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Theologisches Literaturblatt, 23. Oktober 1896, Nr 43.

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Academic year: 2021

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Theologisches Literaturblatt,

Unter Mitwirkung

z a h l r e i c h e r V e r t r e t e r k i r c h l i c h e r W i s s e n s c h a f t u n d P r a x i s

Prof. D. Chr. E. Luthardt.

E rscheint jeden F reita g . Expedition: K önigsstrasse 13.

Abonnementspreis vierteljährlich 2 J i. 5 0 /^. Insertionsgebühr pr. gesp. P etitzeile 3 0 /$ .

D ie Abendm ahlsgedanken Jesu Christi.

P erles, Dr. F e lix , A n alek ten zur T e x tk ritik des A lten Testaments.

K r ü g e r, Dr. Guttav, Das D ogm a vom neuen Testam ent.

Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum.

K rSger een., Dr. med. Sigism und, D ie Grund­

b egriffe christlich er W eltanschauung, von der H e y d t, J. D., D er Beligionsun terricht

in Schule und Kirche.

Zlm m erm ann, Pau l v., F ü r stille Stunden.

N eueste theologische Literatu r.

Zeitschriften . — Schulprogramm e.

Verschiedenes.

E ingesandte Literatu r.

Die Abendmahlsgedanken Jesu Christi.

W enn als M ittelpunkt der neueren E rörterungen über das h eilig e Abendmahl die F ra g e gelten d arf, ob die christliche Gemeinde m it ihrer sakram entlichen W iederholung des Mahls einer w irklichen W illensm einung ihres Herrn entspreche, so is t auch die neu erschienene Schrift von Richard A dolf H o f f ­ m a n n : „ D i e A b e n d m a h l s g e d a n k e n J e s u C h r i s t i “ (Ein biblisch-theologischer Versuch. K önigsberg i. P r. 1 8 9 6 , Thomas

& Oppermann [151 S. gr. 8J. 2. 80 ) ein B ew eis dafür, dass die V erneinung dieser F r a g e , so sieg esg ew iss sie auch in den letzten Jahren aufgetreten ist, doch nur eine vorübergehende P h ase innerhalb des G anges der theologischen D iskussion war und bleibt. Denn auch Hoffmann erkennt es auf Grund des paulinischen A bendm ahlsberichtes und der historischen Ver­

h ä ltn isse, unter deDen die regelm ässige F eier des Mahles sich fe stg e se tz t hat, als T hatsache an , dass Jesus das Mahl zum M ittel der bleibenden Erinnerung seiner Jünger an ihn ein­

g e se tz t hat, und zeig t, dass der M angel einer entsprechenden A nw eisung in den B erichten der beiden ersten Synoptiker nicht zum G egenbew eis ta u g t (vgl. S. 9 8 — 115). W ir stellen dies Ergebniss um so lieber fe s t, als die Untersuchung Hoffmann’s in klarer Anordnung und auf methodische W eise, in selbständiger E rfassung der Problem e und m it fleissiger B erücksichtigung der L iteratur geführt ist. Um so schärferen W iderspruch w ird sich freilich Hoffmann in anderer B eziehung gefallen lassen müssen.

Soll nämlich das Charakteristische dieser jü n gsten U nter­

suchung über den Sinn der Abendm ahlshandlung Jesu fest­

g e ste llt w erden, so is t es entschieden darin zu suchen, dass B rot und W ein als die „ gew isserm assen “ lebendigen und daher Leben verm ittelnden R epräsentanten der Lebenskräfte, des Leibes und B lutes Jesu angesehen w erden, wodurch den Jüngern der Kern seiner P ersön lich k eit, seine S eele, sein innerstes S elb st, der in ihm wohnende göttlich e G eist zum Geschenk gem acht w ird , so jedoch, dass diese Gabe keines­

w eg s als eine F rucht des Todes Jesu erscheint, der ja durchaus nicht seinen Jüngern zu g u t oder etw a zum Zweck ihrer L ösung von Sündenschuld geschehen ist.

D ie exegetischen und b iblisch-theologischen Auseinander­

setzu n g en , w elche zu dieser A uffassung führen, stützen sich au f die im ersten K apitel gegebene „Quellenschau“. Hier w erden die vier biblischen Abendmahlsberichte in die zw ei Gruppen der synoptischen und der paulinischen Tradition g e ­ schieden, die sich nicht auseinander ableiten la ssen , und L ukas mit aem u n v e r k ü r z t e n T ex t in die zw eite eingereiht.

D agegen wird ebensow enig zu erinnern sein , w ie gegen das Verfahren des Verf.s, zunächst nicht einen einzelnen, sondern das allen B erichten gem einsam e zum A usgangspunkt der E rörterung zu nehmen. Indessen davon h at uns der Verf.

nich t überzeugen können, dass der B ericht, den Justin in der A pol. 1, 66 vom Abendmahl gegeben h a t, eine selbständige U eberlieferung neben der neutestam entlichen b iete; die freie A rt, in der Justin dort einen gew iss biblischen B ericht (den

des L ukas) v erw en d et, entspricht ja seiner sonstigen Ge­

w ohnheit und erklärt sich vollständig aus dem Zweck jener A nführung, bei w elcher Justin ja nur beabsichtigt, h e i d ­ n i s c h e n L esern aus den eigenen W orten Christi zn zeigen, dass es sich im Abendmahle nicht um profanes Essen und Trinken handle; sie kann also nicht bew eisen, dass Justin unter den aTro[xv7][iov£U[iaxa der A postel, w elche die Christen.

E van gelien nennen, ein anderes als unsere kanonischen E v a n ­ gelien meine. Noch v iel w eniger aber is t es Hoffmann g e ­ glückt, nachzuw eisen, dass Paulus seinen Abendm ahlsbericht in 1 Kor. 11 nicht u n m i t t e l b a r auf die A utorität Christi zurückführe, sondern in W irklichkeit nur b ie te , w as ihm nach seinen besten Quellen, insonderheit der mündlichen M it­

theilung des P etru s bekannt w ar und durch ein inneres Zeugniss des G eistes, durch den W ahrheitseindruck, den es auf ihn m achte, als etw as erschien, w as er für w irk lich e W orte und Handlungen Christi halten durfte. V ö llig treffend hat ja Hoffmann selbst g e z e ig t, dass bei P aulus arco m it dem G enitiv ebensogut w ie uapa auch ein V erhältniss direkten Em pfangens ausdrücke. W ie durfte er aber dann diesen N achw eis selbst w ieder beiseite schieben, indem er aus den vier F ä llen , in denen Paulus m it i:apaXa|xßaveiv die B e ­ zeichnung eines Gebenden verbindet, einen verm eintlich kon­

stanten Sprachgebrauch a b leitet, w elcher für irapaXa[xßaveiv aTto nur den Gedanken einer entfernteren B eziehung zw ischen Geber und Em pfänger zulasse? (V gl. doch nur das g a n z analoge ixa&siv auo tivos .Gal. 3, 2. Kol. 1 , 7 und damit ab­

wechselnd [xaöetv irapa xivo? 2 Tim . 3 , 1 4 .) Ebenso h altlos ist e s, wenn Hoffmann die nachdrückliche V oranstellung des

£yu> in 1 Kor. 11, 23 auf „ ä sth e tisc h -stilistisc h e “ R ücksichten zurückführt, als sollte dadurch der D iktion mehr „F ülle und A bw echselung“ gegeben werden, ganz abgesehen davon, dass die von Hoffmann konstruirte R e g e l, nach w elcher diese A rt des Ausdrucks bei Paulus sich angeblich richten soll, gerade auf den vorliegenden F a ll nicht zutrifft. Endlich bildet die N ichterw ähnung einer w eiteren Erscheinung Christi in 1 Kor. 15 doch nur dann eine Instanz für Hoffmann’s Auffassung des itapeXaßov, wenn man w illkürlicher W eise annimmt, dass dieses Em pfangen auf keine andere W eise als durch eine den dort aufgezählten sich eingliedernde, also g leich artige Erscheinung Christi habe stattfinden können. Mail erw äge doch, dass P aulus üherhaupt bei allem , w as er in seiner apostolischen W irksam keit redet und schreibt, von dem beständigen B e­

w usstsein erfüllt ist, in der A u torität Christi zu reden, w ie er das zuw eilen m it einzelnen fa st form elhaften R edew eisen bezeugt; wenn er nun in 1 Kor. 11 so ausdrücklich und nach­

drücklich, w ie sonst nicht w ied er, seine Mittheilungen au f Christum zurückführt, dann muss er doch in der T h at sich einer ganz einzigartigen W eise, w ie ihm diese K enntniss g e ­ worden, bew usst gew esen sein. F reilich , die obenerwähnten Ausdrücke, m it denen Hoffmann sich die A rt des uapsXaßov

o ltzo Xp. zurechtlegt, deuten auch auf eine A rt von Inspiration, die den Paulus hinsichtlich des Abendmahls vergew issert h ätte;

aber leider lehrt uns der w eitere V erlauf der D arstellung

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von dieser Inspiration zu g erin g denken, als dass w ir sie für eine b erechtigte E rklärung des TtapsXaßov airo Xp. hinnehmen könnten; denn sie w ar nach Hoffmann nicht im Stande, den A postel vor groben M issverständnissen zu bew ahren. D as is t aber nicht das einzige Mal, dass Hoffmann der von ihm zuerst ausgesprochenen A uffassung späterhin untreu gew orden ist.

W ir lassen hier d ahingestellt, ob Hoffmann bei seiner E rörterung über den B eg riff des Bundes oder neuen Bundes, den Jesus bei der A bendm ahlseinsetzung durch sein B lu t zu stifte n erk läre, im R echt ist hinsichtlich der A rt, w ie er Jesum allm ählich zur E in sich t in die N othw endigkeit und den Zw eck seines gew altsam en T odes kommen lä sst. Sicherlich aber is t er im R echte, wenn er unter Ablehnung jeder V er­

flüchtigung der W orte, in denen Jesus sich über den Zweck seines Sterbens äussert, denselben darin findet, dass Jesus an S telle der v ielen , die für ihre Seelen keinen Lösepreis zu zahlen verm ögen, seine Seele hingibt, dadurch die V ergebung ihrer Sünden erw irbt und einen neuen Bund inaugurirt (S. 60).

D as is t biblische S oteriologie, ruhend auf dem B ew usstsein der o b jek tiv -rea len Sündenschuld und Todeshaft der Mensch­

heit. Aber unglaublich rasch tr itt nun an die S telle dieser in der W e lt der B eziehungen zw ischen G ott und Mensch sich vollziehenden V orgänge ein rein psychologischer P rozess als Zw eck nnd W irkung des Todes C hristi: Jesus h ielt nämlich, indem er zw ar als das reguläre die freie, d. h. nicht an ein Sühnopfer gebundene Sündenvergebung ansah, gleichw ol g eg en ­ über hartnäckiger Verstockung erst das Opfer eines Reinen für nothw endig, um durch solchen L iebesbew eis Busse hervor­

zurufen und so die „im Opfer angebotene Sündenvergebung“

zuzueignen, er w ollte also durch die glühenden Kohlen seiner Liebe die U nbussfertigen zur Umkehr erwecken und h at sie erw eckt. W ie sehr w ir dabei R echt haben, den in diesem Zusammenhang auftretenden Gedanken von Opfer und Sünden­

vergebung schon durch die Interpunktion als blos f i g ü r l i c h ged ach t zu kennzeichnen, m ag daraus hervorgehen, dass Hoffmann es sogar den Jüngern durch Jesum als A ufgabe zugew iesen werden lässt, auch ihrerseits ihre Seele als L öse­

geld für andere hinzugeben (S. 8 7 ). Soviel steh t nun aber jedenfalls ohne w eiteren N achw eis fest, dass Jesus niem als ein derartiges Verständniss vom Zweck seines Sterbens geäu ssert hat, so w en ig als die Massen in Jerusalem g en eig t w aren, seinen Tod als einen B ew eis seiner Liebe zu ihnen zu w ü rd igen , dass Jesus vielm ehr seinen T od, sta tt als letzten V ersuch zur R ettu n g des unbussfertigen V olkes, als B e sie g e ­ lu n g des G erichts über dasselbe angesehen und verkündigt hat. Und wenn späterhin aus der M enge der V erstockten doch eine sta ttlich e Schar zum Glauben kam , so bedarf es auch hier keiner w eiteren Zeugen dafür, dass diese eben nicht durch die P red ig t vom T ode, sondern von der A uferstehung J esu gew onnen wurden. W eder in den W orten Jesu noch in dem G ang der E reign isse also findet Hoffmann’s schliessliche A nsicht vom Zwecke des Todes Jesu irgend eine Gewähr.

Man darf freilich auch die Sch w ierigk eit nich t übersehen, durch w elche Hoffmann veran lasst wurde, von jener ersten zu dieser zw eiten Auffassung sich einen U ebergang zu suchen:

W ie konnte Jesus seinen Tod als eine allen ohne U nterschied zu Gute kommende N othw endigkeit ansehen und durch denselben erst den Grund dazu legen w ollen , dass irgendw er in den Bund m it G ott eintrete, w enn er doch vorher schon Sünden­

vergebung m ittheilte und seine Jü n ger insonderheit als Glieder des Himmelreichs betrachtet ? Scheint aus letzterem nicht doch h ervorzugehen, dass die Jünger Jesu seines unschuldigen Leidens und Sterbens nich t bedurften? E s is t hier nicht der Ort zu z e ig e n , w ie diese S ch w ierigk eit unter A nlehnung an Röm. 3, 2 5 f. und durch eine mehr persönliche als dingliche Auffassung vom H eile g elö st werden kann. H ier sei nur erinnert, dass Hoffmann schon m it dieser B eschränkung der B edeutung des Todes Jesu au f die U nbussfertigen, die Bahn seines eigenen ursprünglichen und richtigen V erständnisses der betr. W orte Jesu verlässt, dass er dabei die gesam m te aposto­

lisch e V erkündigung gegen sich hat, w elche den Heiden, die doch k einesw egs so w ie die Juden als verstockt gelten können, insgem ein gerade aus dem Tode Jesu das H eil herleitet, dass ferner gerade zw ei der unm ittelbaren Jünger J e su , Johannes I

und P e tr u s, sich selber unter diejenigen einreihen, denen der Tod Jesu als Sühnung ihrer Sünde zu Gute kommt (1 Joh.

2, 2 ; 4 , 1 0 . 1 P etr. 2, 24 ), dass endlich Jesus gerade für die Sein en sein Leben einzusetzen ausdrücklich erklärt h at (Joh.

10, 15). D am it steh t aber auch schon fest, dass es unbe­

rech tig t ist, die H eilsgü ter, w elche im Abendmahl m itgeth eilt werden, w ie immer man sie fasse, so, w ie Hoffmann es thut, von der B eziehung au f Christi Tod zu lösen. E rst durch diese B eziehung w ird ja auch verständlich, warum sie gerade in B rot und W ein als den „R epräsentanten“ des Leibes und B lu tes Christi dargereicht werden und w eshalb Jesus in den die D arreichung begleitenden W orten immer au f seinen Tod B ezu g nimmt.

Jede E inzeluntersuchung läu ft eben G efahr, bei ernster V ersenkung in s p e z i e l l e F ra g en die a l l g e m e i n e n Instanzen zu übersehen, w elche für das rich tige V erständniss des E inzelnen von B edeutung sind. Noch in einem anderen Punkte scheint die vorliegende Schrift von dieser Gefahr bedroht.

E s is t ja klar, dass m it Hoffmann’s Auffassung vom Abend­

m ahl sich am allerw enigsten der paulinische B ericht verträgt, da nach dem W ortlau t desselben Christus ja gerade seinen Jüngern eben die sündenvergebende Gnade zueignet, die durch die Aufopferung seines Lebens begründet werden soll. S ta tt nun dadurch sich zum Z w eifel an der R ich tigk eit s e i n e s V erständnisses reizen zu lassen, führt Hoffmann diese D iskre­

panz au f ein , in diesem F a lle doch sehr grobes Missver- ständniss P au li zurück. D ie anfängliche prinzipielle G leich­

ordnung seines B erich ts neben denen des M atthäus und Markus verw andelt sich also im Laufe der D arstellu n g in eine so bedenkliche faktische E ntw erthung desselben, dass selbst Justin und die D idache und Ignatius den A postel an richtiger E in sich t übertreffen. Man braucht nicht in einer hier fehler­

haften W eise aus der rein historischen auf eine dogjnati- sirende B etrach tu n gsart zurückzugreifen, um einzusehen, w ie undenkbar diese heutzutage ja nicht unbeliebte Gruppirung ist.

Am allerw enigsten stim m t sie im vorliegenden F a ll zu Hoff­

mann’s A nschauung darüber, ans w elchen Quellen Paulus seine K enntniss vom Abendmahl geschöpft hat. Gerade wenn er hier reproduzirt, w a s ihm durch mündliche M ittheilung seitens der U rapostel zugekommen is t , w ie soll man es sich dann vorstellen, dass er, noch dazu bei dem bleibenden Zusammen­

hang zw ischen ihm und der Urgem einde, zu einer so anders­

artigen A uffassung von dem Abendmahl gekommen is t, als sie die U rapostel ihrem Herrn verdankten? Man w ird zu einem rich tigen V erständniss des Abendmahles blos dadurch g e la n g e n , dass man darauf verzichtet, den synoptischen und den paulinischen Christus in einen unhistorischen G egensatz zu bringen.

N ü r n b e r g . ______________________Bachmann.

P e r l e s , Dr. F e lix , A n a le k t e n z u r T e x t k r i t i k d e s A lt e n T e s t a m e n t s . München 1 8 9 5 , Theodor Ackermann (9 5 S.

gr. 8). 2. 4 0 .

D er V erf. geh t von dem zutreffenden U rtheil a u s, dass in der alttestam entlichen W issenschaft die T extk ritik seit einigen Jahren im Vordergrund des Interesses steht. E r erinnert daran, dass dieses g esteig erte Interesse sich in dem Erscheinen von G rätz’s „Emendationes in plerosque V eteris T estam enti libros“ (edidit B acher 1 8 9 2 — 1 8 9 5 ), von K loster- mann’s D euterojesaja (1 8 9 3 ) und von P . H aupt’s „The sacred books of the Old T estam ent in H ebrew “ (1 8 9 3 ff.) kund­

gegeben hat. Zugleich erw ähnt er aber auch, dass auf dem O rientalistenkongress in Genf 1 8 9 4 die erw ähnten W erke nicht ohne W iderspruch geblieben sind. Indem nun der V erf.

an der textkritischen A rbeit in B ezug au f das A lte T estam ent theilnehm en w ill, bekennt er sich zu dem nam entlich von mir (E inleitung in das A. T ., 1 8 9 3 , S. 1 1 4 ff.) begründeten Satze:

„W enn die L X X vom MT abw eich t, w issen w ir oft nicht, ob die L esart bereits in der V orlage der griechischen Ueber­

setzer gestanden habe“. Ebenso sicher aber ist d ies, dass

„der B ib eltex t bereits eine la n g e G eschichte durchlaufen h atte, bevor die alexandrinische U ebersetzung begonnen w urde“ (S. 2).

E s is t auch nicht unm öglich, die A nlässe ausfindig zu machen, die zu Modifikationen des O riginalw ortlautes führten, und ich

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habe (E in leitu n g, S. 65 — 7 8 . 3 3 6 ) zehn solche A nlässe dar­

g e ste llt und ihre W irksam keit durch B eispiele b elegt. D er V erf. beschränkt sich darauf, fünf Quellen der T extalteration zu besprechen.

Zuerst h at der Verf. einen interessanten R ückblick au f die G eschichte des hebräisch-jüdischen Gebrauchs von A bbrevia­

turen gew orfen , deren ä lteste B eispiele aus Inschriften etc.

von mir (E inl., S. 76) zusam m engestellt worden sind. W as er über dieBe Quelle der T extveränderung g e sa g t hat, is t gew iss aller B eachtung w erth, wenn auch nicht alles, w ie der Verf.

(S. 3) selbst nicht erw artet, B illig u n g finden w ird. A us der grossen Zahl der von ihm gebotenen B eispiele seien einige herausgegriffen, damit einige W inke zu r B eurtheilung daran angeknüpft werden.

Unter den Spuren davon, dass eine Abbreviatur von m m w ar, erw ähnt der Verf. ‘prvuna P s. 1 4 5 , 12. D arin meine ich ihm beistim men zu können, und zw ar auf Grund eines von ihm nicht erw ähnten Momentes. E r betont näm lich mit R echt, dass in P s. 1 4 5 der U ebergang von der A nrede Jahw e’s zur E rw ähnung Jahw e’s als einer besprochenen Person vierm al Btattfindet: V. 2 f. 7 f. 11 f. 16 f. D reim al is t dabei m m g e ­ schrieben: V. 3. 8. 17. D azw ischen is t V. 12 das au f Jahw e bezügliche Suffix gebraucht. Man kann nun nich t geltend machen, dass auch sonst durch ein Pronomen au f eine ent­

ferntere G rösse, das logische Subjekt des K on textes, h in ge­

w iesen w ird , w ie z. B. Jes. 4 5 , 13 das „ihn“ sich auf V. 1 zurückbezieht. Denn P s. 14 5 , 3. 8. 17 is t dieses Verfahren eben nicht angew endet. A ber d i e M öglichkeit besteht, dass in P s. 1 4 5 , 3. 8. 12. 17 gleichm ässig der Gottesnam e m m durch den Anfangsbuchstaben *< angedeutet w ar, w ie die L X X zu Jer. 6, 11 voraussetzen, indem sie für m m pan xov dojiov [xou schrieben, also m einten, dass m m rran nur die V ervoll­

ständigung von “t e h se i, oder letzteres noch w irklich in ihrem hebräischen Kodex lasen (vgl. Jon. 1, 9: ■nns und 5ouXo? xopioo

= ■nas). D ann konnte in P s. 1 4 5 , 3. 8. 17 das i zu m m ergän zt werden, w eil in diesen drei Versen der Gottesnam e nicht durch das Suffix ausgedrückt w erden konnte. Aber in V . 12 kann für 11 oder v ielleich t ^ blos “n geschrieben worden sein, w eil in V. 12 die Setzung des suffigirten Pronomen m öglich w ar.

Betreffs dieser und jener anderen S telle kann ich aber nicht beistimmen. D en von mir m it einer M isch n a-S telle be­

leg ten Gebrauch, das blosse n a n statt m m zu schreiben, m eint der Verf. auch in dem Nebeneinanderstehen von *imö und ato'jxaxo; xopiou Prov. 2 4 , 7 finden zu können. Indess der ganze Vers Prov. 2 4 , 7 la u tet in der L X X so: aocpia x a l evvoia ayaOr) iv iruXai? aocpa>v oocpol oux ixxXivooatv i x axo'fxaxo? xuptoo. B ei dieser vö llig en V erschiedenheit des hebräischen und des griechischen W ortlauts der erwähnten S telle kann man nicht einen T h eil der Differenz aus einer speziellen Quelle ableiten. — P s. 68, 2 0 steh t snrsttiir G o t t (der einzige und w ahre) is t unser H e il, oder auch:

G ott unser H eil. W eil nun „Gott meines H e ils“ (Jes. 12, 2;

P s. 8 8 ,2 ) vorkommt, soll auch P s. 68, 2 0 b eabsichtigt gew esen sein larfiiü’1 'n = Jahw e, der Gottes unseres H eils, und die m assoretische L esart, w elche auch durch die L X X (o deo?

xÄv a(DXT]pui)v ^fiüjv) und die P esch itta b estä tig t w ird , soll durch ban V. 2 1 a veranlasst worden sein. Aber ein g iltig e r A nlass dieser Annahme besteht nicht, und es is t im G egen­

th eil nicht w ahrscheinlich, dass dicht hinter einander bst n als Abbreviatur und als voll ausgeschriebenes W ort g esetzt worden sei.

P s. 3, 8 entsprechen sich (betreffs der Kinnbacke;

P esch itta : auf ihre Kinnbacken) und [xaxata)?. Mit Frankel nimmt nun P erles (S. 24) an, dass 'nb dem U ebersetzer Vor­

gelegen habe, und dies von ihm als Abkürzung von Dsnb auf­

g efa sst worden sei. Nun w ar aber dieses, w en igsten s nach dem A lten T estam ent, gar nicht im Gebrauch. Aber wenn dies auch der F a ll gew esen is t , so lie g t jedenfalls eine w ahrscheinlichere E rklärung jener Differenz in Folgendem . D er hellenistische U ebersetzer hat gem eint, den scheinbaren W iderspruch, der zw ischen der B itte „hilf m ir ! “ und der A u ssage „du h ast sie auf die K innbacke gesch la g en “ besteht, beseitigen zu müssen. D eshalb bat er für ■’rfc ein jiaxaitu?

ein gesetzt. D ies w ar aber u n rich tig, w eil die F ortsetzu n g

„die Zähne von Gottlosen hast du zerbrochen“ jenen T e x t verlan gt. D ie Auffassung des H ellenisten h at nicht sicher dies zur V oraussetzung, dass seine Meinung schon im hebräi­

schen T e x t angedeutet w ar. — Um noch einen F a ll zu be­

u r t e i l e n , so w ill der V erf. (S. 2 7 ) das bekannte sch w ierige nrnn-pso in „und es kam der L öw e und der B ä r “ (1 Sam.

1 7 , 34 ) dadurch beseitigen, dass er eine Abkürzung von nrso voraussetzt. Aber da h a t er nicht berücksichtigt, dass das Z eitw ort nnx ausschliesslich bei den Rednern und D ichtern (J es., J e r ., M icha; D eut. 3 3 , P s. 6 8 , P r o v ., Hiob) au ftritt, also nicht in der gew öhnlichen E rzählungsprosa erw artet werden kann. Jenes auffallende pk von 1 Sam. 17, 3 4 b stam m t überdies w ahrscheinlich daher, dass der B lick des Schreibers auf die gleichen W orte V. 36 a fiel und er von dort das pk kopirte. D enn in V. 36 a feh lt bei den gleichen W orten fa st ebenso auffallender W eise ein p n.

In einem zw eiten A bschnitt untersucht der V erf., w elche schw ierigen Elem ente des überlieferten T extes sich etw a aus der unrichtigen Trennung einstm als direkt zusam m engeschrie­

bener W orte erklären können. Man kann aber betreffs der

„scriptio continua“ nicht einfach urtheilen (Perles, S. 35), dass sie im A lterthum geübt worden sei. Ebenso w en ig lä sst sich das einfache G egentheil behaupten. V ielm ehr hat e s, wenn auch nicht stren g voneinander abgegrenzte P erioden, w orin die eine oder die andere Schreibw eise bevorzugt worden ist, so doch sicher eine verschiedene P ra x is betreffs des w ort­

trennenden Punktes gegeben (siehe die B eleg e aus den In ­ schriften etc. in meiner E in leitu n g , S. 7 5 ). In diesem Zu­

sammenhang is t von dem Verf. speziell die F r a g e aufgew orfen w orden, ob nicht die einstm als angew endete „W ortbrechung über die Z eile“ zu falscher Trennung von W ortbestandtheilen geführt habe. Um auch von seinen hierher gehörigen U nter­

suchungen ein B eispiel ins A u ge zu fassen, so verm uthet er für “i? -,n Hi. 25, 5 als O riginal isa n und ü bersetzt: „er fährt den Mond an, dass er nicht leu ch tet“ (S. 38). Nun ist das überlieferte -,n freilich ein nicht ganz gew öhnlicher A us­

druck, aber dieses steigernde “i? entbehrt doch nicht ganz der A nalogien (Num. 8, 4 e tc .), und der MT von Hi. 25, 5 bedeutet a ls o : sieh da (ist) sogar der Mond (w ie der in V. 4 erw ähnte M ensch): er g lä n zt nicht, und die Sterne sind nicht rein in seinen (G ottes) Augen. D ie Verm uthung von P erles w ird nicht, w ie er meint, durch el aeXijv-fl ouvxaoaet be­

gü n stig t. D enn das sl setzt die E xisten z von "p voraus, w ährend -raan (9, 7 ), w as P erles als P arallele herangezogen hat, m it o Xe^tuv übersetzt worden ist. Gegen die Konjektur von P erles spricht auch der Umstand, dass in dem Zusammen­

hang von 25, 5 von der alles überragenden R einheit und G erechtigkeit Gottes, aber nicht von dessen Macht die Rede ist.

Im dritten A bschnitt behandelt P erles die F r a g e , ob aus der A ehnlichkeit der Buchstaben der althebräischen und der Quadratschrift sich auffallende L esarten ableiten lassen und plädirt gegenüber B lau dafür, dass der Gebrauch der Quadrat­

sch rift „spätestens im dritten vorchristlichen Jahrhundert“ be­

gonnen hat. A u f Grund von B uchstabenähnlichkeiten der Q uadratschrift spricht er (S. 58) nun z. B . wieder die M einung au s, dass 2 Kön. 5, 13 und H i. 34, 36 aus dx entstanden sei. Aber an jener S telle is t „(mein) V a ter“ (vgl. die gleiche Differenz des Numerus auch z. B. Jer. 3, 19) und H i. 34, 3 6 is t ein W ort für „ B itte “ oder „ich b itte “ gem eint. V gl. über die Geschichte der F ra g e und die Entscheidungsgründe mein Lehrgebäude, Band 2 (1 8 9 5 ), S. 3 3 9 f.

Innerhalb des vierten A bschnittes, w orin der Verf. „falschen V okalisationen“ des M. T. nachspürt, sch lä g t er z. B . vor, s ta tt wajeh t 2 Kön. 3, 2 7 rvlhl zu lesen , sodass es hiesse

„damit sich der Zorn der G ottheit vom K önige Moabs auf Israel w ende“ (S. 67). Aber er h at nicht nachgew iesen, dass ein kopulativ angeknüpfter „Ju ssiv“ auch hinter Imperfectum consecutivum einen finalen Satz ersetzt habe und ersetzen konnte. — Andere Versuche des V erf.s w erde ich in m einer

„ S y n ta x “ beleuchten. H ier sei nur noch auf den sechsten A bschnitt seiner A rbeit aufmerksam gem acht, in welchem er interessante gram m atische und lexikalische Bemerkungen zu­

sam m engestellt und z. B . dies geltend gem acht hat, dass nnsn

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n icht vom arab. manaha (don avit), sondern von Inns stamme und ursprünglich „Zuführung“ bedeute, w ie das arab. had ij- ja tu n oder auch hadjatun und hidjatun (von duxit):

hostia u na, quae ad Meccam deducitur (F r e ita g , L ex. arab.) und dann im allgem einen: munus. D ie B egründung dieser T hese des V erf.s w olle man bei ihm selbst nachsehen!

Ueberhaupt kann das Studium des im Obigen angezeigten Buches auf das B este empfohlen werden. Denn das Schluss- urtheil über die A rbeit des V erf.s kann nur folgendes sein.

D ass au f einem so spinösen A rb eitsfeld e, w ie es P erles in der vorliegenden P ublikation betreten hat, allen V orschlägen eines A utors von den anderen zugestim m t werde, ist nicht zu erw arten. A ber der Verf. hat sich in seiner A rbeit als einen gründlich unterrichteten Gelehrten erw iesen, der quellenm ässig arbeitet und bei seinen U rtheilen die Grade der Sicherheit und der W ahrscheinlichkeit zu unterscheiden w eiss. Deshalb b ietet sein Buch auf jeden F a ll v iel fruchtbare A nregung für die Forschung. E ine vortreffliche H ilfe für die Benutzung des besprochenen Buches is t das demselben beigegebene aus­

führliche Stellen register, w elches die M öglichkeit gew ährt, bei der Schriftlektüre immer auch die V orschläge des V erf.s in

E rw ägu n g zu ziehen. Ed. König.

K r ü g e r , Dr. G ustav (Prof. der T heol.), D a s D o g m a v o m n e u e n T e s ta m e n t. Giessen 1 8 9 6 , Curt v. Münchow (4 0 S. gr. 8).

D es Verf.s Forderung lautet auf v ö llig e B eseitig u n g einer besonderen theologischen „W issenschaft vom Neuen T esta ­ m en t“ ; denn die E xisten z einer solchen bilde ein Haupt- hinderniss sow ol für eine fruchtbare E rforschung des Ur- christenthum s, w ie auch für einen gesunden theologisch-w issen­

schaftlichen U nterrichtsbetrieb (S. 4). Beide neutestam entliche H auptdisziplinen, die E inleitung ins Neue T estam ent w ie die neutestam entliche T heologie, seien grundsätzlich in der W eise zu erw eitern , dass ihre Operationen über die W erdezeit des kanonisch-neutestam entlichen Schriftthum s h in au s, bis m inde­

sten s in die M itte des zw eiten Jahrhunderts hinein erstreckt werden. Ihre DarstellungsObjekte seien nicht, w ie seither, als

„erhaben über Zeit und R aum “ zu behandeln, sondern ganz und gar in den K reis der übrigen Untersuchungsprobleme einer urchristlichen L itera tu r- und R eligionsgeschichte ein­

zurücken, sodass also nam entlich die altherkömmlichen Schranken zw ischen „kanonisch“ und „apokryph“ fa lle n , ja auch der U nterschied zw ischen „apostolisch“ und „nachapostolisch“ mehr oder w eniger v e r g le ic h g iltig t werde. — D ass die Sache, der er zu streb t, kein ganz neuer Gedanke is t , deutet der Verf.

selb st a n , nam entlich durch das S. 2 4 ff. über S chw egler als ein stigen V ertreter von theilw eise ähnlichen Forderungen B e­

merkte. Darüber, dass auch liberal gerichtete N eutestam entler und D ogm enhistoriker seinem P ostu lat ernste Bedenken en t­

gegen setzen werden, is t er sich klar; v g l. in dieser H insicht nam entlich seine A useinandersetzungen m it H. Holtzmann (als Isa g o g ik er w ie als biblischen Theologen), desgleichen die m it Loofs und Harnack. Im konservativ-evangelischen L ager dürfte zu einem Eingehen auf diese K rüger’schen V orschläge um so w en iger G eneigtheit vorhanden sein, je offenkundiger die aus ihrer eventuellen V erw irklichung resultirenden Gefahren für das protestantisch-kirchliche Schriftprinzip sind und je g e ­ w isser jene „L iteratur- und R eligionsgeschichte der urchrist­

lichen Z eit“ (oder Urperiode der D ogm en gesch ich te), in die der Verf. die neutestam entlichen Hauptdisziplinen gern auf­

geh en lassen m öchte, eine starke V erkürzung und V er­

kümmerung unserer christlichen Offenbarungsurkunden und da­

m it der Offenbarungssubstanz selbst zur F o lg e haben w ürde.

D er Verf. käm pft eifrig an gegen das „D ogm a vom Neuen T esta m en t“, er möchte m it den üblen N achw irkungen, die dies g efü rch tete Schreckgespenst auf theologisch-encyklopädischem G ebiete angeblich hinterlassen h a t, je eher je lieber auf­

geräum t sehen. Aber w as er uns dafür an b ietet, is t doch auch w ieder ein D o g m a vom angeblichen W erdeprozess des U rchristenthum s. D ie A r t, w ie er zu mehreren Malen von solchen für ihn verdächtigen und inferioren B estandtheilen des n eutestam entlichen Schriftthum s w ie Johannes, Jakobus,

E pheserbrief redet (S. 2 1 ; v g l. S. 17), z e ig t deutlich, dass es sich ihm um E rsatz der älteren kirchlich-konservativen Ueber­

lieferung über den Bildungsprozess des Neuen T estam ents durch die (von ihm für unum stösslich gehaltene) modern - liberale U eberlieferung eben hierüber handelt.* D ogm a steh t hier also gegen D ogm a! W ir möchten sehr bezw eifeln, ob die E r­

hebung des modernen christlichen U rgeschichtsdogm a auf den Thron, w elchen das alte Dogm a vom Neuen T estam ent bisher in n egeh ab t, uns in der T h at einen „ g e s u n d e n theologisch­

w issenschaftlichen U nterrichtsbetrieb“ zu bringen verm öchte.

Zöckler.

C o r p u s s c r ip t o r u m e c e l e s i a s t ic o r u m la t in o r u m . Editum consilio et im pensis academ iae litterarum Caesareae Vindo- bonensis. V ol. X X X III. (Sectio I P ars I.) S. A ureli A u gu stin i confessionum libri X III. R ecensuit et commen- tario critico instruxit Pius K n ö l l . W ien 1 8 9 6 . Tem psky (X X X IV , 3 9 6 S. gr. 8). 10 .8 0 .

D ie überaus grosse V erbreitung der Konfessionen A u gastin ’s im M ittelalter bekundet nichts so überzeugend als die Menge der von dieser Selbstschau erhaltenen H andschriften, die sich in den B ibliotheken Italiens, Frankreichs, Deutschlands und E nglands finden. Leider gehört die Mehrzahl dieser Exem plare der Z eit des zw ölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts an und is t nach K nöll gänzlich unbrauchbar für die Zw ecke der Rekon­

struktion eines T e x te s, w elcher der U rschrift m öglichst nahe kommen soll und w ie ihn der je tz ig e Stand der W issenschaft verlan gt. D aher hat der jü n g ste Herausgeber, dem w ir bereits eine A usgabe von E ugippi E xcerpta ex A ugustini operibus ver­

danken, sein A ugenm erk auf alle bekannt gew ordenen älteren Codices vom 7. bis 10. Jahrhundert g eric h tet, sie verglichen und genauer k lassifizirt; von H andschriften des 11. Jah r­

hunderts sind nur zw ei einer besonderen P rüfung gew ü rd igt.

N ach der angestellten Untersuchung haben w ir in dem Cod.

Sessorianus (S), der noch in s siebente Jahrhundert hinaufreicht, das älteste und zugleich w erth vollste M anuskript, dem die Gesammtsumme aller übrigen nur selten die W a a g e hält. I s t der Sessorianus auch nicht frei von einigen Fehlern, besonders von Lücken und D itto g ra p h ien , zu denen dann noch etliche aus seiner V orlage stammende Schäden hinzukommen, so hat sich doch m it seiner H ilfe der T ex t m eist zu verlässig g esta lten lassen. W egen der genannten M ängel sind natürlich die H andschriften zw eiten und dritten R anges nicht zu entbehren gew esen. Zu ihnen gehören ausser einem dem Sessorianus nahestehenden Vindobonensis ( = W , 11. Jahrh.) verschiedene P ariser Codices des 9. Jahrhunderts, OCPH und noch F , der zw ar liederlich kopirt ist, aber doch aus einem guten, S v er­

w andten Manuskripte stam m t. Nur geringen N utzen für die T ex tk ritik gew ähren ein P ariser G (9. Jahrh.), ein Monacensis (M, 10. Jahrh.), ferner ein B am bergensis (B) aus derselben Zeit; und nicht einm al diesen die noch dem 10. Jahrhundert an ge- hörigen mss. V (aticanus) und Q (= C h elten h a m en sis, j. in B erlin, Meermann’sche Sammlung). A lle in Rede stehenden H and­

schriften gehen nach K nöll’s A nsicht auf einen in U ncialen geschriebenen A rchetypus des 5. oder 6. Jahrhunderts zurück, und ausser S haben alle mehr oder w eniger Interpolationen erfahren. B PQ und die V orlage der editio princeps Amer- bach’s (B asel 1 5 0 6 ) bilden eine Gruppe für sich und stammen aus einem Codex, der besonders stark interpolirt war.

A ugustin’s Konfessionen nehmen sich in der neuen G estal­

tu n g vortheilhaft aus. E s stim m t uns für den H erausgeber g ü n stig , dass er kein Konjekturenjäger ist, sondern nur in den F ä llen der N oth zur Selbsthilfe schreitet. D as is t umsomehr anzuerkennen, als es an textkritischen V orarbeiten zu den Confessiones bisher fehlte; erst j e t z t , wo ein zuver­

lä ssig er Apparat zur V erfügung ste h t, w erden derartige Studien m it E rfolg betrieben werden können. An die B ib el­

tex te hat K nöll keinen anderen M assstab a n g eleg t als an den

* D ie A r t , wie der Verf. überhaupt sich die Genesis der neutesta- mentlichen Schriften denkt, hat er früher schon in den Eingangs­

abschnitten seiner „Gesch. der altchr. Literatur bis Eusebius“ , und dann jüngst in der für einen weiteren Leserkreis bestimmten Broschüre: „D ie Entstehung des Neuen Testaments“ (Freiburg, Mohr, 26 S .; Pr. 60 P f ) zur Darstellung gebracht.

(5)

W ortlau t der augustinischen R ede; und das is t allein das rich tige, w ie w ir dem von Zycha im P entateuch (A ug.) geübten Verfahren gegenüber noch einm al betonen müssen. D ie A uf­

zeichnungen im kritischen Kommentar machen den Eindruck grösser Z uverlässigkeit. Genauer m üsste zu 69, 1 das Lemma n o b i s bezeichnet werden, da man je tz t erst ausprobiren muss, dass es das zw eite sein soll. Noch einiges zum T ex te selbst.

12, 18 setzen w ir sta tt excellerem unter B enutzung von S W das leichter herzustellende excellentior essem ein. — 17, 3 ist von K nöll nach terram dem Sinne nach rich tig p o t i u s conji- zirt, doch würde sich nach terram und für p(er)eos äusserlich leich ter amplius hersteilen lassen bei gleicher B edeutung. — 2 3 , 1 0 g ib t doch imbrem e t a u r e u m et gremium etc. (es is t von D anae die Rede) keinen Sinn; es m üsste entw eder imbrem aureum (w ie Z. 16 steht) heissen, oder imbrem et a u r u m (also ein eigentliches H endiadyoin w ie patera e t auro bei V irgil) etc. — 4 7 , 11 is t an a u g e r e negotium (agere n.

K nöll m it den geringeren H dss.), w ie S W haben, nichts zu ändern. — 5 7 , 1 0 k orrigirt K nöll creaturae, c u i ad . . . ser- viendum est. Gar nicht übel, aber nicht nöthig, da suae (w ie die m eisten Codd. sta tt cui haben, und w ie sich auch aus dem sive von SW herausnehmen lässt) gen ü gt. Man interpungire hinter suae noch m it einem Kolon. — 67, 17 respondit ille . . . so r - te m (sortes SW , vim sortis die anderen codd.) hoc facere in rerum natura usquequaque diffusam. So K nöll. B esser und leichter w ird man m it s o r t e se hoc f. in r. n. u. diffusa dem Zusammenhange genügen. — 7 9 , 2 2 descendite u t ascendatis e t a s c e n d a t i s ad deum]. D ie W orte et ascendatis fehlen in den besseren Handschriften und sind durchaus entbehrlich. — 8 0 ,2 1 famam, quae illi c l a r a e r a t ] schreibt K nöll im T exte, h a t aber das bessere im Kommentar gelassen: q u a i l l e c l a - r u e r a t (claruerat steht obendrein schon in S W ). — 1 2 7 , 10 si corpus meum in locum illum tr a h itis, numquid e t animum et oculos meos in illa spectacula potestis in tendere?] So K nöll m it S W . Doch h a t die andere K lasse der Hdss. hinter tra ­ hitis noch e t i b i c o n s t i t u i t i s , und es lie g t kein Grund vor, diesen angem essenen Zusatz für eine Interpolation zu halten.

— 1 3 2 , 17 relinquere omnes vanarum cupiditatum spes inanes e t i n s a n i a s mendaces.] Kn. S ta tt insanias bieten S W in - s a n a s , und daran is t auch nichts auszusetzen, wenn man inanes und insanas als A ttribute zu spes nimmt und mendaces als P r ä d i k a t i v auffasst. — 1 4 8 , 2 3 consultatorem (consula- torem S, consolatorem W , consultorem die anderen codd.) ma- them aticorum ]. D a 1 4 9 , 1 u t dixi, c o n s u l t o r e m schon in der nächsten Zeile folgt, so lä sst sich die schw ankende L esart danach berichtigen; dem Sinne nach kommt beides wol auf dasselbe hinaus. — 14 9 , 5 halten w ir an e x ( s ) c u l p t u s elo- quio (CS) fest gegen das traditionelle excu ltu s, das auch K nöll aufgenommen hat. — 3 0 3 , 15 v i d e m u s spatio brevis syllabae m etiri spatium longae syllab ae atque id duplum di- cere]. W eg en id duplum dicere müssen w ir s ta tt videmus m it W und den H dss. der zw eiten K lasse videmur lesen.

— 3 1 9 , 11 mutatum aeternitate]. Kn. m it S. D ie zw eite K lasse h at m. t u a aeternitate, auch W ; und da tua zw ischen muta^w und aetern. sehr leich t ausfallen konnte), so nehmen w ir lieber ein Versehen in S an und stellen mutatum t u a aeternitate w ieder her. Soviel zum T exte.

D er Druck des Buches, dessen A usstattung nichts zu w ün­

schen übrig lässt, is t so rg fä ltig überwacht. W ir hoffen dem Nam en des H erausgebers noch öfter bei der F ortsetzung der

Sammlung zu begegnen. X.

K r ö g e r sen., Dr. med. Sigismund, D ie G r u n d b e g r iffe ch rist­

lich er W eltanschauung. E ine philosophische Studie.

L eip zig 1 8 9 6 , A. D eichert’s Nachf. [Georg Böhme]

(1 2 0 S. 8). 1. 75.

E in interessantes und inhaltsreiches B üchlein! D asselbe is t bereits im Jahre 1 8 7 9 unter dem T itel „Menschliches Denken und die Grundprinzipien christlicher W eltan sch au u n g“

erstm als erschienen und is t je tz t nur durch einige P artien verm ehrt. D ie Tendenz is t apologetisch: D ie Betrachtungen

„w ollen für diejenigen, w elche das Vernunftgem ässe in der christlichen R eligion noch nicht erkannt haben und desw egen abw eisend ihr gegenüberstehen, eine V erm ittelung des V er­

ständnisses versuchen“ . D er Verf. erw eist sich als ein Mann, der selbst ein tiefes Verständniss für die christliche W e lt­

anschauung b esitzt und deshalb w ohl im Stande ist, anderen den W e g zum Glauben zu zeigen. A llerdings erfordert seine Sprache einige Uebung in der philosophischen A usdrucksw eise:

er h at nicht blos v ie l gelesen, sondern auch das Gelesene in selbständigem Nachdenken verarbeitet. So kommt manches Interessante zu T a g e in den A usführungen, die sich um die Schlagw orte unser Denken, M aterie, G eist, Gott, Leben grup- piren. Zur C harakteristik derselben setze ich folgende Ge­

danken über Gott hierher: ,,A lles D aseiende is t K raft, überall M aterial und G estaltungskräfte . . . . D ie G estaltungskraft für das Ganze nennen w ir Gott. Durch sie is t die W elt ein Organismus . . U nser Denken und a lles, w as sich durch unser Denken uns erschliesst, w eist uns auf ein schöpferisches Denken hin. D er das A u ge geschaffen hat, sollte der nicht sehen . . . . W enn man eine solche V orstellung von Gott Anthropomorphismus nennt, so is t das im Grunde rich tig . Man bedenke aber, dass all unser Denken ein solcher Anthro­

pomorphismus is t “. Ueber die E rlösung sa g t K röger: „E r­

lösung nennen w ir das thatsächliche E ingreifen Gottes als w iederherstellende und heilende G estaltungskraft für das indi­

viduelle und generelle Leben des M enschen, insow eit es von seiner Bestim m ung abgew ichen ist . . . In Christo sehen w ir das E w ig -M en sch lich e, w ie es ohne irgend eine innerliche Störung als g öttlich e G estaltungskraft individuell menschlicher L ebensbestim m theiten sich darstellt. D iese persönliche Ge­

staltungskraft konnte nicht hervorgehen aus dem Quell irdischer M enschlichkeit, denn dieser w ar durch und durch getrübt und verderbt“. Besonders reichh altig is t der A bschnitt über Leben, in welchem N aturleben, menschliches und gottm enschliches Leben unterschieden werden. D as letztgen an n te ist das aus Christus stam m ende, bei dessen Schilderung der Verf. Ge­

legenheit findet, sich über Sünde und Erbsünde, Busse und Glauben, Taufe oder W iedergeburt, Gnade und Sündenver­

gebung in echt christlichem Sinn auszusprechen. Möge seine Schrift als das Zeugniss eines feingebildeten und selbständig­

denkenden Mannes für Christus eine w eite V erbreitung finden!

Fr. Walther.

von der Heydt, J. D. (P fa r r e r ), Der Religionsunterricht in Schule und Kirche. Ein Beitrag zur Reform desselben. Gotha 1896, P. Thiene­

mann (83 S. 8). 1. 40.

Die Schrift spricht zuerst von dem „Z iele des evangelischen R eli­

gionsunterrichtes“ S. 1— 7, sodann von der „gegenwärtigen M ethode“

S. 7— 18, weiter von den „neueren Verhandlungen“ S. 18— 52, um dann die P rä ge zu erwägen „Katechismus oder Bibel“ ? S. 52— 70 und einige Bemerkungen über „d ie Katechese“ S. 70— 78 hinzuzufügen. A m Schlüsse folgen „Leitsätze zur Aufstellung eines Lehrplanes für den Religions­

unterricht der Volksschulen“ S. 79— 83. Der Verf. ist wohlvertraut m it der Katechetik älteren Datums, wie sie uns in den Arbeiten von Nitzsch, v. Zezschwitz und Palm er begegnet, an die sich auch die Katechetik Buchrucker’s reiht. E r hat sich aber auch m it der neueren kateche- tischen Literatur bekannt gemacht, wie aus seiner Besprechung der Schriften von L. Schultze und Kolbe einerseits und der Aufsätze und Arbeiten von Dörpfeld, Thrändorf, v. Rhoden, Arm stroff, Bang anderer­

seits hervorgeht. Wohlthuend ist das warme Interesse, welches er für eine möglichst fruchtbare Gestaltung des Religionsunterrichtes der Jugend in Schule und Kirche dokumentirt, wohlthuend auch die gerechte A r t, wie er über Reformbestrebungen für diesen Unterricht urtheilt, welche in diesen Schriften hervortreten. Die eigenen Vorschläge, welche er „zu r Reform desselben“ macht, schliessen sich an jene Bestrebungen an, überbieten dieselben jedoch in mancher Beziehung noch. Diese Vorschläge kommen in der Hauptsache darauf hinaus, dasB der K ate­

chismus aus der Schule in den Konfirmandenunterricht verwiesen, die Bibel, oder richtiger die Schulbibel zum einheitlichen Religionsbuch in ihr gemacht w ird, und dass die Katechese nicht mehr „über den Leisten sokratischer D ialektik“ geschlagen, sondern zum „zwanglosen Lehrgespräch“ („M eh r Hom ilie und weniger Katechese! “ S. 76) gemacht werden müssen. Der Verf. macht diese Vorschläge, wie ausdrücklich erwähnt werden soll, nicht in der Absicht, den konfessionellen Charakter des Religionsunterrichtes in der Schule zu erweichen, er tr itt vielmehr m it Bestimmtheit für diesen ein, indem er sich S. 47 auf die „A u torität der K irche“ beruft, welche „uns das apostolische Glaubensbekenntnis»

und die Confessio Augustana gegeben h at“ . Ich habe die Schrift m it Interesse gelesen und manches in ihr hat mich sympathisch berührt, weil es m it solchen Gedanken verwandt ist, die ich seit Jahr und T a g

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