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Stahl und Eisen, Jg. 38, Nr. 43

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Academic year: 2022

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Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Generalsekretär Dr. W. Beniner, Geschäftsführer der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher

Eisen- und Stahl­

industrieller.

TAHL Dl EISE

Z E I T S C H R I F T

Leiter des technischen Teiles D r .O tig .

0

. P etersen .

Geschäftsführer des Vereins deutsche;

EisenhOttenleute.

F Ü R D A S D E U T S C H E E I S E N H Ü T T E N W E S E N .

N r . 4 3 . 2 4 . O k t o b e r 1 9 1 8 . 3 8 . J a h r g a n g .

U eb er V erbrennungsvorgänge in hütten techn isch en Feuerungen.

V on O beringenieur M. E s c h e r in K oblenz.

I J ie D isso zia tio n stem p era tu r der K ohlensäure sp ielt bei der V erbrennung von K oh len stoff in technischen F eu eru n gen eine groß e R o lle . Ih re Höhe ist in der L itera tu r v ersch ied en an gegeb en . Sie ändert sieh j e nach den M engenverhältnissen von K ohlenoxyd zu S au erstoff und j e nach der A n w esen ­ h eit anderer G ase und besonders auch von K ohle.

B ei 4 0 0 0 begin n t sich K ohlensäure bei günstigen V erhältnissen zu z e rsetzen , und die Z ersetzu n g ist bei ungünstigen V erh ältn issen bei 2 2 0 0 0 prak­

tisch vo llstä n d ig . B e c k e r t 1) gibt bei A nw esen­

h eit von K o h len sto ff für versch ied en e T em pera­

turen folgende M en gen verh ältn isse zw isch en K oh­

lenoxyd und K ohlensäure an :

T e m p e r a tu r

400 500 680 800 900 950 1000

COj

6,2 19.0 18.9 17.9 10.1

0,6 0,0

o.

12,3 0,0 0,2 0,0 0,0 0,0 0,0

CO 0,8 1,6 1,7 5,9 15,8

31,5

34,2

B ei A bw esenheit von K oh len stoff is t die D issoziationstem peratur bedeutend höher an zu ­ setzen . N ach V ersuchen v o n B . S a in t-C la ir e D eville b eg in n t die Z ersetzu n g des reinen K ohlen­

dioxydes erst bei 1 0 0 0 bis 1 2 0 0 ° . 2)

Im folgenden is t eine m ittle r e Tem peratur von 1 3 0 0 bis 1 4 0 0 0 a ls D issoziationstem peratur (vielleich t r ich tig er A ssoziationstem peratur) an­

genommen, bei w e lc h e r 'd ie D isso zia tio n in den Feuerungen praktisch als v o llstä n d ig angesehen werden kann. B e i A n w esen h eit von glühendem K ohlenstoff sp ielt selb stv erstä n d lich auch die'Dauer der E inw irkung derselben auf die Gase eine R olle.

D ie D isso zia tio n stem p era tu r ist die Tem peratur, bei w elcher sich K oh len oxyd m it S a u ersto ff vom selben H itzegrad eben noch oder gerade nicht mehr zu K ohlensäure v erb in d et. S ie ist demnach die höchste Tem peratur, w elch e durch V erbrennen von K ohlenoxyd erreich t w erden kann, w ie hoch

^ T h . B e c k o r t : Leitfaden zur Eisenhüttenkunde.

I. Teil: Feuerungakunde.

:) L e d e b u r : H andbuch der Eisenhüttenkunde, 4. Auflage, S. 42.

X L H I .,.

auch K ohlenoxyd und Sau erstoff vorh er erh itzt w erden mögen. B ei höheren Tem peraturen b estehen K o h len o x y d und Sau erstoff in entsprechendem M ischungsverhältnis nebeneinander. S ie bilden ein glühendes K o h l e n o x y d - S a u e r s t o f f - G e m i s c h 1).

B ei der Probenahm e zum N achw eis des G e­

m isches is t zu beachten, daß beim Sinken der T em peratur unter die D issoziationstem peratur, also schon beim bloßen Einfuhren eines k alten E ntnalim erolires, A sso zia tio n ein tritt. E s w ird daher n ö tig sein, das Entnahm erohr (am besten P o rzella n ) über diese T em peratur zu erhitzen und d asselb e zu r Aufnahm e des S a u ersto ffes mit Schm iedeisenspänen zu b eschicken. Im E udio­

m eter v erb ren n t bekanntlich nach der E ntzün­

dung des k alten G em isches etw a ein D r itte l d es­

selben, und der R e s t verb ren n t in dem M aße, w ie die W ärm eabfuhr sta ttfin d et.

D a s h o ch erh itzte K ohlenoxyd - S au erstoff- Gem isch v e r e in ig t sich auf seinem W e g e v o n der F eu eru n g durch den Ofen ins F reie Stets da zu K ohlensäure, wo es auf T em peraturen stö ß t, die unterhalb der D isso zia tio n stem p era tu r lie g e n . E s w ird dadurch im V erbrennungsraum ein se lb st­

tä tig er T em peraturausgleich geschaffen. D ie L änge der entstellenden Flam m e s te h t im Zusammen­

hang m it dem .T em peraturgefälle unm ittelbar u nter der D issoziation stem p eratu r. S ie is t im offenen K oksfeuer infolge der rasch en A bkühlung an der L u ft gerin g; größer is t sie in einem b ereits er­

h itzten G lühofen, und in einem h ocherhitzten M artinofen kann die F lam m e vom H erdraum bis zu den W e c h se lv e n tile n reichen. D ie B edeu tu n g der D isso zia tio n so ll im folgenden an einigen F eu eru n gsarten der H ü ttenindustrie erlä u tert w erden.

Im Herdraum des M a r t i n o f e n s wird un­

gefähr von der Z eit an, da der gan ze E in sa tz flü ssig g ew ord en is t, und die T em peratur über 1 3 0 0 bis 1 4 0 0 ° gestieg en is t, praktisch kein K oh len oxyd m ehr verbrennen. E s w ird dann die

>) T o l d t : Regenerativgasöfen, Seite 64 u. f.

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978 S ta h l u n d E isen. O d e r Verbrennungsvorgänge in hiiUcntcchniszhzn F euerungen. 38, Ja h rg . N r, 1.3.

w eitere T em p eratu rsteigeru n g fa s t au ssch ließ lich durch V erbrennung des W a ssersto ffes und der K oh len w asserstoffe b e w ir k t, selbstredend auch durch V erbrennung Von R u ß , der aber nur bei A n w esen h eit v o n freiem S au erstoff und von K ohlensäure im G as en tsteh t und daher a ls ein Zeichen m an gelh after G aserzeugung anzusprechen is t. J e d e w eitere Zufuhr von K oh len oxyd is t daher unnütz und b ed eu tet eine B ren n sto ffv er­

schw endung. B e i der B ew ertu n g des G enerator­

g a se s für den M artinofen is t daun nich t m ehr das M engenverhältnis der brennbaren B esta n d ­ te ile zu den unbrennbaren m aßgebend, sondern in w e it höherem M aße das V erh ältn is des W a sse r sto ffe s plus der K oh len w asserstoffe zu den le tz te r e n . E s is t also n ich t der höhere p v rom etrisch e E ffe k t d ieser G ase, noch die L eu ch t­

k ra ft der schw eren K o h len w a ssersto ffe, w elch e sie besonders w e r tv o ll m acht, sondern der U m ­ stand, daß sie auch bei h öch ster T em peratur noch im Herdraum verbrennen, der K oh len stoff n atü r­

lich nur zu K oh len oxyd , w ährend K oh len oxyd , so w o h l das sich h ierb ei neu bildende a ls auch das im G eneratorgas vorhandene, g r ö ß te n te ils erst in den K am m ern zu r V erbrennung g e la n g t1). Mög­

lich erw e ise v e r h ä lt sich der W a sse r sto ff bei A n ­ w esen h eit großer Mengen k oh lenstoffreicher Gase ähnlich. M it einem G as, w elch es arm an W a sser­

sto ff und sch w eren K oh len w asserstoffen is t, w ie das H o c h o fe n g a s2) und das T rock en gas, lä ß t sich daher ein e M artincharge n ich t fe r tig ­ m achen. W o h l g e h t das N iederschm elzen des E in sa tz e s flo tt v o n sta tte n , aber über eine g e ­ w isse T em peraturhöhe komm t man nich t hin- w eg. A uch die m ißlungenen V ersu ch e beim M artinbetrieb, K oh le durch K ok s zu e rsetzen , haben dies zu r G enüge erw iesen 3), w ährend sich an d erseits H eizu n g m ittels K o k so fen - und E rd ­ g a s w e g e n deren hohem G eh a lt an schw eren K oh len w asserstoffen außerordentlich g u t bew äh rt h a t. E s erü b rigt sich so g a r deren V orw ärm ung in den K am m ern. A uch an die g ü n stig en E r ­ geb n isse b ei der V erw en d u n g von W a ss e r g a s und B raunkohlengas sei erinnert.

G egen E nde des S chm elzens im M artinofen, m acht sich bei koh len oxyd reich en G asen der U eberfluß an K ohlenoxyd durch überm äßiges E r ­ h itz e n der K am m ern und A bzim e sowie' auch d er K öpfe bem erkbar, denn die h o ch erh itzten A b­

g a se führen eine groß e W ärm em enge m it sich.

Zur E rhöhung der T em peratur des B a d es is t es näm lich n ötig, die G asm enge m ehr und m ehr zu steig ern , um die erforderliche M enge W a ss e r sto ff und sch w ere K ohlem va- sersto ffe in den H erd - raum zti bringen. M a r k g r a f 4) m ußte verm u tlich

!) Analyse von Abgasen in den Kammern. St. u. E.‘

1908, 20. Mai, S. 723.

2) St. u. E 1915, 8. Juli, S. 697.

3) St. u. E. 1916, 20. Jan ., S. 53 u. f.

4) St. n. E. 1916, 28. Dez., S. 1245.

b ei-sein en V ersuchen m it K o k sg a s so lch e Mengen d ieses G ases zu leiten , daß die Q uerschnitte der A b zu gsk an älo zum A bführen der h och erh itzten V erb ren n u n gsgase n ich t m ehr au sreich ten und die Flam m e g eg en die D eck e des H erd es sta tt auf das B a d sch lu g. A ls M ittel zu r A bküh­

lung d er K öpfe und Kam m ern w ird die V erm in­

derung der L uftzufuhr em pfohlen1). E s en t­

w eich en aber dabei unverbrannte G ase in großen M engen durch den S ch orn stein und es is t daher diese B etrie b sw eise zum m indesten sehr u n w irt­

sch a ftlich . D er r ic h tig ste W e g zu r E r z ie lu n g von nur m äß iger E r h itz u n g der K am m ern und K öpfe is t aber der, so seltsam dies erscheinen mag, die V erb esseru n g ein es kohlenox3rdreichen G ases durch V erm ehrung des G eh a ltes an W asser­

sto ff und K oh len w asserstoffen anzustreben, g e ­ geb en en falls durch Zuführen von K o k so fen g a s oder E in stäu b en v o n B ren n öl oder K ohlenstaub, deren M enge s t e ts so g e r e g e lt w erden kann, daß Ueber- h itz u n g ein zeln er O ien teilo n ich t ein tritt.

D e r M artinofen w ürde also am ■wirtschaft­

lich sten arbeiten, w enn er zu erst zum N ied er­

sch m elzen des E in sa tz e s m it einem m ö g lich st koh len oxyd reich en Gas, z . B . T ro ck en g a s2), und dann beim F ertigm ach en der Charge m it einem m ö g lich st W asserstoff- und k oh len w asserstoff­

reichen, kohlenoxydarm en Gas betrieben w ürde, denn es b esteh t kein Z w eifel, daß das k ohlen­

oxyd reich e G as schon h eu te und w oh l in noch höherem M aße in der Zukunft b illig e r is t als das an W a sse r sto ff und K oh len w asserstoffen reiche. N eu ere B estreb u n g en im G eneratorenbau w erden also m ehr a ls bisher darauf g e r ic h te t sein m üssen, eine T rennung der h och w ertigen D e stilla tio n sg a s e von den billigeren K ok s- und M ischgasen zu e r z ie le n , ln G asw erken w erden übrigen s schon se it la n g e r Z eit die R eto rten m it K o k sg a s g e h e iz t. W ü rd e die T ren n u n g a ll­

gem ein durchgeführt, so würde vorau ssich tlich a llerd in g s ein U ebersehuß an hoch w ertigem Gas en tsteh en , w elch er w oh l am zw eck m ä ß ig sten für m otorisch e Z w ecke zu verw enden ¡wäre. D ie b illigeren W asserstoff- und koh len w asserstoff­

arm en G ase d a g eg en w ären für T rock en -, Glüh-, T em per- und Sch m elzöfen zu v e r w e n d e n , bei denen T em peraturen v o n 1 3 0 0 bis 1 4 0 0 0 nicht ü b ersch ritten w erden. D ie P r eisfra g e muß übri­

gens zu rücktreten g eg en ü b er F r a g e n v o lk sw ir t­

sch a ftlich er N atu r. V on an derer S e ite wurde darauf h in g ew iesen , daß die w eitestg eh en d e V er­

w endung von ausländischem B rennöl zur Schonung der eig en en K oh len v o rrä te im In teresse der A ll­

g em ein h eit lie g t, auch w enn die P r e isfr a g e da­

g e g e n sprich t.

M itK o h leo d erK o h len g a sb etrieb en e O efen letzt- g en a n n ter A r t arb eiten besonders beim A nheizen v ersch w en d erisch , da sich die K ohlenw asserstoffe

') D i c h m a n n : „D er basische Herdofenprozeß“.

■) St. u. E. 1918, 7. März, S. 186/9.

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24. O ktober 1918. U eber Verbrcnnungsvorgänge in Jiüttentcchnischcn. Feuerungen. S ta h l u n d E isen. 979

bei der V erbrennung u n ter A bscheidung v o n R uß zersetzen , zu dessen v o llstä n d ig er V erbrennung hocherhitzte S ekundärluft erforderlich is t. E s sei daher der V o r sc h la g g em ach t, so lch e Oefen m ittels K oks auf h elle R o tg lu t zu bringen, so daß auch die durch die A b g a se, n ich t, w ie man es bisw eilen a n trifft, in den W andungen der F e u e ­ rung, zu erh itzende Sekundärluft eine genügend hohe T em peratur annim m t, und erst im v o llen B etrieb m it K ohle oder K oh len gas zu h eizen , sofern eine la n g e, n ich t oxydierende F lam m e un­

entbehrlich ist. E in e solch e lä ß t sich übrigens aucli m it K oks durch E inblasen von W a sser­

dampf unter den R o st erreichen, w ie V ersu ch e an D am pfkesseln e rw iesen haben. B e i K ok s­

feuerungen is t auch ein a b fä llig e r M angel an V erbrennungsluft w e n ig e r verlu stb rin gen d a ls bei K ohlenfeuerungen, b ei w elchen bei S au erstoff­

mangel durch R ußabscheidung große V erlu ste entstehen, auch w enn der Ofen auf v o lle r H itze an gelan gt ist.

D ie E in h a ltu n g der B ed in gu n gen für eine sparsame V erbrennung s t e llt an die G esch ick lich ­ k eit des P erso n a ls g ro ß e A n forderungen. W ä h ­ rend man an D am p fk esseln das H eizen s te ts g e ­ schulten H eizern überläßt, die auch bei tech n isch vollkom m enen F eu eru n gen noch erstau n lich hohe Ersparnisse h erau szu h olen v erm ögen , w erden bei hüttentechnischen F euerungen o ft g en u g L eu te von der Straß e v erw en d et, und es kann daher nich t w un­

dern, w enn durch so lch e b ei m angelnder A u fsich t V erluste veru rsa ch t w erd en , die m it 6 0 bis 7 0 % nicht zu hoch v era n sch la g t sein .werden. V ielfach fehlen auch noch die allerein fach sten V o rrich ­ tungen w ie Z eiger, an denen der H e iz e r die W eite der Oeffnung der R auchschieber erkennen kann. E s dürfte über kurz oder la n g dazu kom­

men, daß auch für h ü tten tech n isch e F euerungen A ufsichtsorgane gesch affen w erd en , w e lc h e den B rennstoffverbrauch derselben überw achen, ähn­

lich denjenigen, die w ir bei D am pfkesseln schon seit langem gew öh n t sind. A uch nach dem K riege sollte es n ich t dem Gutdünken je d e s E in zeln en überlassen bleiben, so v ie l von den w ertv o llen beschleunigt abnehm enden K oh len vorräten zu verbrennen, a ls ihm b elieb t. W enn es z. B. h eute noch S iem en s-M aitin -A n lagen gib t, die m it 6 0 % und höherem K ohlenverbrauch arbeiten, so muß darauf h in g ew iesen ' werden, daß die A llg em ein ­ heit an deren S tille g u n g b zw . In stan d setzu n g ein hohes In teresse h at. Im V orsteh en d en w urde gezeigt, daß F eh ler d ieser A rt w oh l w e n ig e r in der K onstruktion von Siem ens-M artin-O efen als in der G asbereitung zu suchen sind.

A uch die V e r b r e n n u n g im K u p p e lo f e n sei h ier unter neuen G esichtspunkten näher erö rtert. So­

w eit es sich bloß um das V erflü ssig en des E in ­ sa tzes handelt, a rb eitet d ieser Ofen ohne Z w eifel w irtschaftlich. N ach L e d e b u r 1 w erden th eoretisch

J) H andbuch der Eisen- und Stahlgießerei.

etw a 1 % K ok s geb rau ch t. G roße Oefen schm el­

zen b isw eilen m it 6 % , w as einem W irkungsgrad von 67 % en tsp rich t. Soll aber das flü ssig e E isen überh itzt w erd en , so s t e ig t m it dem Grad der U eberhitzung der B renn stoffau fw an d g a n z u n verhältnism äßig an, in v ielen F ä lle n auf das D o p p elte, g e leg e n tlich sogar auf das D reifa ch e.

A uch beim K uppelofcnbetrieb sp ielt das K ohlen- oxyd-S au erstoff-G em isch eine g e w isse R olle. E s e n tste h t unm ittelbar v o r den D üsen bei T em pe­

ra tu ren von über 1 3 0 0 bis 1 4 0 0 sofern wir auch hier diese T em peratur a ls d iejen ige ansehen, bei der a llfä llig entstandene K ohlensäure dis­

so z iie r t. D ie k u rze, sp itze Flam m e, die man beim offenen S ch lack en stich beob ach tet, sieh t der­

jenigen ein er G ebläseflam m e ähnlich und ist ken n ­ zeichnend für die V erbrennung ein es m it Sauerstoff g em isch ten G ases. B le ib t das K ohlenoxyd-Sauer- stoff-G em isch, w ie im K ok sgen erator, dauernd m it glühendem K oh len stoff in B erührung, so w ird der S au erstoff durch diesen selb stv erstä n d lich auf­

g e z e h r t u n ter B ild u n g von K ohlenoxyd. K om m t es d a g eg en , w ie im K uppelofen, in ein er bestim m ­ ten H öhe m it ungeschm olzenem E isen in B erü h ­ rung, so tr itt in folge d er A bkühlung auf unter Ir. 0 0 bis 1 4 0 0 ° V erbrennung ein. D as Schm elzen gesch ieh t dem nach n ich t durch den W ärm einhalt der hoch erh itzten V erbrennungsgase allein , son­

dern auch durch die W ä r m e , die bei der V er­

ein igu n g d es, K o h le n o x y d -S a u e r sto ff-G e m isc h e s in B erührung m it dem k älteren S ch m elzg u t frei w ird , und zw ar erg ib t die R ech n u n g, daß diese la te n te W ärm em en ge ungefähr g leich is t dem W ärm ein h alt der G ase bei 1 7 0 0 ° . T rifft also das Gem isch n ich t auf ungeschm olzenes E isen , so w ird seih freier S a u ersto ff w e ite r durch den K ok s u n ter Bildung von K ohlenoxyd a u fg ezeh rt, das für den Schm elzprozeß v erlo ren geh t. D ie s is t der G ru n d , w arum beim A nblasen des K uppelofens das E isen n ich t eher zu schm el­

z e n b e g in n t, oder doch n ich t in großer M en ge, a ls bis der ü b ersch ü ssige F ü llk ok s v e r ­ brannt ist, so daß eine genügende M enge des K ohlen oxyd -S au erstoff-G em isclies durch den F ü li- koks 'bis zu r ersten E isengächt gelangen kann.

B ek an n tlich dauert bei r ic h tig bem essener F ü ll- koksm enge das B la sen n ich t län ger als 10 bis 15 M inuten bis zum E rscheinen des ersten flü s­

sigen E isen s. E in e län gere D au er is t .ein Z eichen fü r einen U eberschuß an F ü llk o k s. V ollstän d ige V erbrennung des K oh len oxyd -S au erstoff-G em isch es bei B erührung m it ungeschm olzf-nem E isen t r it t natü rlich nur dann ein, w enn zu fä llig K ohlenoxyd und S a u ersto ff im rich tig en M ischungsverhältnis vorhanden w aren . D ie se s aber h ängt von der H öhe der B rennstoffschicht, rich tig er g esa g t, von der B esch affen h eit des B ren n stoffes ab, der z w i­

schen der D üsenebene und der untersten E is e n ­ gich t lieg t, so w ie auch von der G eschw indigkeit, m it w'elcher die L u ft b zw . die Gase durch diese

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080 S ta h l und E isen. Oeber Verbrennungsvorgänge in hüttenlechnischen Feuerungen. 38. J a h rg . N r. 43.

B re n n s to ffs c h ic h t g e tr ie b e n w e rd e n , also v o n d e r e in g e b la s e n e n L u ftm e n g e . H ö h e und G esch w in ­ d ig k e it s te h e n in einem g e w iss e n A b h ä n g ig k e its - V e rh ä ltn is. I s t f ü r ein e b e stim m te W in d m e n g e d ie B re n n s to ffh ö h e z u g ro ß , w as f a s t im m er beim A n b la s e n d es O fens d e r F a l l is t, so e n ts te h t ein U e b e rsc h u ß a n K o h le n o x y d , d a s u n v e r b r a n n t b is z u r G ic h tö ffn u n g g e la n g t. I m u m g e k e h r te n F a lle , a lso b e i K o k s m a n g e l o d e r L u ftü b e r s c h u ß , g e ­ la n g t f r e ie r S a u e rs to ff in g r o ß e r M enge m it dem E is e n in B e rü h ru n g , d a s d a d u rc h e in e r s t a r k e n O x y d a tio n a u s g e s e tz t w ir d , die sich in m e h r o d e r w 'eniger re ic h lic h e r S c h la c k e n ­ b ild u n g u n d in d ick flü ssig em , h a r te m E is e n u n ­ an g e n e h m b e m e r k b a r m a c h t. E in w e ite r e r U e b e r­

sc h u ß a n S a u e rs to ff v e r b r e n n t d e n ü b e r dem E is e n lie g e n d e n K o k s zu K o h le n o x y d , d a s g le ic h ­ f a lls u n v e r b r a n n t bis z u r G ic h tö ffn n n g g e la n g t.

D ie E in h a ltu n g des r ic h tig e n V e r h ä ltn is s e s z w i­

sc h e n B re n n s to ffh ö h e u n d W in d g e s c h w in d ig k e it is t also H a u p tb e d in g u n g f ü r die g ü n s tig s te V e r ­ b re n n u n g .

D ie s g ilt, n eb en b ei b e m e r k t, f ü r a lle F e u e ­ ru n g e n , w ie z . B . H e i z k e s s e l ( G l i e d e r ­ k e s s e l ) , L o k o m o t i v e n u s w ., die m it K o k s g e h e iz t w e rd e n . E s is t b eim E n tw u r f d ie s e r F e u e r u n g e n z u b e a c h te n , d a ß b e i g r o ß e r w ie h e i M e in e r R o s tf lä c h e d ie F ü llh ö h e n a h e z u d ieselb e se in m u ß , u n d d a ß es ein g r o ß e r F e h l e r w ä r e , d iese in ein em b e stim m te n V e r h ä lt­

n is z u r R o s tf lä c h e zu b em essen . D ie W ir k u n g so lc h e r F e h le r l ä ß t sic h z. B . g u t an T r o c k e n ­ k a m m e r n b e o b a c h te n , die b ei r i c h ti g e r B em es­

s u n g d e r F ü llh ö h e ein e n sc h n e e w e iß e n B e s c h la g z e ig e n m ü ssen . I s t d e r B e s c h la g s c h w a rz , so i s t dies ein Z e ic h e n d a fü r, d a ß die F e u e r u n g a ls G e n e r a to r a r b e ite t, d. h. die B re n n s to ffs c h ic h t zu h o ch i s t o d e r d e r S c h o rn s te in z u g zu g e rin g . D u rc h S o k u n d ä rlu ftz u f u h r k a n n A bhilfe g e sc h a ffe n w e rd e n . D e r s c h w a r z e B e s c h la g i s t f e in s te r K o k s s ta u b , d e r v e rm u tlic h d u rc h d ie k o rr o d ie re n d e W ir k u n g d e r G a se v o n d e r O b e rflä c h e d e r g lü h e n ­ d en K o k s s tü c k e lo s g e lö s t u n d m itg e r is s e n w ird . T a ts ä c h lic h k a n n m an a n a b g e lö s c h te m K o k s v ie l­

fa c h ein e O b e rflä c h e n b e sc h a ffe n h e it w a h rn e h m e n , die n u r d u rc h K o rro s io n e n ts ta n d e n se in k a n n . I s t g e n ü g e n d S a u e rs to ff v o rh a n d e n , d. h. ein K o h le n o x y d -S a u e rsto ff-G e m isc h , so v e rb r e n n e n die K o k s te ilo h e n u n d la s s e n fe in s te , sch n eew eiß e A sch e z u rü c k . E s h a n d e lt sic h also bei dem sc h w a rz e n B e s c h la g k e in e s fa lls um R u ß , d e r d u rc h V e re in i­

g u n g zw e ie r K o h le n o x y d m o le k ü le zu K o h le n d io x y d a u s g e s c h ie d e n w u rd e . D e r s u s p e n d ie rte K o k s ­ s ta u b g ib t d e r F la m m e eino G e lb fä rb u n g , die b e ­ so n d e rs s t a r k f ü r k u rz e Z e it a u f t r it t , w e n n das G eb läse e in e r K o k s fe u e ru n g s tillg e s e tz t w ird (z. B . heim K u p p e lo fe u ), w o d u rc h ein M a n g e l a n S a u e rs to ff e i n t r i t t . M ö g lic h e rw e ise s p ie lt d ie s e r K o k s s ta u b a u c h bei H o ch o fe n e x p lo sto n e n eine R o lle.

D ie H ö h e des K u p p e lo fe n s z w isc h e n d en D ü sen u n d d e r G ic h tö ffn u n g h a t a u f die V o lls tä n d ig k e it d e r V e r b r e n n u n g d en E in flu ß , d a ß b ei zu n eh m e n ­ d e r H ö h e d e sse lb e n u n d V o rw ä rm u n g des S clim elz- g u te s die V e rb re n n u n g u n v o lls tä n d ig e r w ird , w ä h ­ re n d a n d e rs e its die W ä rm e a b g a b e d e r V e r b r e n ­ n u n g sg a s e ein e g ü n s tig e re w ird . D ie b eid en E in ­ flü s s e s c h e in e n sic h die W a g e z u h a lte n , w a s in d e r P r a x is d u rc h die E r f a h r u n g b e s t ä t i g t w ird , d a ß dio E r h ö h u n g ein es n ie d r ig e n K u p p e lo fe n s m e is t o h n e w e s e n tlic h e n E in flu ß a u f den K o k s ­ v e r b r a u c h is t. I c h h a t t e v o r k u rz e m G e le g e n ­ h e it, z w e i K u p p e lö fe n z u b e o b a c h te n , v o n d en en d e r ein e m it e tw a 3 m F ü llh ö h e bei 8% S a t z ­ k o k s g u t h e iß e s E is e n e rg a b , w ä h re n d d e r a n d e re m it e tw a G m F ü llh ö h e bei 1 5 % S a tz k o k s , a lle rd in g s bei e tw a 5 0 % S ta h l s c h r o t t, s e h r m a tte s E is e n e rg a b . A u s V o rs te h e n d e m g e h t a u c h h e rv o r , rv a ru m d as B e g ie ß e n d es S c h m e lz k ö k se s m it W a s s e r w e d e r g ü n s tig n o c h u n g ü n s tig a u f d en K o k s v e rb ra u c h e in w ir k t.

D ie H ö h e d e r B re n n s to ffs c h ic h t z w isch en den D ü s e n u n d d e r u n te r s te n E is e n g ic h t u n te r li e g t beim K u p p e lo fe n um so g rö ß e r e n S c h w a n k u n g e n , j e g r ö ß e r die K o k s g ic h te n sin d . B e i e in e r g le ic h ­ m ä ß ig e n M isch u n g v o n K o k s u n d E is e n w ird die g ü n s t ig s t e H ö h e am le ic h te s te n e in z u h a lte n sein . A u ß e r d e r B re n n s to ffh ö h e s c h w a n k t a b e r a u c h e rh e b lic h d ie z u g e f ü h r te W in d m e n g e , j e n a c h d e m d ie D ü se n offen o d e r v e r s c h la c k t sin d . E s m u ß d a h e r b e s o n d e rs a u c h d e r R e g e l u n g d e r W i n d ­ m e n g e g r ö ß t e A u fm e rk s a m k e it g e s c h e n k t w e rd e n . D a s F o r c i e r e n d e r K u p p e lö fe n , d. h . d as A rb e ite n m it zu v ie l W in d , is t h e u te a n d e r T a g e s o rd n u n g , u n d es e m p fie h lt sich , m it g rö ß e r e n O fe n q u e r- s c h n itte n z u a r b e ite n u n d la n g s a m e r z u b la s e n . D ie b e s te K o n tr o lle ü b e r d e n O fen g an g b le ib t die G ic litg a s a n a ly s e , B e i K a p s e lg e b lä s e n so llte d ie R e g e lu n g d e r W in d m e n g e d u rc h V e rä n d e ru n g d e r U m la u fz a h l e rfo lg e n , w ä h re n d beim T u rb o - g e b lä s e d ie R e g e lu n g d u rc h O effn en u n d S c h lie ß e n d e r W in d le itu n g g e n ü g t.

D u rc h r ic h tig e A n p a ssu n g d e r W in d m e n g e an die H ö h e d e r B re n n s to ffs c h ic h t l ä ß t sic h n u n w ohl ein s p a r s a m e r u n d r a s c h e r S c h m e lz b e trie b e r ­ re ic h e n , w e n n d a s E is e n n ic iit ü b e r 1 3 0 0 bis 1 4 0 0 ° e r h i tz t zu w e rd e n b r a u c h t. A b e r d ie g le ic h ­ z e itig e E r r e ic h u n g d e r H ö c h s tte m p e r a tu r des g e ­ s c h m o lz e n e n E is e n s i s t u n m ö g lic h , d en n die K o k s- s c h ie h t ü b e r d en D ü se n , d u rc h w e lc h e d a s eben g e sc h m o lz e n e E is e n h e r a b t r ä u f e l t u n d d e re n T e m ­ p e r a t u r es d ab ei a n n im m t, e r f ä h r t d u rc h d ie z u r B ild u n g ein es K o h le n o x y d -S a u e i sto ff-G em isch es v o n r i c h t i g e r Z u s a m m e n s e tz u n g e rf o rd e rlic h e L u f t­

m en g e ein e e rh e b lic h e A b k ü h lu n g . In e rh ö h te m M aße is t dies d e r F a l l beim E in b la s e n v o n fe u c h te r L u ft o d e r D am p f, w ie es g e le g e n tlic h v o rg e s c h la g e n w u rd e. H ö c h s tte m p e r a tu r i s t also n u r bei L u ftm a n ­ g e l o d e r K o k s ü b e rsc h u ß zu e rr e ic h e n , d. h . u n te r B e d in g u n g e n , w ie sie im G e n e r a to r v o rh e r rs c h e n ,

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24. O ktober 1918. Ueber Verbrennungsvorgänge in hüttcntechnischcn F euerungen. S ta h l u n d E isen. 981 w obei m it einem K o h le n o x y d v e rlu s t z u re c h n e n

is t, so fe rn es n ic h t g e lin g t, d ieses n a c h tr ä g lic h n u tz b r in g e n d z u v e rb r e n n e n .

Z u r E r z ie lu n g d e r H ö c h s tte m p e r a tu r w u rd e n V o rsc h lä g e g e m a c h t, die ein e n a c h tr ä g lic h e E r ­ h itz u n g des m a t t g e sc h m o lz e n e n E is e n s b e z w e c k ­ te n , z . B . au f e le k tris c h e m W e g e , o d er d u rc h eine b e s o n d e re F e u e r u n g in ein em V o rlie rd (O sann), o d er d u rc h E in b la s c n v o n O el, o d e r d u rc h W in d ­ e rh itz u n g . I n d e r P r a x i s h a b e n sich d iese V e r ­ fa h re n n ic h t e in g e b ü r g e rt, o b w o h l' die O e lfe u e ru n g bei r ic h tig e r H a n d h a b u n g A u s s ic h t a u f E r f o lg h ab e n m ü ß te , w e n ig s te n s b eim K u p p e lo fe n b e trie b m it z w e i D ü s e n re ih e n , w ie e r w e ite r u n te n v o r ­ g e s c h la g e n w ird . D a g e g e n s c h e in t die W in d ­ e rh itz u n g w e g e n d e r d u rc h d iese b e w ir k te n v e r ­ m e h rte n K o h le n o x y d b ild u n g , g a n z a b g e se h e n v on den te c h n isc h e n S c h w ie rig k e ite n , u n te r a lle n U m ­ stä n d e n u n z w e c k m ä ß ig , a u c h w e n n b e r ü c k s ic h tig t w ird, w a s w o h l bei fr ü h e re n V e rs u c h e n k a u m d e r F a l l w a r , d a ß d e r E r h itz u n g s te m p e r a tu r d es W in d e s

e n ts p re c h e n d die D ü s e n q u e rs c h n itte und d e r W in d d r u c k (bei e in e r U eber- h itz u n g a u f 2 7 3 ° d o p p e lte r D ü se n - q u e rs c h u itt o d e r v ie r f a c h e r W in d ­ d ru c k ) v e r g r ö ß e r t w e rd e n m ü sse n .

D e r n a c h s te ­ h e n d g e m a c h te V o r- s c h la g z u r E r z ie ­ lu n g v o n H ö c h s t­

te m p e r a tu r e n ohne E in b u ß e a n W ir t- , s c h a f tlie h k e it b e ­ z ie h t sich a u f eine b eso n d ere B e trie b s w e is e des K u p p e lo fe n s m it z w e i D ü se n re ih e n . Im o b e re n T e il ü b e r d e r o b e re n D ü se n re ih e so ll d as E is e n bei g e rin g s te m B re n n s to ff- a u fw a n d m a t t g esc h m o lz e n w e rd e n , im u n te r e n T e il d a g e g e n , z w isc h e n d en b eid e n D tis e n re ih e n , d e r a ls G a s e rz e u g e r, d. h . m it v e r m in d e r te r L u f t­

z u fu h r, b e tr ie b e n w ird , so ll es a u f die H ö c h s t­

te m p e ra tu r g e b r a c h t w e rd e n , indem n u r die g e ­ rin g e L u itm e n g e z u g e f ü h r t w ird , die z u r E r ­ zielung v o n K o h le n o x y d a u s r e ic h t, bzw . z u r B il­

dung v o n K o h le n d io x y d n ic h t a u s r e ic h t. Zu diesem Z w eck e w ird .jede D ü s e n re ih e m it einem b e so n d e re n W in d m a n te l u m g eb en u n d d e r W in d ­ z u t r it t z u je d e m d e rs e lb e n d u rc h S c h ie b e r f ü r sich g e r e g e l t n a c h A bb. 1. D e r D ru c k , d e r in je d e r D ü se n re ih e h e r r s c h t , k a n n a n zw ei n e b e n ­ e in a n d e rste h e n d e n W a s s e r s ä u le n g em essen w e rd e n . B ish e r w u rd e n die b eid e n D ü s e n re ih e n f a s t d u rc h ­ w eg m it einem g e m e in sa m e n W in d m a n te l v e r ­ sehen, f e r n e r die Q u e rs c h n itte u n d A n z a h l d er oberen und u n te r e n D ü se n in m e h r o d e r w e n ig e r

z u fä llig e r W e is e g e w ä h lt, u n d es w u rd e w e ite r die W in d m e n g e , die d u rc h je d e D ü s e n re ih e ein- t r i t t , dem Z u fa ll ü b e rla sse n .

Um die W in d m e n g e ü b e rw a c h e n zu k ö n n e n , die d u rc h die b eid en D ü s e n re ih e n e in t r i tt , v e r ­ f ä h r t m an am b e s te n w ie f o l g t : M an g ib t den o b e re n D ü se n e in e n G e s a m tq u e r s c h n itt v o n w e n ig ­ s te n s einem S e c h s te l d e s S c h a c h tq u e rs c h n itte s . U n te r d e r V o ra u s s e tz u n g , d aß d e r G esam td iisen - q u e r s c h n itt d u rc h K o k s im g le ic h e n M aß e v e r ­ r i n g e r t w ird w ie d e r S c h a c h tq u e rs c h n itt, u n d d a ß d ie T e m p e r a tu r d e r G ase a u f 1 6 0 0 bis 1 7 0 0 ° a ii- s t e i g t u nd sich so m it e tw a a u f d a s S e c h sfa c h e des u r s p rü n g lic h e n V o lu m en s a u s d e h n t, k a n n m an a n n eh m e n , d aß d e r W in d o h n e U e b e rd ru c k in den O fen g e la n g t, d. h . es b e s te h t im W in d - m a u te l u n d im In n e r n des O fens in D ü se n h ö h e s te ts D ru c k g le ic h h e it, u n d es g e la n g t bei g leich em D r u c k im o b e re n w ie im u n te r e n W in d m a n te l d u rc h d ie u n te r e n D ü se n k e in W in d in den O fen.

Soll n u n n o ch oine gew isse W in d m en g e d u rc h d iese e in g e fü h rt w e rd e n , so m u ß d e r D ru c k d a rin h ö h e r sein a ls in den o b e re n u n d es is t d e r D ru c k u n te r s c h ie d b is zu einem g ew issen G ra d ein M aß f ü r diese W in d m e n g e . D ies i s t n ic h t im m e r d e r F a ll, w e n n d ie o b e re n D ü se n e n g e r sin d a ls ein S e c h s te l des S c h a c h tq u e rs c h n itte s .

W ir d d u rc h die u n te r e n D ü se n eine zu g ro ß e L u ftm e n g e g e b la s e n , w ie d ies b is h e r m e ist g e ­ s c h ie h t, so e rs c h e in t v o r den o b e re n D ü se n ein K o h le n o x y d - S a u e r s to f f - G e m is c h , das, w ie oben g e z e ig t, w ohl eine g ü n stig e S c h m e lz le istu n g b e ­ w irk t, d a s a b e r d e r B re n n s to ffs c h ic h t zw ischen den beid en D ü se n re ih e n ein e g ew isse W ä rm e m e n g e e n tz ie h t, w e il d e r S au ersto ff, den es e n th ä lt, m it­

e r h itz t w e rd e n m u ß . E s,w d rd d a h e r eine H ö c h s t­

te m p e r a tu r im B re n n s to ff u n d .d a m it a u c h im flü ssig e n E is e n zw isch en d en b e id e n D ü se n re ih e n n u r bei g e rin g e m L u f t z u t r i t t u n d v o llk o m m en er K o h len o x y d b ild u n g e rr e ic h t w e rd e n . D a s K o h le n ­ o x y d e r h ä l t d a n n d u rc h d ie z w e ite o b ere D ü se n ­ re ih e die z u r B ild u n g des K o h le n o x y d -S a u e rsto ff- G einisches in ric h tig e r Z u sam m en setzu n g e rf o rd e r­

lic h e n S a u e r s t o f f .. A u f d iese W e is e w ird ü b e r d e r o b e re n D ü se n re ih e g ü n s tig s te S c h m e lz le istu n g u nd g le ic h z e itig zw isch en d e n b e id e n D ü se n re ih e n h ö c h s te E r h it z u n g e r r e ic h b a r sein. F o lg e n d e E r ­ fa h ru n g e n a u s d e r P r a x is sc h e in e n dies z u b e ­ s tä tig e n . A n einem K u p p e lo fe n m it z w e i .D ü sen ­ re ih e n n ah m m it z u n e h m e n d e r V e rsc h la c k u n g d e r u n te r e n D ü se n d e r K o h le n o x y d g e h a lt d e r G ic h tg a s e stä n d ig ab, g le ic h z e itig au c h die S c h m elzleistu n g , w ä h re n d die T e m p e r a tu r des E ise n s a u ß e ro r d e n tlic h hoch w a r. N a c h zw ei- bis d re istü n d ig e m B e trie b w u rd e das G eb läse s t illg e s e tz t und die D ü se n w u rd e n g e re in ig t. • N ach W ie d e ra n s te lle n des G e b lä se s w a r d e r K o h le n o x y d g e b a lt e rh e b lic h g rö ß e r, d e sg le ic h e n die S ch m elzleistu n g , wrä h re n d die T e m p e r a tu r z u ­ rü c k g in g . E s l ä ß t d ies d a r a u f sc h lie ß e n , d aß d u rc h die u n te r e n D ü se n zu v ie l W in d e in t r a t u nd d u rc h zwei Düsenreihen und getrennten

W indmäntoln.

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982 S ta h l u n d E isen . D ie E iä w ick lm ig d es Rechtes d er G roßin du strie i m Jah re 1917. 38. Jahrg. N r. 43.

d ie o b e re n zu w e n ig . W e it e r e V e rs u c h e in d ie s e r R ic h tu n g d u rc h in d e r P r a x is s te h e n d e H e r r e n w ä re n des S ch w eiß es d e r E d le n w e r t.

E in e ä h n lic h e W ir k u n g , w ie sie d u rc h das E in b la s e n e in e r v e rm in d e r te n L u ftm e n g e in d i e ' u n te r e n D ü se n e r z i e lt w ird , w ä r e d u rc h E in s p r itz e n e in e r g e rin g e n M enge O el z u e rre ic h e n . E s i s t a b e r z u b e fü rc h te n , d aß bei L u ftm a n g e l ein e s ta r k e R u ß - b ild u n g e in tr e te n w ird , die m ö g lich erw eise d en O fen­

g a n g u n g ü n s tig h e e in flu ß t u nd ü b e r w e lc h e ein e K o n ­ tr o lle n ic h t a u s g e ü b t w e rd e n k a n n . Im m e rh in w ä re n a u c h h ie r ein g eh en d e V e rsu c h e s e h r e rw ü n s c h t.

I m T i e g e l o f e n g e s ta lte n sich d ie V e rb re n ­ n u n g sv o rg ä n g e d a d u rc h v e rw ic k e lte r als beim K u p p e lo fe n , d aß d as S e h m e lz g u t n ic h t w ie bei diesem in e in e r w ä g e re c h te n E b e n e v e r t e i l t lie g t, s o n d e rn sich sä u le n fö rm ig n a h e z u ü b e r die g a n z e H ö h e d e r B re n n s to ffs c h ic h t e r s tr e c k t . D ie A n ­ w e n d u n g v o n G e b lä se lu ft v o n g e rin g e m D ru c k b e g ü n s tig t d ie B ild u n g ein es K o h le n o x y d -S a u e r­

s to ff G em isches, d as in B e rü h ru n g m it dem T ie g e l u n d d e n A u ß e n w ä n d e n d es O fens z u r V e rb re n n u n g

g e la n g t, so fe rn die S c h m e lz te m p e ra tu r u n te r 1 3 0 0 bis 1 400i° lie g t. S oll a b e r z . B . zu m S c h m elzen v o n S ta h l eine h ö h e re T e m p e r a tu r e rz e u g t w e rd e n , so m u ß d e r O fen a ls G a s e rz e u g e r a r b e ite n u n d es e n tw e ic h t K o h le n o x y d in g ro ß e n M en g en n a c h dem S c h o rn s te in , g le ic h g ü ltig w e lc h e r B re n n s to ff v e r w e n d e t w ird , u n d es i s t d a h e r d a s S c h m elzen v o n S ta h l im T ie g e l ohne A n w e n d u n g d e r R e k u - p e r a tio n bzw . R e g e n e ra tio n s e in e r U n w irts c h a ft­

lic h k e it w eg en h e u te k au m m e h r in G e b ra u c h . D asselb e g il t vo m tie g e llo s e n S ch m elzo fen , bei w elch em die V e rb re n n u n g s v o r g ä n g e d ieselb en sind

■wie beim M a rtin o fe n .

Z u s a m m e n f a s s u n g .

E s w ird g e z e ig t, w ie in v e rs c h w e n d e ris c h a r ­ b e ite n d e n F e u e ru n g e n d e r H ü tte n in d u s tr ie d u rc h A n p a s s u n g d e r B r e n n s to f f a r t a n die z u e rre ic h e n d e T e m p e r a tu r , g e g e b e n e n fa lls d u rc h a u fe in a n d e rfo l­

g en d e V e rw e n d u n g z w e ie r B r e n n s to f f a r te n v o n v e r ­ sch ied en em B r e n n w e rte o d e r d u rc h T re n n u n g d e r O p e ra tio n e n S c h m e lz e n u n d U e b e rh itz e n e rh e b lic h e E r s p a r n is s e z u e rz ie le n sind.

D ie E n tw icklu n g d e s R ech tes d er G roß in d u strie im Jahre 1917.

V on J u s tiz r a t D r. R . S c h m i d t - E r n s t h a u s e n , R e c h ts a n w a lt b eim O b e rla n d e sg e ric h t D üsseldorf.

(Sohluß von Seito 934.)

\ V / i e in d en V o rjah ren , so b e sc h ä ftig te u n s a u c h

” in d e r B e ric h tsz e it das Eisenbahnrecht

iu se h r erh eb lich em M aße. D a die b e a rb e ite te n F älle z u m e ist n o ch n ic h t abgeschlossen sind, m ü ssen w ir n n s g eg en w ärtig B esch rän k u n g au ferlegen. I n einem F alle w a r zw ei g ro ß in d u striellen W e rk e n gem ein ­ sam die G enehm igung e rte ilt w orden, eine b ish er als G ru b en b alm b etrieb en e B a h n fo r ta n zu g leich als ö f f e n t l i c h e E i s e n b a h n z u b e tre ib e n . A uf ein a n die W erk e g e ric h te te s V erlangen des B e a u ftra g te n d e r K g l. E ise n b a h n w u rd en die R ech tsfrag en , die sich a u s d e r V erschm elzung des einen b eteilig ten W erkes m it einem g rö ß e re n U n tern eh m en , d e r V er­

ä u ß e ru n g des A nteils u n d d e r B etrieb sein stellu n g ergeben, e in e r B e g u ta c h tu n g u n terzo g en . In einem a n d e re n F alle h a n d e lte cs sich u m d ie F ra g e , ob ein W erk , d as eine E n te ig n u n g z u seinen G unsten d u rc h g e fü h rt h a t, au c h das A n s c h l u ß r e e h t d e s E n t e i g n e t e n erw irb t. F e rn e r w u rd e n S tre itig k e ite n a u s A nlaß des M i t b e n u t z u n g s r e c h t e s a n e i n e m A n s c h l u ß g l e i s e b e g u ta c h te t. S o d an n wTa r die F ra g e z u p rü fe n , ob b eim V e r k a u f eines F a b rik ­ u n tern eh m en s d e r E rw e rb e r au ch das A n sch lu ß rech t erw irb t u n d d e r E isen b alm b eh ö rd e g e g e n ü b e r g elten d m ach e n k a n n , w as in A n leh n u n g a n ein U rte il des R heinischen A pellationsgerichtshofes Id Cöln vo m 9. Ju n i 1876 z u b ejah e n w ar. A uch h a tte n w ir uns m it einem ä lte re n A u se h lu ß v e rtra g e z u beschäftigen,

in d em d e r A nschluß als bloße V e r g ü n s t i g u n g be­

h a n d e lt is t, w ä h re n d es sich in W irk lich k eit u m einen lä s tig e n V e rtra g h a n d e lte , u n d die F o lg eru n g en , die d e r E isen b ah n fisk u s au s d e r R e c h ts n a tu r d e r V er­

g ü n stig u n g a b le ite n w ollte, d a h e r n ic h t an zu erk en n en w aren. W e ite rh in b e s c h ä ftig te u n s die F ra g e , ob, w enn eine F a b rik a n la g e ohne d ie A b sich t des W ied er­

au fb au es a b g e b r o c h e n w ird , das A n sch lu ß rech t erlisch t, so daß d e r E rw e rb e r des G eländes n ic h t be­

a n sp ru c h e n k a n n , als R e c h tsn a c h fo lg e r in d en g ü n stig e n A n sc h lu ß v e rtra g e in zu treten .

A us d em E i s e n b a h n f r a c h t r e c h t erw äh n en w ir einen F a ll, in d em die E ise n b a h n d ie V e rg ü tu n g des M indergew ichtes ein er S en d u n g R o h zin k ab leim te, w eil d e r W ag en m it u n v e rle tz te n B ieiverschlüssen a b g c lie fe rt sei u n d die b alm am tlich e G ew ichtsfest­

ste llu n g im F ra c h tb rie fe d a h e r n ic h t z u tre ffe n könne.

W ir erzielten ein obsiegendes U rteil. S tre itig w urde, fe r n e r d ie H a ftu n g d e r E isen b alm f ü r d en B ru ch g ro ß e r F o rm stü c k e , die f ü r eine M iseheranlage be­

s tim m t w aren . W ir b e a rb e ite te n die S ach e im E in ­ v ern e h m e n m it d em V erein D e u tsc h e r E isengieße­

re ie n u n d w erd en ü b e r das E rg e b n is b erich ten . I m B e ric h t K r. 7, S. 21, b e sc h ä ftig te u n s b e re its die n e u e ste R e c h tsp re c h u n g 1) z u § 14, A bs. 1, des

1) Siehe nunmehr auch B u c e r iu s im Preußischen V erwaltungsblatt 1918, S. 265, der jedoch die neue Stellungnahme des V. Senats des Reichsgerichtes über­

sieht.

(7)

24. O ktober 1918. D ie E n tw ic k lu n g d es Rechtes d er G roßin du strie im Ja h re 1917. S ta h l u n d E isen. 983 E isenbahngesetzes, w o n ach d e r E ise n b a h n u n te r-

n ehm er die landespolizeilich a n g e o rd n e te n W e g e , E infriedigungen, B ew ässerungs- o d e r V orflutsanlagen usw. ein zu rich ten u n d z u u n te r h a lte n h a t, d a m it die b e n a ch b arten G ru n d b e sitz e r g egen G efahren u nd N achteile in d e r B e n u tz u n g ih re r G ru n d stü ck e g e ­ sichert w erden. D a es n a c h d en d o rt a n g e fü h rte n U rteilen n ic h t u n zw eifelh aft ersch ein t, ob die A n­

lieger a u f G ru n d d e r landespolizeilichen A uflage ein R ech t au f die d a u e rn d e B eib eh altu n g dieser E in ­ rich tu n g en h a b e n u n d im F a lle d er B eseitigung S chadenersatz b ean sp ru ch en k ö n n en , so em p fieh lt es sich f ü r die d u rc h die A u sfü h ru n g des U n tern eh m en s B eschädigten, ihre A n sp rü ch e au f G elden tsch äd ig u n g ohne R ü c k sic h t au f diese E in ric h tu n g e n zu bem essen, die ihnen m öglicherw eise n u r einen v o rü b erg eh en d en E rsa tz in n a tu r a versch affen . N u r die E in tra g u n g der 'W egerechte, V o rflu trech te usw. im G ru n d b u ch e1) verm ag ih n en einen d a u e rn d e n S c h u tz z u g e w ä h r­

leisten.

N ach § 14, A bs. 2, en tsc h e id e t die P r ä v e n t i o n d arü b er, ob die E isen b alm o d er d e r A nlieger die K osten d e r A n lag e z u d eck en h a t. W en n also ein G u tsb esitzer seine a n d e r B a h n geleg en en G ru n d ­ stü ck e a u ffo rste t, n a c h d e m die B a h n e rö ffn e t is t, so tre ffe n ih n die K o ste n d er A nlage v on F e u e rs c h u tz ­ streifen2). U eb er die V erp flich tu n g en des G eb äu d e­

eigentüm ers z u b au lich en A e n d eru n g en , w en n die E isenbalm ih m n ä h e r rü c k t, siehe die E n tsc h e i­

dung des P reu ß isch en O berverw altungsgerichtes vom 31. J a n u a r 1913 (im A rchiv f ü r E isen b ah n ­ wesen 1914, S. 580) u n d ü b e r S ch äd ig u n g d u rch F unkenflug das U rteil des R eich sg erich tes vom 12. F ebr. 1917 (in d e r Ju ristisc h e n W o ch en sch rift 1917, S. 549).

A llen th alb en m a c h te sich in den le tz te n J a h r e n bei unserer In d u s trie ein drin g en d es B edürfnis n a c h aus­

giebiger R au m e rw e ite ru n g g elten d . W ä h re n d z u An­

fang des K rieges d e r G ru n d f ü r diese E rsch ein u n g vor­

wiegend d a rin z u erb lick en w a r, d aß d en b esteh en d en Anlagen n e u e W e r k e o d e r B e t r i e b s a b t e i l u n g e n zu r H erstellu n g v on K rieg sb ed arf a n g eg lied ert w er­

den m u ß te n , m a c h te n die sp ä te rh in e in tre te n d e n S tö ­ rungen in d e r reg elm äß ig en Z u fu h r d e r R ohstoffe v ielerorts eine A u sd eh n u n g d e r L a g e r e i n r i c h ­ t u n g e n erfo rd erlich . Im Z usam m enhänge h ie rm it ließ die B ew ältig u n g d e r steig en d en E rz e u g u n g u n d die R ü c k sic h t a u f schnelle E n tla d u n g d e r E ise n b a h n ­ wagen eine V e rg rö ß e ru n g d e r P r i v a t a n s e h l u ß - a n l a g e n u n d W e r k s b a h n h ö f e als n o tw e n d ig er­

scheinen. D a sich dieser R a u m b e d a rf reg elm äß ig nicht aus dem G ru n d eig en tu m d e r W erk e b e stre ite n ließ u n d die h ie rd u rc h g eschaffene Z w angslage den b en ach b arten G ru n d b esitzern G eleg en h eit zu ein er A usbeutung b o t, d ie den freih än d ig en E rw e rb zu angem essenen P re ise n v e rh in d e rte , n a h m das Be­

dürfnis n a c h

1) Egers Zeitschrift, Bd. 33, S. 115.

2) Reichsgericht, VI. Senat, U rteil vom 12. Nov.

1917: Juristische Wochenschrift 1918, S. 139.

E n te ig n u n g e n

einen b ish er n ic h t g e k a n n te n U m fan g an . H ierb ei erw ies es. sich als n o tw e n d ig , a u f einige rechtsw issen­

sch aftlich e P u n k te g ru n d s ä tz lic h e r A rt n ä h e r ein­

zu g eh en , besonders au f die F ra g e des ö f f e n t l i c h e n W o h l e s bei E n te ig n u n g e n , A n sch lu ß erw eiteru n g en u n d W eg ev erleg u n g en f ü r die G ro ß in d u strie, die w egen ih re r W ic h tig k e it zum G e g en stän d e ein er be­

so n d eren E rö rte ru n g g e m a c h t w u rd e 1). D an ach w ird au ch im F rie d e n die seß h a fte G ro ß in d u strie (R ü c k ­ sic h te n des öffentlichen W ohles2) f ü r ihre E n tw ic k ­ lu n g in A n sp ru ch n eh m en k ö n n en , u n d d a rf auch w e ite rh in m it einer en tsp rech en d en P ra x is d e r be­

te ilig te n B eh ö rd en in d em d o rt e rö r te rte n R ah m en g e re c h n e t w erden.

W ie in d en F ä lle n , die in d e n B e ric h te n N r. 7 u n d 8 e rw ä h n t -waren, so f ü h r te n w ir a u c h im geg en ­ w ä rtig e n B e ric h tsja h re die sta a tsm in iste rie lle n E n t­

eig n u n g sv ero rd n u n g en u n d d ie m ilitä risc h e n Be- schlag n ah m cv erfü g u n g en 3) zu g u n sten d e r in F ra g e kom m enden W erk e d e r G roßeisenindustrie u n d M etallin d u strie herbei. Als Zw ecke d er E n te ig n u n g von G ru n d stü c k e n erw ähnen w ir au s d em S a a rg e b ie te die V erlän g eru n g d e r Z u s t e l l - u n d L o k o m o t i v - g l e i s e f ü r eine G eschoßfabrik, die A n lag en z u r G e­

w in n u n g m a n g a n h a l t i g e r K u p p e l o f e n s c h J a c k e , d ie V erlegung ein er A nlage z u r S t e i n k o h l e n t e e r ­ d e s t i l l a t i o n aus S ic h erh eitsrü ck sich ten u n d die V er­

g rö ß e ru n g d e r L a g e r p l ä t z e fü r E rz e u n d K oks.

D ie E n te ig n u n g e n vollzogen sich te ils im D rin g lich ­ k e itsv e rfa h re n , te ils n a c h d e r V e ro rd n u n g ü b e r ein v e rein fach tes E n teig n im g sv erfah ren z u r B eschaffung v o n A rb eitsg ele g en h eit u n d z u r B esch äftig u n g von K rieg sg efan g en en v o m 11. S e p te m b e r 1914. I n zw ei F ä lle n , w elch e d ie E rric h tu n g eines großen A nschlußbahnhofes in W estfalen u n d die E rw e ite ­ ru n g v o n E rz la g e rp lä tz e n z u m G eg en stän d e h a tte n , g e n ü g te n die b ereits g en eh m ig ten G esuche dem

J) Erschienen als Bericht Nr.9 der Rechtskommission, abgedruckt in St. u. E. 1917, 15. Nov., S. 1041 ff., Und in: Eisenbahnrechtlicho Entscheidungen und Abhandlun­

gen, begründet von Georg Eger, berausgegebeti von K urt Gordan und Gerhard Egor, Bd. 34, S. 179/192.

2) Denselben S tandpunkt v e rtritt das L a n d e s - w a s s e r a m t. In einem Beschluß des II. Senats vom 27. März 1917 (M inisterialblatt der Handels- und Ge­

werbe-^Verwaltung 1917, S. 242; Gewerbearehiv, Bd. 17, S. 20} heißt cs: „ G r u n d s ä t z l i c h w ird angenommen werden dürfen, daß die Förderung eines für das W irt­

schaftsleben einer Gemeinde bedeutsamen gewerblichen Unternehmens unter- Umständen als dem öffentlichen Wohle dienend gelten kann, zumal wenn es zahlreichen Einwohnern der Gemeinde eine lohnende Arbeitsgelegen­

heit bietet, die sie sonst nicht in demselben Maße am O rte finden könnten; doch ist genauer zu erörtern, inwieweit diese Voraussetzungen bei dom in Frage stohenden U nter­

nehmen zutreffen, und namentlich inwieweit die durch die Verleihung ermöglichte Verbesserung des Betriebes von wesentlichem Einfluß auf diese Voraussetzungen sein würde.“

a) Dio militärische Beschlagnahme allein genügt nicht, weil sie nur für die Kriegsdauer w irkt. Ebenso H a g e lb e r g : Die Einräum ung von, Gebäuden nach dem Kriegsleistungsgesetz (Verwaltungsarchiv, Bd. 25, S. 214 ff.).

(8)

034 S ta h l u n d Eisen. D ie E n tw icklu n g d e s Rechtes der G roßin du strie im J a h re 1917. 38. Ja h rg . N r. 43.

■ w a c h s e n d e n R a u m b e d a r f n ic h t. A uf G ru n d e rw e ite rte r P lä n e w u rd en d a h e r N a c h t r a g s ­ g e s u c h e ein g ercich t, die ebenfalls z u r G enehm i­

g u n g fü h r te n , au c h sow eit die w ied erh o lte U m ­ g e s t a l t u n g d e s W e g e n e t z e s , die E in z ie h u n g einer ö ffen tlich en S tra ß e u n d die S chaffung n e u e r W eg e­

v e rb in d u n g e n b e a n tr a g t w erd en m u ß te . A ehnliche F ä lle b e sc h ä ftig te n uns au c h im H a rz u n d in L o th ­ rin g en , bei d en en es sich te ils u m G em eindew cge, te ils u m eine in fü rstlic h e m P riv a te ig e n tu m ste h e n d e öffentliche L a n d stra ß e h a n d elt.

Z u g u n sten eines D ü sseld o rfer W erkes d e r G roß- . elsen in d u strie f ü h r te n w ir die v o llstän d ig e E n te ig n u n g eines stilliegenden, belgischen E ig e n tü m e rn ge­

hörigen W erkes d e r M arm o rin d u strie h erb ei, dessen G ru n d stü ck e f ü r ein S ta h lw e rk g e b ra u c h t w urden.

E in a n d e re r eig en a rtig er F a ll, d e r a b e r n o ch in V o rb ereitu n g is t u n d se lb stv e rstä n d lic h besondere V orsicht erh eisch t, b e trifft die E n t e i g n u n g e i n e s i n d u s t r i e l l e n W e r k e s z u g u n s t e n e i n e s a n ­ d e r e n u n te r A b w ä g u n g d e r v on b eid en W erk en a n g eru fen en R ü c k s ic h te n des öffentlichen W ohles u n d des a u f d e r einen S eite v o rh a n d e n e n u n ­ m itte lb a re n B esten des H eeres. D en n w ie das die E n te ig n u n g n ach su ch en d e W e rk f ü r sich G rü n d e des ö ffen tlich en W ohles in A n sp ru ch n im m t, so k a n n cs a u c h au f öffentliche B elan g e stoßen.

D ieser W id erstreit d ü rf te d an n g ru n d sätzlich im S in n e d e r ü b e r w i e g e n d e n öffentlichen R ü c k ­ sic h te n z u lösen s e in , sofern sich n ic h t durch B esch rän k u n g des E n teig n u n g sp lan es o d er E in ­ beziehung v o n G ru n d stü c k e n d r itte r P erso n en eine L ösung fin d en lä ß t, bei d e r die b eid erseitig en I n te r ­ essen besteh en können. A ehnliche F ä lle h a b e n uns sch o n fr ü h e r b e sc h ä ftig t, w en n es sich um die M it­

b e n u tzu n g v o n P riv a ta n sc h lu ß g le ise n h a n d e lte , u n d im G eb iet des W asserrech tes, wo sich d e ra rtig e E r ­ sch ein u n g en s e h r h äu fig fin d e n , is t dieser G ru n d ­ sa tz d e r A b w äg u n g d e r G rü n d e des öffentlichen W olilcs so g ar zu m G esetz e rh o b en 1).

Zum Schlüsse dieses A b sch n ittes v e rd ie n t noch ein in d e r z u e rs t e rw ä h n te n E n te ig n u n g ssa c h e er­

g a n g e n e r B eschluß des H e r r n M inisters d e r öffent­

lic h e n A rb e ite n v o m 2 2. A pril 1917 a n g e fü h r t zu w erd en , d e r die B eschw erden d e r E n te ig n e tc n gegen die P la n fo stste llu n g zu rü c k w e ist u n d f ü r die F ra g e des ö f f e n t l i c h e n W o h l e s B e d e u tu n g b ean sp ru ch en d arf. I n den G rü n d e n des B escldusses is t a u s g e fü h rt,

J) Demgemäß h a t das L a n d e s w a s s e r a m t die Ver­

leihung zur Einleitung von Kaliabwässem in die Leine und Innerste gegen den W iderspruch von Trinkwasser­

werken, Eischereiberechtigten usw. erteilt, da die K a l i ­ in d u s t r i e wegen dos steigenden Inlandsbedarfes gleich­

falls R ü c k s ic h t o n d e s ö f f e n tli c h e n W o h le s für sich in Anspruch nehmen und von der Einleitung in die Vor­

fluter zurzeit nicht abgesehen werden könne. Die Ver­

leihung wurde wegen der Möglichkeit zukünftiger ver­

bessernder Erfindungen auf 20 Jah re beschränkt m it dem Hinzufügen, daß für den Anspruch auf Verlängerung eine weitgehende Gewähr durch § 47, Abs. 4, des W asser- gesetzes gegeben sei. (Beschluß des II. Senats vom 3. Okt.

1917: Preußisches Verwaltungsblatt, Jg. 39, S. 230.)

d aß d e n F a b rik a n la g e n ein h e rv o rra g e n d e r A nteil a n d e r V o rb ereitu n g d e r k riegerischen M aßnalunen zukom m e, w oraus sich das G eb o t ergebe, au c h s ä m t­

liche a n d e re n d a m it in Z usam m enhang ste h e n d e n , dei E rh ö h u n g d e r L eistu n g sfäh ig k eit dienenden A nlagen in je d e r W eise z u fö rd e rn . „ D a h in g e h ö rt au c h die rasch e D u rc h fü h ru n g a lle r M aßn ah m en bis z u r ge­

sich erte n H e rste llu n g des e n d g ü ltig e n Z ustandes, dessen U n a b h än g ig k eit von fre m d e n -E in flü sse n e rst die G ew äh r d e r u n g e stö rte re n E in se tz u n g a lle r K rä fte b ie te t.“

D iese G rü n d e des öffentlichen W ohles k a n n die In d u s trie um so m e h r f ü r ih re L ebensnotw endigkeiten in A nsp ru ch n eh m en , als ih re R ohstoffe, F ra c h te n u n d E rzeugnisse, ih r U m satz', ih r V erm ögen u nd ih re R eingew inne, ih r V erm ögenszuw achs im d ih r M ehrgew inn, ih re G esellschaftsanteile u n d ih re Ge­

w in n an teilb o g en die Q uellen u n d G räb en sind, aus denen die M ühlen des R eiches, d e r B u n d e ssta a te n u n d G em einden v o rn eh m lich gespeist w erden.

D e m b u n te n K ra n z d er S te u e rg e se tz e

e n tsp re c h e n d h a tte n w ir sow ohl zah lreich e F ä lle dieses R e ch tsg eb ietes n a c h d e r ste u e rre c h tlic h e n S eite hin, als au c h die F ra g e z u p rü fe n , w ie d u rch geeignete A np assu n g d e r G esellschaftsform en ein er u n w irt­

sch aftlich en D o p p elb esteu eru n g zu b eg eg n en ist.

D iese D rage b esch äftig te uns sow ohl bei b ereits v o rh an d en en G esellschaften m it b e sc h rä n k te r H a f­

tu n g , als a u c h bei d e r N cu errich tim g v o n Ge­

sellsch aften v ersch ied en er F o rm im d b ei N eu­

erw erb u n g en 1).

F ü r d en F a ll, daß d e r F isk u s f ü r seinen w eiteren G eld b ed arf in

R e ic h s- o d e r S ta a tsm o n o p o le n

D eck u n g su ch en sollte, e rsc h e in t es, n a c h d e m ü b e r die w irtsc h a ftlic h e S e ite n ic h t z u w enig geschrieben w orden is t, a n d e r Z eit, a u c h die k a u m e rö r te r te rech tlich e S e ite d e r S ach e zu b e tra c h te n .

Z u n äch st f r a g t es sich, w elches G em einw esen d azu b e re c h tig t sein w ü rd e , sich se lb st od er D ritte n die A u sü b u n g b e stim m te r G ew erbe v o rzu b eh altcn . O hne Zw eifel w o h n t diese B erech tig im g d e m R e i c h bei. D em i d a d u rc h A rt. 4, Z iffer 1 d e r R eich s­

v erfassu n g die B estim m u n g en ü b e r d en G ew erbe­

b e trie b sch lech th in d e r G esetzgebung u n d B eauf­

sich tig u n g des R eichs zugew iesen sind, is t die R eichs­

g e w a lt a n k ein e S ch ran k en in d ieser B eziehung ge­

b u n d e n , so w eit sie sich solche n ic h t in d e n R eichs­

gesetzen, z. B . d e r G ew erbeordnung, s e lb st gezogen h a t. A u d i diese k a n n sie im W ege des G esetzes, n ic h t a b e r d u rc h bloße V ero rd n u n g en , beseitigen.

N u r w ä h re n d d e r Z eit des K rieg es v e rm a g au c h d er Wegen der Gemeindegewerbesteuer sei auf ein U rteil des Preußischen Obcrverwaltungsgericlite, V III.

Senat, vom 3. Oktober 1916 (Preußisches Verwaltungs- b latt, 38. Jg., S. 479) hingevriesen, wonach diese nicht jo nach der Gemeindeeinkommensteuer verschieden bemessen werden darf.

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betrieb in Frage und werden für eine m ittlere Gießerei schon etw as zu hoch sein; für solche m ittlere Betriebe lassen sich diese K osten jedoch sein stark erniedrigen, wobei

zelnen Punkten, den Kristallisationszentren oder -kernen, aus ein. Z .); sie gibt ein Maß für das spontane Kristallisationsverm ögen der Schmelze. Kristaliisationskerno

3 ,3 3 3 w = w iÜr 100 kg (2Ü) hervorgeht, eine gesetzm äßige. D a die Verkaufspreise handelsüblich für 100 kg W arengewicht ab Werk gestellt werden, so ist

Auslandes, kaum erfolgt sind, wird sich auch fü r diese G o- werbe die Lage bald bedrohlich gestalten. Man muß also damit rechnen, daß das Wirtschaftsleben in

zeugen. Allerdings fiel im Dauerbetrieb, bei dem einA uskochen der Schlacke nicht durchführbar ist, immer siliziumarmes Roheisen, da die Schlacke durch die

gesetzten Preise band, um dadurch zu einer Gesundung der W irtschaftsverhältnisse beizutragen, m ußten die Preise von E nde A ugust an alle zehn T age und zuletzt

Dann braucht keine freudige Bejahung des Staates gelehrt zu werden: sie kommt von selbst. Aber gerade auf ihrem eigensten Gebiete versagen sie. Das gibt um so

rungen führt. E s sei an dieser S telle daran erinnert, daß H ollen b erg nach seinen eigenen A n gab en 1) das bekannte B ild n ich t unm ittelbar nach den