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Thorner Presse 1890, Jg. VIII, Nro. 287 + Beilage

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Academic year: 2021

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AbonnementSpreis

sür T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 Pfennig pränum erando;

lür a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

A u s g a b e

t ägl i c h 6 V - U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

Katharinenstr. 204.

F ernsp rech -A n sch lu ß N r . 57.

JnsertionspreiS

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expedirionen des I n - und Auslandes.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Num m er bis 1 U hr mittags.

^ Z87. Sonntag den 7. Dezember 1890. V III. Iahrg.

' Die soziakdemokratische Propaganda unter den Handarbeitern.

Systematisch und m it kühler Berechnung bereiten die sozial- demokratischen F ü h re r die A g ita tio n auf dem platten Lande dvr; insbesondere sind sie bemüht, die Argumente von Rednern der sogenannten sozialmonarchischen P a rte i fü r ihre Zwecke zu verwerthen; können sie doch gerade aus solchen S tim m e n den Handarbeitern „nachweisen", wie gedrückt ihre Lage, wie gering chr Lohn, wie bevorzugt der Arbeitgeber ist. D as sozialdemo- kratische Fraktionsorgan empfiehlt geradezu A usführungen dieser als einen „ausgezeichneten Leitfaden" fü r die A g ita tio n ; die staatserhaltenden Elemente werden daher allen A nlaß haben,

"uch nach dieser S e ite hin energisch F ro n t zu machen. Ferner

"der giebt das „B e rl. V o lk s b la tt" noch fü r die propagandistische Wühlerei auf dem platten Lande das nachstehende Rezept ium Besten:

Es ist rathsam, zur A g ita tio n n u r gereifte, ruhige, er­

fahrene Leute zu nehmen, am besten solche, die vom Lande stammen oder auf dem Lande gelebt haben und S itte n , Brauch, Lebensführung und Sprache des Land­

volkes kennen. D ie Frauen, die im Arbeiterleben und gerade auf dem Lande so sehr in Betracht kommen, sind diesen D arlegungen deshalb zugänglich, w e il sie als Leite­

rin n e n des H aushalts dieselben sofort verstehen. D ie Beredtsamkeit der weltstädtischen oder großstädtischen A g i­

ta tio n macht a u f dem Lande keinen Eindruck, oder doch einen Eindruck, aber einen schlechten. D e r mißtrauische, zäh am A lte n hängende, die S tä d te r als natürliche Feinde betrachtende Laadm ann versteht nichts von diesen D ingen, so wenig wie so mancher gutw illige, feurige Sendbote der Arbeiterbewegung, der die Landarbeiterfrage m it dem Maßstabe der Jndustriearbeiterfrage mischt, von den länd­

lichen Verhältnissen. Unsere norddeutschen Genossen, wie z. B . Peters, der mecklenburgische Kandidat, der zu den H örigen der obotritischen Junkerschaft plattdeutsch sprach über D inge, die jenen mundgerecht waren, das find länd­

liche A gitatoren, wie w ir sie brauchen können. D ie A r t und Weise, wie Bock den G othaer W ahlkreis bearbeitet, ist ein anderes Beispiel fü r die schwierige, sehr, sehr langwierige Arbeitsweise, die man auf dem Lande befolgen muß. Je nach den Umständen — wie vie l kommt darauf an, ob man großbäuerliche oder gutsherrliche A rbeiter oder Parzellenbauern vor sich hat — , nach den kon­

fessionellen Verhältnissen u. s. w. ist zu agitiren. D as w ill gelernt sein, und je früher und umfassender w ir dam it beginnen, desto besser.

Unsere Parteigenossen auf dem Lande mögen aus diesen Ausführungen ersehen, daß ihnen seitens der Umstürzler ein Kampf aufs Messer d ro h t; sie mögen sich durch die bisherige scheinbare U nthätigkeit der Sozialdemokratie nicht in Sicherheit Liegen lassen, sondern einen festen Zusammenschluß aller länd­

lichen Arbeitgeber herbeiführen. Des weiteren w ird es gut sein, wenn schon jetzt m it der B elehrung der Landarbeiter über das wahre Wesen der Sozialdem okratin und m it A us-

A m Arche des Aconquija.

Roman von G . R e u t e r .

--- (Nachdruck verboten.) (9. Fortsetzung.)

Und so wenig Gutes trauten die V aqueros*) selbst ihren Schutzbefohlenen zu, daß sie m it weiser Vorsicht auf ihren schnellen Pferden die Heerde n u r in sicherer Ferne umkreisten.

„N e h m t Euch in Acht, es sind d ra v o 8 **) d a ru n te r!" riefen bie beiden den V o rtra b bildenden Gauchos den Reisenden zu und w ollten an ihnen vorüberjagen.

Feffellos, in ungezähmter W ild h e it stürzten die B ü ffe l in das T h a l, sich jä h lin g s dem F lu ß u fe r entgegendrängend.

E in Fluch entfuhr HeinrichsenS Lippen.

„W ie retten w ir u n s ? " rie f er dem Vaquero zu.

„tz u ie n sabe? " * * * ) lautete dessen gleichgiltige A n tw o rt,

^snd dahin brauste er in tollem Galopp. Entrüstet faßte Hein- Vichsen den wehenden Poncho des zweiten.

„O a ra w d a ! I h r Schurken, so helft u n s !" schrie er ihn an.

«S ollen w ir von Euren Bestien zerstampft w erden?"

„ S ie kommen! sie kom m en!" schluchzte E lfe, in Todesangst uch an die M ähne ihres Pferdes klammernd.

D a s rothbraune, wie aus Felsstein gefügt« A n tlitz des alten In d ia n e rs blickte verächtlich auf die zitternde Gestalt des blonden Mädchens. D a n n wies er lässig m it der Hand nach dem ent-

gegengesetzten Ende des Thales.

„Z u m O^o äs o ro ! I n s G oldloch! dort wo die Felsen Nch gegen einander neigen, werdet I h r die dunkle Oeffnung Nnden. Laßt die Pferde la u fe n .--- D o ro ! D o w ! "

M i t diesem w ilden R u f stachelte der H ir t seinen G a u l ohne S p o re n an und sauste fo rt.

Heinrichsen e rg riff die Zügel von Elses S tu te und riß sie

*) Rinderhirten.

* * ) besonders stößige Thiere.

* * * ) W er weiß e s ?

bildung von Gegenagitatoren aus der Landbevölkerung selbst begonnen w ird. Ferner kann unseren Gesinnungsgenossen die e i n z i g e V erbreitung der konservativen Lokal- und P ro v in z ia l- presie nicht dringend genug aus Herz gelegt werden.

politische Hägesschau.

D ie große Rede, welche S e in e M a je s tä t der K aiser bei E rö ffn u n g der Schulkonferenz hielt, ist a ls eine außer­

ordentlich bedeutende zeitgenössische Kundgebung anzusehen;

der in tim e Zusam menhang der S chu lfrag e m it unserem gesammten natio n alen und sozialen Leben w ird selten eine so klare und überzeugende D a rle g u n g gefunden haben wie in den kaiserlichen W o rte n , die sich der bekannten Ansprache an die G ru b en - und Bergwerksbesitzer vom 16. M a i v. I . ebenbürtig anschließen. G e lin g t das von W ilh e lm ll. m it diesen W o rte n angebahnte W e rk , dann w ird er m it Recht den stolzen N am en „ p ra v o s p to r V e r m L U la v ' führen können.

D ieser Rede gegenüber t r i t t jedes anderweitige Interesse f ü r den Augenblick in den H in te rg ru n d . W i r werden die­

selbe in der nächsten N u m m e r vollständig bringe«.

D e r B u n d e s r a t h hat in seiner vorgestrigen S itzung be­

schlossen, daß die Landesregierungen ermächtigt werden, die E i n ­ f u h r v o n l e b e n d e m R i n d v i e h aus Oesterreich-Ungarn in größere S tädte, welche öffentliche Schlachthäuser besitzen, unter der B edingung zu gestatten, daß die T hiere a) an der Grenze m it Ursprungs- und Gesundheitszeugniß, sowie m it Bescheini­

gungen darüber versehen sein müssen, daß am H erkunftsort und in einem Umkreise von mindestens 20 Lm um denselben in n e r­

halb der 3 letzten M onate ein Lungenseuchefall nicht aufgetreten ist, d ) beim E in t r itt in das deutsche Gebiet durch beamtete Thierärzte untersucht und gesund befunden worden sind, o) direkt und ohne U m ladung in plom birten Wagen bis zu ihrem B e­

stimm ungsort m it der Eisenbahn übergeführt und dort auf einer fü r anderes V ieh nicht zu benutzenden Rampe ausgeladen werden, ä ) daselbst n u r in einem unter ständiger Kontrole beamteter Thierärzte stehenden öffentlichen Schlachthause alsbald geschlachtet, bis dahin aber von anderem Vieh getrennt gehalten und aus den» Schlachthause lebend nicht entfernt werden, s) wenn unter ihnen bei der grenzamtlichen Untersuchung eine Seuche festge­

stellt w ird , sämmtlich von der W eiterbeförderung ausgeschlossen werden. Indessen w ird nach Maßgabe dieses Beschlusses m it der E in fu h r von lebendem R indvieh erst dann begonnen werden können, wenn die S tädte, deren Schlachthöfe fü r die E in fu h r offen stehen sollen, sowie die weiteren Bedingungen fü r die E in ­ fu h r seitens der einzelnen Landesregierungen bekannt gegeben sein werden.

F ü r die Angliederung der In s e l H e l g o l a n d an die p r e u ß i s c h e P ro v in z S c h l e s w i g - H o l s t e i n sind alle V o r­

bereitungen getroffen, um die Angelegenheit bis etwa M itte M ä rz zu vollziehen. B is dahin w ird die Angelegenheit also auch von den beiden Häusern des preußischen Landtages erledigt werden müssen.

Fast sämmtliche W i e n e r B l ä t t e r , selbst diejenigen der Opposition, betonen das günstige und erfreuliche R esultat des ö s t e r r e i c h i s c h e n B u d g e t s fü r 1891. — D as „F rem den-

m it A ufbietung aller K rä fte durch das Wasser, dem jenseitigen U fer zu.

H in te r ihnen nahmen die S tie re Besitz von dem Bach. D ie meisten derselben waren zum Glück fü r die Reisenden zu dringend beschäftigt, ihren D urst zu löschen, um sie zu verfolgen. N u r ein riesenhafter schwarzer Geselle schielte boshaft den beiden ent­

eilenden Gestalten nach. D a n n patschte er durch das seichte Wasser, und den K opf m it den spitzen H örnern vorgestreckt, trabte er ihnen in kampflustiger Neckerei nach.

Noch andere H irte n erschienen am Eingang der S e ite n ­ thales. S ie schauten der aufregenden Jagd, die sich jetzt zwischen dem B ü ffe l und den R eitern entspann, gelassen zu.

D as Mädchen hielt sich kram pfhaft an der M ähne ihres Pferdes — sie w a r in beständiger Gefahr, aus dem S a tte l ge­

schleudert zu werden.

Es gehörte die ganze Geschicklichkeit dieser GebirgSpferde dazu, auf dem steinigen Boden durch Schlammlachen und D o rn ­ gestrüpp ihren Weg zu finden. Und dazu der V erfo lg e r im Rücken. Z w a r meinte er es zu A nfang nicht böse. B isw e ile n stand er stille, hob den Schweif, schüttelte das zottige Haupt.

Allm ählich aber stachelte die Flucht der schaumbedeckten T hiere, der keuchenden Menschen seinen Z o rn . H eftiger begann er ihnen nachzusetzen — und die Heerde folgte jetzt seinem Beispiel. Ge­

fahrvoller, zweifelhafter wurde das Entkommen, die Pferde stolperten, ihre K ra ft erlahmte an den Hindernissen, in der Angst vor den gefährlichen Feinden.

Schwärme von Geiern erhoben sich flügelschlagend in die L u ft und verstörten die S in n e der R eiter vollends durch ih r gellendes Geschrei.

Schon durchschoß des M annes K opf die Id e e , sich vom Pferde zu werfen, um auf einem der Steinblöcke R ettung zu suchen. Schon konnte E lfe n u r noch einen Gedanken fassen, daß alles vorüber sein möge. D a erblickten sie vor sich, zwischen den regellos übereinander geschobenen Felsmaffen die dunkle Oeffnung der bezeichneten Höhle. M i t der äußersten K ra fta n ­ strengung brachte Heinrichsen die schweißgebadeten T hiere eine

b la tt" fü h rt aus, das m it A rb e it, M ühe und O pfern erkaufte Gleichgewicht des österreichischen Budgets würde jetzt ein dauern­

des sein. D e r Finanzm inister von D unajew ski könne m it Be­

friedigung auf die erzielten Erfolge blicken. — D ie „Presse"

bemerkt, die Erfolge D unajcw skis gewährten die schönsten E r­

wartungen fü r die großen mirthschaftlichen Aufgaben der nächsten Z u ku n ft, besonders betreffs der Regelung der V a lu ta . — D ie „Neue Freie Presse" m eint, es werde Dunajew ski trotz seiner finanziellen Erfolge nicht gelingen, die bisherige R eichsrathsm ajorität neu zu beleben. — D as „N eue W iener T a g e b la tt" konstatirt, das Ge- sammtergebniß des Budgets sei ein hocherfreuliches. Alle P arteien hätten G ru n d , dies hervorzuheben.

D e r P a p s t hat ein Schreiben an sämmtliche Bischöfe er­

lassen, in welchem er dieselben daran erinnert, daß die Kirche sich zu Gunsten der S k l a v e n b e f r e i u n g verwendete, und die diesbezüglichen T haten früherer Päpste, sowie sein Schreiben an die Bischöfe B rasiliens anführt. D e r Papst sei von den E r­

zählungen über die Leiden der Sklaven in C entralafrika so er­

griffen worden, daß er den K a rd in a l Lavigerie beauftragt habe, die größten S tädte Europas zu besuchen und die S ouveräns und V ölker aufzufordern, fü r die Abschaffung der S klaverei ein­

zutreten. D er Papst spendet den S ouveräns Europas Lob und Dank fü r die A bhaltung der Antisklavereikongresse in Brüssel und P a ris und empfiehlt, m it der Verkündigung des Evangelium s in A frika fortzufahren. Z u diesem Behufe werde er eine jährlich am DreiköntgStage zu veranstaltende Kollekte anordnen.

I m e n g l i s c h e n U n t e r h a u s e erklärte B a lfo u r am Donnerstag bei Begründung einer K reditforderung von 5000 P fu n d zur A bhilfe des Nothstandes in W estirland, die K a rto ffe l­

ernte sei dort zum größten T h e il mißrathen. D ie Regierung wollte die Beschaffung der Kartoffelsaat erleichtern und dem N o th ­ stände durch Beschäftigung der Nothleidenden beim Eisenbahnbau und andern öffentlichen B auten abhelfen.

Ueber einen e n g l i s c h - p o r t u g i e s i s c h e n K o n f l i k t i n S ü d a f r i k a w ird aus Kapstadt berichtet: Eine portugiesische T ru p p e von 300 Bewaffneten unter dem Befehl Andrades be­

mächtigte sich am 8 . November des K ra a ls des Königs M u ta ca , riß trotz des Protestes desselben die englische Fahne herunter und hißte d a fü r die portugiesische Flagge. D ie bewaffnete P o lize i der britisch-südasrikanischen Gesellschaft überraschte die P o rtu ­ giesen am 15. November, nahm deren A n fü h re r gefangen, ent­

waffnete die Mannschaft und setzte die englische Flagge wieder an ihre S te lle , während Andrade u n te r Eskorte nach dem F o rt S a lis b u ry , dem S itz des Kommandeurs der Kompagnie gebracht wurde. Z u derselben Z e it brach noch eine andere portugiesische S treitm acht in englisches Gebiet ein und zwang Lomogunda, einen Vasall Lobengulas, die portugiesische Flagge zu hissen.

preußischer Lan dtag.

A b g e o r d n e t e n h a u s . 12. Plenarsitzuim vom 5. Dezember.

Das Haus tritt in die erste Berathung der Vorlage betr. die öffent­

liche Volksschule ein.

Kultusminister D r . v. G o ß l e r legt die Grundzüge der Vorläge in ihren Einzelheiten dar. Den Gemeinden ist ihr« Entschließung in Schul- sachen im weitesten Umfange gewahrt. Kann es auch in Preußen nicht

Sekunde zum Stehen. E in to lle r S p ru n g — ein halbes S türzen

— die befreiten Pferde jagten wie rasend davon — der S tie r stutzte — h ie lt in seinem Laufe inne — Heinrichsen und E lfe fanden Z e it, in dem Lianengestrüpp bis zu dem E rdspalt empor­

zuklimmen — und schützend nahm das Goldloch sie auf.

W üthend w a rf ih r V erfolger das Erdreich m it den H örnern empor, während sie eng aneinandergedrängt, athemlos keuchend, von der Todesangst noch im m er geschüttelt, im Dunkel standen.

U nw illkürlich halten ihre Hände sich gegenseitig umklammert und hielten sich noch im m er in krampfhaftem Druck, als könne der Mensch n u r bei dem Menschen H ilfe und R ettung finden. Erst allmählich löste E lfe ihre F in g e r aus denen ihres Gefährten und beide blickten w o rtlo s und nach Fassung ringend umher.

Durch einen S p a lt in dem Gestein empfing das Gewölbe von oben ein schwaches Licht. A ls ihre Augen sich an die D äm m erung gewöhnt hatten, bemerkten sie, daß die Höhle S p u re n auswies, zu einer Z e it bewohnt gewesen zu sein. E in roher Tisch aus einem Felsstück, mehrere Baumklötze wurden sichtbar.

D e r Boden w ar m it vermoderten Planken bedeckt. Jenseits der­

selben führte ein Gang tiefer in den Berg. D u m p f rauschte dort ein unterirdisches Gewässer.

D e r S to lle n mochte der Versuch zur Anlegung einer M in e gewesen sein, der aus M a n g e l an E rtra g aufgegeben, der Höhle n u r den Namen O 70 cks oro, das Goldloch, ließ.

Es w a r ein unheimlicher A u fe n th a lt. Fledermäuse und handgroße Nachtschmetterlinge huschten um die Köpfe der Beiden.

P u rp u rro th e Schlangen und andere häßliche T hiere der Finsterniß bewegten ihre kalten feuchten Leiber und krochen träge heran.

V o n den S te in e n siel zuweilen m it leisem Geräusch ein Tropfen.

Heinrichsen faßte wieder die Hände des jungen Mädchens und fragte aufgeregt, wie sie sich fühle, aber E lfe vermochte noch im m er keine A n tw o rt zu geben. E s brauste ih r v o r den Ohren und um den Kopf in surrenden T önen, Funken tanzten ih r vo r den Augen — sie hätte so gerne geweint, aber es kamen ih r keine erleichternden T hränen.

(Fortsetzung folgt.)

(2)

dahin kommen, daß die Schule eine re in kommunale E in ric h tu n g w ird , so soll doch den Gemeinden das Reckt der M itb e ra th u n g der S ckul- angelegenheiten nach M öglichkeit gewährt werden. Den S e lb stve rw a ltun g s­

behörden ist ein weiter R a u m zur Geltendmackung ih re r Thätigkeit ge­

lassen; der R e lig io n su n te rrich t ist fü r die Volksschule als nothw endig vorausgesetzt. U n te r diesem R e lig io n su n te rrich t läßt sich nicht ein allge­

m einer einheitlicher R e lig io n su n te rrich t verstehen, der n u r u n te r A n ­ w endung großen Zw anges durchführbar sein würde, sondern der kon­

fessionelle R e lig io n su n te rrich t. Neuerungen im U n terricht lassen sich n u r durchführen, w enn alle Behörden darüber einig sind; fehlt diese E in ig u n g , so bleibt eben alles beim A lte n . Dasselbe g ilt von der E in fü h ru n g neuer Schulbücher. D ie S te llu n g der Lehrer ist im weitesten Umfange gesichert und fre i und unabhängig gemacht. Die Gehaltsaufbesserungen hat man vielfach nickt fü r genügend erachtet. A lle in sie sind doch erheblich, wenn m an die Gehaltsverhältnisse von vor etwa 10 bis 15 J a h re n berück­

sichtigt. E in M in im a lg e h a lt fü r Lehrer festzusetzen, empfahl sich gar nicht, denn einm al sind die Verhältnisse in den verschiedenen Gegenden sehr verschieden, sodann aber hat solcher M in im a lsa tz im m er das Bedenk­

liche, daß er leicht zum Normalsatz w ird . H elfen S ie , meine Herren, diese V orlage zu S tande bringen, welche endlich das B e d ü rfn iß des Landes e rfü llt und welches, wie ich hoffe, von den kommenden Geschlech­

te rn gesegnet werden w ird . (B ra v o !)

E s melden sich 25 Redner gegen und 23 Redner fü r die Vorlage zum W o rt.

Abg. D r . B r ü e l (Hosp. d. C e n tru m s ): D er M in is te r w andelt m it dieser V orlage a u f revo lu tio n ä ren Wegen. D ie Selbstverw altung ist thatsächlich beschränkt: die Rechte der Gemeinden sind beschränkt; die Rechte der S tiftu n g e n schwer verletzt. W ie kommt der M in is te r dazu, das von Kirchen gestiftete Vermögen zu Schulzwecken einfach den Ge­

meinden zu überweisen? D ie Gestaltung der neuen Schulgemeinden ist ein wahres Chaos, in dem die Rechte der Religionsgesellschaften nickt gewahrt werden können. I n demselben M aße, wie der M in is te r die Rechte der Gemeinden beschränkt, erw eitert er seine eigenen M achtbefug­

nisse; das g ilt namentlich von der Anstellung der Lehrer. Anerkennung verdient n u r das P rin z ip des konfessionellen U nterrichts. Aber w enn ein neues Schulgesetz gemacht werden soll, und die Verfassung wäre hier fü r die gute Gestaltung eines solchen Gesetzes ein H in d e rn iß , dann wäre es doch besser, die Verfassung zunächst zu ändern.

Abg. S e y f f a r d t - M a g d e b u r g (n a tlib .) steht dem Gesetz durchaus freundlich gegenüber. D ie Abgrenzung der Staatsaufsicht ist lückenhaft und bedarf vielleicht der Vervollständigung. A n den bestehenden V e r­

hältnissen w ird die V orlage nicht viel ändern. D ie S te llu n g , welche die B u reaukratie gegenüber den Schulgemeinden erhält, ist vielleicht fü r die letzteren bedenklich, da m an der ersteren zu weitgehende Rechte eingeräum t hat. D as Gesetz bewahrt den vielum strittenen P rin c ip ie n fra g e n gegen­

über eine objektive H a ltu n g . D ies g ilt namentlich von seiner S te llu n g gegenüber Sim ultanschulen. B e i der Berücksichtigung, welche den Lehrern zu T he il geworden ist, muß es auffallen, daß die Lehrerinnen leer a u s­

gehen sollen. Hoffentlich w ird dieser offenbare M a n g e l der V o rla g e in der Kommission beseitigt. E s ist zu hoffen, daß aus dieser V o rla g e ein brauchbares Volksschulgesetz noch in dieser Session hervorgehen w ird . (B e ifa ll).

Abg. D r. R e i c h e n s p e r g e r (C e ntru m ) e rlä u te rt die verfassungs­

mäßig festgelegten Bestim mungen über den R e lig io n su n te rrich t, die dahin ausgelegt worden sind, daß der R e lig io n s u n te rric h t aus dem S ch u l­

u n terricht ganz ausscheiden und den Religionsgesellschaften übertragen werden sollte. D er M in is te r Ladenberg machte seinerseits den Vorschlag, die O b e rleitung über die Schulen gemeinsam den Kirchen und den w e lt­

lichen Behörden zu übertragen. Unmöglich kann m an diese Bestim m un­

gen so in ih r Gegentheil umkehren, wie dies in der V o rla g e geschieht.

D ie L e itu n g der Kirche ist vollständig beseitigt, selbst fü r den R e lig io n s ­ u n te rric h t; n u r der S ta a t soll entscheiden, wie der U nterricht geleitet werden soll. DaS ist nach dem Geiste der Verfassung nicht zulässig; in dieser R ichtung bedarf die V orla g e der Verbesserung. Geschieht das nicht, bleibt die V orlage, w ie sie ist, dann w ir d eine S a a t ausgestreut, deren E rn te n u r die H erren Bebet und Liebknecht zu G ute kommen w ird . (B e ifa ll im Centrum ).

Abg. W e s s e l (freikons.): M i t dem Zustandekommen der Vorlage kann es nach den Aeußerungen des Abg. B rü e l so schlimm nickt stehen, denn seine Bedenken w aren doch recht künstlich aufgebaut. Wesentliche Aenderungen gegen heute werden a u f dem Gebiete des U nterrichts nickt herbeigeführt. D ie E in ric h tu n g der Schulverbände ist zu u n fö rm ig ; a u f dem Lande kann m an diesen Vorständen nicht dasselbe Recht geben, wie etwa in großen S tä d te n . D ie Zusam menlegung kleiner Gemeinden w ird sich gar nicht anders th u n lassen, als nach dem Vorschlage der V orlage.

S te llt m an sich a u f den S ta n d p u n k t des H e rrn Reichensperger, so giebt es n u r zwei Wege, entweder w ird die Schule Kirchschule, oder der R e lig io n s u n te rric h t w ird aus der Volksschule ganz entfernt. Die V o r ­ lage h ä lt zwischen diesen beiden Wegen die richtige M itte . D ie Geist­

lichen sind auch in vielen Gegenden gar nicht in der Lage, den R e lig io n s ­ u n terricht ertheilen zu können. Durch die E n tla stu n g der Gutsbezirke w ird sich eine stärkere Belastung vieler kleiner Gemeinden ergeben. B e i der Zusam menlegung der Schulverbände verlangen w ir die M itw irk u n g der Gemeinden in weiterem Um fange, als dies die V orlage gestattet.

I n Z u k u n ft w ird die Volksschule noch bedeutender M ehrausgaben be­

dürfen. F ü r das Gedeihen der preußischen Volksschule habe ich die besten H o ffnungen und theile namentlich nicht die Befürchtungen Reichen- spergers. Hoffentlich kommt das Gesetz zu S tande und dam it werden die vergiftenden Debatten beendet, die hier jedesmal gehalten werden, w enn es sich u m Schulangelegenheiten handelt. (B e ifa ll).

Abg. Z e l l e (deutschfreis.) ist e rfre u t über die E r fü llu n g jenes durch die Verfassung gegebenen Versprechens, welche die V orlage b rin g t. D ie Buntscheckigkeit des heutigen Gemeindewesens in Schulsacken soll beseitigt werden. Den Wunsch nach E rh a ltu n g der Sim ultanschulen billige ich und m ißbillige die B e n ennung der Schulen nack Konfessionen, die schwere sittliche und m aterielle Schädigung fü r die K in d e r m it sich fü h rt. D ie Abhängigkeit der Gemeinden von der Schulaufsichtsbehörde ist eine zu große, sie w ird gemildert werden müssen, namentlich, w enn es sich um die A nstellung neuer Lehrer handelt. Den Sckulvorstand auch an die Stelle der S chuldeputation zu setzen, würde fü r große S tä d te sehr nach­

t e i l i g sein. M a n braucht die L e itu n g der Volksschule nicht an einen Gesetzparagraphen fesseln, die Gemeinden sind entschlossen, das S chul­

wesen aus freiem W ille n zu fördern. (B ra v o !).

Abg. D r. F r i e d b e r g (n a tlib .): D ie allgemeine S trö m u n g geht a u f die Staatsschule und von diesem Gesichtspunkte aus ist u n s die V o rla g e angenehm. Gegen die E in fü h ru n g des konfessionellen P rin z ip s in den U n terricht müssen w ir u n s bis zu einem gewissen Grade sträuben, namentlich, w enn es sich um die Beseitigung der Sim ultanschule handelt.

H e rr B rü e l hat jedenfalls n u r dieserhalb so vie l vorgeschlagen, um einen möglichst hohen P re is zu erzielen. Ueber Einzelbestimmungen lasse sich ja streiten, namentlich sollte m an den Gemeinden, welche ein vollständiges Wahlrecht der Lehrer besitzen, dieses Recht belassen. I n jedem F alle w ird die V o rla g e großes leisten, denn sie stellt die Volksschule, welche bisher der behördlichen V e ro rd n u n g unterstand, u n te r das Gesetz.

D as H aus ve rtagt sich.

Nächste Sitzung Sonnabend 11 U h r: Fortsetzung der Debatte und 1. Lesung der Novelle zur le x Huene.

Schluß 3 2 / 4 U h r.

Deutscher Reichstag.

36. Plenarsitzung vom 5. Dezember.

Abg. S i n g er (Soziald.) begründet den A n tra g A u e r a u f E instellung des in H annover gegen den Abg. W u rm (Soziald.) schwebenden S t r a f ­ verfahrens, welches eigentlich garnicht habe eingeleitet werden dürfen, da der Reichstag n u r vertagt gewesen sei.

D er A n tra g w ird ohne Debatte angenommen.

E s fo lg t 1. B e ra thu n g des E n tw u r fs eines Gesetzes, betr. den Schutz der Gebrauchsmuster.

Abg. S a r h a m m e r (deutschfreis.) begrüßt den E n tw u r f m it G enugthuung, wünscht aber eine präcisere Fassung, insbesondere eine bestimmtere D e fin itio n dessen, was geschützt werden soll. Die Gebühren seien zu hock bemessen. E s handle sich namentlich hier um den Schutz der K le in -J n d u s trie , da dürfe m an keine Geschäfte machen w ollen. D as Reichsgericht sei als B erufsinstanz ganz ungeeignet, diese müsse im P a te n ta m t selbst zu finden sein.

Staatssekretär v. B o e t t i c h e r : A u f die Bezeichnung Gebrauchs­

muster lege er gar keinen W e rth ; finde V o rredner einen passenderen, so solle dieser angenommen werden. Dem Schutze sollten auch patentfähige D in g e von geringerem Werthe unterliegen. D ie Gebühren würden sich bei näherer P rü fu n g als nicht zu hoch erweisen. E in e in te rn a tio n a le

V erständigung werde schwierig sein, da n u r in w enig Ländern ein Schutz von Gebrauchsmustern bestehe.

Abg. S c i p i o (n a tlib .) h ä lt gleichfalls billigere Gebühren fü r ge­

boten, desgleichen Abg. H u ltz s c h (kons.), der die V o rla g e sympathisch begrüßt.

D ie V orlage geht an die Patentkommission.

E s fo lg t 1. B e ra thu n g der Novelle zum Krankenkassengesetze.

Staatssekretär v. B o e t t i c h e r : M a n werde heute an der segens­

reichen W irk u n g des n u n seit 7 J a h re n bestehenden Gesetzes nicht mehr zweifeln. Deshalb wolle die V orlage an den G run d la g e n des Gesetzes nichts ändern. U n rich tig sei es, daß die R egierung beabsichtige, den freien Hilfskassen zu Leibe zu gehen; es liege fü r dieselbe keine V e ra n ­ lassung vor, diese Kassen aus der W e lt zu schaffen. W ollte sie dies th u n, so würde sie es einfach beantragen. D ie V orlage stehe a u f der G ru n d ­ lage ausgleichender Gerechtigkeit, ih r Z ie l sei ausreichende Fürsorge fü r die A rbeiter. (B e ifa ll.)

Abg. S c h u h m a c h e r (Soziald.) wendet sich gegen die Bestim m ung, wonach auch die freien Hilfskassen freie ärztliche B e handlung, A rzn e i rc.

gewähren sollen, anstatt wie bisher ein höheres Krankengeld. M a n müsse auch an die F a m ilie der Kranken denken, der m it einem erhöhten Krankengelde mehr gedient sei. D as Krankenkassengesetz habe der S o zia l- demokratie viele neue A nhänger zugeführt, wobei er dessen segensreiche W irk u n g nicht verkennen w o lle ; aber es bedürfe auch sehr der Verbesse­

ru n g Durch die V orlage sollen die freien Hilfskassen gewissermassen u n te r C u rate l der Ortskrankenkassen kommen. M i t der E rw e ite ru n g des Kreises der Versicherungspflichtigen sei er einverstanden. Redner geh:

sodann den E n tw u r f paragraphenweise kritisch durch und beantragt V e r­

weisung desselben an eine L8er Kommission.

Abg. M e r b a c h (freikons.): S eine F reunde und er seien m it dem E n tw ü rfe ganz einverstanden, insbesondere aber dam it, daß auch die freien Hilfskassen freie ärztliche B ehandlung rc. den A rb e ite rn gewähren sollen. Wünschenswert!) sei, daß der K re is der Versicherungspflichtigen im m er mehr erw eitert werde. D ie V o rla g e bringe eine entschiedene Besserung der Versicherten und des Bestehenden.

Abg. D r . Hi r s c h (deutschfreis.) kann die V orlage nickt in Bausch und Bogen acceptiren. S ie trage den Geist der B e vo rm u n d u n g und des Zw angs und entspreche nicht dem neuen K u rs der sozialpolitischen Gesetzgebung. Daneben enthalte sie allerdings eine A nzahl wirklicher Verbesserungen. D ie Z eit, wo die Bäum e der Zwangsversicherung in den H im m el wachsen zu w ollen schienen, sei vorüber, das zeige die A u f ­ nahme des Jnvaliditätsgesetzes. E in e E rw e ite ru u g des Kreises der Versicherungspflicktigen inbezug a u f die H andlungsgehilfen liege nicht vo r. D a s System des Zwanges werde in der V orlage durch die B e­

stimmungen gegen die freien Hilfskassen w eiter ausgebaut. Dieselben w ürden dadurch geradezu an die W a n d gedrückt und vernichtet. E in - leuchtende G ründe fü r die M aßnahm e gegen die freien Hilfskassen seien nicht angegeben. Thatsächlich leisten die J n n u n g s - und O rtskranken­

kassen weniger als die freien Kassen. Diese haben wahrlich ihre zahl­

reichen M itg lie d e r nickt wegen ih rer m angelhaften Leistungen und die Aerzte wissen, daß die freien Kassen zu ihren besten Kunden zählen.

M a n kann dreist behaupten, daß die M itg lie d e r der freien Kassen eine bessere V erpflegung genießen, als die der andern Kassen. V o r allen D in g e n hat der A rb e ite r, der einer freien Kasse angehört, V e rtra u e n zu seinem Arzte, den er sich selbst w ä h lt und das ist fü r die H e ilu n g von der höchsten Wichtigkeit. B e i den Zwangskassen ist das Meldewesen fü r den A rbeiter äußerst lästig. M i t den ckikanösen M aßnahm en gegen die freien Kassen w ird man einen schlechten Eindruck bei den A rb e ite rn machen.

R egierungskom m iffar Geh. Reg -R ath L 0 h m a n n : B ei der V orlage handelt es sich n u r darum , Unklarheiten des Gesetzes, die sich heraus­

gestellt haben, zu beseitigen. D ie freie W a h l der Kassen durch die A rb e ite r soll nicht beschränkt werden.

Abg. H itz e (C entrum ) findet ebenfalls die Tendenz der V orlage d a rin , hervorgetreten« Unklarheiten zu beseitigen.

Abg. M ö l l e r (n a tlib .) erkennt in der V orlage ebenfalls n u r V e r­

besserungen des bestehenden Gesetzes.

Abg. M i s s e r (w ild -lib e ra l): Durch den K a m p f gegen die freien Kassen schädigt m an besonders das Fam ilienleben, denn die H eilungen in Krankenhäusern haben zur Folge, daß das Krankengeld den F a m ilie n

Abg. F rh r . v. M a n t e u f f e l (kons) findet es begreiflich, daß D r.

pirsch die Vorlage bekämpft, die a llerdings den freien Kassen Nachtheile irin g e n w ird . (H ö rt, h ö rt!) B is h e r haben die freien Kassen den anderen gegenüber P riv ile g ie n gehabt.

Abg G e i e r (Soziald.) spricht sich im S in n e des Abg. Schuhmacher Soziald.) gegen die B o rlage aus.

D ie V orlage w ird einer 28er Kom nnslion überwiesen.

Schließlich findet ein A n tra g A u e r (S oziald.) Annahm e, ein gegen ,en Abg. Stadthagen (Soziald ) schwebendes D is z ip lin a rv e rfa h re n während

>er D a u e r der Session auszusetzen. ^

Schluß 5 U hr. Nächste S itz u n g : Dienstag. T ag e so rdn u n g : Helgo-

and 3. B e ra thu n g , E ta t. ..

Deutsches Weich.

B e r l in . 5. Dezember 1890.

— Se. Majestät der Kaiser w ar gestern längere Z e it in der Kriegsakademie anwesend, woselbst D r. G r iffith eine neue A r t des Kriegsspiels vorstellte. Heute V o rm itta g 8 U hr hat sich der Kaiser nach der Göhrde begeben zur Abhaltung von Jagden.

— D er Kaiser hat, wie die „Hess. M o rg e n -Z tg ." erfährt, seinen Besuch in Kassel fü r das nächste J a h r anmelden lassen.

D e r Kaiser w ird das Schloß W ilhelmshöhe bewohnen und längere Z e it daselbst A u fe n th a lt nehmen. D ie auf W ilh e lm s ­ höhe in Q u a rtie r liegende A btheilung des A rtillerieregim ents hat bereits O rdre erhallen, daß sie fü r die D auer des A u fent­

haltes des Kaisers die Kaserne zu räumen hat, da der königl.

M a rsta ll daselbst untergebracht werden soll.

— Dem Kaiser wurde bei seiner jüngsten Anwesenheit in Schlesien der Gutsbesitzer Rieger aus G logau im Kreise Schweidnitz — ein schlichter M a n n aus dem Volke, der sich durch seine überraschenden Erfolge in der H eilung der D iphthe- r itis einen großen R u f erworben hat — vorgestellt. D ie V o r­

stellung erfolgte durch den F rh rn . v. Falkenhausen auf B ie la u , dem Rieger einen S o h n und mehrere andere F am ilienm itglieder von der heimtückischen Krankheit gerettet hat. W ie nunmehr verlautet, soll Rieger in B e rlin unter Aussicht des Professor Koch sein M itte l an D iphtheritiskranken anwenden.

— Ueber die Rede des Kaisers in der „S chulfrage- Kommission" äußern sich die B e rlin e r B lä tte r noch garnicht oder, wie es bei einer solchen persönlichen Kundgebung des Monarchen natürlich ist, n u r sehr zurückhaltend:

— D e r „D ziennik PoznanSki" läßt sich gerüchtweise aus Danzig schreiben, daß der Danziger D ivisio n sp fa rre r D r. theol.

Leon von Mieczkowski, In h a b e r des Eisernen Kreuzes, zum Erzbischof von Posen ausersehen sei. D r. von Mieczkowski stammt aus einer westpreußischen polnischen A delsfam ilie, sein B ru d e r besitzt noch heute das väterliche G u t Ciborz im Kreise S tra sb u rg . D r. von Mieczkowski ist am 6. A p r il 1839 geboren und seit dem 14. A p r il 1867 Priester. D e r Danziger Korrespondent des „D ziennik Poznanski" schließt seine M itth e ilu n g e n m it folgenden W o rte n : „ A ls Geistlicher in der Gemeinde w ar v. Mieczkowski wenig th ä tig ; denn bald wurde er m ilitärischer Scelsolger, welche S tellung er auch heute noch einnim m t, von Mieczkowski ist von untersetzter Gestalt und soll nicht ganz gesund sein. E r ist ein tugendhafter und eifriger P riester."

— D ie Getreideeinfuhr in Deutschland betrug im Oktober 1890 gegen die in Klam m ern beigefügte E in fu h rziffe r vom Ok­

tober 1 8 8 9 : 4 55 818 (3 8 4 6 8 3 ) Doppelcentner Weizen, 5 4 4 4 0 6

(9 6 0 8 5 0 ) Doppelcentner Roggen, 3 7 1 4 8 (2 9 4 3 2 8 ) Doppel­

centner Hafer, 8 9 4 9 4 7 (7 9 3 2 6 7 ) Doppelcentner Gerste, 232 620 (2 7 5 4 7 3 ) Doppelcentner M a is und D a ri. — I n der Z e it vom 1. J a n u a r bis Ende Oktober 1890 wurden eingeführt: 5 969 356 (4 3 3 6 1 4 9 ) Doppelcentner Weizen, 7 308 071 (8 8 8 7 219) Doppelcentner Roggen, 1 8 5 8 689 (2 253 3 8 4 ) Doppelcentner Hafer, 5 669 008 (4 815 5 3 4 ) Doppelcentner Gerste, 5 0 2 1 3 0 9 ( 2 4 3 6 2 0 0 ) Doppelcentner M a is und D a ri.

Essen a. d. R ., 4. Dezember. D e r „R h e in . - Westfäl.

Z tg ." zufolge beschlossen V ertreter der Essener und Bochumer Zechen, welche heute in Bochum versammelt waren, einstimmig die G ründung einer Kohlenverkaufs-Vereinigung auf G rund­

lage der S ta tu te n und des V ertrags der D ortm under Kohlen­

verkaufs-Vereinigung. Unterzeichner waren 18 V ertreter von Zechen m it 5 M ill. T o nnen Förderung.

M etz, 5. Dezember. D ie „L o th rin g e r Z tg ." erklärt ine B lütterm eldung, daß in dem Prozesse gegen den Techniker Ludw ig Stöcke! wegen Landesverraths das Verfahren eingestellt worden sei, fü r unbegründet. Nicht einm al die Voruntersuchung

sei beendet. ___

Ausland.

Budapest, 5. Dezember. O ffiziös w ird hervorgehoben, die V erhandlung über den Hanvelsvertrag m it Deutschland werde langer Z e it bedürfen, da manche Schwierigkeiten zu regeln sind;

doch dürste eine etwaige Unterbrechung behufs E in h o lu n g

neuer

In stru ktio n e n nicht als ein ungünstiges S ym p to m betrachtet werden.

G e n f, 5. Dezember. D ie inbetreff der vo r einigen M o ­ naten hier stattgehabten anarchistischen Vorgänge angestellten po­

lizeilichen E rm ittelungen sind beendet. Es werden auf G rund derselben vier Personen, zwei Ita lie n e r, ein B u lg a re, ein Grieche und ein Schweizer angeklagt, in der Nacht zum 11- September in einer damals stattgehabten Versam m lung heftige Reden gegen die russische und schweizerische Regierung gehalten und durch Anschlag zum Umsturz der öffentlichen O rdnung auf­

gefordert zu haben.

R o m , 5. Dezember. Heute wurde hier ein nationaler Arbeiterverein gegeründet, der sich auf den Boden der V er­

fassung stellen, fü r jeden Fortschritt eintreten und die A r­

beiter Ita lie n s auf gesetzlichen Bahnen ihren Z ielen zu­

führen w ill.

Haag» 4. Dezember. D as Leichenbegängniß des König»

verlief in höchst imposamter Weise. D ie Kopf an K opf gedrängte Menge zeigte eine ehrfurchtsvolle, sympathische H a ltu n g. D er S a rg w a r m it B lu m e n und Kränzen überdeckt. Dem Leichen­

wagen folgte ein W agen, auf welchem die Kränze, die auf dein S arge keinen Platz gefunden, mehrere M e te r hoch aufgethürrm waren. D er Fürst von W aldeck-Pyrmont ging m it den Groß­

herzögen von Sachsen-Weimar und Luxemburg an der Spitze des Leichenzuaes; darauf folgten die andern Fürstlichkeiten und die auswärtigen Vertreter. D er Leichenzug tra f um 3 U hr in der Kirche ein. D e r Hofprediger B o u rlie r h ie lt sodann die Leichenrede. Um 3 */, U hr wurde der S a rg in die K rypte ver­

senkt, wo der Justizm inister die Siegelanlegung vollzog.

London, 5. Dezember. Gestern spät abends kam ein Kom­

prom iß zwischen P a rn e ll und der irischen P a rlam entspartei z»

Stande. Hiernach entsagt ersterer der F üh ru n g der P a rte i, sobald die F ührer der englischen liberalen P a rte i der irischen P arla m e n tsp a rte i befriedigende Zusicherung darüber abgeben, daß bei einem eventuellen Home R ule - E n tw u rf die Polizei- kontcole in I r la n d der irischen Regierung, die Regelung der A grarfrage dem irischen P a rla m e n t anheimgestellt werde. Es wurde sofort ein Ausschuß gewählt, dessen G lieder m it Glad- stone, H arcourt und M o rle y konferiren sollen.

London, 5. Dezember. Nachrichten aus Rangoon be­

stätigen, daß die Lage der Engländer in B irm a ernst ist. E in neuer Thronprätendent, Namens K a n la in g , rückt gegen die Engländer vor. W ie es heißt, unterstützen die Chinesen den Prätendenten.

W arschau, 5. Dezember. D e r heutige Tagesbefehl des Oberpolizeimeisters verfügt die Ausweisung von 73 Ausländern, darunter 18 Preußen und 50 Oesterreicher. Dieselben müssen Warschau und das russische Gebiet zur Vermeidung vonZw angS - maßregeln unverzüglich verlassen.

P e te rs b u rg ', 4. Dezember. D e r M in iste r des A usw ärtigen veröffentlicht im amtlichen RegierungS-Anzeiger folgende, ihm vom russischen Botschafter in B e rlin , G rafen Schuwaloff, zu­

gegangene Depesche: „E s ist sehr wahrscheinlich, daß die deutsche Regierung zur Vermeidung von Mißbräuchen demnächst die Aufnahme Schwindsüchtiger in P riv a tk lin ik e n behufs Be­

handlung nach dem Koch'schen Heilverfahren verbieten w ird . S o llte es unter diesen Umständen nicht von der russischen Re­

gierung als nothwendig anerkannt werden, zeitweilig den Z u - drang armer Kranker nach B e rlin , denen dort n u r schwere E n t­

täuschungen bevorstehen, abzuwehren?"

P e te rs b u rg , 5. Dezember. E in politischer Monstreprozeß steht im J a n u a r und Februar nächsten Jahres bevor. 150 A n ­ geklagte aller Stände und Konfessionen sind daran betheiligt.

D e r Prozeß soll m it der Züricher Bombenaffäre zusammen­

hängen^____________________________________

Frovinziaknachrichter».

C ulm see, 5. Dezember. (E inw ohnerzahl. E rö ffn u n g des Schlacht­

hauses). D ie am 1. Dezember stattgehabte V olkszählung ergab fü r die hiesige S ta d t eine E in w o h n e rzah l von ca. 6238 Seelen. — Heute Nach­

m itta g um 4 '/ , U h r w ird im hiesigen städtischen Schlachthause «in Probe­

schlachten stattfinde», m it welcbem gleichzeitig die E rö ffn u n g des Schlacht­

hauses erfolgen soll. D er Schlachtzwang beginnt m it M o n ta g den 8. d. M t s . und d a rf von diesem Tage ab in Culmsee sowohl vo n Fleischern wie von P riv a tle u te n n u r im öffentlichen städtischen Schlacht­

hause geschlachtet werden.

Löbau, 3. Dezember. (E in bedauerlicher Unglücksfall) hat sich v o r­

gestern an der W in d m üh le bei N a ppern ereignet. E in A rb e ite r von der E lgenauer K olonie kam den F lü g e ln der M ü h le zu nahe u nd w urde von denselben erschlagen.

):( K ro ja n k e , 5. Dezember. (J a h rm a rk t). D er gestern in unserer Nachbarstadt Lobjens abgehaltene J a h rm a rk t ve rlie f fast ganz geschäfts- los, w ie w o h l aus dem Kram m arkte in dichtgedrängter M enge V erkaufs­

buden ausgeschlagen w aren. Diese Geschästsmattigkeit ist vornehmlich d a ra u f zurückzuführen, daß wegen der in der Umgegend von L . herrschen­

den Klauenseuche der V ie h m a rkl ausfiel und n u r wenig« Leute aus den umliegenden Ortschaften zur S ta d t gekommen w aren.

M a r ie n b u r g , 3. Dezember. (M ehrere schwere Unglücksfälle) im Eisenbahnverkehr haben w ir heute m itzutheilen. A u f dem hiesigen Ost- bahnhof gerieth gestern Abend beim R a n g ire n der noch ju n g verheirathete Wagenschieber Korkowski zwischen die P u ffe r zweier W agen. D er B e­

dauernswerthe w urde dabei fo schwer gequetscht, daß er a u f der S te lle

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fangene Woche wird für voll gerechnet, es müssen also für die erste Woche im neuen Ja h re , für D onnerstag, F reitag und Sonnabend volle Wochen- Marken eingelöst

widrigen Vermögensvortheil verschafft zu haben, daß er seine Ehefrau, von der er bereits geschieden ist, durch Bedrohung m it Brandstiftung zwang, ihm ferner Kost

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richt aus G ro ßb ritan nien; denn gerade in O ld-E ngland beginnt die Sozialdem okratie, welche allerdings bis vor kurzem dort noch nicht recht Boden fassen

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