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Glückauf, Jg. 61, No. 41

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GLÜCKAUF

Berg- und H ü tten m ä n n isch e Zeitschrift

Nr. 41 10. O k to b er 1925 61. Jahrg.

Das Allgemeine Berggesetz für die Preußischen Staaten, von 1865 bis 1925.

Von Oberbergrat Dr. W. S c h I ü t e r , Dortmund.

Am 1. Oktober 1925 w aren sechzig Jahre verflossen, seit­

dem dasI Allgemeine Berggesetz f ü r die P re u ßischenStaaten « in Kraft getreten ist. Das G esetz w a r a m 2 4 . 'Juni 1865 vom König vollzogen u n d am 19. Juli 1865 d u rc h die Preußische G esetzsam m lung verk ü n d e t w o rd e n . Es ist aber nicht, wie es der Regel entspricht, sofort o d e r doch 14 Tage nach seiner V e r k ü n d u n g in G e ltu n g g e ­ treten, sondern g em äß d e r B e stim m u n g in seinem § 24 3 erst mit dem 1. O k to b e r 1865. Bei den g r u n d leg e n d en Neuerungen, die es auf d e m G ebiete des Bergrechts brachte, war eine gew isse Zeit z u r V o rb e re itu n g seines Inkrafttretens u n d z u r Ü b e rle itu n g a u s dem bisherigen verwickelten Rechtszustand in das n eue einheitliche Recht notwendig.

Das Gesetz hat sich in seiner 6 0 jährigen G e ltu n g s­

zeit auf das beste b e w ä h rt u n d hat, w e n n es auch durch zahlreiche Nachgesetze in vielen P u n k te n erweitert u n d abgeändert w orden ist, die meisten seiner Altersgenossen und auch viele der jü n g e rn J a h rg ä n g e überdauert. M ag auch in rein juristisch-technischer B e zieh u n g an der G e n a u ig ­ keit des Ausdrucks m a n ch e s auszusetzen sein, so hat seine fließende, leicht verständliche F assu n g doch auch unleugbare Vorteile für ein Gesetz, das in erster Linie nicht für die Rechtskundigen, s o n d e rn f ü r die B e rg b a u ­ treibenden bestimmt ist. D ie freiheitlichen volkswirtschaft­

lichen Grundsätze, vo n d en e n es ausgeht, haben es befähigt, dem Bergbau bei der g r o ß a r tig e n Entw icklung, die er seitdem genom m en u n d die ihn z u m Mittelpunkt u n d zur Grundlage d e r g ew erblichen G ü te r e rz e u g u n g e rh o b e n hat, fördernd zur Seite zu stehen.

Bei der B edeutung d es G esetzes erscheint es g e­

rechtfertigt, aus A nlaß seiner 60 jährigen G e ltu n g einen Rückblick auf die bergrechtlichen Zu stä n d e v o r seinem Erlaß, auf seine E n tsteh u n g sg e sch ic h te und auf die Umgestaltung z u werfen, die es im Laufe seiner b is­

herigen Geltungsdauer erfahren hat1.

Geschichte des deutschen Bergrechts.

Das B e r g r e c h t ist die Gesamtheit der für den Berg­

bau geltenden Sonderrechtssätze; dabei ist unter B ergbau Aufsuchung u n d G e w i n n u n g d e r nach G esetz o d e r

J S c h r i f t t u m . B r a s s c r t : B erg o rd n u n g en d e r P reußischen Lande,

£ » ; Sammelwerk Bd. 10, 1904; W e s t h o f f und S c h l ü t e r : Geschichte

« deutschen Bergrechts, Z. B ergr. Bd. 50, S. 27; Bd. 51, S. 9 3; M ü l l e r -

Vo

Das Bergrecht P reu ß e n s un d des w eitern Deutschlands, 1916;

fl C. ' ' : Qrundzüge des preußischen B ergrechts, 1924; S c h l ü t e r ; j ausK*be des preußischen B erggesetzes in seiner jetzigen Fassung nebst Land r®änzun£s£esetzen un d A uszügen aus den einschlägigen Reichs- und

G ew o h n h eitsrec h t dem V erfü g u n g sre ch te des G r u n d e ig e n ­ tüm ers en tzo g e n en Mineralien zu verstehen, also nicht der so g e n an n te G ru n d e ig e n tü m e rb e rg b a u .

U m die Mineralien, die der G r u n d u n d B o d e n birgt, traten in D eutschland mit B eginn des B erg b a u s drei W e ttb e w e rb e r auf: der Landesherr, d e r G r u n d e ig e n tü m e r u n d der Bergbaulustige. Das Bergregal hat die Rechte des G ru n d e ig e n tü m e rs zu g u n sten des- L andesherrn, die Bergbaufreiheit den G r u n d e ig e n tü m e r z u g u n s te n des B erg­

baulustigen ausgeschaltet.

Das B e r g r e g a l ist das v o m G ru n d e ig e n tu m lo s­

gelöste b eso n d e re Recht des L an d e sh errn , die u n te r der Erdoberfläche v o r k o m m e n d e n Mineralien für sich nu tz b ar zu machen. Es w a r in der R onkalischen K onstitution Friedrich Barbarossas vom Ja h re 1158 als Recht der deutschen K ö n ig e (daher »Regal«) gesetzlich festgelegt w o rd e n u n d auf G r u n d d e r G o ld e n e n Bulle im Jahre 1356 auf die K urfürsten u n d spä ter d u rc h d en W estfälischen Frieden vom Jahre 1648 auf alle R eichsstände ü b e r ­ g egangen. Seit jener Zeit hat d e r G ru n d s a tz d e r Regalität in D eutschla nd als die G ru n d la g e des D eu ts ch e n B e rg ­ rechts gegolten. W e n n auch später d u r c h das P re u ß isc h e Berggesetz vom 24. Juni 1865 der G ru n d s a tz der Regalität d urch den d e r staatlichen H o h e it ersetzt w o r d e n ist, so w a r d o ch die A ufstellung des G ru n d s a tz e s des Staats­

hoheitsrechts am b erg b a u lic h e n M ineral n u r auf der G ru n d la g e d e r bisherigen Bergregalität m öglich. E b en so lassen sich die s p ä te m V orb e h alte für den P re u ß isch e n Staat an K ohle u n d Salz, w en n g le ic h sie förm lich am G r u n d s a tz d e r S taatshoheitsrechte festhalten, inhaltlich allein aus je n er N a c h w irk u n g d e r Bergregalität herleiten.

Aus dem Bergregal ist die B e r g b a u f r e i h e i t h e r v o r ­ gega ngen. Sie ist die v o m R egalherrn erklärte, je d erm a n n zustehende Befugnis, u n a b h ä n g ig vom E ig e n tu m an G r u n d u n d B oden nach B ergw erksm ineralien z u s u c h en u n d die aufg e fu n d e n en M ineralien kraft V e rle ih u n g des Regal­

herrn z u g e w in n e n . D e r G ru n d s a tz d e r B ergbaufreiheit w a r seit d e r Mitte des 14. J a h rh u n d e rts z u r allgem einen G e ltu n g gelangt. E r ist sp ä ter in Ü b e re in s tim m u n g mit allen d eutsche n B e rg o r d n u n g e n an die Spitze d e r b e r g ­ gesetzlichen N e u r e g l u n g d u rc h das P re u ß isch e Berggesetz gestellt w o rd e n .

D as D eutsche B ergrecht hat sich bis z u m A n fa n g des 12. Ja h rh u n d e rts auf dem W e g e des G e w o h n h e i t s ­ r e c h t s entwickelt. Z u einer im einzelnen unb ek a n n te n Zeit an d en U rsp ru n g sstätten des B e rg b a u s e ntsta nden,

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1 2 7 8 G l ü c k a u f

w u rd e es v o n dem sich s c h o n früh voller Freizügigkeit erfreuenden, w a n d e rfro h e n deutschen Bergvolke g le ich ­ zeitig m it d e r technischen K unst des deutschen B ergbaus allmählich in m ü n d lic h e r Ü berlieferung ü b e r g a n z D eu ts ch ­ land u n d die N a c h b a rlä n d e r verbreitet.

D en ersten A u fz eich n u n g e n deutschen B ergrechts b e ­ g e g n e n w ir in den deutsche n A lp en län d e rn , u n d zw a r in T irol u n d Steiermark. Am 24. März 1185 sc h lo ß der Bischof A lbrecht vo n T rien t m it den S ilberbergleuten (silbrarii) d eutsche r u n d w elscher H erk u n ft einen V ertrag ab. D ieser V ertrag ist die erste deutsche U rk u n d e , die ü b e r eine b lo ß e V e rle ih u n g h in a u sg e h t u n d allgem eine b ergrechtliche A n o r d n u n g e n trifft. Im J a h re 1208 e r ­ schien die Carta la u d a m e n to ru m et p o sta ru m Episcopi facta in facto Arzenterie, die erste e in g e h e n d e re A ufz eichnung d e r B e rg w erksgebräuche, vo n den G e w e rk e n u n d ä nde rn verständigen M ä n n ern nach g e m ein e m Ratschlag e n t­

w orfen u n d von dem Bischof Friedrich v o n T rie n t b e ­ stätigt u n d später als G esetz verkündet.

D as T r i d e n t i n e r B e r g r e c h t hat unverk e n n b aren E influß auf den S c h la d m in g e r Bergbrief v o m Jahre 1408 ausgeübt, d e r in seinen w esentlichen G r u n d z ü g e n mit d e m Iglau-F reiberger B ergrecht übereinstim m t. W ä h r e n d d e r S ch la d m in g e r Bergbrief, auch d e r Eckelzain genannt, für die G eschichte des s ü d d e u tsc h e n B ergrechts von g r u n d le g e n d e r B e d e u tu n g g e w o r d e n ist, bildet das Iglauer B ergrecht, dessen erste A u fz e ic h n u n g aus dem Ja h re 1249 stammt, den eigentlichen A u s g a n g s p u n k t d e r B erggesetz­

g e b u n g des frü h e n Mittelalters für N o rd - u n d Mittel­

deutschland. D as Iglauer geschriebene Recht bü rg erte sich spä ter auch in F re ib erg ein, u n d aus seiner V er­

b i n d u n g mit dem alten einheim ischen F re ib erg er Recht g in g u m die Mitte des 14. J a h rh u n d e rts die zweite Frei­

b e r g e r B e rgre chtsa ufzeichnung hervor. Dieses I g l a u - F r e i b e r g e r Recht ist d u r c h V erm ittlu n g d e r auf ihm b e r u h e n d e n landesherrlichen G e s e tz g e b u n g des 15. u n d 16. Ja h rh u n d e rts die G r u n d l a g e des gesam ten deutschen B ergrechts bis auf u n se re Zeit g e w o rd e n .

D e r G o sla re r Bergbau, d e r zu den ältesten in D eutsch­

land g e h ö r t u n d im R am m elsberge bereits seit dem Jahre 9 7 0 u m g e g a n g e n ist, hat kein G o sla re r B erg­

g ew o h n h e itsre c h t in schriftlicher A u fz e ic h n u n g überliefert.

E b e n s o w e n ig ist ein E influß des G o sla re r örtlichen Berg­

rechts, d e r im Jahre 1271 festgestellten Ju ra et libertates silv an o ru m u n d der Reihe d e r s p ä te m G osla rsc h en B erg­

o rd n u n g e n , auf die ' deutsche R echtsentw icklung n ac h ­ weisbar.

In d e r Reihe der mit E n d e des 15. Ja h rh u n d e rts e r ­ lassenen landesherrlichen B e r g o r d n u n g e n , die an Stelle der b is dahin aus den b e rgba ulic hen Kreisen selbst h e rv o rg e g a n g e n e n Niederschriften des b e rgba ulic hen G e ­ w o h n h eitsre ch tes getreten sind, m ü ssen v o r allem die S ch n ee b erg e r B e r g o r d n u n g vom 12. Mai 1477 u n d die erste St. A n n a b e rg e r B e r g o r d n u n g v o m 5. März 1503 g e n a n n t w erd en . Die letztgenannte w u r d e die Q uelle fast aller n e u e rn B e rg o r d n u n g e n in N o rd - u n d Mittel­

deutschland, b e s o n d e rs d u rch die V erm ittlung d e r auf ihr b e r u h e n d e n Jo achim staler B e rg o rd n u n g e n , von denen die erste im Jahre 1518 erschien. Dieses J o a c h i m s ­ t a l e r B e r g r e c h t h at im Laufe der Zeit teils d urch G e se tz g eb u n g , teils d u rch G e w o h n h e i t G e lt u n g in B öhm en,

Schlesien u n d M ähren erhalten u n d ist außerdem, ebenso w ie die A n n a b e rg e r B e rg o r d n u n g , vielfach als Vorbild für die B e rg o r d n u n g e n an d e re r deutscher Länder benutzt w o rd e n . A uch im w estlichen Deutschland fand das sächsische Bergrecht b ald Aufnahm e. H ier ist besonders die B e rg o r d n u n g des H e r z o g s W ilhelm IV. zu Jülich, Kleve, Berg, M ark u n d R a vensberg vom 27. April 1542 zu e rw äh n e n , die fast w örtlich die zweite Annaberger B e r g o r d n u n g v o n 1509 w ie d e r g a b 1.

Nach d e m M uster d e r Revidierten Bergordnung für das H e r z o g tu m Kleve, das F ürstentum Mörs und die G rafschaft M ark v o m 29. April 1766, kurz die Klevisch- M ä r k i s c h e B e r g o r d n u n g 1 g ena nnt, entstand die Revi­

dierte B e r g o r d n u n g für das souveraine Herzogtum Schlesien u n d für die G rafschaft G latz v o m 5. Juni 1769. Diese S c h l e s i s c h e B e r g o r d n u n g unterscheidet sich von d e r klevisch-m ärkischen n u r in den Bestimmungen über den G e g e n sta n d des Bergregals, die Feldesgrößen, das Mitbaurecht, die K uxeneinteilung, die in der schlesischen B e r g o r d n u n g fehlende T r a d d e u n d ferner in den Vor­

schriften ü b e r die Q u a te m b e r- u n d Rezeßgelder sowie in d e r B e n e n n u n g der B ehörden. D ann folgte die Revi­

dierte B e r g o r d n u n g für das H erzo g tu m Magdeburg, F ü rsten tu m H alberstadt, die Grafschaften Mansfeld, Hohen­

stein u n d Reinstein, auch inkorporierte Herrschaften vom 7. D e z em b e r 1792. Diese M a g d e b u r g - H a l b e r s t ä d t e r B e r g o r d n u n g stim m t fast w örtlich mit der schlesischen B e rg o r d n u n g überein, n u r bezüglich des Gegenstandes des Bergregals u n d d e r F e ld e sg rö ß e n finden sich Ab­

w eic h u n g en .

Die Preußische Berggesetzgebung bis zum Jahre 1865.

D i e B e r g o r d n u n g e n f ü r d a s R u h r k o h 1 e n g ebiei D ie G eschichte des P re u ß isch e n Bergrechts wird er­

öffnet d u rc h die R enovierte B e r g o r d n u n g für die Klevischen u n d a n g e h ö r ig e n Lande, b eso n d e rs die Grafschaft Marl', vom 18. Juli 1734, die an die Stelle d e r erwähnten Berg­

o r d n u n g für die vereinigten L änder Jülich, Kleve, Berg, Mark u n d R avensberg vom 27. April 1542 trat. D'e B e rg o r d n u n g von 1542 war, als Jülich und Berg infolge d e s jü lic h s c h e n Erbschaftsstreites an P fa lz - N e u b u r g gefallen w aren, für diese beiden L änder zunächst bestehen ge­

blieben, erhielt ab e r am 21. März 1719 durch den Pfalz­

grafen Karl P h ilip p eine n e u e F assung. In dieser ist sie un te r der B e zeichnung J ü 1 i c h - B e r g i s c h e Berg­

o r d n u n g f ür das G ebiet d e r H erzoglich Bergischen U n terherrschaft B roich m it d e m zugehörigen Kirchspie M ülheim an d e r Ruhr, die Unterherrschaft Hardenberg u n d die H errlichkeit Öfte, ü b e r h a u p t für das Gebiet des ehe­

m aligen H e r z o g tu m s Berg bis zu m Erlaß des Preußischen Berggesetzes im Jahre 1865 in Kraft geblieben.

F ü r das H e r z o g tu m Kleve u n d die Grafschaft Mra die das H a u s B r a n d e n b u r g bei dem Jülichschen Erbscha»

streit in Besitz g e n o m m e n hatte, ließ Kurfürst Georg W ilhelm vo n B r a n d e n b u r g die B e rg o rd n u n g vom Ja 1542 a m 3. F e b ru a r 1639 n eu bestätigen und bekann m achen. N ac h d em sich d e r K urfürst Friedrich vonßranö®

b ü r g am 18. Ja n u a r 1701 z u m K önige in Preußen^ gekron u n d 1702 M ö rs in Besitz g e n o m m e n hatte, erließ * Nachfolger, K ö n ig Friedrich W ilh elm 1. von PfeU

> vgl. den Abschnitt »Die B ergo rd n u n g en für d as RuhrkoblengtU*1

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10. O k t o b e r 1925 G l ü c k a u f 1 2 7 9

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unter dem 18. Juli 1737 die o b en g enannte Renovierte Bergordnung für die Klevischen u n d a n g e h ö re n d e n Lande, besonders die Grafschaft Mark. Diese B e rg o r d n u n g w u rd e unter Friedrich dein G r o ß e n einer aberm aligen U m ­ arbeitung unterzogen, aus d e r die Revidierte B e rg o r d n u n g

für das H e rz o g tu m Kleve, F ü rstentum M örs u n d die Grafschaft Mark vom 29. April 1766 h e r v o r g in g .3 Sie ist im Jahre 1803 auch in den Stiften Essen u n d W e r d e n s o ­ w ie im Bistum P a d e rb o rn eingeführt w o rd e n (vgl. die nach­

stehende dem Sam m elw erk en tn o m m e n e Übersichtskarte).

liüU < % . Landrecht a/s P rin2ipa/rech/ E S S i/i« ?r.H leye-ttaritische B e rg o rd n u n g 'i/Z Ä K urftö/m sch e 8 e rg o rd n u n g b r d J ü /ic h -B e rg is c h e ß e rg o rd n u n g 1 .

Geltungsbereich der Bergordnungen für das Ruhrkohlengebiet.

D a s B e r g r e c h t d e s A l l g e m e i n e n L a n d r e c h t s . Die Kleve-Märkische B e rg o r d n u n g bildete den A us­

g a n g s p u n k t für die E rn e u e r u n g des B ergrechts im ganzen U m fan g e des P re u ß isch e n Staates, die zunächst in der B e rg o r d n u n g des P re u ß isch e n A llgem einen L andrechts (Teil II Titel 16 A bschnitt 4) mit W i r k u n g v o m 1 .Ju n i 1794 ihren A b schluß fand. D u rc h das Bergrecht des All­

gem einen L andrechts w u rd e n indes die Kleve-Märkische B e rg o r d n u n g u n d auch die üb rig en P re u ß isch e n Berg­

o r d n u n g e n n u r w e n ig berührt, d e n n nach dem P u b lik a tio n s­

patent des A llgem einen L andrechts behielten die B erg­

o r d n u n g e n als Provinzialgesetze ihre G eltu n g , u n d das Bergrecht des A llgem einen Landrechts galt n eben ihnen n u r aushilfsw eise1.

Das Bergrecht des A llgem einen L andrechts stand noch gänzlich un te r der H errschaft d e r dam aligen volksw irt­

schaftlichen A uffassungen. Auch das A llgem eine L an d ­ recht hielt es für z w e ck m ä ß ig u n d d e r geschichtlichen E ntw ic k lu n g der preußischen, b eso n d e rs der westfälischen G ese tz g e b u n g für entsprechend, den B ergbau g a n z der Leitung des Bergam tes zu unterw erfen. D em Bergam t w ar die Preisfestsetzung für die Bergw erkserzeugnisse, die A n n ah m e d e r Arbeiter sow ie der Steiger u n d sonstigen Bergw erksbeam ten, die B estim m u n g d e r Z u b u ß e u n d der A usbeute überlassen. Die Preise d e r Steinkohlen w urden

> Ü b e r den G eltungsbereich des B ergrechts des Allgemeinen Landrechts in Westfalen s. S. 1281 und die Ü bersichtskarte.

Nach dieser K l e v e - M ä r k i s c h e n B e r g o r d n u n g war der Steinkohlenbergbau im G egensatz zu Sachsen, wo man die Steinkohlen nach dem M andat vom 19. A ugust 1743 dem G ru n d e ig e n tü m e r belassen hatte, G egenstand des Bergregals un d der Bergbaufreiheit. N icht dem G r u n d ­ eigentümer, so n d e rn d e m In h a b e r des Bergregals, zumeist dem Landesherrn, stand das V e rfügungsre cht ü b er die Mineralien zu. Er behielt sie sich zum eigenen Bergbau vor (Feldesreservation) o d e r erklärte sie gegen A bgaben und unter Leitung seiner B e h ö rd e n (Direktion) zum Abbau frei. Aus dieser F re ierklä rung entwickelte sich allmählich die Bergbaufreiheit, nach d e r jed erm a n n die B e rgw erks­

mineralien auf frem dem G r u n d u n d Boden aufsuchen u n d sie nach der V erleihung d u rc h den Regalherrn unter den aus dem Bergregal fließenden E insc h rä n k u n g en g ew inne n und für sich nutzbar m achen konnte.

Die B erg o rd n u n g v o n 1766 s c h lu g eine ganz neue, den altern B e rg o rd n u n g e n frem de R ich tu n g in s o fe rn ein, als sie die bergrechtlichen G ew erkschaften der V erw altung ihres Bergwerkseigentums fast vollständig entsetzte u n den Betrieb sow ie d en H a u sh a lt d e r G r u b e n un te r e sonderer Leitung des Bergam ts den dabei angestellten un ihm allein verantw ortlichen Schichtmeistern u n d Steigern übertrug (Direktionsprinzip). Das B ergam t entschied ü ber die unter die G ew erken z u verteilende A usbeute u n d u e die von ihnen zu zahlende Z u b u ß e.

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1280 G l ü c k a u f

so gehalten, daß die g ü n s tig e r gelege nen G r u b e n h ö h e re Preise forde rn m ußten, u m den A bsatz ihrer u n g ü n s tig gelegenen N ac h b a rn nicht zu erdrücken. D ie Instruktion für das Klevisch-Märkische B ergam t zu W e tte r vom 24. Mai 1783 enthielt s o g a r die ausdrückliche Bestim m ung, daß keine n eu e n S te inkohlenbe rgw e rke in Betrieb gesetzt w e rd e n sollten, bis sich ein K o hlenm angel einstelle.

D ieses »D irektionsprinzip« w a r b e g r ü n d e t d u rch den u n ­ entwickelten u n d hilflosen Zustand, in dem sich dam als d e r B ergbau infolge se iner Z ersp litte ru n g in eine g r o ß e Zahl von u n b e d e u te n d e n G ew erkschaften un te r einer g a n z u n z u re ic h e n d e n te chnischen u n d kaufm ännischen L eitung befand.

D a s f r a n z ö s i s c h e B e r g r e c h t .

N ac h d e m 1794 die linksrheinischen Landesteile von F rankreich besetzt u n d d u rc h den Luneviller F rieden vom 9. März 1801 an dieses abgetreten w o rd e n w aren, w u rd e d o rt am 5. April 1801 das französische Berggesetz vom 2 8 . J u l i l 7 9 1 u n d später das vom 21. April 1810 eingeführt.

N ach diesen Gesetzen, d enen das deutsche Bergregal nicht b ek a n n t war, bilden die Mineralien b is z u r V erle ih u n g einen Teil des G r u n d u n d Bodens. Mit dem A ugen b lick der V e rle ihung d u rch den Staat scheiden sie aus dem G r u n d ­ e ig e n tu m aus u n d w erden zum G eg e n sta n d eines se lb ­ ständigen E igentum s. D er Staat ü b t d u r c h den Akt der V e rle ih u n g kein privatrcchtliches Recht a u s wie d e r frühere deutsche Regalinhaber, s o n d e rn ein blo ß e s Staatshoheits­

recht. Es fehlt auch d e r deutschrechtliche G ru n d s a tz der B ergbaufreiheit; ein R echtsanspruch des M uters auf die V e rle ih u n g u n d ein V orrec ht des F inders w erd en nicht anerkannt. Es bleibt dem E rm essen der S taatsbehörde überlassen, o b u n d w elchem B e w erber sie die B e rg ­ w erkskonzession g eb e n will. Das französische Berggesetz kannte auch nicht die B e v o r m u n d u n g des B ergbaubetriebes d urch die B ergbehörde.

Als nach den Freiheitskriegen u n d dem Sturze N a ­ p o le o n s im Jahre 1815 d urch die W ie n e r K ongreßakte die R heinprovinz, d a ru n te r Kleve u n d M örs, mit dem P re u ß isc h e n Staate w ied e r vereinigt w u rd e , blieb d o rt das französische Berggesetz vom 21. April 18 1 0 in Kraft.

D ie linksrheinischen Lande bildeten d an n bis zum Erlaß des P re u ß isch e n Berggesetzes v o m 2 4 . Ju n i 1865 ein eigenes Rechtsgebiet des französischen Bergrechts. In den rechts­

rheinischen Landesteilen dagegen, die v o r ü b e r g e h e n d dem Kaiserreich Frankreich, d e m K önigreich Westfalen un d dem G ro ß h e r z o g tu m Berg a n g e h ö r t hatten, w a r zw ar d e r C o d e N ap o le o n , jedoch n ic h t das französische Berg­

recht e ingeführt w o rd e n , so daß daselbst die deutschen B e rg o r d n u n g e n unverändert in Kraft geblieben waren.

D i e V e r h ä l t n i s s e i n R h e i n l a n d u n d W e s t f a l e n v o n 1801 b i s 1815.

Als E n tsc h ä d ig u n g für den V erlust d e r linksrheinischen Gebietsteile, d aru n te r des linksrheinischen Teiles des H e r z o g tu m s Kleve u n d des F ü rste n tu m s Mörs, sollten die w eltlichen F ürsten auf d e r rechten Rheinseite nach dem auf dem K o n g re ß vo n Rastatt festgesetzten G r u n d ­ sätzen entschädigt w erden. D e m g e m ä ß hatte P r e u ß e n am 3. A u g u st 1802 die ihm zu g e w iesen e n geistlichen E n t­

sc h äd ig u n g slan d e , u n te r diesen das Bistum P a d e rb o rn , einen Teil vo n M ünster so w ie die Reichsabteien Essen

u n d W e rd e n , Elten u n d K a p p e n b e rg in Besitz genommen Diese B esitznahm e w a r d u rch den Reichsdeputations- h a u p tsc h lu ß vom 25. F eb ru ar 1803 bestätigt worden.

D araufhin w a r die Kleve-Märkische Bergordnung Ja 1766 u n d als erg ä n z e n d e s Recht das Bergrecht des All­

gem eine n L andrechts d u rc h P atent vom 12. April 1805 in den Stiften Essen u n d W e r d e n u n d durch Patent vcra 16. Mai 1803 im Bistum P a d e r b o r n eingeführt worden. In P a d e r b o r n hatte bis d ahin die von Clemens August, dm K urfürsten von Köln u n d F ürstbischof von Paderborn, am 1. A u g u st 1736 eingeführte Kurkölnische Bergordnung vo n 1669 gegolten. D er Rest des Bistums Münster war d urch den R e ic hsdeputa tionshauptsc hluß ebenfalls als Ent­

s c h ä d ig u n g für die Verluste an linksrheinischen Gebieten verteilt w o rd e n . So hatten erhalten der Herzog von Aren- b e r g das Vest Recklinghausen u n d das Amt Meppen, der H e r z o g von C ro y die H errschaft Dülmen, der Herzog von L o o z-C o rsw aren das F ü rstentum Rheina-Wolbeck die Fürsten von Salm B ocholt u n d Ahaus, die Wild-uni Rheingrafen H o rstm ar. F ern er w aren das Herzogtum W estfalen an "Hessen-Darm stadt, das Bistum Corvey so­

w ie die G rafschaft u n d die Reichsstadt Dortmund an N assa u -O ran ien gefallen.

In d e r Z e i t zw ischen 1805 u n d 1807 verlor Preußen infolge des n ap o leo n is ch e n V o rg e h en s, des Memeler F riedens v o m 28. Ja n u a r 1807 u n d des Tilsiter Friedens v o m 9. Juli 1807 alle seine Besitzungen zwischen Rhein u n d Elbe. Die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Lingen sow ie der p reußische Anteil an dem ehemaligen Bistum M ü n ste r w u rd e n dem G r o ß h e r z o g t u m B e rg zugeleilt N ap o le o n hatte dieses s c h o n im Jahre 1806 aus dem v on Bayern erhaltenen H e r z o g tu m Berg, dem östlichen Teile von ‘J e v e , Essen, W e rd e n , Elten und Dortmund gebildet u n d ihm die O b e r h o h e it ü ber die oranischen S tam m la nde Diez, H ad a m a r, D illen b u rg und Siegen so«

ü b e r zahlreiche kleinere Grafschaften und Herrschaften.

d aru n te r Rheda, Steinfurt, Rheina-W olbeck, Horstmar und L im burg, verliehen. Im Jahre 1808 trennte Napoleon den n örd lic h en Teil des Bistum s M ünster nebst Lingen uno T e c k le n b u rg w iede r v o m G r o ß h e rz o g tu m Berg ab un«

bildete daraus das unm ittelbare französische Departement der .Ems. F ü r N a p o le o n s B ru d e r Jeröm e wurde aus den G rafschaften Rietberg u n d R avensberg sowie den Fürsfc-- tü m e rn P a d e rb o rn , Corvey, M inden, O snabrück und ändern das K ö n i g r e i c h W e s t f a l e n gebildet.

N ach d en Freiheitskriegen u n d dem Sturze Napoleon kam en auf G r u n d der W ie n e r Kongreßakte vom 9.

1815 a u ß e r Kleve u n d M ö rs u n te r ändern folgende na^

d e r alten T errito rialb ez eic h n u n g benannte Gebiete*

P r e u ß e n : 1. d ie G r a f s c h a f t M a r k , -einschließlich Son­

d e r B ö rd e u n d d e r Hälfte von Lippstadt, Ravensbergs- M in d e n ; 2. die 1802 p reußisc h gewordenen Stifte Es^__- W e r d e n u n d K a p p e n b erg so w ie H erfo rd ; 3. das seit l^ - p reu ß isc h e Bistum P a d e r b o r n u n d Corvey; 4. Jülich na1 Berg einschließlich H a r d e n b e rg , Öfte, Broich und Shn*

5. D o r t m u n d ; 6 . das H e r z o g tu m Westfalen n e t » ^ G rafschaft A rn sb e rg ; 7. das A m t Reckenberg (Wiifp brück); 8 . T e c k le n b u rg u n d Lingen mit Ausnahme niedern G rafschaft L in g e n ; 9. d e r früher schon Pre;!

g ew esene östliche Teil des F ü r s t e n t u m s .Münster mi näh m e des an H a n n o v e r abgetretenen nördlichen, r£ -

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10. O k t o b e r 1925 G l ü c k a u f 1281

von der Em s gelegenen Streifens; 10. die westliche, im Jahre 1803 unter die später mediatisierten H erzö g e und Fürsten von Croy, L oo z-C o rsw aren , Salm-Salm, Salm- Kyrburg un d die W ild- u n d Rheingrafen verteilte Hälfte des Fürstentums M ünster nebst der im Besitze des Grafen, seit 1817 Fürsten v o n B entheim -Tecklenburg-R lieda b e ­ findlichen Lehnsherrschaft G ro n a u , ferner die O b erh o h eit über die sonstigen Besitzungen dieses Fürsten, nämlich die Herrschaften Rheda u n d G ü terslo h un d die Grafschaft Limburg an der Lenne, die O b e r h o h e it ü b er die G raf­

schaften Steinfurt, Recklinghausen u n d Rietberg un d ü ber die Herrschaft A n h o lt u n d G e m e n usw. Mit A usnahm e der Hälfte von Lippstadt, die d urch V ertrag zwischen Preußen un d Lippe am 17. Mai 1850 an P re u ß en fiel, kam also im Jahre 1815 d e r ganze rheinisch-westfälische Teil des jetzigen O b e rb e rg a m tsb e z irk s D o rtm u n d u n d das linksrheinische G ebiet des jetzigen rheinisch-westfälischen Steinkohlenbezirks un te r preußische Herrschaft.

Mit der preußischen H errschaft erlangte im Jahre 1815 das Bergrecht des A llgem einen L andrechts G eltu n g in folgenden Teilen Westfalens, die keine besondere P ro- vinzialbergordnung hatten: Erbfürstentum Münster, G raf­

schaft Tecklenburg, obere G rafschaft Lingen, S tandesherr­

schaften Dülm en, H o rstm ar, Bocholt, Anholt, Ahaus, Gemen, G rona u, Steinfurt u n d Rhem a-W olbeck, F ü rsten ­ tum Minden, F ürstentum Corvey, Grafschaft Ravensberg, Amt Reckenberg, Standesherrschaften Rheda un d Riet­

berg, städtisches G ebiet von Lippstadt, Grafschaft D ort­

mund, der G r u n d Seel- u n d Burbach (freie G rund), Standesherrschaften H o h e n lim b u rg , W ittgenstein-W ittgen­

stein und W ittgenstein-B erleburg.

Für die linksrheinischen G ebiete w ar dagegen das französische Berggesetz vom 21. April 1810 in Kraft geblieben.

Für die Herrschaft Broich, die Unterherrschaft H a rd e n ­ berg und die H errlichkeit Ofte galt auch weiterhin die Jülich-Bergische B e rg o r d n u n g vom 2 1 . März 1719 und für die Grafschaft Mark, das H erzo g tu m Kleve, die Stifte Essen und W e rd e n u n d das Bistum P a d e rb o rn die Klevisch-Märkische B e r g o r d n u n g vom 25. April 1766.

Im H erzogtum Westfalen sow ie im Vest Recklinghausen blieb die K urkölnische B e rg o r d n u n g vom 4. Januar 1669 in G eltung1. Das v orm alige K urfürstentum Köln hatte neben dem rheinischen Erzstift aus dem H erzo g tu m Westfalen und dem Vest Recklinghausen bestanden. Das Herzogtum W estfalen w ar vom Kurfürsten zu Köln während des Mittelalters e r w o rb e n w o rd e n . Seit der Landesvereinigung vom 10. Juni 1463 hatte es ein poli­

tisches G anzes mit eigener V erfassung gebildet u n d seit der Auflösung des Kurstaates un te r G roßherzoglich Hessen-Darmstädtischer H o h e it gestanden. Z ufolge der Traktate vom 10. Juli 1815 u n d 30. Juni 1816 fiel es an die Krone von P re u ß en . D as Vest Recklinghausen, dessen V ereinigung mit dem Kurfürstentum Köln bis in das 13. J a h rh u n d e rt zurückreicht, u n d das der Reichs­

deputationshauptschluß, wie sc h o n erw ähnt, dem H erzo g von Arenberg überw iesen hatte, w ar am 2. F ebruar 1811 von dem H erzo g tu m Berg in Besitz g e n o m m e n w orden und schließlich zufolge Patents vom 21. Juni 1815 an j j Preußen gekom m en.

1 V g l . die Ü bersichtskarte.

D i e Z e i t d e r p r e u ß i s c h e n E i n z e l g e s e t z g e b u n g v o n 1816 b i s 1863.

N ach der E rw e ite ru n g des Staatsgebietes im Jahre 1815 galten in P re u ß e n im G ebiete des Allgemeinen Landrechts u n d des G em e in e n Rechts 12 verschiedene provinziale B e rg o rd n u n g e n . Diese w a re n : 1. die Nassau- K atzenellenbogische vom 1. Mai 1559, 2. die Kurtriersche vom 22. Juni 1564, 3. die H enn e b erg isc h e vom 18. D e­

ze m b e r 1566, 4. die H o m b u r g -W ittg e n ste in isc h e vom 25. Ja n u ar 1570, 5. die Kursächsische vom 12. Juni 1589 nebst der S to lle n o rd n u n g v o m 12. Juni 1749 u n d dem Steinkohlenm andat vom 19. A ugust 1743, 6 . die W i ld e n ­ burg isch e v o m Jahre 1607, 7. die K urkölnische vom 4. Ja n u ar 1669, 8 . die Eisleben-M ansfeldische vom 28. O k to b e r 1673, 9. die Jülich-Bergische vom 21. März 1719, 10. die Kleve-Märkische v o m 29. April 1766, 11. die Schlesische vom 5. Juni 1769 u n d 12. die Magde- b u rg-H alberstä dter vom 7. D ezem ber 1792.

Eine weitere V erw icklung erfuhr dieser berggesetzliche Rechtzustand dadurch, daß das preußische Allgemeine Landrecht nicht in dem ganzen Bereiche des P reußischen Staates eingefülirt, vielm ehr von d e r G e ltu n g in Schw e- d isc h -P o m m e rn u n d Rügen sow ie in den Bezirken des Appellationsgerichtshofes zu Köln u n d des Justizsenates zu Ehrenbreitstein ausgeschlossen war, anderseits aber d o rt als Recht an erster Stelle eintrat, w o keine p ro v in ­ ziellen B e rg o rd n u n g e n bestanden. Danach ergaben sich zunächst folgende drei g r o ß e m Rechtsgebiete: 1. das G ebiet des preußischen landrechtlichen Bergrechts, u n d zw ar einmal dasjenige, in dem an erster Stelle die v o r ­ handenen P ro v in z ia lb e rg o rd n u n g e n entschieden, un d weiter dasjenige, in dem m angels solc her das P reußische L andrecht schlechthin G e ltu n g hatte; 2. das G ebiet des gem einen deutschen Bergrechts, u n d zw ar auch hier mit der Maßgabe, d aß das G em e in e D eutsche B ergrecht n u r d o rt an erster Stelle galt, w o es keine b e s o n d e rn P r o ­ v in z ialbergordnunge n g a b ; 3. das G ebiet des französischen Bergrechts in den linksrheinischen Landesteilen der R hein­

provinz.

Die Anzahl der örtlichen V erschiedenheiten in der preußischen B erggesetzgebung w u rd e d urch die m a n n ig ­ faltigsten W e c hselw irkungen zw ischen den verschiedenen Landesgesetzgebungen u n d den einzelnen S onderrechten noch erheblich vervielfacht, so daß die Zahl 5 0 für die verschiedenen Bergrechtsgebiete im dam aligen P re u ß i­

schen Staate keinesw egs zu h o c h a n g e n o m m e n ist. Es konnte dahe r nicht befremden, w e n n in m anchen Landes­

teilen erhebliche Zweifel d a r ü b e r bestanden, welches Bergrecht d o rt eigentlich in G e ltu n g war.

A b er nicht n u r die örtliche Zersplitterung des B erg­

rechts, s o n d e rn auch seine sachlichen Mängel, die w eit­

g e h e n d e B e v o rm u n d u n g des Bergbaus u n d die nicht m in d er drü ck e n d e steuerliche Belastung m achten sich mit der fortschreitenden volkswirtschaftlichen E n tw ic klung des preußischen G ro ß g e w e r b e s bald störend bem erkbar.

D er etwa im Jahre 1825 einsetzende K am pf u m die V erbesserung des Bergrechts hatte denn auch neben der Vereinheitlichung des Bergrechts ein doppeltes, allerdings e n g v erb u n d e n es Ziel, die Freigabe des B ergbaus an die Selbstverw altung des Besitzers u n d die Erleichterung der den B ergbau b edrüc kende n Steuerlasten.

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1282 G l ü c k a u f

Schon im Jahre 1826 w a r gleichzeitig m it d e r a n g e o r d - neten allgem einen G ese tz esn a ch p rü fu n g auch eine neue B earbeitung des Bergrechts u n te rn o m m e n w o rd e n , w elche die b estehende G e s e tz g e b u n g im ganz en aufrechterhalten, abe r d o ch die einzelnen B e rg o r d n u n g e n m ö g lich st b e ­ seitigen sollte. A us den B eratungen d a r ü b e r sind sechs gedruckte »E ntw ürfe eines G em e in e n P re u ß isch e n B erg­

rechts« in den Jahren 1833, 1835, 1841, 1846, 1848 u n d 1850 herv o rg eg a n g en . D e r sechste E n tw u rf w u rd e den K am m ern z u r B eschlußfassung vorgelegt, gelangte jedoch nicht z u r verfassungsm äßigen E rle d ig u n g . Seit­

dem ruhten für ein volles Jahrzehnt die V ersuche zur A bfa ssu n g eines A llgem einen Berggesetzes.

D a sich aber die S taatsregierung d e r Einsicht nicht verschließen konnte, d aß für verschiedene Teile des Bergrechts das drin g en d ste Bedürfnis gesetzlicher Ä n d e ­ r u n g e n vorliege, sc h lu g m an, u m w enigstens den d r in g e n d ­ sten A n fo rd e ru n g e n der gerade dam als einen raschen u n d gew altigen A u fsc h w u n g n e h m e n d e n B ergw erks­

betriebe zu g e n ü g e n , den W e g d e r E inz elg e setzg e b u n g ein.

S chon im Jahre 1821 w ar d u rch das Gesetz, die V e rle ihung des B e rgw e rkse ige ntum s auf Flözen betreffend, vom 1. Juli 1821 dem Bergw erksfelde des S teinkohlen­

b e rg b a u e s ein g rö ß e r e r U m fa n g g ege ben u n d die E r­

streckung des Geviertfeldes bis in die ew ige T eufe fest­

gesetzt w o rd e n . N u n m e h r erschienen am 12. Mai 1851 die beiden Gesetze ü b e r die B esteuerung d e r Bergw erke u n d ü b e r die Verhältnisse d e r M iteigentüm er eines B e rg ­ werks. D as erste befreite den B e rgba u d u rc h die H e r a b ­ se tz u n g des Z eh n ten auf den Z w anzigsten w enigstens von einem Teile des auf ihm lastenden ü b erm ä ß ig e n Steuerdruckes. D as zweite h o b das D irektionsprinzip zw a r nicht förmlich auf, g ab ab e r den G ew erkschaften in den G e w e rk e n v e rsa m m lu n g e n u n d in den R epräsen­

tanten o d e r den G ru b e n v o rs tä n d e n V ertreter für die eigene V e rw a ltu n g ihrer A ngelegenheiten u n d legte diesen einen g r o ß e n Teil derjenigen Befugnisse bei, die b ish e r den B e rg b e h ö rd e n Vorbehalten gew esen w aren, so die W a hl d e r G ru b e n b e a m te n , die A n n a h m e u n d E ntlassung d e r Bergleute, den V erkauf d e r B e rgw erkserzeugnisse u n d die A u ssc h re ib u n g d e r Betriebsgelder. N achdem d u rch ein weiteres Gesetz, betreffend die V erein ig u n g d e r Berg-, H ütten- u n d Salinenarbeiter in Knappschaften, v o m 10. April 18 5 4 das wirtschaftliche F o rtk o m m e n der Bergleute d u rc h U n terstü tzu n g d e r A rbeitsunfähigen u n d ihrer H interbliebenen im allgem einen gefestigt erschien, w u r d e d u rch das Gesetz, die Aufsicht d e r B e rg b e h ö rd en ü b e r d en B e rgba u u n d das Verhältnis der Berg- u n d H ütte narbeiter betreffend, v o m 21. Mai 1860 d e r A b schluß des A rbeitsvertrages zwischen den Bergleuten u n d den Bergw erksbesitzern d e r freien V e re in b a ru n g überlassen.

G leichzeitig w u r d e das D irektionsprinzip jetzt auch a u s ­ drücklich a u fg e h o b en u n d den B e rg b e h ö rd e n n u r m e h r die Polizeiaufsicht ü b e r den B ergbau zugew iesen. D u rc h das Gesetz, betreffend die E rm ä ß ig u n g d e r B e rgw e rks­

ab g a b en , v o m 22. Mai 1861 u n d das Gesetz, die Berg­

w e rk sab g a b en betreffend, v o m 20. O k to b e r 1862 w u rd e so d a n n die B e rgw erksabgabe auf 2 % des Rohertrages erm äßigt. Endlich h o b das Gesetz, die K o m p eten z der O b e r b e r g ä m te r betreffend, v o m 11. Ju n i 1861 die b e ­

ste hende n B ergäm ter auf u n d erweiterte die Zuständig­

keit d e r O b erb erg äm ter.

Das Allgemeine Berggesetz vom 24. Juni 1865.

E n t s t e h u n g.

D ie d u rch die E inz elg e setzg e b u n g herbeigeführtea sachlichen Ä n d e r u n g e n des B ergrechts hatten den dringend­

sten B eschw erden der Bergw erksbesitzer ' abgeholfen.

Im m e rh in blieben n o ch w ichtige A ufgaben auf verschie­

denen G ebieten des B ergrechts zu lösen übrig, sozJ.

die zw e ckm ä ßige B e g re n z u n g d e r Grubenfelder und die V erb esseru n g d e r gew erkschaftlichen Rechtsverhältnisse.

D az u kam in förm licher Beziehung, daß die Unüber­

sichtlichkeit des B ergrechts nicht n u r nicht behoben, s o n d e rn d u rc h die um fan g reich e Einzelgesetzgebung noch u n erträglicher g e w o r d e n war. Das Bergrecht blieb wie in frü h e m Ja h rh u n d e rte n eine Art Geheimlehre, deren K enntnis in ihrem ganz en U m fan g e n u r den Bergjuristen z u gä nglic h w ar. Endlich fehlte es aber auch an aus­

reic hende n festen F o rm e n , inn e rh a lb deren die Bergbe­

h ö r d e n die polizeiliche Aufsicht ü b e r den Bergbau aus­

ü b en k onnte n, b e s o n d e rs an Vorschriften über die Ein­

r e ic h u n g u n d P r ü f u n g der Betriebspläne, über sicherheits­

polizeiliche A n o r d n u n g e n usw.

Alle diese U m stä n d e drän g te n dazu, in einem ein­

heitlichen Berggesetz auch die noch zurückgebliebenen Reste der frü h e m O r d n u n g zu beseitigen und ein um­

fassendes G esetzbuch des p reußisc hen Bergrechts heraus­

zugeben, das sich an erster Stelle nicht als Bergpolizei­

gesetz, so n d e rn als ein wirtschaftliches Rechtsgesetz dar­

stellte, dazu bestim m t, die E ntw ic k lu n g des Bergbaus so kräftig zu fördern, w ie es mit Hilfe einer zeitgemäßen R e c h ts o rd n u n g ü b e r h a u p t m ö glich war.

A us diesen E r w ä g u n g e n beauftragte im Jahre 1861 d e r H andelsm inister von d e r H e y d t den damaligen O b e r b e r g r a t B r a s s e r t in B onn mit der Abfassung eines n eu e n Berggesetzes. D er Brassertsche Entwurf w u r d e nach B eratung im Handelsministerium als »Vor­

läufiger E n tw u rf eines A llgem einen Berggesetzes für die P re u ß isch e n Staaten« mit einer ausführlich gehaltenen B e g r ü n d u n g im Jahre 1862 veröffentlicht. Nachdem d a r ü b e r B ehörden, H and e lsk a m m e rn , bergmännische Ver­

eine u n d einzelne Juristen zahlreiche Gutachten abgegeben hatten, stellte Brassert sämtliche »Monita« zusammen.

U n te r deren B erü c k sic h tig u n g w u rd e der vorläufige Ent­

w u rf n o c h m a ls im H andels- u n d Justizministerium beraten u n d d e m n äc h st als »E n tw u rf eines Allgemeinen Bet gesetzes fü r die P re ußische n Staaten« nebst Begründ®!

den beid en H äu se rn des P re ußische n Landtages z®

verfassungsm äßigen B e sch lu ß n ah m e vorgelegt und zu­

nächst im H erre n h au s e beraten. Nachdem er hier rn zahlreichen A b ä n d e ru n g e n , m eist n u r fö rm lic h e r« , a n g e n o m m e n w o rd e n war, trat das Abgeordneten!*“

in seiner S itzung v o m 31. Mai 1865 dem Beschluß ^ H e rre n h a u s e s mit allen g eg e n eine Stimme bei G esetz w u rd e alsdann u n te r dem 24. Juni 1865 va K ö n ig vollzogen u n d d u r c h die G ese tzsam m lu ng ' kündet.

D i e G r u n d z ü g e d e s A l l g e m e i n e n B e r g g e s e t z e s . D as A llgem eine Berggesetz, das für den ganzen j- m aligen Bereich des K önigreichs Preußen, also

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10. O k t o b e r 19 2 5 G l ü c k a u f 1 2 8 3

die linksrheinischen Landesteile in Kraft trat, hatte sich die Aufgabe- gestellt, »die V orz üge des französischen Bergrechts mit den e rp ro b ten G ru n d sä tz en des deutschen und preußischen Bergrechts zu verschmelzen u n d auf diese Weise das Berggesetz den Z ustä n d en u n d Bedürf­

nissen des B ergbaues beider Rheinseiten anzupassen«.

Dieser Absicht des G esetzgebers g e g e n ü b e r ist es nicht nur von rechtsgeschichtlichem W ert, sondern auch von Bedeutung für das V erständnis u n d die A u sle g u n g des Berggesetzes, kurz zusam m enzufassen, in welchen Quellen der in dem Gesetze zusam m engeschlossene verschieden­

artige Rechtsstoff den leitenden G ru n d sä tz en nach seinen Ursprung gefunden hat.

Grundsätzlich ist n ach dem Berggesetz die G e w in n u n g der Mineralien vom G r u n d e ig e n tu m e getrennt. Dam it gibt das Berggesetz gem ein sam e G rundsä tz e des d eut­

schen, preußischen u n d französischen Bergrechts wieder.

Hinsichtlich der bergbaufreien Mineralien schließt es sich, insofern es auch die M ehrheit der Brennstoffe dem G r u n d ­ eigentum entzog, im w esentlichen an die preußische und französische G ese tz g e b u n g an, da die Brennstoffe nach sächsischem u n d älterm deutschem Recht regel­

mäßig dem G ru n d e ig e n tü m e r Vorbehalten sind.

Der G rundsatz der Bergregalität nebst seinen A us­

flüssen, der Feldesreservation, d e r Distriktsverleihung u n d der Übertragung des Bergregals an Dritte, ist mit dem sich daraus ergebenden D irektionsprinzip aufgegeben worden. Hier hat sich das Berggesetz in scharfem Gegensatz zu dem alten deutschen u n d preußischen Bergrecht, der E in zelgesetzgebung seit dem Jahre 1850 folgend, der französischen Rechtsentw icklung a n g e ­ schlossen und den G ru n d sa tz der Staatshoheitsrechte sowie der freien Selbstverw altung ü b e rn o m m e n , letztere lediglich beschränkt d u rc h die G elte n d m a c h u n g wider- streitender öffentlicher Interessen seitens der Bergbehörde.

In weiterer Ü b e r e in stim m u n g mit dem französischen Rechte hat deshalb die B ergba u b ere ch tig u n g die E igen­

schaft einer regelm äßig d e r freien Privatverfügung un te r­

worfenen Gerechtsame erhalten, für die im wesentlichen die Vorschriften ü b e r das G ru n d e ig e n tu m gelten. D e m ­ entsprechend sind auch die dem deutschen Bergrecht eigentümlichen zahlreichen Fälle des zw angsm äßigen V er­

lustes der B ergba u b ere ch tig u n g beseitigt un d auf den einzigen Fall der E n tz iehung w egen eines den öffentlichen Belangen zuw iderlaufenden N ichtbetriebes beschränkt worden.

Durchaus deutschrechtlichen U rs p r u n g s sind dagegen die Bestimmungen des Berggesetzes ü b e r das Schürfen und Muten mit dem dem altern deutschen Recht eigenen Rechtsanspruch des M uters u n d dem Finderrecht.

Auch die im Berggesetz beibehaltene Gesellschafts­

form für den Bergbaubetrieb, die Gew erkschaft, g eh ö rt der ältesten deutschen R echtsentw icklung an.

Die gegenseitigen B eziehungen zw ischen Bergbau und Grundbesitz sind auf dem B oden eines billigen A us­

gleichs der entsprechenden Belange geregelt w orden.

Dabei ist das sachliche G ru n d a b tretu n g s re ch t aus der V er­

schmelzung des deutschen u n d französischen Bergrechts hervorgegangen, w ä h re n d das bergbauliche E n te ig n u n g s­

verfahren im wesentlichen preußisch-rechtlichen U rs p r u n g nat. Der bergrechtliche S chadenersatzanspruch des G r u n d ­

eigentüm ers w eg e n B esch ä d ig u n g seines G r u n d u n d B odens d u rc h den B ergbau ist allen g ena nnte n Rechten g e ­ meinsam, seine nähere A usgestaltung wesentlich p reu ß isc h ­ rechtlichen U rsp ru n g s.

Die Bergpolizei ist ü b erw ie g en d im A nschluß an das französische Bergrecht geregelt, w ä h r e n d anderseits das Bergarbeitsrecht u n d das K nappschaftswesen auf alter deutsch-rechtlicher G ru n d la g e beruhen.

Zahlreiche R echtseinrichtungen des altern deutschen Bergrechts, w ie Erbkuxe, Freikuxe, Mitbaurecht, Erbstollen- recht, sind, weil nicht m e h r den derzeitigen technischen u n d volkswirtschaftlichen Bedürfnissen entsprechend, vom Berggesetz aufgegeben w o rd e n . Desgleichen w erden auch die B ergw erksabgaben u n d die Bergschulen, weil sie nicht in den e nge rn Bereich des Berggesetzes gehören, nicht m e h r behandelt.

D as Berggesetz hat die Eigenschaft eines das gesamte B ergrecht um fassenden G esetzbuches u n d hat nach a u s ­ drücklicher Vorschrift die meisten frü h e m G esetze berg- rechtlichen Inhalts beseitigt. . V on den wichtigen sind n u r in Kraft geblieben das Gesetz ü b e r die Bestrafung unb efu g te r G e w in n u n g o d e r A n e ig n u n g von Mineralien v o m 26. März 1856 u n d das Gesetz ü b e r die V erw altu n g der Bergbauhilfskassen vom 5. Juni 1863.

D i e A b ä n d e r u n g s g e s e t z e z u m B e r g g e s e t z . W ä h r e n d seines sechzigjährigen Bestehens ist das Berg­

gesetz d u rc h eine Anzahl von Gesetzen a bge ände rt w orden.

Diese bezw ecken vorzu g sw eise die B e schrä nkung der Bergbaufreiheit hinsichtlich d e r Kohlen u n d Salze, die V erstärkung des Arbeiterschutzes u n d die A usgestaltung des K nappschaftsw esens. S ow eit sie nach der Staats­

u m w ä lz u n g erlassen w o rd e n sind, stellen sie A usw irkungen des n euen Reichsrechts dar, v o r allem auf dem Gebiete des Arbeitsrechtes, o d e r Gesetze, die den allgem einen o d e r b e s o n d e rn W irtschaftsrücksichten d u rch N eu e ru n g e n auf dem G ebiete des Berechtsam swesens dienen wollen.

Berechtsamswesen.

Das Berechtsam swesen ist zunächst d urch das A u s­

fü hrungsgesetz zum B ürgerlichen G esetzbuch vom 20. S ep ­ te m b e r 1899 beeinflußt w o rd e n , das n eb e n den d urch die E in f ü h ru n g des B ürgerlichen G esetzbuches n o tw e n d ig g e w o r d e n e n allgem einen Ä n d e r u n g e n des Berggesetzes das sachliche Liegenschaftsrecht des B ürgerlichen G esetz­

buch e s auf das B ergw erkseigentum a u s g e d e h n t hat.

S o d an n sind die A bänderungsgesetze z u r E i n s c h r ä n ­ k u n g d e r B e r g b a u f r e i h e i t d e r K o h l e u n d d e r S a l z e zu nen n e n . Diese E in sc h rä n k u n g w u rd e d urch das Gesetz vom 5. Juli 1905, die so g e n an n te lex G am p , eingeleitet, das vorläufig auf die D a u e r von längstens zwei Jahren eine M u ­ tu ngssperre für Steinkohle u n d Kalisalze anordnete. An die Stelle dieses Ü bergangsgesetzes trat das Gesetz vom 18. Juni 1907, das die Salze u n d im g rö ß te n Teile des Landes auch die Steinkohle einem V orbehaltsrechte des Staates unterwarf. D u rc h dieses Gesetz w u rd e n auch w ichtige N e u e ru n g e n auf dem G ebiete des M u tu n g s- u n d V er­

le ihungsw esens z u r V e rh ü tu n g d e r hier v o r g ek o m m en e n M ißbrauche getroffen. Es untersagte die f rü h e r u n ­ beschränkt zugelassene E rn e u e r u n g d e r M u tu n g durch Verzicht u n d traf strengere Vorschriften für die E n t­

fe r n u n g der einzelnen F u n d p u n k te v o n jedem P unkte

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12Ö4 G l ü c k a u f Nr. 41

d e r B e g r e n z u n g des b e g e h r te n Feldes. D a s F u ß - u n d L ac h te rm a ß w u r d e d u r c h daß M e term a ß ersetzt u n te r gleich z eitig e r A u f r u n d u n g d e r H ö c h s t m a ß e für die zu v e rle ih e n d e n B ergw erksfelder. F ü r ein ze ln e Fälle des M u tu n g s - o d e r V e r le ih u n g s w e s e n s w u r d e das V e r w a lt u n g s ­ streitverfahren v o r d e m B e rg a u ssc h u ß e i n g e f ü h rt u n d die b e rg p o liz e ilic h e Z u stä n d ig k e it g e g e n ü b e r d e n S c h ü r f ­ arbeiten a u ß e r Zw eifel gestellt.

Als n ac h d e m W e ltk rie g e w e g e n d e r B re n n s to ffn o t a u c h auf S te i n k o h le n v o r k o m m e n m i n d e r n W e r te s u n d m e h r ö rtlic h er B e d e u t u n g z u rü c k g e g riffe n w e r d e n m ußte, w u r d e d a s G e se tz z u r A u fsc h lie ß u n g v o n S tein k o h len v o m 11. D e z e m b e r 1 9 2 0 erlassen. D iesem folgte m it R üc k­

sic ht auf staatliche, d u r c h den V erlu st O b e r s c h le s ie n s ver- an laß te S c h ü r f b o h r u n g e n das G ese tz ü b e r die A u f s u c h u n g u n d G e w i n n u n g v o n S tein k o h le v o m 22. Mai 1 9 2 2 u n d schließlich f ü r d e n G e lt u n g s b e r e ic h des G ese tz es v o m 11. D e z e m b e r 1 9 2 0 n o c h das G e se tz ü b e r ein verändertes V erfa h ren z u r V e r le ih u n g vo n S tein k o h len feld ern an d en Staat v o m 3. J a n u a r 1 924. '

N a c h diesen drei G ese tz en gestaltet sich das R e c h t z u r A u f s u c h u n g u n d G e w i n n u n g d e r S t e i n k o h l e jetzt w ie f o lg t: In O s tp r e u ß e n , B r a n d e n b u r g , P o m m e r n u n d S c h le sw ig -H o ls te in gilt z u g u n s te n d e r A u fs c h lie ß u n g die ser g e o lo g is c h w e n ig b e k a n n te n L andesteile n o c h das e ig e n t­

liche M u tu n g s - u n d V erle ih u n g sre c h t, das je d e n z u r A uf­

s u c h u n g (Schürfen) v o n S teinkohle b e re c h tig t u n d dem M u te r fü r jeden v e rle ih u n g s f ä h ig e n F u n d ein en A n sp ru c h auf V e r le ih u n g eines S teinkohlenfeldes b is z u 2,2 Mill. m 2 gibt. Im ü b r ig e n p re u ß is c h e n Staatsgebiet steht die A u f­

s u c h u n g u n d G e w i n n u n g v o n S teinkohle, v o n g e r i n g ­ fü g ig e n A u s n a h m e n a b g e se h e n , allein d e m Staate zu, ist also die B e rg b a u fre ih eit hin sich tlich d e r S tein k o h le a u f­

g e h o b e n .

F ü r die V e r le ih u n g d e r S tein k o h le a n den Staat b e ­ stehen f o lg e n d e V o r s c h r ifte n : In d e n G e b ie te n m it S tein ­ k o h le n v o rk o m m e n v o n g e r in g e re r B e d e u tu n g , n äm lic h in den P ro v in z e n S achsen, H a n n o v e r u n d H e sse n -N a ssa u , im R e g ie ru n g s b e z irk L iegnitz, in d en B e rg re v ieren W e r d e n u n d W itte n des O b e r b e r g a m ts b e z ir k s D o r t m u n d s o w ie im B ereiche d e r s o g e n a n n te n W e a ld e n - A b la g e ru n g , schließt d e r Staat S ch ü rf vertrage f ü r b e s tim m te S ch ü rffeld er ab.

D e r S ch ü rfe r verpflichtet sich, im Falle eines v e r le ih u n g s ­ fähigen F u n d e s die V e r le ih u n g d e s B e r g w e rk s e ig e n tu m s an d en Staat h e rb e iz u fü h re n . D a g e g e n verpflichtet sich d e r Staat, d e m ' S ch ü rfe r die A u s b e u t u n g des S te in k o h le n ­ b e r g w e r k s g a n z o d e r teilw eise u n te r b e s tim m te n Be­

d in g u n g e n z u ü berlassen. D ie V e r le ih u n g an d en Staat erfo lg t d u r c h d e n H a n d e ls m in is te r o h n e das f ö rm lich e M u tu n g s - u n d V e rle ih u n g sv e rfa h re n des Berggesetzes. Sie ist n u r v o n d e m N a c h w e is a b h ä n g ig , d a ß die S tein k o h le in n e rh a lb d e s Schürffeldes in so lc h e r M e n g e u n d B e ­ schaffenheit e n td ec k t w o r d e n ist, daß ein e z u r w irtschaft­

lichen V e r w e r tu n g fü h re n d e b e r g m ä n n is c h e G e w i n n u n g m ö g lich erscheint. Sonst, also v o r w ie g e n d in d en g r o ß e n K o h lenbe zirke n, w ir d die S tein k o h le d e m Staate u n a b h ä n g i g v o m N a c h w e is eines v e r le ih u n g sfä h ig e n F u n d e s lediglich d u r c h A u s ste llu n g e in e r V e r le ih u n g s u r k u n d e seitens des H a n d e lsm in iste rs verliehen. A uch im Falle ein er so lc h e n V e r le ih u n g ist die A u s b e u t u n g des S te in k o h le n b e rg w e rk s

d u r c h D ritte v o r g e s e h e n ; das R e cht h ie rz u soll in der Regel g e g e n E n tg e lt u n d auf Zeit ü b e r tr a g e n werden.

In diesem Z u s a m m e n h ä n g e ist a u c h das G ese tz ü b e r die V e r le ih u n g v o n B r a u n k o h l e n f e l d e r n an d en Staat vom 3. J a n u a r 1 9 2 4 z u n e n n e n , w o n a c h das d u r c h das Gesetz v o m 18. J uni 19 0 7 geschaffene V o rb e h altsrec h t des Staates an d en Salzen u n d S tein k o h len auf die b ish e r n o c h b e r g ­ freien B ra u n k o h le n a u s g e d e h n t w o r d e n ist.

Als ein S o n d e rg e se tz erschien d a s G ese tz ü b e r die V e r e i n i g u n g v o n S t e i n k o h l e n f e l d e r n im O b e r b e r g a m t s b e z i r k D o r t m u n d vom 22. April 1922. Im s ü d lic h e n T eile dieses O b e r ­ b ergam tsbezirkes, w o d e r älteste w estfälische Berg­

b a u u m g e h t, s in d u n te r d e r G e lt u n g d e r alten B erg­

o r d n u n g e n die d am als n u r a u f ein einzelnes K ohlenflöz v e rle ih b a re n L än g e n fe ld e r verliehen w o r d e n . Sie stehen e in em n u tz b r i n g e n d e n Betriebe vielfach im W e g e und sollen m it d en sie ein sc h lie ß e n d e n G ev ie rtfe ld e rn ver­

ein ig t w e rd e n . D u rc h die V ere in ig u n g , die das O b e r ­ b e r g a m t im Z w a n g s w e g e h e r b e iz u f ü h r e n hat, entsteht an Stelle d e r b ish e rig e n B e rg b a u b e r e c h ti g u n g e n n e u e s Berg­

w e rk se ig e n tu m , dessen F eld d u r c h die M a rksc heiden des G evie rtfe lde s u n d se n k re ch te E b e n e n in die e w ig e Teufe b e g r e n z t w ird . N a c h E in le itu n g des V erfa hrens durch das O b e r b e r g a m t h at das Schiedsam t, das a u s einem K o m m is s a r des O b e r b e r g a m ts u n d zw ei v o n diesem zu b e r u f e n d e n S a c h v e rstän d ig en besteht, u n te r B eteiligung eines O b e r b e r g a m ts - M a r k s c h e id e rs m it b e r a te n d e r Stimme die b e s o n d e r n B e d in g u n g e n d e r V e r e in ig u n g festzusetzen.

D iese B e d in g u n g e n h a b e n sich zu verhalten ü b e r das n ach dem W e rtv e rh ä ltn is d e r b ish e rig e n B e rg w e rk e zu e rm itte ln d e A nteilverhältnis a n d e m n e u entstehenden B e rg w e rk u n d , falls die G e w ä h r u n g eines so lc h en A n­

teils u n tu n lic h erscheint, ü b e r die d a f ü r etw a zu ge­

w ä h r e n d e E n ts c h ä d ig u n g . D an a ch e n tsch e id e t das O b e r ­ b e r g a n it ü b e r die V e r e i n ig u n g d u r c h B eschluß, d e r durch R e kurs a n f e c h tb a r ist, w ä h r e n d g e g e n die Feststellung d es S ch ie d sam ts K lage b eim B e r g a u s s c h u ß stattfindet.

D ie s o g e n a n n te b e r g re c h tlic h e F l u r b e r e i n i g u n g be­

h a n d e lt das G ese tz zu r R e g lu n g v o n B ergw erksfeldern v o m 22. J uni 1922. H ie r kann das O b e r b e r g a m t auf A n­

tr a g eines B e rg w e rk s e ig e n tü m e rs ein e N e u r e g l u n g der F eld e sg re n z e n im Z w a n g s w e g e v o r n e h m e n , w e n n der A b b a u eines a n g r e n z e n d e n Feldesteiles v o m e ig e n e n Felde des A ntragstellers au s im allg em ein w irtsc h aftlich e n In­

teresse liegt. D ie » Z u le g u n g « d e s Feldesteiles erfolgt d u r c h B esch lu ß des O b e r b e r g a n its . Die E n ts c h ä d ig u n g d a fü r setzt ein S c h ie d sa m t fest, d a s a u s d e m O b erla n d e s- g e r ic h ts- P r ä s id e n te n als V o rsitz e n d e m u n d zw ei vom O b e r b e r g a m t z u b e r u f e n d e n S a c h v e r s tä n d ig e n als Bei­

sitzern besteht, u n d an d e m ein O b e rb e rg a m ts-M a rk - s c h e id e r b e r a te n d m itw irkt.

E ndlich g e h ö r t n o c h h ie rh e r das G e se tz über p h o s p h o r h a l t i g e M i n e r a l i e n u n d G e s t e i n e v o m 9. J a n u a r 1923. Es n ö tig t d en G r u n d e ig e n tü m e r u n te r b e s tim m te n V o r a u s s e tz u n g e n z u r A b tr e tu n g seines A b b a u r e c h ts u n d u n te rw irft die m e ist b e r g m ä n n is c h be­

trie b e n e P h o s p h o r g e w i n n u n g zahlreichen Vorschriften d e s Berggesetzes.

M ittelbar w ir d d a s b erg g e se tz lic h e B erechtsam sw esen b e r ü h r t d u r c h d a s G e se tz z u r S ic h e r u n g d e r Ü b e r f ü h r u n g

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10. O k t o b e r 1 9 2 5 G l ü c k a u f 1 2 8 5

der P r i v a t b e r g r e g a l e an d en Staat v o m 17. D e z e m b e r 1919 u n d d u r c h das G esetz z u r Ü b e r f ü h r u n g d e r sta n d es­

herrlichen B e rg re g ale an d e n Staat v o m 19. O k to b e r 1920. Mit diesem G ese tz hat es f o lg e n d e B e w a n d t­

nis. D en f r ü h e r r e ic h su n m itte lb a re n d eu tsc h e n R eichs­

ständen, d e re n H errscha fte n 18 1 5 a n P r e u ß e n gefallen sind, w a r d u r c h Artikel 14 d e r D eu ts ch e n B undesakte vom 8 . J uni 18 1 5 u n d d e r P re u ß is c h e n V e r o r d n u n g e n vom 21. J uni 1815 u n d 30. Mai 1 8 2 0 die A u s ü b u n g des Bergregals in ihren s ta n d esh e rrlich e n G eb ie te n z u g e sta n d e n und d a ra u fh in d u r c h b e s o n d e re , in v e r tr a g s m ä ß ig e r F o rm festgestellte Regulative g e re g e lt w o r d e n ; so im O b e r ­ bergam tsbezirk D o r t m u n d u n te r ä n d e r n das B ergregal des H e r z o g s v o n A r e n b e r g in d e r G ra fscha ft o d e r dem Vest R e cklinghause n, das B e rg re g al des H e r z o g s v o n C ro y -D ü lm e n in d e r G ra fsch a ft D ü lm e n , das B ergregal des F ü rsten S alm -S alm im F ü rs te n tu m Salm u n d in d e r Grafschaft A n h o lt. D as A llg e m ein e B erggesetz v o m 24. Ju n i 18 6 5 hatte die v o r h a n d e n e n P riv a tb e rg reg a le aufrechterhalten. D ie V e rfa ssu n g des D e u ts c h e n Reiches vom 11. A u g u s t 19 1 9 b e s tim m t je d o c h , d aß private Regale im W e g e d e r G e s e tz g e b u n g an den Staat zu ü b erführe n sind. D as p r e u ß isc h e G ese tz vom 19. O k to b e r

1920 hat d ara u fh in die in V erträg e n zw isch e n d e m P re u ß isch e n Staate u n d d e m H e r z o g v o n A re nberg, dem H e r z o g v o n C roy, d e m F ü rste n S a lm - S a lm u n d ändern R e galherre n a u s g e s p r o c h e n e Ü b e r tr a g u n g des Rechtes auf die R e g a la b g a b e n an den Staat g eg e n E n ts c h ä d ig u n g g e n e h m ig t u n d im ü b r ig e n diese P riv a t­

bergregale a u f g e h o b e n . Die R e g alab g a b en w e r d e n auf G ru n d v o n A u s f ü h r u n g s a n w e is u n g e n des M inisters für H andel u n d G e w e r b e v o m 16. A u g u s t 1921 u n d 10.

D e z em b e r 1924 n u n m e h r d u r c h das O b e r b e r g a m t in D o rtm u n d f ü r die Staatskasse e r h o b e n .

G ewerkschaften.

D as B erggesetz h a t das G ew e rk sc h a ftsre c h t d u r c h Schaffung d e r d en n euzeitlichen W irtscha ftsverhältnisse n en tsp re ch e n d en » G e w e rk sc h a ft n e u e n Rechts« n eu b e ­ festigt. T r o t z d e m sin d zahlreiche G ew e rk sc h a fte n alten Rechts b es te h e n geb lieb e n . Z u r E rle ic h te ru n g d e r U m ­ w a n d lu n g v o n G e w e rk sc h a fte n alten Rechts in so lc h e neuen R echtes e r g i n g das Gesetz, betreffend A b ä n d e r u n g des § 2 3 5 A B G ., v o m 9. A pril 1873.

D as G e se tz ü b e r d en B e rg w e rk sb e trie b a u s lä n d isc h e r juristischer P e r s o n e n u n d den G esc h äftsb e trieb a u ß e r ­ preußisc her G e w e rk sc h a fte n v o m 23. Ju n i 1 9 0 9 u n te r ­ wirft a u s lä n d isc h e juristische P e r s o n e n u n d a u ß e r ­ p r e u ß i s c h e G e w e r k s c h a f t e n e in e r G e n e h m i g u n g s ­ pflicht f ü r d en E r w e r b v o n B e rg w e rk se ig e n tu m u n d in gew issem G r a d e a u c h f ü r d en Betrieb d e r Bergw erke.

D ie G r u n d l a g e des p r e u ß is c h e n G e w erk sc h aftsrec h ts bildet d e r Satz, d a ß eine G e w e r k s c h a f t n u r auf der G r u n d l a g e eines v e rlieh e n en B e r g w e rk s e ig e n tu m s e n t­

stehen kan n . D ieser G r u n d s a tz ist d u r c h das beim B erechtsam sw esen e r w ä h n te G ese tz v o m 18. Ju n i 1907, das die K o h le n u n d Salze d e m Staate v o rb eh ä lt, e in g e ­ schränkt w o r d e n . N ac h d e m d u r c h dieses A b ä n d e r u n g s ­ gesetz eingesc halteten § 3 8 c A B G . k an n d e r Staat z u ­ g u n ste n d ritte r ein G e w i n n u n g s r e c h t an Kalisalzen b e ­ g rü n d e n , das a ls d a n n ebenfalls eine g e n ü g e n d e U n te r ­ lage für die E n ts t e h u n g e in e r G e w e rk sc h a ft bildet.

D as G ese tz ü b e r die G e w e r k s c h a f t s f ä h i g k e i t v o n K a l i b e r g w e r k e n in H a n n o v e r v o m 30. Mai 1917 m a c h t d ie G ew erk sc h aftsfo rm d e s p re u ß isc h e n Rechtes d e m h a n n o v e r s c h e n K alibergbau, d e r bekanntlich G r u n d e ig e n tu m b e r g b a u ist, z u g ä n g lic h . D an a c h findet das G ew erk sc h aftsrec h t a u c h auf so lc h e B e rg w e rk e A n ­ w e n d u n g , d e n e n v o m O b e r b e r g a m t auf A n tra g die G ew erkschaftsfähigkeit verliehen w o r d e n ist. D iese V er­

le ih u n g erfolgt, w e n n f ü r das K alib erg w erk eine Beteili­

g u n g sz iffe r auf G r u n d des f r ü h e m Reichskaligesetzes v o m 24. April 1910, jetzt d e r V orschriften z u r D u r c h ­ f ü h r u n g des Kaliwirtschaftsgesetzes v o m 18. Juli 1919, festgesetzt w o r d e n ist, kann a b e r n ach Lage d e r U m ­ stä n d e a u c h s c h o n v o r h e r erfolgen.

D as G esetz z u r A b ä n d e r u n g des § 101 A bs. 2 A B G . v o m 22. April 1 9 2 2 bestim m t, d aß die Z a h l d e r K u x e ein er G ew erkschaft, die r e g e lm ä ß ig 1 0 0 b e trä g t u n d d u r c h die S a tz u n g b ish e r auf n u r 1 0 0 0 b e s tim m t w e rd e n konnte, forta b a u c h auf ein Vielfaches vo n 1 0 0 0 bis zu 1 0 0 0 0 festgesetzt w e r d e n kann.

Als eine A u s w ir k u n g des Reichsarbeitsrechtes ist hier das G e se tz ü b e r A u f s i c h t s r ä t e bei B erggew erkschaften v o m 24. Mai 1 9 2 3 zu verm e rke n. D u rc h dieses ist z u r E r m ö g l i c h u n g d e r A u s ü b u n g des reichsgesetzlich den B etriebsräten zu s te h e n d e n Rechtes z u r E n ts e n d u n g vo n M itgliedern in die A ufsichtsräte als eine n e u e V e rtre tu n g d e r G e w e rk sc h a ft d e r A ufsichtsrat ein g e fü h rt w orde n.

Bergbau u n d G rundbesitz.

H insic h tlich d e s b e rg re c h tlic h e n E n t e i g n u n g s v e r ­ f a h r e n s sei als N e u e r u n g die E in f ü h r u n g des s o g e ­ n a n n te n vereinfachten E n te ig n u n g s v e r f a h r e n s erw ä h n t, das z u n ä c h s t d u r c h die K r i e g s v e ro r d n u n g e n v o m 11. S ep te m b er 19 1 4 u n d 15. A u g u s t 19 1 8 u n d s p ä te r d u r c h das G esetz ü b e r ein vereinfachtes E n te ig n u n g s v e r f a h r e n v o m 22. Juli 1 9 2 2 zu gelassen u n d a u c h auf d en B e rg b a u f ü r a n ­ w e n d b a r erklärt w o r d e n ist. D an a c h k an n das Staats­

m iniste rium , u m dem B erg w e rk sb e sitze r die M öglichkeit z u g e b e n , d en Besitz eines f ü r seinen Betrieb n o tw e n d ig e n G r u n d s t ü c k s o h n e Zeitverlust z u erla n g en , auf A n trag d u r c h Erlaß ein vereinfachtes E n te ig n u n g s v e r f a h r e n a n ­ o rd n e n . V o ra u s s e tz u n g ist, d aß das V erfahren aus G r ü n d e n des öffentlichen W o h le s , b e s o n d e r s z u r Be­

s e itig u n g o d e r A b w e n d u n g g r ö ß e r e r A rbeitslosigkeit o d e r eines so n stig e n N otsta ndes, ein er b e s o n d e r n B eschleu­

n i g u n g bedarf. Die V e re in fa c h u n g des V erfahrens b e ­ steht im w ese ntliche n darin, d aß als E n te ig n u n g s b e h ö r d e n das O b e r b e r g a m t in G e m e in sc h a ft m it d e m R e g ie ru n g s ­ präsid e n te n , n ic h t w ie s o n st m it d e m B ezirksausschuß, in T ätigkeit tritt, u n d d aß die B esitzein w e isu n g in das b e g e h r te G r u n d s t ü c k s c h o n im O rtste rm in d u r c h die K o m m issa re e rfo lg e n kann, also n ic h t erst die D u r c h ­ f ü h r u n g d e s o r d e n tlic h e n V erfa h ren s o d e r d e r A blauf d e r R ekursfrist a b g e w a r te t zu w e r d e n brau c h t.

D as B e r g s c h a d e n r e c h t des A llge m einen B e rg ­ gesetzes h a t d u r c h A b ä n d e ru n g s g e s e tz v o m 7. Juli 1902 Ä n d e r u n g e n erfahren, die H ärte n m ildern, w elc h e den G ru n d b e s itz e r n g e g e n ü b e r bei m ö g lic h e r o d e r w irklicher B e te ilig u n g m e h re re r B e rg w e rk e an d e r S c h a d e n z u f ü g u n g herv o rg etre fe n w aren . D an a c h darf d e r G r u n d b e s itz e r u n te r b es tim m ten V o ra u sse tz u n g e n das bei d e r Berg-

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