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Theologisches Literaturblatt, 6. Januar 1928, Nr 1.

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Theologisches Literaturblatt.

Unter Mitwirkung

z a h lr e ic h e r V ertreter der t h e o lo g is c h e n W is s e n s c h a f t und P r a x is

herausgegeben von

Dr. theol. L u d w ig I h m e ls und Dr. theol. E rnst S o m m e r la th

Landesbischof in Dresden. Professor in Leipzig.

Nr. 1. Leipzig, 6. Januar 1928. XLIX. Jahrgang

Erscheint vierzehntägig Freitags. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter sowie vom Verlag. — Inland-Bezugspreis: Rm. 1.35 monatlich Bezugspreis für das A usland vierteljährlich: Rm. 3.75 und Porto; bei Zahlungen in fremder Währung ist zum Tageskurse umzurechnen. — Anzeigenpreis: die zw ei gespaltene Petitzeile 40 Goldpfennige. — Beilagen nach Uebereinkunft — Verlag und Auslieferung: Leipzig, Königstr. 13. Postscheckkonto Leipzig Nr. 52878,

Hänel, Johannes, Prof. D., Prophetische Offen­

barung.

James,a Ch.,Taboo am ongthe ancientHebrews.

Flebig, Paul, D., Die Umwelt des neuen Testa­

mentes.

PlusXI. Rundschreiben über dasFest Jesu Christi des Königs und Apostolische Konstitution über die Ausdehnung des Jubiläums auf den ganzen Erdkreis.

Wunderle, Georg, Dr., Professor, Zur Biologie des kirchlichen Lebens.

Jahrbuch für die evangelisch-lutherische Lan­

deskirche Bayerns.

Curlitt, Cornelius. D. Langbehn, derRembrandt- deutsche

Heim, K., Leitfaden der Dogmatik.

Soederblom, Nathan, Der evangelische Begriff eines Heiligen.

Stein, Artur, Privatdozent in Bern, Pestalozzi und die Kantische Philosophie.

Rothacker, Erich, Dr., Logik und Systematik der Geisteswissenschuften.

Weigelin, Ernst, Dr., Einführung in die Moral*

und Rechtsphilosophie.

Löscher, Hermann, Dr.jur., Deutsches Schulrecht.

Neueste theologische Literatur.

H änel, Joh ann es, Prof. D. (M ünster i. W .), P ro p h e tisch e O ffenbarung, [Sonderdruck aus: Z eitsch rift für s y s te ­ m atisch e T h eo lo g ie. 4. Jahrgang, H eft 1.] G ü tersloh 1926, B ertelsm an n. (26 S. gr. 8.) 80 Pf.

Im ersten T e il d es v o rlieg en d en H e ftes ste llt H än el „in leich t faßlich er Ü b ersich t“ d ie L eitg ed a n k en sein er A rb eit ü ber das „E rkenn en G o tte s b e i den S ch riftp ro p h eten “ [B ei­

träge zur W issen sch a ft vom A . T. ed. R. K ittel, N. F. IV 1923] zusam m en, unter stark er H ervorhebu ng d es „inneren S e h e n s“ und d es „in neren H ö r en s“ im U n tersch ied v on dem „h allu zin atorisch en P h än om en “, als d e sse n ty p isch es B e isp iel d ie B eru fu n gsvision E z ec h iels an gesp roch en wird, und unter k räftiger B eton u ng der „In spiration “, d ie in A n a lo g ie zur „ A n tw ort an den B e te r “ als „innere B e ­ leh ru n g“ v o r g e ste llt und g eleg e n tlic h m it der G e istid e e verbu n den w ird. D an eb en ab er le b e n d ie P rop h eten auch der Ü berzeugung, „durch eig e n e Erw ägung d ie Offenbarung zu g e w in n en “.

Im z w e ite n T e ile w ird dann versu ch t, v on der h isto ­ risch en zur sy stem a tisch en B etra ch tu n g sw eise fortzu sch rei­

ten und „den w irk lich en O ffenbarungsvorgang in den P ro­

p h e te n zu d e u te n “. D ie m erkw ürdigen se e lisc h e n V or­

gänge, V ision, A u d itio n usw ., sin d led iglich sek u n d äre P hän om en e, R e fle x e v o n prim ären, oh n e sie vorh an denen E in sich ten . S ie sind B e g leitersch ein u n g en der O ffen­

barung, n ich t d ie Offenbarung selb st. A u ch d ie Inspira­

tio n sid e e leh n t H. ab, da w e d e r „k ra ftv o lles B e to n tsein n och „ p lö tz lic h e s A u fb litzen e in e s G e d a n k e n k o m p le x es“

ein en b ew u ß tsein stra n sze n d en te n U rsprung zu verbü rgen verm ögen . Er se tz t vielm eh r b ei dem d ritten d er ob en h istorisch er a rb eite te n G e d a n k e n k re ise ein, der U r te ils­

bildung auf Grund v on „F olgerungen" aus dem „S en d u n gs­

au ftrag“, der „ sittlic h e n W eltordnung", d en „V orgängen in N atur und G esch ich te, W u nd er und W eissagung". V or allem d ie „genuinen E in sich ten , d ie au s der sittlic h e n W e lt­

ordnung w ie aus den au ß erp o litisch en V orgän gen g e ­ w o n n en w e r d e n “, „k önn en w ir . . . n ich t k raftvoll genug w ü rd ig en “. D ie s e E in sich ten se tz e n ein e p raep aratio p rop h etica, ein e cr ea tio extraord in aria vorau s, w e lc h e den

P rop h eten in den S tan d se tz t, sie zu g ew in n en . „Daß der P rop het m it ein er u n vergleich lich en M äch tigk eit d es r e li­

g iö s-sittlic h e n In n en leb en s a u sg e sta tte t ist, das ist das G e ­ h eim nis sein er O ffenbarung.“ D as „ g öttlich e M itw irken"

ab er bringt H än el n ach z w e i S e ite n zu sein em R ech t. G ott w irk t das G esch eh en um d en P rop h eten her, auf Grund d esse n er se in e U r te ile fällt, und G o tt w irk t im Inneren d es P rop h eten . „H ier form t er w ie ü b erall d ie sittlic h e In iuition, das B e o b a c h ten der em p irisch en W elt, d ie U r­

teilsg ä b e . H ier schafft er ab er außerdem , w ie so n st nich t, d ie ein zigartigen E n ergien, kraft d eren d ie gew ö h n lich (sic) m en sch lich en F u n k tion en d es From m en zu p rop h etisch en F u n k tion en w er d e n .“ E in e durch R aum m angel allzuk u rze und darum n icht im m er b efried ig en d e A u sein an d ersetzu n g m it an deren A ltte sta m e n tler n und S y stem a tik ern sch ließ t das S ch riftch en ab.

Ich h ab e H än els G ed an k en ausführlich sk izziert, da w ir es hier m it ein em eig en a rtig en und selb stän d igen V er­

such zu tun haben, der O ffenbarungsfrage an einem b e ­ stim m ten P u n k te Herr zu w erd en . E in e ausführliche A u s­

ein an d ersetzu n g m it ih nen w ü rd e d en R aum einer B e ­ sprechung w e it ü b ersch reiten m üssen. S o m uß ich m ich le id e r auf d ie k urze G elten dm ach un g v o n d rei B e d e n k en b esch rän k en . Einm al w ird mir w e d e r H. h istorisch e D ar­

legung n och se in e sy stem a tisch e A usführung dem w ich ­ tig sten K en n zeich en g erad e d es „ k la ssisc h e n “ p rop h etisch en E rlebens, sein em Z w a n g s c h a r a k t e r , g e r e c h t; der sich b ei d en ä lte ste n im w e se n tlic h e n kam p flos, b e i Jerem ia im sc h w er sten in neren E rsch ü tteru n gen d urch setzt. Für den Begriff der p raep aratio p ro p h etica ist ab er gera d e d ieser in n ere W id erstreit zu b ea ch ten : das p rop h etisch e E rlebeil ist s t e t s s i c h n e u a k t u a l i s i e r e n d e r G e g e n ­ s a t z gegen d as n atü rlich e S ein , m ag es sich g eg e n d en g ö ttlich en Zugriff sträu b en od er sofort ü b erw ältigt w erd en l S odan n ersch ein t es mir unzulänglich, d ie p raep aratio p rop h etica auf d ie „M äch tigk eit d es re lig iö s-sittlic h e n In nenlebens" zu b ezieh en . D ie s e „ M ä c h tig k eit“ ist zu ­ n äch st ein l e d i g l i c h f o r m a l e r B egriff oh n e g en au e in h a ltlich e B estim m th eit. E s s e tz t vorau s, daß d as „reli-

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g lo s-sittlic h e Innenleben", w en n es nur k räftig genug ist, zu b estim m ten E in sich ten führen muß, und er b erü ck sich ­ tigt n ich t genug die u nendlich sc h w er en P rob lem e, d ie aus der sozio lo g isch -k u ltu rellen B ed in gth eit, vor allem ab er aus der sündigen D eter io n a tio n d es In n en leb en s auch in sein en h öch sten A usp rägu n gen sich ergeb en . A u ch h ier ist n icht h inreichend g elte n d gem acht, daß „O ffenbarung" sich nur durch Kam pf und G e g en sa tz hindurch rea lisieren kann.

E ndlich ein le tz te s. Ich te ile völlig d as G lau b en sin teresse, das H änel sic h e r ste lle n w ill, d ie S ich erun g d es p rop h e­

tisch en O ffenbarungsanspruches gegen d ie V erzerrung in ein e w id er die S te tig k e it d es g ö ttlich en W a lten s streiten d e A b so n d erlich k e it hinein. Nur m öch te ich d ie se Sicherung n icht erkau fen um d en P reis ein er V erletzu n g d es anderen n ich t m inder b ere ch tig te n G la u b en sin teresses, der E i n ­ z i g a r t i g k e i t der hier b egeg n en d en P hän om en e, Und d ie se E in zigartigk eit sch ein t mir b ei H. n ich t im m er g e ­ w ahrt, so sehr er sich m üht, sie sich erzu stellen . A b er w ed er der G ed a n k e der „b eson d eren M ächtigk eit" d es relig iö sen In n en leb en s, n och der G ed a n k e d es „göttlich en M itw irkens" sind w irk lich g ee ig n et, d en O ffenbarungs­

zw an g im P ro p h eten ein d eu tig geg en a n aloge Erfahrungen an derer abzu gren zen. A u ch d ie p rop h etisch en G egner u nserer S ch riftp rop h eten h a tten E rleb n isse, w ie sie H änel als Z eugn isse für d ie M äch tigk eit d es g o ttg e w irk te n re li­

g iösen In n en leb en s w e r te t, auch sie zo g en ihre S ch lü sse aus d en selb en g o ttg e w irk te n V orgängen! H ier w ird d ie W eitera rb eit ein z u se tz en haben, um n och sich erere G ren z­

linien zu finden.

Mir w ill sch ein en , daß m an in der T at m it H än el d ie V ision en und d ie an d eren a u ß ergew öh n lich en P hän om en e nicht als d ie O ffenbarung selb st, son dern als S ig n a le der O ffenbarung zu w er te n hat, aber n i c h t n u r als S ignale für ein e b eso n d e re re lig iö se D isp o n ierth eit d es P ro p h eten — das sind sie, darin hat H än el gleich fa lls rech t, a u c h — , son dern zu gleich als S ign ale für ü b ergreifen d e Zusam m en­

hänge d es p ro p h etisch en Ich m it dem g ö ttlich en Überich, d ie den P rop h eten a k t u e l l ergreifen , sein n orm ales B ew u ß tsein sp rengend (das ist d ie p s y c h o l o g i s c h n otw en d ige, r e l i g i ö s u n erh eb lich e F olge), ihn a k ­ t u e l l n ied erw erfen d , h eiligen d , in n eu e Bahn zw in gen d . Ich b itte H errn K o lleg e n H än el und d ie L eser d ieser Z eilen, m ein e E in w en d u n gen n ich t als a b sp rech en d e „Kritik", son dern als D ank für d ie k räftigen A n regu ngen, d ie von d em v o rlieg e n d en H eft au sgeh en , au fzufassen.

H e m p e 1 - G reifsw ald .

James, A . Ch., Taboo among the ancient Hebrews. D o k ­ to rd isserta tio n in P hiladelp hia. 1925. U n iv ersity of P en n sylvan ia. (71 S. gr. 8.)

D er V erfasser der ob en g en an n ten A rb eit h at e s n icht für n ötig geh alten , den A u sd ru ck t a b u , d en er zum G egen stan d sein er U ntersu ch un g gem ach t hat, n ach sein em sp rach lich en und eth n o lo g isch en U rsprung zu erk lären , w ie e s in m ein er T h eol. A . T s.4 28 g esch eh en ist. Er b ed e u te t ursprünglich „m arkiert, daher m it S ch eu b e tr a c h te t” und kom m t b ei dem Indianerstam m der O d sch ib w ay vor. Da der A u sd ru ck ein en rein form alen Sinn zu b e sitz e n sch ein t, ob w oh l er m it D äm on en glau b e zusam m enhängt, hat der Verf. jener A rb eit ihn auch auf D in ge ü bertragen, d ie b ei d en alten H ebräern als unberührbar b ez e ic h n e t sind. A b e r ersten s, w ie sehr muß er d ab ei d ie h eb räisch en V o rstel­

lu ngen auf die S tu fe der „ P rim itiven “ h inab drücken! D ies ze ig t sich ein für allem al in sein er B em erkung: „D as H ei­

lig k e itsg e se tz [Lev. 1 1 — 26] le g t den N achdruck n icht aul d ie m oralisch e V erunreinigung, son dern auf d ie physisch e, w a s d ie p rim itive A uffassun g is t “ (S. 12). Er hat n ich t b e ­ d acht, daß d ie H ebräer n ach dem Z eugnis ihrer ü b e rlie­

ferten L iteratur ein e b eso n d ere und zw ar h ohe S tu fe in der K u ltu rgesch ich te ein n eh m en . Z w eiten s hat er sich noch nicht se lb st klar gem ach t und v on ändern (z. B. aus m ein er T heol. A . Ts. 1922 f.) n och n icht gelernt, daß a lle G e se tz e d es A . Ts. auf dem B od en der le gitim en (oder p rop h e­

tisch en ) R eligion steh en . D esh alb führt er d ie A u ssa g en über heilig und unrein im H e ilig k e itsg e se tz usw . „auf d as B eharren der h eid n isch en B eim ischung in d en J a h w e- k u ltu s“ (S. 12) zurück. A b e r k a n aan itisch e oder überhaupt h eid n isch e E lem en te dürfen n ach d en Q u ellen nur in den von d en V erfassern d es A . T s. v er b o te n e n M om en ten der jetzt sog en a n n ten „V o lk srelig io n “ gefu nd en w erd en , w ie auf ein g eh en d ste W e ise in m ein er „ G esch ich te der alt- testa m e n tlich en R elig io n “ 3 (1924) g ez e ig t w ord en ist.

D ritten s hat J a m es nur d ie A u fstellu n g en w ied erh olt, die v on W . R ob ertson Sm ith, F razer od er T ylor gem ach t und von den relig io n sg esch ich tlich en W ellh au sen ian ern , w ie in A m erik a v on sein em L ehrer G. Barton, so in D eu tsch lan d von S tad e, H ölsch er, B e rth o let und v ie le n ändern v er treten w erd en , d eren B ü ch er er a u ssch ließ lich zitiert, w ie es d ie b ek a n n te U n p a rteilic h k eit von A nh ängern d iese r R ichtung m it sich bringt. Jam es hat also n ich t nur n ich ts N eu es g e ­ funden und d ie W issen sch a ft n icht nur n i c h t gefördert, son dern auf ein e S tu fe zu rückgedrängt, d ie v on den n e u e ste n F orsch u n gen über d en Begriff vo n H eilig k eit, U n ­ rein und T abu (T heol. A . Ts. 4 133 f., 163, 272) als q u e llen ­ w idrig e r w ie se n w o rd en ist. E d . K ö n i g - Bonn,

F iebig, Paul, D. (P rivatd ozen t für n eu te sta m en tlic h e W issen sch a ft an der U n iv ersitä t L eipzig), Die Umwelt des Neuen Testamentes« R elig io n sg esc h ic h tlich e und g esch ich tlich e T e x te in d eu tsch er Ü bersetzun g und m it A nm erk u n gen v erseh en , zum V erstän d n is d es N eu en T e sta m e n tes d argeb oten . G öttin gen 1926, V and en - h o eck & R up rech t. (VIII, 86 S. gr. 8.) 3 Rm.

D ie s e s B uch füllt ein e em p fin d lich e L ü ck e aus; ein e ü b ersich tlich e T extsam m lu ng, d ie e tw a d en S tu d en ten für d ie V orlesu ng über n e u te sta m en tlic h e Z e itg esc h ich te an d ie Hand g eg e b e n w erd en k on n te, feh lte b ish er und es w ar ein g lü ck lich er G ed a n k e v on F ieb ig, d ie se L ü ck e au szu ­ füllen . M it R ech t hat er d ie T e x te , d ie er a u sgew äh lt hat, au snah m slos in d eu tsch er Ü bersetzun g g e b o te n und som it ein em w e ite r e n K reise v on L esern zu gän glich gem acht.

W en n auch, w ie das V orw ort au sd rü ck lich sagt, das le tz te Ziel b leib t, durch d ie g eb o ten en Ü b ersetzu n gen zu den Q u ellen hinzuführen, so ist das B u ch d och k e in e sw e g s nur ein S tu d en ten b u ch , son dern auch d iejen igen, d ie se lb stä n ­ dig auf dem G e b ie t der Z e itg esc h ich te arb eiten , w erd en das u m fassend o rien tierte Buch m it G ew in n stu d ieren und als w e r tv o lle M aterialsam m lung gern zu R a te zieh en .

M it stän d igem B lick auf das N eu e T e sta m e n t werden w ir im e r sten T e il .iR elig io n sg esch ich tlich e T e x te " durch d ie R elig io n e n d er U m w e lt d es N eu en T estam entes von G riech en lan d bis Indien geführt. E s ist sch w er, von der F ü lle und V ie lse itig k e it d es G e b o ten en in w en ig W orten ein en E indruck zu v erm itteln : ra b b in isch e Literatur, jü­

d isch e A p o k a ly p tik , M y sterien religion en , ä g y p tisch e M y­

stik , D io n y so ste x te , m an d äisch e S ch riften und in d isch e

P a ra llelen zum N eu en T e sta m e n t — a lle s w ird in überaus

g esch ick te r, k nap per A u sw ah l, und m it V er w e ise n auf das

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N eu e T esta m e n t in den A nm erkungen, geb o ten . D aß W ü n ­ sc h e b leib en w erd en , w eiß der V erfasser w ohl; als W ich ­ tigsteis w ürde ich M aterial aus dem jüdischen S y n a g o g en ­ g o tte sd ien st und T em p elk u lt und a n d ererseits ein ige T e x te aus den F ragm en ten der G em ein d e d es N eu en B u nd es zu D am asku s (M atth. 26, 28; 1. Kor. 11, 25 der n eu e Bund!) nennen. D ie D reiteilu n g, d ie der V erfasser g ew äh lt hat, 1.) U m w e lt d es P aulus 2.) der johan neischen S ch riften 3.) Jesu , hat ihre S ch w ierig k e iten , da b e isp ie lsw e is e so das Spätjudentum drei M al unter v e r sc h ie d e n e n G e sic h ts­

p u n k ten w ied erk eh rt; für ein e N eu auflage dürfte sich v ie l­

le ich t d och d ie a ltb e w ä h r te A nordnung S pätjudentum — H ellenism u s, w o zu im A nhang der B uddhism us kom m en k ön n te, em p feh len . — N eb en d ie relig io n sg esch ich tlich en T e x te ste llt ein z w e ite r T e il p rofan gesch ich tlich e T e x te , d ie d ie w ich tig sten , für d as N eu e T e sta m e n t in F rage k om m en den g esch ich tlich en E reign isse und P ersö n lich ­ k eite n bis 70 n ach Chr. b etreffen .

J o a c h i m J e r e m i a s - Riga.

Pius XI. Rundschreiben über das Fest Jesu Christi des Königs und Apostolische Konstitution über die Aus­

dehnung des Jubiläums auf den ganzen Erdkreis. A u ­ to risier te A u sgab e. L atein isch er und d eu tsch er T e x t.

Freiburg 1926, H erd er u. Co. (67 S. 8.) 2 Rm.

D ie A u sg a b e d iese r b eid en p ä p stlich en K undgebungen en tsp rich t v ö llig ihrer äu ßeren Form n ach den ändern im H erd ersch en V erlag h era u sg eg eb en en p ä p stlich en E rlassen, A u ch d ie Ü bersetzun g ist w ie im m er trefflich gelungen.

M inder w ich tig für d en N ich tk a th o lik e n ist d ie A p o sto ­ lisch e K on stitu tion ü ber d ie A usd eh n un g d es 1925 in R om g efe ie r te n Jubiläum s m it sein en A b lä ssen auf den gan zen k a th o lisch en E rdk reis (C on stitu tio a p o sto lica S ervatoris J esu C hristi vom 25. XII. 1925). E n tg eg en dem früheren Brauch, d as Jubiläum außerhalb R om s auf ein h alb es Jahr zu verlän gern, erfährt d ie se s e in e A usd eh n un g auf ein Jahr ,,in tan ta cleri utriusqu e penuria". In d en n äh eren B e stim ­ m ungen, d ie den B e ic h tv ä te rn g eg e b e n w erd en , find et m an m anche Berührung m it den S en d sch reib en über das Ju b i­

läum sjahr. — In haltlich b ed eu tsa m er ist d as R u n d sch rei­

ben: Quas prim as vom 11. XII. 1925 d e facto D. N. J esu C hristi R egis con stitu en d o. Z eigt d och d ie se E n zyk lik a, w ie trefflich m an in röm isch en K reisen es v ersteh t, zu T a g esp rob lem en S tellu n g zu neh m en. D as n eu e F est, das am le tz te n Sonn tag d es O k tob ers g efe ier t w erd en soll, ist der B ekäm pfung d es L aizism us gew id m et, d. h. es soll den B estreb u n gen sich e n tg eg e n stellen , d ie der ch ristlich en K irche ihre V orm ach t- und A u sn ah m estellu n g im m odern en S ta a t geraub t haben od er n och rau b en w ollen- D ie M iß­

stän d e im S ta a ts- und V ö lk erleb en w erd en auf den L aizis­

m us zurückgeführt. D ie E n zyk lik a kann m it R ec h t an das R u n dsch reiben U b i arcano D e i co n silio vom 23. D ezem b er 1922 anknüpfen. B e ze ich n en d ist, daß auch d ie n eu e E n zy ­ k lik a d avon spricht, w ie sich in der geg en w ä rtig en Z eit un­

verkenn b ar e in e N eigung zur R ückk eh r in d ie k a th o lisch e K irche fe stste lle n la sse. E b en so b ed eu tsam ist es, daß als A usw irku n g d es K önigtum s C hristi in der W e lt d ie v ö llig e S elb stä n d ig k e it der K irch e und d ie F r e ih eit für d ie W irk ­ sam k eit aller k irch lich en O rgane verla n g t w erd en .

H a n s L e u b e - L eip zig-G oh lis.

Wunderle, Georg, Dr., Professor, Zur Biologie des kirch>

liehen Lebens« Heft 16 in der von Dr. E. Schlund her­

ausgegebenen Schriftenreihe „Zur religiösen Frage der

G e g en w a r t“. M ünch en 1927, Dr. F. Pfeiffer. (64 S. 8.) Rm. 2.20.

D er V erlag hat d iesem S ch riftch en g leich ein en W a sch ­ z e tte l b eigefü gt — zur B eq u em lich k eit d es R ez e n se n te n — , und zw ar ein en solchen, den auch der p ro testa n tisc h e R ez en sen t — d ie erford erlich e G e w isse n lo sig k e it v o ra u s­

g e s e tz t — g eb rau ch en kann. D er V erfasser ist au gen ­ sch ein lich ein ü b erzeu gter röm ischer K atholik. Ein solch er sch reib t se lb stv e rstä n d lic h von sein em röm ischen S ta n d ­ punkt aus. A b er auch unter röm ischen K ath olik en gib t es ein e D ifferenz, w a s W e ite und T iefe d es B lick es angeht.

W ie es in d ieser B ezieh u n g um den V erfasser steh t, ch arak ­ te r isie re ich am b e ste n durch ein Z itat aus dem A nfang der S chrift. Es h eiß t S e ite 18: „D er p r o testa n tisc h e R a­

tionalism us aller S ch a ttieru n g en erk en n t d ie göttlich e Stiftun g der K irche n ich t an; er w ürde ja son st sich selb st au fgeben und ein u n m ittelb ares H ereinragen und E ingreifen d es G ö ttlich en in den N atur- und G esch ich tslau f b eh aup ten.

D avon kann k ein e R ed e sein." S o k en n t er uns E v a n ­ gelisch e! D ie Schrift ist n ich t u n gesch ick t g esch rieb en . N a iv itä t und S ch lau h eit v erb in d en sich in d erselb en , um ob erfläch lich en P ro testa n te n das röm isch e S y stem mit sein er Identifizierung m en sch lich er Irrtüm er m it gö ttlich er W ah rh eit p lau sib el zu m achen. W as in der Schrift vom R eic h e G o tte s g esagt ist, d as G leich n is vom S enfkorn, der V ergleich m it dem Leib und sein en G liedern, das E p hes. 4 G e sa g te w ird oh ne w e ite r e s auf d ie röm ische K irche an ­ gew an d t. V om V erfasser w ird m it V orlieb e das Bild ein es B au m es hinzugefügt. S o e n tste h e d ie o rgan isch -th eo­

lo g isch e E n tw ick lu n g d er röm ischen K irche. D aher „zur B io lo g ie d es k irch lich en L ebens". D as eb en h ab en d ie R eform atoren n ich t erkan n t und daher als N eu es und M en sch lich es ch arak terisiert, w a s in W ah rh eit B e sta n d te il organ ischen W ach stum s ist. D ie s e s a lles hat schon im A nfang im K ern d rin gelegen und ist dann zu sein er Zeit unter der E inw irkung der G e sch ic h te h erau sgetreten , w ie die Z w eige d es B au m es in dem Kern, daraus er erw ach sen . D am it so ll a u gen sch ein lich d ie M arien- und H e ilig e n ­ verehrung und a lle s dem E n tsp rech en d e g e d e c k t w erd en . D aß G run dw ah rh eiten d er Schrift über d iese n m en sch ­ lich en Erfindungen verloren gegan gen , sie h t der V erfasser als getreu er R öm er nich t. D agegen verk en n t er n icht, daß in dem erw äh n ten P rozeß auch M en sch lich es sich ein ­ sc h le ic h e n k ön n te. A b e r d agegen hat G o tt w e is e Fürsorge getroffen durch E rrichtung einer „unfehlbaren k irchlich en L eitu n g“, w e lc h e der s te ts p rä sen te C hristus ausübt, w a s dann sch ließ lich auf den unfeh lbaren P ap st führt. W ie ist d och hier a lle s so w oh l geordn et! S o v ie l v on der „E nt­

w ick lu n g “. In einem z w e ite n T e il h and elt es vo n der v e r ­ m ein tlich en „Erstarrung"; er w ü rd e in sein em b io lo g isch en V erstän d n is der D in ge lie b e r „V erfilzung“ sagen, lehn t dann ab er auch d iesen A u sd ru ck w e g e n se in e r u n an ge­

n eh m en N eb en b ed eu tu n g ab. V on Erstarrung od er V er­

filzung kann in G o tte s leb en d ig er K irche, näm lich der röm ischen, n ich t d ie R ed e sein.

H ier se tz t er sich son d erlich m it dem au seinander, w as D. E iert in d er N eu en K irch lichen Z eitsch rift (1925, S. 895 ff.) vom Erstarrungsprinzip im P rotestan tism u s gesa g t hat, aber auch m it S ch leierm ach er und S chm alenberg.

D aß w ir L u therischen ein e n S a tz w ie d en v on Karl Barth:

„D as E vangelium ist d ie A ufhebu n g der K irche, w ie d ie

K irch e d ie A ufhebung d es E van gelium s is t “ a b leh n en , sie h t

er n ich t. W ir L u therischen h a lten g etr eu lich fe st an der

groß en W ahrheit, d ie Luther er sc h lo ssen , hat, daß d ie

(4)

w ah re K irch e G o tte s, d ie im D ritten A r tik e l b ek an n te, w en n g leic h rea l vorhanden, d en n och u nsichtb ar ist. W ir v er sc h ließ en uns ab er dem nich t, daß e s ein er sichtb aren K irch e als ihres Organs bed ürfe, und ringen darum, fußend auf Luthers W ort v on den n o ta e e c c le sia e , A rt und W e ise d iese r fester zu b estim m en, w en n auch m it w en ig er ro­

bustem G e w isse n und In te lle k t als dem , ü ber w e lc h e n die R öm isch en verfü gen . D as sie h t der V erfasser. A b e r w en n er dann uns quasi fragt, w arum w ir d ie röm isch e D ar­

stellu n g der K irche ab leh n en , w o d och a lle s so klar und ein fach vor A u g en liegt, so k ön n en w ir nur an tw orten : w e il d ie R eform atoren nun einm al d en S ch le ie r zerrissen haben, der d ie g ew a ltig e n röm ischen Irrtüm er verbirgt und d er h eu te n och auf se in e n A u g en lieg t. D ie röm ische K irche ist uns n icht „der fo rtleb en d e C hristus". W ill er übrigen s erkenn en , daß w ir n ich t ganz so u n b eh olfen sind, w ie er annim m t, so em p feh le ich ihm das Studium son d er­

lich der z w e i e r sten A u fsä tze in dem im g le ich en Jahre er sc h ie n e n e n „Jahrbuchs für d ie ev a n g elisch -lu th erisch e L an d esk irch e B ayerns". D. K a f t a n .

Jahrbuch für die evangelisch-lutherische Landeskirche Bayerns. 21. Jahrgang. H era u sg eg eb en v on Pfarrer S iegfried K adner in M ünchen. R othenburg ob der T au ber 1927, J. P. P eter s. (164 S. gr. 8.) Rm. 3.— . Ein erfreu lich es und R e sp e k t ein flö ß en d es Buch, R e ­ sp ek t vor d er lu th erisch en G e istlic h k eit B ayern s, d ie schon zum 21. M ale aus ihrer M itte heraus ein so lc h e s Jahrbuch d arzu b ieten in d er L age ist. E s ist ein D ok u m en t d es reich en g eistig en L ebens, das in ihr p ulsiert, w ie w o h l d ie lu th erisch e K irch e B ayern s n ach S e elen za h l n ich t w e s e n t­

lich größer ist als d ie S ch lesw ig -H o lste in s vor der A b ­ tretu ng N ord sch lesw igs; freilich ist d ie Zahl der G e istlic h e n ungefähr d ie d op p elte; das ist darin b egrü n det, daß B ayern s K irche g eistlich b esse r versorgt ist und S ch lesw ig - H olstein s K irche k e in e D iasp ora k en n t. Immerhin, w ie v ie le lu th erisch e L a n d esk irch en im D eu tsch en R eic h sind in der Lage, ein g le ic h e s zu b ie te n ?

S elb stv erstä n d lich k ann der R efer en t sich in sein er A n z e ig e n ich t m it allen ein z eln en A u fsä tze n au sein an d er­

se tz en , kann sie nur u n ter k urzer C h arak teristik an geb en . S ie hand eln d ie se s M al a lle v o n — der K irch e. Lic. L auerer b ea n tw o r te t d ie F rage: „H at J e su s d ie K irche g ew o llt? "

aus d er T ie fe d er S ch rift h eraus und b ejaht d ie F rage in sc h w er w id erleg b a rer W e ise — tro tz n eu p ro testa n tisch er T h eo lo g ie. D er trefflich e H erau sgeb er d es Jahrbuchs h and elt in vorzü glich er K larheit und lu th erisch er S ach lich ­ k e it vo n „der sich tb aren und u n sich tb aren K irche". P ro­

fesso r Dr. J o ch im sen lie fe r t u nter dem T itel: „W iclef und H us ü ber d ie K irche" ein e fein e k irch en h isto risch e U n ter­

suchung. D er V erfa sser zeigt, w e lc h e R o lle in E ngland die K rone auch in k irch lich en D in gen g e sp ie lt h at und n och sp ielt; w ie Luther zu sein em E rstau n en in d en K irch en ­ ged a n k en v on Hus, d ie ab er w e se n tlic h v o n W ic lef stam m ­ ten , eig e n e G ed an k en en td e c k te , dann a b er d och in sein en K irch en ged an k en ein gründlicher U n ter sch ie d v on d en en jen er b eid en v o rlieg t. Über „K irche und G e m e in sch a ft“

sch reib t d er M ission ar K aysser, indem er n a ch w e ist, w ie B ibel, K irch en g esch ich te und M issio n sg esch ich te b eleg en , daß V o lk sk ir ch e d as Ziel ist. Dr. E p p elein gib t b e a c h te n s­

w e r te M ahnungen b ezü glich der „ se e lso r g er lic h e n A u f­

gab en der K irche und ihrer D ien er, d ie ihr durch d ie G e ­ m ein sch aftsb ew egu n g g e s te llt w erd en " auf G rund ein er rich tigen Zeichnung d er G e m e in sch a ftsk re ise in ihrer

M an n igfaltigk eit. D. B o e c k h tritt in ein er E rörterung über

„K irche und Sch ule" in in te re ssa n te r W e ise ein für das K on kordat, das d ie lu th erisch e K irche m it dem b ayrischen S ta a t verein b a rt hat. Uber „K irche und K irchen" handelt S tad tvik ar Dr. A c h le itn e r in ein em N ach w eis, w ie die S paltun g der sich tb aren K irche zum T e il in d en v o lk stü m ­ lich en V er sch ie d e n h eiten b egrü n det ist. In ein er ab ­ sch ließ en d en E rörterung d er h eu tigen E in igu n gsb estreb u n ­ gen tritt er für S öd erb lom ein. In ein em A u fsa tz über

„K irche und P resse" erörtert Pfarrer B auer ihre B ezieh u n ­ gen und referiert ü ber d en S tan d d erselb en in B ayern.

S ch riftsteller Pförtner b esp rich t „die K irche und d ie p o li­

tisch en P arteien " in dem Sinn, daß es erw ü n sch t sei, daß d ie K irch e i n d en v er sc h ie d e n e n P a rteien v er tr e te n sei, v on d en en jed e ein e W ah rh eit in sich b erge. Pfarrer K öberlin, der ü ber „K irche und H eidenm ission" schreibt, tritt dafür ein, daß auch das v erarm te D eu tsch lan d M ission zu treib en h ab e (gegenw ärtig 3K M illion en RM. A ufw and) und zeig t, w a s d ie M ission der h eim isch en C h risten h eit gibt und sie lehrt. S eh r fein spricht D ek a n Lindner über W itten b erg und R om u nter dem T itel: „D as p ro testa n tisc h e N ein und das ev a n g elisc h e Ja." E tw a s zum V orlesen ! D er in w e ite r e n K reisen als L u th erk en n er b ek a n n te D. S te in ­ lein ze ig t uns aus L uthers S ch riften und L eb en „Luthers k irch lich en Sinn" — e tw a s für B isch ofsgegn er — ; er habe d er S ch w ärm erei g erad esogu t W id erstan d g e le is te t w ie den Irrtüm ern Rom s. E in auf p ersö n lich en S tu d ien in E ng­

land se lb st b eru h en der A u fsa tz von Lic. S chm idt über

„E ngland und d ie V olk sk irch e" zeig t, w ie da a lle rlei für u n sere V erh ä ltn isse zu lern en ist. D. Dr. S ch öffel b esp rich t in eigen artiger W e ise „C hristentum und W irtschaft" und zeigt, w ie w e d e r R om n och G enf, son dern W itten b erg d ie rech ten W e g e w e ist; es h an d elt sich um ein e je und je zu ü b erw in d en d e Spannung auf Grund der u n v erletzlich en G e b o te G o ttes, bis ein st d ie V ollend un g aller D in ge kom m t in der W ied erk u n ft Christi. D en Schluß b ild en zw e i k lein er e g ed ru ck te A u fsä tz e v on Pfarrer K ern über „die K irche und d ie A rb eitersch a ft" und Pfarrer M ein h olt über

„K irche und Innere M ission", für d eren G ü te d ie A u f­

n ahm e in das Jahrbuch bürgt. D ie achtzigjährigen A u gen d es R e fer en te n r e v o ltie r te n g eg e n d ie L esung d es k lein en D rucks. J ed er, der sich der L ek tü re d ie se s Jahrbuchs w id m et, w ird auf se in e K o sten kom m en.

D. K a f t a n .

Gurlitt, C ornelius, D., Langbehn, der Rembrandtdeutsche.

(P rotest. S tu dien, H eft 9.) B erlin 1927, V erlag des E vang. B undes. (92 S. gr. 8.) 1.50 Rm.

D as L angbehnbuch, d as im vorig en Jahr M om m e N issen herausgab und d as z w e ife llo s ein e n k ath olisch -p rop aga- torisch en H intergrund hat, ergänzt und b erich tigt d er eh e- m alich e F reun d L.'s, d er D resd en er K u n sth istorik er G ur­

litt, auf G rund v o n Q u ellen , d ie „ N issen fast a lle kannte":

„A uf sein A n su ch en habe ich ihm b e i m ir ein gegan gen e B riefe g esch ick t. Er hat led iglich ein e an d ere A u sw a h l aus dem Inhalt der N ach rich ten getroffen , als ich zu tun m ich g ezw u n g en fühle." S o w ird hier das B ild L angbehns aus d er „V erheiligung" h era u sg e w ick elt, in d ie es se in b e g e i­

ster te r B iograph geh ü llt h a tte. A u s der F ü lle der E in z el­

h eiten , d ie G. zu sam m engebrach t hat, ergib t sich, w ie mir sch ein t, m it v o lle r D eu tlich k e it (w as d och auch aus N issen s Buch dem n ach d en k lich en L eser sch on w ah rsch ein lich w urde), daß e s sich b ei L. um ein e n g eistig sch w er Erkrank­

ten h and elt, d esse n L eid en sic h n am en tlich in V erfolgun gs­

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und G rößenw ah n g eäu ß ert hat. G eg en ein e „V erheiligung"

L.'s sp richt für G. ab er vor allem sein ab solu ter M angel an L ieb e, dem er sten E rfordernis e in e s C hristen; d enn er hat n ich t bloß se in e F ein d e u nau slösch lich gehaßt, sondern sch ließ lich auch, bis auf ein en , a lle se in e F reunde. G egen d ie übrigen, im vorn eh m sten T on vorgetragen en , A u fste l­

lungen G .s w ird d ie röm isch e K irche n ich t stum m b leib en , w id erleg e n w ird sie d iese lb en kaum können.

P r e u ß - Erlangen.

H e im , K., L e itfa d e n d er D o g m a tik . Zum Gebrauch bei akad.

Vorlesungen. I. Teil, dritte veränderte Auflage. H alle 1 9 2 3 M. Niemeyer (95 S. gr. 8). Gz. 1.50 M.

Die dritte Auflage ist nicht „verändert“ gegenüber der zweiten wie diese gegenüber der ersten. Aber auch sie zeigt in einem bedeutsamen Eingriff nicht bloß die bekannte systematische In­

geniosität, mit der H. seine kraftvolle Intuition in immer neuer dialektischer Bewegung nahezubringen versteht, liefert vielmehr damit auch einen neuen Beitrag zur inneren Entwicklung dieser eigenartigen Theologie. Umgestaltet ist ein charakteristischer Abschnitt: „Die Denkmöglichkeit einer transzendenten Offen­

barung“, um gestaltet in charakteristischer W eise. Die zweite Auflage führte— entsprechend der „Glaubensgewißheit“ 1. Aufl. — die Grundform der Erfahrung, die stetige Reihe, mit Hilfe des Widerspruchssatzes zur Auflösung: wenn anders der W ider­

spruchssatz gilt, so ist die stetige Reihe, die sich nicht darunter fügt (weil sie uns immer wieder den Widerspruch zwischen Stehen und Weitergehenmüssen zumutet), kein reiner Ausdruck des wahren W esens der W irklichkeit, dann ist aber auch der unmittelbare Durchblick durch das unendliche Ganze des Daseins,

„Glaubensgewißheit“ aus Offenbarung, nicht für unmöglich zu erklären, w eil sie in der Erfahrungsform, für uns als Glieder der Reihe, ausgeschlossen erscheint. D ie neue Bearbeitung setzt an die Stelle dieser Deduktion, die mit dem logischen Grundaxiom über die Erfahrung hinaustreibt in die Sphäre der widerspruchs­

freien wesenhaften („intelligiblen“) W irklichkeit, eine einfache Abgrenzung zwischen dem Außenbild und dem Innenbild unseres Daseins und Handelns, d. i. zwischen der „gegenständlichen“ Er­

fahrungserkenntnis und dem nichtgegenständlichen Icherlebnis und den Perspektiven, die dasselbe als religiös-sittliches Erlebnis des unbedingten Verpflichtet- und des einfachen Gesetztseins in sich birgt. W ir hören zwar noch von dem „W iderstreit“, aber er wird zurückgeführt auf die „Doppelseitigkeit“ des Erkenntnis­

aktes, die Urbeziehung zwischen einem nichtgegenständlichen Subjekt und der gegenständlichen W elt; und er mündet in die

— durch die Offenbarung entschiedene— Frage der Rangordnung, welche Betrachtung „den höheren W ahrheitswert“ habe. Bemer­

kenswert ist die Einführung des Problems S. 12: 2. Aufl. Offen­

barung s t e h t im Widerspruch mit den Grundbedingungen unserer natürlichen Erkenntnis, 3. Aufl. s c h e i n t zu stehen. Die neue Lösung (Ansätze vgl. 2. Aufl. S. 33 , 37) zieht hier und da kleine Wortänderungen (vgl. 2 0 , 2 2 , 2 8 , 5 3 das Stichwort: (nicht) gegen­

ständlich) und Zusätze (85 f.) nach sich. Gewiß, es ist der alte Heim. Es bleibt die Betonung des Paradox, es bleibt die apologetische Methode, die den gegnerischen Standpunkt in die Konsequenz der Selbstauflösung nötigt (jetzt auf die besondere A pologetik konzentriert), es bleibt die einseitige Orientierung an der Naturwissenschaft, es bleibt der Dualismus (in der wissen­

schaftlichen und der „pneumatischen“ Betrachtung der H eils­

geschichte), es bleibt die praktische W ertung der Irrationalität

des Gottesglaubens als des unentbehrlichen Schutzes gegen ver­

werfliche rein theoretische Aneignung. Aber es ist doch wohl nicht zu verkennen, daß die Annäherung an die apologetische Grundeinstellung der „ändern“ weitere Fortschritte gemacht hat.

Man denke etwa daran, wie die erste Auflage das absolute Kon­

kretum des Glaubens, Christus, als die einzige Rettung unmittelbar in die Not des Denkproblems hineinstellte. Auch da, wo es in der 2. Auflage noch das Losungswort war, in der Auseinandersetzung des Christentums mit den ändern Religionen, ist das „absolute Konkretum“ jetzt einer Umarbeitung gewichen S. 6 8 f. Der Ab­

stand muß sich aufdrängen. Das sensationelle Paradox taucht unter; der Reiz der absoluten Andersartigkeit verbleicht; der Eindruck einer W eltenwende für die Dogmatik wird nicht mehr genährt. Mag sein, daß manche der ersten Schüler, die vom Sturm und Drang sich haben hochtragen lassen, den Wandel nicht ganz ohne Wehmut empfinden (wenn alte und junge Be­

geisterung nicht solch nüchterne „objektive“ Beobachtung unter­

drückt). K. Heim kann auf die sensationelle Zuspitzung verzichten.

Seine Apologetik des Angriffs, der radikalen Konsequenz, seine eindrucksstarke Aufrollung des Lebensproblems aus dem Zu­

sammenhang des modernen Denkens, seine zentrale Anschauung von dem Vergangenen, das Gegenwart ist, von dem übergeschicht­

lichen Christus, seine entschlossene Einstellung auf die Not von Schuld und Sündenfluch (vgl. den neuen Schluß des ersten Teils S. 70) erheben seine W irkung über die Begeisterung von Sturm und Drang und den Reiz von Sensationen. Hoffentlich dürfen w ir bald auch das zweite Heft des dogmatischen Leitfadens in in neuer Auflage begrüßen. W e b e r - Bonn.

Soederblom, N ath an (sch w ed isch er E rzbischof), Der evangelische Begriff eines Heiligen. E in e ak ad em isch e V orlesung. G reifsw ald 1925, V erlag R atsbuchhandlung L. Bam berg. (24 S. gr. 8.)

A m G e g en sa tz zu d en rö m isch -k a th o lisch en V orau s­

setzu n g en zur K an on isation e in e s H eiligen w ird d ie ev a n ­ g elisc h e A uffassun g en tw ic k e lt. N ich t d ie b eze u g te n M i­

rak el, n ich t d ie Tugend, auch n ich t der durch 100 Jahre b ez e u g te sp o n ta n e K ultus m ach en d en H eiligen . V ielm ehr ,.heilig ist, w er durch W e se n und L eb en G o tte s Kraft offenbart — so daß d ie L eu te n ich t ihn sondern sein en V a ter im H im m el p r e ise n “. U nd d och so llte n w ir auch von d er röm isch en A uffassun g lern en . W ir so llte n lernen, den H eroism u s d es M ärtyrertum s und der L ieb e m ehr zu w ü r­

d igen als d ie „h au sb ack en e B ie d e r h e it“. H e ilig k eit läßt sich n ich t am S ch em a der au fk lärerisch en M oral m essen .

B eigefü gt sind d ie A n sp rach en der D ek a n e der th e o lo ­ gischen, m ed izin isch en und p h ilosop h isch en F a k u ltä t der G reifsw ald er U n iv ersitä t, m it d en en sie am 15. Juni 1925 ihren gem einsam en E h rend oktor b egrüßten.

E i e r t - E rlangen.

Stein, A rtur, P rivatd ozen t in Bern, Pestalozzi und die Kantische Philosophie (H eid elb erger A bhandlungen zur P h ilosop h ie und ihrer G e sch ic h te, h erau sgegeb en vo n E. Hoffm ann und H. R ick ert, Bd. 12). Tübingen 1927, J. C. B. Mohr. (XXI, 218 S.) 9 Rm.

D ie a lte F rage n ach dem K an tisch en C harakter der

P esta lo z zisch en P äd agogik h at b is h eu te k e in e ein d eu tig e

Lösung gefunden, und auch durch d ie fleißige, u m fassen d

u n terb au te A rb eit d es B ern er P riv a td o zen ten w ird der

S tr eit n ich t zu E n d e geh en , ob p h ilosop h isch er Id ealism u s

od er R ealism u s P esta lo z zis D en k e n g e sta lte t. V on dem

(6)

11

M eister se lb e r lie g en k ein er lei Ä uß erun gen vor, w e ic h e ein e B eeinflussun g durch d ie K an tisch e P h ilo so p h ie b e ­ zeu gen . S o m ußte der A n sa tz der S y n th e se, d er in der F assu ng d es B u ch titels zum A u sd ru ck kom m t, auf in d irek ­ tem W ege, g ew isserm aß en durch In d izien b ew eis, erhärtet w erd en , und d iesen N a ch w eis bem üh t sich der V erfasser eindringend zu führen. Er glaubt, in d en 90-er Jahren, da d ie Ä ra K ant das G e iste sle b e n b estim m te, ein e gan ze S ch w e ize risch e K an tb ew egu n g um P e sta lo z z i herum fe s t­

ste lle n zu dürfen und d an eb en aus P e sta lo z z is U m gang in d iesem Jah rzehn t als H au p tverm ittler K an tisch er E n ergien F ic h te und N ico lo v iu s, außerdem E m an uel F eilen b erg, Joh ann Ith u. a. n a ch w e ise n zu könn en . G eäu ß ert habe d ieser Einfluß sich zu erst in d en „N ach forsch u ngen , sein e A usw irku n g Hege in der „ M e th o d e“, dem eig en tlich en L eb en sw erk P esta lo z zis, vor. Über d ie se sp e z ie lle F rage hinaus g ew in n t S te in s U ntersu ch un g B ed eu tu n g für die allgem ein e W ertun g d er in P e sta lo z z i tre ib e n d en K räfte.

W ar er nur der S ch auer „u nerm eß licher In tu ition en , der M ann en th u sia stisch er L ieb e, w ie ihn n e u ere D arstellu n gen zeich n en , od er gelan gt allm ählich n eb en der M ystik auch das ratio n a le E th os k lärend und ordnend in ihm zur G e l­

tun g? D urch U ntersu ch un g der P erio d e der A b en d stu n d e m it ihrer d ich terisch -relig iö sen H öh e und der darauf fo l­

gen d en „ w irtsch a ftlich en ” P erio d e m it ihren k raftvollen M itteln w erd en L ebenszu sam m en hän ge in ihrer in neren E inh eit au fg ed eck t, die die ursprüngliche, tie fe E igen art d ie se s u n iversalen M en sch en und E rzieh ers b ek un den, auch w en n d ie hier g e s e tz te Förderung durch ein e tie f­

g reifen d e p h ilosop h isch e B ew egu n g vor der w e ite r e n N a ch ­ prüfung standhält.

E b e r h a r d - H ohen N eu en dorf-B erlin.

Rothacker, Erich, Dr. (P rofessor an der U n iv ersitä t H e id e l­

berg), Logik und Systematik der Geisteswissenschalten.

(H andbuch der P h ilosop h ie, 6. und 7. Lieferung.) M ün­

ch en und B erlin 1926, R. O ldenbourg. (171 S. gr. 8.) Rm. 7.— .

D en fün ften B eitrag zu dem H andbuche der P hilosop h ie, über d e sse n Z iele ausführlich b erich te t ist, ste llt d ie in der 6. und 7. L ieferung e r sc h ie n e n e L ogik und S y ste m a tik der G e iste sw isse n sc h a fte n dar. Ein B eitrag v on gew a ltig er Kraft auf dem B od en einer a ch tu n g g eb ieten d en G eleh rsam ­ k eit. A ls G e iste sw isse n sc h a fte n w er d e n d ie W issen sch a ften b eze ic h n et, w e lc h e d ie O rdnungen d e s L eb en s in Staat, G esellsch a ft, R echt, S itte, Erziehung, W irtsch aft, T ech nik und d ie D eu tu n gen der W elt in S p rach e, M ythus, Kunst, R eligion, P h ilosop h ie und W issen sch a ft zum G egen stan d haben. D ie s e G e iste sw isse n sc h a fte n find et der V erfasser in den W id erstreit der W eltan sch au u n gen v erfloch ten . Ihre M eth od en sind u n m ittelb are F olgeru n gen w en ig er funda­

m en taler w elta n sch a u lich er Präm issen, d erselb en Grund­

anschauungen, w e lc h e w ir im G e b ie t der P h ilo so p h ie und d es gesa m ten g eistig en und k u ltu rellen L eb en s in G eltung finden. A ls T riebfed ern d iese r M eth od en ab er ze ig e n sich uns L eb en sk äm p fe und hinter d en w elta n sch a u lich en V or­

a u ssetzu n g e n selb st E n tsch eid u n gen d es W illen s, F o rd e­

rungen und P o stu la te.

Ich muß g este h e n , daß m ich d ie E n ergie, m it der hier d ie B ed eu tu n g d er p h ilosop h isch en V orau ssetzu n gen für a lles M eth o d isch e b e to n t und der G ed an k e, daß es, um die g e iste sw isse n sch a ftlic h e n B egriffe und M eth o d en v o ll zu v ersteh en , k ein an d eres M ittel gibt, als sie in ihre w e lt ­ a n sch au lich en U rsprünge zu rü ck zu verfolgen , durchgeführt

ist, an m anchen S te lle n g erad ezu in S tau n en v e r se tz t hat.

D iesem S tau n en g e s e llte sich zu d ie F reu d e zu seh en , w ie h ier ein N ich tth eo lo g e m it o ffen sich tlich em In te re sse auch d ie A rb eite n der T h eo lo g en v erfolgt und eifrigst b em üht ist, sie für das G an ze se in e r A nsch au u n gen au szum ünzen (vgl.

e tw a S. 39 f.). H inzu kom m t, daß d ie U n tersch eid u n g von N atur- und G e iste sw isse n sc h a fte n b ei R o th a ck er gegen ü b er den b ek a n n te n id ea listisch en N ivellieru n gen d och e n tsc h ie ­ d en w ie d e r d er alten , und m. E. ein zig rich tigen , sachlich e in g e ste llte n U n tersch eid u n g g erech t wird.

A b e r nun d ie ganz an d ere Frage: ist d ieser R elativism u s w irk lich das L e tz te? D ie F rage ist von R oth ack er in d ieser Form n ich t g e ste llt. A b e r g erad e das ist mir deu tu ngsvoll.

D er R elativism u s „ ze rsetzt n ich t das R eic h der W erte", er läß t „ R ich tigk eit und W er th a ftig k e it b esteh en " . D er G eist, der hand eln w ill, m uß w äh len . „D ie W ah l der W e lta n ­ schauung erfolgt n ich t n ach p sy ch o lo g isc h e n G e setze n , auch n ich t n ach gesch ich tsp h ilo so p h isch en P e n d e lg e se tz lic h ­ k e ite n od er E rm ü d u n gsgesetzen , son dern erfolgt auf Grund eth isch er N o tw e n d ig k e iten ." N ach her h eiß t es: „D ie E n t­

scheidu ng ab er k ann a llein im p rod u k tiven G e w issen liegen . Ihr K riterium h eiß t F ru ch tb ark eit." Sind dam it n ich t z w e i G e sic h tsp u n k te an g ed eu tet, d ie sich n ie d e c k e n w er d e n ? B ei R o th a ck er w ird das freilich v e r d e c k t durch d ie ra tio ­ n alen W er te, d ie gew iß gut m o tiv ier t au ftreten und u n g e­

m ein sym p ath isch berühren. A b e r eb en , e s ist ein V er­

d e c k e n d es P rob lem s, w a s so g esch ieh t. D er G eist, d ie S e e le w ill h öher hinauf, denn sie ist, und hier lie g t m. E.

d ie ein zige Lösung der P rob lem e, n atu raliter christiana.

J e 1 k e - H eid elb erg.

Weigelin, E rnst, Dr. (L an dgerichtsd irektor in Stuttgart), Einführung in die Moral- und Rechtsphilosophie, G rundzüge ein er W ir k lich k e itseth ik . (W issen und F orschen, S ch riften zur Einführung in d ie P hilosop hie, Band 19.) L eip zig 1927, F e lix M einer. (VIII, 202 S. 8.) 6 Rm.

D er C harakter und d ie A b sich t d ie se s B u ch es ist m it dem U n te r tite l „G rundzüge ein er W irk lich k eitseth ik " klar b eze ic h n et. W eig elin k äm pft geg en d ie d ed u k tiv e E thik, d ie das W e s e n der S ittlic h k e it aus ein em a llgem ein en Prinzip n orm ativ a b leite n w ill, und geh t in scharfem G e g en sa tz zu jen er vo n der „ g elten d en em p irisch en M oral" aus, d eren W e se n und S truktur er vor allem durch en g e P arallelisieru n g m it dem R ec h t au fzu h ellen bem üht ist. D as sy ste m a tisc h lo c k e r au fgeb au te, dafür an k o n ­ k retem Inhalt au ßerord en tlich re ic h e und vo n A nfang bis zu E n de in te re ssa n t zu le se n d e Buch, d e sse n G ed an k en durch u m fassen d e A u sein a n d ersetzu n g m it der m oral- und rech tsp h ilo so p h isch en L iteratur se it K ant u n terbau t sind, ste llt sich so v on vorn h erein auf „p ositiven " B od en und leh n t jed e E inm engung m eta p h y sisch er und relig iö ser M o tiv e in d ie w isse n sc h a ftlic h e Erfassung d es S ittlich en ab. D ie M oral „gilt" nur in B e zo g e n h eit auf d ie jew eilig e G em ein sch aft, d ie sie erzeu gt hat, n am entlich auf das V olk und d en Stand, dem der ein z eln e M ensch an geh ört. So sind d ie G e s e tz e der M oral „ zeitlich und örtlich v e r sc h ie ­ den" (51). Ihre gru n d sätzlich e R ech tfertigu n g erhält d iese T h ese durch ein e vo n W eig elin e n tw ic k e lte T h eo r ie d es

„G esam tw illen s" (73 ff.). D er G e sa m tw ille ist zw ar nur ein e F ik tio n , ab er e in e „n o tw en d ig e und fru ch tb are (76).

In sein em Begriff ist das ü b erin d iv id u elle S u b jekt der

eth isch en Im p erative am k la rsten erkennbar. D urch die

Einführung d ie se s G esa m tw illen s glaubt W . zu gleich die

(7)

L ehre von der (hier gan z su b jek tivistisch verstand en en ) A u ton om ie der S ittlic h k e it w id erleg t (69 ff.)* — A u f Grund d ieser A uffassung b esch rän k t sich der G eltu n gsb ereich der M oral ganz auf d ie g e sellsch a ftlic h e n B ezieh u n gen der M en sch en unterein and er; es gibt eigen tlich k e in e Indi­

vid u aleth ik ; auch z. B. das V erb ot der T ierq u älerei kann n icht als sittlic h e s, son dern nur als re lig iö ses v ersta n d en w erd en (39), E b en so w ie das R ech t (52 ff,) hat es auch d ie Ethik n ich t m it der p ersön lich en „G esinnung" zu tun, son dern nur m it d en H andlungen; zur S ittlic h k eit im S in n e W eig elin s geh ören n ich t d ie Id eale, die d ie E thik hier od er da m it m ehr od er w en ig er Erfolg „auf dem Papier"

a u fg e ste llt hat, z. B. d as G eb o t der allg em ein en N ä ch sten ­ lie b e od er das u n b ed in gte V erb ot der Lüge, sondern nur die N orm en, d ie innerhalb der G esa m th eit jew eils ta tsä c h ­ lich in G eltung sind. A lso ist ä u ß erste Z urückhaltung gegen ü b er allen in d ivid u ellen A b w eich u n g en v on der ü b erlieferten M oral [die schon als so lc h e d ie „V erm utung der R ich tigk eit" für sich hat (19)] geb oten , w ähren d auf der an deren S e ite auch d ie k o n k re te S tan desm oral [z. B. der Z w eikam pf, auch d ie „ d o p p elte M oral" für M ann und W eib in den h öheren S tän d en (sic!)] dadurch den C harak­

ter der V erb in d lich k eit und U n a n ta stb a rk eit erhält. B e ­ ze ic h n en d e rw eise b em üht W . sich auch, den U n tersch ied zw isch en M oral und S itte m öglich st zu re la tiv ie re n . E b en ­ so u n tersch eid en sich R ech t und M oral „nur in ihren seku nd ären N orm en, d. h, in ihren V erw irk lich u n gs­

m itteln" (174); es darf n ich t b eh a u p tet w erd en , das R ech t habe es m it d en H andlungen, d ie M oral m it d en G esin ­ n ungen zu tun. — In der S k iz z e ü ber das R ec h t (Kap. 4) b eto n t W . d ie W u rzelu ng d es G e se tz e sr e c h ts im G ew o h n ­ h eitsrech t, d e sse n S ch öp fer n ich t prim är d er S taat, so n ­ dern d erselb e (im w e se n tlic h e n n ation al vo rzu stellen d e) G e­

sam tw ille sei, der auch d ie eth isch en F ord erun gen erzeugt.

N ach ein er leh rreich en D etailu ntersu ch un g über das k o n ­ k rete V erh ältn is rech tlich er und sittlich er P flich ten sch ließ t das Buch m it ein er Zurückführung b eid er P flich t­

k la sse n in ein e „ g esellsch a ftlic h e Lebensordnung", d eren le tz te Z w e ck e freilich n ich t im G lü ck d es ein z eln en oder in der W oh lfah rt der G esam th eit, son dern irgen d w ie außerhalb ihrer lie g en und le tz th in nur durch d ie M eta ­ physik und d ie R elig io n b estim m t w erd en könn en .

Daß W eig elin d ie S tam m lersch e Id ee d es „rich tigen R ech tes" an erk en n t und dam it auch d ie F ortbildu n gs­

fäh igk eit der M oral (freilich n ich t oh ne sehr scharfe B e ­ schränkungen) bejaht, k ann im R ahm en sein er G esa m t­

anschauung fast ü berrasch en . H ier lie g t ein W iderspruch im A n sa tz vor, d e sse n V orh an d en sein d ie tie fe P ro b le­

m atik d iese r „W irk lich k eitseth ik " en thü llt. — W .s A b ­ sicht, m ehr als es in der p h ilosop h isch en E thik v ie lfa ch g e ­ schieht, d ie ta tsä c h lich g e lte n d e M oral zu b erü ck sich tigen , ist durchaus a n erk en n en sw e rt und gibt sein em B u che ein en b eso n d e re n E ig en w ert. A b e r als sy stem a tisch es Prinzip ist d ie Em pirie auf k e in e W e ise au sreich en d . W as W . in d iesem B u ch e versu ch t, ist ein e A rt S y n th e se d es G e iste s der h istorisch en R e c h tssc h u le m it d en G ed an k en d es P ositivism u s; ab er der V ersu ch ist kaum geglü ck t.

D as h o ch k o n ser v a tiv e E thos, das ein st in d en G ed an k en ­ gängen d er sp ätrom an tisch en G e sellsch a fts- und R e c h ts­

leh re se in e gru n dsätzlich e R ech tfertigu n g fand, ist h ier se in e s id ea listisch en K ern g eh a ltes en tle e r t und sch lägt in fast k r itik lo se Bejahung der F orm en und N orm en der

„b ürgerlich en G esellsch aft" um. Über d ie em otion alen

H intergründe d ieser spezifisch bürgerlichen (und vor k riegszeitlich en ) E thik, d ie a n ste lle d es sittlich en N orm ­ b ew u ß tsein s d ie b ru tale T a tsä ch lich k eit d es k o llek tiv en

„G esam tw illen s" se tz t, w äre m an ch erlei zu sagen. Dem T h eo lo g en g ew in n t sie als den kb ar re in ste V erkörperung d es T ypus der „iu stitia civilis" und als offenh erziges S elb stb ek en n tn is der „tatsäch lich gelten d en " M oral le b ­ h aftes In teresse ab. P ro test ein le g en w ird der T h eologe geg en d ie starr g eg en stä n d lich e G eb ietsteilu n g zw isch en M oral und R eligion, d ie W . vornim m t; die R eligion und in sb eson d ere das C hristentum w ird es sich n ich t n ehm en lassen , trotz d ieser v on W . au fgerich teten Schranken (und tro tz der lu th erisch en e sch a to lo g isch en R ese rv e ) ihre N orm en m it A llg e m e in g ü ltig k eitsa k ze n t m itten in d ie p ro­

fane E th ik h ineinzutragen. A b er auch d ie P h ilosop h ie se lb st w ird in ihrer h eu tigen L age u nschw er zeigen k önnen, daß d ie se „ W irk lich k eitseth ik " trotz allen ihren w e r tv o llen E in z elh eite n unter dem N iv ea u d es ein e rse its von K ant und d en N eu kan tianern , a n d ererseits von M, S ch eler b ea rb eite te n eth isch en E rk en n tn isb estan d es b leib t,

D o e r n e - Löbau.

Löscher, Herm ann, Dr. jur„ Deutsches Schulrecht B e i­

träge zu ein er G esch ich te. V erlag: N eu er P reußischer L ehrerverein , B ied eritz, B ez, M agdeburg, 1927, (256 S.) 1 Rm,

D er auf dem G e b ie te d es K irch en - und S ch ulrechts w o h lb e w a n d e rte V erfasser stellt unter dem L eitg ed a n k en d es V erh ältn isses der S ch u le zu K irche und S ta a t in acht A b sc h n itte n d ie G e sch ic h te d es S ch u lrech tes v o n den frü h esten Z eiten bis zu der jüngsten R egelu n g durch d ie R eich sverfassu n g dar. R ich tu n ggeb en d für das V erstän d ­ nis der S ch u lrech tsg esta ltu n g ist dabei, w ie das zu G runde lie g en d e V erh ältn is der M ächte, d ie w ir K irch e und S ta a t n en nen, sich im L aufe d er Jah rh un derte veränd ert: H an­

d elt es sich in der R eform ation und sp ä ter um d ie B e ­ ziehung von g eistlich er und w eltlich er G ew a lt als zw e i F u n k tion en d es ein en K örpers der C hristenheit, so steh en sich h eu te, e in g e le ite t durch d ie A ufklärung und ihre w e lt­

an sch au lich en G rundlagen, in K irche und S ta a t z w e i se lb ­ stän d ige K örp ersch aften gegenü b er, d eren T en d en z auf T rennung geh t. W ie unter d iese n gan z n eu gesch affen en V erh ä ltn issen d ie S ch u lgesetzgeb u n g ein e b efried igen d e Lösung finden kann, erörtert der V erfasser in ein em auf­

sch lu ß reich en S ch lu ß k ap itel, indem er das durch RV. A rt, 146, 2 fe stg e le g te „E lternrecht" als au ssch laggeb en d e G röße für d ie S ch u lgestaltu n g einführt und a u sw e rtet. D ie auf d iese r G rundlage v e r w irk lic h te B e k en n tn is- und W e lt­

ansch auu ngssch ule, n ich t d ie n eu e G em ein sch aftssch u le, lie g t auf d er L inie der g esch ich tlich en R ech tsen tw ick lu n g und führt id e e ll zur V erw irk lichu ng d es in A r tik e l 148 g e ­ z e ic h n e te n B ildu ngsziels. A lle in ein e rein lich e Scheidung d er G e ister kann b e i dem h eu tig en K am pf der W elta n ­ schau un gen d en F ried en in der S ch u larb eit bringen. D ie E rm öglichung d ieser S ch eid un g ab er ist d ie A u fgab e d es R e ic h ssch u lg ese tz es. D ie geg en w ä rtig h öch st b ea ch tlich e S ch rift steig e rt das In te re sse dadurch, daß sie aus ein er A r tik elr eih e in der (die län d lich en K reise sam m elnden) ..N eu en P reu ß isch en L eh rerzeitu n g“ h ervorgegan gen ist.

E b e r h a r d - H oh en N eu en d orf-B erlin .

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