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Glückauf, Jg. 68, No. 49

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GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 49 3. Dezember 1932 68. Jahrg.

Der Ruhrkohlenbergbau und die deutsche Elektrizitätswirtschaft.

Von B e r g a s s e s s o r F. W. W e d d i n g , Essen.

( M it t e il u n g au s d e m A u s s c h u ß für B e rg te c hni k, W ä r m e - und K r a f t w i r t s c h a f t 1.) Zu den W ir tsc h a ftsz w e ig e n , die nach dem Kriege

in Deutschland einen beso n d ers g r o ß e n A u fsc h w u n g genommen haben, g e h ö r t auch die E le ktr iz itätsw ir t­

schaft. Abb. 1 läßt diese g lä n z e n d e E ntw icklu ng e r ­ kennen, die in der außerordentlich starken Zunahme der Stromerzeugung, namentlich in den Jahren 19 2 5 bis 1929, also bis zum B egin n der W ir tschaftskris e, zum Ausdruck kommt.

imoftiH.

Abb. 1. E n tw ic klu ng d e r G e s a m t e l e k t r i z i t ä t s e r z e u g u n g in D e u ts c h la n d .

Während im Jahre 1 9 1 3 in D eu tsc h la n d in sgesam t nur 7 Milliarden k W h erzeu gt w u rd en , waren e s 2 19 2 5 bereits 20,3 und 1 9 2 9 s o g a r 3 0 ,7 Millia rd en kW h.

Die Erzeugung hat a lso in d ie se m Zeitabschnitt fast um das 4 1/2fache zu g e n o m m e n . D ies entspricht, da 1 kWh in neuzeitlichen G r o ß k ra ftw erk en im Mittel aus höchstens 0,75 kg S tein k o h le mit 6 0 0 0 - 7 2 0 0 kcal gewonnen wird, einer S te in k o h le n m e n g e von mehr als 23 Mill. t, also rd. 1 8 ,6 % der bisher h öchsten Ruhr­

kohlenförderung von 1 2 3 ,6 Mill. t im Jahre 1929. Von 1930 ab fand dann im V erla uf der immer ernster werdenden W ir tschaftskris e eine rücklä ufige Be­

wegung statt, und zwar sank die E r z e u g u n g 1 9 3 0 auf 28,9 Milliarden k W h und w eiterhin sc h ä tz u n g s ­ weise um 7o/o jährlich, so daß sie 1 9 3 2 kaum 25 M il­

liarden kWh übersteigen dürfte.

A n t e i l d e r v e r s c h i e d e n e n K r a f t q u e l l e n an d e r d e u t s c h e n S t r o m e r z e u g u n g . Als Kraftquellen der S tr o m e r z e u g u n g ko m m en in Deutschland hauptsächlich Ste in kohle, Braunkohle, Wasser sowie G as als K u p p lu n g s er z e u g n is der Stein­

kohle in Betracht. T o r f oder Öl und s o n s t ig e flü ssig e Brennstoffe haben als Energieträger für die Strom ­ erzeugung nur ganz u n ter g e o r d n e te B edeutung.

1 Vortrag, gehalten auf de r 5. T echn ische n T a g u n g de s Vereins für ie bergbaulichen Interessen in Esse n am 20. O k t o b er 1932.

2 Wirtsch. Stat. 1932, S. 326.

In w e lc h e m U m fa n g e die verschiedener; Kraft­

quellen an der G esam tstr o m e r ze u g u n g D eutschla nds beteiligt g e w e s e n s i n d 1, g e h t aus Abb. 2 hervor. D a ­ nach hat sich seit 1 9 2 5 der Anteil der Stein kohle kaum

toao/ii//.

k - '1 Öi u. sonstige t ~ 1 L_Jgem ischte fe ste ß ren n sto fe minß ra u n /fo /7 /e V d/A S fe/n/foh/e

Abb. 2. Anteil d e r ve r sc h ie d e n e n K ra ft q u el l en an d e r Q e s a m t s t r o m e r z e u g u n g D e u ts c h la n d s .

geändert. Er ist bei einer Zunahme der E r z e u g u n g s ­ höhe von 20,3 au f 30,7 Milliarden k W h von 37,5 0/0

im Jahre 1 9 2 5 auf 3 6,7 0/0 im Jahre 1 9 2 9 zurück­

g e g a n g e n , wäh rend in der gleichen Zeit d erjen ige der Braunkohle von 3 4,4 auf 39 0/0 g e s t ie g e n und der des W a s s e r s von 14 auf 1 1 ,6 % g e f a lle n ist. Da auf den Anteil des aus Stein kohle stam m enden G a s e s 1 9 2 5 l l , 2 o / o und 1 9 2 9 1 1 , 50/0 entfie le n, b elief sich die B e teilig ung der Stein kohle an der g e s a m te n E le k­

trizitätserzeu gung in den genannten Jahren auf 48,7 und 48 ,2 0/0.

1000ff/Zf

- O/o. sonsf/ge EZ3 W asser EZ3g e/n/schfefes/e ßrennsfoße 111111 ßr3is/7/fo/7/e V///A S fe /n /fo /7/e

Abb. 3. Anteil d e r v e r s c h i e d e n e n K ra ftque ll en an d e r E le k t r i z i t ä t s e r z e u g u n g d e r öf fe n tl ic h en W e r k e

in D eu ts c h la n d .

i^Wirtsch. stat. 1927, S. 496; 1928, S. 531; 1929, S. 75 und 862; 1932, S. 327.

(2)

Sehr viel u n g ü n stig e r wird das Bild für die Stein­

k o h le im Vergleich zur Braunkohle, w enn man l e d ig ­ lich die ö f f e n t l i c h e n W erke in Betracht zieht, w oru n ter nicht nur die W erke der öffentlichen Hand, sondern alle d iejen igen zu verstehen sind, die ihren Strom in der H auptsache an die Öffentlichkeit ab­

geben und sich 1 929 mit rd. 53,5 o/0 an der G e s a m t ­ str o m e r z e u g u n g be teilig t haben. Hier betrug nach Abb. 3 der Anteil der Braunkohle 19 2 6 bereits 40,3 o/o und 19-29 rd. 47 o/o, also 8,6 o/0 mehr als derjenig e von Stein kohle und daraus g e w o n n e n e m G a s zusammen.

W e n n man bedenkt, daß im Jahre 1 9 1 3 die Str om ­ e r zeu g u n g D eu tsch la n d s in ö ffentlichen Großkraft­

werken zu mehr als 63o/0 und in den Privatwerken so gar fa s t au ss chließlich mit Steinkohle, und zwar hauptsächlich mit Ruhrkohle oder daraus her­

g e s t e llt e m Gas, durchgeführt w orden ist, so ergibt sich angesic hts des ge kennzeichneten heutigen Zu­

standes besonders für den Ruhrbergbau die se lb st­

verstän dliche Pflicht, sich über die Ursachen dieser E ntw icklu ng R echenschaft zu g eb en und für die Zu­

kunft Lehren daraus zu ziehen.

Für den Ruhrkohlenbergbau schließt die Entw ic k­

lung in der deutschen E lektrizitätserzeugung eine g e ­ w i s s e Tragik in sich ein. Gerade in den Kriegsjahren, in denen der Elektrizitätsverbrauch ganz au ßerordent­

lich stieg, waren dem Ruhrbergbau derartige F e sse ln aller Art an gelegt, daß er nach keiner Richtung N u tzen aus dieser E n tw ic klu ng ziehen konnte. In­

f o l g e Einberufung ein es gro ß en T eils der Bele gschaft zum H eeresd ien st und der U nm öglichkeit, in dieser Zeit den A u sfa ll durch andere v o llw ertig e Arbeits­

kräfte oder durch Maschinen zu ersetzen, sank d ie Förderung in den Kriegsjah ren auf 7 5 - 8 5 o/o der Friedensförderung. Von dieser R estförderung blieb aber für eine zusätzliche Strom erzeu gu n g nichts mehr übrig, da sie in erster Linie für die H e r s t e llu n g und Weiterverarbeitung von Eisen und Stahl von der R üstungsindustrie voll beansprucht wurde.

Der Braunkohlenbergbau d agegen konnte sich an dem A u fs c h w u n g der Ele ktr iz itätserzeugung w e it ­ g e h e n d beteiligen. Für ihn war es nicht schw ierig, durch vermehrten M as chinenein satz seine im Tagebau in sehr mächtigen F lö zen g e w o n n e n e Förderung, der­

art zu erhöhen, daß er auch an der S tro m erzeu g u n g zur H e r s te llu n g k rie gsw ichtig er R o h sto ffe teilnehm en konnte. Ein beredtes Zeugnis hierfür le gen die gro ß en Kalkstickstoff- und Aluminiumfabriken ab, die im Kriege in Verbindung mit riesigen G roßkraftw erken entstanden sind. Ich nenne hier nur die K alk stic kstoff­

fabrik in Knapsack bei Köln im A n schlu ß an das G old en b erg-W erk , die Fabriken in G roß-K ayna bei Merseburg und in P iesteritz bei W it tenberg, die ihren Strom vom G roßkraftwerk G o lp a -Z s c h o r n e w itz er­

halten, die Alu miniumfabriken in Horrem bei Köln in Verbindung mit dem Braunkohle nkraftw erk F o r ­ tuna, ferner die Fabriken in Bitterfeld, L udw ig shafen, Grevenbroich an der Erft, das bekannte Lautawerk bei der Braunkohle ngrube Erika der Ilse-Bergbau- A .G ., die Karbidfabrik beim Kraftwerk H ir schfelde und die Lonzawerke in Spremberg, die ihren Strom vom G roßkraftw erk T rattendorf beziehen. Von w elcher Bedeutu ng alle diese W erke für die E ntw ic klung des Braunkohle nbergbaus und der mit ihm z u sa m m en ­ hängenden Ele ktriz itätswirtschaft g e w e s e n sind, g e h t schon daraus hervor, daß sich allein ihr Energie bedarf im Jahre 1 9 1 9 bereits auf 2,6 4 Milliarden kWh

oder w eit mehr als das D o p p e lte der Gesamterzeu­

g u n g säm tlicher ö ffen tlich en Elektrizitätswerke des Deutschen Reichs im Jahre 19 1 3 belaufen h a t 1.

Nach dem Kriege siedelt e ein gr oßer Teil der Aluminium- und der Kalkstickstoffindustrie von der Braunkohle zu den inzwischen entstandenen Wasser­

kraftwerken über, so daß die einmal vorhandenen Braunkohle nkraftwerke danach trachten mußten, sich andere A b nehm er zu suchen. Da lag es nahe, hierfür besonders g ü n s t i g g e l e g e n e G roßstädte zu wählen, deren Licht- und Kraftbedarf von Jahr zu Jahr anstieg.

Dem Braunkohlenbergbau war die Eroberung der G roßstädte um so leichter gem acht, als auch in den ersten Nachkrie gsjahren der Steinkohlenbergbau sich nicht frei entwic keln konnte. 30o/o der Steinkohlen­

vorräte und 24 o/o der Ste in k oh len förd eru n g waren durch L osreiß ung des östlich en Oberschlesiens vom D eu tsch en Reiche und durch B esetzung des Saar­

g eb iets v e r lo r e n g e g a n g e n oder mit B eschla g belegt worden. Dazu kam, daß die sich im Durchschnitt auf 10 o/o der R u h rk o h len fö rd eru n g bela ufenden Zwangs­

lieferungen an den Feindbund, die Abtretung rollenden E is enbahnm ateria ls, die verkehrte Sozial- und Wirt­

schaftspolitik der im Banne des M arxism u s befangenen Nach k rie gsregieru n gen , die B e se tz u n g des Ruhrgebiets durch die fein dlichen W e s tm ä c h te und schließlich die u n günstig en A u sw ir kungen der Inflation einen gerade­

zu v e rh ä n g n isv o llen M a n g el an Steinkohle innerhalb der R eichsg renzen hervorriefen. So konnte der Ruhr­

kohle nbergbau auch in den ersten Nachkriegsjahren an der immer w eiter s te ig en d en Elektrizitätserzeugung nicht den g eb ührenden Anteil nehmen, während die Braunkohle ihre Absatzmärkte g erade in dieser Rich­

tung erheblich erw eiterte.

Da der starke S t e in k o h le n m a n g e l sich besonders in Süddeutschla nd fühlbar machte, und die Braun­

kohle in folge ihres g erin g en W ärm ein halts keine langen F ra ch tw eg e vertrug, la g es überdies nahe, daß in den Ländern Bayern, Baden und Württemberg nachdrücklich die F o r d e r u n g nach w eitgehendem Aus­

bau der W asserk räfte erhoben wurde. Hier waren ja auch die w ic htig sten V orbed in gu n gen dafür, reich­

liche W a s s e r fü h r u n g und starkes G efälle, gegeben.

Durch den Bau von Staubecken und die Heranziehung vorhandener Seen zum Jahres-, M on ats- und Tages­

ausgle ic h ließ sich außerdem ein g ünstig er Aus­

nutzungsgrad der W a sse r k r a fta n la g e n erzielen. Der Ausbau der sü d deutschen W asserk räfte erhielt noch

---G ro/sschifa/tr/ssfrafse ---ęep/. ftbe/n-fla/n-D onau-H and/

Abb. 4. L i n i e n f ü h r u n g d e s Rh ein-M ain-Do nau-K anals.

' D e h n e : Deutsch lan ds O r o ß k r a f t v ei so r g u n g , 2. Aufl. 1928, S. 49.

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dadurch besondere B e d eu tu n g , daß der alte OeHanl«. ,

wieder aufgegriffen w urde, Rhein, Main und Donau Osten* ™ I'ldustr'eS ebiet zum Balkan und w eitern * durch eine G roß sch iffa h r tsstr a ß e zu verbinden (vol den w s c h a f ie n > der von allerg rö ß tem W ert für Abb. 4) und damit einen W a s s e r w e g v o m rheinisch- S ü d o s t e ^ r o p a i r Z" ‘SChen W e s t d e u tschland und

- - - ' — --- --- G l ü c k a u j ______________________________________ I

(4)

1 1 2 4

G l ü c k a u f

im r. ny

W eiterh in w a r die g a n ze Entwic klung der Stark­

stromtechnik, vor allem hinsichtlich der Fernleitung h o ch g esp a n n ten elektrischen Strom es, m itentscheid end für das sie greic he Vordringen von Braunkohle und W asserkraft. Im G e g e n s a t z zu hochwertig er Stein­

k ohle, die sich für die Elektrizitätserzeugung in G r o ß ­ kraftwerken auf sehr w eite Entfernungen mit der Eisenbahn oder auf dem W a s s e r w e g e versenden läßt, kann man s o w o h l die Braunkohle — w en n man von den Briketten absieht — als auch die dem W a s s e r ­ ge fä lle in n ew o h n en d e Energie als standortgebunden bezeichnen. Ihre Verwertung fern von der G e w in n u n g s ­ stätte haben erst die Fortschritte auf dem Gebiete der H o chspannungstechnik ermöglicht.

Die durch W a s s e r betriebenen Großkraftwerke sind auch durch die zunehm ende elektrische A u s ­ g e s t a l t u n g von Eisenbahnstrecken, besonders in den bayerischen Gebirgen, g eförd ert w orden, deren Streckenlänge g e g e n w ä r t ig bereits 6 7 2 km beträgt.

In sgesam t w erden in D eutschland nach der Zahlen­

tafel 1 schon 1 2 5 0 km Strecken od e r 2 o/o des g e ­ sam ten E is enbahnnetzes elektrisch betrieben.

Z a h l e n t a f e l 1. Mit e in p h a s ig e m W e c h s e ls tr o m v o n der D e u t s c h e n R e ic h s b a h n - G e s e lls c h a f t

betrieb en e Strecken.

Strecke nlänge

Bezirk am 1. J a n u a r 1929

km %

Schlesische G e b i r g s b a h n e n . . 346 27,68 M i t t e l d e u t s c h l a n d ...• 184 14,72 B a y e r n ... 672 53,76 Baden ... 48 3,84

zus. 1250 100,00

Einer der w ic htig sten Gründe für das starke Vordringen von Braunkohle und W asserk raft in der Elektrizitätsw irtschaft war schließlich der U n ter­

schied in der H ö h e der Strom erzeu gu n gsk osten bei den ein zelnen Kraftträgern, w o r a u f weiter unten näher e in g e g a n g e n wird.

D e u t s c h l a n d s G r o ß k r a f t w e r k e u n d H o c h ­ s p a n n u n g s n e t z .

Zunächst sei ein Überblick über die deutschen Gr oßkraftwerke mit mehr als 2 0 0 0 0 kW eingebau ter Leistung so w ie über das H öch stsp a n n u n g sn etz mit mehr als 5 0 0 0 0 V gegeb en .

Aus Abb. 5 ist zu erkennen, daß sich die G r o ß ­ krafte rzeugungsstätten hauptsächlich um wichtige Industriemittelpunkte oder G roßstädte geschart haben. So findet man z. B. in Ober- und N ied erschlesie n mehrere sich auf Steinkohle aufbauende W erk e, in M itteldeutschland, besonders im nördlichen Sachsen, eine g a n z e Reihe von Brau nkoh len-G roß kraftwerken, um Berlin, H annover, Bremen, Hamburg, eb en so natürlich im Ruhrbezirk, nur mit Stein kohle betriebene Kraftwerke. Im linksrheinischen Gebiet bei Köln trifft man besonders Braunkohlen-G roßkraftw erke an, ferner am Rhein en tla n g und im Saargebiet, s c h ließ ­ lich verein zelt noch in Sü ddeutsc hland w ied er Werke auf S tein k o h len g ru n d la g e. Im übrigen herrschen hier aber aus den angeführten Gründen die W a s s e r k r a ft­

anlagen erheblich vor.

W a s das de utsc he H o c h sp a n n u n g sn etz anbelangt, s o m ögen hier ein ig e H in w e is e ge n ü g e n . In O s t ­

preußen und dem übrigen N orddeutschla nd erfolgt die E nergie verteilung w e g e n der kurzen Entfernungen und geringen zu übertragenden E nergiemengen0 in N etzen mit S p a nnungen von w en ig er als 1 0 0 0 0 0 V.

In M itteld eutschla nd fin det sich dagegen ein aus­

g e d e h n te s 1 1 0 0 0 0 - V - N e t z , das sich zur Versorgung von Berlin mit B raunkohle nstrom teils nach Norden und weiter bis zur O s ts e e k ü s te ausdehnt, teils ganz Sachsen um faß t und südöstlich bis Oberschlesien reicht. Ein z w e ite s g r o ß e s Höchstspannungsnetz durchzieht g a n z Süddeutschland und besorgt in der H auptsache die Verte ilung des dort erzeugten Wasser­

kraftstrom s. Es ist ein erse its mit dem mitteldeutschen N etz verbunden, anderse its mit dem westdeutschen, in dem die von N o rd en nach Süden laufende 380000-V- Leitung besonders b em erkensw ert ist, die vorläufig noch mit 2 2 0 0 0 0 V betrieben wird. Sie vermittelt den Austausch der aus dem rheinischen Braunkohlenbezirk stam m enden W ä rm een erg ie mit den alpinen und son stigen in- und auslä ndischen Wasserkräften. Der Ruhrbezirk ist an diese Leitung mit einem 220 000-V- Rin gnetz über I b b e n b ü r e n -O sn a b rü ck -P a d erb o rn a n g esch lo ssen .

Es gib t kaum ein anderes Erzeugnis von Menschen­

g e is t so fein durchdachter Technik, das als solches so stark auf so fo rtig en g le ic h m ä ß ig e n und großen Absatz drängt w ie der elektrische Strom. Er läßt sich im g r o ß e n unmittelbar sch w ierig so w ie auf Umwegen nur mit hohen Kosten speichern und kann desto billiger er­

zeugt werden, je g rö ß er die A n lage und je länger ihre jährliche B enutzungsdauer ist. Leider steht aber der Bedarf s o w o h l innerhalb e in es T a g e s als auch inner­

halb ein es Jahres diesen Grundbedingu ngen einer w ir tschaftlichen S tr o m erzeu g u n g durchaus entgegen.

Hier der g ü n s t ig s t e n L ösu n g möglichst nahe­

zukommen, ist das Kernproblem jeder großzügigen Elektrizitätswirtschaft.

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Abb. 6. T a g e s b e l a s t u n g s k u r v e n d r e ie r Elektrizitätswerke.

Über die g r o ß e n T a g e s b e d a r f ssclnvankungen einzelner W erke gibt Abb. 6 1 Auskunft. Sie zeigt drei Belastungskurven, und zw ar des Rheinisch-Westfäli­

schen Ele ktriz itätsw erks, A .G . ( R W E ) , der Berliner Städtischen Elektriz itätsw erke, A. G. ( E e w a g ) , und der H am b u rgisch en Elektrizitätsw erke, A .G . ( H E W ) . Auf

1 Vgl. K o e p c h e n : Das RW E in der deutschen E l e k t r i z i t ä t s w i r l s c h a f t , Abb. 2.

(5)

G l ü c k a u f

1125

der A bsz is se sind die T a g e s s t u n d e n , auf der Ordinate die Hundertsätze d e r je w e iiig e n B e la s t u n g s h ö h e ver­

zeichnet. Demnach liegen die beiden höchsten Spitzen am Vor- und N a c h m itta g zw isch en 6 und 12 und zwischen 14 und 18 Uhr. Die N a c h m itta g s s p itz e ist infolge der Lichtbelastung e t w a s höher, w ahrend sich nachts ein tiefes Tal vorfin det. B e m erk en sw ert ist der Unterschied in der Lage der B ela stu n g s- kurven bei dem w e itv e r z w e ig te n R W E - N e t z und den auf N ah versorgung e in g e s t e llt e n N etzen der beiden Großstädte. Die g ü n stig e r e B elastu n g, die in der R W E - K u r v e zum Ausdruck kom m t, hat ihren Grund in dem Anschluß von W ärm e- und Kraftbetrieben, die auch nachts durcharbeiten, s o w ie in der G rö ß e des Absatzgebietes. U m einen m ö g lic h s t w e itg e h e n d e n Spitzenausgleich in allen T eiien D e u tsc h la n d s zu er­

reichen u n d damit auch die B e n u tzu n g sd a u er der Kraft­

werke zu erhöhen, a lso g a n z a llg em ein die W ir ts c h a ft­

lichkeit der Stro m erzeu g u n g zu verbessern, muß man neben örtlichen M a ß n a h m en , w ie W ä r m e sp e ic h e r ­ anlagen, P um pspeic herw erken, A kkum ula torenbatte­

rien u n d D ie se lm o to r a n la g e n , einen Z usa m m ensc hlu ß der einzelnen V e r s o r g u n g s g e b ie te zu einem deutschen Gesamtnetz anstreben, w ie es in Abb. 5 in ziemlich fortgeschrittenem Zu stan de zu se hen ist.

Der U nein gew eih te wird nun der Ansicht sein, daß die Verbundw irtschaft innerhalb des deutschen Elektrizitätsversorgungsgebietes noch viel weiter getrieben werden müßte, als e s g e g e n w ä r t i g der Fall ist. Daß man sich hier aber nicht e tw a übertriebenen Hoffnungen hingeben darf, z e ig t Abb. 6, aus der ein ­ wandfrei hervorgeht, daß die Spitzen der B e la s t u n g s ­ kurven trotz der Verschie denartig keit der in Betracht kommenden U n tern e h m u n g e n doch in die g leich en Tageszeiten fallen. Durch V erkupplung der N etze würde also höchstens eine E rh ö h u n g der G rundla st erfolgen; aber auch dieser sin d natürlich Grenzen gesetzt, über die hinau s e in e S te ig e r u n g der W ir t ­ schaftlichkeit nicht mehr zu erzie le n ist.

Erwähnt sei an d ieser S telle noch ein Plan, der vor wenigen Jahren auftauchte und, vom rein w ir ts c h a ft­

lichen Gesichtspunkt betrachtet, ein ig e Berechtigung hatte, jedoch v o r w ie g e n d aus p o litisch en G ründen fallengelassen wurde. Es ist die V erkupplung der ost-, mittel- und w e ste u r o p ä isc h e n Staaten durch eine Höchstspannungsleitung zum A u sg leich der M orgen- und besonders der A b e n d s p itz e n 1. Der Eintritt der Dämmerung in Spanien e r f o l g t e tw a 2 Stunden später als im Uralgebiet. D em e n tsp r e c h e n d w o llt e man das Auftreten der H öc h stsp itz e im O sten mit Strom aus dem Westen ausgle ichen und um gekehrt. Ein anderer großzügiger Plan sieht die V e r s o r g u n g D eu tsch la n d s mit norwegischem W a sse r k r a ftstr o m vor. Von dem Gedanken a usgehend, daß der Stromverbrauch Deutschlands in dauerndem S teigen begrif fen ist, glaubt man, daß es den d eu tsch en Kraftwerken schwer fallen wird, die zu ein em A usbau ihrer W erke erforderlichen Mittel bereitzustellen . Trotz der groß en Entfernungen so ll die K ilow attstu n d e bei beso n d ers weitgehender A u sn u tzu n g der A n la g e n mit 6 5 0 0 h jährlicher Benutzungsd auer für 1,5 Pf. zur V e r fü g u n g gestellt werden, zumal da die E n tfe r n u n g kürzer ist als die d e r alpinen W a sse r k r a ftw e r k e . Die g e p la n te Leitung soll in d e r Lage sein, ein e Leistung von

<50000 kW nach D eu tsch la n d zu übertragen.

1 Z- V. d. I. 1Q30, S. 875.

R o l l e d e s R u h r k o h l e n b e r g b a u s i n d e r d e u t s c h e n E l e k t r i z i t ä t s w i r t s c h a f t .

A ls die Aktienmehrheit des R W E , das ursprünglich nur für die E lektr iz itätsversorgung der Stadt Essen g e ­ g ründet w orden war, im Jahre 19d2 in den Besitz von

H u g o Stinnes und A u g u st T h y s s e n kam, wurde der für die dam alige Zeit unerhört kühne Plan g efa ß t, mit w en igen Großkraftwerken das g e s a m t e rheinisch­

w estfä lisch e Industriegebiet und darüber hinaus die angren zenden Bezirke mit S tein kohlenstrom zu ver­

so rgen. W enn d ieser Plan auch aii dem heftigen W iderstande einer Reihe von Städten und G em einden scheiterte und der Streit im Jahre 1 9 0 8 durch einen Vertrag beendigt wurde, der das A bsatzgebiet des R W E nach O sten hin beschränkte, so entwickelte sich d ieses doch zu dem g rö ß ten E lektriz it ätserzeugungs­

unternehm en Deuts chlands. D a s V erso rg u n g sg eb iet des R W E und seiner T o ch terg esellsch a ften erstreckt sich nach Abb. 7 heute auf den g r ö ß te n Teil der Rhein­

provinz und m ehr oder w e n ig e r g r o ß e T eile von W e s t ­ falen, Hannover, H e s s e n -N a s s a u , Rhein hessen, O l d e n ­ burg s o w ie das Saargebiet. Die G e s e lls c h a f t hat g r o ß e Strom lieferungsverträge mit H essen -D arm stad t, der Preußischen Elektr iz itätsw erk-A.G. und dem B ayern­

werk a b g e sc h lo sse n . Zur V ermeid ung u nnötigen W ettb e w e r b s sind mit den U ntern eh m u n gen für die E lektriz it ätsversorgung benachbarter Gebiete, im beso ndern mit Preußen und den Vereinigten E lek­

trizitätswerken W e s t f a le n ( V E W ) , A b grenzungslinie n f e s t g e l e g t worden. D ie g e s a m t e Kraftw erksleistung des R W E beträgt heute über 1,3 Mill. kW . Es hat im Jahre 1 9 2 9 in s g e s a m t 3,25 Milliarden k W h ins N e tz a bgegeben, a ls o mehr als 10 ° o der G e s a m te r z e u g u n g D eu tsch lan d s.

D ie G r undbela stung der ga n z e n U n tern eh m u n g wird hauptsächlich durch rheinische Braunkohle gedeck t, und zw ar in erster Linie durch das v o n der Grube Ver. Ville der Roddergrube A. G. belieferte G o ld en b erg -W erk bei Köln mit 5 0 1 0 0 0 kW Kraft­

w erk sleistu n g . Andere Strom liefernde B rau n k oh len ­ kraftwerke sind Fortuna und Zukunft in der N ä h e von Köln. Die das R W E beliefernden e ig e n e n W a s s e r ­ kraftwerke liegen am Oberrhein, an der M o s e l und an der Ruhr.

W eit ere Strom m en gen erhält das R W E , w ie e b e n ­ fa lls aus Abb. 7 zu ersehen ist, durch eine Reihe kleiner Steinkohle n- und W asserk raftw erk e, die teils Eig entum , teils F rem dbesitz sind. Eine erhebliche S trom lieferu n g e r f o lg t durch die schon erw ähnte 3 8 0 0 0 0 -V -L e itu n g , die v o m U m sp a n n w e r k Bramveiler nördlich von Köln bis Bludenz in Vorarlberg führt und im ga n z e n eine Länge v o n fa st 1 0 0 0 km aufweist.

Sie hat nach Süden A n schlu ß an das Vermuntwerk, ferner Verbindungen mit dem Baden- und dem B ayernwerk s o w ie mit den w ürttem bergis chen W e r k e n und schließlich über die W a s serk ra ftw erk e am O b er­

rhein auch mit der Schweiz.

D ie W a s s e r f ü h r u n g der alpinen F lü sse ist im S om m er am g r ö ß te n , der Stromverbrauch in den A lp en aber am ge r in g ste n , so daß die im Som m er anfallende Energie nicht abgesetzt werden kö nnte, w e n n es nicht durch die Verbindung mit N o r d d e u tsc h la n d e r m ö g ­ licht w o r d e n wäre, im Som m er Schweizer E n ergie dort abzusetzen. A n d erseits kann im W in te r bei der g e r in g e n W a s s e r f ü h r u n g der drin gen d n o t w e n d i g e W in terzu sa tzstro m für die S chw eiz aus deutschen

(6)

W ärm ekraftw erk en gedeckt werden. Daneben läßt sich der besonders während der Nachtzeit billige Sc hw eiz er Strom zum Antrieb der Pumpen in h y d ra u li­

schen Speicherwerken benutzen und so in hochwertige Spitzen- und W interenergie um wan deln.

Leifungen:

___330 MV

____220 »

___ 1 f0 ___ SO „

...gepiant t/ifikt K\l Versorgungsgebiet

fr / \unmitte/bar versorgt RWE

\

H+ti ftnnzernmer/te

\\£2Ästrom beziehend tfraffwertfe:

■ <SteintroMe k. Braunkohie

• Wasser O o Utnspann/verSre

Qettingen

zum *■

Ö ayernm erk

der Rheinprovinz betrug der Anteil der Steinkohle an der E rzeugung dieser W erk e 1 9 2 6 nur 32,2 o/o und fiel bis 1 9 3 0 w eiter auf 1 9,9 o/o zu gunste n der Braunkohle.

In W e s t f a le n d a g e g e n b elief sich der Anteil der Stein­

koh le 1 9 2 6 auf 8 8,6 o/o und 1 9 3 0 sogar auf 91,2 o/0.

Im Rheinland w urde 1 9 3 0 von den öffentlichen Werken li/a mal so viel Strom mit Braunkohle erzeugt wie in W e s t f a le n mit Stein kohle , ob w oh l diese auch im Rheinland, und zwar nicht nur durch den Ruhr­

koh lenbergb au , sondern auch durch den Aachener Bezirk, stark vertreten ist. W ie ungünstig im besondern der Ruhrbergbau auch gegenüber den ändern Steinkohle nbezirken dasteht, g e h t daraus her­

vor, daß er mit 76 o/o an der Gesamtsteinkohlenförde- rung des D eu tsch en Reiches beteiligt ge wese n ist, w ährend die aus Ruhrkohle erzeugte Strommenge in H ö h e von 6 ,14 Milliarden k W h nur 54 o/0 der ins­

g e s a m t in D eu tsch la n d aus Steinkohle gewonnenen St rom m enge ausmacht.

Die M ö g lich k eit einer A b satz steigerung von Ruhr­

ko hle zur E lektriz it ätserzeugung wird mit der Über­

w in d u n g der g e g e n w ä r tig e n Wirtschaftskrise von selb st g e g e b e n sein, und zwar um so mehr, als Deutschland in der G e s a m tstro m erzeu g u n g zwar gleic h nach den V erein igten Staaten von Amerika, als o an zweiter Stelle, im Stromverbrauch je Kopf der B evölk erung aber erst an sechster Stelle steht (Abb. 8). N o r w e g e n , die S chw eiz und Schweden, als o Länder mit gerin ger Bevölkerungsdichte und g ü n stig er A u sb a u m ö g lich k eit reichlich vorhandener Wasserkräfte , zeigen einen w eit höhern Strom­

verbrauch je Kopf der Bevölk erung.

frtStr

■ nach 7iro t

Abb. 7. V e r s o r g u n g s g e b i e t des R W E und d e r VE W.

W ährend das R W E den rheinischen Teil des Ruhr­

bezirks mit Strom versorgt, erstreckt sich das Ver­

so r g u n g s g e b ie t der V E W in der Hauptsache auf den w e s tfä lis c h e n Teil (Abb. 7). Im G e g e n sa tz zum R W E , d essen Strom zum w e it übe rwiegenden Teil mit Braun­

kohle so w ie mit in- und ausländischen W asserkräfte n erzeugt wird, sta m m t der von den V E W g e lie f e r t e Strom zu 9 0 - 9 5 o/0 aus Ruhrkohle und nur zu 5 —10 o/o aus den heimischen W asserkräften des Sauerlandes.

Für die V E W stellt die schlecht absetzbare Fein kohle g e w is s e r m a ß e n die w estfä lisch e Braunkohle dar, und das ist von g ro ß er B edeutung für den R u hrkohle n­

bergbau, da die V E W bereits im Jahre 1 9 2 9 in eig enen D am pfkraftw erken rd. 614 Mill. k W h erzeugten und der Strom bezug aus fremden, mit Ruhrkohle betriebe­

nen Dam pfkraftw erken 65 Mill. kW h betrug. Die vier w ich tigsten D am pfkraftwerke der V E W sind das Gerstein -W erk, das G em ein sch aftsw erk Hattingen so w ie die Kraftwerke Dortmund und K ruckel1.

D ie W irtschaftspolit ik der beiden wichtigsten E lek trizitä tserzeu g u n g sg esellsch a ften von Rheinland und W e s t f a le n , des durch die g a n ze E ntw ic klung auf die B raunkohle h i n g e w ie s e n e n R W E in E ssen und der auf der S tein kohle fußenden V E W in Dortmund, ist in den letzten Jahren naturgemäß von en tscheid en­

dem Einflu ß auf die B eteiligu n g der Ruhrkohle an der Stro m v erso rg u n g der ö ffen tlich en W erke g e w e s e n . In

1 V ere inig te Elektrizitätswerke W est falen , A . O . , 1930.

Abb. 8. S t r o m v e r b r a u c h je K opf d e r Bevölkerung v e r s c h i e d e n e r L ä n d e r im J a h r e 1928.

B em erk en sw ert für die Frage der zukünftigen Entw ick lu n g der E lektriz it ätserzeugung in Deutsch­

land sind auch die von Dip l.-Ing. z u r N e d d e n zur V erfü gu n g g e s t e llt e n Kurven in Abb. 9. Die untere Kurve a gib t die E n tw ick lu n g des Anschlußwertes der vo n 103 W erken unm ittelb ar belieferten industriellen und gew erb lich en Verbraucher wieder. Der Anschluß­

wert ist danach dauernd und regelm äß ig gestiegen.

Die U nterbrechung im S om m er 19 3 0 ist auf Zu­

sam m enbrüche und B etrie bsschlie ßungen infolge der N e u y o r k e r Bör senkrise am 30. Oktober 1929 zu­

rückzuführen, die sich w e g e n der langen Kündigungs­

fristen verspätet au sg e w ir k t haben. Die dauernde E r h ö h u n g der A n sc h lu ß w e r te ist u. a. auch eine Folge der w a c h se n d e n Verbreitung der elektrischen Küchen,

(7)

G l ü c k a u f

1127

de re n A n z a h l im J a h r e 19 3 1 v o n 4 5 0 0 0 auf 7 6 0 0 0 , also u m 70 0/o, g e s t i e g e n ist , ferner der Zunahme der H e i ß w a s s e r s p e i c h e r um 42, der G roßküchen um 30 und d e r B a c k ö f e n um 1 9 o/o1. Auch die vermehrte Ver­

w e n d u n g der Kleinheizgeräte im H a u s h a lt hat hierzu b e i g e tr a g e n . A u s dem g le ic h m ä ß ig e n A n s t ie g dieser Kurve ist mit Sicherheit darauf zu schließen, daß man, s o b a l d die W irtschaftskrise ihrem Ende zugeht, mit e i n e r b e s s e r n A u sn u tzu n g des A n sch lu ß w ertes, also e i n e r e r h e b l i c h e n Zunahme d es Stromverbrauchs rechnen k a n n .

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1923 1929 1930 T93f W32

a A n sc h lu ß w e rt, b a b g e le ite te M e ß ziffe r , c a llg e m e in e M e ß z iffe r .

Abb. 9. A n sc hl ußw e rt d e r vo n 103 W e r k e n u n m i t t e l b a r b e ­ lieferten industriellen un d g e w e r b l i c h e n V e r b r a u c h e r und

Me ßziff ern d e r S t r o m a b g a b e .

Von den beiden ändern Kurven der Abb. 9 zeigt die obere ( c ) die arbeitstägliche S trom abgabe der 1 03 größten Werke je k W A n sch lu ß w ert, verglichen mit dem Monatsdurchschnitt 1 9 2 5 I0 0 o /0. B esonders lehrreich ist die Kurve b , die je d e sm a l den V ergleich s­

quotienten mit dem gle ic h e n M on at des V o r j a h r e s angibt. Man ersieht daraus deutlich, w ie dem Krisen­

beginn (November 1 9 2 9 ) eine V e r la n g sa m u n g in der Zunahme der Strom abgabe durch Jahre hindurch vorausging, wie sich dann die F o lg e n der N euyorker Börsenkrise bis zum Juli 1931 (Z usam m enbruch der Darmstädter und D resdner Bank) schon fast wieder ausgeglichen hatten, und w ie dann diese r Bank­

zusammenbruch von neuem die v e r la n g s a m te A b­

nahme in der Strom lieferu n g stark beschle unigte , bis im Laufe des vergan gen en S o m m ers ein Stillstand und neuerdings bereits ein sc h w a c h e s A n steig en eintrat.

Diese Kurve stellt als o ein üb erau s e m p fin d lic h e s Konjunkturbarometer dar.

In den 3 Jahren von 1 9 2 7 bis 1 9 2 9 hat die Strom ­ erzeugung im D eutschen Reich im Jahresdurchschnitt

1 Elektrizitätswirlsch. 1932, S. 343.

um 13o/o zugenom m en. Der Vorsicht halber sei hier nach Überwindung der Krise vom Jahre 19 3 3 an mit einer nur 8o/0 igen Jahressteig erung der E n erg ie­

erzeugung gerechnet. Dann würden unter Zugrunde­

le g u n g einer Strom erzeu gu n g von 26 Milliarden kWh im nächsten Jahre, nach einem Jahrzehnt, als o 1943, in sgesam t 56 Milliarden kW h erzeugt werden können, d. h. nicht unerheblich mehr als der d o p p elte Betrag.

Der Ruhrkohlenbergbau muß selbstverständlich bestrebt sein, bei dem W e t t la u f der ein zeln en Kraft­

quellen und im besondern der Steinkoh le aus den ver­

schiedenen Bezirken um die M it beteilig ung an der zusätzlich zu erze ugenden S trom m en ge an der Spitze zu bleiben und so den ihm gebührenden Platz w ie d e r ­ zuerringen, der ihm eigentlich nur durch Um stände entrissen w orden ist, die höherer G e w a lt g le ic h ­ kommen. Eine M ehrerzeugung von 30 Milliarden kW h ausschließlich durch N e u a n la g en kommt aller­

din gs nicht in Betracht, da in den Kraftwerken des D eutschen Reichs g e g e n w ä r tig in sg esa m t m in destens 12 Mill. k W zur V erfügung s t e h e n 1. Unter Annahme einer durchschnittlichen jährlichen B enutzungsd auer von 3 0 0 0 h — höher wird man voraussichtlich w e g e n der Berücksichtigung einer 25 o/o igen A ushilfe und des im g ü n stig ste n Fa lle zu erzielenden Spitzenausgle ic hs nicht kom m en würden also schon die jetzt v o r ­ handenen oder im Bau b egriffenen Kraftwerke 36 Milliarden kW h jährlich liefern können. Immer­

hin blieben dann noch 20 Milliarden, als o 36 o/o, zu­

nächst ungedeckt. Von dieser recht erheblichen M enge, die bei gü n stig e r Entw ick lu n g noch w e it g rö ß er sein kann, den Hauptanteil zum A usgleich für frühere und kü nftige Verluste auf ändern Gebie ten zu erhalten

— ich denke dabei an Eisenbahn, Schiffahrt so w ie die überall anzutreffende Kalorienfängerei —, muß jed e n ­ fa lls das Ziel des Ruhrbergbaus sein.

Die Ruhrkohle hat dabei die d o p p elte A ufg abe zu erfüllen, einmal mit der Eisenbahn oder auf dem W a s s e r w e g e ihre h o chw ertigen E rzeugnis se in einem Umkreise bis zu mehreren 1 0 0 km an Nahkraftw erke g ro ß er Städte oder Industriemittelpunkte zu liefern, und ferner im Bezirk selb st markt- und fracht­

schw ierig e E rzeugnis se, w ie Fein kohle , Kohlenstaub, Mittelprodukt, Schlamm, Koksgrus u. dgl., in absatz­

fä h ig e und fernzuleitende elektrische Energie u m ­ zuwandeln.

In beiden Fä llen muß die Ruhrkohle s o w o h l mit der Braunkohle als auch mit dem W a sse r hinsichtlich des Preises in W ettb ew erb treten können.

(S chlu ß f.)

■ Wirtseh. Stat. 1932, S. 326.

Versuche an Klemmringtreibscheiben.

Von Dipl.-Ing. J. M a e r c k s , L e h r e r an d e r B e rg s c h u le zu Boc hum . Die Klemmringtreibscheibe, deren Theorie und erste

praktische Ausführung ich in einem frühem Aufsatz be­

handelt habe1, ist nunmehr auf weitern Schachtanlagen in Betrieb genommen worden. Nach den bei der ersten Anlage gemachten Erfahrungen war das Material der

1 M a e r c k s : Die K le m m rin gsc he ibe als T re ib sc h e ib e , Gl ückauf 1932, 711,

Seilklemmringe zu weich. Dadurch entstand an den Rillenwänden ein nicht unerheblicher Abrieb, der ein lästiges Nachstellen der festen Keilrille durch Fortnahme von Blechfutterstücken erforderlich machte. Ferner war der Durchhang der losen Klemmringe, dessen Größe das Öffnen und Schließen der Seilrillen-Klemmwände für den klemmfreien Ein- und Auslauf des Seiles regelt

(8)

11 2 8

G l ü c k a u f

und die volle Auflage des Seiles auf der Rillensohle sichert, noch nicht in der richtigen Größe eingestellt.

Diese Mängel sind nun behoben.

Die bei der ersten Anlage aus Stahlguß hergestellten Ringe bestehen in der neuen Ausführung aus Silizium- Mangan-Walzstahl von 8 0 —100 kg Festigkeit je c m 2. Mit diesem Werkstoff hat man den beabsichtigten Zweck durchaus erreicht. Die Erfahrung zeigt nach mehr als halbjährigem Betriebe der neuen Anlagen, daß ein Ab­

rieb, also ein merklicher Verschleiß, nicht mehr entsteht und das Seil dauernd seine volle Auflage in der Rille behält, was durch den nickelähnlichen Glanz der ganzen Rillenfläche bewiesen wird.

A l l g e m e i n e U n t e r s u c h u n g e n .

Die Untersuchung galt zunächst der Feststellung des hemmungslosen Seileinlaufes und -auslaufes. In Abb. 1 ist ein Schnitt durch den obern und untern Scheitel­

punkt der Scheibe gelegt. Die feste Keilringscheibe be­

steht aus zwei Teilen kx und k2, die unter Einlegen von

730

Abb. 1. Kei lrin gsch ni tt im o b e r n und u n t e r n ScheiteL

Futterstücken fest gegeneinander gepreßt werden. In diese Keilnutenscheibe legen sich die losen Keilringe a und b, die eigentlichen Seilträger, die, nur durch Reibung von der Keilnutenscheibe mitgenommen, beim Einsinken in die Keilnute das Seil am obern Scheitel in der Rille festklemmen. Im untern Scheitel gehen die Keilringe auseinander, weil sie gegenüber der Keilnutenscheibe exzentrisch nach unten durchhängen und sich dadurch von der Keilnute abheben. Durch das Auseinandergehen der Ringe wird das Seil frei. Bei der untersuchten A n­

lage wurde im obern Scheitel ein Einsinken von 4 mm, im untern Scheitel ein Überhängen von 21 mm g e g e n ­ über dem Scheibenrand gemessen. Der ganze Durch­

hang betrug demnach 4 + 21 = 2 5 mm.

W ie Abb. 2 zeigt, wälzt sich auf dem kleinen Scheiben­

kreis v o m Durchmesser d der größere Keilringkreis vom Durchmesser D ab. Der ganze Durchhang beträgt unten 2e , w enn e die exzentrische Verlagerung der beiden Berührungskreise bedeutet. Bei reiner W ä lzb ew eg u n g muß nun ein Umfangspunkt des großen Kreises um

das Maß 2 i r e gegenüber dem kleinen Kreis Zurück­

bleiben, wenn die Treibscheibenachse eine volle Um­

drehung gemacht hat. An der untersuchten Anlage wurde für 1 U m dreh u n g ein Zurückbleiben von 80 mm be­

obachtet, damit wird

e = ---= 12,7 mm80 2 • TT

und der t h e o r e t i s c h e Durchhang müßte 2 e = 2• 12,7

= 25,4 mm betragen. P r a k t i s c h war der gemessene Durchhang 25 mm.

W ie aus Abb. 1 weiter ersichtlich ist, betrug das Außenmaß der Keilringbreite im obern Scheitel 123 mm, im untern Scheitel 130 mm, so daß sich die Ringe um 130 —123 = 7 mm geöffnet hatten, d. h. im untern Scheitel hatte sich zwischen dem gedachten Seil und den Seil­

rill wänden auf jeder Seite ein Spielraum von 3,5 mm eingestellt. Nach Angabe der Herstellerfirma soll bei der Seilstärke b im obern Scheitel eine Erweiterung auf g

— >b im untern Scheitel genügen.

8

ln Abb. 3 ist die Schrägstellung der Seilrillwände zum Seil dargestellt. Bei einem beiderseitigen Spielraum von 3,5 mm in der untern Scheitellinie bb würde in H ö h e der Mittellinie cc, also dort w o das Seil bei Anord­

n u n g als Turmscheibe ein- und ausläuft, noch ein beiderseitiges Spiel von P A m m bleiben, so daß das Seil beim Einlauf ungehemmt eine satte Auflage in der Rille fin det und sich beim Auslauf unge hemmt von der Rille abheben kann Das beiderseitige Spiel an den ge nannten Stellen wurde an der unter suchten Anlage festgestellt und die satte Auflage des Seiles in der Rille durch den nickelähnlichen Glanz der ganzen Rillensohle bewiesen.

b -i- ■(>

Abb. 3. S c h r ä g s t e l l u n g de r Kei lrin ge zum Seil.

Abb. 4. Erz w in gu ng d e r Schräg stellung .

(9)

. T t ---

Das Auseinandergehen durch die eigenartige Schräg­

stellung beruht auf baulichem Zwang, und zwar dadurch, daß gemäß Abb. 4 der Kegelwinkel ß der Keilring­

hälften etwas größer gewählt ist als der Kegelwinkel a der Keilnute. Unter dem Einfluß der Belastung P im obern Scheitel werden die Kegelflächen aufeinander g e ­ drückt, wodurch sich die Scheibenränder der Keilring­

hälften zwangsläufig schräg zu den Scheibenrändern der Keilnute stellen.

Bei der ersten Anlage wurde beobachtet, daß sich die beiden Keilringhälften beim Lauf gegeneinander ver­

schoben, wodurch die Abriebbildung zwischen Seil und Rillenwand verstärkt wurde. Die Erklärung hierfür ist in der starkem Seilreibungsmitnahme der rillentragenden Hälfte zu suchen, wod urch die Reibungsmitnahme der ändern Hälfte zu klein wird. Dieser Mangel wurde durch die Einfügung von drei Kupplungsklauen zwischen beiden Hälften behoben. Bei den untersuchten Treib­

scheiben neuer Bauart konnte festgestellt werden, daß diese Verschiebebewegung nicht mehr auftritt und die Abriebbildung gänzlich beseitigt ist.

Grundsätzlich sind Treibscheiben mit Eisenlauffläche den Rillenfutter-Treibscheiben aus organischen Stoffen, wie Holz und Leder, überlegen, sobald einmal ein Seilrutschen begonnen hat. Das Rutschen kommt viel schneller zum Stehen. Genau so wie sich ein Zapfen in einem ungeschmierten Lager festbrennt, wird hier bei eingetretenem Rutschen die R utsc hbewegung bald zum Stillstand kommen, weil infolge der Reibungswärme die Reibungsziffer g r ö ß e r wird. Selbst w enn die Keil­

nutenflächen der Keilringe geschmiert wären, würde die Erwärmung der Berührungsflächen den dazwischen gelagerten Ölfilm dünnflüssiger machen, ihn heraus­

pressen, so daß die metallische Berührung eine steigende fx-Ziffer erzeugen und die B e w e g u n g zum Stillstand . bringen würde. Ganz entgegengesetzt verhalten sich Treib- scheiben mit organischem Seillauffutter. Die Reibungs­

wärme löst das in das Futter eingesaugte Seilfett, das zusammen mit den angekohlten Holz- oder Lederteilchen graphitisch schmiert, die Reibungsziffer wird kleiner und die Rutschbewegung kommt nicht zum Stillstand.

jaM

T r e i b v e r s u c h e in d e r G r u b e .

T u rm m asch in en h aspel m it K le m m r in g -T r e ib s c h e ib e von 1 3 0 0 m m S e illa u fd u r c h m e s s e r

und 1 8 0 0 S e ilu m sp a n n u n g sw in k e l.

Die zweitrummige Förderung verbindet bei 64 m Förderhöhe einen obern Querschlag mit der 5. Sohle.

Kohlen gehen hinunter, leere W a g en und Berge herauf.

Die einbödigen Förderkörbe nehmen 1 Wagen auf. Bei unbeladenen Körben sind die Seillasten durch Unterseil­

anordnung gegeneinander ausgeglichen. Zum Antrieb dient ein Blockmotor der Frankfurter Maschinenfabrik.

F ö r d e r g e w i c h t e : kg 1 Förderkorb mit Zwischengeschirr 1 0 0 0 76 m S e i l g e w i c h t ... 150

G ew ic ht jeder Förderseite 1 1 5 0

1 Wagen leer 5 0 0 kg, 1 W agen Kohlen 12 0 0 kg, 1 W agen Berge 1500 kg, Seilfahrt 6 Perso nen 4 5 0 kg.

S t a t i s c h e S e i l l a s t v e r h ä l t n i s s e im B e t r i e b e : 1. Berge auf, Kohlen ab

Bergeseite S! 1 1 5 0 + 1 5 0 0 = 2 6 5 0 kg Kohlenseite S 2 1 1 5 0 + 1 2 0 0 = 2 3 5 0 kg Sx : Sa = 2 6 5 0 : 2 3 5 0 = 1 ,1 3 : 1

G 1 ü c

2. Seilfahrt gegen leeren Korb

Si : S2 = ( 1 1 5 0 + 4 5 0 ) : 11 5 0 = 1,39: 1 3. Kohlen ab, leerer Korb auf

Sj : S 2 = 2 3 5 0 : 1 1 5 0 = 2 , 0 4 : 1 4. Berge auf, leerer Korb ab

Sx : S2 = 2 6 5 0 : 11 5 0 = 2,31 : 1

Bei den unter dem größten Lastenverhältnis 2,31: 1 vorgenom m enen Treiben, und zwar Treiben mit stärkster Anfahrbeschleunigung und Treiben mit betriebsmäßiger Bremsverzögerung, trat weder ein Rutschen der Keil­

ringe in der Keilnute noch ein Rutschen des Seiles in der Klemmrille ein. Zur Ermittlung der Rutschgrenze vergrößerte man das Lastenverhältnis. Auf beiden Seiten wurde mit leerem Korb gefahren und der niedergehende Korb unten vorsichtig aufgesetzt. Beim Weiterfahren des obern Korbes gegen die Treibscheibe bildete sich auf der untern Korbseite Hängeseil, so daß diese Seite

•a ls Belastung nur das Seilgewicht von 150 kg zu tragen hatte. Das Lastenverhältnis war dann

S i : S 2 = 1 1 5 0 : 150 = 7 , 6 6 : 1 .

Bei diesem Lastenverhältnis wurde der oben stehende Korb eine kurze Strecke hoch gezogen, rutschte aber stets wieder zurück, und zwar rutschten die Keilringe in der Keilnute, das Seil in der Klemmrille rutschte nicht1. Die in meinem oben genannten Aufsatz auf­

gestellte Theorie, daß die Keilringe bei satter Auflage des Seiles früher rutschen müssen als d i s Seil, hat damit ihre praktische Bestätigung gefunden. Nach Abb. 6 meines frühem Aufsatzes entspricht bei dem halben Keilwinkel 8 = 1 5 ° , mit dem die Westfalia-Scheibe arbeitet, dem Lastenverhältnis 7 ,6 6 : 1 die Reibungsziffer U = 0,32, ein Wert, der für ungeschmierte Flächen Eisen auf Eisen fast in derselben Größe auch bei der ersten Scheibenausführung festgestellt werden konnte.

Wollte man den leeren Korb mit S2= 1 1 5 0 kg Seillast gegen einen beladenen Korb ins Rutschen bringen, so würde die beladene Lastseite die Seillast

S! = 7,6 6 • S2 = 7,6 6 • 1 1 5 0 = 8 8 0 0 kg

für das Rutschen erforderlich machen, d . h . es müßte eine Überlast in H ö h e von 8 8 0 0 — 1 1 5 0 = 7 6 5 0 kg vor­

handen sein. Da im Betrieb als höchste Überlast gegen den leeren Korb ein Bergewagen mit 15 0 0 kg Gewicht gefahren wird, ist bei dieser Höchstbelastung noch eine

= 5 1 fache Sicherheit 1500

gegen Rutschen vorhanden. Betrieblich kommt daher überhaupt kein Rutschen mehr vor, ein Vorteil, der auch dem von der Treibscheibenachse angetriebenen Teufenzeiger zugute kommt, da Nachverstellungen nicht mehr nötig sind.

F lu rm a sc h in e n h a sp e l m it K le m m r in g -T r e ib s c h e ib e v o n 1 3 0 0 m m S e illa u fd u r c h m e s s e r

u n d 1 8 5 0 S e ilu m sp a n n u n g sw in k e l.

Die zweitrum mige Förderung arbeitet zwischen zwei Sohlen mit 118 m Abstand. Kohlen gehen hinunter, leere W agen und Berge herauf. Die ein bödig en Förder­

körbe tragen 1 Wagen. Zum Antrieb dient ein 80-P S- Zwillingskolbenhaspel der Maschinenfabrik Beien von 3 5 0 mm Zylinderdurchmesser.

1 D ie Ein sch al tun g eine r R e i b un g sk u p p lu n g zw is ch en Seil un d T r e ib ­ ac h se ist eine k en n ze ic h n en d e Eigenschaf t de r W est fa lia -S ch ei b e und b i s ­ her k ein er ändern Treib sc he ibenb aua rt eig en .

k a u f _______ 1129

(10)

1130 G l ü c k a u f 7

F ö r d e r l a s t e n : kg 1 Förderkorb mit Zwischengeschirr 1060 125 m Seil (26 mm Dmr.) . . . 3 0 0

tote Last jeder Seite 1360

1 leerer Wagen 5 0 0 kg, 1 Wagen Kohlen 12 0 0 kg, 1 W agen Berge 15 0 0 kg, Seilfahrt 8 Personen 6 0 0 kg.

S t a t i s c h e L a s t e n v e r h ä l t n i s s e d e s B e t r i e b e s : 1. Berge auf, Kohlen ab

S i : S2 = (l 3 6 0 + 1 5 00): ( 1 3 6 0 + 1 2 0 0 ) = 1,1 2: 1 2. Kohlen ab, leerer W agen auf

Si : S2 = 2 5 6 0 : 1 8 6 0 = 1,38: 1 3. Seilfahrt gegen leeren Korb

Sj.: S2 = 19 6 0 : 1 3 6 0 = 1,44: 1 4. Berge auf, leerer Korb ab

Sx : S2 = 2 8 6 0 : 1360 = 2,1 0 : 1

Die mit dem größten Lasten Verhältnis 2 , 1 0 : 1 durch­

geführten Treiben zeigten, daß selbst bei größter An­

fahrbeschleunigung und Bremsverzögerung keine Rutsch­

b e w e g u n g erzielt werden konnte. Seil und Keilringe waren ungeschmiert. Das Seil wie s nach mehr als halb­

jährigem Betriebe nur leichte, durch die Klemmwirkung hervorgerufene Drahtverflachungen auf, aber keinerlei Abrieb oder schadhafte Stellen. Leider konnte an dieser Anlage eine Belastung bis zur Rutschgrenze nicht vor­

gen om m en werden, weil der Betrieb die dadurch ent­

stehende Förderpause nicht gestattete. Die Anlage war außerordentlich leistungsfähig. Es wurde eine durch­

schnittliche Fahrzeit von 26 s und eine Pausenzeit von 9 s festgestellt, so daß die Stundenleistung in einer Förderrichtung = 102 Wagen = 71 t/h betrug.

B i s h e r i g e A u s f ü h r u n g e n .

Zurzeit stehen 12 Blindschachtförderungen mit Klemmringscheiben, bei denen die Seilfahrt genehmigt ist, in Betrieb. Bei allen Anlagen handelt es sich um Hochleistungsstapel, bei denen die vorhandene Treib­

scheibe die gesteigerte Förderleistung nicht mehr be­

wältigen konnte oder bei denen der Futterverschleiß unverhältnismäßig viel Reparaturschichten erforderte.

Das Auswechseln der holzgefütterten Treibscheibe gegen eine Klemmringscheibe war in allen Fällen ohne bau­

liche Änderungen an dem Triebwerk, also ohne große Kosten möglich. Diese Möglichkeit, in bestehenden An­

lagen das Lastenverhältnis durch Änderung der Treib­

scheibe zu steigern, entspricht zurzeit einem Bedürfnis aller Gruben, die zu einem g roß em Wageninhalt über­

gehen.

Auch bei Seilbahnen hat man heute das Bestreben, eine Steigerung der Förderleistungen durchzuführen.

Dies läßt sich durch Einbau von Klemmringtreibscheiben ermöglichen und ist für alle Anlagen, in denen starke Seil­

zerrungen einen großen Seilverschleiß hervorrufen, grund- sätzlich zu empfehlen. Der erste Umbau dieser Art, der in der Ausführung begriffen ist, betrifft eine Seilbahn­

anlage untertage mit Zweischeibenantrieb. Die Anlage arbeitet unter starkem Seilverschleiß mit dem Seillasten- Verhältnis S i : S 2 2 0 8 0 : 5 8 0 = 3 , 6 : 1 . Der Zweischeiben­

antrieb wird durch einen Einscheibenantrieb mit Klemm­

ringscheibe ersetzt, die ein Lastenverhältnis S i :S2= 6 :1 ermöglicht, d. h. man kann nach dem Umbau bei der­

selben Seilbelastung S2 = 5 8 0 kg die größte Seillast Sj = 6 • 5 8 0 = 3 4 8 0 kg zulassen. Dies bedeutet eine Stei­

gerung der Zugkraft von 2 0 8 0 — 5 8 0 = 1500 kg auf 3 4 8 0 - 5 8 0 = 2 9 0 0 kg, also eine Erhöhung um rd. 90 %, und bringt außerdem eine S chonung des Seiles mit sich, da die durch den Zweischeibenantrieb hervor­

gerufene Seilzerrung aufhört.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

Es werden weitere Beobachtungen an der West- falia-Klemmringscheibe und Treibversuche in der Grube mitgeteilt, die den hemmungsfreien Ein- und Auslauf des Seiles und die große Sicherheit gegen Seilrutsch erweisen. Bei ungeschmiertem Seil und ungeschmierten Keilnutflächen ist die Rutschgrenze erst bei dem Lasten­

verhältnis 7: 1 erreicht worden. Die Möglichkeit, die Klemmringscheibe in bestehende Anlagen ohne große Kosten einzubauen, entspricht dem Bedürfnis nach Leistungssteigerung s o w o h l bei Haspelförderungen als auch bei Seilbahnanlagen.

Die Bergbau-Aktiengesellschaften Deutschlands im Jahre 1931.

Im An sch lu ß an uns e re v o r jä h r ig e V e r ö f f e n t l i c h u n g 1 ü b e r das J a h r 1930 sind n a c h s te h e n d nach den vie rt el j äh r ­ lichen V e rö ffe nt lic hu nge n d e r Bi lanzabschlüsse d eu ts ch e r Aktie ng es e lls c ha fte n in der Zeitschrift »W irts ch aft und Statistik« die G e sc h ä f ts e rg e b n is se d e r deu ts ch e n Be rg bau - A kt ie nge se lls c haf te n für das J a h r 1931 z u s a m m en ge st el lt.

Von d e r U n t e r s u c h u n g w u rd e n i n s g e s a m t 57 Gesellschaften mit einem N om in a lk ap i ta l von 2.57 Milliarden ,M> erfaßt, u n d z w a r 10 Gesellsch aften des S te i n k o h l e n b e r g b a u s mit 296 Mill. M Nom in a lk ap it al , 26 G es ellsc haf ten des B r a u n ­ k o h l e n b e r g b a u s , de re n N o m in a lk ap it al sich auf 392 Mill. M be läuf t un d 9 K al ib er gb au - G es e lls c ha f te n mit 326 Mill. M N o m in a lk ap it al . A u ß e r d e m um sc h li e ß t die U n t e r s u c h u n g noch 12 mit B e rg b a u v e r b u n d e n e U n t e r n e h m u n g e n der E ise nin dus trie , die ein N o m in a lk a p i ta l von 1,55 Milliar­

den M nachw'iesen.

Die g e s a m t e n A k t i v e n der 57 e r f aß te n Gesellscha ften beliefen sich auf 5,59 Milliarden M , sie u m f a ss e n so w oh l das A n l a g e v e r m ö g e n als auch das Be tr ie b s v er m ö g en , das sich aus Effekten, Bete iligung, V o rr ä t e n u n d flüssigen

1 Glückauf 1931, S. 1384.

Mitteln (einschließlich d e r V o ra u s z a h lu n g e n und Voraus­

leist ung en ), d e m K a s s e n b e s ta n d un d den Bankguthaben zu­

s a m m e n s e tz t. Bei den E ff e kt en und Beteiligungen ist an­

g e n o m m e n , d a ß es sich ü b e r w i e g e n d um Daueranlagen handelt. Nich t b er ü c k s ic h t ig t sind auf der Aktivseite da­

g e g e n das nicht ei n g ez ah lt e Aktienkapita l, die Ver­

r e c h n u n g s p o s t e n ( A u s g l e ic h s k o n te n ) un d die Verluste. Von den A nl age n sind die E r n e u e r u n g s k o n t e n , da sie nichts an de r es als A b s c h r e i b u n g e n dar stellen, in Ab zug gebracht. ^

Das A n l a g e v e r m ö g e n , auf das ins ge sa m t 3,03 Milli­

ar de n M entfallen, h a t sich d e m V o r j a h r gege nüb er in se in em Anteil an den g e s a m t e n Aktive n nur unbedeutend, u n d z w a r von 53,42% auf 54,21 o/0 e rh öht. Verhältnismäßig am h ö ch s ten sin d die A nl ag e n bei Gesellschaften mit be­

t räc htli ch em H au s- u n d G r u n d b e s i t z , wie z. B. beim Stein­

k o h l e n b e r g b a u , be w e rt e t, bei d e m diese nicht weniger als 71,41 o/o von den Aktiven au s m a c h e n . Beim Braunkohlen­

b e r g b a u e r g ib t sich d e m g e g e n ü b e r nur ein Anteil von 56,95 o/o u n d bei d e r G r u p p e B e r g b a u und Eisenindustrie ein so lc he r von 54,87 o/0. Am g e r i n g s t e n stellten sich die Anlag en im V er häl tn is zu de n g e s a m t e n Aktiven beim Kali­

b e r g b a u mit 37,34o/o. Die V o r r ä t e w u r d e n von den er-

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