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Beiträge zur Geomorphologie der Riviera di Ponente

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Academic year: 2021

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Dr. LUDOMIR BITTER Ton SAWICKI

B E IT R Ä G E ZUR GEOMORPHOLOGIE

D E R

RIVIERA DL PONENTE

Inst. Geogr. i Gosp. Przcst

1818029977

GENOVA

TIPO G R A F IA D I ANGELD CIMINAGO Vico Meie 7 , in te rn e 6.

1909.

1818029977

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(5)

Auch die Küsten leben ein Leben w ie alle übrigen m orphologischen Gebilde, auch sie stellen im m er das mo­

m entane E rg ebn is einer gew issen E n tw ic k lu n g dar. Den ganzen Form enschatz einer K üste w ir d m an erst verstehen, w ü rd ig e n und e rk lä re n k ö n n e n , w e n n m an im Stande ist, alle zu ein e r E n tw ic k lu n g s p h a s e g eh ö rig e n Fo rm e n zusammenzufassen und einerseits d a ra u s die E n tw ic k lu n g selbst zu r e k o n s t r u i e r e n , a n d e re rse its das R uinenhafte der heute gegebenen F o rm e n zu begreifen. Auch diese sind heute noch lange nicht im Zustande vollständigen Gleichgewichtes, respektive sie bieten noch im m er fü r die an einer Küste a rbeitenden Kräfte Angriffspunkte g en ug , um einer w eiteren U m fo rm u n g , schliesslich einem be­

stimmten Endziele zuzustreben. Gewaltig ist dabei der Unterschied der E n tw ic k lu n g einer Küste, die entstanden ist d u rch das Em por tauchen eines Stückes Meeresbodens und einer Küste, die ih r Dasein und ih re Form dem Un­

tertauchen eines Stückes Landes dankt. Die erstere besteht gleich dem Meeresboden aus sanften, meist aufgebauten, akk um ulierten Formen, an ih r überw iegen die aufbauenden Prozesse und ich verw eise bezüglich solcher Küsten in Norditalien a u f m einen kurzen Reisebericht in der « Rivi- sta geografica italiana » (1). An letzteren, meist Steilküsten, überw iegen oder stehen w enig sten s gleichbedeutend neben den aufgebauten Fo rm en die Erosionsform en, neben den a u fb a u e n d e n die zerstörenden P r o z e s s e ; diesbezüglich k a n n ich a u f die an derselben Stelle ch a ra k te risie rte Küste der R iviera di Levante verweisen.

Im m er ist h ier wie sonst die w ichtigste F ra g e die nach

(•) Un viaggio d i siudio mnrfologico p e r l’ Ila lia sellentrionale, Riv.

geogr. ital., Firenze, 1909. 1-27. I. D in to rn i di Ancona.

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4 | GEOM ORPH OLOGIE 1)ER R IV IE R A DI PO N E N T E 239 der p r im ä re n Form , welche eben d urch ih r Untertauchen auch den p rim ä re n K ü ste n v e rla u f und die p rim ä re K ü sten­

form b e d in g t, die beide je nach der Beschaffenheit der u n tertau c h e n d e n Form sehr verschieden sein k ö n n e n und damit auch gleich die Qualität und Intensität der Meeres­

arbeit beeinflussen. W e n n z. B. eine Peneplain u n te r­

taucht, w ir d die K üstenlinie einen fast gerad lin igen V e r ­ lau f h a b e n ; die Buchten und V orgebirge, die den u n te r­

getauchten T älern und interfluvialen Riedeln entsprechen u nd ungleich beeinflusst sind vorn W echsel der w ider­

standsfähigen Schichten, w e rd e n sanfte K u rv en von sehr grossem Radius darstellen. l)ie A ngriffspunkte fü r die W ellenerosion w e rd e n 'g e rin g an Zahl sein, die Intensität der k iistenum gestaltenden W i r k u n g der B ra n d u n g klein, weil diese d a n k der Flach heit d er Uferregion schon weit drau sse n gebrochen w i r d ; das Erg eb n is dieser W irk u n g , die g e ra d lin ig e K ü ste , ist nicht w eit en tfern t von der p r im ä re n Form, die j a schon senil w ar, und weit draussen brechen sich die W o g e n in ein e r die g reisenhafte K üsten­

form nachäffenden G eradlinigkeit.

Ganz a n d e rs sieht die Küste und der Küstenprozess aus, w e n n ein ju g en d lic h e s Gebirge u n tertau c h t; die Landschaft hat vielleicht schon den 2. oder 3. Zyklus begonnen und da d u rch i h re n Form enschatz a u ssero rd en tlich kompliziert.

Auch die K ü s te n lin ie , welche das U ntertauchen einer solchen Landschaft erz e ugt, w ird ju g e n d l ic h , das lieisst weit e n tfe rn t sein von Gleichgewichte zwischen der Form un d den sie a n g re ife n d e n und um gestaltenden Kräften.

l)er V e r la u f der Küstenlinie, ih re Fo rm e n g e b u n g ist sehr m a n n ig fa ltig , der m arinen Erosion bietet sie zahlreiche A ngriffspunkte und d an k i h re r Ufersteilheit erm öglicht sie die E n tfa ltu n g e in e r grossen Intensität derselben.

Zahlreiche schmale und lange Buchten e rträ n k e n die u n ­ teren Talstrecken, ebenso zahlreiche und s c h a rf v o rsp rin ­ gende V o rg e b irg e , zusammengesetzt aus verschiedenarti­

gem Material, tre n n e n dieselben. Die K üstenentw icklung ist identisch mit der G liederung des Reliefs des u n te r­

getauchten Landes. Die Meereswelle begin nt intensiv die

K üstenlin ie u m z u g e s ta lte n , greift aber die Buchten und

die V o rg e b irg e dabei m it verschiedener Intensität an. Der

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240 L. R . VON SA W IC K I [ 5 ]

W e llen v e rla u f passt sich m it der A n n ä h e ru n g an das Land dem K ü ste n v erlau f an, denn der an den V o rg e b irg e n eher emporsteigende M eeresgrund hemm t dort die W ellen, die inzwischen in die tieferen Bucten sich u n g e h e m m t hinein bewegen. So laufen die W e llen im m er s e n k re c h t a u f das Ufer zu (Fig. 1), Daraus e rgibt sich, dass die relativ ge­

ring e , a u f der Strecke a-b oder c-d vorh an dene E n ergie der Meereswogen sich a u f die lange K üstenstrecke A-B oder C-D verteilen muss, so dass die Intensität der W elle in den Buchten gew altig a b n i m m t ,■ w ä h re n d u m g ek e h rt die relativ g r o s s e , a u f der Strecke b-c verteilte E nergie der W ellen b e w eg u n g am Ufer a u f die bedeutend k ürzere Strecke B-C zu sam m engedrängt, ih re Intensität also e rhö ht wird. Die zerstörende Tätigkeit der B ra n d u n g ist also in den Buchten s c h w a c h , an den V o rg e b irg e n kräftig. Die W i r k u n g der letzteren, die mit m ächtigem Tosen und Schäumen sich vielfach brechend herantobt, den Fels u n ­ terspült, die abstürzenden Blöcke zerkleinert, spricht sich endlich aus 1.) in der Schaffung eines Fe lsstra n d e s (rocky bench) und einer steilen F a laise , 2.) in dem T ra n sp o rt der zerk lein erten Blöcke weit ins Meer h i n a u s , so dass der F elsstrand n a c k t, gerölllos ist ( ju n g e r F elsstrand);

erst w e n n die Strandplatte so breit i s t , dass d u rch die R eibung die E nerg ie der h e ra n ro lle n d en W oge so sehr v e rm in d ert w ird , dass der Strand n icht m eh r r e in gefegt w erden k a n n und ein Geröll- oder S an d stran d e n tste h t, sprechen w i r von einem reifen Strand.

Inzwischen hat sich auch die eklektische Erosion der

B ra n d u n g d a rin b e t ä t i g t , dass die weichen Schichten

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GEOM ORPH OLOGIE D E R R IV IE R A DI PO N E N T E 241 schneller ausgearbeitet w e r d e n , als die harten. Das hat zur Folge, dass 1.) die Küsten gliedern ng ähnlich wie die G liederung eines Gebirges in der ersten Jugend viel reicher ist, als bei der p rim ä re n Form und sich erst in einem vorgeschrittenen Stadium vereinfacht (Fig. 2). Dann

aber 2.) erfolgt das R ückw ärtsschieben des Kliffes relativ viel schneller als bei einer hom ogenen K üste; die Aus­

s p ü lu n g und U nte rsc h ne idu n g e rle ic h tert die Unterm inie­

r u n g des h a rte n Materiales und die A bsp reg u n g desselben, das d ann in der F o rm von n atürlich en Brücken (natural bridge), von Decken, von Seehöhlen (sea-caves) oder von isolierten Schloten, Säulen (stack) der B r a n d u n g und auch d er Schwere bedeutend m eh r Angriffspunkte bietet.

Also se h r m ann igfaltig e Gliederung , steile Kliffs , schm aler F e lsstra nd sind die Kennzeichen eines ganz ju g en d lic h e n , w ohl schon angegriffenen, aber noch nicht angepassten V o rg e b irg e s (not yet graded). Mit der Zeit vereinfacht sich die Gliederung im m er m ehr, die K üsten­

linie glättet sich, das Kliff büsst im m er m eh r seine Steil­

heit e in , und der Strand w ird so b r e i t , dass die abge­

bröckelten Blöcke d a ra u f h e ru m g e rro llt w erden, daher ihre Kanten a b ru n d e n und nicht m eh r in die Tiefsee h in a u s ­ geschleppt w e r d e n , so dass der Strand mit der Zeit ein G eröllstrand, endlich ein S a ndstrand w ird (cobble bench, pebble bench). Eine solche Küste ist schon dem Ausreifen nahe, sie ist angepasst (graded beach). W e n n das Zurück­

schieben des Kliffs so schnell e rfo lg t, dass die Flüsse sich

gleichzeitig an die neue gegebene E ro sion sbasis nicht

anpassen k ö n n e n , so bleiben die Täler über dem Meere

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242 L. K. VON S A W IC K I [7]

h ä n g e n , die Bäche bilden m anchm al so g ar W asserfälle oder Katarakte.

W as geschieht indessen m den Buchten? Das Meer selbst k a n n p r im ä r n u r Buchten von gew altigem R ad ius schaffen, die aber seicht und offen sind. Alle schmalen und langen Buchten entstanden wohl u r s p r ü n g lic h n icht u n te r dem Einflüsse des Meeres, denn die Meereserosion untesscheidet sich von der ftuvialen vor allem dadurch, dass die erstere 2- d im e n s io n a l, die letztere 3- dim ensional ist und auch die F re ih e it besitzt, in die Seite oder in die Tiefe zu ero­

dieren. Die B ew egung der W ellen in den Buchten ist wohl sanfter, die E nerg ie viel g e rin g e r als an den V o rge birge n, die Bew egungslinien der W e llen divergieren. Deshalb k a n n das von den W og e n an den V o rg e b irg e n fortge- nom mene Material hier im ru h ig e rem W asser, das seine T ra n sp o rtk ra ft einbtisst, fallen gelassen w e rd e n u nd muss mit der Zeit besonders am Ufer ein Sandriff, schliesslich einen Sandstrand aufbauen. Im Anbeginne setzt sich dieser Geröll- und Sandstrand im in n erste n W in k e l einer Bucht a n , im Herzen der Bucht (bay-head), langsam w ächst er im m er m eh r heraus, verb ind et sich schliesslich mit dem Sandstrand der ben achb arten kleinen Bucht (Fig. 3) und

schützt mit flachem Strand das zwischen den Buchten

gelegene, n u n funktionslose Kliff — das Anzeichen einer

ausreifenden Küste. Hier brechen sich die W o g e n ganz a n ­

ders als an den V org eb irg en . Besonders spielen auch

die K üstenversetzungen eine bedeutende m orphologische

Rolle, die h ier w ie in einem todten W in k e l das a n den

V o rg e b irg e n aufgenom m ene Material in Form von die

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[8] GEO M O RPH O LO G IE D E R R IV IE R A DI PO N E N T E 243 Buchten a b sp erren de n Sicheln oder Zungen a b lag ern (Fig.

4). Die Sicheln wachsen so la n g e , bis sie die Bucht a b ­ s p e rre n und Strandseen h interlassen, die bald zugeschüttet und in Land v erw andelt w erden. So

n ä h e rt sich der K ü ste n v e rla u f im m er m eh r dem g eradlin ig en , er w ird im m er reifer. Der m arin e Zyklus k a n n ei­

gentlich nie zur Senilität füh ren , denn diese ist identisch mit der Abrasion des ganzen F estlan des; in der Theorie w ir d dieser Zustand trotz der u n g e ­ h e u re n und f o rtw ä h ren d e n E n e rg ie ­ verluste der Meereswoge infolge R ei­

b u n g u nd der eigenen Schwere einm al e rre ic h t w erd en k ö n n e n , denn die Hauptquelle der E nergie der Meeres­

woge ist ein von der solaren E r w ä r ­ m u n g a b h ä n g i g e r , d a h e r u n v e rä n d e r t unerschöpfllicher F a k to r; aber in W i r ­ klichkeit erfo rd ert eine solche Abrasion des Festlandes so kolossale Zeitspannen, dass inzwischen K ru ste n b e w e g u n g e n verschiedener Art den A bra sio n sp ro ­ zess a l t e r i e r e n ; und so ist uns bis heute k ein Fall eines vollständig g re is e n ­ haften Stadium einer dem m arin en Zyklus u n te rw o rfe n e n Landschaft be­

k annt.

Also die Aufgaben eines Geomorphologen bei der Unter­

su c h u n g einer Meeresküste lassen sich d a h in r esü m ie ren : 1.) er m uss die Genesis und das Aussehen der p r i­

m äre n Form des u n te rtau c h e n d e n Landes e rk e n n e n und r e k o n stru ie re n ,

2.) er muss den Prozess des Untertauchens beleuchten, 3.) er muss zeigen, in w iew eit die m arin en und konti­

nentalen, an einer Küste in ein a n d erg reifen d e n zerstören­

den und a u fb a u e n d e n Prozesse die p r im ä re Küstenform u m gestaltet haben.

Diese Aufgabe w e rd e ich für die Küste der Riviera di

Ponente zu lösen w enig sten s versuchen ;ich habe diesen

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244 L. R . VON S A W IC K I [9]

herrlichen Küstenstrich w ä h re n d e iner leider n u r kurzen E x k u rsio n Ende Juni 1908 k e n n en g elernt, im m erhin so weit, dass ich fast die ganze Küste zwischen Voltri und Ventim iglia, w e n n auch n u r k u rso risc h abgeg an gen habe, dabei aber im m er in die Täler etwas h in a u f d r a n g z. B.

im Rojatal bis Borgo San Dalmazzo. Nichtsdestoweniger ist k l a r , dass eine a u f ein so grosses Gebiet sich e rs ­ treckende k u rso risc h e n E x k u rsio n nicht die entgiltige Lösung aller h ieh e r g e hörigen F ra g en sich zur Aufgabe setzen k a n n ; ich bin schon z u frie d e n , w e n n ih re E rgeb­

nisse das Interesse und die K ritik a n d e re r wecken und sie zu eigener F o rsch u n g in diesem h e rrlic h e n W in k e l E u rop a’s anregen.

Auch die R iviera di Ponente ist gleich der Riviera di Levante eine steile G ebirgsküste, e ntstanden d u rch Un­

tertauchen eines in m ehreren Zyklen a b g e trage ne n und zerschnittenen Gebirges; n u r ist die W e stk ü ste des Li gurisch en Meeres eine Querküste in o r o g ra p h isc h e r Hin­

sicht,, an ih r m ünden zahlreiche Täler, w ä h re n d die Ost- lcüste von einem durch grössere Täler ka u m d u rc h b ro ­ chenen Kettengebirge seiner ganzen Länge nach parallel begleitet wird. In den Tälern der W e stk ü ste finden sich S p u re n , die a u f eine Reihe von , von der heutigen ver­

schiedenen Erosionsbasen verw eisen; diese Anzeichen v e r­

knüpfen sich mit em porgehobenen S tra n d te rrasse n an der Küste zu je einer F o r m e n g r u p p e , die einer bestimmten E ntw icklung, einem Zyklus angehört, wobei der T e rm inus Zyklus keine vollständige E n tw ik lu n g s re ih e bedeutet, son­

dern n u r alle bei einer bestimm ten Lage der E rosio ns­

basis geschaffenen Form en umfasst, ohne R ücksicht darauf,

wie weit diese Form en ausgereift sind. A uf diese W eise

w erden w ir uns dem Bilde der p r im ä re n K üstenform

nähern. In einem zweiten Abschnitte betrachte ich die

V e rä n d e ru n g e n , die sie bis heute erlitten und in einem

dritten ku rz den Einfluss dieses ganzen Formenschatzes

a u f das Leben der Menschen, a u f ih re Beschäftigung, die

Anlage der Siedlungen und die V erkehrsw eg e,

(12)

[10] G EOM ORPH OLOGIE D ER R IV IE R A DI PO N EN TE 215

1.) Die G ebirgslandschaft u n d die S tra n d te rra sse n . In dem w ildro m antischen Tale der Roja h at Rovereto (*) vor kurzem eine gew altige V e r jü n g u n g festgestellt, deren Folge der g ro ssa rtig e Schluchtcliarakter des Tales ist mit seinen steilen Felsen w än d en und den zahllosen K a ta ra k ­ ten im F lussbette, besonders zwischen Fontan und San Dalmazzo, wo die Schlucht so eng ist, dass die Strasse an m anchen Stellen sich in den Felsen ein grab en musste.

Aber nicht n u r in dieser berü h m ten « Gola » mit ihren 300 m hohen wilden W ä n d e n kö n nen w ir die V e rjü n g u n g feststellen, sie hat hier n u r d an k der Härte und Klüftig­

keit des M a te r ia ls , eines J u r a k a l k e s , ganz besonders scharfe Fo rm en angenom m en und bewahrt. Talaufwärts schreitend e rk a n n te ich sie schon sehr bald bei San Lo- renzo und an den Hängen des Magliocca (515 m). Doch beg in nen w i r vom Oberlauf.

Nördlich San Dalmazzo zeigt uns der Ausblick von dem Berge zwischen den Tälern d er Roja und Briga in der Höhe zugeru n d ete und reife Gipfel- und Gehängeformen, die sanft sich he ra b se n ke n zu den tiefen Tälern, aber in der un terste n P a rtie des Gehänges plötzlich steiler werden.

Der Knick im Gefällsgehänge senkt sich relativ gegen den Talboden, so dass w i r in der R ich tu ng gegen Tenda schliesslich die Talböden selbst .reif und w eit sehen. Hier g ehört der ganze Form enschatz einem einzigen Zyklus an, w ä h r e n d die etwas steileren jü n g e r e n Form en bei San Dalmazzo einem jü n g e r e n Zyklus a n g e h ö re n , der noch nicht in das oberste Rojagebiet e in g e d ru n g e n ist. Die V e r jü n g u n g w ird gleich bei San Dalmazzo in dem harten V e rru c a n o u nd T riask alk s ta rk akzentuiert. Sie steigert sich ge w altig etwas u n terh a lb im w iderstandsfähigen J u ra k a lk in der berü hm ten Gola di Roja, d ie, seit hier ein A utom obilomnibus v erkeh rt, auch s ta rk besucht wird.

Als ich an der französisch-italienischen Grenze nördlich Fon tan eine nahe Höhe bestieg, w a r ich ü b errascht über

( ') Ro v e k e t o

G., Geomorfologia delle Valli Liyuri. Genova, 1904,

p. 62-63.

(13)

246 L. R . VON SA W IC K I f n i

den scharfen K ontrast der älteren F o rm e n in der Höhe u nd der jugendlichen der in der Tiefe eng u n d endlos sich w indenden Schlucht und über die Tatsache, dass

einzelne Kleinere Seitentäler m it n u s g e re ifte m Q uellllbiet,

in einer 250-300 m hohen Stufe mit k lein e r Schlucht, Kata­

rakten münden. Sie k o nn ten w egen der P erm eabilität des Kalksteins u n d seiner Härte d e r V e r jü n g u n g im Haupttale nicht nachkom m en und h ä n g e n n u n als Zeugen eines älteren Zyklus über den j ü n g e r e n Form en. Die V e r jü n ­ g u n g e rre ic h t h ier 300 m.

Fontan seihst liegt in kleinem Kessel, der offenbar seine Existenz der W eich heit des Materials verdankt. Unterhalb schneidet die Roja in zwei neuerlichen Schluchten w ieder harte J u ra k a lk b än k e . Da liegt typisch Saorga xvie ein Ad­

lernest sehr m alerisch gen au an der Grenze der älteren, in der Höhe gelegenen und zur Bebauung geeigneten Form en und der jü n g e r e n , tiefer gelegenen, die 300 m über das Tal emporsteigen und die m an in zahlreichen Serpentinen im Anstieg ü b erw in den muss. Je w eiter gegen Süden desto j ü n g e r sind die die Gegend aufbauenden Schichten, desto w eicher sind sie a u c h , desto typischer auch die W in d u n g e n und M äander des Flusses. Die F al­

t u n g , deren Effekt m an an zahlreichen h e rrlichen Auf­

schlüssen stu dieren k a n n , erzeugte m eh re re liegende oft sta rk ausgewalzte Falten, die uns den Gedanken an Ueber- faltung nahelegen. Zwischen P ie n a (585 m) und Airole (Mte. Caviglia 555 m ) erh ielt sich die alte Oberfläche selbst in g u t k e nntlic h e n E inebnungsflächen die in 400- 450 m über dem Fluss g e le g e n , die oft steil gestellten Schichtköpfe der K reidekalke abschneiden. Beim Km 8 sin kt die Kreide u n te r das Eozän gegen Süden; gleich­

zeitig e rw e itert sich in dem bedeutend w eicheren Gestein das Tal, die Gehänge w e rd e n sanfter, die Höhen stä rke r abgetragen und zerschnitten. Es beg in n en Flussebenen den Fluss zu begleiten u n d v e rb re ite rn sich m ee rw ä rts im m er mehr.

Es stellt sich also die E n tw ic k lu n g des Rojatales in den

beiden b isher besprochenen Zyklen folgenderm assen dar:

(14)

['12] GEOM ORPHOLOGIE D E R R IV IE R A DI PO N E N T E 247

U n te rla u f M itte lla u f O berlauf Q uellgebiet V entim iglia — Km 8 — Km 20 — Dalmazzo — Col di Tenda

Die Formen des ersten Zyklus

ganz r e if r e if j u n g ganz ju n g

w u rd e n d urch die V e r jü n g u n g des zweiten Zyklus

ganz v e rn ic h te t ze rsch n itten k a u m b e rü h r t nicht b e rü h r t

Gleichzeitig m it dem V e rsch w in d e n der reifen Form en des älteren Zyklus in der U m gebung von Airolo in der Höhe von 540-530 m können

w i r die Spuren eines j ü n ­ geren Zyklus k o n s t a n t e r e n , der sich zwischen die zwei f rü h e r e rw ä h n te n einschiebt;

seine etwas reiferen Formen, die tie f u n ter den F o rm e n ­ schatz des älteren Zyklus herabreichen , schneiden ab an Steilabhängen und die zu ih n en geh ö rig e n Talformen m ünden in kleinen Schluch­

ten j a selbst W a ss e rfä lle n ; einen interessanten Fall beo­

bachtet m an an dem W e st­

a b h a n g des Mte Pozzo bei V a ra se , näm lich neben ei­

n a n d e r zwei Tälchen, eines ganz im Sandstein mit k lein e r M ün dung ssch lu cht, das a n ­ dere über einem etwas h ä r ­ teren Kalkstein m it W a ss e r­

fall m ün den d (Fig. 5). Das erste Tälchen hat sich schon an das neue etwa 100 m tie­

fere Erosio n sniveau a n g e ­

\ \ V

(15)

248

L . r. Vo n S A W i c i i i

[ 1 3 ]

passt , das zweite noch nicht, indem es die alte M ündungs­

höhe konservierte. Die reifen Fo rm en dieses m ittleren Zyk­

lus kann man u nterh alb in Gestalt einerschw achen Leiste bis San Bernardo nahe V entim iglia verfo lg en ; besonders deutlich e rk e n n t m an den Gegensatz der beiden F o rm e n ­ gru p p en am Berge Magliocca (Fig. 6), wo die Differenz der Erosionsbasen etwa 60-70 m beträgt.

F

ig

. 6.

AVas die Deutung und die A ltersfixierung dieses F o r ­ menschatzes a n b e la n g t, halte ich es für w a h rs c h e in lic h , dass die Form en des ä lt e r e n , I. Zyklus sich in f rü h e r e r Zeit anschlossen an die S tra n d b ild u n g e n des pliocänen Meeres, die sich heute noch in der U m gebung von Ciaise (N. V entim iglia) bis 516 m. e m p o rh e b en ; d ah er h a lt e ic h das Alter dieses Zyklus fü r pliocän und zwar, weil noch eine Reihe von Zyklen, wie w i r sehen w erd en , ins Pliocän fällt, für U n te rp lio cä n ; er brachte die Gebirgslandschaft in der Nähe des Meeres zum völligen Ausreifen, w ä h re n d die Quellgebiete relativ j u n g verblieben. Die Hebung des Pliocäns veru rsach te eine Z e rschneidung d ieser Landschaft bei einer Erosionsbasis, die um 50-60 m die heutige über­

ragte; diese Zerschneidung, vermochte etw as reifere Form en bloss nahe der F lu s sm ü n d u n g zu schaffen; am O b erlau f und Mittellauf w a re n die ju g en d lic h e n Form en noch so schmal, dass spätere Erosion sie vollständig zerstört und im Tale der Roja k eine Spur von ih n en ü b rig gelassen hat. Es entsteht die Frage, ob dieser Zyklus noch pliocänen oder schon pleistocänen Alters ist; zur E n tsch e id u n g dieser F rag e haben w i r im Rojatal kein e A n h a ltsp u n k te ; im ­

OttA.

(16)

14] GEO M O RPH O LO G IE H E R lu V lE R A Hl R ON EN TE 249 m erh in ist das letztere n ich t sehr w a h r s c h e i n li c h , weil ich a u f G ru n d von zahlreichen B eobachtungen über w a h r ­ scheinlich fluvioglaziale Schotter feststellen k o n n te , dass die postglaziale Erosion selbst im Schotter das Tal weder im U nte rla uf bei Bevera noch am O b erlau f bei San Dal- mazzo ü b e r 30 m vertieft hat.

Es ge la n g also den Formenschatz im Rojatal folgenden 3 Zyklen z u z u w e is e n :

Name des N iveau’« s S o n s b a s i s A lter N um m er

1) Ciaise + 500 m Unt. Pliocän I

2) San Bernardo -+- 50 — 60 m Ob. Pliöcan IV

3) Bas heutige 0 m Recent VI

W en den w i r uns n u n entlan g d er R iviera g egen Osten, um den w eiteren V e r la u f des h ier g e gliederten F o rm e n ­ schatzes zu verfolgen. Halten w ir Umschau von der Höhe Santa Croce im S. von San Biagio della Cim a, wo man einen p räc h tig e n Blick in das Nervia- und Vallecrosiatal hat. Beide Täler unterscheiden sich von ein a n d e r dadurch, dass letzteres s ch m äler, m eh r g e w u n d e n ist, so dass die O rtschaften (San Biagio, Soldanoj an das Gehänge gedrü ckt erscheinen, w ä h r e n d ersteres e inen breiten, zugeschütteten Talhoden auf'weist, a u f dessen Geröllfläche der Fluss in zahlreichen freien W in d u n g e n hinzieht. Heute b e rü h r t der Fluss nicht m ehr die Gehänge, nichtsdestow eniger e r k e n ­ n en w i r , wie Fig. 7 zeigt, regelm ässig eine Facettierung der gegen Tal streichenden R ü c k e n , eine V e rjü n g u n g u n terh a lb eines scharfen und g ut sichtbaren Gefällknies;

dieses liegt im u n teren Talteile 150-200 m , im oberen

gegen 350 m über dem h eutig en T a lb o d e n ; es entspricht

das etw a einem T al, dessen Boden in der Gegend der

h eu tigen Küste in etwa 120 m a u s m ü n d e te , also tiefer

als zur Zeit des Zyklus I, höher als w ä h re n d des Zyklus

I V ; S puren dieses Zyklus III haben w ir im Rojatale nicht

entdecken könn en , höchstens geh ören hieher te r r a s s e n a r ­

tige Reste oberhalb des alten V e ntim iglia in 163 m. Ueber

den schon etwas ausgereiften F orm en des Zyklus III finden

w i r stellenw eise, so z. B. a u f dem Mte Belgestro (587

m) grosse Einebnungsflächen in 550-570 m, a u f denen

h ier P erin ald o (572 m), die Geburtsstätte des b e rühm ten

(17)

250

L . R . VON S A W IC K I

[ 15 ]

C a ssin i, liegt. Diese gealterten F orm en entsprechen dem unterpliocänen Zyklus 1. An sie schliessen sich te rra sse n ­ artige F orm en, die en tlan g des Rückens Cta S. Bartolomeo

Fi g. 7.

h e ra b re ich e n gegen M adonna del Carm ine (430 m), die w ieder sich m it den hochgelegenen A blagerungen des P lio cän s, das h ier in ein er w eiten , noch heute e rk e n n ­ baren B ucht, die vom Mte N ero, Cta S. Bartolomeo (493 rn), Mte Rebriffao (461 m ), Mte B arracone (514 m) und Mte delle Fontane (461 m ) begrenzt w ir d , abgelagert w urden. Im Osten dieser Bucht erhebt sich das Pliocän nicht m ehr so hoch w ie im W e ste n , nicht über 500 m.

Es ist, w ie w ir später sehen w e rd e n , ein allgem eines Gesetz, dass die Hebung des P liocäns gegen Osten zu an Inten sität verliert, je m ehr w ir uns Genua nähern.

Die A blagerungen des pliocänen S trandes sind nicht n u r w ichtig für die F eststellung des A lters des Zyklus I, sondern sie decken uns in ih re r S tru k tu r eine alte K ü­

stenebene au f; die hauptsächlich aus einem W echsel von sandigen und geröllreichen Schichten bestehenden Ablage­

rungen fällen ganz regelm ässig m it 10-15° seew ärts, wie man dies an den grossen A ufschlüssen am Mte Bauso deutlich e rk e n n t; w ir selbst sind beim A ufstieg zum Mte S. Croce seh r häufig a u f den sanft ansteigenden Schicht­

flächen des pliocänen K onglom erats em porgestiegen. Dort,

wo u nter dem harten K onglom erate an die Oberfläche

wieder Sandstein ausstreicht (Fig. 8), bildet sich ein sub-

(18)

[16] GEOM ORPHOLOGIE .DER R IV IE R A Dl PO N E N T E 251 sequenter Steilabfall, eine pliocäne Cuesta, deren Spuren w i r deutlich an dein se h r steilen N o rdrand der Berge S. Groce (361-208 m) und Mte Bauso (231-170 m) erkennen.

Der Zyklus III m it der Erosionsbasis -+- 120 in ist be­

deutend j ü n g e r als der Zyklus I des Unterpliocäns. Die zu ihm geh ö re n d e n F o rm e n scheinen im Vallecrosiatal hö her zu liegen als im N e r v ia ta l; ich w age nicht zu e n t­

scheiden, ob dies dem k lein e re n Einzugsgebiete des Val- lecrosia zuzuschreiben ist oder a u f eine tektonische V e r­

schiebung, eine T ra n sv e rsalfaltu n g oder einen Bruch zwi­

schen beiden Gebieten, der die Gegend des Vallecrosia relativ etwas gehoben h ä t t e , zu rü ck zu fü hren ist. Auch A nd eutung en des Zyklus IV findet man in der Um gebung von Bordighera, so vor allem die S tra n d te ra s s e , a u f der das m alerische alte B o rd igh era erb au t ist, in 46 m Höhe.

Es ge la n g also in der U m gebung von B o rdighera fol­

gende Zyklen wiederzufinden, respektive neu zu entdecken:

I. Ciaise U n terpliocän; Erosionsbasis -+- 490-500 m III. Sta. Groce M ittelpliocän; » -+- 100-120 m IV. S. B ernardo Oberpliocän; » -+- 50-60 m

VI. Recent; » 0 m.

>re,'P>cvuA6Ci.?0

Fi g. 8 .

Ein nächster aussero rdentlich d a n k b a re r A ussichtspunkt

ist der Mte Corvi (213 m.) im W esten, oder noch besser

der K apellenberg (115 m.) im Osten der weiten, flachen

Bucht von San Rerno. Das H interland dieser Bucht w ird

gebildet d u rch eine Reihe von Rücken, die ausgezeichnet

sind d u rch eine fast gleichm ässige Höhe, und sich lan g ­

sam und weich gegen das Meer senken (Fig. 9). Erst in

der E n tfe r n u n g von 3-4 Km vom Meer erhebt sich das

Land zu den 600-1000 in hohen Bergen (Bandito 703 m ,

Gaggio 1090 m , Bignone 1299 m). Diese Vorstufe stellt

(19)

252

L . R . VON S A W IÖ K I

[17]

offenkundig eine grosse, zerschnittene S tra n d te rrasse d a r;

aber ih r Niveau en tsp rich t nich t den bisher e rk a n n ten und beträgt dort, wo es noch am w enigsten abgetragen is t , a u f dem V orgebirge Corvi, 213 m ; äh n lich a u f dem Rücken zwischen dem V alle Foce und dem V alle di F ran- cia 200 m, a u f dem breiten flachen Rücken in der Regione Y iletta 200 m und a u f dem R ü c k e n , a u f dem Foggia (232 m) liegt, auch etw a 200 m. Daher lag dam als, da dies eine S tra n d te rrasse ist, auch die E rosionsbasis in -+- 200 m. Später w erden w ir erfah ren , dass dies eines der h e r ­ vorstechendsten Niveau’s an der R iviera di P onente ist (II).

Dasselbe Niveau erk en n en w ir in der fast ebenen T er­

rassenoberfläche , a u f der B ussana vecehia ste h t; noch in grösserem Massstab finden w ir dieses Niveau ausge­

p rä g t jen seits des Tales der Taggia an zwei Ebenheiten, ähnlich den Resten ein er T errasse n lan d sch aft, vvie bei San Remo. A uf diesen Ebenheiten liegen die O rtschaften Cipressa (230-250 m ) , Terzovio (200 m ) , P om peiana (200 m) und im Rücken des Mte O range sehen w ir das P ro ­ fil der sich langsam lan d ein w ärts von 207 m bis zu 275 m (bei Castellaro) erhebenden alten K üstenebene, die sich dort m it dem steileren H interlande verknüpft.

All das sind die Reste ein er grossen Bucht des mittel-

(20)

[18] G EOM ORPH OLOGIE DER R IV IE R A DI PO N eM T E 253 pliocänen Meeres m it einem Niveau von 200 m und etwas darüber. Auch hier sieht man deutlich die Steilküste dieser Bucht, die gebildet w ird d u rch die, die T e rra ssen ­ landschaft um 200-250 m ü be rra ge nd en Berge von della Gosta (401 m) bei Costam ara, über P ia n delle Yigne (539 m) und Gla. deH’Omo 580-605 m bis zu M. delle Fon­

ta n e 781 m.

Obgleich die T errassen form en des Niveau II in der Gegend von San Remo bis Santo Stefano sich in so breiter E n tw ic k lu n g e rhalten haben, finden w ir h ier auch Spuren n ie d r ig e r e r Niveau’s ; so ist der Zyklus III e rk e n n b a r in der deutlichen S tra n d te rrasse des Capo verde oder der P u n ta d’ A rm a (115 m.) u n d auch in den Gipfelflächen der Hügel La Coli na 120 m und des Mte Stefano (etwa 150 m) zwischen Riva L igure und Santo Stefano; und der Zyklus IV hinterlässt seine unzweideutigen Spuren in der schönen Terrasse, a u f der Bussana nuova (50 in) erb au t ist und die aussero rd entlich regelm ässig und g e ­ ra d lin ig an steig t bis San P i e t r o , am Fusse von Bussana vecchia. Auch hier haben w ir im Form enschatze Ueber- reste des

Zyklus II Mittelpliocän Niveau -+- 200 - 220 m.

,> III » » -+- 100 - 120 m.

» IV Oberpliocän » + 50 m.

» VI Recent » 0 m.

Um einen etw as detaillierteren Einblick ins Taggiatal zu b ekom m en , bestieg ich von Riva di Lig ure aus den Mte San Salvatore (NE T a g g i a , S Monte Faudo). Sowohl der W e g hin als die Aussicht von der Höhe erw ies sich aussero rd en tlich d a n k b a r (Fig. 10). Unser Auge überblickt eine g eb irg ig e Landschaft, die s ta rk bewaldet und stark und tief zerschnitten ist d u rch ein dichtes Talnetz. Mit der Zeit verm ögen w i r im kom plizierten Landschaftsbild einige Reihen von z usam m engehörigen F o rm e n g ru p p e n auszuscheiden und ih re Beziehungen zu ein a n d e r festzu­

stellen. Ich g ru p p ie r e sie im Folgenden system atisch:

1.) Auffallend ist die ebenflächige Oberfläche des g eg en­

ü berliegenden Mte Bignone zwischen 1000 und 1200 in

Aber die R eko n struk tion eines ein heitlichen Niveau’ s

g egen Fascia d’ Ubaga (1038 m) und Mte Merlo (1014 m)

(21)

254

Sa. R . VON S A W lC K I

[1 9 ]

am östlichen Abhang der Berge M. Colletarro (1300 m), w eiter gegen M. Palacca (1053 m) und Costa Tomena (1049 m) am östlichen A bhang des Mte Ceppo (1627 m) erscheint m ir zu sehr gew agt. Die E rosionsbasis dieses Systems m üsste man in etwa 900 m annehm en.

2.) Die oben erw ähnten Berge und Ebenheiten erheben sich m it einem Steilabfall über ein er F orm engruppe, die stellenw eise a u f längere Strecken einheitlich fortlaufende Ebenheiten aufw eist. Besonders schön ist die sanfte, ein ­ heitlich fallende E inebnungsfläche zwischen den P unkten 900 m im Osten des Mte Bignone und San Giovanni (754 m) und M. Colma (649 m). Zu diesem Niveau gehören

auch die Rücken des San Salvatore a u f dem w ir stehen (720-750 m ) , des Mte Sette F ontane (781 m) bis zur Cima dell’Omo (580 m); diesen Rüekenform en entsprechen die ausgereiften Talbodenreste, die sich in m anchen W inkeln, noch nicht erreic h t von der folgenden V e rjü n g u n g , e r­

halten haben und sich zw ischen dem C. Menando und C.

Bara (am SE Abhang des Mte Ceppo) bis zu 1000 m erheben. Alle Form en dieses Zyklus, dessen Erosionsbasis w ir in etw a 600 m zu suchen h ab e n , haben schon den Zustand völliger Reife erlangt. Beide oberw ähnten For­

m engruppen sind älter als die unterpliocänen Form en des Zyklus I, dessen E ronsionsbasis noch tiefer liegt.

3.) Indem w ir etw as steilere G ehänge h e ra b ste ig e n ,

treffen w ir bald au f etwas reifere, einem jü n g e re n Zyklus

angehörige Form en. W ir zählen hieher a) die reifen

Rückenform en an der Nord- und Nordostseite des Orenti-

(22)

natales in der Um gebung von V ign ai (765 m ), Angallo (700 m) und der u n te re n Häuser von Carabaudo; sie stellen die F la n k e eines Tales dar, dessen Hoden ich bei V ignai a u f 700 mg bei Crabaudo a u f etwa 620 m schätze;

b) im Haupttal der A rg e n tin a g e hö ren hieher die Formen oberhalb des grossen Gefällsknickes am Gehänge in 600 m San Giorgio, in 450 m oberhalb T a g g ia, und den zugehörigen Talboden schätze ich bei San Giorgio auf 500 m bei Taggia a u f 400 m; c) In den Nebentälern sind hieher zu rec h n e n die oberen Talgebiete, in die die V e r ­ j ü n g u n g des folgenden Zyklus noch n icht eingegriffen hat und die d u rch ih re reifen Fo rm en s c h arf abstechen von dem ganz ju g en d lic h e n Unterlaufe. Ein solches Tal, das der T a g l i a , d u rch w a n d erte ich beim Aufstieg zum San Salvatore. Ganz steile, dunk el bewaldete Hänge um ­ fassen den u n tere n Teil des Tales, das mit grossem Ge­

fälle und zahlreichen Kaskaden zur Tiefe geht. Dabei ist der Talboden so e n g , dass der W eg an der F lanke des Tales m ühsam em po rk lettern muss. In der Höhe von 550 m v e rä n d e rt sich plötzlich das Landschaftsbild des Tales vollstän d ig ; oberhalb des auffällig k räftig e n (Äefällsbru- ches betreten w ir ein ganz reifes Tälchen, m i t 20 m breitem T a lb o d e n , der ganz versum pft i s t , und r e i f e n , wiesen- bedeckten Gehängen. Hier ko nn te der W eg bequem a u f dem Talboden selbst a u fw ä rts g e fü h rt werden.

Auch jen seits an der Ostseite des Alte S. Salvatore ist der obere Talschluss des Lorenzotales arnphitheatralisch gebaut mit flachem, weitem Boden und ganz reifen Gehängen , fast ka rä h n lic h , w e n n m an die gew altige Stufe betrachtet, die dieses obere Talstück t r e n n t von dem u n teren schlucht­

a rtig en und jugendlichen. Der Rand der Stufe liegt auch h ier in etwa 500 m. Der reife Talboden des oberen Talschlusses zieht als schmale Erosionsleiste weithin über dem d unkeln, w aldreichen, steilen und u n bew ohnten heutigen Tal und trä g t selbst die Ortschaften P ie tr a b ru n a (390 m) u nd Boscomare (360 m) in 150 in über dem he utigen Talboden. Die E rosionsbasis dieses ganzen F o rm e n ­ schatzes liegt in etwa 400 m. Da das bei Ventim iglia bis 513 m reichende Pliocän schon in der Um gebung von B o rdighera a u f etwa 480 m s in k t und w eiter im Osten

[ 2 0 ] GEOM ORPHOLOGIE H

e

R R IV IE R A t)I PO N E N T E 2 5 5

(23)

256 L. R. VOX SA W IC K I [ 2 1 ]

n u r zu bedeutend g e rin g e re n Höhen sich erhebt, so halte ich die eben besprochene F o rm e n g ru p p e fü r Unterpliocän und » g e h ö r i g zum Zyklus I, obgleich das Pliocän in der Umgebung von Castellare sich nicht üb er 300 m zu e r ­ heben scheint, denn es w ir d in seiner V e rb re itu n g durch Denudationsgrenzen bestimmt. Die ganze Höhe des M.

Grange-Castellare ist, w e nn auch oft n u r in d ü n n e r Schicht, bedeckt mit pliocänen S trandgeröllen und Strandkonglo- meraten, die g u tg e ru n d e t und geschichtet mit 10-15°

m eerw ärts fällen, was besonders dort deutlich e rk e n n b a r ist, wo sich k le in e , w ech sellag ern d e L ehm bänke oder Lehmlinsen finden. Mich bestärkt in der obigen A nschauung dass der bei der Erosionsbasis von 400 m h ier geschaffene Formenschatz im Landschaftsbilde d a n k seiner B reite, seiner weiten E n tw ic k lu n g und g u ten E r h a ltu n g ebenso d o m in iert, wie die reifen Form en des Zyklus I im Ro- ja gebiet.

4.) Ich e rin n e re d a r a n , dass ich f rü h e r schon die tie­

feren E n tw ic k lu n g s g ru p p e n skizziert h a b e , so dass ich für die Um gebung des Taggiatales folgende schematische Zyklenprofile aufstellen k a n n : (Fig. 11)

'Vw T

-

^00

■ SbO

■ 300

- 100

J-ä

A lter Erosionsbasis

-1) ? . 900 m.

2) Miocän . . 600 m.

3) I Unterpliocän . . 400 m.

4) II Mittelpliocän . . 200 m.

5) III » . 120 m.

6) IV Oberpli ocän . 50 m.

7) VI Recent 0 m.

F

ig

. 11.

(24)

[22] GEOM ORPH O LO G IE D E R R IV IE R A DI P O N E N T E 257 In der Um gebung von Porto Maurizio und Oneglia h in d e rte n mich Nebel und Zeitmangel , eingehendere Beobachtungen anzustellen. In der Um gebung von San Lorenzo, beim k m 136, konnte ich die Höhe ein e r schönen S tra n d te rrasse mit 60 m bestim m en u n d die Fastinsel, a u f der Porto Maurizio liegt, ist vielleicht auch ein, etw as s ta rk a b g e trag e n e r Rest derselben Terrasse (47 m) (IV);

h in te r ih r findet man te rra s s e n a rtig e Bildungen und an sie a n k n ü p fe n d e kontin en tale Form en in 110 m im N und 112 m im NE von Porto M aurizio, die sich gegen NW a u f 184 m und höher e rh e b e n ; a u f diesen Flächen liegen Garamaguetta, Artallo, Ricci, Caranigua, Cantalupo etc. (III). H inter diesen erheben sich die Rücken steiler zu den te rra s s e n a rtig e n Fo rm en bei N. S. delle Grazie di Civezza (260 m ) und Mte Bardelino (270 m ) ( I I ) ; schliesslich k ö n n e n w i r den Rücken, der mit der te rra s s e n ­ a rtig en Ebenheit des Mte Rosa (302 m) einsetzt und sich sanft zum Colla Bassa (539 m) e r h e b t , vielleicht zum Niveau I rechnen. Aehnlich finden w i r im Imperotale Reste ä lte re r E n tw icklu ngen, so zum Zyklus IV gehö rige F lächen a u f dem W eg e nach San Luca und M. Bardelino, a u f denen dann auch Castelvecchio in 83 m und Costa d’Oneglia in 130 m sich befindet.

In te ressa n te r ist die Um gebung von Cervo und Diano M arina (4), wo zahlreiche Reste ä lte re r Entw icklungen noch heute terrasse n h a fte Oberflächen aufweisen und a u f denen die aus den e n g e n , rezenten Talböden fliehenden Ortschaften sich anlegten. Ganz k u rz gesagt gehören zum

Erosionsbasis

Zyklus IV die schöne Terrasse, die das Städtchen Cervo trä g t in 66 in, die k leine Terrasse

m it klein em Kliff h in te r Rovere in 70 m 60 m.

Zyklus III die Oberfläche des Riedels h inter Ro­

vere in 102 - 120 in, der R ücken mit S. Bartolomeo del Cervo (128 m ) ; die te rra s s e n a rtig e n L e i s t e n , a u f denen Diano Castello (135 m ) , Diano San

(J) Das Bild dos h ydrographischen Netzes d er Bache Cervo und San

P ie tro zeigt d eu tlic h , dass es h eu te iso lie rte Glieder eines einst

e in h eitlic h en System s (Fig. 12) sind.

(25)

Pietro (177 m ) und Borello (200 m )

liegen . . . . . . . 120 m.

Zyklus II die Ebenheiten des Cervotales mit Chiappa (225 m ) , Tovo (300 m), To- vetto (300 m ) , Villa F a rald i (300 m ) ; im San Pietrotal Flächen m it dem

Dorf Serreta (200 m) . . . . 200 m.

Zyklus I die sanfte Plattform mit F e re tti, die langsam sich em porhebt zum Mte Lesie

(522) und a u f 600 in . . . . 300 m.

258 L. E . YON S A W IC K I [23]

F

ig

. 12.

Bevor w ir w eiter nach dem Osten gehen, um ku rz die ü b rig e n Beobachtungen zu besprechen, m üssen w i r zwei Tatsachen, die sich aus dem B isherigen ergeben, feststellen.

W ir se h en , dass die Erosionsbasen der Zyklen IV, III, II a u f der ganzen Strecke von V entim iglia bis Cervo sich a u f derselben Höhe u n g e fä h r k o n sta n t halten. Aber die Erosionsbasis des Zyklus I fällt von 550 a u f 400 und 300 m in demselben Sinne, w ie die H öhe, welche die pliocänen A b lag erung en e r r e i c h e n , gegen Osten sinkt.

Dieses Niveau ist also ohne Zweifel, und z w ar nach dem

Unterpliocän und vor dem M ittelpliocän, schiefgestellt

w o rde n in der R ichtu ng W-E mit einem östlichen Gefälle

(26)

[24] GEOM ORPH O LO G IE D E R R IV IE R A DI PO N E N T E / 259 In den schiefgestellten Block schnitt das Meer w ährend v erschiedener Stillstände im Mittel-und Oberpliocän noch heute fast horizontale S tra n d te rrasse n e in ; an sie passten sich die Gewässer des Festlandes an. Dagegen senken sich die Fo rm e n der älteren Zyklen im Osten, w ie anzu­

nehm en is t, u n te r das Niveau der horizontalen Terrasse u nd m üssen verschw inden. Dank der g rö sse ren Hebung im W esten hat dort die grosse V e r jü n g u n g noch nicht das Jug en dstad ium ü b e r w u n d e n , w ä h re n d sie im Osten zu schon reifen F orm e n sich d u rc h g e ru n g e n h a t; a ll e r ­ dings spielen h ier auch Unterschiede des Materials mit.

Die tra nsve rsa l^ Schiefstellung d er lig u risc h e n Küste im Vergleich zum V e r la u f der Schichten und der Hauptkette ist an den älteren, praepliocänen Niveau’s nicht deutlich e r k e n n b a r , weil zu w e n ig Glieder dieser E n tw ic k lu n g s­

reihen sich bis heute in deutlicher Form e rh alten haben.

Die zweite Tatsache, a u f die ich noch das A ugenm erk lenken möchte, ist folgende: Alle g rö sse ren Täler, die w i r bish e r k e n n e n lernten, das der Roja, Nervia, Vallecrosia, T a g g ia, des Impero e rw e itern sich nahe der M ündung u n g e w ö h n lic h und fast plötzlich und sind zugeschüttet m it mächtigen S c h o tte r n , die Flussebenen bilden. Die scharfen Knicke zwischen Alluvium und dem oberhalb gelegen Talboden, schliesslich die plötzliche V e rb re ite ru n g lassen verm uten, dass der eigentliche anstehende Talboden u n te r das Meeresniveau h e ra b g e h t (*) und sam m t seinen ju g en d lic h e n Gehängen ein e r E nw ic k lu n g sp h a se V a n g e ­ h ö r t, die sich bei einem M eeresniveau, das tiefer stand w ie das heutige, entwickelte; bei einer kleinen positiven B ew egung der Erosionsbasis d r a n g das Meer in diese e rtr u n k e n e n Täler ein un d w ich erst, als die F lussdelta’s

fi) Diese v e rsu n k e n e n Talböden liaben nichts m it den von Issel (L iguria Geologica e p reisto rica I, 95 e seg., Comptes R endus de l ’Ac.

des Sr. P aris 1887, 24. u n d 31. Jänner) beschriebenen zu tu n ; diese h a lte ich m it R overeto (Geomorfologia delle Goste, Genova 1903, 167) f ü r Pseudotalböden und zw a r aus dem G runde, w eil, w ie w ir sehen w e rd e n , die m iocänen T äler bedeutend höher als der h eu tig e Mee­

resboden liegen, a n d e rerseits es n ic h t w ah rscheinlich ist, dass etw a

oligocäne T äler d urch das postoligocäne B om bem ent L ig u rien s so

tie f gekom m en u n d sich so g u t e rh a lte n h ätten .

(27)

260 L. R. VON SAWICKI [ 25 ] es hinausdrängten. Wie wir sehen werden, ist eine solche positive Verschiebung der Erosionsbasis noch in histori­

scher Zeit eingetreten und ich glaube nicht fehl zu gehen, O O 0 7 die ganze Entwicklung V als pleistocän anzusprechen.

Im Folgenden will ich die Beobachtungen auf der Strecke Cervo-Genua wenigstens kurz beleuchten, sie leiden mehr denn die anderen an Unvollständigkeiten, da mir, als ich meine Studien begann, die oben geschilderten Ver­

hältnisse noch nicht ganz klar waren, ich aber später nicht in der Lage war, meine dort gemachten Beobachtungen zu ergänzen. In der Umgebung von Laigueglia, wo kein grösserer Fluss mündet, erkennen wir die Spuren dreier Entwicklungsphasen (Fig. 13). Der Rücken der Cima Lai- guelia (285 in) senkt sich ganz sanft über Andora zum Capo Meie (223 m); von ihm ziehen auf den Nebenrücken breite Rückenflächen nicht unter 200 m herab; diese Formen gehören wohl zum Zyklus I I ; aber auch noch unterhalb sind die Rücken breit und reif, aber zerschnitten von jugendlichen Tälern. Diese reiferen Formen brechen nahe dem Orte an einer 55-60 m hohen und scharfen Falaise ab, ein kleines Tälchen bei Km 98 ist dabei hängen geblieben; ich rechne daher die reiferen Formen zum Zyklus IV und die jüngeren zum Zyklus V, der allerdings liier dank dem kleinen Einzugsgebiete vielleicht

F m- n i

(28)

[26] GEOM ORPH OLOGIE D E R R IV IE R A DI P O N E N T E 261 nicht u n te r das h eutige Meeresniveau h e ra b e ro d ie rt hat.

Man k ö n n te den obigen A u sfü h ru n g e n e n tgegenhalten, dass die Falaise einfach d urch das siegreiche V o rd rin g e n der B ra n d u n g stä tig k e it gegen das Land ohne N iv eauänderun­

gen zustande gekom m en ist. Es ist n un richtig, dass für die E n tw ic k lu n g ein e r Landschaft es gleichgiltig ist, ob das Meeresniveau w eit draussen sin kt oder ob es ohne Niveau­

verschieb un g lan d e in w ä rts geschoben w ir d — in beiden Fäl­

len w ird die gegebene Gefällskurve an Steilheit ge w innen und damit einen neuen Zyklus in a u g u rie re n , das erste Mal d u rch S en k u n g der Erosionsbasis, das zweite Mal durch K ü rz u n g der Lauflänge des Flusses. Aber in diesem Falle haben w i r zufällig einen Beweis dafür, dass das Meer selber e inst etw a 50 m h ö h e r sta n d ; denn an dem V org ebirge beim Km 99 findet m an bis zu dieser Höhe ein u n g e ­ h eu res L ager von roten G e r o lle n , die m anchm al g u tge ­ ru n d e t s in d , aber k eine fluviatile S tru k tu r besitzen; sie sind s ta rk verk ittet und w a h rsch e in lic h pliocänen Alters.

Sehr deutlich untersch eiden sich diese roten Schotter von dem nebenan liegenden Gekrieche des Flysches, in Farbe (dieses ist g rau) und Aussehen (dieses ist stark eckig und gebrochen). In beiden losen M aterialien haben die Schlagw ässer von P latzregen a u ssero rd en tlich steile Ka­

cheln eingerissen (W ände 25-30 m hoch, Gefälle 50°);

daneben ist d er in allgem einen S fallende du n k le Flysch- k a lk un d k a lk ig e r Sandstein m it viel K a lz itad e rn , stark gefältelt. Die e rw ä h n te n K onglom erate stellen also bis zu 50 m hoch em p orreichen d e S tra n d b ild un g e n dar.

In de r Bucht von Alassio findet m an k eine deutlichen Spuren von Strand und Flusste rra sse n . Es scheint, als.ob die W eichh eit und Schlü pfrigk eit des Flyschm aterials i h r e r E r h a ltu n g w e n ig förderlich wäre. Ganz schwache Reste scheinen in der Ebenheit von Solva und in den G ehängeknicken an den V o rg e b irg e n e rh a lte n zu sein.

Viel inte res s a n te r ist die weite Bucht von Albenga, zu­

geschüttet von dem gew altigen Delta, das die grösste Küsten- und Flussebene d er R iviera di Ponente darstellt.

Die um liegenden Höben sind ganz aus k ü s te n n a h e n Bil­

d un gen des P lio c ä n s , die sanft zum Meere abfallen und

n irg e n d s m e h r h ö h e r als 300 m reichen, aufgebaut. Der

(29)

262 L. R . VON SAVVICKI [27]

ganze Formenschatz dieser Gegend ist ausschliesslich plio- cän und pleistocän; trotz schm aler Spuren von A usreifun g und Verjüg'img g elin gt es h ier n icht, ältere Niveau’s zu verfolg en, denn sie sind in dem w i d e r s t a n d s l o s e n , lo­

ckeren pliocänen Materiale der V e r n ic h tu n g nicht e n t­

ro n nen und alle in ausd ru c k slo se , zugerundete Rücken und Hügel um gew and elt worden. Umso k l a r e r ist h ier die pleistocäne Geschichte, die schon Rovereto aufgedeckt h at (l). Die Täler des letzten vorpleistocänen Zyklus schufen bei der M ündung einen breiten Boden, der zu Beginn des Pleistocäns vom Meer erfüllt w urde. Die a ltq u a rtä re Bucht reichte bis V illano va, B astia, Campochiesa und w a r bis 4.5-6 Km. breit. Damals m ündeten der Lerone, die Arroscia und Neva selbstständig ins Meer; m it der Zeit bauten sie sich Deltas vor, die zusam m enw uchsen und sich rasch des Meeres e rw e h rte n , es h inausdräng ten . Die einzelnen Bäche v ereinigten sich zu einem Strome, der Genta, die e n tsp re ­ chend i h re r Grösse rasch das Delta ins Meer vorbaute. Das damals entstandene a ltq u a rtä re Delta hat die Centa dann später zersä gt, so dass es aussieht wie eine Akkunqula- tionsterrasse und, da ih re R änder s c h a rf s in d , frage ich mich, ob die Z erschneidung nicht u n te r einem plötzlichen Impulse erfolgte, einer q u a rtä re n negativen Stran d versch ie­

bung. Das j u n g q u a r t ä r e Delta grenzt mit einem 5 m hohen Steilrand gegen das Alluvium. Auch dieses Delta musste noch zerschnitten w erden, als der Meeresspiegel 6 m u n ter dem heutigen Niveau stand, wie das die Aufdeckung von Land- und S u m pfablagerungen in - 5.83 m beim Graben eines B ru n n e n s in Albenga postuliert. Noch in der Rö­

merzeit stand das Meer tief, denn die schöne römische Brücke im Norden der Stadt Albenga s in k t m it ih re n Pfeilern unter den Meeresboden und ist heute bis zu i h r e r halben Höhe im historischen Alluvium begraben. Seitdem hob sich das Meeresniveau w i e d e r , denn Sum pf und rö­

mische Brücke w u r d e n verschüttet (ä). Der Fluss, der bis ins XVII. J a h r h u n d e r t über die Lokalität des Pontelungo

(’) R o v e re to , G eom m folögia delle Valli L iy u ri, 1904, p. 71 e seg.

(2) Auch das Niveau des B a p tisteriu m s (VII Jlit.) in Albenga lindet

sich m ehr als 2 m u n te r dem h eu tig en S trassenniveau, so dass m an

a u f S tufen h erabsteigen muss.

(30)

[28] GEOM ORPHOLOGIE D ER R IV IE R A DI PO N E N T E 263 floss, w a r f sich w ä h r e n d eines grossen Hochwassers w eiter nach Süden und g ew a n n die heutige Lage. In die histo­

rischen Alluvia hat sich seitdem der Fluss w ieder um 2 m e in g e sc h n itte n , dam it zugleich eine ganz ju n g e ne­

gative Phase in der V e rschie b un g des Meeresspiegels ver­

ratend. Also h ier hat das pleistocäne und rezente Meer folgende V e r ä n d e ru n g e n e rfah ren :

Zeit N iveau B ildungen

Aelteres Pleistocän . . Hoch Altpleistocänes Delta, Jü n g e re s Pleistocän. . Niedriger JungpleistocänesD elta, R ö m e r z e i t ...> — 6 m. Alluviale Delta mit Sümpfen und einem C entalauf gegen Ponte- lungo,

XVII. J a h r h u n d e r t . . + 2 m. V e rs ch ü ttu n g der Drü­

cke , der Sümpfe und des alluvialen Delta’s, nach dem XVII. J a h rh d t 0 m. h e u tig e E in tiefu n g und

jü n g ste s Delta.

In a n d e re r Hinsicht w ieder ist die U m gebung von F i­

n a lm a rin a interessant. Es m ü n d en da zwei Täler neben­

ein a n d e r mit weiten u n tere n Talenden. In ih re r Um gebung sind besonders die Fo rm e n des Niveau II erhalten. Mit grö sser Regelmässiglceit erheben sich die Rücken im N (Monticello, S. Bernardo) lind S (Verezzi, Brassale-Gorra) steil zur Höhe von 200 u n d d an n sanft bis zu 250 und 320 m. Die Aussicht von Verezzi zeigt un s die relativ sehr schönen S tra n d te rrasse n in 200 m zwischen F in a l­

m a rin a und Pia ü b e r V arigotti bis Noli; die Ebenheit in 200 m ist bei der Steilheit des Kliffes besonders auf­

fallend. Viel w e n ig e r deutlich sind die Reste des Niveau I I I , die w i r entdecken k ö n n e n nahe der Küste in einer Strandplattform oberhalb der B urg von F in a lm arin a (120 m) und in der Küstenleiste, a u f der Selva u nd die u n te re n Häuser von Pino stehen (110 m); endlich in den F luss­

t e r r a s s e n , die Verzi tra g e n u n d ih re F o rtsetzung finden

in dem altem Talboden, der dort, w o das R. Poneital im

K alk sich plötzlich v e r e n g t , besonders g u t e rh a lte n zu

sein scheint. A uf dem Rücken San Bernardo fand ich eine

Reihe von Tälchen von ganz reifer Ausgestaltung, die in

(31)

264 L . R . VON S A W IC K I

200 m. H öhe ü b e r den h e u tig e n H a u p t tä l e r n h ä n g e n g e ­ hliehen sind, l n dem M o m e n te , w o die V e r j ü n g u n g die H a u p ttä le r vertiefte, b lie b e n diese k l e i n e n Tälch en , in d e n e n das W a ss e r im K a lk e so fort v e rs a n k , so e in e leichte V e r­

k a r s t u n g des Talho den s v e r u r s a c h t e u n d d e n s e lb e n in eine R eihe flacher W a n n e n u m w a n d e lte , ü b e r d e n H a u p ttä le r n h ä n g e n . Auch sie sin d zum Niveau HI zu r e c h n e n . S p u re n des Z y k lu s IV sin d g a r s p ä r l i c h , n u r in G e fä llsb rü c h e n d e r V o rg e b irg e u nd in g a n z k l e i n e n T e r ra s s e n , a u f d e n e n das K ir c h le in San Ronatu m a le ris c h s te h t, zu entd e c k e n . Hie tief v e rs c h ü tte te n b r e ite n T alb ö den ze u g en von der E xistenz des Z y k lu s V. V o n e le m e n t a r e r B e d e u tu n g ist d a g e g e n h ie r die Tatsache, dass i n d e r U n g e b u n g sich - es ist die einzige Stelle a n d e r R iv ie r a di R o n e n te - mio- cäne S t r a n d b i ld u n g e n e r h a l te n h a b e n , v o r a lle m p o rö se K a lk s te in e von d em A u s s e h e n von L a g u n e n - K a lk e n , die bedeckt sin d m it z a h lr e ic h e n K a r r e n u n d selbst n u r in w e n ig m ä c h tig e r L ag e d e n k r i s t a l l i n e n U n t e r g r u n d bede­

cken. Uiese m io c ä n en A b l a g e r u n g e n w u r d e n a l l e r d i n g s a b g e s c h n itte n d u r c h d e n p iio c ä n e n Z y k lu s 11, a b e r die s t r a n d n a h e Fa c ie s d e r B ild u n g e n v e r r ä t u n s , dass au c h d e r m iocäne S tra n d n i c h t fe r n w a r u n d n ic h t viel h ö h e r ü b e r die h e u tig e V e r b r e i tu n g s g r e n z e , die bis 394 m reic ht, e m p o rstie g . W e n n w i r b e d e n k e n , dass das Miocän in den A lpen d e r fra n z ö s is c h e n R i v i e r a bis 700 m (*) e m p o rg e h t, h ie r a b e r bis 400 in, so w i r d u n s d e r P a r a l e ll is m u s d e r S t r a n d lin ie n des M iocäns u n d des U n te rp lio c ä n s (Z yklus I V e n tim ig lia ü b e r 500 m - A lb e n g a 300 in) k la r . Hie t r a n s ­ v e rsa le S chiefstellu n g, w e lc h e die R i v i e r a im U n te rp lio c ä n e r l i t t , m u sste n a tü r l ic h au c h die ä lt e r e n F o r m e n u n d A b la g e ru n g e n schiefstellen. Aus dem P a r a l e ll is m u s d ie s e r beid en ä lt e r e n S t ra n d lin ie n g e h t m it g r ö s s e r W a h r s c h e i n ­ lic h k e it h e rv o r, dass am E n d e des Miocäns u n d v o r dem Pliocän w o h l e in e V e r s c h i e b u n g d e r E r o s io n s b a s is , a b e r k e in e S c h iefste llu n g en b lo q u e stattfan d . A n d e r e rs e its g e h t a u s d e rs e lb e n h e r v o r , dass, da d e r U n te rs c h ie d d e r mio- cän en u n d u n t e r p l io c ä n e n S tra n d e e tw a 150-200 m b e trä g t, w i r w a h r s c h e i n li c h den u n t e r e n d e r b e id e n a n d e r Tag-

(') G

uebhard

, B ull. Soc. Geolog, de la F ra n ce , 1898, p. 104.

(32)

[30] G EOM ORPH OLOGIE D ER R tV IfiR A Dl P O N E N T E 265 gia üb er dem unterplio cän en Talboden unterschiedenen Niveau’s mit der Erosionsbasis in 600 m als Miocän a n ­ zusprechen haben (siehe S. 256). Leider gestattet die spärliche E r h a ltu n g des Miocäns nicht diese Schlussfolgerungen mit g e n ü g e n d e r E xakth eit zu ziehen.

Die älte re n Zyklen v ersch w in d en gegen Osten im m er m eh r und m ehr, indem sie unter die j ü n g e r e n horizontalen h e ra b s in k e n ; v o rh e rrsc h e n d w ird die T errassen form des Niveau 11 ( f 200 rn ), daneben auch III ( y 120 m) und IV ( T 60 rn), und d er im L andschaftsbild hervorstechendste Zug: die V e r jü n g u n g der E n tw ic k lu n g sp h a se V und die Z uschüttun g der E n tw ic k lu n g VI.

Schon die k lein e n T älchen, die bei Noli und Spotorno m ü n d en und deren steile u n tere Gehänge zum Zyklus V g e h ö re n , besitzen grosse V e r s c h ü ttu n g e n , die von der E n tw ic k lu n g VI zeugen. Schön sind die k lein e n Terrassen des Baches bei T o rre di Ere, die ins Niveau IV gehören u n d in die das Bächlein eine enge Schlucht eingeschnitten hat (siehe Fig. 20 Seite 276) u n d doch noch zur K üsten­

ebene mit 10 m hohem K a ta ra k t herabfällt. Aehnlich finden sich auch an dem Schlossberg von Noli Spuren des Niveaus IV, a u f denen idyllisch der kleine F rie d h o f liegt. Die F o rm e n des ä lte re n Zyklus III haben sich höchstens im Quellgebiet erhalten, wo sie die K irche in der Nähe von Voze in 280 m tra g e n und die m ee rw ä rts sich a u f 130 m etw a s e n k e n , w ie m an das vom V orge­

b irge Noli aus feststellen kan n . Ilieh er g e h ö rt auch das V o rg e b irg e Torre di Ere (130 m) bei Bergeggi, w ä h re n d das Gapo di Vado sich etwas höher e rh e b t, aber auch T errassenform aufweist. Vor dem Torre di Ere liegt im Meere das Inselchen Isola di B ergeggi (64 m ), die mit i h r e r Gipfelfläche wohl dem Niveau IV angehört.

Ein schönes Terrassenfeld stellt das H in terland der

Bucht von Savona d a r : zwischen Vado und Albissola

treten besonders 2 T errassen - Systeme a u f in Ueberein-

stim m u n g mit den Niveaus III und IV. Letzteres erscheint

besonders schön a u sg ep rä g t in der 60 m hohen Ebenheit

gleich nördlich Savona mit seinem hohen Kliff und seiner

gegen 800 m breiten ebenen Fläche, die n u r d u rch kleine

inseq uente Tälchen zerschnitten wird. In (Jeberresten k a n n

(33)

26G L. R . VON S A W IC K I [31]

man diese Terrasse den Fluss Letimbro a u fw ä rts verfolgen^

wo sie im m er Villen und K irch le in trag en . Der schönste Rest dieser A rt findet sich bei Lavagnola und ist 80 m hoch; schmale Leisten ziehen bis Sanctuario u nd auf ihn en stehen gleich ein e r P e r le n s c h n u r B a ue rn häuse r.

Viel typischer noch sind diese T errassen entw ickelt bei Fornaci und Zimola a u f der einen, und beim Capo di Al- bissola M arina a u f d er a n d e re n Seite des Letimbrogebietes.

Da len k t eine Tatsache u n se r A u g e n m e rk a u f sic h , dass die 00 m T e r ra s s e n , die an den V o rg e b irg e n typische Erosionsform en s in d , die den gefalteten U nterg rund a n ­ schneiden, h ier bei Vado L ig u re A k k um u latio nsform en sind, aufgebaut a n der pliocänen Strandhalde. Es sind vor allem verarm te Quarzgerölle m it Zw ischenlageu eines roten Tones, u n te r ih n en g r a u e bis h e llb rau n e Tone;

beide liegen fast horizontal und sind wohl geschichtet.

Die Decke von Schotter hat man meist a b g e tra g e n , um die Tone in Ziegeleien zu verw erten. Diese A k k u m u la ­ tionsform en v erkn ü pfen sich d ire k t m it Erosionsform en von Tussano bei Valeggia in 70 m u n d ä h nlichen Fo rm e n im Segnotal. Das beweist unzweifelhaft das noch pliocäne Alter des ganzen Zyklus IV , dessen E rosionsbasis w i r auch hier in 00 m anzusetzen haben.

Oberhalb des Systems von 00 m e rh e b t sich nö rdlich Savona eine Reihe von Riedeln zu 135 m, die den E i n ­ d ru ck einer zerschnittenen Terrasse m achen; die sich langsam la n d e in w ä rts zum K irch le in M arm orassi a u f 200 in emporhebt. Deutlich ist diese Terrasse w eiter südlich, wo sie die K irch en Mad. degli Angeli (159 m) und Mad.

del Monte (102 m) trä g t und mit scharfem alten Kliff abschneidet vom H in terland und von der n ied rig ere n Terrasse. Noch a u f einen Umstand muss ich die A u fm erk­

samkeit l e n k e n , dass näm lich im Letim brotal sich ganz ausgezeichnete Mäander befinden, die in m itte n des B erg­

landes a u f breitem Talboden sich gebildet haben und u nterhalb Sanctuario, das selbst a u f einem M äanderhalse l i e g t , w e n n auch n u r w e n ig (5-15 m) e in g esen kt sind.

Diese V e rjü n g u n g ist gew iss q u a rtä re n Alters und ent­

spricht w a h rsch e in lic h der negativen q u a rtä re n B ew egung

des Meeresniveaus, die w i r auch bei Albenga zu e rk e n n e n

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