• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 21. Mai, Jahrg. XXIX, Bd. 113, Nr 34.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 21. Mai, Jahrg. XXIX, Bd. 113, Nr 34."

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

XXIX. Jahrg. Berlin, den 21. Mai 1921 Nr. 34

lie f l l u k u n f t

Maximilian Harden

IN H A L T

Seite

W enn die Knospe s p r i n g t ... .... 213

A u f der H öhe ... ... 213

Im Qualm d er S t ä d t e ... ...233

Finde, N eues, uns neu ... ... 238

Nachdruck verboten

E rscheint jed e n S o nnabend

rlich

22

M k., d as einzelne fl

BERLIN

Verlag der Zukunft

SW47, Großbeerenstraße 67 1921

(2)

1 *8 5 -1

»2

a . ® fc. M © N

■S < - J i:_ ®

g > CO 43

S *06 3. ° S ir S ®

"m *® tS E •« = ö“ 4) ^ kc s*

• ^CQfc

00 c (s.

O ®

■_ ~

k B . «

* gl S *? *o «o

/-s E c

•s f l --- L._ 0> ®

» » } o

” «5 © ® .'2.M c *g

5 ^ I B. S r »

£ ® 5

^ « I*

« i z 2 * 3

dl CO

2 w

a zUl c • ' 0)

•* cn

G N

® .o

E ?

« 2 C 3 c £#% a*

Q. IIIoc

•O ffl c

B estes zu r Pflege

d e r Z ä h n e .

B r i l l a n t e n Perlen,Smaragde,PerlschnOre

B i i i i a i i i c n k a u f t z u h o h e n P r e i s e n

M

S n i t z Fpieflrichtsr. 91-92, i. Eig.

r * 1 zwisch Mittel - u. Dorotheenstr.

Hermann A. Weiß

Sonderfabrik für Feuerzeuge und aas&nzQn()er

D r e s d e n , K l e i n e P a c k h o f s t r a ß e 6

Fernsprecher Nr. 17 194. Drahtschrift: »Odin« Dresden.

W ie n e r R e s t a u r a n t Fri'd'lch5'r-88

T E L E P H O N :

Z e n t r u m 4 0 8 6

Pi l sn er U r q u e l l

M ittelstr. 57—59

RRZIW ANER

--- - W e l t b e r ü h m t e Küche

!h i m b i n f e r i f h i n

Auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebautes Kräftigungsm ittel.

30 60 120 Port. | für Frauen 50 100 200 Port.

21 60 39 60 7 2 M . | 30 56 40 108 M . Verlangen Sie Gratisbroschüre.

Versand durch Apotheker M a a B , H a n n o v e r Z .

Schlaflosigkeit?

Kopfschmerz?

I M S ?

nimm:

V I S C I T I N -

N e rv e n -K ra ftta b le tte n

pegeu Schlaflosigkeit, bei körperl. und eeist. Ueber- anstreng., bei Erregungszu­

ständen u. allg. Abspannung!

Diabetiker - Extrapackgn.

Zu haben in allen Apo­

theken u. Drogerien.

Chemisch-pharmazeut.

Schöbelwerke, Dresden 16.

* Korpulenz ™

F e t t l e i b i g k e i t beseitigen P r. H o ffb a u e r,s ges. gesch.

Entfettung stableiien

Vollkommen u n sc h ä d l. und e r f o lg r e ic h s te s Mittel gegen F e tt s u c h t und ü b er ­ m ä ß ig e K o rp u len z, auch ohne Einhalten einer bestimmten Diät. Keine Schilddrüse.

L e ic h t b e k ö m m lic h . — G r a t is - B r o s c h ü r e a u f W u n sc h ,

Elelanten - Apotheke. Berlin SW414, Leipziger Str. 74 (Dönhoffpl.) Amt Zentr. 7192.

(3)

"Wenn die Knospe springt

A u f d e r H ö h e

T^V a das G eschirr, samm t denScherben, abgeräum tist, glauben Sie, „hinten in dunkler P rovinz“ , erfragen zu dürfen, was der W irth gestern auftragen ließ. Einverstanden. U nsere wackeren D enunzianten hab en heute ja nicht m ehr H ochzeit.

N ach jedem halbw egs offenen W o rt h ob, bis gestern, irgendein braver K nabe den Finger u n d petzte: „Schulze hat Alles ver*

d o rb en !“ O d e r: „ W en n M eyer den Schnabel gehalten hätte, wärs anders gew orden.“ Jedes redliche Streben in Gerechtig*

keit schien D enen, die in der Kriegszeit stets den M aulkorb*

zwang, dam als im m erhin begreiflicheren, b e stö h n t hatten, nu n G efah r für das theure V aterland. Jedes unbedachte Zufalls*

w örtchen E itler eine U rk u n d e von unschätzbarem W e rth für die W eststaatsm änner, die aus D eutschland doch, leider, besser als w ir aus ihrer H eim ath b ed ient werden. W a s die seit dem T ag des pariser K onkordates w iederhergestellte „Einheit*

fro n t“ geleistet hat, ist offenbar. Z w ar schämen die Petzer sich nicht; könnens aber, fürs Erste, nicht ganz so frech weiter*

treiben. D ie H o c h k o n ju n k tu r fü r N ied ertrach t dieses eklen Schlages ist überlebt. Sie, H err G eheim rath, fragen, o b in der elften M ainacht w irklich ungeheure E ntscheidung gefallen, das G eständn iß , D eutschlands V olk habe den Krieg gew ollt

16

(4)

214 D i e Zukunft

u n d listig erw irkt, neu besiegelt, D eutschlands Ehre b e su d elt w orden sei. A lle drei Fragen sind, ohne E inschränkung, zu verneinen. D er zw eiten antw orte ich zuerst, weil dazu w enig R aum n ö th ig ist. „G estän d n iß “ der von Ihnen angedeuteten A rt ist niem als verlangt, nie ausgesprochen noch geschrieben w orden. W a s d arüber, alltäglich, gefaselt w ird, stam m t aus dem Z eughaus der Lüge, dessen Sturz, wie der Fall der Bastille, als N ation alfest zu feiern wäre. In dem oft genannten, selten gelesenen A rtikel 231 des Friedensvertrages steht D reierlei.

E rste n s: D eu tsch lan d u n d seine B undesgenossen haben durch A ngriff den A llied an d A ssociated G overnm ents d e n K rieg aufgezw ungen. Zw eitens: Sie sind d ad urch für alle V erluste u n d Schäden verantw ortlich gew orden, die der K rieg den an*

gegriffenen L ändern u n d deren B ürgern bereitet hat. D ritte n s:

D eutschland erkennt diesen T h atb estand als richtig an. K o n n te es, k önnte es in W ah rh aftigk eit je an d ers? H ie r ist nicht Be*

k en n tn iß bösen W ollens, einer Schuld im Sinn sittlichen Emp*

findens, sondern n u r B estätigung der unbestreitbaren That*

sache, d aß die Kaiserliche R egirung des D eutschen Reiches den Russen, Franzosen, Serben den Krieg erklärt, d ad urch den allge*

m einen V ölkeraufstand bew irkt h a t u n d deshalb für V erlust u n d Schaden verantw ortlich ist. U n d hätten ringsum T eufel gehaust, die nach D eutschlands V ernichtung trachteten (wo«

fü r alle G eschichtschreibung u n d K litteru ng noch nicht den Schatten eines Beweises erbracht h a t) : im H ochsom m er 1914 h a t die berliner Regirung ihnen, die nach austro*russischer Ver*

stän d ig u n g , nach B otschafterkonferenz u n d Schiedsgericht schrien u n d im Schweiß ihres A ngesichtes, um H u n d stag sru h e zu erlangen, N o te n u n d D epeschen schrieben, den K rieg erklärt.

D as, nicKts A nderes, sagt A rtik e l231. W a ru m ? W eil, im näch#

sten A rtikel, d asU rtheil folgen, der H au ptpfeiler des V erlangens nach „R eparation“ eingeram m t w erden soll. D ieses U rth e il:

V on Rechtes wegen hätte D eutschland alle V erluste u n d Schä­

den zu ersetzen; weil dazu seine Kräfte u n d M ittel nicht aus*

reichen, h at es n u r das C ivilvolk zu entschädigen, nicht ab er den Staaten die K riegskosten zu ersetzen. D e r trutzigsteTreu*

deutsche selbst, der ü b erzeugt ist, d aß „w ir m u ß ten “ , d a ß

„es höchste Z eit war und jeder A ufschub feiger Landesver*

(5)

W enn die K n osp e sp ring t 215 rath gewesen w äre“ , er sogar fände in dem A rtikel 231 nichts, was er anfechten dürfte. U n b e d in g t n o thw en dig w ar der Pfeiler nicht; schon die B erufung auf den alten Brauch, für K osten u n d Schaden den Besiegten haftbar zu machen, konnte das G erü st des Entschädigungverlangens tragen. M ag drum in dem A rtikel M ancher K oketterie, Selbstgefälligkeit, cant w ittern; A nklage oder V erurtheilung deutschen Zettelns u n d W ollen s ist nicht darin. D ie berliner Hof* u n d Staatspolitik hielt am ersten A u g u st 1914, gegen die M ein ung der West*

mächte, des Z ars u n d Sasonows, den Krieg für unvermeid*

lieh, unaufschiebbar. Dieses ist Thatsache. Recht oder Un*

recht, höchste V ernunft oder tiefste V e rb le n d u n g : die Kaiser*

liehe R egirung hat den Krieg erklärt, also „aufgezw ungen (im*

p osed )“ . Sündenbeichte, B ekenntniß der V olksschuld w ird in den nüchternen W o rtla u t des A rtikels hineingedeutelt. U n d etwas einer „Besiegelung“ A ehnliche ist nie verlangt w orden.

Ehe ich den anderen Fragen A n tw o rt suche, will ich w iederholen, was ich vor ju st zwei Jah ren hier gesagt habe.

„ J e d e r Tag, der uns nicht w ürdigem Frieden, vernünfti*

ger E in ord nun g in die M enschheit nähert, ist unwiederbring*

lieh verloren; jed er dichtet das G e rü st der von den drei West*

vorm ännern entw orfenen V erträge noch fester. V erhandle, R egirung; warte nicht a u f das M o rg en ro th der öffentlichen K onferenz, die dann A lles fertig fände. Erweise, d aß Deutsch*

lands M enschheit den Sinn des Krieges, der die letzten vier Kaiserreiche E uropas u n d zwei D u tz e n d D ynastien verschüttet hat, begreift, keine Schuld ü b ertü nch en, jede bestätigte sühnen, von dem -W ahn des G ew altrechtes sich in from m en G lau ben an die A llm acht gütigen G eistes bekehren will. Keine Lüge, kein H ehlerkniff je noch in D eutschlands D ienstl D as giebt sich nicht auf. M orgen flam m t aus seiner Seele der M u th , das schwarze V erhängniß zu lieben.* A m A usgang des Jahres 18 schrieb ich diese Sätze. V erhandlung w urde nicht, w eder laute noch leise, erstreb t: u n d der siebente M ainachm ittag fand in Versailles dann Alles fertig. D er einundzw anzigste sah auf Berlins Straßen in h un d erttau sen d A ugen den amor fati aufglühen, den W ille n zu S ühnung alles Sühnbaren, zu friedlicher M itw irk u ng zum M enschheitzw eck u n d zu Ent*

iö*

(6)

2 1 6

b in d u n g , E ntfesselung des neuen D eutschlands, dem , noch imm er, m it Lüge u n d H eh lerk niff genützt, das getäubt, in Stum m heit gezw ungen w erden soll u n d das doch nach W ahr*

heit, nach Zw iesprache m it dem W eltgew issen lechzt. W as hätte ihm dessen Stimme, was die V ernunft eines dantischen Vergils, des Führers d urch H ö llen , zu sagen?

,Laß D ir nicht von Ewig * G estrigen u n d w üthenden N a rre n den W a h n einschw atzen, an der A n tw o rt auf die Frage, vor der D u stehst, hänge auch n u r das kleinste Stück­

chen D einer Ehre. D ie kann, ein von der Seele erworbe*

nes, in die Seele gespeichertes G u t, kein Frem der D ir neh*

m en noch einer je ihr irgendein Q uäntch en zu wiegen. U n d wären die Friedensbedinge zehnm al härter, als sie sind, un d w ürfe M arschall F o ch , wie in Brest E uer B rennus Hoff*

m ann, sein Schwert in die W ägschale: im hellen D iadem D einer Ehre erblindet kein Stein, weil D u dem Verlangen d e r Z w eiu n d d reiß ig D ich fügst. Ehre, spricht D ein letzter W eltp h ilo so p h , ist das äußere G ew issen, G ew issen die in#

nere E hre; sie kann T u g en d (D as ist: tapfer angew andte V ernunft) nicht überleben, d arf nicht, nach dem S pottw ort meines verlüderten V etters Falstaff, als ein bepinselter Schild ü b e r einen Leichenzug ragen. D er aber wäre die Folge bar*

scher A b leh nu ng. Ein noch vier M onate abgesperrtes Deutsch*

lan d sähe ein M illionengew im m el A rbeitloser; sähe über Trüm m erhaufen h in seine T heilstaaten von dem Preußen*

stam m weg, in Sonderverständigung m it den W estm ächten streben. G lau b e auch nicht, d aß D eine W irth sch aft in Dauer*

siechthum verdam m t, u n rettb ar verloren sei. W as ihr fehlt, h a t der K rieg, nicht erst die N iederlage, ihr g erau bt; hätte Sieg, d urch den w eder der In n en h o rt D einer Ehre gem ehrt noch der anglo*amerikanische W ille zu E ntzäunung der Be*

zugsquellen gezw ungen w orden wäre, ihr niem als zurück*

gebracht. D ie T ü ch tig en , die fü r fast alles unentbehrlich Scheinende im D ickicht der N o th Ersatz fan d en , w erden G ew erb e u n d H an d el in neuen, p ru n k lo s sich bescheiden*

d e n W o h lstan d fördern. Lothringen, L uxem burg, Schweden, M aro k k o w ird D ir genug Erz k red itiren, um die Sechste*

lu n g D einer S tah lprodu k tio n zu hindern. In R heinland un d

(7)

W enn die Knospe springt 217 W estfalen kannst D u , w enn fortan jedem Bergm ann ein T heil des A rbeitertrages gegönnt w ird , die Kohlenförde«

ru n g so steigern, d aß der A usfall in W e st u n d O st ver*

schm erzbar u n d , m it B raunkohle u n d W asserkräften, der (zunächst überall noch eng eingeschränkte) Bedarf durchaus zu decken ist. D ie R inder, Schafe, M ilchkühe, deren Ab«

forderung D u so gell bezetern hörst, m indern D einen Vieh«

stand um eins von h u n d e rt Stück, fallen für die Massen«

ernährung kaum schwerer ins G ew icht als fü r die Rohstoff«

einfuhr die Leistung D einer K olonien; u n d sind n u r ein Theilchen des Belgiern u n d Franzosen genom m enen, von D einen A rm een aufgespeisten oder heim gesandten Viehs, an Z ahl eben so groß n u r wie die H e e rd en , die das kleine, arme Litauen D ir als T rib u t liefern m ußte. Frevelt der Sie«

ger, def sein Eigen vom Besiegten zurückheischt, u n d ist D ein H erz so weich, d aß D u in N o th sta n d auf die Rück«

gäbe geraubten G u tes verzichten w ü rd est, weil die B löße des R äubers D ich jam m ert? A uch D u sprächest: M u ß Einer von uns nackt frieren, so ziemt es dem, der m ir die H abe nahm . Q u ält D ich die G ren zv errü cku n g ? Sie war gestern dem Besiegten eingebranntes Schm achzeichen; ist heute der A nfang von Entstaatlichung, Internationalisirung, Sozialisi*

rung: nenns, wie D u willst. Ist ein M ittel zu Verschm elzung von V ölkern, die weil sie einander nicht kennen un d hart in engem Raum stießen, H a ß geschieden hat un d die einander doch nützlich ergänzen können u n d m orgen m üssen. Ist ein M eilenm erkstein au f dem in hohem Bogen ü b er das W ilden«

vorurtheil gegen Frem dblut, Frem dglauben steilan bis in das Em pyreum der M enschenbrüderschaft führen den W eg. Die«

sem ju n g sprossenden G ed an ken , nicht einem U eberw inder, giebst D u Landstücke h in ; u n d brauchst dam it fürs Erste nichts A nderes einzuhandeln als das Recht, die auf diesem Land (D ir erobertem Frem dland: denke d ran l) siedelnden D eutschen in freier W a h l selbst ihr Schicksal bestim m en zu lassen, un d die schleunige A ufnahm e in den V ölkerbund. D an n bist D u geborgen. D u rfte st D u hoffen, der Kelch, aus dem alle V ölker B itterniß tranken, w erde D einer Lippe, n u r ihr, vorübergehen? D a ß auch in anderen Reichen M achtgier und

(8)

218 D i e Zukunft

R uhm sucht die in D am askus u n d T anger, B agdad u n d A gadir, auf der V ogesenhöhe, an E nglands K üste u n d dicht neben Ruß#

lands Südostflanke ängezündeten Feuer schürte, ist gew iß.

W isc h t aber nicht die Thatsache weg, d a ß der n u n verglim ­ m ende K rieg an H avel u n d Spree beschlossen, entfacht, erklärt, begonnen w orden ist. D eine Regirer, die m it dem Plan sol­

chen Krieges schon ein Ja h r zuvor gespielt hatten, ersannen die Lügen von V erschw örung u n d U eberfall, Fliegerangriff u n d G renzverletzung; sie haben O esterreich aus dem D ran g in A nnahm e der anglo^russischen V erm ittlervorschläge ge­

hetzt, das schuldlos geschändete Belgien obendrein noch ver­

leum det, m it flink stets erneuter Lüge den E rdball verpestet.

Sie zu strafen, das G ift ihres A them s auszuspeien, stand das vo n Taum el erwachte D eutschland zu R evolution auf. W ill es das B ekenntniß der Regirerschuld, die ihm das G ru n d ­ recht un d die Ehrenpflicht zu R evolution gab, nu n hehlen, weil auf seiner Z inne nochR eichsw ächter sitzen, die (nach dem versailler Z o rn w o rt eines M inisters) vier Jahre lang den Partei­

genossen un d G ew erkschaften beschw oren haben, D eutsch ­ land sei schändlich überfallen w orden, u n d die um keinen Preis ihren Fehl, Irrthum oder U nw ahrhaftigkeit, entschleiern m öchten? A uch nicht, w enn n u r dad urch die H eim ath zu retten ist? D er Sieger darf, noch der von V ernunft gem äßigte, die A nerkennung seines Sieges u n d das E ingeständniß er­

wiesener Schuld von dem U eberw undenen fordern. D eu tsch­

lands Kaiserliche R egirung hat zuvor unahnbares, nie ganz tilgbares Leid in die M enschheit gesät. W en n das V aterland solcher U n heilsstiftung m it gesundem H irn u n d H erzen, nach C hirurgeneingriff, der kein H a u p to rg an verletzt, den Fall seiner W eh rm acht überlebt, tau gt ihm G lockengeläut eher als schrille Beschwerde. D a ß D u die Pest überdauerst, dankst D u der Leistung des Volkes. D a ß es seitdem , wie D u selbst sagst, sich tief entsittlicht hat, w ird durch den Lügennebel, w orin m an es hält, leicht erklärlich. Laß es erkennen, was ist, bekennen, was war, aus Selbstvergottung u n d Feindver­

teufelung in die K larheit des W illens zu Sühne u n d Läute­

ru n g steigen. D a n n lernt es sein Schicksal, dessen schwarzes V erhängniß in der den K öm m ling froh um fangenden V ölker­

(9)

Wenn die K nosp e springt 2 1 9

gesellschaft sich bald lichtet, als das W e rk untrügbarer All*

gerechtigkeit lieben, langt, als nach der allein ihm from m en­

den Ehre, nach der Sühnm öglichkeit; u n d schreitet, erhobenen H aup tes, m it hellem Blick, d urch die neun H öllenkreise, über die sieben B üßerterrassen in das D ritte Reich edler M enschlich­

keit, dessen T h o r n u r den von H o fa rt u n d P ra ß lu st, N e id und G eiz, Lüge u n d H a ß U nh eilb aren sich niemals entriegelt.1 “ Im Bezirk der M aterie w ard diese V oraussicht als richtig erw iesen. Versailles, h ieß es, w ird T o d esu rth eil; durch die A nnahm e des Vertrages scheidet D eutschland sich selbst aus d er Reihe irgendw ie gewichtiger W irthschaftm ächte; schon die erzw ungene A bgabe von Vieh, Lokom oti ven, W agons, G eräth aller A rt, schon den V erzicht a u f das Erzeugniß seiner K olo­

nien kann es nich t aufrecht überdauern. Zw ei Jah re später:

D eu tsch land lebt, athm et kräftig, w ird sogar, m it sechs M il­

liarden G oldm ark Jahresexport, ringsum w ieder als K onkurrent a u f dem W eltm ark t gefürchtet. Fast alles W irthschaftliche ist anders gew orden, als die sachverständigsten G eschäftsm änner w ähnten. D e r deckbare Bedarf, den sie am Ende der Kriegs­

zeit ins R iesenm aß wachsen sahen, noch viel kleiner als ich, Laie, im F rühjahr 19 verm uthete. U m G ebirgshöhe, m einten sie, werde, nach so langer E ntbehrung, V erbrauchersnachfrage das W aarenan gebo t übersteigen. Jetzt? U ngeheures A ngebot un d die N achfrage auf ein Fünftel der V orkriegsgew ohnheit herabgedrückt. Staunt E in er? Er überlege, was er, für H eim , Fam ilie, E igenbedarf, G eschenk, vom W einkeller un d K och­

to p f bis zum Koffer in der Bodenkam m er, seit dem Friedens­

schluß, ohne je dabei in V erschw endung zu entgleisen, ange­

schafft hätte, w enn ers bezahlen könnte. W e n n die tolle]Theue- rung, grausam er Steuerdruck, V erm ögentheilkonfiskation ihn nicht zwängen, den schäbigen A nzug von anno 14 w enden oder färben, die Scheibe im D o ppelfenster zersplittert, die d ü n n ­ gesengte, tief verschram m te Pfanne au f dem H e rd zu lassen,m it ausgefederter M atratze, geflickter Leib- u n d Bettwäsche, ge­

stopften Strüm pfen, M u n d- u n d N üsentüchem sich zu behelfen.

So gehts fast jedem nicht in Schieberien Erw achsenen. N ic h t n u r in D eutsch land ; ungefähr ähnlich ists überall in Europa.

K äuferstrike? A ussperrung der K äufer, m üßte es heißen; der

(10)

D i e Zukunft

hohe Preiszaun läß t sie nicht durch. D e r V erbrauch, sagte, nach gründ lich er E rk u n d u n g im In* u n d A usland, jü n g st der In*

haber des W aarenhauses T ietz, ist au f zwanzig Prozent des V orkriegsertrages gesunken. L änder hohen G eldw erthstandes k ön nen ihre W aaren nicht ins valutarisch schlechtere Aus*

lan d absetzen u n d sind von A rbeitlosigkeit bedroht. (A uch Schweden steht n u n vor gefährlicher W irthschaftkrisis.) Bei uns jam m ert Alles ü b e r den tiefen Fall deutscher Z ahlm ittel;

u n d doch sagen m ir ernste W irth sch after: „ W en n wir das ,Glück* erleben, d a ß der D o llar für fünfundvierzig M ark zu kaufen ist, k önnen wir, m it den unsenkbaren R ohstoffpreisen u n d Löhnen, ü b e rh a u p t nicht m ehr exportiren, weil unser P ro d u k t dann nicht m ehr d urch B illigkeit den Käufer lockt.

N ic h t nu r das dunkle G ek ribb el der Spekulanten in M arkvaluta sorgt also dafür, d aß die Börse fest ist u n d Feste feiert, w enn die M ark .schlechter aus N ew Y ork kommt*; auch der weit*

sichtige In d u strielle, der rechtschaffene K aufm ann erkennt im Steigen deutscher V aluta die G efahr naher A bsatzstockung.

D ie W eltw irthschaft keucht heute eben im Irrenhaus; u n d es ist durchaus nicht u n denk b ar, d aß schlaue A m erikaner die M ark in die H ö h e treiben, dam it unser Fertigfabrikat ihrem , das in T hurm stapeln nach A bsatz drängt, nicht länger noch in die Q uere kom m e.“ A lle hoch ragenden K öpfe unseres Ge*

werbes (n u r Ballin nicht) w aren gew iß, d aß nach dem Krieg, dem deutschen Sieg, an dem sie niem als zweifelten, überall Frachtraum fehlen w erde, u n d erw ogen längst jede Mög*

lichkeit, zu rechter Z eit sich neutrale T onnage zu sichern.

K onnte es anders w erden, da ganzeA rm aden versenkter Schiffe auf dem M eeresgrund lagen u n d unsere Presse, Jahre lang, täglich „reiche U* Boot« Beute“ gem eldet h a tte ? D eutschland verlor den K rieg; m ußte seine H andelsflotte, auch R üm pfe u n d B augeräth, ausliefern u n d ob en d rein sich verpflichten, in jedem Ja h r zw eihunderttausend T o n n en Schiffsraum fü r die Sieger zu bauen. E rg e b n iß ? A cht bis neun M illionen T o n n en liegen auf Sand; sind unverw endbar, weil viel m ehr T onnage angeboten ist, als gebraucht w ird. M indestens eine M illion englischer Schiffe ist au ß er D ienst. D as billige An*

g ebot der erbeuteten deutschen Schiffe hat den Preis so ge*

(11)

W enn die Knospe springt 221 drückt, d aß die K auflustigen noch Beträchtliches abhandeln ko nnten und viele alte R heder ihre theuer gebauten Schiffe aus der Fahrt ziehen m ußten, weil K onkurrenz m it den billig erw orbenen nicht m öglich ist. N ächste Folge: D en deutschen W erften gehts besser als den britischen, die imm er wieder A rbeiter entlassen m üssen; u n d bestehen die Sieger auf dem vom V ertrag geforderten deutschen Schiffbau, dann d ro h t dem W erftgew erbe Englands gefährliches Siechthum . N ic h t der allgemein erw arteteT onnagem angel ist also Ereigniß, sondern Frachtm angel, berghohes U eberan g eb ot von Frachtraum . Na»

türliche W irk u n g der geschrum pften K aufkraft u n d des eng eingeschränkten V erbrauches. Schon haben denn auch Mit*

glieder der R eparation C om m ission den V erzicht auf die Ver*

tragsartikel em pfohlen, die N e u b a u un d Lieferung ausbedun*

gener Seetonnage von D eu tsch lan d fordern. Ehrliche Unter*

hand lun g könnte leicht sogar einen T heil der noch nicht ver*

kauften deutschen Schiffe zurückerlangen. W eiter. D ie von D eutschland an Frankreich um sonst, als Entschädigungtheil, zu liefernde K ohle schm älert E nglands K ohlenexport, m in­

d e rt einen der w ichtigsten A ktivposten in Britaniens Bilanz.

Folge: A rbeiterentlassung, Lohnzw ist, Strike. A u f die Länge kann E ngland nicht ertragen, d aß Frankreich große Kohlen*

m engen billiger erhalte u n d anbiete, als die über den Aermel*

kanal exportirten zu haben sind. D eshalb Frankreichs Be*

schw ichtigungvorschläge: G oldpräm ie (Spa) u n d Kohlenson*

derzoll (L o n d o n ). W ird aber die deutsche Kohle noch künst«

lieh, nicht nu r durch Löhne, Profitsucht, Z w ischenhandel in der H eim ath, vertheuert, so wachsen die K osten der P ro d u k tio n aberm als un d D eutschland kann, auch m it „erträglich schlech*

ter“ Valuta, w eder exportiren noch des Siegers Schäden repa*

riren. W eil die M asseneinfuhr deutscher M aschinen, der Be*

zug des technisch.industriellen A pparates aus D eutschland N ordfrank reich zwänge, auch die Ersatztheile von uns zu beziehen, im Fall von E rw eiterung, A usbesserung, Neuan*

lagen sich an die deutsche Industrie zu w enden, von ihr m it dem ganzen eingebauten W irthschaftgeräth abhängig zu wer*

den, stem m t sich die G ru p p e Loucheur heftig gegen den Plan, D eutschland in g ro ß indu striellen P ro d u k ten zahlen zu lassen.

17

(12)

2 2 2

H e rr Foster»Dulles, der aus den Vereinigten Staaten in die pariser Friedenskonferenz abgeordnet war, sagte neulich, bis in den O k to b e r 20 habe Frankreich, weil die M einung Lou*

cheurs sich durchgesetzt hat, von D eutschland nicht eine ein­

zige der M aschinen gefordert, die es, fü r Land« u n d Stadt»

w irthschaft, nach dem Versailler Vertrag um sonst für sich hei«

sehen dürfte. D ie V ereinigten Staaten selbst haben, w ährend sie das gewaltigste Rüstung* u n d W erftgew erbe aus der Erde stam pften, eine m ächtige,m ehr als andersw o m echanisirte.also w eniger vom L ohn abhängige Friedensindustrie geschaffen, die A bw ehr europäischer E infuhr gebietet un d Europas M ärkte erobern will. A u s dem L ande des grö ßten Nähr* und Rohstoff*

exportes ist eins gew orden, das N ährm ittel einführen, Fabri*

kate ausführen m u ß. D eutsche C hem ikalien, Farbstoffe und ähnliche H a u p tg ü te r unseres E xportes von ehedem fänden d o rt keinen E inlaß m ehr. A n d ersw o ? Viele Länder haben die Z eit unseres schlechten G eldstandes zu A nschaffung von M aschinen u n d Industriew erkzeug genutzt, die ihnen ermög*

liehen, fortan in Eigenbetrieb zu schaffen, was sie einst von uns kauften. U m ihre jungen In d ustrien (besonders die fü r C hem ikalien) zu schützen, haben die m eisten beschlossen, deutscher E infuhr das T h o r zu verriegeln. A ll diese W and*

lungen w eltw irthschaftlicher Struk tu r u n d Bedürfnisse wären uns eben so schm erzhaft füh lbar gew orden, w enn unsere Ge*

schäftsführer verstanden h ätte n , zu rechter Z e it, ehe der W ü rfel fiel, die H ärten des Friedensvertrages zu erweichen.

D as war redlicher K lugheit nicht unerreichbar. ,,Alles, weil es hart, lästig, schmerzhaft ist, abzulehnen, ist, in uti«

serer Lage, nicht n u r unehrenhaft, sondern auch dum m . Gün*

stige A enderung ist n u r zu hoffen, w enn D eutschland sich zur A nnahm e alles irgendw ie Erträglichen, zur Sühnung alles S ühnbaren bereit erklärt un d n u r da, wo ihm U nertragbares, allzu Schädliches zugem uthet wird, sachlich zu beweisen sucht, d a ß ihm, ohne dauernden N u tzen , sogar zum Schaden mensch»

licher G esam m tinteressen, U nrech t angesonnen w ird. A uf sein Recht d arf nur pochen, wer sich selbst als gerecht er*

wiesen hat.“ In der letzten M aiw oche des Jahres 19 sagte ichs hier. D ie vom G eist des M inisterialdirektors Simons,

(13)

W enn die Knospe springt 2 2 3

also nicht stark erleuchtete D elegation verstand ihre Auf*

gäbe anders. Sie „p rotestirte“ ; gegen alles Schmerzende m it gleicher H eftigkeit. Erfolg: ihre Proteste verhallten ins Leere un d ihr N oten g estö ber w urde bald kaum noch beachtet. M ir schien w irksam n u r der Versuch, die obersten Spitzen, die schärfsten Stacheln von der langgestreckten Bedinghecke weg*

zuschneiden, in die D eutschland gezw ängt w erden sollte. Har*

ter Friede w ar uns gew iß. „D er Friede m uß ohne Sieg ge*

schlossen werdens. D as klingt nicht angenehm . A ber einem Sieg w ürde ein Friede folgen, der dem Besiegten aufgezw ungen wird;

er brächte B edingungen, die der Sieger dem U eberw undenen auferlegt, un d w ürde eben deshalb, mit seinen H ärten, m it der F orderu n g kaum erträglicher O pfer, ein G efühl der Demü»

th igu ng wecken, ein bitteres Erinnern u n d den spornenden D rang’nach Rache hinterlassen, Em pfinden, in dem der Friede nicht fest, n u r wie in Flugsand, w urzeln kann.“ D as sprach Präsident W ilso n , w ährend er noch m it dem D eutschen Bot«

schafter verhandelte. Er w ollte Friedensschluß vor dem Sieg einer K am pfpartei: weil ihm nie Zw eifelsgegenstand war, d a ß kein Sieger den Besiegten als „G leichen“ behandeln u n d ihm den Frieden gew ähren werde, „der allein sichere D au er verheißt.“ D en verbürgten schon die Vierzehn G ebote nicht mehr, die er ein Jah r später, als K riegführer, in Siegesgewiß*

heit, v erkündet hat u n d die in D eutschland, auch von Liberalen un d Sozialisten, schroff, als „unannehm bar, gar nicht erörter*

b ar“ , abgelehnt wurden. N ach dem alles H offen überleuchten*

den Sieg u n d dem oft w iederholten deutschen Ohnm achtbe*

k en n tn iß hatte der H o h e R ath der Vier diese Bedingliste samm t vielen N achträgen als „G ru n d lag e“ des Friedens vertrages dem Besiegten gew ährt, ihm aber nicht das D eutungrecht zugespro*

chen. Im m erhin blieb ihm zu A n tw o rt un d A enderungvorschlag Frist. D ie nutzte er . . . durch A u sstreuung von D enkschriften;

ü ber die U nschuldW ilhelm s u n d seiner Bethm änner (die doch, als Schuldige, weggejagt w orden w aren), ü ber die K olonien (die wir doch, ohne Schiffe, K ohlenstationen, international vollgiltige Z ahlm ittel, fürs Erste, leider, gar nicht verw alten k o n n ten ); über Alles, was D eutschenbegehr sein durfte, doch ungestillter bleiben m ußte. Love’s la b o u r’s lost. Eben so

17*

\

(14)

2 2 4

fruchtlos m ußte das M ühen w elken, H errn W ilso n , weil zwischen seinem Reden u n d H an d eln ein breiter Spalt klaffe, als „F liegengott, V erderber, L ügner“ aufzuspießen. D as W ichtigste aber geschah nicht. „Fresko u n d illum inirt“ (nach Schillers anschaulichem W o rt) m ußte gezeigt werden, d aß m it dem G ru n d satz des A chten Vertragstheiles (R eparations) die in der Ersten A nlage zu diesem T heil ausgesprochenen Forderungen unvereinbar seien. W u rd e D eutschland, weils m ehr nicht zu leisten verm ag, nu r für den durch A ngriff zu Land, zu See u n d aus der Luft dem C ivilvolk bereiteten Schaden haftbar gem acht (A rtikel 232), dann durfte m an ihm nicht die furchtbare Last der den m ilitärischen K riegsopfern, V erkrüppelten, Kranken, Invaliden, un d dem H eer der ohne E rnährer H interbliebenen zu zahlenden Pensionen aufbürd en (A nlage I 5). A n diesem P u n k t m ußte alle W iderstan dskraft sich sam m eln; die H offnung, hier W an d el des W elturtheils durchzusetzen, war durchaus nicht eitler W ah n . Viel schlimmer als die (m it dem A ufw and von zehn M illiarden G oldm ark zu erfüllende) Pflicht, N ordfrank reich w ieder aufzubauen, drückt uns heute das ungeheure, noch nicht tragbare G ew icht die*

ser kapitalisirten R uhegehälter un d Entschädigungrenten.

D eutschlands A th m u n g wäre freier, wenns gelungen wäre, diese Sum men als den K riegskosten zugehörig, also nicht er*

satzpflichtig zu erweisen. D as w urde nicht ernstlich versucht.

Seit der U nterzeichn u n g des Vertrages wars nicht m ehr nachzuholen. D er konnte, bis tief in den Ju n i 19, geändert, verbessert w e rd e n ; ihn abzulehnen, k o nn ten n u r A benteurer, K atastrophensüchtige, des W eltw o llen s u n d deutschen Ver*

m ögens gleich b lin d U n k u n d ig e em pfehlen. U eb er dieM ängel u n d groben Fehler des (viel zu hastig gezim m erten) Vertrages ist genug, auch in den Ländern der Sieger, geklagt w orden.

A b er n u r K indsköpfe h atten bezw eifelt, d a ß der Verlierer dieser beispiellos ungeheuren Partie au f Sohn u n d Enkel die E ntschädigunglast vererben w erde. „W en n s auch n u r als Rem is endet, sind w ir pleite“ ; stöh n te schon im Jan u ar 15 ein berliner B ankier (d er seitdem w ohl seinen Besitz, min*

destens, verzehnfacht hat). N ach einem Krieg, der fü n f M onate dauerte, im W esentlichen aber nach fünf W o chen (Sedan)

(15)

W enn die Knospe springt 2 2 5

beendet war un d in dessen Verlauf kein Feindesfuß deutschen B oden betrat, forderte u n d erlangten wir, 1871, außer Elsaß*

L othringen u n d der M eistbegünstigung im H and el (der da*

durch, nach Sprachgebrauch von heute, „versklavt“ w urde), fünf M illiarden, die alle K riegskosten deckten u n d oben*

drein, in blanken G oldstücken, einen Riesenhort in den span*

dauer Ju liu sth u rm häuften. D ie W e lt fand D eutschlands For*

derung nicht unm enschlich grausam ; begriff auch, d aß der G läubiger, bis ihm der letzte Franc gezahlt war, seine Trup*

pen in Frankreich ließ. Fünfzig Jah re gehen. D er W erth alles Geldes, nicht nu r bestim m ter Z ahlm ittelsörten, sinkt. D er Krieg, gegen zw eiunddreißig Feinde, hat fünfzig M onate ge*

dauert, fünfzig M onate lang auf Frankreichs, Belgiens, Polens, Serbiens, lange auch auf Rum äniens u n d Italiens Erde ge*

tobt.Hiberall W erth e nie erträum ten U m fanges vernichtet, der Privatw irthschaft selbst kaum erm eßbaren Schaden bereitet.

D arf der Verlierer staunen un d Z eterm ordio schreien, weil ihm in Versailles fünfzehnm al (höchstens) m ehr abver»

langt w ird als einst den T hiers u nd Favre? W eil fünfzig bis siebenzig M illiarden nich t, gar nach der A ush öh lun g d urch Krieg u n d B lockade, auf ein Brett zu zahlen sind, m u ß die A bzahlung auf Jahrzehnte, drei oder vier, gestreckt w erden: und Zins u n d Zinseszins schwellen die Schuldsum m e ins Elephantische. W eil im internationalen V erkehr die M ark nu r noch, ungefähr, den W erth von acht Pfennigen wahr*

haftiger G old w äh ru n gzeit deckt, m üssen wir, um die Schuld zu tilgen, Papier* H im alayas aufthürm en. „D reizehn Billionen M a rk , dreizehntausend M illiarden!“ D en H ö re r grausts;

u n d wer agitiren, H a ß un d W u th säen will, braucht solchen D ü n g er (aus Stickstoff). W a h r aber ist u n d bleibt, erstens, d aß alles Portem onnaieleid ausgestanden gewesen, aller „Ver*

nichtungw ille“ in A k korde jauchzender Seligkeit verklungen wäre, wenn w ir vor zwei Jahren fünfzig M illiarden G old , n u r zehnm al m ehr, als Frankreich nach dem Frankfurter Frie*

den gezahlt hat, in die pariser Kassenschalter zu tragen ver*

m ocht h ätten ; und, zweitens (deshalb), d aß unser Finanz*

elend nicht so sehr durch die Entschädigungsum m e wie durch den Krieg und dessen T ollhausw irthschaft verschuldet wor*

(16)

2 2 6 D ie Zukunft

den ist. G o ldm illiarden, P apierbillionen: kein Centim e, nicht mal ein Pfennig davon bleibt den Siegerländern als Kriegs­

kostenersatz oder (nach dem G iebelspruch am potsdam er Schauspielhaus) zum V ergnügen der E inw ohner. N ic h ts c h o n A usgegebenes fließt in ihre Kassen zurück. D er Besiegte h at n u r die Last der A usgaben zu tragen, die m orgen nöthig w erden, um von ihm Zerstörtes wiederherzustellen. N och diese Last w ird ihm, fürchte ich, zu schwer (und erinnere an das zuvor über M ilitärpensionen u n d Reliktenversorgung G esagte). U ngerecht aber, auch n u r ungew öhnlich im Rah»

m en kapitalistischer Kriegsgeschichte ist die G eldforderun g nicht; ist die erste, die, weil sie m uß, alle eigentlichen Kriegs»

kosten ungedeckt läßt: u nd drum nichtsnutziger U nfug, ge*

fährlicher Frevel, zu th u n, als sei sie T ributverlangen eines U eberm üthigen, der sich wucherisch bereichern will.

W as im Reichstag von ,,G ew issensnoth“ etc. pp. geächzt, was ü ber die „verhängniß volle E ntscheidung“ der elften M ai­

nacht geschw atzt u n d geschrieben w urde, ist eben so fauler Z au b er wie Alles, was wir seit W ochen über „leidenschaft­

liche S pannung“ u n d „tiefgehende E rregung“ der Volksseele lesen. (G esp an n t: au f dem R ennplatz, tief erregt: im K ino;

gegen alles irgendw ie Politische, R uhr oder Schlesien, abge­

stum pft wie ein K üchenbeil, das seit 13 keinen Schleifstein spürte.) M u ß denn immer gelogen w erden? D ie verhäng»

n iß v o lle Entscheidung fiel am T ag der versailler U nterschrift.

„R uin, Selbstm ord, T o d esu rth eil“ : kreischten tausend Stim­

men. M einetw egen. D a Lebendiges aber nu r einmal sterben kann, wars doch w ohl zwecklos, nach jedem M ahnruf zu E rfüllung der V ertragspflicht eine neue Todesanzeige in die W e lt zu schicken. U nsere Regirer vertrödelten die (v o n vier a u f zwanzig M onate verlängerte) Frist, in der sie E ntschä­

digungsvorschläge m achen, Schuldtilgungpläne ans Licht bringen durften. D a sie, selbst nach dem uns freundlichsten U rtheil, nichts A nnehm bares boten, kam das pariser Ja n u ar­

k o n k o rd at. Z orn oder Zorn«Ersatz gellte durchs Land. „D ie frechste H erausforderu ng 1 Lächerliche Ziffern. V on irrsin*

nigen B anditen erdacht. W er die A nnahm e auch n u r erw ägt, ist ein L andesverräther!“ E inladung nach London. D o rt kläg­

(17)

W enn die K nosp e springt 227 lichste Blamage. D ro h u n g des nich t ohne G ru n d nachgerade ungeduldigen G läubigers. D ü sseldorf, D u isburg, R uhrort be*

setzt. Rheinzoll. „Schreckt uns nicht. W ir sind bis an die äußerste G renze gegangen u nd w ürden unehrlich, w enn wir um eines Fußes Breite weiter gingen.“ G ehen aber. W en n Präsident H ardrng befiehlt, bis au f den G ipfel des pariser M illiardenberges. W eil das U ltim atum , die B edrohung mit Frem dherrschaft üb er Kohle u n d Eisen, schreckt. In der letzten Friststunde w ird Alles angenom m en. Schämen die Preisver*

derber, die Schreiers sich? „So siehste aus.“

Ein H auptfehler war, d aß zu A u sfü h ru n g des Vertrages Leute berufen w urden, die ihn verw orfen hatten, als die ver«»

w erflichste U rk u n d e aller Jah rh u n d erte bespien. Fiele irgend»»

wo dem V orstandskollegium einer Bank ein, K onstruktion un d A bw ickelung eines Geschäftes dem D irek to r zu über*

tragen, der es h eftig , wie Pestgefahr, bekäm pft h a t? D er W ille mag rein, der Eifer noch so emsig sein: unter der Be*

w ußtseinsschw elle glim m t der W unsch, des ersten U rtheiles Trefflichkeit m öge sich A llen offenbaren. W e r aus dem A m t ging, weil ihn der versailler Pakt ein D ok um ent der Schande, voll tötlichen G iftes fürs deutsche V aterland dünkte, kann nicht ganz aufrichtig, in jedem W in k el des H irnes u n d Her*

zens, wünschen, d a ß des Geschehens A b lau f ihn als Fehl*

Sprecher, als falschen Propheten erweise. H eute ist ü ber die U nzulänglichkeit des H e rrn Simons fast Alles einig. H e rr D r. R athenau spottet, ohne N e n n u n g des N am ens, dessen T räger er allzu lange gehätschelt hat: „Bis L ondon köstete der G egenw artw erth der Z ah lun g 53, heute kostet er über 132 M illiarden. D ie Reise der Staatsfunktionäre unter Aus*

Schluß störender Elemente hat sich gelohnt un d der Beifall auf den B ahnhöfen war w ohlverdient.“ N u r sein Vornamens*

vetter, H err W alth er Simons, war gereist u n d Bahnsteigheros gew orden. D er, schrieb H err W ich ard von M oellendorff,habe

„stilistischen T ak t bei am erikanischen A nw älten u n d algebra*

ische Tricks augenscheinlich bei galizischen H än d lern erlernt.“

A us h u n d e rt anderen Federn sickerte T ad el; spät. Viele Mo*

nate lang m ußte ich, weils Pflicht gebot,m ich dem V erdacht aus*

setzen, B efehdung des A ußenm inisters, dessen N achfolge doch

(18)

jedem anderen B ew ohner D eutschlands eher als mir angeboten w ürde, sei meine Sonderlust. H err D r. Simons batte in der R echtsabtheilung des A usw ärtigen A m tes gesessen, als das auf Preußens A ntrag neutralisirte Belgien vom preußischen D eutschland überfallen, dann aus gefälschten U rk u n d en m it Schm utz bew orfen,derP assagirdam pfer „L usitania“ versenkt, K apitän Fryatt erschossen, die Sussex » N o te abgeschickt, der hem m unglose T au ch b oo tk rieg begonnen, Italien als eid*

brü chig verschrien, Präsident W ilso n samm t unserem Bot*

schafter geprellt, die B eschießung offener Städte un d Bade»

plätze, die M enschenverschleppung aus Belgien, Mädchen*

verfronung in Lille gebilligt w urde. D ennoch hält er sich für einen „Fanatiker des Rechtes“ . D en stelle ich m ir anders vor.

E r machte Alles mit. W a r auch in Brest*Litowsk un d half zum A bschluß eines Friedensvertrages, der viel schlimmer, noch viel unsittlicher war als der versailler: weil er Land, M acht, G eld, Fürstenhüte, also Beute, nicht Entschädigung, einbringen sollte. N ichts von Alledem , auch nicht, was im R eichsinneren, von Liebknechts Einkerkerung bis zu Lan»

dauers Z ertram pelung, geschah, trieb ihn aus dem A m t. Erst m it dem G rafen Brockdorff, dessen geistreiche, doch im kopen»

hagener T öpferbetrieb der W eltstim m ung entfrem dete Di»

plom atie der in G letscherfragen internationaler Politik ge*

hö rte J u rist in die grundfalsche T ak tik der Rede, der N o ten verleitet hatte, ging er. W o llte für den „Schm achfrieden“

auch als dienendes G lied nicht verantw ortlich sein. D er zuvor tiefe N eig u n g in Sozialismus, leis, bekannt u n d m anchem

„U nab h än g ig en “ gern gelauscht hatte, ließ sich n u n von der G ro ß in d u strie m iethen, die von seiner A rb eit dann nicht be»

glückt w ar; galt seitdem als Z aungast der D eutschen Volks»

partei und w urde, als „Fachm inister“ , ins Kabinet Fehrenbach gerufen. A ls Fachm ann Einer, dem Internationalpolitik ein Buch m it sieben Siegeln ist; der zwanzig Jahre lang Richter, da*

nach V ortragender R ath für Staats», Handels* un d V ölkerrecht war; nicht die innere G eschichte noch das Personale der Welt*

mächte, nicht einm al die H auptsprachen kennt. Zunächst klan*

gen unserem längst nicht m ehr verw öhntem O h r ein paar Reden hübsch. Bald aber w urde das junge H offen enttäuscht. M it Ruß*

(19)

W enn die Knospe springt 2 2 9

land, sprach der M inister, könne er sich nicht einlassen, ehe die E rm ordung des G rafen M irbach gesühnt sei. D en hatten nicht Bolschewiken, sondern deren Erzfeinde getötet. Zehn oder zw ölf D u tzend des M ordes V erdächigter waren schon injoffes berliner Z eit erschossen un d die Sühne als ausreichend dadurch an erkannt w orden, d aß D eutschlands Kaiserliche Regirung einen neuen G esandten , H errn Helfferich, in M oskau be*

glaubigte. N ach W iederaufnahm e am tlichen Verkehrs Buße fordern: ungefähr ists d em M ißbrauch ähnlich, den dieMensur*

spräche „N ach*T ouche“ nennt. Steifnackig blieb der Mi*

nister auf seinem W ah n . U n d diese Landrichterschrulle ist schuld daran, d aß, trotz stetem D rängen aller V erständigen, erst jetzt, in der zweiten M aiw oche, der (höchst w ichtige) Vertrag m it R u ßland zu Stand kam. N o ch ists n u r A nfang;

u n d nur als Trutzw im pel, der Frankreich ärgern oder ängsten könne, hat ihn, schon im Sterben, H err Simons zugelassen.

N u n also lag die Leiche nicht m ehr im W eg. W iderrufene Loblieder auf die Leistung M oskaus (d as die ewige Mir*

bachiade nie einer A n tw o rt w ürdigte), auf die Deutschen*

liebe des M r. Lloyd G eorge, berichtigte und berüchtigte Interview s, Erweis offiziell falscher A ngabe im Fall des

„M a tin “, A ufw iegelreise vor, H irn b ank erot in L ondon: w ozu die G lieder der lang schleppenden Fehlerkette ab tasten ? D er fromme M onarchist sollte der R epublik A nhang w erben;

D er im Friedensvertrag Teufelsw erk w ittert, sollte Mensch*

lieh* Brauchbares draus gestalten. Ein lauter T heil der Presse schmeichelte ihm (w eil er dem K onkurrenten, dem bösen N achbar nicht gefiel), ju n g e H erren u n d ausgepichte Stre*

ber des Am tes schwärm ten, m it him m elndem A uge, von der reinen Seele des M inisters, „der das V ertrauen des A uslandes wie kein A nderer habe.“ Fehlgriffe bei Postenbesetzung un d R eferentenernennung, barsch auftrum pfendes G ebaren („K ein W o rt mehr, H err M in isterialdirektor!“), undäm m bare Red*

Seligkeit, D rang in V orm undschaft, H errschaft ü ber das Kabi*

net ließen m ählich die Folgen zu hohen A ufschw unges, die U eberladung m it ranzig süßem H u d e llo b ahnen. N och aber blieb die rasch wachsende Spiegelsucht unbeachtet. Kein T ag ohne Simons. D a ß er allein, ohne Kollegen u n d selb*

(20)

stän digeW irthschaftgutachter, nach L ondon ging, Einer gegen vier G eh ü rn te fechten w ollte, w ar schon arg. A erger die zähe, nie erwiesene B ehauptung, der am ersten M ai 21 fällige Mil«

liardenhaufe sei längst bezahlt, überzahlt. D ie G aukelspiele m it Ziffern, die vertraulich machen sollten. Theaterei auf Bahn*

höfen. „Ikarus! Ikarus! Jam m er genu g !“ N o ch nicht. D er B ritenprem ier, der vergebens getrachtet hatte, ihm m it Wim«

per u n d Lid das Versteck der O stereier zu zeigen, seufzte:

,,Ein ehrlicher M ann, aber unfähig zu V erhandlung.“ D ies sogar bleichte n ich t nie Sonne der G loria. D as A ntlitz des (wie ein besiegter Feldherr im kaiserlosen. D eutsch land ) Tri*

u m phirenden schien zu fragen: „E rkennst D u , Volk, nun, wie abscheulich der Vertrag ist, den meine W eisheit verw arf?“

U n d N iem and antw ortete: „W eil D u ihn verw arfst, durftest D u D ich nicht zu A u sfüh run g seines Inbegriffes verpflichten.“

D as Reden un d T h u n der letzten A m tszeit schien eines K ranken. Z u v o r fest geknotete G ru n d sätze w erden, wie eines unbew eglichen A nkers T au , hastig gekappt: und hin?

aus gehts, ohne Ballast u n d Steuersicherung, in W in d un d W ellen. D er Papst soll an W ash in g to n s W eißes H au s pochen.

D e r berliner C entrum szeitung, die K en ntniß (nicht etwa T ad el) des K nabenplanes andeutet, d ro h t der M inister mit Strafanzeige wegen Landesverrathes. Je d er R eferendar weiß, d a ß von V errath eines Staatsgeheimnisses, „dessen Geheim*

h altu n g für das W o h l des D eutschen Reiches erforderlich ist“ (§ 9 2 1 StG B .), hier nicht die Rede sein könnte. D er jü ng ste Z ög ling einer W echselstube w ürde nicht glauben, politische Schlüsse daraus ziehen zu dürfen, d aß in der Z eit sachter D evisenschw ankung die K aufkraft der M ark eines M ittags um anderthalb A m erikanercent gewachsen ist. D er Leiter unseres internationalen G eschäftes glaubts. L äßt sich von am erikanischen Kauf leuten, die, um in D eutschland Textil*

stapel unterzubringen, für Schiedspruch der H erren H ard in g u n d H ug h es bü rgen zu k ö nnen behaupten, eine W inselde*

pesche diktiren, fragt nicht, w er fü r die B ürgen bürge: und w ird schm ählich gefoppt. D er V erhätschelte w ähnt sich von Feindschaft um lauert. „M an w irft m ir K nüppel zwischen die B eine!“ (M an, w isperts im K abinet: „dam it m eint er den K ollegen W irth , der ihm oft ernsthaft widersprach, auf den

(21)

W enn die K nosp e springt 2 3 1

er den Erzbergerhaß der B rockdorffgruppe vererbt hat un d den er der T o tsü nd e zeiht, das B ittgesuch an den V atikan der .Germania* ausgeplaudert zu hab en.“ ) D er G eheim rath von vorgestern, Industriebeam te von gestern hat, da er in dem M inisterium , das G elegenheit zur nützlichsten, neidens*

w erthesten Leistung bot, den V orsitz annahm , „dem deutschen V olk ein O pfer gebracht“ . „Ich bin zu sehr M ann des Rech-«

tes, um nach der bisher gütigen M ethode Politik treiben zu können.“ N ach der M ethode Steins, Bismarcks, M iquels, Bülows, Jagow s o der U lrichs Brockdorff*Rantzau, der sich, auch er, durch diese Scheidung gekränkt fühlen k ö n n te?

„Ich war zu lange ausschließlich J u rist u n d kann m it diesen M eth od en nicht arbeiten.“ K ann aber, zum Beispiel, ein Jah r lang stum m hören, d a ß dem A bgeordneten Erzberger Kapi*

talsverschleppung vorgew orfen w ird, u n d dann erst, u nter dem Z w ang einer Frage des Finanzm inisters, antw orten, der B eschuldigte habe vom A usw ärtigen A m t dazu bestimm tes G eld, nicht eigenes, ins A usland gebracht; also, scheint mir, nicht A nklage, sondern D ank verdient, m ehr als ein Industrie*

m iethling, der sich herabließ, W irkensraum , M acht un d G lanz, Sold u n d A u to des Reichsm inisters anzunehm en.

„T el brille au second rang, qui s’eclipse au prem ier.“

D en Vers aus Voltaires H enriad e übersetzt das W o rt vom Karrenschieber, der K utscher sein sollte, ins volksthüm lich D eutsche. D e r tüchtige, ü b er die A lltagsnorm hinaus brauch*

bare Beamte w ird sich vom A ufflug in Firnluft erholen und als Präsident eines O berlandesgerichtes, als Bürgerm eister oder Staatssekretär im inneren D ienst der Pflicht durchaus pünkt*

lieh genügen. Er war (d er nicht so sim ple Fall B ethm ann bleibt au ß er Vergleich) der theuerste M inister, den D eutschland, den, vielleicht, irgendein Reich jem als hatte. D ie paar M onate seines Regirens „nach neuen M eth o d en “ kosten uns viele M illiarden. W en n er die E ntschädigung, zu der er in der Mai*

däm m erung bereit war, im D ezem ber angeboten hätte, wäre der G läub iger hö chst zufrieden gewesen u n d kein pariser K onkordat, kein lon d oner U ltim atum E reigniß gew orden.

A n V orm arsch, neue P fandnahm e, A ufsichtrecht, Strafan*

d ro h u n g w urde erst gedacht, als dieser Z ufallsm inister die Keime des noch flach u n d locker w urzelnden Vertrauens

(22)

2 3 2

w eggeknickt hatte. Entw affnung, Verfahren gegen die des M iß brauch es der M ilitärgew alt un d böseren Frevels Ange*

schuldigten, Reparation: seine N o te n w arben nirgends m ehr G lau b en. W eil er unter w uchtigem D ru ck ü ber die gestern von Schlagbaum und M arkstein bezeichnete „äußerste G renze deutscher L eistungfähigkeit“ ging, lockte er selbst den Geg*

ner zu V ersuch noch stärker w irkenden Zw anges. Freiwilli*

ges A n g eb o t von drei V ierteln des jetzt dem deutschen Volk A ufgebü rdeten hätte uns vor sechs M onaten A ch tun g und versöhnliches G efü h l eingebracht; hätte uns unw iederbring»

liehen A ufw and erspart. D en E insturz des fünften Reichs*

kabinets hat H err Simons, nicht das U ltim atum , bew irkt. Für dessen A nnahm e haben, als A bgeordnete oder ins A m t zu*

rückgekehrte M itregirer, fast alle G efährten des H errn Fehren*

bach .d er K anzlerselbst u n d die sichtbarsten H äu p ter der Volks*

paitei, gestim m t; m ußte auch der A ußenm inister stimmen, weil Staatssekretär H ughes, „d er einst das höchste Richter*

am t bekleidete“ und dessen Schiedspruch, „wie er auch lauten m öge, in allen E inzelheiten, sow ohl dem B uchstaben wie dem G eist nach, zu erfüllen“ er g elo bt h atte, m it ernster Eindringlichkeit zu A nnahm e rieth. A b er das W eltgelächter ü b er die B aum w ollgroteske heischte ein M assenopfer.

V erhängnißvolle E ntscheidung? D ie fiel, auf dem Felde der Entschädigerpflicht, in Versailles. Jed er ehrlich behende R outier hätte seitdem , ohne M ü h e , die G elegenheit zu

„sanction“ , A n d ro h u n g un d V ollzug von Strafe, verm ieden.

„ W ir gehorchen der Pflicht, tilgen die Schuld, leisten das irgendw ie M ögliche u n d sind zufrieden, w enn Ihr, m it un*

befangenem A uge, Zahlungm öglichkeit erblicket, die unseres noch nicht sieht. Schicket uns findige W irthschafter, lasset sie F u n du s u n d G eschäftsbücher prüfen u n d in G em einschaft m it uns dann den W eg in Euch genügende, uns erträgliche A bzahlung suchen; zunächst einen, der Frankreich aus der Finanzklem m e in A them freiheit fü h rt.“ So m ußte, von Rech*

nern, nicht von Rednern, gesprochen, noch vor des Schuldners im m er des G läubigers Bedarf erw ogen w erden: dann konnte kein A ristide u n d kein Raym ond, kein Foch un d kein Loucheur, ohne sich vor aller W e lt ins U n recht zu setzen, als H eger grundlosen H asses selbst zu verdam m en, m it Gew altanw end*

(23)

W en n die K n osp e sp ring t 2 3 3

un g d ro h en . Für feierlichen Protest, G e w issensnothschrei, lang*

stielige P ath etik, A pplauserkitzelung w ar nirgends Raum.

N o c h in der elften M ainacht n u r einer seit zwei Jahren ge­

stellten, tausendm al beschnüffelten u n d beschw atzten Finanz­

frage nüchterne A n tw o rt zu finden. D en H eldenm uth, jede T ilgungrate unerschw inglich zu nennen, b ringt alltäglich in jed e m K rähw inkel ein fauler Schuldner auf. U n d ists nöthig, nach A lledem zu betonen, d a ß E hre niem als die A bzahlung anerkannter Schuld verbieten, von dem Beschluß schneller T ilg u n g nicht fleckig w erden k a n n ?

Im Q u a l m d e r S tä d te .

„ K la s s e n g e n o s s e n ! A r b e ite r !

D u rc h D e u ts c h la n d s c h re it es w ie d e r: K rieg! D a s g ro ß e U n g e w jtte r, d a s sich se it zw ei J a h re n im m er d ic h te r ü b e r M it­

te le u ro p a z u s a m m e n z ie h t, e n t lä d t sich. D ie K a ta s tro p h e ist d a . In w e n ig e n T a g e n d r o h e n n e u e S a n k tio n e n , n eu e Z w a n g s tn a ß ­ re g e ln d e r E n te n te. D a s g a n z e R u h rg e b ie t soll vom R eiche lo s­

g e riss e n w e rd e n . D e u ts c h la n d v e rlie rt d a m it d ie V e rfü g u n g ü b e r d ie K o h le n g e b ie te . D ie d e u ts c h e W irth s c h a ft s te h t v o r d e m Z u ­ s a m m e n b ru c h . P o le n h a t zum S c h w e rt g eg riffen . In O b e rs c h le ­ sien to b e n b lu tig e K äm pfe. G a n z O b e rsc h le sie n b is z u r O d e r ist in dien. H ä n d e n p o ln is c h e r A u fs tä n d is c h e r u n d F re ico rp s, D ie D e u ts c h n a tio n a le n , d ie L u d e n d o rffe , d ie E sch e rieh e , d ie K rieg ­ m a c h e r von 1914 s c h re ie n : K rieg m it P o le n ! D ie A n d e re n w in ­ seln v o r d e r E n te n te , d e m H e h le r u n d V e rb ü n d e te n P o le n s. D ie M ilitä rs a b e r r ü s t e n ! Sie h a b e n sich lä n g s t v o rb e re ite t a u f d e n K rieg m it P o len . S c h o n is t d a s W o r t vom K rie g g e s p ro c h e n . E in Z u fa ll, irg e n d e in e lä c h e rlic h e K lein ig k eit k a n n ih n b rin g e n , p lö tzlich , ü b e r N a c h t. A rb e ite r! M ä n n e r u n d F ra u e n d e s P ro le ­ ta ria ts ! W o llt I h r e in e n n e u e n im p e ria listisc h e n K rieg ? Sollen sich P ro le ta rie r u n d P ro le ta rie r w ie d e r g e g e n s e itig zerfleischen;, zu m N u tz e n u n d R u h m d e r B o u rg e o isc a n a ille , d e r K rie g s­

sc h w in d le r u n d K rie g sg e w in n le r, u n te r d e m K o m m a n d o d e r alten K rie g s s c h lä c h te r? Ih r ru ft: N e in ! N ie w ie d e r e in e n im p e ria listi­

sc h en K rieg! A b e r w e n n Ehr so ru fe t, so m u ß t I h r d e n K rieg v e r h in d e rn . A n E uch' lie g t es, an E u ch allein. W a s g e h t frt O b e rs c h le s ie n v o r? D a s L a n d is t in A u fru h r. H in te r d e n A u f­

s tä n d is c h e n s te h e n p o ln is c h e N a tio n a lis te n , w elch e d ie E m p ö ­ r u n g sc h ü re n . Sie a rb e ite n im In te re s se d e r p o ln is c h e n K a p ita ­ listen u n d Ju n k e r. So s c h re ib e n a u c h d ie Z e itu n g e n . A b e r D a s is t n u r d ie h a lb e W a h rh e it. Sie v e rsc h w e ig e n , E u c h d a s W ic h ­

(24)

D i e Zukunft

tig ste, D a s, w o ra u f es a n k o m m t. Sie v e rsc h w e ig e n E u ch , daß, d ie s e r A u fs ta n d n ic h t b lo s is t e in e n a tio n a le B e w eg u n g , s o n ­ d e r n zu g leic h e in e re v o lu tio n ä re E m p ö r u n g d e r A rb e ite r. D ie o b ersc h lesisc'h en 'A rbeiter w isse n , d a ß kein U n te rs c h ie d ist' zw isch e n d e m J o c h 1 d e s d e u ts c h e n u n d d e s p o ln is c h e n K ap itals.

D ie o b e rs c h le s is c h e n K o m m u n is te n ru fe n ih n e n z u : B re ite t d en G e n e ra ls tr e ik a u s ! F ü h r t ih n d u r c h a u f allen S c h a c h te n , a lle n H ü tte n w e rk e n , allen G ü te r n ! W ä h lt E u c h p o litisc h e R ä th e ! N e h m e t d ie B e trieb e in E u re n B esitz! E u ch g e h ö re n sie, k ein em d e u ts c h e n , keinem p o ln is c h e n A u s b e u te r! B e w affn e t E u ch zum S c h u tz e E u r e r B e trie b e ! W e h r e t E u ch g eg en je d en A n g riff d e r d e u ts c h e n , d e r p o ln is c h e n o d e r d e r in te rn a tio n a le n G e g e n re v o ­ lu tio n ! W e rfe t d ie g a n z e G e g e n re v o lu tio n h in a u s ! O b e rsc h le sie n d e m o b e rs c h le s is c h e n P ro le ta ria t! O b e rs c h le s ie n ist ein V u lk an . N a tio n a lis tis c h e r A u fs ta n d u n d p r o le ta r is c h e R e v o lu tio n g e h e n n eb e n e in a n d e r her, D a s o b e rs c h le s is c h e P ro le ta ria t k ä m p ft als V o rtru p p fü r d ie p o ln is c h e irnd d ie d e u ts c h e R ä t e r e p u b l i k .

A rb e ite r! K la s s e n g e n o s s e n ! D e r im p e ria listisc h e K rieg g eg e n P o len is t ein V e rh ä n g n iß . D e r c o n tre re v o lu tio n ä n e K a m p f g eg en O b e rsc h le sie n , u n te r w e lc h e r M a sk e e r a u c h im m er ge(fü|hrt<

w ird , ist ein V e rb re c h e n . Lhr m ü ß t B eid es v e r h in d e rn . Ihir k ö n n t es, indem ' I h r d e m B eispiel E u re r o b e rsc h le s isc h e n B rü ­ d e r folgt. In d ie s e n T a g e n w e rd e n d ie E re ig n is se a u f E u ch h e rn ie d e rp ra s s e ln . Je d e M in u te k a n n d ie f u rc h tb a rs te n E r­

e ig n isse b rin g e n . U e b e r N a c h t k a n n d e r B efehl z u r M obilisi- r u n g o d e r z u r B ild u n g von F re ic o rp s k o m m e n , d e r K rieg T h a t- sa c h e w e rd e n . D ie M ilita ris iru n g d e r B e trieb e d ro h t. E ine E x ­ p lo sio n k an n d ie alte W e lt a u s d e n F u g e n tre ib e n . Je d e r Tag, k an n a n E u c h , an E u re E n ts c h lo s s e n h e it, E u re T h a tk ra ft d ie g e ­ w a ltig ste n A n fo rd e ru n g e n stellen . D a ru m s te h e t g e rü s te t! Seid b e re it! I h r m ü ß t d e n d e u ts c h e n B o d e n f ü r d ie p ro le ta ris c h e R e­

v o lu tio n e r o b e rn , um' ih n g eg e n je d en im p e ria listisc h e n A n g riff zu v e rth e id ig e n . A la rm b e re its c h a ft: D a s ist d ie P a ro le d es T a ­ ges. R ü s tu n g fü r g ro ß e , s c h w e re K äm pfe. D ie L o s u n g e n d e r S tu n d e a b e r s in d : N ie d e r m it d e m im p e ria listisc h e n K rieg ! Es lebe d ie p ro le ta ris c h e S o lid a ritä t! Es le b e d a s k ä m p fe n d e o b e r- sc h le sisc h e P ro le ta ria t! E s lebe d e r re v o lu tio n ä re K am p f!

C e n tra le d e r V ere in ig te n K o m m u n is te n -P a rte i D e u ts c h la n d s , (Sektion d e r K o m m u n is tisc h e n I n te r n a tio n a le ."

Staunend las ich den A ufruf. N o c h immer, trotz dem M ärzerlebniß, die selbe T onart. T ag vor Tag. V erhallt sie echo»

los, d ann schadet sie der Partei, die aus tiefster N o th vergebens zum M assenw illen au fb rü llen w ürde. T re ib t sie Sprudel*

(25)

W enn die K nosp e springt 2 3 5

jugen d, A benteuerlust, R aubgier zu T h at, dann peitscht sie aberm als Hunderte* T ausende in Z u chthäuser, aus deren Tu*

berkelkeim en dem Pro letariat kein H eilshälm chen sprießt.

W ü rd e gar M assenaufstand, U m sturz der Reichsordnung»

deutsche Räthe»Republik, dann wäre am übernächsten Mor*

gen D eu tsch land K riegsschauplatz u n d Etapenstraße dreier frem den Heere, den Franzosen der W eg nach Petrograd, zu P fän du n g auch dieses M illiardenschuldners, frei, der R othen Arm ee, den Sowjets u n d V olkskom m issaren M achtverlust ge*

w iß, Lebensgefahr nah. D as m üssen auch die Kommunisten*

häuptlinge sehen, die nicht blinde Laffen sind und eine halbe M illion deutscher A rb eiter anführen. A nfü h rten : spricht H err D r. Paul Levi; „die Partei (die ihn ausstieß) ist in ihren G ru n d festen erschüttert, ihr Bestand ist in Frage gestellt.“

A us seinem geistig starken, ungem ein g u t geschriebenen Be»

kennerbüchlein „ U n se r W eg w ider den Putschism us“, dem zu V ollgeltung n u r die M itschuldbeichte, die Dostojewskij*

seele, fehlt, notire ich ein paar Pfeilersätze.

„W ie e ro b e rn d ie K o m m u n is te n d ie S ta a ts g e w a lt? N u r d a ­ d u rc h , d a ß m a n z u n ä c h s t v o llk o m m en , g rü n d lic h u n d u n n a c h ­ sic h tig m it d e r G e g e n w a r t b re c h e , m it e in em Z u s ta n d , von d e m 1 N ie m a n d w eiß, w o d e r H a n s w u r s t e n d ig t u n d d a s p o litisc h e V erb re c h e n b e g in n t. E s g ie b t n u r d ie R ü c k k e h r zu d em S a tz d es K o m m u n is tisc h e n P a rte ip ro g r a m m e s : ,D e r S p a r ta k u s b u n d w ird nie a n d e r s die R e g iru n g s g e w a lt ü b e rn e h m e n als d u r c h d en klaren , u n z w e id e u tig e n W illen d e r g r o ß e n M e h rh e it d e r p r o le ta ­ risc h e n M a sse in D e u ts c h la n d , n ie a n d e rs \ als k ra ft ih r e r b e ­ w u ß te n Z u s tim m u n g zu d e n A n sic h te n , Z ielen u n d K a m p f­

m e th o d e n d e s S p a r ta k u s b u n d e s .'

D ieses b e d e u te t z u n ä c h s t F o lg e n d e s. N ie m a ls w ied e r in d e r G e s c h ic h te d e r K o m m u n is tisc h e n P a rte i d a r f e s g esc h e h e n , d a ß die K o m m u n is te n d e n A rb e ite rn d e n K rieg e rk lä re n . W e r n a c h B a k u n in s M e th o d e g la u b t, m it D y n a m it o d e r P rü g e ln die A rb e ite r in A k tio n e n tre ib e n zu k ö n n en , h a t keinen P la tz in e in e r k o m m u n istisc h e n P a rte i, y N ie m a ls w ie d e r in d e r G e ­ sc h ic h te d e r K o m m u n is tisc h e n P a rte i d a r f e s g e s c h e h e n , d a ß auch n u r ein V e rsu c h g e m a c h t w ird , m it P o lize isp itze lm a n ieren , K a m p fsitu a tio n e n ' zu ,sc h a ffe n '. D ie K o m m u n is tisc h e P arte?

ist ein e K a m p fp a rte i, sie fre u t sich d e s T a g e s u n d e rw a rte t d e n T a g , an dem sie m it d em P r o le ta ria t u n d an d e s se n S p itze k äm p fe n d arf, u n d sie a rb e ite t p o litisc h u n d o r g a n is a to r is c h

Cytaty

Powiązane dokumenty

Zola, der alles heute um W ortkunst Bemühte, noch immer, titanisch überragt und über pfiffigere Nachahm er nicht vergessen sein sollte, schrieb einmal einen grundgeschei­.. ten

Es versteht sich auch von selbst, daß ein Einschreiten der deutschen Justiz gegen friedensvertrag widrige, aber dem deutschen Recht getreue H andlungen so lange zu

D oppelt freue ich mich drum, daß die Vereinigten Staaten wieder, ihrem Rang nach, im Rath der Völker vertreten sein wollen und daß zu dieser Vertretung eine

U nw iderstehlich scheint oft die Sucht, sich selbst zu töten, durchs Fenster aufs D ach zu klettern oder sich in d ieT iefe zu schleudern, der Frau die Kehle zu schlitzen,

Geßler an der Spitze erklärte Monate lang auf alle Bitten und Anfragen, daß ,der Stand der Verhandlungen' noch1 nicht so weit gediehen sei.. Unwillkürlich mußte

Es' ist unwahr, daß wir sechzigtausend Mark revolutionärer Gelder unterschlagen haben; wir haben niemals solche Gelder in Verwahrung gehabt... Sie la u

Wenn- die Leiter des deutschen Judenthumes in Amerika ihren höchstenBeruf in der Lösung ethisch-sozialer Probleme erblicken, so ift die Frage am Platz, ob ihre-s Bemühungen

Um Krieg oder Frieden mit den Vereinigten Staaten ; um Sieg und Zu- kunft des Reiches (und: der Nationalliberalen Partei). Die Un- antastbaren des Vorstandes sollen beweisen, daß