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n.
Oeift Univers/ly of Technology Ship tly,trocIL.:.-,ai.lcs Laboratory
Library
Meketweg 2 - 2628 CO OeIft The Netherlands
Ph0ne: 31 15 788873 - 31 15 781838
-auf 'dem Gebiete des Ingenieurwesens
I. Einleitung
Das Problem der Turbulenzentstehung, d. h. die Frage des Umschlages der laminaren in die turbu-lente Stromung, ist em n wichtiges Teilgebiet der StrOL
mungsforschung, auf weichem in den letiten Jahren entscheidende Fortschritte. erreicht worden sind. Die ersten systematischen eiperimentellen
Untersiichun-gen des laminar-turbulenten. mschlages w-urden
1883 von.0. Reynolds veroffentlicht, nachdem schon kurz vorher (1880) Lord Rayleigh einige theoretische Oberlegungen angestellt hatte. Seitdem ist die Frage
der Turbulenzentstehung ala eines der wichtigsten
Grundlagenprobleme der V StrOmungsmechanik
so-wohl theoretisch -els auch experimentell sehr
ein-gehend bearbeitet worden. Dat bei den theoretischen Untersuchungen am meisten verwendete Verfalaren
ist eine Stabilitatstheorie nach der Methode der
kleinen Schwingungen. Einen Oberblick hieriiber gab L. :Prandll 1935 [1]. Durch .viele Jahrzehnte warendiese Bennihungen wenig erfolgreich, weil das Problem ..rnEithematiSch zu stark vereinfacht worden: war, urn die sehr groBen rechnerischen Schwierigkeiten zu
ver-mindern. Die ersten befriedigenden theoretischen Er-gebnisse wurden vor rd. iwanzig Jahren durch Arbei-ten von W. Tolimien und H. Schlichling erzielt. Aber such danach wurcle die Theorie noch lange stark an-gezweifelt, vor weil es zunachst:nicht
gelang, den von der Theorie vorausgesagten Mecha-nismus der Turbulenzentstehung durch Versuche zu
bestatigen. Die 'entscheidende e30erimentelle Be statigung dieser theoretischen :Ergebnisse konnte erst 1940 durch sorgfaltige Messungen erbracht
wet-1) Hach einem Vortrag .auf der Hauptversammlmig des Vereines Deutscher Ingenieure in Detsseldori, 6. September 1949.
den, die im National Bureau of Standards,
Washing-ton, .unter Leitung von H. L. Dryden von G. B.
Scizubauer und H. K. Skranzslad ausgefiihrt wurden2).
Damit ist jetzt in diesen.i.Probleinkreis ein gewisser endgiiltiger AbschluB erreicht worden, der eine zu-sammenfassende Darstellung rechtfertigt.
Im folgenden soil em n kUrzgefaBter Oberblick
ge--geben werden ilber die .wesentlichsten theoretischen Ergebnisse, ihre experithentelle Bestatigting-und die
praktischen Nutzanwendungen, die diese Erkenntnisse
neuerdings bei Tragfliigelprofilen mit sehr kleinem Widerstand (Laminarprofile) gefunden haben.
H. Die praktisehe Bedentung des Umsehlages laminar-turbulent
Bei der Rohrstromung konnte 0. Reynolds [2] den
laminar-turbulenten Umschlag durch einen
Farb-faden unmittelbar sichtbar machen. Er wurde dabei
auf das nach ihm benannte Ahnlichkeitsgesetz
ge-fart, und er stellte fest, 'dell maBgeblich fiir den
Umschlag die nach ihm' benannte dimensionslose
Reynoldssche Zahl ist: w d
Re
Dahei bedeuten w die fiber den Rohrquerschnitt
ge-mittelte Geschwindigkeit, d den Rohrdurchmesser
und v die kinematische Zahigkeit. Per Umschlag tritt
em, wenn die Reynoldssche Zahl eine gewisse Grenze,
die kritische Reynoldssche Zahl, aberschreitet. Mit
den physikalischen Ursachen des Umschlages
beschaftigte sich 1880 zuerst Lord Rayleigh [3], der9 In Deutschland Bind die Ergebnisse dieser Messungen erst
nach Kriegsende bekanntgeworden.
Band 16
Dasseldorf 1949150'
Nr. 3
'Ober die Theorie der Turbulenzentstehung
ZusamraenfasSender Bericht
Von H. S6liehtIng, Braunschweig')
Es wird em n zusarnmenlassender -Bericht gegeben fiber das Problem des Umschlages der larninaren
in die turbulente Stromung ( Turbulenzentstehung). Die theorelisciten Untersuchungen zu diesem
Pro blemkreis, die von. der Reynoldsschen Vermutung der Instabilitat der Laminarstromung oberhalb der krittschen Reynoldsschen, Zahl ausgehen, hab.en nach langen vergeblichen Be-mlihurzgen schlie Mich in den letzten zwanzig .Jahren vor allem .durch deutsche Arbeiten zirm-Erfolg get art. Die noch ausstehende experirnentelle Bestdtigung der theoretischen Ergebnisse .konnte erst in neuester Zeit durch sehr sorgfaltige amerikariische Messungen
f
Or die Stromungfangs einer ebenen Platte erbra6ht werden. Damitnunmehr das Problem der Turbulenzent-stehung als endgilltig geklart iznzuseizen. Die praklische Anwendung der neuen theoretischen Erkenntnisse bei der Konstruktion von' Prof ilen mit sehr geringem Widerstand (Laminarprofile) Wird erldutert. Auch wird die Anwendung der Stabiliteitstheorie-auf eine Reihe von Sonderf alien (Einflup von Zentrifugalkraften, .Wdrmeschichtung, Kompressibilitiit, Absaugung) besprochen.
H. S'e hli c hti n g: tiller die Theorie der "Turbulenzentstehung
-.
spater mehrfach auf. dieses Problem zurOckkam. wohl Lord, Rayleigh wie aucb Reynolds [5] stellten
die Vermutung auf, daB der Umschlag auf eine
Instabilitat der Laminarstromung zurOckzufiihren
sei,,in dem Sinne, daB diese oberhalb einer gewissen Grenze (kritische Reynoldssche Zahl) instabil- wird
und deshalb in die turbulente StrOinung Obergeht. Diese Reynoldssche Vermhtung bildet den
AuS-gangspunkt der meisten theoretischen Untersuchun-gen "und ist neuerdings, Wie weiter unten ansgefiihrt wird, auch voll bestatigt worden.
*Bevor wir auf die theoretischeSeite des Problems naher eingehen, mOge an einigen Beispielen gezeigt
werden, in .Welcher Form. der laminar-turbulente
Umschlag bei praktischen. StrOmungsproblemen in Erscheinung tritt.
Rohrstromung
FUr die StrOmung in leinem geraden Rohr voh gleichformigem Kreisquerschnitt ist die kritische
ReynoldSsche Zahl
Aekrit
()k = 2300 .
V
Der .Zahlenwert k,ann sich jedoch nach oben hin noch
in weiten Grenzen anciern und je hach dem .Grad der Storungsfreiheit der Stromung am Rohreinlauf Werte his 40000 annehmen. DaB die GraBe der Starungen
in der ZustrOmung einen sehr starken EinfluB auf
den Umschlag hat, gilt auch far andere Falle. Beim
Rohr ist mit dem Umschlag eine sehr starke Zunahnae
des Widerstandes verbunden, die .v.on'dem Energie-verbrauch der turbulenten Mischbewegung herruhrt.
Druckwiderstand stampfer Korper
Eine andere sehr bekannte und wichtige Erschei-nung, die mit dem Umschlag laminar-turbulent zu-sammenhangt, ist. der plotzliche Abfall des Wider-standsbeiwertes mit wachsender Reynddszahl bei der
'Kugel, beim Kreiszylinder und ähnlichen
Karper-formen. Bild 1 zeigt far die Kugel den
Widerstands-beiwert in Abhangigkeit von der Reynoldsschen Z-ahl. Die kritische Reynoldssche Zahl, bei welcher der
platzliche Abfall des Widerstandsbeiwertes eintritt,'
betragt Rekrj = (wd1v)kr = 2,5 105. An Hand der Stromungsbilder in Bild 2 und 33) hat Prandll [4] im Jahre 1914 gezeigt, daB es sich hier um em n Tur
bu-lentwerden der Grenzschicht handelt.
Unter-s) Entnommen aus: A. Betz: Ziele, Wege und konstruktive Aus-.
wertung der StrOmungsforschung. Z. VDE Bd. 91 (1949) S. 253/58.
Bild 1 bis 3. Widerstand von Kugeln.
-Forschung 16. Bd./Heft 3
halb RC5rjt 1st die Grenzschicht laminar; ,diese last
sich weit vorn áb und gibt infolgecl,essen em n breites
Totwasser mit groBem Widerstand. Oberhalb Rekr,
ist, 'die Grenzschicht turbulent; diese lost sich erst
weiter hinten ab und gibt em n schniales Totwasser mit geringem Widerstand. Das -Turbulentwerden der
Grenzschicht hat also hier eine ganstige Wirkung; es bewirkt eine starke .Verminderung des Wider-standes, und zwar des DruckwiderWider-standes, der bei
solchen stumpfen Korperformen den hberwiegenden Anteil des gesamten Widerstandes ausmacht.
In ahnlicher Weise hat die Turbulenz in der Grenz-schicht auch eine gunstige Wirkung bei
Stromlinien-korpern, TragflOgeln und Turbinenschaufeln. Der
turbulenten Grenzschicht ist es in ellen diesen Fallen zu verdanken, daB keine Ablosung eintritt und des-halb die Stromungsverluste klein bleiben..
e) VerminderUng des Reibungswiderstandes dureh Laminarhaltung der Grenzschicht (Laminarprofile) Bei solchen Korperformen, wo grundsatzlich keine Ablosungsgefahr besteht, kann man den Widerstand dadurch noch weiter verringern, daB man die -Grenz-schicht, die an sich bei groBen Reynaldsschen Zahlen turbulent sein warde, durch besondere Ma13nahmen laminar erhalt. Diesleruht darauf, daB der Reibungs-beiwert bei laminarer Grenzschicht sehr viel kleiner
ist als bei turbulenter. Am einfachsten kann man
diese Verhaltnisse bei der in ihrer Langsrichtung an-gestromten ebenen Platte iibersehen (AnstrOmungs-geschwindigkeit U..). Bei dieser. nimmt die
Grenz-schichtdicke 6 mit dem Abstand x von der
Platten-vorderkante (Lauflange") zu. Vorn ist
die Rei-bungsschicht immer laminar, weiter stromabwartswird sic turbulent. Die Umschlagstelle liegt dort,, wo
die mit der Grenzschichtdicke gebildete Reynolds-sche Zahl Uc.61v = Rea den kritiReynolds-schen Wert ober-.
schreitet. Dieser ist '
, Re6 k = 3000 .
V. k
Da the Grenzschichtdicke im laminaren Bereich nhch
dem Gesetz a = 5 /v x/U. zunimmt, ergibt dies filr
die auf die Lauflange bezngene kritische
Reynolds-sche Zahl:
3,6 - 105.
V k
Welche Bdtrage an VViderstand durch die
La-niinathaltung der Grenzschicht eingespart werden
gqtril 2,s
ge, 2 5 r5 2 J fo
ER3 - Re-44
BUd 1. Der Widerstandsbeiwert _E
lli111116
Mid 2. Totwasser hinter einer Kugel bei la mi-narer Grenischicht.
in Abhangigkeit von der
Rey-noldsschen Zahl;
Rekrit 2,5
Bild 3. Totwasser hinter einer Kugel bei.
turbu-len t e r Grenzschicht. a Drahtring, Mit dem kahet-lich die Turbulenz erzeugt wird. .
I:949 150 H. S c hl ichtin g: Uber die Theorie der Turbulenzentstehung 67
konnen, zeigt das: Widerstandsdiagrainm der langs-angestromten ebenen Platte, Bild 4.1-fiernach betragt z. B. bei Rex = 107 die Widerstandsersparnis etwa 80% des turbulenten Widerstandes. Wahrend jedoch
bei der ebenen Platte die Aufrechterhaltung einet
laminaren Grenzschicht bei Reynoldsschen Zahlen 'Rex> 5. 105 im allgerneinen recht schwierig ist, ge-lingt dies wesentlich leichter bei Profilierten KOrpern (Stromlinienkorper, Tragfltigel). Auch 'bei solchen Korperformen ist
die durch Laminarhaltung der
Grenzschicht erzielte Widerstandsverminderung von- der gleichen GroBenordnung wie bei der ebenen Platte, da der Widerstand solcher Korperformen
fiberwiegend aus Reibungswiderstand besteht: Auf die Moglichkeit der Widerstandsverminderung dtirch Lanainarhaltung der Grenzschicht wurde man etwa seit 1938 von seiten der Flugtechnik her aufmerksam.
Man hate in Windkanal- und Flugversuchen fest-gestellt, daB die MOglichkeit der, Laminarhaltung stark von der KOrperform abhangt. thinstig sind KOrperformen mit groBer DickenrUcklage
(Laminar-Profile, vgl. Bud 'S). Der physikalische Grund hierftir
ist, daB der Druckgradient der. AuBenstromung
einen sehr groBen EinfluB auf die Lage des Urn-. schlagspunktes hat. Umschlag tritt im allgemeinen nicht im Druckabfallgebiet em, aber em n geringer Druckanstieg fiThrt sofurt zUm Umschlag. Man erhdlt deshalb lange laminare Laufstrecken der
Grenz-schicht und damit geringen Widerstand bei
KOrper-formen mit weit hinten liegender grater Dicke, da
bei diesen das Druckminimum weit hirden liegt. Als Beispiel hierfUr -sind in Bild 5 die Druckverteilung und der Widerstandsbeiwert von zwei symmetrischen
Tragfltigelprofilen angegeben, von denen das eine emn
,normales Profil mit einer Dickenrucklage von
0,3 I, das andere ein-Laminarprofil mit der Dickem-rilcidage,0,45 list. Das Druckminimum liegt bei den normalen Profil bei 0,1 I, dagegen bei dem Laminar-piof ii bei 0,65 I. Die Widerstandsbeiweite des Lami-narprofiles sind nur etwa halb so groB wie diejenigendes normalen" Profils.
In Amerika sind solche Laminarprofile in groBem
Umfang untersucht worden. Schon wahrend des Krie-ges habensie in der Flugtechnik Anwen dung gefunden._
10009.
105 s to, s
vr2
5 1vs 21p
IStfianee -e" T lufisrlugei
= W I0q; (W Widerstand; 0 benetzte Oberflache; q Staudruck)
Dieser seinerzeit sehr Uberraschende stirke
Ein-fluB des' Druckgradienten auf den Umschlag konnte
spater durch die Stabilitatstheorie der
Laminar-stromung vollig geklart werden.Auch durch AbSaugUng kann die Laminarhaltung erreicht werden. Die dabei erreichten Widerstands:. ersparnisse sind ebenfalls sehr betrachtlich (Bild 4). Auch diesen Effekt erklart die Stabilitatstheorie.
.111. Die theoretisehe Behandlung des DtasehlagprOblems
-a) Allgetheines
Die meisten theoretischen Untersuchungen
des-Umschlagproblems gehen von de'r. Reynoidsschen
Vermutung der Instabilitat der Laminarstromung
aus. Hiernach wird angenommen, daB die'
Laminar-stromung, welche an sich fiir beliebige Re-Zahlen
eine , LOsung der hydrodynamischen
Differential-gleichungen darstellt, oberhalb der kritischen
Re-Zahl gegentiber kleinen StOrungen instabil ist. Durch die Anfachung solcher instabilen Storungen soll dann
der Umschlag in
die. turbulente Stromungsform,herbeigeftihrt werden. Das Umschlagproblem ist also
nach dieser Auffassing em n Stabilitdtsproblern. Auf-.
gabe der Stabilitatstheorie ist es, das Vorhandensein
solcher instabilen StOrungen nachzuw.eisen. Das Ziel der theoretisch.en Untersuchungen ist die rein thecire-tische Berechnu:ng der krithecire-tischen Reynoldsschen
Zahl. fiir eine vorgelegte .Laminarstromung. Dartiber hinaus wird von der Theorie auch AufschluB darilber erwartet, welche Parameter fiir den Umschlag wesentlich sind (z. B. Form, des laminaren
Geschwin-digkeitsprofils, Wellenlange und Frequenz der
Sto-rungen).
Fragestellung ist hier ahnlich wie helm
Knick-problem der Festigkeitslehre: Der gerade Stab mit Druckbelastun'g an den Ender' ist an sich eine LOsung der Grundgleichungen der Statik ftir jede beliebig
groBe Belastung. 'Die Erfahrung lelirt jedoch, daB
10004,,,,p 2.5 9 8 7 5 s-gclersland 5 I
3 Is,
'to'
or. 4.1 Mid 5. Widerstandsbei: werte -und Druckvertei: lungeines normalen"
Profils und einesLami-narprofiles nach [31].
Clop= W IFq (W Widerstand, F =
bl Grundriaprojektion, q
Stau-druck) a Widerstandsbeiwert
der lfaigsangestromten ebenen Platte bei laminarer Reibungs-schicht, b bei turbulenter Rei-bungsschicbt, c vorn laminar. hinten turbulent, Rexe =5 104
,
L1
hek/enf s'... -.... lornintr-'-..."--,<AArougunggros*sle --...---..,' ..._ r....
...., lantfung flogzeuge av111111111111
11111111111111111110Bild 4. Widerstandsbeiwert der langsangestreqmten
ebenen Platte-bei laminarer und turbulenter
Reibungs-schicht_sowie bei laminarer Reibungsschicht mit
Ab-cr al
5 009
saugung.
Cl.m/kuck"-- miTtinu" RIM
Die Absaugung geschieht mit der Mindestmenge, die zur
oberhalb einer gewissen GrOBe der Belastung em n
Aus-kninken des Stabes
eintritt.Die kritische Last
(Knicklast) laBt sich nach Euler als
Stabilitats-problem in guter ebereinstimmung mit der Erfah-rung berechnen. Gleichzeitig gibt die Eulersche
Knickformel auch AufschluB dariiber, von welchen 'Parametern die Knicklast abhangt (Stablange, Stab-querschnitt, Elastizitatsmodul).
b) Die Grundgleiehungen der Stabilittitstheorie Bei der mathernatischen Formulierung der
Stabi-litatsuntersuchung beschranlien *ir uns auf ebene
Stromungen mit den
Geschwindigkeitskompo-nenten u und o, die von den rechiwinkligen Ortskoordinaten x, y abhangig sind. Der auf
Stabilitat zu untersuchenden Larainarstramung (drundstrOmung) mit den Komponen ten U, V Wird eine von der Zeit abhang,ige ebene
Sto-rungsbewegung u' (x, y, I), v' (x, y, t) ilberlagert.
In der resultierenden StrOmung sibd darn die Geschwindigkeitskomponenten und der Druck:
p=P+p'
(1).1Dabei wird vorausgesetzt, daB die StOrungsgrOBen klein.sind im Vergleich zu den Werten- der Grund7' stromung. Urn die Stabilitat einer solchen gestorten Bewegung zu erortern, ist der zeitliche Verlauf der
Storungsbewegung u', p' zu untersuchen. Aus der
sehr umfangreichen Literatur dieses Problems moge hier nur diejenige Richtung beriicksichtigt werden,
welche schlieBlich zu einem v011en Erfolg geffihrt hat.
Die verwendete Methode ist die Methode der
kleinen Schwingungen. Bei dieser wird
ange-nommen, daB neben der GrundstrOmung, die als LaminarstrOmung den hydrodynamischen Grund-gleichungen geniigt, auch die durch Cberlagerung mit der Storungsbewegung erhaltene resultierende
Bew.egung die hYdrOdynamiSchen Beviegtingsgleil
chungen (NavierStokessche Gleichungen) -zu
er-fallen bat. Die Navier-Stokesschen Gleichungen fiir die ebehe Stromung einer inkompressiblen
Fhissig-keit lauten:
Dabei bedeutet e die Dichte.
Die zugrunde gelegte Grundstromung soil noch
insofern besonders einfach seini als-die Komponente nur von y abhangig ist, wahrend V fiberall gleich
null sein soli. Solche .Grundstromungen, die man auch Schichtenstromungen" nennt, liegen bei der ausgebildeten Rohr:- und Kanalstramung (in
ge-nilgender Entfernung vom Einlauf) exakt vor. Aber auch die GrenzschichtstrOmungen kOnnen mit guter Naherung als eine solche Schichtenstromung ange7, sehen werden, da hier die Abhang,igkeit von U von
der Langskoordinate x sehr viel geringer ist als von
der Quefkoordinate y. Es sei also eine
Grundstro-mung vorgelegt mit
' U (y), V= 0; P (x, y)
... .
. . (3).Durch Einsetzen von GI. (1) in Gl. (2) erhalt man unter Beachtung dessen, daB die Grundstromung
Gl. (3) filr sich al/ein GI.. (2) und
unter'Ver-nachlassigung der in den. Storungsgeschwindigkeiten quadratischen
Glieder (gemaB der Methode der
kleinen Schwingungen) für die StorungsbeWegungu', o', p' das Gleichungssystem te
au'
d U1.93
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+VI CT=---
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1.92 v' 02v'\W-hu-0-;---"k+
Q ay ax2 ay2u' v'
- - +(5.; - -
.-Dies sind drei Gleichungen -ftir te; v", p'. Die
zu-gehorigen Randbedingungen sind, daB die
SUirungs-geschwindigkeiten an den begrenzenden Wander
verschwinden (Haftbedingurtg).
Als Form der Storungsbewegung wird eine in der Hauptstromungsrichtung ,(x-Richtuiag) fortlaufende
Wellenbewegung angenommen. Dabei kann Man sinh eine beliebige WellenbewegUng nach Fourier in Partialschwingungen zerlegt denken. Da die
Stii-rungsbewegung zweidimensional ist, laBt sich diese eine Stromfunktion v (x, y, I) einfiihren, wodurch
die Kontinuitatsgleichung (4c) integriert ist. Fill. die
Stromfunktion einer PartialschWingung der
StOrungs-bewegung wahlt, man den Ansatz:
v,(x,Y,t) Cy (Y) i x - P" (5)4).
Hierbei ist.a rein reell, und es bedeutet A 2 n/as die
Wellenlange der StOrung. 'Pie GrOBe fi ist komplex,
= fir+ i fit, und es bedeutet 13, die Kreisfrequenz der
Partialschwingung, wahrend die AnfachungsgroBe fit fiber die Anfachung oder .Dampfung der
Partial-schwingung entscheidet. Far fit < 0 'wird die
Schivingung gedampft, es ist also die Grundstromung stabil, wahrend .fiir i9> 0 Instabilitat vorhanden ist. Schwingungen mit
fit = 0 geben die
Stabilitats-grenze, sie heiBen neutrale ,,8chwingungen. 'Es-ist zweckmaBig, neben a und ft auch noch 'die aus ihnen gebildete GrOBe c = cr ict einzu-fiihren. Dabei bedeutet cr-die Wellenfortpflanzungs-geschwindigkeit (PhasengesChwindigkeit), wahrend ci dumb sein Vorzeichen wiederuni fiber Anfachung oder Dainpfung der Partialschwingung entscheidet.
Aus GI. (5) ergibt sich ffir die Komponenten der StOrungsbewegung: . 971 (y) 0L( x x at); oI!
-v
(y) ei x X (4a, b, c)4).Hierbei ist die bequeme komPlexe Schreihiveise verwendet. Der physikalisch allein sinnvolle Realteil der Btromfunktion 1st
file(Ip)= efl fp, cos (a t) (a x,8, I)), wo p (g)= +
die komplexwertige Amplitudenfunktion bedeutet.
au
au
au-, 1 p 1,024 p21Aav
at
av
ax-av
ay.
lap
e ey
av
(a2v .a21
x2 ay2 (2)..Ox. Oy
1949/50 H. S c hlic h tin g: tlber Theorie der Turbulenzentstehung 69
Setzt man dies in GI. (4a, b) em, so, ergibt sich nach Elimination des Druckes far die Amplitudenfunktion
d,er Storungsbewegung q (y) die folgende gewohnliche Differentialgleichung Vierter ,Ordnung (Starungs-..
differentialgleichung), welche den Ausgangspunkt der
StabilitatStheorie der Laminarstromung bildet:
(U c) (TH
U" =
Re C99".
2 as, 4_ xi 9,)
Dabei sind dimensionslose GroBen eingefahrt worden,
indem alle Langen auf ein'e geeignet gewahlte
Be-zugslange 6 (z. B. die Grenzschichtdicke) und alle
Geschwindigkeiten auf die Maxinialgeschwindigkeit Um der Grupdstroinung bezogen wurden. Der Strich
bedeutet die Differentiation nach der
dimensions-losen GroBe y/6, und es bedeutet
. Uth 6
.Re =
I-die far -I-die vorgelegte Laminarstromung (
Grund-stromung) U(y/6) charakteristische Reynoldssche
Zahl. Die Glieder der linken Seite von 'Gl. (6) rahren her von den Tragheitsgliedern, diejenigen der rechten
Seite von, den Reibungsgliedern der Bewegungs-gleichungen. Die Ranclbedingungen sind bei einer
Kanalstramung .das Verschwinden beider- StOrungs-konponenten an beiden Wanden, wahrend bei einer
Grenzschichtstromung an der Wand (y = 0) und
in groBem ,Wandabstand (AuBenstramung, ydie Storungsgeschwindigkeiten verschwinden massen. Ftir den letzteren Fall hat man somit:
y 0 :
u' = = 0 :
= = 0 1 y = rn:= = 0 :
g)-(7). tcYzy,0tori
w EKE rBild 6. Stromlinienbild und Geschwindigkeitsvertei-lung einer neutralen StOrung in der Grenzschicht an
der langsangestrOmten, ebenen Platte.
Parameter entsprechend der neutralen StOrmig 1 in Mid 9; Wellen-lange der StOrung A = 13,9 6 (g-Richtung ilberlitiht!)
Zur Veranschaulichung der Storungsbewegung sind in Bild 6 far das Beispiel der Grenzsehicht an
der langsangestramten ebenen Platte (Blasius- Grenz-schicht) das Stromlinienbild und die
Geschwindig-keitsverteilung der resultierenden Stramung
dar-gestellt. Hierbei ist eine neutrale zugrunde
gelegt. Man ersieht aus Bild 6, daB aber einen Teil
der Wellenlange bin in Wandnahe Rackstromung vorhanden 1st.
e) Das Eigenwertproblem der
Storttngsdifferential-gleiehung
-Die Stabilitatsuntersuchung ist nun em Eigenwert7
problem der Storungsdifferentialgleichung (6) mit den Randbedingungen Gl. (7). Wenn die
Grimd-,
stroll-Mug (Larninaistromung) vorgegeben ist, enthalt Gl. (6) vier Parameter, namtich a; Re, Cr, Ci. Von
diesen ist die Reynoldssche Zahl der Grundstramung
Re alg gegeben anzuseheri. Far Partialschwingung
der Starungsbewegungkann man auch dieWellenlarige
= 2a-/a vorgeben. Die Differentialgleichung (6) mit
den Randbedingungen GI. (7) liefert dann
zu jedem Wertepaar (a, Re) eine
funktion fp(y) und einen kornplexen Eigen-wert c=cr-Fici. Dabei gibt Cr die
Phasenge-schwindigkeit der v,orgegebenen Partialstorung,
wah-rend C durch sein Vorzeichen aber die Anfachung (ci >0) oder.Dampfung (ckO) entscheidet. Der
Grenz-fall ci =0, der identisch it mit Pi =0, gibt die neutralen
(indifferenten) Starungen. Man kann das Ergebnis
der Stabilitatsrechnung far eine yorgelegte Laminar-Strambng in der Weise darstellen, daB jedem Punkt
der Re,a-Ebene ein Wertepaar Cr, ci zugeordnet wird.
Die Kurve Ci = 0 in der Re, a-Ebene trennt die
stabilen Von den instabilen Starungen, sie heiBtIn-differenzkurve. Bei den ausgefahrten
Stabilitats-rechnungen hat man sich meist mit der Berechnung dieser Indifferenzkurve begnagt. In dem. spater noch naher zu besprechenden Bild9 ist far die Grenzschicht an der langsangestrointen ebenen Platte die
Indiffe-renzkurve angegeben. Ganz allgemein ergibt diese Indifferenzkurve durch ihre Tangente parallel zur a-Achse auch gleichzeitig als besonders wichtiges Ergebnis die kritische Reynoldssche Zahl, die als Stabilitatsgrenze"
bezeichnet wird. Denn diese
Tangente gibt diejenige
Reynoldssche -Zahl an,unterhalb welcher alle Partialschwingungen gedampft werden; wahrendoberhalb von ihr wenigstens einige angefacht werden.
Das hiermit kurz umiissene Stabilitatsproblem 1st
in seiner' mathematischen Durchfahrung
auBer-ordentlich schwierig, so daB es, an dieser Stelle nicht moglich ist, auf weitere mathematische Einzelheiten einzugehen. Wegen dieser mathematischen Schwie-rigkeiten wurde das erstrebte. Ziel der Berechnung
der kriiischen Reynoldsschen Zahl trotz graBter
Anstiengung zunachst jahrzehntelang nicht erreicht. d) Ergebnisse filterer StabilititsuntersnehungenAls erster untersuchte nach dieser Methode Lord
Rayleigh [3] verschiedene KanalprOfile. Um die.
Storungsdifferentialgleichung (6) zu vereinfachen, vernachrassigte er die Zahigkeit (Re = pc), d. h. er rechnete mit der sogenan.nten reibungslosen St&
rungsdifferentialgleichung, die aus Gl. (6') dadurch entsteht, daB man die auf der rechten Seite stehenden Reibungsglieder fortlaBt.. Diese Vereinfachung ist naheliegend, da man die Stabilitatsgrenze bei hohen
Reynoldsschen Zahlen erwartet, wo die mit dem
kleinen Faktor 1/Re behafteten Reibungsglieder
gegeniiber den Tragheitsgliedern der linken Seite in Gl. (6) klein sind. Auch ersetzte er aus Granden der mathematischen Vereinfachung gekrammte Ge-schwindigkeitsprofile durch -Polygonzilge.. Er erhieltdas bemerkenswerte Ergebnis, dal3
Geschwiridigkeits-profile rnit lather konvexen Ecken (vgl. Bild 8a, b)
stabil sind, daB aber im Fall einer einspringenden
Ecke (Bud 8c, d) Instabilitat auttreten kann: In
Analogie hierzu konnte Lord Rayleigh_ far stetig70 H. S c hli c h tin g: tTher die Theorie der Turbulenzentstehung Forschung 1.6. Bd./Heft 3
Vorhandensein eines Wendepunktes (Bud 8g) insta-bile Schwing-ungen auftreten kiinnen (notwendige
Bedingung). Erst sehr viel spater 1st von W.
Toll-mien [11] gezeigt worden, daB -das
Vorhanden-sein eines Wendepunktes auch eine hinreichende Be-dingung filr das Vorhandensein angefachter Schwin-guitgen 1st. Es gilt somit der einfache wichtige Satz.:
Geschwindigkeitsprofile mit Wendepunkt
sind'instabil5)
Dieses Wendepunktkriterium tst von
grundlegen-der Bedeutung ffir die ganze Stabilitatstheorie, da es tinter dem Vorbehalt einer Korrektur infolge des vernachlassigten Zahigkeitseinflusses eine erste
grobe Klassifizierung aller Laminarstromungen gibt. Auch praktisch ist es von sell': groBer Wichtigkeit, da das Vorhandensein eines Wendepunktes im-
Ge-schwindigkeitsprofil unmittelbar mit dem
Druck-gradienten der StrOmung zusammenhan-gt. Bei der KanalstrOmung, Bild 7a, hat man im konvergenten
Kanal mit Druckabfall- sehr vollige
Geschwindig-keitsprofile _ohne Wendepunkt, dagegen im diver-genten Kanal mit Druckanstieg spitze
Geschwindig-keitsprofile mit Wendepunkt. Die gleichen
Form-unterschiede der Geschwindigkeits profile. hat ,man
aber auch in der laminaren Grenzschicht an einem
umstromten Korper, Bild 7b. Nach der Grenzschicht-theorie hat man im Druckalifallgebiet immer vollige
Geschwindigkeitsprofile (ohne. Wendepunkt) und
somit Stabilitat,
dagegen- im Druckanstieggebietimmer Geschwindigkeitsprofile mit Wendeptinkt
und deshalb Instabilitat. Das Wendepunktkriterium
koneeried divergent
Oruckatibt Druckaneieg
daickablie Druck/WV
Bild 7. Geschwindigkeitsverteilung im Haim' a und in
. , der Grenzschicht b.
W Wendepunkt des. Geschwindigkeitsprofils
ist somit gleichbedeutend mit dem EinfhiB des
Druck-gradienten der AtiBenstromung auf die Stabilitat der.
-Grenzschicht: Drucka-bfall wirkt
stabilisie-rend, Druckanstieg instabilisierend. Der
Ilmschlagspiinkt
liegt
also
in
erster
grober Naherung irn Diuckminimum.
Auf diesem grundlegenden Satz der
Stabilitats-theorie beruht die Existenz der Laminarprofile, fiber
die schoii in Abschnitt II, c bericbtet wurde. Der
hier noch vernachlassigte EinfluB der Zahigkeit
andert nur wenig an dem Ergebnis.'
°) Da dieser Satz aus der reibungslosen
SiOrungsdifferential-gleichung hergeleitet ist, gilt er nur ffir sehr groBe
Reynolds-Zahlen. Bei kleineren Re-Zahlen tritt durch den starkeren EinfluB
der Zitbigkeit eine groBere Dlimpfung em, so dal3 hier u. U. solche Geschwindigkeitsprofile doch stabil sein kfinnen.
. Bei den weiteren theoretischen Untersuchungen
nach Rayleigh besclutnkte man sich zunachst
aus-schlieBlich auf die Couettestromung, d. i die
lineare Geschwindigkeitsverteilung zwischen zwei
parallelen ebenen Wanden6). Die sehr ausfiihrliche
Disktission mit voller Berticksichtigung der-Zahigkeit durch A. ',§ommerfeld [6], R. v. Mises [7] und L. Hopf
[8] ergab Stabilitat fiir
alle -Re-Zahlen und ,alle Storurigswellenlangen. Nach diesem. negativenEr-gebnis man eine. Zeitlang die Methode der
klehien Schwingungen far ungeeignet zur Losung des Turbulenzproblems. Doch erwies sich diese Ansicht als unberechtigt, da die Couettestromung em allzu spezielles Beispiel und die Kriimmung des
Geschwin-digkeitsprofils, sO wesentlich 1st, daB man sie nicht vernachlassigen darf.
e) Neuere Stabilitatsuntersuchungen,
-,Plattengrenzsehieht
Im Jahre 1921 griff dann L. Prandll [9] dis
Stabi-litatsproblem wieder auf. Urn die Stabilitat einer
laminaren. Grenzschicht langs einer ebenen Wand zu behandeln, wurde ebenso vvie bei Lord Rayleigh aus
Urn "MIN MEI IOW Mr . k.
. er8
r
. , h ; 1 BEI . Oeschpfiii*ke UBM 8.. Zur Stabilitatsuntersuchung der
Laminar-, strOmung.
W Wendepunkt des Geschwindigkeitsprofils, d Grenzschichtdicke; 6' V erdrangungsdicke der Grenzschicht
Profile vom Typus a, 6, e, f sind filr Re ---). m stabil Profile vom Typus c, d, g instabil
Profile vom Typus e liegen vor bei Druckabfall, f bei Gleichdruck und g bei Druckanstieg.
GrUnden der mathematischen Einfachheit mit
Ge-schwindigkeitsprofilen gearbeitet, die aus Geraden-stiicken bestehen, Bild 8a bis d. Eine von 0. Tiellens
[10] auf Grund der reibungslosen
Sthrungsdifferential-gleichung durthgefiihrte Rechnung ergab, daB auch Reibungsschichten mit lauter konvexen ECken, Bild
8a, 13, Stabilitat ergeben, wahrend einspringende
Ecken, Bild 8c, d, immer Instabilitat ergeben. Damit lag die Vermntung nahe,'daB Grenzschichtprofile mit Wendepunkt instabil sind, was-dann wie schon
er-wahnt von W. Tollmien spater bewiesen wurde [11].
Urn fiir Profile vom instabilen Typus, Bild Sc, d, eine durch die Reynoldssche Zahl gegebene Stabili-tatsgrenze zu erhalten, beriicksichtigte Tieljens jetzt auch die grOBten Reibungsglieder in der StOrUngs-differentialgleichung. Man erwartete von der Zahig-keit, naturgemaB eine Dampfung, erhielt jedoch das
ganz unerwartete Ergebnis, daB sich infolge der
Zahigkeit nicht nur fiir Profile vom instahilen Typus,') Sie entsteht, wenn sich die eine Wand relativ zur anderen in ihrer eigenen Ebene mit konstanter Geschwiedigkeit bewegt.
1949/50 H. Schlichting: tlber die Theorie 'der Turbulenzentstehung 71
Bild Sc,. d, keine Dampfung ergab, sondern daB sogar hei PrOfilen vom stabilen Typus, Bild 8a, b,
far alle Re-Zahlen, auf welche die Naherungsrech-nung anwendbar war, eine Anfachung auftrat. Diese instabilisierende Wirkung der Zahigkeit ist auf .einen
Energietransport von der Hauptbewegung auf die
Nebenbewegung zurackzuffihren. Das eigentliche
Ziel der Stabilitatsrechnung, die Ermittlung der
kritischen Reynoldsschen Zahl,-war also immer nochnicht erreicht. Bald darauf hatte die
Stabilitats-theorie, eine zweite Krise durchzumachen. F.Noeiher [12] behauptete, den Beweis erbracht zu
haben, daB es bei stetigen
Geschwindigkeitsvertei-lungen aberhaupt keine
neutralen, Eigenschwin-gungen gibt, wenn man die Untersuchung asympto-tisch far groBe Re ausfiihrt, wie es bisher geschehen ,war. Trotz der abwegigen Kritik von N °ether wurden die Prandll-T ieljensschen Untersuchungen von W.Tollmien [13]. weitergefuhrt. Tollmien zeigte, daB. es
weientlich ist, mit stetig gekrummten
Geschwindig-keitsprofilen (d2U/dy2 0) zu rechnen und
gleich-zeitig die graten Reibungsglieder in der
Storungs-differentialgleichung zti berilcksichtigen. Die Losung des Eigenwertproblems gestaltet sich in diesem Fall
besonders schwierig. Tollmien fahrte seine
Rech-nungen far_das Beispiel der Laminarstromung, langs
der ebenen Platte. (Blasiusprofil) durch. Dieses
Ge-n 1/..,
OHM Ke--p-- .
. ,
Bild 9: Indifferenzkurve der Grenzschicht an der
langs-angestrOmten ebenen Platte 'nach W. Tollinien [13];
Wellenlange der "StOrungen A = 2 4a. schwindigkeitsprofil, Bild 8f, hat 'keinen Wende-punkt im Innern; liegt aber beziiglich des Wend&
punktkriteriums gerade auf der Grenze zwischen den
Profilen ohne und 'mit Wendepunkt insofern, als
sein Wendepunkt an der Wand liegt. Nach dem
Wendepunktkriterium ist dieses Geschwindigkeits -profil far Re-* co stabil.: Die fur groBe, aber endlicheRe-Zahleh errechnete Instabilitat_ ist die oben
er-wahnte anfachende Wirkung der Zahigkeit. Das Er-,
gehnis der Tollmiensehen. Rechming ist in Bild 9
dargestellt, wo die Indifferenzkurve
= 0) in der
Re,m-Ebene autgetragen ist.Al§ kritische Reynolds§che Zahl ergibt sich,
be-zogen auf die Verdrangungsdicke7) der Grenzschicht, der Wert' Reif = (U.(3* Iv)k = 575. Oberhalb dieser
') Die Verdrangungsdicke ist bestimmt durch
CO
_U m [ ELT U(y)) dy
ale gibt an, urn wieviel die AuBenstrOmung durch die Reibunwir-kung von der Wand abgedrangt wird. Es gilt far die
Plattengrenz-schicht .6 3ô, vgl. Bild 8h.
Grenze wird em n bestimmter Bereich von
StOrungs-wellenlangen ang'efacht, wahrend alle abrigen Wellen-langen gedampft sind. Oberhalb der kritischen
Re-Zahl findet also eine ,selektive Anf achung
ge-wisser Storungen statt. Die gefahrlichen" Wellen-langen "sind recht groB: Die kleinste gefahrliche
Wellenlange ist etwa .gleich der zehniachen
Grenz-schichtdicke. Die zu dem Punkt I auf dem unteren Zweig der Indifferenzkurve gehorige gestarte
wegung wurde bereits in Bild 6 angegeben. In Bild10 ist das. Ergebnis der Stabilitatsrechnung far die
ge-fahrlich en" Frequenzen fir und
Wellenfortpflanzungs-Geschwindigkeiten Cr dargestellt. Auch hier ist der Bereich der angefachten Schwingungen sehr schmal. Bei der Plattenstromung bleibt die Form des
Ge-schwindigkeithprofils langs der Platte - erhalten,
wahrend die Grenzschichtdicke mit dem Abstand von der Vorderkante langsam.- anwachst (6* = 1,73 Itv x/U.). Daher entspricht der auf die Verdian-gungsdicke ô bezogenen errechneten kritischen
Re-Zahl (U.(3* Iv)k = 575 eine auf die Lauflange
bezogene kritische Re-Zahl von (U.xlv)k = 1,1.105.
Sie ist kleiner als die beobachtete, die: oben mit
3,6 105 angegeben wurde. Dies, mufl aber auch
er-wartet werden; denn die von der Theorie aufgezeigten
instabilen lang,welligen Schwingungen bedeuten noch
nicht die eigentliclie Turbulenz. Die Vorstellung ist vielmehr die, daB sich aus diesen instabilen Wellen
durch den Anfachungsvorgang erst die eigentliche
turbulente Stromung entwickelt. Der experimentelle
Um schlagspunkt ist deshalb immer stromabwarts
vom theoretischen Instabilitatspunkt zu
erwar-BiM 10. Iridifferenzkurven der Grenzschicht an der langsangestrOmten ebenen Platte; Kreisfrequenz fir
und Wellenfortpflanzungs-Geschwindigkeit Ci% ten. DaB in der .Tat solche langwelligen Storungen, wie
Sie die Theorie voraussagt, beim Umschlag im Spiel
sind,' erkennt man aus der Stromungs.aufnahnie, Bild 11, welche deh Beginn der Turbulenz bei der
Plattengrenischicht zeig-t. Die Ahnlichkeit dieser Aufnahme mit dem theoretischen Stromlinienbild einer neutialen Schwingung, Bild 6, ist unverkennhar.
Wahrend Tollmien sich lediglich auf die Ausrech-nung der Storungsparameter der neutralen StUrung.en beSchrankte, ist in zwei Arbeiten von H. Schlichting
[14; 15] daraber hinaus - einmal fiir die instabilen
Storungen die
droBe der Anfachung berechnet
worden und ferner fiir einige neutrale StOrungen auch
die Verteilung der Amplitude der Sthrungsbewegung
(Eigenfunktion y9 (y)), Bild 16, sowie die Energiebilanz
0,45 ass. ass gas as aro aos I,? a.
AM"
.I
116
euhv 11. - ON
stabilRI
unload, mg , IF-Rek,, 575i
,
, ,.,
,22 5 412 25' 2
5 05 Z Se *lkirs,linwtot
lakneufra/
ca
iiiiiui
WW2 .,,'"
4-5747/112121111:1:mill,
WiEll110111109.
-"minswimisr
ais as as firelif° 1(2° a.72 H. Schlichting, Uber die TheOrie der Turbulenzentstehung Forschung 16. Bd./Heft 3
-Bild 11. PlattenstrOmung: Entstehung der Tutbulenz aus einer anfangs langwelligen Stbrung.
[Aus L. Prandll, Neuere Ergebnisse der Turbulenzforschung. Z.
VDI Bd. 77 (1933) S. 105.] Das Aufnahmegerat, em n langsam
arbeitender Kinoapparat, fahrkauf einem Wagen mit der StrOmung mit, so daB dauernd dieselbe Wirbelgruppe im Gesichtsfeld bleibt.
Die StrOmung ist durch Aufstreuen von Aluminiumstaub auf die
Wasseroberfliiche .sichtbar gemacht.
(Obertragung von Energie von der Grundstrdmung
auf die Storungsbewegung und Dissipation der Energie
der Storungsbewegung).- Auf diese Weise ergab sich
em n we,sentlich tieferer Einblick in den Mechanismus
der instabilen ,und neutralen Schwingungen.
IV. Experimentelle Nitehprfifung der Theorie
Mit diesen an sich recht befriedigenden theoreti-.
schen Ergebnissen konnte aber das Umichlagspro-blem noeh keineswegs als geklart gelten. Es zeigte
sich-namlich, daB die bald danach zuerst in
Deutsch-land [16] und spater mit sehr viel grOBerern Aufwand
in den Vereinig-ten Staaten von Amerika von IL L.
Dryden [17] ausgefiihrten experimentellen
Unter-suchungen zUr Nackprtifung der -Theorie zundchst
keinerlei Bestatigung bar den von der Theorie vor-ausgesagten Mechanismus des' Umschlages zu
er-bringen vermochten. Insbesondere konnte zun'achst
troti vieler l3emaungen das Vorhandensein von
neutralen oder angefachten Schwingungen von " deinvon der Tallmicnschen Theorie vorausgesagten Typus
nicht nachgewiesen werden..- Die Versuch6 ergaben yielmehr, (fa der Umschlag mal3geblich ablidngt von den ztifalfigen StOrungen der -AuBenstromung. Ein Mag. ffir .die StorungsgroBe der AuBenstromung ist
der sogenannte Turbulenzgra d
-T=
+ 172 + w'2)/ co.,. 3. .
worm n hier u', die unregelm'aBigen turbulenten .
Schwankungsgeschwindigkeiten bedeuten und der
Querstrich ' die zeitliche Mittelwertbildung anzeigt.
Dieser Turbillenzgrad .betragt in normalen Wind-kangen etwa 1%. Aus .diesen alteren Versuchen bildete sick damals die Ansicht, dal3 die endlich
groBen Stprungen der AuBenstromung; wie sie im
Turbulenzgrad 'zum Ausdruck kommen, den Urn-schlag herbeifiihren, '.daB aber gegentiber den
infinite-Simalensinusf6rmigen St6rungen, wie sie die
Stabili-tatstheorie zugrunde legt,
die LaminarstrOmungstabil sei. Daraufhin wurde die .Theorie mehrfach
stark angezweifelt.
-Angeregt durch Fragestellungen, die mit den von der Flugtechnik entwickelten Lanfinarprofilen
zu-sammenhangeti, hat dann wahrend des
Krieges H. L. Dryden [18] mit semen Mitarbeitern G. B. Schubauer und H. K. Skramslad [19] im National ' Bureau of Standards, Wa§hington, dieexperimen-telle Nachprdfung der Theorie nochmals .niit erheb-lich verfeinerten Mittelnin Angriff genommen Dabei wurden schlieBlich Ergebnisse erhalten, die nun die theoretischen Voraussagen his in die letzten Einzel-heiten bestatigt haben. Gleichieitig wurde'dabei auch
aufgeklart, warum die
frilheren experimentellen Untersuchungen nicht das erwartete Ergebnisbringen konnten,
. _
Aus der fraheren irrttimlichen Annahme, daB in
jedem Fall der Turbulenzgrad- .der AuBenstromung den. Umschlag herbeiftihrt, wurde folgen, daB man
bei immer weiterer Verringerung des Turbulenz- .
.grades die .kritische .Re-Zahl beliehig weit hinauf-treiben kOnnte. Um diese uberlegung nachzuprilfen, wiederholten Schubauer und Skramsfad die fruheren
Messungen des Umschlages' in der
Plattengrenz-schicht in einem- Windkanal mit auBerordentlich
ge-ringem Turbulenzgrad. Durch Einbau sehr vieler.
.Siebe in der
Ddsenyorkammer des Windkanalswurde der Turbulenzgrad auf den ,bisher noah nicht eireichten Wert von T 0,02% herabgedriickt. Aus
Bild 12 ist zuerse.hen, daB zunachst nut abnehmendem
Turbulenzgrad die kritische Reynoldszahl der Platte
Rex k stetig zunimmt. enterhalb T 0,1%' bleibt
jedoch Rer k konstant niftrdem Wert von rd. 3. 106.
Der Turbulengrad T -7.= 0,10/0 kann soinit als eine Art
von kritischem Turbulenzpe.gel angesehen
werden. Wie die
Grenzschichtmessungen -weiter zeigten, ftifiren fur T.> 0,1% die timBeren Storungenden Umschlag herbei, wahrend fur T < 0,1% clie infinitesimalen Storungen - in Ersc'heinung treten, welche die Theorie annimmt. Die weiteren IVIessungen
5 -I I lunidem. e Rsk iannar 40 as
4aD
0-rs f007:- fa"--(Tork/eizrodiMid 12. Die- kritische Reynoldssche Zahl der
Dings-angestrOmten ebenen Platte in Abhangigkeit vom
Turbulenzgrad, nach Messungen von Schub auer und
1949150 H. S c hl ich tin g: ilber die Theorie der Turbulenzentstehung 73 fn XS& 8Arr Zee 2,4,8 sec w 2, 90 1, 4k --44,1Afr---AA-vvaNywAfrikt ..11;er 417 ;98 2,4fg 4.s.7 EliEl : ' t (1,71,
t
' ." 4.trot ,1 4BIM 13. Oszillogramm der u'-Schwankungen von zu-falligen (natfirlichen") StOrungen in der laminaren
Grenzschicht an einer in Luft langsangestrOmten
ebenen Platte, nach Messungen von G. B. Schubauer und H. K. Skrarnstad [19].
. AnstrOmungsgeschwindigkeit Um = 24 mis;
Wandabstand des Hitzdrahtes 0,57 mm; Turbulenzgrad T = 0,03%
wurden beim Turbulenzgrad T 0,03% ausgefiihrt.
Das Vorhandensein angefachter sinusformiger
Schwingungen als Vorstufe des Umschlages, wie es von der Theorie angenommen wird, konnte schonin
dem Fall von natilrlichen Stdrungen" (ohne
Er-regung) einwandfrei nachgewiesen werden. Bild 13 zeigt die oszillographischen Aufzeichnungen des zeit-lichen Verlaufes der Geschwindigkcitsschwankungerifiir verschiedene Abstlinde von der Plattenvorder-kante. Die von der Theorie angenommenen sinus-fOrmigen Schwingungen sind hier deutliCh zu
er-kennen. Die Amplitude wachst stromabwarts an, und
bei etwa Rex = 3. 106 tritt der Umschlag em. Urn
weitet die theoretischen Voraussagen fiber die selek-tive Anfachung gewisser Storungswellenthngen (oder Storungsfrequenzen) quantitativ nachzupriifen, wur-den auch ktinstliche" Storungen untersucht. Hierbei
wurde em n diinnes Metallband in der Grenzschicht zu Schwingungen angeregt, und weitei stromabwarts
wurde die Anfachung oder Diimpfung dieser Schwin-gungen beobachtet. Das Ergebnis ist in Bild 14 dar-. gestellt. Die gemessenen Frequenzen der neutralen
Schwingungen liegen sehr gut auf der theoretischen Indifferenzkurve. In Bild 15 ist derselbe Vergleich
far die Wellenfortpflanzungs-Geschwindigkeit der neutralen Storungen dargestellt; auch hier ist die
ebereinstimmung sehr gut.
Um noch einen tieferen Einblick in den
Mechanis-mus der Storungsbewegung zu erhalten, wurde filr
zwei neutrale Storungen die Verteilung dei u'-Ampli-tude iiber die Grenzschichtdicke gemessen, Bild 16.
Der Vergleich mit der Theorie von H. Schlichling [15] zeigt auch hierfiir sehr gute Obereinstimmung.
a
if
0 800 1600 1200
EtiES Re.V.-V- -.
BIM 15. Indifferenzkurven fur neutrale Wellenfort-pflanzungs-Gescbwindigkeiten in der laminaren
Rei-bungsschicht an der langsangestromten ebenen Platte. a theoretische Ergebnisse nach W. Tollmien, b Messungen von
G. B. Schubauer und H. K. Skramstad
Bild 16. Amplitu-denverteilung der
u'-Schwingung
Ober die Grenz-schichtbreite in
der laminaren
Rei-bungsschicht an der langsange-strOmten ebenen Platte. 0 800 1600 gag -14-1. V
Bild 14. Indifferenzkurve far neutrale StO-rungsfrequenzen in der laminaren
Reibungs-schicht an der langsangestrOmten ebenen
Platte.
a theoretische Ergebnisse inch W. Tonmien [13], b
Mes-sungen von G. B. Schubauer und H. K. Skramstad[191.
Die Punkte zeigen beobachtete neutrale Schwingungen.
ts as theoretische E1-77:4;e nach H. Schlichting [15], Messungen von B. Schubauer und K. Skrarnstad. Die
mit I und II
bezeich-neten Kurven gehoren zu den neutralen Schwingungen I und II nach Bild 9. -as 11,1E1 a as 2600
\WINN A
. r zA 00 I .., li I i 11, I t ?0 II . i1 1t---t
b . NO p I t . , . A t \ 160lah..
\
. 80\
_ POO 320074 H. S e hli chting: tiber die- Theorie der. Tuibulenzentstehung Forschung 16. Bd./Heft 3
Im ganzen ergibt sicli aus diesen sehr sorgfaltigen
ilessungen eine so vollstandige Bestatigung der
Stabilitatsthebrie auf Grund der Methode der kleinenSchwingungen, so daB nunmehr an der Gilltigkeit
dieser Theorie nicht mehr gezweifelt werden kann. Die Reynold§sche Vermutung, daB der UmSchlag laminar-turbulent auf eine Instabilitat der Laminar-stromung zuriickzuffihren ist, ist dami,t endgfiltig
bestatigt.
Nachdem these vorziigliche Bestatigung der Theorie durch die Messungen von G. B.. Schubauer und H. K.
Skramstad bereits bekannt, -War, sind von C. C. Lin [20] sowohl die StabilitItstheorie al§ auch die. von
W . Tollmien und H. Schlichling gerechneten
'Beispiele-einer Nachrechnung unterzogen worden. Dabei hat sich in alien wesentlichen Punkten tIbereinstirnmung
ergeben.
Pie bisher besprochenen Ergebnisse beziehen sich
samtlich anf. die Grenzschicht an der langsange-strOnaten ebenen Platte. Bei dieser ist dee
Druck-gradient, der AuBenstromung gleich null. Infolge der ausgezeichneten ebereinstimmung von Theorie und Messungen in diesem Wichtigen Fall darf die Theorie jetzt voiles Vertrauen beanspiuchen. Es verlohnt sich
deshalb, 'loch kurz darauf einzugehen, welche
Er-gebnisse die Theorie fill., den allgemeinen Fall der
Umstromung -eines, KOrpers" von beliebiger Form
liefert.
V. Der Umsehlag laminar-turbulent hei einem '
beliebig en Kiirper
.Wir'heschranken tin§ bei diesen Betrachtungen auf
Korper von zylindrischer Form, die senkrecht zu den
Erzeugenden angestrOint werden. Solche
Korper-formen hat man haherungsweise bei'Tragfliigeln und Turbinenschaufeln. Die Grenzschicht an der langS-angestromten Platte ist dadurch ausgezeichnet, daB Geschwindigkeitsprofile in Nerschiedenem
Ab-stand von der Vorderkante zueinander affin sind.
Sie haben samtlich die Form nach .Bild 8f und
konnen durch eine MaBstabsanderung in der Breiten-richtung miteinancier zur Deckung gebraeht werden. Diese Affinitat ist eine Folge des konstanten Druckes. Fiir den Umschlag bedeutet dies, daB die Stabilitats-grenze, ausgedruckt durCh die auf theGrenzschicht-dicke bezogene kritische Re-Zahl, für alle Grenz-schichtprofile- in verschiedenem Abstand von der Vorderkante gleich 'gro8 ist, niimlich ( U.= a*:/v)k
= 575, nach der Theorie..
Bei einem beliebigen
Korper, wo der
Druck-gradient Mugs der Wand von Ort zu Ort verschieden ist, sind die Grenzschichtprofile an den verschiedenen ,Stellen nicht mehr zueinander affin. Im'Druckabfall-gebiet erhalt than Geschwindigkeitsprofile ohne
Wendepunkt vom Typus Bild 8e und im
Druck-anstieggebiet solche mit Wendepunkt vom Typus
Bild 8g. Die Eolge davon fst, daB ietzt filr die, em-,
zelnen Grenzschichtprofile an den Verschiedenen
Stellen langs der Wand die
Stabilitatsgrenzaus-gedriickt durch 'die init der Grenzschichtdicke
ge-bildete kritische Re-Zahl, verschieden ist, und xwar; im DruCkabfallgebiet hOher und im
Druckanstiegge-biet niedriger als der obige Wert Rek=(Um Piv)k=575 fur, die ebehe Platte. Um nun Rix. 7ejnen vorgelegten
- / X
L/1.7
Korper die Lage des Umschlagspunktes
(Instabilit'ats-punkte) zu errechneh, hat man folgende Rechnungen
nacheinander auszufaren : 1. Druckverteilung langs 'der Korperkontur in reibungsloser- Stromung, 2. aus
der Driickverteilung Ermittlung der laininaren
Grenzschicht, 3. Stabilitatsrechnung fUF die einzel-nen Grenzschichtprofile.
Die Berechnung der Druck verteilun g beibeliebiger
KOrperform kann z. B. nach T. Theodorsen. upd
J. E. Garrick [21] ode'r nach F. Biegels [22] in
be-quemer Weise geschehen.
Fin. die Berechnung der laminaren
Grenz-schicht ist em n bequemes Rechenverfahren von, K Pohlhausen [23] angegeben worden, dos von H. Hol-stein und T. Bohlen [24] Vereinfacht wurde. Ei ergibt sich dabei, daB die Form der laminaren
Grenzschicht-profile von .dern dimensionslosen Formparameter
A 62 d
.
..
.. (8)v d x
ahhangt, der Werte zwischen +7,05 (Staupunkt) und
12 (Ablosungspunkt) annimmt. Dabei ist_ dUm/dx
der Geschwindigkectsgradient der AuBenstromung. Irn Druckabfallgebiet (beschleunigte StrOmung) ist A 0, mm Druckanstieggebiet (verzOgerte
Ste,-mung). ist A <0. Der Fall A -= 0 eiatspricht dem
Fall der ebenen Platte mit konstantem AuBendruck. Die von H. Schlichting und .A.Ulrich [25; 26]
aus-gefiihrte Stab
t kts r e c hnuhg für dieseGrenz-schichtprofile, Bild 17, zeigt die zu erwartende starke Abhangigkeit der kritischen Re-Zahl von dem
Form-parameter A und damit vom Diuckgradienten.
Un-abhangig .davon wurden ahnliche Rechnungen auch
von J. Pretsch [27] ausgeilihrt. Entsprecheaa dem
cctr-Oz
-V-9 V9 ouzo'
-Re
Bild 17. Indifferenzkurven for laminare Grenzschi.
cht-profile bei Druckabfall (A >0) und DruCkanstieg
(A <0) nach H. Schlichling und A. Ulrich [261
A = Formparameter des Geschwindigkeitsprofils. nach .G1. (8).
Die Kurve it = 0 entspricht der langsangestrOmten ebentn Platte
'(Druckgradient gleich null); sie let identisch nut BIM 9
A
gi
.1to
1E'..._"- ag
.. g A-0 V% er.. II
.Vial
VA/A
KMiU.
Eng0Mai MEE
Pld Ka LW as to 8 as to 0 as to11§L
1111 It1411!
011111kIll
111,15121,
i...-, , , _.el
-2 -3 0 C" lomitarek/o:rung to to agar- 7 7 5 -logRe. s hgRe-. e 4z1:
Rayleigh-Tollmienschen Wendepunktkriterium er-geben die Geschwindigkeitspiofile mit Wendepunkt,
(im Druckanstieggebiet, A < 0) dine IndifferenzkUrve, die auch bei Re>co einen endlich groBen Be -reich von angefachten Wellenlangen aufweist und 6.berdies eine niedrige Irritische Re-Zahl besitzt, wahrend ffir die Geschwindigkeitsprofile ohne Wend
e-punkt (im Druckabfallgebiet, A> 0) bei Re--->co der
Bereich der instabilen Wellenlangen auf null zu-Sammenschrumpft. Auch 1st, ffir diese die kritisehe Re-Zahl wesentlich hOher. _ .
Mit dieser em n ffir allemal ausgefiihrten Stabllitats, rechnung laBt sich nun die Vage des theoretischen Umschlagspunktes (Instabilitatspunktes) flu einen vorgelegten K6rper verhaltnismaBig einfach
aus-fiihren. Seine Lage ist dabei noch abhangig von
der Reynoldsschen Zahl des vorgelegten .KOrpers Re = U1/v. In Bild 18 ist dIs Ergebnis für em n
syinme-trisches Tragflugelprofil bei verschiedenen Auftriebs-beiwerten angegeben. Fur symmetrische Anstromung .(ca = 0) liegt das Druckminimum bei x11 = 0,15.
Mit zunehmendem Anstellwinkel riickt das
Druck-minimum auf der Saugseite nach vorn und auf der Druckseite nach hinten, Bild 18a. Die gleiche
Wande-rung mit dem AnstelIwinkel zeigt die Lage des
Urn-schlagspunktes, Bild 18b. in einer Zeichnung des
Fliigels läl3tsich an jedem. Punkt des Profilumrisses die diesem Punkt als Stabilitatsgrenze zukommende kritische
Re.Zahl der Anstromung,
U.11v, an-khreiben, Bild 18b. Man erkennt hieraus, daB derUmschlagspunkt (Instabilitatspunkt)fiir.die praktisch
Wichtigen Re-Zahlen zwischen U,o; Ilv 106 Mid 107
nahe beim Druckminimum M liegt. Mit wachsender Re-Zahl riickt er auf beiden Seiten de S tragflfigel-profils etwas naCh vorn. Mit Wachsendem
Anstell-winkel ruckt der Umschlagspunkt auf der
Druck-Seite nach hinten,: auf der. Saugseite nach
Als praktische Regel kann man hieraus ableiten, daB' der Umschlagspunkt bei niittleren
Reynolds-Zahlen naherungsweise im Druckminimum liegt.
AuBenstromung auf die
Lage des Umschlagspunk-tes bildet die physikalische Grundlage fiir die in
neu-ester Zeit von seit.en der
Flugtechnik
entwickelten-0.-40
Laminarprofile [28 i29;
30; 31] mit sehr geringem Formwiderstand, der durclilange laminare
Lauf-.
strecken erreicht wird. Wie schon in Abschnitt
II c angegeben, muB man bei den
Laminarpro-filen eine solche Form miahlen, bei der dasDruck-minimum weit hinten liegt.. Dazu wird die Stelle der groBten Dicke gegentiber. normalen Profilen nach hinten v,erlegt. Eine Zusammenstellung von Widerstandsbeiwerten von Laminarprofilen nach einem amerikanischen Profilkatalog [31] zeigt Bild 19.
Die Widerstandsersparnisse durch diesen
Laminar-effekt" betragen im Re-Zahl-Bereich -Re = 2. 106 his 3. 107 etw-a 30 his 50% des VViderstancles normaler
Profile. Filr sehr groBe Re-Zahlen, etwa Re.> 5. 107,
geht allerdings der Laminareffekt verloren, da hier der Umschlagspunkt stark nach vorn, weit vor das Druckminimum, riickt. Auch- diese Tatsache wird
durch die Stabilifatstheorie zwanglos erklart.
In der Flugtechnik sind die Laminarprofile mit
gutem Erfolg a'ngewendet worden. Auch bei hohen
Machschen Zahlen (unter 1) verhalten sich die
Laminarprofile gunstiger als-normale Profile. Es muB jedoch 'erwahnt 'werden, dB einige Umstande. die
praktische VerwendUng der Laminarprofile betrachi-lich erschweren. Dies iSt -einrnal der sehr hohe. An-spruch, der an die Oberflachenglatte gestellt werden muB, damit nicht durch Rauhigkeit em n vorzeitiger Umschlag heibeigefuhrt wird. Andeierseits mull der Zustrom sehr storungsfrei sein (geringer
Turbulenz-grad). Die letztere Forderung entfallt beim freien Flug, da der far die Vorgange in der Grenzschicht wirksame
Turbulenzgrad der Atmosphare immer sehr gering ist.
Die Anwendung von Laminarprofilen bei
StrO-mungsmaschinen 1st em Problem, dessen. nahere
Untersuchung dem Verfasser sehr reizvoll erscheint.
Besonders die Turbine scheint fiir die Anwendung
von Laminarprofilen grundsatzlich geeignet zu sein,.
da der Druckabfall im Schaufelgitter der Turbine
den Erfordernissen des Laminarprofils sehr
entgegen-kommt. Dabei sin& in Hochdnick-Da.mpfturbinen
die Reynoldszahlen so gra (Re = 106 bis 107), daB
durch Laminarhaltung der Reibungsschicht die'
StrOmungsverluste erheblich vermin d ert werden.
kOn-Slid 18. Lage des
theorea-schen Umsclilagspunktes
(Instabilitatspunktes) frir
em n Tragflugelprofil nach
H. Schlichting und A. Ulrich [26]. .
Symmetrisches Jotkowsky-Profil
der relativeu Dicke = 0,15;
a Druck-verteilung, b Lage des
In-stabilitatspunktes, St Staupunkt; M Druckminimumi A laminarer Ablosungspunkt, D Druckseite,
u,1
S Saugseite, Re =
.D.er hiermit aufgezeigte maBgebliche EinfluB der
DrUckverteilung der
1949/50 H. Schlichting: Ober die Theorie der Turbulenzentstehung 75
2
2
1
nen. Beim Kompressor dagegen diirfte infolge des
Druckanstiegs 'irn Gitter durch Laminarprofile nichts zu. gewinnen sein,' da dieser keine langen laminaren Laufstrecken gestattet.
Eine wichtige Frage bei mehrstufigen Stromungs-maschinen ist, oh trotz der von den vorderen Stufen herrIhrenden Sttirungen .der Stromung in den naCh-folgenden Stufen laminare ReibungsschiChten auf-. rechterhalten werden konnen. Ein erSter VorstoB in
dieser Richtung ist in der kiirzlich aus dem Institut
von Prof. Ackerelhervorgegangenen Arbeit von W. T. Sawyer [45] unternommen worden. Die eingehende experimentelle Untersuchung der .Stromung in einem Besehleunigungsgitter mit Laminarprofilen' bei
ver-schieden groBem Turbulenzgrad ,der Zustromung
ergab, daB auch bei starker. Turbilienz °der Zustro-mung infolge der ganstigen Druckverteilung an der
1.
Schaufel der laminare Stromfingszustand in der
Gr_enzschicht aufreChterhalten werden kan.n. Die _dabei gemessenen ,Stufenwirkungsgrade mit 97 his '98% (bezogen auf Energieverlust) sind sehr 'grinstig.
Allerdings sind die.'Beynoldsschen. Zahlen dieser Untersuchungen mit lie = 2 105 maximal ziemlich -klein. Oh diese Ergebnisse auch filr.hohere Re-Zahlen. bestehen bleiben, und oh auch die
Schaufelober-flachen gentigend glatt gemacht werden'keinnen, be-darf noch der riaheren Untersuchung.
VI. Anwendung der Stabilitiltstheorie
auf Sonderfiille
Die Stabilitatstheorie -der Laminarstromung ist
iiber die bisher besprochenen Fälle hinauS noch auf eine Rae von weiteren Strpmungen erfolgreich an-gewendet worden. Hieraber mogen zum SchluB noch eihige Andeutungen gemacht vierden:
3 4 5 Af4CA 0012 5712 4415 ars 8378 1824 a 10 0,51 NACA es - 009 0 662 - 27:5 88f2151-2f6. 857-978 0 '642-v-420
17,451---
411101:11=---- a 1 ;
1 1 4 5 8 715for. f,5 1 3 4, 5 5 75rfor 41 1 U l 441 --; ELS2R8--
=---"-°, , DBIM 19. Widerstandsbeiwerte von Laminarprofilen in Abhangigkeit von der Reynoldsschen Zahl.
cwp=ly1Fq; (W- Widerstand, F GrundriBildche, q Staudruck) ,,norrnale" Profile aus NACA-Rep. 586; Laininarprofile. aus NACA-Rep. 824;
LB 24 japarusches Laminarprofil ,aus [30]. a Ebene Platte bei lanunarer Grenzschicht; -b be, turbulenter Grenzsctucht; c Ebene Platte,
- .
. Vbergang laminar-turbulent- .
,
Absaugung: Der Gedanke, durch Absaugung
der Reibungsschicht den Widerstand eines Korpers
zu verringern, ist schon 1904 von Prandll in seiner grundlegenden Grenzschichtarbeit angegehen worden.
-Dabei handelte es sich zunachst immer um die Ver;
meidung der Ablasung. und' damit urn die
Ver-minderung -des Druckwiderstandes. Neuerdings istzuerst von Ackerei [32] experimentell gezeigt worden,
.daB sich auch durch Absaugung die Reibungsschicht laminar halt-en Mt. Die Laniniarhaltung durch Ab-, saugung beruht einmal daraufAb-, daB hierbei die Grenz-schichtdicke klein wird, zum anderen aber auch, wie
die Stabilitatstheorie [33] gezeigt hat, wesentlich
darauf, daB die laminaren Geschwindigkeitspiofile
mit Absaugung eine wesentlich hohere kritische
Ree-Zahl besitzen als diejenigen ohne Absaugung. Die
durch Laminarhaltung mit Absaugung zu erreichen-den Widerstandsersparnissp sind sehr erheblich, wie man_aus Bild 4 ersieht, wo die Widerstandskurve
die langsangestromte Platte 'mit Absaugung nach
theoretischen Rechnungen [34] mit eingetragen
Durch experimentelle Untersuchungen an
Trag-iflugeln mit Absaugung [35] werden diese Ergebnissebestatigt.
Fliehkraft: Besondere Eischeinungen treten beini. Umschlag laminar-turbulent auf, wenn der
StrOmung aUBere Krafte aUfgepragt sind, wie z.
, die Fliehkraft bei Striimungen Mugs gekrtimmter
Wande.. So tritt bei der Stromung zwischen zwei
konzentrischen rotierenden Zylindern, von denen der
auBete umlauft und der imiere ruht, eirie .starke
Stabilisierung (Erhohung der -kritischen
auf [36], da sich hierbei die achnelleren
FliisSigkeits-teile mit der groBeren Zentrifugalkraft auBen, da-gegen die langsameren mit. der geringeren Zentri-fugalkraft innen befinden. Dies kommt einer stark
,
\
\
111111/1/4"CA :9 IIRAN 11111111112111MiiiiiIMEMIll
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111
141
-
76 H. Schlic h tin g: Uber die Theorie der TUrbulenzentstehung Forschung 16. Bd. /Heft 37
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stabilen Schichtung gleich, da sich .die auf3eren Teile einem Transport nach, Innen widersetzen und urn-gekehrt. Dagegen bei stillstehendem auBeren -und umlaufendem inneren Zylinder tritt eine starke
In-stabilisierimg auf. Hierbei bilden sich zwischen den - Zylindern regelmaBige Sekundarstromthigen aus in
Forth von zellularen Wirbeln. mit Achsen in der
Umfangsriehtung, die 'von G. J. Taylor [37] schon
sehr friihzeitig in glanzender Obereinstimmung von
Theorie und Experiment untersucht worden sind. Diese
Art von Instabilitat, die man als stehende Wellen be-zeichnen kann, ist in ihrem Charakter,grundsatzlich verschieden. von den fortlaufenden Tollmien-Wellen
nach Bild 6: Solche Instabilitaten treten nach H.
GO'rller
[38]. auch in
der Reibungsschicht langSruhender konkaver Wande. auf. Die Storungswirbel
'haben die in Bild 20 dargestellte Form, wobei die
Wirbelachsen parallel zur Grundstromung sind.
Mes-sungen von H. W. Liepmann [39] haben das Auf-treten dieser Art von Instabilitat sehr gut bestatigt.
Bild 26. Storungswirbel von dreidimensionalen
StO-rungen in der StrOmung an einer konkaven Wand nach H. Gortler [38].
3. DichteSchichtung: In gewisser Weise
ver-wandt mit dem EinfluB der Zentrifugalkrafte bei der Stromting einer homogenen Fliissigkeit langs einergekriimmten Wand ist die Stromung langs einer
ebenen horizontalen Wand mit Dichteunterschiedenin der vertikalen Richtung. Dieser Effekt spielt bei verschiedenen meteorologischen Vorgangen eine
_ga-wisse Rolle, z. B. bei dem abends zu beobachtenden
Einschlafen" des .Windes infolge Abkiihlung der
bodennahen Luftschichten, sowie auch beim Stromen von Salzivasser Ober StiBwasser ohne wesentliche .Vermischung (Kattegat). Die Laminarstromung langs einer horizontalen ebenen Wand mit einem
Dichte-gradienten senkrecht zur Wand ist von H. Schlich-ling
[40]. nach der
Stabilitatstheorie untersueht worden, wobei sich vollstandige ubereinstirnmung mit Messungen ergab. Auch die Vorgange an denGrenzflachen zweier verschiedener Fliissigkeiten wie
das Entstehen von Wasser_wellen durch Wind, konnen._
durch die Stahilitatstheorie geklart werden [41].
4. Mac
a hl: In einigen neueren
amerikani-schen Arbeiten [42; 43] wurde die Stabilitatstheorieauch auf kompressible laminare
GrenzschiChten (Unterschall) ausgedefint. Dabei hat sich ergeben,daB einmal der Warmedbergang zwischen Wand 'und Fliissigkeit 'die Stabilitat wesentlich 'b.eeinfluBt. Warmeabergang von der Fliissigkeit, auf die Wand wirkt stabilisierend, dagegen von der Wand auf die Fliissigkeit instabilisierend [44]. 1st andererseits kein Warmeabergang vorhanden (Therrnometerproblem),
so ,tritt mit wachsender Machscher Zahl eine
Er-niedrigung der kritisChen Reynoldsschen Zahl em.
VII. Zusammenfassung
'Die vorstehenden Betrachtungen zeigen, daB das Problem der Turbulenzentitehung als grundsatzlich geklart gelten kann. Es ist sicher, daB der Urnschlag laminar-turbulent em n StabilitalspirOblem im Sinne
der Reynoldsschen Vermutung -ist. In v011iger Ober-einstimmung vori Theorie und Experiment ergibt
sich, daB oberhalb einer gewissen Re-Zahl eine
seek-tive Anfachung you kleinen sinusfOrmigen Storungen stattfindet. Solche StOrungen kiinnen von der
AuBen-stromung, von Wandraphigkeit oder auch von Schall-.
schwingurigen- herrtihren.
Die bisherigen theoretischen Ergebnisse und auch' die meisten Versuche beziehen sich auf das Umstro-s
murtgsproblem eines Ktirpers. Hierbei hangt die Lage
des Umschlagspunktes auBer von der Re-Zahl staik
ab vom Druckgradienten der AuBenstromung und
darnit von der Form des umstromten Korpers.
Druck-alfaIl wirkt stabilisierend, Druckanstieg
sierend. Far die
praktisch, wichtigen - Re-Zahlbn zwischen 106 und 107 liegt der Umschlagspunkt nahe beim Druckminimum. Hieraus ergibt sich die M8g-. lichkeit, Korperformen mit sehr geringem Reibungs-widerstand dadurch zu erhalten, daB man das Druck-minimum moglichst weit nach hinten verlegt. Dies 'ergibtProfilformen mit graer
Digkenriicklage. Praktische Arthendung haben diese Erkenntnisse bisher in der Flugtechnik gefunden bei derKon-struktion der widerstandsarmen Laminarprofile. Auch fiir eine groBe Anzahl von Sonderfallen (Ab-saugung, Zentrifugalkrafte, Dichteschichtung, Koni-pressibilitatseinfluB) ist die Stabilitatstheorie erfolg-reich angewendet worden.
.Schrifttum
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L. Hop/: Der Verlauf kleiner Schwingungen in einer Stromung reibender Fliissigkeit. Ann. d. Phys.
Bd. 44 (1914) S. 1 und: Zur theorie der Turbulenz.
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