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Die Zukunft, 22. Mai, Jahrg. XVII, Bd. 67, Nr 34.

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XVII. Jahrg. Min,den Yblai1909. WW-W-,. Alt-.’34...

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Ein Räsxgbankensmt VonsHat-ou ...................299.

Nachdruck verboten«

f Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mart-die einzelneNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmftraße3a".

1909.

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Berlin, den 22.Mai 1909.

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Von pofadowfkyzu Bethmann.

ÆJisteine dermelancholischstenErscheinungenauf unserer auch sonst

. rechtschafermelancholischenWelt,wieschnellallemalhinter Einem, dervon uns ging,die Lückesichschließt.Einpaar Tage,wenns hoch kommt,ein paarWochen raufchendieGedächtnißartikeldurchdieBlätter.

Dann treten neue Gestalten aufdenPlanundzwingenuns,mitihnen uns zu beschäftigen.AlsGrafArtur Posadowskyam neunundzwan- zigstenJuni 1907 aus seinenAemtern gerissenwurde,habenViele ge- meint (ich selbstwarunter ihnen):denVerlustdeseinzigenMannes würde diedeutscheOeffentlichkeitnichtverwinden können. Der lebtnun

nochimmerunteruns,rüstigundungebrochenanKörperundSeele;und auchdasHerzdesaufeineedle ArtleidenschaftlichenMannes wird wohl nachwievordiesenstaatlichenDingen schlagen,dieereinJahr- zehnt hatte meistern dürfen.Aberwer denktnochgroßan ihn?Wer empfindet, außerein paarGetreuen,denbefchämendenJammer, daßin einerZeit,dienach Persönlichkeitenhungert,daimpolitischenBetrieb biszurUebersåttigungdas (nichtimmer ehrbare)Mittelgutdominirt, solche Kraftunsfeiern muß?

NurderLebende hat Recht. Auf unseren besonderen Fallange- wendet: nur derim AmtbefindlicheMinister. Den umdienern sieschon,

wenn ihm erstmitderWürdedieKapazitätkam. Jsternoch dazu, wieHerrvon BethmannsHollweg,einMann von starkenGabenund glücklicherHand, so fallen ihm auchdieAufrechtenundEhrlichenzu.

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266 DieZukunft.

Einjeder Taggebiertebenneue Ziele,neue Pflichten.Wer punsda hilftundfördert,ist unserMann. ZurückschauenderSentimentalität habenwirallesammtkeineZeit.

UndHerrvonBethmann(Niemandkann DasimErnst bestreiten) hateineglücklicheHand.DesGrafen Posadowskyletzte Jahrewaren äußerlicheinWenigsterilgewesen:Vonzu vielenSeiten drang nach- gerade emsigeundunerbittliche Feindschaft auf ihnein:Dashatteihn -zurückhaltendgemacht,abwartend,vorsichtig;ließ ihn manchmal wohl-

überdemWägendasWagenvergessen.Aberan diesemWägenselbst war nichtgespartworden. Jm ReichsamtdesInnern, desseneifrigfter ArbeiterseinChefwar, wurde unablässiggearbeitet;und alsPosadowsky ging, hinterließerseinemNachfolgereinstattlicheReihebis ins Detail sixirter EntwürfealsErbe. Das Gesetzüber denSchutzderHeim- arbeiterin derCigartenindustrie(das,nebenbeibemerkt,überJahrund TagimpreußischenStaatsministerium gelagert hatte);dieEntwürfeüber dieVersicherungderWitwen undWaisenunddieKrankenversicherung derlandwirthschaftlichenArbeiter undDienstboten,dieschonnach Posa- dowskysPlanindieKodifikationdersozialpolitischenGesetzehineinge- arbeitetwerdensollten;dieNovellezurGewerbeordnungüber dieHöchst- arbeitzeitdergewerblichenArbeiterinnen,dieHausarbeitunddietech- nischenAngestellten;einenEntwurfüber dieArbeitkammernundBor- arbeiten fürdasVereinsgesetz.Aus diesemErbe,dasnochum die eine oderandereZifferVermehrtwerdenkönnte,brauchteHerrvonBethmann zunächstnur auszutheilen.Zugestandenmuß werden, daßersnichtauto- matischthat,daßergewissenhaftdie überkommenenVorlagenprüfteund siehierunddaseinenanders geartetenAuffassungenanpaßte.Aber sterilwar derMann,derSolchesinnachaußenthatenarmenJahren aufgehäufthatte,keineswegsgewesen. Dennochkannman zweifeln,ob esihmgelungenwäre,soviel davonwieseinNachfolgerin denschützenden HasendesReichsgesetzblatteszubringen«BeimGrafenPosadowfky(ich deuteteesvorhin schonan)begannendieSchwierigkeitenbereits imSchoß desStaatsministeriums;undhatteer,diesenEinwändenzubegegnen, seine EntwürfemitzahllosenWenn undAberbepackt,dannzerfetzten sie (mandenkenur an dieVorlageüberdieBerufsvereine)ihmDie imReichstagundziehen,seinesLeidenswegesunkundig,denfreimüthigsten Minister,denPreußen-DeutschlandimletztenMenschenaltergehabthat«

philisterhasterJlliberalität.Erpaßte,kurzgesagt, nicht mehrinunsere

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VonPosadowskyzuBethmann. 267

Zeit.Währenderunablässigan sicharbeitete inderRichtung,zu der erweithinterdesLebensMittagshöhesichdurchgerungenhatte,war die EmpfindungweltderZeitgenossenschafteine anderegeworden.Mansprach wohlnochimmer (und mehrvielleicht,alsmitderOekonomie unserer öffentlichenDiskussionsich vertrug)von Sozialpolitik. Aberjededer Parteien,dieso eifervollundum die WettesichzusolcherFortführung sozialreformerischerArbeitenbekannte,verband damit im Grunde einen anderen Sinn. Undwer genauer hinhörteund,die Stimmen wägend, sdie Summe zog,fand leicht, daßsichfürdasvielcitirteSchlagwort

»Nunerst rechtSozialpolitik!«keinsonderlichfreundlichesEchoergab- Man brauchtindiesen Tagen,daTodesschauerdenBlockumwehen, sichnicht erstmitdemalbernenGeredeherumzuschlagen,daßPosadowsky scheidenmußte,weilerin dieneue Parteigruppirungsichnichtfügen wollte. Mit derhätteersichschonabgefunden,wenn erauch(wieübrigens inallenParteienvieleMänner) nicht geradezu deninbrünstigstenVer- ehrerndesBlockgebildesgehörthabenmag. AusandererUrsachewar seine Stellung unhaltbar geworden.DerMinister,derdenkühnenSatz geprägt hatte:,,BesitzistkeineTugend,Besitzist auch meistkein Ver- dienst«,densein Gewissen zwang,intiefausdemJnneren quellenden Worten immer wiederdenaufdesLebensSonnenseite Pilgerndenden Spiegel vorzuhaltenundsiezu einerethischenErfassung ihrergesell- schaftlichenPflichtenauszurufen,hattenachgeradeallen Kontakt mit einem Geschlechtverloren,daszunächsteinmalgewillt schien, selbstgerechtund igegenwartfrohdemTagzu lebenundvon derArbeit,die es unterdem Einflußanderer ImpulseindenVorfahren fürdiehandarbeitenden Schichten vollbracht hatte,bei derSorgefürdieeigenesichzuerholen.

GrafPosadowsky(keinStaatsmann undwohlüberhauptkein insGroße Wirkender entgeht diesemGeschick)war anden totenPunktgelangt.Er konntewohlinstiller Studirftube Entwürfeaufhäufen;sie durchdas unruhevolleMeerderBundesraths-undReichstagsverhandlungenin den schützendenPortzugeleiten,bedurfteesanderer (wiedieDingelagen:, glücklicherer)Hände. -"«

GrafPosadowskyselbsthattedieseWandlung längsterkannt. Neu- lich,aufderfranksurter TagungderGesellschaftfür SozialeReform, hater infrischzupackenderCharakteristik für sie auchdenrechtenAusdruck ge- sunden. Erwarnte davor,allzu vertrauensseligaufdenlandläufigen sozialreformerischenEiferzu bauen: dieschönstensozialpolitischenAn-

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268 DieZukunft.

regungen,meinteer, kommenvonLeuten,die garnichtdieAbsicht haben, ihreVorschlägeauchzuverwirklichen. Undunter ihnen sei mehrals Einer,dennur dieSorgeum dasMandat veranlasse, sichsozialrefor- merischzudrapiren.MankanndenDingen nicht schärfer,vielleichtauch- nicht mitleidloserinsGesichtleuchten. Einst (manchevon denganz be- sondersnationalen Barden desTintenfassesundderVersammlungrede thunesfreilich noch heute)pflegtenwirunszuberühmen:derCant, diespezifischenglischeFormgesellschaftlicherHeuchelei, fände aufdeut- schemBoden keine Statt. Das istnun bereits seitgeraumer Weile durchausanders geworden.»AuchwirkennendieHeucheleialsMassen- erscheinungund esverlohnteschoneinmal, unsergesellschaftlichesund politischesZusammenlebendaraufhinabzusuchenDieam Meistenver- breitete Formaber(diesWunder hatdasReichstagswahlrechtbewirkt) istdersozialpolitischeCant. Wer,derseinMandat liebhat (und sie liebenesAlle, Alle),wirdwagen,sichrundundnettundunumwun- denalsGegnerderSozialresormzu bekennen? WerwirdinZeitläuf- ten,daeigentlichnur nochderBauer (erkann auchRittergutsbesitzer heißen),derGeneral- undderArbeitersekretårbegründeteAussicht auf einenReichstagssitzhaben, sich unpopulårmachenundetwa im Stil des MagistersTilleöffentlichaufden,,Sozialmoralismus«schelten?Die Floskelvon der,,planmäßigenFortführungeinerbesonnenenSozial- reform« hört sichimmer gutan undverpflichtetam Endezunichts.

Essei denn,JahrumJahrzum EtatdesInneren Reichsamtsein paar verstiegeneResolutionenanzumeldenundsieunter allgemeinsterTheil- nahmlosigkeitinmöglichstabgegrastenRedewendungenzubegründen.

Jnsgeheimaberwächstinweiten Schichten unserer Unternehmerschaft eineFeindsäligkeitgegenjede sozialresormerischeBethätigungauf,eine schiergehässigeAblehnungallerPläne,dieauchnur irgendwiedamitzu- sammenhängen,eintiefinnerlicherGroll,überdessenIntensitätbeigele- gentlichenStichprobenman ordentlicherschrickt.AbergläubischeFurchtund Herrentrotzreicheneinander,scheints,dadieHändeundzwingendiesonst soWillensstarken,klar undnüchternWägendenin dieGefolgschaftnärrischer

SchwätzertillischerCouleur odercharakterloserStreber vom Katheder, die,unter demVorgeben,dienationalökonomischeWissenschaftvon der Politikzusäubern(wasinderFormbeidieserpolitischenDisziplin niemöglichsein wird), jederDemagogie Vorspanndiensteleisten.Die Anderen abersindmüdegeworden;müde undübersättigtvon all dem

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VonPosadowskyzuBethmann. 269

Deklamiren undGethue. Findenwohlauch,gewohnt,dieDingeval- gärökonomischanzuschauen,daßanderenGruppendieLebensnothnicht minderhart ausdenNägelnbrennt als demHandarbeiter,undmöchten, dasie,wiedieMeistenvon uns,ArbeiterschaftundSozialdemokratie gleichsetzen,vermeiden, daßeinermitRechtüberallverhaßtenpolitischen Parteineue Benefizienzugewendetwerden.

FürderleikritischeEpochen(dasWortimSinn desGrafenSamt- Simon gebraucht)ist Herrvon-Bethmann-HollwegjustderrechteMann.

Leute,dieihnkennenundzusammenmitihmgearbeitethaben,rühmen dieUrbanität seinerSitten undseine reife,mildeAbgeklärtheitinder Beurtheilung gesellschaftlicherProbleme.Demwird, auchwerdenStaats- sekretärbishernur von fern,beiseinem AuftreteninderOeffentlichkeit, zubeobachtenGelegenheithatte,gernzustimmen.DiePessimisten,die von dem Einrücken desHerrnvon BethrnannindasReichsamtdes Innerneine neue,durchHumanitasundBildungeinWenig gedämpfte EpochedesScharfmacherthumsdatiren zumüssenglaubten, haben sich getäuscht.Vom GrafenPosadowskybewahre icheinWort,daserin sdenStunden (siewurdeninletzterZeitimmerhäufiger),daVerbitterung über undankbares Mißverstehenundunbillige Angrifsean ihmzehrte, einmal sprach: ,,GlaubenSiemir:wer immer an meinerStellestehen wird,er wirdkeine anderePolitik machenkönnen alsich.«DasWort ist buchstäblichwahr geworden. Auch Herrvon Bethmann macht,das Werkseines Vorgängers so noch nachträglichrechtfertigend,keine andere PolitikalsPosadowsky.Er breitet,wiederGrafesnur inseiner schöpferischstenPeriodezuAnfang dieses Jahrzehntes gethan hat,ein sozialpolitischesGesetznachdemanderen vor demReichstagaus;und wenn dieHerrenvon derRechten auf ihreromantisch-altruistischeArt ihn bedrängen,sichdoch,was siesodarunter verstehen,des,,Schutzes derArbeitwilligen«anzunehmen,gleiteter mitseinemLächelnbehut- samdarüberhinweg.Unddochstehterinnerlich wohlanders zudiesen Dingen. GrafPosadowskywar einKämpfer fürdiespäterarbeitete Wahrheit;an ihr hing sein ganzes Herzundsie solautundso feier- lichwienur irgendmöglichzubekennen,war ihm Bedürfnißund Trieb einesstarkethischgestimwtenNaturells. VonsolchemDrangfühltHerr vonBethmannsichoffenbar frei.Alsleiser Skeptikerneigterwohlüber- hauptzu einerironischenWeltbetrachtungErwirdalledieseDinge,diein seine Handgegeben sind, sorglichundgewissenhaftbetreuenunderwird

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270 DieZukunft.

auchdieSozialpolitikfördern,weilersic,derenNothwendigkeiterin demmitdemallgemeinenWahlrechtausgestattetenJndustriestaatkeinen Augenblickverkennt,ingewissemUmfang für nützlichhält.Aberdoch nur ingewissemUmfang.Jhmfehlt,scheints,derrechtefröhliche(wer durchaus will;magauch sagen:dernaive)Glaube undnebendemJa recktsichimmer wieder,mahnend,zweifelnd,denEifermäßigend,das Aber ihmempor·

AuchHerrnvon Bethmann bedeutet,zumBeispiel,dasRechtauf Koalition indieseraufdie nominelle Vertragsfreiheit begründetenWirth- schaftordnungetwas UnerläßlichesAberdasKoalitionwesen hatzum Koalitionzwang geführtundschauderndsprichtderästhetischEmpfin- dendevoneiner»modernenFormdes altenmenschlichenHeerdenlebens«.

Er wirdschwerlicheineHandrühren,damit dieZusatzbestimmungen derParagraphen152und153 derGewerbeordnung,die inWahrheit einSondervorrechtfürdenArbeitgeber stipuliren, beseitigtwerden. Ein- anderes BeispielbietendieTarifverträge.Die binden zurZeit schon mehralseinehalbeMillion gewerblicherArbeiter undschwebenden- nochjuristischinderLuft. JhreeinzigeBasis istdiefreieVereinbarung derkontrahirenden ParteienundderenguterWille, dieseVereinbarun- genzuhalten. Abervon einergesetzlichenRegelungwillHerrvon Bethmann nichts hören:man mögedieEntwickelungzunächstsichselbst überlassen.AucheinGenossenschaftgesetzhabeman erst gemacht,als dieGenossenschaftenschonzwanzigJahre bestanden.

Mit dieserMischungvon.leiser SkepsisundzweifelnderIronie hat Herrvon Bethmann-HollwegdenTonderZeit getroffen.Wenn GrafPosadowskysprach,stürmtensieinParlament undPressewieein aufgestörterBienenschwarm durcheinander.DemNachfolger,dersoklug und mild, sourbanund freimüthigzumJa dasAberfügt,nickensie verstehendzu»undhelfendieFruchtausPosadowskysSaat indieScheuer bergen. NichtaufdieseWeise allein,aberdochmitdurchsie ist Herr von BethmannzusoglücklichenHänden gekommen.

Undnun solltenwirunsallgemachdarüber klar zu werden ver- suchen,warum wirdenn überhauptSozialpolitiktreiben. Man pflegt

von einem utopischenSozialismuszureden,indem man dieGesell- schaftdichtungenderOwen,Saint-Simon, Fourier,LouisBlanc,Proudhon dersogenannten WissenschaftlichkeitderMarxund Engelsundihrer Kommentatoren undPopularisatorengegenüberstellt.Ganzähnlich,scheint

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VonPosadowskyzuBethmann. 271 mir,könnteman von einer utopischenSozialreform sprechen;nur ist hierdieEpochederUtopisten noch nichtvöllig abgeschlossen.Wasdie erstenPfadfinderundWegbahnerauf diesem sprödenundundankbaren Gebietetrieb,war dieSehnsuchtnachdemsozialenFrieden.Denglaubten siezuversichtlichüberdiese friedloseWeltheraufsührenzukönnen,wenn dieMenschennur einWenigverständigerwürden undihreRezeptebe- folgten.Undsoempfahlensie nacheinander ,,WirthschaftlicheVereine«

undKooperativgenossenschaften,Gewerkvereine undEinigungämter,ge- werbliche SondergerichteundstaatlicheZwangversicherung.Das Alles habenwirnun zumgrößerenundgeringerenTheil,mit mehroder weniger Geschick,verwirklicht.AberdensozialenFrieden haben sieuns nichtbeschieden.Derschwebtnochimmer injenen fernen, fernenHöhen,

wo alsZielpunkteihres Mühensund Strebens,verheißungvollwin- kend unddochstetsvon Neuemzurückweichend,dieser darbenden,haften- denMenschheitdieIdeale hangen.Undwirddort hangenbleiben. Es giebtkeineNaturgesetzeinderVolkswirthschaft;esgiebtauchinder Welt desWillens unddem vom jeweiligenRechtgeleitetenundbe- grenzten sozialenOrganismuskeineInstitutionen,diemitdermathe- matischenLogik unabänderlicherNaturgesetzezu wirkenvermöchten.Was ArbeiterschutzundVersicherungsgesetzgebunguns nichtgebrachthaben, werden auchdieOrganisationen,diehübenunddrübensich janun zu immer gewaltigerenMassenzusammenballen,nichtbescheren.Unddie Tarifgemeinschasten,so sehrsiesichvielfach bewährthabenundkünftig nochbewährenwerden,ebensowenig.JnallenmenschlichenInstituten steckennun einmal die KeimezuMißbrauchundMißlingenundimmer nochhatdiePraxis,dieesmitleidenschaftlichenund nicht durchweg

von denedelstenTriebenbewegtenMenschenzuthun hat, Komplikationen offenbart,an diederfromme EiferderTheoretiker nicht dachte.

Damit alsowerden wir unsabzufindenhaben: fürchiliastische Hoffnungenhatdiese bresthafteErdekeinen Raum. Abernoch hat auch keinMenschan dasVerschwindender-Krankheitengeglaubt:undtrotz- demhören unsereMedizinernicht auf,zuforschen,unddie Sanität- polizeierweitert mitallemFugvon JahrzuJahrdenBereich ihrer Thätigkeit.Nichtvielanders stehtesmitderPolitikdersozialenRe- formen.Dersoziale Friede isteineUtopie,undwer von derSozial- resormeinAufhörenderSozialdemokratieerwartet, isteinkümmer- licher,engherzigerKärrner. Sozialpolitikwillum ihrer selbstwillen

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272 DieZukunfi.

(richtiger:um derVolksgesundheitwillen,derleiblichenwiederseeli- schen)getriebensein.Sie wirdschondarum unerläßlich,weilwirsonst garnichtdemKonstruktionfehlerunsererWirthschastordnungbeikommen könnten,dieeinen freien Arbeitvertragannimmt,wo diethatsächliche UngleichheitderdenVertrag SchließendenjedeFreiheitvon vorn herein beseitigt.Sogesehen,isteseinfacheinInteressederAllgemeinheit,daß dieMillionen,die über keinen anderenBesitzverfügenals über dieKraft ihrer Hände, nicht aufGedeihundVerderb derUebermachtüberant- wortet werden, die, wie·Menschenarteinmal ist,dieVerführungzu EigensuchtundProfitgierleichtinsich schließt.

Nur über dieMethodenderSozialreform könnte,nun dieEpoche derUtopieim Verdämmern ist,vielleichtdieDiskussionvon Neuemer- öffnetwerden. Wir dehnenunsere staatlicheZwangversicherungimmer weiteraus: von derHandarbeiterschaft greift sie,wenn auchzunächst fakultaiiv,nun schonaufdieMittelschichtenüber. Wie weit können wir insolchem Beginnen wohl fortfahren, ohnezugleichdieGrundlagen unserer wirthschaftlichenOrdnung,die(sohabenwirdoch gelernt) auf derSelbstverantwortlichkeitdesselbstwirthschaftendenJndividuums be- ruht,mitanzutasten?Unddann,bedeutsamer, zwingender, dringlicher alsalleVersicherung:derArbeiterschutz!Denhabenwirbisherzuver- wirklichen gesucht,indemwir inmühsäligerund ermüdenderKleinarbeit, oft ohne rechtenZusammenhangmitderPraxis(soll heißen:mitAr- beitgebernundArbeitnehmern),noch öfterspät,wenn dasLeben dieDinge schonselbstthätigzurechtgerückthatte,einGesetzchenan dasandereund Novelle zurNovelle fügten.Führteesam Endenicht eheran Ziel, wenn wirzunächst,studentischgesprochen,für guteundgleicheWaffen sorgtenundderArbeiterschaftdenBoden ebneten,von dem aussiedann aufdemWeg freierVereinbarungmitdenUnternehmern sichausein- andersetzenkönnte?WobeidannfreilicheineErweiterungdes Koalition- rechtesnichtzuumgehenwäre.

Immerhin: Gesetzeallein thuns nicht. AuchinSozialpolitikund SozialerReformbleibt dasBesteimfreienVerkehrvonMenschzuMensch zuleisten.EineVerwaltung,diegrundsätzlichundthatsächlichjedem Staatsbürger ohneUnterschieddesStandes nndderParteiungmitder selben17nvoreingenommenheitnahte,undeineGesellschaft,die eseben so machte,könnten Wunder wiiken. WirsolltenAllezusammenver- suchen, gerechterzu werden. Unsindie SeelenDererhineinzuversetzen, dienicht,wiewir,zwischenorientalischenTeppichennndkiinstlerischem

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VonPosadotoskyzuBethmann. 273

Hausrathleben undzweimaljährlichin die weiteWelt hinausziehen dürfen;derenganzes Dasein,von allenSchwankungenderKonjunktur gesehütteltundgeängstigt,sichbeieisernerDisziplininengen Stein- mauern abspielt.GerechterundvonZeitzuZeit wohl auchetwas höf- licher. Jm Uebrigen:Keine Destillengemüthlichkeit;nur einBischen Takt desHerzens.

Aberichgebezu:Das sind Sonntagsgedanken. Heute grollen wirderArbeiterschaft,weil dieSozialdemokratievon soverwegenerThor- heit istundandere,eigene NötheunsausdenNägelnbrennen. Und Herrvon Bethmann,dermitfeinem,einWenig skeptischenLächeln vordemunentwegtüber dasschöneThema »Nunerst rechtSozialpolitik«

redenden ReichstagseineGabenausbreitet, istder Mann derEpoche... Dr.RichardBahr.

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Herr Bamberger sprach sein Bedauern überunsere,,sozialistifcheSchrulleaus«.

EinesozialistischeSchrulle ist vielleichtdie ganzeStaatseinrichtung.WennJeder aus eigeneHandlebenkönnte,wärenvielleichtAlle sehrvielfreier;aberauchsehrviel weni- gergeschütztDie Alters- undJnvalidenversorgungnennter,,chimärischePläne-cEine Chimtire istdieErfüllung einerStaatspflicht niemals;und alssolcheerkenneichsiean:

alseineGeietzgebungpslichtEsistkeinerfreuliches Gewerbe, sicheinemKundengegen- über,wiederAbgeordnete Bambergereinerist, diesen staatlichen Schusterdienstenzu widmen,wennmanunsmitHohn,mitUndank beiwirklichen Anstrengungen behandelt.

TDieHerren Abgeordneten solltenden VerbündetenRegirungen entgegenkomrnenund ihnenalsPfadfinderin einemunbelanntenLand,das zu betreten wirfüreinestaatliche Pflicht halten,als Führer nach ihrer Erfahrungundihrer Ansichtdienen,abernichtdar- anzweifeln,daßunsehrlichdarumzuthun ist,deninnerenFriedenundnamentlichden Frieden zwischenscrbeiterundArbeitgeber zufestigenund zueinemErgebnißzugelan- gen,wodurchwir in den Stand gesetztwerden, aufeineFortsetzungdesAusnahmege-

·setzes,daswirSozialistengesetz benennen,zuverzichten, ohnedasGemeinweien da- durchneuen Gefahren auszusetzen...Hat derStaat diePflicht, für seine hilflofen Mitbürgerzusorgen,oderhatersie nicht? Jch behaupte,erhat diese Pflicht.Wenn manmirsagt:TasistSozialismrrs, soscheue ichDasgarnicht.Esfragt sich:Woliegt dieerlaubte GrenzedesStaatssozialismus ?Ohneeinensolchenkönnen wirüberhaupt nicht wirthschasten. Jedes Armengesetzist Sozialismtts·Wer denStaatssozialismus alssolchen vollständigverwirft, nmß auchdieGesetzgebungderStein undHardenberg .verwerfen,mnßüberhauptdem Staate dasRecht alsprecken,da,wosichGesetzundRecht zu einerKette,zu einemZwang,derunsere freie Alhmung hindert, verbinden,mitdem MesserdesOperateutseinzuscheidenundneue undgesunde Zuständeherzustellen Für mich istes ganzeinerlei,obdieseTheorie Anklang findet; ichthueauseigenemAntrieb meinePflicht, ichhalteDiesfürmeinePflichtundwerdedafürtämpf.n,solange ich hier dasWortnehmenkann...DieFreiheit istein vagerBegriff;dieFreiheitzuverhungern, kannNemand gebrauchen.TiemenschlicheGewohnheit stelltdieBedeutungdereigenen Person,dieHerrschaftdereinzelnen Personundihren Einflußüber dieAllgemeinheit, unterdemVorwand,daßdieFreiheitesfordere.(BismarckimReichstag)

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