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Kirchliche Bewegungen der Gegenwart, 1908

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Kirchliche Bewegungen der Gegenwart

Eine Sammlung von Aktenstücken

unter Mitwirkung von Lic. A lf r e d U c k e le y herausgegeben

von

D. Friedrich Wiegand

Jahrgang II

1908

Leipzig

Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Theodor Welcher

1909

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Kirchliche Bewegungen der Gegenwart

Eine Sammlung von Aktenstücken

unter Mitwirkung von Lic. A lf r e d U c k e le y herausgegeben

von

D. Friedrich Wiegand

Jahrgang II

1908

Leipzig

Dieterichsche Verlagsbuchhandlung Theodor Weicher

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D ruck von J u l i u s A b e l in Greifswald.

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F ü lle von M einu n g säu sseru n g en zu tage. So is t es gekommen, dass tro tz grösster E in sc h rä n k u n g u n d obwohl ic h es au ch diesm al noch verm ied, über d ie G renzen des D eutschen R eiches hinau szu g reifen , der zweite J a h rg a n g gleichw ohl bedeutend stä rk e r au sg efallen is t als der erste.

M anche A b sch n itte wie die ü b er den H am b u rg e r S chul- u n d K irc h e n ­ s tr e it u n d die B esetzung der B e rlin e r neutestam entlichem P ro fe ssu r sind zu k lein en B roschüren angew achsen; d e n n obgleich ic h die U rkunden S tü c k f ü r S tü c k a u f ih re E n tb e h rlic h k e it h in g e p rü ft u n d m anche P a r tie auch ta tsä c h lic h g estrich e n habe, g la u b te ic h von dem G ebotenen n ich ts auslassen zu d ü rfe n , w enn n ic h t das G esam tbild a n F a rb e einbüssen sollte. A uch dass ich d en K a m p f u m die E n zy k lik a u n d u m d ie politische B e tä tig u n g lib e rale r k ath o lisch er P f a r r e r eingehend geschildert habe, w ird d er L eser angesichts d e r B e d eu tu n g d ieser B ew egungen g ern f ü r angezeigt erachten.

N eben der A usw ahl d e r w ich tig sten U rk u n d e n h a t m ir auch diesm al die B eschaffung eines ieinw andfreien T extes d ie grösste M ühe verursacht.

E in e diplom atische G en a u ig k eit zu erzielen w ar in d e r R egel n u r da m öglich, wo d er erste A bdruck zugleich das O rig in a l selbst darstellte.

A n d ern fa lls k am es vor, dass behördliche V e rfü g u n g e n u n erre ic h b a r bei den A k te n lagen, die A b sc h rifte n sich als n ic h t ein w a n d fre i erw iesen u n d je d en falls n ic h t u nw esentlich m it d er W iedergabe in d en Z eitungen differierten. I c h habe überall, wo ich a u f solche S chw ierigkeiten stiess, es m ich n ic h t verdriessen lassen, m it ein er B itte a n d ie B e te ilig te n selbst h era n zu treten . D ass ich ausnahm slos fre u n d lic h e A u sk u n ft erh ie lt, h a t m ich zu ganz besonderem D an k e verpflichtet. O bendrein bot m ir diese A n k n ü p fu n g persönlicher B eziehungen ein e w ertvolle E n tsc h ä d ig u n g fü r den A ufw an d a n Z eit u n d K ra ft, den m ir der in s E in zeln e gehende B riefw echsel im ü b rig en verursachte.

I n B esprechungen des e rste n Ja h rg a n g e s w ar von S eiten, a u f die R ü c k sic h t zu nehm en ich allen A nlass h a tte , b em erkt worden, dass Ü ber­

setzungen d e r frem dsprachlichen T exte d ie B ra u c h b a rk e it des U n te r­

nehm ens bedeutend erhöhen w ürden. Ic h b in diesem W inke gern n ac h ­ gekom m en, obwohl die technischen A usdrücke kirch en rech tlich er E rlasse m ir n ic h t gerade bequem lagen. D och d u rfte ich dabei den R a t evan­

(10)

— IV —

gelischer w ie kath o lisch er K irch e n re ch tsleh rer m it E rfo lg in Anapnm.li nehm en. V o r allem h a t m ir aber in d ieser H in s ic h t das a u f S. 281 ge­

n a n n te B u c h von F ra n z H e in e r als w ertvolles H ilfs m itte l gedient.

U m d en L eserkreis zu e rw eitern u n d u m a/uch B en u tzer, die sich n u r f ü r e in e n b estim m ten A b sc h n itt interessieren, als K ä u fe r z u ge­

w innen, h a t sic h die V erlag sb u ch h an d lu n g in höchst d ankensw erter W eise b e re it finden lassen, d en vorliegenden J a h rg a n g zugleich in F o rm von sechs se lbständigen u n d einzeln v erk ä u flich e n H e fte n allm ählich erscheinen zu lassen. E s ü b erh e b t m ich diese N e u e ru n g zugleich der V erpflichtung, die einzelnen F ä lle vorzeitig abzuschliessen u n d m it dem G anzen b ereits a m Ja h re s a n fa n g f e rtig zu sein.

G r e i f s w a l d , den 3. N ovem ber 1909.

F r i e d r i c h W i e g a n d .

(11)

A. E v a n g e lis c h e K irc h e .

I. Der Hamburger Schul- und K ir c h e n s tr e it... 1 II. Die Besetzung der Berliner neutestamentlichen Professur im Urteile

der kirchlichen P a r t e i e n ... 57 III. Das neue Pfarrbesetzungsrecht und die rheinisch-westfälische Kirche 133 IV. Die Stellung der preussischen Kirchenbehörde zur Gemeinschafts­

bewegung ... 161 V. Eine Parteibildung in der protestantischen Landeskirche Bayerns 173 VI. Ergänzung der Generalkonzession für die evangelisch-altlutherischen

Gemeinden in P r e u s s e n ... 193 VII. Allgemeine evangelisch-lutherische Konferenz und Lutherischer Bund 198

B. K a th o lis c h e K irc h e .

VIII. Katholische Kritiker der Enzyklika „Pascendi dominici gregis“.

A. Ehrhard, Germania, W ü rz b erg er... 210 B. S c h n i t z e r ... 230 IX. Katholische Pfarrer und politischer Liberalismus in Bayern.

A. G r a n d in g e r ... 248 B. T rem el... 262 X. Das neue Verlöbnis- und Eheschliessungsrecht in der katholischen

K ir c h e ... 281

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(13)

Evangelische Kirche.

(14)
(15)

F ü r den Streit kommen vorzugsweise in Betracht die Artikel der Jah r­

gänge 1907 und 1908 des von Pastor Karl Reimers herausgegebenen Hambur- gischen Kirchenblattes.

Allgemeine Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 1908, S. 508. 531. 1036 f.

1053f. 1132. 1177f. 1178. — 1909, S. 44. 44f. 107—110.

Die Reformation 1908, S. 678. 687. 717 f. 746 f. 747. 761—763. 793—795.

Positive Union 1908, S. 257—259.

Chronik der Christlichen W elt 1908, S. 264. 473—478. 480. 601—605.

— 1909, S. 21.

Preussische Kirchenzeitung 1908, S.786—791. 801—805. — 1909, S. 99—102.

Protestantenblatt 1908, S. 546f. 549f. 908. 953—955. lOOlf. 1049—1051.

1074. 1169 f. 1217. — 1909, S. 41.

Der Religionsunterricht in den Schulen eine brennende Frage. (1. Für die Kirche. Von Pastor M. Glage. 2. F ür die Schule. Von Prof. Dr. E. Hoppe.

3. Für das Haus. Von Pastor Dr. Budde. 4. Die Abhilfe. Von Pastor J. H. Höck.) Gehalten im Aufträge des Kirchl. Vereins zu Hamburg. Hamburg, Trümpler 1907.

Entwurf eines Lehrplans für den Religionsunterricht in der 8klassigen Volksschule. Herausgegeben von der Lehrergruppe im Hamburger Protestanten­

verein. Hamburg, C. Boysen 1907.

Denkschrift nebst Lehrplan-Entwurf für den Religionsunterricht in den Hamburgischen Volksschulen. Herausgegeben von der Hamburger Lehrer-Union.

Hamburg, Schloessmann 1907.

Sorgen, Bedenken, Wünsche in bezug auf den Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen Hamburgs. Hamburg, L. Gräfe 1907.

Freiheit und Recht. Antwort auf „Sorgen, Bedenken, W ü n sch e... “ Hamburg, Cl Boysen 1907.

1.

A u f "V era n lassu n g des K irch lich en V erein s zu H a m b u rg sprachen im W in te r 1906— 07 in einem Z yklus von v ie r V o rträ g en P a s to r Glage, P ro fesso r D r. H oppe, P a s to r D r. B u d d e u n d P a s to r H öck über den

„ R e l i g i o n s u n t e r r i c h t i n d e n S c h u l e n e i n e b r e n n e n d e F r a g e “ nach S eiten d er K irche, d er S chule u n d des H auses. D er le tzte V o rtra g fa sste die von den R e d n ern g estellten F o rd e ru n g e n k u rz d a h in zusam m en:

W ir m üssen am gegebenen O rte m it gehörigem N ac h d ru c k d a h in vorstellig werden, dass w ir u m unseres Gewissens u n d um u n serer K in d e r H e il w illen es n ic h t lä n g e r ru h ig m itan se h en können, dass vielfach in höheren w ie niederen S ch u len ein R e lig io n su n terrich t e r te ilt w ird, w elcher m ehr oder m in d e r von dem abw eicht, was die S c h rift u n d u n sere B ekenntnisse, in so n d e rh e it der k leine K atechism us L u th e rs, in S achen u n se re r S elig k eit lehren. D a es kaum m eh r in der M acht der betreffenden S chulbehörden stehen d ü rfte , h ie rin

W ie g a n d , Kirchliche Bewegungen. 1

(16)

R em ed u r e in tre te n zu lassen, d a j a n ic h t allein alle d iejenigen L ehrer, welche m it dem G lauben d er K irc h e zerfallen sind, von der E rte ilu n g des E e lig io n su n te rric h ts fe rn g e h a lte n w erden m üssten, sondern auch die B ild u n g sstä tte n der L eh rer, die S em in a re u n d die U n iv ersitäte n , bezw. die theologischen F a k u ltä te n ein er L eh rzu c h t u n te rw o rfe n w erden m üssten, w elche m a n heute u n s schw erlich zugestehen w ird, so m üssen w ir d ie A u fh e b u n g des Schulzw anges f ü r den R e lig io n s­

u n te rr ic h t fo rd ern . W ir wollen u n d m üssen die E rla u b n is haben, u n sere K in d e r von einem R e lig io n su n te rric h t fe rn zu h alten , der u n se re r G laubensüberzeugung n ic h t gerecht w ird. U n d zw ar wollen w ir diese F re ih e it n ic h t etw a d u rch V erh an d lu n g en m it den betreffen­

den S chulbehörden u n d S c h u lle ite rn , geschweige den einzelnen R eli- g io n sle h re m von F a ll zu F a ll u n s e rb itte n oder erk äm p fen , sondern w ir v erlan g en eine gesetzlich festzulegende g enerelle B estim m ung, dass es allen E lte rn , welche au s Gewissensbedenken ih re K in d e r n ic h t an dem in d er von ih n en besuchten S chule e rte ilte n R e lig io n su n te r­

r ic h t te iln e h m en lassen können, fre i stehen soll, ih re K in d e r von den betreffenden S tu n d e n fe m z u h a lte n , u m denselben ein en ihrem G lau b e n ssta n d p u n k t entsprechenden U n te r ric h t in d er R eligion a n d e rw e itig e rte ile n zu lassen. I n dieser F o rd e ru n g g lauben w ir einen w a h rh a ft lib e rale n S ta n d p u n k t zu v ertreten , so fern derselbe ja auch denen, d ie e in e an d e re G laubensüberzeugung h ab en als w ir, die M ög­

lic h k e it gew ährt, ih re K in d e r einem R e lig io n su n te rric h t zu entziehen, der ih rem S ta n d p u n k t n ic h t en tsp rich t. M an h a t ein st a u f dem G e­

b ie t der K irc h e sich g en ö tig t gesehen, den P aro ch ialzw an g in Sachen des B e ic h tv erh ältn isse s fa h re n zu lassen. A u f dem G ebiet des K on- firm a n d e n u n te rric h ts h a t m a n fo lgerichtig, w enigstens h ie r in H a m ­ bu rg , den E lte rn d ie u n b esch rän k te W a h l eines G eistlichen ihres V er­

tr a u e n s gew ährt. A nderes wollen w ir j a auch m it u n se re r F o rd e ru n g in S achen des R e lig io n su n terrich ts n ic h t. W a ru m soll die S chule in dieser S ache ein V o rrec h t haben, welches h eu tz u ta g e die K irch e n ic h t b e sitz t und, wie die V erh ältn isse liegen, n ic h t besitzen k an n ?

W ir denken m it u n se re r F o rd e ru n g n ic h t a n ein e R e ak tio n oder g a r R evolution a u f dem G ebiete des Schulw esens. W ir g re ife n weder in die R e ch tssp h äre des S taa tes ein, d er ja wie a u f allen anderen G ebieten so auch a u f dem des R e lig io n su n te rric h ts seine M ach tb efu g ­ n isse n ach bester E in sic h t zur D u rc h fü h ru n g b rin g e n möge. U nsere F o rd e ru n g lä sst dem S ta a te die volle M öglichkeit, seine L eh re r einen R e lig io n su n te rric h t erte ile n zu lassen, an dem diejen ig en E lte rn , die es w ollen u n d m ögen, ih re K in d e r n ach wie vor teiln eh m en lassen können. A uch nehm en w ir n ic h t den m odernen P äd ag o g e n das R echt, sow eit sie es m it ihrem Gewissen u n d ih ren Vorgesetzten B ehörden v ere in b aren können, ih re A n sich ten ü b er R eligion, M oral u n d K u n s t­

e rz ieh u n g im U n te rric h t geltend zu m achen. W ir wollen n u r u n se re r­

seits das R e ch t besitzen, der S chule zu sa g en : U n sere K in d er, f ü r dio w ir vor G o tt u n d M enschen die n äc h ste u n d h eilig ste V era n tw o rtu n g trag e n , bekom m t ih r f ü r e u re E x p erim e n te n ic h t, au ch w enn die

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ü b rig e W e lt euch zu fä llt. W ir stim m en n ic h t in den R u f e in : F o rt m it dem R e lig io n su n te rric h t au s d e r S chule! W ir w issen diesen U n te rric h t noch v ielfach in g u te n H ä n d e n ; w ir verkennen auch n ic h t seine B e d eu tu n g f ü r die u n te rric h tlic h e n u n d erziehlichen A ufgaben, welche den S ch u len g estellt sind. A ber das R e o h t w ollen w ir haben, da, wo w ir f ü r unsere K in d e r eine S eelengefahr erkennen, zu sagen:

H a n d ab von u n serem F le isc h u n d B lu t!

W ir w issen sehr wohl, dass u n se re F o rd e ru n g bei m anchen, die sonst u n sere G esinnungsgenossen sind, n ic h t ra d ik a l g en u g ist. D e r R u f n ac h völliger S c h eid u n g : H ie S ch u len f ü r d ie G ottlosen, hie S ch u len f ü r die K in d e r d er H e ilig e n ! is t au ch a n u n se r O h r ge­

d ru n g en . A ber w ir h a lte n diese F o rd e ru n g noch f ü r v e rfrü h t, w enn sie ü b e rh a u p t g estellt w erden m uss. W ir verkennen eben n ic h t die pädagogische B e d eu tu n g unseres h e u tig e n Schulw esens f ü r d ie E r ­ h a ltu n g eines ein h e itlic h g ebildeten n a tio n a le n V olksganzen. W o fü r w ir allerdings neben unserem P o s tu la t d er F re ih e it von einem S ch u l­

zw ang in S achen des R e lig io n su n te rric h ts e in tre te n w ollen u n d w erden, ist die G eltendm achung des R echtes d er P riv a tsc h u le n gegenüber der S taatssch u le. W ir verlangen, dass die G rü n d u n g u n d U n te rh a ltu n g von P riv a tsc h u le n , wozu d enn au ch d ie je tz t noch bestehenden oder k ü n f tig zu g rü n d en d e n K irch e n sch u le n gehören, u n s in k ein er W eise erschw ert oder g a r unm ö g lich gem acht werde, selbstverständlich u n te r dem seitens d er sta a tlic h e n B ehörden k r a f t ih res R echtes d er S ch u l­

a u fs ic h t zu fo rd e rn d e n G a ra n tie n . D ie M onopolisierung des S ta a ts ­ schulsystem s in w eiterem U m fange, als sie schon h e u te vorhanden ist, h a lte n w ir geradezu f ü r ein U nglück, u n d zw ar n ic h t n u r aus religiösen, sondern au ch aus pädagogischen u n d sozialen G ründen.

I n dem P riv a tsc h u lw ese n haben je u n d je orig in ale, d ie ganze P ä d a ­ gogik b efru ch te n d e Q uellen g esprudelt, w ie sie die R e g lem en tieru n g u n d U n ifo rm ie ru n g des S taatsschulw esens n ic h t h a t z u tag e fö rd e rn können.

W ir bezw eifeln n ic h t, dass d ie allem positiven, bekennttiis- m ässigen G lau b e n sin h a lt n ic h t n u r abholde, sondern geradezu in F e in d s c h a ft u n d H ass gegenüberstehende m oderne G eistesric h tu n g u n s ein m al vor die zw ingende N o tw en d ig k e it stellen k an n , P r iv a t­

sch u len , P riv a t-S e m in a re , P riv a t-F a k u ltä te n des a lte n G laubens ins Leben zu ru fe n , w ie dies b e re its in H o lla n d d ie seitens des k irc h ­ lich en u n d pädagogischen L ib eralism u s z u r äu ssersten N o tw eh r ge­

trie b e n e n positiv-gläubigen K re ise sowohl des re fo rm ie rte n als des lu th e risch e n B ekenntnisses g e ta n haben. H o lla n d z ä h lt h eu te neben seinem m it allen E rru n g e n sc h a fte n d er N eu z eit a u sg esta tte te n S taa tssc h u lsy ste m etw a 500 ch ristlic h e P riv a tsc h u le n m it 1200 L e h r­

k rä fte n u n d 80 000 S ch ü lern , A n sta lte n , d ie e in en A ufw an d von 2 M illionen G ulden erfo rd e rn . S elbst ein e fre ie ch ristlich-positive U n iv e rsitä t is t g e g rü n d e t w orden. A u ch N ord -A m erik a zeig t u n s neben seinem d u rch die n a tio n a le u n d religiöse B u n tsch e ck ig k e it seiner S taa tsa n g eh ö rig en b ed in g ten religionslosen S taatsschulsystem

1*

(18)

ein voll ausgebildetes S ystem von K irch e n sch u le n u n d höheren B ild u n g sa n s ta lte n in den m a n n ig fa ltig ste n A b stu fu n g e n u n d S c h a t­

tie ru n g e n von den theologischen u n d p rak tisch e n P red ig ersem in aren , den G ym nasien (C olleges), P ro g y m n a sie n u n d L e h rerse m in a re n bis z u d en ein fa ch e n D o rfsc h u len u n d S o n n tag ssch u le n herab. E s m üsste u n d w ürde au ch bei u n s etw as Ä h nliches m öglich w erden, w enn die S tu n d e geschlagen, wo w ir bei äu sserste r G efäh rd u n g un se re r h eilig sten G ü te r den R u f erheben m ü sste n : Isra e l, zu deinen H ü tte n ! A ber so w eit sin d w ir zu r Z eit doch wohl n och n ic h t.

D och z u rü c k zu u n se re r F o rd e ru n g der A u fh e b u n g des S ch u l­

zw anges h in sic h tlic h des R e lig io n su n te rric h ts. E s sind dagegen einige B edenken la u t gew orden. M an h a t gesagt: J a , is t u n s A ltg lä u b ig e n viel d a m it g ed ien t, dass w ir u n se re K in d e r von einem R e lig io n s­

u n te rr ic h t f e r n h a lte n können, der u n se re r Ü berzeugung n ic h t e n t­

sp rich t, w enn doch der ü b rig e U n te rric h t, etw a in G eschichte, L ite ­ r a tu r u n d N a tu rk u n d e , den L eh rern so m anche H a n d h a b e zu b ieten verm ag, u m ih re g la u b en sfein d lich en F ü n d le in in K opf, H e rz u n d G em ü t u n se re r K in d e r h ineinzuschm uggeln? Gewiss, w ir verkennen diese G efah r n ic h t. A ber wie u n s f ü r d e ra rtig e K o n treb a n d e im m er noch das R e c h t der R e k la m atio n bei den zu stän d ig en B ehörden b le ib t

— d en n die S chule d a r f doch n ic h t P hilosophem e, P roblem e ur.d unerw iesene H ypo th esen a n s ta tt des festgelegten, wohl erw ogenen U n terrich tssto ffe s b ieten — so hoffen w ir eben d u rc h den u n se rn K in d e rn an d e rw e itig e rte ilte n R e lig io n su n te rric h t dieselben gegen a b sich tlich versu ch te Irre f ü h r u n g derselben in F ra g e n des G laubens schützen zu können. Ic h e n tsin n e m ic h eines F alle s, wo in ein er U n te rric h tsstu n d e in e in e r L eh re rin n e n b ild u n g sa n sta lt eins m ein er K in d e r dem L ehrer, d er seine b ib lisch -k ritisch e W e ish e it seinen S ch ü le rin n en b eizubringen versuchte, a n tw o rte te : „M ein V a te r h a t m ir d arü b e r etwas ganz anderes g e sa g t!“ W o ra u f der L e h re r re p li­

z ie rte : „A ch so, I h r V a te r g eh ö rt ja wohl z u r orthodoxen P a r te i ! “ u n d alsd an n seine W eish eit f ü r sich behielt.

E in an d e rer E in w an d la u te t: J a , wie sollen w ir E lte rn von u n s au s e in en u n se rm G lauben entsp rech en d en R e lig io n su n te rric h t fü r u n se re K in d e r beschaffen? N u n , ich bezw eifle n ic h t, dass w ir, w enn u n se re r F o rd e ru n g G enüge geschehen sein w ird, die P flic h t haben, einen R e lig io n su n te rric h t sowohl f ü r höhere, w ie f ü r V olksschüler zu o rganisieren. E in e G esellschaft, e in V erein oder ein K o m itee f ü r b ekenntnism ässigen R e lig io n su n te rric h t m ü sste in s Leben g eru fen w erden. E s m ü ssten geeignete L e h rk rä fte (L e h rer u n d L eh rerin n e n , P a s to re n u n d K an d id a te n , D iak o n e u n d D iakonissen) gew onnen w er­

den, w elche entw eder ohne L ohn, au s L iebe zum H e r rn getrieben, die E rte ilu n g von R e lig io n sstu n d en a u f sich nehm en, oder welche, w enn sie aus existenziellen G rü n d e n d a ra u f angew iesen sind, aus einem zu sam m elnden F o n d s e in bescheidenes H o n o ra r f ü r ih re M ühew altung e rh a lten . S ollte d er S ta a t, was e r in dieser S ache w ahrscheinlich aus g u te n G rü n d e n n ic h t tu n w ürde, es seinen angestellten L e h rk rä fte n

[4

(19)

untersagen, a n diesem R e lig io n su n te rric h t sich z u beteiligen, so w ü r­

d e n zu den so n st v erfü g b aren K r ä f te n noch solche L a ie n herangezogen w erden können, w elche von dazu b efä h ig ten P e rsö n lic h k eiten in be­

sonderen K u rs e n in g ehöriger W eise stofflich u n d m ethodisch vor­

geb ild et w erden m üssten. E s m üsste eine In s ta n z geschaffen w erden, w elche d en E lte rn in dieser F ra g e m it K a t u n d T a t z u r S eite stünde, die L eh rp lä n e a u fste llte u n d dieselben eventuell, wenn, gesetzlich er­

fo rd erlich , d er S chulbehörde z u r G enehm igung vorlegte, die, w enn n ic h ts w ider die s ta a tlic h e O rd n u n g oder etw a schultech n isch B edenk­

liches in den P lä n e n e n th a lte n ist, an standslos zu erte ile n w äre. H ab e n w ir e r s t die g efo rd erte F re ih e it d er Bew egung, so w ird alles andere schon sich finden.

E in s aber w ird z u r D u rc h setzu n g u n se re r F o rd e ru n g u n erlä sslich sein.. W ir B ekenner des a lte n p o sitiv en G laubens m üssen in dieser A ngelegenheit, die f ü r die Z u k u n ft unseres G laubens von unerm ess­

lic h er W ic h tig k e it ist, e in ig gehen. S eid e in ig in dem H e rrn , u n d ab erm als: seid ein ig ! N u r w enn e in e geschlossene E in h e it von V ä te rn u n d M ü tte rn , von G eistlic h en u n d L a ie n des positiven G laubens h in te r u n se re r F o rd e ru n g steh t, w erden w ir m it dem e r­

fo rd e rlich e n N ac h d ru c k u n se re d em nächst zu verein b aren d e E ingabe v e rtre te n können. L eid er sin d j a au ch in u n se re r S c h a r m ancherlei V erschiedenheiten der A u ffa s su n g u n d B e u rte ilu n g in kirch lich en F ra g e n u n d Z u stän d en vorhanden. W ir bed au ern das schm erzlich, ohne es z u n ä ch st ä n d e rn zu können. A ber k önnen w ir d en n n ic h t in d er grossen b ren n e n d en F ra g e , d ie u n s diesen W in te r b e sch ä ftig t h a t, e in ig w erden? K ö n n en w ir die d er grossen H a u p tsa c h e d er E r ­ h a ltu n g u n se re r N ac h k o m m e n sch a ft bei u n se rm positiv en G lauben gegenüber k lein en u n d k le in lic h en D ifferenzen n ic h t ein m a l völlig beiseite schieben? E s w ird u n s a n W id ersp ru ch u n d G egnerschaft m den R e ih e n u n se re r G laubensgegner n ic h t fehlen. W ollen w ir den K rieg , d er u n s a u f g e d ru n g e n w ird, m it U n en tsch ie d en h e it u n d Z er­

s p litte ru n g a u f u n se re r S e ite fü h re n ? A ber w ie soll sich d a n n dör H e r r unseres H e ils zu u n s bekennen k önnen? I c h sage m it allem E rn s t, ic h b itte m it aller L iebe C h r is ti: L asst u n s ein ig sein. L asst unsere G egner, la sst u n se re B ehörden es se h en : W ir, als die von einem S tam m e, stehen au ch f ü r ein en M a n n ! U n d sin d w ir einig' m it dem bren n en d en H erzen in u n se re r b ren n en d en F ra g e, so w erden w ir E rfo lg haben, so w erden w ir siegen u n d Segen erlangen. D enn siehe, wie f e in u n d lieblich is t es, w enn B rü d e r e in trä c h tig bei e in ­ an d er w ohnen! D aselbst verh eisst d er H e r r Segen u n d L eben im m er u n d ew iglich. U nd sin d w ir d en n au ch n u r ein kleines H äu fle in , eine k leine K r a f t m itte n u n te r dem grossen H a u f e n derer, welche w ider den H e r r n u n d seine ew ige W a h rh e it stre ite n , — lassen S ie u n s d er M a hnung dessen folgen, der noch im m er u n te r den sieben L eu c h tern w an d e lt u n d dessen A n g esich t le u c h te t w ie die S o n n e:

H a lte , was d u hast, dass n ie m an d deine K ro n e n e h m e ! So w erden w ir auch d er V erheissung u n s g etro sten d ü r fe n : Ic h weiss deine

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W erke. Siehe, ic h habe vor d ir gegeben eine offene T ü r, u n d niem an d k a n n sie zu sch liessen ; denn du h a s t ein e k lein e K r a f t u n d h a s t m e in W o rt b ehalten, u n d h a s t m einen N am e n n ic h t v erleu g n et!

(Der Religionsunterricht in den Schulen u.s.w., S. 52—,jf>) D em entsprechend ric h te te der V o r s t a n d d e s K i r c h l i c h e n V e r e i n s u n te r dem 4. A p ril 1907 an den H a m b u rg e r S en at die folgende den R e lig io n su n te rric h t betreffende E i n g a b e :

D ie V erh ä ltn isse des R e lig io n su n te rric h ts a n den öffentlichen S chulen, sowohl d en höheren S ch u len wie den V olksschulen, haben schon seit lä n g e re r Z eit d ie schw erste B esorgnis der ch ristlic h en E lte r n w achgerufen. I n den le tzten J a h re n aber sin d dieselben zu ein er öffentlichen K a la m itä t gew orden, indem d u rch verschiedene B e ­ schlüsse d er V olksschullehrervereine, w ie d u rc h öffentlich b e k a n n t gegebene R eso lu tio n en der R e lig io n sleh rer a n höheren S ch u le n die T a tsac h e festgelegt w ird, dass der R e lig io n su n te rric h t in ü b era u s zahl­

reich en F ä lle n n ic h t im G eiste der ch ristlic h en R eligion, wie sie in der B ibel bezeugt is t u n d wie sie dem B e k en n tn isse der evangelisch­

lu th e risc h e n K irc h e e n tsp ric h t, e r te ilt w ird. D e r bisher in einzelnen F a m ilie n em pfundene W id ersp ru ch zw ischen dem W illen c h ristlic h er E lte rn , ih re K in d e r im biblischen C h riste n tu m erziehen zu lassen, u n d dem ta tsä c h lic h e rte ilte n R e lig io n su n te rric h te is t d a m it zu einem offenen B ru ch e gew orden. E s is t aber das u n zw e ifelh a fte R e c h t der E lte rn , die religiöse E rz ie h u n g ih re r K in d e r zu bestim m en, u n d es k'ann n ic h t A u fg ab e des p a ritä tis c h e n S ta a te s sein, ein en Gew issens­

zw ang auszuüben ü ber c h ristlic h e E lte rn , ih re K in d e r einem beliebi­

gen R e lig io n su n te rric h te au slie fe rn , oder sie in m onistischem oder m a teria listisc h e m oder au c h in unbiblischem S in n e erziehen lassen zu m üssen.

Z u r C h a ra k te ris ie ru n g des je tzig en Z ustandes verw eisen w ir a u f die in A n lag e eh re rb ie tig st ü b erreic h te n V o rträ g e, die im W in te r 1906/07 a u f A n re g u n g des K irc h lic h e n V erein s h ie r öffentlich gehalten sind, selbstverständlich u n te r a llein ig er V e ra n tw o rtlic h k e it d er ein ­ zelnen R edner. E s w ird d u rc h dieselben bewiesen, dass die in ver­

schiedenen S ta a te n des evangelischen D eu tsch la n d s h e ftig e rö rte rte F ra g e n ac h dem R e lig io n su n te rric h te in den S ch u len auch f ü r H a m ­ b u rg zu ein er bren n en d en F ra g e gew orden ist.

N u n sch reib t aber der S ta a t m it R e c h t den Schulzw ang f ü r die V olksschule vor, u n d f ü r die höh eren S ch u len is t wegen der m it A b­

gangsexam en v erbundenen B e re ch tig u n g en ebenfalls ein w o h ltätig er Z w ang f ü r die K in d e r bessergestellter E lte rn ausgeübt. So g ern e w ir diesen Zw ang u n d seine segensreichen F olgen anerkennen, so e n t­

schieden m üssen w ir die Zw angslage bedauern, in die unsere K in d e r d ad u rc h in religiöser B eziehung getrieben w erden, u n d sin d der M einung, dass die G ew issensfreiheit g ebieterisch eine L ösung dieses K onfliktes fo rd e rt. W ir w ünschen aber f ü r die G egner u n se re r re li­

giösen S te llu n g ebensow enig G ew issenszw ang wie f ü r u n s, u n d d aru m

(21)

w ürde m it einer g enerellen V erfü g u n g , dass der R e lig io n su n te rric h t in diesem oder jen em S in n e zu erteilen sei, n ic h ts geholfen sein, selbst w enn eine d e ra rtig e V e rfü g u n g E rfo lg h aben könnte. D ass eine solche allgem eine A n o rd n u n g k einen E rfo lg h a t, bew eist ja der gegenw ärtige Z ustand, da die jetzigen tra u rig e n V erh ältn isse sich h erau sg eb ild et haben, obwohl w enigstens f ü r die V olksschulen ein U n te rric h t im ev a n g elisch-lutherischen B ek en n tn isse vorgeschrieben ist. E s m uss vielm ehr ein W eg g efu n d e n werden, sowohl dem s ta a t­

lic h vorgeschriebenen B ildungszw ange, w ie der jedem E lte rn p a a re g a ra n tie rte n G ew issensfreiheit, die religiöse E rz ie h u n g ih re r K in d e r zu bestim m en, g erech t zu werden.

E in solcher W eg w ürde sich f ü r die V o lk s s e e le n ergeben in A n leh n u n g a n das holländische P rin z ip , wo der S ta a t die f ü r R e li­

gionsgem einschaften ein g erich tete n S chulen in gleicher W eise u n te r ­ stü tz t, wie die religionslosen S taatssch u len . B ei d er K le in h e it des höheren Schulw esens in H a m b u rg w ürde f ü r die höheren S chulen eine solche E in r ic h tu n g — dies geben w ir offen zu — jedoch a u f schwerw iegende finanzielle B edenken stossen m üssen. So sehr w ir also auch davon d u rch d ru n g en sind, dass die religiöse E rz ie h u n g n ic h t allein von der R elig'ionsstunde abhän g t, sondern dass d er ganze U n te r­

r ic h t a u f die E rz ie h u n g ein w irk t, wollen w ir doch n ic h t u n terlassen , einen N o tb eh e lf vorzuschlagen, u m w enigstens die schlim m sten K onsequenzen f ü r u n sere K in d e r zu beseitigen.

E in e n solchen A usw eg sehen w ir d arin , dass den E lte rn das R e ch t zustehen soll, d u rch eine ein fa ch e E rk lä ru n g ih re K in d e r von dem R e lig io n su n te rric h te in der betreffenden S chule zu befreien, so­

bald sie den B ew eis erb rin g en , dass sie ih re K in d e r einem a n d e r­

w eitigen c h ristlic h e n R e lig io n su n te rric h t d u rc h einen h ie rf ü r q u a li­

fizierten L eh re r z u fü h re n wollen.

W ir sin d b ereit, f ü r die ch ristlic h en K in d e r evangelisch-luthe­

risch er K o nfession solche R elig io n sstu n d e n e in zu rich ten u n d m einen, dass die P a r i t ä t des S ta a te s eine V erpflichtung a u f erlegt, f ü r solchen R e lig io n su n te rric h t bei h in reich en d e r B e te ilig u n g eine R e m u n e ra tio n zu v erg ü te n u n d d ie R ä u m e f ü r solchen U n te r r ic h t in den S chul- h ä u se rn z u r V e rfü g u n g zu stellen. W ir verw eisen in bezug h ie ra u f a u f den gesetzlich festg eleg ten Z ustan d in B a y ern u n d Ö sterreich, wo d e r evangelische R e lig io n su n te rric h t der P a sto re n oder besonderer K ate ch e te n en tsp rech en d h o n o rie rt w ird.

W ir haben das fe ste V e rtra u e n zu u n sre r O brigkeit, dass die­

selbe einen G ew issenszw ang n ic h t ausüben w ill, u n d b itte n daher, u n se re E in g a b e e in e r b ald ig en w ohlwollenden P rü f u n g u n terzieh en u n d eine gesetzliche R egelung h e rb e ifü h re n zu wollen, die den c h rist­

lich en E lte rn g e s ta tte t, ih re K in d e r c h ristlic h u nterw eisen zu lassen.

M it v o rzüglicher H o c h a c h tu n g verbleiben w ir, E in es H o h en S en ats ergebene (folgen die N a m e n des V o rstan d e s vom K irc h lic h e n V e re in ).

(Hamburgisches Kirchenblatt 1908, S. 71 f.)

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[8

D ie E ingabe w urde ohne A ngabe von G rü n d e n vom H am b u rg e r S e n a t abschlägig beschieden.

Inzw ischen w ar am 11. M ai 1907 in d e r d e r O berschulbehörde be­

r a te n d z u r S e ite stehenden H a m b u rg e r S chulsynode d er ra d ik a le A n tra g e in g eb rac h t worden, den R e lig io n su n te rric h t a u s dem L eh rp lä n e der V olksschule ganz zu streichen. D ieser A n tra g w urde fre ilic h m it 199 gegen 149 S tim m e n abgelehnt, doch „ b ü rg te die sta rk e M in o ritä t d a fü r, dass er n ic h t von d er T ag e so rd n u n g d e r Synode verschw inden w erde“ .

A n d re rseits veröffentlichte die L eh rerg ru p p e im H am b u rg e r P ro te sta n te n v e re in den „ E n tw u r f eines L eh rp lan s f ü r den R elig io n s­

u n te rr ic h t in d er ach tk lassig en V olksschule“ ; e r w ar von ein er aue P a s to r A. Böhm e, L ehrer J . H . K an n e , P a s to r A. K ö ster, L e h re r A ug.

TT. K ro h e u n d H a u p tle h re r W o lter bestehenden K o m m ission in 26 S itz u n ­ g e n zu sam m en g estellt w orden. S eine A bsicht w ar, „den f ü r die W eckung des re lig iö s-sittlich e n Lebens d e r S ch ü ler geeigneten Stoff n ac h p ä d a ­ gogischen G esich tsp u n k ten a u f die einzelnen S c h u lja h re zu v erte ile n “ . D ab ei sollten „ f ü r die geschichtlichen U n terrich tssto ffe, vor allem f ü r d ie D a rb ie tu n g eines Lebensbildes Je su , die E rg eb n isse d er m odernen biblischen u n d religionsgeschichtlichen F o rsc h u n g en zu g ru n d e gelegt“

w erden. D e r E n tw u rf v era n lasste so fo rt sechs H a m b u rg e r P a s to re n zu e in e r E n tg e g n u n g , die u n te r dem T ite l: „ S o r g e n , B e d e n k e n , W ü n s c h e i n b e z u g a u f d e n R e l i g i o n s u n t e r r i c h t i n d e n ö f f e n t l i c h e n S c h u l e n H a m b u r g s “ erschien, u n d in deren E i n l e i t u n g die V erfa sse r e rk lä rte n :

D ass zu dem von d er „L e h re rg ru p p e im H a m b u rg e r P ro te ­ sta n te n v e re in “ h era u s gegebenen „ E n tw u r f eines L eh rp la n s f ü r den R e lig io n su n te rric h t in der achtk lassig en V olksschule“ von se ite n der G eistlichen, die a n dem evangelisch-lutherischen B e k e n n tn is der h am b u rg isch en K irc h e festh a lte n , n ic h t geschw iegen w erden k ann, sie h t je d er ein, der n ic h t die A ugen d a fü r verschliesst, dass es sich bei der B estim m ung, w elchen C h a ra k te r d er R e lig io n su n te rric h t in u n se re n öffentlichen S ch u le n tra g e n soll, u m n ic h ts G eringeres h a n d e lt als u m den F o rtb e sta n d dieser u n se re r K irc h e als V olks­

kirche. D ie U n terz eic h n ete n sin d in k leinem K re ise zusam m en­

g etre ten , u m ih re S orgen, ih re B edenken, ih re W ünsche in betreff dieser w ich tig en A ngeleg en h eit auszusprechen. E s w äre ih n e n ein L eichtes gewesen, alle g le ich g e sin n te n Standesgenossen, au c h ein e grosse A nzahl tr e u e r G em eindeglieder, zu ein er gem einsam en A k tio n zu vereinigen. I m V e rtra u e n zu der O berschulbehörde, im V e rtra u e n zu dem S en at, dem das S ch u tz re c h t in bezug a u f die evangelisch­

lu th e risc h e K irc h e im h am b u rg isch en S ta a t zusteht, haben w ir von einem d e ra rtig e n V orgehen abgesehen. W ir hegen die Z uversicht, dass d er sch lich te A u sd ru ck u n se re r Ü berzeugung, f ü r d ie w ir m it allen K r ä f te n e in tre te n m üssen u n d e in tre te n w erden, G ehör fin­

d en w ird.

Hamburg, Juli 1907.

B ehrm ann. B e rth ea u . von B roecker. Cordes. Siebei. W ilhelm i.

(23)

I h re W ü n s c h e fa sste n die G en a n n ten z u m S c h l ü s s e d a h in z u sa m m e n :

W e n n w ir n u n m e h r u n sere W ünsche f ü r die G estaltu n g des R e lig io n su n te rric h ts in den V olksschulen aussprechen, so beabsich­

tig e n w ir n ic h t, ein en a u s g e fü h rte n L e h rp la n vorzulegen, sondern m ü ssen diese m ethodische A rb e it den S ch u lm ä n n eru überlassen. W ir hoffen, dass die F re u n d e des konfessionellen R e lig io n su n te rric h ts in d er H a m b u rg e r L e h re rsc h a ft dem E n tw ü rfe d er Protestanten verein- lic h en G ru p p e e in en besseren a n d ie S eite ste lle n w erden. D en n so w enig w ir u n s d er F o rd e ru n g ein er R efo rm des R e lig io n su n te r­

ric h ts verschliessen, so entschieden m üssen w ir je d en V ersu ch ab­

lehnen, den R e lig io n su n te rric h t in d er V olksschule ein er einseitig en theologischen S ch u lm e in u n g d ie n stb a r zu m achen. Theologische A n ­ sch au u n g e n kom m en u n d gehen, ein e R ic h tu n g lö st die andere ab, — es bleibt das E v an g eliu m . D a h e r w ird d er R e lig io n su n te rric h t n u r d a n n einen ein h eitlic h en C h a ra k te r tra g e n u n d bleibenden W e rt f ü r die S ch u le behalten, w enn er, u n b ek ü m m ert u m den W echsel m ensch­

lic h e r M einungen, sich a n die ew ige g ö ttlich e W a h rh e it des E v a n ­ gelium s h ä lt. B ibel u n d K ate ch ism u s — n ic h t religionsgeschichtliche V olksbücher — sin d u n d bleiben die Q uelle evangelischen R eligions­

u n te rric h ts. A u s ih r die E le m e n te religiösen Lebens schöpfen u n d den K in d e rn m itte ile n , je n ac h d e r E m p fä n g lic h k e it des k in d lich en G em üts u n d V erstandes, u n d schliesslich das G esam tergebnis des religiösen U n te rric h ts als ein einheitliches G anzes der reifen d en J u g e n d f ü r das L eben m itg eb en zu r B ild u n g u n d F e stig u n g c h rist­

lic h e r C h a ra k te re : d a r in sehen w ir die A u fg ab e der g esam ten re li­

giösen U nterw eisu n g , zu der w ir P a sto re n g ern den L eh rern die H a n d reichen in g em einsam er ein h e itlic h e r A rb eit. — W ir h a lte n dabei, besonders bezüglich des M em orierstoffes, a n der V ere in b a ru n g fest, welche vor einigen J a h r e n von R e lig io n sleh rern u n d P a s to re n getroffen i s t u n d zu e in e r T e ilu n g des U nterrich tssto ffes zw ischen Schul- u n d K o n firm a tio n s u n te rric h t g e fü h rt h a t ; m öch ten aber im einzelnen f ü r die A u fs te llu n g eines L eh rp la n s des R e lig io n su n te rric h ts u n d seine zw eckm ässige E rte ilu n g folgende W ü n sch e ä u sse rn :

1. D er biblische G e sc h ic h tsu n te rric h t, als das G ru n d elem en t aller religiösen U n terw eisu n g — w eil u n se re R elig io n n ic h t a u f u n sich ere Id een , sondern a u f gewisse T a tsa c h e n sich g rü n d e t — , gehe d u rch alle S ch u lja h re, vom erste n bis zum letzten . M it ih m fan g e der R e lig io n su n te rric h t in der u n te rs te n K lasse an, n ic h t m it M ärchen u n d F ab eln , n ic h t m it S ag en u n d Legenden, sondern m it der b ib ­ lischen G eschichte. W ir k ö n n en u n s au ch vom pädagogischen S ta n d ­ p u n k te n ic h t davon überzeugen, dass z u r E rz ie lu n g der ersten religiös­

s ittlic h e n G rundbegriffe an d e re Stoffe g eeigneter sein sollen als die schlichten biblischen G eschichten, w elche von je h e r pädagogische W e ish e it f ü r das erste S c h u lja h r verw endet h at. B ei der A usw ahl derselben, welche w ir g ern m ethodischer E rf a h ru n g überlassen, w ird m a n g u t tu n , n ic h t n ach ein er Schablone zu v erfah ren , sondern die

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[10

V e rh ä ltn isse d er einzelnen S chulen zu b erü c k sich tig en ; n u r, dass d er R e lig io n su n te rric h t gleich in d er erste n K lasse u n d gleich m it der biblischen G eschichte beginne, m öchten w ir als G ru n d b e d in g u n g c h ristlic h e n U n te rric h ts festh a lte n .

2. A u f d er U n te r- u n d M itte lstu fe um fasse d er biblische U n te r­

r ic h t, in k o nzentrischen K re ise n sich erw eiternd, n ach u n d n a c h alle G eschichten a lte n u n d n eu e n T estam en ts, w elche v o rbereitend u n d e rfü lle n d das H e il in J e s u C h risto d arstellen. W ir e rw arte n von diesem U n te rric h te , dass in ihm d er C h a ra k te r d e r H eilig en S c h rift, als d er H eilsofifenbarung des lebendigen G ottes, im m er stä rk e r h e r­

vorleu ch te u n d schliesslich in Je su , als dem H e ila n d e der W elt, sich vollende. A u f der O b erstu fe m ag eine zusam m enfassende H e ils­

geschichte den biblischen G esc h ic h tsu n te rric h t abschliessen. E in z eln e B ild e r aus d er K irch en g esch ich te reih e n sich an die A postel­

geschichte an.

D ie A usw ahl d er biblischen G eschichten a u f allen S tu fe n ge­

schehe n ic h t im In te re sse ein er theologischen S ch u lm ein u n g , sondern im religiösen In teresse u n d n ach pädagogischen G ru n d sätzen . D abei k a n n eine zeitgem ässe R e fo rm die G eschichten des alten T estam e n ts in dem S in n e beschränken, dass n u r solche z u r V erw endung kom m en, welche in d eu tlic h e r B eziehung z u r G eschichte des H eils stehen, w ährend alle d iejenigen ausscheiden, die le diglich zeitgeschichtliche B e d eu tu n g haben. D a f ü r bereichere m a n den U n te rric h t d urch D a r ­ ste llu n g biblischer L eh ren u n d E in ric h tu n g e n , die geeignet sind, a u f brennende, schon das Leben d er re ifen d e n Ju g e n d berü h ren d e Z eit­

f ra g e n ein L ic h t zu w erfen.

3. A ls u n b ed in g te F o rd e ru n g sowohl relig iö ser W eish eit wie pädagogischen T ak tes m üssen w ir f ü r allen biblischen U n te rric h t den G ru n d satz au fste lle n , dass die K r itik schweige u n d d er R e lig io n s­

le h re r sich an die H e ilsta tsa c h e n der B ibel h alte. W er das n ic h t verm ag, d er lasse seine H a n d von diesem U n te rric h t. D en n wir m ü ssten es als K nospenfrevel bezeichnen, w enn ein R e lig io n sleh rer vorzeitige, dem K in d e fern lieg en d e Zweifel in seine Seele w erfen wollte. W ird u n s entgegnet, dass schon von V olksschulkindern selbst zw eifelnde F ra g e n dem L eh re r entgegengebracht w erden, so g lauben w ir, dass solche F ra g e n n ic h t au s ern stlich em Zweifel, sondern au s u rteilslosem N achsprechen, w enn n ic h t nasew eiser U n a r t h erv o rg eh rn u n d d ah er d u rch den ganzen E rn s t des R e lig io n su n te rric h ts u n te r ­ d rü c k t w erden können. I n den seltenen F älle n , wo in solchen F ra g e n m e h r lieg t, w ird m a n von dem pädagogischen T ak te eines ern ste n R elig io n sleh rers erw arten d ü rfe n , dass er auch die rec h te A n tw o rt fin d e. U n te r allen U m ständen ersc h e in t es u n s als ein n ic h t w ieder g u t zu m achender S chaden an der reifen d e n K indesseele, w enn sie d u rch die w idersprechenden A u ffa ssu n g e n u n d S tellu n g en , welche die verschiedenen R elig io n sleh rer zu d er heiligen S c h r ift u n d ihrem I n h a lt einnehm en, in einen Zw iespalt h in e in g e fü h rt u n d zum S tre ito b je k t d er sich bekäm pfenden S chulm einungen gem acht w ird. D ieser G e­

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fa h r k a n n n u r d u rc h das C eterum censeo aller Schulw eisheit be­

gegnet w e rd e n : K ritik , vor allem B ib elk ritik , geh ö rt n ic h t in die V o lk ssch u le!

4. W ir k önnen endlich — u n d d a m it kom m en w ir zu dem u m ­ stritte n s te n P u n k te — den K atech ism u s im R e lig io n su n te rric h te der V olksschule n ic h t entbehren. W ir können es zu n ä ch st n ic h t um der K irc h e w illen. S olange die ird isch e E rsch e in u n g sfo rm d er K irc h e konfessionell b ed in g t ist, m uss auch d er R e lig io n su n te rric h t kon­

fessionell g ep rä g t sein, sonst schwebt er in der L u f t u n d d ie n t keines­

falls dem n äc h ste n p rak tisch e n In teresse, die K in d e r in das B e k e n n t­

n is ih re r K irc h e ein zu fü h re n . D as geschieht aber dad u rch , dass d er E r tr a g des biblischen U n te rric h ts abschliessend im K ate ch ism u s zu­

sam m engefasst w ird. O hne K atech ism u s bleibt der biblische U n te r­

ric h t ein T o rso ; er weckt eine F ü lle religiöser G edanken u n d E m p ­ findungen, aber es f e h lt die ordnende, fü h re n d e, vollendende H a n d des M eisters. W ir können d a ru m auch n ic h t ein er T eilu n g des R e ­ lig io n su n te rric h ts zw ischen S ch u le u n d K irc h e n ac h d er R ic h tu n g das W o rt reden, dass die S chule den biblischen U n te rric h t ü b ern im m t, w ährend der K atech ism u s dem K o n firm a tio n su n te rric h t verbleibt. D as hiesse, der S chule etwas H albes zu m u ten , ih r den H a n d la n g e rd ie n st zuw eisen, d er die B a u ste in e h e rz u trä g t, den B a u selbst aber den O rg an en der K irch e Vorbehalten. D ah e r auch um der S chule w illen, um ih r m it dem K ate ch ism u s einen vollw ertigen R e lig io n su n te rric h t zu erh alten , erheben w ir gegen den B eschluss der Schulsynode, den K atech ism u s aus dem R e lig io n su n te rric h t der V olksschule zu e n t­

fern en , E in sp rac h e u n d hegen zu u n se re r O berschulbehörde das V er­

tra u e n , dass sie diesem A n tra g e die Z u stim m u n g versagen w ird. W ir fre u en uns, in diesem W unsche m it einem angesehenen g eistlichen M itgliede des hiesigen P ro te sta n te n v e re in s u n s eins zu wissen, m it H e r r n D. M anchot, der a u f dem die sjä h rig e n P ro te sta n te n ta g e w arm fü r den K atech ism u s ein g etreten ist.

W ir glauben allerdings, dass w eniger der K atech ism u s an sich, als vielm ehr u n se r k le in er lu th e risc h e r K ate ch ism u s die G eg n ersch aft der L eh rerw elt erregt. E r soll das O p fer sein, das der rasende See v erschlingt. W ie is t es n u r m öglich? E in B üchlein, das ein K leinod u n se re r K irc h e u n d als solches von je h e r a n e rk a n n t ist? ! W ir fü h re n n u r das U rte il eines Leopold von R a n k e a n : „D e r K atechism us, w elchen L u th e r 1529 herausgab, is t ebenso k in d lich wie tie fsin n ig , ebenso fasslich wie u n erg rü n d lic h , ebenso ein fa c h wie erhaben. G lück­

lich, w er seine Seele d a m it n ä h rte u n d d a ra n f e s th ä lt; er besitzt einen u n v erg ä n g lich e n T ro s t in jedem A ugenblick, h in te r ein er leichten H ü lle den K e rn der W a h rh e it, d er dem W eisesten d er W eisen ge­

n u g t u t . “

W ir schlagen dieses je tz t vielgeschm ähte B üchlein selbst au f, u n d u n se r A uge f ä llt gleich a u f seinen ersten S a tz : „W ir sollen G ott ü ber alle D in g e fü rc h te n , lieben u n d v e rtra u e n .“ W ir finden in d er E rk lä ru n g des zw eiten G lau b en sartik els das ch ristlich e B e k en n tn is a u f

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den sch lich ten , k u rze n S atz g e b ra c h t: „ Ic h glaube, dass Je su s C h ristu s ... sei m e in H e r r.“ W ir w erden in d e r k in d lic h ein fa ch e n E r ­ k lä ru n g d er A n red e des V a te ru n se rs a u f die H ö h e d er G o tte sk in d ­ s c h a ft erhoben, „dass w ir g la u b en sollen, er sei u n se r re c h te r V a te r u n d w ir seine rec h ten K in d e r, a u f dass w ir g e tro st u n d m it aller Z u v ersich t ih n b itte n sollen, w ie die lieben K in d e r ih re n lieben V a te r b itte n .“ W enn dabei einem R elig io n sleh rer n ic h t das H erz au fg e h t, d a n n is t ih m n ic h t zu helfen, d a n n m üssen w ir — w enigstens a u f dem G ebiete des R e lig io n su n te rric h ts — a n se in er pädagogischen B e­

fä h ig u n g verzw eifeln.

W ollen w ir z u letz t u n se re W ünsche f ü r den R e lig io n su n te rric h t in der V olksschule a u f den k ü rze sten A u sd ru ck zu rü c k fü h ren , so schliessen w ir m it dem w arm herzigen R u f an alle, die in dieser, die v ita ls te n In te re s se n unseres V olkes b erü h ren d e» F ra g e m it „zu ra te n u n d zu ta te n “ h ab e n :

S orgt d a fü r, dass u n se re r V olksschule der in ih r zu R e c h t be­

stehende R e lig io n su n te rric h t erh a lte n bleibe als ein ch ristlic h er, d. i.

ein a u f die B ibel, als die w a h rh a fte H eilso ffen b aru n g des lebendigen G ottes g eg rü n d e ter, u n d als ein evangelisch -lu th erisch er, d. i. e in in dem k lein en lu th e risc h e n K atech ism u s, als dem ein fa ch sten V olks­

bek en n tn is, einem echten H a u s- u n d V olksbuche, a u f das beste zu­

sam m en g efasster U n te rric h t.

(Sorgen. Bedenken, Wünsche u.s.w., S. 23—2G) A usserdem t r a t die H a m b u rg e r L eh rer-U n io n m it ein er „D e n k - s c h r i f t n e b s t L e h r p l a n - E n t w u r f f ü r d e n R e l i g i o n s ­ u n t e r r i c h t i n d e n H a m b u r g i s c h e n V o l k s s c h u l e n “ h e r­

vor, in d er sie e in le ite n d e rk lä rte :

D ie F o rd e ru n g eines T eiles d er L e h re rsc h a ft a u f B e seitig u n g des R e lig io n su n terrich tes, d ie i n u n se rm grössten L eh rerv erein e zu einem diesbezüglichen B eschlüsse fü h rte , h a t in w eiten K re ise n d er B evölkerung grosse B e u n ru h ig u n g h erv o rg eru fe n u n d erhöhte A u f­

m e rk sa m k e it a u f den R e lig io n su n te rric h t gelenkt, wie die le b h afte E rö r te ru n g in d er hiesigen u n d a u sw ä rtig en pädagogischen u n d k irc h ­ lich en P resse, sowie in V erein en u n d V ersam m lungen, zeigt.

O bwohl n u n d ie S chulsynode d en dahinzielenden A n tra g ab­

lehnte, auch k a u m zu fü rc h te n ist, dass S e n a t u n d B ü rg e rsc h a ft dieser F o rd e ru n g G ehör geben w ürden, so sin d doch aus den öffentlichen E rö rte ru n g e n A n trä g e in bezug a u f den R e lig io n su n te rric h t e r­

wachsen, die zu ein er p rin zip iellen S tellu n g n ah m e d er O berschul­

behörde nötigen. N eben den ü b rig e n V erein en u n d G ru p p en h ä lt sich die H a m b u rg e r L eh rer-U n io n n ic h t bloss f ü r b erech tig t, sondern auch f ü r verpflichtet, auch ih re W ünsche f ü r den R e lig io n su n te rric h t zu­

g leich m it einem L e h rp la n e n tw u rf darzulegen, d a sie n ach § 1 ih re r S a tz u n g en als ein V erein evangelischer L eh rer, L e h re rin n e n u n d S c h u lfre u n d e den Zweck h a t, „ in S ch u le u n d H a u s c h ristlic h e Z ucht u n d U n terw eisu n g zu e rh a lte n u n d zu fö rd e rn .“ Sie ste llt sich dabei

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Ü ber den R e lig io n su n terrich t, w elcher zum L eh rp la n aller S chulen des H a m b u rg isc h en S ta a te s g ehört, finden sich n u r in A b­

s c h n itt I I I des U nterrich ts-G esetzes vom 11. N ovem ber 1870, u n d zw ar n u r in dem A b sc h n itt „V on den öffentlichen V olksschulen in der S ta d t u n d V o rs ta d t“ allgem eine B estim m ungen, die aber sinngem äss au ch f ü r alle ü b rig en S ch u le n als v erbindlich angesehen w erden m üssen. D ieselben la u te n :

„§ 35. D e r R e lig io n su n te rric h t w ird in der R egel n u r n a c h der ev angelisch-lutherischen K o n fessio n e r te ilt; A u sn ah m en finden jed o ch s ta tt, w enn ein g rösserer B ru c h te il der S ch ü ler ein er anderen K o n ­ fession a n g e h ö rt; in diesem F a lle w ird a u c h f ü r solche S ch ü ler R e ­ lig io n su n te rric h t gegeben.

D ie n a c h A rt. 110 der V erfa ssu n g erfo rd e rlich e n D ispensationen vom R e lig io n su n te rric h t w erden d u rc h die S chulkom m ission e rte ilt.

K in d e r isra e litisc h e r E lte r n w erden a u f V erla n g en auch vom S chul­

besuch am S onnabend en tb u n d en .“

D as geltende G esetz ste llt som it zwei G ru n d sätz e a u f : 1. der R e lig io n su n te rric h t der Schule is t konfessionell;

2. d er verfassu n g sm ässig gew äh rleisteten G laubens- u n d Ge­

w issen sfreih eit w ird au c h d u rc h die S ch u le d u rc h D isp en satio n vom R e lig io n su n te rric h t, u n d zw ar a u f A n tra g u n d d u rc h die S chulkom m ission R e ch n u n g getragen.

D e r erste G ru n d satz e n tsp ric h t zw eifellos d en W ün sch en u n se re r B e­

völkerung. In d e m dieselbe in ih re r überw iegenden M e h rh e it u n d d u rch a u s fre iw illig ih re K in d e r d u rc h d ie T a u fe d er K irc h e e in ­ g lie d e rt (im J a h r e 1905 = 90,78 % ) u n d sie dem K onfirm anden­

u n te rr ic h t der K irch e, d er doch d en / R e lig io n su n te rric h t der S ch u le voraussetzt, z u f ü h r t (96,62 % d er d ie V olksschule besuchenden K in ­ d e r ! ), g ib t sie zw eifellos zu erkennen, dass sie ih re K in d e r in dem B e k en n tn is ih re r K irc h e u n te rw ie sen w issen w ill. D ie S chule k a n n sic h ja a u c h n ic h t ih re besondere R e lig io n zurechtlegen, sondern is t gebunden an die geschichtliche G esta ltu n g derselben in den K o n ­ fessionen. So w enig n u n d e r ev a ngelisch-lutherische T eil der B e­

völkerung, d er in H a m b u rg z u rz eit 91,33 °J0 ausm acht, sich g efallen lassen k an n , dass zu g u n sten ein er M in d e rh e it die religiösen K e n n t­

n isse u n d A n sch a u u n g en re d u z ie rt w erden, so w enig k a n n der S ta a t zugeben, dass die S chule als I n s tru m e n t f ü r k u ltu rk ä m p fe risc h e B e­

streb u n g en b e n u tz t w ird ; zu den p o litischen u n d sozialen G egensätzen in d e r B evölkerung w ürde d ad u rc h sonst noch e in k irch lich e r d urch die S chule h in e in g etra g en , d e r u m so tie fe r g re ife n m üsste, als er das höchste G u t der F a m ilie n , die K in d e r, betrifft. D ie O berschulbehörde k a n n au ch niem als d ie V e ra n tw o rtu n g f ü r den R e lig io n su n terrich t den E lte rn gegenüber übernehm en, w enn d er I n h a lt in das subjektive M einen der einzelnen L eh rer gestellt is t; h aben doch die bez. V er-

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