• Nie Znaleziono Wyników

Zeitschrift für Kirchengeschichte, 1898, Bd. 19, H. 2.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2021

Share "Zeitschrift für Kirchengeschichte, 1898, Bd. 19, H. 2."

Copied!
164
0
0

Pełen tekst

(1)

Ausgegeben den 1. Juli 1898.

Z E I T S C H R I F T

FU ß

K I R C H E N G E S C H I C H T E .

H E R A U S G E G E B E N VON

D. T H E O D O R B R I E G E R ,

O R D K N T L . r H O F E S S O R D E R K IR C H E N G E S C IIIC H T E A N D E R U N IV E R S IT Ä T L E IP Z IG ,

U N D

P r o f L,c B E R N H A R D B E S S ,

Z U R Z E IT H Ü L F S A R B E IT E R A N D E R K G L . U N I V E R S IT Ä T S B IB L IO T H E K ZU G Ü T T IN G E N .

XIX. Band, 2. Heft.

GOTHA.

FRIEDRICH ANDREAS PERTHES.

1898.

r

(2)
(3)

E u t h a l i u s s t u d i e n .

Von E. von Dobschütz.

W enn J ü l i c h e r in seiner „E inleitung in d a s Neue T estam en t“ (1 8 9 4 ), S. 3 7 0 , zu Euthalius von A lexandria bem erkt: „die Forschung über das an diesen Namen ge­

knüpfte W e rk mufs neu aufgenommen w erden“, so h at er dam it ausgesprochen, was jed er fühlte, der einmal der E utha- liusfrage näher getreten war. „Ü b er den Verfasser steht nichts fest; was uns vorliegt, ist ein Sammelsurium verschie­

dener Hände.“ Das ist die ehrlichste A ntw ort, die m an gegenwärtig au f jene F rag e geben konnte. W enn J ü l i c h e r dam it erreicht h ätte, dafs künftighin etwas vorsichtiger mit dieser Gröfse operiert würde, als es bisher geschah, so wäre es schon ein grolses Verdienst.

Vor einem doppelten immer und immer w iederkehren­

den Fehler in der Benutzung des Euthalius ist vor allem zu warnen.

1) N i c h t a l l e s , was man bei Z a c [ c ] a g n i 1 bezw. dessen Nachdrucken bei G a l l a n d j 2 und M i g n e 3 liest, g e h ö r t

1) La u r. Al e x. Z a c a g n i u s , Vatic. bibl. p raefectu s, Cöllectanea nionumentoi'um veterum ecclesiae graecae et la tin a e , T. I (unic) (Rom

1698), 401— 722, dazu L IV —XCVI.

2 ) A n d r . G a l l a n d i u s , Bibliotheca veterum patru m antiquorumque scriptarum ecclesiasticorum (Yen. 1765— 1781), X, 197— 315.

8 ) Mi g n e, Patrologiae graecae cursus completus LXXXV, 619—

Zeitschr. f. K.-G . XIX, 2. 13

(4)

1 0 8 VON DOBSCHÜTZ,

e i n e m M a n n e , dem Hauptm asoreten des Neuen T esta­

mentes, den wir „ E u th a liu s“ zu nennen gewohnt sind. Z a- cagni hatte das P rinzip, möglichste Vollständigkeit sei Ge­

w ähr für gröfste Güte, und nahm alles auf, was seine H aupt­

handschrift 1 bot: darunter auch jene sogenannten H ypo­

thesen (Argum ente), von denen es bereits seit M i l l 2, W e t t - STEIN 3, M a t t h a e i 4 feststeht, dafs sie mit „ Euthalius “ gar nichts zu thun h ab e n , sondern der pseudo-athanasiani- schen S y n o p sis sc rip tu ra e sa cra e entlehnt sind 5. Neuerdings hat R o b i n s o n 6 in einer vorzüglichen Studie eine Schei­

dung der bei Z a c a g n i vereinigten Materialien begonnen und, wie uns scheint, in vielem zu einem guten Resultate ge­

führt. W ir brauchen im weiteren die herkömmliche Bezeich­

nung „ Euthalius “ für alle älteren Partieen des W erkes ohne

790. Hier sind wie gewöhnlich manche Druckfehler eingeschlichen, wes­

wegen wir immer die ed. princ. benutzen. Anders S t e v e n s o n , Catal.

codicum mss. Beginae Sueciae, p. 179, der seinem Vorgänger an der Vaticana vorwirft fvQrjaa/xivovs gelesen zu haben; es stehe in Vat.

Reg. 179 e vQ y a e t [x£ vo vg ; genau dies aber sagt Z a c a g n i p. 488 u. 1 mit der glücklichen Konjektur e vg tfo eig x s i f x i v o v g \ erst M i g n e hat jen&

Form daraus hergestellt.

1) Z a c a g n i benutzte

Vat. Reg. Alex. 179 = Ac. 40, P. 46, Greg., sc. XI

Vat. gr. 367 = 73, 80, XI

Vat. gr. 1650 (Crypt.) = 156, 190, 1037

Vat. Urb. gr. 3 = 79, 90, XI

Vat. gr. 363 = 71, 78, XI

Vat. gr. 1761 (Lollin.) = 158, 192, XI

Vat. gr. 761 [Oecum] = 81, XII

Vat. Reg. Alex. 29 = 78, 89, X (XII?)

Vat. Pal. 38 = 333, 433, XI/X II

2 ) M i l l i i Nov. Test. ed. K ü s t e r 1710, prol. § 993, S. 95.

3) Nov. Test. gr. op. J. J. We t s t e n ii (1751) I, p. 75.

4) Nov. Test. gr. et lat. ed. M a t t r a e i VI = Rom. (1782), p . 7 n o .;

242. 252.

5) Vgl. meinen Aufsatz im Centralblatt für Bibliothekswesen X , 2 (1893), S. 49—70. — Trotzdem werden diese Argumente natürlich fort­

gesetzt als „Euthalius“ citiert.

6) J. A r m . R o b i n s o n „E u th alian a“ in Texts and Studies II I , 3 (Cambridge 1895), vgl. meine Anzeige LCbl. 1897, 6, 193 f. — W. B o u s s e t ,.

ThLz. 1897, 2, 44—48.

(5)

EUTHALIUSSTUDIEN. 1 0 9 Unterschied der verschiedenen H ände, die daran gearbeitet haben. D er F rage nach dem oder den Verfassern soll da-

nicht vorgegriffen werden.

2) W ichtiger noch ist der andere Fehler, dafs m an fort­

gesetzt mit einem B i b e l t e x t des Euthalius operiert. Von einem solchen wissen wir einstweilen gar nichts. W as in älteren Ausgaben sich unter dem Zeichen ,, Euthalius u findet, sind Lesarten des Vat. Reg. 1 7 9 , dessen Kollation Z a c a g n i in einer für dam alige Begriffe sehr gründlichen Weise der Euthaliusausgabe beifügte und M i l l in den A pparat des Neuen Testamentes einführte x. Schon W e t t s t e i n 2 hat mit gewohntem Scharfsinn den Trugschlufs aufgedeckt: mit gleichem Recht könnte man die Lesarten jed er beliebigen Paulushandschrift auf P aulus selber zurückführen. D as Gleiche gilt nun aber von T is c h e n d o r f’s E u th -c o d (Ac. 315,

P 4 7 4 Gregory), der oberen, aus dem Jah re 1 3 0 1 stammen­

den Schrift des Codex JPorfirianus (P ) olirn C h ioven sis, je tz t in St. Petersburg. B i b i , im p e r . g r. 2 2 5 3. M an d a rf dabei nicht übersehen, dafs es eine H andschrift des „ Euthalius textes, nicht dieser selbst ist 4. E rst wenn einmal die Ge­

samtheit der mit „ E uthaliusu zusammenhängenden H and­

schriften gesichert sein wird, dürfen wir vielleicht auch hof­

fen, seinen Bibeltext etwas näher kennen zu lernen. E in­

zelnes kann man jetzt schon aus den zweifellos ältesten Stücken herauslesen: In dem Prolog zu P a u l, findet sich in der Inhaltsangabe des Kolosserbriefes der Satz (Zac. 5 2 5 ) :

eivcu yaQ ov y.ad'aqäv \^QTqo'/£iav, aX V ä tpeidiav aiofiaTog ’y

1) Nov. Test. ed. Kü s t e b (1710), § 946—992, S. 91—95.

2) Nov. Test. gr. op. J. J. W e t s t e n i i (1751), I, p. 75.

3 ) Vgl. G r e g o r y , Prolegomena zu Tischendorfs ed. crit. maj. VIII, p. 417. 646 u. 1188. Tischendorfs für die Monumenta sacra geplante Ausgabe dieses Textes ist nicht zustande gekommen. Die untere Schrift ist P Act. Paul. Die Angabe über die jetzige Signatur, welche be­

richtigt, was bei G r e g o r y 1. c. 417 und R E3 II, 747, 25 steht, ver­

danke ich Herrn Prof. v o n G e b h a r d t .

4) Vgl. meine Bemerkung zu F. Z i m m e r , Der Text der Thessa- lonicherbriefe 1893 in ZfwTh 1893, S. 640. — Vgl. auch W . B o u s s e t ,

Textkritische Studien 1894 (TU XI, 4), 52 ff.

(6)

110 VON DOBSCHÜTZ,

offenbar h a t d e r V erfasser Kol. 2 , 23 nicht y.al dcpstöla

<jw^iaxogy sondern m it B, d er Ü b ersetzu n g des O rigenes, dem pseudo-augustinischen Speculum u n d ä n d e rn L atein ern atpei- S ia Gtof-iazog (als P rä d ik atsn o m e n zu ia riv ) gelesen — w a h r­

lich ein vielversprechendes Z eichen fü r die G üte seines T e x te s !

W ie m a n h ö rt, ist eine grofsartige U n tern eh m u n g z u r E rfo rsch u n g des neutestam entlichen M inuskelbestandes im G ange. E r s t n ach d eren V ollendung w ird m an ganz k la r in diesen F ra g e n sehen. D ennoch dürfte es auch je tz t n icht u n n ü tz sein , sich einm al R echenschaft zu geben ü b e r das, w as w ir von „ E u th a liu s “ wissen. D e r A uftrag, dies in ge­

d rä n g te ste r K ü rze fü r die neue A uflage d e r „ R ealencyklo- pädie fü r protestantische Theologie u n d K irc h e “ zu thun, veranlafste m ich , m eine seit Ja h re n d afü r gesam m elten N o­

tizen zu revidieren, u n d es erschien w ünschensw ert, die d o rt n u r apodiktisch ausgesprochenen A nsichten etw as eingehen­

d er zu b egründen. D ie folgenden Z usam m enstellungen w ol­

len u n d k ö nnen n ic h t vollständig, noch die d a ra u f erb au ten V erm u tu n g en abschliefsend sein; dennoch d ürften sie auch in diesem u n fertigen Z u stan d vielleicht n icht u n b ra u c h b a re B aum aterialien liefern.

I.

B eginnen w ir zunächst m it d er Ü berlieferung, so gilt es, ein grofses V ersäum nis der bisherigen F o rsch u n g nachzuholen:

Bis vor k u rzem k a n n te m an „ E u th a liu s “ ü b e rh a u p t n u r aus griechischen H andschriften. E in e B ezeugung fehlte so g u t wie g a n z ; denn „ O e c u m e n iu s“ k a n n bei dem gegenw ärtigen S tande d er Ü berlieferung n u r als H andschrift, nicht als Zeuge gelten. E benso fehlte a b e r je d e K enntnis von Ü bersetzungen.

U n d doch ist es von höchster W ic h tig k eit zu r B eurteilung eines derartig en W erk es, ob es a u f den verhältnism äfsig engen K reis d er griechischen K irche u n d S prache b e sc h rän k t blieb, oder seinen W e g auch zu anderssprachigen K irch en land.

N euerdings ist nun die B enutzung des „ E u th a liu s“ bei L a ­ tein ern u n d A rm eniern nachgew iesen w o rd en ; w ir wollen die S y re r hinzufügen.

(7)

EUTHALIUSSTUÜIEN. 111

Lateiner.

E d . R i g g e n b a c h 1 in Basel h a t das V erdienst zuerst e r­

k a n n t zu haben, dafs die im Codex F u ld e n sis 2 u n d in einem Cod. V at. Reg. 9 3 sich findende K apiteltafel zu dem H e ­ b rä e rb rie f nichts anderes ist als Ü bersetzung des betreffen­

den Stückes bei „ E u th a liu s “ (Zac. 671 f.), n u r dafs in d e r gem einsam en V orlage, sei es d er lateinischen oder dem g rie­

chischen E x em p lar, aus dem ü b ersetzt w ard, die ganze zw eite H älfte (c. 1 3 —23) fehlte. L eid er erw ies sich die H offnung, in S. B e r g e r ’s reichen Sam m lungen ü b er K apitelverzeich­

nisse in den V u lg atahandschriften 4 w eitere S p u ren des „ E u ­ thalius “ aufzudecken, als irrig. D agegen h a t B e r g e r 5 ge­

zeigt , dafs die fälschlich dem „ E u th a liu s “ zugeschriebenen guechischen S tichenzahlen von einer G ru p p e von V u lg ata ­ handschriften d ire k t übernom m en sind. D iese S puren sind zw ar sehr g erin g e, berechtigen a b e r im m erhin zu d er A n ­ n ah m e, dafs m ehr vorhanden w a r u n d m eh r zutage geför­

d e rt w erden w ird, w enn erst die Sichtung d e r V ulgataüber- lieteru n g , die S. B e r g e r m it so grofser E n erg ie in A ngriff genom m en hat, vollendet sein w ird.

Armenier.

Bereits 1877 hatte H . P e t e r m a n n in seinem A rtik el „ A r ­ m en ien “ in d er zw eiten A uflage d er R ealencyklopädie fü r piotestantische Theologie un d K irche I , 668 b e m e rk t, dafs sich in allen arm enischen B ibelhandschriften n ach den k a ­ tholischen Briefen ein k u rz es „ G e b e t des E u th a liu s “ finde, das frü h er am Sonnabend vor Pfingsten, sp äter am Pfingst-

1) Neue Jahrbücher für deutsche Theologie III, 3 (1894), 360—363.

2) ed. E. R a n k e (1868), S . 312, dazu die wichtigen Bemerkungen S. 492 f.

3 ) J. M. T h o m a s i i (T o m m a si) opera ed. V e z z o s i I (Rom 1747), p. 428. Cod. Vat. Reg. 9 ist von F u ld unabhängig, denn er zählt richtig 12 Kapp., während in F uld die letzten drei unter der Zahl 10 zu- sammengefafst sind.

4) S. B e r g e r , H istoire de la Vulgata (Paris 1893), p. 358—360.

5) L. c. p. 321 n. 2.

(8)

112 VON DOBSCHÜTZ,

tage selbst in der Mefsliturgie verlesen worden sei. A ber wie es solchen Notizen zu gehen pflegt, w ar dieser W ink von der Euthaliusforschung ganz unberücksichtigt geblieben.

C o n y b e a r e konnte wirklich Entdeckerrechte in Anspruch nehmen, als er 1 8 9 5 im J o u r n a l o f P h ilo lo g y X X III, 2 4 1

2 5 9 „ o n the C odex P a m p M li a n d the d a te o f E u th a liu s “ erstmalig armenische Quellen für die „ E uthaliu s11 - F rage fruchtbar machte. E r wies nach, dafs sich hier die Prologe finden, und zw ar vereinzelt m it jen er eigenartigen U nter­

schrift, die auch der Codex Coisl. 202 (H p a u l*), und cod.

Neap. II, A. 7 (Ac 8 3 , P 9 3 Greg. 2) bieten, auf die wir noch zurückkom m en werden. Die Schlüsse, die C o n y b e a r e daraus zog, sind höchst gew agt und von R o b i n s o n in sei­

nen E u th a lia n a einer gebührenden K ritik unterzogen w or­

den. W ichtiger schien es, dafs C o n y b e a r e in einer arm e­

nischen Chronik 3 erstmalig ein T estim o n iu m für „ E uthalius“

1) ed. H. Omont in Notices et extraits des manuscrits de la Bibi.

Nat. XXXIII, p. 189.

2) A. Eiirhard, Centralblatt für Bibliothekswesen VIII (Sept.

1891), p. 385—411 — vgl. meine Entgegnung, ebdas. X (1893). 49—70.

3) Book o f the Cesars, im Auszug mitgeteilt von Pater Carkkin, Catalogue des anciennes traductions armeniennes, p. 174: ich gebe das betreffende Stück in Co n y b e a b e s Übersetzung: „ A rca d iu s and H onorius sons o f Theodosius the G reat, ruled 24 years. In his (!) th ird year th ere'w a s E uthalius a blessed (fath er), an Alexandrine, who in admirable copies arranged (or ,d rew o p ‘, Ut. , orderedl) the preface and the p a rticu la rs (or ,sections‘) and the lections of the holy Apostles and o f the seven Catholic E pistles on account of the heresies ihen existing, o f K alabros and K arpocrates, o fK a th a ro s and E klaros (!) who said that Christ was a mere m an , and rejected the Old Testa­

ment and despised its testim ony concerning Christ . . .

E u th aliu s wrote to a certain monk A th an asiu s, who asked him for a sumrnary o f the Apostles (? o f the Acts) against those ivho corrupt the sacred scriptures. H e is not the person ivho asked for the sumrnary o f the A cts, but a certain other person o f royal rank . . .

I n the days o f A rcadiu s and Honorius the holy E u th aliu s o f A lexandria made a sumrnary o f the Apostle [ = Briefe des Paulus], a t the request o f the great father Theophilus; also o f the A cts and Catholic E pistles a t the request o f the royal ecclesiastical A thanasius h is Contemporary, because o f the heresies o f Kleobas and K arpokrates,

(9)

EUTHALIUSSTUDIEN. 1 1 3 und seine Zeit nachzuweisen vermochte. Bei näherem Zu­

sehen ergab sich aber, dafs die Kenntnisse des betreffenden Armeniers offenbar aus den Prologen und dem sogen. M a r ­ ty r iu m P a u li des „ E uthalius“ geflossen sind, also einen selb­

ständigen W e rt neben diesen nicht beanspruchen können.

"W as darüber hinausgeht, scheint freie Phantasie eines arm e­

nischen Haereseologen zu sein.

Auf dem D atum in dem Jj&art. P a u li w ird es auch be­

ruhen, wenn JUTekhithar von A ir iv a n h in seiner Chronik zwi­

schen a. 4 0 2 und 4 2 4 b em erkt: „ E u th a l d ’Ä le x a n d rie regle lin d e x des ecrits des apötres et des a c te s“. Derselbe führt übiigens auch in dem Verzeichnis der biblischen Bücher, das er zum Jah re 5 3 6 ( = 1 0 8 5 u. Z.) nach dem V artabied Johannes von H aghbat, gen. Sarcavag, giebt, am Ende der katholischen Briefe a n : „ Ou ph ilom afh e E u th a liu s was wohl aus dem Anfänge des Prologes zu P a u l.: t ö cpiXo^a-

&€£ Y-cci o n o v ö a io v sich erklärt l.

Jedenfalls ist die U ntersuchung des armenischen Eutha- liusapparates von denen, die es können, weiter zu führen. — Dabei wird besonders der Cod. P a r . B ib i. N a t. a rm . 9 2 aus dem 11. Jahrhundert zu beachten sein, der den zweiten Teil des Neuen Testamentes samt dem euthalianischen A p­

p arat griechisch-armenisch enthält. E s erscheint ausgeschlos­

sen, dafs wir hier die Quelle des armenischen Euthalius haben. So kann es sich n u r darum handeln, ob dieser arm e­

nische „ Euthalius “ - text in seiner Anpassung an eine be­

stimmte griechische Vorlage eine selbständige neue Ü ber­

setzung oder eine Bearbeitung der älteren armenischen Eu- thaliusübersetzung enthält. Zu letzterem werden w ir gleich eine höchst instruktive Analogie bei den Syrern finden.

Conybeare hat auffallender weise von jenem „ Gebet des

ivho rejected and destroyed in new <?> testaments the testimonies o f the prophets about Christ . . . This is one person and he who asked for the A cts another person.

1) Vgl. Th. Zahn, Forschungen zur Gesch. des neutestamentl.

Kanons V (1893), S. 149, dazu S. 152 Anm. 4.

2) Gbegory, Proleg., p. 644. 'Ac. 301, p. 918 (Arm. 23). Cony-

beake, Journ. of Philol. (1895), p. 242.

(10)

1 1 4 VON DOBSCHÜTZ,

E u th aliu s“ nichts raitgeteilt. D urch die Freundlichkeit des H errn stud. theol. E s n i k G j a n d s c h e z i a n in Halle bin ich in der Lage, eine Ü bersetzung desselben zu geben, die von H e rrn Geh. R at Prof. D. G e l z e r in einigen P unkten nach­

gebessert ist. E s findet sich in den D rucken am Ende des Neuen Testam entes; Z o h r a b aber bem erkt ausdrücklich, dafs die H andschriften es am Schlufs der katholischen Briefe haben. E s la u te t:

D a s G e b e t d e s E u t h a l i u s .

„Ü b erall hat jedes D ing seine Z eit; es wächst, rückt vorr gelan gt zur Kraft und umgekehrt ein andermal hört es w ie­

derum auf. Aber der Sieger über die Leidenschaft, nur er sieg t über alles. Sei nich t sto lz , wenn du in hoch erwünschtem E hrenglanze le b s t, und nich t mutlos (gem ein ), wenn du ins E lend geraten wirst. D en n , wenn du so die W age h ältst, w irst du ein gerechter R ichter des Lebens dieser W elt sein.

D enn nicht in einfache oder zusammengesetzte (vielleich t = k ü n stlich e, eingebildete) Gefahren sind wir verfallen, sondern in viele und unerträgliche und in die verschiedensten Trüb­

sale, und es gieb t k ein en , der uns in diesen ein Tröster sein, könnte. V on allen zweifelhaften Gütern haben wir uns voll­

ständig abgewandt, nam entlich von der W elt, dem Leben und der Macht. Und nur den Gehilfen der B o sh eit, den Unver­

stand, habe ich gefunden. Und nun, weil du von vieler Trüb­

sal umgeben bist, o meine Seele, werde nicht m utlos in deinen A nstrengungen, sondern gedulde dich, meine L iebe, als ob du über etw as Gutes nachgedacbt h ä ttest, dafs jem and nicht das thut, was er w ünscht und erstreb t, sondern was einer nicht aufsucht und flieh t, das hält er aus *. Aber das göttliche Gesetz strebt alles zu überwinden. Jemand hat g e sa g t, ein D ichter (n o t t j T t x o g) hat uns gesagt eine Sentenz (? = x t q u X a i o r

H auptsatz): , Hoffnungen bei den Lebenden, hoffnungslos die, w elch e gestorben sind* 2. W enn es so ist, mufs man die L ei­

den ertragen und in Tapferkeit (oder Tugend) die Leiden­

schaften bändigen. Denn keiner ist etw as und kein D ing is t etwas im Leben der Erdgeborenen und nichts unter den m enschlichen D ingen bleibt in derselben B eständigkeit, sondern wie ein Rad dreht sich alles und eilt davon. Und da ward ich sorgenvoll in meinem Gemüte über dies alles und schreibe

1) Cf. Rom. 7 19.

2) Theokrit. Idyll IV , 42: iln tö e s iv Zaotoiv, jiveXnunoi dt

S-avövTfs-

(11)

EüTHALIUSSTUDIEN. 1 1 5 mir selb st persönlich und der Erziehung m eines Vaters meine vielen U nglücksfälle zu. W eh mir, wenn ich an diese W echsel denke! A lles was m enschlich is t , sehe ich als m enschlich an und als meine gläubige Hoffnung halte ich mich nur an

Gottes M enschenliebe.“

Schwere Schicksale scheint der Mann durchlebt zu haben, der dieses in der Stimm ung dem Kohelet verwandte Selbst­

bekenntnis niederschrieb. Dafs es in der armenischen Kirche gottesdienstliche Verwendung fand, ist höchst beachtenswert.

Mehr sagen uns die W orte für „ E u th a liu s“ einstweilen nicht l .

Syrer.

Bereits G l o c e s t e r R i d l e y h at in seiner D is s e r ta tio d e S y t iacai u m JSfovi F o ed eris version u m in dole atqu e usu, Lon­

don 1 7 6 1 2, auf das Vorhandensein des „ E uthaliu s“-prologes zu den paulinischen Briefen in seiner Handschrift der Phi- loxem ana hingewiesen. Jo s. W h i t e 3 teilte in seiner A us­

gabe derselben P roben aus den Kapitelverzeichnissen mit.

F o r s h a l l , 4 beschrieb eine Pesittohandschrift, deren Beigaben jed er K enner des „ E u th a liu s“ als euthalianisch erkennen mufste, und G r e g o r y , der mich schon 1 8 9 2 brieflich aut die Bedeutung dieses Codex hinwies, hat diese wie jen e Isotiz g e b u c h t5. Ich sehe nicht, dafs von diesen Angaben füi die „ Euthalius “ - F rage Gebrauch gemacht worden sei.

Auch R o b in s o n , der gegenüber C o n y b e a r e ausführlich das Verhältnis der armenischen Übersetzung des Neuen Testa­

1) Wie ich höre, ist in einem Cod. Patm . das griechische Original aufgefunden worden. Vielleicht ist hiervon noch mehr Aufschlufs zu eiwaiten, z. B. auch über das rätselhafte xal t o 7iqös ifiaurdv art^oi (Zac. 5131t) , dessen Erklärung im Centrbl. für Bibl.Wesen (1893), S. 66, Anm. 1 ich gerne aufgebe.

2) Abgedruckt in Ioh. Iac. Wetstenii, L ibelli ad erisin atque interpretationem N o vi Testamenti . . . ed. Ioh. Sal. Semler (Halle 1^66), p. 247—339, speciell p. 305 sq.

3) los. W h ite, N ovum Testamentum syriace, T. III (Act. et Ep.

Cath.), 1799, praef. p. IX —XIX.

4) Catalogus codicum manuscr. orientalium qui in Museo B r i- tannico asservantur, Pars 1 (London 1838), p. 17 sq.

5) Gr e g o r y, Prolegomena, p. 829, sub 5; p. 855, sub 9.

(12)

1 1 6 VON DOBSCHÜTZ,

mentes zu dem syrischen behandelt und in sehr feiner W eise den Nachweis erbringt, dafs wahrscheinlich der ältesten a r­

menischen Übersetzung eine ältere syrische Übersetzung, wie sie bei A phraates vorliegt, zugrunde lag, w ährend sie später nach griechischen Texten korrigiert ward, geht auf die F rage nach einem syrischen Euthalius gar nicht ein. Und doch ist es keineswegs blofs für die „ E u th a liu s“-Frage von I n ­ teresse zu sehen, dafs auch bei den Syrern die unter diesem Namen bekannten Materialien im Um lauf waren. Auch die O eschichte der syrischen Bibelübersetzung d arf sich davon neue Aufschlüsse versprechen.

W ir besitzen zwei Handschriften mit euthalianischem A p­

parat, welche zugleich zwei ganz verschiedene Bearbeitungen repräsentieren.

1 ) Lond. Mus. Brit. Add. 7 1 5 7 = L 2 ) Oxon. Coll. Nov. 3 3 3 = O

Ich beginne m it der Beschreibung und Analyse der er- steren, gleicherweise durch sorgfältige und schöne Schrift wie durch ihr A lter ausgezeichneten H andschrift *. Sie gehört zu der 1 8 2 0 von dem Konsul C l a u d . J a c o b R ic h in Mesopo­

tamien erworbenen, seit 1 8 2 5 dem British Museum angehö­

renden Sammlung. Ü ber ihre Entstehung giebt folgende auf die U nterschrift des Hebräerbriefes folgende Schreibernotiz (fol. 1 9 3 b 18-38) A uskunft:

„Geschrieben aber ward diese Schrift im Jahre 1 0 7 9 der Griechen in dem K loster des Mannes Gottes R abl/an Mar1 Sa- brisoc, w elches is t B et Koka am grofsen Za’ b gelegen, in der Gegend von H ädiab (Adiabene) unter der R egierung des from­

men Mar1 Melkizedek, Presbyters und K lostervorstehers: seine

1) Zu der genannten Beschreibung Fo r s h a l ls gab Wk i g h t, Cata- logue o f the A d d itio n a l M anuscripts III, App. A 1203 Nachträge.

Facsimilia findet man bei Fo r s h a l l und La n d, Anecd. Syr. I, tab. XXII.

Für die zehn hauptsächlich in Betracht kommenden Seiten stütze ich mich auf vortreffliche mir durch gütige Vermittelung der Bibliotheks­

direktoren Sir Edw. Maunde Thompson und Prof. Robert K. Douglas von dem Photographen Henning gelieferte Photographieen. Bei der durch den schadhaften Zustand dieser Schlufsblätter sehr erschwerten Lesung sowie der Übersetzung hat mein Kollege Dr. H . Hi l g e n f e l d mir in liebenswürdigster Weise Hilfe geleistet.

(13)

EUTHALIUSSTUDIEN. 1 1 7 G ebete und die der Väter und Brüder seien über mich und

über die ganze W elt. Amen. Es schrieb es aber ein g e­

ringer aus dem K lo ster, namens Sabriso1, für einen benach­

barten Bruder namens Iso‘zeka. A lle die ihr darin lest, betet

"für den Schreiber und für den Besitzer, dafs ihnen Leben gebe

<ier Herr am Tage des Gerichtes wie dem Schächer am Kreuz. Amen.“

Also stammt die Handschrift aus dem Jah re 768 und dem Norden Mesopotamiens. Sie ist in Q uart auf Pergam ent ge­

schrieben, in je zwei Spalten zu 3 8 — 34 Linien, m it sehr feiner regelmäfsiger Estrangeloschrift. E rhalten sind 197 Blätter. Es fehlt aber sowohl zwischen Fol. 196 und 197, als nach Fol. 197 eine ganze Anzahl von Blättern. Es ist ein vollständiges E xem plar des Neuen Testamentes der Nesto- rianer in der P esitto, d. h. E w . (Fol. 1 — 99), A ct. (Fol.

99 128), von Cath. n ur Ja c., 1 P et., 1 Joh. (Fol. 129137), dann P a u l. (Fol. 137' 193) mit Heb. am Schlüsse. Die ändern katholischen Briefe und die Apokalypse fehlen. Bei den Evangelien ist am unteren R and jed er Seite ihre H a r­

monietabelle beigegeben nach eusebianischen Sektionen und Kanones *. Am Rande sind Kapitel angemerkt. A c t. hat eine kurze P r a e f a tio , die mit „ E u th a liu s“ g ar nichts zu thun hat.

Innerhalb der Paulusbriefe scheinen sich Spuren der euthalianischen Bearbeitung n ur an den Unterschriften zu zeigen, welche die Zahl der alttestamentlichen C itate, der Kapitel und der Petgam e (g^ u ctia) in folgender Weise an­

geben :

Citate Capitel Petgam e (Stichom. syr.) Rom. . 49 . 19 . 1201 . (920) . (825)

I C o r - - 7 9 . 1222 . (870) . (946) IlC o r. 11 . 10 . 768 . (590) . (653) Gal. . 10 . 12 . 405 . (293) . (265) E Ph - • 6 . 10 . 364 . (312) . (3 1 8 ? )

1) Vgl. zu dieser Anordnung, die sich auch bei einzelnen griechi­

schen Manuskripten findet, Gregory, Proleg. 144, und besonders G. H.

Gwilliam, The Ammonian Sections, E usebian Canons, and Harmoni- zing Täbles in the Syriac Tetraevangelium in S tu dia biblica et eccle- sia stic a II (Oxford 1890), 241—272.

(14)

1 1 8 VON DOBSCHÜTZ,

Citate Capitel Petgam e (Stichom . sy r.)

Phil. . 7 281 . (208) (235 [275?])

Col. . . 10 . 243 . (208) (275 [2 3 5 ?])

I Thess. — 7 229 . (193) (4 1 7 ? )

IIT h ess. — 6 190 . (106) (118)

I Tim. 2 . 18 341 . (230) « 3 1 8 ? »

I I Tim. 1 9 237 . (172) (114)

Tit. . 1 6 148 . (107. 97) (116)

Philem. 2 56 . (42. 37) (53)

Heb. . 30 . 22 850 . (703) (837)

(4 9 3 6 .4951.4939)

Ich h ab e, um die E igenart der hier vorliegenden Petgam e- zählung darzulegen, sowohl die Stichenzahlen der griechi­

schen Codices, wie sie auch Z a c a g n i aus dem V at. R eg . A le x - U S als euthalianisch g ie b t*, beigefügt, als die syrische Pet- gamezählung, welche neuerdings aus dem Cod. Sinaiticus syr.

10 2 bekannt geworden und von J. R. H a r r i s in seiner Vor­

lesung On the orig in of the F e r r a r - G rou p ( 1 8 9 3 3) behandelt

•worden ist. H a r r i s weist auf die völlige Übereinstim m ung dieser letzteren syrischen Zählung m it den in etlichen E v an ­ gelienhandschriften 4 neben den g t i % o l gezählten q r j ( . i a i a hin und fafst diese als Übersetzung der syrischen Petgame.

Die immerhin zwischen den griechischen a x iy o i und diesem

1) Vgl. Th. Za h n, Gesch. des neutestamentl. Kanons II, 1, S. 394, Col. 2 und 3 und dazu die Noten S. 398.

2) S tu dia S in aitica I : Catalogus o f the syriac M SS. 6y Ag n e s Sm i t h Le w i s (London 1894), p . 13 sq. Leider sind die Zahlen teilweise sehr verderbt.

3) Vgl. die Auszüge daraus in Sc r i v e n e r- Mi l l e r, A plain intro- duction to the criticism of the New Testament4 (1891), I , 381—388 App. D , auch J. R. Ha r r i s, Stichometiie (1893), p. 65—68. Vgl.

ferner J. Gw y n n in Transactions of the Royal Irish Academy XXX, 10 (1893), p. 352 und vor allem dessen neue Ausgabe: The Apocalypse of St. lohn (Dublin 1897), p. 94 sqq. über die Petgame zu den Evan­

gelien in dem Crawford-Manuskript.

4) Z. B. Ev. 9. 13. 48. 173. 174. Meines Wissens sind q^ucctu für den griechischen Apostolos bisher nicht belegt. In unserm Codex I*

scheinen — nach Forshall — für E w . Act Cath. alle Stichenangaben zu fehlen.

(15)

EUTHALIUSSTUDIEN. 1 1 9 P e tg a m e - Qrj^axa bestehende Differenz w ill er e rk lä re n , in ­ dem er unglücklicherw eise w ieder a u f Z ählung d er Sinnzeilen zurückgreift. M it m ehr R echt d ü rfte m an bei dem nicht eben bedeutenden U nterschied in beiden Z ählungen (z. B.

M atth. oTLxoi 2560, Q^/xaza 2522) a u f die verschiedene L än g e des syrischen und des griechischen T ex tes hin w eisen, v o r­

ausgesetzt dafs die grj^aza d er griechischen H andschriften w irklich aus einer syrischen Petgam ezählung stam m en.

G anz anders ist n u n die Z ählung d er P etgam e in u n ­ serer H a n d sc h rift: die Z ahlen h ier verhalten sich zu den üblichen griechischen o t l % o i im allgem einen wie 4 zu 3. E in e solche Differenz läfst sich n u r d u rch A nw endung eines ganz verschiedenen Zählm afses erk lären . E s steht je tz t fest, dafs dem griechischen oxiyog d e r heroische V ers von 16 Silben

c- 36 B uchstaben) zugrunde liegt. R. H a r r i s 1 h at nun m it R echt d a ra u f hingew iesen, dafs sich m an ch e Z ählungen, z. B. die Preisdifferenz im D iokletianischen P re is e d ik t, au f d as k ü rzere Mafs des jam b isch en T rim eters von 12 Silben (ca. 27 B uchstaben) zu rü ck fü h ren lassen. D ies ist g enau das V erhältnis u n serer Z ählung zu den griechischen S tichen: also w ird m an auch die hier vorliegende Z ahlenreihe am besten d u rch R ück g an g a u f das Mafs des jam bischen Verses e r­

klären.

P etgam e bezeichnet bei den S y re rn a b er noch etw as a n d e re s: iol. 1 9 3 a am Schlüsse des H ebräerbriefes findet sich die B em erk u n g P etg am e 136. Ic h weifs n ic h t, ob sich analoge Z ählungen au ch fü r die än d e rn Briefe finden;

F o rsh all h a t sie n ich t n o tiert (au ch n icht bei H ebr.), v er­

m utlich w eil ih rer genauen L esu n g zu grofse S chw ierigkei­

te n entgegen s ta n d e n : wie vereinzelt in griechischen Codices das ältere Zahlzeichensystem sta tt d er alphabetischen Z ahlen vei w andt w ird 2, so kennen auch die S y re r neben den Z ah l­

buchstaben ein Z ahlzeichensystem . E rs t L a n d h a t in sei*

nen A n ec d o ta S yria ca I (1862) zum guten T eil a u f G ru n d 1) Stichometrie (1893), p. 26.

2) Z. B. Papyr. Hercul. 1148 VH2 VI, 8—23 und 1151 ib. 24—36, cf. H. Us e n e r, E pieurea 128. — Als neutestamentliche Handschrift ist bekannt Mon. reg. 375 (Ac 46, P 55), cf. Gr e g o r y p. 622.

(16)

1 2 0 VON DOBSCHÜTZ,

unseres Codex dieses System dargelegt und die Hegeln sei­

ner Entzifferung entworfen (p. 9 4 sq ., dazu tab. X X II). F ü r uns ist wichtiger, dafs sich unter dieser schwerverständlichen Form eine höchst interessante Paragrapheneinteilung der Paulusbriefe erhalten h a t, wie sie ähnlich meines W issens sonst n u r aus dem C odex F u ld e n sis bekannt ist, der bei dem H ebräerbrief von erster H and eine Einteilung in 1 2 5 P a ra ­ graphen h a t, w ährend spätere H ände erst auf G rund der voranstehenden euthalianischen Kapiteltafel deren zwölf erste K apitel notiert, dann später noch die verbreitetste lateinische Einteilung in 3 9 Kapitel eingetragen haben

Das alles hat mit „ E uthaliusu verhältnismäfsig wenig zu th u n : höchstens die Kapitel- und Citatenzahlen gehen auf dessen A rbeiten zurück. Um so wichtiger ist für uns ein A nhang zu den Paulusbriefen, der uns Fol. 1 9 3 '1 9 7 der H andschrift erhalten ist, und nichts anderes als eine eigen­

artige Bearbeitung des „ E u th a liu s“ darstellt. Derselbe be­

ginnt unm ittelbar nach der oben mitgeteilten Schreibernoti&

in der gleichen H andschrift mit folgender Einleitung 2:

(fol. 1 9 3 'a ). Mit der H ilfe unseres Herrn J esu Christi be­

ginnen wir zu schreiben eine A bhandlung, die geeign et (ist), g e ste llt zu werden an die Spitze der Briefe des seligen P aulus, des göttlichen A p o s te ls 3. Gesammelt also und geschrieben ward diese Rede von einem Freunde der W issenschaft.

1) S. Ra n k e’s Comm. diplom., p. 492 sq. — zu den zwölf euthalia­

nischen Kapiteln oben S. 111 — zu den 39 Kapiteln, J. M. Th o m a s i i,

opera ed. Ve z z o s i (Rom 1747), p. 418 sq. N ov. Test. lat. interprete H ieronym o ex celeberrimo eodice A m iatino ed. Ti s c h e n d o r f (1850), p. 353 sq.

2) Ich übersetze möglichst wörtlich, selbst gegen den Geist der deutschen Sprache; soweit es sich in diesem Syrisch um Übersetzung griechischer Vorlagen handelt, wird es syrischen Ohren kaum besser geklungen haben als uns solches Deutsch. Anmerkungsweise füge ich die entsprechenden griechischen Phrasen aus „E uthalius“ bei. Grie­

chische Lehnwörter sind in Klammern eingesetzt. Die Fragezeichen deuten Unsicherheiten nicht sowohl der Übersetzung als der Lesung an.

A uf reichere Mitteilungen aus dem syrischen Texte mufste ich leider ver­

zichten, da die Druckerei Schwierigkeiten machte. Nur aus diesem Grunde habe ich auch die leidige Transskription in hebräische Lettern angewandt.

3) Cf. Zac. 515: ngokoyos 7iQ o x a a a o [itv o s r&v t m a i o k S i v I l a v l o v roß uyiov u n o a xo X o v.

(17)

EUTHALIUSSTUDIEN. 121 Vorausschickung der Theorie 1 togia), w elche belehrt über alles d a s, was in Ordnung (xu^ig) und in Reihenfolge (« x o - hov& ia) wir gesetzt haben in diese Schrift.

W eil ich kenne deinen göttlichen W issenstrieb 2 und die R einheit deiner S e e l e , o unser geliebter B r u d e r , H e r r N . .ZV. 8 und w ie ohne N eid du beständig w ünschst und begehrst anzutreffen nützliche Geschichten der heiligen Schrif­

ten ; s i e , die nach dem Zeugnis des göttlichen A postels, des seligen Paulus — meine ich — im stande s i nd, uns dem Leben nahe zu b rin gen , die (wir) beständig mit Lesen beschäftigt sin d : also auch ich elen d er, suche ich Zuflucht in dem göttlichen Erbarm en, w elches neidlos über die Men­

schen (?) ausgegossen is t; ich hebe die A ugen m eines In ­ neren auf zur Höhe des Himmels und fl ehe, dafs mir g e- ge en werde ein W ort beim Aufthun m eines Mundes zu dir, so dafs es zum V orteil dienen möge, damit ich den (D ingen), die ich bereit bin zu bringen vor deine Liebe, entsprechend d einer Liebe zu mir die V ollendung g e b e , die sich geziem t. Es is t also nötig, wie (mir ?) scheint, dafs eben diese (D inge), w elche deine H eiligkeit durch meine E infalt schreiben lie f s , in den bekannten K apiteln und in der bekannten (?) Reihe an­

geordnet werden. Und so können sie leicht erwerben lassen N utzen von ihnen denjenigen, w elcher auf sie stöfdt, wenn auf diese W eise, die besprochen ward (? ), eine R ichtschnur (xavuiv) über sie festg estellt wird.

E s sind also ffol. 1 9 3 ' b] die K ap itel, in denen läuft das W ort deiner B itte zu mir, folgende:

K apitel I. D ie Erzählung, w elche belehrt über die Zeit der P red igt des Paulus und die A rt seiner K rö n u n g 4.

II. Über den Zweck oder die U rsache eines jeden von den Briefen des A postels, was gesa g t ist in K ürze, und über die Summe der K apitel und der Zeugnisse, die in ihnen sind.

III. W elches sind diese K ap itel, die in jedem einzelnen __ von den Briefen (sind), und wer sie au fgestellt hat 5.

1 ) f c o r o m m p n = n Q o ö u a Q t a ' t

2) = t 6 (ftk o fia & ig o o v.

3) Mar1 Peian (hier rot geschrieben), vertritt bei den Syrern einen unbestimmt gelassenen Namen.

= t&v XQovtov rov xrjQvyfiarog rov uy(ov IlavXou xa\ «fpi rijs tiia fictQrvQiov uvrov reXticioecas. Mill-Küster p. 2 5 2 nach Roe 2

= P 4 7 , Laud 2 = p 3 8 (Ev 5 1 , Ac 3 2 ) — Athous Protati 3 2 (Lam- bros 13 = Ac 3 7 5 , P 4 6 4 ) . — Cod. Theodori Hagiop. a. 1 2 9 5 (Ev 4 8 3 ,

Ac 1 9 4 , P 2 5 1 , q s c i).

5) Forshall: et quinam has divisiones promul- gaverint.

(18)

122 VON DOBSCHÜTZ,

IV . Über die genaue Lehre und Erklärung des Siegels der Verse der Zeugnisse, w elche der A postel angeführt hat.

V. Die Geschichte, die in Kürze kund thut, was die Ur­

sache ist der Unkenntnis derjenigen Schriften, aus denen der A postel Zeugnisse gebraucht hat o- und darin ferner auch die Erklärung über diejenigen Z eugnisse, w elche er aus den Schriften der W eisen der Griechen gebracht hat.

V I. W ie grofs die Summe der Zeugnisse is t , w elche der A postel aus jeder einzelnen der Schriften für sich bringt.

VII. In jedem einzelnen von den Briefen, wie viel Zeug­

nisse es gieb t aus jeder einzelnen von den Schriften.

V III. Von allen den Zeugnissen, welche der A postel ge­

bracht hat, wie viele es sind, welche von ihm zu zweien Malen gebracht werden und w elches diese sin d , und in welchen

Briefen sie gefunden werden.

IX . W elches die Zeugnisse si nd, deren jedes einzelne zwei Schriftsteller oder drei Leute gleich gesagt haben und darin miteinander übereinstim men y und w elches ferner die Psalm en sin d , von deren jedem einzelnen der A postel zwei Zeugnisse gebracht h a t, und in w elchen Briefen sind diese Zeugnisse.

X. W elches [fol. 1 9 4 a] die Briefe sind, welche Paulus von der Person seiner selbst allein verfafst b a t, und w elches diejenigen, in denen auch den Nam en anderer er (sich) bei­

g esellt hat, und wer diejenigen sin d , w elche er zu sich bei­

g esellt hat; ferner aber von w elchen Orten und Städten sie geschrieben worden si nd, und durch wen sie gesandt worden sind, ein jeder einzelne von ihnen.

Leider besagt die Vorrede so gut wie nichts. Sie m acht ganz den Eindruck, aus euthalianischen Phrasen zusammen­

gearbeitet zu sein, ähnlich wie die subscr. in cod. H. An der einzigen Stelle, wo scheinbar der Bearbeiter mit einem persönlichen Moment auftritt, enttäuscht er uns schwer durch die Unbestimmtheit der Anrede an den B ruder H errn N. N.

Interessant zu bem erken ist nur, dafs er diesem seinem E la ­ borat den Haupttitel des euthalianischen Prologes vorange­

stellt h at, während er für diesen in der folgenden K apitel­

tafel die in einer bestimmten Gruppe von Handschriften sich findende Teilüberschrift für den dritten Teil des Prologes verwendet. Schon das vernichtet völlig die durch die un­

zulänglichen Angaben bei F o r s h a l l m ir erweckten Hoff­

nungen, hier vielleicht die von „ E u th a liu s “ benutzte ältere

(19)

A rbeit eines ooyibxaxog y.al (piloxgioxog 7taxr)Q (Zac. 528) zu finden.

So schw er verständlich sodann die k n a p p e n In h altsan g ab en d e r K apitel dieses T ra k ta te s zu den paulm ischen B riefen in m anchem einzelnen au ch zunächst scheinen, das geh t doch deutlich d arau s h e rv o r, dafs die gröfste V erw an d tsch aft m it dem u n ter dem N am en des „ E u th aliu s “ b ek a n n te n W e rk e vorhanden ist, n u r dafs eine ganz system atische B earb eitu n g u n d A n o rd n u n g desselben vorzuliegen scheint. J a aus einer W en d u n g in K ap . I I I k o n n te m an hoffen, hier Aufschlufs ü b e r die w ichtige F ra g e d er U rh e b er dieser ganzen isago- gischen L itte ra tu r zu erhalten.

L eid er ist uns das offenbar um fängliche W e rk n u r zum kleinsten T eile e rh a lte n : fol. 1 9 4 — 196 bieten K ap. I , am E n d e v erstü m m elt, doch wohl n u r um ein k u rzes S tü c k ; fol. 197 enthält den Schlufs von K ap. I I I u n d den A nfang von K ap. IV . A us diesen F ra g m e n te n g ilt es den C h a ra k ­ te r d er A rb eit zu erken n en u n d dan ach den m utm afslichen In h a lt d er üb rig en K apitel zu bestim m en.

K a p . I enthält, wie es vorliegt, fü n f T eile:

a) fol. 194 a 9 — 195 a äs u n te r d er Ü b e rs c h rift: „ K ap itel I : D ie G eschichte, welche h andelt ü b er das G eschlecht des se­

ligen P au lu s u n d ü b e r seinen ersten U n terrich t und ü b er seine spätere Jü n g e rsc h a ft un d ü b er die A rt seiner K rö ­ n u n g “ : — eine w örtliche Ü bersetzung des e r s t e n T e i l e s des euthalianischen P r o l o g e s zu P aul., w orin nach k u rz e r E in leitu n g das L eben des P a u lu s in seinen H au p tzü g en ge­

schildert w ir d : xo (piXof.ictd'tg oov v.cti orcovdalov aya/.i£vog — xovxov xo [accqxvqiov iOQxaCovxeg (Zac. 5 1 5 — 523).

J>) fol. 1 9 5 a23 — 1 9 6 a i 6 d a ran anschliefsend m it dem T ite l: „Z u sam m en fassu n g “ ; eine Ü bersetzung des d r i t t e n T e i l e s j e n e s P r o l o g e s , w orin die Chronologie un d son­

derlich die F ra g e d er zw eiten G efangenschaft behandelt w ird avay/M iov d i rjyTjad/urjv — xfjg ovqaviov ßaaiXeLag xArj^ovo-

1-iol xa&ioxccvxcu (Zac. 5 2 9 — 535).

c) fol. 196 a i 6 — b 4i anläfslich d er B erufung a u f die C hronologie des E u s e b i o s in b w ird das betreffende K a ­ pitel aus dessen K irchengeschichte — aus d er syrischen

ZoitscUr. f. K.-G. XIX, 2. 1 4

EUTHALIUSSTUDIEN. 1 2 3

Cytaty

Powiązane dokumenty

liebe der Christen gründet sich ausschliefslich darauf, dafs alle Menschen in gleicher Wreise Gotteskinder sind. Diese Begründung finden wir bisweilen auch bei den

schweife, nicht gerechtfertigt sein, da alle diese Beispiele auf Widersprüche in den Mythen hinweisen. Wenn sich Dembowski daran stöfst, dafs die Beispielreihe im

Gottes Gnad vnd Frid durch Christum sampt erwunschung v il seliger guter new er Jar zuuorn, Ernuester gestrenger besonder günstiger Herr, Euch thu ich gar

2 3 *.. GEORGIOS GEMISTOS PLETHON.. besser als seine Unterthanen. 1 3 9 7 im Peloponnes erschienen, floh er, nachdem er den zur Verteidigung wie geschaffenen Isthmos

Dümmler in seiner Geschichte des ostfränkischen Reichs (2. 95 wirklich Gottschalk zugeschrieben werden könne. Scoti Erigenae controversia.. 20) edierten Gedichte

den Handschriften führen ihn als T ra k ta t Davids ein; auch finden sich A nklänge an die deutschen S chriften1, wenn auch nicht so stark, dafs sie den Zweifel

Die Lehre, die R aban hier bekämpft, dafs Gott die Bösen zur Sünde und zum Tode vorherbestimme, wie die Guten zur Gnade und Glorie, womit G ott selbst zum

11*.. Deshalb mufste er und nicht Petrus auch in unseren Akten den römischen Standpunkt vertreten. Und wenn Tertullian dem römischen Pontifex vorhält, wolle er