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Der Schlüssel zum Weltgeschehen : Monatsschrift für reine und angewandte Welteiskunde, Jg.3. 1927, H. 12.

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Academic year: 2021

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DERFCHLUFFELZUM WELTGEFCHEHEN

1927 J.Jahrgang Heft 12

AN UNSE RElLEsER!

Mit diesem Heft beschließtder,,SchlüsselzumWeltgeschehen«sein-endritten Jahrgang. Ein weiteres Jahr schwererArbeit liegt hinteruns, denn es ist nicht leicht,den zersplittertenStrömungenderZeit aufallsenGebieten der Natur- und Geistseswissenschaftjene Synthese einzuräumen,die stattder Zer- splitterung die harmonischeGeschlossenheiteines neuen Weltbildes, jaeiner

neu-en Wseltanschauungverbürgt.

Einem Meistervon kopernikanischemoder galileischem Format Gefolgschaft zuleisten, verlangteben mehrsalsnur oberfliächlichesWissenum dieDinge-.

Wienn einmal über Hume gesagt wurde, daß seine Größeals Philosophund WissenschaftlerinderVorurteilslosigkeit liegt,inderFähigkeit zusehen,

wo niemand sieht und zu wagen, wo niemand wagt, sotrifftdies

für Hanns Hörbigserin höchst seltenemGrade zu. Um somehr müssenalle diejenigen,dieihn verstehen wollen, erst selbsteinStückjenerVorurteils- losigkeit gewinnen,um imKampfum dieWelteiSlehre nichtdenzweifel- haften Lockungen jenerzuerliegen,dievor lauter kleinlichenBedenk-en noch kaum den Begriff kosmotechnischer Wertung erfaßt, geschweigedenn das WesenderWelteiSlehre überhaupt verstand-en haben.

Fast ausnahmslos hab-enwirerlebt, daß gerade sieessind,dieunsere Gegners- schaft rekrutieren, die warnen, wostatt belangloser SilbenstsechereiundNörgelei ganz-eArbeit geleistetwerden muß.Undnur daran kommt esuns inerster Liniean. Nochbleibtuns fast Übermenschlicheszuleisten übrig,dennwirsteck-en ja selbst erstindenAnfängen unserer Arbeit, sehen Arbeitsaufgabenvor uns aufgetürmt,diemählich erst bewältigtwerden können. Und hierbei dsarfvor allem die Mitarbeit derer nicht versagen,dieden heutigenKreis um den Schlüsselbilden. Jhnenallenliegtesob,saus zwanglosem Pflichtbewußtseinher- aus diesenKreis erheblich zu befestigen und an Zahlzuvergrößern, denn nur dann bestehtdie Gewähreines rascher-en Sichdurchssetzensder bei- spiellossestenGroßtat unseres Jahrhunderts. Möcht-enmanche hinter dieserEr- DerSchlüssel 111,»(23)

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Zeitspiegei

kenntnis Überheblichkeitwittern, uns scheintaus ehrlichem Bemühen heraus jenesBismarckwort gerade gutgenug zusein: »Weretwas Neues zuhaben vermeint undermußesnichtmitEnthusiasmus hinausschreien,derhatüber- haupt nichtszusagen.«JmZeichendieserWorte werden wirauchimkommen- den Jahre mutigweiter kämpfen.Wir sind überzeugt, daß unsere Freunde, deren bisherigetreue Gefolgschaftwir dankbar anerkennen, uns dieseGefolg- schaft auch imneu-en Jahre bewahrenwerden. Wir möcht-enaber gleichwohl jeden einzelnenunter unser-enLes-ernbitt-en geradejetztzumJiahrgansgswechsel nachhaltigst werbend füruns tätigzusein. Je größerdieZahlderLeser, um so eher bestehtdieGewähreiniesweiteren Ausbaues unserer Zeitschrift.

Sogroßund starkmuß unser-e Gemeinde, muß unsere Gefolgschaft werden, daß auchdie fastUnbelehrbarennicht mehr jene SchsopenhauerscheDiktion belächelnkönnen,dieLeitstern unser-er Sache seit Anbeginn ist——"daß nämlich nichtimabstrakten Wissen, sonderninderrichtigenundtiefen anschau- lichen Auffassung derWeltdieQuellewahrer Weisheit liegt.

Wirfügendemersten HeftdesnächstenJahrgangs einmehrere tausendWorte umfassend-es sachlichesundnamentlich-es Stichwortregister bei,dassich auf diebisher erschienenendreiSchlüsseljahrgängebezieht.Wirzweifeln nicht,damit unsernLeserneinen außerordentlichwertvoll-en Dienst erwiesenzuhabenund sie erneut von derbisherigen Schlüssel-arbeitüberzeugenzu können.DasbisherGe leistete mögeder bescheidensteGrundstock sein, aufdemwir mutigund un- erschrocken weiterzubauen gesonnen find.

Schriftleitung undVerlag.

ZElISPlEGEL

Wirlebenin einerZeitder Dämme- rung-enund desSuchens nach Erlösung daraus. Die Kräfte,die hierWeg-e weisen,liegenmeist außerhalbdes Rahmensdereigentlichen Fachwissen- schaft.Wer selbst auf ziemlich abge- grenzt fachlichem Geleisejahrelang tätigwar, wird diese Diagnose stellen können,um so mehr,alssichinihm jene Wandlungvom eingeengten Spe- zialistenzumweitschausendenUniversa- listen vollziehen mußte. Selbstredend gehört dazu-eineArtangeborenerVor- 398

bestimmunsgunidein nochnicht gänz- liches Versackt-und Befangenseinin akademischer Scholastik. Hatman sich dieserFessel entledigt,wirdman über- haupterst begreifen können,warum ein Gestalter wie Hörbiger etwa nur die ganze Problemsumme umfassen kann,um demWesenderDinge nahe zurücken. WerunserenZeitspiegelim Laufedes Jahres genau-er verfolgt hat,wird uns gerne verstehen können, ohne daßwir an dieserStelle deut- licherzuwerden brauchen.Wir haben

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Zeitspiegec

ja immer wieder die Kardinalfrage nachdem eigentlichen Grunde der Welteisablehnunsg gestellt.

Diese Ablehnung entsprichtganzdem Geiste,demerfreulicherweise zweibe- deutsame Naturforscherauf der letz- ten 89. VersammlungderGesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte eindrucksvoll begegneten.Re- signiertgenug leitete derHeidelberger Universitätslehrer Paul Ernst seine Rede über »Das morphologischeBe- dürfnis«ein: »Wer jetzt nach jahr- zehntelangemWirken ineinem, beson- ders derMorphologie gewidmetenBe- rufdemEnde sein-esAmtes entgegen- geht,der wird,wenn er ehrlich ist, ein Gefühlder Enttäuschungüber seineWirksamkeitvor sichselbst nicht verbergenkönnen.Jn Tausendenvon Prüfungen hater immer wieder ge- funden, daß,wo dieAnschauung fehlt, höchstenseinarmseliges Bächlein farb- und würzloserDialektik träufelt.Die- sesGeschlechtmag allenfalls Ohren haben zu hören, keinesfalls Aug-en, zusehen, geschweigedennzuschauen.«

Mit Ruskin imüßtenwirver-stehen,daß dasGräßte,was derMensch aufErd-en vollbringt, zuSchauen istund das Geschautezu künden. »Der ,Uatur- schauer« stehtin der Mitte zwischen dem Naturphilosophsen,der von oben herunter, und dem Naturforscher, dervosn Unten hsmaufleitetZum Er- schiauen gehörtdas mit Hilfedes Verstandes durchführbareVe r ein- fachen, darin liegstderKampfgegen die überhäuft-e Empirie, gegen diiegrenzenloseMannigfaltigkeit, liegt die Überwindungder Tatsachenfülle (23«)

durchdie erschaute Einheitder Ge- stalt.Sobesiegenwir das Grauen vor der empirischen Welt- brieite.« »Wir müssenuns die Wissenschaft notwendig- als Kunst denken, wenn wir von ihr irgend- eine Art von Ganzheit erwarten, UnserZielist,dasGanzeinderAn- schauunsgzubeherrschen, nichtinder Berechnung.AndieStelle dermathe- matischen Folgeundihrermechanischen Notwendigkeit setzenwir die An- schauung einer Lebenseinheitder Natur.« »Wir haben das Be- kenntnis derGroßen, daß isiein den sicherenBesitzeiner Jdee durchinnere Anschauung kamen, daß sie, wie Goethe, ihr-eJdeen mit Augen sahen undserst hinterherdieBeweise dafür suchten.Den Groß-enliefertederVer- suchdenBeweis fürdieangeschaute Idee, währenddiekleinlichieNeugierde den Versuch anstellt,um zu sehen, was dabei ,herausko-mmt«.«Was wir ständig verkannt-en, seiderungeheure Wert der Intuition, einer Anschau- ung als unmittelbare Erfassung der Wirklichkeitin ihr-ervollen Sinnen- fältigkseit (äußere Anschauung-) oder, auf seelische Erlebnisse bezogen,in ihremvollen Bewußtsein (innereAn- schauung).

Es ist«schon ratsam,die gesamten Ausführungen Prof. Ernsts einmal durchzulesien,die,wieauchderfolgend erwähnte VortragdesMünchnerUni- versitätslehriers F. Sauerbruch isn Heft 48X49der »Naturwissenschaften«

vom 26. 11.26abgedruckt sind. Prof.

Sauerbruchs Vortrag über »Heil- kunst und Naturwissenschaft«

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Zeitspiegel

liefertdieformvollendetste Ergänzung zuden Ernstschen Ausführung-en.,,Jn einem höherenSinne desWortes ist dasErschauteundErlebtsegenau so wahrhaftig, wiedasinduktiv Er- for«schte.«...»Wir müssenwieder ein- sehen, daßesneben derexaktnatur- wissenschaftlichen Methode nochetwas ander-es gibt,die Jntuition.« ...»Diese istseinebesondere FormderErkennt- nis,die uns angeboren ist; dem ein-enmehr,dem andern weniger,viel- leichtdarf man sagen, daß sieeine durchdiemenschlich-eEntwicklungver- besserte FormdesJnstinktesist.Ver- arbeitung des Erlebten, seineUm- setzungin das Persönliche ist ihr W-esen.«... ,,Je stärkerdie An- schauungdes Mensch-en, desto mehr lehnterdenZwang wissenschaftlicher Schlußfolgerungenab.«Nichtverwun- derlich, daß Sauererch betonen mußte, daß seiner AnerkennungderIntuition als einer zuverlässigenErkenntnis- möglichkeitvon vielen widersprochen wird, daß seinen Ausführung-enharte Kritik undmanches Mißverstehenfol- genwerden. »Alle,dieinderMathe- matik und in den exaktenNatur- wissenschaftenden einzigen Wegzur Erkenntnis sehen,werden dieseAus- führungen bestimmtund schroffab- lehnen«,denn ,,leider sindunter dem Einflußderexakten Naturwissenscha- ten die unmittelbare Benutzungun- serer Sinne und das Erleben der Natur, wie Goethees verstand-, fast verloren gegangen.«

Uns genügt jedenfallsdieFeststel- lung, daß aufein-erso außer-ordentlich bedeutsamen Versammlung,wie die 400

derdeutschen NaturforscherundÄrzte seitJahrzehnten ist,unter achtVor- trägender allgemeinen Sitzung sich zwei befanden,diemit nachhaltigster Überzeugung just fürdas eintreten, was man der Wseltseislehreund ins- besondere ihrem Schöpferimmer und immer wieder zum Vorwurf macht:

aus genialer Eingebung oder Intuition heraus die bislang um- fassendsteund gewaltigstealler Kos- mogonien geschaffenzu haben.Ein wiegesagterfreuliches Zeichender Zeit dämmert hinterdieser letztenNatur- forschertagung herauf.Uns ist nicht bangeum dieleiseResignationund die Befürchtungdes Mi·ßverstanden- werdens derbeiden Vortragenden.Die Zeit wird kommen, da ihre Aus- führungen einfach für selbstverständlich hingenommen werden müssenund dann wird sich auch zeigen, daßdie Wi-elt-eislehremehrwie reifist,die gesamten Natur- und Geisteswissen- schaften ungewöhnlicheralssonst auf- horchenzu lassen.Denn wir können eswohl guten Gewissens unterschrei- ben,wenn Fritz Klein imOktober- heftder,,Tat« (1927)inseinerWür- digungder Welt-eislehre betont,daß alle Grundelemente des Hörbigerschen Weltbildes bereits tiefin denForde- rung-en desZeitgeistesverankert sind:

,,organisches Geschehen, Dynamik, Po- larität,Universalität, Synthesse, Per- spektive, Korrespondenz,neue Raum- schöpfung,Goethesche Wesensschau,die Schwingungsprobleme, die deduktive Methode,dasOpfer, Wert derJdee und neue Gemeinschaft«.Und gewiß tutimSinneKleins jener Unrecht,der

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Der saat entgegen

ein Universalgenie, das die ganze Summe des materialistischen Zeit- geistesindiegebrauchsfähigenSpan- nung-eneinerübergeordnetenJdeseum-

DR. THEODOR HEINRICH

GEGEN

EinBesonderes führtuns zurWelt- eislehre:dieEhrfurchtvor demMann, deneinWille jenseits unseres Begrei- fens dazubestimmt hat, erster Träger einer neuen Erkenntnis zu sein,die mehralsjeeineaus demtiefstenSinn einer Zeit geborenwurde.

Gnade und Weihe ruht aufihm, vor der wir uns scheubeugen.Ein Auserwählter ister,einVerkünderund Prediger. Ein neues Licht hater aus Rätseltiefen gehoben,dasvielleichtein- malüber die ganze Weltleuchten wird, wenn esjetzt auch bloßinsolchenSee- lenwiderspiegelt,diegutenWillenssind.

Weilwirstolz sind,zudiesenzu ge- hören,darum lieben wir auchden Mann,von dem dasLichtkommt. Und Liebebedeutet hier unentwegte treu-este Gefolgschaft.

Trotzdem:dieWelteislehre ist schon überjene Entwicklung hinaus,wo sie nochsozusagenmitFeuerundSchwert verbreitet werden mußte.Wermitdem Schwertzubekehrenwar, ist schonein Jünger Hörbigers geworden.Was sich entflammen ließ, leuchtet. Jetztaber kommt es daran an, den breiten Strom denkender Menschen,dienoch abseits geblieben sind-, langsaminein

neues Bettzuleiten. Unddasgelingt

nichtnur durch jauchzenden Ansturm.

formteund in ein geschlossenes System zubringen verstand,mitden Mitteln eines veralteten Regsistratur-

systems bekämpft. Bm.

MAYER l DER FAAT END

Jnstiller zäherArbeitmußdie Strö- mung durchniedere Dämme ganzall- mählichan einevon derfrüherennur wenig verschiedene Richtung gewöhnt werden dann versandendiealten, abgedämmtenTeiledes Bettes langsam von selber,werd-entrockenes Land.Zu- gleichabervertieft sichderStrom den neuen Pfad,nimmt ihn schonalsetwas Gewohntes, setztweiterem vorsichtigen Ablenksennicht mehr denselben stumm- gewaltigsenWiderstand entgegen.

Merken wiresuns: nur sehr selten läßt sichdie,,k-ompakteMajorität« (um einWort Jbsenszugebrauchen)über- wältigen,aber fastimmer gelingtes, siezuüberlisten.DaunddortBreschen in die Mauern überlieferterVorur- teilegebrochen, daß Strahlenderneuen Wahrheit Eingang findenUnd die Um- mauerten daraufaufmerksam werden;

mitihnendarüberreden, ohne siebe- kehrenzu wollen;sie bloßmit den wichtigsten Ergebnisssenderneuen Lehre bekanntm-achen; aufdieoft zwingend leichteErklärungirdischerundkosmi- scherPhänomenehinweisen,dievon der traditionellen Wissenschaftnicht gedeu- tetwerden können,unddiese doch nicht angreifen; jedem seinealte Überzeu- gung lassenundihm doch den Zweifel indieBrust setzen: so gewinnenwirdie 401

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Das metaplcysisclre Moment der Wissenschaft

Masse füruns, dieaus sichselbstzu neuen Erkenntnissen findenwill!

Wir brauchen jetzt nicht mehrzu kämpfen,aberwirmüssen säen!

Unddassei auchderSinn dieser Blätter: sie sollen Ssaatgutinder HandderJünger Hörbigserssein, daß siemitvollenHänden ausstreuenkön- nen,wosienur wollen. ManchesKorn wird auf steinigenGrund fallenund verdiorren Anderes nimmt ein gleich-

gültigerBoden auf, es kiommt zur Blüte unddoch nichtzurReife.Aber vieleKörner werden empfänglicheErde findenund dort reiche Frucht tragen, diedannwieder zuneuer Saat dient.

Aberwenn ihr säet, Freunde,dann gehtmit guten Händenaus, laßtdie Waffen daheimundallezornigeRede!

ZuMenschen seid ihr ja gesandt,zu euren Brüdern,diefreundlichesWort benötige-n.

DR. WERNER KUNTZ JDAS METAPHYSIISCHE MOMENT

DER WISSIENSCHAFT «

Die Betrachtungüber das System der Elemente hatschonaus derro- mantischenEinstellungder Zeit her- aus, indersiezum erstenMale vor dem suchenden Menschen-geisteerst-and, denVergleichsmit denTönenderMusik unddenTonleitern derKlaviatur her- ausgefordert.Einespätere,exakterund wissenschaftlichereingestellteZeit hat diesen Vergleich nicht übernehmenwol- len. DerWille, nicht mehrzusagen, als man unbedingtvertreten konnte, nichtdasGebiet desWissenszuver- dunkeln mit Ahnungenund billigen Parallelen,zogesnachsich, daßman solche tiefaufregendeVergleiche nach Möglichkeitunterdrückte. So trat auch dieProutsche Hypothese zurück,eben weildieTatsachendeminteressanten, harmonischen Jnhalt jener vorgeahn-

1Mit gütigerErlaubnis desVerfassers seinemWerke ,,VordenToren derneuen Zeit«(Leipzig 1926, Verlag Felix Meiner, Leipzig)entnommen. Vgl.Zeitspiegelim ,,Schlüssel«1927, Heft5. Schristltg.

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ten Ordnung nicht zu entsprechen schienen.

DasUnterdrücken derIntuition hat denVorzug,derWissenschafteinegroße Sicherheitzugebenunddasundiszipli- nierte AbschweifenderGedanken,das voreiligeDeuten von Tatsachenund dieBeschreitungfalscher Wege,diesich daraus ergeben,zuverhindern.Aber diese zunächstnur alsDisziplindes Gei- stes gedachte Beschränkunghatauch ihrenNachteil.ErbestehtindemAb- flauenderProblematik, indemHer- ausdrängender Metaphysikaus der Wissenschaft.Die ganze Wissen- schaftwie die ganze Kultur ist aber nur eine Funktion meta- physischer Gründe. Aus irra-

tionalem Erlebnis heraus be-

gann das Suchen, und alle Re- sultate inaller Exaktheit sind nur die Früchte einer ur- sprünglich irrationalen Aus- sung. Der Vernunftkritik selbst, die dochdiemetaphysische Grundlage

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Das metaplrysisclie Moment der Wissenschaft

unsererganzen Wissenschaft ist, hat, so- weitsieformulierbar geworden ist,dem subjektivenErlebnis eine überragende Rolle in der Forschungz.ugebilligt.

Man kann denSinn desKantfchen Riesengedankens auf die kurze For- mel bringen: daß Menschengeistvon derNatur nichts wissen kann,alswas ervonsichaus hineingetragen hat. Erst dieEinordnungderErfahrunginein System machtErfahrungzu Erkenntnis undgibtderEinzelerfahrungwissen- schaftlichen Charakter. Nur die aus einem Systemvon Gedanken gefol- gerte Notwendigkeit des Geschehens macht Erfahrung wissenschaftlichver- wertbar. DieGrundlagendesSystems aber sindimmer wieder Gedanken,die aus derTiefederIntuition undden unmittelbaren Gegebenheiten des menschlich-enVerstandesfolgen.Soist dassubjektiveMoment derIntuition inWahrheit dereine, unentbehrliche Faktorderwissenschaftlich-enErkenntnis.

Wir stehenvor einem Wendepunkt der Wissenschaft.Die sdankenswerte Exaktheitdes Arbeitens imletzten hal- benJahrhundert hatden entscheiden- denWert derIntuition übersehenkön- nen,weilsie aufdenintuitiven Grund- gedankeneiner großartigen Geschichte fußte.Man verwandte diePrinzipien desDenkens,dievon großen Geistern schonformuliertwaren, alsGerüftder Forschungundals Grundlagederein- ordnenden Erkenntnis. Statt auf eige- nen Intuitionen fußteman auf den Intuitionen, dievon jenenformuliert undgedecktwaren, undbeschränktesich selbst auf ExaktheitderBeobachtung undVervollständigungderBeobachtun-

genaus derNaturforschungEsistaber offenes Geheimnis, daß diese Methode inirgendeinerWeiseeinenGrenzwert erreicht hat, daßdieIntuitionen, d.h.

dieGrundlagendesDenkens,mitdenen man operiert, gegenüberder Erfah- rung erschöpftzusein scheinen.Nur ist dieser Entwicklungsgang nichtmit vollerSchärfe eingehalten.DieNatur- wissenschaft istvoll von Hypothesen, dieeigentlicheIntuitionen sindundfür den Gang der Entwicklung die be- fruchtendenund treibenden Momente darstellen.Gerade dieneuesten Ergeb- nisse,etwa dasBohrsche Atommodell, sindein starkes Als-Ob,ein Denk- mittel,aus demmenschlichenVerstande hineingetragenindieNatur,undseine Annahme durchdie Wissenschaft ist schonein Zeichenderweit größeren GeneigtheitzurAufnahme kühnerBil- deraus der schöpferischenPhantasie zurErklärungdernatürlichen Zusam- menhänge. DieseBilder und diese For- derungendesVerstandes,aus denen die Problemeerwuchsen,sind meistviel tieferfundiertalsdiekurzen, sicheren Schlüssedesphantasielosen Arbeitens, denndieTiefedergedanklichen For- derung,dieaus derNotwendigkeitdes Denkens her-aus erwächst,ist ja nicht etwas,was außerhalbder Natur steht.

Das ForschendesMenschengeistes ist nichtKultur imGegensatzzuNatur, nichtSubjektimGegensatzzuObjekt, sondernForschungundNatur sindeins wieKultur undNatur, verbunden in dem Riesenproblemvom Wesender Zeit,vom Warum desGeschehens,mit demMotto,obnichtNatur zuletzt sich selbst ergründe.

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Zum Problem der Witterungsperioeien

Denken wirwieder an dasBeispiel aus demVorwort derVernunftkritik, das fich aufKopernikus bezieht:

Nachdem der Menschengeist gesehen hatte, daßeine Erklärungder Be- wegungen am Sternhimmel nicht mehr möglichwar unter derAnnahme, daß Sonne undSterne sich-um die Erde drehen, so versuchteeresmitderge- genteiligen Annahme, nahmdiie Sonne als feststehendan und ließdie Erde sichumdie Sonne drehen.Undplötzlich wurden vieleZusammenhängeerkenn- bar,dasBildrundete sichzurinneren Einheit,und die versuchte Annahme wurde zum wissenschaftlichenUnter- grund.

Esist zweifellos, daßderGedanke der ParallelitätderMusikmit dem SystemderElemente überaus kühn ist und daßder gegenwärtigeStand der AngelegenheitindenEinzelheiteneiner

solchen Parallelitätzu widersprechen scheint.Dem Erlebnis liegt sie trotz alledem nahe.Die Proutfche Hypo- these,dieimWasserstoffden Urstoff fah,in sämtlichenAtome-n nur Viel- fachedesWasserstoffatoms,und zu- gleichdieForderung erhob, daßalle Atomgewichite dementsprechendganze Zahlen sein müßten,war in gleicher WeiseeinmetaphysischesErlebnis von fo zwingen-der Kraft, daßdertiefein- gestellte Forscher auchinder ganzen Periodeder scheinbaren Widerlegung desGedankens nievölligvon ihmlos- kommen konnte; und das letzteEr- gebnis scheint dochzusein, daßdie erfteIntuition bestehtunddiespäteren Zweifelderexakten Forschungwider- legtwerden.

»Am Zweifel erstarktdieWissenschaft, Dochnur der Glaube kannfie heiligen.«

(v.Tischendorf.)

STIUDIENRAT Jl. FUCHS l ZUM PROBILEM DER WHAT-

RUNGSPERIOD ENI

SchonEnde des 18. Jahrhunderts hatman aufGrund statistischerUnter- suchungen Gesetzmäßigkeitenimzeit- lichen Wetterverlauf zu findenver- such-t.

Jnderersten Hälftedes19.Jahr-

1Wir bringendiese ausgezeichneteAr- beit insbesonderedeshalb,weil sieein reichesMaterial anführtzum Studium des Sonnenfleckenrhythmusund nur von

neuem bestätigt,wiegehäuftund proble-

matischhier nochdieForschungsperspektü

ven sindundwiewiederum füruns kein Zweifelbesteht, daßdieWelteislehrege- radehierzurKlärungderSachlage wesent- lich beitragenwird. Schriftleitung.

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hunderts istdann derbekannte Ber- lin-erMeteorologeDo v e,geleitet durch eigene feinfinnige Beobachtungen,zu einem tiefgehendenVerständnisder atmosphärischenVorgängeundzuder Anschauung gekommen, daßesGesetze gebe, welchediezeitliche Folgedes Wet- terablaufs beherrschen. Diesenunbe- kannten Gesetzenversuchteersich durch Regelnzunähern, verfielaberdabeiin denFehler, RegelnalsGesetzezube- zeichnen.DerNachweiseines rhythmi- schenVerlaufsderWitterungserschei- nungen war damals nichtzuerbringen.

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Zum Problem der Witterungsperioden

Erst nachderMitte des19.Jahr- hunderts,alsdurchdiedeutschenAstro-

nomen Schwabe undR.Wolf die

elfjährige Sonnenflechenperiode festge- stelltworden war, erhieltdie bisdahin ziemlichvage Forschungder Witte- rungsperiodeneine festere Grund-lage, indem der elfjährige Sonnenflecken- zyklusals bestimmend fürden Gang gewisser meteorologischer Vorgänge:

SchwankungendesLuftdrucks,der Tem- peratur usw.erkannt wurde. Durch weitere Untersuchungen,besondersdeut- scher und amerikanischer Forscher (Brückner, Köppen, Defaut, Clayton, Clough usw.)konnte man dann fest- stellen, daßnichtnur die elfjährige Sonnenfleckenperiode, sondern auch Teile derselben, besonders 3—Z1X2jäh- rige,undvielfachedeseinfachenSon- nenfleckenzyklus,vor allem 22- und 441X2jährige Periodenbeidengenann- ten meteorologischen Vorgängeneine Rollespielen.

Jmganzenzeigte sichbeiallendiesen Untersuchungen, daßdie Witterungs- verhältnissevielveränderlichersindals dieSonnenflecken,unddieser Umstand in Verbindungmit dem Mangelan längeren zuverlässigen Temperatur-, Uiederschlags-und anderen Beobach- tungsreihen erschwerteden Nachweis des Parallelismus zwischenSonnen- flecken-undKlimaperiodenganzaußer- ordentlicheUmdenbisher mehrge- ahntenaISdeutlich erschauten Zusam- menhang zwischendenperiodischver- laufendenVeränderungenderSonnen- fleckenund den durch sie bedingten Vorgängenin unserer Atmosphäre schärferzuerfassen, schienes zweck-

dienlich,die überviele Jahrhunderte sicherstreckendenAufzeichnungenbetreffs kalter Winter zuRate zuziehenund sich hierdurchein Material zuverschaf- fen,aus demman eingutesBilddes Einflusses gewinnen konnte,denwenig- stensdie ,,groß-en«Schwankungenin derSonnenwirksamkeit aufdasKlima derganzen Erde ausüben.

Den auf historische Angaben sich stützendenWeg habennun vor allem zwei Meteorologeneingeschlagen,der DeutscheW.Köppen undder Hol- länderCom. Easton, undbeidesind vermögederzumeistden bekannten Kompilationswerken (S chn u r r er,

»Chronikder Seuchen«, Pilgram, Pfaff »ÜberdiestrengenWinter vor- züglichdes 18. Jahrhunderts«)ent-

nommenen Datenüber die kalten Win-

terMittel- und WesteuropaszuRe- sultaten gelangt,die fürdie atmo- sphärischePhysik allgemeine Bedeutung besitzen.

Aber dievon den beiden Forschern durch Absonderungder»nurstrengen«

Winter vonden,,außergewöhnlichstren- gen«Wintern herausgebrachten Perio- den bei Köppen 45-, 90-, 119- und131jähr.,beiEaston 221X4-,441X2- und89jährige—, bestandendieProbe bei demVersuch, ihreReellität durch einen Zeitraum von ungefähr1000 Jahren (Endedes8.bis Anfangdes 20. Jahrhunderts)nachzuweisen, nicht undkonnten diese wohl schon deshalb nicht bestehen,dabeide Forscher ihre Untersuchungen auf zu umfangreiche Gebiete (Köppen:Mittel- und West- europa; Easton: Westeuropa)ausdehn- ten unddurch dieseZusammenfassung

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