0 1 NOV. 1984
Lab.
v. Scheepsbouwkunde
ARCH&
Technische Hogeschool
Delft
Untersuchung des fahrdynamischen und
betriebstechnischen Verhaltens von
binnengfingigen Seeschfffen auf flachem
Wasser und in Kanalen
Dr.-Ing. E. Schale
218. Mitteilung der Versuchsanstalt fiir Binnenschiffbau e.V., Duisburg
Institut an der Rheinisch-Westfalischen Technischen Hochschule Aachen
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen e.V., Köln
Dr.-Ing. E. Schale
Untersuchung des fahrdynamischen und
betriebstechnischen Verhaltens von
binnengfingigen Seeschiffen auf flachem
Wasser und in Kanalen
218. Mittellung der Versuchsanstalt fur Binnenschiffbau e.V., Duisburg
Institut an der Rheinisch-Westfalischen Technischen Hochschule Aachen
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Industrieller Forschungsvereinigungen e.V.
1. Einleitung
UnterseegehendenBinnenschiffen
werden Schiffe in typischer Binnen-schiffsform, die durch angepaBte Ge-staltung des Uberwasserschiffes und
ausreichende Festigkeit gewisse See-gangseigenschaften besitzen, verstan-den. Je nach GroBe und Freibordh6he sind sie bei gutem Wetter in der Lage, kustennahe Seegebiete zu befahren. Solche Schiffe dagegen, die von
vom-herein nach den Seegangsbedingun-gen der westeuropaischen
KUsten-meere konstruiert sind, aber die MaBe
von Binnenschiffen tragen und die
WasserstraBen bis zur Klasse IV her-unter befahren sollen
also nicht
K List e n m otorschiffe (KUmos) in
klas-sischer Bauweise sind analog zur
obigen Definition dann binneng
an-gig e Seeschiffe.
Diese Schiffsart ware somit in der Lage,
&Her aus dem Ostsee-, Nordsee-,
Atlantik- und Mittelmeer-Raum direkt
zum binnenlandischen
WasserstraBen-anlieger zu befordern und damit die
Reichweiten und Tragfahigkeiten her-kommlicher Kümos wesentlich zu Ober-schreiten.
1
-/..;
=mow 'met,MEZeitschrift fur Binnenschiffahrt und WasserstraBen Nr. 6/84
Im Jahr 1978 haben einige Werften recht interessante Neubauten dieser
Art vorgestellt, woran auch die VBD im
Projektstadium (Modellversuche) be-teiligt war. Foto: MS CONDOR" emn Prototyp dieser Schiffsgattung.
Die entwickelten Schiffsformen
wei-chen vor allem im Hinterschiffsbereich erheblich von Binnenschiffen ab, dabei
entfallt insbesondere die sogn.
Ein-tunnelung des Propellers.
Hierdurch andert sich das Manovrier-verhalten dieser Schiffe auf flachem
Wasser, was vor allem in Kanalen
Be-gegnungsprobleme aufwirft und bei Leerfahrt das Stoppen erschwert. Da fur Binnenmotorschiffe aus den be-trieblichen Anforderungen heraus Ab-nahmebedingungen geschaffen wer-den muBten, die wer-den Beweis fur die
Verkehrssicherheit des jeweiligen
Schiffes liefern, haben auch Seeschiffe,
wenn sie
BinnenwasserstraBenbe-fahren sollen, diese
Abnahmebedin-gungen zu erfUllen. (Die Abnahme eines
jeden Schiffes erfolgt
durch eine
Schiffsuntersuchungskonnmission ge-rnali der neuen Rheinschiffs- und Bin-nenschiffs-Untersuchungsordnung.)
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1
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CONDORRMSLiK LINES
Nir.4;2. Experimentelle
Untersuchungen
Die VBD hat spezifische Tests in Vor-schlag gebracht, die die Bewertung hin-sichtlich der Fahrsicherheit erleichtem und bei einheitlicher Durchfibrung Ver-gleichbarkeit ermoglichen.
Diese Test sind:
Meilenfahrt mit Leistungsermittlung Kraftstoffverbrauchsmessung Standard-Manovrierversuch mit 200 Ruder und 10° StOtzwinkel
Wendemanover mit Hartruderlage Stoppversuche (auch talwarts) Kursstefigkeitsversuche
Streckenfahrt mit Bewertung des all-gemeinen Verkehrsverhaltens Erf011t das Schiff die inzwischen
vor-liegenden statistischen Mittelwerte,
kann es erfahrungsgernaB als
verkehrs-sicher bezeichnet werden, erfUllt es sie nicht, waren entsprechende Verbesse-rungen vorzunehmen.
All diese Bedingungen hat auch
das fur die Binnenfahrt geeignete
Seeschiff zu erfUllen!
Die Schiffbau-Versuchsanstalten
ha-ben sich bisher schon sehr eingehend
mit dem Propulsions- und
Manovrier-verhalten kleiner Seeschiffe befaBt und
die VBD selbst hat auch begonnen, deren Flachwasserprobleme in das Untersuchungssystem einzubeziehen,
jedoch vorwiegend im Rahmen von Forschungsvorhaben im
Von Stichproben abgesehen, sind na-turgroBe Fahr- und Manovrierversuche
mit Seeschiffen auf flachem Wasser,
insbesondere in der hier angesproche-nen GraBe, noch nicht ausgefiihrt wor-den.
Da einerseits ihre Zahl im Steigen
be-griffen 1st, andererseits die neue
Rhein-schiffsuntersuchungsordnung
ver-scharfte Sicherheitsbedingungen stellt,
1st es notwendig, schon jetzt
tech-nische Richtwerte fur die
Weiterent-wicklung dieser Schiffstypen zu setzen.
Solche Richtwerte lessen sich auBer durch grundlegende Modellversuche
vorwiegend am naturgroBen Schiff ge-winnen. Deshalb sind eingehende MeB-fahrten notwendig, wofOr derzeit meh-rere Prototypen zur Verftigung stehen,
die zugleich im naheren Bereich der
VBD verkehren.
3. Versuchs-undMeStechnik
Urn Vergleichbarkeit zu ermoglichen und den EinfluB von nur schwerkon-trollierbaren Randbedingungen klein zu
halten, 1st es Oblich, die Tests a) e)
nach Abschnitt 2 zwischen Hollands
Diep und Haringsvliet, dem ,,Vuile Gat"
(siklwestlich von Doedrecht), auszu-fiihren.
Die Kursstetigkeitsbewertungen
fan-den wahrend Streckenfahrten auf dem Rhein statt (f und g). Als Kanalstrecke
stand uns aus betrieblichen Grunden
!eider nur der Ruhrkanal zwischen
Ruhr-ort und Mülhéim zur Verfiigung. Als selbstverstandlich kann vorausge-setzt werden, daB die zur Verwendung
gelangenden MeBgerate dem Stand
der Technik entsprechen und stets
vor-her erprobt und neu geeicht bzw. die
Eichfaktoren rechnerisch Liberpriift
wurden.
Nebenbei sei bemerkt, daB, vor allem
bei neuen MeBwertgebem, Genauig-keits- und Bewahrungstests auf dem dafilr zur Verfugung stehenden For-schungsschiff FRITZ HORN"
vorge-nommen werden.
So geschah es auch mit der hier
erst-mals zum Einsatz gelangenden Philips-DrehmoMent-MeBanlage (Anhang). Sie wurde auf der teilmobilen 1000 mm Ian-gen MeBwelle des Forschungsschiffes montiert und diese zwischen den
Spit-zen einer entsprechend groBen
Dreh-bank statisch geeicht. Danach erfolgte
die meStechnische Erprobung unter harten Betriebsbedingungen auf dem
SChiff und erst danach unter Nutzung der gewonnenen Erfahrungen auf den Versuchsobjekten.
Beispielsweise bewahrte sich innerhalb
der einzelnen Versuchsreihen em n
emp-fohlenes Analogsystem zur
Drehzahl-aufnahme nicht, es muBte auf das
her-kommliche Digitalsystem
zurOckge-griffen werden.
Zur Erfassung der meStechnischen
Daten diente eine EDE-Anlage aus dem
Jahr 1979, die sich erneut wahrend der
Propulsions- und Betriebsmessungen
Folgende Schiffe konnten untersucht werden:
Name CONDOR PANDOR C) ELDOR OSTEMAAT KATHE WESSELS URSULA WESSELS
b) und c) ebenso wie e) und f) sind
Schwesterschiffe. Weitere MaBe und technische Angaben entnehme man
den Schiffsdaten-Tabellen.
4. Versuchsdurchfiihrung
4.1 Propulsionsversuche
(Meilenfahrten)
Die Propulsionsversuche wurden auf derjenigen Probefahrtstrecke in
Hol-land durchgefiihrt, die speziell fOr
Schiffsabnahmen hergerichtet ist. Sie
liegt irn Vuile Gat uri ist nicht nur
genauestens markiert, sondern
land-seitig auch mit seernaBig vermessenen
Querpeilungen im Abstand von 1 km
und 1 sm versehen.
Der vorhandene minimale Stromungs-einfluB wird dadurch ausgeglichen, daB
die MeBstrecke bei Propulsionsver-suchen pro Drehzahlstufe in beiden
Richtungen durchfahren und die dabei
gemessene Zeit gemittelt wird. So
bleibt der Geschwindigkeitsfehler unter 1%; em n sehr wesentlicher Faktor bei Vergleichsuntersuchungen.Beiderseits der Auslaufstrecken
er-weitert sich das Fahrwasser auf so
groBe MaBe, daB dort im AnschluB an jede einzelne MeBfahrt sofort ManOverjedweder Art angeschlossen werden
konnen.
4.2 Schlangelversuche
Schlangelversuche, die einerseits
ver-gleichende Informationen Ober das Manovrierverhalten geben, anderer-seits im Betrieb die Einleitung eines Begegnungsvorgangs darstellen,
ge-horen grundsatzlich zu dem
Standard-Abnahmeprogramm von
Schiffsneu-bauten, ebenso wie die folgenden
Stopp- und Wendemanover.mit einem GroBmotorschiff auf dem
Main als zuverlassig erwiesen hatte.
Die punktweise Erfassung der
Mena-vrierwege erfolgte Ober des bordeigene Radargerat in Zusammenarbeit mit der
zeitweise miteingesetzten FRITZ
HORN".
Die Durchfiihrung setzt voraus, daB die
Wasserflache gentigend groB ist und die Wassertiefe konstant bleibt. Wie
unter 4.1 bereits angegeben, befinden
sich solche freien Wasserflachen
bei-derseitig des Vuile Gats.
Soil Vergleichbarkeit gewahrleistet
sein, mussen die Vorgabe des
Ruder-und des Stiltzwinkels konstant sein. In der Regel werden vorgegeben:
Ruderwinkel: 20° Stutzwinkel: 10°
Propellerdrehzahl: 95% von n max.
4.3 Wendemanover
Wenn auch im praktischen Betrieb
Wendemanover, d. h. in einem Zuge durchgefiihrte Kurswechsel urn 180°, mit Einheiten der hier gezeigten
Grii-Benordnung nicht Liblich sind, geben sie
doch AufschluB Ober die Eigenschaften
des Ruders und seiner
Querkraftwir-kung.
Die Versuche werden aus der Fahrt bei
ca. 50% der maximalen Antriebslei-stung und aus dem Stand bei 100%
Leistung durchgefiihrt.
4.4 Stoppversuche.
Im gleichen Fahrwasserbereich wie 4.1
und 4.2 wurden auch Stoppversuche durchgefiihrt, wobei die
ROckwarts-drehzahl des Propellers der maximalen
der Antriebsrnaschinen entsprach.
Dabei erfolgten Weg- und Zeitmessung.
4.5 Betriebsmessungen
Diesem Begriff wird die Dauermessung der Vortriebskomponenten, auch Kurs-und Ruderwinkel, Ober einen langeren
Zeitraum zugeordnet. Meist wird daffir
2 ; Zeitschritt fur Binnenschiffahrt und VVasserstraBen Ni. 6/84
Bau-
Trag-jahr
Abmessungen fahigkeit1979 73x 11,3 x 3,4 1595 tdw 1980 81 x 11,3 x 3,3 1795 tdw 1981 81 x 11,3 x 3,3 1795 tdw 1976 92 x 11,3 x 4,0 2330 tdw: 1981 100 x 11,4 x 4,2 2900 tdW 1981 100 x 11,4 x 4,2 2920 tdw
BiId 1
BiId 2
BiId 3
eine anstehende Bergfahrt auf dem
Rhein gewahlt. 1m vorliegenden Fall war
es jeweils die. Strecke Emmerich
Walsum bzw. Ruhrort.
Da die benotigten Schiffe aus Kosten-grOnden nicht gechartert werden konn-ten, war es natiirlich nicht moglich, das vom angegebene Versuchsprogramm lOckenlos zur Ausfuhrung gelangen zu
lassen. Wir waren auf das Entgegen-kommen und auf die Disposition der
Reedereien angewiesen. Trotzdem
gelang es, die meisten MeBreihen mit
den vom genannten Einheiten
durch-zufiihren.
4.6 Zielsetzung
Lel
dieser experimentellenUnter-suchungen an naturgroBen, sogn. bin-nengangigen Seeschlffen war es, aus den MeBergebnissen, vergleichend mit
bekannten GroBmotorschiffen der
Binnenschiffahrt, die sich im Einsatz auf
dem Rhein, semen NebenflOssen und
den ausgebauten Kanalen bewahrt haben, Schlusse nach folgenden
Kri-terien zu ziehen:
1st das MaBverhaltnis von Tiefgang
zu Wassertiefe, die sogn.
wasser-standsgerechte Abladung, identisch mit dem in der Binnenschiffahrt lichen?
VVie verhalt sich das Schiff dabei hin-sichtlich seiner Fahrgeschwindig keit,
seiner
Kursstetigkeit und seiner
Manovrierschnelligkeit?
C) Wird b) nicht oder nur teilweise
er-f011t; welches
Wasserhohen-Tief-gangsverhaltnis ist empfehlenswert?
Welcher Tiefgang ist bei Leerfahrt sinnvoll bzw. welcher
Ballast-Tief-gang empfehlenswert?
Mu@ das Schiff bei Teilladung
hori-zontal getrimmt werden, bzw. welche
hecklastige Trimmlage ist dabei oder bei Ballastfahrt noch vertretbar?
Welche moglicherweise
notwen-digen Verbesserungen k6n nen
gene-rell im Triebwerksbereich (Propeller und Ruder) vorgenommen werden, - wenn im Normalfall die allgemeine
Fahrsicherheit nicht hinreichend
gewahrleistet ist?
Aus allem resultierend: welche
kon-struktiven MaBnahmen sind
not-wendig, damit die soweit hier
be-kannt groBere Zahl geplanter,
bin-nengangiger Seeschiffe den
Bedin-gungen der
Rheinschiffs-Untersu-chungsordnung und der im Entwurf fertigen Dienstanweisung Ober das
nautische Verhalten von
Binnen-schiffen geniigt? _Li,,:ient*,/11 Bild 4 1 NKr,: 7.;,,Igm -van*? 2tr -2444117 -per,27 1111r-37 0,V, ad,er.r.g6+._ -a _ BM 5 Bild 6 " 50100
3-10° 2O * JO. 30.11? 30.
T: .es
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$tA...^"la"t4t7itzei
h) Welche ggf. notwendigen
Einschran-kungen oder weitere konstruktiven
Verbesserungen verlangt die
Kenai-fahrt allgemein: die
Wasserstra-Benklasse IV?
5. Auswertung
Wahrend die durchgefUhrten System-versuche nach den Abschnitten 3 und 4
zu korrekten MeBwerten fUhrten und eindeutig dargestellt werden konnten, lieferten die Streckenfahrten auf dem Niederrhein zwischen Emmerich und
Dusseldorf vorwiegend Aussagen, die vor allem die Fahreigenschaften
und in Wechselwirkung zum Nachbar-verkehr beinhalten.
5.1 Systemversuche
Die Propulsions-, Manbvrier- und
Stopp-versuche wurden wie beschrieben im
Vuile Gat bei annahernd gleichen
Rand-bedingungen durchgefiihrt. Lediglich die Tiefgange differieren.
Sie
ent-Bild 9
4
sprechen jedoch denjenigen, die bei den 4 SchiffsgroBen im Zusammen-hang mit den ihnen gewohnlich
zuge-schriebenen Routen Oblich sind.
An den Anfang der folgenden
Dia-gramme ist jeweils em n BinnengroB-motorschiff gesetzt worden, urn vorab
schon Vergleichsmoglichkeiten zu
schaffen.
Die Bilder 1-4 zeigen die
Propulsions-meBergebnisse; die Bilder 5-8 das
Schltingelverhalten und die Bilder 9 12 Stoppwege und Stoppzeiten.Mit MS ,,CONDOR" wurde eine Kenai-kurzstrecke befahren und 4 MeBpunkte aufgenommen, die Bild 13 zeigt. Mit MS
OSTEMAAT", als GroBe zwischen
PANDOR" und U. WESSELS", wurden
Schlangel- und Stoppversuche durch-gefUhrt, deren Ergebnisse den
vorge-nannten Schiffen entsprechen.
Eine vergleichende Gegentiberstellung bezogend auf Propulsion, Schlangeln, Stoppen und Wenden zeigen die Bilder
14 und 15.
Ural)
230,
1304
Bild 10
Hier findet man die den jeweiligen Test kennzeichnenden MeBwerte, nachdem sie auf den Einheitstiefgang von 2,8 m
korrigiert wurden, in Balkenform auf-getragen. Das Binnenschiff steht aus
VergleichsgrUnden jeweils am Anfang der Auftragung.
Das erste Diagramm stellt die Trans portgUtegrade, bezogen auf die Ver-drangung, gegeniiber, wobei Vs aus
den Propulsionsdiagrammen bei 700 kW
entnommen und nach
Admiralitats-formel korrigiert wurde.Die folgenden Balkendiagramme ken n-zeichnen die Manovriereigenschaften.
Da der Uberschwingwinkel beim
Schlangelversuch als Kriterium
Rudertyp, Anordnung und Wirkung ge-wertet werden kann, wurden die Mittel-werte aus dem BB- und STB-StUtzvor-gang errechnet und sinngemaB
einge-ordnet. Hier schlieSt das Binnenschiff
erheblich besser ab als die Seeschiffe.
Dies ist erklarlich, weil die Steigerung der Manovrierschnelligkeit im
Binnen-schiffbau besonderen Vorrgang
ge-nieSt und Ober Jahrzehnte intensivbe-handelt wurde. Dies gilt auch fur das Stoppverhalten, doch wirkt beim See-schiff der bei gleicher Leistung
nen-nenswert groBere
Propellerdurch-messer unterstUtzend mit; deshalb
liegen PANDOR" und CONDOR" im
gleichen Bereich.
Wahrend das Binnenschiff beim
Stop-pen nur etwa 10-15° vom Kurs
ab-weicht, schwenkt das Seeschiff fast biszu 90° vom Kurs aus. Die in den ge-zeigten Diagrammen aufgetragenen
Wege konnten nur durch stiitzende
Hochstleistung der Bugstretruder
kor-rekt erreicht werden. Bei mehreren
Stoppversuchen in Bergfahrt auf dem Rhein war dies nicht moglich.
Das etwas schnellere Wenden der
groBeren Seeschiffe ist auf die
gun-stigeren Propulsionsverhaltnisse
zu-ruckzufUhren.
Bei Kana If ah rt sollte die Antriebs-leistung 350 kW = 50% der mittleren
Betriebsleistung nicht Obersteigen, weil
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&mane VerziSvituna a if AO= nwil
Zeitschrift fur Binnenschiffahrt und Wasserstraen
3 5,q1ptses
BIM 12
der danach einsetzende hecklastige Trimm (Bild 13) zu erheblicher Anhe-bung der Heckquerwelle und zu
Kurs-unstetigkeiten fuhrt.
5.2 Bet riebsverhalten
Die in den Abschnitten 4.5 und 4.6
auf-gefiihrten Fragen, bezogen auf Fahr-und Kursverhalten der Schiffe, lessen sich anhand der Beobachtungen und
Messungen recht gut beantworten,
wahrend richtungsweisende AussagenEther die Fahrt in Karlalen deshalb in allgemeingUltiger Form nicht moglich
sind, weil nur em n Versuch
(Propulsions-versuch) auf kurzer Strecke
durch-gefiihrt werden konnte.Bei alien Fahrten auf dem Rhein
ver-hielten sich die Seeschiffe wie modeme
Bin nenmotorschiffe. Sie zeigten alle emn
hopes. Ma8 an Kursstetigkeit und
Ma-novrierfahigkeit. Die Ursache hied& dilrfte in der relativ schlanken
Ausbil-dung des Hinterschiffs und der
gro-Beren Freiziigigkeit bei Anordnung undWahl des Rudertyps zu suchen sein.
Alle Schiffe hatten im Langsschnitt
geteilte Profilruder nach Becker, Hinzeoder Jastram. Letzteres
war auf
URSULA WESSELS" installiert. Wahrend Binnenmotorschiffe bei einem
Durchschnittstiefgang von 2,8 m im
s<
Mittelwasserbereich auf dem Rhein in
Bergfahrt eine Geschwindigkeit von 8-10 km/h erreichen, fahren die
See-schiffe etwa 2.km/h schneller. Trotzdem
war die Wellenbildung geringer und
such die Trimmlage Icaum verandert. Infolge der h6heren
Fahrgeschwindig-keit mulken standig Uberholvorgange eingeleitet werden. In keinem Fall
j=4*1044,4*-Agacd
" T.2.err. Bild 13 vergleich gerizarsthwispyrissa; %r.GADM 6 Bild 14 ,fiihrte dies zu kritischen Situationen.
Die Ursache hierfiir war auch eine nicht
zu knappe, wasserstandsbezogene
Abladung. Es wird versucht, des
Wasser-tiefen-Tiefgangsverhaltnis soweit
voraussehbar zu halten. Bei
Bal-lastliefgang wird dieses Ma8 noch
Oberschritten, deshalb ist auch eine bei
Fahrt zunehmende, hecklastigeTrimm-lage ohne wesentliche Bedeutung.
5
Insgesamt gesehen, 1st- das
navigato-rische Verhalten der neuen
binnen-gangigen Seeschiffe mit den modernen
Binnenmotorschiffen als gleichwertig
zu betrachten, so da8 Benachteiligun-gen weder der einen noch der anderen Seite zugeschrieben werden k6nnten, bis auf das Stoppverhalten bei Talfahrt. Der ungewohnlich hohe Kursverfall bei
nicht rechtzeitig eingeleiteten
Gegen-maBnahmen mittels Bugstrahltrieb-werk konnte bei dichtem Verkehr masa-fiche Notsituationen verscharfen.
Hier-zu wiirden als technische itkepschipn
hohere Triebwerksleistu , bder in- ,1
zwischen verbesserte
Is.truktiorien
zu empfehlen sein. Zu priifen ware
auch, ob nicht die Ankergeschirre am
Heck fur hohere Brems- und
Halte-krafte ausgelegt werden sollten.Ober die Kanalfahrt wurde schon be-richtet. Bei Reduzierung der
Fahrge-schwindigkeit auf 8-9 km/h Mt sich
der kanalgangie Typ ebenfalls sicher
beherrschen, vorausgesetzt der Schiffs-fiihrer (Kapitan oder Lotse) besitzt aus-reichende Streckenkenntnisse.
6. Zusammenfassung
Vier unterschiedlich groBe
binnengan-gige Seeschiffe zwischen 1500 t und 3500 t Tragfahigkeit (tdw) wurden im
Vuile Gat den Standard-Tests der VBD
unterzogen. Diese, den neuen west-europaischen Typenreihen
zuzuord-nenden Schiffe, befahren generell den
Rhein; die kleineren davon sager die Kanale, wenn diese den MaBen der
VVasserstraBenklasse IV entsprechen.
Durch Vergleich der MeBergebnisse
und der anschlieBenden
Streckenfahr-ten auf dem Rhein konnte nicht nur
das Einzelverhalten nachgewiesen,
sondern zugleich festgestellt werden, daB sie trotzoft geauBerter
gegentei-liger Meinungen die verscharften tech-nischen und navigatorischen
Bedingun-gen, vor allem im Rheinverkehr,
er-fiillen und sidh ebenso sicher verhaltenwie die modernen GroBmotorschiffe. Manchen Vorteilen steht der Nachteil des ungiinstigen Stoppverhaltens
ge-geniiber, was irn Laufe der VVeiterent-wicklung noch zu verbessern ware.
'Mr danken zum Schlu8 nicht nur der
AIF, die die Finanzierung des Vorhabens
ermoglichte, sondem auch den
Ree-,
dern, der RMS in Ruhrort und der
ehe-maligen Rheinwerft Walsum, die die
notwendigen Dispositionen vornahmen sowie den Kapitanen und Mannschaf-ten, die an dem Versuchsablauf
unmit-telbar beteiligt waren bzw. ihnen
wei-sungsgernal3 durchfuhrten.
Die gewonnenen Versuchsergebnisse
konn-ten aus Platzgriinden .nur geldirzt abge-druckt werden. Der Originalbericht bzw.
auch einzelne Originaldiagramme !carmen
von der Versuchsanstalt fiir
Bilrenschiff-bau e.V., Duisburg, OststraBe 77, gegen Er-stattung der Selbstlwsten bezogen werden.
Literatur
Rhein-Maas-See
Les Flottes CARGOLINER et RIVER-LINER" Sonderheft im Eigenverlag, April 1979
Werft-Union
2851-tdw-See-/Binnenschiff", New Ships, Nr. 23/1978
Sietas-Werft, Hamburg
Berichte Ober experimentelle Untersuchun-gen in der Versuchsanstalt fiir Binnenschiff-bau e.V., Duisburg (VBD) unveroffentlicht VBD
Abnahmemethoden und MeStechniken ver-offentlicht in der eitischlagigen Fachliteratur, Berichte auf Anfrage.