperatur der
Luft undnoch mehr der
Erd oberfläche noch
so hoch,intensiv und lang andauernd
war.Da ich diese Beobachtungen
schon seiteinigen Jahren an
stelle,
durchmein
Amtaber zu ziemlich häufigen
Reisen ver
pflichtet werde,
und deshalb meine
Beobachtungennur
mit Unter
brechungen undan
verschiedenenOrten
anstellen kann, so habeich mich
bemüht, Herrn ProfessorDove für die
Sache zuinteressiren,
damitauch
imBoden
mit Grundwasser, und nicht alleinin
Warmgründigen Sande wiein Berlin
zc. Beobachtungs
stationen
eingerichtet würden.Nur auf diesem
Wegewürden
durch fortgesetzte Beobachtungen Zahlengewonnen
werden, derenDurch
schnitte
klassischen Werthhätten. Da ich aber
mitmeinem
An
trage
keinenErfolg
gehabt, unddem
Leser alsonicht in
Zahlenden Begriff der Kaltgründigkeit
nachweisen kann,so
bleibt mir nurder
Wegder D
eduction
übrig.Die
von
mirgefundenen geringen
Wärmegradekönnen in keiner Weise
auffallen,wenn
manerwägt,
daß dasGru
ndwasser unaufhörlichvon den
unterirdischen Quellengespeist wird,
undderen
Temperaturauch
nachdem Maße
derEntfernung
ent scheidend für die Temperatur des
Grundwassers sein muß.Die Q
uellenwärme entsprichtder mittleren Temperatur einer Gegend, (organische Chemie und
Metereologievon
Schleidenund Schmidt
§ 159); diemittlere Temperatur der Tuchelschen
Heideist
durch die,dieselbe begrenzenden, Stationen
inSchöne
berg und
Conitz für
mehrereJahre
festgestelltund
beträgt:in
Schöneberg...+ 4,57, in Conitz... + 5,25,
=
9,82,im Durchschnitt
also . . . + 4,91.(Archiv, Theil II
, Seite
82).Liegen
dieQuellen
nunder Oberfläche
näher, so wirddas
Grundwasserstets
sich kälterhalten, als wenn der Untergrund von
weiterher sein Wasser aufsaugt.
Aber
auch in
warmgründigem Boden fällt die Temperatur sofort mit dessen Anfeuchtung, wieja auch
dieOrientalen
ihr Trinkwasser
durch Aufbewahrungin porösen
Gefäßenkalt
machen, und es darf deshalbnicht auffallen, daß aller
Untergrundin der
Tuchelschen Heidevermöge
seiner Sättigung mit Grundwasser22 23
sehr
kaltist, und den Veränderungen der Temperatur
wenigoder
garnicht
folgenkann.
In
den meisten Fällen steigtdies Grundwasser bis
zur Ackerkrumeheran, ja
eszeigt
sich nicht selten auf dem Ackerselbst
und hindert die Arbeit.Nur die
wenigen Feldmarken, unter welchen Lehmund
Mergellagerzusammenhängend fort- st
reichen,und das
Aufdringendes
Grundwassers verhindern odererschweren,
sindvon
diesem Uebel
befreit.Dagegen
leidet
an demselbendie aller entschieden größte Fläche
allen Höhenbodensder
Heide.Da nun
dieWurzeln der
Cerealien undFutterkräuter sehr tief in den
Bodeneindringen, so stehen sie
allein
einerTempe
ratur, welche
einen großen
Gegensatz zuder der Luft und Ober
fläche
bildet, und welche
nur erkältend aufden
Organismuswirkend, die Entwicklung der Pflanze, und
besonders dieKörner
bildung auf
das
äußerstebeeinträchtigt.
Dieses
Grundwasseroft bis
an die Oberfläche tretend,ist
aberauch den
weidenden Thieren und namentlichden
Schafen tödtlich, sodaß die mir
bekanntenSchäfereien fast jährlichen
empfindlichenVerlusten ausgesetzt sind.
Noch
eineMenge anderer Uebelstände entspringen aus diesem
Ueberfluß vonGrundwasser im
Höhenboden.Die
Bestellung wirdsehr
häufig verzögert,und die
nach
wirkendeErkältung des
Bodensgestattet
eine Saatder Sommer
früchte mitAussicht auf
Erfolg,
nurbei entschieden vorgeschrittener gleichmäßiger Wärme
derLuft
undder
Oberflächedes Bodens;
deshalb wird
oft Gerste bis Johannis gesäet und trägt
leidlicheErnten, während frühe
Saatganz
erfolglosist.
Was
aberden edleren Pflanzen verderblich, das ist
einer Menge höchstläf
tiger
Unkräuterganz förderlich.
Die
Quecke,(triticum
repens),der
Schachtelhalm, (equisetum arvense), verschiedene Moose sind aufden
Aeckern häufig,nament
lich
dieerstere
reproduzirt sichso
fleißig,daß ich
aufdenselben
Ackerst
ückenjährlich
neue erstaunlicheMassen herausarbeiten
sehe.Ja
der
echte Boniteurfür
Kaltgründigkeit,das
Haidekraut, (ericavulgaris) ist
ungemein verbreitet,und weiß selbst
aufkultivirten
Nieselwiesensich zu erhalten.
Alle diese
Uebelund Leiden lassen sich
aufden Ueberfluß an Grundwasser
zurückführen undfleißigste Drainage
wird hier seiner Zeitwohlthätig wirken.
Keinem Landwirthe
wird esbedenklich scheinen,
seinen Sand zu trocken zu legen, denndie
Erfahrungenin der Mark, nament
lich
umBerlin,
habengar zu
augenscheinlichgelehrt,
welcher hohen Kulturselbst
magerer Sand,wenn er nur warmgrün
dig,fähig ist.
Erst nach
vollständiger Trockenlegung ist
mitvollem
Erfolgezu
mergeln. Inder Heide
wirdauch
gemergelt,ja
auf Muster- wirthschaften,welche
mitfiskalischen Fonds
insLeben gerufen
sind, erfolgtdiese Operation seit Jahren, aber wie weit bleiben die
hiesigenErfolge hinter
denen zurück, welche aufeiner
eben falls zu
meinemDepartement gehörigen
Musterwirthschaft mitwarmem Untergrund,
oder garin der Mark
erzielt werden.Diese
vorstehende Schilderung des
Höhenbodensder Tuchel-
schen Heide,welche
gewißvon
keinem des Ortsund der Sache Kundigen
angefochten werden wird, erklärtden geringen
Auf schwung der dortigen Ackerwirthschaft,
ererklärt
die gar häufigeNothwendigkeit der
Einfuhrvon Brodstoffen,
er erklärtes,
daß von fern her eiuwandernde Landwirthe,diesem
Uebelstandenicht
genugsam Rechnung tragend, mit ihrer Intelligenz, ihrem Kapitalund
denan
andern Orten gesammeltenErfahrungen
sohäufig nur
geringeResultate
erzielen.Mag
aber immerhin
dieserZustand ein
bedauerlichersein,
dennoch stellt erden
weniger entmu
thigendenTheil des Bildes, welches die
Totalitätder
Heide gewährt,dar.
Denn mag
der
Höhenbodennur
geringenErtrag
geben;ein großer
Theilder
Bewohnerist daran
gewöhnt,nur bis Weih
nachten Brod zu
essen; magder
nasseBoden
dieSchäfereien
dezimiren; dieser Verlust
hat seine angewiesenen Grenzen; aberdie zahlreichst
vorkommenden ausgedehntenSümpfe
undMoore
sind ansich
wenigoder
garnicht
nutzbar, und wirken nochnach
theilig
aufnächste
und entferntere Nachbarschaft.Si
e kommen
sozahlreich
vor,daß in der Gegend um Czersk
z.B.
aufeiner Fläche
vonhöchstens
8—9 []
Meilenwenigstens 50,000 Morgen Sümpfe
und Moore, welche in tau senden von Morgen
zusammenhängen,und außerdem noch
zahl lose
kleinere Brücherden
Zusammenhangdes Ackers
unterbrechend,sich
befinden.In
gleicherund ähnlicher
Weise sindsie
überden ganzen
Landstrich verbreitet, unddeshalb ist
es geboten, ihnenin diesem Aufsatze
volleAufmerksamkeit
zuwidmen.
Schon
oben ist
überdie Entstehung
der Brücher in einer Formgesprochen, sie erzeugen sich aber
auch nochin
einigenanderen.
Dennnicht
allein auf dem feuchten kaltenBoden wachsen
Moose, Algen und Sumpfgewächse, welche dieEigenthümlichkeit haben, daß sie aus ihren
Ueberrestensich reproduzirend,
fortund
fortwachsen;
mit fortschreitendemWachsthum ihre Fähigkeit steigern, in
sichWasser
auszunehmen, so daßdas
anfangslose Torfmoor stets
höherwird,
und durchden
Druckdes Wassers
unddie
allmähligeSenkung der
Pflanzenreste
sichverdichtet.
Auch in
stagnirendemflachem Wasser wachsen die Algen
undWasserpflanzen
bis zur Bildung fertiger Moore und aufsie sich gründender Sumpfvegetation.
Nun
haben wir
obengesehen, daß
die allgemeineAbdachung des
Landesnach der
Weichsel unddem
Schwarzwasser durcher
hebliche Höhenzüge
mitdem Erfolge
unterbrochenwird,
daß dieBrahe
unddas Schwarzwasser Seen bildend und in versumpften Ufern fließend, stets große
Wassermassenfür Speisung
unter
irdischerleitender Erdschichten
disponibel behalten.Dasselbe
Bildwiederholt
sich bei allen kleineren, durch zahlreichsteStauanlagen ebenfalls aufgehaltenen
Flüssenin kleine
rem
Maßstabe, außerdem erleichtertdie wellige Beschaffenheit des ganzen Landes,
daß sichin Senkungen der
Oberfläche bisunten hin Wasser
sammeln undSümpfe bilden können, wenn
fein
körniger Sandmehr Wasser zurückhält,
alsverdunsten oder offen abfließen kann.
Die
großenTerrassen
gebenalso
nurein großartiges
Bildder
unaufhörlich vorkommendenkleineren Wiederholungen,
und wie jederin
seinem Abflußgehinderte
Bachund Fluß seinen Wasserspiegel erhöht,
und damit inalle
Senkungeneindringt,
wieer
nachErreichung einer
wasserleitendenErdschicht seinen Wasser
stand
fixirt,
sogiebt
esauch nicht
wenig Moore, welche einge
wisses Niveau
nicht übersteigen,
währendandere von
Jahr zu Jahr mehraufschw
immen.Aber nie
steht diesesletztere Aufschwimmen
und ihrWasser
ausfluß
mit demin sie einfallenden
Regenund Schneewasser
in richtigemV
erhältniß,und auch sie
müssen deshalb unterirdische Wege haben, aufdenen
sie nachSättigung des
benachbarten Höhenlandes mit Grundwasser,überflüssiges Wasser
abführen können; miteinem
Worte,sie
müssenReservoirs sein, für
unter halb in
Quellen oderneuenSümpfen zu
Tage tretendeWassermassen.
Also
nicht
allein für sich besteht einSumpf, sondern
dasin
ihm kultivirte Uebelpflanzt
erauch
nachunten fort.
Die kolossalen
Wassermassen, welchein unteren Lagen in
neuenSümpfen, Bächen und Seen zu
Tagetreten, sind nur
aufdiesem einen Wege
erklärlich;nur
aufdiesem Wege können sich
größereSümpfe
bilden,welche
jedesoffenen Zuflusses ent
behrend, eine Fläche
von 20,000 Morgen und mehr,
wie dasKönigsbruch, einnehmen.
Ich habe leider
nur
ineinem
FalleMittel
und Gelegenheit gehabt,zuverlässigere Beobachtung
über Zu- und Abflußdes Wassers eines Bruches anstellen
zulassen;
wirddem
ganzen Gegenstande dieihm
gebührende ernstere sachliche Aufmerksamkeit undBeachtung gewidmet, die er nach meiner
Auffassung ver
dient, so wird manvielleicht auch in dieser
Beziehung sichbe
mühen,
durch Gewinnung fester Zahlen die entscheidenden Ver
hältnisse sich zumrationellen Bewußtsein
zu bringen.Doch
zuunserem Beispiel.
Der
kleine
Niechwarczfluß bildet auf seinemLaufe
von circa5 Meilen
über 14,000Morgen
Sümpfe,zu deren Kultivirung
aufmeinen
Antragdas Königl. Ministerium für
landwirthschaft-liche Angelegenheiten
freigebigst dieKosten der
Vorarbeitenbe
willigt,
und auch
durchBewilligung eines
Kostenvorschusseszu der
Meliorationselbst
sichden größten Anspruch
aufden
Dankder Besitzer erworben
hat.Zu
den
Vorarbeitengehörten auch
Wasserbeobachtungen,welche
anfangsoberflächlich
undunzuverlässig angestellt
waren,und das Bedürfniß der
Beobachtung mit dem Woltmannschen Flügel begründeten.Auf
diese Weise wurdefestgestellt, daß aus einem Complexus
von 7400Morgen
Sumpfnach einem Laufevon
über 3000 Ruthen10
Kubiksuß Wasser
wenigeraus- als
einfließen, und danur
zwei Zuflüsse stark genug waren, umsie messen
zukönnen,
mehrerekleinere
Zuflüsseden Flügel nicht
mehrbewegten,
unddas Moor den Regenfang für wenigstens 20,000 Morgen bildet,
also sich einungeheurer Ue
berschußdes Wassereinflusses
überden
Ausfluß bildet,so ist
es klar,daß
esentweder
ungewöhnlich hochausschwellen, oder das
überflüssige Wasserauf unterirdischem Wege abgeben
muß.Da das erstere
nichtübermäßig der
Fallist,
sokann nur die zweite Alternative wirksam sein, und diese
7400Morgen
müssensehr
bedeutende Wassermassen nachunten
entweichen lassen.In
eineroberen
über 3000 Morgengroßen
Abtheilung istdagegen
die Versumpfung so gewachsen, daßzu
einer nothwendigen Recognoscirungund
zuden im vorigen Herbst in derselben
be
gonnenen Entwässerungsarbeitennur
auf Bretternvorgedrungen
werden konnte,während noch
vorwenig
Jahrenich bequem
darin umherging.Da der
Zuflußvon oben
sich nicht erhöhthat,
sokann dieser
Umstand nurdadurch erklärt werden,
daßin neuerer
Zeitdie
unterirdischin
denMoor mündenden
Quellen größereWassermassen
alsfrüher zuführen.
Die Herstellung eines
Grabens hat genügt,um den
Wasser
abfluß umcirca
400,000Kubikfuß
Wasser pro 24Stunden
zusteigern, zu
vollständigerTrockenlegung muß diese
Abführungnoch
um dasdreifache
gesteigert werden,und
eserhellt hieraus,
wieenorme
Wassermassenin diese
3000Morgen unterirdisch
ein münden müssen.
Es ist nun zwar nicht
zuübersehen, daß diese Sümpfe
un
gemein viel Wasserverdunsten, aber
dennoch ist esunmöglich, daß dies den Ueberschuß des
Einflusses unddes Regenfalles ab-
sorbirenkann.
Damit
sindwir gleichzeitig bei den
Punktenangelangt,
welche zur Werthschätzungder Moore
betrachtet werdenmüssen.
An sich
sind dieSümpfe
vollständigunnutzbar
alsWald,
wiesie unabgewässert, selbst in fiskalischen
Wäldernvorkommen.
Es
wächst
auf ihnendürftiges Gestrüpp, welches wenig
odergar
keinen Werthhat,
undvon Niemand
begehrt wird.Eine
kaum
die Förderungskostenersetzende
Nutzungals Torf
stich
gewährtin dem jetzigen Zustande der Verwässerung
ebenfallsnur
sehrgeringes werthloses Material.
Dann
bleibtnur noch
dieNutzung als
Weide,und so weit
sieklar
gerodet sind,als
Wieseübrig.
Als
Weide möchte ich
siemehr
schädlichals
nützlichhalten, denn die
Besitzer, sich auf ihreBrücher verlassend, thun nichts für
Verbesserungder Weiden
aufdem Höhenlande, und
nöthigen das armeVieh,
stets wiederin diese Sumpfweiden
einzudringen.Oft versinkt
dasselbe in ihnen, und
dadas sehr
geräuschlos vor sich geht,der indolente
Hirt oftweit
entferntist,
so wird dasUnglück
erst Abendsbeim
Heimtreiben bemerkt,und nach
späterAuffindung das hungernde
und frierende Vieh ermattet, undfür
mehrere Tage unfähig,sich seine Nahrung zu suchen,
heimgebracht.Dabei sind
die Nebel
und schädlichen Ausdünstungenaus
diesen Sümpfen sozahlreich
undintensiv,
daßdas
Vieh erst mitdem
Siegder
Sonne,d.
h.ost erst dann eingetrieben
werden kann.wenn es
in anderen,
besseren Gegenden schon einereichliche
Mahlzeit verdaut. Mitdem Siege der
Sonne werdenaber alle
Sumpfinsekten lebendig, unddas Vieh muß sich
ihrererwehren,
auf
schlüpfrigemBoden
tief einsinkend,weiter waten, und
findet als Nahrung nur wenige, geringe Riedgräser undeinige
Blätteran
denSträuchern,
dennalle übrigen
Sumpfpflanzenver
schmäht es aus
dem richtigen Instinkt, daß
deren Genußihm schädlich ist.
Deshalb
istder
entschiedengrößte
Theildes Viehes der Heide von
kleinsterschlechtester
Beschaffenheit, und wunderbareExemplare von
Stärken werden einemgleich
miserablenBullen
vorgeführt, um einliliputanisches Geschlecht
fortzupflanzen.Nach
wenigausgiebiger
Weidezeit wird die Fütterung nicht erheblich besser. So
langedas noch irgend möglich, muß das
Viehausgetrieben
werden,und
erstwenn alle Aussicht
zur Auffindungeines
grünenHäl
mchens
geschwunden, wirddas Vieh
aufgestallt; daß beisolchen Zuständen die
Nachzuchtnur von geringem
Werthe sein kann, wirdunschwer
ein
leuchten.Die klar
gerodeten Brücher, welche
manaus Uebereinkommen, und weil
nichtsbesseres
vorhandenist,
Wiesen nennt,geben wesentlich auch
nurdie
schlechteren Arten Riedgräser,obgleich auch jedes Blatt
Bitterkleeoder
sonstiges Unkraut gewissenhaft mitabgemäht
wird.Aber
die Grasnarbeist unterbrochen,
soweit die beitzenden Wirkungen des
mitEisenoxyd
geschwängerten stagnirenden Wassers oderperiodische Ueberfluthungen
gehen; weiterhinwächst höchst
üppigesMoos
zwischendem
Grase,und
wird unvermeidlichbei
der Werbung mitgemäht; die Flächen sind oftzu ausgedehnt,
alsdaß das Heu zum
Trocknen aufHöhenland getragen
werden könnte, und es mußdeshalb
beiregelmäßig
ansich
schon später Werbungim Bruch welken, denn von vollständigem Trocken
werden
kann nicht die Rede sein.Die Abfuhr ist meisteuth
eils nurim
Wintermöglich, und
es kannsich deshalb
leicht jeder*
vorstellen, welche Sorte
Futter ei
ngefahren, und in dem langen
Winterdem
Vieh vorgelegtwerden kann.
Zwar giebt es
einzelne
Wiesen, welcheklein genug waren,
daß die Besitzersie
selbstständig entwässernkonnten, und
wirklich entwässert haben, alleindies
wird1
pEt. der ganzen Masse schwerlich
übersteigen.Dieser