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Stahl und Eisen, Jg. 43, Nr. 3

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(1)

Leiter des wirtschaftlichen Teiles

Dr. S r .< 3 n ( i .e . ü.

W. B e u m e r , fieschältslfihrer der Kordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher

Bisen und S ta h l- industrieller.

l

I M E I S E N

Z E IT S C H R IF T

Leiter des technischen Teiles

X r.*3ng.

0 . P e t e r s e n geschäftsführ ndes Vorstandsmi gl ed des

V ireins d u tscher L is e n h 'tte .i-

leute.

FÜR DAS D E U T S C H E E IS E N H Ü T T E N W E S E N .

Nr. 3. 18. Jan u a r 1923. 43. Jahrgang.

Die Bedeutung der physikalischen C hem ie für die Metallurgie des Eisens.

Von Geheimrat Professor Dr. R. S c h e n c k in Münster i. W .1)

{C hem ische V o rg ä n g e bei d e r U e ta lle r ze u g u n g . R e a k tio n e n d e r E is e n m e ta llu rg ie u n d ih re G leich g ew ich te.

L a n d k a rte d e r v e rsch ied e n en E x iste n z g e b ie te . B e d e u tu n g d e r G leich g ew ich te. E in r ic h tu n g u n d D u r c h fü h ru n g d e r V ersuche. A u sb lic k .)

1 | i e nach Vollendung strebende Technik Deutsch- lands is t heute durch die E insicht gekenn­

zeichnet, daß ohne tiefes Eindringen in das Wesen

■der D inge, m it denen sie sich beschäftigt, ein Fort­

schreiten unmöglich ist, und daß sie sich daher der w i s s e n s c h a f t l i c h e n Verfahren und Ergebnisse be­

dienen muß, und zwar auch dei reinen, von vornherein gar nicht auf Anwendung bedachten Forschung.

Wir sehen, w ie aus scheinbar sehr entlegenen Ge­

bieten der P hysik und Chemie immerfort neue An­

regungen an die Technik gegeben werden und wie häufig sich überraschende Erfolge aus diesen An­

regungen heraus entwickeln. In D eutschland hat sich heute geradezu eine Sym biose zwischen W issen­

schaft und Technik herausgebildet, von der beide Teile Gewinn und Genuß haben.

Für das Eisenhüttenw esen sind vorzugsweise bedeutsam die beiden großen und grundlegenden Teile der Naturwissenschaft, die P hysik und die Chemie und selbstverständlich auch die sic ver­

knüpfende physikalische Chemie. E ine Frucht der physikalisch chemischen Forschung ist z. B. die Anwendung der physiko-chemischen Gesetze der Umwandlungs- und Um setzungserscheinungen, der Lösungs- und E ntm ischungsvorgänge, die sieb im festen und im flüssigen Zustande vollziehen. D ie genaue Erkenntnis der Gefügeveränderungen im feiten Zustande hat es erm öglicht, ein Gebiet, das früher besondere Schwierigkeiten bereitete, zu über­

sehen und technische Störungen und Fehler, die auf unerwünschten Gefügeveränderungen beruhen, abzu­

stellen. Jede Versuchsanstalt derEiseninuustrie, die auf die Erzeugung hochwertiger W erkstoffe W ert legt, be­

dient sich heute der metallographischen Verfahren.

E in zw eites Gebiet, auf dem sich die Verfahren der physikalischen Chemie m it E rfolg zur Lösung metallurgischer Fragen verwenden lassen, steht noch ih der Entw icklung. E s is t das die Anwendung auf die c h e m i s c h e n Vorgänge, auf die Vorgänge der

*) V o rtrag vor d er ßem einschaftssitzung der F ac h ­ ausschüsse des Vereins deutscher E isenhüttenleute am 26. J u n i 1922.

III.»

Metallerzeugung und der Ueberführung der M etalle in bestim m te erwünschte Verbindungen.

D em Hüttenm ann steht ein außerordentlich weites Temperaturgebiet zur Verfügung, zwischen etwa 0 und 1700 °; ja unter Um ständen (bei Verwen­

dung von Elektroofen) liegen die Grenzen noch weiter auseinander. D ie chemische W elt sieht aber in den verschiedenen Temperaturgebieten sehr verschieden aus. Was wir bei unseren normalen Temperatur­

bedingungen sich abspielen sehen, gilt schon b ei 1000 oder gar 2 0 0 0 0 nicht mehr; da vollziehen sich andere Umsetzungen, und die Enderzeugnisse der U m ­ wandlung sind häufig ganz andere. Bald in der einen, bald in der anderen R ichtung können die B estandteile, aus denen das ganze System auf­

gebaut ist, sich miteinander umsetzen.

E in einfaches Beispiel zeigt die Metallurgie des Kupfers. D as m etallische Kupfer wird bei hohen Temperaturen so hergestellt, daß Schwefelkupfer in der angereicherten Form des Konzentrations­

steines geröstet wird, w obei sich Kupferoxydul bildet, das m it dem Schwefelkupfer zusammen reagiert, indem Metall und daneben Schwefel­

dioxyd, ein Gas, gebildet werden.

Das Kennzeichnende der hüttenm ännischen Reak­

tionen, das, was sie von den Um wandlungen, die sich in den festen Legierungen vollziehen, unter­

scheidet, is t die B eteiligung, die Bildung oder die Aufnahme von Gasen und bei gem ischten Gas­

atmosphären die chemischen Veränderungen in diesen. D ie Um setzung Cu2 S + 2 C u 20 = 6 Cu + S 0 2 z. B. vollzieht sich schon innerhalb des Tem peraturgebietes von 500 bis 7 0 0 °, also im festen Zustande, so daß man beliebig aus m etalli­

schem Kupfer durch Einw irkung von Schwefel­

dioxydgas Kupfersulfür oder Kupferoxydul her- stellen und bei den gleichen Temperaturen das m etallische Kupfer aus Kupferoxydul und Schwefel­

kupfer unter Entbindung von Schwefeldioxyd wieder erzeugen kann. D ie Bedingungen, von denen di»

R ichtung der Reaktionen abhängt, kann m an sich

durch ein Schaubild klarmachen.

(2)

66 Stahl und Eisen.

Die B e d e u tu n g d er p h y s ik a lisc h e n Chem ie. 43. Jahrg. JNr. 3.

Wenn man Kupfersulfür und Kupferoxydul, als feste Pulver gemischt, bei einer bestim m ten Tempe­

ratur in ein evakuiertes Rohr bringt, so wird m it großer Geschwindigkeit Schwefeldioxyd entwickelt.

Bei einem ganz bestimm ten Druck aber m acht die Schwefeldioxydentwicklung holt. Setzt man anderer­

seits bei der gleichen Temperatur metallisches Kupfer unter eine Atmosphäre von Schwefeldioxyd, so wird das Schwefeldioxyd verschluckt. D ie Um­

wandlung vollzieht sich in dem Sinne, der dem ursprünglich bezeichneten entgegengesetzt ist: b ou + SO* = Cu 2S + 2 Cu20 . D ie Reaktion m acht ebenfalls schließlich halt, das Schwefeldioxyd wird nicht vollständig verschluckt, sondern bei dem Druck, den wir vorhin von der anderen Seite bekamen, tritt

1

r m ^ i i i n /

- Ci<2 à u

1

6 6 U + O U2 L

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) ----

J

' OOU jU vuu

T em peratur in °C

Abbildung 1. A bhängigkeit der Schw efel - dioxvdtension von der Temperatur für das

System

Cu2S -f- 2 Cu„0 6 Cu -(- S 0 2.

wieder Stillstand ein. Kupfersulfür und Kupfer­

oxydul beeinflussen sich dann bei gegebener Tem­

peratur nicht mehr. Sie wirken nicht mehr auf­

einander ein, wenn die Schwefeldioxydatmosphäre einen bestimmten Druck hat, wenn eine bestimmte Scbwefligsäure-Konzentration, welche für die Reak­

tionstemperatur kennzeichnend ist, vorliegt. Die Verhältnisse liegen ähnlich wie bei dem Verdampfen einer Flüssigkeit. Auch dort haben wir einen be­

stimm ten Dampfdruck, bei dem weder Verdampfung noch Kondensation eintritt und der eindeutig von der Temperatur abhängig ist. Auch die chemischen Spannungen beim Kupfer sind eindeutig von der Tempeiatur abhängig. W enn man sie für die ver­

schiedenen Temperaturen zusammenstellt und schaubildlich miteinander in Verbindung bringt, so bekomm t man eine Kurve (Abb. 1), die auch ihrer Form nach m it der Dampfdruckkurve überein­

stimmt. Sie stellt Gleichgewichtszustände zwischen Metall Sulfid, Oxydul und Gas dar und bildet die Grenze zwischen den Reaktionsgebieten, Metall bildung einerseits, Bildung von Sidfiir und Oxydul anderseits.

E s gibt nun Vorgänge, bei denen noch mehr Erzeugnisse auftreten, die sich aus den drei Grund­

stoffen aufbauen lassen. B eim B lei z. B . treten außer Oxyd auch noch basische und neutrale Sulfate mit in Reaktion. E s gibt ein ganzes Gewirr solcher Kurven, die säm tlich Grenzen darstellen, und zwischen diesen Grenzen liegen die Gebiete, innerhalb deren bestim m te Stoffe neben der Gasatmosphäre be­

ständig sind. Man bekom m t so ein Zustandsbild, aus dem die einzelnen Gebiete, in denen Sulfate, Oxyd oder Metall sich bilden, abgelesen werden können. W enn man die begrenzten Flächen bunt anlegt, ergibt sich eine Art chemischer Landkarte, aus der man die Arbeitsweisen entnehmen könnte, um den einen oder anderen Stoff zu erhalten.

Beim Kupfer und B lei liegen die Dinge verhält­

nismäßig einfach, denn man hat es nur m it einem einzigen Gase, dem Schwefeldioxyd, zutun. Verwickel­

ter werden sie, wenn wir zur Metallurgie des Eisens übergehen. Auch da sind gasförmige Stoffe als Reaktionsteilnehmer zu berücksichtigen. Wenn.

Kohlenstoff und E isen und Sauerstoff aufeinander wirken, so bilden sich Kohlenmonoxyd und Kohlen­

dioxyd. Auch liier sind Gasdruck und Temperatur von Bedeutung für die A rt der entstehenden Sub­

stanzen: aber außerdem noch etwas Neues! Kohlen­

monoxyd und Kohlendioxyd k örnen in den ver­

schiedensten Verhältnissen miteinander gemischt sein, und das M ischungsverhältnis der beiden he stim m t ebenfalls die Natur der festen Bodenkörper.

Es liegt also hier eine dritte Veränderliche vor.

Während man vorhin m it einer Landkarte, mit einem ebenen Schaubild auskam, muß man jetzt ein räumliches Modell schaffen, um die Gebiet»

darzustellen, in denen das reine m etallische Eisen, der Ferrit, oder das Karbid oder die verschiedenen Oxyde oder die Mischkristalle oder andere Stoffe neben der Gasatmosphäre beständig sind.

Welche W ege stehen der W issenschaft zur Ver­

fügung, umüber die Fragen der Eisenm etallurgie Klar­

heit zu erhalten und sie der Lösung näberzubringen?

Im folgenden seien einige der Reaktionen an­

geführt, denen man bei den U m setzungen, wie sie der Eisenhüttenm ann durchführt, begegnet. Es handelt sich um R eduktions-, Frisch- und Koh­

lungsvorgänge.

1. F eO + C = Fe + 0 0 \

2. F eO + CO = F e + C 02 [ Reduktion»

3. 3 Fe 0 + 4 C = F e 3C + 3 CO i Vorgänge

4. 3 F eO + 5 CO = F e 3C + 4 C 02

J

5. 2 F e s C + 2 02 = 6 F e + 2 C 02

\

M # o h . ü. F e 3C + F eO = 4 F e + CO . vor„änge 7. F e 3C + CO, = 3 F e + 2 CO I S 1 8. 3 F e + 2 CO = F e 3C + C 02 \ Kohlungs- 9. 4 F e + CO — F e 3C + F eO j Vorgänge außerdem

10. F e 3C + 5 CO, = F e304 + 6 CO 11. 15 Fe + 4 CO' = 4 F e 3C + F e30 4.

Endlich tritt der Kohlenstoff auch allein mit seinen gasförmigen O xyden in R eaktion:

12. C + C 02 = 2 CO

und gelegentlich zerfällt das Kohlenoxyd

13. 2 CO = C + C 0 2.

(3)

18. Januar l a z j . lJie lie d e u tu n g d er p h y sik a lisc h e n Chem ie.

Das sind schon 13 Reaktionen. Man könnte noch weitere hinzufügen, wenn man auf die Lösungen von Karbid in E isen und auf die R eaktionen mit den höheren Oxyden des Eisens Rücksicht nimmt.

Man kann die Sache aber durch Vergleichung der Einzelvorgänge etwas vereinfachen. Häufig sind die einen die Umkehrungen der anderen, z. B.

7 und 8, 12 und 13. Manche R eaktionen kann man willkürlich in dem einen oder anderen Sinne ver­

laufen lassen; die Reaktionsrichtung hängt dann von den äußeren Bedingungen ab. E s bestehen Temperaturgebiete, in denen die Reaktionen sowohl in dem einen wie in dem anderen Sinne vor sich gehen und schließlich zum Stillstand kommen, weil die chemischen Triebkräfte wie gleich starke Maschi­

nen gegeneinander aibeiten und sich das Gleich­

gewicht halten. A lle diese verschiedenen Reaktionen sind Umsetzungen zwischen Eisen, Sauerstoff und Kohlenstoff. D ie ganze Eisenchem ie beruht in der Hauptsache auf den Um setzungen zwischen diesen drei Bausteinen und besteht in der Erforschung der verschiedenen Umsetzungsbedingungen. E s gilt, die Grenzen festzulegen, welche zwischen den ein­

zelnen R eaktionsgebieten bestehen. Dabei treten die Fragen auf: U nter welchen Bedingungen ent­

steht metallisches E isen, unter welchen Karbid?

Unter welchen Um ständen werden die Oxyde zu­

rückgebildet ?

Die geringe Geschwindigkeit, m it der das Karbid und die karbidhaltigen Mischkristalle elementaren Kohlenstoff (Graphit) abscheiden, und der U m ­ stand, daß man b ei allen Gefügeuntersuchungen an Stahl und Eisenproben karbidhaltigen Gefüge­

bestandteilen begegnete, waren die Ursache, daß man bei der metallographischen Erforschung des Eisen- kohlenstoff-Svstems anfänglich die Umwandlungen des metastabilen K aibidsystem s und des stabilen Graphitsystems nicht in das rechte Verhältnis stellte.

Es bedurfte erst eingehender wissenschaftlicher und theoretischer Ueberlegungen, um die wahren Zu­

sammenhänge zu erkennen. Auch über die U m ­ setzung zwischen E isen, K ohlenoxyd und den übrigen an den metallurgischen Reaktionen beteiligten Stoffen und über die Frage: E n tsteh t durch E in ­ wirkung von Kohlenoxyd auf Eisen primär Kohlen­

stoff oder Karbid, und welchem System sind die beobachteten Gleichgewichte zuzuordnen? ent­

brannte zunächst ein Streit. W enn man Kohlen­

oxyd auf m etallisches E isen einwirken läßt, so kann in der Nähe von 600 0 entweder das m etallische Eisen unverändert bleiben, es kann rein katalytisch wirken und die Spaltung des K ohlenoxyds in Kohle und Kohlendioxyd 2 CO = C + C 0 2 hervorrufen, oder es kann endlich das Kohlenoxyd, w ie es oben durch die Gleichung F e + CO = F e O + C oder 4 Fe + CO = F e3C -f F e O zum Ausdruck ge­

bracht wird, oxydierend wirken. D as Gas verschwin­

det, indem sich entweder Kohle und E isenoxydul oder Karbid und E isenoxydul bilden. D ie ersten Arbeiten von B a u r und G l a e s s n e r 1) über die Reduktion von E isenoxydoxydul und E isenoxydul

O Z. phys. Chem. 43 (1 9 0 3 ), S. 354/68.

Stahl und E isen. 67

haben auf die Karbidbildung keinerlei R ücksicht genommen und ebensowenig m eine ersten U nter­

suchungen1), w eil der Theoretiker bei dem damaligen Stand der W issenschaft den B lick in erster Linie auf die Form des sich einstellenden heterogenen Gleichgewichtes richtete.

R ein analytisch und chemisch ist es häufig gar nicht leicht, die beobachteten Gleichgewichte und;

die an ihnen beteiligten Molekülarten oder B oden­

körper einwandfrei zu deuten. W enn m an nämlich versucht, das Reaktionserzeugnis von E isen oder Eisenoxyden m it Kohlenoxyd in verdünnter Säure aufzulösen, so bekom m t man fast stets eine Ab­

scheidung von elem entarem K ohlenstoff. Die gleiche Abscheidung von K ohlenstoff erhält map aber auch häufig bei dem Versuch, ein reines Karbid aufzulösen, wenn man nicht ganz vorsichtig ist;, auch da scheidet sich — allerdings neben Kohlen-, Wasserstoffen — elementarer K ohlenstoff ab. Koh­

lenwasserstoffe lassen sich anderseits b ei jeder Eisenprobe, welche m it K ohlenstoff oder Kohlen­

oxyd in Berührung gekommen ist, schon durch den Geruch nachweisen. Nach den Erfahrungen früherer Zeit war man geneigt, aus dem Auftreten elemen­

taren Kohlenstoffs beim Lösen der Proben ohne weiteres auf dessen Vorhandensein in dem Aus­

gangsstoff zu schließen. Ein solcher Schluß ist aber nach unseren Erfahrungen2) nicht berechtigt.

Man muß deshalb andere H ilfsm ittel benutzen, um den wirklichen Sachverhalt zu erkennen. D abei helfen die Erfahrungen der chemischen Gleich­

gewichtslehre.

In den oben aufgestellten Gleichungen befindet sich eine Gruppe, bei denen z w e i feste Körper neben dem Gase und eine zw eite Gruppe, bei denen d r e i feste Köiper und Gas zusammen auftreten und im Gleichgewichte nebeneinander stehen. Von den Sätzen der chemischen Gleichgewichtslehre besagt die Phasen-R egel von J. W. G i b b s : Zwischen der Zahl der B austeine — in unserem F alle 3 (Eisen, Kohlenstoff und Sauerstoff) — und der der Zu­

stände oder Phasen, in denen erstere in einem Gleicb- gew ichtssystem auftreten, besteht eine feste zahlen­

mäßige Beziehung F + P = n + 2.

1) Ber. 38 (1 9 0 5 ), S. 2132/9.

2) In einer U ntersuchung, w elche D r. W a l t e r und Dr. G i e s e n in dem m ir un terstellten In stitu te über d ie Erzeugnisse der S äurezerlegung m etallographisch b e ­ stim m ter E isen -K o h len sto ff- und E h e n - Mangan -K ohlen - sto ff-L eg ie ru n g e n au3führten, w urden in allen F ä lle n , auch w enn d ie m etallographische P rü fu n g keine Spur freien elem entaren K oh len stoffs zeigte, k r ä ftig e A b ­ scheidungen de3 letzteren (o ft 50o/o und m ehr des vor­

handenen L egieru ngsk oh len stoffs) bei der B ehandlung der L egierungen m it verdünnter S chw efelsäure fe st­

gestellt, ganz g leich g ü ltig , ob der gebundene K o h len ­ sto ff ursprünglich im Zem entit, M artensit, A u sten it oder P e r lit vorlag.

Inzw ischen sind die B edin gu n gen , u n ter denen d ie Abscheidung des K o h len sto ffs größ ten teils in der e le ­ m entaren Form e r fo lg t, und d iejenigen, unter denen der K o h len sto ff hauptsächlich in der h yd rierten Form des K ohlenw asserstoffs erscheint, genauer stu d iert

wor­

den. E in en B erich t hierüber w ird ein e V erö ffen t­

lich u n g in einem der nächsten H e fte der „Z eitsch rift fü r anorganische C hem ie“ bringen. - • > . )

(4)

68 Stahl und Eisen.

D ie B e d eu tu n g d er p h y sik a lisc h e n C hem ie. 43. Jah rg. N r. 3.

Auf der linken S e it, de,

G l e i c h u n g

stebt außer F, dessen Bedeutung in den nächsten

örtert wird, die Zahl der Phasen ( die der Veränderlichen n + 2 (zwei

Druck und Temperatur und n chemische, d i e n B steine des Systems).

D ie Bedingungen, unter denen die verschiedenen Phasen nebeneinander bestehen können,^sin . verschieden. Sie hängen ab von der e eg oder dem Freiheitsgrade F des Systems.

Gleichgewicht kann entweder durch eure e in d e u t ig e

Beziehung zwischen Temperatur und Druck und ____ __ _____________

Zusammensetzung der Gasatmosphare und aucn aer p .ektionen in die Temperatur-Druckebene in Ab- Bodenkörper, die Vorkommen, gekennzeichnet sein. bi]dung 2 verans( hauli, ht sind. E s ist dabei gleich-

V.O* J e u , o in o n Freiheitsarad. Das altigj 0b man als U nterlage B im sstein oder aus- Verhältnis zwischen Kohlenmonoxyd und -dioxyd in der Gasatmosphäre ein, wenn die Temperatur während der U ntersuchung konstant bleibt. Nimmt m an das Gas weg, so erfolgt Umkehr und Gas­

entwicklung aus den Bodenkörpern und schließlich W iederherstellung des alten Zustandes in ähnlicher W eise w ie vorhin beim Kupfer, nur m it dem Unter­

schied, daß hier z w e i verschiedene Gase (CO und C 0 2) vorliegen.

B ei der praktischen Durchführung der Versuche erhält m an, je nachdem man etwas gröberes Eisen oder feinen, auf einer Unterlage niedergeschlagenen Eisenschw am m verwendet, zwei Raumkurven, deren

Das System hat dann e i n e n Freiheitsgrad. Das ist z. B. der Fall bei einer verdampfenden t Bissig­

keit, wenn ein e i n z i g e r Stoff in z w e i Phasen, in Dampfform und in flüssiger Form, vorhanden ist.

Es ist dann F = 1. Wir nennen solche Systeme u n i v a r i a n t e Systeme. Bei drei Bausteinen muß ein univariantes System aus 1 + P = 3 + 2; P — aus vier Phasen (der Gasphase und drei festen oder flüssigen „Bodenkörpern“) bestehen. Oder die Zahl der Freiheitsgrade ist größer als bei Anwesen- heit von nur drei Phasen; bei F + 3 = 5 wird F — , man erhält ein b i v a r i a n t e s System.

Im u n i v a r i a n t e n System hängen Druck, Tem­

peratur und Zusammensetzung der einzelnen Phasen zwangläufig voneinander ab Wenn die Temperatur sich ändert, so ändern sich auch die anderen Eigen­

schaften eindeutig mit. Anders wird das Bild, wenn zwei Freiheitsgrade vorliegen. Dann läßt sich erst bei Konstanthaltung der Temperatur zwischen dem Druck und der Zusammensetzung der Gas­

atmosphäre oder der Zusammensetzung von vor­

handenen festen Mischkristallen eine eindeutige Beziehung feststellen. B ei univarianten Gleich­

gewichten werden die möglichen Verschiebungen durch eine Raumkurve dargestellt, während bei bivarianten eine Raumfläche die Zusammenhänge wiedergibt. Bleiben die Temperaturen konstant, so bekommt man als Schnitt durch das Raummodell eine Kurve in der Ebene, eine sogenannte I s o t h e r m e , welche die Beziehungen zwischen Druck und Zu­

sammensetzung der Gasphase im Gleichgewicbts- falle darstellt.

Wenn Kohlenoxyd auf metallisches Eisen ein­

wirkt, so entsteht Eisenoxydul neben Kohlenstoff

•der Kaibid, und es bildet sich ein Gleichgewichts­

zustand aus, der den Gleichungen entspricht:

F e + C O t ^ C + F e O Fe -t-COj ± ;F e O + C O

2 CO C + COj

oder 4

Fe

+

CO Fe3C

+

FeO

Fe + C 0 2 l^ F e O + CO 3 Fe + 2CO Fe3C + C03

Das Gas wird bei 600 bis 7 0 0 0 nicht vollständig, sondern nur zum Teil verschluckt. D ie Reaktion gelangt zur Ruhe, und es stellen sich am Schluß ein ganz bestimmter Gasdruck und ein ganz bestimmtes

730

svo

SOO SSO 730 SW

T em p era tu r in °C

Abbildung 2. A b h än gigkeit des Gasenddruckes von der Tem peratur bei der E in w irk u n g von K ohlenoxyd auf

m etallisches E isen.

geglühtes M agnesiumoxyd verwendet, immer zeigeD sich die beiden K urven. W as bildet sich nun bei dieser U m setzung: K ohle oder Karbid?

m D ie chemische U ntersuchung der feinpulvrigen Bodenkörper kann darauf keine eindeutige Antwort geben, und m etallographisch lassen sich die Gefüge­

bestandteile von Pulvern nicht erkennen.

Deshalb wurde versucht, durch Anwendung von Gleichgewichtsbctrachtungen die Lösung zu finden.

Verlaufen die beiden m öglichen Reaktionen in dem Sinne

I.

II.

2 C O “ F e + C 02 j F e + CO t und

3 F e + 2CO j F e + C 02 ; 4 F e + CO

: C + CO,

; F eO + CO

; c + F eO

t. F e3 C + CO, t FeO + CO

F e,C -f- F eO

Bodenkörper:

F e , F e O , C, nebei Gas.

Bodenkörper:

F e , F eO , F e ,0 neben Gas.

(5)

18. Januar 1923. R o h s to ff-V o r b e r e itu n g f ü r d e n H o c h o fe n b e trie b . S ta h l und E lsen . 69

so würde in F all I Gleichgewicht bestehen zwischen dem Kohlenstoff und seinen beiden gasförmigen Kohlenoxyden und in F all II, da das Gleichgewicht ein vollkommen allseitiges ist, zwischen Karbid und Eisen, Kohlenmonoxyd und Kohlendioxyd. U m tiefer einzudringen, vergleicht man die Gleichgewichte 2 C O ^ C + C 0 2, und 2 CO + 3 F e ^ F e , C + CO, bei konstanter Temperatur. E s bestehen mathematisch bestim m te aus dem Massenwirkungs- gesetz gefolgerte Beziehungen, Isothermenbeziehun-

l ) D ie Anw endung des M assenw irkungsgesetzes a u f das System

I. 2 CO % C + CO,

liefert die G leichgew ichtskonstante:

K — C" °

I _ C c o 2

wo Cc o die m olekulare K on zen tration des K o h len ­ m onoxydes (A nzahl der Mole im L iter), GC0, die des K ohlendioxydes b ed eu tet.

D as S y stem

I I . 3 F e + 2 CO = F e ,C + CO, ergibt, da I I sich vo n I nur durch die feste n S toffe u n ter­

scheidet, deren isoth erm e E in flü sse k on stan t sind, völlig gleichartig:

K - C* ° 11 ~ C c o /

Die G askonzentrationen lassen sich durch die Teildrucke Pqq und P çq2 ersetzen. Es is t für das Mol, w enn R die allgem eine G ask on stan te, T die T em peratur ist,

p • v = — = R • T , also o = R T

daraus fo lg t:

C C0 = ferner ist

P c o R - T

_ P c o , CO, R . T

gen zwischen der Summe der Teildrucke der an dem Gleichgewicht beteiligten Gase P . den A nteilen X von Kohlenoxyd, denen von K ohlendioxyd (1— X ) und der Gleichgewichtskonstanten K*).

D ie beiden Gleichgewichtsbeziehungen ergehen die gleiche Isothermenform.

r = P.

^ 1 — X

Sie unterscheiden sich aber durch die Größe der

Konstanten £.

(Schluß

folgt.)

I s t der A n teil der nur aus den beiden gasförm igen O xyden des K oh len stoffs b esteh en d en G asatm osphäre an K oh len oxyd

P o o = X ' P > s0 i s t P c o , = ( ! — X ) ‘ P oder

■'OO '

E in setzen in I und I I gib t

X2 P

( 1 — X ) - P R - T '

X2

K “ 1 — X R - T '

1 1 — X R - T

D a R eine K o n sta n te is t und T bei der gegenseitigen Verschiebung von X und P k o n sta n t g eh a lten wird, so ist auch R • T k on stan t und kann m it der K on stan ten auf der lin k en S eite vereinigt w erden zu

X2

K j • R • T = Cj = - ---^ • P

Kt ' R • T = Cri = 1 — X

X2

• P . J ! --- ~ 1 - X

F ü h r t m an an S telle der Bruchteile die aus der G as­

an alyse folgen den V olum prozente an K o h len o x y d X bzw. -d ioxyd (100 — X ) ein, so n im m t die G leichung die F orm an

• „ * . . . »

=

(1 0 0 — X ) • 100 X2

P .

P c o + P c o . = P.

( 1 0 0 — X ) • 1 0 0

D iese Form lie g t der schau bildlichen D arstellung Abb. 3 zugrunde. E s w erden in ihr die L ogarithm en v o n K j und K n in ihrer A bhängigkeit vo n der Tem peratur verglichen.

Die Rohstoffe und ihre Vorbereitung für den H ochofenbetrieb in Nordamerika.

Von Ingenieur H. A. B r a s s e r t in Chicago.

(S ch lu ß von S eite 49.)

( A n fo r d e r u n g e n an H o c h o fe n k o k s u n d se in e D a rste llu n g . A m e rik a n is c h e r K o k so fe n b e tr ie b . E r g e b ­ nisse d e r n e u e re n a m e r ik a n isc h e n H o c h o fe n b e tr ie b sfü h r u n g .)

( W I an hat gefunden, daß bei dem gleichen Ofen-

* " svstem jedeK ohlenm ischungdenbestcnH och- ofenkoks gibt, wenn die Verkokung unter den jeweils günstigsten Bedingungen durchgeführt wird. D iese Bedingungen können aber nur durch Versuche fest­

gestellt werden. A ls allgemeine R egel mag gelten, daß die am leichtesten backenden bei den niedrigsten Temperaturen verkokt werden müssen. Auch ge­

statten die hochwertigen Kohlen größere A bwei­

chungen in der Verkokungszeit und -temperatur ohne ernsthaften Einfluß auf den Hochofenbetrieb.

Einige Kohlen geben einen leichter verbrennlichen Koks, wenn die Verkokungsdauer eine kürzere ist, andere, vornehmlich solche m it hohen Gehalten an flüchtigen B estandteilen, geben einen zu klein­

stückigen und brüchigen Koks, wenn sie zu rasch und bei zu hoher Temperatur verkokt werden.

Die normale Verkokungsdauer beträgt auf den amerikanischen Kokereien selten mehr als 18 Stunden und schwankt m eistens zwischen 15 und 17 Stunden, eine Errungenschaft, die wir der frühzeitigen Anwen­

dung von Silikasteinen im ganzen Ofenbau verdanken.

Durchschnittlich schreitet die Verkokung stünd­

lich einen Zoll im Kohlenkuchen weiter, jedoch können, w ie ich schon früher ausgeführt habe, kaum zwei Kohlensorten oder zwei Kohlenmischungen vollständig gleich behandelt werden, wenn m an im Hochofen beste Ergebnisse erzielen w ill.

D ie H auptsache b leib t immer, daß die Wärme­

übertragung im Koksofen gleichmäßig ist; das

(6)

70 Stahl und Eisen. R o h s t o f f - V o r b e r e i t u n g f ü r d e n H o c h o fe n b e tr ie b . 43. Jahrg. N r. 3.

erkannten wir Hochofenleute schon vor Jahren, und wir waren uns bewußt, daß die Bauarten der Koksöfen dieses Ergebnis selbst bei der sorgfältigsten Wärmeregelung durch die Bedienung nicht gewähr­

leisteten. Und an denselben Mängeln scheinen heute noch die deutschen Kokereien zu leiden.

In richtiger Erkenntnis der Bedeutung einer gleichmäßigen und wenig schwankenden Wärme­

übertragung in dem Kohlenkuchen kamen wir schon damals zur Ueberzeugung, daß bei einer engeren Kammer die Herstellung eines gleichmäßig porösen Gefüges eher möglich war als in einer weiten Kammer.

Jedoch traf die Einführung der engeren Kammer auf beträchtlichen Widerstand, da allgemein Ab­

neigung bestand, von dem Rauminhalt der Kammer etwas zu opfern. Um diesen bei dem schwächeren Querschnitt gleich hoch zu halten, mußte man mit der Kammer bedeutend in die Höhe gehen, und dazu hatte man nicht den Mut. Auch die Schwierigkeit der Ausführung von Ausbesserungsalb eiten sprach gegen die Einführung des engen Ofens. Aber all­

mählich wurde man sich doch klar, daß die Ofen­

leistung in der Zeiteinheit bei engen Oefen größer ist, weil, je enger die Kammer wird, um so größer das Ausbringen, auf den gleichen Raum bezogen, werden muß aus folgendem Grunde: Die Teile, welche den Kammerwandungen am nächsten liegen, verkoken am schnellsten, während die Mitte des Kokskuchens am längsten braucht, da die dazwischen liegende Koksmasse einen isolierenden Einfluß ausübt. Die Richtigkeit dieses Grundsatzes hat sich in den nachfolgenden Jahren durch die Erfahrung bestätigt.

Ausbesserungen an den Silikawandungen der Koks­

öfen kommen in Amerika kaum vor und brauchen deshalb bei der Erwägung der Kammerweite nicht in Betracht gezogen zu werden.

Arthur R o b e r t s gebührt das Verdienst, als erster den Wert des engen Koksofens m it ununter­

brochener Beheizung (d. h. ohne Umstellen der Veibrennungsgase in den Gaskanälen der Ofen­

wandungen) erkannt zu haben, insbesondere für die Verkokung der jungen Kohlen der großen Kohlen­

felder von Jllinois und Indiana. Nach mehreren Fehlschlägen hat er jetzt zwei Anlagen erfolgreich in Betrieb, eine nach dem Regenerativ- und eine nach dem Rekuperativsystem, bei denen er die Kohle ganz nach ihrer E igenart behandeln kann.

Letztere Anlage befindet sich in St. Louis, wo wasser- und Sauerstoff reiche Jllinois-Kohle verwendet wird, die viel Wärme auf die Kohleneinheit und eine längere Verkokungsdauer erfordert als normale Kokskohle. D iese Oefen haben 355 mm weite Kammern, ihre Garungsperiode beträgt 15 Stunden, d. h. je Zoll Kohle etwas mehr als eine Stunde. B ei Verwendung östlicher Kohlen würde diese Zeit beträchtlich verringert werden können. D ie Oefen besitzen ein sehr starkes M iuerwerk, wodurch es möglich wird, sie gegen 4 m hoch zu bauen, so daß sie trotz der geringen Kammerweite 15 t Kohle fassen können. Bei 15stündiger Garungszeit ver­

koken sie 24 t Kohle täglich; beträgt die Verkokungs­

zeit nur 12 Stunden, so erhöht sich die Ausbeute

auf 30 t Kohle täglich, wie sich beim Betrieb mit guten Kohlen vou den östlichen Feldern heraus­

gestellt hat. In diesen neuen Oefen sind schon ver­

schiedene wenig geeignete Kohlen aus Jllinois und aus anderen westlichen Staaten m it Erfolg verkokt worden, die in den älteren Ofenbauarten keinen brauchbaren metallurgischen Koks ergeben habeu.

Solcher aus Jllinois-K ohlen dargestellter Koks wird m it Erfolg auf dem St.-Louis-Hochofenwerk, einer der jüngsten Schöpfungen von Freyn, Brassert & Co., verhüttet.

ln jüngster Zeit hat auch Joseph B e c k e r von der Amerikanischen Köppers Co. einen engen Ofen von durchschnittlich 355 mm Kammerweite ent­

worfen und dabei eine verbesserte Heizung durch die Züge angewandt. E r erreicht eine gleichmäßige Erhitzung der Kohle und verhindert dadurch das Uebergar- oder Ungarwerden von Teilen der Ofen­

füllung. Dieser Ofen hat sich als der bisher üblichen Bauart der Koppers-Oefen überlegen erwiesen und wird sich besonders bei der Verkokung schwieriger Kohlen bewähren.

In einer kleinen B atterie, die in Chicago seit Anfang Februar 1922 in Betrieb ist, wurde ein bemer­

kenswerter Fortschritt bezüglich Verkürzung der Verkokungsdauer erreicht. 10 bis 12 Stunden haben bei Verwendung verschiedener Kohlenarten seit der Inbetriebnahme der Batterie sich als hinreichend herausgestellt. Diese Oefen fassen 12% t trockener Kohle und verkoken bei 12stündiger Garungs­

dauer rd. 25 t Kohle in 24 Stunden. Oefen nach dieser Bauart, wie sie für künftige Anlagen geplant sind, sollen täglich etwa 30 t Kohle verkoken können.

Zurzeit baut diese Gesellschaft 37 dieser Oefen in W eirton, W est-Virginien, die täglich 1000 t Kohle verkoken sollen, außerdem 300 b ei der großen Kokerei der Carnegie Steel Co. in Clairton bei Pittsburgh, wodurch die Tageserzeugung dieser Anlage auf rd. 15 000 t gebracht wird.

D ie Vereinigten Staaten besitzen gewaltige Vor­

räte an Kohlen m it großen Prozentgehalten flüchtiger Bestandteile. D ie geologisch jüngsten davon haben hohe Gehalte an Sauerstoff und chemisch gebun­

denem Wasser, so daß sie sich nicht gut zum Verkoken eignen. Würden derartige Kohlen nach der alther­

gebrachten Weise verkokt, so würde kein metallur­

gischer Koks entstehen. B ei Anwendung der neueren Verfahren indessen erhält man einen brauchbaren Hochofenkoks, wie die diesbezüglichen Versuche mit Jllinois-Kohlen in St. Louis und Chicago ergeben haben. D iese Kohlen haben schlechtere Verkokungs­

eigenschaften als die Saarkohle, und sie konnten, solange sie nicht in den neuen Oefen verkokt wurden, nur in geringen Mengen den Kohlenmischungen zu­

geschlagen werden. Daher wird es vielleicht von W ert sein, die Ergebnisse, die dam it erzielt wur­

den, näher kennen zu lernen. D er zu St. Louis

hergestellte Jllinois-K oks ist hochverbrennlich, dabei

sind die Zellenwandungen hart genug, so daß in

Verbindung m it der niedrigen Gichttemperatur, die

bei diesem Hochofenwerk stets angetroffen wird,

der Verlust durch die R eaktion C + C 0 2 = 2 CO von

(7)

18. Januar 1923. iC o h sto f}- 1 o ro e re itu n g f ü r d e n H o c h o fe n b e tr ie b . S tah l und Eisen. 71

nur untergeordneter Bedeutung ist, wie die Betriebs- sahlen des St.-Louis-H ochofens aus dem Monat Januar 1922 erkennen lassen, die unter Verwendung dieses Kokses erreicht wurden (vgl. Zahlentafel 2).

Dieser Ofen verschm elzt einen Möller aus verschie­

denen weichen und festen Roteisensteinen; er hat

«ine in H insicht auf seine Größe und Windmenge beachtenswerte Erzeugungsziffer.

Zahlentafel 2. B e t r i e b s z a h l e n d e s S t . - L o u i s - H o c h o f e n s .

Durchschnittliche Tageserzeugung . . Koks je t E i s e n ...

M inütliche W in d m e n g e ...

Wind je t E i s e n ...

Sauerstoff je t E i s e n ...

Tor den F orm en verbrannter K o h len ­ s to ff je t E i s e n ...

A nfgegebener K o h le n sto ff je t E isen Tom R oheisen aufgenom m ener K o h len ­ s to ff ...

Zur V erfü gu n g stehender K o h len sto ff Tor den F orm en verbrannter K o h len ­

sto ff in o / o ...

Oberhalb der Form en verbrannter K oh len stoff (d ir ek te R eduktion und K oh len säu re-E in w irk u n g) in o/ 0

W indm enge a u f 100 k g K oks . . . Ausbringen d er E rze (th eoretisch ) . . F e » 0 3-A eq u ivalent . . . . . . .

F e u c h t i g k e i t ...

Kieselsäure und T onerde im E rzgem isch Erze je t R o h e i s e n ...

Schlacke aus dem E r z ...

Schlacke aus dem K o k s ...

Schlaoke aus dem Z u sch lag-K alk stein G e s a m t s c h la c k e n m e n g e ...

W in d te m p e r a t u r ...

Mit dem G ebläsew ind eingebrachte W ärm em enge je t R oh eisen . Durch V erb renn u n g von C zu CO e n t­

w ickelte W ä r m e ...

G esamte in G estell und R ast zur V er­

fügu n g stehende W ärm em enge W ärm einhalt des R oheisens . . . . W ärm einhalt der Schlacke . . . . Gesamter W ärm ein h alt von R oheisen

und S c h l a c k e ...

Verhältnis des W ärm ein h alts von R oh­

eisen und Schlacke zu der gesam ten im G estell und in der R ast e n t­

w ickelten W ärm em enge . . . . E rgebnisse.

Diese Ergebnisse beleuchten den Einfluß eines

■leicht verbrennlichen Kokses auf den Hochofenbetrieb und zeigen, daß ein leicht veibrennlicher Koks in einem richtig entwo-fenen Ofen gleich gute E rgeb­

nisse erzielt, ob er m it anderen oder m it den üblichen amerikanischen Mesaba-Erzen verhüttet wird. Auch wird dadurch bewiesen, daß nicht durch die lösende Einwirkung der Kohlensäure und die damit ver­

bundenen Koksverluste hohe Gichttemperatur ent­

steht, sondern daß niedrige Gichttemperatur es ist, die die Einwirkung der Kohlensäure auf den Koks verhindert.

Es ist klar, daß, je leichter verbrennlich der Koks ist, um so niedriger die Schmelzzone wird, und um so mehr Wärme von der Verbrennung vor den Düsen der Schmelzung von Schlacke und E isen zugute kommt. Folglich können schwerere Gichten auf- gegeben werden, und es entw eicht, auf die E in h eit

Koks bezogen, weniger W ärme in den Schacht, wo schon mehr als genug Wärme für R eduktion und Vorwärmung der Beschickung zugegen ist. Diesp Verhältnisse führen zu niedriger Gichttemperatur, zur Verringerung der Koksverluste und bewirken infolge des Kreislaufs der Vorgänge eine bemerkens­

werte Erhöhung der W irtschaftlichkeit des Betriebes.

D ie Einwirkung eines dichten, schwer verbrenn­

lichen Kokses auf den Hochofenbetrieb läß t sich klar b ei den Oefen in Alabama erkennen. Im Gegen­

satz zn den Hochöfen der nördlichen Bezirke kann der Unterschied in der Beschickung hier nicht allein länger verantwortlich gem acht werden. D as Möller­

ausbringen in Alabama beträgt 34 bis 38 %, während das aus den See-Erzen zwischen 38 und 42 % schwankt. D ie Schlackenmenge ist dort die doppelte.

Die Alabama-Kohle ist von solcher Beschaffenheit, daß es auch m it den heutigen M itteln unmöglich erscheint, aus ihr einen leichtverbrennlichen Koks m it porösem Gefüge darzustellen. Anderseits haben dort noch die m eisten Oefen hohe und verhältnis­

mäßig flache Rasten. Aus diesen Gründen arbeiten viele Oefen in Alabama m it sehr hohem Brennstoff­

verbrauch; 1500 kg Koks je t Roheisen ist ein üblicher Satz. D ie Erzeugungsziffern der dortigen Anlagen sind niedrig, und selbst auf W erken, b ei denen sie verhältnism äßig groß sind, werden sie nur durch außerordentlich große W indmengen erreicht. Bei dieseu Oefen beträgt die Windpressung im D urch­

schnitt über 1,4 at und steigt in manchen Fällen bis zu 2,1 at, trotz Verhüttung eines stückigen Möllers, ein ausgezeichneter Beweis, daß die K oksbeschaffen­

heit, die Ofenprofile und die Schlackenführung stärkeren Einfluß auf die Windpressung haben als dichter Möller.

Obgleich m an bis jüngst in den Südstaaten streng daran festgehalten hat, daß die Profile, wie sie in den nördlichen Bezirken sich entw ickelt haben, sich nicht auf die großstückigen, schwer schmelz­

baren Erze des Südens übertragen ließen, so bildet doch eine der bem erkenswertesten N euerungen im Süden der in den letzten Jahren vollzogene Bau mehrerer Hochöfen auf zwei verschiedenen W erken, bei denen der Grundsatz der tiefen und steilen R ast und des w eiten Gestells zur praktischen Anwendung kam. D ie Ergebnisse auf diesen A nlagen sind eigen­

artig befriedigend. V ielleicht zum erstenmal in der G eschichte der südlichen Hochofenwerke war es bei hohen Erzeugungiziffern möglich geworden, die Oefen m it gleichbleibender W indpressung zu betreiben und dabei die Beschickung in ständiger Bewegung zu halten, ohne fortwährend den W ind abstellen zu müssen, um die Gichten zum Nieder­

gehen zu bringen.

D ie Frage der erhöhten Pressung b ei hoher W ind­

temperatur, besonders in Verbindung m it leicht reduzierbaren feinen Erzen ist, wie ich glaube, für den deutschen H ochofenm ann von B ed eutung, und ich m öchte dieselbe daher noch kurz behandeln.

Folgende Erscheinung im Betrieb wird ein B ild von der Einwirkung unserer dichten Beschickungen geben. A llgem ein hat m an in Amerika b ei V er-

496 t

850 k g 968 m3

2860 m s 820 kg 616 kg 722 kg

42 kg 670 kg 90,5 o/o

9,5 o/o 336 m3

52,80 o/o 75.50 o/o 12.50 o/o 1 2 ,0 0 o/o 1830 kg

230 kg 115 kg 290 kg 635 kg 558» C 500 000 W E 1 520 000 W E 2 030 000 W E

286 000 W E 360 000 W E 650 000 W E

31,9 o/o

(8)

7 2 Stahl und Eisen.

hüttung von Mesaba-Erzen die Erfahrung gemacht, daß die Bewegungspause der Gichten nach dem stich einen so großen Einfluß ausübt, daß, wenn unmittelbar nach Beendigung des Abstichs mit gleicher Windtemperatur geblasen würde, die Windpressungen derart zunehmen würden, daß der Ofen anfangen würde zu hängen. Daher pflegt man allgemein die Windtemperatur in der ersten Zeit nach dem Ab­

stich um einige hundert Grad zu verringern. Dieses Verfahren ist so zweckmäßig, daß es auch bei den jüng­

sten Profilen und bei gutem Koks durchgeführt wir . Dauernd hört man die Fragen: Warum wird bei feinen Erzen die Grenze für die Temperatur des warmen Windes so rasch erreicht? Warum wird der Ofengang verlangsamt, wenn heißer Wind an­

gewandt wird, während man doch erwarten sollte, daß bei größerer H itze die Veibrennung beschleunigt wird und deshalb der Ofen rascher und nicht lang­

samer gehen sollte? Warum erreicht man häufig mit mäßig warmem Wind größere Erzeugungsziffern bei niedrigem Koksverbrauch als m it hocherhitz­

tem Wind?

Eine Vermehrung der Windtemperatur (wenn die Gebläsemaschinen stets m it gleicher Geschwindigkeit umlaufen) verursacht wohl eine Vergrößerung des Windvolumens, das durch die Düsen gehen muß.

Höhere Windtemperatur beschleunigt auch die Ver­

brennung, die bei höherer Temperatur stattfindet, wodurch wiederum ein größeres Gasvolumen vor den Formen gebildet wird. Wenn dort bei den kleinen Zwischenräumen nicht genügend Raum für das Gasvolumen zwischen den Beschickungsstoffen ist und auch kein genügend großer Durchlaß nach oben, so steigt der Winddruck im Gestell. Diese Verhältnisse treten bei einem engen Gestell in ver­

schärftem Maße zutage, desgleichen, wenn die Schlacke einen hohen Schmelzpunkt hat, z. B.

wenn sie sehr basischer Natur ist und daher keine große Dünnflüssigkeit besitzt, sondern leicht die Zwischenräume zwischen den Koksstücken in den unteren Teilen der Rast verstopft, was um so eher geschieht, je höher oder flacher die Rast ist. D a­

durch wird die Gaspressung erhöht und die Gichten finden bei Niedergehen vermehrten Widerstand.

Läßt man eine Ausbreitung dieses Zustandes zu, so fängt der Ofen an zu hängen und geht nur noch ruckweise nieder. Während einer solchen Stockung wird die Temperatur schrittweise im Ofen steigen, und nicht nur das wärmewirtschaftliche Gleich­

gewicht ist bald verloren, sondern die leicht reduzier­

baren Erze fangen schon im Schacht an zu schmelzen und versetzen so den Ofen.

Wenn anderseits die Windtemperatur verringert wird, so wird dadurch das örtliche Gasvolumen ein­

geschränkt; damit fällt die Windpressung, die Gich­

ten finden weniger Widerstand, und der Ofen nimmt normale Betriebsverbältnisse an. Die Tatsache, daß die Schlacke bei niedrigerer Windtemperatur weniger basisch wird, da weniger Silizium von dem Eisen aufgenommen wird, w iik t ebenfalls günstig ein; die R ast bleibt frei von zusammengeklebten Stoffen, und die Windpressung verringert sich.

Der Hochofen wird um so höhere Windtempera­

turen ertragen, je leichter verbrennlich der Koks ist. Sind die Koksstücke richtig in ihrer Größe bemessen, um dem W ind eine genügend große Ober­

fläche darzubieten, ist gleichzeitig das Koksgefüge porös und sind die Zellenwandungen leicht ent­

zündlich, so wird die V eibrennung über Kohlen­

säure zu K ohlenoxyd augenblicklich und in nächster Nachbarschaft der Formen stattfinden. In diesem Falle wird der doppelte Betrag K ohlenstoff auf die E inheit Sauerstoff unm ittelbar in der Düsenzone verbrannt, als wenn eine Verzögerung durch primäre Bildung von Kohlensäure erlaubt wird. Daher schrumpft die Masse eines leicht verbrennlichen Kokses im Gestell rasch zusammen, wobei die Koks­

masse lockerer bleibt, so daß die Stücke von dem Wind herum gew iibelt werden und der Koks vor den Formen tanzt. Som it werden immer neue Ober­

flächen dem W inde dargeboten, und er findet einen offenen Weg in das Innere des Ofens. D ie Wind­

pressung bleibt niedrig, selbst b ei hocherhitztem Wind, w eil die vor den Form en erzeugte Wärme auf die E inheit verbrannten Kohlenstoffes geringer ist als bei schwerer verbrennlichem (infolge zu großer Stücke oder zu harter Oberfläche) Koks und mehr Kohlenstoff auf die Z eiteinheit in der Düsen­

zone verbrannt wird. Der W ind prallt nicht von großen, nur langsam bew eglichen, harten Koks­

stücken ab und muß in der R ast nach größerer Koks­

oberfläche suchen, sondern der Koks im Gestell bleibt jetzt durch rasche Schwindung locker und in Bewegung, und dem W ind wird es möglich, bis zur Mitte des Gestells vorzudringen. Dadurch wiederum kann die Verbrennung eher in wagerechter Richtung als in senkrechter sich ausdehnen, das Gestell und die untere R ast gehen heiß, die obere R ast ist kühler, und es tritt kein vorzeitiges Schmelzen der Erze ein. Im Gestell und den unteren Teilen der Rast findet eine fortwährende starke Schrumpfung statt, so daß die Beschickungsstoffe in den oberenTeilen der Rast, da ihre Unterlagen stets schwinden, rasch nieder­

gehen, namentlich wenn die R ast steil und tief und das Gestell w eit ist. Der Ofen geht rasch und ohne Stö­

rung, während die Verhältnisse im Schacht durch die kühlende W iikung der raschen Aufeinanderfolge der niedergehenden Schichten günstig beeinflußt werden.

Naturgemäß sind die Verhältnisse im Hochofen niemals vollkommen gleichartig, sondern die Reak­

tionen wechseln und ändern sich m it den Schwan­

kungen in der Beschickung und dem verschieden­

artigen Weg, den die Gase nehmen. E s ist nicht wahrscheinlich, daß aller Sauerstoff augenblicklich K ohlenoxyd bildet, und noch weniger, daß über­

haupt Kolilensäure in der D üsenzone auch nur eineB kleinen Bruchteil einer Sekunde bestehen kann, so-, fern nicht der Ofen sehr kalt ist. Jedoch ist sicher, daß die Beschaffenheit des Kokses es ist, die die Geschwindigkeit der Verbrennung und die Lage der Zone bestim m t, in der das G leichgew icht der Ver­

brennungsreaktion erreicht wird.

Köppers hat der Wieder oxydation von scho»

reduziertem E isen durch Kohlensäure großen Wert

R o h s t o f f - V o r b e r e i t u n g fü r d en H o c h o fe n b e trie b .______________ 43. Jahrg. N r. 3.

(9)

18. Januar I9Z3. U m schau. S ta h l und E isen. 73'

beigelegt. B ei der Temperatur, die in der Veibren- nungszone herrscht und in Gegenwart solch großer Mengen an weißglühendem K ohlenstoff und Kohlen­

oxyd kann Sauerstoff m it dem E isen keine Ver­

bindung eingehen, zum mindesten nicht in merk­

lichem Maße. Zutreffendenfalls würden sämtliche Grundgesetze der E isen- und Stahldarstellung über den Haufen geworfen weeden, und keinesfalls könnte eine solche Theorie m it den Tatsachen des Bessemer- und Thomasbirnen-Betriebes in Einklang gebracht werden. In bezug auf einen Hochofen, der Eisen und Schlacke von normaler Temperatur macht, kann ich daher die Beweisführung von

Köppers nicht anei kennen. Nur wenn der Hoch­

ofen außerordentlich kalt ist, findet W iederoxydation von Eisen statt, wie jedem Hochöfner bekannt ist.

B ei Untersuchungen, die ich vor vielen Jahren auf den Edgar-Thomson-W erken durchgeführt habe, konnte ich schon 60 cm oberhalb der Formen keine Kohlensäure mehr in der R ast oder in dem Gestell eines regelmäßig und m it gutem Connelsviller-Bienen- korbofenkoks arbeitenden Hochofens finden, und ich glaube, daß b ei Durchschnittskoks und im regel­

mäßigen Betrieb jdie Veibrennung zu Kohlenoxyd praktisch eine augenblickliche ist und daher die Gegenwart und Einw irkung der Kohlensäure im Göistell und in der R ast nicht als den Hochofen­

gang wesentlich beeinflussend angesehen werden kann. Die unterschiedliche Wirkung der Verbren­

nung ist vielleicht mehr mechanischer als chemischer Art, wie schon im vorhergehenden beleuchtet worden ist.

Köppers vergleicht auch einen leicht verbrenn- lichen Koks m it Holzkohle. Dieser Vergleich ist richtig, was die Verbrennungseigenschaften der beiden. H eizstoffe anbelangt, die beide die W ärme­

verteilung im Ofen begünstigen. Man darf aber den

i

Um schau.

Englische Forschungen zur K erbschlagprobe.

D er 1921 erschienene S itzungsbericht der In stitu tio n of Civil E n gin eers vom 30. N ov. 1920 in Stärke eines Oktavbandes von 160 S eiten b efa ß t sich ausschließlich mit der F ra g e der K erb zä h ig k eit1). A ls ein e A rt E in ­ führung in den V erhandlungsgegenstand der Sitzun g ist ein von Th. E . S t a n t o n gegeb en er U eberblick über die E n tw ick lu n g der K erbzähigkeitserforschung in E n g ­ land vorangestellt.

H iern ach bestand in E n g la n d bis zum Jahre 1912 weinig In teresse fü r d ie K erbschlagprobe. D ie V orträge und Beschlüsse des N ew -Y ork er K ongresses des In ter­

nationalen V erbandes für d ie M aterialprüfung und die Anregungen des Sonderausschusses, der, a u f dem Boden der deutschen N orm envorschläge stehend, w eitere U n ter­

suchungen em p fah l, gaben dem britischen E n gin eerin g Standards Com m ittee V eranlassung, sich nunm ehr m it der A n gelegen h eit zu befassen. D as N ational P hysical Laboratory w urde ersucht, ein e R eihe von S ch lagver­

suchen m it gek erb ten Stäben durchzuführen, deren E r ­ gebnisse a u f dem nächsten K ongreß des Verbandes in Petersburg 1915 vo rg eleg t w erden sollten. D ie B edü rf­

nisse des W eltk rieges ließ en d ie B edeutung der K erb­

zähigkeitsprüfung rasch in E rscheinung treten und führ­

ten fü r d ie P raxis zur F estsetzu n g von P robenform en 1) M inutes o f P roceedings o f the In stitu tio n of Civil Engineers B d . 211, Sitzun g 1920/21, T e il I.

Holzkohlenbetrieb nicht m it dem Koksbetrieb ver­

gleichen. E in Holzkohlenhochofen arbeitet scheinbar wärmewirtschaftlicher, w eil der Schmelzpunkt seiner Schlacke viel tiefer liegt und daher auch dais Roh­

eisen bei viel niedrigerer Temperatur entsteht. Man braucht keine neuen Theorien zu suchen, um zu verstehen, daß die gesam te W ärmewirtschaft des Holzkohlenbetriebs höchst günstig aussehen muß, wenn das fallende Holzkohleneisen und Schlacke 15 % weniger W ärm einhalt haben, som it ent­

sprechend weniger Wärme an Kühlung' und A us­

strahlung verlorengeht, abgesehen davon, daß für die Reduktion des Siliziums aus der sauren Schlacke weniger Wärme benötigt wird und daß normal nicht mehr Brennstoff, als zum Schmelzen erforderlich, aufgegeben worden ist. Trotzdem ist der Brennstoff­

verbrauch in manchen Fällen nicht niedriger als im Koksbetrieb, wenn ein niedriger Schwefelgehalt und günstige Verbrennungseigenschaften einen Betrieb m it denselben Grundgedanken gestatten.

Die Verbesserung der Rohstoffe, die wir in unsere Hochöfen aufgeben, ist die w ichtigste Aufgabe, um die Industrie weiterzubringen, und ihr sollten Zeit und Arbeitskräfte gewidmet werden, s'tatt unprak­

tischen Vorschlägen zur Verbesserung des Hoch­

ofens selbst. D enn der stellt nach wie vor den am w irtschaftlichsten arbeitenden Apparat dar, den wir in unserer Industrie besitzen. V iel, doch unge­

rechtfertigt verleum det in Poesie und Prosa, wird er m it groben Rohstoffen m ißhandelt, und dbch ist er ein so geduldiges Wesen und so dankbar für ver­

nünftige Behandlung, für gut zubereitete Nkhrung, die seinem Magen zusagt. E rhält er diese, so wird er stets seine W ohltäter überraschen und reichlich belohnen durch sparsamen Verbrauch von Brenn­

stoffen und durch Güte und Menge seiner Erzeug­

nisse.

und P rü f arten, von denen als gebräuchlichste die Izod- probe bezeichnet wird.

A ls N ied ersch lag der von 1912 bis E n d e 1920 g e ­ leisteten englischen Forschungsarbeit a u f dem Gebiete der K erbschlagprobe sind offenbar die in dem B ericht w iedergegebenen vier V orträge anzusprechen. U n ter den E rgebnissen, zu denen d ie V erfasser gelan gten , trete®- besonders hervor d ie von H a d f i e l d und S t a n t o n stark betonte Erkenntnis von der m aßgebenden Bedeu­

tu n g der beim Schlagversuch angew endeten G eschw in­

d ig k eit und d ie m ehr oder m inder klar ausgesprochene F orderung, daß fü r d ie N orm ung der K erbschlagprobe die erschöpfende Erforschung des E in flu sses der Ge­

schw indigkeit Voraussetzung sei.

Thom as S t a n t o n und R egin ald B a t s o n berich­

teten zunächst über d i e K e n n g r ö ß e n d e s S c h l a g v e r s u c h s m i t g e k e r b t e n S t ä b e n .

D ie ersten im N ational P hysical Laboratory ausge­

füh rten Versuche h atten zu folgen den Schlußfolgerungen g e fü h r t:

1. D ie S c h ä r f e d e s K e r b e s i s t von bedeutendem E in flu ß a u f d ie Größe der B rucharbeit, d ie ihren g erin gsten W ert erreicht, w en n der K erbgrund- w inkel dem W ert N u ll so nahe kom m t, w ie dies praktisch verw irklicht w erden kann.

2. D ie S c h w a n k u n g e n i n d e n E r g e b n i s s e n der einzelnen Proben sind n ich t dem Versuchsverfahren zur L a st zu leg en , sondern einem M angel au G leich m äß igk eit des W erk stoffs. D ieser B efund w urde durch C h a r p y dahin b estätigt, daß es

m , t

1 0

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3 ,3 3 3 w = w iÜr 100 kg (2Ü) hervorgeht, eine gesetzm äßige. D a die Verkaufspreise handelsüblich für 100 kg W arengewicht ab Werk gestellt werden, so ist

Auslandes, kaum erfolgt sind, wird sich auch fü r diese G o- werbe die Lage bald bedrohlich gestalten. Man muß also damit rechnen, daß das Wirtschaftsleben in

zeugen. Allerdings fiel im Dauerbetrieb, bei dem einA uskochen der Schlacke nicht durchführbar ist, immer siliziumarmes Roheisen, da die Schlacke durch die

Dann braucht keine freudige Bejahung des Staates gelehrt zu werden: sie kommt von selbst. Aber gerade auf ihrem eigensten Gebiete versagen sie. Das gibt um so

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