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Thorner Presse 1890, Jg. VIII, Nro. 301 + Beilage

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Academic year: 2021

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A b o n n e m e n tsp re is

für T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a r k , monatlich 67 Pfennig pränum erando;

fü r a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark . A u s g a b e

tä g lic h 6 V - U hr abends m it Ausschluß der S o n n - und Feiertage.

301. Mittwoch den 24. Dezember 1890. V III. Iahrg.

R e d a ktio n u nd E x p e d itio n :

Katharinenstr. 2V4.

F e r n s p r e c h - A n s c h lu ß N r . 5 7 .

J n s e rtio n S p re is

für die Spaltzeile oder deren R aum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expeditionen des I n - und Auslandes.

Annahme d-er Inserate fü r die nächstfolgende Num m er bis 1 U hr mittags.

Abonnements-Einladung.

Unsere geehrten auswärtigen Abonnenten und Alle, die es werden wollen, ersuchen w ir ergebenst, die „Thorner Presse" recht bald bestellen zu wollen.

M ittw och am 31. d. M ts . endet dieses O u a rta l und vermögen w ir nur dann unseren Abonnenten die

„Thorner Presse" m it dem „Jllustrirten Sonntags­

blatt" ohne Unterbrechung zuzusenden, wenn einige Tage vorher darauf abonnirt worden ist.

D e r Abonnementspreis pro Q u a rta l beträgt 2 M ark inkl. Postprovision.

Bestellungen nehmen entgegen sämmtliche Kaiser!.

Postämter, die Landbriefträger und w ir selbst.

Expedition der „Thorner Presse"

K a th a rin e n s tra fie 2 0 4 .

Abhilfe Leim Wagabundengerverbe.

I n 'd e r gegenwärtigen Z e it, in welcher die Gemüther aller M it der sozialpolitischen Gesetzgebung e rfü llt sind, erhofft man davon auch eine gewaltige Aenderung in dem Vagabunden­

gewerbe, und es dürfte angezeigt erscheinen, einm al einen Blick in das Bummlerunwesen zu thun.

Allerseits ist es ja bekannt, daß es nicht so leicht ist, einen ordentlichen Handwerksburschen von den herumlungernden, zwecklos umherziehenden Strolchen zu unterscheiden. Erst eine längere aufmerksame Beobachtung schärft den Blick fü r diese beiden him m elweit verschiedenen Personen. Beide betteln.

Selten w ird es w ohl jemand geben, der nicht schon angebettelt worden ist, uud trotz der sorgfältigsten P rü fu n g kann es auch dem Vorsichtigsten vorkommen, daß er von den meist pfiffigen Strolchen angelogen und m it der traurigsten M iene der W e lt übers O h r gehauen w ird .

W ir wollen heute n u r auf ein paar S o rte n solcher geriebe­

nen Vagabunden hinweisen.

D as Vagabundenthum re k ru tirt sich aus allen Gesellschafts­

klassen. Es giebt eben in allen S tänden verlorene Existenzen.

Das beweisen die sogenannten bemoosten H äupter auf unseren lln iv e rfitä te n , die Studenten m it Dutzenden von Semestern, die allmählich zu Spaßmachern und Stiefelfüchsen der aka­

demischen Jugend Herabfinken. W as aus ihnen später w ird , wenn auch dies Gewerbe nicht mehr geht, das wissen die Götter. D ie Selbstmordstatistik giebt vielleicht hierüber den besten

Aufschluß.

U nter den eigentlichen Handwerkern stellt ganz besonders das Müllergewerbe sehr vie l Vagabunden. D a s W andern steckt dem M ü lle r in den G liedern. E r gelangt n u r schwer zur Selbst­

ä n d ig k e it, er w ird ein „gestandener Bursche" ohne eigenen Herd, und das schwere Handwerk macht ihn endlich unlustig iu r A rbeit. D a ergreift er den Reisestab und wandert — das Wandern ist des M ü lle rs Lust — und bettelt, T a g fü r T a g , Woche um Woche, jahrein, jahraus. N u n findet er unter an­

deren Handwerkern Genossen; bummelnde Schmiede, fechtende

Am Arche des Aconquija.

Roman von G . R e u t e r .

--- (Nachdruck verboten.) (23. Fortsetzung.)

E r schlug bet diesem Schlußsatz m it der flachen Hand auf den Tisch, an dem er stand, daß es schallte.

D as Aussehen seiner Schwester gefiel ihm garnicht.

Doch E lfe sagte gelassen: „ W i r kennen Ottenhausen nicht 3enug, um verlangen zu können, daß er uns seine Geheimnisse M ittheile."

P a u l w a rf einen Seitenblick auf seine Schwester, welche die ve rw irrte Masse süßduftenden G aisblattes, scharlachrother Verbenen, bunter W inden und M a lv e n in einem Glase ordnete.

. »W enn D u meinst . . . Aber es ist doch alles sehr son­

derbar."

„D a s finde ich nicht," sagte E lfe gleichgiltig. „W e r weiß, zwischen den G atten vorgegangen ist, ehe er übers M eer gMg."

„W a s sollte w ohl? D ie kleine F ra u brennt ja lichterloh Liebe zu dem K e rl," sagte P a u l, den es im m er verdroß, wenn eine F ra u einem andern M anne als ihm selbst ihre Nei- ö"ng zuwandte.

y-. E r befand sich in einer merkwürdigen Gemüthsverfassung.

tausend G ründen hatte er sich bewiesen, daß er unmöglich, wie es ursprünglich seine Absicht gewesen, D o n n a Lastenia nach­

t e n dürfe. E r w a r nicht in der S tim m u n g , die K älte, m it

^ die S p a n ie rin ih n jedenfalls empfangen würde, geduldig zu fr a g e n . E r schämte sich, daß er sich von der Leidenschaft so s - fortreißen lassen. W enn E lfe wüßte . . . N u n , G o tt l " Dank — sie ahnte nicht . . . W ie hätte er ih r sonst wieder unter die Augen treten dürfen!

^ Pfeifend folgte er seiner Schwester in die S tube. E lfe stellte G las m it den B lu m e n auf den fü r die Fremde hergerichteten

^uhstückstisch. S ie strich einige unsichtbare F alten der weißen erviette zurecht und hob dabei die Augen ein paarm al zu

Weber, Schuhmacher, Schneider und wie die Gewerbe alle heißen. Aber neben diesen „re ise n " auch Kaufleute, Künstler, Lehrer, Theologen, Aerzte u. s. w., kurz, wie bereits gesagt, es giebt in allen S tänden verlorene Existenzen. A m traurigsten geht es meist den armen außerehelich Geborenen. V o n gewissen­

losen Spekulanten in die Lehre genommen, werden sie nach vollbrachter Lehrzeit in die W e lt getrieben. Und wehe, wenn sie sich nicht wenigstens sittlichen H a lt erworben haben, wenn ihnen alle R eligiosität durch Schmutzlektüre entrissen wurde. W e r an der Kreuzstraße geboren ist, w ird aller Wahrscheinlichkeit nach hinter einem Heuschober oder hinter einer Hecke sterben. Und sind m ir nicht auf dem besten Wege zu solchen Zuständen?

W as h ilft alle sozialpolitische Gesetzgebung, wenn nicht der B e f ä h i g u n g s n a c h w e i s eingeführt w ird , durch welchen in technischer und sittlicher Hinsicht der Z ö g lin g einen festen H a lt empfängt zum Kampfe ums Dasein in der W e lt.

Doch genug hiervon! W ir wollen n u r erzählen, wie ein solcher verlorener S o h n der modernen Gesellschaft lebt.

Des M orgens steht er auf aus der Krippe im S ta ll, vom S tro h b u n d in der Scheune oder vom Laubhaufen im Walde.

Seine T o ile tte ist einfach. A m nächsten Graben w ird gewaschen

— oder auch nicht. Z u was auch waschen! D as Ungeziefer w ird er doch nicht los, und vom vielen Waschen w ird — die H a u t dünner. N u n kommt das Frühstück. B ro t schmeckt nicht, desto besser Schnaps, zu welchem er am Vorabende noch eiligst ein paar P fennige zusammen gefochten hat. Und nun beginnt der Vagabund sein Bettelwerk von neuem. A n keiner T h ü re geht er vorüber. E ine langjährige E rfa h ru n g sagt ihm , daß er in den H ütten der A rm u th oft mehr bekommt, als in den Palästen der Reichen. Aber ganz besonders ein Haus verschont er n ie : das P fa rrh a u s. Und wie versteht der B u m m le r es, den P fa rre r je nach der Konfession zu behandeln? Dem evan­

gelischen P fa rre r gegenüber fließt auch in der kürzesten U nter­

haltung mindestens zehnmal das „Hochwürden" von den fusel- blauen Lippen des Strolches, und in den katholischen P fa r r ­ häusern verfehlt es selbst der evangelische B e ttle r nicht, m it einem „G e lo b t sei Jesus C hristus" anzuklopfen. Gewöhnlich ist die erste Gabe, die er verlangt, ein neues Testament oder ein Gebetbuch. M i t dem ruhigen Bekenntniß, seit „fast einem V ie rte lja h re " keinem Gottesdienst mehr beigewohnt zu haben, kleidet er seine B itte ein. Und dieser D urst nach Gottes W o rt rü h rt den würdigen P fa rrh e rrn ; zum Gebetbuch reicht er ihm noch einen Zehrpfennig.

W ie aber jedes Handwerk, so hat auch das Bettlerhandwerk seine Kunstgriffe. Schweift der Fechtbruder in einer arbeitsamen uud wohlhabenden Gegend umher, so ist er ganz nach B edarf Bäcker, Fleischer, Schuhmacher rc. E r besorgt sich Le g itim a tio n s­

papiere, welche er an jeder T h ü re bereitwilligst zur Durchsicht präsentirt, die jedoch meist in einem solchen Zustande sind, daß halbwegs reinliche Hände sie nicht anfassen mögen. S o kommt er von Haus zu Haus, von D o rf zu D o rf, cm jedem Tage drei bis vier S tunden weiter. D as ist seine ganze Leistung. Gepäck hat er nicht vie l, Knotenstock und Schnapsflasche sind seine ganze Habe. W ozu sich auch m it Gepäck schleppen! Jeden Abend sitzt er dann in einer anderen Schenke und jagt die zusammen gesochtenen P fennige in Gestalt von Fusel durch die

ihrem B ru d e r auf. Doch im m er senkte sie dieselben wieder.

E in flüchtiges R oth färbte ihre Wangen und sie verließ endlich zögernd das Gemach.

S ie hatte noch Z e it, P a u l die nöthigen M itth e ilu n g e n über Heinrichsen zu machen. E ine ruhigere und gesammeltere S tunde w ar besser dazu.

Nachdem P a u l sie am vergangenen Abend verlassen hatte, w ar Heinrichsen plötzlich aus der Dunkelheit des Hofes aufge­

taucht und hatte bescheiden gefragt, ob er sie noch einen Augen­

blick sprechen könne. Und dann hatte er bei ih r in ihrem kleinen W ohnzimmer gesessen und davon geredet, wie w ohl­

thätig weiblicher E in flu ß auf ein vom Schicksal zerrüttetes Ge­

m üth wirke.

E r hatte dem jungen Mädchen dargelegt, wie er von nun an sein Leben einzurichten gedenke. Und ob sie ihm w ohl er­

lauben würde, wenn ih r B ru d e r daheim sei. zuweilen seine Abende bei ihnen zuzubringen? D as hatte sie ihm freudig zu­

gesagt. D a n n hatte er sich rücksichtsvoll entfernt. E lfe aber sann dem Zauber nach, der sie durch den Einblick in eine Seele, in der ein zartbesaitetes Fühlen m it den dämonischen Mächten der Zerstörung rang, unwiderstehlich in seinen Bannkreis zog.

Im m e r befiel sie ein dumpfer Schrecken, ein heftiges W id e r­

streben bei der Vorstellung, daß sie ihrem B ru d e r sagen müsse, was sie Heinrichsen versprochen habe.

Doch während E lfe sich um ihn beunruhigte, w ar ih r Schützling längst ihrem E in flu ß entflohen.

I n der Fonda ä e l Lopsranna wäre er zu finden gewesen.

D e r Name seines A ufenthaltsortes hatte keine symbolische B e­

deutung fü r ih n und seine Z ukunft. W as ihn auch aus dem m ilden Sonnenschein ihres reinen Erbarm ens Hinweggetrieben haben mochte — welche Q ualen das Herz des unglücklichen M annes in dieser Nacht zerrissen haben mochten — jetzt hatte sich tiefes, dumpfes Vergessen über alles gebreitet. Elses Ge­

schenk, m it dem er sich eine ehrliche S te llu n g im geschäftigen Leben des Tages zurückerobern sollte, hatte n u r dazu gedient.

G urgel. H a t er kein Geld fü r die Schlafstelle, nun dann w ird sich schon ein S tre u - oder Heuhaufen finden. D a n n schläft er ein m it dem beruhigenden Gefühle, daß er auch an dem ver­

flossenen Tage das Gelübde treulich gehalten hat, „seiner Rechten ewig Ruhe zu gönnen."

S o hat der Vagabund seinen Reisekreis. Gleich einem S te rn zieht er im m er dieselben S traßen. D ie Häuser, in welchen es „Reiseunterstützung" gegeben hat, merkt er sich sehr wohl. I n einem V ie rte lja h re oder noch früher erscheint er wieder, diesmal aber hat er inzwischen ein anderes Handwerk gelernt. Diejenigen O rte aber, an welchen etwas scharfe P olizei geübt w ird , meidet er, und dam it N eulinge in der Fecht- kunst nicht hereinfallen, werden ihnen von den alten Fecht- kumpanen Listen jener O rte „brüderlichst" zugesteckt — fü r einen Schnaps.

D aher kommt es, daß der Vagabund das p latte Land mehr liebt, als die Städte. Je einsamer das D o rf, desto sicherer ist sein Geschäftsbetrieb. M i t der D o rfp o lize i läßt sich eben besser auskommen, als m it dem Polizeiwachtmeister in der S tadt.

Aber auf dem D orfe giebt man auch reichlicher. Besteht doch noch vielfach die Furcht, der S trolch könnte H o f und Scheune in B ra n d stecken. Und etwas W ahrheit ru h t hierin. M a n sehe sich n u r den S tro m e r an, wenn er in irgend einem Gute ab­

gewiesen w ird. Drohungen und Flüche find seine A n tw o rt, und ohne einen W andel in dem ErziehungS- und U nterrichts­

wesen in den Werkstätten rc. w ird das Vagabundenthum eine im m er größere Landplage werden.

Aolitische Tagesschau.

D ie Centralvorstände deutscher JnnungSverbände haben an den Reichstag eine erneute P e titio n gerichtet, in welcher sie um gesetzliche E in fü h ru n g von L e g i t i m a t i o n s p a p i e r e n f ü r d i e g e w e r b l i c h e n A r b e i t e r a l l e r A l t e r s k l a s s e n bitten.

I n der Hauptversamm lung des V e r e i n s d e u t s c h e r E i s e n h ü t t e n l e u t e , welche am Sonnabend un te r dem Vorsitz des H e rrn Kommerzienrath Lueg-Oberhausen in Düsseldorf ab­

gehalten wurde, halten sich gegen 500 M itg lie d e r eingefunden.

A u f der Tagesordnung stand ein T h e il der Berichte, welche von einigen Herren über ihre in den V ereinigten S ta a te n gemachten Beobachtungen und E rfahrungen gehalten werden sollten. B e­

kanntlich haben, einer E inla d u n g der gleichartigen Vereine von Nordamerika folgend, 136 M itg lie d e r des V ereins deutscher Eisenhüttenleute die hauptsächlichsten Bezirke der V ereinigten S ta a te n besucht, in denen Eisen p ro d u zirt und verarbeitet w ird , und die in Aussicht gestellten Berichte hatten w ohl wesentlich den starken Besuch der Versamm lung veranlaßt. D ie V ortrüge, aus denen namentlich auch hervorging, daß die Deutschen überall, wo sie erschienen, m it großer Auszeichnung empfangen worden waren, wurden m it außerordentlichem Interesse angehört und die Versamm lung zollte den Berichterstattern lebhaften B e ifa ll.

Nach Beendigung der V ortrüge proponirte D ire kto r Servaes den m it lebhafter Freude begrüßten Vorschlag, dem Fürsten v. B is - marck ein Hoch auszubringen und ihm die Verehrung der V e r­

sammlung in einem Telegram m auszudrücken, folgenden I n h a l t s :

„ 5 0 0 deutsche Eisenhüttenleute, nach A nhörung ih re r aus den den letzten Rest von Menschenwürde aus seinen schönen Zügen hinwegzulöschen. — ---

P a u l drehte sich eine Cigarette, öffnete die Fenster, um den Rauch herauszulassen und schob hie und da ein M ö b e l zurecht.

Nebenan in Elses Kammer, die der Fremden eingeräumt w ar, begann es sich zu regen. E in zärtliches Schmeicheln und Flüstern zwischen M u tte r und K ind wurde la u t, bald ein kosendes G u rre n , wie im Nest der W aldtauben, bald ein heiteres Schäkern und Zwitschern wie von Schwalben, die sich im Sonnenschein begrüßen. D a n n ein halb drohender deutlicheres: D u — D u !

— E in wenig W einen — und schnell wieder ein helle» Lachen der kleinen M u n te r.

Röver hörte träumerisch darauf. D ie süßen Laute legten sich ihm schmeichelnd ums Herz. E r hätte ewig hören mögen und wünschte doch, die junge F ra u möchte eintreten, dam it die liebliche S tim m e sich auch zu ihm wende. W ie w ar es möglich gewesen, daß Ottenhausen sich um ein solches Glück gebracht hatte.

Es dauerte ziemlich lange, bis die Dame ihre und ihres Töchterchens T o ile tte beendete. A ls sie e in tra t, reichte sie Röver m it ihrer zutraulichen A n m u th die Hand und ließ es lächelnd geschehen, daß er diese küßte.

M u n te r streckte ihm ih r rothes Schnäbelchen entgegen. E r fing sie, von einem knabenhaften Uebermuth befallen, in den A rm en auf und schwenkte sie hoch in der L u ft. D as kleine D in g jauchzte hell auf vo r Vergnügen.

„ D u bist ja ein famoses Mädelchen!" rie f der junge M a n n und wiederholte das tolle S p ie l so lange, bis der Kleinen die Wangen glühten und die eben g la tt gekämmten Haare lustig um den K opf flogen.

D ie M u tte r rie f lachend: „N u n ist es aber genug! Nicht w ahr, Munterchen, so gut ist'» D ir noch nicht geworden? S o schön spielen kann M a m a n ic h t!"

„A b e r P a p a ."

„ O — d e r!" rie f F ra u von Ottenhausen strahlend. „ D e r

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Vereinigten S ta a te n zurückgekehrten Genossen, gedenken dank­

baren Herzens Ew. Durchlaucht als Schöpfer des deutschen Reiches und Förderer des Ansehens seiner In d u s trie im A us- lande." Ungeheurer A pplaus folgte der Vorlesung dieses T ele­

gram ms und das Hoch auf den Fürsten gestaltete sich zu einem J u b e l, der kaum enden wollte und deutlich zeigte, m it welcher Anhänglichkeit und Liebe die Herzen der deutschen In d u strie lle n an dem früheren KanAer hangen.

I n der demokratischen B e rlin e r „V o lksze itu ng " w a r kürzlich zu lesen, daß B l e i c h r ö d e r m it seiner Spende fü r ein Lungen- krankenhaus seinen Namen m it demjenigen R obert K o c h s fü r alle Zeiten unauslöschlich verbunden habe. Dagegen ist nach den wiederholten Ausführungen desselben B la tte s B i s m a r c k m it seinem R uhm längst der Vergangenheit anheimgefallen. Allem Anscheine nach hat die Demokratie von heute n u r vor den Börsen- fürsten Ehrerbietung.

Dem wachsenden E in flu ß der R o t h s c h i l d s auf den in te r­

nationalen Geldmarkt und auf die P o litik der europäischen Kabinete widmet die „K reuzztg." an leitender S telle eingehende Betrachtungen. S ie gelangt dabei zu dem Schlüsse, daß eigent­

lich n u r Deutschland noch in der Lage sei, dieser gemeingefähr­

lichen internationalen Neben-Regierung sich zu erwehren und hoffentlich auch dahin streben werde, dieselbe von ihrer erschlichenen Höhe endlich hinabzustürzen.

D ie Zurückberufung E m i n P a s c h a s hat in den K o lo n ia l­

kreisen überrascht. M a n sucht die Maßregel nun dam it zu er­

klären, daß E m in m it dem Reichskommissar v. Wissmann deshalb in Differenzen gekommen sei, w eil letzterer die Absicht Em ins durchschaut hätte, nach seinem früheren Gebiet zurückzukehren, d. h. auf W adelai zu marschiren und die ehemals von ihm besessene A equatorialprovinz wieder zu erobern. I n wie w eit diese Gerüchte zutreffend find, kann erst die Z u ku n ft lehren.

D ie „N a tio n a lz tg ." bestätigt, daß B a r o n v. S o d e n vom 1. A p r il 1891 ab die V e rw a ltu ng Ostafrikas als C ivilgouverneur übernim m t. D ie militärische Macht werde ihm untergeordnet sein. D ie Verwendung des M a jo rs von Wissmann sei noch u n ­ bestimmt.

I n W ie n fand gestern die letzte S itzung der de u t s c h - ö s t e r r e i c h i s c h e n Z o l l k o n f e r e n z vor den Feiertagen statt.

D ie deutschen Delegirten find nach Hause gereist und kehren nach dem Feste nach W ien zurück.

B e i der gestern erfolgten Ueberreichung der von der ita lie ­ nischen Deputirtenkamm er und dem S e n a t an den K ö n i g H u m b e r t gerichteten Adressen hob letzterer in seiner Ansprache hervor, er habe den dringenden Wunsch, daß die Finanzen ohne Erhöhung der S te u e rn geregelt würden. Daß der europäische Friede gesichert sei, werde zum W ohle Ita lie n s beitragen und die M itw irk u n g des P arlam ents werde der Regierung die A u to ritä t zur weiteren E rhaltung des Friedens verleihen. E r habe das V ertrauen, daß das P a rla m e n t im Einverständniß m it der Re­

gierung seine beständig auf das Glück des Vaterlandes gerichteten Bestrebungen unterstützen werde.

D e r f r a n z ö s i s c h e K r i e g s m i n i s t e r hat dem „Echo de P a r is " zufolge die E i n f ü h r u n g e i n e s n e u e n K a v a l l e r i e - k a r a b i n e r s genehmigt. D e r K arabiner sei 96 Centimeter lang und kürzer und leichter als das M odell von 1874 D ie Tragw eite betrage 2000 M e te r, das K a lib e r acht M illim e te r.

D ie Kavallerie des sechsten und siebenten Armeekorps solle zu­

nächst m it der neuen W affe ausgerüstet werden. D ie W affen- fabrik von S a in t-E tie n n e sei im S tande, bis zum 1. Oktober 1891 30 0 00 Stück neue K arabiner zu liefern.

J u l e s F e r r y ist in E p in a l in einer am Sonnabend d ort abgehaltenen W ahlversam m lung m it 354 von 370 S tim m e n zum Kandidaten fü r die S e n a to rw a h l aufgestellt. F e rry betonte in seiner Wahlrede die Nothwendigkeit der S ta b ilitä t von O rd ­ nung und Frieden in der Regierung. B e i ««geschwächter K ra ft in Europa müsse Frankreich seinen kolonialen Besitz entwickeln, um sich Absatzgebiete zu sichern. F e rry bekämpft die T ren n u n g von Kirche und S ta a t und ist gegen die Revision. I m S chul­

gesetz dürfe nichts vergeben werden. E r bittet die W ähler, gegen­

über dem Ostracismus, dessen O pfer er geworden, ihm Gerechtig­

keit zu erweisen.

D e r Oberpolizeimeister von W a r s c h a u veröffentlicht unterm 20. d. M ts . einen Tagesbefehl, wonach 79 A usländer aus dem Bezirk Warschau, beziehungsweise ganz R ußland a u s g e w i e s e n kann es noch viel besser! Verzeihen S ie ," wandte sie sich schelmisch zu Röver, — „m e in M a n n ist eben in allen D ingen die V ollkom m enheit!"

„G e w iß , gnädige F ra u ," bestätigte Röver. M u n te r w ar ihm auf die Knie geklettert, um von diesem Platz aus ih r ver­

spätetes Frühstück zu verzehren.

„Lassen S ie sie doch h e runter," wehrte F ra u von Otten- hausen. Jedoch Röver versicherte, es könne ihm nichts ehren­

volleres geschehen, als wenn das keine Mädchen Z u tra u e n zu ihm fasse. Sich diese Auszeichnung zu erwerben, hielt nicht schwer. Denn Munterchen w ar ein so lebendiges, drolliges D in g , daß man keinen besseren Namen fü r sie hätte finden können, als den, welchen sie sich nach K in d e rart selbst beigelegt h a tte .---

„U n d das war damals, als ich sie am liebsten Schmerzensreich getauft hätte," sagte F ra u von Ottenhausen. „Wissen S ie — er — der böseste aller M ä n n e r, hatte mich verlassen. Oder v ie l­

mehr, man hatte ihn m ir fortgerissen und so viel auf den armen M a n n eingesprochen und eingestürmt, daß er schließlich wirklich meinte, seine Ehre erfordere es, daß er heimlich auf und davon ging. M e in Glück sollte das erfordern! — A u f diesen tollen Gedanken wäre er allein in seinem Leben nicht verfallen. — W as hat es auch genützt?" rie f sie m it Augen, in denen ver­

haltene T hrä n e n funkelten. „Gegen die ganze W e lt habe ich es durchgesetzt. Und hier bin ich — jenseits des großen Wassers, das sie m ir so entsetzlich schilderten, und das M itle id m it m ir hatte und m ir garnicht« gethan hat. Und heute — heute noch werde ich bei ihm s e in !"

S ie ging schnell aufathmend in der S tube auf und nieder, sie lachte R över zu, trium phirend wie ein K in d , das seinen W ille n durchgesetzt hatte.

E r fand sie entzückend. S ie nahm während ihres offen­

herzigen Geplauders B lum en aus dem Glase auf dem Tisch, tr a t vor den S piegel und schlang sich unbefangen grüne Ranken um ih r hellbraunes Köpfchen. Schließlich w a rf sie die ganze Blütenpracht auf das Theebrett und begann einen Kranz fü r Munterchen zu winden. I n ihrem E ife r, sich und ih r K ind

werden. U nter den 79 Ausgewiesenen befinden sich 35 Oester- reicher, 23 Preußen, 1 Sachse, 2 Rumänen, 1 Franzose, 1 Ita lie n e r rc.

Nachrichten aus M e l i l l a melden: „D a s spanische Küsten- schiff „ S ä n F ra n cisco ", m it P etroleum und B auholz beladen, strandete in der Nähe von Albucema an der Küste von Marokko.

D ie M auren plünderten das S chiff, nahmen die Mannschaft ge­

fangen und beraubten dieselbe ih re r sämmtlichen Effekten ein­

schließlich der Kleidung. D ie von dem spanischen Kommandeur in M e lilla abgesandten eingeborenen T ru p p e n veranlaßten die M a u re n , die Gefangenen wieder freizulassen. D ie Regie­

rung w ird eine Beschwerde an die marokkanische Regierung richten."

I m Hause der Repräsentanten zu W a s h i n g t o n brachte am Freitag Cum m ings (Newyork) eine Resolution ein, wonach das Haus sein tiefes Bedauern über die in Rußland beab­

sichtigten Verschärfungen der Gesetze gegen die Juden ausspricht.

C um m ings beantragte ferner, die Resolution möge durch den Gesandten der Vereinigten S taaten in Petersburg dem Kaiser von Rußland vorgelegt werden. (E s unterliegt w ohl keinem Zw eifel, daß der A n tra g Cum m ings einfach abgelehnt werden w ird. D as Haus der Repräsentanten w ird kaum Lust haben, sich in die inneren Angelegenheiten eines europäischen S taates zu mischen).

Nach einem Telegram m aus L i m a im S taate O hio hätten die M o r m o n e n ein weites Gebiet in Nord-M exiko erworben, wohin sie auswandern würden, um den ihnen durch die Gesetze der Vereinigten S taaten bereiteten Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen. __________________ __ ___________ _______

Deutsches Weich.

B e r l in , 22. Dezember 1890.

— S e. M ajestät der Kaiser hält am Neujahrstage im B e rlin e r Schlosse in herkömmlicher Weise eine Beglückwünschungs- cour ab.

— D as heutige über Ih r e M ajestät die K aiserin ausge­

gebene B u lle tin la u te t: „ I h r e M ajestät die Kaiserin und K ön ig in befinden Sich bei dauernder Fieberlosigkeit sehr wohl.

D as Befinden des neugeborenen P rinzen ist durchaus befriedigend.

D r. Olshausen. D r. Zunker."

— Englischen B lä tte rn zufolge werden die Kaiserin Friedrich und die Prinzessin M argarete die K ö n ig in von England M itte Februar in W indsor besuchen.

— D a s P a tro n a t über das R o ^ a 1 -8 a ilo r3 -IIo m 6 (königl.

M atrosenheim ) zu P o rtsm o u th ist vom Kaiser übernommen worden. In fo lg e hiervon haben zwei Räume des fraglichen L a ilo rs -H o m o die N a m e n : „K aiser W ilh e lm I I . " und „Hohen- zollern" erhalten und soll in Z u ku n ft den Unteroffizieren und Mannschaften der deutschen M a rin e die Ausnahme in das I n ­ stitut alle Z e it und unter denselben Bedingungen wie den Ange­

hörigen der englischen F lo tte gewährt werden.

— D ie Sum m e, welche gesammelt w ird , um dem Fürsten v. Bismarck in der Reichshauplstadt ein N ationaldenkm al zu widmen, hat nach der soeben versandten Liste die stattliche Höhe von 888 585 Mk. 33 P f. erreicht.

— Dem Finanzm inister D r. M iq u e l ist gestern von einer Abordnung der städtischen Behörden der S ta d t F ra n k fu rt a. M . der Ehrenbürgerbries der genannten S ta d t überreicht worden. Zugleich w ar die D eputation Ueberbringerin eines Geschenkes, welches M a g i­

strat und Stadtverordnete in p riv a te r Eigenschaft dem früheren Ober­

haupte der S ta d t gewidmet haben, nämlich 3 Aquarellen von seltener Größe und Schönheit, die S ta d t F ra n k fu rt a. M ., den Römer, den Hafen und das Lagerhaus (die eigenste Schöpfung des H e rrn M in iste rs) darstellend.

— Konsistorialrath D ryander, dessen Ernennung zum stell­

vertretenden Schloßpsarrer bekanntlich den R ücktritt des H o f­

prediger Stöcker veranlaßte, ist an S telle des ausgeschiedenen OberkonfistorialrathS B a ye r in den evangelischen Oberkirchenrath berufen worden.

— S a n itä tS ra th D r. S . G u ttm a n n , der seit D r. P a u l B örners Hinscheiden die „Deutsche mediz. Wochenschrift" leitet, ist zum Geheimen S a n itä tS ra th ernannt worden.

— I n der Hofpredigersrage lassen offiziöse Nachrichten von heute Abend zunächst den R ücktritt des Oberhofpredigers D r.

Kögel als feststehend erscheinen und zwar nach Beendigung seines jetzigen E rholungsurlaubes; m it dem betreffenden Z e it­

fü r den Geliebten zu schmücken, achtete sie kaum darauf, daß die tropfenden S tie le häßliche Flecken auf Elses frischem Gedeck bildeten.

R över konnte sich nicht enthalten, schadenfroh zu lächeln, indem er an die Entrüstung seiner Schwester über diesen Frevel dachte.

Z u seiner Ueberraschung sah E lfe, als sie ein tra t, m it einem traum verlorenen Blick, den er noch nie an ih r bemerkt hatte, über den empörenden M ißbrauch, welcher hier m it dem H e ilig - thum einer H ausfrau getrieben wurde, hinweg.

„ Ic h möchte n u r wissen, was Großpapa und Großmama gesagt haben, als sie von meiner Abreise hörten." plauderte F ra u von Ottenhausen weiter. „Ach, daß die Menschen, die uns am liebsten haben, uns stets am wehesten th u n ," fügte sie schmerzlich m it einem altklugen Seufzer hinzu.

A u f eine theilnehmende Frage der Geschwister vernahmen diese in der nächsten S tunde alle entscheidenden Thatsachen in der Lebensgeschichte der jungen F ra u , die sich als G a ttin des menschenscheuen F re ih e rrn eingeführt hatte. . . . W ie sie nach dem frühen Tode ihrer E lte rn bei dem V ater ihrer M u tte r er­

zogen s e i.--- „ E r w ar Hofmarschall bei einem deutschen Herzog und ein sehr vornehmer M a n n . Aber er hat mich immer sehr lieb gehabt und schrecklich verzogen."

D e r Großpapa w ar nicht besonders zufrieden m it der W a h l gewesen, die sein L ie b lin g in Herzenssachen tra f. Aber der Herzog! — D er Herzog, der hatte ihn, Hans Heinrich von Ottenhausen, selbst von einer Reise nach Ita lie n in seine kleine Restdenz gebracht, ihn als Gast in seinem Schlosse beherbergt.

E r ging — r i t t — fu h r m it ihm spazieren — ließ sich von ihm vorspielen, sein P o rtr a it von ihm malen und hatte keine Ruhe, bis eine Separatausstellung der B ild e r des jungen Künstlers veranstaltet wurde und jeder, der zur Gesellschaft gehörte, H errn von Ottenhausen fü r ein Genie erklärte.

D e r Herzog wünschte eine V erbindung zwischen seinem Freunde und der jungen Enkelin seines Hofmarschalls. E r sprach den Wunsch aus, er legte ein fürsprechendes W o rt fü r die

punkt im F rü h ja h r werden dann w ohl auch fü r jene S tellen wieder definitive Zustände zu erwarten sein.

— D ie B e ru fu n g Kritzingers zum H of- und Domprediger w ird heute im „S ta a tsa n ze ig e r" amtlich veröffentlicht.

— A ls Verfasser des von dem Kaiser zitirte n Artikels

„Mißverständnisse" im „H a n n o v. K o u rie r" w ird der Chefredak­

teur dieses B la tte s , D r. Richard Jakobi, genannt, der früher verantwortlicher Redakteur der inzwischen eingegangenen „Elsaß- Lothringischen Z tg ." war.

— Dem Reichstage ist eine Denkschrift über den Reichs­

tagsbau zugegangen. D ie Werksteinarbeiten werden im nächsten Jahre zu Ende ge fü h rt; die Putzarbeiten sollen nächsten Som m er in A n g riff genommen werden. D as Einsetzen der Fenster und das Verlegen der Fußböden beginnt 1892. I m Jahre 1894 soll der innere Ausbau beendet werden. Wegen der Beleuchtung ist m it den B e rlin e r Elektricitätswerken auf die D auer von 5 Jahren von B eginn der Beleuchtung ab abgeschlossen worden.

D er Reichstagsbaufonds, der sich anfänglich auf 29 617 000 M a rk bezifferte, beträgt jetzt noch cirka 14 200 0 00 M ark. Nach den Anschlägen werden noch 12 200 0 00 M a rk gebraucht,so daß noch 2 M illio n e n verfügbar bleiben, aus welchem Betrage u. a.

noch die Kosten fü r die Beleuchtungseinrichtungen und fü r die künstlerische Ausschmückung des Gebäudes gedeckt werden sollen.

D ie innere Ausstattung w ird schlichter ausfallen, als sie ursprünglich geplant war.

— D ie Personal-Veränderungen im Beurlaubtenstande des preußischen Offizierkorps, welche das letzte „M il.-W o c h e n b l." ver­

öffentlicht, sind ziemlich zahlreich. W ir zählen 16 Beförderungen zu H auptleuten, beziehungsweise Rittm eistern, 110 zu P re m ie r­

lieutenants und 143 zu Sekondlieutenants, sowie eine Wieder- anstellung. Abgegangen sind 43 Offiziere der Reserve, beziehungs­

weise Landwehr, so daß sich das Osfizierkorps des B eurlaubten­

standes um 101 vermehrt hat.

Braunschweig. 22. Dezember. A u f dem gestrigen sozia­

listischen P a rte ita g zu L ü tte r wurde beschlossen, eine ausgedehnte Propaganda auf dem platten Lande durch W o rt und S ch rift zu organisiren.

Hamburg, 22. Dezember. Dem „H am b. Korresp." zufolge erhöhen die beiden Hamburger Sparkassen vom 1. J a n u a r 1891 ab den Z in sfu ß von 3^/z auf 3 ^ Prozent.

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A usland.

P a ris , 22. Dezember. D e r N ih ilis t Mendelsohn hat, um der Ausweisung zuvorzukommen, gleich nach seiner Freilassung P a ris verlassen. E r begab sich nach London, wo er m it seiner F ra u wieder zusammentrifft. — Gestern fand in N uitS (6 ö to - ä 'o r) zur E rin n e ru n g an den tapferen W iderstand, den vor 20 Jahren die M obilgarden bei 20 G rad K älte gegen die Deutschen leisteten, eine große M anifestation statt, an der 1 2 0 0 0 Personen theilnahmen.

London, 22. Dezember. P a rn e ll erklärte in einer längeren Rede in Kilkenny, er werde den Kam pf um die Unabhängigkeit der irischen P a rte i fortsetzen, bis sämmtliche irischen Wahlbezirke zwischen ihm und M ac C arthy entschieden hätten.

Petersburg. 22. Dezember. Entgegen der Nachricht von der E infuhrzoll-Erhöhung auf landwirthschaflliche Maschinen und Geräthe melden „R usk. W je d .", daß die Erhöhung überhaupt nicht e in tritt, sondern daß der alte Satz von 70 Kopeken pro P u d bestehen b le ib t; der E in fu h rzo ll auf Lokomobilen w ird da­

gegen von 1 R ubel 40 Kopeken auf 70 Kopeken pro P u d er­

mäßigt. — D er Verkehrsminister beschloß, die Frachttarife fü r ins Ausland ausgeführtes russisches M e h l um 25 Prozent zu ermäßigen_______________

Frovinzialnachrichten.

Culmsee, 20. Dezember. (D ie Nachricht), daß H e rr Liepe seine Apotüeke verkauft habe, entbehrt der B e g rü nd u n g .

Rosenberg, 19. Dezember. (B o r der hiesigen S tra fka m m e r) standen heute der ehemalige P rw a tfö rs te r Gniewodda, der K a u fm a n n R . Salew ski un d der K o m m is L u d w ig S a le w ski aus Freystadt, ersterer angeklagt wegen mehrerer Jagdvergehen, die beiden S a le w ski u n te r der Beschul­

d igung der Hehlerei. Nach Vernehm ung von über 20 Zeugen wurde Gniewodda zu 1 J a h r 3 M o n a te n Gefängnitz u nd L . S a le w ski zu 14 Tagen G efängniß v e iu rih e ilt, R . S a le w ski dagegen freigesprochen.

Danzig, 21. Dezember. (D as hiesige Diakonissen-Krankenhaus) M eine der größten Heilanstalten im deutschen Osten. I m ganzen zählt das H a u s 18 Platze fü r Kranke erster Klasse, 32 Plätze fü r Kranke zweiter Klasse, 75 fü r Kranke d ritte r Klasse u nd 15 Plätze f ü r Kinder.

I m J a h re 1869/90 w urden in diesen R äum en genau 1000 Kranke M>t Liebenden ein. „D ie gute, gute H o h e it!" rie f F ra u von O tten­

hausen m it einer Dankbarkeit, die R över in Anbetracht der da­

zwischen liegenden und der augenblicklichen Umstände etwas über­

trieben fand.

F ra u von Ottenhausen mußte w ahrhaftig wenig zu V er­

bitterung und M iß tra u e n neigen und das -reale Leben m it seinen Möglichkeiten sehr wenig kennen, daß sie keinen, auch nicht den kleinsten S te in auf die gute H oheit w a rf, die das vergötterte Genie m it einem wehmüthigen Achselzucken aufgab, als es der höchsten Freundschaft unbequem wurde.

E in kurzes J a h r hatte S y lv a m it ihrem Gatten in einem Wonnerausch verlebt, in B e rlin , R om , im T h ü rin g e r W a ld , wo Hans Heinrich ein G u t besaß, von einem alten Onkel geerbt, einem S o n d e rlin g , der sich dort in den Bergen in einem bau­

fälligen Hause, nicht vie l besser als ein Bauernhaus, vergraben hatte. A ls er starb, begann Hans Heinrich dort ein Schloß zu bauen, ein Feenmärchen im dunklen Fichtenwalde. D ie ganze Hofgesellschaft w ar droben gewesen, hatte den kühnen B a u be­

w undert und m it Interesse und Rathschlägen begleitet.

„ W i r waren wie zwei K in d e r," sagte F ra u von Ottenhausen m it einem Ausdruck so unschuldiger Reue in ihrem zarten Ge- sichtchen, daß diese Behauptung sehr glaubhaft erschien. „ 3 4 dachte, mein Hans Heinrich sei so eine A r t von Zauberer, der m ir alles geben könne, was ich m ir gerade wünschte, B rilla n te n

und alte S p itz e n --- ach, was hatte er selbst fü r wundervolle

Sachen in seinen A te lie rs ! S ie wurden in den Zeitungen be­

schrieben und andere Künstler kamen und m alten In te rie u rs d a r a u s .---" Aber G o tt wußte es, hätte sie n u r geahnt, wie es stand, sie hätte nichts — von alledem gebraucht nichts! —

Doch H e rr von Ottenhausen schien, wenigstens zu jener Z e it, zu der S o rte von Menschen gehört zu haben, die der eigenen Zügellosigkeit allew eil den M a n te l liebevoller Rücksicht

fü r ihre Nächsten umzuhängen wissen.

(Fortsetzung folgt.)

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