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Düsseldorfer Anfänge ; Das Trauerspiel in Tyrol

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Academic year: 2021

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(5)

D e u tfc fy e

(6)

Deutfcfye

Batiuttal

- X x t U x a t u x

fjiftorifcf? fritifdK Ausgabe

U n t e r Z n i t a u r f u r t g

POlt

D r . 3CtnoI6, D r . «S. 2 5 a » t , p r o f . D r . t i . 23artftf>, p r o f . D r . iS. -IBECfjflein, p r o f . D r . © . OSeDaoßel, p r o f . D r . OSirltnger, p r o f . D r . JJ. 2BIümner, D r . SSobettag, D r . t i. 'B o r tr e e e c , D r . © . «treiäenadj, D r . J o fj. £ r ü g e t, p r o f . D r . © , © ü n e t r , p r o f . D r . 90. £ t e p , X . jfu ltia , p r o f . D r .

% .

«Zeiget, D r . (5. B a m e l, D r . «5. © e n ru i, D r. jffi. Biocfj, p r o f . D r . ® . % a m 6 e l, D r . (

5

. ^ rtjr. tj. X fflr n c r o n, D r . <®. jm U t fjfa « , p r o f . D r . g . „a ltn o r, D r . j f . j B u n « c t , D r . U\ D r . HJ. © t l l e t l e j , p r o f . D r . l>. p a ltr , p r o f . D r . p . p ip e r , D r . ß . JBräljlt, D r . a it o lf Cioreritiecg, p r o f . D r . 56. |>auet, p r o f , D r . ft. g . £ ,efjtöet, Jt. S t e in e t , p r o f . D r .

%.

^ > tetn , p r o f . D r . jf. © e t t e t, D r . J © e n 6 e le t , D r . C & . Z o l l i n f l u . a .

fyerausgegebert

POTt

3ofepfy £tirfcf)ner

^59. B a n ö

€ r ft e A b te ilu n g

3mmernianns IDerfe I.

\

Berlin «ni> ©üxffßart,

(7)

Jhnntettttanns

W t x k t

r

ft

e

r Cl e i I

CErftc 2Ibteilung

^ i i f l j e U r o r f e v H n f ä n g c

D a s C r a n t ' v J V u ' l t t t

C y v u l

Berlin uuö Stuttgart,

(8)

0 9 8 1 9 0

2I(lc Hecfyte Dorbetyaltett

(9)

(E in f e t t u n g

C y r S i l i e r , it>eld)er ber leBenäDollen ©cfjilberung beS ftoCjen unafi*

- i- 'p n g ig e n Sauernftanbeä feinen ^auytritfjm oerbanft, ftammte, roenn

rair feinem ©tamtnBaum nadjgelien foroeit unfere fiunbe reicht, au s

©cfjroeben, bem Sanbe, rao fid) mit am reinften unb längften ber freie

attgermanifdje Sauernftanb ermatten fjat.

S e r Sergean t ^peter 3mmer=

mann toar mit ©uftao 3lbolf§ §eer naclj Seutfdjlanb gefommen unb

Ijatte Bei 8ü|sen „ fü r teutfdje ©enriffenäfreifyeit" mitgefodfjten, tote eS im

imu§6ucf)e für feine 5ftaci)fommen ju tefen ftanb.

Jiadfj SBeenbigung be§

ÄriegS nafjrn ber fci^roebifc^e Sergean t eine nmftgenwrbene Sauernftelle

im ® o r fe (StgerSleBen unroeit SßagbeBurg in S e f i| unb heiratete eine

Säu erin 9Jamen§ Qlfe.

©eine üfiadjtommen führten als! Sanbleute, §anb=

toerfer, ©cfiutleljrer unb Sprebiger ein BefdfjeibeneS arbeitfame§ SeBen.

® e § ©idjterä ©rofjüater aber arBettete fiel) ju ber ©teile eineä SteftorS

in ©rof; © a lja empor.

2lu§ feiner erften @|e ftammte ©ottlieB SeBrecfjt,

ber al§ {gl. preufjifcEjer Ärieg§* unb Som änenrat in feinem

45.

£eBen§=

jafjre ftcf) am 8. ärtat

1795

mit SBilfjelmine, ber adjtsefjnjciljrigen S o ft e r

be§ ffltagbefiurger ®om propfte§ Sßilba, oermäfjtte.

§ffiemt ber 3tat gmmers

mann uns in manchen ©tücfen an ben laiferlic^ert Sftat ©oetfje mafjnt,

(10)

11

D ie (Eltern, © fb u rt.

fo erinnert aud) ber 2ltter§unterftf)ieb ber 5mmermannfd)en (Seeleute an

bas gletc£»e SBerijältniS, bas im Saufe am §irfdjgraben lualtetc.

2(ts

erfteä ftinb, bem bann noefj roeitete fünf folgten, roarb am 24. 3tprü

17 9

G

im Smmermannfdjen .Saufe ein @ofjn geboten, ber am 0. Quni in

ber SJiagbeburger Somtirdje auf bieSlamen .H a r [

2

e b r e dj t getauft rourbe.

fta r l ^ m m erm a n n .

Über bie fiebjetjn erften Sebensjaljre in SMagbeburg I>at Qmmermann

a

(0

gereifter SRann in ben äluffä^en „Snabenerinnerungen" unb „S ie

gamitie" ausführliche 9J!iti*itungen un§ gegeben. Qn einem Briefe, an

feine SBraut flagt er über bie fonberbaren SBiberfprüdje in feinem äßefen,

er erflärt fie ait§ ben fettfamen Umftänben, bie bei feiner ©rjeugung ju=

fammentrafen, bem SllterSunterfdjieb ber ©Itern: „® ie erfte Qugenb unb

ba3 fjerannafjenbe Sitter mifdjten itjre ©temente ju meinem Sßerben.

(11)

S e r Sater ftreng, eifenfeft, fdjroff, fcljroer; bie SJhitter roeid), nachgiebig

ohne 93ia^. Sa S erflärt »ieleS in mir.“ 2ßie fo uiele unjerer Sicf;ter

jefjeint auch gmmermann »on ber ffllutter bie Neigung p r ^oefie geerbt

31

t fjaben.

3n ber gatnilie be§ Sontpropfteä roareti bramatifdfje 9litf=

fi'ttirungen beliebt, unb auch bie §od)

3

eit

3

feier ber SEodjter rourbe mit

folgen Spielen »er^errtic^t. Sßilhelmine roar !lug, lebenbigen ©eifteS

unb befaß eine außergewöhnliche Söilbung. S e r SSater roar ber preufsifclje

Beamte, roie f^riebric^ 2BiIheIm3 I. harte 3ucf)t fie geöilbet, griebrich II.

fie mit gegrünbetem Selbftberoufstfein erfüllt hatte. @r Ejatte als» Slubiteur

unter ©eneral »on ©albern (1719— 1785) gebient unb bie eigene gri^ifcfie

©efinnung raubte er bem Sof)ne, ber bann fpäter ebenfalls al3 3Rilitär=

aubiteur tljätig roar, einjupflansen. Sffiie anbere Sinber, meint Qmmer*

mann, mit SHärcfyen gefpeift roerben, fo ttmrbe mein frü^efteö Senfen

unb. güljlen burdt) ba§ ©ebädjtniä an sroei grofje ©eftalten ber S?er=

gangenheit ernährt: ©ufta» Slbolf unb griebrid) ben ©rofsen.

S ie

an ben erfteren fnüpfenbe ältere gamilientrabition erhielt gerabe in

Siagbeburg erhöhte Sebeutung. Sen -Kamen Äaifer Dtto

8

be3 ©rof;en

^örte ber Snabe rooljl al§ ben be3 ©rünberS 3J!agbeburg3 nennen; »on Silli;

unb SKagbeburgä ^lünberung würbe aber jebem Äiitbe ausführlich erjä^It,

ber SEurrn beS SomeS trug noch immer bie äRerfmale jener Selagerung

unb §einrich 9!athmannS „©efdjtchte ber ©tabt ®Iagbeburg oon ihrer

erften @ntfteljung bis auf gegenwärtige geiten" mar ba§ erfte Such,

melcheä ber Änabe la§. Qroifchen bem grofjen Sönig unb bem lieben

©otte vermochte ber burch besi SaterS ©rjäljlungen angeregte Änabe

eigentlich feinen Unterfcljieb p machen. „Unb fo rourbe ein §eroenlultu§

geftiftet, ber auch eine 3W 00n Religion ifi; nur mu| er nicht au§ bem

begriff entfpringen, roenn er biefert Jiamen oerbienen fott, fonbern aus

ben früheften unb bunfelften ©efühlen. Ser ältem ber gribericianifchen

Slufflärung umroehte un§ »on allen ©eiten unb beS DffenbarungSglaubenS

laut un3 gar roenig

511

; aber eS fragt fidf), ob baS religiöse ©efühl in

.Sinbern nicht am grünblichften burch e'tte f°W )e Eingebung an grofse

®(enfcheit oorjubereiten roäre."

Äarl Sebrecht »erriet in ben erften SebenSjahren feine befonberen

Anlagen; erft feit feinem sehnten S^hre machte fich ein nicht p ftillenber

Sefehunger geltenb. ©ierig »erfcljlang er, roas> er an Suchern, roelchen

Qnhalt fie auch

mochten, erreichen fonnte, fo bafi ber Sater fich

»eranlafst fah, biefe Sefefudjt p unterbrüdfen, ein SSerbot, baS roie bie

meiften Verbote bie »orhanbene Jieigung nur erhöhte, fo fehr auch

SaterS unerbittlich ftrenge Sucht in ber gamilie gefürchtet mar. Son

ihm erhielten bie Äinber ben erften Unterricht, unb e§ roar eine angenehm

empfunbene ©rleidjteruttg, als fie in ber Schule beS ÄlofterS Unfrei-

lieben grau Stufnahme fanben. Smtnertnann flagte fpäter über mangels

haften Q«genbunterric§t; feine Begabung fanb roenigftenS frühe 3ln=

erfennung bei feinen Sehrern. S ie SOJitfchüler fchloffen fich

gern an,

(12)

als er ein Siebhabertljeater ins Seben rief unb fettete; ein Iinbifcfje§

Spiel, in bem ber fpätere Setter ber Süffelborfer Sühne feine erften

Theatererfahrungen fid^ erwarb. SBahrfcljeintich hQt er für biefe Sd)üler=

bü(jne auch eigene Sichtungen »erfafjt, poettfef) tljätig roar er roenigftenS

roährenb ber Schuljahre.

Zahlreiche ©elegenljeitSgebichte fammette ber

SSater forgfältig: neben einer aibfjanblung über ben Söegriff ber S5er=

eblung unb einer im Slnfdjtufi an TacituS auSgeführten ß^arafteriftit

9ieroS entftanb eine größere SRooelle „S e r Suftfchiffer". Sefonbere litte*

rarifche Anregungen bot ihm feine Umgebung nicht bar,*) bagegen trat

nodfj roährenb feiner SJiagbeburger Schuljahre ber ©ruft beS öffentlichen

SebenS an ben Änaben Ijeratt.

S e r Sommer 1805 hotte SRagbeburg bie ©hre eines ©efuc^eö beS

preufjifdjen SöntgSpaareS gebracht. Sa S Sßerbot beS SaterS übertretenb

nmfste fich ber Änabe jum ülnblicfe griebrief) SBilheltnS III. unb feiner

fepnen Äönigin burchjubrängen. Ser folgenbe Sommer jeigte ihm baS

alte yreufjifdfje §eer in feinem 9iuf|m unb ©lanäe, um einige SBoc^en

fpäter auch ^e,n unreifen finaben ben ScfjicffalSfchlag mitempfinben ju taffen,

alä ftatt ber ftolgen Äolonnen roüfte Knäuel non Flüchtlingen oon ben

©cfjlachtfelbern Thüringens nach SJtagbeburg eilten. „S ie erfte 2lhnun3 »on

ber tiefen Qtueibeutigfeit unb $ücfe beS SebenS entftanb bamalS" bem

Zehnjährigen „unb fnüpfte fich fo an ein furchtbares attgemeineS ©efd)i(f."

Ohne ernftliche Serteibigung ergab fich roie b»e meiften anbern auch

geftung ©Jagbeburg. S

8

iS bahin mar ber 9iame Napoleon ben Sinbern

als Spott= unb Schimpfnamen gebräuchlich, je^t lernten fie ihn fürchten.

„S e r Srucf mar ba§ SBort jener Qahre. 3hr iun

8

en Seute, bie ihr im

grieben entftanben feib," fo fchrieb Smmermann 1839, „nnjjt nicht, roaS

für gehen baS bamalS roaren! 9lot, Irm u t, ©lenb überall, ©fei an

ben öffentlichen SSerhältniffen; bie eiferne gauft ^ SefpotiSmuS über

jebem §aupte. SDBir haben als Äinber bamalS auch gefpielt, g e ja u lt

unb auSgelaffeneS 3e«9 getrieben, aber felbft bie Äinber »erlief ber ©e*

banfe nicht, baf; bie SOäter totgefchoffen mürben, roenn fie etroa fagten,

Jiapoleon fei auch

nur ein SRenfch, roie anbere." Sßenn jeboch baS

SSaterlanb »ertoren fdfjien, unb feiner fich '3em fehleren Sruife ber äußeren

SSerhältniffe entstehen fonnte, fo fchloffen fich

Samilienglieber nur um

fo inniger aneinanber. „S ie ©Itern ftanben als ber SRittetpunft ber

ganjen Keinen Sßett ba, unb eine einfache Sßietät, eine fchlichte Unter»

roerfung machte fich

0011

felbft. S ie fiinber fahen bie ©Itern 9iot leiben,

roenigftenS SöebrängniS unb Serbrufi mancher Slrt, unb beShalb mürben

fie ihnen ©egenftanb eines ehrfufchtSoollen -KitleibS. §ier roaren bauernbe

Sefümmerniffe unb beShalb bilbete fich au$ k'e fampathifdfie ©nt;

pfinbnng ftationär aus unb gab bem ganjen SSerhältniffe eine eigene

raarme gärbung."

* ) SBalbcm ar Ä a roera u , 2tu3 ÜJlagbeburgS SJergangcn^cit. B e iträ g e ju r £ itte ra tu rs unb £ u ltu rgefi)icf)te be§ acfytsefynten $af)rf>unbert§. fta ü e

1886

.

(13)

So ging bie ©tjmnafialjeit jiemlich trübe ihrem Gnbe entgegen; im

2tprit 1813 burfte er bie Unioerfität ju $aUe besiegen. ®er „brennenbe

Su rft nadf) ben ©tubentenjahren, »on melden man ben §immel alter

g reifet fich »erhoffte", follte nun gelobt roerben.

greilid) roaren eS nicht frieblidje ©terne, roelche bei Smmermannä

gintritt in bie

3

J!u|'enftabt bie SBelt regierten,

©chon gioei 932onate

oor^er hatte ber tönig bie beutfdje ^ugenb ju ben SBaffen gerufen; ber

junge

9

J!agbeburger aber follte, als ob e3 feinen 3Japoleon unb feine

freiroilligen preufjifdjen Säger in ber Söelt gäbe, in £alle ruhig ein ga^r

Suriäprubenj ftubieren, ohne bafs feine Neigungen bei ber grage be§

©tubiumä in Setracht gejogen roorbeit mären. Unb boch roar in ihm

ber l)iftoriftf|e ©inn mächtig rege; er »erfenfte fic§ in baS ©tubium be3

Sacituä, ber ihm „immer ber nächfte unter ben römifc^en ©chriftftellern

mar unb geblieben ift". Sogtf, 3Maphi)fif, Snftitutionen, SJaturredjt

mürben geroiffenljaft belegt unb gelegentlidj befugt. „SRegelntäfjig ^örte

ich bagegen ©chü£ über §orasen§ ©pifteln unb bie gröfc|e be§ Slrifto*

phane§." Slllabenblid) erfolgten Äahnfat)rten auf ber ©aale nadj ©tebic§en=

ftein uno ©rellroi^. So rt mo Sfted felbft je^n ga^re früher in fiterem

fireife geroeilt J»atte, lernte gmmermann je^t bie „rounberoolle 3)?ärcfjen=

roelt" ber Xiectfchen Sichtung fennen. Über biefe Anregungen hinauf ragte

noch eine anbere ©rfcheinung ber ebelften ©c^ön£)cit. S ie roeimarifche

©efellfchaft, bamalä in ber haften Sölüte, fpielte in §alle roie in bent'

benachbarten S3abe fiauchftäbt, roohin ihr bie ^altcfd^en ©tubenten mit

Vorliebe folgten,*) „unb fo erlebte ich etroa§, t»as> unfdjäpar in eine§

JJEenfchen ©efchtcf ift, nämlich: ber »öllig offene unb unentroeiijte ©inn

rourbe gleich oon einem §öd|ften in feiner 2lrt entjünbet". 33i3 bahin

roar er vielleicht brei= ober »ierrnal im Sweater geioefen.

3

e£t erhielt

er »on ber ©oethefdjen äRuftertruppe ©inbrücfe, bie „formgebenb" für

feine ganje fpätere $eit rourben.

Slllein baS ibqllifdie Sebett bauerte nicht lange. Qmmermann follte

e

3

empfinben, baf? für ihn bie

3

ahre, roo ber junge 9Rann ber ruhigften

unb ftäteften ©ntroicfelung bebarf, ba§ fießje^nte big jurn sroanäigften,

in bie ungefjeuerften Äämpfe ber SBelt fielen. Anfang Sluguft fam ber

franjöfifche fiaifer burch §alle unb belretierte bie Aufhebung ber Unt=

»erfität, er brauche feine ©tubenten, fonbern nur ©olbaten unb Säuern.

©s> roar ganj natürlich,

Smtnermann nach biefem geroaltfamen 3lb=

bruche ber S3orlefungen nach ®aufe eilte, allein ber ftarre SSater empfing

ihn mit ben Sßorten: „

3

# ha&e bir »erboten, roahrenb be§ erften Sahreö

nach Saufe ju fommen. S u roirft bich hier auäruhen; menn baS gefchehen,

aber jurücBefjren, roohin bu ge^örft, unb für bich ftubieren, bis! ich Mer

bich anberroeit beftimmt habe." gn ber „Sütf'e, roelche eine Sochfdjule

*) © u fta o SEBuftmann, „Ö au d jftäb t. (Sin üDIobebab b er S e ip jig e r im 18. 3 al)rf> u n b ert" in ben gefam m elten 2iuffäfcen „2 lu 3 Seip jigS V e r ga n g en h eit'' S e ip jig 1885.

(14)

V I 0 £ r jffrfiiüiUtgt. fironbljeit. ÖrilE-Miattce.

ftü^er ausgefüllt hatte", »erlebte nun ber junge Stubent jroei öbe einfame

SJJonate, roährenb beren er fich e'net regelfofen bunten Seftüre ergab,

©rft nach

Schlacht »on Seipjig erlangte er beS SSaterS Suftimmung,

ber allgemeinen Beroegung fich anfchliejjen

3

U biirfen; er trat als $rei=

roiHiger in baS erfte gägerbetadjement beS Seib=3nfanterie=9!egimentS.

Slllein ehe eg junt 3IuSmarfd)e fatn, rourbe er ju 9ieuhaIbenSleben uon

einem heftigen 9ieroenfieBer befallen, baS erft nach einem Vierteljahre

»on feiner fräftigen Jiatur übertounbeit roarb. 2US er enbltch beim erften

SJiagbeburger gufjjägerbetachement im gelbe einrüden fonnte, roar alleS»ors

bei. gnjroifchen roar ber Sater in bem »on Sauen^ien belagerten SJiagbeburg

geftorben.

Sßinterfemefter 1814 auf 1815 roar 3tnmermann roieber

Stubent in §alle unb nahm an bem humonftifdjen Treiben auf bem

©ute §otä

5

etIe feines rounberlichen DnfelS, bem er in ben „3J!emorabtIien"

einen eigenen älbfchnitt roibmete, teil. Stilein alle Späße unb theatralifchen

Schnurren fonnten nicht bie Trauer barüber heilen, bafs ihm fein ©efdjid

Teilnahme an ben preufjifchen Sßaffenthaten »erfagt hatte. Um fo gröfser

roar fein $ubel, «als Siapoleon »on ©Iba entroich, unb ich tann baS

©ntjüden nicht befdjreiben, roelcheS ich fühlte, als ber Äönig jum

3

i»eiten=

mal bie greiroilligen aufrief". 3lm 29. Stpril 1815 melbete er fich in

SBagbeburg jutn Sienfte: bie SRarfdiroute führte ihn auch frurch Süffel*

borf, feiner fpäteren §eimat; am 17. SUai roar baS Säger »on ©inet)

erreicht. „ S a habe ich kenn aud) ben Ärieg unb bie Schlachten fennen

gelernt." Sei Signg ftanb er mit feinem Bataillon pm erftenmale im

geuer.

„3roei Sage barauf hörten roir in ben 9KittagSftunben ben

Äanonenbonner uon S3elle=2tlliance unb marjchierten borthin." S e r großen

Schlacht folgten noch mehrere ©efedjte an ber Seine, unb erft am 7. Quft

rüdte er mit bem 3. krmeeforpS in ^ariS ein, beffen Äunftfdjäge er

roährenb jehntägigen Aufenthalts nach SWögliclifeit fennen ju lernen juchte,

©rft am 5. Sejember rourbe ber greiroillige als Dffijier »erabfdjiebet,

unb ihm roie fo »ielen anbern mochte eS ferner genug fallen, aus bem

bunten Sagerieben nun roieber in bie grauen igörfäle äurücfjufehren.

„Seutfdje Qünglinge," urteilte ©hriftian ©ottfrieb fiörner in feiner

Senffdjrift jum Schule ber preufnfdien Unioerfitäten, „bie aus ber frühem

engen Sphäre herausgetreten roaren unb an ber Befreiung beS 3Sater=

lanbeS teilgenommen hatten, famen mit ftoljen ©efühten unb ferner ju

befriebigenben ©rroartungen jurüct." Slllein SntmertnannS Sßerftanb unb

fefter SBille fanben fich r afd) jurecht; „luftig Seben" fang er fich ™ ^>

em

©ebichte „Jgeimjug" felber ju „fahre hin!

SOlufs je^t jeber roieber roeife

SBailen in bem alten ©leife."

S ie gamilienoerhältniffe brängten ihn, fich mbglichft rafch felbftänbig

äu machen,

©erne hätte er Sljeologie ftubiert, um jebocf) balb fein

eigen Brot effen ju fönnen, fe?te er DaS einmal begonnene juriftifche

(15)

©tubium in Salle eifrig fort. Allein wenn fein oorn Sätet ererbter alt=

«reufiifcher AutoritätSfinn ihn oon ber Surfchenfchaft unb ihren politifchen

Seftrebungen ferne hielt, fo würbe er boef) auf anbere SBeife in ftubentifc^e

§änbel »erwicfelt. Sn §alle mafjte fich &>e Serbinbung Teutonia ein

AufM tS« unb ©trafredjt gegenüber allen anbern ©tubierenben an, baS

6

iS äur öffentlichen SltjshanbtHng foldjer ging, welche nach Anficht ber

Teutonen fich ftrafbar gemacht hatten. Smmertnann oerfafste bie Abreffe,

in welcher bie ©egner ber Teutonen, als ©ulpljuriften oerfpottet, ftch

gegen bieS Verfahren auSfprachett. S a er ben ernften Srohungen ber

Teutonen gegenüber bei ben afabentifchen Seljörben nicht genügenben

©chu^ ju finben glaubte, wanbte er fich mit einer Sefdjwerbe oorn

8

. ®lärs 1817 an baS SRinifterium unb in feiner ©igenfdjaft als

Sanbwehroffijier am 19. 2Rärs an ben Sönig felbft, ber bem nach

Serlin ©ereiften swar bie erbetene Aubienä oerweigerte, aber in einer

ÄabinettSorbre oom 21. -Kars Smmertnann unb feiner Partei ben fönig=

liehen ©chu^ oerhiefj unb erflärte: „

3

hr

3

uter ©inn für Drbnung

unb ©efeimäfiigfeit hat meinen ganjen Seifall." S ie Teutonia würbe

aufgehoben, allein gmtnermannS ^öchft anfechtbares Verhalten fanb

auch in nicht ftubentifcfjen Greifen feineSwegS einftimmige Billigung,

wie j.

8

. ber Sichter be la SRotte gouque feine freunbfc^aftlic^en Se=

jiehungen su gmmermann in fchrofffter SBeife abbrach, foBalb er oon

ber „unritterlichen" Stolle, bie biefer in ben ^allefc^ett Streitigfeiten

gefpielt hatte, unterrichtet worben war (gouque 14. aJtärg 1820 an

3mmermann). Um bie gegen ihn geftimmte öffentliche äMnung &u ge*

winnen, entfchlofs er fich 3um erftenmale als Schriftfteller aufjutreten. ©r

»eröffentlichte unter feinem 9iamen (3ena 1817) bie jwei Sogen „© in

3Bort ju r S e h e rjig u n g ", in benen er bie oon Teutonen bereits auS=

gegangenen Sarftellungen ber ^altefc^en Vorgänge berichtigte unb An=

beutungen gab über baS natürliche unb ungejtoungene Verhältnis, in

welches fich ein Stubent gegen ben anbern ju fe^en habe,

©eheime

Serbinbungen beeinträchtigten bieS natürliche Verhältnis, in welchem allein

baS ©tubium unb bie wahre Freiheit gebeiljen fönnten. Salb fah er

fich genötigt, ber erften Schrift noch eine jweite folgen ju laffen: „Se^ te S

SBort über bie S t r e it ig fe it e n ber S tu b ie re n b e n ju § a H e feit

bem 4. SRärj 1817 oon Sm m erm ann. ©ine ©rwiberung auf: ©. A.

S . Schulde, ber Aräneiwiffenfdjaft Äanbibat Antwort auf: ©in äßort

jur Seherjigung oon Qmmermann. SRebft 3 Seilagen" (Seipjig 1817,

brei Sogen). §ier führt er aus, bafs eS nicht um ^erfönlichf eiten noch

um blofj lofale Serhältniffe fich hauble, fonbern um bie $rage einer

bem ©eifte ber geit mehr angemeffenen ©eftaltung ber StubentenlebenS.

Seibe Schriften SmtnertnannS würben bei bem äöartburgfefte mit oer*

brannt. S ie ^ »n ie, mit welcher ber Sichter in feinem erften SRomane,

ben „5papierfenftern eines ©remiten", über bie hallefchen Streitigfeiten

fpottet, oerbirgt nur fehlest ben nachhaltigen Serbrufj, ben

3

mmer=

(16)
(17)

manrt über ben gangen föanbel empfanb.*) öatte er ifjm bodj

bie

oI)nef)in

fo furge UnioerfitätSgeit oerbüftert; alleö in allem fyatte er faum

groei

Sa^re ftubiert, al3 er fid) im fcerbfte 1817 gur Vorbereitung auf ba§

erfte juriftifdje (Spanten gum Dnfel nad^ §olggelle gurücfgog. „2)ie größten

Sücfen," fragte er fpäter, „blieben in meinen $enntniffen, ein wahrer

glucf), an bem id) geitleben§ nad)guleiben fyabe, benn nmfjte icf) rneljr, bann

follteft bu einmal feljen, ma3 id) machen mürbe.

2

)er jugenblid)e ®eift

fam nie gu einer eigentlichen

2

lbflärung, gu einem organifdjen Reifen."

*) ® ie Seltenheit ber Smmermannfchen ©d)rift unb ihre für ihn charafteriftifche ßigenart berechtigen roohl §um 2lbbrucf non jroeien ber brei Beilagen ber sroeiten (Schrift. I. Beilage: einem hohen aflinifterio be3 3 nnern überreifen bie ber anliegenben er== flärung unter:segneten ©tubenten biefelbe in ber Slbfidjt, baburch ju beurfunben, bafj an einem feljr empörenben f)öd^ft entehrenber SBorfall, non bem einem hohen 3ftinifterio fdjon früher non ©eiten ber hiefigen Sehörben Reibung gemacht ift, bei weitem nicht bie gange Uninerfität, fonbern nur bie Raufen $heit genommen haben. SDurch biefe mit erlaubnifj be§ £errn ^3rorector§ untergeidjuete erflärung ift aber ein £heil ber hiefigen ©tubirenben, bie folglich bei bem gemifjbilligten factum implicirt fein müfjen, im höchften @rabe aufs gebracht, unb e3 gefdjieht non ©eiten berfelben alles mögliche, um bie weld;e biefer @

1*5

flärung burch Unterfdjrift beigetreten finb, nicht nur gu beleibigen fonbern gerabegu gu befchimpfen, unb wenn biefe erflärung nicht aller ©elbftrache fo beftimmt unb feft entgegen träte, fo mürben bereits bie wüthenbften Kämpfe entftanben fegn, welche enblich boch entftehen müfjen, wenn nicht kräftiger non ben Sehörben eingewirft w irb; befthalb bitten bie Unterfchriebenen unb ein ber übrigen ©tubirenben, bie nicht mehr unters fdjreiben fomtten weil bie§ eingeftellt mürbe, um allen ©runb gur -äftifihelligfeit ju ner= hüten, (Sin hohes 2JHnifterium unterthänigft, bamit 9tuhe unb $leifi balbigft mieber her? geftellt unb bie Sicherheit beS einjelnen nicht gefäljrbet merbe:

2)a3felbe molle burch eine eommiffton jenes ^öd^ft ungerechte factum baS alles Un= glücf geftiftet hat, ftreng unterfuchen unb baburch ben nerberblichen Quellen beSfelben nachfpüren laffen, burch beren 33e:ftopfung ber ©tubent allein im ©tanbe ift, hier feinem gmede gemäfj bloS als Sernenber ju leben, meldjeS Se^tere ber auSbrüdliche äöunfch jebeS einzelnen ift. ©ollte inbefj eine ßommiffion ju oiel ©djwierigfeiten haben, fo molle ©in hohes SÄinifterium roenigftenS fid) bie 2lcten einfenben laffen, um burch einficht ber ©achen felbft gu erfahren, mie traurig hier bie Sage für benjenigen ift, ber bloS feinem $mede gemäfj als Sernenber hier feqn rcill.

©r. 9ttajeftät bem Könige haben bie Unterjeichneten biefe Grflärung noch nicht ein* gereicht, fonbern behalten fich für ben $all ber höchften üftoth nor, ihre bebrängte Sage ©r. 9ftajeftät höchftfelbft norjutragen, meines aber bie gnäbige $ürforge @ine§ h°fyen SJlinifterii abmenben möge.

§alle, ben 8. Sflärj 1817.

I I . Beilage: Stllerburchlauchtigfter, ©ropmäd^tigfter ^i3nig, 2lßergnäbigfter $önig unb

§err!

©in beträchtlicher Sheil ber § a lle ff en ©tubirenben hat bie Untergeichneten beauftragt, ©m. königlichen 3Jlajeftät ihre begrünbeten klagen allerunterthänigft nor^utragen, unb an bem $h™ ne be§ gerechteften Monarchen ben ©chu§ unb bie Sicherheit §u fuchen, melche bie ©efe^e jebern Bürger oerfprefen. erlauben

em.

königliche -Dtajeftät allergnäbigft eine gebrängte Öefchift^erjählung ber ju §alle feit bem 28. ^ebruar bief. oorgefallenen ereigniffe unb eine furge ©chilberung ber auf gebachter Uninerfität gegenwärtig be^ ftehenben 3Serhältniffe.

2)er in ber größten SDürftigfeit lebenbe ©tubiofuä knauft rourbe am 28. $ebruar non einer gu öalle unter ben ©tubirenben beftehenben geheimen SBerbinbung nor bem ^örfaale beö ©. knapp angefallen unb auf eine empörenbe 2lrt gemi^hanbelt roeil er ben

2

tnmaf

5

ungen jener SSerbinbung nicht gewillfahrt unb einer £erau§forberung jum ^meifampf nicht genügt hatte.

$ ie 91atur beS gacti mar an fich °o n ber 2lrt mit gerechtem Unmillen gu erfüllen, baju gefeilte fid; ber Umftanb, baft bie genannte 33erbinbung auSgufprengen bemüht mar, fäntmtliclje ©tubirenbe billigten ben oerübten eje^ unb gäben biefer nicht ju entfchulbigenben Öemaltthätigfeit Beifall, einige 3techtlidhgefinnte glaubten fid^ unter biefen Umftänben befugt, eine ©egenerflärung au^guftellen, m elier fich 150 ©tubirenbe burd; ihre§ Samens U n te rffrift anfdjloffen, unb melche bie Unterseichneten

em.

königlichen SDtajeftät aller* unterthänigft anliegenb in Slbfchrift ju f^üfjen legen. S ie in berfelben au§gefprod)ene

(18)

$ro£ ber fur§en ©tubien§eit beftanb er im Januar 1818 beim Dber=

lanbeSgericfjte gu §alberfiabt glücflid) feine juriftifdje Prüfung, um bann

in ©ro£afef)er3(eben unb 9)tagbeburg al3 Slusfultator unb Sfoferenbar fic^

in bie gerichtliche ^pra^iS ein^uleben. ©egen ©nbe be3 folgenben Safyreä

nmrbe er als üortragenber

2

lubiteur jutn ©eneralfommanbo be3 meft-

fälifdjen 2Irmeeforp3 uerfe^t, unb traf am 16. SftoDember an bem Drte

feiner neuen Xfjätigfeit, in fü n fter, ein. SBotyt a^nte er mä^renb ber

erften 28ocf)en, in benen ber ©ad[)fe fic§ gar ferner in baS frembe £anb

Slnerfemtung ber ©efe§e be3 Staate? als eingig gültige dornten für ba3 &anbeln, bie

2

lu

3

fd)lief$ung aller fonftigen auf Elcabemien oermeintlich binbenben Stnorbnungen unb bie barauö folgenbe ©ntäufjerung jeher Selbftrache, oerfetjte jene parthei oon welcher ber gebaute ©reefj oerübt worben war, in ben ^eftigften gorn gegen bie ber ©rflärung Unterfchriebenen, welcher fic^ auf bie unanftänbigfte SBeife in beftänbigen Verhöhnungen unb üöefchimpfungen äußerte. ©in betragen welches um fo befrembenber erfcheint, ba unter ben Veleibigern mehrere waren, welche bem Staate bereite als Dfficiere gebient Ratten, oon benen man bafyer eine würbigere VenehmungSweife £)ätte erwarten follen. EllleS was Seibenfchaft unb gefränfte ©itelfeit einer t>errftf)fürf)tigen ^Sartfiei eingeben fönnen, um bie -Wütigen, ElnberSbenfenben unb geiftige EluSbilbung für ben alleinigen $wed beS acabemifchen SebenS ^altenben gu oerfolgen, würbe in SluSführung gebraut. $>er £örfaal felbft unb baS eigene gimmer fd)ü§te bie einzelnen nicht mehr oor Eingriffen auf bie (Sfjre unb ^erfönlichfeit, benn aud) förperlicfie 3Jli|hanblungen fehlten nid;t. £)ie auf biefe SBeife in ihren Rechten fo fdjwer ©efränften m alten ber competenten Vehörbe, bem ^rorector ber Unioerfität, oon jeber ©ewaltthätigfeit Eingeige, ohne bafj jeboch 3)iafjregeln bagegen ergriffen würben, S ie fahen fid^ baher genötigt, gu ©inem Ijoljen 3flinifterio beS In n e rn ihre Zuflucht gu nehmen, überreizten ihre ©rflärung im Original unb baten um Sd)u£. ©in Ijofyeö 2Jiinifterium be§ ^ k k ^ u hatte bie ©nabe, benfelben ihnen gufid>ern ju laffen. — $m Vertrauen hierauf unb mit ber Hoffnung, nun ruhig ben EBiffenfdjaften leben ju fönnett, teerten biefelben nach ben Dfterferien gur Unioerfität gurüd, fanben fiel) aber leiber in itjren ©rwartungen getäufcht. SDie Eingriffe ihrer $einbe finb heftiger, ihre Veleibigungen häufiger geworben. partheigeift unb Sßartlieifudfjt brohen, fiel) ber Unioerfität gang gu bemächtigen unb finb felbft anberen Unioerfitäten bereite mitgetfjeilt worben. 2>er üfteuanfommenbe geräth in einen Strubel, ber feiner SluSbilbung nothwenbig nach? theilig werben mufj. Übie ber ©rflärung Unterfchriebenen enblich finb in ©efahr, bie $eit, welche fie gur Vorbereitung gum SDienfte beS StaatS anguwenben liaben, in (Streitig? feiten unb in Slbwe^rung oon Eingriffen auf il)re ©Ijre unb auf i^ren guten üftamen ju oerfplittern.

^n biefer bebrängten Sage bliden bie, welche barum ein Dpfer be§ ^art^eigeifte§ werben müffen, wenn bie öffentliche Sicherheit nid;t balb wieber ^ergeftedt wirb, weil Pflichtgefühl fie befeelt, oertrauenb unb hoffenb gu ©w. königlichen 3Jlajeftät empor, unb wagen burd) bie Untergeid)neten bie allerunterthänigfte 33itte ehrfurd^t§ooll oorjutragen: ©w. königlid^e Sftajeftät wolle allergnäbigeft geruhen gu oerfügen, bafi fchnelle 3Jiaa^ regeln gegen jebe Störung ber öffentlichen Sicherheit getroffen werben, bamit biejenige 3iuhe auf ber Unioerfität gu §alle wieberum gu h^^f^en beginne, welche allein bie gu ber 23efd)äftigung mit ben SBiffenfd^aften erforberlid^e ©eifte§freiheit erzeugen fann.

S ie berufen fich auf ba§ pflichtmä^ige 33ehörben ju ^alle, ba^ fie burd) feine unerlaubte ^anblung ihre ©egner gu ©ewaltthätigfeiten reiften; bafj fie oielmehr 2llle§ waö in ihren Äräften ftanb traten, um karnpf unb S tre it gu oermeiben, unb nur ber 3Jlittel gegen ihre SBiberfacher fid^ bebienten, welche bie ©efe^e bem S3eleibigten ge? ftatten. S o feft ihr Vertrauen auf bie gürforge ©ine§ ho^K 3Jiinifterii be§ ift, fo wirb ihre Sage gu brüdenb unb bie ©efahr für ba§ ©ange gu gro^, al§ bafj fie nicht ©ntfd^ulbigung gu oerbienen glaubten, fich unmittelbar an ©w. königliche 3)iajeftät ge? wenbet gu haben; unb hoffen biefelben um fo gewiffer auf balbige Elbftellung aller Uebel, alö ©w. königliche ÜUlajeftät lanbe§oäterliche 3Jlilbe ba§ SQBohl beö geringften Unterthanen nicht unberüdfichtigt lä^t.

SDie Untergeid^neten erfterben in tieffter ©hrfurcfjt ©w. königlichen 3)taieftät

allerunterthänigfte * * * Berlin, ben 19. 3Kai 1817.

(19)

unb in bie neuen Berhältniffe eingeroöhnen roollte, nic^t, roie wichtig für

ben Sftenfdjen unb Sichtet; biefer Aufenthalt int Sanbe ber roten ©rbe

roerben follte. §ier (ernte er Sanb unb Seute fennen, burdj beren teben§=

treue ©djilberung int „Siünchhaufen" (»gl. ben 2. 33b. biefer 2luSgabe)

er bie lang »orentljaltene älnerfennung als Sichter finbeit follte, ^ier

machte er bie Befanntfchaft, hier fcfjtofj fidfj fein SiebeSbunb ntit grau

»on Sütjoro. ©eine Sage in SMünfter erfcfjien ihm anfangs fottberbar.

S ie gewöhnlichen Dffijiere feien fein Umgang für iljn, mit ben Beamten

habe er feine Bedienungen unb bie ©ingebornen gelten ficf) „aus Äatf)o=

lijismuS unb SlntiboruffianiSmuS" jeben Dffijianten aus ben atten |ko=

»injen »ont §alfe. „9tadfj ber §eimat jie^t micf) al(eS, rooburd; ich nodfj

mit bem Sebeit unb mit bem ©lücfe jufammenf)änge, ©efühle, bie matt

nicht in fic§ abtöten ntufs, roenn man nicht »eröben toiH, bagegen Bin id)

mit meiner materiellen ©Etftenj an bie roeftfälifclje ©rbe gebunben."

S ie Sßertherftimmung, bie aus biefen Stagen tönt, beljerrfdjte ihn. 9lodh

roährenb ber UnioerfitätSferien hatte er im mütterlichen §aufe eine

greunbin feiner ©ctjroefter, Sutfe S . — eS ift bie ©öleftine in ben ,/$apier=

fenftern eines ©remiten" (»gl. Bb.

2. ©.

II)

fennen unb lieben gelernt. Gr

geftanb iljr feine Seibenfdjaft unb glaubte ©rroiberung p finben, in Siebern

ftrömte feine Siebe unb balb aud) fein Seib aus, benn aud) fiier fpielte fid^

bie alte ©efchidfite ab, Suife heiratete einen ®!ann, beffen SebenSfteilung itir

beffere SluSfidjten p bieten fdjien, unb ber getäufdjte Siebenbe roar nahe

baran „in rafdier SünglingStljat ein Seben abjuroerfen, baS für ben

2lugenblicf unerträglich geroorben roar". 9J!it rounbem §erjen, baS nach

£roft unb §eilung begehrte, begann fo ber junge Siebter, »on bem baS

„grauentafdjenbuef) für

18 2 0

" bereits ©ebidjte oeröffentlid^t I^atte, fein

©infieblerleben p fünfter, in folch empfänglicher Stimmung trat er ber

leibenfdjaftlidfien grau gegenüber, beren ©eift unb §erj in ihrer ©he nicht

bie geträumte Befriebigung gefunben Ratten.

Söettn Smntermann fid) im allgemeinen aud) gerne auf ben nur

bienftlidjen 33erfel|r mit höheren Dffijieren befdjränfte, ein ©eneral roar

in fü n fter, beffen 5tame baS ^erj beS greiroilligen »on 1813 höher

fdjlagen liejj, bem näher p treten er fidf) ben SBunfclj nid)t »erjagen

fonnte: SIbolf oon Sü^oro, ber gührer ber berühmteren, »out ©lanj

ber Sörnerfchen Boefie »erflärten greifbar, ©eit bem 20. SJiärj 1810

roar Sü^oro mit ©Kfa Sa»ibia 2J!argareta ©räfin »on SthlefelbtsSaurroig

(geb. 17. 3io»ember 1790 auf ©cljlof} 2;rannfijör, geft. 20. SUär} I8 f5

p Berlin)*) »ermäl;lt. 3nt §affe gegen bie franjöfifche Unterbriidung

|atte fich ^aS 5ßaar tro£ beS SBiberftanbeS ber 2lhlefe(btfd)en gamilie ge=

funben, unb ©Ufa hat in ben Stagen ber Breslauer Begeiferung roie

fpäter unermübltch als Pflegerin ihren 9iamen unb ihre Berbieitfte roi'tvbig

*) SubmiUa

2

li fi n g , „ © r ä f in © lifa » o n

2

lf)lefelbt, bie © a ttin

2

(b olf$ o o n Siifcoir, bie g r e u n b in Jlarl ^ m m erm an n S . Gine B io g r a p h ie n e b f t B r i e f e n r o n

3

m m e r m a n n , SJtöüer unb § e n r ie tte ^

0013010

. " B e r lin 1857.

(20)

ffiitfo oon ffiiijonKÄIjltfeliit. X I I I t

mit bem ber Sü^oiofcfjen ©cf)ar oerbunben.

SBenn aber bie SeibenS=

unb ÄampfeSjahre jebe eble Statur über ihr getDö^nlic^eS Wag erhoben,

fo ließ bie notroenbige @tfd;(affung bet folgenben griebenSjaljre manche

Täufcfiung als foldje erfennen. Sü^oro roar ein roacferer Steiterfülirer,

ein ©olbat oon gtütjenber SBaterlanbSüebe befeelt, aber weit entfernt oon

ber geiftigen J£>öl)e eines ©cfiarnhorft, ©neifenau, SBopen ober Ätanfemi^.

Diicljt nur

l)tyzte

Silbung, auch ® in" unb Steigung fie fich anjueignen

mar ihm fremb.

Äunft unb fchöne Sitteratur blieben ihm, ber feine

greube an fchönen ^ferben fanb, gleichgültig unb bamit bie geiftige äBelt,

in toelcher feine fhtberloS gebliebene grau nach errungenem grieben lebte,

ein unerfcf)loffene§ Sanb. @lifa lebte unb toebte in geiftigen ©enüffen,

benen fie fich Sanä h'nSab.

S e r unbefriebigten, äfthetifch angeregten

grau trat nun ber 23jährige Sichter entgegen, „©ein frifcfieS, MftigeS

unb jugleich geiftoolleS äöefen," fo fchilbert ihn uns griebridf) Äohlraufd),*)

ber bamalS in SMünfter lebte, „roelcfieS fich auch in feiner ©rfdjeinung,

obgleich biefetbe nicht fdjön ju nennen roar, auSfprad), machte ihn inter*

effant, ja bebeutenb, unb fein bidjterifcheS Talent, mit meinem auch bie

©abe eineä auSbruiJSoollen beflamatorifdjen Vortrags oerbunben roar,

gab ihm im Seben roie in ber ©efellfdfjaft einen auSgejeichneten Sßlaft."

grau oon Sütjoto bagegen, in beren §aufe roie in bem oon Sohiraufdfj

unb fionfiftorialrat SJtöller gemeinfante Sefeabenbe ftattfanben, roar in

jener Stimmung unb Sage, in roelcfjer grauen „fich

9

e™ an Stänner

anfchliefien, bie ihrer Neigung Staljrung fdjaffen föraten, unb fo roar eS

ganj natürlich, bafj ber begabte Qmmermann mit feinem Talente, feinen

litterarifdjen Äenntniffen unb feinem ©nthufiaSmus für baS Schöne unb

©rofse eine befonbere SlnjiehungSfraft auf fie auSübte. ©benfo natürlich

roar eS, bafi $mtnermann, ber aus einem befdjränfteren SebenSfreife nach

SJtünfter Jam, fich aufs lebhaftefte oon einer fo jart organifierten,

m--

gewöhnlichen grau angejogen fühlte, bie mit einem feE)r gefälligen

2

(ufsern

ein feineg äfthetifdfieS ©efühl unb eine grof?e ©mpfänglicf)feit oerbanb

unb mit richtigem Tafte feinen eignen ^ßrobuftionen eine roarme Teil*

nähme fcfjenfte, bie ihn auf manches aufmerlfam

3

U machen, ihn für neue

Schöpfungen ju begeiftern »erftanb. ©ie hat einen fe^r belebenben ©influfj

auf bie ©ntnricfelung feines reichen Talents gehabt, roaS feine Sichtungen

aus ber münfterfdjen S ä t beroeifen.“

Unb biefe Sichtungen, roetche jroifchen Jtooember 1819 unb Jan uar

1824, fo lange roährte ber münfterfche Slufentljalt, entftanben, roaren

5

al)lreich unb mannigfaltig genug, roenn auch Je'ne e'nä'

9

e auS biefem

gaitjen Greife auf höhere Söebeutung Stnfprud) erheben fann. S ie meiften

oon ihnen gehören ju bem, roaS ©eibel ^mmerntannS Jjugenbfehler genannt

hat. S 'i ihnen allen tann oon ©elbftänbigfeit feine Siebe fein, roir haben

eS ftetS mit poetifchen Verfugen „nach berühmten SRuftern" ju thun.

(21)

©in §auptioerf QmmermannS trägt bie 33ejeid;nung „S ie ©pigoneit".

Ser ©harafter beS ©pigonentumS tritt in feiner ganjen Sichtung nteljr

ober

minber ftörenb heroor.

3n ber erften Qeit feineS Süffelborfer

SebenS fprach er fid) feinem Söruber gerbinanb gegenüber offen bariiber

ans: „3 », mir finb roeit gefommen unb eS ift leiber feine Hoffnung beS

SefferroerbenS

ba.

Senn unfer Verberben ift feine bunfle, ber Säuterung

entgegeitgehenbe Sarbarei, fonbern ber SBeitätanj, ber aus Überredung

entfpringt. Äönnte tdj bie Hoffnungen, bie bu mir auSfprid)ft, als be=

grünbet anfehen!

gd) fann eS leiber nid)t.

Sa S ©efüljt beS ©uten

trage ich in m ir, aber bie Stimmung ber Qeitgenoffen hilft nicht, bie

23egeifterung toirb oon bem Steife ! erfüllet, bafj fie ja boch umfonft fei,

unb fo werben m eine Sßerfe n u r

als

Q eugniffe baftehen, baß ich

baS Sich tig e g efu g t habe, ohne

eS

ju erreichen. S n alejan=

brinifchen Qeiten entfielt nichts VoHfommeneS mehr."

Von beit neueren Sichtern roirb baS Stubium ber ooraitgehenben

Sitteratur als unerläßliches SöilbungSmittel geforbert.

Sllleitt roenn

niemanb nachbrücflidjer als ©oetf)e bie gorberung einer Sitteratur* unb

Äulturgefchichte für unfere äfthetifdje SBilbung geforbert hat, fo hat boch

gerabe er auch

oon h'el' auS bem Sichter unb ber Sichtung brohenbe

©efahr flar erfannt. SBer felbftänbig fchaffenb roeiterroirfen rooKe, ber,

meint er, bürfe beS 3ahreS n^ t mehr als ein SBerf oon Sljafefpeare

lefen. Sßir brauchen nur auf Dtto SubroigS Seben unb Schaffen ju bliden,

um ben tiefen Sin n oon ©oetheS SBarnung oöllig ju oerftehen. 9iun

roar aber bie Stomaittif, in roeldje ^Hintermann hineinrouchS, recht eigentlich

eine baS ©tubiunt »orangehenber Sitteraturen forbernbe Schule geroorben,

roelche oon 1813 an ihre urfprünglichen auf baS unmittelbare Seben unb

feine Umgeftaltung hinjielenben Tenbenjen immer mehr oergafs. Subioig

Tied, ßrnft Theobor 2lntabäuS §offmann, griebrid; be Sa ffliotte g-ouque

roaren bie Sin ter, roelche in SKagbeburg unb §alle beftimmenben ©inftuß

auf SmntermannS herumtaftenbeS Talent geroannen; burch Tied rourbe

er ju Shafefpeare geleitet, oon beffen Sramen er übrigens manche erft

oiel fpäter fennen lernte. VegeifterteS ©tubium ber SBerfe ©oetheS unb

SchillerS oerfteht fich oon felbft. S ie philofophifd)en Stubien, oon benen

bie „Süemorabtlien" rühmliches QeugniS ablegen, haben bagegen erft nach

ben münfterfdjen fahren ben Sichter befdjäftigt. ©ebidjte unb bramatifche

©etegenheitSarbeiten entftanben noch oot ro'e roäljrenb ber llni»erfitätS=

jahre jaljlreich; unb patriotifdje Sichtungen (Sü^en, Sambach, Seipjig,

DrbenSbanb unb ©hrenpfühl, ^ßariS, Seim^ug, Sa S ©rab im SBalbe),

rourben fie gleich erft in fpäterer 3eit burch ben Sru d oeröffentlidjt, reihen

ihn nicht unroürbig ber beutfdjen Sichterfchar an, bie fich um »Seier unb

Schroert" oereinte; Heinrich oon ÄleiftS Tob hatte ber §eranroachfenbe be=

fungen.

SluS ber lebten hallefchen Stubentenjeit ftarnmt ein größerer

Sßerfuch, im äÄärdjen eS bem phantaftifchen $offtnann nachsuthun; nicht

nur einen größeren Sioman, fonbern auch ein Sram a „Prometheus" roar

(22)

in feinem 16. S a h « »ollenbet, unb anbere bramatifdje $läne tauchten

auf. ©in Suftfpiel auä ben Stubentenjaljren Brachte ber britte Sanb »on

£oltei§ „SahrBuch beutfeher SJiachfpiele" für 1824. „© in Sfiorgenfdjer j "

(auch int 14. Sanbe ber SBerle roieber abgebrudt) ift ein unBebeutenbeS 2uft=

fpiel in Aleranbrinern, ba§ an bie roenig alteren Sltejanbrinerluftfpiele »on

^heobor Äörner leBhaft genug erinnert. AuS berfelBen, trielleicht noch au§

früherer 3 ei* flammt baS int Serlinifchen Safdjenlalenber auf 1824 »er=

öffentliche Sdjaufpiel „ S i e S rü b e r ", bas fich mit bem Jite l „ S ie

9

tad )Barn , eine S b p lle " Bezeichnet unter ben jur ÜBerarBeitung

Beftimmten papieren QntntermannS Bet feinem Sobe oorfanb unb fo

be­

nannt

1843 im 14. Sanbe ber Sßerte roieber aBgebrudt rourbe.*) S ie

anfprud)§tofe an SofceBue gemahnenbe gemütliche Sichtung ift sroar etroas

fchaBtonenhaft gehalten, jeigt aBer für einen Anfänger auffallenbe Se=

herrfdjung ber bramatifdjen Sechnit, »ielleicht ift bie ArBeit al§ ein heiteres

©egenftüd ju fiörnerg büfterer Sragöbie „Sühne" (geBruar 1812) ent=

ftanben. SSarnhagen non ©nfe hat in ©u&i^’ „©efellfchafter" (1824) ber

gmmermaitnfchen ArBeit roarmeS SoB gesollt.

Siefen SugenbarBeiten an äBert, b. h- Unroert junächft ftehen bie

jroei Atejanbrinertomöbien „ S ie fchelntifche © r ä fin " (im 7. Sanbe

beS „3ahrBuch§ beutfeher Süljnenfpiete" Serlin 1828) unb ba§ breialtige

Suftfpiet „ S ie Schute ber fro m m en " (Stuttgart 1829). ©3 ift

SRoBert SojBergerS Serbienft, bie irrige Auffaffmtgoon einem 3ufantnten=

hange ber ©räfin Sd)elmuff3fi, roie Sntntertnann ba§ Stü d fdjerjenb

nannte, mit ©rleBniffen in ber gamilie Sü^oro Befeitigt

3

U haBen. Ser

Qnhatt bes> SchroanfeS roar in Suife SrachmannS ©rsählung „Seltener

AuSroeg" (1823) roie in g. SB. Sdjroberg „Dftfriefifdien SWi^etten"

(1826) enthärten; bie eigenartige geintjeit, mit roetcher bie fluge grau ben

untreuen ©atten non feiner Serirrung aBjulenfen roeif?, mag ben Sichter

oerleitet haBen, ba§ Sebenfliche biefe§ mehr für So^eBue geeigneten StoffeS

gu üBerfehen. ©r jeigte für bieä Stüd, roeldje§ ihm mehr Sühnenerfolge

alä anbere SBerle einBrachte, ein Befonbere Sorlie&e, unb auch fein greunb

®Jid)ael Seer rühmte (

2

. 9ioo. 1827) bieS Suftfpiel al§ einen „SeroeiS,

baf; bie Sefd)rän!ung ber gorm Syrern ©eniuS mehr jufagt al§ bie jügel=

tofe greiheit ber fogenannten humoriftifchen Stüde, tn betten ber §umor

manches für erlauBt hält, roaS ihm Billig oerroehrt BleiBen follte. S ie

Serfififation ber 'Schelmifdien ©räfin’ ift frei oon Sroang unb äufjerft

gefällig." Seerä Sßunfd) nach ftrengerer geile ber Serfe !am Sjntmermamt

nach, at® er bas> Stü d 1830 jroifdjen bie Beiben Jiooellen feiner „SUiSjellen"

*) Über bie 2iuffiil)rung ber 'Jiadtbarn iuaE)renb ^mmermannss Süfutenleitung in Süffel* borf fdjreibt Srabb e: „S ie fe nette fleine bramatifdje ^bi)Ue ging gut burd) unb rourbe mehnnat applaubiert. 3 " ben geiten be>3 Xamtamä fngt bas üiel bei einer fo einfadjen Si<|tung." Sagegen Ijatte ©oetfje (1824 an ©taatsrat ©djutij) fid) in ein fotd»eS Sin g itidtt ju finben geumfit. ft'ridjt ein eigenem Naturell au4 biefer ^vobuftion; bann aber fpiirt man fo xtielc äufiere (Sinroirfung bis auf bie tnobernfte. Qfflanb unb fiojebue fpulen benn bodi burc^S S a n je ."

(23)

etnfdjofi; er änberte bebeutenb in ber Verfififation unb führte einen

regelmäßigen äßedjfel ber männlichen unb roeiblicfjen Auägänge burch-

©rabbe rühmte 1835 nach einer Aufführung in Sttffelborf „biefe artige

Äleinigteit".

3

m ©egenfa^e ju ben Sühnenerfolgen ber „©chelmifcljen

©räfiit" mußte 3tnmertnann hei feiner neuen Bearbeitung beS Tartuffe*

themaS ähnliche (Erfahrungen roie fein großer Vorgänger SM iere machen.

Schon 1737 hatte grau ©ottfeheb in ihrem Suftfpiele „S ie Ißietifterei

im gifchbeinrocfe" ben Verfuch gemacht, eine jüngere franjofifche 3!ach=

ahmung beä Tartuffe auf beutfclie Verljältniffe ju übertragen, ein Verfuch,

ben acht Sahte fpäter ber fromme ©eUert mit feinem Suftfpiele „S ie Vet=

fchroefter" erneuerte. S e r ftetS roieber auftauchenbe Unfug mußte auch

ftetö roieber Äomöbienbicfjter unb ©atirifer ju feiner Verfpottung unb

Züchtigung reijen.

3

mntermann§ Vater, »om ©eifte ber gribericianifchen

Aufflärung burchbrungen, hatte unroillig auf baS Treiben ber grommen

am §ofe griebridE) SBilljelmä II. geblicft; ber Unwille über ähnliche

©rfcheinungen nach ben greif»eitätriegen hat ben ©ol)tt jur Abfaffung

feineS Suftfpielä getrieben, roie er Tiecf ju feiner JJooelle „S ie Ver=

iobung" (1823) Anlaß gab. Smmermann fanbte baS nach VeerS 3iat

gelürjte ©tüd an bie Vüljnen in Hamburg, Berlin unb äBeimar ein,

um mit bem Vefcfjeibe abgefpeift ju roerben, baß fich ber ©pott über ben

■Mißbrauch ber grömmigfeit nicht roohl für bie öffentliche Sarftelfung ge=

äieme. ©r fpottete, er roolle e§ in§ granjofifclje überfein laffen, roeil

bann bie beutfefjen Bühnenleiter e§ fich Senriß au§ bem granjöfifchen in§

Seutfcfje übertragen laffen unb jur Aufführung bringen roürben; le

Tartuffe alletnand roiirbe bie ber „©chule ber grommen" uerfagte

fatirifche greiheit erhalten. Auch Veer ärgerte fich über bie Albernheiten

ber ftumpffinnigen beutfdfjen ©enfur. „M r. le prösident ne veut pas

qu’on le joue! rief SJioIiere roütenb au§, atö man ihm feinen 'Tartuffe’

»erbieten rooltte, unb ©ie tonnten auch ie^t mit gug unb Stecht fagen:

'ber Herr Äammerherr roill nicht gefpielt fein’." 3ioch äroölf 3ahre fpäter

fchrieb 3>umermann ärgerlich an Tiect: „3 n Berlin geben fie 'Schroärme*

reien nach ber SRobe’, roorin ein pietiftifcher Böferoidjt burchgehechelt roirb,

nachbem man einen harmlofen ©cherj über ben ©egenftanb, rS ie ©chule

ber grommen’ , ben ich

einigen

3

ah?en fchrieb unb ber fich auf ber

Büf)ne ganj gut macht, jurütflegte, roeil bie Seitmnftänbe bie Sarftellung

»erböten." 3ur Rechtfertigung ber Bühne muß man aber boch fagen, baß

ber Tartuffe allemand eine äußerft fchroache unb oöllig poefielofe Sftaclj»

ahmung be§ äMierefdjen 2Mfterroerfs> ift. Auch ©oetheS „SIKtfchulbige"

finb nicht ohne ©influß auf „S ie ©chule ber grommen" geblieben.

Sen Verfuch, im Suftfpiel Verhältniffe unb gragen ber ©egenroart

fatirifch roarnenb ju behanbeln, hat

3

ntmermann nur bie§ eine 3Jlal burch=

geführt, obroohl er (an 3)i. Beer 1. 3anuar 1830) feine Seit in Jomifctjer

Hinficht noch n’^t ganj aufgab.

„S ie Affeftation, jebe eigentümliche

Senf* unb ©mpfinbungäroeife untergehen ju laffen in ben allgemeinen

(24)

politifcfym ©imnbfäfcen ober in einer geroiffen allgemeinen Rumänen

äiilbung unb ©legans, ift fcfion etroasS ganj Unnatürliches unb 2Biber=

finniges unb fann als ein fomifdjeS ©runb»erpltnis unferer Seit be=

trautet tserben, aus roeldjem fid) für ben feinen Seobadjter getoif; taufenb

gälte ergeben, i»o baS gnbioibuum mit bem generellen Äoftüm, baS eS

ju tragen übernommen l)at ober genötigt roorben ift, in fomifdfjen Sonflüt

gerät." ©r Ijat biefe Jomifcfjen $üge ber Seit in ber golge nid^t als

Suftfpielbid)ter, fonbern in feinem Komane „SRi'mdfjljaufen" ju »erroerten

gefugt. Seine Sfteigung ging »on §aufe aus me^r auf bie, wie 33eer

tabelte, fogenannten Ijumoriftifdfjen ©tücfe, in beren jügellofer greifjeit ber

£umor manches für erlaubt l)ält, t»aS tljm billig »erroefyrt bleiben follte.

3

mmermann gab bem greunbe ju, er liabe „auc^ auf bie ©efa^r, ein

■ßarifaturenjeicliner genannt ju roerben, bie garben entfdf)ieben auf=

getragen.

ben!e, fehlen je^t bie Originale, fo lommen fie roo^l ein=

mal roieber, unb bann rücft man mit feinen ©adjen nod) in bie 9ieil;e

ber naturroaljren ©entälbe."

S ie bisher genannten Suftfpiele QmmermannS gehören bem ©ebiete

ber realiftifcfyen ober bürgerlichen Äomöbie an, er felbft gab ber ibealen,

ober beffer gefagt, romantifd;en Somöbie ben Sorjug; iljr gehören feine

brei größeren Suftfpiele an: „S ie 5ßrinäen »on ©grafuS. SlomantifdjeS

Suftfpiel" §amm

1

8-21 unb im 14. S3anbe ber ©Triften 1843; „S a S

Singe ber Siebe" §amtn 18-24; „S ie Serfleibungen" Hamburg 1828.

„ S ie Sßrinjen »on © tjra lu S ", ju ber im Dltober 1821 erfolgten

S5ermäl)lung feiner ©djroefter als 5poIterabenbfd)ers gebid)tet, waren bie erfte

felbftänbig erfdjeinenbe poetifc^e Slrbeit 3mmermannS. S a S SBer! foll genial

unb pfyantaftifd) erfdfjeinen; man füljtt, bajs ber S in te r biefen ©inbrud

anftrebte, aber aud) niefit me^r. S ie saljlreidjen, ben gantilienfreis get»ijj

erfyeiternben Slnfpielungen fonnten nur auf biefen roirfen. S ie gebilbete

©efellfdjaft SRünfterS, toelcfje ber Prolog mit berbem §umor »erfpottet,

foll über baS SBer! entfett geroefen fein, nmljrenb ber „SDBeftfälifd^a

Slnjeiger" baS©tüd, roeil aus äBeftfalen Ijeruorgegangen, in©d;u£ nal)m.

3n ©c§u£ naljm eS aber aucfj bie ©eneralin »on Sü^ot», beren i»arme

SSerteibigung beS SuftfpielS bie erfte Slnnäljerung atoifd^en iljr unb bem

Sid;ter jur golge tjatte; fo rourbe baS erfte bic^terifd^e £er»ortreten

QmmermannS für ben SUenfcfjen folgenreicher als für ben ©dfjriftfteller.

„ S a § Singe ber S ie b e ", »on bem „S e r ©efeEfc^after ober Sölätter für

©eift unb § erj" 1824 bie erften groben braute, ift märchenhaft gehalten,

fo bafs einjelneS faft an 9taimunb, baS ©anje an bie ätoei großen roman=

tifdjen 2jugenb!omöbien 5ßlaten3 gemahnen fönnte, benen QmmermannS

Suftfpiel an fiunft»ollenbung toie an Iprifdjem ©lause freilich bei roeitem

nadifte^t. Ser ©harafter beS 5ßrinjen, ber feiner ©eliebten aud; in ihrer

gräfjlichften ©ntftellung bie treue Siebe roaljrt unb fie baburd) erlöft, ift

nicht oline ©influfi Samletö gebilbet, ben ©treit äroifdjen Dberon unb

Titania Jennen mir au§ bem „©ommernad^tStraum", bie ©efdjidjte »on ben

(25)

X V I I I Ueckletliuiigeit. ®rauer|pteU.

5

>»et Jttiten, bie unt beS abroefenben Sägermeifters (Sattin buljten unb

burch ihre SDiägbe genarrt werben, hat fchon SafoB Aqrer in ber iecf)S=

aftigen „ßomebia oon jroeqen fiirftttchen Käthen" Behanbelt. S ie Säte

roie bie luftigen ^erfonen haBen auf bem gmifchenroege

von

3lgrer ju

3minermann freilich bie Xiedfdjen Äomöbien fennen gelernt. SerS unb

$rofa roechfeln, aber bie Stillofigfeit Bleibt baS ganje Stü d hinburd)

herrfdjenb. Sa S Stü d rourbe auf bem Sönigftäbtifchen $heater in Serlin

gefpielt, roie Seer fchrieb, mit bem glücflichften, in SBahrheit jeboch mit

fehr mäfjigem ©rfolge. S e r ^Jlan p ben „S e rfle ib u n g e n ", welche baS

Äönigftäbtifche Später, tro£ £>oltei§ Abroeifung, unb baS Hamburger p r

Aufführung Brachten, roar noch in 3J!agbeburg entftanben. S e r Dnfel in

Jgoljselle ift hier p bem grillenhaften Sanbebelmann Saron oon äftengericf)

geroorben, mancher ber in §oljjeEe getriebenen ©chroänfe fanb tn bem tollen

©tücf litterarifche Serroertung; allein erft im ©ommer 1827 Brachte 3mmer=

mann bie „bunten gajen" p m ABfchlufje. @r that fich auf baS äöerf etroaS

p gute, baS, roie er meinte, einerfeitS bem $heater munbrecht fei, anbrer*

feits

d o

11 romantifcher Saune „fo ganj fachtchen, fachtchen gelinbe Sprünge

mitunter aus ber ausgefallenen SCheaterprajiä" mache. „Sielleicht bafj

eS fo geht. S a S u mich fennft, fo roirft S u mir glauben, roenn ich S ir

fage, ba§ eS mich grofse llberroinbung gefoftet hat, ben ©toff nicht »iel

fühner unb feltfamer p geftalten.

3

d) Ijabe mich in bem ©tücfe herab»

gelaffen. S a S ift aber ein fdjroierigeS Sing, man gerät leicht in bie 9!ieber-

trächtigfeit hinein." Dhne biefeS ©eftänbniS roürbe man in bem tollen SBirr=

roarr beS StüdeS, in beffen Schluf; man auch noc^ ben ©influj? GalberonS

p gewahren glaubt, nicht eben ©elBftbefchränfung beS SichterS fuchen.

Grfreut roar biefer, als fein ©tücf Bei einer oon ^Jrinj griebrid) befohlenen

Sorlefung am Süffelborfer §ofe luftigen Seifall fanb. Jiod; Befd)äfiigten

ihn pöne ju hiftorifdjen Suftfpieten, erfdjienen ift oon ihm aBer nadj

ben „Serfleibungen" unb ber „Schule ber frommen" fein roeitereS Suftfpiel.

3!ur burch eine Serjogerung beS SrudeS hatte baS romantifche £uft=

fpiel ber Sammlung ber romantifchen „S r a u e r fp ie le " , bie in gleichem

Serlage (§amm 1822) erfchien, ben Sortritt roeggenommen. Söenn biefe brei

Srauerfpiele einerfeitS benfelBen ©inbrud haltlofen lßin= unb §erfdjroanfenS

unb poetifchen AnempfinbenS- ftatt poettfchen ©mpfinbenS erregen roie bie

eben ermähnten Suftfpiele, fo fpricht fich boch eine meljr gefammelte

bichterifche ßraft unb reiflicher erroägenbeS Stubium ber Sorbilber in

ihnen auS; baS brüte berfelBen geroinnt aufserbem burch §ineinbichtung

perfönlidjer ©rlebniffe höhere Sebeutung.

§ätte ^mmermanu ftch bie

Aufgabe geftellt, burch feine erfte Sragöbie feinem fünftigen Siographen

bie §erftellung beS Ktterarhiftorifd)en StammBaumS möglichft Bequem

51

t

madjen, er hätte feinen gufammenhang mit ber Momantif nicht Beffer

anfdjaulid) machen fönnen als burch bie 5£ragöbie „ S a S SChal oon

3 !o n ce»al". 9iocf) roufjte man nichts oon altfranjöfifdjer (Sptf, aBer

auf bie ältere franjofifche unb prooen

9

alifche Sitteratur hatte als erfter

(26)

Auguft SBil^elm Schieget in feines BruberS „Gutopa" aufmerffam ge=

macht; griebricf) Schiegel benufcte feinen Aufenthalt in ^ariS ju Stubien

älterer franj&fifdjer Sitteraturwerte; TurpinS ßhronif mar ihm als baS

©ewäfjrbuch BojarboS unb ArioftS nicht fremb, „in fchlidjten äöorten"

fuchte er ju oerbeutfchen, „roaS Turpin unS treu berichtet, alte ©hronif

alter feiten", wie Siolanb nach h°f)en Tljaten in 9toneiSoaIl oerraten

warb. Sn ber Sammlung oon griebridj SchlegelS ©ebidjten (Berlin 1809)

erfchien auch „Jiolanb. ©in §elbengebidjt in i15) Siomanjen nach TurpinS

©hronif" (1846 im 9. Bbe. b. fämtl. Sßerfe). Schon ein S aht oorher

hatte gouque „SJomanjen oom Tljale Stonceoal" herauSgegehen, benen er

18 16

ein Siitterlieb oon „Ä atlS beS ©roßen ©eburt unb Sugenbjahren"

folgen ließ.

3« einem Briefe aus SJiagbeburg oom

6

. September 1818

an gouque ertlärte

3

mmermann, baß fchon

feit fahren lounberfame

©eftalten, bie hoffentlich fich bereinft jurn Bilbe jufammenfügen mürben,

fich

feinem ©eifte bewegten; burch Schlegels SJomanäen unb baS alt»

beutfche ©ebicht ber Stricfäre (im

2

. Bbe. oon SchilterS Thesaurus

Ulm 1727 juerft gebrudt) fei ihm bie AuSfid)t in jene tounberbare unb

reiche Seit

ÄarlS unb feiner treuen Kämpfer aufgethan.

SBir müffen

bahei aber

auch, roaS Smmermann nicht ermähnt, jener bramatifdien

Sichtung benfen, in welcher biefe Kämpfe bereits bargeftellt worben waren:

TiedS „Seben unb Tob ber heiligen ©enooeoa" 1800 (ogl. Seutfd)e Jiat.*

Sitt. Bb. 144 I); ber Prolog, ben in QmmermannS Tragöbie „bie Sage"

fpricht, erinnert an baS Auftreten beS heiligen BonifaciuS in TiedS

Trauerfpiel. Unb auch ber im „T h al oon SJonceoal" lebenbige ©ebanfe:

„w ie baS ©hriftentum über ©ewalt, Sift unb Betrat burch feine ©öttlich=

feit unb SDlilbe fiegt, unb wie eS gerabe bann in ben ©emütern feine

§errfchaft grünbet, wenn eS äußerlich am Boben tiegenb erfcheint," ift

ber Tiedfdien Sichtung nicht fremb. SKolanbS gall unb beS igeereS Ber*

berbeit ftellt 3mmermann als bie golge einer Ungerec£)tig!eit Karls gegen

©anelon bar, „bie biefen jur Jiache entjünbet. Srum thut er feinen

gürftenfcfjwur, beoor er oom Schaupla^e fd^eibet, immer am 9Jecf)t feft=

juhalten, unb wenn alles übrige Ireift, bajuftehen als fefter ^olarftern."

©ine bem Stoffe gerabeju wiberftrebenbe SiebeSgefchidjte jwifchen SRolanb

unb Qoraibe, ber Tochter beS SarajenentönigS DiarfiliaS, ift oon 3mmer=

mann frei erfunbeit, einige, wenig glüdlid;e Süpelfcenen in 5ßrofa nach

©hafefpeare unb Tied.

S ie Ausführung ber Arbeit oerjögerte fich-

„©iitjelne gäben," heißt eS in bem Briefe an gouque, „finb bereits

angefnüpft, aus welchen baS ©ewebe fich geftalten foll, allein noch f)aben

bie -Kaffen fich nicht mir bermaßen in Sicht gefonbert, baß ich anS AuS-

führen beS ©anjen gehen tonnte. S ie gorrn wirb bramatifch fein, wie

alles waS Thaten fchilbert."*) ©rft in SRiinfter brachte er bie Tragöbie

jum Abfchluffe, gerabe in ber 3RitternachtSftunbe, bie baS Saht 1819

*) ©riefe an $riebrid) SBaron be la SJlotte $ouqu6, f)erail39egebett 00,1 2llbertine SBaronin be la ÜDlotte $ouqu6. Söerlitt 1848.

(27)

enbete, ßeenbete er fein SBer!. Sem erften SCrauerfpiele folgte im §erbfte

1820 ein jweiteS, ber innerhalb eines SJionatS niebergefdjriebene unb

in ber golge ©oethe gewibmete „© b w in ". ©ine alte engtifefje Battabe

gab bie Slnregung ju biefer OcfdEjic^te »on bem angelfäcfjfifcfjen SönigS=

fotyne, ber, »om Itfurpator bem SEobe geweiht, fich felbft unbefannt

aufwäcfjft, in ljödf)fter -Kot fich felbft unb fein treues So ll finbet unb,

was wohl baS feltenfte, mit ber töniglidjen Söürbe auch fönigliche ©e=

finnung erobert.

ShafefpeareS „©pmbeline" unb ©alberonS „S a S

Seben ein $raum " haßen auf ben „©broin" ©influfj gehabt, »on bem

fich noch weniger rühmen läfjt als »om „^Etyal oon Sionceoal". S ie ge=

heimen gäben, mit welchen beS SichterS innere an baS SBer! getnüpft

fein foll, laffen fich nicht mit »oller Beftimmtheit ertennen, einäelne

too^l erraten. SluS perfönlichen Stimmungen herauf fcheint auch noch

im gleichen Sahre bie folgenbe Heinere brantatifche Slrbeit erraachfen ju

fein. 3n „S e S Änaben SBunberhorn" fanb 3 mmermann bie Battabe

„S ie ©ile ber Seit in ©ott", welche bie

in einer Sfteihe chriftlicher wie

anberer ©agen »ortommenbe ©rfcheinung behanbelt, bafj ein ©innenber

ober Smetfelnber in ben Sßalb ober eine BergeShöIjle gerät, unb wenn er

nach ©tunben wieber ju lommen glaubt, finbet er bie SBelt um Satyr»

Setynte »eränbert. Siefe »iel »erbreitete ©age »erarbeitete Qmmermann

ju einem Srarna „ S i e B e rfch o lle n e ", welches er

18 2 2

in ben JJoman

„S ie Sßapierfenfter eines ©remiten" aufnahm. „S e r ©ebanfe an bie »er*

fcf)ollene S^^erefia,"

fo hetfit bie §elbin in Battabe unb Sram a, läfst

Smmermann feinen ©remiten fagen, „begleitet mich über gelb, überall;

ja, fie ftetyt beS SJacljtS an meinem Säger, ©ie fpridjt nicht, aber ihr

BßcE ift burctybringenb. SDJir ift oft, als fehe ich in einen tiefen Brunnen.

Sroei ©imer finb in ewiger Bewegung; ber eine fteigt, ber anbere fällt.

S ie hinabrinnenben Sropfen machen ein fonberbareS, unharmonifcheS ©e=

räufch- Slber in bem Slugenblicle, ba beibe ©imer in gleicher §öhe fich

begegnen, ftofjenfie jufammen; baS tyerrlichfte garbenfpiel bringt aus ihren

äitternben ©chroingungen herauf, unb sugteief) bewirten bie Bereinigt fallenben

tropfen unten auf bem Sßafferfpiegel eine geheimniSoolle SJhtfif. ©ott ich

mich °n bie jufammenfto^enben ©imer wagen? ©ott ich ityetefien er=

fcheinen laffen?" ©r fanb fich B°n feiner Bearbeitung biefer ©rfcheinung

jeboch nicht befriebigt unb gab 1834 im 4. Söbe. ber Schriften eine Um=

arbeitung beS Keinen Sram aS. S ie gorm ift in beiben Bearbeitungen

Sßrofa, bie fcharfen Spieen gegen baS weltliche Streben ber ©eiftlichfeit

mögen burch (Erfahrungen im fatholifchen üßünfterlanbe »eranlafjt worben

fein. Slllein auch perfönliche Bedu ng en fpiegelten fidj in bem tleinen

Sram a wieber ab; wie Siitter Slbalbert baS »on ihm geliebte SÄäbcEjeit

einer anbern Beftimmung hingegeben fah, fo mufste gntmermann felbft ben

Schmers erfahren, bafj eine junge Serroanbte beS SKötterfchen §aufe§, er

nennt fie grieberile, bie feine leibenfchaftliche Sieigung geweett hatte, mit

einem ©eiftlicfjen bereits fo gut wie »erlobt fei. ©r mufste ihr entfagen

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