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fü r T h o r n und BorstädLe frei ins H a us: vierteljährlich 2 M a rk , monatlich 67 P fennig pränum erando;
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A u s g a b e
t äg l i c h 6Vs Uhr abends m it Ausschluß der S onn- und Feiertage.
Redaktion und Expedition:
Katharinenstr. 204.
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fü r die Spaltzeile oder deren Raum 10 Pfennig. Inserate werden angenommen in der Expedition Thorn Katharinenstr. 204, Annoncen-Expedition „Jnvalidendank"
in B e rlin , Haasenstein u. Vogler in B e rlin und Königsberg, M . Dukes in Wien, sowie von allen anderen Annoncen-Expedirionen des I n - und Auslandes.
Annahme der Inserate fü r die nächstfolgende Nummer bis 1 Uhr mittags.
Sonntag den 7. September 1890. V III. Zahrg.
*
§
Die Sedanfeier und die Sozialdemokratie.
Daß den Sozialdemokraten nichts zu hoch und zu heilig ist, wenn sie n u r erreiche», die Massen gegen alle, die nicht ihre korrupte Zukunftsidee theilen, aufzuhetzen, ist ja h inläng
lich bekannt; zumal gefällt sich ihre Presse d a rin , alles, was heutzutage im „feindlichen L ager" passirt, durch Verzerrung und Verdrehung der Thatsachen ihren „Genossen" in ein solches Licht zu stellen, wie es ihren Bestrebungen entspricht, ob dies dann w eit von der W ahrheit abweicht oder nicht, bleibt ihnen gleich, wenn n u r der „e d le " Zweck dam it erreicht w ird . Eine Entstellung von Thatsachen sonder gleichen, die schon mehr eine Unverschämtheit genannt werden könnte, wenn sie eben nicht zu absurd und lächerlich wäre, findet sich in dem leitenden O rgan der Sozialdemokraten in der Donnerstag-Nummer. Es heißt da im „B e rlin e r V o lk s b la tt": „D e r Sedantag ist genau in der A r t und Ausdehnung gefeiert worden, wie w ir es vorausgesagt hatten. N u r noch etwas spärlicher. B lo s in ein paar S tädten gelang es, Massen in Bewegung zu setzen und dies auch n u r dadurch, daß die Schulen und Fabriken geschlossen und die Schulkinder und A rbeiter auf die S traße gesetzt w urden." D ies ist doch mehr als ein bloßer Druckfehler! Gerade in diesem Jahre ist die Sedanfeier in einer Weise begangen worden, so großartig, wie fast in keinem der V orjahre und wenig Ortschaf
ten im deutschen Reiche w ird 's gegeben haben, wo nicht eine offizielle Feier stattgefunden hat, keine aber, wo des Sedantages überhaupt nicht m it freudigem Stolze gedacht worden ist. Es würde zu w eit führen, a ll die g r o ß a r t i g e n Festlichkeiten an
läßlich des Sedantages hier auszuzählen, uns genügt es und gereicht es zur großen Freude, konstatiren zu können, daß sie stattgefunden haben, ein echter N ationalfeiertag im Norden und Süden, Westen und Osten Alldeutschlands. A llerdings nicht nach Ansicht des „V o lk s b la tts ." „D a ß das Fest", so schreibt dies geschätzte O rgan w eiter, „kein nationales, sondern ein Parteisest in des W ortes vollster Bedeutung, das zeigt uns ein Blick auf die Festanordner, Festredner u. s. w ." Sozialdemo- kratische F ührer find allerdings nirgends als Festredner bei der N a tio n alfe ie r aufgetreten und das ist selbstverständlich, da die Sozialdemokratie überhaupt nicht n a tio n a l, sondern in te rn a tio n a l sein w ill. I m übrigen ist die Feier aber gerade in diesem Jahre allgemein begangen worden, und selbst solche P arteien, die, zum T h e il wenigstens, sonst schmollend bei S eite standen, haben sich an der Feier der 20jährigen Wiederkehr des Tages von Sedan gern und w illig betheiligt. W enn man alle die sozial- demokratischen W äh le r, welche sich am 2. September als deutsche P a trio te n gefühlt und dieses Empfinden bethätigt haben, vom Bestände der sozialdemokratischen P a rte i abziehen wollte, zu einem wie kleinen H äuflein würde diese dann zusammen
schmelzen !
politische Tagesschau.
D r. N ippold in Jena wendet sich in seiner bereits er
wähnten E rklä ru n g bezüglich der von der „T ä g l. Rundschau"
veröffentlichten angeblichen B r i e f e d e r K a i s e r i n A u g u s t a entrüstet gegen die in solchen P ublikationen liegende In d is k re tio n und sagt: „K e in e r P riv a tfa m ilie gegenüber würde das erlaubt sein, was bei den fürstlichen Begründern des Reiches
Gesühnte Schuld.
Roman von E w a l d A u g u s t K ö n i g .
--- (Nachdruck verboten.) (37. Fortsetzung.)
„S chön, schön, machen S ie sich n u r L u f t ! " sagte der I n spektor heiler, „w a s im In n e r n tobt, muß heraus, ich nebm's Ih n e n durchaus nicht übel. W ollen S ie sich n un gütigst er
heben? A n Flucht werden S ie als verständiger M a n n hoffentlich nicht denken — "
„Lassen S ie mich lo s !" brauste Lucian auf, als die sehnige Faust T u rn e rs seinen A rm m it eisernem G r iff umklammerte.
„ S ie haben durchaus kein Recht, mich in dieser Weise zu be
handeln! W as wollen S ie überhaupt von m ir ? "
„S o llte n S ie das wirklich nicht wissen?" spottete T u rn e r, während er und Gaspard den Gefangenen zwangen, sich zu er
heben. „ M i r gegenüber den Schuldlosen zu spielen wäre ver
lorene M ühe, das müßten S ie doch einsehen, vor dem U n te r
suchungsrichter mögen S ie es meinetwegen versuchen, ich bin neugierig daraus, ob es Ih n e n gelingt. Kennen S ie diesen braven Jungen, der m it der Gewandtheit eines englischen Boxers S ie niedergeworfen hat? Nicht? Aber er kennt S ie um so besser, er ist der Bote, der dem N o ta r D u m o n t den U ria sb rie f ge
bracht hat. H a lt n u r fest, Gaspard, w ir haben keinen weiten Weg zur Polizeiwache."
W ieder entfuhr eine Verwünschung den Lippen Lucians, der vergeblich sich aus den Händen seiner B egleiter zu befreien versuchte.
„ S ie werden diese v ö llig ungerechtfertigte Verhaftung b itte r bereuen,^ sagte er knirrschend. „ Ic h weiß jetzt, daß S ie ein P olizeispion sind, ich kann nun auch errathen, welchen Verdacht S ie gegen mich hegen, aber S ie werden Ih r e n I r r th u m bald erkennen und dann fordere ich als erste Genugthuung Ih r e so
fortige Entlassung."
„S ch ö n , es wäre m ir angenehm, wenn ich bald p e n fio n irt
gestattet sein soll. W enn das bestehende Recht keine A bhilfe ge
w ährt, dürfte es hohe Z e it sein, an die A u sfü llu n g dieser Lücke zu denken, bevor die Konsequenzen gezogen werden, an welche die ersten Urheber solcher In d iskre tio n e n gewöhnlich am wenigsten denken."
W ie die „N a tio n a l-Z tg ." zuverlässig erfährt, ist bis jetzt keinerlei thatsächlicher A n h a lt fü r die Annahme vorhanden, daß die Angelegenheit des S p e r r g e l d e r f o n d s auf anderer Grundlage als der des Gesetzentwurfs der vorjährigen Land
tagssession geregelt werden soll. — Dagegen w ird der „B örsen- zeitung" geschrieben: Zwischen der K urie und der preußischen Regierung schweben nicht n u r Verhandlungen über ein neu einzubringendes Sperrgeldergesetz, sondern auch über die B e
setzung des erzbischöflichen S tu h le s in Posen-Gnesen. D ie V e r
handlungen werden im freundschaftlichsten Geiste geführt, wes
halb auch beide Gegenstände auf der Katholikenversammlung in Koblenz nicht berührt wurden.
D ie r h e i n i s c h - w e s t f ä l i s c h e n I n d u s t r i e l l e n haben sich auf Veranlassung des Handelsministers über die Beschlüsse der Reichstagskommission zur Gewerbeordnung den „H am burger Nachrichten" zufolge dahin geäußert, daß die S o n n t a g s r u h e von 30 S tu n d e n , wie sie von der Reichskommission vorgesehen ist, sowohl fü r die Arbeitgeber, wie fü r die Arbeitnehmer von außerordentlichem Schaden sein würde, und schlagen deshalb vor, daß es bei der 24stündigen Sonntagsruhe, die in der Vorlage der verbündeten Regierungen vorgesehen ist, sein Bewenden habe.
Des weiteren wünschen sie, daß aus der Gemerbeordnungs- novelle die differentielle Behandlung der ve rh e ira te te n und un- verheiratheten Arbeiterinnen in der Saisonindustrie beseitigt werde.
D er L e v a n t e t a r i f , welcher am 15. J u n i d. J s . in K ra ft getreten ist, erfährt lebhafte A ngriffe seitens der Spedi- tionsinteresienten. Dieser G ü te rta rif ist von den sächsischen und preußischen Staatsbahnverw altungen und der deutschen Levante
lin ie in Ham burg vereinbart worden, um die deutsche A u sfu h r nach den Häfen der Balkanhalbinsel zu steigern. E r gewährt sehr b e d e u t e n d e F r a c h t e r m ä ß i g u n g e n , macht aber die P latzverm ittelung des Hamburger Spediteurs überflüssig. D ie Beeinträchtigung, welche dam it den Speditionsinteressen erwächst, mag im m erhin bedauert werden, aber es ist klar, daß die I n teressen unserer In d u s trie höher stehen müssen, als die einer kleinen Anzahl von V e rm ittle rn . D e r neue T a r if, der gleich
zeitig auch dem Interesse der deutschen Rhederei dient, gewinnt nach der erfolgten Vereinbarung des deutsch-türkischen Handels
vertrags eine um so höhere Bedeutung. D ie Vereinigten S taaten von Amerika sind dabei, M aßregeln zu treffen, welche sich gegen die europäische und dam it auch gegen die deutsche E in fu h r richten.
Es ist ganz am Platze, wenn nun deutscherseits M aßregeln ge
troffen werden, die uns in den S ta n d setzen können, den drohenden A u s fa ll durch eine E r w e i t e r u n g u n s e r e r A u s f u h r nach dem Osten zu decken.
D r . P e t e r s w ird , wie verlautet, in Ostafrika wahrschein
lich in ähnlicher Weise wie E m in Pascha verwandt werden, in dem er gleichzeitig als außeretatsmäßiger H ilfs a rb e ite r engagirt und dem kaiserlichen Kommissar des Schutzgebietes beigegeben w ird.
würde, denn ich bin ein a lte r M a n n ," erwiderte T u rn e r in seiner gewohnten, ruhigen und heiteren Weise, „aber ich fürchte, der gute Dienst, den ich heute wieder einm al der Menschheit geleistet habe, w ird die E rfü llu n g dieses Wunsches noch weiter hinausrttcken. S ie haben w ohl gar nicht an das Damokles
schwert gedacht, das über Ih r e m Haupte hing? W ie sollten S ie auch! D e r T h ä te r w ar ja entdeckt, verhaftet und durch Beweise ü b e rfü h rt! J a , ja , wenn der arme T e u fe l keinen Freund gehabt hätte, der fü r ihn e in tra t, dann könnten S ie demnächst in P a ris ein lustiges Leben fü h re n !"
„D ieser Freund w ar w ohl eine F re u n d in ?" spottete Lucian, der allmählich seine Fassung wiederfand.
„A h , das wissen S ie auch schon?"
„ Ic h vermuthe es; S ie haben sich durch das boshafte Ge
schwätz eines von glühendem Haß beseelten Weibes irre führen lassen."
„M e in e n S ie w irklich? N a, w ir werden ja bald Gewißheit haben. Aber glauben S ie n u r ja nicht, daß ich mich zu einer voreiligen H andlung verleiten lasse! Sehen S ie , gestern erst wurde auf S ie der Verdacht gelenkt ; ich w ollte anfangs selbst nicht daran glauben, w e il alle Beweise fü r die Schuld A rn o ld s sprachen. Aber meine P flich t mußte ich e rfü lle n : ich reiste so
gleich nach B rü ffe l und fand in den Untersuchungsakten eine Zeugenaussage, die mich stutzig machte. M e in braver Gaspard hier hatte seine Aussagen sehr ernst genommen, er versicherte, die S tim m e des M örders habe anders geklungen wie die S tim m e Lateaus: daraufhin nahm ich ih n m it, um ihm Gelegenheit zu geben, auch Ih r e S tim m e zu hören. Es machte sich alles ganz vortrefflich. D as Z im m e r neben dem Ih rig e n w a r zu vermiethen, Gaspard erkannte Ih r e S tim m e , na, und das übrige wissen S ie . D ie Angst Ih re s bösen Gewissens hat S ie richtig in die Falle getrieben — meinen S ie nicht auch, daß ich ein vortrefflicher Schauspieler geworden w ä re ? "
„ H o l S ie der T e u fe l!" brummte Lucian.
„ D a m it e ilt es m ir noch nicht," lachte der Inspektor, „w e n n
O bw ohl über die Verhandlungen m it dem S u lta n von S ansibar wegen Ueberlassung der d e u t s c h e n F e s t l a n d s küst e i n O s t a f r i k a noch nichts sicheres bekannt geworden, be
ginnen deutscherseits bereits die Vorbereitungen zur Uebersiede- lung nach der Küste, fü r welchen Zweck zunächst auf die H er
stellung einer gesicherten K a b e l v e r b i n d u n g zum Anschluß an das Kabel von Sansibar nach Europa Bedacht zu nehmen ist. Nach einer den B lä tte rn zugehenden M eldung aus London ist der D am pfer „A m b e r" in S ansibar angekommen, um das deutsche Kabel von dort nach D ar-es-S alaam und Bagamoyo zu legen. D a die Entfernung zwischen der In s e l und dem Fest
lande n u r wenige S tunden beträgt, so ist anzunehmen, daß die Legung des Kabels nicht lange Z e it in Anspruch nehmen und bereits vollendet sein w ird , wenn der Reichskommissar v. Wiss- mann an O r t und S telle zurückkehren w ird , was im Laufe der nächsten M onate geschehen soll.
D ie B e w a f f n u n g der ö s t e r r e i c h i s c h - u n g a r i s c h e n A r m e e und der österreichischen Landwehr m it M anlicher- Repetirgewehren (K a lib e r von 8 M illim e te r) ist gegenwärtig so vollständig durchgeführt, daß auch der V e rra th an W affen fü r eine eventuelle M o b ilis iru n g bereit steht. Gegenwärtig w ird an der Umgestaltung der anfangs erzeugten 200 000 Stück M a n - licher-Gewehre von 10 M illim e te r K aliber auf das K a lib e r von 8 M illim e te r gearbeitet, w o m it der Landsturm ausgerüstet werden soll. Einen großen M iß e rfo lg hat die ungarische Waffensabrik auszuweisen, welche den B edarf fü r die ungarische Landwehr herstellen sollte, und deren Erzeugnisse sich als unbrauchbar er
wiesen haben, so daß die erforderlichen Gewehre n u r in S te p r hergestellt werden müssen. D as rauchschwache P u lv e r hat sich sowohl bei den Jnfanterieübungen, als auch bei den kürzlich dam it angestellten Schießübungen der A rtille rie vollkommen bewährt.
D ie volkswirthschaftliche Sektion des L a n d - u n d F o r s t w i r t h s c h a f t l i c h en K o n g r e s s e s in W ie n nahm einen A n trag an, welcher die B ild u n g einer m i t t e l e u r o p ä i s c h e n Z o l l l i g a , Abmachungen zwischen denjenigen S ta a te n , die der Liga angehören, behufs Ausschließung einer wechselseitigen Schädigung durch F ra ch tta rifp o litik, ferner die Regelung der V a lu ta in den betreffenden S taaten und die W a h l einer Kommission m it Kooptationsrecht zum Zwecke der B ild u n g eines internationalen Vereins fü r nothwendig erklärt.
D ie Z o l l v e r w a l t u n g veröffentlicht den Bericht über d i e H a n d e l s b e w e g u n g i n F r a n k r e i c h f ü r 1889. W ährend dieses Jahres belief sich der Im p o r t Deutschlands nach Frank
reich auf 4 5 7 601 000 Franks gegenüber 441 300 000 Franks im Jahre 1888. D e r E xport Frankreichs nach Deutschland be
tru g 1889 383 361 000 Franks gegenüber 363 273 000 Franks im V o rja h r.
I n der f r a n z ö s i s c h e n P r e s s e machen sich wieder V e r
suche, gegen I t a l i e n z u i n t r i g u i r e n , bemerkbar, und zwar sind Verhetzungen zwischen It a lie n und der P fo rte im Schwange.
S o w ird im „F ig a ro " allerlei über Verträge erzählt, die Lord S a lis b u rp m it It a lie n bezüglich afrikanischen Gebietes abzu
schließen im Begriffe stehe; dann w ird w eiter glauben zu machen gesucht, daß sich It a lie n m it der Absicht eines weiteren V o r
dringens in T r ip o lis trage. Gleichzeitig w ird in der F o rm
er einen von uns beiden holen w ill, so w ird er sicherlich Ih n e n w ohl den Vorzug geben. S o , hier sind w ir am Z ie le ."
„Noch eine F ra g e ," unterbrach Lucian ihn rasch, ehe sie in das Haus hineingingen, in dem die Nachtwache der P olizei sich befand. „ W ir d Madame D u m o n t n un auch verhaftet werden?"
„D a s weiß ich nicht, darüber hat der Untersuchungsrichter zu bestimmen."
S ie traten nun in das B ureau des wachthabenden K om missars, der, aus leichtem Schlum m er erwachend, erstaunt von seinem S opha aufsprang, als T u rn e r B a rt und Perrücke ab
nahm und seinen B egleiter als den M ö rd e r des N o ta rs D u m o n t vorstellte.
E r glaubte anfangs, daß man sich einen Scherz m it ihm erlauben wolle, eine zornige E rw iderung schwebte ihm schon auf der Zunge, aber einige W orte des Inspektors genügten, ihn von der W ahrheit der Anklage zu überzeugen.
Und als nun die Taschen des Gefangenen geleert wurden, fand man in dem kleinen Paketchen eine Geldbörse, einen schweren S ie g e lrin g und eine sehr werthvolle Taschenuhr, die auf der in n e rn S eite des goldenen Gehäuses den Namen des N otars Josef D u m o n t trug.
Lucian w ollte das Paketchen gefunden haben, aber diesen Beweisen gegenüber hielt man es fü r überflüssig, Fragen an ihn zu richten, das Verhör konnte füglich dem Untersuchungsrichter überlassen bleiben.
Lucian wurde vorläufig hinter Schloß und R iegel gebracht, ein Polizeibeam ter mußte ihm Gesellschaft leisten, um jeden Fluchtversuch unmöglich zu machen.
T u rn e r blieb bei dem Kommissar zurück, der seiner E rre gung über diese Entdeckung noch im m er nicht gebieten konnte.
„W e r hätte das gedacht!" sagte der letztere, „diese E n thüllung w ird gewaltiges Aufsehen machen und Ih n e n möglicher Weise manchen Feind schaffen."
„W e s h a lb ? " fragte T u rn e r ruhig.
einer M eldung, daß dies die P fo rte beabsichtige, letzterer nahe
gelegt, Ita lie n jede Konzession fü r Eisenbahnen und S traß en zu verweigern.
L a u t einer M eldung im „ X I X . S iö c le " bereiten gegen
w ä rtig die M u h a m e d a n e r im ganzen S u d a n einen heiligen K r i e g g e g e n F r a n k r e i c h vo r, dessen Regierung zur U nter
drückung der Erhebung eine ansehnliche S treilm acht, vo r allem A rtille rie , gegen den S u d a n aufzustellen beabsichtige.
D ie rumänischen B lä tte r erwarten nach einer M eldung des
„H am b. K o rr." die V e r l o b u n g des r u m ä n i s c h e n T h r o n f o l g e r s m it einer T o c h t e r d e s P r i n z e n v o n W a l e s , w o m it die Reise der K ön ig in nach England zusammenhänge.
Deutsches Aeich.
B erlin , 5. September 1890.
— Se. Majestät der Kaiser wohnte heute dem K orps
manöver des 9. Armeekorps im Gelände bei B a u bei. D ie Ge
neralidee fü r den heutigen ersten M anövertag w ar folgende:
Eine Norddivision ist an der Eider dem A n g riff eines Südkorps ausgewichen und zieht sich nach Nordschleswig zurück; das Südkorps folgt, in J ü tla n d werden N ordtruppen zusammen
gezogen. — B e i dem gestrigen Paradediner brachte Se. Majestät der Kaiser etwa folgenden Toast a u s: „ E r freue sich, auf dem Boden Schleswig-Holsteins zu weilen und das 9. Armeekorps zu begrüßen. E r misse sehr wohl, daß eine Z e it, wie die jetzige, viel A rb e it, M ühe und V orbereitung erfordere, ebenso aber auch, daß dem S oldaten das Lob seiner Vorgesetzten zur höchsten Genugthuung gereiche. E r werde nie die hohe Freude ver
gessen, die E r empfunden, als E r als junger S o ld a t zum ersten
male von seinem H auptm ann belobt worden sei. E r trinke auf das W o h l des 9. Armeekorps." M orgen V o rm itta g gedenkt Se. M a j. der Kaiser die M anöverflotte zu inspiziern.
— Ih r e Majestät die Kaiserin empfängt heute Abend im Schlosse zu Gravenstein die Dam en der P ro v in z Schleswig- Holstein.
— Ih r e Majestät die Kaiserin Friedrich ist m it den P r in zessinnen Töchtern gestern Abend in Venedig eingetroffen.
— D e r König von R um änien tra f am Donnerstag zum Besuche der fürstlich Hohenzollern'schen F a m ilie in der V illa W einburg ein, wo diese zur Z e it verweilt.
— D e r „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Reihe von Auszeichnungen, die Se. M ajestät der Kaiser anläßlich seiner Anwesenheit in Schleswig-Holstein verliehen hat, der Ober
präsident der P ro vin z von S te in m a n n erhielt den Kronenorden 1. K l., G ra f A d o lf von Reventlow den S te rn zum rothen A d le r
orden 2. K l., G ra f K u rt von Reventlow den rothen Adlerorden 2. K l. m it Eichenlaub. D er Landrath von Lauenburg von Dolega Koczierowski erhielt die Kammenherrnwürde. D er Land
ra th des Kreises P lö n , G ra f Christian zu Rantzau die Kammer
junkerwürde, und der Bürgermeister von K ie l, Fuß, den T ite l Oberbürgermeister.
— D ie W iederwahl des H errn von Forckenbeck zum Ober
bürgermeister von B e rlin auf eine weitere 12jährige Am tsdauer hat nunmehr die königl. Bestätigung erhalten.
— D ie R eparatur des österreichischen Panzerschiffs „K ro n prinz Erzherzog R u d o lf", die auf der W e rft zu K ie l erfolgt, soll bis zum 10. d. M . beendet sein. D a n n t r it t das Schiff m it den übrigen Schiffen des österreichischen Geschwaders die gemeinsame Heimreise an.
Hamburg, 5. September. A us Sansibar hier eingegangene direkte Nachrichten bestätigen, daß der deutsche Postdampfer
„R eichstag" im In n e r n des Hafens von D ar-es-S alaam strandete und daß, um demselben H ilfe zu leisten, der Kreuzer „S chw albe"
dorthin abgegangen ist.
Homburg v. d. H., 4. September. D er P rin z von W ales hat heute V o rm itta g dem Fürsten von Bismarck einen Besuch gemacht, nachdem der Fürst den P rinzen nicht zu Hause ange
troffen hatte. U m 5 U hr abends ist der P rin z von W ales nach F ra n k fu rt gefahren, von wo er noch heute nach England weiterreist.
Dresden, 5. September. D as königliche Hoflager mußte von P illn itz nach S tre h le n verlegt werden, da das Eibwasser in einige T heile des Schlosses eindrang.
München, 5. September. D e r Prinzregent ernannte m itte ls Dekrets, d a tirt München den 26. August, den D om - probst Schock zu W ürzburg zum Erzbischof von Bamberg.
„N u n , Madame D u m o n t w ird als der Mitschuld verdächtig n un auch verhaftet werden müssen!"
„W e n n sie schuldig ist, so muß sie die Schuld auch sühnen.
Ic h werde den ersten Z u g benutzen, um meinen Gefangenen nach Brüssel zu bringen, einen R a p p ort schreibe ich sogleich, S ie haben die Güte, ihn morgen frü h unverzüglich dem hiesigen Untersuchungsrichter zu übergeben, der H e rr w ird dann das weitere anordnen. Ic h glaube, es genügt einstweilen, wenn Madame D u m o n t in ihrem Hause bewacht w ird , ich werde von Brüssel aus telegraphiren, ob sie dorthin gebracht werden muß."
„G la u b e n S ie an die Schuld dieser D am e?" fragte der Kommissar, während er dem alten H e rrn die nöthigen Schreib
m aterialien fü r den R apport zurechtlegte.
„G e w iß , die Verhältnisse in dem Hause waren ja so zer
fahren, daß die F ra u keinen heißeren Wunsch hegen konnte, als von den drückenden Fesseln befreit zu werden. Ic h vermuthe, daß sie jenen U ria sb rie f geschrieben hat, der den N o ta r seinem M ö rd e r überlieferte."
D e r Inspektor nahm nach diesen W orten die Feder auf und schrieb lange an seinem R a p p o rt; einige S tu n d e n später fu h r er m it Gaspard und seinem Gefangenen, der jetzt von einigen handfesten Personen bewacht wurde, nach Brüssel.
Siebentes K apitel.
D a s G e s t ä n d n i ß .
Lucian Gerold hatte seine einsame Zelle m it dem festen Entschluß betreten, die T h a t trotzig zu leugnen, jedem S chuld
beweis dreist die S tirn e zu bieten und sich nicht in Widersprüche verwickeln zu lassen.
E r hatte erwartet, daß der Untersuchungsrichter ihn noch an demselben Tage verhören werde und eS diente einigermaßen zu seiner B eruhigung, daß dies nicht geschah.
E r glaubte nun daraus den Schluß ziehen zu dürfen, daß
Ausland.
Wien, 4. September. A us Serajewo w ird gemeldet, daß demnächst vie r neue bosnisch-herzegowinische Jnfanteriekompagnien zur Aufstellung gelangen.
Bern, 5. September. A m 1. und 2. August kommenden Jahres soll in allen Gemeinden der Schweiz die Feier der im Jahre 1291 erfolgten G ründung des Schweizerbundes erfolgen.
D ie von den Bundesbehörden angeordnete H auptfeier findet in Schwyz statt. Vorgesehen werden die Herausgabe von Fest
schriften und Denkmünzen, A bhaltung einer Festkantate, eines dramatisch-historischen Festspiels, ein Festgottesdienst und eine F a h rt nach dem R ü tli.
Rom» 5. September. D ie Rede des Unterstaatssekretärs D a m ia n i w ird als Vorbote der Neuwahlen betrachtet. A ls die wichtigsten Punkte der Rede erscheinen bezüglich der äußeren P o litik die Hervorhebung des Bestehens bestimmter Abmachungen m it England, sowie die Betonung einer Besserung der Bezie
hungen m it R ußland.
London, 5. September. I n M elbourne w ird eine große Expedition nach dem In n e r n ausgerüstet, um den Verbleib der vor 50 Jahren ausgezogenen Expedition des D oktor Leichardt und Classen auszuforschen. Es ist das Gerücht verbreitet, Classen lebe tief im In n e r n m it den Eingeborenen.
Kopenhagen, 5. September. D e r K önig von Griechen
land sowie P rin z Georg und der K ronprinz von Dänemark sind heute M orgen hier eingetroffen und von dem K önig, der K ö n ig in und der Kronprinzessin empfangen worden.
Warschau, 4. September. F ü r das am 6. September an der österreichischen Grenze stattfindende M anöver haben die T ruppen bereits Ausstellung genommen. D ie Reisedisposition des Zaren ist noch geheim, die E inladung zu dem Bankett des P rovinz-A dels hat der Z a r m it der M o tiv iru n g abgelehnt, er sei von den M anövern zu stark beansprucht.
Petersburg, 5. September. D e r K u ra to r des D orpater Lehrbezirks, Geheimrath Kapuzin, ist zum K u ra to r im Peters
burger Lehrbezirk, der bisherige Rektor der Warschauer U n ive r
sität, Law rowsky, zum K u ra to r des D orpater Lehrbezirks ernannt worden.
Konstantinopel, 5. September. D ie A nkunft des russi
schen T h ronfolgers hierselbst ist amtlich fü r A nfang Oktober an
gemeldet.
Washington, 4. September. D er V ertreter der Vereinigten S taaten in G uatem ala, M izn e r, hat von dort telegraphisch gemeldet, daß Guatemala und S ä n S a lv a d o r ihre T ruppen demobilisirten und form ell die Wiederherstellung des Friedenszu-
standes erklärten. ______ __________________
ZNrovinzürl-WüchriÄren
G o llu d , 3. September. (Folgen einer Unterlassung). E in hiesiger Fuhrwerksbesitzer war im verflossenen F rühjah r von einem hiesigen Dampssägewerk zur Heranscbaffung von Baumstämmen angenommen.
E r miethete siäi einen Arbeiter zum Fuhrwerkswesen, ohne denselben aber zur gemeinsamen Krankenkasse anzumelden. Beim Einfahren der Stämme in den Holzhos des Dampssägewerks wurde der Arbeiter erheb
lich verletzt. Seine Krankheit dauerte zwölf Wochen, während derselben sind Arzt- und Arzneikosten im Betrage von 50 M ark entstanden, außer
dem ist der Fuhrhalter vom Kreisausschuß, dem die Herstellung des Verunglückten nach dem Krankenversicherungsgesetz oblag, verpflichtet worden, fü r jene zwölf Wochen dem Arbeiter das Krankenunterstützungs
geld im Betrage von 70 Pfg. täglich zu zahlen, so daß neben einer empfindlichen Polizeistrafe fü r die verabsäumte Anmeldung zur Kranken
kasse der Arbeitgeber über 100 M ark zu zahlen hat. (Ges.) Briesen, 5. September. (Berichtigung) Unsere Notiz in letzter Nummer des Kreisblatts über das Feuer in Schönfließ ist dahin zu be
richtigen, daß zwei (nicht drei) Scheunen niederbrannten. Die weitere Bemerkung in derselben Notiz über die Entstehung des Feuers ist hin
fällig, weil eine Selbstentzündung des Getreides nicht vorkommen kann.
(B r. Kr.) P e lp lin , 4 September. (Belohnung). Eine besondere Begünstigung gewährt die hiesige Zuckerfabrik ihren Arbeitern. Jeder Arbeiter erhält nämlich, wenn er die ganze Betriebszeit zur Zufriedenheit der Fabrik gearbeitet hat, ein Geschenk von 10 M ark ausgezahlt.
Danzig, 4. September. (Verschwunden). Am vergangenen S o n n tag hatte sich der Stationsvorsteher a. D. Gädtke von hier, welcher be
reits 68 Jahre alt und ziemlich gebrechlich ist, m it seiner F ra u und mehreren Verwandten nach Neufahrwasser begebe» Nachdem die Gesell
schaft längere Zeit an der Slrandhalle gesessen hatte, beschloß ein Theil derselben nach dem Seestege zu gehen, während das ältere Paar am Tisch sitzen blieb. Gleich darauf äußerte G. zu seiner F rau, daß er der Gesellschaft folgen wolle, und erhob sich. Seitdem ist G. verschwunden und konnte sein A ufenthalt trotz eifrigen Nachsorschens nicht ermittelt werden.
Danzig, 4. September. (Höhere Bürgerschule). Das Realgymnasium zu S t. P e in soll zum Oktober gänzlich eingehen A n seiner Stelle soll eine lateinlvse höhere Bürgerschule m it der Berechtigung zur Aus-
nach Beweisen gesucht werden mußte, die vielleicht gar nicht ge
sunden wurden.
S chlim m w ar es allerdings sür ihn, daß man die U hr und den R in g des N otars in seinem Besitz gesunden hatte, aber auch dafür gab es vielleicht eine glaubwürdige E rklärung, durch die der Richter irre geführt werden konnte.
V era Lateau konnte dieses gefährliche Paketchen im Z im m er ihres B ruders gefunden und im Hause des N o ta rs heimlich niedergelegt haben, um die Untersuchung in andere Bahnen zu lenken.
Lucian hatte das Pakelchen auf der Treppe gesunden und ahnungslos mitgenommen, erst in seiner W ohnung entdeckte er den I n h a lt und die gefährliche In trig u e durchschauend, konnte er nichts klügeres thun, als sich dieser Gegenstände wieder zu entledigen.
Es w ar möglich, ja m it Sicherheit vorauszusehen, daß der Richter dieser E rklärung keinen G lauben schenkte, aber wie wollte er ihm die Lüge beweisen?
Im m e rh in blieb der Verdacht auf Lateau ruhen und er lenkte sich nun auf die Schwester — der Richter mochte sich an dieser harten Nuß die Zähne ausbeißen, die Schuld Lucians konnte er nicht beweise», wenn dieser hartnäckig bei seiner E r
klärung verharrte.
S o tra t er denn am nächstfolgenden Tage m it erhobenem Haupte vor den Untersuchungsrichter und noch ehe dieser eine Frage an ih n richten konnte, protestirte er in scharfem Tone gegen seine Verhaftung.
D e r Richter ließ ihn zu Ende reden, sein Blick ruhte prüfend auf dem trotzigen Gesicht.
„ S ie wissen, welche Anklage gegen S ie erhoben w ird ,"
sagte er ernst, „wissen S ie auch, welche Schuldbeweise in Ih re m Besitz gefunden worden sind? S ie müssen doch eingestehen, daß S ie diesen Beweisen gegenüber unmöglich leugnen können. W ollen S ie die T h a t eingestehen?"
„Jene Beweise fand ich im Hause des N o ta rs D u m o n t,"
stellung von Zeugnissen fü r den E in jä h rig -F re iw illig e n d ie n s t errichtet werden.
Danzig, 6. September. (Rückgang der Seeschifffahrt). Es waren in Westpreußen beheimatet Segel- und Dampfschiffe:
J a h r. Zahl der Schiffe. Netto-Raumgehalt Reg.-Tons. Besatzung.
1689 88 35 210 1125
1883 113 44 637 1458
Der Bestand der Schiffe ist m ithin um 25 Fahrzeuge m it einem Netto- Raumgehalt von 9427 Register-Tons vermindert worden und die Be
satzung sämmtlicher Schiffe hat um 333 M a n n abgenommen.
Tiegenhvs, 3. September. (Unglück durch Schußwaffe). I n dem Dorfe M arienau bei Tiegenhof hat das Spielen m it einem Revolver wieder ein Unglück hervorgerufen. E in Knecht F . und ein Dienstmädchen P. besahen einen Revolver, als der Schuß krachte und die Kugel dem Mädchen in die Brust drang.
E lb in g , 5. September. (Vergebung von Bauarbeiten direkt an Handwerker). Jnbetreff des Rathhausbaues, welcher auf 240000 M k.
veranschlagt ist, erfährt die „E ib . Z tg .", daß die erforderlichen Bauarbeilen nicht insgesammt an einen Unternehmer resp. Baumeister, sondern in einzelnen Losen an die verschiedenen Handwerksmeister zur Vergebung gelangen werden. Die Ausschreibung und Zuswlagsertheilung sämmt
licher Arbeiten soll noch in diesem Herbste erfolgen und dann im nächsten Frühjahr m it dem Um- und Anbau des Rathhauses begonnen werden.
Königsberg, 4. September. (Ehrlich). Gestern Nachmittag spielte aus dem Hofe eines auf dem Steindamm wohnhaften Konditors ein italienischer Leiermann, dem das Mädchen des Konditors fü r seine herr
liche Musik aus Versehen ein Zehnmarkstück gab. Das Mädchen merkte bald den Verlust und w ar untröstlich, doch schon nach kurzer Zeit wurden seine Thränen getrocknet: der ehrliche Ita lie n e r kam und brachte das Goldstück wieder zurück.
Königsberg, 4. September. (Die Eröffnung der städtischen F o rt
bildungsschulen lü r Handwerkerlehrlinge) w ird einstweilen unterbleiben.
Die E rfahrung hat nämlich gelehrt, daß ein regelmäßiger Besuch dieser Schulen n u r dann zu erzielen ist, wenn gegen deren Schüler bei nnent- schuldbarer Versäumniß und gegen deren Lehrherren und E ltern, sobald sie die Lehrlinge nicht zum Besuch der Fortbildungsschulen anhalten, auf G rund einer Polizeiverordnung m it S trafen vorgegangen wird.
Das Kammergericht hat aber vor einiger Zeit die Ungiltigkeit solcher Polizeiverordnungen ausgesprochen, weil das Landrecht die Schulpflicht n u r bis zum vollendeten 14. Lebensjahre festgestellt hat. Hier sollte eine Polizeiverordnung in diesem Sommer erlassen werden, was jedoch durch eine neuere Verfügung des M inisters infolge der Entscheidung des Kammergerichts untersagt ist. Deshalb ist die Eröffnung der F o rt
bildungsschulen bis nach der durch den M inister in Aussicht gestellten gesetzlichen Regelung dieser Angelegenheit vertagt.
Königsberg, 5 September. ( M it dem Consilium abenväi) sind zwei hiesige Studenten belegt worden. Laut Aushang am schwarzen B re tt der Albertina w ird bekannt gemacht, daß ein S tudent der M edizin und ein Studiosus der Pharmacie wegen grober Verletzung der akademischen S itte und O rdnung durch rechtskräftiges Erkenntniß des Senats vom ferneren Besuche der Universität ausgeschlossen morden sind.
Orschen per Landsberg, 3. September. (Jubiläum ). Der P rio a t- sörster Ewert hierselbst feiert am 1. Oktober d. I . sein fünfzigjähriges Jub ilä um . Derselbe, jetzt 73 Jahre alt, ist ununterbrochen aus hiesiger Stelle gewesen und erfreut sich noch einer sür sein A lter beneidenswerthen Rüstigkeit.
Schippenbeil, 3 September. (E in vom Unglück verfolgter M a n n ) ist der Landivirth M . in Rosenorth. Nachdem demselben zwei Kinder schnell hintereinander gestorben waren, stürzte ein älterer Knabe vom Pferde und brach den Arm . I n vergangener Woche nun verlor er seine G attin. I n demselben Augenblicke, als die Hebamme die glückliche Geburt eines Zwillingspaares verkündigte, verschied die F rau. Die kleinen W eltbürger sind wohl und munter.
Pillkallen, 4. September. (E in berufssreudiger Veteran). E in 82 Jahre alter pensionirter Lehrer von hier, der vor 3 Jahren nach 58jährigem Schuldienst in den Ruhestand getreten, dabei aber noch den Verhältnissen gemäß rüstig und kräftig ist, t r itt wieder in den Schuldienst, indem er bei einem Gutsbesitzer zu P. eine Hauslehrerstelle angenommen.
T ils it, 4 September. (Von einem S tie r getödtet. Bahnbau). Der 70 Jahre alte H ir t Scb. aus dem benachbarten Gute B . wurde gestern im Stalle von einem S tie r m it den Hörnern erfaßt und ihm der Unter
leib aufgerissen, so daß der bedauernswerthe alte M a n n bald darauf verstarb. — Die Bahnstrecke Tilsit-Labiau w ird in diesem Jahre nicht in Betrieb gesetzt werden, weil der B au derselben nicht fertiggestellt werden kann
A u s Litta uen , 5. September. (Der gebändigte Bukephalos). E in etwas störrisches Pserd sollte von einem ehemaligen Kavalleristen zu S . gebändigt werden. Dies geschah auch m it solchem Erfolge, daß das werthvölle Thier im rasenden Laufe unter der Last des schweren Reiters zusammenbrach, nock einige M ale zusammenzuckte und dann todt liegen blieb.
Sam ter, 3. September. (Eine Hundstagsgesckichte). Folgender merkwürdige V o rfa ll w ird hier erzählt: Jüngster Tage wurde eine F ra u aus Wronke, welche einen Korb m it B utter und Fischen auf ihrem Rücken trug, im Freien von einem heftigen Gewitter überrascht. Einer der vielen herniederfahrenden Blitze schlug in den Korb ein und schmolz die in demselben befindliche B utter, ohne die Trägerin des Korbes selbst zu beschädigen E in Spaßvogel äußerte, daß noch kein Koch so schnell Fische in B utter gebraten habe! (Die Hundstage sind doch schon vorbei).________ _________________________________________________
fokales.
Thorn, 6. September 1890.
— ( W a h l v o n L a n d s c h a s t s d e p u t i r t e n ) . F ü r den Culmer Landschastskreis sind, nachdem die Landschastsdeputirten Herren Meister auf Sängerau und Hollmann auf Groß-Nogath ihr Am t niedergelegt haben, und der Landschaftsdeputirte Herr Raabe auf Linowitz als Land-
erwiderte Lucian, „sie lagen dort auf der Treppe, kurz vorher hatte F rä u le in Lateau das Haus verlassen. Ic h steckte das P a ketchen ein, ohne zu wissen, was es enthielt, erst in meiner W ohnung öffnete ich es und nun wurde m ir sofort klar, wie sehr der Besitz dieser Sachen mich gefährden konnte."
„Diese Lüge ist denn doch zu plum p ersonnen, als daß sie irgend welchen E in flu ß auf die Untersuchung haben könnte!"
spottete der Richter m it einem ärgerlichen Achselzucken. „ Ic h könnte S ie fragen, weshalb S ie den Kund nicht sofort dem Ge
richt angezeigt haben, weshalb S ie die Sachen in den F lu ß werfen wollten, als S ie erfuhren, daß eine Haussuchung Ih n e n drohte; aber ich zweifle nicht, daß S ie auf diese Fragen sich vorbereitet haben, und das ganze Lügengewebe kennen zu lernen ist m ir zu uninteressant. S ie haben den H u t, den S ie an jenem Tage trugen, in den F lu ß geworfen. W eshalb? Fanden S ie ihn auch im Hause des N otars? W ollen S ie leugnen, daß S ie ihm den hellen P aletot nachgeschickt hätten, wenn S ie nicht gestört worden wären? H ie r liegt ein anderer H u t, der j^nem ähnlich sein w ird , setzen S ie ihn auf und schlagen S ie den Kragen des P aletots empor. S o , nun ersuche ich S ie noch, I h r Lorgnon aufzusetzen."
Lucian kam widerstrebend diesem Befehle nach, er durfte sich nicht weigern, wenn er nicht sein schuldbeladenes Gewissen verrathen wollte.
D ie Zeugen wurden gerufen, sie rekognoszirten ihn m it der
selben Bestimmtheit, m it der sie A rn o ld Lateau als den M ö rd e r D um onts bezeichnet hatten.
Den Richter konnte dieser scheinbare Widerspruch nicht be
fremden, denn die Aehnlichkeit w ar in der T h a t täuschend; über
dies hatten die Zeugen jenen M a n n n u r in der Abenddämme
rung gesehen, Gaspard aber erklärte m it überzeugender Sicher
heit, daß er nun auch die S tim m e des Angeklagten wieder erkenne und daß dieser H e rr derselbe sei, der ihm damals den B rie f fü r den N o ta r D u m o n t gegeben habe. (Fortsetzung fo lg t).
U L V '8 » .V o d lC M tltlls tN
siüä mit ^Vedstoik v0ll8täudiA überLO^eo und iutolxeäessen von Iteiueukra^eL uiobt ^n uvterselieiäen.
^ kV'8 8totkl(rag6N, l^anZolietten und Vorbemdoben 8iod än886r8t lialtdar, elegant, billig und dnreb ilire I^eieliti^- keit 86lrr au^euelim im ^raAen.
I^kV'8 81otfkrag6N, I^anLobetten und Vorbemdoben werden naeb dem Oebraueb eivkaeii >v6^6AVorken; mau trä^t al8n immer uene, tade11o8 xa88eude Xra^eu, ^Iau8eiietteu uud Vorbemdellen.
L s l i e d t S I ' u y o n s .
k o c ittc (dnrelnve^ gedoppelt) nu^ekäkr 5 Om. boelr.
v t s d .: Ll. —,95.
Udlooi.« 8 Hm8ekIaA 5 Om. breit.
v t s d .: N. —,65.
(durelnve^ gedoppelt) nu^ekäbr 4^/^ Om. boeb.
Ot^d.: Ä . —,90.
^l_8«0«
nuAetalir 5 Om. boeb.
vt«:d.: N. —,75.
«88206
IIm8eb1a^ 7^4 Om. dreit.
v tsd .: N. —,95.
6087äl.IK
6 0ui8ed K68eduitteuer Xra^eu, au88er0rdeut1ied 8edöu u.
>V-^6«88 deciuem am Kal86 8it^eud. 58^«KI.I«
Lreite 10 Om. IIm8ed1a^ 7V» Om. dreit. 4 Om. doed.
Otsd. ?aar: 21. 1,25. D txd.: 21. —,95. vtsd .: 21. —,65.
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Abfahrt aab Anbaust der Ziigr in Tharn
vom 1. Juni 1890 aö.
Abfahrt von Thorn: jj Ankunft in T horn:
K a u - A n s c h l a g s - F o v m u l a v e sind zu haben.
6. 0omdroiv8ld, Bnchdruckerei.
Stadtbahnhof nach
0ulm866 - (Oulm) - Oraudenr - ^arienburg.
Gemischt. Zug (2—4 Kl.) . . 8.05 Bonn.
Gemischt. Zug ( 2 - 4 Kl.) . . 2.21 Nachm.
Gemischt. Zug (2—4 Kl.) . . 6.39 Abends nach
8obön8k6 - 8rik86n - 01. k>lau - ln8terdurg.
Schnellzug ( 1 - 3 Kl.
Personenzug (1—4 Kl.) . Gemischt. Zug (2—4 Kl.) Personenzug (1—3 Kl.) . PersoNenzug (1—4 Kl.) .
7.42 Bonn.
11.12 Bonn.
2.48 Nachm.
7.19 Abends 1.00 Nackts Hauptbahnhof
nach *
Ungenau - lnowrarlavv- Po8en.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 7.05 Bonn.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 12.07 Nachm.
ersonenzug (1—4 Kl.) . . . 7.26 Abends chnellzug ( 1 - 3 Kl.) . . . . 10.56 Abends
nach
011!ol80bin - älexandrowo.
Schnellzug (1—4 Kl.) . . . . 7.35 Bonn.
Gemischt. Zug ( 1 - 4 Kl.) . . 12.09 Nachm.
Gemischt. Zug ( 1 - 4 Kl.) . . 7.16 Abends nach
Sromberg - 8obneidemiik1 - Oerlin.
Personenzug ( 1 - 4 Kl.) . . . 7.33 Bonn.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 12.07 Nachm.
VS,
ersonenzug (1—4 Kl.) . . . 5.55 Nachm.
chnellzug ( 1 - 3 Kl.) . . . . 10.56 Abends
Stadtbahnhof von
iUariknburg - Oraudenr - (Oulm) - 0ulm8ee.
Gemischt. Zug ( 2 - 4 Kl.) . . 9.06 Bonn.
Gemischt. Zug ( 2 - 4 Kl.) . . 5.15 Nachm.
Gemischt. Zug ( 2 - 4 Kl.) . . 9.24 Abends von
lnKterdurg - 01. k>lau - Vrik8en - 8obön8ee.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 6.44 Vorm.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 11.53 Borm.
ersonenzug (1—4 Kl.) . . . 5.34 Nachm.
chnellzug ( 1 - 3 Kl.) . . . . 10.41 Abends Hauptbahnhof
von
Pv86n - lnovvrailaw - Ungenau.
Schnellzug ( 1 - 3 Kl.) . . . . 7.25 Vorm.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 10.15 Borm.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 7.01 Abends Personenzug (1—4 Kl.) . . . 10.40 Abends
von
älexandrowo - 011Iol8okln.
Gemischt. Zug ( 1 - 4 Kl.) . . 9.51 Borm.
Gemischt. Zug (1—4 Kl.) . . 4.16 Nachm.
Schnellzug ( 1 - 4 K l .) --- 10.11 Abends von
Ssrlln -86kneid6mükl - kromdeng.
Schnellzug (1—3 Kl.) . . . . 7.20 Borm.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 10.38 Borm.
Personenzug (1—3 Kl.) . . . 5.55 Nachm.
Personenzug (1—4 Kl.) . . . 12.36 Nachm.
Druck und Verlag von LDombrorv-ki inZTHorn.