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Der Baumeister, Jg. 27, Beilage

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BEILAGE ZUM »BAUMEISTER*

JAN. 1929 M O N A T S H E F T E FÜR ARCHITEKTUR U N D BAUPRAXIS HEFT 1

BESCHREIBUNG D ER SK ELETTB A U W EISE SYSTEM T O R K R E T

Bei der Torkret-Skelettbauweise besieht die tra­

gende Konstruktion fü r das Dach und die Decken aus einem Eisenskelett. Hierbei ist angenom m en, daß die Decken, die horizontal und die sich selbst tragen­

den, eingespannten W ände die vertikale A ussteifung bilden und daß die W ände außerdem die W indkräfte au f die Stützen übertragen.

Bei der Projektierung eines Gebäudes nach dem Skelettbausystem ist auf eine m öglichst gleichm ä­

ß ige Einteilung der Stützen und Trägerabstände R ücksicht zu nehmen. D er Grundriß ist entweder schachbrettartig (geeignet fü r kreuzweise armierte Massivdecken) oder in einzelnen Rahmenstücken an­

zuordnen (s. Abb. S. 12 ob. rechts). Für jedes Bauvor­

haben kann eine beliebige Stützenentfernung b is zu 5 m gew ählt werden. D ie Spannweite richtet sich aber gew öhnlich nach der fü r den betr. Bau im w irt­

schaftlichen Sinne geeignetsten Massivdecke und nach der Höhe des Gebäudes. Um eine durchgehende W and ohne Pfeilervorsprünge nach dem Skeleltbau- system zu erhalten, sind als Stützen m öglichst nur 10 er P rofile zu verwenden, und zwar je nach der Belastung Leichtprofile 1 0 0 /8 5 , 1 0 0 /1 0 0 , 2 U NP 10 oder 2 U W 1 0 5 /6 5 , letztere entsprechend m it­

tels Futterstücken gespreizt. D ie beiden ersteren reichen in den meisten Fällen fü r drei- bis vierge-

O ben lin k s

D as S ta h lsk e lett w ird v o r d er A u s­

m a u e ru n g m it d e m sch ü tzen d en D ach verseh en

O ben rechts

A u ß en w ä n d e aus A ero k ret-B eto n - b lö ck en

U n ten lin k s u n d rechts N a ch d em d ie D eck en ein g ezo g en sind , aber n o ch vor d er A u sm au eru n g, w er­

den d ie g esa m ten In sta lla tio n en angelegt

A n m e r k u n g d e r S c h r i f t l e i t u n g : M it der A e ro k ret-S ta h lb a u w eise b e g in ­ n en w ir ein e R eih e V eröffen tlich u n gen , w elch e in d em B erich t ü b er d ie M ün­

ch e n er B au stofftagu n g in l ie f t 1 1 /1 9 2 8 a n gekü nd igt w u rd en

(2)

B 10 DER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE H E FT 1

ST U T Z E N D E T A iL 3NN£NSEi

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F£!üî£li HAUSSEN WAND

schossigc Bauten aus. D ie letzten dienen als Stützen fü r die unteren Geschosse höherer Bauten oder an besonders belasteten Stellen.

Reichen unter gewissen Umständen 2 U -P rofile 10 nicht mehr aus, dann ist man genötigt, fü r die unteren Stockwerke stärkere P rofile anzuwenden und Pfeilervorsprünge nach innen oder außen zuzulassen oder aber stärkere Füllkörper zu verwenden.

Die Träger werden an die T-Stützen m ittels W in ­ kel angeschlossen. Bei den ] [-Stützen geschieht der Anschluß der Träger durch den eigenen Steg nach Ausklinkung. Bei den Stützen im Innern des Gebäu­

des ist weniger R ücksicht a u f kleine P rofile zu nehmen, weil diese durch Trennwände oder in sonst bewährter W eise ummantelten Stützen in den ein­

zelnen Räumen weniger stören. Bei den Innenstützen ist es unter gewissen Umständen auch zw eckm äßig, 2 U-Eisen sow eit zu spreizen, daß die Deckenträger durchgeschoben werden können.

Zwischen den Stützen sind in jedem Geschoß R ie­

gel (Ringanker) anzuordnen, die aber an den Längs­

seiten des Gebäudes lediglich als A ussteifung dienen, w eil die W and sich von unten bis oben selbst trägt.

Als Ringanker verwendet man zw eckm äßigerw eise 1 0 er U - oder T -P rofile, die bündig m it Innenkante und innerhalb der Massivdecken angeordnet sind, oder unter gewissen Umständen (z. B. bei besonders breiten Fenstern) in der Mitte der W and. Diese die­

nen dann gleichzeitig als Überlagsträger. D ie R ing­

anker an der Schm alseite des Gebäudes dienen da­

gegen außer als A ussteifung auch zur Aufnahm e eines halben D eckenfeldes.

Bei normalen Bauten m it Fenstern von nicht über 1 ,8 0 m lichter Breite können die Fenster m it armier­

ten Sturzplatten überbrückt werden.

V o r A u f s t e l l u n g d e s S t a h l s k e l e t t s w e r d e n m i t d e n E r d a r b e i t e n f ü r F u n d a ­ m e n t e u n d F u ß b o d e n p l a t t e n a 11 e E r d 1 e i - t u n g e n f ü r G a s , W a s s e r u n d E l e k t r i z i ­ t ä t v e r l e g t . Nach A ufstellung des Eisenskeletts, w e l c h e s d u r c h p r o v i s o r i s c h e Q u e r v e r ­ b ä n d e g e n ü g e n d a u s z u s l e i f e n i s t , ist das Dach aufzubringen und die Massivdecken einzubauen.

G leichzeitig m it diesen Arbeiten beginnen die In ­ stallateure m it dem Verlegen der Rohrleitungen im Innern des Stahlskeletts, auch sind m it diesen Ar­

beiten die Kamine zu errichten.

Als A usfachung dienen Isolierbaukörper, w e l ­ c h e k e i n e o r g a n i s c h e n S t o f f e e n t h a l t e n , vornehm lich Aerokretplalten odorBim s-Isolierbaukör- per System Remy. D iese Baukörper werden in einer Stärke von IG bis 22 cm und in einer G röße von 1/ 5 qm fabrikm äßig hergestellt und im Verbände in jedes Rahm enstück eingesetzt (siehe Detailzeichnun­

gen). D ie Höhe eines Raukörpers beträgt 3 3 cm ,

(3)

H EFT 1 D ER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE B 11

STtITZt SCHEMA EIHEB KONSTBUK

TlON MIT AEÜOKßETDlAI-

TEN,

V1ÖAHKEBUN6,

>SMAniViECK£.

AEÜOKBEFAOCKSrEINE

AsuitsrE jiutz-

BESTIE EOS OEFNUNGXKl U H U A S o m .

ÜACHBAtKEM, STICHBALICEN

WECHJfL

‘BO-HSAUTZitCKf

G E S I M S B l l H O L Z B A L K E N D E C K E U N D H O L Z D A C H ,

G E S I M S B E I M A S S I V D E C K E U N D H O L Z D A C H ,

UBEßlA&STCloEE FUß OFF-

NÜN&EN UBEJZ /nOm, TDA6ENDES 2IN&ANKEDAN DEN JCHMALSEfiEN DIE

GEBAUTE,

die Norm allänge 6 0 cm. D ie Platten, w elche an die Stützen anschließen, haben besondere K opfstücke (vgl. D etailzeichnung).

D er W inddruck w ird in der Zugzone durch in den Fugen liegende und an den Stützen abgebogene Rund­

eisen und in der D ruckzone durch den etwa 1,5 cm starken Zementaußenputz aufgenom m en, so daß die Aerokrelplatten außer als Verbindungsglied lediglich als isolierende und sich selbst tragende Füllkörper an­

zusehen sind.

D ie Baukörper selbst werden trocken aufgesetzt und m it Aero-Mörtcl vergossen. D ieses Bindematerial hat quellende E igenschaften und verursacht das Ver­

wachsen der Platten unter sich, w obei die Fugen ebenfalls isolierend wirken. Das Aufsetzen der P lat­

ten m it Aero-Mörtel ist auch im W inter auszuführen, da eine E infrieru ngsgefahr nicht besteht.

D ie eisernen Stützen und R iegel werden gegen Temperaturschwankungen von außen, teilw eise auch von innen, m it einem besonderen Isolierstein, welcher aus Aerokret oder aus sonstigem porösen Material m it fest eingearbeitetem im prägnierten Kork besteht, ge­

schützt. D iese U -förm igen Spezial-Isoliersteine bil­

den m it den W andprofilsteinen an einer Stütze einen Ilohlraum . D ieser Hohlraum wird nun fortlaufend m it dem Aufsetzen der W andbaukörper und der Spe- zial-Isoliersteinc, w elche m ittels Zementm örtel an die Stützen angepreßt werden, m i t q u e l l e n d e m A e r o - M ö r t e l ausgegossen, so daß nicht nur eine vollständig rostsichere und feu erfeste Um m antelung des Eisens, sondern auch eine innige Verschw eißung der Platten m it den Eisenslülzen staltfindct (vgl.

auch hierzu D etailzeichnung Seite 10 oben).

D ie Außenw andflächen sind zw eckm äßig zu tor- kretieren, und zwar m it einem Gemisch von Zement, Graukalk und Ivics in einer Stärke von ca. 1 ,5 cm.

D ieser Außenputz kann glatt abgerieben oder auch rauh gelassen werden. Es em p fieh lt sich, diesen Putz m it einer Zementfarbe zu überspritzen. Außenwand­

flächen können auch ohne w eiteres m it Klinker oder Riem chen verblendet werden, so daß die Aerokret- platten lediglich die Hinterm auerung darstcllen.

Säm tliche Zwischenwände, W ohnungstrennwände usw. werden erst nach der Installation säm tlicher Hauptleitungen für Heizung, Gas und W asser herge- stellt, und zwar aus 7 oder 10 cm starken Aerokret- platten. Diese Platten werden in der Art der P rü ß- wände eingespannt und m it verl. Zementmörtel in einer bestim mten M ischung versetzt.

Ein Innenputz ist nicht notw endig; denn säm tliche Innenwände und die Innenseiten der Außenwände werden m it einem Hobelinstrum ent abgeschliffen und verfugt und sind fü r die Tapezierung sofort fer­

tig. Sollen die W ände gestrichen werden, so werden diese Flächen nochmals m it einem Gemisch von

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B 12 DER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE H E FT 1 Gips, Kalk und Sand geschläm m t und haben au f

diese W eise das Aussehen einer gut gefilzten W and.

D ie W ände sind sofort trocken, so daß au f das Aus­

trocknen des sonst üblichen Putzes nicht gewartet werden braucht.

D ie zw eckm äßigste Art des Einsetzens von Fen­

stern und Türen ergibt die beiliegende D etailzeich­

nung S. B 10, jedoch sind auch andere Konstruk­

tionen ohne weiteres zulässig. Einzelne Knotenpunkte sind im Detailblatt S. B 11 dargcstellt.

D i e V o r t e i l e

dieses neuen Hausbausystem s sow ohl in bezug auf die D auerhaftigkeit der Gebäude als auch au f ihre W irtschaftlichkeit sind u. a. die folgenden:

1. D er Torkretputz verbindet sich so innig m it den Wandbaukörpern, daß ein Abfallen des Putzes auch nach Jahren nicht zu befürchten ist. Die einschließ ­ lich Putz ca. 2 2 cm starken Außenwände sind in besonderem Maße wärm caufspcichernd und schall­

sicher. Sic haben nach neueren Gutachten eine etwa dreimal so günstige W ärm eleitzahl als Ziegelmauer­

wände. D er Putz ist wasserdicht und läß t selbst starken Schlagrcgen nicht durchdringen.

2. D ie m assiven Decken, das Fehlen jeglichen H olzes in der Baukonstruktion, schließ t die so ge­

fürchtete Schw am m gefahr aus. D ie Feuersicherheit dieses Massivbaues ist eine größere, deshalb eventuell nur geringere Brand- und W asserschäden.

3. Außerordentlich schnelle Fertigstellung der Gebäude.

4. Sofortige Bezugsfähigkeit in fo lg e Trockenmon­

tage der isolierenden Füllkörper. Kein Innenputz.

5. D ie Arbeit au f der Baustelle w ird au f eine kurze Bauzeit herabgesetzt — fabrikm äßig herge­

stellte Ilausbauleile werden nur m ontiert — . 6. Das Torkrct-Hausbausystcm spart trotz seines m assiven A uf- und Ausbaues an Baukosten, und zwar:

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m WUNSCHE DECKEN (JWNNV. BIS 1,5 0 m)

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B ES O N W ES T U E M E I Mi/ S E E Z U L D E ü S E ( S5ANNW. i i s 4 , 3 0j u)

F ü r den E n tw erfen d en in n e u e n B a u w eisen ist vor a lle m K larh eit üb er die D im e n sio n ie ru n g in rä u m lic h e r u n d kon stru k tiver H in sich t w esen tlich , (D ie S c h r iftle itu n g )

durch die fabrikm äßige, m eist m aschinelle H erstel­

lu ng der H auptteile des Gebäudes; durch eine leich ­ tere Typisierung und Norm ung, durch die kurze, örtliche Bautätigkeit — das Verfahren ist in g e­

ringstem Maße von W ilteru ngseinflü ssen abhängig, da eine E infricrungsgefahr während des Baues nicht besteht; durch eine geringere bebaute Fläche und kleineren umbauten Raum — Ersparung an Grund­

stücks- und Baukosten; durch eine bessere W ärm e­

aufspeicherung — geringere H eizungsanlagc- und Betriebskosten; durch die schnelle B ezugsfähigkeit der sofort trockenen Räum e; durch vermehrte Ver­

w endung ungelernter Arbeiter, bei der Bauplatten­

herstellung und Montage, sow ie bei Torkretarbeiten;

durch einen schnelleren, m ehrfachen Umsatz des Baukapitals innerhalb eines Jahres.

(5)

H E FT 1 D ER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE ß 13

D E R G A S B E T O N

N ach einem B erich t der R eich sforsch u n gsgesellsch aft v. A ugust 1928 ü ber eine Studienreise^nach Schw eden

\25ew» - X ..

¿iavtnstr-H ~

C,robbeton - i-Ocm

J c i n & t r o r } - S S c .

V ergleich der W ä rm eleitfä h ig k eit D as G efü ge des G asbetons

Gasbeton wird in Schweden seit 1 9 2 3 ausgeführl.

Er hat sich bewährt, sow ohl in Bauten ohne Trag­

gerüst als auch in Bauten m it Eisen- und Eisenbeton- Skelett.

D er Gasbeton wird in Schweden hergestellt in Blöcken von 5 0 : 2 5 cm , bei einer Stärke von 7, 14,

1 7 ,5 und 2 0 cm . Feuchtigkeit (Regen) soll nach An­

gabe nicht tiefer als 5 m m in Gasbeton eindringen.

(Sp ezifisch es Gewicht ist etwa 0 ,8 5 bis 0,9. Der Gasbeton kann natürlich auch m it geringerem und höherem spezifischen Gewicht ausgeführt werden, je nach den A nforderungen, die man an ihn stellt be­

züglich der llellh örigk cit, der Festigkeit oder W ärm e­

isolierfähigkeit. D er Gasbeton von einem sp ezifi­

schen Gewicht von 0 ,8 bis 0 ,9 hat sich in Schweden fü r die Außenmauern in einer Stärke von 2 0 cm be­

währt.)

Versuche über Frostbesländigkeit haben ergeben, daß der Gasbeton den wiederholten Einwirkungen des Frostes standgeliallen hat, ohne daß an den Kan­

ten irgendw elche Abbröcklungen beobachtet werden konnten, während die gleichzeitig untersuchten ge­

brannten Tonziegelstcine starke Abblätterungen und Zerstörungen aufw iesen. Außerdem sind an der C o ­ l u m b i a U n i v e r s i t y i n New York Brandversuche m it Gasbeton gem acht worden. Hier handelt es sich um Brandproben, die ein sehr günstiges Resultat er­

geben haben (siehe Tabelle).

Bei den Brandversuchen ist der Gasbeton wäh­

rend 4 Stunden einem intensiven Feuer ausgesetzt worden, das eine Temperatur von 9 5 0 ° gehabt hat, danach wurde auf die heißen Gasbetonwände L ösch­

wasser gespritzt. D ieser Versuch, der w eit über das Maß der von uns an die Feuerbcständigkeit eines Materials gestellten Anforderungen hinausgeht, hat ergeben, daß nur ganz gerin gfü gige Zerstörungen an den Unterseiten der Gasbetondecke entstanden sind (vgl. Abb.). A u f Grund dieses Versuches w ürde damit der Gasbeton bei uns als feuerbeständiges Baumate­

rial angesehen werden können, genau so w ie der massive Ziegelbau. Bei diesem Brandversuch hat sich gleich zeitig die vorzügliche W ärm eisolierfähigkeit des Gasbetons insofern erwiesen, als ein T e m p e r a ­

t u r - G e f ä l l e z w i s c h e n d e r u n t e r e n S e i t e u n d d e r o b e r e n S e i t e d e r D e c k e v o n 9 0 0 0 bis 1 2 0 ° C f e s t g e s t e l l t w u r d e , b e i e i n e r D i c k e d e r D e c k e v o n 10 cm. Es sei noch be­

merkt, daß die Gasbetonblöcke m it Eisen armiert waren, und es h at sich herausgestellt, daß sogar groß e W ärm eunterschiede eine Zerstörung des Gas- cisenbetons nicht hervorzurufen vermochten. S ch ließ ­ lich sei noch darauf hingew iesen, daß bei dem Brand­

versuch die D ecke m it 3 2 0 0 kg pro qm belastet war und die starke Erwärm ung des Eisens eine schnelle Zerstörung der D ecke hätte herbeiführen m üssen.

Zur H erstellung von Gasbeton wird Portlandze­

m ent und als Z usatzstoff scharfer H ochofenschlak- kensand, der dort besonders billig zu haben ist, ver- wendet.

Der Gasbildner besteht im wesentlichen aus Alu­

m inium -Pulver, jedoch ist die M ischung Geheim nis.

Durch Zusatz des Alum inium -Pulvers tritt eine che­

m ische Reaktion des Gemisches ein, wodurch W ärme erzeugt w’ird und eine Gärung eintritt, die anschei­

nend um jedes Alum inium -K orn herum eine g e­

schlossene Gaszelle bildet. Die Gaszellen stehen un­

tereinander nicht in Verbindung, sondern zwischen den Gaszellen sind stets Betonstege, w’orauf die gute

A u sm a u eru n g ein es E isen b eto n ra h m en w erk s m it G asb eto n b lö ck en

(6)

D ie vorsteh en d en A b b ild u n g en geben d ie K on stru k tion en w ieder, an d e n e n d ie im T e x t g en a n n te F eu erp ro b e d u rc h ­ g e fü h r t w u rd e

G c ja m ia n jic b f

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1

H E FT 1 DER BAUMEISTER JANUAR 1 9 2 9 BEILAGE

O u c rjc h n itt

Aerocrc^e Ba'.fien

A c ro c rc tc

B c lk e n J

(7)

H EFT 1 DER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE B 15

Isolierfähigkeil, die geringe Feuchtigkeilsaufnahm e und das geringe Gewicht zurückzuführen sind. Im übrigen ist die Fabrikation verhältnism äßig einfach.

W o r a u f e s i m w e s e n t l i c h e n a n k o m m t , i s t d i e g u t e A u s t r o c k n u n g d e r G a s b e ­ t o n b l o c k e v o r i h r e r V c r w e n d u n g . N a c h A n g a b e v o n H e r r n 0 b e r i n g. L i n d m a n n s c h w i n d e t d e r G a s b e t o n b e i m A b b i n d e n u n d A u s t r o c k n e n u m e t w a 1 ,2 5 m m p r o m.

D i e s e S c h w i n d u n g t r i t t i n ’n e r h a 1 b d e r e r s t e n z ' w e i M o n a t e m i l 75ä'o e i n , d e r R e s t v o n 2 5 o/o e r f o l g t i m d r i t t e n M o n a t .

D i e s e r U m s t a n d i s t b e s o n d e r s z u b e ­ a c h t e n , w e n n m a n R i s s e b i l d u n g e n v e r ­ m e i d e n w i l l . E s d ü r f e n i m a l l g e m e i n e n d e m z u f o l g e G a s b e t o n k ö r p e r n i c h t f r ü ­ h e r a l s z w e i M o n a t e n a c h H e r s t e l l u n g z u r V e r w e n d u n g g e l a n g e n , e s s e i d e n n , d a ß d u r c h k ü n s t l i c h e T r o c k n u n g e i n e f r ü h e r e V e r w e n d b a r k e i t e r r e i c h t w i r d .

Der Beton wird in dünnflüssiger Masse in die Form gegossen und bindet innerhalb 2 4 Stunden so w eit ab, daß es m öglich ist, die Platten aus den Form en herauszunehm en; sie sind dann noch erd- feucht.

Bei der Abbindung bildet sich, abgesehen von der A bbindungswärme des Betons (etwa 2 0 ° ) , eine zu­

sätzliche W ärm e aus der Gasbildung von etwa 8 ° . Bei kälterer W itterung m uß die Betonmasse in den Form en durch Strohmatten abgedeckt werden.

D ie schwedischen Fabriken fabrizieren pro Tag etwa 3 0 cbm. D e r G a s b e t o n w i r d i n S c h w e - d e n z u d e m v e r h ä l t n i s m ä ß i g h o h e n P r c i s v o n Kr. 5 5 ,— /in 3 — e t w a R.M. 6 0 ,— v e r k a u f t (wohl in folge sehr h oher Arbeitslöhne).

Zu bemerken ist noch, daß die Schweden die Gas­

betonblöcke rechteckig ohne Nut und Feder her­

steilen und sie in gew öhnlichen K alkm örtelfugen von etwa 1 bis 1,5 cm versetzen.

Dem gegenüber erscheint die Fabrikationsart einer Berliner Firm a besser, da diese m it N ut und Feder arbeitet und der V erguß innerhalb des sich elförm i­

gen Ilohlrauines von Nut und Feder m it G a s b e t o n (nicht m it Mörtel) erfolgt. A u f diese W eise werden die in der Wand in die Erscheinung tretenden Fugen nur sehr dünn und die F ugenfestigk eit der W and eine bessere, außerdem ist eine Arm ierung in den Fugen m öglich.

Der Gasbeton hat sich in Schweden seit seiner E in­

fü h ru ng 1 9 2 3 im allgem einen bewährt. Es ist eine größere Anzahl von Häusern teils m it, teils ohne Ske­

lett ausgeführt worden. D er W ärm eschutz scheint nach Befragen der Bewohner fü r das kältere schwedische Klima ausreichend, auch scheint eine gute S ch all­

isolieru n g durch den Gasbeton erreicht zu werden. Di<f Ausführung erstreckt sich in Schweden nicht nur au f AVände, sondern bei einzelnen Bauten auch au f Iso­

lierung der Dachflächen gegen die K älte-E inw irkun­

gen. Dabei wurde zwischen eisernen Trägern armier­

ter Gasbeton verwandt.

(8)

B 16 DER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE H E FT 1

DIE H A FTU N G FÜ R W ERKMÄNGEL NACH DER VERDINGUNGSORDNUNG

GRUNDLAGEN. EINREDE DES NICHT ERFÜLLTEN VERTRAGES

Von Justizrat P. ROSS (N ach d ru ck verboten) D i e V e r d i n g u n g s o r d n u n g f ü r B a u l e i -

s t u n g e n (VOB) ist weder Gesetz noch Verordnung.

Sie ist von einem au f Ersuchen des Reichstages ein­

gesetzten Ausschuß Sachverständiger — Reichsver­

dingungsausschuß — als vorbildliche Vertragsnorm in der Annahme au fgestellt worden, daß ihr Inhalt den jetzigen Verhältnissen am besten entspricht, und soll den Verträgen über Bauleistungen m öglichst all­

gem ein zugrunde gelegt werden. Baulcistungen stel­

len ein Bauwerk her oder halten es im Stande, sie bestehen in Bauarbeit oder L ieferung von B austoffen oder Bauteilen (VOB A § 1 ) . D ie VOB w ill fü r Bau­

verträge (Vorwort, vorletzter Absatz) in weitem Um ­ fange Verlragsrecht an die Stelle des Gesetzesrechts über den Werkvertrag setzen. N icht schon durch ihr Dasein ist sie fü r die Rechtsbeziehungen der Ver­

tragsparteien m aßgebend. Erst wenn die Beteiligten, was Sache ihres freien Entschlusses ist, die VOB zum Bestandteil des Bauvertrages machen und damit als Verlragsinhalt vereinbaren, g ilt sic k raft dieser Ab­

rede fü r den Bereich des Vertragsverhältnisses.

Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB.) regelt die H aftung des Unternehmers (U.) fü r W erkm ängel als Gesetz. Vereinbarungen der Beteiligten gehen im all­

gemeinen dem Gesetze vor. Deshalb hat auch die VOB., wenn die Baubeleiligtcn sie als Grundlage für ihr Vertragsverhältnis vereinbaren, an sich den Rang vor den entsprechenden Vorschriften des BGB.

D ie VOB. weicht vom Gesetzesrecht t e i l s z u ­ g u n s t e n t e i l s z u u n g u n s t e n des U. ab. Für das Gebiet der M ängelhaftung bestehen die Unter­

schiede im Kerne darin, daß die VOB. einen An­

spruch des Bestellers (B.) au f W andelung (Rück­

gängigm achung) des Werkvertrages nicht kennt, sein Recht au f Schadenersatz einschränkt, die Ver­

jährungsfrist abkürzt und die Verweigerung der Ab­

nahme nur wegen wesentlicher W erkmängel zuläßt.

Nach § 6 3 7 BGB. ist eine Vereinbarung, welche die H aftung des U. fü r W erkm ängel erläßt oder be­

schränkt, zwingend nichtig, wenn der U. den Man­

gel a r g l i s t i g v e r s c h w e i g t . Ist das der Fall, so tritt fü r den arglistig verschwiegenen Mangel ent­

gegen den \ OB-Yorschriften die H aftung nach dem BGB. ein, so w eit es dem B. günstiger als die VOB. ist.

Auch wenn die Geltung der VOB. vereinbart ist, bestimmen sich g r u n d l e g e n d e R e c h t s b e - g r i f f e , wie Kündigung, Verzug, Schadenersatz, Abnahme, Verjährung, nach dem Rechte des BGB.

Ferner gilt das BGB., wo die VOB. a u f es B ezug nimmt. W ie w eit im übrigen sich YO15.-liech t an die Stelle des BGB. setzt und dessen Anwendung aus­

schließt, ist Sache der Auslegung. Der U m fan g des Ausschlusses, fü r den deutliche Erkennbarkeit ver­

langt werden m uß, kann m itunter zw eifelh aft sein, zumal die VOB. ihn nicht ausdrücklich bestim mt, und, so viel bekannt, fü r die A uslegung dienliche Vorarbeiten des R eichsverdingungsausschusses nicht veröffentlicht sind.

D ie VOB. nennt die Vertragsparteien A uftraggeber und A uftragnehm er. Ich setze dafür die W orte der Gesetzessprache beim W erkverträge „B esteller“ und

„Unternehm er“. Sie sind eingebürgert und sprach­

lich w eniger schw erfällig.

G r u n d l a g e n d e r M ä n g e l h a f t u n g . Der U. hat das W erk g e m ä ß d e m V e r t r a g e herzustellen und dabei die a n e r k a n n t e n R e g e l n d e r T e c h n i k und d i e g e s e t z l i c h e n u n d p o l i z e i l i c h e n V o r s c h r i f t e n zu beachten (VOB. B. § 4, Nr. 2, Absatz 1). Er übernimm t die Gewähr, daß seine Leistung zur Zeit der Abnahme dem Vertrage entspricht, also die vertraglich zuge­

sicherten Eigenschaften hat und nach den anerkann­

ten R egeln der Technik ausgeführt ist (B. § 13, Nr. 1). Soweit dem W erke eine vertraglich zuge­

sicherte E igenschaft feh lt oder die A usführung von den anerkannten Regeln der Technik, also vom Nor­

malzustände nach unten abweicht, hat es einen Man­

gel. D er U. ist fü r Mängel des W erkes verantwort­

lich, ohne daß unterschieden wird, welcher Umstand den Mangel verursacht hat. Er haftet fü r ihn auch, wenn er den Mangel nicht verschuldet hat.

D ie rechtlichen W irkungen, die durch W erkm än­

gel ausgclöst werden, sind je nach der Bedeutung des Mangels verschieden. V ö l l i g g e r i n g f ü g i g e M ä n g e l werden vom Verkehr nicht beachtet. Der B. m uß sie hinnehmen und kann den U. fü r sie nicht haftbar m achen1). Das g ilt auch, wenn der U.

eine E igen sch aft des W erkes zugesichert hat und die A usführung nur verschwindend abwcicht. Das Gegenteil widerspräche Treu und Glauben. D ie VOB.

teilt diesen Standpunkt. Nach ihr sind bei Leistungen nach Probe die E igenschaften der Probe nicht zu vertreten, soweit die Verkehrssilte Abweichungen als bedeutungslos ansieht (B. § 13, Nr. 2).

Für alle nicht völlig gerin gfü gigen Mängel h aftet der Unternehm er grundsätzlich. Jedoch schwächt sich seine H aftung zum Teil ab, wenn der Mangel nicht w esentlich ist. Ob ein Mangel w e s e n t l i c h oder, was dasselbe bedeutet, erheblich ist, entscheidet sich nach der Gesamtheit der Umstände. Mängel, die leicht erkennbar sind und in kurzer Zeit m it ge­

ringen Kosten unschwer beseitigt werden können, sind nicht wesentlich. Ist es schw ierig, die Ursache

*) W arn ey o r, R ech tsp rech u n g des R eichsgerichts (W a rn .) 1909» 1 8 7 ; R eichsgericht Zivilsachen (G Z .) 6 7 , 1 4 7 .

(9)

H EFT 1 DER BAUM EISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE B '1 7 des Mangels zu finden oder ih m abzuhelfen, oder be­

steht die G efahr, daß der Mangel trotz der Nachbes­

serung wieder aul'lcbt, so ist er w esentlich2). Das Fehlen einer vertraglich zugesicherten E igen sch aft ist, fa lls die A usführung nicht nur bedeutungslos ab­

weicht, in (der R egel wesentlich. W enn auch der Man­

gel, rein sachlich betrachtet, nicht erheblich sein sollte, bringen die Vertragsteile, w elche die Zusiche­

rung vereinbaren, dadurch zum deutlichen Ausdruck, daß nach ihrem Vertragswillcn die Gewährung der zugesicherten E igen sch aft w esentlich sein soll. Sie können einer an sich nicht wesentlichen E igen sch aft des W erkes entscheidenden W ert beilegen. Denn der Vertragswille steht fü r ihre rechlsgeschäftlichen Be­

ziehungen herrschend über der Sache. Dahin geht auch die bisherige R echtsprechung3).

Anerkannte Regeln der Technik gibt es nur bei D ingen bekannter Art. Für n e u e u n d u n e r ­ p r o b t e B a u a r t e n u n d W e r k s t o f f e m uß es daher genügen, wenn der U. das W erk so herstellt, w ie cs nach dem neuesten Stande der Technik m ög­

lich ist (W arn. 1 9 0 8 , 1 5 3 ). M ängel, die sich trotz­

dem zeigen, hat der U., sow eit er nicht bestim m te E igenschaften des W erkes zugesichert hat, nicht zu verantworten. D och trifft dies uneingeschränkt nur zu, wenn der B., vielleicht w eil er selbst sachkundig ist, die Uncrprobtheit und das m it ihr verbundene W agnis kennt. Sollte der B. es nicht kennen, so hat der U. ihn au f das Unsichere der beabsichtigten Aus­

füh ru ng hinzuw eisen. D er B., der dem gegenüber au f der A usführung beharrt, trägt selbst die Folgen, nicht der U. D agegen haftet der U. fü r sie, falls er den H inweis vorsätzlich oder fahrlässig nicht be­

wirkt.

W enn der U. einen Mangel a r g l i s t i g v e r ­ s c h w e i g t , haftet er, sofern das allgem ein e bür­

gerliche Recht gegenüber der VOR. eine schärfere H aftu n g fü r den Mangel vorsieht, dem B. fü r den verschwiegenen Mangel nicht nach VOB.-Recht, son­

dern nach dem BGB. Der U. ist nicht verpflichtet, dem B. alle Umstände zu offenbaren, die au f dessen Verhalten von E in flu ß sein können (RGZ. 62, 1 5 0 ).

Das b loße Verschweigen eines Mangels ist deshalb fü r sich allein nicht arglistig, namentlich wenn der Mangel in die Augen fällt (RG. Bolze 11 Nr. 3 9 7 ).

S oll das Verschweigen arglistig werden, so m uß die Absicht, den Vertragsgegner zu täuschen, hinzutre­

ten. D er Mangel m uß für das Zustandekommen des A bschlusses, die Preishöhe oder die Abnahme von Bedeutung sein. Der U. m uß den Mangel kennen, ver­

muten oder ihn fü r m öglich halten (W arn. 1 9 1 5 , 1 5 6 ) und w eiter damit rechnen, daß dem B. der Mangel nicht bekannt ist. W enn dann der U. ent­

gegen den Anschauungen des redlichen Verkehrs den Mangel verschweigt, obwohl er w eiß, der B.

würde bei Kenntnis der wahren Sachlage den W erk­

vertrag nicht schließen, den Preis nicht bew illigen 2) W a rn . 1 9 1 2 , 2 2 6 , 3 3 4 ; 1 909, 1 2 5 ; 1908, 2 7 2 ; HG.

J u ristisch e W o ch en sch rift ( J W .) 1907, 174 N r. 11.

3) H G . J W . 1 9 1 3 , 4 8 1 ; R G Z . 66, 1 6 9 f.; S taub H andels­

gesetzbuch 12. u . 13. A u fl. (S ta u b ) A nm . 168 A nh. zu S 3 7 4 .

oder das W erk nicht abnehmen, ist das Verschwei­

gen arglistig (RG. Gruchot 5 2 , 9 8 1 ; RGZ. 6 2 , 3 0 2 ).

D em arglistigen Verschweigen steht die arglistige Zusicherung oder arglistige V orspiegelung einer nicht vorhandenen E igenschaft des W erkes g le ic h 1).

W eiß der U. bei Vertragsschluß, daß er außer­

stande ist, das W erk m it der von ihm zugesicherten Eigenschaft herzustellen, so handelt er arglistig. Zum B egriffe der A rglist ist nicht erforderlich, daß der U. irgendw elche Mittel anwendet, die erschweren oder verhindern sollen, daß der M angel entdeckt wird (RG. G rucliol 5 2 , 9 8 1 ). D ie b loße Absicht des U., den W erkvertrag m angelhaft zu erfüllen , bedeu­

tet in der R egel noch kein arglistiges Verschweigen RGZ. 7 0 , 4 2 7 ) . Ferner liegt Arglist nicht vor, wenn der U. aus Fahrlässigkeit oder in der Annahme verschweigt, daß der B. den M angel wahrgenom m en habe oder bei L ieferung wahrnehm en werde, oder daß der Mangel unwesentlich und ein flu ß lo s sei5).

Kennt der B. den Mangel, so wird ihm vom U., der den M angel-unerw ähnt läßt, nichts verschwiegen6).

D ie A rglist m acht im Einzelfallc die E rleichte­

rungen der W erkm än gelh aftp flich t des U., wie sie von der VOB. gegenüber dem BGB. vorgesehen sind, n ichtig, gleichviel ob die Arglist vom U. beim Ab­

schlüsse des Bauvertrages, bei der A usführung des W erkes oder bei seiner Abnahme verübt ist7). § 6 3 7 BGB., der die einschränkende Abrede fü r n ichtig erklärt, geh l zwar davon aus, daß der Mangel bei der Abrede verschwiegen wird. D em steht es aber hier gleich, wenn die Arglist bei der E rfü llu n g des Vertrages begangen wird, zum al es sich um ein erst nach Verlragsschluß herzuslellendes W erk handelt, und die H aftung wegen Vorsatzes dem Schuldner n ich t im voraus erlassen werden kann (§ 2 7 6 Ab­

satz 2 BG B.). Bei vorsätzlichem Vertragsverstoß komm en auch bloße Beschränkungen der H aftp flich t nicht in Betracht (RGZ. 1 1 0 , 6 4 ), die Beschränkung der H aftp flich t bedeutet ihren Teilerlaß. Hat das W erk m ehrere Mängel, die teilweise arglistig ver­

schw iegen werden, so ist die Einschränkung der H aftp flich t des U. nur fü r die arglistig verschwie­

genen Mängel nichtig, während sie fü r die übrigen Mängel bestehen bleibt (RGZ. 62, 1 2 4 ).

Abgesehen von der H erstellung des W erkes selbst hat der U. gew isse N e b e n p f l i c h t e n , deren schuldhafte Verletzung ihn dem B. haftbar macht.

Gegenüber unberechtigten oder unzweckmäßigen W eisungen des B. hat er seine etwaigen Z w eifel gel­

lend zu machen (B § 4 Nr. 1 Absatz 3 ). W eiter hat er, und zwar sch riftlich vor Beginn der eigenen Arbeiten, dem B. seine Bedenken gegen die vorge­

*) W a rn . 1 913, 3 3 4 ; R G . J W . 1 9 1 1 , 8 0 8 , N r. 1 3 ; RG . G ru ch o t 4 8, 3 3 6 .

6) K G . J W . 1 9 0 5 , 6 3 9 , N r. 3 ; R G . G ru c h o t 5 2 , 9 8 1 ; R e ic h so b e rh a n d c lsg e ric h t (K O liG .) 2, 192; O b e rla n d e sg e ric h t (O L G .) D re sd e n A nnalen 30, ¡l67.

6) K G . L eipziger Z eitsch rift (L Z .) 1 9 1 8 , 8 3 8 , N r. 7.

7) K G Z. 5 ö , 2 1 4 ; O L G . D resden A nnalen 3 0, 3 6 6 ; D crn - h u rg , D as b ü rg e rlic h e R ech t. 3. A u fl., Band 2, A b t. 2, $ 3 2 1 IV , A bs. 2, Salz 2 (fe h lt in d er 4 ., von Kaape bearb eiteten A u fl.);

vgl. S tau b A nm . 1 5 9 zu S 3 7 7 .

(10)

B 18 DER BAUM EISTER / JANUAR 1 9 2 9 / REILAGE H E FT 1 sehene Art der A usführung, gegen die Güte der vom

B. gelieferten W erk stoffe oder gegen die Leistungen anderer U. m itzuteilen (B § 4 Nr. 3); W er k sto ff ist auch der Baugrund. Eine allgem eine P flich t zur A ufsicht über die Leistungen anderer w ill die VOB.

dem U. nicht auferlegen. Vielmehr fo lg t aus B § 13 Nr. 3 und der Tatsache, daß der H inw eis vor Beginn der eigenen Arbeit zu erfolgen hat, die Beschränkung der M itteilungspflicht au f die Vorleistung anderer U., d. h. au f frem de Arbeiten, die der U. benutzt, um die eigenen Sachleistungen darauf anzubringen.

Fälle dieser Art sind z. ß . gegeben, wenn der Putz- U. Putz au f den von einem anderen U. hergcstell- ten Mauergrund (C I I a Nr. 8 ), oder der Dachdecker das Dach au f die vom Zimmerer gefertigte Lattung aufbringt (C VIII Nr. 1 6 ). Mauergrund und Lattung sind die Vorarbeiten, die der Putz-U. oder D ach­

decker zu prüfen, und deren etwaige Mängel er vor Beginn der Putz- oder Dachdeckerarbeiten dem B.

m ilzuteilen hat. D ie gleiche P flich t trifft den Maler und Anstreicher (C X III Nr. 9 ), den Tapezierer (C XIV Nr. 6) fü r den von innen zu benützenden Un­

tergrund. Ähnliche P flichten liegen dem Brunnen­

bauer ( G X X Nr. 5) und dem Steinsetzer ob (G X X1 Nr. 9 ). Der U., der seiner H in w eispflicht nach- kom m t, ist wegen der entsprechenden Baumängel verantwortungsfrei (B § 13 Nr. 3 ). Dagegen haftet er, wenn er den H inweis schuldhaft unterläßt8).

Die in der VOR. vorgesehene S c h r i f t f o r m wird erfüllt, wenn der U. oder sein bevollm ächtigter Vertreter die M itteilung handschriftlich unterzeich­

net und dem B. zugehen läßt. B loße Vorzeigung reicht nicht aus. D er Vertreter kann auch nur den Namen des Machtgebers zeichnen (RGZ. 81, 2). Be­

schränkt sich der Vertreter darauf, den eigenen Na­

men zu zeichnen, so m uß aus der M itteilung irgend­

wie hervorgehen, daß sie namens des U. erfolgt (RGZ. 9 6 , 2 8 9 ). Angabe von Ort und Zeit ist nicht erforderlich. Der Text braucht nicht vom Unter­

zeichner herzurühren, braucht nicht geschrieben, sondern kann m echanisch, z. ß . m it der Schreib­

maschine liergestellt sein. Bei Zeichnung einer Fir­

ma m uß die Namenszeichnung geschrieben, im übri­

gen kann die Firm a durch Stempeldruck wiederge­

geben werden (RG.-Rccht 1 9 1 0 Nr. 2 4 0 6 ; RGZ.

4 7 , 1 6 7 ). Drahtnachricht genügt, auch wenn der zur Post aufgegebene E ntw urf nicht unterzeichnet ist.

Die nur m ü n d l i c h e M i t t e i l u n g ist nach

§ 1 2 5 Satz 2 BGB. im Z w eifel nichtig, sie g ilt als nicht erfolgt. D och können die Beteiligten das Form ­ erfordernis jederzeit durch Abrede außer K raft set­

zen. Der Abänderungsvertrag bedarf keiner Form und kann auch durch schlüssige Handlungen zu­

stande kommen (W arn. 1 9 1 2 , 4 0 2 ; RG. JW . 1 9 1 1 , 9 4 , Nr. 15). W eist der R. die m ündliche M itteilung nicht zurück, sondern macht er sie zur Grundlage von Verhandlungen m it dem U. oder dem beteiligten

*) W a rn . 1 9 0 9 , 4 6 3 ; R G . S e u ffe rts A rchiv (S e u ff. A .) 6 0, N r. 1 86; O L G . D resden, R echtsprechung d e r O berlandesee- rich te (R .) 7. 4 77.

Yormannc, so liegt darin, daß die Vertragsparteien sie als gü ltig behandeln und von der S ch riftform im W ege der Übereinkunft absehen. D ie m ündliche M itteilung genügt dann. Auch b l o ß e s S c h w e i ­ g e n des 15. au f den m ündlichen H inweis ist als Ab­

standnahme von der S ch riftform anzusehen, wenn Treu und Glauben m it R ücksicht a u f die Verkehrs- sitle nach den Umständen sonst Sprechen verlangen.

Falls z. B. der R. durch m ündliches B efragen des U. herbeiführt, daß der U. seine M itteilung m ündlich erstattet, liegt in dem Schw eigen des 15. a u f die m ündliche M itteilung nach Treu und Glauben sein Verzicht au f eine schriftlich e W iederholung. Im all­

gem einen wird aber bloßes Schw eigen nicht Fallen­

lassen der S ch riftform bedeuten. Denn die S ch rift­

form entspricht, wie auch der U. w eiß oder wissen m uß, dem Verlragsrechte der VOR., sie soll nicht nur den Zugang und Bestand der Erklärung sicher- steilen, sondern weiter als Unterlage fü r Verhand­

lungen mit dem beteiligten Vormanne oder fü r Schritte gegen ihn dienen. Im merhin wird reines Schweigen liier selten Vorkommen. D er 15. wird in der R egel, wozu er berechtigt ist, die m ündliche Mit­

teilung zurückweisen und fordern, daß sie sch rift­

lich nachgeholt wird oder au f den m ündlichen H in­

w eis in der Sache verhandeln oder sonst etwas veranlassen. Das bedeutet Abstandnahme von der S chriftform .

Der U. hat, sofern das von ihm hergcstcllte W erk m angelhaft ist, auch nach der VOB. n i c h t d i e P f l i c h t , e i n n e u e s m a n g e l f r e i e s W e r k zu leisten. Ist indessen die von ihm gefertigte An­

lage unbrauchbar und nicht betriebsfähig, so hat er nicht m angelhaft, sondern überhaupt nicht erfüllt.

Der 15. darf in diesem Falle die H erstellung eines neuen m angelfreien W erkes fordern. Der B. verliert dieses Recht, wenn er das W erk abnim mt. Denn in der Abnahme liegt seine durch den eigenen Ver­

tragswillen g esch affen e Bindung, es als in der Hauptsache vertragsm äßig geleistet gellen zu lassen (RGZ. 1 0 7 , 3 4 2 f .) . Der B. eines ganzen Ilau su m - baues kann den Ersatz der feh lerhaften Aborlanlagc durch eine m angelfreie verlangen. D am it wird im Verhältnis zum Ganzen nicht die H erstellung eines neuen W erkes, sondern die B eseitigung von Män­

geln gefordert (RGZ. 9 5 , 3 3 0 ).

D ie E i n r e d e d e s n i c h t e r f ü l l t e n V e r t r a g e s . Ist die A usführung des W erkes m angelhaft, so steht dem B. gegen den W erklotinanspruch des U.

die Einrede des nicht erfüllten Vertrages zu. D er 15.

darf die f e h l e r h a f t e A u s f ü h r u n g z u r ü c k ­ w e i s e n u n d Z a h l u n g s o l a n g e v e r w e i ­ g e r n , bis ih m ein vertragsm äßig hergcstclltos W erk geleistet wird. Denn der W erklohn ist der G egen­

wert fü r das W erk, und deshalb ist die P flich t zur Zahlung davon abhängig, daß das W erk vertrags­

m äßig b eschaffen ist. D iese Einrede läß t die E rfü l­

lu ng in der Schwebe, die Ablehnung ist keine end­

gültige. W enn der U. den W erkm angel nachträglich beseitigt, wird der B. zahlungspflichtig.

(11)

H EFT 1 D ER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 BEILAGE B 19 D ie Einrede entspringt dem § 3 2 0 RGB. und ist

v o n d e r V 0 B. ü b c r n o m m e n. Nach B § IG Nr. 1 sind Abschlagszahlungen nur in Höhe der je­

w eils nachgew iesenen vertragsm äßigen Leistungen zu gewähren. Vertragliche G egenforderungen des B.

können einbehallen, d. h. au f die fä llig e Abschlags­

zahlung angerechnet werden. D ie S chlußzahlung ist davon abhängig, daß die Forderung des U. festge- stellt wird (Nr. 2 Abs. 1). W enn auch die VOB.

hiernach dem B. die E im ede des nicht erfüllten Ver­

trages läßt, gehen U m fan g und W irkung dieses Rechtes nach der VOB. nicht so w eit wie nach dem

RGB. Der Unterschied ist folgender;

Nach dem Rechte des RGB. ist der B. zur Ab­

nahme nur verpflichtet, wenn das W erk in jeder Beziehung vertragsm äßig hergestellt ist. Auch un­

bedeutende, nicht völlig gerin gfü gige M ängel berech­

tigen ih n, das feh lerhafte W erk zurückzuweisen (W arn. 1 9 0 9 , 1 8 7 ; RG. JW . 1 9 0 7 , 7 4 4 Nr. 13) und Zahlung des vollen W crklolines zu verweigern, bis der U. die M ängel beseitigt. D ie VOR. gestaltet die R echtslage fü r den IJ. günstiger. Nach 15 i; 12 Nr.

3 kann die A b n a h m c n u r w e g e n w e s e n t ­ l i c h e r M ä n g e l b i s z u i h r e r B e s e i t i g u n g v e r w e i g e r t werden. Das m it nichtw esentlichen Mängeln behaftete W erk m uß der B. abnehmen. Er kann in diesem Falle B eseitigung der M ängel, h ilfs- weise Ersatz der Kosten, m it denen er selbst die Mängel b eseiligl, gegebenenfalls auch Herabsetzung des W erklolm es verlangen (B § 13 Nr. 5, 6). Der R. d arf deshalb nach der VOB. bis zur Abnahme des W erkes den vollen W erklohn nur w egen w esentli­

cher Mängel zurückhaltcn. W enn die Mängel nicht wesentlich sind, darf an W erklohn im m er nur der T eil einbehalten werden, der zur Sicherung der An­

sprüche des B. aus diesen Mängeln erforderlich ist.

Denn die Einrede des nicht erfüllten Vertrages soll als Schutzm ittel die G egenleistung sichern und kann nicht weiter greifen , als das Schutzbedürfnis cs nach Treu und Glauben m it R ücksicht a u f die U m ­ stände des F alles erheischt (RGZ. 68, 2 2 ). Soweit der B. die Leistung des U. hinnehm en m uß , darf er fü r sie nichts einbehallen (RGZ. 73, 61 i f .).

W eil die Einrede bloßes Sicherungsm ittel ist, darf der B. sie n i c h t m i ß b r a u c h e n , um durch Zu­

rückhaltung fälliger Zahlungen einen D ruck a u f den U. auszuüben und ih n zur Übernahme neuer lästiger Verbindlichkeiten zu zwingen. Der 15. hat die Ein­

rede nur, wenn er s e l b s t v e r t r a g s t r e u ist, zur E rfü llu n g bereit bleibt und das wesentlich m angel­

hafte W erk einstweilen bis zur Leistung in vertrag­

licher B esch affenh eit zurückweist. Sagt der B. aber sich vom Vertrage los, bezeichnet er die Beseitigung der Mängel durch den U. als unm öglich, oder weist er das W erk endgültig zurück, so dringt der An­

spruch des U. au f Zahlung des W erklohnes durch, falls der B. nur die Einrede des nicht erfüllten Ver­

trages erhebt9). W ill der B. dieses Ergebnis verhiu-

9) Ileichsgerichtsräte B G B . 5 . A u fl., A nm . 2 zu SS 3 2 0 , 6 40.

dern, so m uß er in den hierzu geeigneten Fällen zu einem der weiteren R echtsbehelfe greifen , die ihm die VOB. bei W erkm ängeln gibt. Diese weiteren Be­

helfe regeln den M ängelstreit endgültig.

D ie Einrede des nicht erfüllten Vertrages steht dem B. a u c h n a c h d e r A b n a h m e zu (RGZ.

95, 3 3 0 ). Der B. kann aber nach Abnahme wegen einzelner Mängel, auch wenn sie w esentlich sind, nicht m ehr den vollen W erklohn, sondern nur den entsprechenden, zu seiner D eckung erforderlichen Teil davon einbehalten, bis der U. die Mängel be­

seitigt (OLG. H am burg R. 3 4 , 4 5 f.). Denn die Ab­

nahm e bedeutet die körperliche H innahm e des vom U. hergestellten W erkes durch den 15., verbunden m it der ausdrücklichen oder stillschweigenden Erklärung des R., daß er die Leistung des U. als eine der Hauptsache nach dem Vertrage entsprechende Er­

fü llu n g anerkenne (RGZ. 1 1 0 , 4 0 6 ) . Wrer die Lei­

stung seines Vertragsgegners der H auptsache nach als E rfü llu n g annim m t, m uß sie auch in der Haupt­

sache bezahlen (W arn. 1 9 1 2 , 4 1 4 ; RGZ. 73, 6 1 ).

PERSÖ NLIC HES

G u s t a v L a n g e n , S c h ö p fer un d L eiter des D e u t­

schen A rchivs fü r Städ teb au, S ied lu n g s- und W o h n u n g s­

w esen, ist 5 0 Jahre alt gew ord en . Langen ist iti selten ein d eu tig er W eise seiner beson deren B egab u n g g e fo lg t.

V om A rch ilck tu rstu d iu m in K arlsruhe und B erlin aus­

g eh en d , fü h rte ihn ein v ielfä ltig e r B ild u n gsd ran g und ein besonderes V erstän d n is fü r soziale und volk sw irt­

sch a ftlich e Fragen zu ein er in im m er w eiterem und höh erem S in n e g efa ß ten S yn th ese sein es engeren F a ch ­ geb ietes m it F ragen der W o h n u n g , S ied lu n g , des S tä d te­

baues und sch ließ lich der V olk s- und W e ltr a u m ­ w irtsch aft. Langen ist der geboren e A n reger. O bw ohl k lein un d zierlich an G estalt, w e iß er, am R ed n erp u lt gleichsam w achsen d, d ie Z uh örer m it sein em k lu gen , leb en sprüh en den V ortrag in im m er grö ß ere geistige H öh en zu fü h ren und zu begeistern. D an k dieser B e ­ geisteru n g sfä h ig k eit war es ih m m ö g lic h , se in A rch iv fü r Städtebau über d ie K riegs- und In fla tio n sja h r e h in w eg leb en sfä h ig zu erh alten. S ein e im A u fträ g e der „ V er­

ein ig u n g fü r deutsch e S ie d lu n g “ un d des „D eu tsch en B un des Ilcim a tsch u tz“ bearbeiteten zahlreich en V er­

ö ffen tlic h u n g e n sind es jed och vor a llem , die seinen N am en w eiteren F ach kreisen b ekan nt und w ert gem acht haben. A u s diesen A rb eiten , w elch e den H a ü p tteil des

„S ietllu n gsw erk es“ (V erlag C allw ey) ausm ach en , sp richt echter F orsch ergeist ein es ästhetisch und tech nisch g e­

schu lten A rch itek ten. In ein em ersten B and e w ird ein ü b erb lick gleichsam über g u ten , alten B estand durch das A u ge der K am era gegeb en . ( „ R e i s e e r l c b n i s s e i n W o r t u n d B i 1 d .“) In den w eiteren B ä n d en sind d ie verschiedenen fü r deutsches Land charakteristischen S ied lu n g sfo rm cn ein geh en d b eh an d elt ( „ D i e S t r e u ­ s i e d l u n g “ , „ D i e S a m m e l s i e d l u n g “ , „ D i e h a l b l ä n d l i c h e u n d s t ä d t i s c h e K l e i n s i e d ­ l u n g “) . F ern er ersch ien z u fo lg e der V erzö g eru n g des Gesam tw erkes „H and buch der H y g ie n e “, V erlag S . H ir- z el, L eip zig, erst je tz t sein e erste g ro ß e A rbeit über

(12)

B 20 D ER BAUMEISTER / JANUAR 1 9 2 9 / BEILAGE H E FT 1 H ygien e des W ohn u n gsp lan es und Städteplan es", dem

sich dem nächst ein im V erlage der D eu tsch en B au zeitu n g, B erlin , ersch einend es W erk unter d em T itel „D eutsch er L eb en srau m “ , ein B eitrag zur deutsch en B au w irtschaft un d zur G esam trationalisierun g in W irtsch a fts- und V o lk sleb en , an sch ließ en w ird. L an gen ist m it diesen A rbeiten und g ro ß en , im R ahm en sein es A rchives ver­

anstalteten A u sstellu n gen über S ied lun gsw escn und Städtebau oh n e Z w eifel ein er der ersten und zielb e w u ß ­ tes tcn V ork äm p fer deutsch en S iedlu n gsw esen s gew or­

d en . D em 5 0 jä h rig en geben w ir hierm it unsere besten W ü n sch e a u f sein en fern eren L eb ens- und A rbeits­

w eg m it. Harbers.

B Ü C H E R B E S P R E C H U N G E N

D a s N e t z h a u t b i l d . E in n eu es P ersp ek tivverfah­

ren zur unverzerrten, p roportionsgetreu en W iedergabe des O bjektes von A rch. F r i t z S t a r k .

D ie zu neh m en d e B ed eu tu n g ö ffe n tlic h e r W ettbew erbe zur E rlan gun g von A rch itek tu ren tw ü rfen hat das allg e­

m ein e In teresse w a ch geru fen fü r das kü nstlerische p er­

spektivische Schau b ild des P rojektes.

D ie eigen tlich e A u fgab e des Schaubildcs n u n , P r ü f­

stein zu sein f ü r d ie aus der g eom etrisch en P lan u n g herausgew achsenen P ro p o rtio n en k on nten d ie bisherigen K on stru k tion sm eth od en n u r recht m a n g e lh a ft und ebenso u n zu vcrläß lich e r fü llen . D er a u f lan ge E r ­ fah ru n g zurückblick cndc A rch itek t vertraute daru m lie ­ ber d iesen , den nach den P ersp ek tivergebn issen K orri­

gieren den erw arteten dan n m eist d ie bekannten E n t­

täuschungen.

E in e um w älzende N eueru ng und V o llen d u n g a u f dem G ebiet der Perspektive stellt das N ctzh au tb ild-Y cr- fa h ren dar. N ach dem S ehvorgang im A uge a u f b io ­ technischer G rundlage a u fgeb au t, g ib t es das w ahre S eh b ild unverzerrt w ieder, ü b e r tr ifft so an zeich n eri­

scher G en auigkeit das L ich tb ild . D ab ei ist d ie G röß e des Seh w in k els unbeschränkt! D ie w eiteren V orzü ge des V erfah rens kurz angedeutet: U n ab h än gigkeit von F lu ch t­

p u n k ten , daher leich te K onstru k tion a u f beschränktester Z eich en fläch e; g rö ß te E in fa ch h eit; Zeitersparnis bei u n ­ regelm äß igen G rundrissen, In n en b ild ern ganz bedeutend . Das W erk zu dem V erfah ren , w elch es von b ed eu ­ tenden K ün stlern nach ein geh en d er P r ü fu n g glänzen d begutachtet, erschien im Selbstverlag des V erfassers

und verdient größ te B each tung.

A rch itek t D ip l.-In g . II. M. S c h n e i d e r , D ü sse ld o rf D e r N e u b a u d e s ö f f e n t l i c h e n A r b e i t s ­ n a c h w e i s e s N ü r n b e r g . D er Bau hat ein ig e sehr klare, sachlich e In nenräum e. Das A u ßere — der B au ist ein e U m gestaltu n g frü h erer Einzelbauw'erke — ist taktvoll in die A ltstad t ein g efü g t. „B aum eister hat K larheit, O rd nung, F o rm in sich als u rsp rünglich en B esitz . . . S ein e B ild er sind ein fa ch , klar, rein und denn och reich . . . Ihr R eich tu m e n ts ta m m t. . . der V ie lfä ltig k e it der B e z ie h u n g e n .. . A lles ist V erh ältnis, S p ann u n g . . . “ sagt P rofessor llild e b r a n d t. W en n ein A bstraktes auch zu w eilen zu p roblem atisch er N atur sein kann, der W ille zur K larheit, zur G ru n d form , zur e le m e n ­ taren B ezieh u n g, ein d eu tigen B ew egun g und ihrer H em -

m u n g b edeutet ein en Sch ritt vorw ärts, ein en erfo lg reich b egon n en en K a m p f gegen d en U n tergang der M alerei im Bauw erk. D as in Farbe und H alb körperlast in Stu ck aufgetragene B ild in der W a n d flä ch e w eist a u f äh n lich n eu e W ege, d ie auch der B ild n erci vorge- schrioben sein w erd en ; d ie Iso lie ru n g geg en d ie W an d und den E hrgeiz, ein e sch arf um rissene vorb estim m te S te lle zu zieh en , au fzu geb en un d selbst ein T eil dieser W and ein er R au m begrenzun g zu w erd en . D ie V er­

su ch e, P h oloau ssch n itte in B ew egu n gsstu d ien und F lä ­ ch en k om p osition en zu verw end en , fesseln du rch D e m o n ­ strierun g w esentlich er ästh etischer P ro b lem e — h iervon später. D ie A u sstattu n g des B uches ist sehr g u t und

geschm ackvoll. II.

D i e h o l l ä n d i s c h e S t a d t . V o n W a lter Curt B e h r e n d t . B e rlin , V erlag von B ru n o Cassirer 1 9 2 8 . In h alt: Das L and , d ie Stad tplän e, d ie G rachten, das S tad tb ild , S traß en und P lä tze, d ie B au d en k m äler, das W oh n h au s, T a fe ln . „ H ollan d ist ein k lein e L an d ­ sc h a fft / aber voll aller g ro ß en m crck lich en Sachen;

hat ein groß e A n zah l gu ter S te tt vnn d schön er D ö r ffe r n / hat M ann vnnd W eib er g ro ß / D esgleich en g ro ß V iehe / R eich th u m b und groß e M ach t.“ M it d ie­

ser B esch reib u n g der N ied erlan d e L ud . G uiccäardinis aus dem Jahre 1 5 6 6 leitet der V erfasser sein m it ein er g ro ß en und verstän dn isvollen L ieb e geschriebenes und m it so rg fä ltig ausgew ählten L ich tb ild ern ausgestattetes B uch ein . D as T yp isch e des d em M eere in harter, zäher A rb eit ab gcrungcnc, m it im m er wacher A u f­

m erk sam k eit gegen das M eer verteid igte L and , des V o l­

kes, w elch es dieser stete K a m p f g e k rä ftig t und gead elt h at, der D ö r fer und Städ te, in d en en d ie R ein lich k eit und G esund heit der S eele un d des K örp ers in S tein gleich sam ihr G leich nis und D en k m al g e fu n d en haben, dieses C h arakteristische, K en n zeich n en d e hat B ehren dt w oh l v o ll a u f sich w irk en lassen un d b ietet es m it inn erer F reud e in diesem B uche der Ö ffe n tlic h k e it dar.

D e r G e w ä c h s h a u s b a u von D r .-In g . G ustav L am p m an n . G ru nd sätzlich es über A n la g e, A u sfü h ru n g , G estaltu ng und B e n u tzu n g von P fla n zen h ä u sern . D ar­

gestellt un ter besonderer B erü ck sich tigu n g der in den Jahren 1 9 2 3 — 1 9 2 6 erbauten G ew ächshausanlagc des B otanischen G artens der U n iversität B o n n . M it 4 6 T e x t­

a b b ild u n gen . V erlag W ilh e lm E rnst & S o h n , B erlin . P reis geh. 7 M.

D e r M i e t e r s c h u t z i n P r e u ß e n 1 9 2 8 /3 0 ( M i e t e r s c h u t z g e s e t z - L o c k c r u n g s V e r o r d ­ n u n g e n ) . G em ein verstän d lich d a rg estellt von A d o lf L i l i c n t h a l , L andgerich tsrat in B erlin . H erau sge­

geben vom B u n d der B erlin er H au s- und G rundbesitzer e. V ., B e rlin W . 5 6 , M ohren straß e 3 3 . 8 4 S eiten . P reis 0 ,8 0 M. — D er durch sein e M itarbeit an den E belschen K om m en taren un d aus zahlreich en A u fsätzen in der F achpresse bekan nte V erfasser g ib t ein e g e m ein ­ verstän dlich e D a rstellu n g des gesam ten , in P reu ß en g e l­

tenden M ieterschutzrechts unter beson derer B erü ck sich­

tig u n g der N o v elle vom 13. F eb ru ar 1 9 2 S und der L ockeru ngsverord nun gen .

D i e S t o c k w e r k s w a s s e r h e i z u n g (E ta g en ­ h eizu n g) von II. J. K 1 i n g e r. P reis gebd. 4 ,2 0 M.

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