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Theologisches Literaturblatt, 22. September 1893, Nr 38.

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XIV, Jahrgang Nr. 38. Leipzig, 22. September 1893.

Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

Prof. D. Chr. E. Luthardt.

Erscheint jeden Freitag. Expedition: Königsstrasse 13.

Abonnementspreis vierteljährlich

2

50 a^ . Insertionsgebühr pr. gesp. Petitzeile 30

Zur neutestamentlichen Kritik. II.

F eine, Lic. Dr. P., Der Jakobuabrief.

Oestrln, E. T., Die Bechtfertigungslehren der Professoren der Theologie.

Bedenken, Christliche, Uber modern christliches Wesen.

Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit.

Eefersteln, S., Schlüssel oder Dietrich?

Scrlba, O., Die Kirchenzucht in der er. Kirche.

Storni, Julius, Fromme Lieder.

Ders., Zwei Bosen.

Zeitschriften.

U ni v ersitäts Schriften.

Schulprogramme.

Verschiedenes.

Personalia.

Um ungesäumte Erneuerung des Abonnements ersucht die Verlagshandlung.

Zur neutestamentlichen Kritik.

ii.

Der Verf. geht dann über zu den Paulinischen Briefen, und es wird zu zeigen unternommen, wie dieselben in der That sowol in ihren Angaben und Andeutungen als durch ihren

v e r s c h i e d e n e n , die entsprechende Fortbildung widerspiegelnden Lehrgehalt jene oben angegebene Ordnung im Ganzen und Einzelnen fordern. Dass dabei einzelne Schwierigkeiten, welche die gebräuchliche Anordnung und das übliche Verständniss der Briefe mit sich bringen, eliminirt werden, und dass, was sich etwa für die vorgeschlagene Umordnung sagen lässt, ge­

schickt zusammengestellt ist, soll nicht geleugnet werden.

Aber, wie schon die Zerschneidung der Briefe an sich noch mehr Gewaltsamkeit erfordert als die der Apostelgeschichte, so sind auch in der Ausführung der Gewaltstreiche fast noch mehr zu verzeichnen als im ersten Theil. So soll der Ton von Gal.

2

zeigen, dass Paulus in seinen Erwartungen, und zwar betreffs der Urapostel, „bitter enttäuscht“ worden war in Jerusalem (S. 211); er soll sich im Römerbrief (

1

, 5), der übrigens nicht einmal eine judenchristliche Minorität zu denken nöthige (S. 3 u. 36 f.), nicht als Heiden-, sondern als Universal­

apostel bezeichnen (S. 216); er soll dann im Unterschiede hier­

v o n im Galaterbrief infolge einer „erklärlichen Selbsttäuschung“

„dass Bewusstsein um seine nur heidenapostolische Bestimmung in die früheste V e r g a n g e n h e i t zurückverlegen“ , ja „sein ursprüng­

liches Abhängigkeits- oder wenigstens Freundschaftsverhältniss zu den Uraposteln ignoriren“ (S. 217). In den Thessalonicher- und Korintherbriefen soll die Rechtfertigungslehre „geleugnet“

werden (so schon S. 4) etc. Der Raum verbietet mir ein näheres Eingehen; vgl. noch besonders die sehr leicht ge­

schürzten Ausführungen S. 256 ff. Uebrigens findet Clemen auch die Entwickelung des judaistischen Gegensatzes nur bei seiner Auffassung naturgemäss, insofern es „die übliche Praxis des Proselytismus ist, der stets mit den Psalmen und der reinen Gottesidee begann und mit dem Messer der Beschneidung endete“ (S. 213), wobei nur freilich übersehen wird, dass wir es hier gar nicht mit üblichem Proselytismus zu thun haben, sondern mit der Opposition einer Partei, welche durch Paulus die heiligen Vorrechte Israels und eigene fleischliche Interessen

"bedroht sah (vgl. Gal.

6

, 11 ff.), und welche darum eben so Vorgehen musste, wie sie es gethan hat, wenn die Priorität des Galaterbriefs festgehalten wird. Ob die Gegner zur Zeit der Korintherbriefe und selbst noch später das Messer der Beschneidung schon weggelegt und nicht vielmehr nur, ge­

w itzigt durch die Erfahrungen in Galatien, vorläufig verborgen haben, soll hier nicht erörtert werden. Uebrigens lässt Clemen selbst nach se in e m Apostelkoncil die Forderung der Be­

scheidung nicht mehr erhoben werden (S. 278).

Den Abschluss der Arbeit bildet endlich eine sehr gewagte Heranziehung des Hebräerbriefs zur Stütze der vertretenen

Hypothese und eine sprachliche Vergleichung der Paulusbriefe.

Letztere ist jedoch äusserst mangelhaft. Nicht nur, dass eine probeweise flüchtige Revision der Tabelle S. 284 nach meinen Notizen das Fehlen mehrerer Worte ergab (eTceixa 1 Kor. 5 mal;

Gal. 3 mal; 1 Thess. lm a l; (lexa sq. acc. 1 Kor.

1

mal; Gal.

2 mal [Tit. lm a l]); — vor allem sind die Tabellen selbst ganz u n z u lä n g lic h . Schon allein die Zusammenstellung der im Galaterbrief (bez. auch

1

u.

2

Thessalonicher) fehlen­

den oder seltenen, dagegen in den nach der üblichen Annahme späteren Briefen mehr oder weniger häufigen Worte hätte den Eindruck sofort erheblich verändert. Es hätten sich da nicht wenige offenbar eben erst später (n a ch der Zeit des Galaterbriefs) im Paulinischen Sprachgebrauch eingebürgerter Worte ergeben (so yvoiais, Sinais, Siocxovia, IvtoXt), oocpoz, oocpia,

^apio{j.a, xXt]t6s, oapxixoc, ferner ToXjAav, xaxepyaCeaöai, iiret, u. v. a., nicht zu reden von den wol nur zufällig fehlen­

den IXitt^eiv, öavaxoc etc.). Weiter hätte in den Tabellen eine Scheidung gemacht werden mögen zwischen häufigen und ver­

einzelt vorkommenden Vokabeln etc. So wie es steht, haben wir doch wohl wieder die von Clemen selbst so perhorrescirte Ein­

seitigkeit bei der Lösung eines Problems. —

Es bedarf nach dem Gesagten nicht, dass ich meinen nahe­

zu durchgängigen Dissensus v o n des Verf. Ausführungen noch weiter begründe. Ich kann nicht leugnen, dass ich gegen den Eindruck, es mit einer Tendenzschrift zu thun zu haben, mehr­

fach habe ankämpfen müssen. Und doch möchte ich dem Verf.

diesen Vorwurf n ic h t machen. Es sind wol wirkliche Schwierig­

keiten in den üblichen Auffassungen der Geschichtsentwickelung, welche ihn auf seinen Weg gedrängt haben. Aber ein anderes scheint mir klar. Trotzdem dass seine ganze Arbeit einen Widerspruch darbietet gegen Anschauungen, die auch in

„kritischen“ Kreisen zumeist noch gelten; trotzdem dass er sich mehrfach mit Recht gegen Einseitigkeiten und V e r i r r u n g e n

neuerer Richtungen wendet; trotzdem dass er, besonders was die Anerkennung Paulinischer Stücke im Kanon, sowie die Beurtheilung der „natürlich immer unter göttlicher Leitung“

(S. 54) stattfindenden Entwickelung des Apostels a n l a n g t , einen verhältnissmässig „positiven“ Standpunkt e i n n i m m t , ist er doch stark befangen in der Weise einer modernen Kritik, welcher über der Lust am Korrigiren, Interpoliren, V i v i s e c i r e n , an der Arbeit mit Scheere und Leimtopf, bez. auch über der Schabloni- sirung des Individuellen, der Sinn verloren geht für das denk­

bare, geschichtlich Mögliche und Wahrscheinliche auf ihrem Wege. Zwar empfindet er noch die Schwierigkeit, welche die

d o p p e l t e und prinzipiell entgegengesetzte Redaktion der Apostel­

geschichte nach seiner Hypothese macht (S. 156 f.), doch sie drückt ihn nicht schwer. Und für die weit schwierigere Frage, wie denn und wann und wo das succesive Zusammenwachsen oder plötzliche Zusammenströmen jener Fragmente der Pauli­

nischen Literatur, in die er die vorliegenden Briefe zerlegt,

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449 450

stattgefunden haben soll, hat er meines Erinnerns kein Wort.

Wie so viele getäuscht von dem Schein der Wissenschaftlich­

keit, welchen diese Art Kritik, wenigstens wo sie mit solchem Ernst und Eifer betrieben wird, zu haben pflegt, bemerkt er nicht die durchaus subjektive Art seines Verfahrens. Gelegent­

lich spricht Clemen es einmal aus, dass selbst die extra­

vagantesten Lösungsversuche dem Fortschritt der Forschung noch lange nicht so nachtheilig seien als skeptische Resignation (S. 80). Es ist natürlich eine gewisse Wahrheit in diesem Satze, und da man den Superlativ der Extravaganz sicher nicht auf die vorliegende Arbeit anwenden kann, so mag ihm das Wort nicht allzu hoch angerechnet sein. Aber wir wollen doch nicht vergessen, dass je d e e x t r a v a g a n t e L ö su n g ü b e r ­ h a u p t k e in e L ö su n g i s t , und dass, wenn die Forschung dabei gewinnt, dies noch lange keine Entschuldigung ist für den extravagirenden Forscher, wie es allerdings oft gefasst wird.

Uebrigens wird der Fortschritt der Forschung reichlich auf­

gewogen durch die abstumpfende Wirkung, welche das immer wiederholte Auftauchen zum Theil grotesker Geschichtsver­

drehungen vielfach ausübt. Ein wenig mehr Resignation, und sei es manchmal skeptische Resignation, würde sicher unserer biblischen Kritik gar nicht schaden. Im Gegentheil, viel­

leicht gewänne man dann Zeit, etwas ernstlicher, als vielfach geschieht, der eigentlichen exegetischen Aufgabe sich wieder zuzuwenden und es noch einmal zu versuchen, ob nicht doch am Ende die Texte „genommen als was sie sich geben“

uns weiter führen auch in wissenschaftlicher Beziehung, als wenn wir ihnen geben, als was sie offenbar nicht genommen sein wollen und vielleicht auch nicht dürfen — natürlich un­

beschadet der Freiheit der Forschung gegenüber der „Tradition“

und dem Traditionellen. —

Ich bin ausführlich geworden; aber ich hielt mich für be­

rechtigt, angesichts einer in gutem Sinne typischen Vertretung modernstkritischer Arbeit einmal in aller Bescheidenheit und bereitwilliger Erwartung besserer Belehrung auf gewisse Schwächen in der gegenwärtig vielfach üblichen Behandlung unserer biblisch-geschichtlichen Wissenschaft hinzuweisen. Ich möchte nicht, dass die Arbeit Clemen’s in den Augen der Leser darunter leide. Ich sehe darum von allen weiteren Einzelausstellungen ab. Das Ganze ist jedenfalls mit Scharf­

sinn und grossem Fleiss gearbeitet, und trotz aller meiner z. T.

schweren Bedenken gegen die ganze zu Grunde liegende An­

schauung, wie gegen die Methode und die Einzelresultate des Verf. habe ich manche Belehrung und Anregung daraus schöpfen können. Es fehlt nicht an glücklichen Beobachtungen und Bemerkungen und an zutreffenden Abweisungen gegnerischer Ansichten. Man vgl. z. B. die gut zusammenfassende Polemik gegen die heute beliebte Unterschätzung des judenchristlichen Einflusses in der Kirche der ersten zwei Jahrhunderte S. 158 ff.

(nur den Schluss der Ausführung S. 160 f. muss ich beanstanden).

Zu den Literaturbelegen hätte ich vor allem aus der kritischen Literatur sehr wenig zu ergänzen. Die Belesenheit des Verf.

ist vielmehr eine aussergewöhnliche, und besonders dankenswerth sind seine Verweisungen auf die ihm in grossem Masse ge­

läufige ausländische (holländische, französische, englische) Literatur der Neuzeit. Gute Tabellen am Schluss erleichtern schliesslich den Ueberblick der Gesammtresultate.

W ien. ______ Paul Ewald.

F e in e , Lic. Dr. P. (Oberlehrer u. Privatdocent in Göttingen), D er Jakobusbrief. Nach Lehranschauungen und Ent­

stehungsverhältnissen untersucht. Eisenach 1893, Wilckens (VH, 153 S. gr.

8

). 3 Mk.

Die Schrift des Verf. über „Eine vorkanonische Ueberliefe- rung des Lukas in Evangelium und Apostelgeschichte“ (Gotha 1891) (vergl. Nr. 13 d. Bl.) zeigte bereits, dass er auf die Eigenthümlichkeit des Leiters der jerusalemischen Gemeinde vom J. 44 ab aufmerksam geworden war. In seiner vorliegen­

den Arbeit legt er nun die Resultate seiner Studien über den Brief des Jakobus dem theologischen Publikum vor. Dieselbe erscheint als ein zeitgemässer Ersatz der freilich noch immer werthvollen Arbeit des verstorbenen leipziger Theologen Wold.

Schmidt „Der Lehrgehalt des Jakobusbriefes“ (1869), wenn­

gleich F e in e die Verkündigung des Jacobus nicht so eingehend wie

jener behandelt. Der Anlass zur Veröffentlichung liegt, wie die Vorrede ausspricht, in der vom Verf. gewonnenen Ueberzeugung, dass die Uebereinstimmung der neueren Forscher über die Ent­

stehung des Jakobusbriefes in früherer apostolischer Zeit nicht begründet sei, während er das angebliche Sinken des Ansehens der katholischen Briefe in den Augen der Kritik ebenso wenig billigt. Wie günstig der Ref. auch um der Gründlichkeit der Untersuchung willen über den Beitrag des Verf. zur Kritik und Auslegung des Briefes zu urtheilen geneigt ist, so kann er doch nicht verhehlen, dass der Verf. die bezeichnete Absicht seiner Darlegungen kaum erreicht haben dürfte.

Ref. befindet sich der Schrift gegenüber überhaupt in einer eigenen Lage. Während ihm die ganze Art und Weise der Untersuchung und sehr viele Einzelergebnisse und Ausführungen ansprechen und gelungen erscheinen, kann er in keinem Kapitel der Schrift die Schlüsse des Verf. für berechtigt erachten.

Bald scheint derselbe sehr wesentliche Gesichtspunkte un­

beachtet, bald in seinen Schlussreihen Lücken gelassen zu haben. Die wenigsten Ausstellungen sind an den beiden letzten Kapiteln zu machen. Dieses Urtheil genügend zu be­

gründen, ist, weil das ein sehr genaues Eingehen auf die Argumente F e i n e ’s erheischte, hier dem Ref. nicht möglich.

Er muss sich auf eine Inhaltsangabe beschränken und sich begnügen, hier und da auf solches, was ihm mangelhaft dünkt, hinzuweisen. Um so mehr fühlt Ref. sich verpflichtet, die licht­

volle Art, in welcher die Untersuchungen geführt sind, die gründliche Kenntniss der einschlägigen Literatur, welche der Verf. überall beweist, und die hohe Unparteilichkeit, mit der er die entgegengesetzten Ansichten und Gründe abwägt, zu rühmen. Die Schrift wird sich nicht blos zur Einführung in das Studium des behandelten neutestamentlichen Buches recht dienlich erweisen, sondern liefert auch dem theologischen Mit­

arbeiter die mannichfachsten Anregungen.

Der Gang der Untersuchungen ist folgender. Im ersten Kapitel (S. 1— 20) behandelt der Verf. Jakobus und seine Namensbrüder. Hier befindet er sich mit der modernen Unter­

scheidung von drei Jakobi’s unter den im N. T. hervortreten­

den Männern in vollster Uebereinstimmung. Sein dahin lauten­

des Resultat konnte aber nicht anders ausfallen, da er dieses im ersten Satze seiner Schrift sofort voraussetzt. Das Kapitel beginnt mit den Worten: Der bedeutendste Träger des Namens Jakobus im N. T. ist der Matth. 13,

66

; Mark.

6

, 3 unter den Kindern der Maria und Geschwistern Jesu aufgeführte Jakobus.

Und seine Entscheidung hat er sich erleichtert, indem er weder Gal.

1

, 19 gründlich erörtert, noch sich die Frage vorlegt, wie es denn möglich sei, dass der dritte Evangelist, nachdem er Apg. 1, 13 zwei Apostel Jakobus aufgezählt, 12, 2 deutlich deri Tod des Zebedäiden Jakobus berichtet hat, dann doch 12, 17, wie ein Autor von seiner Begabung es thun würde, nicht be- merklich macht, dass unter dem dort erwähnten Jakobus eine ganz andere, bisher in der Apostelgeschichte nicht erwähnte Person zu verstehen sei, als der zweite Apostel Namens Ja­

kobus 1, 13. Hier liegt für den Vertreter der von F e in e getheilten Auffassung ein exegetisches Problem vor, das mit Hülfe keiner Quellenhypothese zu lösen ist und gerade bei dogmatischer Unbefangenheit nicht umgangen werden darf.

Ref., der betreffs der Geschwister Jesu einfach den That- bestand der Evangelien gelten lässt, kann der beiden ange­

führten Stellen halber dem modernen Urtheil nicht zustimmen.

Das zweite Kapitel (S. 20— 55, nicht wie das Inhalts- verzeichniss S. VH angibt, S.

22

— 53) behandelt den biblisch­

theologischen Charakter des Jakobusbriefs. F e in e erkennt an, dass in einem so kurzen praktischen Mahnschreiben es kaum möglich war, einen Lehrbegriff darzulegen, und also aus der kleinen Anzahl der berührten Lehrpunkte nicht auf dessen Unentwickeltheit zu schliessen ist. An seiner Darstellung dessen nun, was die macht- und kraftvolle Persönlichkeit des Verfassers betrifft, die zwar im A. T. wurzelt, aber doch das Heil in Christus ergriffen und in sich eine neue Schöpfung habe ausgestalten lassen, an seinen Ausführungen über das Wort der Wahrheit und das Gesetz der Freiheit, Gott und Christus, die Sünde, die Erwählung, Glaube und Werke, die Rechtfertigung und das Christenleben wird wenig auszustellen sein. Am knappsten ist gerade die ethische Seite der Ver-

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451 452

Kündigung dieses Apostels weggekommen, wie überhaupt die Verwandtschaft des Briefes mit der Weisheitslehre des A. T.

nicht genug beachtet, infolgedessen auch die gnomologische Abrundung mancher Aussprüche zu wenig erkannt und das innere Verhältniss derselben zu anderen unrichtig bestimmt erscheint.

Im dritten Kapitel (S. 56— 100) will der Verf. der Ueber­

schrift zufolge von den ersten Lesern des Briefes handeln.

Aber er beginnt damit nach dem Zeitalter der Entstehung zu forschen. Offenbar wäre es sachgemässer, die Feststellung des nationalen und christlichen Charakters der Adressaten zur Grundlage der Untersuchung über die Entstehungszeit zu machen. Denn niemand wird verkennen, dass alles, was über die primitive Art des christlichen Bewusstseins des Autors oder über eine später anzusetzende Gestalt desselben gesagt werden kann, immer sehr hypothetischer Art bleibt. Weil die Individualität des Verfassers und auch der psychologische Charakter von Bevölkerungen und Volksklassen vom bedeut­

samsten Einfluss auf die Erfassung des Christenthums ist und ebenso häufig hier oder dort eine Gestalt desselben hervorruft, die früher die allgemein herrschende war, oder eine spätere Stufe in gewisserWeise vorausnimmt, sind derartigeBe weisf iihrungen leicht völlig irreführend. Ebenso wenig kann für das Zeitalter des Briefes irgendein stichhaltiger Schluss sich daraus ergeben, dass, wie ich noch heute festhalte, die eigenthümliche Ueber­

lieferung des dritten Evangelisten auf den Jakobus, den Leiter der jerusalemischen Gemeinde, hinweist. Denn zwischen Em­

pfang der Ueberlieferung und Aufzeichnung im dritten Evan­

gelium durch den Evangelisten können Jahrzehnte liegen.

Ganz befremdend ist es aber, dass F e in e , welcher den Ver­

fasser wie die Leser des Briefes mit Recht dem Juden christen- thum zuweist, diese trotz des £v Btaairopcj:

1

,

1

und trotz der griechischen Sprache des Briefes in der judenchristlichen Kirche Palästinas suchen zu können meint. Das erstere ist nur unter höchst gewaltsamer und unbeweisbarer Umdeutung möglich, und das letztere nimmt an, dass Jakobus rücksichts­

loser verfuhr als Paulus, der die Juden Palästinas eßpatSi StaXexxqj anredete (Apg. 22, 2). Die Ausführungen dieses Kapitels sind in jeder Hinsicht am wenigsten lichtvoll und schlagend. F e in e hätte sich noch mehr, als er es thut, das Verhältniss der Lehre des Jakobus zur Gerechtigkeitslehre Jesu klar machen müssen, und er würde erkannt haben, dass des ersteren Ausführungen im Briefe durchaus nicht eine Rück­

sichtnahme auf Paulus’ Predigt anzunehmen nöthigen. Seine sonst sehr instruktive Darlegung des Verhältnisses des Jakobus­

briefes zu den neutestamentlichen Briefen und den apostoli­

schen Vätern (S. 100— 139) würde dann auch noch gewonnen haben. Doch ist sie ebenso der Beachtung zu empfehlen, wie das fünfte Kapitel über die Echtheit und die ältesten Schicksale des Briefes (S. 139— 153). Nn.

Gestrin, E . T . (Propst u . Pastor z u Lavia in Finnland), Die Rschtfsrti- gungslehre der Professoren der Theologie, J . T . B e c k , 0 . F . M y rb erg u. A . M . I n g m a n n , g e p r ü ft u n d b e le u c h te t von m eh reren ev a n g . T h e o lo g e n u n d v on E . T . G . U e b e rse tz u n g . B e r lin 1 8 9 1 , W ie g a n d t & G rieb en (1 2 7 S . g r . 8 ). 1. 60.

D e r V e rfa sser v e r t r it t m it E n e r g ie d ie o r th o d o x -lu t h e r is c h e R e c h t­

fe r tig u n g s le h r e g e g en ü b e r d er von B e c k , w e lc h le tz te r e du rch P rof.

M y rb er g in U p s a la in S c h w e d e n u n d d u rch P ro f. I n g m a n n in H e lsin g fo r s i n F in n la n d v ie le A n h ä n g er g e fu n d e n h a t. R e f. i s t m it d em Verf.

d a rin e in v e r sta n d e n , d a s s B e c k ’s R e c h tfe r tig u n g sle h r e w ed er p a u lin isc h n och lu th e r isc h i s t ; a u ch d ie V e r s ö h n u n g s le h r e , d ie j a im m er d ie B a sis d e r R e c h tfe r tig u n g sle h r e is t , e n t h ä lt b e i B ec k w e n ig s te n s Z ü g e , d ie von d er lu t h e r is c h -k ir c h lic h e n „ ju r id isc h e n A u ffa s s u n g “ ab fü h ren . A lle in g a n z a b g e s e h e n von der F r a g e , ob b e i L u th e r s e lb s t n ic h t a u ch A n ­ sch a u u n g e n s ic h fin d e n , d ie m it r ein ju r id isc h e r V e rsö h n u n g sleh re n ic h t s t im m e n , so i s t es je d e n f a lls u n g e r e c h tfe r tig t, w e n n V erf. dio B e c k ’sch e V e r sö h n u n g sle h r e g a n z a u f E in e L in ie m it d er H o fm a n n ’s c h e n s t e l l t , u n d v o lle n d s , w en n er a lle S c h a ttir u n g e n d e r , w ie er e s n e n n t, „ m o ­ d ern en m y s tis c h e n S u b st itu t io n s th e o r ie “ a ls s y n e r g is tis c h e , r a tio n a li­

s t i s c h e , g o tt v e r g e s s e n e , vom b ö sen F e in d s ta m m e n d e I rr le h r e n v e rd a m m t (v g l. S. 9). S t e lle n , w ie G a l. 1 8 ; 2 P e tr . 2, 12; K o l. 2 , 8. 1 8 . 1 9 ; 2 K or.

1 1 , 13 ff. a u f d ie se „ s o g e n a n n te n B ib e l t h e o lo g e n “ a n z u w e n d e n , a u f M ä n n e r , d ie m it r e d lic h s te m S in n w ir k lic h d er E rfo rsc h u n g d er im G eh o rsa m d e s G la u b en s h in g en o m m en en b ib lis c h e n W a h r h e it ih r e K r a ft w id m e n , d a s i s t d en n d och zu sta r k . U e b e r h a u p t e rin n e r t V ie le s in d ie s e r S t r e its c h r ift an d en T on frü h erer J a h r h u n d e r te , j a so g a r a n d en

T o n d er vom V erf. so g e n a n n te n „ p a p istisc h e n G e se lls c h a ft“ , zu w e lc h e r d o ch n a c h sein er A n s ic h t d ie „ B e c k ’seh e S c h u le im G ru n d e g e h ö r t“

(S . 8 2 ). U n s w ill s c h e in e n , d a s s g e ra d e in e in e r Z e i t, w ie d ie u n s r ig e i s t , e s n a m e n tlic h j u n g e n , in n e r lic h r in g e n d e n T h eo lo g en g e g e n ü b e r w e it m eh r s c h a d e t, a ls w e n n m a n — m it A n z ie h u n g d e s A m ts e id e s — d en P fa r r e r n , w e lch e „ e in e r fa lsc h e n T h e o lo g ie (a lso d er B ec k ’sch en ) h u ld ig e n , s ie a u s b r e ite n , a n p re isen u n d a k o m m e n d ir e n “ , d a m it a n t ­ w o r te t, d a s s s ie d a n n „ g o ttv e r g e ss e n e M ein e id ig e “ w erd en (S . 8 2 ). W ir s in d g e w is s a u c h d er A n s ic h t, d a ss m a n d en „ s c h w e r e n E i d “ , w ie J . V . A n d r e ä d en A m ts e id n e n n t, j a n ic h t le ic h t n e h m en u n d n ie m a n d le ic h t m a ch en s o l l , w a s fr e ilic h in der G e g e n w a r t o ft g e sc h e h e n m a g ; a b er m a n m ü s s te m it d em A n a th e m a d o ch zu rü c k h a lten d e r s e in g e g e n s o lch e, w e lch e b e i e r n ste m R in g e n , F o r s c h e n , A r b e ite n in u n d a u s d e r B ib e l u n d e r n ste r w ü r d ig e r W a h r u n g d er P i e t ä t g e g e n d ie K irch e ih r e g ew o n n en e b ib lis c h e U e b e rz e u g u n g v e r tr e te n . Robert Kübel.

Bedenken, Christliche, über modern christliches Wesen. V on e in e m S o r g e n v o lle n (R o b e r t K ü b e l ) . 4 . n e u d u re b g e seh en e u. verm . A u fl.

G ü ter slo h 1 8 9 2 , B e r te ls m a n n (1 5 8 S. g r . 8 ). 1. 8 0 .

D e r l ä n g s t n ic h t m eh r u n b e k a n n te V erf. h a t s ic h in d er B ev o r­

w o r tu n g der b e id e n le tz te n A u fla g en d u rch d a s b e ig e fü g t e R . K . a u c h ä u s se r lic h zu erk en n en g e g eb en . N e u a u fg en o m m en s in d d ie b e h e r zig en s- w e r th e n W in k e „ E in n e u e s D o g m a “ (S . 6 4 — 6 5 ) u n d „ A u to r it ä t, A u to ­ r it ä t s g la u b e “ (S . 1 0 2 — 1 0 4 ) . A n d e r e s, so n a m e n tlic h der A b s c h n itt ü b er d en „ N ie d e r g a n g d e s a lte n P ie t is m u s “ i s t e n tsp r e ch en d e r w e ite r t.

I m g a n z e n k ö n n en w ir h ie r nu r w ie d e r h o le n , w a s b e i B e s p r e c h u n g d er e r s te n A uflage (J a h rg . 1 8 8 9 , S . 2 2 - 2 3 ) a n d ie ser S t e lle g e s a g t w u rd e, P a s to r e n u n d L a ie n , M änner d e s K ir c h e n r eg im en ts w ie d er V e re in s- th ä t ig k e it m ö c h ten s ic h du rch d en w a h r h a ft p ro p h etisc h e n E r n s t d ie s e s B u c h e s e in e r n stlic h e s H a lt zurufen la s s e n a u f d em im m er b r e ite r g e tr e te n e n W e g e d er F o r m iru n g e in e s C h r iste n th u m s u n d e in e s k irch ­ lic h e n L e b e n s , b e i w e lch em d e r P r e d ig t vom K reuz a lle s d er W e lt A n s tö s s ig e a b g e s tr e ift u n d a b p o lir t is t. D a s s a b er d ie B ed en k e n e in e s S o rg en v o llen in v ie r te r A u fla g e e rsc h e in e n k o n n te n , i s t e in e rfre u lich es

Z eich en u n serer e r n ste n Z eit. B . B .

Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit. 2 . G e sa m m ta u sg . B d .X L V I I I .

Sie Chronik Bernolds von St. Blasien. N a c h der A u s g a b e d er M o n u m en ta G erm a n ia e ü b e r s e tz t v on D r . E d u a r d W in k elm a n n . 2 . A u fl. N e u b e a r b e ite t von W . W a t t e n b a c h . L e ip z ig 1 8 9 3 , D y k (X I, 1 2 0 S 8 ). 1. 2 ■.

B e r n o ld ’s h ö c h s t w e r t h v o lle , b is 1 0 5 4 a u f B e d a u n d H e r im a n n v o n R e ich en a u f u s s e n d e , d a n n ab er ( 1 0 5 4 — 1 1 0 0 ) s e lb stä n d ig e C h ro n ik , er­

s c h ie n 1 8 6 3 zu m e r s te n m a l in d e u tsc h e r U e b e r se tz u n g , j e t z t in W a tte n - b a c h ’s N e u b e a r b e itu n g d e s T e x te s , d er W in k elm a n n ’s c h e n E in le itu n g u n d E rlä u te r u n g . B e r n o ld ( t 1 1 0 0 ) i s t n ic h t n u r G e sc h ic h tsc h r e ib e r im s tr e n g g r e g o r ia n isc h e n S in n e , sondern a u c h h erv o rra g en d er P o lem ik e r u n d V e r tr e te r d e s für p ä p stlic h e A llm a c h t e in tr e te n d e n K ir c h e n r e c h ts:

S im o n ie , P r ie s te r e h e , S t e llu n g d e r S c h is m a tik e r u n d G e b a n n te n , k u rz f a s t a lle b ren n en d en F r a g e n sein er k am p freich en Z e it g a b e n ih m A n ­ la s s , sein e S tim m e o ft fa n a tis c h zu e rh eb en . O b w ol er d er S oh n e in e s v e rh eira th e te n P r ie s te r s i s t , e ife r t er g e g e n d ie P r ie ste r e h e . I n d er S c h u le von K o n sta n z d u rc h B e r th o ld u n te r r ic h te t, em p fin g er d ie e r s te A n r e g u n g , s e in e m L eh rer a u ch a ls H isto r io g r a p h n a ch zu eifern . N a c h S t . B la s ie n d ü rfte er u m 1 0 8 8 g ek o m m en s e in ; in R o m s c h e in t er 1 0 7 9 — 8 3 a ls G e sa n d te r d e s k o n sta n zer B isc h o fs g e w e il t zu h a b en . S e in A u to g r a p h m it z ie rlic h e n , fe s te n , sch a rfen S c h r iftzü g en , tr o tz d er la n g e n Z e it n ic h t d ie C h arak tere v e rä n d e rn d , i s t u n s e r h a lte n u n d l i e g t der T e x ta u s g a b e (M on. G erm . V , 3 8 5 — 4 6 7 ) zu G rund e. S e in e A u sd r ü c k e

s in d o ft s te r e o ty p . E. H.

Eeferstein, S ., P a s to r (in Borghoizhauaen), Schlüssel oder Dietrich?

E in n eu er V e r su c h zur E r s c h lie s su n g der O ffen b a ru n g S t. J o h a n n is.

B ie le fe ld 1 8 9 3 , K om m .-V erl. v. E . S in d h o ff (4 4 S. g r. 8). 1 M k.

D a s n e u e an d ie sem V e rsu c h i s t n ic h t, d a ss der V e rfa sser in d en v e rsc h ie d e n e n G e sic h te n S t. J o h a n n is P a r a lle le n fin d e t, w elch e d ie G e­

s c h ic h te d e s R e ic h e s G o tte s im m er w ie d e r von an d erem G e sich tsp u n k te a u s g e b e n , d a s h a t m an sch o n früh er g e h ö r t; so n d ern d a ss er a lle c h r o n o lo g isc h e n R e ih e n fo lg e n a u s s t ö s s t m it A u sn a h m e d e r W ie d e r k u n ft C h r isti. A lle s an d ere i s t g le ic h z e it ig im denk bar w ö r tlic h ste n S in n . D e r A n tic h r is t w ir d n ic h t e tw a kom m en, er i s t d a ; er i s t nie ein e PerBon, so n d ern „ e in e Id e e , d ie sich im L aufe der Geschichte a u s p r ä g t in v e rsc h ie d e n e n P e r so n en “ . G le ic h z e itig m it d iesem e w l£ £®gen "

w ä r tig e n A n tic h r is t i s t d a s H in a b w erfen d es Drachen m d en u , es i s t d a s s tä n d ig s ic h w ie d e r h o le n d e B e s ie g tw e r d e n S a ta n s. Im m erfo rt i s t d er „ fa lsc h e P r o p h e t“ d a , d a s Wortzeugmss d es S a ta n s. K urz a lle s , a b er a u c h a lle s lö s t s ic h a u f in fo rtw ä h ren d g e sc h e h e n d e s ic n w ied er­

h o le n d e A k ta , d ie nu r an Intensivität zuneh m en , b is C h r istu s e r s c h e in t.

D a s s aber d a s g a n z e S y s te m du rch d ie A u sn a h m e d er e r s t m d er Zu­

k u n ft zu d en k en d en P a r u sie ein e b ed eu ten d e L ü cke e r h a lt , s c h e in t d e r V erf. n ic h t zu fü h len . W a s d ie D e u tu n g d er ein z e ln e n G e sic h te b e ­ tr ifft, so e r g e h t er sich zu m T h e il in den a lle r k ü h n ste n A lle g o r ie n . So

(4)

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z . B . i s t d ie V e r g iftu n g d er B ru n n e n „ d ie V e r g iftu n g der Q u ellen d e s ir d is c h e n G lü ck s, d er F a m ilie n fr e u d e , d e s K u n st g e n u ss e s e t c .“ D ie V er­

fin ste r u n g d er H im m e ls lic h t e r i s t ih m „ d ie V e rfin ste ru n g d e r V e r n u n ft“ . U n d zu a lle d e m k o m m t e r d u rch d ie A b s ic h t, d a s 1 0 0 0 jä h r ig e R e ic h im S in n e d er A u g u s ta n a a u sz u le g en . A ls d e n v on ih m au fg efu n d en en S c h lü s s e l zur L ö su n g g i b t er O ffenb. 1 7 , 8 u n d 11 a n . E s w ill u n s s c h e in e n , a ls ob d er V erf. n ic h t d en S c h lü ss e l g e fu n d e n h a b e, so n d ern , u m s e in e ig e n e s W o r t zu g e b r a u c h e n , ein e n „ D ie tr ic h “ .

F. E.

Scriba, O tto (luth. Pfarrer zu offenthai), Die Kirchenzucht in der evangelischen Kirche. E in K o n feren zv o rtra g . G ü ter slo h 1 8 9 3 , B e r te ls m a n n (4 2 S . 8 ).

D ie F r a g e der K ir c h e n z u c h t w ir d h ie r n a c h ih r e m S c h r iftg ru n d , n a c h ih r e r G e sc h ic h te u n d n a c h ih r e r p r a k tisc h e n H a n d h a b u n g b e­

h a n d e lt. I m a llg e m e in e n s in d w ir m it d er T en d en z d e s V erf. ein v er­

s ta n d e n , d a s s K ir c h e n z u c h t d ie B e s s e r u n g un d R e t tu n g d e s S ü n d e r s in e r s te r L in ie in s A u g e zu fa sse n h a b e , d a s s d u rch d a s W o r t d e r P r e d ig t d a s G e w isse n d er G em ein d e g e w e c k t w erd en m ü s s e , u m so in ih r s e lb s t d e n E r n s t g e g e n d ie S ü n d e hervorzu ru fen . W ir th e ile n sein e W a r n u n g v o r r ic h te r lic h e m E ife r u n d sein e M a h n u n g zu r V o r sic h t u n d M ä ssig u n g . A lle in w ir v e rm isse n d ir e k te p r a k tisc h e V o r sc h lä g e . D e n n e s w ir d im E in z e ln e n d ie K ir c h e n z u c h t in der B e s o r g n is s , d a s M a ss n ic h t zu ü b er­

s c h r e ite n , w o l so seh r b e s c h n itte n . D ie s e B e s o r g n is s m a c h t s ic h im d r itte n T h e il v ie lfa c h g e lte n d un d w ir d a u f m a n ch en W id e r sp ru ch s to ss e n ; so d er V o r sc h la g b e tr . d ie A b e n d m a h lsz u la ssu n g , w o dem , d er n ic h t B u s s e th u t , d e r S a k r a m e n tsg e n u ss „ in s G e w isse n g e sc h o b e n “ w e rd en s o ll. W a s d a s G e w isse n d e s G e is tlic h e n d a z u s a g t, i s t m it S tills c h w e ig e n ü b erg a n g en . D e s g le ic h e n k an n d ie F r a g e d er B e e r d ig u n g n o to risc h e r K irch en fein d e d o ch n ic h t m it dem H in w e is a u f d ie „ G e le g e n h e it, ein e r n ste s W o r t am G rabe zu r ed en “ ein e E r le d ig u n g fin d en . D ie s e „ G e le g e n h e ite n , ein e r n ste s W o r t zu r ed en “ h a b en der K ir c h e m a n ch en V o rw u rf e in g e tr a g e n . D e r G e is t der S c h r ift , d er im e r ste n T h e il zur G e ltu n g k o m m t, t r i t t b e i d er F r a g e der p r a k tisc h e n H a n d h a b u n g d er K ir c h e n z u c h t m e h r un d

m e h r zurück. P. E.

Sturm, J u liu s , Fromme Lieder. D r it te r T h e il. L e ip z ig 1 8 9 3 , B ro ck - h a u s (V I, 19 0 S. 8 ). G eb. 3 Mk.

Ders., Zwei R o sen od er d a s h o h e L ie d der L ieb e. 2 . A ufl. L e ip z ig 1 8 9 2 , B ro c k h a u s (8 4 S . 1 2 ). G eb. 1, 60.

D ie „ fro m m en L ie d e r “ h a b en d ie v e r s c h ie d e n s te n G e g e n stä n d e c h r ist­

lic h e n G la u b e n s u n d L eb en s zum I n h a lt , sie s in d z u m e is t ku rz u n d in ­ so fe rn m a n ch en la n g a tm ig e n „ fro m m en “ L ied ern m od ern er D ic h te r vor- z u zieh en . A lle in im U e b r ig en w erd en s ie n ic h t zu den P e r le n c h r ist­

lic h e r D ic h tu n g zu r ec h n en sein . C h r istlic h e G ed a n k en in sch ö n en R e im e n u n d e d le r S p ra ch e Vorbringen, i s t n o ch n ic h t P o e sie . D ie se n

„fro m m en L ie d e rn “ m a n g e lt n ic h t nu r d er e ig e n tlic h e p o e tisc h e S ch w u n g , so n d ern vor a lle m d a s L eb en d ig e , a u s d em H erzen Q u e lle n d e u n d d a ­ r u m a u ch zu H er ze n G eh en d e.

B e s s e r e s b ie t e t z. T h e il d a s a n d ere S c h r iftch en „ z w ei R o se n “ . E s z e r fa llt in d ie „ R o se S a r o n s“ , w o d a s h o h e L ied S a lo m o s im M in n eto n ir d is c h e r F r a u e n lie b e zur V e rw e n d u n g k o m m t, u n d in d ie „ R o se Z io n s“ , w e lc h e s d ie k ir c h lic h e U m d e u tu n g d es h o h en L ie d e s zu b ie te n s u c h t.

D e r e r s te T h e il g i b t m a n ch es S ch ö n e, b eso n d ers d a , wo d a s „ h o h e L ie d “ m ö g lic h s t tr e u n a c h g e a h m t w ir d ; a b er auch h ie r m a c h t s ic h sch on e in g e w is s e s U n v erm ö g en g e lte n d , im G e is t der a lth eb rä isc h e n P o e s ie zu d e n k en . N ic h t s e lte n s c h le ic h t u n w illk ü r lic h ir g e n d ein e b a n a le d e u tsc h e D ic h te r w e n d u n g m it ein . N o c h m eh r g i l t d a s vo m a n d eren T h e il, d e r „ R o se Z io n s“ . H ie r l ö s t s ic h d ie m ä c h tig e P o e s ie d e s „ h o h en L ie d e s “ in u n b e d e u te n d e R e im e re i a u f , u n d e tw a s e n ttä u s c h t l e g t m an

d a s B u c h a u s der H a n d . R. S.

Zeitschriften.

„Halte was du hast". Z e itsc h r ift für P a sto r a l-T h e o lo g ie . 1 6 . J a h r g ., 1 2 . H e f t : F r . Z i m m e r , K u ltu s u. K u n s t , d ie F o r m g e s e tz e d er ku l­

tis c h e n K u n s t e n tw ic k e lt a u s dem W e se n d e s K u ltu s. D i e g e l , V ie r A n d a c h tsb ü c h e r von O berpfarrer D ieffen b a ch . — W ie k a n n § 1 3 der S y n o d a lo r d n u n g : „ D e r G e m e in d ek irch en ra th h a t d en B er u f, in U n te r ­ s tü tz u n g p fa rr a m tlic h e r T h ä tig k e it n a ch b e s te m V erm ö g en zum r e li­

g iö s e n u n d s it t lic h e n A u fb a u d er G em eind e- zu h e lfe n “ etc. n o ch le b e n ­ d ig e r u n d fr u c h tb a r er g e m a c h t w erd en fü r u n se r G e m e in d e le b e n ?

Ev. Kirohenzeitung. N r . 3 6 : H o l t z h e u e r , Z ur P e n t a te u c h -K r it ik .

— Nr. 37: S c h m e l i n g , Zu dem n eu en A g e n d e n e n tw u rf.

Der Katholik. S e p tem b e r: H u p p e r t , D e r P ro b a b ilism u s. N . P a u l u s , K a th . S c h r ift s t e lle r a u s der R efo r m a tio n sz e it. A . S t ö c k l , D e r m o ­ d erne L ib e r a lism u s u n d d e sse n a th e is tis c h e r C h arak ter. A . B e i l e s ­ h e i m , K e g a n P a u l’s U e b e r t r it t zu r k a th o lisc h e n K irch e. S c h m i t z , D e r K u ltu s der h . A n n a am A u s g a n g e d e s M itte la lt e r s . H . G r ü b e r , D ie C om te’sc h e M e n sc h h e itsr e lig io n .

Christliches^ Kunstblatt fü r K ir c h e , S c h u le u . H a u s . N r . 9 : G ro sse B er lin er K u n st a u ss te llu n g 189 3 . H . M e r z , U eb er d ie E n ts te h u n g d es C n ristu abild ea . W . S c h u l z - E r l a n g e n , D ie F ra u e n k ir ch e zu D r e sd e n .

H . M e r z , D e r A lta r in d er K irch e zu K le in w e isa c h . D e r s . , A d a m u n d E v a in der a ltc h r is tl. K u n st. M itte la lte r lic h e S c h r e ib stu b e. B i l d . E . W e r n i c k e , D ie M a rien k irch e in D o b era n .

„Mancherlei Gaben und ein Geist“. E in e h o m il. V ie r te lja h r ss c h r ift fü r d a s ev. D e u ts c h la n d . 3 3 . J a h r g ., 1. H e f t : A b h a n d lu n g en : J . R i n d - f l e i s c h , D e r K a m p f g e g e n d a s a p o sto l. G la u b e n sb ek en n tn iss. J . V a h r e n k a m p , C e n trä l-K ra n k en k a sse, e in e E in r ic h tu n g , w e lc h e s ic h fü r r eich e u . arm e G em ein d en e in e s O r te s em p fieh lt, im L ic h te von 2 K or. 8 , 1 3 — 15. P r e d ig t-E n tw ü r fe ü b er E v a n g e liu m , E p is t e l u. fr e ie r T e x t von 1 . A d v e n t b is 2 . S o n n ta g n . E p ip h . A n h a n g : G . Chr. D i e f f e n ­ b a c h , D a s E v a n g e liu m d e s M ark u s in P r e d ig te n tw ü r fe n . I I I . T h.,.

K . 1 0 — 1 2 . H . N i e t s c h m a n n , I n der h . N a c h t. D r e i K in d er­

p r e d ig te n a u f W e ih n a c h te n . G . Z i n s e r , E n tw ü r fe ü b er fr e iw illig e v o m K g l. K o n sisto r iu m zu S t u t t g a r t a u sg e g eb en e T e x te fü r d ie F e ie r ­ ta g e d e s I I . W ü r tt . J a h r g a n g s.

Allg. Missions-Zeitschrift. S e p tem b e r: G . S t o s c h , D a s e n g lis c h e S c h u lw ese n in In d ie n . J u l. R i c h t e r , D ie s c h o ttis c h e F r e ik ir c h e , e in e M issio n sk ir c h e . E . W a l l r o t h , W a s h a t d ie g e g e n w ä r tig e M iss io n fü r d ie S p r a c h w isse n sc h a ft g e le is t e t ? (S ch l.). G . W a r n e c k , M issio n sr u n d ­ sch a u . B e i b la t t N r . 5.

Ev. Monatsblatt fü r d e u tsc h e E r z ie h u n g in S c h u le , H a u s u . K ir c h e . 13. J a h r g ., 8. U. 9. Heft: G. H e i n e , D e r K a te c h is m u s u n te r r ic h t (F o r t s, u. S c h l.). 9 : D i e h l , D ie H e s s is c h e K on ferenz d e s D e u ts c h e n E v a n ­ g e lis c h e n S c h u lv er e in s. ___________

U niversitätsschrif ten.

Halle (H a b ilita tio n s sc h r ift), B ru n o B a e n t s c h , D a s Z e ita lte r d e s H e ilig ­ k e its g e s e tz e s (4 3 S . 8 ). (I n a u g .-D is s.), F r ie d . K o l d e w e y , D e r E x o r - c ism u s im H e r zo g th u m B r a u n s c h w e ig s e it d en T a g e n der R e fo r m a tio n

(5 0 S . 8 ). ___________

Schulprogramme.

Barmen (R e a lg y m n .), G erhard M i c h a e l i s , D ie E n tw ic k e lu n g ss tu fe n in P la to ’s J u g e n d leh re (1 4 S . 4 ).

Verschiedenes. D ie „ C e n tr a ls te lle fü r D is se r ta tio n e n u n d P ro g ra m m e von G u sta v F o ck in L e ip z ig “ v e rz e ic h n e te in d em von d e r se lb e n h e r a u sg e g e b e n e n

„ B ib lio g r a p h . M o n a tsb e r ich t ü b er n eu ersc h ie n e n e S c h u l- u n d U n iv e r s it ä ts ­ s c h r ifte n “ , d er e in z ig e n B ib lio g r a p h ie fü r d ie se L ite r a tu r , in dem Z e it­

räu m e vo m S e p tem b e r 1 8 9 2 b is A u g u s t 1 8 9 3 : 3 6 8 8 n eu e r sc h ie n e n e D o k t o r - D i s s e r t a t i o n e n , H a b ilita tio n s s c h r if te n , P r o g r a m m a b h a n d ­ lu n g e n e tc . D ie M eh rza h l d ie s e r S c h r iften i s t n ic h t in d en H a n d e l g ek o m m en . A u f d ie e in z e ln e n F a c h w is s e n sc h a fte n v e r th e ile n s ic h d ie se 3 6 8 8 S c h r iften fo lg e n d e r m a s s e n : K la s sisc h e P h ilo lo g ie u n d A lte r th u m s ­ w is se n s c h a fte n 3 2 7 ; N e u e r e P h ilo lo g ie (M oderne S p ra ch en u n d L ite r a ­ tu r) 24N; O r ie n ta lia 6 6 ; T h eo lo g ie 4 3 ; P h ilo s o p h ie 7 3 ; P ä d a g o g ik 2 2 4 ; G e sc h ic h te m it H ü lfsw is s e n sc h a fte n 1 5 5 ; G eo g ra p h ie 1 9 ; R e c h ts - u n d S ta a tsw is s e n sc h a fte n 2 2 0 ; M ed icin 1 3 7 9 ; B e s c h r eib e n d e N a tu r w is s e n ­ sch a fte n (Z o o lo g ie, B o ta n ik , G eo lo g ie e tc .) 2 2 4 ; E x a c te W is s e n s c h a fte n (M a th e m a tik , P h y s ik , A str o n o m ie , M eteo ro lo g ie e tc .) 2 2 5 ; C h em ie 4 0 1 ; B ild e n d e K ü n ste 1 9 ; M u sik 7 ; L a n d - u n d F o r s tw is se n s c h a ft 2 0 ; V e rsc h ie d e n e s (B ib lio th e k s w e s e n , G e le g e n h e itsr e d e n e tc .) 3 8 . — Z ur K a ta lo g isir u n g der g ö t t i n g e r U n i v e r s i t ä t s - B i b l i o t h e k i s t z u m e ld e n , d a ss j e t z t d er e r s te B a n d e in e s g e d r u c k te n K a ta lo g s d er H a n d ­ s c h r ifte n , u m fa sse n d P h ilo lo g ie , L ite r a tu r g e s c h ic h t e , P h ilo s o p h ie , J u r is­

p r u d e n z , b e a r b e ite t v on P rof. D r. W . M ey e r , e rsc h ie n e n is t . D e r B a n d b ild e t ein e n T h e il d es g e p la n te n G e sa m m tk a ta lo g s der im p r e u s sis c h e n S t a a t a n fb e w a h rten H a n d sc h r ifte n u n d d en A n fa n g d e sse lb e n fü r d ie P r o v in z H a n n o v er. — Im V e rla g v on L e R o u x & Cie. in S t r a s sb u r g e rsc h ie n : „ C a r d i n a l L a v i g e r i e u n d s e i n A f r i k a n i s c h e s W e j r k “ von P rof. D r . F e lix K le in . N a c h d er 3. A u fl. d e s fran zös. O r ig in a ls b e a r b e ite t u n d m it e in e m V o rw o rt n e b s t N a c h tr a g v e rse h e n von K a r l M u th ( X I I , 4 0 8 S . 8 m . B ild n .). D a s B u c h g ib t a u sse r d em L eb en d e s C a rd in a is e in e e in g e h e n d e B e s c h r e ib u n g der Z u stä n d e in A fr ik a , d er d o r tig e n M is s io n s th ä tig k e it u n d d eren E rfo lg e in d er B ek ä m p fu n g der S k la v er e i vom k a th o lisch en S ta n d p u n k te a u s. E in e , a u f la n g jä h r ig e B e o b a c h tu n g a n O rt u n d S t e lle g e g r ü n d e te S c h r ift ü b er „ D i e r u s s i s c h - s c h i s m a t i s c h e K i r c h e , i h r e L e h r e u n d i h r G e h a l t “ w ill D r. F e r d . K n i e d e m n ä ch st in d er V e r l.-B u c h h .

„ S t y r ia “ in G raz ersc h e in e n la s s e n (1 3 B o g . 8 ). D ie P u b lik a tio n s o ll d en Z w eck h a b e n ; ein e r ic h tig e B e u r th e ilu n g d er r u s s is c h -s c h is m a tis c h e n K ir c h e zu erm ö g lic h e n . ____________ __________

Personalien.

D e r D o c e n t der s e m itis c h e n S p rach en an d er U n iv e r s it ä t T ü b in g e n , D r. ph. C. F . S e y b o l d , e in s tig e r w is se n s ch a ftlich er S ek retä r d es K a is e rs D o m P e tr o I I . von B r a s ilie n , i s t von d er im J . 1 8 8 3 u n te r d en A u s p ic ie n d e s g e le h r te n K a ise rs g e g rü n d e te n , u m d ie w is se n s c h a ftlic h e E rfo rsc h u n g B r a s ilie n s r ü h m lic h st b em ü h ten u n d v erd ie n te n S o cied a d e de G eo g ra p h ia do R io de Ja n eiro in A n erk en n u n g sein er V e rd ien ste u m E r h a ltu n g w ic h tig e r M on u m en te d er G u a r a n i-S p r a c h e a u s d er B lü th e z e it der b e r ü h m ten J e s u ite n -M is s io n in P a r a g u a y u n d d en an g ren z en d en G e b ie te n von A r g en tin ie n un d S ü d b r a silie n (B rev e N o t ic ia , 1 8 9 0 ; A r te 1 8 9 2 ; V ocab u - la rio de la le n g u a G u a r a n i, 1 8 9 3 ; S t u t t g a r t , K oh lh am m er) in der S itzu n g : vom 2 7 . J u li 1 8 9 3 , u n te r V o r sitz d es P r ä s id e n te n d er G e s e lls c h a ft, M arq uez de P a r a n a g u ä , e in s tim m ig zu m korresp on d iren d en M itg lie d (S ocio co rresp on d en te) e rw ä h lt w orden.

Verantwortl. Redakteur: Dr. C. E. Luthardt, — Verlag von Dörffling & Franke, — Druck von Ackermann & Glaser, sämmtlich in Leipzig;.

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III, 39 bezeugten: den durch M arkus aufgezeichneten Petrus-M emoiren und den durch M atthäus aufgezeichneten Logia oder H errensprüchen, welche letzteren sowol dem

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