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Stahl und Eisen, Jg. 29, No. 17

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Leiter des technischen Teiles Er.-Jn«- E. SchrSdter,

Geschäftsführer des Vereins deutscher Eisen-

hflttenleute.

Verlag Stahleisen m. b.fl., Dßsseldorf.

STAHL ID EISEN

ZEITSCHRIFT

Leiter des wirtschaftlichen Teile«

Generalsekretir Dr. W. Beumer, Gesdiäfstlfihrer der Nordwestlichen Gropp«

des Vereins deutsdier Eisen- und Stahl­

industrieller.

FUR DAS DEUTSCHE EISENHÜTTENWESEN.

Nr. 17. 28. A pril 1909. 29. Jahrgang.

Paul Liebert t- YY/ iedcrum erfüllen w ir eine Freundespflicht,

” indem w ir das Lebensbild eines Dahin- geschiedenen entrollen, dessen T ätig k eit in die Zeit zurückragt, in w elcher die deutsche Eisen­

industrie im W erden w ar, um sich aus den A n ­ fängen der 7 0 er Jahre

allmählich zu der heutigen Bedeutung zu entwickeln.

Am 5. März verschied Paul L i e b e r t , G eneral­

direktor der O berschlesi­

schen K okswerke und Che­

mischen Fabriken, A .-G ., Berlin. Er wurde im Jahre 1846 zu D an zig geboren und absolvierte das Gym­

nasium seiner Vaterstadt, um alsdann den in seiner Familie herkömmlichen ju ­ ristischen B eru f zu ergrei­

fen; im Jahre 18 65 bezog er die Universität H eidel­

berg und vollendete hier und in Berlin seine Stu­

dien. Nach A blegun g des Beferendarexamens wurde

er im Jahre 1 8 7 0 zu den D an ziger Husaren

«ingezogen, die dem Corps zugeteilt w aren, das während des deutsch-französischen K rieges unsere nordischen Küsten besch ü tzte; mit dem Feinde kam dasselbe bekanntlich nicht in Berührung.

Nach dem Friedensschluß v erließ Liebert den Staatsdienst und trat in die D irektion der W aggonfabrik Hambruch & Y ollbaum in Elbing ein; als diese Fabrik in den B esitz D r. Strous- hergs überging, verblieb L iebert in seiner Stel­

lung. Im Jahre 18 75 erfolgte die leidige Strous- bergsche K atastrophe, die bei den übertrieben pessimistischen Anschauungen der G eschäftsw elt, namentlich aber in folg e des Umstandes, daß Strous- berg in denkbar ungerechtester W eise viele Monate lang in Moskau in H aft gehalten wurde, den Zusammenbruch der Unternehmungen dieses vielfach verkannten Mannes zur F o lg e hatte.

So fiel L iebert die A u fgabe zu, die Liquidation

X V I I .,,

der E lbinger W a gg on fa brik durchzuführen, w o­

bei er g roß es G eschick an den T a g legte. — Im Jahre 1876 übernahm er die L eitung des N ickelw erkes Viktoriahütte in Berlin und be­

kleidete diesen Posten bis zum Jahre 18 81 . Diese G esellschaft machte eine Zeitlang gute G e­

schäfte in einer K onjunktur hoher N ick elpreise, die teilweise mit der Eeform des deutschen Münzwesens zusammenhing; sie fand je ­ doch mit dem Herunter- gehen dieser Konjunktur ihr Ende. L iebert hatte in beiden Stellungen viel­

fach Gelegenheit, seine Kenntnisse zu erweitern und w ertvolle Beziehungen anzubahnen, so daß man in industriellen Kreisen au f ihn aufmerksam geworden w ar. So kam es, daß er im Jahre 1882 von der Gräfl. H ugo H enckel von Donnersmarckschen G üter­

verw altung als D irek tor der Antonienhütte, K reis Beuthen, berufen wurde. Das W e r k er­

zeugte damals Roheisen, Schweißeisen, R oh - zink und feuerfeste Steine, und L iebert fand fü r seine administrative und kaufmännische T ätigk eit ein ausgedehntes Feld. Man entschloß sich jed och unter dem D ruck der K onjunktur, den Betrieb durch Auflassung des etw as v e r ­ alteten Eisenwerkes au f Zink und feuerfeste Steine zu verkleinern. Die Beschränkung seiner T ätig k eit w ar für den strebsamen D irektor na­

türlich störend, und so w ar es Liebert w ill­

kommen, als ihm im Jahre 18 83 von seiten der Oberschlesischen Eisenbahn - B eda rfs- Aktien - Ge­

sellschaft die Stellung eines kaufmännischen V o r ­ standsmitgliedes angeboten wurde. Gemeinsam mit dem verdienstvollen E d u a r d M e i e r hat L iebert seine Dienste dieser G esellschaft bis zum Jahre 1899 gewidm et, und als im letzteren

72

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610 Stahl and Eisen.

Paul Liebert f.

29. Jahrg. Nr. 17.

Jalire die G esellschaft durch den T od Meiers schwer betroffen wurde, übernahm L ieb ert die alleinige Leitung des großen Unternehmens. In den 23 Jahren, in denen Meier und L iebert, die längste Zeit gemeinsam, später Liebert allein, die Leitung der Oberschlesischen Eisenbahn- Be.darfs-A.-G. zufiel, hat die Friedenshütte im wesentlichen ihre heutige Bedeutung gewonnen.

Bei der Uebernahme der Geschäfte durch Meier waren die Anlagen der Gesellschaft, selbst nacli damaligen oberschlesischen Begriffen, zurück­

geblieben; sie bestanden aus einem kleinen H och­

ofen- und K oksofenwerk in Friedenshütte sowie veralteten Puddel- und Eisenwalz werken in Z a­

w adzki und Umgegend. Die Verhältnisse waren so klein, daß man in Friedenshütte nicht einmal einen normalspurigen Bahnanschluß hatte, son­

dern mit der gesamten M aterialbeförderung von der sogenannten oberschlesischen Eoßbahn ab­

hängig w ar, die allerdings auch damals schon als Schmalspurbahn mit D am pf betrieben wurde.

Das Vertrauen der Geschäftswelt zu dem Unter­

nehmen, das aus dem K onkurs der A ktiengesell­

schaft M inerva hervorgegangen war, mußte erst erkämpft werden, und es bedurfte der größten Anstrengungen und A ufopferung der D irektoren und eines großen Vertrauens der Banken, von denen man finanziell abhing, um die Mittel zu einem systematischen Aufbau aufzutreiben und ein den modernen Ansprüchen genügendes Indu­

strie-Unternehmen herauszuarbeiten. D ie G esell­

schaft wurde gerade in dem A ugenblick, w o man glaubte, die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben, und als das neu gebaute Thomasstahl­

w erk im besten Betriebe stand, von einem Schlage getroffen, der von weniger energischen Naturen, als den damaligen Leitern, vernichtend empfunden w orden wäre, ln aller Zeitgenossen Erinnerung ist noch die schwere Kesselexplosion, die au f Friedenshütte im Jahre 18 87 stattfand, und durch die der V erlust von 13 Menschenleben sowie eine beispiellose Z erstörung des H ochofenwerkes herbeigeführt wurde.

W enn es L iebert gelang, auch nach Meiers T od e die Friedenshütte durch die Erw eiterung des Stahl- und W a lzw erk es und die E rrichtung eines Feinblechw alzw erkes höher zu entw ickeln, so ist das teilw eise wohl dem Umstande zu v er­

danken, daß aus M eiers Zeiten ein Stab befähigter Ingenieure dem W e r k erhalten blieb. Es ist ein besonderes Verdienst Lieberts, daß er diese K räfte zu benutzen und an das W e r k zu fesseln verstand, und daß, wenn einzelne dieser ange­

stammten M itarbeiter abgingen, er mit guter Menschenkenntnis Ersatz dafür zu finden wußte.

Nach 2 3 jä h rig er T ätigk eit in Oberschlesien im Jahre 19 04 empfand L iebert das Bedürfnis, seinen W oh nsitz in ein g rößeres Zentrum zu verlegen, und er folg te dem ehrenvollen A ntrage des Geheimen Kom m erzienrates F ritz von F ried-

laender-Fuld, den Posten des Generaldirektors der Oberschlesischen K oksw erke und Chemischen Fabriken, B erlin, zu übernehmen. Auch in dieser Stellung, die er bis zu seinem Tode bekleidete, erzielte er reiche E rfo lg e. D ie Gesellschaft be­

treibt bekanntlich in erster Linie Koksanstalten mit Gewinnung von Nebenerzeugnissen in Ober- schlesien, K ohlenbergbau und Koksanstalten in Mährisch-Ostrau sow ie den Neubau von Koks­

anstalten. E s gelan g Liebert, den Geschäfts­

kreis außerordentlich auszudehnen, so daß das Unternehmen zu einem der größten seiner Art in Deutschland zählt und sich durch Einträg­

lichkeit auszeichnet.

D ie m annigfaltigen geschäftlichen Bezie­

hungen Lieberts bildeten sich in vielen Fällen zu persönlichen Freundschaften aus. Er war ein h ochgebildeter Mann, beliebt bei seinen Voll­

m achtgebern und Untergebenen. Durch seinen drastischen W it z und Humor, der oft so weit ging, daß manche in ihm mehr den guten Ge­

sellschafter als den gew iegten Geschäftsmann verm uteten, brachte er stets die Lacher auf seine Seite. E r w ar indessen in seinen geschäft­

lichen Maßnahmen von strenger L ogik, Energie und Ausdauer. Diesen Eigenschaften verdankte er nicht allein einen guten Namen in der Ge­

schäftswelt, sondern auch seine E rfolge auf in­

dustriellem Gebiete. D ie Zahl der um ihn trauern­

den Freunde und Bekannten ist eine sehr große.

Um ihn trauert in erster Linie die W itw e, eine durch ihren Kunstsinn und ihre aufopferungsvolle T ätigk eit in W oh lfah rt seinrichtungen in der Gesell­

schaft sehr beliebte, g eistig hochstehende Frau.

Neben seiner T ätigk eit als Generaldirektor der Oberschlesischen E ise n b a h n -B e d a rfs -A .-G ., Friedenshütte, später der Oberschlesischen Koks­

w erke und Chemischen Fabriken, Beriln, be­

kleidete er eine Anzahl von Aufsichtsratstellen, teilw eise bei Unternehmungen, die mit den ge­

nannten beiden Gesellschaften in Beziehungen stehen. E r gehörte der V erw altun g des Stahl- und Eisenwerkes M ilow ice an und war Mitglied des Aufsichtsrates der A k tien -G esellsch aft für M ontan-Industrie in Berlin, der A k t .-G e s . für T eer- und E rdöl-Industrie in Berlin, der Bres­

lauer D iskonto-B ank, der Deutsch-Luxemburger B ergw erk s- und H ü tte n -A k t .-G e s . in Bochum, des Eisenwerkes Marienhütte bei Kotzenau, der A kt.-G es. Archim edes, Berlin, und der Schlesischen E lektrizitäts- und G a s -A k t.-G e s . in Breslau.

Durch lange Jahre bekleidete er das Ehrenamt eines Handelsrichters sow ohl in Oberschlesien als auch in Berlin.

Sein T o d erfo lg te durch einen Influenza­

anfall und eine H erzaffektion, die ihm bei seiner A n lage zur Zuckerkrankheit verhängnisvoll wurde. E r starb mitten in der A rbeit, durch einen H erzschlag, der ihn im Schreiben befiel und seinen sofortigen T o d herbeiführte.

M ö g e i h m d i e E r d e l e i c h t s e i n !

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28. April 1909.

Das Hochofen werk Lübeck.

Stahl und Eisen. 611

Das H o ch o fe n w e rk Lübeck.

H ierzu T a fe l V .

Jie erste A nregung zur Gründung eines H ochofenwerks in der Nähe von Lübeck erfolgte in einer 1902 er­

schienenen D enkschrift des Lübecker Handelskammersyndikus D r. S i e w e r t , der unter Bezugnahme auf die günstige E ntw icklung des K raftw erkes bei Stettin die Bedeutung eines ähnlichen indu­

striellen Unternehmens für Lübeck her­

vorhob. Mit Interesse griff der Lübecker Industrieverein, insbesondere sein V or­

sitzender Senator E w e r s , diesen G e­

danken der Errichtung eines zweiten H ochofenwerks an der W asserkante auf, und Im Novem ber 1905 erfolgte die Gründung der A ctiengesellschaft H ochofenw erk Lübeck, an der sich auch der Lübecker Staat beteiligte. Die Grundstein­

legung des W erk es fand am 8. Mai 1906 durch den H üttendirektor D r . N e u m a r k statt; l 1/* Jahr später, am 8. August 1 9 0 7 , wurde der Ofen I angeblasen und einen Monat darauf der Ofen II — für deutsche Verhältnisse eine außergewöhnliche Leistung. D er Gesamt­

plan des W erk es w'urde von D r. Neumark entw orfen, in dessen Händen auch die Bauleitung lag. T afel V , Ecke

^ rechts oben, führt uns den Lageplan des näheren v or Augen.

-2 Die E rzverladeanlage (Abbild. 1 bis 5), welche von der B e n r a t h e r M a s c h i n e n f a b r i k geliefert wurde, besteht aus vier Verladebrücken mit A uslegerkatzen von je 5 0 0 0 kg o T rag k ra ft, einer Erzbunkeranlage und einer maschinell be- ts triebenen Hängebahn zur Verteilung des E rzes in die Bunker.

" Mittels der Verladebrücken werden E rz und K ohle aus den Schiften t ausgeladen und entweder auf dem Hüttenplatz in

§ Haufen aufgestapelt oder in die Füllrüinpfe geschüttet, die o am landseitigen Ende in je d e r Brücke eingebaut sind, j f H inter diesen Füllrümpfen ist dann in jed er V erlade-

§ brücke eine ausrückbare Kuppelstation für die H änge- bahn eingebaut, in w elcher die Hängebahnwagen beladen

■g w erden. Die Stützen für die Hängebahn sind unmittelbar 5 au f den W änden der Erzbunkeranlage m ontiert, so daß w das E rz leicht in die Bunker verteilt werden kann (A b -

„• bildung 2).

tc

D ie A uslegerkatzen sind so konstruiert, daß sowohl mit .= Selbstgreifern als auch mit F ördergefäßen gearbeitet werden

3

kann. D ie Laufkatzen besitzen einen H ubm otor von 62 */, P S

< L eistu n g ; die Maximallast kann in der Minute um 42 m gehoben werden. D ie K atzenfahrgeschw indigkeit beträgt bei 41 P S M otorleistung 180 m i. d. Minute. Das Gewicht je d e r Verladebrücke stellt sich au f 145 t und ihre stündliche L eistung von Schiff au f Mitte P la tz, oder von Mitte P la tz in die Seilbahn oder Erzbunker auf max. 75 t bei 5 t T r a g ­ fähigkeit und 75 m Spannweite zwischen den beiden Stützen.

Die Höhe der wasserseitigen Stütze bis Unterkante Brücken­

träger beträgt 2 2 ,5 m, die der landseitigen Stütze 11,5 ui,

der Radstand ferner w asserseitig 20 m und landseitig 13 m

(Abbildung 3 und 4).

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612 Stahl und Eisen.

Das Hochofenicerk Lübeck.

29. Jahrg. Nr. 17.

D ie Seilbahnanlage für die Bedienung der Bunker (Abbild. 5) ist für eine stündliche Leistung von 150 t konstruiert bei 0 ,7 5 ra Seilgeschwindig­

keit i. d. Sekunde mit 34 W a gen zu 1 t Inhalt; sie verm ag bequem die von zw ei Verladebrücken geförderte Menge E rz in die Bunker zu trans­

portieren. D ie Bunkeranlage besteht aus zw anzig einzelnen eisernen Bunkern mit einem Fassungs­

verm ögen von 4 0 8 0 t E rz bei der Annahme, daß 1 cbm 3 t wiegt.

Die Sehrilgaufzüge für die Hochöfen sind ebenfalls von der Benrather M aschinenfabrik ge-

eine ringsumlaufende Auskragung, welche auf ihrer unteren Seite eine Laufschiene trägt. Die Gichtbühnenträger haben ebenfalls eine ent­

sprechende Schiene. Zwischen den beiden Schienen laufen bei der D rehung des Trichters Wälzungs- rollen, deren Abstand von einander durch einen aus zw ei konzentrischen Bingen bestehenden Lauf- ring gew ahrt wird. D ie Distanzbolzen, über welche die R ollen geschoben sind, sollen gleich­

zeitig das Mitnehmen etw a zurückbleibender Rollen verm itteln und sonst nur die Ringe tragen, so daß durch die Belastung von G locke, Schütt-

A b b ild u n g 2. V erla d eb rü ck e und B un kcran lagen.

liefert und für eine max. N utzlast von 2 0 0 0 kg bei 1 m Geschw indigkeit i. d. Sekunde kon­

struiert. D ie Abbild. 6 gibt eine Gesamtansicht der beiden H ochofenschrägaufzüge w ieder (siehe auch T a fel V ). A bbild. 7 uud 8 führen den V erschluß des H ochofens v or Augen. Um eine gleichm äßige Beschickung des Schütttrichters unter Beibehaltung der zentralen Gasabführung bei der einseitigen selbsttätigen Zufuhr der M öllerstoffe zu erzielen , ist das Begichtungs­

verfahren von Tüm m ler-N eum ark gew ählt und der Schütttrichter mit der U nterglocke dreh­

bar angeordnet. Zu diesem Z w ecke besitzt der Schütttrichter am unteren Ende ein zylin ­ drisches Tauchrohr, das in die auf dem Ofen­

schacht befindliche W assertasse eintaucht, und

trichter und Beschickung in der Hauptsache nur rollende Reibung entsteht, ein Umstand, der sehr w esentlich erscheint, da er einen sehr geringen K raftbed arf und so gut wie g a r keine W artung zur F olg e hat. D ie Drehung wird durch ein mehrmals über einen mit einem H olzfutter ver­

sehenen, außen am Schütttrichter angebrachten Seilrillenkranz geschlungenes Seil bew irkt, das mechanischen Antrieb erfahrt. D ie D rehvorrich­

tung ist so eingerichtet, daß sie für die jew eilige Anzahl zu entleerender F ördergefäße eingestellt werden kann; es dreht sich der T rich ter bei je d e r Schaltung immer nur um den der W a gen ­ zahl entsprechenden W in k el. D a sich die Unter­

g lock e mit dem Schütttrichter mitdreht, ist das

H ubwerk nicht mit ihr verbunden, sondern die

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28. A pril 1909.

Das Ilochofemcerk Lübeck.

Stahl und Eisen 613

W assertasse, welche die beiden G locken gegeneinander und gegen das Zentralrohr abdichtet, ist als H ubw erk ausgebildet; in ihr kann sich die U nterglocke frei drehen. W en n die G locke g e­

hoben w erden soll, ergreift die das H ubwerk bildende, mittels H ängewerk am B alancier be­

festigte W assertasse nach einem gewissen toten Hub die G locke und hebt sie an. Zur Abdich­

tung der G locke dient eine H ilfsdichtung, welche aus einem Stahlgußringe besteht, der eine schwalbenschwanzförm ige K ings­

nut h at; in letztere ist Asbest als elastische Dichtung einge­

schlagen, w elcher gegen den Schütttrichter abdichtet. Nach oben ist der G ußkörper zu einem ringförm igen Behillter ausgebil­

det, w elcher mit Sand angefiillt is t; in denselben taucht ein mit dem G lockensitz verbundener Zylin der, w elcher die Abdich­

tung zwischen Hilfsdichtung und G locke bew irkt. Soll die G locke angehoben werden, so w ird zu­

nächst die H ilfsdichtung mittels Hängeschrauben angehoben, bis sie sich hinter der am Glocken-

^

sitz befindlichen Schutzleiste be- 2 findet, alsdann beginnt erst d er Hub der H au ptglock e, so daß.

die Asbestdichtung gegen Z e r -

„i

Störung durch niedergehende E rze io usw. geschützt bleibt, dabei aber trotzdem zugänglich und leicht nachzusehen ist. D ie äußere G locke w ird während des B e ­ schickens nicht angehoben, son­

dern das Beschicken findet durch eine auf der äußeren G locke an­

gebrachte Oeffnung statt. Diese Füllöffnung ist mit einem V e r- schlußorgan versehen, welches beim Anheben der inneren G locke die Oeffnung schließt.

D ie K onstruktion der auf dem H ochofenaufzug laufenden K atze ist aus Abbildung 9 deutlich er­

sich tlich ; aus dieser Abbildung ersieht man auch, in w elcher W eise die Verschlußklappen des A ufgabetrichters durch die Lau f­

katze gesteuert w erden. Eine Ansicht des automatischen T rich ­ terdrehw erkes und der G icht­

glockenw inde ist auf A bbil-

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614 Sta.li! und E isen.

Das Hochofentcerk Lübeck.

29. Jalirg. Nr. 17.

dung 10 wiedergegeben, während die A u fzu gs­

winde des Scliriigaufzugs aus Abbildung 11 her­

v o rg e h t; diese ist mit Schützensteuerung und automatischer V erzög eru n g der K atzenfahrge­

schwindigkeit gegen das Hubende eingerichtet.

Einen Querschnitt durch den H ochofen sowie Schrägaufzug und Verladeanlage bringt T a fel V.

D er Hochofen zeigt im besonderen nachstehende Abm essungen:

G ea tellb öh o... 2 950 mm G e s t e llw e ite ... . 3 500 K a s t h ö h e ... . 4 700 K oh len sack d urchm esB or. . 6 500 ” S c h a c h tb ö h e ... . 1 1 500 ff G ichtdu rch m esser . . . . 4 500 G e sa m th S h o ... 21 100 51

stellt sich auf 0 ,5 at und rnax. auf 1,0 at bei 55 Umdrehungen H öchstgeschw indigkeit. Die Dampfspannung beträgt 9 bis 10 at. Weiterhin sind vorhanden zwei liegende Ein-Kurbel-Verbund- Datnpfmaschinen, erbaut von A . B o r s i g in T eg e l, von je 7 0 0 PS effektiver Normalleistung und 1000 P S H öchstleistung, 6 0 0 bezw. 960 mm Zylinderdurchm esser, 1 0 0 0 mm Hub, 4500 mm Schwungraddurchmesser, 125 Umdrehungen i. d.

Minute, 9,5 at Einströmungsdampf, Vakuum 90 bis 93 °/o , direkt gekuppelt mit je 1 Gleichstrom- dynamo L . E. G. 5 5 0 , N orinalleistung 550 K W . bei 125 Umdrehungen i. d. Minute mit Compoundwick­

lung für 5 5 0 V o lt leerlaufend und 525 V olt Voll­

belastung, K ollek tor 16 00 mm, Kollektorbreite

A b b ild u n g 4. E rzv erla d oa n la g o von d er 'W asserseite aus.

Zu jedem Ofen gehören v ier Cowper von 30 m Höhe und 6 in Durchmesser. D ie Gaa- reinigungsanlage enthält je w e ilig einen T rock en - V orrein iger für schwersten Staub, je zwei V o r ­ b en etzer, je einen Theisen-Apparat für eine Gasmenge von 4 0 0 bis 50 0 cbm in der Minute normales 1 0 0 - bis lÖ O gra d iges H ochofengas bei 300 1 W asserverbrauch. In der G ieß­

halle befindet sich ein M asselverladekran, aus­

gerüstet mit einer Schlaghamm erkatze und einer T ransportkatze mit Klappkübel und V erlade- magnet, geliefert von der Benrather Maschinen­

fabrik.

D ie Maschinenhalle enthält zw ei liegende Verbund-Gebläsemascliinen, erbaut von der S i e - g e n e r M a s c h i n e n b a u - A . - G . vorm . A . & H.

Oechelhäuser, für eine normale Leistung von 6 0 0 cbm i. d. Minute angesaugtem W in d bei etwa 32 Umdrehungen L d . Minute, 9 0 0 bezw . 14 00 mm Dam pf- und 2 0 0 0 mm W indzylinder-D urchm esser und 15 00 mm Hub. D ie normale W indpressung

515 mm. D a fü r Beleuchtung 2 5 0 V o lt zur Ver­

wendung kommen, ist je ein kom pletter Aus­

gleichsaggregat-Spannungsteiler, bestehend aus zw ei Gleichstrom -D ynam os v on jo 13 K W . Leistung bei 1200 Umdrehungen mit elektrischer Kupp­

lung, geliefert von der A . E . G ., vorhanden.

Die Zentral-Einspritz-K ondensation ist von der M aschinenfabrik G r e v e n b r o i c h erbaut für eine Leistung von 16 0 0 0 bis 20 0 0 0 k g Dampf i. d.

Stunde und besteht aus einer Pumpmaschine mit E inzylinder-D am pfm aschinen-A ntrieb, 3 0 0 mm Zylinderdurchm esser, 6 0 0 mm Hub, 60 Um­

drehungen i. d. Minute bei 9 at Dampfspannung und 14/ 23 °/o Füllung etwa 2 6 /3 8 PS Leistung;

ferner aus einer W asserpum pe, bestehend aus einer doppeltwirkenden Plungerpum pe von 320 mm Plungerdurchm esser und Antrieb mittels Kurbel von der Schwungrad w elle, sowie aus einer doppeltwirkenden trockenen Ventilluftpumpe von 57 5 mm Durchmesser und aus einer Einspritz­

kondensation.

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28. April 1909.

Das Ifochofenu'erk Lübeck.

Stahl und Eigen. 615

A b b ild u n g 6. H och öfen .

(8)

J¥S

616 Stahl und Eisen.

Das Hochofenwerk Lübeck.

29. Jahrg. Nr. 17.

A b b ild u n g 7 und 8. D op p elter G ich tversch lu ß m it d reh barem A u fga b etrich ter für selbsttätige B esch ick u n g .

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28. April 1909.

Das Hochofenwerk Lübeck.

Stahl und E isen. 61T

pen sind imstande, bei 52 PS K raftverbrauch und etwa 9 2 0 Umdre­

hungen in der Minute 4 cbm W a sser au f 40 m inax. Förderhöhe zu heben. D ie Niederdruck­

pumpen gießen in be­

tonierte Sammelbehäl­

ter und die H ochdruck­

pumpen in einen 30 m hohen eisernen, 200 cbm fassenden H ochbehälter aus, von w o das W a sser ausschließlich fü rK ü h l- und W aschzw eck e an die beiden H ochöfen verteilt w ird. Das W a s ­ ser für Trinkzw ecke, K esselspeisung, K ok s- löschen, für die Ammo­

niakfabrik und B en zol­

fabrik w ird vier artesi­

schen Tiefbrunnen von 20 bis 30 cbm stiind- Abbildung 9. Katze des Hochoienaufzugs in Kippsteilung. licher Leistung aus etwa 60 m T iefe entnommen.

Die D am pfkesselanlage setzt sich zusammen Die Schlackengranulationsanlage besteht aus aus zw ö lf Stück Zw eiflam m w ellrohr-K esseln, einem Siebbecherw erk von 750 mm Becherbreite erbaut von A . L e i n w e b e r & C o. in G leiw itz, und 16,6 m Höhe, das die Schlacke in einen von je 100 qm Heizfläche, 10 0 0 0 mm Länge, aus Eisenbeton erbauten Silo ausschüttet. Die 2200 mm Durchmesser, Flammrohre 3 5 0 mm Schlackensteinfabrik ist ausgerüstet mit einer Durchmesser, mit V orfeueru ng für G icht- und Steinpresse für eine Produktion von 10 00 Steinen Koksofengas und je 2 qm P lanrost für Kohlen- in der Stunde, einem K ollergang, einer Trog-^

feuerung. Z w ei frei­

stehende V erbund-Zw il- lings - Kesselspeisepum­

pen leisten je 30 bis 36 cbm i. d. Stunde;

sie haben 2 4 0 bezw . 360 mm Zylinderdurch- messer, zw ei Plunger von je 2 0 0 mm D urch ­ messerund 260m m Hub.

Zur W a sserv ersor­

gung dienen drei Stück Zentrifugalniederdruck­

pumpen, welche bei 46 PS K raftverbrauch und etwa 8 6 0 Umdrehun­

gen i. d. Minute 8 cbm W asser au f 17 m max.

Förderhöhe zu heben vermögen. D as W a sser wird einem Saugbrun­

nen entnommen, der einen direkten Zufluß von der T rav e hat. W e i­

tere drei Stück H och­

druck - Zentrifugalpuin-

A b b ild u n g

10. Windwerk für

den G ichtyerschluB .

X V I I . » 73

(10)

6 1 8 S ta h l un d E is e n .

Das Hochofenwerk Lübeck.

2 9 . J a h r g . N r. 17,

Mischmaschine und einem Becherw erk zum T ran s­

port des in der Trogmischmaschine gemischten ■ M aterials aus dem Sumpf der Mischschnecke in den K ollerga n g, ausreichend für zw ei Pressen. Die H ochofenschlacke hat etwa nachstehende Zu ­ sammensetzung :

S IO i A laO s - f Fm Oa C aO M g O S

% % % % %

H äm atit . 34 14 46 3 2

Stahleisen 31 15 46 4 2

W a s die K okerei anbelangt, so ist die Kohlen­

zerkleinerungsanlage von S c h ü c h t e r m a n n

& C r e in e r in Dortmund geliefert fiir eine stiind-

bei deutscher Kohle: bei

englischer

Kohle:

K oks . . . . 78,59 °/o K o k s . . . . 74,000/»

T e e r . . . . 4,20 T e e r . . . . 4,20 n A m m on ia k salz 1,14 „ A nim oniak salz 1,00 „

D ie K ohlenzufuhr nach der Kohlenmühle ge­

schieht m ittels elektrischer Lokom otive mit angehängten Selbstentladern von 20 t Inhalt die K oksabfuhr ebenfalls mittels elektrischer L ok om otive mit angehängten kleinen Ivokswagcn von 50 0 k g Inhalt, die ohne Umladung auf den Tisch der Schrägaufziige aufgesetzt werden.

H insichtlich der Nebenprodtiktengewinnung stehen K ondensationsanlage und Ammoniakfabrik

A b b ild u n g 11. W in d e des H och ofen sch rä g a u fzu g s.

liehe Leistung von 60 t ; sic enthält zw ei A ufgabe- Becherw erke, 5 0 0 mm breit, ein T afelsieb, 1 5 0 0 X 5 5 0 0 mm , einen Steinbrecher 3 0 0 X 5 0 0 mm M aulweite, zum V orbrechen der großen Stücke, zw ei D esintegrator-M ühlen von 15 00 mm 0 , einen Kohlenturm aus Eisenbeton mit 15 Fächern zu je 100 t nutzbaren Inhalts, ausgerüstet mit einem Förderbecherw erk für gemahlene K ohle, ein Verteilungstransportband, 9 0 0 mm breit und

*22 0 0 0 mm lang. D ie Ofenanlage (Abbild. 12) z e ig t 100 K oksöfen in zw ei Batterien zu je 5 0 Kammern, Regenerativsystem der O b e r ­ s c h l e s i s c h e n K o k s w e r k e u n d C h e m i ­ s c h e n F a b r i kei l . D ie Kammern sind im Mittel 5 3 0 mm breit, 1800 mm hoch bis W id erla ger und

1 0 0 0 0

mm lang. D ie G arungszeit beträgt etw a 35 Stunden, das Ausbringen gestaltet sich a u f trockene K ohle gerechnet wie fo lg t:

in B etrieb, während die B enzolfabrik sich noch im Bau befindet; letztere w ird von der B e r l i n - A n h a l t i s c h e n M a s c h i n e n b a u - A c t i e n g e s e l l - s c h a f t eingerichtet. D ie Kondensationsaulage besteht aus sechs Intensiv-Röhrenkühlern von je 2 8 0 qm Kühlfläche, drei Gassaugern mit 1 obm Gasdurchgang i. d. Umdrehung, 120 Umdrehungen i. d. Minute, sechs T eer- und Ammoniakwasser­

pumpen, einem T eerscheider für etwa 2 0 0 0 0 0 cbm Gas in 24 Stunden, drei Ammoniak waschern mit Holzhordenfüllung, 3 m Durchmesser und 10 m H öh e, einem System Hochbehälter in Eisen­

konstruktion, enthaltend einen H ochbehälter für

starkes W a sser, das in der Am m oniakfabrik zur

V erarbeitung kommt, und v ier kleinere Behälter,

je zw ei für F risch - und Sch w ach w asser, einem

Gasbehälter von 3 0 0 cbm In h a lt, einem Am-

moniakwasserscheidebassin aus Beton, als Erd-

(11)

A b b ild u n g 12.

B lick a u f dio K ok sofen a n la g e, im H in tergru nd die A m m on fa b rik , die H o ch ö fe n und V erladea n lag en .

28. April 1909. Das HochofenwerkLübeck.Stahl und Eisen. 619

(12)

6 2 0 S ta h l un d E is e n .

Das Hochofenwerk Lübeck.

2 9 . J a h r g . N r. 17.

behälter von etwa

3 0 0

cbm Inhalt ausgeführt

Z a h len tafel 1. K o k e o f e n g a s .

und einem Verladehochbehälter von etwa 80 cbm

Inhalt.

Die Ammoniakfabrik ist ausgerüstet mit drei Ammoniak-Abtreibeapparaten, vier Sättigungs­

kasten mit Bleiglocken, einem K alkm ilchvertei- lungs-A pparat, zw ei Schwefelsäurebehältern von je 30 t Fassungsraum, einer Trockentenne mit

G asheizung und einer Kugelmühle.

Das K oksofengas, welches zu Leuchtgas­

zw ecken dient, w ird in einer Reinigungsanlage, bestehend aus zwei (neuerdings v ier) Stück Rasenerzreinigern von je 1,8 qm Grundfläche, gereinigt. D er zugehörige Gasbehälter hat 50 cbm Inhalt. Nebenstehend einige Koksofengasanalysen (s. Zahlentafel 1).

Z a h lentafel 3. E i s e n e r z e .

CO, d » „ ! n o CO CH< H s

K o k ! - i 29-/2.

o f e n - -J 4 . / 4 .

*** [ 27./7.

2,6 3,8 3,2

1,8 1,0 1,2 1,2 1,3 , 1,7

6,2 6,4 5,2

15.0 12.2 14.1

53,6 47,8 53,2

19,8 27,4 21,3

Z a h len ta fel 2. R o h e i s e n .

llämatlt

%

Glcflerel I

%

Deutsch III

%

Englisch III

% C . . .

4—4,2 4— 4,2 3 ,9 -4 ,1 3,8-4,1

Si . .

2,5— 4,0 2,5— 3,5 2,5—3 2—3

Mn . 0

,

6

1,2 0

,

6

1,0

0,6—0,9

0

,

6

-

0

,9

S . . . 0,015 0,018 0,01— 0,03 0,01— 0,03

P . . .

0 ,0 5 — 0,08 0 ,2 — 0,3 0 ,4— 0,6 1 ,0 -1 ,2

Al, 03 Fe CaO

mko

Mn s Cu Pb Zn A» p Rück­

stand Glüh­

ver­ lust Feuch­

tigkeit SiO,

Santandererz ...

3,01 55,42 2,06 1,02 0,46 0,06 _ _ _ 0,08 _ 9.44

9 -

5,34

T a fn a e r z ...

2,33 59,97 1,02 0,30 1,64 0,04 — —

Sp.

0,034,68

8 , -

3,70

Z a cca rerz ...

2,10 49,69 7,16 0,42 1,77 0,19 0,02 — — 0.03 — 11,64 7,— 4,78

R u b io I ...

1,83 52,94

S P. Sp.

1,02 0,03 0,02 — — 0,01 0,02 — 10,78 15,56 10,30

R o b io II ...

1,41 50,20 2,68 0,87 0,97 0,07 0,03 —

Sp.

0,05 0,02 — 5,53 1 0 - 19,28

B ilbao R ostspat . . .

3,89 53,95 1 - 1,50 0,83 0,54 — — 0,04 0,02 — 1,40 2,46 12,80

K r i v o i r o g e r z ...

0,40 67.15 0,17

Sp.

0,06 — — — 0,02 — — 2 , - 2 , -

C a e n o r z ...

7,61 46,51 3,56 0,92 0,11 0,05 0,02 — — _ 0,665,16 7 - 16,28

G allivara A ...

3,21 65,99 0,82 1,78 0,11 0,08 — — _ _ 0012 _ — 3,84

. c ...

2,47 66,32 2,— 1,30 0,12 0,04 — — — _ 0,40 _ _ — 2,58

B lötb erg ...

3,95 58,75 2,78 3,30 0,12 0,02 — _ _ _ 0,42 _ — — 10,60

M itteU ehwed. Erz . .

3,26 5 4 , - 0,84 1,25

Sp.

0,02 — — _ _

O l l

— _ — 16,12

G elau gte A b b r. . . .

0,80 63,20 0,26 0,11

Sp.

0,96 0,21 0,57

Sp. Sp.

0,02 — — 2 0 , - 3.44

P u rp le-ore ...

0,78 64,78 0,80 0,10 0,10 0,44 0,18 1,59 0,08 0.12 0.01 — — 20,60 3,60

Schwed. W ellofen sch l. .

3,11 50,— 0,56

Sp.

0,20 0,06

— — —

— 0,045

— —

— 31,04

Die Hafenanlage des W erkes besteht aus einem in der Sohle 30 m breiten, 7,6 m tiefen Bassin, dessen nutzbare Länge etwa 400 m beträgt. D er Hafen w ird gegen das W e rk durch eine Kaimauer aus Beton abgegrenzt, deren Krone 2,5 m über NN. steht.

Das H ochofenw erk Lübeck besitzt ferner eine Beamten- und A rbeiterkolonie, die mit Gas, W asser und Kanalisation ausgerüstet ist, mehrere Schlafhäuser für unverheiratete A rbeiter und eine Badeanstalt.

Hinsichtlich der E rzeugungsfähigkeit der H och­

öfen sei bemerkt, daß die Leistung sich für einen Ofen in 24 Stunden auf etwa 175 t stellt. Es w ird vorw iegend Hämatit, G ießerei I, Deutsch III

Zah len tafel 4. K a l k s t e i n . W a s­

ser S I O , F ea O j A l jO j

C a O CaCO , R ück­

stand

K alk v. F u rillen K a lk v. L ü n ebu rg K a lk v. F a x ö

0,2 9,6 5,0

1,94

2,0 0,80

1 ,0 54,2 45,12 53,52

96,80 95,50

12,58

und Englisch I I I sow ie Stahl-, Martin- und Puddeleisen erblasen und zw ar von der in Zahlentafel 2 angegebenen Zusammensetzung.

Zur Verhüttung gelangen hauptsächlich aus­

ländische E rze, w ie aus der vorstehenden Zahlen­

tafel 3 h erv org eh t; der Kalkstein stammt gemäß

Zahlentafel 4 teils aus dem Lüneburgschen, teils

vom Gestade der Ostsee.

0s]car Simmersbach.

(13)

28. A p ril 1909.

Poesie und Prosa aus der Gießerei.

S ta b l und E is e n . 621

P oesie und Prosa aus der Gießerei.

V on J . L e b e r bei A . B orsig in T eg el.

V V / er einmal Zeuge beim Gießen eines außer-

” gewöhnlich großen Gußstückes gewesen ist, wird den Eindruck mitgenommen haben, daß dieses Schauspiel starke ästhetische R eize ausübt.

Das Mienenspiel der heißen, erregten Gesichter, die auf kurze, naturlautartige Kommandos er­

folgenden Bewegungen der hantierenden A rbeiter,

lerischen W e r t ? Von allen, die sich bei solchen Gelegenheiten hinzudrängen, den reizvollen An­

blick zu genießen, w er kommt und betrachtet es, wenn es fein und säuberlich g ep u tzt, aber kalt und leblos au f dem Fabrikhof da liegt? Nur das A u ge des Fachmannes und aller, die daran m itgearbeitet haben, wTeilt noch mit nachdenk-

A b b ild u n g 1. G ießen eines g roß en Stücks.

die hochgetürmten, manchmal grotesk gruppierten Belastungen der Form , die an schweren K etten hängenden Pfannen, v o r deren glühenden Strahlen sich die Nahestehenden durch vorgehaltene Hände und Arme das Gesicht zu schützen suchen, kurz, das belebte, von den Gluten des in starken Strömen fließenden Eisens beleuchtete Bild hat etwas ungemein Fesselndes, und diese Situation, die in Abbild. 1 nur mit dem photographischen Apparat aufgefangen is t, wäre ebenso w ürdig, von der Hand des Künstlers festgehalten zu werden, wie das vielgerühinte und wohlbekannte Menzelsche B ild „Im W a lz w e rk “ . D er Genuß dieses Momentes beruht sicherlich auf ästhetischem Interesse. A b er das Gußstück selbst, um das sich am Ende alles dreht, hat auch das künst­

licher Freude auf dem K oloß . Ihnen scheint in dem Stück mehr Kunst und Bewunderungs­

w ertes zu schlummern, als dem neugierigen Zu­

schauer in der vorübergehenden Bew egung. F rei­

lich , wenn man ein Handbuch der Aesthetik aufschlägt, w'ird man schwerlich eine Seite finden, w o von dergleichen Kunstwerken oder Künsten die Rede wäre. Nicht einmal zum Kunsthand­

w erk w ird man so etwas heraufwürdigen. W a s

hat so ein hunderttausendpfiindiges oder noch

schwereres Stück Eisen, so ein Holm , Zylinder

oder D rehbankbett oder was es sei, mit Kunst

oder Kunsthandwerk zu tun? W ie ein totes

Ungetüm lie g t es j a da au f dem vierachsigen

G üterw agen. Es trägt w eder „den geistigen

A del der N u tzlosigkeit“ , noch ist es Gegenstand

(14)

6 2 2 S ta h l u n d EiB en.

Poesie und Prosa aus der Gießerei.

2 9 . J a h r g . N r. 17.

„uninteressierten W oh lg efa llen s“ . V ielleicht wenn man es mit dem B egriff des Zweckm äßigen oder des Vollkommenen versucht, könnte etwas von ästhetischem Gefühle dämmern, denn alles gefallt, in dem w ir das Zusammenstimmen aller Teile zu einem sinnvollen Organismus erblicken. W enn aber schon alles ästhetische Empfinden und W erten subjektiver A rt ist, so geh ört in unserem Falle allerdings eine intensivere A n regu ng der Phantasie dazu, um ein Lebendiges aus dein toten Gegenstände erstehen zu lassen. W e r nicht sieht, was alles an Momenten in einem solchen Guß­

körper sch läft, die man sonst schlechthin als M otiv ästhetischen W oh lgefallen s anspricht, bei

dem kann im A nblick solcher Gegenstände nie das Gefühl aufkommen, daß auch hier ästhetische W e r te im Spiele sind.

V on der A rchitektur sagt man, sie sei neben anderem besonders auch deshalb eine V erk ö r­

perung des Schönen, w eil sie die Verbindung mit der W irklichkeit, dem realen Dasein am klarsten zum Ausdruck bringe, w eil sie selbst ein Stück lebendiger, menschlicher Seele dar­

stelle und gewisserm aßen ein erw eitertes Organ der menschlichen G lieder sei. Nun, man über­

trage einmal diesen Gedanken au f eine Maschine oder gerade au f ein D rehbankbett, w ie es w eiter unten abgebildet is t ; steht nicht ein solches Erzeugnis der Technik mit dem realen Leben in noch engerer Verbindung als die A rch i­

tek tur? , A rbeit, Segen und N ot rollen in seinem G etrieb“ , gäbe es etwa beispielsweise für eine solche W erkzeugm aschine eine treffendere B e­

zeichnung als Organ des M enschen? Auch was den Stil anbelangt — um ein w eiteres ästhe­

tisches Moment zu berühren — so hat die Ver­

arbeitung dieses bestimmten M aterials, nämlich des G ußeisens, seine Gesetze. D er Geist des Schöpfers eines derartigen Gegenstandes wird durch das M aterial in ganz bestimmte Bahnen gedrängt, und anderseits ist dem Geist des Kon­

strukteurs hinreichend Spielraum gegeben, ilio Erscheinung, den G egenstand zu idealisieren. Das Empfinden haben doch alle, die Sinn besitzen für eine elegante Lösung der Materialverteilung, sei es nun im K onstruktions- oder Maschinen­

bau, überhaupt alle, die die Erzeugnisse der Eisenindustrie, insbesondere des Gießereigewerbes, nicht allein vom Standpunkt der Nützlichkeit oder Zweckmäßigkeit beu rteilen ; man beachte doch einmal, welche W andlungen die Linien­

führung in rein ästhe­

tischer Hinsicht au Dampfmaschinen, Mo­

to re n , Werkzeugma­

schinen durchlaufen hat, wenn man alte Modelle neben moderne stellt.

Und daß auch hier eine Individualisierung des Stils möglich und tat­

sächlich vorhanden ist, geht daraus hervor, daß solch e, die sich auf irgend einem Konstruk­

tionsgebiet auskennen, von der Form auf den Bildner zu schließen in der L a g e sind. Daß man allgemein gießerei­

technische Produkte — abgesehen vom Kunst­

guß — dem Kunsthandwerk hintansetzt, scheint nicht zu letzt daran zu lieg en , daß es dem G roßgu ß an allem ornamentalen von der Lust und Laune des Bildners abhängigen Beiwerk fehlt. D as ungeübte A uge sieht weder die Feinheiten noch die Schwierigkeiten eines an­

scheinend groben M achwerkes. Sonderbar ist aber das A uftreten eines weiteren ästhe­

tischen M erkmales, daß es nämlich kaum eine handwerkliche T ä tig k eit gibt, bei der das Ge­

lingen des Stückes so viel Freude hervorrüft, wie bei einem schw ierigen, außerordentlichen Gußstücke. Man sagt ja g e ra d e z u : „K unst ist der Ausdruck der Freude, die der Mensch an seiner A rbeit h a t“ . Auch an „H erzklopfen , inne­

rem Sturm, Erschütterungen“ und freudigen Er­

hebungen fehlt es dem nicht, der das Milieu kennt, aus dem ein solches G ußstück herstammt.

So gäbe es noch eine ganze R eihe von Punkten, die darauf hindeuten, daß auch in dein schwer­

fälligen Gußstück manche ästhetischen Momente

(15)

28. A p ril 1909.

Poesie

u n d P r o s a a u s

der Gießerei.

S ta h l u n d E id en . 628

beschlossen ruhen. E s bedarf nur eines v er­

ständnisvollen A uges, das sie aufdeckt, und es ist nötig, das Stück v or sich im Geiste ent­

stehen zu lassen, von dem Moment ab, w o seine Gestaltung zu einer N otw endigkeit für die Technik wurde, w ie es im G eiste des kon­

struierenden Schöpfers Form annahm, wie das so entstandene B ild durch den K o p f des über die Form- und Gießmethode disponierenden Gießereimannes gin g, w ie das Stück selbst unter den Händen des Form ers wurde und nun end­

lich als erweitertes menschliches Organ seinen Dienst verrichtet; alsdann w ird auch der prak­

tisch nicht interessierte Beobachter beim B lick auf die Gesamtheit die­

ser Entstehungsphasen auf W erte stoßen, die den rein ästhetischen zum mindesten sehr nahe stehen. Es w ird ihm die Erkenntnis kom ­ men, daß er es hier mit einer A r b e i t zu tun hat, deren Entstehung entsprechend dem Zug unserer Zeit au f dem Prinzip der A rbeitstei­

lung beruht, so daß man sich versucht fühlt, g e ­ radezu von eineih kom ­ munistischen Kunstwerk zu sprechen, und g e ­ wiß wird das herauf­

kommende Z eitalter dem Menschen einen geüb­

teren B lick in diesen Dingen anerziehen und ihm aus seiner stief­

mütterlichen A u ffas­

sung den der Eisenindustrie entspringenden E r­

zeugnissen gegenüber heraushelfen. Darüber wäre noch manches zu sagen.

Allerdings werden dem rein fachmännisch Empfindenden die Kehrseiten der Freude am Ge­

lingen des Stückes viel stärker in den V ord er­

grund treten, als einem praktisch nicht en­

gagierten ästhetischen B eobachter.

Und diese Kehrseiten der Freude, von denen im Nachstehenden mit B ezu g auf einige in man­

cher Hinsicht bem erkenswerte G ußstücke die Eede sein soll, sind das R isiko, das man mit ihrer H erstellung übernimmt, und die Sch w ierig­

keiten, die man zu überwinden hat, um ein brauchbares und schönes Stück herauszubringen.

Daß es an beidem bei den betreffenden Stücken nicht fehlt, dürfte aus den Abbildungen 2 und 3 ohne w eiteres hervorgehen. Es handelt sich um eine Drehbank von abnormen Abmessungen, die gegenw ärtig bei einer großen W erkzeugm aschinen­

fabrik für die Z w ecke des Schiffsmaschinenbaus

ausgeführt w ird, und deren aus Gußeisen be­

stellendes B ett der Firma A . B o r s i g in T eg el zur Ausführung übergeben wurde.

Die ganze Bank w ar 25 m lang und v ier­

te ilig ; jed e H älfte bestand wiederum aus zw ei Stücken, die das eine Mal J

6

und 9 m, das andere Mal 14 und l i m lang waren. Das 16 m lange Stück; ist in Abbildung 2, das 14 m lange Stück in Abbildung 3 dargestellt; die beiden anderen Stücke waren ganz ähnlich gestaltet w ie diese. Die B reite eines jeden Stückes be­

trug 3 m, die mittlere Höhe 1,50 m. Sow eit die Kenntnis und Nachforschung des Verfassers reicht, sind Drehbankbette von so abnormen A b ­

messungen in Deutschland noch nicht ausgeführt w orden, und es wird einleuchten, daß nur solche Gießereien Aussicht auf verlustloses, sicheres Ge­

lingen haben konnten, die sich im Laufe der Jahre eine reiche Erfahrung in der Form technik und die nötige Sicherheit in der Gießmethode er­

worben haben. Näheres über die Ausführung der Gußstücke zu hören, w ird den Fachgenossen nicht unwillkommen sein, besonders auch des­

halb, w eil derartige Bänke als Spezialbearbei­

tungsmaschinen vom Scliiffsturbinenbau in Zu­

kunft noch öfter verla n gt werden dürften.

Das, w as den Fachmann am meisten fesselt, ist w eniger das imponierende G ew icht, als v ie l­

mehr die Form und der Umfang der Stücke, das absolute Verhältnis von Oberfläche zu G e­

w icht. D ie D inge lagen nun so, daß infolge kurzer L ieferfrist drei Bettstücke g leichzeitig in A n griff genommen werden mußten, wodurch ein beträchtlicher T eil des Gießereiraum es be­

ansprucht wurde. Dem konnte jed och leicht

A b b ild u n g 3. T e il zu einem D rehbankbett, 14 m lan g.

(16)

6 2 4 S ta h l a n d E is e n .

Poesie und Prosa aus der Gießerei.

2 9 . J a h r g . N r. IT.

3 -

H

D

P9

Rechnung getragen werden, da die Firma Borsig in den Räumen der alten Kruppschen Germania­

w erft am T e g ele r See eine zw eite sehr geräu­

mige G ießerei eingerichtet hat. Fachmännisch interessant gestaltete sich die Herstellung nocli insofern, als es sich empfahl, ein Stück in Lehm, die übrigen in Masse auszuführen. Bei gleich­

zeitiger Inangriffnahme von drei Stücken stellte sich eine besondere Schw ierigkeit dadurch ein, daß man nach M öglichkeit suchen mußte, mit einem Satz von H ilfsm odellstücken, Kernkasten und Schablonen auszukommen. Im übrigen aber gab die Ausführung des A uftrages noch Anlaß zu manchen anderen Bedenken.

Bei dem ungünstigen Verhältnis der Ober­

fläche zu dem G ew icht des Stückes, also einer verhältnism äßig dünnen W andstärke, mußte das gerin gste Treiben der F orm so bedeutende Ge­

wichtsüberschreitungen im G efolge haben, daß bei der gegebenen Gewichtsgarantie empfind­

liche M aterialverluste unausbleiblich waren.

M öglichst stabile Ausführung der Formwand und Kerne w äre nun ein geeign etes Gegenmittel ge­

wesen, wenn nicht die aus den Gesamtabmes­

sungen und der M aterialverteilung ersichtliche hohe G efahr des Reißens gerade nachgiebige Kerne g eford ert hätte, um so dem Stück ein leichtes Schwinden zu ermöglichen. Die Kerne in der Abmessung stärker und dabei wenig fest zu halten, die W andstärke des Stückes also um das Maß des Treibens zu schwächen und doch g leich zeitig leichtes Schwinden herbei­

zuführen, hätte am Ende ans Z iel geführt, wenn nicht die durchgängig bloß 25 mm starke Wand und die vielfäch erige Form der Stücke (siehe A bbildung 4) ohnehin schon die Befürchtung veranlaßt hätten, daß das Eisen ungenügend aus­

lief. Man vergegen w ärtige sich nur, daß das Eisen zw ischen etw a 100 großen , eng beiein­

ander stehenden Kernen 15 00 mm hoch zu steigen hatte.

Neben der M öglichkeit des Reißens lag der Gedanke, daß das Stück sich w erfen könne, am nächsten, da diese Erscheinung an Betten und ähnlich gearteten Gußkörpern am häufigsten be­

obachtet w ird und überdies noch so gut wie außer aller Berechnung liegt. D ie übliche Gegen­

maßnahme — vom H ohleinform en abgesehen — w ar w egen ihrer üblen Nebenwirkung leider aus­

geschlossen : Eine starke Bearbeitungszugabe an den Prismen als A u sgleich bei unerw arteter De­

form ierung verb ot sich, da erstens das damit verbundene M ehrgew icht nicht anerkannt worden wäre, und zw eitens v o r allem deshalb, weil w egen der einseitigen M aterialanhäufung ein späteres Erkalten der beim G ießen unten liegen­

den Partien eintreten mußte, und damit für die

darüberliegenden T - Rippen die Gefahr des

Reißens heraufbeschw oren wurde. Beachtenswert

ist daher der V orsch lag eines erfahrenen Gie-

(17)

28. A p ril 1909.

Poesie und Prosa aus der Gießerei.

S ta h l und E is e n . 625

ßereimannes, sicli in solchen Füllen ungewöhn­

lich großen Risikos an einem stark verkleinerten Stück gleicher G estaltung und gleicher M aterial- st/irkeverhältnisse, von der N eigung zur D efor­

mierung und deren A rt zu überzeugen, wodurch man einen stets zuverlässigen Anhalt für die Behandlung des großen Stückes erhalten soll.

Ferner aber erhielten die fast allseitig von

A bbild u n g 5. Schnitt durch dio M aaseform .

Eisen umspülten Kerne einen gew altigen A u f­

trieb, dem man bei den in Masse geformten Betten nur durch Beschweren der Form die Wage gehalten h ätte; indessen mußte man hier mit Lasten rechnen, die leicht die W ände der Forti» hätten eindrücken können. Es mußte also auch hier ein M ittel gefunden werden, das der Zerstörung der Form vorbeugte. Außerdem w ar noch zu erwägen, daß der lose sandigej

Boden der Gießerei gegen den sich nach allen Seiten hin fortpflanzenden Druck sehr nachgiebig ist, und daß M aßregeln getroffen werden mußten, um mit Sicher­

heit ein D urchgehen des Eisens zu verhüten.

Bei der Dauer von wenigstens acht Tagen, die man für das Zurichten der beiden großen Formen nötig hatte, er­

hob sich das w eitere Bedenken, ob nicht das zuerst fertiggestellte Ende w ieder Feuchtigkeit anzof?. Auch die A nlage der Formentlüftung zum Trocknen und zur leichten Gasabfuhr beim Gießen er­

forderte größere Aufmerksamkeit als

sonst bei großen Stücken. Um allen diesen Erwägungen gerech t zu w erden, wurde nun eine Reihe von M aßregeln getroffen , die im folgenden kurz beschrieben werden sollen.

Bei dem 14 m langen in Masse, w ie bei dem IC m langen in Lehm geform ten Bett w urde etwa 5 0 0 mm hoch Formsand maschinell auf­

gestampft, um der Form einen festen Unter­

grund zu schaffen. D arüber kam eine L age kräftiger Gußplatten, beim M assebett dann eine hartgestampfte Schicht von 2 0 0 mm Höhe (A b ­ bildung 5) und hierauf das K oksbett. Bei der

X V ] I „

Lehmform (Abbildung G) folg te unmittelbar auf die Platten eine R ollschicht von Ziegelsteinen, in deren breit gehaltene Fugen zur gehörigen Lüftung Kokslösche gefüllt wurde. In bezug auf die L u f t a b f ü h r u n g sei noch bemerkt, daß rings um die Masseform, w ie aus Abbild. 5 ersichtlich, Kokskanäle als Gassammler liefen, in die die Luftpfeifen mündeten. D ie Entlüftung der stehenden Kerne wurde nach unten geführt, die der hängenden Kerne nach oben. D aß bei der großen Zahl um­

fangreicher K erne, die allseitig in Eisen gehüllt w aren, gerade auf die G as­

abführung peinlichste Aufmerksamkeit

^ gerich tet w urde, versteht sich von

£ selbst.

^ Die E i n t e i l u n g d e r L e h m f o r m unterschied sich von der der Masseform im wesentlichen dadurch, daß die Seiten­

wände der ersteren (siehe Abbildung 7)

st.u .ejjj

aus einzelnen steinstarken Stücken zu­

sammengesetzt waren, während die der letzteren als Bodenform ausgebildet wur­

den (siehe Abbildung

8

).

Die Schwierigkeiten, die sich beim Trocknen und mehr noch beim Trockenhalten während der verhältnism äßig langen Zeit des Zurichtens der Form ergaben, lassen in gleichen oder ähn­

lichen Fällen das zw ar teure aber sichere Verfahren erw ägensw ert erscheinen, die W ändo der Masseform ebenfalls als Abziehstücke zu behandeln.

A b b ild u n g 6. Schnitt durch die L eh m form .

Auch der A ufbau der Kerne w ar verschie­

den. Abbildung 5 zeig t, wie bei den in Kasten aufgestampften und fürs Massebett bestimmten Kernen die Marken oben derartig gestaltet wurden, daß sie gleich zeitig die Form abdeckten und somit der Oberkasten erspart wurde. Die mit Schablone gezogenen Kerne, zum Lelunbett wurden geteilt und sämtlich mit Ausnahme der unten zwischen den Prismen liegenden Kerne am D eckel aufgehängt. Aus Abbildung

6

geht die Anordnung deutlich h ervor. In beiden Fällen ist durch die besondere A rt der K ernlagerung

74

(18)

Poesie und Prosa aus der Gießerei,

626 Stahl und Eisen.

A b b ild u n g 7. B lick in die L ehm form ,

A b b i ld u n g 8 . B li c k in d ie M a g s e fo r m .

(19)

28. A p ril 1909.

Poesie und Prosa aus der Gießerei.

S ta h l u n d E is e n . 6 27

bezweckt, so viel Kernstützen w ie m öglich zu ersparen, und vor allem v ö llig saubere Prismen zu erhalten.

Mit-Rücksicht au f das T r e i b e n d e r F o r m und das freie Schwinden des Stückes wurden die Wandungen der Lehmkerne aus scharf ge­

trockneten Lehmsteinen, die der Massekerne aber aus einem zu harter K ruste trocknenden, gut feuchten Gemisch von mageren und plastischen Sauden, Tiegelscherben und den üblichen L ock e­

rungsmitteln zu verhältnism äßig dünnwandigen Hohlkasten ausgestaltet, d. h. also im ganzen nachgiebig und gegen örtlichen Druck fest.

Ueber die Z u s a m m e n s e t z u n g d e s E i s e n s ist nicht viel zu sagen. Nach M öglichkeit sollte dem W erfen und Reißen durch entsprechende Materialauswahl vorgebeu gt und doch die nötige Festigkeit erreicht w erden; die Prismen sollten das erforderliche Feinkorn erhalten. Diese F or-

n r i n n n n

Jfv.C.JJS A bbild un g 9. B elastun g d er M asseform .

geringer fällt ihr spezifisches Gewicht aus. Durch frühere Ermittlungen w ar bekannt, daß die v er­

wendeten K erne ein spezifisches G ew icht von rund 1,3 hatten, während massive Kerne in unserer G ießerei bis zu 1,8 und mehr kommen.

Daher auch der starke Auftrieb.

Bei der Lehmform wurden die D e c k e l an die Lappen der U nterlagsplatten geklam m ert;

hierdurch fiel die Beschw erung durch Oberlast zum größten T eil w eg, und die Formwände wurden nicht w eiter beansprucht. Bei der Masseform indessen hatte eine Last von 2 6 0 t, wenn auch gleichm äßig verteilt, seine Bedenken.

Die Abbildung 9 zeig t ohne weiteres, wie die Schw ierigkeit umgangen wurde.

Eine letzte Sorge w ar die fürs G i e ß e n notwendige Anordnung (siehe Abbild. 10), bei der auf die E igenart des Stückes, eine bequeme Handhabung der H ebezeuge und einige minder

■wichtige Momente R ücksicht genommen werden mußte. Mit sieben Pfannen wurde gegossen,

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A b b ild u n g 10. A n ord n u n g fü r das G ießen.

derungen konnten schon durch ein nicht zu phos­

phorreiches gutes Maschineneisen erfüllt werden.

Beim A u s h e b e n d e s G u ß s t ü c k e s war ebenfalls dem W e r f e n d e s S t ü c k e s zu be­

gegnen. Unter dem K opfende und unter der Mitte der Form wurde 24 Stunden nach dem Guß freigelegt und die mittleren Partien mit Wasser gekühlt. Das Erkalten an den ver­

schiedenen Stellen wurde dadurch zeitlich näher zusammengerückt und die W iderstände gegen ungehindertes Schwinden bis zu einem gewissen Grade beseitigt. Das nach unten ausgebogene Bett kam nach V erla u f von fünf T agen etwa in die W a gerech te. D er Schwindungsvorgang wurde durch Abstandsmessungen an einem über das Bett gespannten D raht beobachtet. Um ein Werfen nach der entgegengesetzten Seite zu verhüten, wurde die Mitte des Bettes, nachdem die wagerechte Linie nahezu erreicht w ar, gegen eine g roß e L ast abgekeilt nach A r t der A b ­ bildung

9 .

Eine einfache Rechnung ergab, daß die g e ­ samten Kerne eines Stückes bei etwa 100 cbm Rauminhalt einen A u f t r i e b hatten, der ein Gegengewicht von etw a 2 5 0

0 0 0

k g erforderte.

Je größer nämlich der Inhalt der K erne, desto

und das strömende Eisen fand E intritt durch 50 kräftige Anschnitte. D ie Form des 50 t schweren Stückes war in 75 Sekunden voll, so daß aus 14 Hauptsteigern gut warmes Eisen quoll. An neun Steigern beobachtete man das V erlaufen des Eisens und richtete nach diesen Beobachtungen das Eingreifen der verschiedenen Pfannen und das Gießtempo ein. A ls sehr v o r ­ teilhaft und empfehlenswert erwies sich ein in der Mitte des Stückes angebrachter G ießtrichter, der das Eisen in die Kreuzung der Hauptwände v erteilte. A u f diese W eise wurde ein „A b ­ fallen “ des Eisens zwischen den Rippen v e r ­ mieden. Damit die Stücke ohne W iderstand schwinden konnten, wurden sie gleich nach dem Gusse entlastet.

Ob nun alle die angeführten M aßregeln ge­

rade in dem Sinne w irkten, w ie sie vorbedacht waren und überhaupt alle notw endig gewesen w ären, ist eine hinterher unbeantwortbare F rage.

Es wäre vielleicht auch ohne die eine oder andere gegangen, besser ist jed och immer etwas zu v iel V orsich t als zu w enig. Jedenfalls aber fielen alle v ier Betten in je d e r Hinsicht be­

friedigend aus. Im Grunde genommen handelte

es sich ja auch in den vorliegenden Fällen um

(20)

6 2 8 S ta h l n n d E is e n .

Neues über Härteöfen.

2 9 . J a h r g . N r. 17.

allgemein bekannte Erw ägungen. Das W esen t­

liche lag nur darin, daß man allen gleich ­ zeitig an einem Stück und in erhöhtem Maße Rechnung tragen m ußte, wodurch v iel mehr Schwierigkeiten als gewöhnlich auftraten, und dann la g es in der Natur der Sache, daß

die Uebcrlegungen verschiedentlich zu einer ändern Lösung der F rag e führten bezw. zu anderen Mitteln greifen ließen, als es sonst der Fall ist. D arin aber soll die Berechtigung zu den vorstehenden gießereitechnischen Aus­

führungen liegen.

Neues über Härteöfen.*

V on Fachschuldirektor a. D. H. H a e d i c k e in E itorf.

I | ie Bedingungen, welche an einen m öglichst vollkommenen Glühofen zu stellen sind, werden von S t r a u b e * * w'ie fo lg t an gegeben :

1

. EsmüssenTem peraturen von 7 0 0 bis 1 3 5 0 °C . erzeugt werden können.

2

. D ie Erwärm ung muß m öglichst schnell v on ­ statten gehen.

3. D ie verlangten Temperaturen müssen mit einer Toleranz von 3 0 « eingestellt werden können.

4. Die Erwärm ung muß unter Abschluß von Sauerstoff und Verbrennungsgasen v or sich gehen.

5. Eine Beschleunigung der H eizperiode muß erreicht w erden können ohne Anwendung einer Temperatur, die höher als die für den Stahl passende ist.

Um diese Bedingungen würdigen zu können mit B ezug au f die verschiedenen Konstruktionen von Glühöfen, müssen die V orgä n ge berück­

sichtigt werden, welche beim Härten stattfinden.

Es liegt hier indessen nicht die A ufgabe vor, die einschlägigen, zum T eil nach den neuesten Forschungen recht verw ickelten Verhältnisse zu erläutern, zumal diese in dieser Z eitsch rift***

bereits wiederholt Gegenstand der Besprechung gewesen sind. A b er es erscheint zum Verständ­

nis einer Beschreibung neuerer H ärteöfen doch wünschenswert, einige kurze Betrachtungen v or- auszuscbicken, die sonst verschiedentlich ein­

geflochten werden müßten.

Abgesehen von besonderen Anforderungen ist heute noch der reine Kohlenstoffstahl der beste.

D ieser besteht einfach aus einer A u flösu n g von K ohlenstoff in m öglichst reinem Eisen. Da letzteres bei seiner H erstellung eine besondere V orsich t und teures Material erheischt, bleibt der wirklich reine Kohlenstoffstahl immer noch ein verhältnism äßig kostbares M aterial, dessen V erbilligung nur auf Kosten seiner Güte erreicht werden kann. A b er seine Verw endungsfähigkeit

* Im A nsch luß an deu A rtik e l von G o l d s c h m i d t :

„U eb er H ä rte ö fe n “ , „S ta h l und E isen“ 1907 S. 763.

** »E lek trotech n isch e Z e itsch rift“ 1908, H eft 3 2 :

» lie b e r einen H ä rteofen m it elektrisch geh eiztem S c h m e lz b a d i.

* * * V e r g l . u. a. „ S ta h l un d E is e n “ 1 9 0 4 S . 1 23 9 , 1906 S. 7 7 8 , 1 90 7 S . 9 6 3 .

steht in inniger Beziehung zu seinem Kohlen- stofigehalt. Aus diesem Grunde ist diejenige Benennung des Stahles, aus w elcher der Kohlen­

stoffgehalt unmittelbar zu erkennen ist, als über­

aus zw eckm äßig zu bezeichnen.* Sie überhebt den, w elcher die Zunahme der Härte mit dein K ohlenstoff einmal erkannt hat — was dem Praktiker außerordentlich leicht fällt — der N otw endigkeit, den Z w eck der beabsichtigten Verw endung des Stahles bei der Bestellung jedes­

mal anzugeben und die betreffende Bezeichnung jedesm al nachzuprüfen. D ie Brauchbarkeit eines Stahles hängt nun aber nicht nur vom Kohlen- stoffgehalt, sondern auch von seiner S t r u k t u r ab: er muß durchaus g leich förm ig und fein­

körnig sein. Die G leichförm igkeit hängt mit dem R affinierprozeß zusammen, dem jöd er Feinstahl

— ich gebrauche hier das W o r t im Gegensatz zu „R oh sta h l“ — au f irgend eine W eise unter­

w orfen worden ist, und das feine K orn mit der mechanischen Bearbeitung, das, oft mit dem Raffinieren zusammen, den Rohstahl in Fein­

stahl uinwandelt. Es muß dem Stahl also bei allen Behandlungen, denen er bis zu seiner endgültigen Verw endung unterw orfen wird, der K o h l e n s t o f f g e h a l t und das f e i n e K o r n erhalten bleiben. Und hierin liegt das ganze Geheimnis in der Behandlung des Stahles, so­

w ohl beim Schmieden wie beim Härten.

Es entsteht nun die F r a g e : wodurch kann das feine K orn und wodurch der Kohlenstoff- gehalt unter der Behandlung leiden ? Auch diese erledigt sich sehr einfach. W ir d der Stahl über einen gewissen Punkt hinaus, der von seinem Kohlenstoflgehalt abhängt, erhitzt, dann wandelt er sich in Rohstahl zurück. E r v erliert sein feines K orn , welches in ein gröberes und glänzenderes wieder übergeht, und damit seine Zähigkeit.

Solchen Stahl bezeichnen w ir mit „überhitzt“ . Geschieht diese Ueberhitzung bereits bei der Schmiedearbeit, so ist dem leicht durch gutes Durchschmieden abzuhelfen. F indet sie aber beim Härten statt, so ist der Stahl für den augen­

blicklichen Z w eck verdorben. Hieraus leitet sich

* D ie B e r g i s c h e S t a h l i n d u s t r i e in Rem ­ scheid hat die N um m ern 6, 8, 10, 11 usw. für reinen K oh len stoffstah l m it 0,6, 0,8 usw. °/» K oh len stoff ein­

gefü hrt.

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