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Thorner Presse 1890, Jg. VIII, Nro. 130 + Beilage

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Academic year: 2021

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Abonnementspreis

fü r T h o r n und Vorstädte frei ins H a u s : vierteljährlich 2 M a rk , monatlich 67 Pfennig pränum erando;

fü r a u s w ä r t s frei per Post: bei allen Kaiser!. Postanstalten vierteljährl. 2 M ark .

Ausgabe

tä g lic h 6 '/r Uhr abends m it Ausschluß der S o nn - und Feiertage.

Redaktion und Expedition:

Katharinenstr. 204.

Fernsprech-A nschluH N r . 57.

Jnsertionspreis

für die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"

in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in W ien, sowie von allen anderen Annoncen-Expedirionen des I n - und Allslandes.

Annahme der Inserate für die nächstfolgende Numm er bis 1 U hr mittags.

130.

Nie Immedlateingaöe des deutsch,» JununAstages,

welche Se. Majestät der Kaiser von der in Andienz empfange­

nen Handwerkerdeputation huldvoll entgegengenommen, hat fo l­

genden W o rtla u t:

„E w . kaiserliche und königliche Majestät wollen den heute in Kellers Etablissement zu B e rlin aus ganz Deutschland ver­

sammelten V ertre te rn von Vorständen deutscher Jn n u n g s- und Handwerkerverbänden, sowie von Jnnungsausschüssen vereinigter In n u n g e n in Gnaden gestatten, unterthänigst die treueste H in ­ gebung auszudrücken, welche die deutschen Handwerksmeister fü r allerhöchstdero Wohlergehen beseelt. W ir verdanken die W ieder­

belebung des Jnnungswesens, den E rla ß des Jnnungsgesetzes vom 18. J u l i 1881 und alle daraus dem deutschen Handwerk gewordene Neustärkung, das wissen w ir, der eigensten E n t­

schließung und der fürsorglichen W eisheit S e in e r nunmehr ver­

ewigten M ajestät Kaiser W ilh e lm s I. In d e m Ew. M ajestät so sichtlich m it Hingebung, gleichsam als ein überkommenes E rb- theil, die ewig denkwürdige Botschaft des erhabenen kaiserlichen Großvaters zum Segen des werkthätigen T h e ils der deutschen N a tio n , dessen Grundstock m it der Handwerkerstand bildet, aus­

bauen, werden die Herzen aller Handwerker m it innigstem V e r­

trauen a u f Ew. Majestät W eisheit erfü llt. Ew. M ajestät sind d a fü r eingetreten, daß durch die Gesetzgebung dem u n s e l b s t - s t ä n d i g e n A r b e i t e r gewährt werde, was ihm von G ottcs- und Rechtswegen gebührt. Ew. Majestät wollen uns in Gnaden gestatten, unsere H offnung auszudrücken, allerhöchstdero von edelster Menschenliebe eingegebenen Absichten möchten sich in vollem Maße verwirklichen. D ie hinsichtlich der A r b e i t e r ­ s c h u t z g e s e t z g e b u n g dem hohen Reichstage jüngst unterbrei­

tete Novelle zur Reichsgewerbeordnung dürfte das auf diesem Gewerbsgebiete zu Schaffende nicht erschöpfen, w eil darin ein z u m G e d e i h e n d e s H a n d w e r k s erforderlicher, merkbarer Unterschied zwischen dem gewerblichen Lehrlinge und Gesellen einer- und den« bloßen Fabrikarbeiter andererseits nicht gemacht ist. Vollends der Gesetzentwurf, betreffend die Gewerbegerichte, verkümmert durch die Fassung seines 8 72 den In n u n g e n das Recht auf selbstständige Handhabung des Lehrlings schiedsgerichts- wesens, was ihnen durch den 8 97 Z iffe r 4 des Jn n u n g s- gesetzes vom 18. J u l i 1881 gewährt worden. Nicht die Fabrik­

arbeiter, sondern unsere H a n d w e r k s g e s e l l e n sind es, welche vorwiegend bei den Arbeiterausständen die F ührer und die K erntruppen der Arbeiterbewegungen abgeben. Unsere H and­

werksmeister leiden am meisten darunter. Dazu kommt noch, daß die G e w a l t d e s K a p i t a l i s m u s u n s s c h a d e t . D e r­

selbe hat sich der verschiedensten Gewerbebetriebe schon durch die F o rm der Aktiengesellschaft bemächtigt. D ie Konsumvereine helfen m it, die Selbstständigkeit in unserm Handwerkswesen zu untergraben. Auch ist der vom Reichstage angenommene und zur E rh a ltu n g des Handwerk« so nöthige B e f ä h i g u n g s ­ n a c h w e i s vom hohen Bundesrathe noch nicht erledigt worden.

Dadurch gewinnen die Sozialdemokraten zur Schürung der U n ­ zufriedenheit im m er mehr Anhänger. D ie Schäden zu beseitigen, bemüht sich die d e u t s c h e H a n d w e r k e r b e w e g u n g schon seit zwei Jahrzehnten. V om Jahre 1881 ab haben die klein­

gewerblichen Korporationen wieder so festen Boden bei uns ge­

wonnen, daß sie eine sichtlich wachsende Bedeutung in unserm

G e s ü h n t e S c h u l d .

Novelle von A . Röder.

--- (Nachdruck verboten.) (6. Fortsetzung.)

Agathe und Hugo saßen beim Frühstück. — „ D u siehst noch etwas angegriffen aus von Deinem gestrigen Unwohlsein, mein liebes K in d ; aber die Blässe kleidet Dich vortrefflich, so sahst D u aus, als ich Dich in der Residenz zum erstenmal er­

blickte, und um mein Herz w ar es geschehen.--- "

Agathe lächelte m a tt: „ Ic h befinde mich aber bedeutend w ohler als gestern, ich wußte es ja , es w a r n u r vorübergehend, es scheint, daß ich jetzt in jenes A lte r komme, wo die Frauen durch Z u fä lle heimgesucht werden."

„ J a , D u bist schon fürchterlich a lt, mein K in d ," lachte Hugo. xropog, Kästner ließ m ir heute morgen sagen, er fühle sich n un so w eit gekräftigt und w ohl, daß er glaube, uns nicht länger zur Last fallen zu dürfen. E r wolle morgen zu seiner M u tte r zurückkehren und m it B eginn der nächsten Woche seine T h ä tig ke it wieder aufnehmen. Ic h habe m it dem A rzt gesprochen und ihn darüber befragt, wie er sich zu dem Entschlüsse unseres P atienten verhalte. D e r A rzt meinte, daß alle Gefahr zwar vorüber, es aber im m erhin, um Rücksällen vorzubeugen, besser sei, wenn Kästner die Reconvalescenz um einige Tage verlängere. B e i dem stark ausgebildeten Pflichtge­

fü h l unseres Geschäftsführers dürsten w ir m it dieser Anficht auf W iderstand stoßen, er w ill uns nicht länger zur Last fallen und drängt, seine alte T hätigkeit wieder aufzunehmen, um mich von der A rb e it zu entlasten. Ic h habe aber Kästner vie l zu lieb und weiß seine Bedeutung fü r mein Geschäft vollständig zu w ürdigen, als daß ich durch eine zu frü h beendete K u r ih n ge­

fährlichen Rücksällen aussetzen möchte. W enn D u daher Deine Liebenswürdigkeit und Beredsamkeit aufbieten möchtest, um ih n noch einige Tage zum B leiben zu bestimmen, so würde ich D ir sehr dankbar sein."

„Ich?"

Sonnabend den 7. Juni 1890.

Staatswesen einnehmen müßten, wenn ihnen gesetzgeberischerseits die weitere nöthige Berücksichtigung gewährt würde. A lle diese Erwägungen bestimmen uns, m it gegenwärtigem die Sorge Ew.

M ajestät fü r unsere Interessen in Ehrfurcht anzurufen. Schon im Jahre 1885 unterbreitete das damalige Komitee des deut- schen Jnnungstages dem H errn R e i c h s k a n z l e r eine Denk­

schrift, betreffend die W eiterführnng der deutschen G e w e r b e ­ r e f o r m , m it dem gleichzeitigen Anheimgeben, eine gewerbliche Enquete darüber zu veranstalten; jedoch vergebens. Nach dem 2. deutschen Jnnungstage im September 1888 wandte sich der Vorstand des Zentralausschusses der vereinigten J n n u n g s- verbände Deutschlands an das hohe Reichsamt des In n e r n m it der B itte um Einsetzung einer besonderen Kommission zur U n t e r s u c h u n g d e r L a g e u n s e r e s H a n d w e r k e r s t a n ­ des. Dies wurde aber abschlägig beschieden. Demselben V o r­

stände hatten Ew. Majestät bei Gelegenheit einer Audienz am 1. M ä rz v. I . die Gnade, zu sagen: „ I c h versichere Ih n e n , daß Ic h und M eine Regierung dem Handwerk im S in n e Meines Großvaters stets schützend zur S eite stehen werden." Diese W o rte nu n , die zuerst aufm unternd auf uns wirkten, ermuthigen uns jetzt, Ew. M ajestät die unterthänigste B itte auszusprcchen, allergnädigst eine Jmmediatkommission von sachverständigen Personen, welche seit In k ra fttre te n des 1881er Jnnungsgesetzes fü r die Anerkennung der gesetzlichen Bestimmungen eingetreten sind und an der Spitze von Handwerkerkorporationen die Schäden des Handwerks kennen gelernt haben, zur Untersuchung der gesammten Fragen der deutschen Handwerkerbewegung ein­

zusetzen.

I n tiefster Ehrfurcht ersterben Ew. M ajestät allerunterthänigste I m Namen der Versam m lung das B ureau.

Faster, B illin g ,

Erster Vorsitzender.___________ Z w e ite r Vorsitzender."

Aokitische Tagesschau.

D ein V u n d e s r a t h e sind der neue d e u t s c h - s c h w e i - z e r i s c h e N i e d e r l a s s u n g s v e r t r a g und der N a c h t r a g s ­ e t a 1, betr. die B e a m t e n - B e s o l d u n g s e r h ö h u n g e n zu­

gegangen. D e r neue Niederlassungsvertrag soll am 20. J u n i d. J s . in K ra ft treten und bis Ende 1900 in K ra ft verbleiben.

D ie Auswechselung der R atifikationsurkunden soll spätestens am 10. J u n i d. J s . in B e rn erfolgen. Nach dem Vertrage werden die Deutschen in der Schweiz inbezug auf Person und Eigen­

thum ebenso behandelt, wie die Schweizer selbst. Anspruch darauf haben sie indeß n u r, wenn sie m it einem Zeugniß ih re r Gesandschaft versehen sind, nach welchem der In h a b e r die deutsche Reichsangehörigkeit besitzt und unbescholten ist. D ie Schweizer haben in Deutschland unter denselben Voraussetzungen dieselben Rechte. D e r Nachtragsetat hat insofern eine Ueberraschung gebracht, als er nicht n u r eine durchgängige Erhöhung der Beamtengehälter, sondern auch der Gehälter der Offiziere vom H auptm ann abwärts in Aussicht nim m t. Durch die Vorlage werden die dauernden Ausgaben um mehr als 19 M illio n e n er­

höht. D e r auf die Offiziersgehälter entfallende A n th e il ist im V e rh ä ltn iß nicht erheblich.

A m M o n ta g t r it t der R e i c h s t a g wieder zusammen. A u f der Tagesordnung steht zunächst die In te rp e lla tio n D r. B aum -

„ Gewiß, D u ! "

„Kästner hat ein empfängliches Herz und so w ird er, was m ir nicht gelingt. D ir gewiß gewähren, denn wer kann, wenn D u bittest, widerstehen?"

„ D u bist mein kleines, süßes Schmeichelkätzchen! Doch ich w ill Deinen Wunsch e rfü lle n ; ob aber mein Eingreifen von E r­

folg sein w ird , möchte ich bezweifeln; M ä n n e r seiner A r t glauben ih re r W ürde etwas zu vergeben, wenn sie den Wunsch einer F ra u erfüllen sollen."

„T h u e m ir den Gefallen, Agathe."

„W ie D u w ills t." — Hugo stand vom Tische auf und ent­

fernte sich. —

„Auch das noch," m urm elte Agathe. „Doch komme, was da wolle. K ann ich doch ungestört in seiner Nähe sein und dann — er ist m ir noch Rechenschaft schuldig über sein B e ­ nehmen auf jener S o ire e ; ich werde den Blick der Verachtung nie vergessen, als er vernahm, daß ich die M irw a n a sei." — Es ist am Nachmittag des nämlichen Tages. K u rt sitzt in seinem Z im m e r am offenen Fenster und blickt hinaus in den G arten. E in S p rin g b ru n n e n tre ib t nicht w eit vom Fenster sein lustiges S p ie l; in diesen herabfallenden Wasserstäubchen hat die milde Sommersonne das B ild des Regenbogens gezaubert. K u rt kann sich nicht satt sehen an dem einfachen Naturschauspiel.

E in leises Lächeln spielt um seine L ip p e n ; jetzt stützt er den K opf in die Hand und blickt träumerisch in die Ferne. E r hört nicht, wie sich die T h ü re seines Z im m ers öffnet und Agathe in der Oeffnung derselben erscheint. S ie kommt näher und legt ihre Hand leise auf die Schulter. —

„ S o ganz in S in n e n v e rlo re n ? " —

Erschreckt hatte sich K u rt umgewandt, seine Züge drückten Ueberraschung aus, indem er sagte:

„Ach, die gnädige F ra u . Ic h habe I h r Kommen w ahr­

haftig ü b e rh ö rt; der G a rte n in seiner Sommerpracht hat mein ganzes Interesse in Anspruch genommen. S ie verzeihen, gnädige F ra u ."

V III. Iahrg.

bachs (freist), der wissen w ill, ob Verhandlungen zwecks E r ­ neuerung des NiederlassungSvertrags zwischen dem Reiche lind der Schweiz im Gange sind und ob Aussicht vorhanden ist, daß diese Erneuerung rechtzeitig erfolgen w ird . D e r neue V ertrag ist bekanntlich schon zu S tande gekommen und es w ird sich frage», ob der In te rp e lla n t noch auf E rth e ilu n g der gewünschten A u s ­ kunft beharrt. Letzteres märe nicht unmöglich, da die Herren vom Deutschfreisinn eine besondere Neigung verspüren, den F a ll

„W o h lg e m u th " im m er von neuem wieder durchzukauen. A u f der Tagesordnung steht ferner die 2. Berathung des NachtragS- etats (Ostafrika). Derselbe w ird gegen die S tim m e n der F re i­

sinnigen und Sozialdemokraten angenommen werden. Endlich steht die Novelle zum Strafgesetzbuch an d ritte r Stelle. Diese Novelle bezweckt die Ergänzung einiger Lücken der auf das Post- und Telegraphenwesen bezüglichen Bestimmungen des S t r a f ­

gesetzbuchs.

D ie „H am b. Nachr." bringen einen offenbar in sp irirte n A rtik e l: „ F ü r s t B i s m a r c k i m P a r l a m e n k T " I n dem­

selben w ird hervorgehoben, daß Fürst Bismarcks leitender Ge­

danke bei allen Unternehmungen stets der gewesen sei: „W a s kann ich thun, um dem Vaterlande zu nützen?" D aher würde er nie in eine Opposition zur Regierung kommen, wie fre i­

sinnige B lä tte r folgern. Wichen die Anschauungen des Fürsten Bismarck aber in einer Einzelfrage von denjenigen der zur Z e it im Amte stehenden Regierungsvertreter ab, so dürfte es einmal n u r dem öffentlichen W ohle entsprechen, wenn die Ansicht des Fürsten Bismarck gehört würde, zweitens aber würde das Gebiet der Fragen, in denen Fürst Bismarck nach seiner besten Ueberzeugung und nach seiner reichen E rfa h ru n g sich verpflichtet halten müßte, eine andere Auffassung zu vertreten, als diejenige der Regierung, doch unendlich vie l kleiner sein, als das Gebiet der Angelegenheiten, in denen der Fürst der Regierung m it dem vollen Schwergewicht seiner persönlichen A u to ritä t zur S eite zu stehen vermöchte zum W ohle des Vaterlandes. I n keinem Falle aber w ird Fürst Bismarck sich als Oppositions­

mann fü h le n ; seine abweichende Ansicht würde sich als rein sachlich im m er n u r auf den vorliegenden Gegenstand beschrän­

ken. Dem Fürsten Bismarck sind die parlamentarischen B e ra ­ thungen nichts als E rm ittelungen des fü r Reich und S ta a t nützlichen. Es giebt fü r ihn weder S ieger noch Besiegte bei einer solchen B erathung, sondern n u r Meinungsverschiedenheiten, die im Interesse des S taates ihre bestmögliche Begleichung zu finden haben. Ueber diese Verständigung hinaus existirt fü r den Fürsten kein Festhalten an Gegensätzen. Z u m Gegner würde er w ohl n u r bei persönlichen A n g riffe n auf ihn werden. D e r Fürst ist von Jugend auf gewöhnt, jeden Schlag, der ihn tr ifft, zurückzugeben; er hat sein ganzes Leben sozusagen auf der M ensur gestanden und mag auch den Hieb fü r die beste Parade halten. Daß ein solcher M a n n nicht stillschweigen würde, wenn parlamentarische A n g riffe gegen ihn stattfänden, ist lediglich selbstverständlich. D ie V era n tw o rtu n g fü r derartige Auseinander­

setzungen aber würde nicht den Fürsten treffen, der sicherlich nicht die Absicht hat, sie herbeizuführen, sondern diejenigen, die den Fürsten angreifen.

A m M o n ta g Abend treten die freisinnigen Fraktionen des Reichstags und preußischen Landtags zusammen, um über die

„ O , b itte , bitte, die P flich t der Entschuldigung liegt eher auf meiner S e it e ; ich hätte mich ja anmelden lassen können, deshalb keine Förmlichkeiten, lassen S ie mich direkt auf den Zweck meines Besuches lossteuern, doch wollen S ie sich nicht wieder setzen? Ic h gehe Ih n e n m it gutem Beispiel voran. Ic h hätte nämlich eine B itte an S ie zu richten. S ie müssen m ir aber im voraus Ih r e G ewährung zusagen, w ir Frauen sind an­

spruchsvolle N aturen, nicht w ahr? B itte sagen S ie ja ."

„A b e r gnädige F ra u , ich weiß ja garnicht, w orum es sich handelt."

„W ie u n galant S ie sind, H e rr Kästner. Kostet es S ie denn ein so großes O pfer, m ir eine B itte im voraus zu ge­

währen ?"

„G e w iß nicht, gnädige F ra u , und ich w ill, um mich in Ih r e n Augen zu re h a b ilitire n , Ih r e Wünsche erfüllen, vorausge­

setzt aber, daß sie nicht an ganz unerfüllbare Bedingungen ge­

knüpft sind."

„O hne die rs8ervatio in o n ta liZ thun S ie es n icht? -— G u t.

Ic h soll S ie nämlich im A uftrage meines M annes ersuchen, Ih r e n Verbleib in unserem Hause noch um einige Tage zu ver­

lä n g e rn ; der A rzt w ill S ie noch nicht entlassen, er fürchtet einen Rückfall. D aß ich meine B itte n m it denen meines M annes vereinige, dürften S ie gleichfalls den Befürchtungen zuschreiben, die ich fü r Ih r e Gesundheit hege, wenn S ie jetzt schon Ih r e n anstrengenden B e ru f wieder aufnehmen w ollen."

„G nädige F ra u , ich fühle mich vollständig w ohl und glaube, daß Thätigkeit meiner Gesundheit zuträglicher ist, als diese u n ­ fre iw illig e Gefangenschaft. Doch ich habe Ih n e n mein W o rt gegeben und w ill deshalb bleiben, bis S ie es m it Ih r e m liebens­

w ürdigen Interesse fü r mich vereinbaren können, mich meinem B e ru f wiederzugeben."

„H e rr Kästner, Ih r e W o rte klingen so kalt, so förm lich und gesucht. W as haben S ie gegen m ich?"

„ O , i c h " - ---

„Keine Ausrede, S ie find ernstlich böse auf mich, S ie

(2)

A f f a i r e R i c h t e r - S c h r a d e r und über das Schicksal der fre ifin n ig e n P a rte i überhaupt zu entscheiden. G e lin g t es nicht, einen moäus v ivo n ä i zu finden, dann ist eine T re n n u n g der W adestrümpfler von den Wasserstieflern unausbleiblich. D ie ersteren haben in letzter Z e it in ihren öffentlichen Kundgebungen eine gewisse Schwächlichkeit an den T a g gelegt, während H e rr Richter m it E rfo lg bemüht w a r, seine P osition durch eine A r t P le b is c it innerhalb des deutschfreisinnigen Heerlagers im Lande zu stärken. E r veröffentlicht in der „F re isin n ig e n Z e itu n g " u n ­ ausgesetzt Kundgebungen freisinniger und fortschrittlicher Vereine, Komitees, Einzelpersonen und Preßstimmen, in denen ihm u n ­ auslöschliches Vertrauen kundgegeben und erklärt w ird , daß seine V erdrängung von der P a rte ile itu n g ein Unglück fü r das ge- sammte deutsche V aterland und die umliegenden D ö rfe r wäre.

Auch die Deutschfreisinnigen von Reuß ä. L. haben sich fü r Richter erklärt, und so kann ihm der S ie g nicht fehlen.

D e r auf der Reise nach Deutschland begriffene R e i c h s ­ k o m m i s s a r W i s s m a n n w ird , wie man in Kolonialkreisen an n im m t, möglicherweise nicht wieder nach Ostafrika zurückkehren.

M a n h ält den Zweck seiner Sendung, die Bezwingung des A u f­

standes an der Küste, jetzt fü r erreicht und die B ahn fü r den Handelsverkehr wieder fre i gemacht. Es sei deshalb, so m eint m an, an der Z e it, an S telle der militärischen eine zweckmäßige C iv ilv e rw a ltu n g auf dem deutsch-ostafrikanischen Gebiete einzu­

richten, deren Hauptaufgabe es wäre, die einzelnen Privatgesell­

schaften in ihren kolonisatorischen Bestrebungen zu unterstützen.

D ie M itth e ilu n g klingt nicht wahrscheinlich.

Es ist kein W under, daß die Nachricht der „ T im e s " aus S ansibar ü b e r d i e W i e d e r e r o b e r u n g d e s g r o ß e n N e g e r - r e i c h s U g a n d a vom Nordende des Viktoria-Nyanzasees durch den K önig M w anga unter M itw irk u n g von D r. K a r l P e t e r s einigen Z w e ife ln begegnet. D ie entscheidende Schlacht in dem Kriege M w angas gegen den K önig Karema soll A nfang M ä rz geschlagen sein. Aber schon im J a n u a r kam dieselbe Nachricht nach E uropa, so daß es sehr w ohl möglich ist, daß die Eng­

länder die damals als unrichtig erwiesene M e ldung n u r aufge­

w ä rm t haben, um der gerade in B lü te stehenden englischen Hetze gegen Deutschlands K o lo n ia lp o litik neue N ahrung zu geben.

Andererseits spricht fü r die Nachricht der Umstand, daß sie der französischen Misfionsniederlassung in Sansibar aus dem Seen­

gebiet zugegangen sein soll.

D e r b ö h m i s c h e L a n d t a g hat von den 5 bisher einge­

brachten Ausgleichsvorlagen n u r eine einzige erledigt. D ie O b­

struktionspolitik der Jungczechen verhinderte weitere Ergebnisse, obgleich die Sessionsfrist schon überschritten worden ist.

D ie D e l e g a t i o n e n O e s t e r r e i c h - U n g a r n s sind zu­

sammengetreten, um über den gemeinsamen Voranschlag zu be­

rathen. Derselbe fordert u. a. 2 ^ M illio n e n Gulden zur E in ­ fü hrung des rauchlosen P u lv e rs , w o fü r insgesammt 1 l 4 0 0 000 G ulden aufgewendet werden sollen. D a s Kriegsm inisterium hat dargelegt, daß nach den angestellten Versuchen ohne alle» A n ­ stand zur Erzeugung des neuen P rä p a ra ts iin großen geschritten werden könne. Z u r Erzeugung dieses P u lv e rs soll eine neue S ta a ts fa b rik errichtet werden.

D ie B e g n a d i g u n g d e s H e r z o g s v o n O r l e a n s durch den Präsidenten der französischen Republik C arnot ist, nachdem sie bereits wiederholt in Aussicht gestellt worden w ar, plötzlich und unerw artet erfolgt. S o fo rt nach ihrer Unterzeich­

nung wurde der junge Herzog über die Grenze geschafft. B e i der Nachricht von seiner Freilassung soll er geäußert haben: er bedaure, daß es keine B e ru fu n g gegen die Gnade gebe und daß er sich danach fügen müsse. Gefügt hat er sich denn auch, denn man hat nicht gehört, daß es der G e w a ltm itte l bedurft hätte, um ihn aus dem Gefängniß herauszuholen. I m Grunde seines Herzens w ird er w ohl froh sein, die Gefängnißmauern hinter sich zuhaben, obgleich er in C la irv a u x nichts weniger als schlecht behandelt wurde. Jetzt verlangen nun verschiedene republikanische Z eitungen, daß auch die wegen der Streikexzesse verurtheilten A rbeiter freigelassen werden.

D e r f r a n z ö s i s c h e K r i e g s m i n i s t e r w ill, d e m „ B . T . "

zufolge, sämmtliche Landtruppen bis auf 4 B a ta illo n e der Fremdenlegion aus T o n k in zurückziehen, um T ru p p e n m a te ria l fü r die Verstärkung der Besatzungen an der V o g e s e „ g r e n z e zu gewinnen. D ie während der Boulangerkrise um zwei Jäger­

bataillone verstärkte P ariser G arnison w ird um diese beiden T ruppentheile wieder verm indert, die beiden Jägerbataillone sollen an die Ostgrenze geworfen werden.

D ie P a rise r Anarchistin L o u i s e M i c h e l wurde von den Gerichtsärzten fü r u n z u r e c h n u n g s f ä h i g erklärt und außer V erfolgung gesetzt; man b rin g t sie in eine Irre n a n s ta lt.

weichen m ir aus, S ie behandeln mich kalt und m it dem kleinsten Maße jener Liebenswürdigkeit, m it der S ie andern gegenüber doch gar nicht geizen. B itte , sagen S ie m ir, was haben S ie gegen mich?"

„G nädige F ra u , ich verstehe Ih r e W orte in der T h a t nicht.

Welches Interesse können S ie daran haben, auf mein Benehmen W erth zu legen? W ie komme ich, der einfache Geschäftsführer Ih r e s Gemahls, dazu, in dem Gedankenkreis der gefeiertsten, schönsten und angesehensten F ra u der S ta d t auch n u r die beschei­

denste Existenz einzunehmen?"

„ S ie haben Recht, quälen S ie mich m it Ih re m höflichen S p o tt, Ih r e n sarkastischen Redensarten, aber gleichviel, ich ertrage es nicht lä n g e r; seit S ie m ir den Namen Seldheim nannten, waren S ie wie umgewandelt. Ic h " — Agathe brachte die folgenden W orte etwas stockend hervor — „ich kannte allerdings einen H e rrn Feldheim in der Residenz während meiner B ü h n e n la u f­

bahn, aber n u r oberflächlich; ich wüßte nicht, daß ich irgend welche näheren Beziehungen zu dem H e rrn unterhalten hätte, er w a r mein Verehrer, ja , aber plötzlich w a r er verschwunden, ich hörte nichts mehr von ih m ."

Kästner hatte sich erhoben, sein Gesicht w a r noch bleicher geworden; er schöpfte einige M a le tie f Athem, die S t ir n zog sich in F a lte n , das kleine Auge blickte kalt und streng; so tra t er vo r Agathe hin und sagte:

„G nädige F ra u , es ist niem als mein Wunsch gewesen, diese Angelegenheit m it Ih n e n zur Sprache zu bringen. S ie haben ein Aussprechen selbst provocirt und ich w ill e s; ich w ill Ih n e n sagen, wie ich seit jener Z e it über S ie denke. M e in Feldheim, mein guter Fritz, die treuestr, liebevollste Seele, der ideale Schwärm er m it dem begeisterten Herzen, S ie hat er geliebt, wie er n u r zu lieben vermochte, S ie waren sein Id e a l, seine

D as „ J o u r n a l de S t. P etersbourg" drückt seine Genug­

thuung über die g e s u n d e und v e r n ü n f t i g e S trö m u n g der öffentlichen M e in u n g Frankreichs aus, welche anläßlich der P a r i s e r N i h i l i s t e n v e r h a f t u n g e n kundgegeben.

D ie Ausweisung d e r i m P a n i t z a - P r o z e ß Freigesprochenen aus B u lg a rie n erfolgte aus G ründen, betreffend die Sicherheit des Staates. D ie bulgarische Regierung ersuchte den griechischen Geschäftsträger, der griechischen Regierung fü r den freundschaft­

lichen Em pfang V ulkow ics und fü r die Unterstützung, welche sie demselben bei seiner Mission in Athen «»gedeihen ließ, ihren Dank auszusprechen.

D e r W iener Korrespondent des „ D a ily N ew s" meldet aus S o f i a : E ine bewaffnete Bande von 25 M a n n lauerte außer­

halb der S ta tio n B ellow a am 27. M a i dem von J a m b o li nach B u rg a s gehenden Z ug auf, w o rin P rin z Ferdinand und die M in is te r sich befanden, in der Absicht, den P rinzen gefangen zu nehmen und so lange als Geißel zu behalten, bis Panitza und seine Mitverschworenen in F reiheit gesetzt seien. S ta m b u lo ff, rechtzeitig davon unterrichtet, ließ den Z ug fü n f S tu n d e n später abgehen und die S ta tio n B ellow a ohne anzuhalten passiren.

Deutsches Aeich.

B e rlin , 5. J u n i 1890.

— Ih r e Majestäten der Kaiser und die Kaiserin haben sich heute frü h nach Pasewalk begeben, woselbst ihnen Behörden und Bevölkerung einen glänzenden Empfang bereiteten. Nach­

m ittags kehrten die Majestäten über B e rlin nach Potsdam zurück.

— B e i dem gestrigen Festmahle anläßlich der Taufseier brachte Se. M ajestät der Kaiser den Trinkspruch auf die kleine Prinzessin m it folgenden W orten a u s : Ic h trinke auf das W o h l Ih r e r königlichen H oheit der Prinzessin V ik to ria M a r ­ garete.

— D a s Befinden des Erbprinzen von M einingen ist gegen gestern unverändert.

— D ie A nkunft des Kronprinzen von I t a lie n in Potsdam erfolgt am M on ta g Abend. D er K ro n p rin z gedenkt etwa 4 bis 5 Tage zum Besuche am hiesigen Hofe zu verweilen.

— D e r Em pfang der Jnnungsdeputation beim Kaiser vo ll­

zog sich in zwangloser F orm . Hohe Beamte waren erstaunt, daß er sie empfing, denn noch T a g s zuvor waren Audienzen ab­

gesagt worden. A m Eingänge zum P a la is empfing die D epu­

ta tio n der dienstthuende F lügeladjutant. Derselbe erinnerte sie daran, daß der Fuß des Kaisers noch der Schonung bedürfe.

A ls sie äußerten, der Kaiser möge sie sitzend oder liegend em­

pfangen, entgegnete er, das thue der Kaiser nimmermehr. E in Hofbeamter führte die D e p utation in den Audienzsaal, wo sie sich in der angemeldeten Reihenfolge ausstellten. I h r Führer machte sie auf die S telle aufmerksam, auf welcher sie standen.

H ie r hatte Kaiser Friedrich sein Leben ausgehaucht. Ueber ihren H äuptern zeigte vie Decke ein goldenes Kreuz m it dem D a tu m des 15. J u n i 1888. D e r Hosbeamte verließ n un die Herren, und der Kaiser tr a t allein m itten unter sie im Hausanzug, einem Marinejacket, und gestützt auf einen Stock. M a n sah es ihm an, daß das Stehen den verletzten Fuß anstrengte. Deshalb faßte die D eputation sich kurz. Gleichwohl währte, dem „ L . A ."

zufolge, die Audienz reichlich 20 M in u te n . Z u m Abschiede reichte der Kaiser den Herren die Hand. S ie nahmen den Eindruck m it hinweg, daß der Kaiser sich fü r das Handwerk lebhaft in - teressire.

— D ie „ S t . Ja m . Gaz." erfährt, daß Kaiser W ilh e lm während der ersten Woche des August der Gast der K ö n ig in von England in Osborne auf der In s e l W ig h t sein w ird. D e r Kaiser gedenke London nicht zu besuchen, sondern werde die F a h rt von Deutschland nach Cowes auf seiner Dacht „Hohen- zollern" unternehmen.

— Heute V o rm itta g um 9 '/^ U hr fand die Grundstein­

legung der Emmauskirche auf dem Lausitzer Platze statt. Nach Gesang, Festansprache und Verlesung der S tiftungsurkunde vollzog im A uftrage des Kaisers P rin z Friedrich Leopold die drei Hammerschläge, danach M in is te r v. G oßler und die Spitzen der kirchlichen und städtischen Behörden.

- - Dem Reichskanzler General von C a p riv i ist, wie ge­

meldet, heute V o rm itta g ein U n fa ll begegnet, der zwar glücklich ver­

laufen ist, aber sehr leicht schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können. D ie „P o s t" th e ilt darüber folgendes m it: Heute frü h gegen 8 U hr unternahm der Reichskanzler in B egleitung seines A djutanten, des H auptm anns Ebmeyer, seinen gewöhnlichen S p a z ie rritt nach dem T hiergarten. A ls die Herren um 10 U hr zurückkehrten und von der Lennv-S traße kommend den T h o r­

weg durchreiten w ollten, stürzte plötzlich das P ferd des Reichs-

Muse, seine G ö ttin , zu Ih n e n hat er auch aufgeschaut wie zu dem U rb ild weiblicher Schönheit und Vollkommenheit. S t i ll tru g er seine Liebe, seine unendliche Liebe, im Herzen, denn der arme mittellose S tu d e n t konnte sich der gefeierten N irw a n a doch nicht nahen, vo r der die goldene Jugend der Residenz auf den Knieen lag. D a , ich sehe ihn noch vor m ir, kam er an einem Abend zu m ir in die gemeinsame Kammer herauf gestürzt, Glückseligkeit in den Augen. — „ K u r t , " rie f er, „Herzensfreund, ich habe sie gesehen, sie gesprochen, sie hat m ir zugelächelt."

E in F reund hatte ih n eingeführt in die lustige Gesellschaft, der S ie präsid irte n ; oh, er w ar überglücklich, nichts existirte mehr fü r ih n , selbst ich, sein bester Freund, w a r vernachlässigt, er lebte n u r fü r S ie . E r sah S ie oft, sehr oft, er hat zu Ih r e n Füßen gelegen, S ie haben seine Lippen geküßt, S ie haben ihm Gegenliebe versichert. — D a , es w ar wieder an einem Abend, kam ein schwerer, müder T r i t t die Treppe h e ra u f; Fritz tra t ein, blaß, gebrochen, m it verstörtem Antlitz. Ic h wußte bald, w orum es sich handelte, er hatte S ie zum Weibe begehrt, er hatte verlangt, S ie sollten Ih r e Liebesversicherungen zur W a h r­

heit werden lassen und S ie ? S ie hatten ihm ins Gesicht gelacht und gesagt, wie er glauben könnte, daß S ie , die N irw a n a , einen bettelarmen In g e n ie u r heirathen könne! Fritz w a r verzw eifelt;

keine T hräne trübte sein A uge; meine Tröstungsversuche waren vergebens. W ir legten uns nieder... Nach M itte rn a c h t"

— Kästner w ar dicht an Agathe hingetreten — „weckte mich ein heftiger K nall. — Fritz Feldheim hatte sich erschossen. — "

_________ (Fortsetzung fo lg t.)

Die Hauffeier in Aotsdam.

A m 31. August 1888 ist der jüngste S o h n unseres Kaiser­

paares im Stadtschlosse zu P otsdam getauft worden. E in hoher

kanzlers infolge der G lä tte auf dem Asphalt unter dem Thorbogen m it dem linken V ord e r- und linken H in te rb e in zugleich nach der -Innenseite zur Erde. M i t großer Geistes­

gegenwart machte der Reichskanzler schnell seinen linken Fuß vom B ügel fre i, wodurch verhütet wurde, daß er unter das P fe rd zu liegen kam. E r wurde zwar durch die W ucht des Falles zu Boden gerissen, aber von seinem A djutanten, H aupt- mann Ebmeyer, welcher ebenso schnell vom P ferd gesprungen und ohne sich um das letztere w eiter zu bekümmern, seinem Chef zur H ilfe geeilt w ar, wieder aufgerichtet. D ie Pferde waren glücklicher Weise ru h ig auf der S te lle geblieben und konnten von den» hinter den Herren reitenden D ie n e r fest­

gehalten werden. D e r Reichskanzler hatte in keiner Weise Schaden genommen und begab sich unverletzt in seine W ohnung.

— D as Herrenhaus t r it t am 12. J u n i wieder zusammen.

— Dem Bundesrathe liegt ein E n tw u rf über allgemeine polizeiliche Bestimmungen betreffend die Anlegung von D a m p f­

kesseln vor.

Düsseldorf, 5. J u n i. D as Reichsgericht genehmigte die Revision des U rth e ils des Elberfelder Schwurgerichts gegen die Zeugen Rieckmann, Krause und Gemmer, welche wegen M e in ­ eides, begangen in dem W upperthaler Sozialistenprozeß, zu

1 1 / 2 resp. 1 J a h r Zuchthaus ve ru rth e ilt worden waren, und ver­

wies die Angelegenheit zur abermaligen V erhandlung an das Schwurgericht in Elberfeld.

Köln, 4. J u n i. Reichskommissar Wissmann sagte durch T elegram m aus Aden zu, am 30. J u n i K ö ln zu besuchen. Es werden große Empfangsvorbereitungen getroffen. Wahrscheinlich n im m t Wissmann an der Generalversammlung der gesammten deutschen Kolonialgesellschasten theil, w o rin hervorragende A frik a ­ reisende über K olonien berichten werden. Nach der Versamm­

lung findet eine Festfeier zu Ehren des Afrikaforschers statt.

Karlsruhe, 4. J u n i. D e r Chef des Generalstabes der Armee, G ra f v. Waldersee, weicher im Schlosse zu Baden-Baden übernachtete, hat heute m itte ls Extrazuges die strategischen Bahnen besichtigt; an der F a h rt nahmen die P rinzen K a rl und M a x, sowie die M in is te r D r. T u rb a n und Ellstätter und der komman- dirende General v. Schlichting theil. Abends 9 ^ U hr tr if ft General G ra f v. Waldersee wieder in Baden-Baden ein.

Ausland.

P a ris , 4. J u n i, D as Zuchtpolizeigericht verurtheilte, wie verlautet, den M a rq u is M o ro s wegen Aufreizung zu Ansamm­

lungen anläßlich der Kundgebung am I . M a i zu drei M onaten Gefängniß und den Mitangeklagten A rbeiter Vallöe zu einem M o n a t.

Brüssel, 4. J u n i. D e r „ P a tr io te " meldet die dem- nächstige Verlobung des P rinzen B a ld u in m it der Prinzessin Klementine. D ie Hoskreise sehen die Nachricht als zuverlässig an.

Petersburg, 5. J u n i. Gestern nachmittags fand in Z a rs - koje S e lo zu Ehren des P rinzen von Neapel eine Parade des Garde-Husarenregiments statt. G roßfürst N ikolaus S o h n und Großfürst P a u l an der Spitze des Regiments und Zarewitsch an der Spitze seiner Eskadron d efilirten vo r dem P rinzen von Neapel.

Nach d K Parade fand ein Dejeuner beim Großfürsten W la d im ir statt, abends ein G aladiner der italienischen Botschaft, welchem sämmtliche M in is te r und höchste Hofchargen und W ürdenträger beiwohnten. B e i der Rückkehr nach der italienischen Botschaft wurde der P rin z von dem zahlreichen P u b liku m auf das leb­

hafteste begrüßt. D e r P rin z t r it t morgen eine zweitägige Ex- kursion nach F in n la n d an.____________________________________

Arovinzial-Nachrichien

Schönste, 4. J u n i. (E in Hühnerei von ungewöhnlicher Größe) und dem respektablen Gewicht von I M G ram m befindet sich im Besitz des Apothekers Riebensahm hierselbst. Das Durchschnittsgewicht eines gewöhnlichen Hühnereies beträgt 35— 45 G ram m.

M a rie n w e rd e r, 5. J u n i. (Aus freien F u ß gesetzt). Der vor nahezu drei Wochen unter der Beschuldigung der Majestätsbeleidigung verhaf­

tete Regierungssekretär B . von hier ist auf die gegen seine Verhaftung eingelegte Beschwerde hier gestern Abend wieder auf freien F u ß gesetzt worden.

M a rie n b u rg , 4. J u n i. (D er sozialdemokratische Agitator) und frühere Student Rübsamen wurde in der heutigen Schöffengerichtssitzung wegen Aufreizung und Aufforderung zu einer unerlaubten Versammlung zu 2 M onaten Gefängniß verurtheilt. R ., bereits seit 4 Wochen in Untersuchungshaft befindlich, tritt seine S tra fe gleich an.

):( A u s dem Kreise F la to w , 5. J u n i. (Feuerlöschwesen). W ie alle Wohlthätigkeitseinrichtungen unseres Kreises, so hat sich auch das Feuerlöschwesen vielfach der Unterstützung der Behörden zu erfreuen gehabt. S o sind den Gemeinden Wordel und Grünlinde Zuwendungen von je 600 M k. und der Gemeinde Kappe 300 M k. als Beihilfen zur Beschaffung von Feuerlöschspritzen gemacht worden. Der in F la to w ins Leben getretenen freiwilligen Feuerwehr ist von der Provinz sogar eine

K reis fürstlicher Personen versammelte sich am M ittw och eben­

daselbst, um Zeuge eines gleichen feierlichen Aktes zu sein, der T a u fe des erstgeborenen Kindes des P rinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold. D ie feierliche H andlung spielte sich in den Gemächern des Schlosses ab, welche Friedrich der Große jahre­

lang bewohnt hat. D e r R aum , welcher heule als T a u fsa a l diente, gehörte zu den inneren Gemächern des großen K önigs und ist noch in demselben Zustande erhalten, wie er ihn ver­

lassen hat. D ie W ände sind m it blaßblauem A tla s und silbernen Tressen bekleidet, der P la fo n d , in zartrosa Nuance gehalten, m it silbernen Arabesken. Eine Ballustrade m it Genien in ge­

triebenem S ilb e r tre n n t dies Gemach von dem eigentlichen B ibliothekraum , der als Taufkapelle hergerichtet war. D e r A lta r w ar m it Purpursam m et bekleidet und m it einem goldgestickten Antependiuni, von einem purpursaminetnen Baldachin überragt.

A n der Wandseite befand sich jenes herrliche B ild aus der Kapelle des P a la is der K aiserin Friedrich, das in Schmerzen geneigte H a u p t des Erlösers darstellend, ein K leinod des könig­

lichen Hauses. W ährend das alte Glockenspiel auf der G arnison­

kirche seine M elodien erschallen ließ, kamen von allen S e ite n die fürstlichen Gäste und die sonst zur T a u fe Geladenen herbei.

I n dem Augenblick, als der Kaiser durch das F ahnenportal unter dem J u b e l der Bevölkerung einfahrend das Stadtschloß betrat, stieg auf der Z in n e desselben die Purpurstandarte empor.

W ährend sich der H o f im Bronzezimmer versammelte, waren die Zeugen in den Marschallsaal getreten. D ie M u tte r des T ä u f­

lin g s , die Prinzessin Friedrich Leopold, w a r inzwischen an der A ltarstätte erschienen, die grüne Gewächse und B lu m e n von allen S e ite n umgaben. D ie Prinzessin tru g ein Häubchen. E in solches w ird bekanntlich bei der heiligen H andlung von allen T a u fm ü tte rn des preußischen Königshauses getragen. V o n weißem

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