K.Scharrer u. J.Schwaibold. Bodenabsorptions- u. Elutionaversuehe mit Jod. 1 9 3
Bodenabsorptions-
(bzw. Adsorptions-) und Elutionsversuche mit Jod.
Von K. S c h a r r e r und J. S c h w a i b o l d . A . Einleitung.
Die Forschung hat sich zu den Begriffen Adsorption bzw. Ab
sorption im Laufe der Zeit verschieden eingestellt (1). In der Boden
kunde werden diese Ausdrücke heute meist in dem Sinne gebraucht, daß unter „Adsorption“ die durch Oberflächenkräfte bewirkte mechanische bzw. kolloidchemische Anlagerung von Stoffen ver
standen wird. Die so „adsorptiv“ aufgenommenen Substanzen können auf einfache Weise, z. B. durch Waschen m it Wässer, wieder entfernt werden. „Absorption“ bezeichnet hingegen eine durch Ionenaustausch bewirkte chemische Verbindung, kurzum Vorgänge, bei denen sich das Massenwirkungsgesetz und stöchiometrische Be
ziehungen geltend machen. Selbstverständlich lassen sich bei einem solch komplizierten Gebilde wie dem Boden die Grenzen zwischen adsorptiver Anlagerung und chemischer Verbindung nicht scharf ziehen, zumal wenn es sich um kolloidreiche schwere Böden handelt, bei denen sich oft beide Wirkungen überkreuzen. Dies ist auch der Grund, warum manchmal die oben gegebene scharfe Trennung zwischen Ad- und Absorption gerade in der' Bodenkunde nicht immer streng eingehalten werden kann und man meist in der Agrikulturchemie von Bodenabsorption schlechthin spricht.
Genauer wurde bisher das Absorptionsvermögen der Böden gegenüber Jod und Jodverbindungen der verschiedensten Art noch nicht studiert. Einige Versuche T h . v. F e l l e n b e r g ’s streifen nur diesen Fragenkomplex in Verfolgung wesentlich anderer Problem
stellungen; trotzdem sollen sie- hier ganz kurz besprochen werden.
So verglich v. F e l l e n b e r g (2) den Jodgehalt einer Anzahl E rd
proben und verwitterter Gesteine zugleich mit dem der festen Ge
steine, aus denen sie hervorgegangen sind; er kam dabei zu dem E r
gebnis, daß fast in allen Fällen bei der Verwitterung des festen Ge
steins zu Schutt und noch mehr bei seiner Umbildung in Erde eine Zlua sehr starke, meist aber erhebliche Anreicherung an Jod
z. anorg. u. allg. Cbem. B d. 182. 13
194 K. Scharrer und J. Schwaibold.
stattfand. Bei weiteren Adsorptionsversuchen mit Gesteinen und Erden fand er, daß die Zunahme an Jod in den festen Gesteinen beim Übergang in verwittertes Gestein und weiterhin in Erde nicht durch Herauslösen jodarmer Anteile, sondern durch Jodaufnahme von außen erfolgt. Schließlich führte T h . v . F e l l e n b e e g Ver
suche durch (8), die das Adsorptionsvermögen geglühter Kieselgur, Kaolin, Calciumcarbonat und Tierkohle gegenüber elementarem Jod und Jodion zum Gegenstand hatten. Weitaus am besten wurde sowohl das elementare Jod als auch das Jodidion durch Tierkohle adsorbiert, während die erwähnten mineralischen Stoffe das Jod in ähnlicher Größenordnung festhielten, dabei aber elementares Jod besser adsorbierten als ionisiertes.
B. Fragestellung und Methodik.
Die eigenen Versuche hatten folgende Fragestellung zur Grund
lage:
1. Wie verhalten sich eine Reihe bodenkundlich charakteristischer Böden in ihrem Ad- und Absorptionsvermögen gegenüber Jod?
2. Sind im Absorptionsvermögen der Böden gegenüber Jodid-, Jodat- und Perjodation bzw. elementarem Jod wesentliche Unter
schiede zu beobachten?
3. Ist für die Jodabsorption die Beaktion der Böden von be
sonderer Bedeutung?
4. Wie verhält sich das aufgenommene Jod bei längerer Be
handlung der Böden m it Wasser?
5. Inwiefern üben die Kationen der verwendeten Jodsalze einen Einfluß auf die Absorption des Jods aus?
Für diese Versuche kamen folgende Böden zur Anwendung:
a) Ein extrem nährstoffarmer, neutraler Miocänsand aus der Umgebung Weihenstephans (Vötting).
b) Ein schwerer tertiärer, schwach saurer Decklehm aus dem Weihenstephaner Hügelland.
c) Ein sandiger, stark alkalischer Tonboden aus dem March
feld (Enzersdorf) bei W ien.1)
d) Ein neutraler Niedermoorboden aus dem Dachauer Moos.
e) Ein stark saurer Hochmoorboden aus Bernau (Chiemsee).
In Tabelle I sind die Ergebnisse der mechanischen Analyse (mit Ausnahme der Moorböden, bei denen bekanntlich eine Schlämm-
*) Für die freundliche Übersendung dieses Bodens danken wir Herrn Prof. Dr. H . KASBRER-Wien auch an dieser Stelle bestens.
Bodenabsorptions- (bzw. Adsorptions-) und Elutionsversuehe mit Jod. 19 5
analyse gegenstandlos ist) nach dem Verfahren von K o p e c k y , in Tabelle I I diejenigen der chemischen Bodenanalyse (heißer konz.
HCl-Auszug) dargestellt (3 a).
Tabelle I.
Mechanische Bodenanalyse.
Bodenart
Sand 2—0,1 mm
%
Feinsand 0,1—0,05 mm
%>
Staub 0,05—0,01mm
7»
Feinstes
< 0,01 mm
%
Miocänsand, Vötting 88,5 6,2 2,8 2,5
Tertiärer Decklehm,
Weihenstephan 5,4 8,1 45,3 41,2
Tonboden, Enzers-
dorf 8,4 27,5 26,0 38,1
Tabelle II.
Chemische Bodenanalyse.
Bodenart CaO MgO K 20 P A N Ph *)
Jodabspaltungs
vermögen (4) y - J abgespalten nach 24 Stunden von 1 g Boden Miocänsand, Vötting 0,140 0,190 0,102 0,069 0,046 6,57 Spur Tertiärer Decklehm,
Weihenstephan 0,382 0,086 0,375 0,113 0,165 5,85 200 Tonboden, Enzers-
dorf 10,980 0,432 0,170 0,133 0,172 > 7,00 0 Niedermoorboden,
Dachauer Moos 2,030 0,110 0,101 0,110 2,180 6,23 0 Hochmoorboden,
Chiemsee 0,055 0,031 0,043 0,075 1,110 3,26 Spur
*) Elektrometriseh im KCl-Auszug.
Gearbeitet wurde in der Weise, daß 50 g des jeweiligen luft
trockenen Feinbodens mit 200 cm3 n/10- bzw. n/100- und n/500-Lösung der Jodsalze versetzt und unter öfterem Durchschütteln 48 Stunden stehen gelassen wurden. Hierauf wurde auf einer Nutsche scharf abgesaugt („ursprüngliches F iltra t“) und fünfmal m it je 200 cm3 dest. Wasser nachgewaschen. Das ursprüngliche F iltrat und die auf die geschilderte Art erhaltenen fünf weiteren F iltrate vom Aus
waschen mit dest. Wasser wurden je getrennt gesammelt und auf Jod untersucht. Der auf dem Filter zurückbleibende Boden wurde in lufttrockenem Zustande ebenfalls auf Jod analysiert. Als Jod
salze wurden Kaliumjodid, Natriumjodid, Kaliumjodat, Natrium- jodat, Kaliumperjodat, Natrium perjodat und elementares Jod in wäßriger Lösung (gesättigte Jodlösung) verwendet.
13*
196 K. Scharrer und J. Schwaibold.
F ür die Elutionsversuche wurden ungefähr 5—10 g des mit Jod in der angegebenen Weise behandelten Bodens 5 Stunden im Schlämmapparat von K o p e c k y im fließenden Wasser (1000 cm3 in 202 Sekunden) ausgewaschen, hierauf die einzelnen Fraktionen (auch die Tonfraktion, die bekanntlich im Kopeckyapparat normalerweise weggespült wird, wurde gesammelt) wiederum vereinigt und erneut auf Jod untersucht. Selbstverständlich wurde auch in den ursprüng
lichen Böden eine Jodbestimmung vorgenommen.
Die Analyse des Jodgehaltes der Böden wurde entweder so durchgeführt, daß durch Aufschluß der Bodenproben m it schmelzenden Alkalien das Gesamtjod erm ittelt wurde, oder durch dreimaliges Extrahieren bzw. Auskochen mit 0,5 cm3 gesättigter Pottasche
lösung in 40 cm3 Wasser, nachheriges Filtrieren und Auswaschen das „pottaschelösliche Jod “ zur Bestimmung gelangte. Dieses pott
aschelösliche Jod ist nicht identisch m it dem durch Aufschluß er
haltenen Gesamtjod; doch haben Versuche gezeigt, daß die bei ge
wissen Böden dadurch erhaltenen Mengen hinreichend konstant sind und andererseits alles durch die Absorptionsversuche zugebrachte Jod wieder herausgeholt werden kann. Bei den Moorböden leistete auch ein im hiesigen Laboratorium ausgearbeitetes Verfahren zur Jodbestimmung, über das an anderer Stelle bereits eingehend be
richtet wurde (5), wertvolle Dienste. Bei allen Analysen wurde das Jod stets titrimetrisch bestimmt. Inwieweit das pottaschelösliche Jod einen gewissen chemischen Ausdruck für das pflanzenaufnehm- bare (wurzellösliche) Jod darstellt, muß erst durch entsprechende Versuche entschieden werden.
Auch in einer größeren Anzahl der oben angegebenen Filtrate wurde der Jodgehalt (nach entsprechender Verdünnung) festgestellt.
Vielfach blieb die Jodauinahme dem Jodgehalt der Filtrate gegen
über von einer Größenordnung, daß die Differenz in der Konzen
tration der ursprünglichen und der abfiltrierten Lösung innerhalb der Fehlergrenze der Bestimmungsmethode lag.
C. Die Versuche.
I. M io c ä n s a n d .
In Tabelle I I I a und I l l b sind die Ergebnisse der Versuche mit Miocänsand dargestellt.
Die Untersuchung der Waschwässer hat gezeigt, daß ein fünf
maliges Waschen nicht genügt, um einen jodfreien Auszug zu
Bodenabsorptions- (bzw. Adsorptions-) und Elutionsversuche mit Jod. 197
Tabelle I I I a.
Versuche m it Miocänsand.
Lösung
v Jod in 100 cm3
n/10-KJ n/100-KJ n/500-KJ n/10-NaJ n/'500-NaJ o
>-3 M o
*cf
on
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w
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£ oo o .
ö Gesättigtej JodlösungI 1. Filtrat 125850 10640 2000 133500 2415 155170 2234 151000 2330 1932 884 461
2. „ 1209 15 24 1313 1 16875 71 3174 75 305 336 13
3. „ 16 - 6 2 87 1 1034 27 233 32 210 166 9
4. „ 8 3 1 13 0,5 437 22 226 16 130 113 6
5. „ 28 2 5 4 0,5 293 15 41 18 136 118 5
Tabelle I I I b.
Versuche m it Miocänsand.
Lösung
rf Jod in 100 g Boden (K2C 03 löslich) *:
>-3 W
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*"5 M oo JO
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*-scö 'A
©o JO
ö Gesättigte Jodlösung Jodgehalt des Bodens
nach 48 Stdn. Einwir
kung d. Jodlösung und ö maligem Auswaschen mit je 200 cm3 Wasser
428 168 380 220 45 4540 1490 551 910 930 430 11500 10100 2250
Jodgehalt d. ursprüng
lichen Bodens 35 35 35 35 35 35 35 35 35 35 35 35 35 35
Daher vom Boden zu
rückgehalten 393 133 345 185 10 4505 1455 516 875 895 395 11465 10065 2215 Jodgehalt des mit Jod
lösung behandelten Bo
dens nach 5 ständigem Auswaschen
115 45 50 48 35 147 148 103 167 193 133 2750 3750 820
Jodgehalt d. ursprüng
lichen Bodens nach östündigem Auswaschen
25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25
Im Boden
verbliebenes Jod 90 20 25 23 10 122 123 78 142 168 108 2725 3725 795 Im Boden verbliebenes
Jod, ausgedrückt in % des ursprüngl. Boden-
jodgehaltcs
360 80 100 92 40 488 492 312 568 672 432 10900 14900 3180
erhalten. Nach Filtration von 50 g Sand, die m it 200 cm3 einer
d/10-Jodsalzlösung versetzt wurden, und weiterem fünfmaligen Be*
bandeln mit 200 cm3 Wasser und Filtrieren dürften n ur mehr weniger
198 K. Scharrer und J. Schwaibold.
als 1,26~5 g Jod im letzten F iltrat vorhanden sein, wenn der behandelte Stoff sich indifferent verhält. Diese Menge ist mit einer Ausnahme (n/500-Na J) überall wesentlich überschritten. Manchmal verringert sich die ausgewaschene Menge Jod nach der dritten bzw. vierten Aus
waschung nicht mehr, oder erhöht sich wieder. Unter Berücksichti
gung der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Miocän- sandes kann nur eine zu vernachlässigende Adsorption in Frage kommen und die eben besprochenen Ergebnisse müssen dahin ge
deutet werden, daß unter diesen Yersuchsbedingungen (nach drei- bis viermaligem Auswaschen) praktisch nur noch absorbiertes Jod vor
handen ist, daß also vom Boden gebundenes Jod wieder entfernt wird.
Die Untersuchung der behandelten Bodenproben ergab in allen Fällen, daß eine merkliche Absorption stattgefunden hatte. Sie ist am geringsten bei den sehr verdünnten Jodalkalilösungen, jedoch bei den höheren Konzentrationen nicht diesen entsprechend höher.
Auch nach 5 stündigem Waschen in fließendem Wasser war der Jod
gehalt immer noch nicht auf den ursprünglichen Stand zurück
gegangen, trotzdem auch der ursprüngliche Boden durch solches Waschen seinen Jodgehalt etwas verringerte. Sehr hohe Beträge erreichte die Absorption bei den mit Perjodatlösungen behandelten Böden. Es kann dies wohl mit der leichteren Möglichkeit der Bil
dung schwer löslicher Verbindungen der Anionen dieser Salze mit Basen des Bodens erklärt werden. Der Grad der Verminderung des Jodgehaltes der Bodenproben durch 5stündiges Waschen gibt einen Hinweis darauf, daß vermutlich durch sehr lange Zeit fortgesetztes kontinuierliches Auswaschen nahezu alles festgehaltene Jod wieder entfernt werden kann.
Die mit n/100-Lösungen der verschiedenen Salze durchgeführten Versuche ergaben Zahlen werte, die im allgemeinen etwa die Mitte zwischen denjenigen der n/10- und n/500-Lösungen hielten.
II. T e r t i ä r e r D eck leh m .
In den Tabellen IVa und IV b sind die Ergebnisse der Versuche mit tertiärem Decklehm wiedergegeben.
Die in Tabelle IVa verzeichneten Zahlen ergeben ein ähnliches Bild, wie es bei Miocänsand erhalten wurde. Nach dem dritten oder vierten Waschen und Filtrieren ändern sich die ausgewaschenen Jod
mengen nur mehr wenig, in zwei Fällen sind sie sogar im letzten F iltrat gegen die vorhergehenden merklich erhöht, ein Zeichen für
Bodcnabsorptions- (bzw. Adaorptiona-) und Elutionaverauche mit Jod. 199
Tabelle IVa.
Versuche m it tertiärem Decklehm.
Lösung Y Jod in 100 cm3
n/10-KJ n/lOO-KJOj n/500-N aJ03 n/lOO-KJO, n/öOO-KJO,,
1. Filtrat 144000 18040 3660 10900 2546
2. „ 1705 1324 250 1480 244
3. „ 82 173 38 746 106
i- „ 100 73 18 410 78
5. „ 312 43 13 1025 73
Tabelle IV b.
Versuche m it tertiärem Decklehm.
y J in 100 g Boden (Gesamtjod)
Lösung 1-5 «.fl
H II n/10-KJ n/100- KJ n/500-KJ n/10-NaJ n/100-NaJ n/500-NaJ CO o
©rH 'ö'
o>-5 W Oo
^2.ö o
cd
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CO o
oo JO
a O M oo io 'S"
O>-5
£ 8jo
a Gesättigte Jodlösung Jodgehalt des Bodens
nach 48 Stdn. Einwir
kung d. Jodlösung und 5 maligem Auswaschen mit je 200 cm3 Wasser
2810 3980 2550 600 2240 700 380 59000 790 1720 650 22230 26280 7650
Jodgehalt d. ursprüng
lichen Bodens 170 370 370 370 370 370 370 370 370 370 370 370 370 370 Daher vom Boden zu
rückgehalten 2640 3610 2180 230 1870 330 10 58630 420 1350 280 21860 25910 7280 Jodgehalt des mit Jod-
teung behandelten Bo
dens nach 5stündigem Auswaschen
1650 2770 1390 410 1550 470 345 2490 410 680 485 3640 9310 6960
Jodgehalt d. ursprüng
lichen Boden n. 5 stünd.
Auswaschen
160 260 260 260 260 260 260 260 260 260 260 260 260 260 im Boden
verbliebenes Jod 1490 2510 1130 150 1290 210 85 2230 150 420 225 3380 9050 6700 Im .Boden verbliebenes
Jod, ausgedrückt in °/o des ursprüngl. Boden-
jodgehaltes
931 965 435 58 496 81 33 858 58 162 87 1300 3481 2577
die Auswaschung von Jod, das mit demBodenschon inReaktion getreten war. Bei Untersuchung der behandelten Bodenproben zeigte es sich, daß hier heiße Extraktion mit verdünnter K2C03-Lösung zwar aus verschiedenen Proben -ursprünglichen Bodens etwa gleich große Mengen an Jod löste, jedoch nicht, wie beim Miocänsand, alles im Versuch absorbierte Jod wieder herausholte. Die so erhaltenen Zahlen waren auch zu unregelmäßig, als daß ein Hinweis auf ver-
i
200 K. Scharrer und J; Schwaibold.
sohiedene Arten der Absorption ersichtlich geworden wäre. In Tabelle IY b ist daher außer einem Beispiel der durch Extraktion mit K 2C03-Lösung erhaltenen Ergebnisse immer der durch Auf
schluß der Bodenprobe festgestellte Gesamtjodgehalt angeführt. In allen Versuchen wurden auch hier merkliche Mengen von Jod ab
sorbiert und auch nach 5 stündigem Waschen zurückgehalten. Im Verhältnis zum natürlichen Jodgehalt erscheinen sie häufig nicht höher oder sogar niedriger als bei Miocänsand, absolut sind sie aber' in allen Fällen wesentlich höher als dort.
III. T o n b o d e n v o n E n z e r s d o r f . '
In Tabelle Va und Vb sind die Ergebnisse der Versuche mit dem Tonboden aus Enzersdorf verzeichnet.
Tabelle Va.
Versuche m it Boden von Enzersdorf. ,
Lösung
y Jod in 100 cm3
n/10-K J n /10-K J03 n/100-K J04
1. Filtrat 80400 196000 7500
2. „ 120 58760 610
3. „ 840 10930 96
4. 16 4100 115
5. „ 30 1420 105
Die in Tabelle Va angeführten Beispiele zeigen ähnliche Ver
hältnisse, wie sie bei den vorhergehenden Böden gefunden wurden.
Wie beim Lehmboden sind auch hier, der Zusammensetzung des Bodens entsprechend, die durch fünfmaliges Waschen entfernten Jodmengen höher als beim Sandboden. Bei den Rückständen sind wiederum die Gesamtjodgehalte bestimmt und in Tabelle Vb zu
sammengestellt. Obwohl dieser Boden in seiner Reaktion wesent
lich weiter zur alkalischen Seite hinneigt, sind die absorbierten, durch 5 ständiges Waschen nicht auswaschbaren Jodmengen fast durchweg geringer als bei dem Lehmboden. Eine Ausnahme macht das freie Jod. Diese Tatsache weist darauf hin, daß für die Absorption des molekularen Jods die Bodenreaktion von großer Wichtigkeit zu sein scheint. . . . , . . .
Bodenabsorptions- (bzw. Adsorptions-) und Elutionsversuche mit -Jod. 201
Tabelle Vb.
Versuche m it Boden von Enzersdorf.
Lösung
y Jod in 100 g Boden (Gesamtjod)
n/10-KJ n/500-KJ n/10-NaJ n/500-NaJ n
■ ^ o M © f-H
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OO-KJO, 1 _______!
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'S* G
esättigte.' Jodlösung
Jodgehalt des Bodens nach 48 Stdn. Einwir
kung d. Jodlösung und.- 5 maligem Auswaschen' mit je 200 cm3 Wasser
725 320 1265 275 33210 1005 28150 940 45140 16100 9860'
Jodgehalt des ursprüng
lichen Bodens 225 225 225 225 225 '225 225 225 225 225 225 Daher vom Boden zu-
rückgehälten 500 95 1040 50 32985 '780 27925 715 44915 15875 963&
Jodgehalt des mit Jod
lösung behandelten B o
dens nach 5stündigem Auswaschen
440 305 415 255 1635 330 1250 330 9100 3400 7750
Jodgehalt des ursprüng
lichen Bodens n. 5stün- 195 195 195 195 195 195 195 195 195 195 195 digem Auswaschen
Im Boden
verbliebenes Jod 245 110 220 60 1440 135 1055 135 8905 3205 7555 Im Boden verbliebenes
Jod,- ausgedrückt in °/o des ursprüngl. Boden
jodgehaltes
126 '56 113 31 738 68 541 . 69 4567 1644 3874
IV. N ie d e r m o o r b o d e n .
In Tabelle V ia und V Ib finden sich die mit dem Niedermoor
boden erzielten Resultate.
Tabelle V ia.
Versuche m it Niedermoorboden.
Lösung
y Jod in 100 cm3 n/10-
K J
n/100- K J
n/500- K J
n/10- k j o3
n/500- k j o3
, n/500- K JO .,,
1. Filtrat 415000 36200 7050 182720 4760 1540
2- „ 82600 6970 1266 129500 1350 1500'
3- 19900 4720 575 85700 1250 750
4. „ 4580 1165 256 75600 690 670
5- „ 1100 435 95 48200 150 420.
Der Verlauf der Auswaschung ist hier, entsprechend der anders
artigen Natur' des Moorbodens, von dem in den vorhergehenden' ■ Versuchsreihen ermittelten völlig abweichend. Die im zweiten F iltrat
20 2 K. Scharrer und J. *Schwaibold.
enthaltenen Mengen Jod sind noch außerordentlich hoch und er
niedrigen sich weiterhin nur sehr allmählich. Dies ist wohl damit zu erklären, daß die humosen Bestandteile bei der ersten Behand
lung infolge der hier besonders in Betracht kommenden großen Oberflächenwirkung größere Mengen der Yersuchslösung aufgenommen hatten, welche nun nicht durch mehrmaliges kürzeres Aufschütteln mit Wasser und Filtrieren entfernt werden konnten; aber auch nach ostündigem Waschen im fließenden Wasser fanden sich noch größere Mengen Jod in den Rückständen, welche von einer sehr wirksamen Absorption dieses Bodens zeugen. Das Verhältnis zu dem ursprüng
lichen Gehalt erscheint geringer, da dieser Boden über einen außer
ordentlich hohen natürlichen Jodgehalt verfügt, wie das allgemein für diese Bodenart kennzeichnend ist. Es sei noch bemerkt, daß dieser natürliche Vorrat sich durch 5stündiges Waschen kaum merk
lich verringerte.
Tabelle VI b.
Versuche mit Niedermoorboden.
y Jod in 100 g Boden (Gesamtjod)
Lösung
n/10-KJ n/500-KJ n/10-NaJ n/500-NaJ eo
o W
© i—<
'S"
o 5>"5 w
'S"
o
©
~ä~
O>"3
öo IO 'S"
Orf M o© a
cT►■a
8io C.
•SP SJ+3 W3
n Jodgehalt des Bodens
nach 48 Stdn. Einwir
kung d. Jodlösung und 5 maligem Auswaschen m it je 200 cm3 Wasser
7080 4290 7930 4150 1459800 13550 930900 12810 20130 13110 9380
Jodgehalt d. ursprüng
lichen Bodens 2350 2350 2350 2350 2350 2350 23501 2350 2350 2350 2350 Daher vom Boden zu
rückgehalten 4730 1940 6580 1800 1457450 11200 928550 10460 17780 10760 7030 Jodgehalt des mit Jod
lösung behandelten Bo
dens nach 5 ständigem Auswaschen
5730 3200 7700 3510 55100 13490 54140 10990 13710 8740 6330
Jodgehalt d. ursprüng
lichen Bodens n. östünd.
Auswaschen
2300 2300 2300 2300 2300 2300 2300 2300 2300 230ö|2300 Im Boden
verbliebenes Jod 3430 900 5400 1210 52800 11190 51840 8690 11410 64404030 Im Boden verbliebenes
Jod, ausgedrückt in °/o des ursprüngl. Boden
jodgehaltes
148 39 235 53 2296 487 2254 378 496 280 175
Y. H o c h m o o rb o d e n .
In den Tabellen V II a und V II b sind die Ergebnisse m it Hoch
moorboden angegeben.
Tabelle V IIa.
Versuche m it Hochmoorboden.
Bodenabsorptions- (bzw. Adsorptions-) und Elutionsvcrsuchc mit Jod. 203
Lösung y Jod in 100 cm3
n/10-K J n/lO-KJO., n/lOO-KJOj
1. Filtrat 511000 188500 7800
2. „ 87300 24580 1820
3. „ 6300 10980 360
4. „ 1200 5160 165
5. „ 550 2450 95
Tabelle V H b.
Versuche m it Hochmoorboden.
y Jod in 100 g Boden (Gesamtjod)
Lösung
n/10-KJ n/500-KJ n/10-NaJ n/500-NaJ n
o►“5 W
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*2.a O>-5 W .
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'S- Gesättigte Jodlösung Jodgehalt des Bodens
nach 48 Stdn.- Einwir
kung d. Jodlösung und 20400 2830 44900 8100 2040500 50500 1858500 58133 46570 35410 8380 ömaligem Auswaschen
mit je 200 cm3 Wasser Jodgehalt des ursprüng
lichen Bodens 940 940 940 940 940 940 940 940 940 940 940
Uäber vom Boden zu
rückgehalten 19460 1890 43960 7160 2039560 49560 1857560 57195 45630 34470 7440 Jodgehalt des mit Jod
lösung behandelten Bo 11950 2380 17500 5670 1123000 35940 1022000 30080 30710 27090 6180 dens nach Sstündigem
Auswaschen Jodgehalt des ursprüng
lichen Bodens n. östün- 940 940 940 940 940 940 940 940 940 940 940 digem Auswaschen
Im Boden
_ verbliebenes Jod 11010 1440 16560 4730 1122060 35000 1021060 29140 29770 26150 5240 Im Boden verbliebenes
Jod, ausgedrückt in °/0 1171 153 1762 503 119357 3723 108623 3100 3167 2782 557 des ursprüngl. Boden-
jodgehaltes -
Wie die Tabellen V IIa und V IIb zeigen, verhält sich in diesen Versuchen der Hochmoorboden ähnlich wie der Niedermoorboden.
Doch ist das Ad- bzw. Absorptionsvermögen noch höher, da einer
seits nach fünfmaligem Waschen nur mehr geringe Jodmengen aus-
2 0 4 K. Scharrer und J. Schwaibold.
gewaschen werden (Tabelle V II a), andererseits aber die verschiedenen Rückstände auch nach ßstündigem Waschen noch große Mengen an Jod zurückgehalten haben.
Vergleicht man die Ergebnisse der einzelnen Böden, so ist zu
nächst zu bemerken, daß durchweg nur ein Teil des ursprünglich aufgenommenen Jods beim, nachfolgenden Waschen von den Böden endgültig festgehalten wurde. Nach den früher gegebenen Defini
tionen wird dieser Teil vermutlich durch chemische K räfte gebunden und stellt somit ein Maß für das Absorptionsvermögen des jeweiligen Bodens dar, während das durch zeitlich begrenzte Elution wieder zu entfernende Jod wohl nur durch kolloidchemische bzw. rein physikalische K räfte festgehalten wird und ein Bild für die’ Ad
sorptionskräfte des betreffenden Bodens ergibt.
Beim Miocänsand Würden die Kaliumsalze vielfach besser ab
sorbiert a ls ' die Natriumsalze. Sowohl bei den Kalium- als auch den Natriumsalzen gelten bezüglich der Größe des Absorptions
vermögens die absteigenden Reihen: K J 0 4> K J 0 3> K J und N a J0 4> N a J 0 3> N a J . Auch beim tertiären Decklehm und dem Tonboden von Enzersdorf wurden die Kaliumsalze meist besser absorbiert als die Natriumsalze. Beim Hochmoorboden wurden meist die Natriumsalze besser als die des Kaliums absorbiert, beim Niedermoorboden bald die Kalium-, bald die Natriumverbindungen besser. Wie der Miocänsand, so zeigten auch Decklehm, Tonboden durchweg und Niedermoorboden meist eine Größe des Absorptions
vermögens nach den absteigenden Reihen: K J 0 4 > K J 0 3> K J und N a J 0 4> N a J 0 3> N a J , während beim Hochmoorboden zwar auch die Jodide am wenigsten, im übrigen aber die Jodate besser als die Perjodate absorbiert wurden. Überall ist zu beobachten, daß der Unterschied im Absorptionsvermögen gegenüber Jodaten und Perjodaten nur gering ist, während ein Vergleich der Größenordnung der Absorption zwischen Jodiden einerseits, die stets a m schlechtesten absorbiert werden, und Jodat und Perjodat andererseits gewaltige Differenzen ergibt. Je schwächer die verwendeten Lösungen, desto weniger war naturgemäß die auf genommene Menge Jod. Von irgend
welcher Proportionalität zwischen den Konzentrationen der Lösungen und den ad- bzw. absorbierten Mengen Jod ist aber selbstredend nichts zu bemerken.
. Hinsichtlich der absoluten Menge des absorbierten Jods ist zu sagen, daß der Hochmoorboden weitaus die erste Stelle e in n im m t;
darauf.folgen.-Niedermoorboden,,tertiärer Decklehm, Tonboden von.
Enzersdorf und Miocänsand. Yon den untersuchten Böden zeigten die Moorböden eine größere Absorption als die Mineralböden, von diesen wieder die kolloidreichen eine größere als der kolloidarme Sandboden. Wider Erwarten besaß der saure Hochmoorboden ein bedeutend größeres Absorptionsvermögen als der neutrale Nieder
moorboden, der stark alkalische Boden von Enzersdorf ein geringeres als der schwach saure tertiäre Decklehm. Die Reaktion der Böden ist also für die Absorption des Jodid-, Jodat- und Perjodations von mehr untergeordneter Bedeutung. Im Gegensatz dazu wurde ele
mentares Jod, wohl infolge rein chemischer Bindung, von dem stark' alkalisch reagierenden Enzersdorfer Boden sehr gut fest- gehalten, während der stark saure Hochmoorboden mit seinem absolut höchsten Absorptionsvermögen eine sehr geringe Absorption gegenüber elementarem Jod zeigte. Die Absorption von elemen
tarem Jod wird somit wesentlicher von der Bodenreaktion beein
flußt als die des gebundenen Jods. Elementares Jod wurde von deü Mineralböden besser absorbiert als von 'den Moorböden; bei jenen wurde es "nach den Perjodaten am besten ’ absorbiert.
Bodenabsorptions- (bzw. Adsorptions-) und Elutionsversuche mit Jod. 205
D. Zusammenfassung.
1. Es wurden Böden der verschiedensten Art .(Hochmoor, Niedermoor, Miocänsand, tertiärer Decklehm, sandiger Ton)- mit Jodiden, Jodaten, Perjodaten und elementarem Jod behandelt. Die einzelnen Böden verhielten sich in der Größe ihres Ad- und Ab
sorptionsvermögens sehr verschieden. Bei mehrstündigem Aus
waschen wurde nur ein Bruchteil des ursprünglich aufgenommenen (adsorbierten) Jods zurückgehalten (absorbiert).
2. Von den untersuchten Böden zeigten die Moorböden eine größere Ab- und Adsorpti'on als die Mineralböden. Das größte Ad- und Absorptionsvermögen wies der Hochmoorboden auf; darauf folgten in der Größe nach abnehmender Reihe der Niedermoorboden, der tertiäre Decklehm, der sandige Tonboden aus Enzersdorf und der Miocänsand. Bei den Mineralböden ist somit die Größe der Absorption hauptsächlich durch den Reichtum an Kolloiden be
stimmt.
3. Das Perjodation wurde meist (mit Ausnahme des Hoch
moors) am besten absorbiert; darauf folgte Jodation und schließ
lich das Jodidion. Durchweg ist zu beobachten, daß der Unterschied in der Größe des Absorptionsvermögens gegenüber Jodaten und Per-
jodaten nur gering ist, während Jodide im Vergleich dazu weitaus weniger absorbiert werden.
4. Elementares Jod wurde von den Moorböden schlechter absorbiert als von den Mineralböden; bei diesen stand es in der Größe seiner Absorption unm ittelbar nach den Perjodaten, wurde also meist besser absorbiert als die Jodide und Jodate.
5. Die Reaktion der Böden ist für die Absorption des Jodid-, Jodat- und Perjodations von mehr untergeordneter Bedeutung. Im Gegensatz dazu scheint für die Absorption des molekularen Jods die Bodenreaktion von großer Wichtigkeit zu sein.
6. Die Kationen üben zwar unzweifelhaft einen Einfluß auf die Absorption der betreffenden Salze aus; nicht immer jedoch wurden die Kaliumsalze besser als die Natriumsalze festgehalten;
auch das umgekehrte Verhalten war zu beobachten.
E. Literatur.
1. Vgl. hierzu z .B .: P. Eh r e n b e r g, Die Bodenkolloide, 2. Aufl. Dresden und Leipzig 1918. G. Wi e g n e r, Boden und Bodenbildung. 4. Aufl. Dresden und Leipzig 1926. J. Kö n i g, Die Untersuchung landw. und gewerbl. wichtiger Stoffe I, S. 105ff. (Berlin 1923). H . Ka p p e n und B. Ex s c h e e, Ztschr. f. Pflanzenernährung, Düngung und Bodenkunde (A) 12 (1928), 8.
2. Th. v. Fe l l e n b e r g, Ergebnisse der Physiologie 25 (1926), 219.
3. Th. v. Fe l l e n b e r g, Bioehem. Ztschr. 188 (1927), 327.
3 a. Vgl. hierzu Wa h n s c h a f f e- Sc h u c h t, Anleitung zur wissenschaftlichen Bodenuntersuchung. Berlin 1924.
4. K . Sc h a r r e r und J . Sc h w a ib o l d, Bioehem. Ztschr. 200 (1928), 258.
6. J. Sc h w a ib o l d, Chem. Ztg. 58 (1929), 22.
W eihenstephan,
Agrikultur chemisches Institut der Hochschule fü r Landwirtschaft und Brauerei Weihenstefhan im Verbände derTechnischen Hochschule München.
2 0 6 K. Scharrer u. J. Schwaibold. Bodenabsorptions- u. Elutionsversuche mit Jod.
Bei der Redaktion eingegangen am 7. Juni 1929.
V. Spitzin und L. Kaschtanoff. Zur Chemie des Tantals. 2 0 7
Zur Chemie des Tantals.
Von V i c t o r S p i t z i n und L. K a s o h t a n o f f . 1) Mit einer Figur im Text.
Im folgenden werden unsere Versuche zur Gewinnung ver
schiedener Tantalverbindungen, insbesondere der Oxychloride, be
handelt.
Als Ausgangsstofi'e dienten das Mineral Tantalit und chemisch reines Tantal in Form von Blech der Firm a S iem en s.
Aus Tantalit ist ein bestimmtes Quantum metallischen Tantal
pulvers hergestellt worden. Das für die Versuche erforderliche Tantalpentoxyd ist durch Verbrennen des Tantalbleches an der Luft gewonnen worden. Dasselbe Pentoxyd wurde auch für die Her
stellung anderer Tantalpräparate verwendet.
Die Gewinnung metallischen Tantals in Pulverform aus Tantalit.
Gepulvertes Tantalit ist nach dem Verfahren von G ib b s 2) durch Eindampfen mit konzentrierter Schwefelsäure zersetzt worden. Das so erhaltene Gemisch von Tantal- und Niobsäure wurde mit Wasser unter Durchleitung von Dampf ausgewaschen, danach längere Zeit mit Ammoniumpolysulfid (zur Entfernung von W und Sn) behandelt, mit Wasser und verdünnter Schwefelsäure und noch einigemal mit Wasser unter Durchleitung von Dampf gewaschen, abgesaugt und bei 100° getrocknet. Alsdann wurden die Säuren in einer Blei- achale in chemisch reiner Fluorwasserstoffsäure gelöst Der Lösung wurde Kaliumfluorid zugesetzt Der schwer lösliche Niederschlag des in Nadeln kristallisierenden Salzes K2TaF7 ist zwecks Trennung von dem leichter löslichen Niobsalze (K2N bOFJ nach dem Verfahren von
M a b ig n a c mehrfach umkristallisiert worden. Die letzten Operationen wurden in Platingeräten ausgeführt. Zur Gewinnung metallischen Tantals ist das so erhaltene reine Kaliumtantalfluorid in Nickel
tiegeln mit Natrium reduziert worden. Über' diesen ßeduktions- prozeß sind in der Literatur nur spärliche Angaben vorhanden.
’) Aus dem Russischen übersetzt von E. Kbonmann. SJ Gibbs, Journ. Sei. 37 (1 8 6 4 ), 3 5 7 .
2 0 8 V. Spitzin und L. Kasehtanoff.
Beezelxus1) gewann metallisches Ta-Pulver, indem er Kaliumtantal- üuorid mit Kalium reduzierte. R o s e 2) arbeitete ähnlich mit Natrium
tantalfluorid und Natrium. Das jeweilige Doppelfluorid wurde in eisernen Tiegeln mit dem zugehörigen Alkalimetall erhitzt bis zum Beginn der Reaktion, die von heftigem Erglühen des Tiegelinhaltes begleitet wird. Das erkaltete. ReaktionBprodukt’ wurde vorsichtig in Wasser eingetragen und von löslichen Verunreinigungen befreit. Das von R o s e gewonnene Produkt enthielt nur 58,34 °j0 Ta. Der ßest bestand aus sauren Natriumtantalaten. W. v o n B o l t o n 3) verfeinerte das Berzelius-Roseverfahren und gewann Tantalpulver mit einem Tantalgehalt bis zu 99,5°/0. Die genaueren Arbeitsvorschriften sind nicht veröffentlicht worden.
Da das K2TaF7 und das Alkalimetall keinen Sauerstoff ent
halten, so war anzunehmen, daß die Anwesenheit von' Sauerstoff- verbindungen im Reduktionsprodukt auf die Oxydation des noch glühenden Reaktionsproduktes an der Luft zurückzuführen ist.
Unsere Versuche zeigten, daß, wenn die Reaktion zwischen Kalium- tantalfliiorid und Natrium in geeigneter Apparatur in Wasserstoff- atmosphäre durchgeführt wird, das pulverförmige Reaktiönsprodukt einen Ta-Gehalt von 95 °/0 aufweisen kann. F ü r die Analyse des Produktes wurden zwei Verfahren'angewendet. Nach dein einen sind Substanzproben an der Luft geglüht und ihre Gewichtszunahme bestimmt worden, nach dem anderen (nach R o s e ) wurde das Metall im Ghlorstrome geglüht, das TaCls verflüchtigt und der aus Ta206, NaTaOj und Alkalichlorid bestehende, nichtflüchtige Rückstand ge
wogen. Die Ergebnisse beider Verfahren stimmten überein. Für die Versuche ist Tantalpulver mit einem Ta-Gehält von etwa 90 °/0 verwendet worden. Mit Hilfe des Verfahrens von Ru ep4) ist fest
gestelltworden, daß das P räparat durch geringe Mengen von Niobium verunreinigt war. Das aus ihm gewonnene Ta20 6 wurde beim Glühen im Wasserstoffstrome deutlich grau und erlitt einen Gewichts
verlust von 0,1 %• Reines Tantalpentoxyd verändert sich unter diesen Umständen nicht. .
Tantalblech und Tantalpentoxyd.
F iir die Analyse des Bleches ist eine gewogene Menge an der Luft oxydiert worden. Die Gewichtszunahme entsprach einem Hetall-
J) Be r z e l i d b, P ogg. Ann.; 4 (1 8 2 5 ) , 6.
*) Ro se, Pogg. Ann. 99 (1856), 65.
3J W. von Bolton, Z. Elektrochem. 11 (1905), 45.
4J 0 Ru f f, Z. a u o r g . u . a llg . C h e in . 1 5 6 (1 9 2 6 ), 2 1 3 .
Zur Chemie des Tantals. 2 0 9
gehalte von 99,99 %• D as so gewonnene Tantalpentoxyd ist, um eine eventuelle Anwesenheit von Niobium festzustellen, im W asser
stoffstrome geglüht worden und ergab ein schwaches Grauwerden des Präparates, aber keinen Gewichtsverlust.
Natrlummetatantalat NaTaOs.
Dieses Salz ist von uns gewählt worden, da es sich beim Glühen nicht verändert [ R o s e 1), M a b i g n a c ] .2) Das Salz ist grundsätzlich so gewonnen worden, wie es M a e i g n a c beschreibt. Ta20 5 wurde im Nickeltiegel mit einem Überschuß von NaOH geschmolzen (auf 15 g Ta20 E 45 g NaOH). Es bildete sich eine zähe Masse, die so
lange erhitzt wurde, bis sich keine Dampfblasen mehr bildeten. Die erkaltete Schmelze (NaTa03 + NaOH-Überschuß) wurde in eine Porzellanschale überführt und dort viermal mit je 200 cm3 kalten Wassers zwecks Entfernung des überschüssigen NaOH, in dem NaTa03 unlöslich ist, behandelt. In der letzten Lösung konnte bereits das lösliche Natriumhexatantalat festgestellt werden, das sich aus NaTa03 in schwach alkalischen Lösungen bildet:
6N aTa03 + 2 NaOH + 24H 20 = Na8Ta0O19 • 25HaO.
Der Niederschlag in der Schale wurde mit 1000 cm3 Wasser be
handelt, wobei er vollständig in LösuDg ging. Die Lösung wurde bei t° nicht über 85° eingeengt, bis sich auf der Oberfläche ein Kristallhäutchen zu bilden anfing. Nach dem Erkalten schieden sich große und schwere Lamellen des Natriumhexatantalats aus.
Durch Abschlämmen mit kleinen Wassermengen wurde es von der feinen Trübung des sauren Natriumtantalats getrennt, das sich stets beim Eindampfen der Lösung bildet. Das Hexatantalat wurde ge
trocknet und dann in einem Platintiegel bei 900° geglüht. Hierbei zersetzt es sich unter Bildung von N aTa03 und NaOH. Das Reak
tionsprodukt wurde bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion mit Wasser behandelt und bei 200° getrocknet. Die Ausbeute betrug 10,9 g NaTaOs. Eine Probe dieses Produktes wurde bei 900° geglüht, gab aber bei der Behandlung mit Wasser keine alka
lische Reaktion mehr. Die Analyse des Produktes wurde durch Schmelzen mit NaHS04 ausgeführt, da mehrmaliges Eindampfen mit konzentrierter H2S 0 4 keine vollständige Zersetzung herbeiführte.
Der Ta20 6-Gehalt betrug 87,61 °/0. Aus der Formel N aTa03 wird der Wert zu 87,72 °/0 errechnet.
*) Ro se, P o g g . A n n . 1 0 1 (1 8 5 7 ), 11.
*) Mariqnac, A n n . c h im . p h y s . [4] 9 (1 8 6 6 ), 2 4 9 .
Z. anorg. ii. allg. Chem. E d. 182. 14
2 1 0 V. Spitzin und L. Kaschtanoff.
Das niedere Tantaloxyd.
Diese Verbindung wurde mehrmals als braunschwarzes Pulver beschrieben. Das erste Verfahren zu seiner Gewinnung besteht in starkem Glühen desTantalpentoxyds [ B e e z e l i ü s 1), Rose2), BoiiTON3)u.a.].
Die Gegenwart von Reduktionsmitteln scheint hierbei überflüssig zu zu sein. 0. Ru p f4) schmolz Ta20 6 in einem elekrischen Vakuum- kohleofen in einem Z r0 2-Mantel bei 1875° und stellte fest, daß sich hierbei ein niederes Tantaloxyd bildet, das keinen Kohlenstoff enthält.
Beim Glühen an der Luft oxydiert sich dieses Produkt zu Ta206.
Entsprechend der Formel T a 0 2 müßte die Gewichtszunahme an Sauerstoff hierbei 3,75 °/0 betragen. B e b z e l i u s beobachtete eine Zunahme von 3,50—4,20°/0. Das von Ruff erhaltene Produkt ergab eine Gewichtszunahme von 2,40 %•
F e i e d e b i o h und S i t t i g 5) behaupten entgegengesetzt, daß es ihnen beim Glühen in einem elektrischen Wolframofen eines Ge
menges von Ta20 5 mit Kohle in einer Wasserstoffatmosphäre nicht gelungen ist, ein niederes Oxyd zu gewinnen.
S m i t h und M a a s °) gaben ein anderes Verfahren zur Gewinnung von T a0 2 an: Ein Gemisch von Ta20 6 mit Magnesium (im Ver
hältnis 1:5) wurde in einer Röhre aus böhmischem Glas bis zum Beginn der Reaktion erhitzt. Das erkaltete Reaktionsprodukt wurde mit verdünntem HCl, H N 0 3 und H 2S 0 4 behandelt, mit denen das niedere Oxyd nicht reagiert. Das ausgewaschene und getrocknete P räparat ergab bei der Oxydation eine Gewichtszunahme von 2,24 und 3,01 % .
F ü r die Gewinnung dieses Präparates haben wir das letztere Verfahren gewählt. Um aber eine mögliche Verunreinigung des Präparates mit Si zu vermeiden, haben wir das Gemisch von Ta205 und Mg nicht direkt in das Glasrohr, sondern in ein Schiffchen aus Tantalblech, das mit einem Plättchen aus Tantal zugedeckt wurde, gebracht. Das Schiffchen wurde in eine Supremaxröhre gestellt, an deren eines Ende unter Vorschaltung eines P 20 6-Röhrchens eine
') Be r ze l iu s, Pogg. Ann. 4 (1825), G.
2) Kose, Pogg. Ann. 102 (1857), 282.
3) W . v on Bolton, 1. c.
■*) O. R uff, gemeinsam mit H. Se ip e k u e l d und J. Sü d a, Z. anorg. Chern.
82 (1913), 373.
s) Friederich und Sittiö, Z. anorg. u. allg. Chem. 145 (1925), 134. Vgl.
auch E. Fr ie d e r ic h, Z. Phys. 31 (1925), 813; 34 (1925), 637.
°) Smith u n d Ma a s, Z. a n o r g . Chem. 7 (1 8 9 4 ), 9 6 .
Zur Chemie des Tantals. 2 1 1
Wasserstrahlsaugpumpe und an das andere Ende ein Manometer angeschlossen war.
Wenn der Druck in der Röhre bis auf 10— 12 mm gesunken war, wurde der das Schiffchen enthaltende Rohrteil mit Gasbrennern scharf erhitzt, was eine in 2—3 Minuten eintretende heftige Reaktion zur Folge hatte, bei der das Schiffchen aufglühte und das Produkt teilweise verspritzte. Es wurde Magnesium in Form von Spänen verwendet, da mit pulverförmigem die Reaktion zu heftig ist. Trotz
dem das Schiffchen beim Beginn des Erhitzens sich mit einem leichten Anflug bedeckte, oxydierte sich das bei der Reaktion ver
dampfende überschüssige Magnesium nicht. Es ist anzunehmen, daß eine merkliche Oxydation des gewonnenen niederen Oxyds nicht eintreteu konnte.
Das im Tantalschiffchen gewonnene schwarze poröse Produkt wurde mit heißer konzentrierter Salzsäure 1 Stunde lang be
handelt und dann mehrmals mit Wasser bis zum Verschwinden der Cl'-Reaktion gewaschen (die Reaktion auf Mg" verschwand bedeutend früher).
Das Kochen des Produktes mit HNOs und H2S 04 wurde von uns bald verworfen, da hierbei nichts in Lösung ging.
Das ausgewaschene Produkt war schwarz (bei S m i t h und M a a s
braunschwarz). Es wurde bei 150° getrocknet. F ü r die Oxydations
analyse wurden Einwagen von 0,2—0,4 g verwendet. Das durch Oxydation des Tantalbleches gewonnene Ta20 6 reagierte mit M g
manchmal schlecht. Anscheinlich reagierte in diesem Falle nur die Oberfläche des Präparates infolge seiner verhältnismäßigen Dichte.
Aus diesem Grunde schwankten bei uns die Gewichtszunahmezahlen von 0,05—3,69°/0 (vgl. Tab. 1). Demgegenüber reagierte das durch Verbrennen von Tantalpulver gewonnene mehr poröse Pentoxyd mit Mg immer energisch. In diesem Falle ergaben die Präparate bei der Oxydation eine bedeutend größere Gewichtszunahme, die zwischen 5,07 und 8,95 schwankte.
Es wurde zunächst angenommen, daß das Magnesium das Tantal
pentoxyd teilweise bis zu metallischem Tantal reduziert, wodurch die erhöhte Gewichtszunahme bei der Oxydation zu erklären wäre. In diesem Falle müßte aber eine Vergrößerung der an der Reaktion teilnehmenden Menge des Magnesiums die Gewichtszunahmezahlen noch weiter erhöhen (für metallisches Ta beträgt die Gewichts
zunahme bei der Oxydation 22,04 °/0). Aus Tab. 1 ist aber fest
zustellen, daß dies nicht der Fall war.
14*